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Sam Lanceata
Das PilzZuchtBuch
Werner Pieper & The Grüne Kraft
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Impressum
Verlegt durch
Werner Pieper & The Grüne Kraft
Alte Schmiede, 69488 Löhrbach
Fax: 0 62 01 / 2 25 85 www.
gruenekraft.com eMail: Versand@
gruenekraft.com
ISBN 3-930442-38-8
Dieses Buch hat zwei Vorworte und besteht aus zwei ren Dingen auch gibt es bei der Pilzzucht nicht nur
Teilen. Während ich noch mit der Arbeit an diesem einen möglichen Weg - mehr als eine Methode kann
Buch beschäftigt war, wurde meinem Verleger ein wei-
zum Erfolg führen. Ein Verfahren, das bei dem einen
teres Pilzzuchtbuch angeboten. Dessen Autor hatte wunderbar funktioniert, kann für jemanden anderes in
zufällig genau in den Bereichen viel Erfahrung, mitseiner speziellen häuslichen Situation problematisch
denen ich mich bisher wenig beschäftigt hatte. Kurzsein. Dadurch, daß dieses Buch aus zwei Büchern besteht,
gesagt: wir ergänzten uns vorzüglich. Und deshalb werden Ihnen mehr erprobte Verfahren angeboten, und
beschlossen wir, beide Bücher zu einem zu vereinigen.
es wird Ihnen viel mehr an Erfahrungen vermittelt,
als dies jeder der Autoren alleine hätte tun können. So
Dadurch kommt es an einigen Stellen zu Überschnei- wird hoffentlich jeder Leser die Methoden finden, die
dungen. Ja, es mag sogar den einen oder anderen seinen Verhältnissen und Neigungen am besten
scheinbaren Widerspruch geben. Wie bei vielen ande entsprechen.
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Inhaltsverzeichnis
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Pilzanbau auf Getreide in Schalen ........................................57 Teil 11 von Sam Lanceata
Die Fruchtung wird eingeleitet .........................................61
Die Pilze wachsen heran .................................................. 63 1. Zweites Vorwort ................................................ 89
Ernte der Pilze ................................................................... 64
Ruhen des Substrats ........................................................... 64 2. Generelle Arbeitsweise bei der
Pilzanbau auf Kompostsubstraten .....................................64 sterilen Pilzzucht ............................................. 91
Kompostanbau in Plastiktüten .........................................64
3. Anzucht von Myzelien und Pilzen aus
Kompostanbau in Schalen ................................................. 66
Pilzanbau auf holzhaltigen Substraten ................................ 66 Sporen ohne Stammkulturen vom Agar . . . 94
1. Anbau auf Ästen und Stämmen ................................... 66
4. Die Myzelkultur auf Reis ................................. 96
Das richtige Holz ......................................................... 66
Die Beimpfung ............................................................. 67 5. Generelle Kulturmethoden von
Aufbewahrung und Durchwachsen Pilzarten, die Holzreste bewohnen .................. 99
der beimpften Stämme................................................. 67 Kultur im Mulchsack............................................................. 99
2. Anbau holzbewohnender Pilze auf Sägespänen ... 68 Vorkultur der Holzbewohner auf Heimtierstreu ................. 100
Schädlinge: Trauermücken und Milben .............................69 1. Direkte Fruktifikation ..................................................... 102
2. Startkultur für Fruktifikation auf Mulch im Freien . .
12. Konservierung und Lagerung von Pilzen .. 71 102
13. Pilze und Justiz ................................................ 72 6. Generelle Zuchtmethode für Dung und Kompost
Psychoaktive Pilze................................................................ 72
bewohnende Pilzarten ................................... 107
Heilpilze ...............................................................................72 7. Charakteristik einzelner Pilzarten (II) . . . . 109
7.1 Psilocybe cyanescens .................................................... 109
14. Pilze als Heilmittel ........................................... 73 7.2 Psilocybe azurescens .................................................... 110
7.3 Psilocybe bohemica ........................................................ 111
7.4 Psilocybe stuntzii ............................................................111
15. Charakteristik einzelner Pilzarten (1) . . . . 76,
7.5 Psilocybe baeocystis ....................................................... 112
15.1 Coprinus comatus - Schopftintling, Spargelpilz . . . 76 15. 7.6 Psilocybe mexicana ........................................................ 112
2 Flammulina velutipes - Samtfußrübling.......................... 76 7.7 Psilocybe tampanensis .................................................. 113
15.3 Ganoderma lucidum - Lackporling, Reishi, Ling-Zhi 77 7.8 Psilocybe natalensis ...................................................... 113
15.4 Lentinula (Lentinus) edodes - Shiitake ...................... 78 7.9 Psilocybe caerulescens .................................................. 114
15.5 Pholiota nameko - Nameko, Reisstrohschüppling. . 80 7.10 Psilocybe aztecorum ................................................... 115
15.6 Pleurotus ostreatus - Austernpilz............................... 80 7.11 Psilocybe weilii ............................................................ 115
15.7 Psilocybe cubensis ....................................................... 81 7.12 Psilocybe semilanceata................................................ 115
15.8 Panaeolus cyanescens (Copelandia cyanescens)... 83 7.13 Panaeolus subbalteatus ................................................. 116
7.14 Gymnopilus purpuratus ............................................... 117
Selbstbau einer Impfkiste .................................... 84 8. Kontaminationen studieren ........................... 119
Ein paar nützliche Adressen Literatur ............................................................... 121
rund um die Pilzzucht ......................................... 85 Fehlerliste und Lösungen ..................................... 122
Stichwortverzeichnis ............................................ 127
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1. Erstes Vorwort
Vor Jahren kaufte ich mir das Buch: „Psilocybin - markt gibt? Da stieß ich auf die Medizinalpilze. Medi-
Magic Mushrooms Growers Guide". Voll Interesse ver- zin schmeckt oft bitter - das lernte ich schon als Kind.
schlang ich diese Anleitung geradezu und entschloß Hier dagegen sollten angeblich hochwirksame Medi-
mich sofort, es doch auch einmal mit der Pilzzucht zu kamente sogar in Form von schmackhaften Speisepil-
versuchen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, zen daherkommen. Und wieder war ich fasziniert und
daß mich dieses Thema in den nächsten Jahren nicht setzte meine Experimente fort.
mehr loslassen würde. Inzwischen weiß ich, nicht zuletzt durch meine
Damals begannen meine Schwierigkeiten aber Pilzzucht-Workshops, daß nicht nur ich dieser Faszi-
schon mit der Beschaffung des Materials. Sporen oder nation erlegen bin. Auch andere sind den gleichen Weg
gar Mycel auf Agar waren zu dieser Zeit so gut wie nicht gegangen: von der Zucht der psychoaktiven Pilze hin zu
erhältlich. Und als es mir nach langem Suchen endlich den eher exotischen Speise- und Medizinalpilzen. Die
gelang, sogar lebendes Mycel des damals noch einfache Erklärung dafür: Es gab keine Literatur für
legendären Pilzes „Psilocybe astoriensis" aufzutrei- die als Liebhaberei betriebene Pilzzucht - mit einer
ben, wähnte ich mich im siebten mykologischen Him- Ausnahme: der Heimanbau der psychoaktiven Pilze.
mel. Aber erst einmal mußte ich bittere Medizin Sicher existieren einige sogenannte Pilzanbaubücher.
schlucken: In den nächsten zwei Jahren sah ich vor Schaut man sie einmal genau an, dann gleichen sie sich
allem Schimmel und Bakterien in den buntesten Far- alle in einem wesentlichen Punkt. In ihnen steht
ben meine Kulturen zerstören. Doch langsam ent- geschrieben: „Leute, die eigentliche Pilzzucht ist für
wickelten sich meine Kenntnisse und Fähigkeiten wei- Euch viel zu kompliziert. Geht also hin, kauft fertige
ter. Eine Vielzahl kleiner Tricks und Kniffe, die ich nach Pilzbrut und beimpft damit Baumstämme und Kom-
und nach herausfand, machten mir das Leben immer post, oder kauft Fertig-Sets und stellt sie Euch in den
leichter und ließen mich bei der Pilzzucht immer erfol- Keller." Mit Pilzzucht hat das natürlich so gut wie
greicher werden. nichts zu tun.
Nachdem ich mit dem Anbau der Psilocybe-Arten Wer es jetzt zu genau nimmt, der könnte sagen:
halbwegs zurechtkam, erwachte in mir das Interesse an auch das vorliegende Buch beschäftigt sich nicht mit
der Zucht anderer Pilze. Champignons und Aus- der Zucht, d.h. mit der geschlechtlichen Vermehrung
ternpilze waren mir zu banal - warum soll man müh- und der Auslese der Pilze mit dem Ziel, immer lei-
sam etwas anbauen, was es billigst in jedem Super stungsfähigere Rassen zu erhalten. Dem halte ich
ent-
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gegen: alle dafür notwendigen Techniken, speziell die lebende Wesen bereiten mir auch heute immer wieder
Vermehrung aus Sporen, werden hier behandelt. neue Überraschungen. Daher bin ich sicher, daß viele
Damit sind die wichtigsten Grundlagen gegeben, von denen, die dieses Buch als Leitfaden verwenden,
damit Interessierte immer wieder neue Rassen heran- neue Techniken entdecken und andere Erfahrungen
züchten und weiterentwickeln können. machen werden. Ich würde das vorliegende Buch gerne
Zugegeben: es ist nicht ganz einfach, sich seine weiterentwickeln. Senden Sie mir bitte Ihre Erfahrun-
eigenen Pilze zu züchten, wenn man nur Sporen, ein gen, Ihre Anregungen, Ihre Kritik. (Hysterische Kom-
wenig Mycel, oder einen Pilz als Ausgangsmaterial zur mentare über die Tatsache, daß in diesem Buch auch
Verfügung hat. Aber ungleich interessanter als der psychoaktive Pilze behandelt werden, landen aller-
Kauf von Fertigpackungen ist die richtige Pilzzucht auf dings kommentarlos im Papierkorb). Brauchbare
jeden Fall. Langfristig billiger ist sie auf diese Weise Beiträge (die über ein paar Sätze hinausgehen) werden
sowieso. Und nicht zuletzt: von den meisten mit einem Freiexemplar der nächsten Auflage belohnt.
prinzipiell zuchtbaren Pilzarten kann man Wegen der zahlreichen Zuschriften, die mich inzwi-
überhaupt keine Fertigsets kaufen. schen erreichen, kann ich leider nicht mehr auf alle
Hat man endlich seine ersten selbst angebauten Fragen persönlich antworten. Ich bitte dafür um Ver-
Pilze vor Augen, die grundlegenden Techniken gemei- ständnis. Wenn die Fragen von allgemeiner Bedeutung
stert, dann kann das Abenteuer erst richtig losgehen: sind, werden sie in einer eventuellen Neuauflage sicher
zahllose Pilzarten warten noch auf ihre Kultivierung. berücksichtigt. Meine Adresse:
Einige der gefragtesten Pilzarten gelten (noch) als
unzüchtbar: so z.B. der Steinpilz und der Pfifferling. Bert Marco Schuldes
Die Zucht von Morcheln beherrscht auf der ganzen Welt Hauptstraße 70 D-
nur ein einziger Züchter. Wer diese Geheimnisse der 99759 Rehungen
Natur knackt, der hat finanziell ausgesorgt.
Während bei High-Tech-Themen eine intensive Aus- Ich bedanke mich bei all denen, die einen meiner Pilz-
bildung und meist sehr viel Geld erforderlich ist, hat zucht-Workshops besucht haben. Es hat mir Spaß
auf diesem Gebiet noch jeder Tüftler seine Chance. gemacht, und nicht zuletzt habe auch ich eine Menge
Aber bevor man sich an solche fortgeschrittenen Expe- von Euch allen gelernt.
rimente wagt, muß man natürlich die Grundlagen Besonders bedanke ich mich bei meinem Co-Autor
beherrschen. Und die vermittelt dieses Buch. Sam Lanceata und bei meinem Verleger Werner Pieper
Trotz mehrjähriger Beschäftigung mit der hob- für Vieles, nicht zuletzt auch für Ihre Geduld.
bymäßigen Pilzzucht (im Gegensatz zum Erwerbsanbau
mit den dort notwendigen erheblichen Investitionen) Rehungen im Januar 1999
habe ich noch lange nicht ausgelernt. Pilze als Bert Marco Schuldes.
2. Wissenswertes über Pilze
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Wer, so wie ich, schon seit über dreißig Jahren Pilze der sich so perfekt an unsere Lebensbedingungen
sucht, hat sicher auch schon den örtlich zum Teil angepaßt hat, daß er nur noch in unseren Häusern und
erschreckenden Rückgang mancher Pilzarten nicht mehr in freier Natur angetroffen werden kann.
bemerkt. Viele Arten, die ich früher gerne gesammelt Wegen der bedeutenden Zerstörungen, die er anrich-
habe, lasse ich heute wegen ihrer Seltenheit stehen, ten kann, ist er sogar meldepflichtig. Pilzerkrankungen
gelegentlich verstecke ich sogar seltene Speisepilze. der Haut, der Atem- und Verdauungswege sind nicht
Denkt man nun daran, daß die Mykorrhiza eine Sym- selten nur schwer zu behandeln und können manch-
biose zum gegenseitigen Vorteil ist, hat das Baumster- mal tödlich enden. Berühmt wurde der „Fluch des
ben hier vielleicht eine weitere, bisher noch viel zu Pharao": mancher, der die Totenruhe der ägyptischen
wenig beachtete Mitursache. Womöglich könnte eine Pharaonen störte, starb auf ungeklärte Weise. Heute
Wiederansiedlung entsprechender Pilze einiges bewir- vermutet man, daß es sich dabei um eine Infektion mit
ken. Immerhin haben Untersuchungen nachgewiesen, Schimmelpilzen handelt, die eine Lungenentzündung
daß Bäume in Symbiose mit ihren Pilzpartnern auslösen. Berüchtigt war auch das Antoniusfeuer des
schneller und kräftiger wachsen als ohne. späten Mittelalters: mutterkornvergiftetes Mehl rief
eine seuchenartig auftretende Erkrankung hervor, durch
2. Saprophytisch wachsende Pilze. Hier finden sich welche die Durchblutung der Gliedmaßen so stark
die meisten züchtbaren Pilzarten. Sie ernähren sich behindert wurde, daß diese, begleitet von brennenden
von totem organischen Material, wie es sich z.B. in Schmerzen, brandig wurden. Die echten „Giftpilze",
Kompost oder auch in abgestorbenem Holz findet. allen voran die berüchtigten Knollenblätterpilze, sind
Wachsen die Pilze mit Vorliebe auf Dung, dann spricht dagegen von geringerer Bedeutung, insbesondere auch
man auch von koprophilen Pilzen. deshalb, weil sich jeder durch ein wenig Kenntnis und
Vorsicht zuverlässig vor einer solchen Vergiftung
3. Parasiten. Sie wachsen auf lebenden Pflanzen, man- schützen kann.
che auch auf Tieren, und zerstören nach und nach Der gleiche Pilz, der im Mittelalter das Antonius-
ihren Wirt. Einige Pilze können sowohl saprophytisch feuer verursachte, das Mutterkorn im Brotgetreide,
als auch parasitär vorkommen. wurde zur Basis vieler wichtiger Medikamente, die zur
Behandlung von Migräne, Gefäßerkrankungen und in
der Geburtshilfe eingesetzt werden. Nicht zuletzt
Pilze: Nutzen und Schaden basiert auch die halluzinogene Droge LSD auf Stoffen, die
aus Sicht der Menschen aus diesem Pilz gewonnen werden. Andere psy-
choaktive Substanzen, wie das Psilocybin, das Psilocin
und das Baeocystin in den meisten Psilocybe- aber
auch vielen anderen Pilzarten und die Ibotensäure der
Pilze sind mit Sicherheit die Lebewesen, die in ihrer
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sich ihrer, um Visionen zur Heilung und zum Wahrsa- spricht. Lange Zeit glaubte man, Pilze wären relativ
gen zu erlangen. In einer deutschen Universität - in arm an Nährstoffen, enthalten sie doch 90 Prozent
Göttingen unter Prof. Dr. Hanscarl Leuner - wurde Wasser. Nun, das tut Milch auch. Ebenso wie diese ent-
Psilocybin über Jahre hinweg erfolgreich in zahlreichen halten Pilze im Schnitt etwa 3,5 Prozent Eiweiß. Aller-
bis dahin therapieresistenten Fällen als Hilfsmittel der dings bestehen die Zellwände der Pilze aus Chitin - dem
Psychotherapie eingesetzt, wobei es zu keinem einzigen gleichen Stoff, aus dem auch der Panzer der Insekten
ernsthaften Zwischenfall kam. gebaut ist - und nicht etwa aus Zellulose, wie bei den
Ohne Pilze gäbe es schließlich weder Brot noch Pflanzen. Chitin kann im Magen so gut wie nicht
Kuchen, kein Bier, keinen Wein, kein Penizillin. Auch zerlegt werden. Dies verringert die Verfügbarkeit des
Hefen und Schimmel sind schließlich Pilze. Die enthaltenen Eiweißes. Gründliches Kauen hilft
zahlreichen Edelschimmelsorten, die in Käsereien zumindest zum Teil gegen diesen Effekt. Weitere Nähr-
Verwendung finden, zaubern eine weite Skala von stoffe sind 3-6 % Kohlenhydrate, bis zu 3 % Fette, ein
Geschmacksnuancen in alle möglichen Käsesorten. ( vergleichsweise hoher Gehalt an den Vitaminen B 1, B2
Daß man Milch erst schlecht und hart werden, und D sowie ein hoher Mineralstoff- und ein sehr
schließlich gar absichtlich verschimmeln läßt, erfüllt hoher Gehalt an Spurenelementen. Aber das wichtig-
nicht nur meine Frau Gie, sondern auch fast alle ande- ste: Pilze schmecken! Und das nicht etwa uniform „
ren Asiaten mit Grausen. Die Geschmäcker sind halt pilzig , sondern zahlreiche Pilze haben einen sehr
verschieden). eigenen Geschmack, der sich deutlich von dem ande-
Eine weitere, sehr wichtige Rolle spielen die Pilze im rer Pilze unterscheidet. Eines der teuersten, wenn nicht
Kreislauf der Natur. Sie helfen dabei, schwer abbaubare das teuerste Lebensmittel der Welt stammt aus dem
organische Substanzen zu zersetzen und damit als Reich der Pilze: die Trüffel. Spitzensorten erzielen
Nährstoff wieder verfügbar zu machen. Speziell Preise von bis zu 5.000.- DM pro Kilo! Auch unsere ein-
Holzabfälle aller Art können sie in Zusammenarbeit mit heimischen Morcheln werden getrocknet mit Preisen
Bakterien in hochwertigsten Humus umwandeln. um die 800.- bis 1.600.- DM je Kilo gehandelt! Nicht
Allerdings zeigen auch solche Systeme schon Schäden: nur der Geschmack von Pilzen ist äußerst vielseitig,
der vorher bereits erwähnte Hallimasch ist nicht nur ein auch ihr Geruch ist es: sei es Kot, Knoblauch, Kokos-
äußerst nützlicher Zersetzer von totem Holz, sondern nuß, Hering, Maggi, Anis, Stachelbeeren, Mehl oder
er kann auch lebende Bäume befallen. Als Holz- sogar Jodoform - all diese und noch weitere Gerüche
schädling wird er von Förstern gefürchtet, wie kaum sondern verschiedene Pilzarten ab.
ein anderer Pilz. Sein zunehmend häufigeres massen- Pilze können auch Heilmittel sein - nicht erst, seit-
haftes Auftreten läßt vermuten, daß ihm die steigende dem das Penizillin und seine antibiotische Wirkung vor
Zahl vorgeschädigter Bäume in unseren Wäldern etwa 50 Jahren in einigen Schimmelpilzen entdeckt
leichter zum Opfer fallen als vorher die völlig gesunden. wurde. Chinesen und Japaner haben die medizini-
Pilze als Nahrungsmittel: der bekannteste Nutzwert, schen Wirkungen mancher Pilze schon vor mehr als
der jedermann einfällt, wenn man von Pilzen 2000 Jahren entdeckt und beschrieben. Ja, ein Pilz ran-
giert in einem klassischen chinesischen Text in der
Wertschätzung an allererster Stelle - noch vor Ginseng! medizinischen Wirkungen mancher Heilpilze zu erfor-
Aber auch im antiken Griechenland und im europäi- schen. Wenn man einmal ein Pilzbuch durchblättert
schen Mittelalter waren medizinische Pilzwirkungen und die zahlreichen Arten sieht, die einfach als unge-
wohlbekannt, wie alte Bücher beweisen. Unsere mit- nießbar klassifiziert werden, was nicht selten heißt: „
telalterlichen Vorfahren waren uns auf diesem Gebiet nichts Genaues weiß man nicht" - dann frage ich
weit voraus. Erst seit wenigen Jahren beginnt man mich schon, ob sich hier die pharmazeutische Indu-
langsam - angesichts des teilweise dramatischen strie nicht fahrlässig lange Jahre äußerst interessante
Artenrückgangs mit Sicherheit viel zu langsam - die potentielle Medikamente entgehen ließ.
3. Kleine Geschichte der Pilzzucht
Nicht wir Menschen haben die Pilzzucht erfunden, der Shiitake-Pilz gezüchtet. In Europa begann die Spei-
sondern lange vor uns die Ameisen und Termiten. In sepilzkultivierung um 1700 herum in Frankreich mit
beiden Tiergruppen gibt es Arten, die unterirdisch den bekannten Champignons. Die Zucht von Riesen-
Pilze züchten. Am bekanntesten sind vielleicht die tro- träuschlingen wurde in der ehemaligen DDR ent-
pischen Blattschneiderameisen, die innerhalb weniger wickelt. Seit etwa 30 Jahren werden darüber hinaus
Tage einen Baum vollständig seiner Blätter berauben hierzulande auch vereinzelt Austern- und Shiitake-
können. Die abgeschnittenen Blattstücke tragen sie in Pilze angebaut. Der klassische Anbau von Shiitake-Pil-
ihren unterirdischen Bau. Auf diesen Blättern züchten zen geschah auf Holzstämmen oder dicken Ästen. Die-
sie einen Pilz, und nur von diesem ernähren sie sich. ser war nicht übermäßig wirtschaftlich. Seit einigen
Tatsächlich züchten einige Termitenarten sogar Pilze, Jahren werden vermehrt Substrat-Blöcke aus Sägespä-
deren Fruchtkörper auch von Menschen gegessen wer- nen mit Nährstoffzusatz verwendet, der Anbau auf
den. diese Weise scheint rentabler zu sein. Mittelfristig ist
wohl damit zu rechnen, daß solche fertigen Blöcke
In Asien ist die Pilzzucht mehr als 2000 Jahre alt; zunehmend häufiger angeboten werden, wohl auch
besonders in China und Japan wurde damals schon solche anderer, bisher wenig bekannter Pilzarten.
4. Der Lebenszyklus der Pilze
Lassen Sie mich mit dem lebenden Pilz beginnen. Die ein primäres Fadengeflecht (Mycel) aus. Dieses
bekannteren Pilze bestehen aus dem Stiel und einem primäre Mycel enthält einen Zellkern je Zelle, man
Pilzhut. Auf der Unterseite des Hutes kann man, je spricht daher vom monokaryoten Mycel. Monokaryotes
nach Pilzart, eine von zwei verschiedenen möglichen Mycel vieler Pilzarten ist nicht fruchtungsfähig. Treffen
Strukturen finden: entweder ein schwammartiges sich zwei Primärmycelien der gleichen Pilzart, dann
Gebilde, welches aus einer großen Zahl kleiner, senk- kommt es zur Verschmelzung der Zellen: diese haben
recht nebeneinander verlaufender Röhren besteht ( nun zwei Zellkerne, die aber noch nicht miteinander
Steinpilz, Birkenpilz, u.a.). Oder die Lamellen, blättrige verschmelzen. Dikaryotes (zweikerniges) Mycel ist auf
Gebilde, die radial vom Stiel zur Außenseite des Hutes diese Weise entstanden.
verlaufen (Champignon, Fliegenpilz, Parasolpilz, Dieses Mycel wächst in der Folge heran, bis es eine
Stropharia cubensis u.a.). Darüber hinaus existieren gewisse Mindestmasse ausgebildet hat oder bis der
noch andere Strukturen, die aber bei weit weniger Nährboden, auf dem es wächst, vollständig besiedelt
Arten auftreten und hier nicht weiter von Bedeutung ist. Sobald die Umweltbedingungen günstig sind, das
sind. heißt vor allem die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die
Diese Strukturen - entweder die Röhren oder die Lichtverhältnisse und der C02-Gehalt der Luft den
Lamellen - sind die Träger der Sporen. Bei den Sporen Bedürfnissen der jeweiligen Pilzart entsprechen, dann
handelt es sich um so etwas ähnliches wie bildet das Mycel wieder Pilze (= Fruchtkörper) aus.
Geschlechtszellen. Sie weisen einen Durchmesser von Diese beginnen als stecknadelkopfkleine Zusam-
etwa 5-20 Mikrometer (my) auf und besitzen eine für menballungen von Mycel sichtbar zu werden -
jede Pilzart charakteristische Form und Farbe. Sind kleine weiße Punkte von ca. 0,5-1 mm Durchmesser.
die Pilze erst einmal reif, dann rieseln Stunden bis Tage Diese Mycelknoten wachsen sich innerhalb einiger Tage
lang aus den Lamellen oder Röhren die Sporen herab ( zu Primordien (= Jungpilzen) aus, Gebilden von etwa
bei manchen Arten viele Millionen bis Milliarden pro 2 mm Länge, bei denen der spätere Stiel und Hut schon
Stunde) und werden mit dem Wind verteilt. klar erkennbar sind. Innerhalb von meist einigen
Fallen sie auf einen geeigneten Nährboden und Tagen wachsen sich diese Primordien zu ausgewach-
stimmt dessen Feuchtigkeitsgehalt und die Temperatur senen Pilzen aus.
mit den Bedürfnissen der Pilzart überein, dann In diesen Fruchtkörpern findet nun die Verschmel-
keimen diese Pilzsporen und bilden durch Zellteilung zung der Zellkerne und die anschließende Redukti
onsteilung statt; aus diesen Zellen entstehen die neuen Pilz in Modellsituationen, z.B. wenn ich den Einfluß
Sporen. Damit ist der Kreislauf geschlossen. verschiedener Faktoren (wie etwa Nährstoffzusam-
Nur der Vollständigkeit halber sei angemerkt, daß mensetzung) auf den Ertrag testen möchte. Für diese
neben dieser geschlechtlichen Form der Fortpflanzung Art von Untersuchungen stellt er sozusagen meine „
auch drei ungeschlechtliche Formen existieren. Bei Labormaus" dar. Anfängern empfehle ich ihn, weil sie
einer dieser Formen der Fortpflanzung zerfällt Pilzge- bereits genug damit beschäftigt sein werden, sich all
flecht in einzelne Zellen, aus denen sich wieder neues die notwendigen Fertigkeiten anzueignen. Da braucht
Pilzgeflecht bilden kann. es nicht noch zusätzlich Pilze, deren Anforderungen an
Klimakontrolle oder Ähnliches so hoch ist, daß dem
Anfänger ein Erfolgserlebnis meist versagt bleiben
Anmerkung zur Zucht wird. Wenn ein Pilz dem Einsteiger das erste Erfolgs-
psychoaktiver Pilze erlebnis zuverlässig verschaffen kann, dann ist es der
Stropharia cubensis. Deshalb wird hier auch die Pilz-
zucht am Beispiel dieses Pilzes gezeigt.
Die Zucht solcher Pilze ist weiterhin legal - auch noch
Die echte Pilzzucht - also die Vermehrung von Pilzen
essiert.
er der Anfängerpilz schlechthin. Auch ich verwende ihn
immer noch gerne: als einfach zu handhabenden
5. Was man zur Pilzzucht braucht
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Impfkiste vor ihrer Verwendung mit alkoholhalti- Nährboden gibt es in Laborbedarfshandlungen und
gen (= als Gas explosiven) Desinfektionsmitteln Apotheken für ca. 1,40 bis 2,50 DM je Stück, wobei
ausgesprüht werden. Beim Anzünden des Brenners meist mindestens zwei Dutzend gekauft werden müs-
sind den Leuten schon mehrfach die Kisten um die sen. Hier fällt zwar das Sterilisieren weg; da diese Petri-
Ohren geflogen. Auf meinen Pilzzuchtseminaren schalen jedoch aus Plastik sind, kann man sie nur ein-
wurde mir dies immer wieder bestätigt! Gut, wenn es mal verwenden. Beim Versuch, sie erneut zu sterilisie-
nur eine Plastikkiste und keine aus Glas war. ren, würden sie schmelzen. Ich ziehe daher die Petri-
Scherben im Gesicht können unschön wirken! schalen aus Glas vor. Dadurch, daß man sie immer
Außerdem verbrennt Spiritus wie auch Gas zu CO2 wieder verwenden kann, sind sie viel wirtschaftlicher
und Wasser; der Wasserdampf beschlägt die Schei- und umweltfreundlicher.
ben der Kiste von innen und behindert die Sicht.
Styroporkiste. Endlich gibt es mal etwas umsonst!
Präpariernadel. Erhältlich wahlweise mit einer Spitze Geschäfte für asiatische Lebensmittel bekommen
oder mit einer lanzettförmigen Schneide. Die Lanzett- meist einmal wöchentlich ihr Obst und Gemüse per
form ist die für unsere Zwecke geeignete. Präparier- Flugzeug frisch aus den Tropen angeliefert. Damit es
nadeln gibt es im Biologie- oder Laborfachhandel mit kühl bleibt, wird es in großen Styroporkisten mit
Metall- oder mit Holzgriff. In den alten Pilzzucht- Deckel transportiert. Der Händler kann die Kisten
büchern werden anstatt dessen zwei Instrumente aber nicht zurückgeben, muß sie also normalerweise
empfohlen: eine Inokulationsöse aus Platindraht zum wegwerfen. Daher sind die meisten Händler froh,
Übertragen der Sporen und ein Skalpell zum Schnei- wenn man Ihnen ein paar dieser Kisten aus dem
den und Übertragen von Mycel auf Agar. Die Präpa- Laden trägt. Daß man Ihnen dafür ein paar leckere
riernadel ist billiger als diese beiden Instrumente Sachen abkauft, sollte sich von selbst verstehen.
zusammen (mit Holzgriff ca. 4.- DM, mit Metallgriff ca.
12.- DM) und eignet sich für beide vorgenannten Einmachgläser mit Deckel. Am wichtigsten: sie müs-
Arbeiten. Sie hat gegenüber dem Skalpell zusätzlich sen in der Größe zum Dampfdruckkochtopf passen.
noch den Vorteil eines dünneren Stiels: der Deckel derAußerdem sollten die Wandungen der Gläser parallel
Petrischale braucht nicht so weit geöffnet zu werden, verlaufen oder besser: sich nach unten verjüngen. Nur
wie dies bei Verwendung eines Skalpells notwendig so ist es möglich, nachher einen durchwachsenen
wäre. Dadurch sinkt das Risiko einer Verkeimung dra- Block Roggen einfach herausgleiten zu lassen. Auch
stisch ab. ziehe ich Gläser mit aufliegendem Glasdeckel solchen
mit Schraubdeckel vor. Sie lassen sich schneller öffnen
Petrischalen mit Deckel. Geeignet sind solche mit 8 und schließen und man braucht nur eine Hand dazu.
oder 10 cm Durchmesser. Ich ziehe 10 cm Durchmesser Die schon von unseren Großmüttern benutzten Weck-
vor, da ich mit einer Kultur dieses Durchmessers eine Rundrandgläser in der sogenannten Sturzform (Fa.
größere Anzahl von Roggenkulturen beimpfen kann. Weck, Weckstraße, 79664 Wehr-Öflingen) sind im all-
Vorsterilisierte Petrischalen mit Malzextrakt gemeinen die robustesten und preiswertesten. Solche
Materialien
Gläser findet man in Haushaltswarengeschäften, kann
sie aber auch beim Hersteller bestellen. Wichtig ist die
Angabe: „Sturzform" - sonst bekommt man nicht die
Agar-Agar. Dabei handelt es sich um ein natürliches
oben erwähnten konisch zulaufenden. Ein solches Glas
Quellmittel ähnlich der bekannten Gelatine, das aus
ist auf der Abbildung der Dampfdruckkochtöpfe mit
südostasiatischen Algen gewonnen wird. Spezieller
dargestellt.
Agar für Laborzwecke ist unverschämt teuer,
glücklicherweise aber auch entbehrlich. Agar aus dem
Bioladen, Reformhaus oder aus einem Asien-Laden tut
Waage. Möglichst auf 1 Gramm genau, Meßbereich bis es auch. Wichtig: in Asien-Läden verkaufter Agar ist
250 Gramm. Gute Waagen mit großem Wägebereich und manchmal schon mit Zucker vermischt (er wird in
erträglicher Genauigkeit sind leider recht teuer. Wer Asien häufig zur Bereitung von Süßspeisen verwendet)
nicht bereits über eine solche Waage verfügt, auch nicht und ist so nicht für unsere Zwecke brauchbar. Agar gibt es
aus anderen Gründen sowieso eine anschaffen will, der in Form von Fäden und als hellbraunes Pulver. Ich
kann sich damit behelfen, daß er die benötigten empfehle auf jeden Fall das Pulver zu nehmen, da
Wasser- und Getreidemengen bei einem Bekannten die Fäden ziemlich unpraktisch in der Handhabung
abwiegt. Die abgewogenen Mengen gibt man in einen sind.
einfachen Meßbecher und markiert den Pegel mit einem
wasserfesten Filzstift. Roggen für Speisezwecke. Vor allem kein Saatgetreide
kaufen. Das ist gebeizt (= vergiftet!), unter anderem,
Meßzylinder aus Glas oder Kunststoff. Sollte 250 ml damit es nicht von Pilzen befallen wird - also nicht
fassen und eine Skaleneinteilung von 5 ml haben. Gibt verschimmelt. Ansonsten tut es jeder Roggen. Ich
es z.B. in Spinnrad-Drogerien oder Photogeschäften. Da verwende „Sprießkornroggen" aus dem Neuform-
man unter laufendem Wasserstrahl die Teilstriche der Reformhaus. Eine andere Sorte, die ich vorher aus
Skala oft schlecht sieht, habe ich mir die wichtig- einem anderen Bioladen bezogen hatte, war wohl stark
sten Stellen auf der Skala mit verschiedenfarbigen verkeimt. Trotz Sterilisation hatte ich am Ende fast nur
dicken, gut sichtbaren Filzstiftstrichen markiert. von Schimmel befallene Gläser. Nach Wechsel der Rog-
gensorte wurde das schlagartig besser. Achtung: wer als
Thermometer. Sollte einen Temperaturbereich von ca. Anfänger immer wieder verschimmelten Roggen erlebt,
7 bis 35 Grad C. umspannen. dem fehlt es in der Regel bloß an Übung und an
Erfahrung. Die Roggensorte ist nur in den seltensten
Hygrometer zur Messung der Luftfeuchtigkeit. Nicht Fällen schuld. Also nicht gleich aufgeben - zuerst
unbedingt nötig, aber nützlich. Hilft besonders dann, die eigene Arbeitsweise kritisch hinterfragen, dann
wenn einmal etwas nicht funktioniert, um Fehlerquel- erst versuchen, die Roggensorte zu wechseln.
len auszuschließen.
einer Impfkiste".
häusern. Auch hier gilt: der Malzextrakt aus dem
Laborbedarfshandel ist um ein vielfaches teurer.
Falls
möglich, sollte heller Malzextrakt verwendet werden. Desinfektionsmittel. Auf keinen Fall ein Haushalts-
Dunkler Malzextrakt ist karamelisiert und kann zur Desinfektionsmittel, wie etwa Sagrotan. Solche Prä-
Degeneration des Mycels führen. parate enthalten Seife, die nachher einen unangeneh-
men Schmierfilm bildet. Benötigt wird ein medizini-
Sittichfutter. Wenn jemand nur die klassische Hobby- sches, restlos verdunstendes Desinfektionsmittel wie
kultur in Gläsern oder Schalen durchführen möchte, etwa Sagrotan med. Dieses Präparat wird in der
dann ist das Sittichfutter entbehrlich. Bei der viel Apotheke verkauft, ist aber leider recht teuer (knapp 16.
ertragreicheren Kultur auf Kompostsubstrat jedoch - DM für 250 ml). Da es jedoch über den besten
bringt es entscheidende Vorteile: Jede Getreidesorte Pumpzerstäuber verfügt, den ich kenne, empfehle ich,
weist eine bestimmte Anzahl einzelner Körner pro anfangs zumindest zwei oder drei Flaschen davon zu
Gramm auf. Diese ist bei den kleinen Körnern, die kaufen. Später kann man z.B. das etwas billigere
handelsübliches Sittichfutter ausmachen, etwa 10 mal Meliseptol kaufen (ca. 30.- DM/Liter) und den Zer-
höher als bei Roggen. Vermischt man mit Mycel besie- stäuber damit nachfüllen. Nicht ganz so wirksam
delte Sittichfutter-Kerne mit Kompost, so wird das sind 80%iger Spiritus oder 70%iger Isopropylalkohol,
Mycelwachstums von viel mehr kleinen Punkten aus den es vergleichsweise billig in der Apotheke gibt. Die
beginnen, als dies bei Roggen der Fall wäre. Die geringere Wirksamkeit kann man kompensieren,
Besiedlung verläuft so schneller und sicherer. Sie indem man abwechselnd eines der zuverlässigen
haben das richtige Sittichfutter, wenn die Packung nur medizinischen Mittel und Isopropylalkohol oder
lauter kleine, etwa gleichgroße Kerne in der Größe von Spiritus benutzt. Unangenehm ist das Vergäl-
Hirsekörnern aufweist. Sonnenblumensaat oder ähn- lungsmittel beim Spiritus: dieses bleibt nach dem Ver-
lich große Körner sollten nicht enthalten sein. Schauen dunsten des Spiritus auf der Haut zurück. Wischt man
Sie sich ein bißchen um: die Preisunterschiede sind sich dann einmal den Mund ab, so bleibt ziemlich
enorm. Nehmen Sie die billigste Sorte. Für 2,5 kg zahle lange ein eklig bitterer Geschmack zurück. Wer meint,
ich knapp unter 5.- DM. mit 96%igem Spiritus oder 95%igem Isopropylalkohol
mehr zu erreichen, der irrt: die oben aufgeführten
Gips (Calcium-Sulfat). Einfachster Gips ohne alle Konzentrationen weisen die beste Desinfektionslei-
Zusätze. stung auf.
20
6. Mikroorganismen, Sterilisation
und Desinfektion
Sicher haben Sie schon einmal an einem schönen bei Metall durch Ausglühen.
Sommertag von der Seite her in einen Sonnenstrahl durch Hitzesterilisation bei Metall und Glas: 180 Grad
geschaut. Und sich über die plötzlich sichtbar gewor- 30 Minuten lang.
denen, in der Sonne tanzenden, unzählbaren Staub- durch Dampfdrucksterilisation
teilchen gewundert. Jedes dieser Staubteilchen ist mit bei einem atü und 121 Grad C: 20 Minuten. bei
Sporen von Bakterien und Schimmelpilzen besetzt. zwei atü und 134 Grad C: 5 Minuten.
Und alle diese Sporen haben nur eines im Sinn: sich andere Verfahren wie das Beschießen der Substrate
auf Ihren Nährböden und Kulturen niederzulassen, zu mit radioaktiven Teilchen oder die Sterilisation mit
keimen und so Ihre Kulturen zu zerstören. Glauben Sie giftigen Gasen werden ebenfalls verwendet, kom-
nicht? Sie werden es erleben! men aber für den Privatmenschen kaum in Be-
Neben den sichtbaren Partikeln schweben in der tracht.
Luft noch viel mehr Teilchen, die so klein sind, daß man
sie gar nicht wahrnehmen kann. Und schließlich stößt 120 Grad ist die übliche Temperatur in Schnellkoch-
jeder Mensch in jeder Minute etwa 15.000 Partikel töpfen, 134 Grad erreicht man nur in speziellen
gebrauchte Haut ab - alle besetzt mit Bakterienund Autoklaven. Wichtig: Die angegebenen Zeiten gelten
Schimmelsporen. von dem Zeitpunkt an, an dem die zu
Irgendwie muß man all diese Schaderreger wieder sterilisierenden Objekte die entsprechende
loswerden. Das gleiche Problem hatten die Mediziner Temperatur angenommen haben!
auch bei ihren Operationen. Deshalb haben sie schon
lange vor den Pilzzüchtern zwei Verfahren entwickelt, Ein weiteres Standardverfahren ist die Desinfektion:
um solcher Keime Herr zu werden: die Sterilisation alles, was wir beim sterilen Arbeiten brauchen, aber
und die Desinfektion. wegen seiner Beschaffenheit nicht sterilisieren können,
wird desinfiziert. Die eigenen Hände zum Beispiel
Zuerst einmal die Sterilisation: Zumindest theore- würden die oben aufgeführten Behandlungen schwer
tisch werden dadurch alle Mikroorganismen und ihre verübeln. Deshalb greift man zu etwas weniger
Dauerformen, wie z.B. Sporen, abgetötet. Das kann rabiaten Mitteln, die aber leider auch weniger
perfekte Ergebnisse zur Folge haben. Desinfektion
bedeutet: „einen Gegenstand in einen Zustand
durch eines der folgenden Verfahren geschehen (alle
versetzen, so daß
Temperaturangaben in Grad Celsius):
er nicht mehr infizieren kann", d.h. Abtötung, Hem- nen Sprühnebel aus Wasser versprühen. Achten Sie
mung oder Entfernung aller Erreger. Im Gegensatz zur jedoch auf Ihre Elektrogeräte, oder besser: führen
Sterilisation können so nicht alle Erreger und deren Sie das Ganze im Bad durch - dieser Raum läßt sich
Dauerformen getötet werden. Nach dem Waschen der meist am besten säubern und nimmt Feuchtigkeit nicht
zu desinfizierenden Gegenstände mit Wasser, Bürste und weiter übel. Verzichten Sie auf das Versprühen
Seife werden diese mit einem medizinischen Des- giftiger Desinfektionsmittel im Raum; sie bringen im
infektionsmittel (s.u. Material) oder 70%igem Isopro- Vergleich zum Wasser nur geringen Zusatznutzen.
pylalkohol oder 80 %igem Äthylalkohol (Spiritus)
behandelt. Desinfektion der Kiste: Die Impfkiste wird 30 Minu-
Nach soviel Theorie nun zur Praxis. Die folgende ten vor Beginn der Arbeit zum ersten Mal desinfiziert,
Checkliste ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für indem ein Desinfektionsmittel (siehe Materialien)
alle Punkte, die beim sterilen Arbeiten mit der Impf- innerhalb der Kiste versprüht wird. Dabei kommt es
kiste zu beachten sind. darauf an, daß der feine Sprühnebel beim Herunter-
rieseln möglichst alle Schwebeteilchen in der Luft ein-
Checkliste „Steriles
fängt, mit zu Boden nimmt und dort deaktiviert. Also
Das Vorgehen bei der Pilzzucht läßt sich grob in die 3. Schritt:
folgenden vier Schritte einteilen: Beimpfung des endgültigen Substrates mit der Getrei-
1. Schritt:
debrut. Dies wird in der Regel entweder eine spezielle
Kompostmischung oder Holz sein. In der Hobbypilz-
Anzucht des Mycels in Petrischalen auf Nährböden, zucht gibt es noch eine dritte Variante: die Getreidebrut
meist auf der Basis von Agar. wird mit einer dünnen Schicht einer Erdmischung
Das Mycel wird entweder aus Sporen, aus bereits bedeckt und dient so als Substrat.
vorhandenen Agarkulturen oder aus lebenden Pilzen („
4. Schritt:
Klonen") herangezogen.
2. Schritt:
Wachstum, Ernte und evtl. Nachbehandlung der Pilze
Vermehrung des Mycels auf Getreide, um eine größere In den folgenden Abschnitten werden diese Schritte in
Mycelmasse zu erhalten. allen Einzelheiten dargestellt.
8. Mycel-Anzucht auf Agar
25
Falsch: Der Deckel
bedeckt das Unterteil der
Petrischale nicht. Keime
können ungehindert aus
der Luft herabsinken und
sich auf dem Nährboden
niederlassen. Der Deckel
der Petrischale sollte
daher das Unterteil stets
vollständig bedecken
30
28
brauchen oft deutlich länger. Die längste noch erfolgte und subtropischer Pilze dann nur stark verlangsamt
Sporenkeimung, von der ich gehört habe, fand nach 24 ablaufen. Denken Sie daran, daß es in einer Wohnung
Tagen statt. Ich persönlich entsorge den Inhalt von immer oben am wärmsten ist. Wenn man seine Petri-
Petrischalen, in denen keine Keimung erfolgt ist, nach schalen z.B. in einer Styroporkiste auf einem Schrank
14 Tagen. lagert, dann wird es dort meist warm genug sein, um
ein zügiges Mycelwachstum sicherzustellen.
Woran erkennt man, ob tatsächlich Sporen gekeimt
Aufbewahrung und
haben? Nun, erst einmal daran, daß an einer der Stel-
Wachstum des Mycels
len, an der man mit der sporenbehafteten Nadel Spo-
Die Petrischalen lagert man, solange man auf die Kei- ren aufgetupft hat, weiße Gebilde wachsen, ähnlich fei-
mung wartet, oder das Mycel noch wachsen soll, bei nen Wattefasern.
einer Temperatur von etwa 23 bis 27 Grad Celsius. Mycel überwächst in der Regel, je nach Art und
Kühlere Lagerung ist ebenfalls möglich; allerdings Temperatur, in etwa 10-20 Tagen kreisförmig den Agar.
werden die Wachstumsvorgänge besonders tropischer Mycelien einheimischer Pilze, die mit Baumwurzeln in
Symbiose leben, wachsen häufig deutlich langsamer.
Man läßt das Mycel soweit heranwachsen, bis es etwa
0,5 bis 1 cm vom Rand entfernt ist.
Dann ist der beste Zeitpunkt gekommen, um es zur
Beimpfung weiterer Petrischalen oder von Getreide zu
verwenden. Zum Einlagern genügt schon eine kleinere
bewachsene Fläche. Mycel wird bei 2-4 Grad Celsius
gelagert. Bei dieser Temperatur stellt es seine Lebens-
vorgänge fast vollständig ein und ist mindestens 5
Jahre haltbar. Minusgrade dagegen würden das Mycel
abtöten.
31
Beimpfen einer frischen
Petrischale mit Mycel.
Die Deckel wurden der
besseren Übersichtlichkeit
wegen weggelassen.
Die folgende Abbildung wurden nur deswegen ohne nur minimal offene Deckel die wichtigsten Faktoren.
Deckel gemacht, um den Vorgang besser sichtbar Will das Agar-Stückchen nicht gleich von der Nadel auf
machen zu können. den Agar fallen, dann zieht man die Lanzette einfach
Übertragung: Mit der Präpariernadel schneidet durch den Agar, schneidet also in ihn hinein und streift
man im Abstand von 2-3 mm einige Male parallel in das das Mycelstück auf diese Weise von der Nadel ab. Gerät
Mycel ein. Das Mycel mancher Arten kann, besonders das Mycel dabei in den Agar, oder fällt es mit der
wenn es ein wenig älter ist, erstaunlich zäh sein. Hier Mycelfläche auf den Agar, so macht das überhaupt
hilft es, wenn man die Schneiden der Präpariernadel nichts aus. Das Mycel wird in kurzer Zeit auf die Ober-
gut nachschärft. Man schließt den Deckel, dreht die Pe- fläche hinaufwachsen und sich dann dort ausbreiten.
trischale um 90 Grad und schneidet nun rechtwinklig Auf der vorhergehenden Abbildung ist die Petri-
zu den ersten Schnitten wieder im Abstand von 2-3 mm schale, aus der die Mycelstücke entnommen werden,
so in den Agar, daß kleine Quadrate entstehen. bereits vollständig vom Mycel überwachsen. Meist wird
Nun hebt man eines dieser kleinen Quadrate mit der dies keine Probleme bereiten. Jedoch ist es sicherer,
Präpariernadel aus seiner Umgebung heraus, öffnet hierfür Mycel zu verwenden, welches die Oberfläche
eine frische Petrischale, führt die Nadel mit dem der Petrischale noch nicht vollständig über-
Agarstückchen dort ein und legt dieses etwa in der wachsen hat. Kontaminanten, die während der
Mitte der Schale ab. Auch hier sind Schnelligkeit Lagerung in die Petrischalen eindringen, fallen
und praktisch
32
immer direkt am Rand nieder. Befindet sich dort Agar, sind die Stellen, die mit der größten Wahrscheinlich-
dann keimen die Kontaminanten dort aus und werden keit kontaminiert sind. Weist das Mycel strang- oder
so sichtbar. Ist aber die Petrischale vollständig über- fadenförmige und watteartige Abschnitte (Sektoren)
wachsen, dann fallen die Bakterien- oder Schimmel- auf, dann sollte man die strangförmigen Sektoren
sporen oben auf das Mycel. Dort können sie sich nicht vorziehen. Watteförmiges Wachstum kann, muß aber
entwickeln und bleiben ruhend. Wird aber das Mycel nicht unbedingt ein Zeichen für Degeneration sein.
mit daraufliegenden Schadsporen für die Beimpfung Falls es sich um einen vitalen Stamm handelt, tritt
von Roggen verwendet, dann finden die Sporen im bei einigen Pilzarten nach längerer Lagerung der Petri-
Roggen einen unbesiedelten Lebensraum und keimen schalen spontane Fruchtung in den Petrischalen auf.
sofort aus. Die Folge sind unweigerlich verschimmelte Am sichersten ist es, sofort nach dem Beimpfen die
Gläser mit Getreidebrut. Petrischale mit einem schmalen Streifen Frischhalte-
Auf jeden Fall sollten aber bei jedem Beimpfungs- folie oder flexiblem Isolierband zu versiegeln. Auch dies
vorgang aus einer Petrischale heraus - gleich ob wei- wirkt nicht immer hundertprozentig, reduziert
tere Petrischalen oder Getreide beimpft werden soll - Kontaminationen aber enorm. Die Lagerung und wei-
die Mycelstückchen weder direkt aus der Mitte noch tere Verwendung des Mycels erfolgt wie im Abschnitt „
unmittelbar vom Rand genommen werden, sondern Wachstum und Aufbewahrung des Mycels" beschrie-
von irgendwo dazwischen. Die Mitte und der Rand ben.
Mycelgewinnung aus Pilzen (Klonen) reiten von Pilzgerichten aus selbst gesammelten Pilzen
die Pilze geputzt haben und die weggeschnittenen Teile
Nicht erst seit Wissenschaftler das Schaf „Dolly" aus nicht einfach in den Müll, sondern auf den
Zellen erzeugt haben, hat der Begriff „Klonen" für Kompost oder an eine geeignete Stelle des Gartens
viele Menschen etwas Unheimliches. Viele brachten. Unter günstigen Bedingungen können sich
verbinden ihn mit komplizierten Apparaturen in aus diesen Abfällen tatsächlich wieder Mycelien und
teuren Labors, an denen zwielichtige Erben daraus schließlich Pilze entwickeln, wenn man
Frankensteins hantieren. geeignete Arten verwendet hat. Überprüft man seine
Tatsächlich bedeutet Klonen nichts anderes, als Pilzabfälle, so kann man oft schon nach wenigen Tagen
einem lebendem Organismus Zellen zu entnehmen und sehen, wie daraus lebendes Mycel hervorgewachsen ist.
diese wieder zu einem vollständigen Lebewesen Das Klonen, von dem hier die Rede sein wird, ist
heranzuzüchten. Dieses wird dann eine genetisch nichts anderes, als diesen Vorgang etwas kontrollierter
identische Kopie des Originals, sozusagen ein später ablaufen zu lassen.
geborener Zwilling. So kompliziert und fragwürdig so Man braucht: sterilisierte Petrischalen mit Agar
etwas bei Säugetieren auch sein mag: bei Pilzen ist und die zu klonenden Pilze. Natürlich vermehrt man
Klonen eine einfache und ganz natürliche Angelegen- nicht irgendwelche übriggebliebenen Kümmerlinge,
heit. Nicht wenige Pilzfreunde haben dies schon ganz sondern im Gegenteil nur Pilze ausgesuchtester Qua-
zufällig entdeckt: nämlich dann, wenn sie beim Zube
34
lität, die genau die Eigenschaften aufweisen, auf die es Keime nach innen ziehen und über die Schnittflächen
einem ankommt. Meistens klappt das Verfahren auch verschmieren.
noch dann, wenn die Pilze einige Tage kühl gelagert Mit der gut geschärften, in der Flamme sterilisier-
worden sind; aber grundsätzlich wird das Klonen um ten und in der Luft abgekühlten Präpariernadel
so zuverlässiger funktionieren, je frischer die verwen- schneidet man ein möglichst kleines Stück Pilzfleisch
deten Pilze sind. aus dem Pilz heraus. Ob man dieses Stück aus dem Hut
Nachdem man die Impfkiste und seine Hände ent- oder dem Stiel entnimmt, ist völlig bedeutungslos.
sprechend vorbereitet hat (siehe Kapitel 5, Checkliste Man schneidet es einfach da heraus, wo der Pilz am
„Steriles arbeiten in der Impfkiste") bringt man den dicksten ist.
Pilz in die Impfkiste hinein. Nicht etwa vorher, Wichtig ist dabei, das Stückchen Pilzfleisch voll-
denn die zur Desinfektion verwendeten Mittel können ständig aus dem Inneren des Pilzes zu entnehmen - es
die äußere Hülle der Pilze durchdringen und so die sollte keinen Anteil der keimbehafteten Außenhaut des
Zellen abtöten. Pilzes enthalten.
Vorbereitung des Klonens: Ein Pilz wird vorsichtig längs Ein Gewebestück wird aus dem Inneren des Pilzes
in zwei Hälften zerrissen. entnommen.
Nun reißt man den Pilz in Längsrichtung einmal Manche Pilze weisen besonders im Stielbereich eine
durch, so daß man zwei halbe Pilze hat. Dabei ziemlich faserige Struktur auf und sind dann
achtet man besonders darauf, die Rißfläche nicht schlecht zu schneiden. Am einfachsten kann man
mit den Händen zu berühren. Den Pilz zu meist sein Gewebestückchen erhalten, indem man
zerschneiden, empfiehlt sich weniger. Die Außenseite zuerst zwei parallelle Schnitte senkrecht zum Stiel
40
des Pilzes ist immer mehr oder weniger stark mit führt. Danach lassen sich einzelne Fasern oder klein-
Keimen verschmutzt; das Messer würde beim ste Stückchen Pilzfleisch leicht herausheben.
Schneiden diese
Diese kleinen Gewebeteile legt man einzeln in die In diesem Fall sollte der Pilz vor allem so geerntet
Mitte einer frischen Petrischale mit Agar. Läßt sich so werden (z.B. mit Hilfe einer Pinzette), daß man diesen
ein Teilchen nicht gleich abstreifen, dann schneidet nicht mit den Händen berührt. Für den Transport nach
man einfach mit der Spitze der Präpariernadel in den Hause muß ein möglichst sauberes Gefäß gewählt wer-
Agar und streift das Stückchen Pilz auf diese Weise ab. den. Zu Hause angekommen, zerlegt man die Pilze in
Nach etwa drei bis fünf Tagen kann man sehen, wie der Impfbox mit Hilfe einer hitzesterilisierten Schere
feine Pilzfäden aus dem Pilzstück herauswachsen; aus und einer Pinzette in kleine Stückchen, die man einzeln
diesen wird sehr schnell vollwertiges Mycel werden, das in je eine frische Petrischale einbringt. Nachdem Pilze
sich genauso weiterentwickelt, wie jedes andere in der Regel außen verkeimt sind, werden gleichzeitig
Mycel auch. mit dem Mycel aus den Pilzstückchen auch Kolonien von
Die Lagerung und weitere Verwendung des Mycels Fremdkeimen wachsen. Meist geschieht das aber nicht
erfolgt wie bereits im Abschnitt „Wachstum und Auf- gleichmäßig an allen Seiten des Pilzstückes, so daß
bewahrung des Mycels" beschrieben. zumindest kleine Bereiche jungen Mycels anfangs
sauber erscheinen. Diese kleinen Bereiche schneidet
man aus dem Agar heraus und bringt sie in frische Pe-
Mycelgewinnung aus unsterilen trischalen. Manchmal muß man den Vorgang einige
Kulturen oder Materialien Male wiederholen, bis man schließlich wieder eine
Betrachtet man die Anleitung im letzten Abschnitt, absolut saubere Kultur zur Verfügung hat.Auf genau die
so stellt sich sofort die folgende Frage: Was macht man, gleiche Weise kann man verfahren, wenn man eine Kultur
wenn der Pilz, den man klonen will, so klein oder sein aus einer Petrischale retten will, in die man z.B. Sporen
Stiel so dünn ist, daß ein Herausschneiden aus dem eingebracht hat, und in der sich außer den Sporen
Stiel oder Pilzfleisch so gut wie nicht möglich ist? zusätzlich Fremdkeime entwickelt haben.
9. Herstellung von Getreidebrut
Mit dem Mycel aus den Petrischalen ließe sich im Prinzip dung eines Gemisches von ca. 40 % Sittichfutter (siehe
bereits das endgültige Substrat beimpfen, und ich habe auch 4.2 - Materialien) und ca. 60 % Roggen empfoh-
das auch schon mehrfach mit Erfolg gemacht. ( len.
Speziell mit einigen Holzbewohnern wie Shiitake, Je nach Größe des Einmachglases wird ein anderes
Reishi oder auch Psilocybe azurescens geht das oft ganz Mischungsverhältnis von Getreide zu Wasser verwen-
gut. In diesen Fällen haben wir kleine Mengen Holz det:
mit Mycelresten auf Agar beimpft). Das Problem hierbei
Größe des Einmachglases Getreidemenge Wassermenge
ist, daß die geringe Mycelmenge aus einer oder aus
mehreren Petrischalen z.B. einen Strohballen oder einen
1,001 225 g 275 ml
Beutel Kompost nur sehr langsam durchwachsen
würde. Somit bekommen Konkurrenten - Pilze und 0,751 172 g 228 m1
40
Die Alufolie wird anschließend rundherum gut
Die Alufolie wird vorsichtig mit dem Deckel in das Profil
festgedrückt.
des Glases gedrückt.
Nun füllt man etwa 3-4 cm hoch Wasser in den wie bereits bei der Herstellung der Agar-Nährböden
Dampfdruckkochtopf. Die Gläser sollten nicht direkt beschrieben. In einem kleinen bis mittelgroßen (bis
auf dem Topfboden stehen, da sie sonst im kochenden ca. 8 Liter) fassenden Schnellkochtopf beträgt die
Wasser „tanzen" und dadurch leicht Sprünge bekom- Sterilisationszeit etwa eine Stunde. Große Töpfe von 18
men. Man verwendet entweder einen gelochten Einsatz Litern Rauminhalt benötigen oft 1,5 Stunden.
oder man legt einfach ein Stück Baumwollstoff auf den Auch hier ist eine Kontrolle einfach möglich: man
Topfboden. Dann sterilisiert man die Gläser, läßt einen Satz Gläser acht Tage lang ungeöffnet ste
38
hen. Zeigen sich Schimmel oder Bakterienbefall, dann der Inhalt des Glases nach dem Steriliseren als ein
war die Sterilisation nicht ausreichend. Auch hier ist Block zusammenklebender Körner. Nach dem Schla-
daran zu denken, daß während der Abkühlphase gen sollten alle Körner einzeln, von den anderen
keimhaltige Luft in den Topf gesogen wird. Ein saube- getrennt, im Glas liegen. Dies ist wichtig, da nur so
res (frisch aus der Waschmaschine), feuchtes Tuch über Agarstückchen mit Mycel unter das Getreide gemischt
den Ventilen filtert diese Luft. Das Abkühlen sollte im werden können, bzw. später die besiedelten Körner
saubersten Raum der Wohnung erfolgen. Versprühen gleichmäßig unter die noch unbesiedelten gemischt
eines feinen Wassernebels am Beginn der werden müssen.
Abkühlungsphase bindet in der Luft schwebende Gut geeignet für das Auseinanderschlagen sind z.B.
Kontaminanten und läßt sie mit den Wassertröpfchen alte Autoreifen oder Stücke davon. Wenn man das Glas
zu Boden sinken. Man läßt das Getreide nicht völlig gegen den Handballen schlagen will, muß man vorher
abkühlen, sondern entnimmt die Gläser möglichst unbedingt seine Hand schützen. Nicht nur, daß späte-
handwarm, da das nun folgende Auseinanderschütteln stens beim vierten Glas der Handballen zu schmerzen
der Getreidekörner bei noch warmem Getreide viel beginnt. Gelegentlich weist ein Einmachglas auch im
leichter möglich ist. Bereich des Glasbodens einen fast unsichbaren Sprung
Man schüttelt die Getreidekörner auseinander, auf. Schlägt man solch ein Glas gegen den unge-
indem man das Einmachglas wiederholt gegen einen schützten Handballen, dann springt der Boden ab und
flexiblen Gegenstand schlägt. Gewöhnlich erscheint man zieht sich die scharfe Bruchstelle durch den
Das Glas
Das Glaswird
wirdsolange
solangegegen
gegenein
ein Stück
Stück Gummi
Gummi geschlagen,
geschlagen, bis die
bis die Getreidekörner
Getreidekörner darin nichtdarin
mehr
nicht mehr zusammenkleben.
zusammenkleben.
41
Handballen. Ich habe mir deswegen aus einem Stück der beiden Weckgläser. Die Idee, die dahinter steckt, ist
Autoreifen und etwas Stoff und Gummilitze einen die, daß man so beim Beimpfen einen weit kürzeren
Handschützer gebaut, der sich sehr bewährt hat. Es Weg zurückzulegen hat, als wenn die niedrige Petri-
wird dringend empfohlen, zusätzlich noch Leder- schale neben dem hohen Einmachglas auf dem Boden
handschuhe anzuziehen. der Impfbox stehen würde. Schlagen Sie die Alufolie um,
Problem: Leider kann der Feuchtigkeitsgehalt von so daß Sie den Deckel der Weckgläser schnell und
Getreide stark schwanken. Aus diesem Grund müssen einfach ein kleines Stück weit öffnen können.
die oben in der Tabelle angegebenen Wasser- und Öffnen Sie die Petrischale und schneiden Sie aus
Getreidemengen (bei denen es sich um Durch- dem Agar kleine Vierecke von etwa 1 cm Seitenlänge.
schnittswerte handelt) nicht unbedingt auf Ihre Ver- Gehen Sie dabei so vor, wie im Abschnitt „Beimpfen von
hältnisse zutreffen. Ob Ihr Getreide feuchter oder Agar-Nährböden mit Mycel" beschrieben. Spießen Sie
trockener ist, merken Sie erst nach dem Sterilisieren und nun ca. drei dieser Agarstücke auf die Spitze der
anschließenden Schütteln. Wenn nach dem Steri- Präpariernadel.
lisieren noch Wasser im Glas zu sehen ist, das von den Öffnen sie mit einer Hand den Deckel des Ein-
Körnern nicht aufgenommen wurde, oder sich im machglases nur soweit unbedingt nötig. Führen Sie die
unteren Teil des Glases eine Art Brei gebildet hat, der Spitze der Präpariernadel mit den aufgespießten Agar-
sich nicht mehr in einzelne Körner auseinanderschüt- stücken in das Einmachglas ein.
teln läßt, dann müssen Sie beim nächsten Mal die Was- Schließen Sie den Deckel und ziehen Sie die Prä-
sermenge um etwa 5-10 ml reduzieren. Wenn Sie dage- pariernadel zurück. Dabei werden die Agarstücke
gen das Glas nach dem Abkühlen aus dem Topf neh- abgestreift und bleiben auf dem Roggen liegen. Ver-
men und umdrehen, und sich dabei eine größere Zahl ( schließen Sie das Glas wieder mit der Alufolie.
deutlich mehr als ca. 50) trockener Körner vom Drehen Sie das Einmachglas einige Male vorsichtig, so
Getreideblock löst, dann müssen Sie die Wassermenge daß die Agarstückchen zwischen die Roggenkörner
um 5-10 ml erhöhen. geraten. Anschließend schütteln Sie das Glas kurz
durch. Dabei werden Mycelfäden vom Agar abgerissen,
die später an mehreren Stellen des Glases zur Mycel-
Beimpfen der Getreidemischung bildung führen.
Es kommt immer wieder vor, das der Agar an der
Glaswand kleben bleibt und sich dann nicht mehr
unter den Roggen mischen läßt. Das ist kein Bein-
Zuerst wartet man, bis das Getreide vollständig
das Glas einfach auf den Kopf. Das Mycel wird inner-
ziert, wie es in den vorangegangenen Kapiteln
überwachsen haben.
Nun stellt man zwei Roggengläser
nebeneinander auf. Man legt eine Petrischale mit
Mycel oben auf eines
40
Lagerung und Pflege der Brut In gesunden Gläsern wird sich nach etwa vier Tagen
um die Agarstückchen herum ein kleiner weißer Hof
Man lagert die so beimpften Gläser nun bei Tempera- aus Mycel von etwa Markstückgröße entwickelt haben.
turen von 21-28 Grad Celsius im Dunkeln. Besonders Um ein schnelles, gleichmäßiges Wachstum zu för-
subtropische und tropische Arten werden bei 25-28 dern, wird der Inhalt des Einmachglases zu diesem
Grad den Roggen schneller durchwachsen. Absolute Zeitpunkt kräftig durchgeschüttelt, so daß die „Mycel-
Dunkelheit ist nicht erforderlich, gelegentlicher Lich- höfe" zerrissen werden und sich die teilweise besie-
teinfall schadet nicht. delten Körner möglichst gleichmäßig im Glas vertei
Am besten lagert man die fertig beimpften Rog-
gengläser in einer Styroporkiste auf einem Schrank.
Die Stoffwechselaktivität des Mycels erzeugt
Wärme. Die Temperatur in der Kiste wird so um
2 - 3 Grad höher liegen als in der Umgebung. Darüber
hinaus wird so ein übermäßiges Verdunsten von
Feuchtigkeit vermieden.
Man sollte seine Gläser mindestens alle zwei Tage
auf Verkeimung kontrollieren. Das Öffnen der Styro-
porkiste während dieser Kontrolle genügt für die nötige
Belüftung. Von Schimmel oder Bakterien befallene
Gläser müssen umgehend entsorgt werden. Ver-
keimte Gläser, die lange zwischen gesunden stehen,
stecken diese an; die Sporen der Schadorganismen
werden mit der Zeit durch den Spalt am Deckel der
Gläser austreten.
Schimmel kann problemlos an seinen Färbungen
erkannt werden. Etwas problematischer sind für den
Anfänger die verschiedenen Bakterien. Der häufigste
und problematischste Erreger erzeugt einen deutlich
sichtbaren Schmierfilm auf den Roggenkörnern; zwei
Tage später wirkt der Roggen ausgesprochen naß und
läßt sich nicht mehr in die einzelnen Körner ausein-
anderschütteln. Öffnet man das Glas nur ein klein
wenig und riecht am Spalt, so wird man einen absolut
widerwärtigen Geruch bemerken, den man nie wieder
vergißt, wenn man ihn nur einmal gerochen hat. Sol-
che Gläser müssen unbedingt entsorgt werden. 5 Tage alte Roggenkultur, spätestens jetzt muß zum ersten Mal
geschüttelt werden.
len. Nach solch einer Schüttelaktion ist ein bis zwei überall Mycel wächst, so daß keine Fläche größer als
Tage lang kein Mycel mehr zu sehen. Das ist normal, es ein 5-Mark-Stück ohne besiedelten Roggen bleibt,
wird aber um den dritten Tag herum an vielen Stellen dann kann man das Mycel sich selbst überlassen.
neu auftauchen. Ansonsten muß im Abstand von etwa 4 Tagen noch ein-
Wenn gleichmäßig über das ganze Glas verteilt oder zweimal geschüttelt werden.
10 Tage alte Roggenkultur nach zweimaligem Schütteln. An zahl- 15 Tage alte Roggenkultur, vollständig durchwachsen, fertig zur
reichen Stellen, gut über das ganze Glas verteilt, wächst Mycel. weiteren Verwendung.
Weiteres Schütteln ist nicht mehr erforderlich
2
Sporenspritzen: wie jedes andere auch. Die Nachteile dieser Methode:
Herstellung von Getreidebrut Man macht sich vom Lieferanten für Sporenspritzen
ohne vorherige Agarkultur abhängig und muß diese natürlich immer wieder
bezahlen. Eine Selbstherstellung von Sporenlösungen
kommt so gut wie nicht in Frage, da dies im Heimla-
bor nur selten steril genug gelingen wird. Bei Sporen-
Es gibt eine neuere Methode, Getreidebrut bei sehr
43
10. Herstellung von Deckerde
Bevor man sich mit der günstigsten Zusammenset- mit einer Deckschicht weit höher, als sie es ohne
zung einer Deckerde auseinandersetzt, muß man sich eine Schicht Abdeckerde wäre.
erst einmal über die Funktion einer solchen Deck- Im Erwerbspilzanbau haben sich Deckerden durch-
schicht klar werden. gesetzt, die aus:
Jeder, der schon einmal Pilze über mehrere Tage
10 Teilen Torf
hinweg beobachten konnte, war sicher beeindruckt
von deren schnellem Wachstum. Pilze bestehen zu 1 Teil Gips
ungefähr 90 Prozent aus Wasser. Das bedeutet, daß das 1 Teil Kalk (z.B. Kreide)
Pilzmycel in vergleichsweise kurzer Zeit eine große gut vermischt, bestehen. Die Angaben beziehen sich
Menge Wasser an die wachsenden Pilze heranführen auf Volumenteile, nicht auf Gewicht. Diese Deckerde
sollte sehr feucht, aber nicht so naß sein, daß die Myce-
lien darin „ertrinken" würden. Nimmt man eine
muß. Das Getreide wurde unter Zugabe von ca. 220 ml
kämpfen hatte, war der, daß darauf bei mir relativ häufig
und Mine= ralstoffe zu. Schließlich zeigten
45
11. Der Pilzanbau
Pilzanbau auf Getreide in Gläsern 6. Die Pilze werden geerntet und evtl. konserviert.
weiteren Methoden auf der Grundlage dieses Verfahrens Sowohl die Zucht auf Brutgetreide in Schalen als auch
entwickelt wurden, möchte ich es hier nicht die Zucht auf Kompost, der mit Brutgetreide beimpft
vorenthalten. Ich empfehle, diesen Abschnitt sorgfältig wurde, laufen grundsätzlich genauso ab. Daher folgt
durchzuarbeiten, da die in den nächsten Kapiteln hier eine genaue Beschreibung aller notwendigen
beschriebenen Anbaumethoden auf den hier beschrie- Schritte für die Kultur in Gläsern, soweit sie nicht
benen Verfahren beruhen. schon vorher abgehandelt wurden.
serdicht!
chen entwickeln sich dann im Verlauf einer weiteren
beste Kompromiß.
Im einfachsten Fall läßt sich der C02-Gehalt der Luft
48
Die unter den ersten vier Punkten aufgeführten befeuchtete Luft aus dem Glas hinaus und wird von
Dinge erhält man in jedem Zoogeschäft für ca. 30.DM. oben in die Styroporbox mit den Pilzen hineingeleitet.
(Stand 1998). Die Stellen, an denen der Schlauch durch den Deckel
geführt wird, werden mit einem wasserfesten Kleber
Aufbau: Ein Ende eines kurzen Schlauchstückes wird luftdicht verklebt.
mit der Austrittsöffnung des Lüfters verbunden (in Ein kleines Loch (Durchmesser ca. 5 mm) in der
der Abbildung 1). An das andere Schlauchende kommt gegenüberliegenden Seite der Styroporbox in
das Rückflußventil (im Bild 2). Aus der anderen Seite Bodennähe, das zum Schutz gegen Schädlinge mit
des Rückflußventils führt ein etwas längeres Schlauch- Fliegengaze oder einem kleinen Stück Gardinenstoff
stück durch den Schraubdeckel bis auf den Boden des verklebt wird, ermöglicht das Abfließen der C02-
Glases. Der Schlauch mündet in einen Ausströmstein ( haltigen Luft.
im Bild 3a). Das Glas ist zu etwa 2/3 mit Wasser gefüllt. Je nach Größe der Box und Feuchtigkeit der Raum-
Ein weiteres Schlauchstück wird so durch den Deckel luft kann die so zugeführte Luft immer noch zu
geführt, daß sein Ende oberhalb des Wasserspiegels trocken sein. In diesem Fall führt man den aus dem
bleibt. Durch diesen Schlauch strömt die Glas austretenden Schlauch (in der Abbildung
Nr. 5) erst in ein weiteres Gurkenglas, wo er dann in
einem
50
zu kleinen Köpfen heran, dann braucht diese spezielle günstig mieten, weil sich in Ihnen sonst kaum etwa
Rasse mehr Licht. Entwickeln sich dagegen frühzeitig lagern läßt - Eisen verrostet, Holz und Papier ver-
starke Köpfe, aber nur sehr kurze, zu stämmige Stiele, schimmeln und verfaulen dort.
dann sollte man weniger Licht geben. Ich selbst habe
z.B. zwei Rassen des Psilocybe cubensis: eine der bei- D. Hohe Luftfeuchtigkeit
den ist sehr lichthungrig und will praktisch direkt vor Im Zusammenhang mit der Frischluftzufuhr wurde
dem Fenster stehen, während eine andere nur in der bereits eine Methode zur Aufrechterhaltung einer aus-
hintersten Zimmerecke zur richtigen Form heran- reichend hohen Luftfeuchtigkeit vorgestellt. Möchte man
wächst. es einfacher, sprüht man mit einem möglichst feinen
Zerstäuber alle zwei Tage einen bis zwei Sprühstöße
C. Das Absenken der Temperatur in die Kiste. Aber Vorsicht: Anfänger neigen eher dazu,
Bei den meisten tropischen/subtropischen Pilzen ist ihre Pilze zu ertränken, als sie vertrocknen zu
ein Absenken der Temperatur nicht unbedingt erfor- lassen! Im Zweifel also lieber etwas weniger
derlich, kann aber das Einsetzen der Fruchtung sprühen. Die leeren Sagrotan-med 250-ml-
beschleunigen. In diesem Fall genügt eine Tempera- Zerstäuber sind auch hierfür ideal. Natürlich müssen
turverminderung um etwa 4-5 Grad. die Zerstäuber sorgfältigst ausgespült und von allen
Demgegenüber fruchten viele Pilze aus gemäßigten Desinfektionsmittelresten befreit werden, bevor man
Breiten überhaupt nicht, wenn die Temperatur nicht mit ihnen Wasser auf die Kulturen sprüht.
deutlich abgesenkt wird. Einige Pilze brauchen sogar
einen ausgeprägten „Kälteschock." So lassen sich der
Samtfußrübling, der Winterausternseitling und auch
Die Pilze wachsen heran
der Psilocybe cyanescens (europäische Sorte) dadurch,
daß sie einige Tage im Kühlschrank aufbewahrt
Hat man die Fruchtung, wie oben beschrieben, einge-
ganze Jahr über ca. 10-12 Grad kalt ist und der eine sehr
ab.
oft
Jungpilze zu ausgewachsenen Pilzen heran. Während
51
Jungpilze im Einmachglas.
53
Die Ernte der Pilze man, wenn einem keine genaueren Angaben zu einem
Wirkstoff vorliegen, die Pilze kurz vor dem Zeitpunkt
Der Erntezeitpunkt ernten, zu dem sich die Hüte öffnen würden. Austern-
Sind die Pilze herangewachsen, stellt sich die Frage pilze, Reishi und Shiitake hingegen läßt man stets zu
nach dem optimalen Erntezeitpunkt. Hierbei muß man voller (Jugend-)größe heranwachsen, das heißt, man
nach kulinarischer und sonstiger Nutzung unter- erntet sie gerade voll aufgeschirmt.
scheiden:
Will man die Pilze essen, so wird man in der Regel Die Erntetechnik
warten, bis der Pilz seinen Hut gerade eben vollstän- In nahezu allen Veröffentlichungen ist immer davon die
dig geöffnet hat. Zu diesem Zeitpunkt kommen hohes Rede, daß die Pilze unbedingt sorgfältig am Stiel aus
Erntegewicht und vollständig entwickeltes Aroma dem jeweiligen Substrat herausgedreht werden
zusammen, der Pilz ist aber noch frisch und fest. Die- müssen. Beim Abschneiden entstehende Stielreste
ser Zeitpunkt ist jedoch nur bei sofortiger Verwendung würden unvermeidlich in Fäulnis übergehen. Ich kann
in der häuslichen Küche oder bei eigener Trocknung diese Angaben nicht bestätigen. Ich ernte Pilze stets so,
günstig. Will man die Pilze frisch verkaufen, so muß wie es die entsprechende Pilzart am einfachsten
man sie weit eher ernten - schließlich müssen sie noch zuläßt: lassen sich die Pilze problemlos am Stiel her-
ein paar Tage auf dem Markt oder im Geschäft durch- ausdrehen, dann wende ich diese Methode an. Sitzen
halten und dabei ansehnlich bleiben. Dies geht nur, die Stiele dafür jedoch zu fest am Substrat, dann
wenn man die Pilze erntet, solange der Hut noch voll- schneide ich die Pilze möglichst nahe am Substrat mit
ständig geschlossen ist. An frischen Speisepilzen ken- einem sehr scharfen Messer ab. Bei dieser Vorgangs-
nen wir in der Regel nur die Champignons: daß hier weise bilden sich Stielreste bei mir immer wieder zu
nur die kleinen geschlossenen Köpfe angeboten wer- flauschigen Mycelbällchen zurück. Fäulnis mag dann
den, hat genau diesen markttechnischen Grund. auftreten, wenn die Kulturen deutlich zu feucht gehal-
Würde man sie ein paar Tage später ernten, wären sie ten werden.
weit aromatischer.
Anders sieht es dagegen aus, wenn man es, so wie Ruhen des Substrats
zum Beispiel bei medizinischen Pilzen, auf besondere
Wirk- bzw. Inhaltsstoffe abgesehen hat. Hier muß man Nach der Ernte brauchen das Substrat und das Mycel
sich in der einschlägigen Literatur informieren, in wel- eine Ruhephase, um sich für die nächste Erntewelle zu
cher Wachstumsphase der optimale Wirkstoffgehalt regenerieren. Etwa eine Woche lang überläßt man das
erreicht wird. Dies wird nicht immer einfach sein, lei- Glas sich selbst. Das Substrat wird in dieser Zeit nicht
der fehlt es häufig noch an entsprechenden Untersu- gewässert, sondern sollte eher ein wenig abtrocknen.
chungen.Als Anhaltspunkt mag gelten, daß häufig jün- Nach Ablauf dieser Woche macht man das Substrat
gere Pilze bereits den Hauptteil des Wirkstoffes gebil-
det haben, weiteres Wachstum nur zu einer „Verdün-
einmal richtig naß, läßt es anschließend aber an der
55
Das Verfahren im Einzelnen: Nun nimmt man ein Glas Roggenbrut. Die Brut
Der Boden einer Plastikbox wird etwa 1,5 cm hoch mit wird im Glas als ein großer Klumpen vorliegen, in dem
Deckerde (Rindenhumus, s. Kap. 9) bedeckt. Die Deck- die einzelnen Körner relativ fest durch das Mycel mit-
erde sollte in diesem Fall nicht allzu feucht sein. Am einander verbunden sind. Diese Körner gilt es nun zu
besten verwendet man für die Unterschicht die Deck- vereinzeln, ohne allzu viel Kontaminanten hineinzu-
erde so, wie sie in den Handel kommt - halbtrocken. bringen. Entweder man schüttelt das Getreide auf, so
Diese Schicht hat die Funktion, überflüssige Feuchtig- wie ich es im Kapitel 8 beschrieben habe. Einfacher
keit aus darüberliegenden Schichten aufzunehmen. geht das Ganze, wenn man eine feste Plastiktüte
56
Zweiter Schritt (1): Man steckt ein Glas Roggenbrut in eine Pla-
stiktüte und schlägt einige Male auf den Boden des Glases. Zweiter Schritt (2): Das Brutgetreide gleitet in die Plastiktüte.
nimmt, den Deckel des Getreideglases abnimmt und zu fest, sonst platzt die Tüte. Der Block zerfällt dann in
das Glas mit dem Kopf nach unten in die Tüte steckt. die einzelnen Körner; verbliebene größere Brocken
Schlägt man einige Male auf den Boden des Glases, so lassen sich von außen durch die Plastiktüte mit der
gleitet der Klumpen aus mycelüberwachsenem Hand in die einzelnen Kerne zerdrücken. Für den
Getreide in die Plastiktüte. Dann zieht man das leere Anfänger mag das Bild, daß sich dann bietet,
Einmachglas aus der Tüte heraus, nimmt die Tüte fest in erschreckend sein: fast das ganze schöne, mühselig
die Hand und schlägt sie zwei bis dreimal kräftig auf den gezüchtete, vormals weiße und flauschige Mycel
Fußboden oder gegen eine Wand - aber bitte nicht scheint plötzlich verschwunden zu sein. Nur noch die
Zweiter Schritt (3): Nachdem man den Beutel einige Male gegen Dritter Schritt: Der Roggen wird in die Kiste gefüllt.
einen Türrahmen geschlagen hat, haben sich die Getreidekörner Auf eine Kiste der beschriebenen Größe nimmt man eine bis
voneinander getrennt. zwei 0,75-Liter Gläser mit Roggen.
57
blanken Getreidekörner sind zu sehen. Aber keine
deckerde wird danach geglättet und ganz leicht fest-
Sorge, das ist ganz normal. Tatsächlich sind die Kör-
gedrückt. Als nächstes verschließt man die Kiste mit
ner so total von Mycel durchwachsen, daß Kontami-
Mikrowellenfolie. Diese ist in der Regel so breit, daß sie
nanten nahezu chancenlos sind. Es wird weniger als
wunderbar zu den beschriebenen Blumenkästen paßt -
drei Tage dauern, bis die Körner wieder vollständig von
mit einem langen Gummiring läßt sie sich dort pro-
Mycel bedeckt sind.
blemlos befestigen.
Nun schüttet man das Getreide aus der Tüte in die
Diese Folie weist eine Besonderheit auf zahllose
Kiste und verteilt es dort gleichmäßig, wobei man an
kleinste Löcher ermöglichen den Luftaustausch, trotz-
allen Seiten einen Rand von etwa einem Zentimeter
dem wird der Inhalt der Kiste ausreichend gegen
Breite läßt. Den Rand deckt man am besten mit Hilfe
Feuchtigkeitsverlust geschützt. Um den Luftaustausch
einer Karton- oder Plastikschablone ab, bevor man den
weiter zu verbessern, sticht man mit einer Gabel an
Roggen einfüllt.
etwa 10 Stellen weitere Löcher in die Folie. Alle drei
Diese Getreideschicht deckt man schließlich mit
Tage sollte die Folie ganz kurz vollständig geöffnet
einer ungefähr 2 Zentimeter hohen Schicht Abdeck-
erde (siehe Kapitel 9 - Herstellung von Deckerde) ab.
Diese Schicht Abdeckerde sollte genauso feucht sein,
wie es in diesem Kapitel beschrieben wurde. Die Ab
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Vierter Schritt: Das Substrat wird mit Abdeckerde bedeckt. Fünfter Schritt: Die Box wird mit Plastikfolie verschlossen.
werden. Hierbei erfolgt ein vollständiger Luftaus- gehend mit Mycel durchwachsen sein. Dieses zeigt sich
tausch; so wird Schimmelbildung weitgehend vorge- dann überall an der Oberfläche.
beugt. Gleichzeitig kontrolliert man dabei den Inhalt
auf eventuelle Kontamination. Alle zwei bis drei Tage
gibt man einen bis zwei Sprühstöße Wasser mit einem
Die Fruchtung wird eingeleitet
ganz feinen Zerstäuber auf die Kultur. Dabei gilt es stets Das geschieht, indem wie bereits beschrieben, ver-
nur, den Feuchtigkeitsverlust zu ersetzen, also die Kultur schiedene Umweltparameter verändert werden: Luft-
gleichmäßig feucht zu halten. Auf keinen Fall darf die feuchtigkeit, Licht, Temperatur, C02-Gehalt.
Kultur naß, die Abdeckerde sumpfig oder schlammig Die oben beschriebene Folie scheint für
werden. Ein bestens geeigneter Zerstäuber ist - praktisch alle Phasen ein nahezu ideales Klima
natürlich nur nach entsprechend gründlicher Rei- herzustellen. Man läßt sie daher auf der Kiste, öffnet
nigung - der Pumpsprühzerstäuber, in dem das Des- sie aber nun mindestens einmal täglich für einen
infektionsmittel Sagrotan med in Apotheken abgege- kurzen Moment, um vermehrt Frischluft zuzuführen.
ben wird. Auch mit dem sparsamen Besprühen der Kulturen
Nach ungefähr 7 Tagen wird die Abdeckschicht weit- fährt man fort. Zusätzlich wird belichtet - entweder mit
Tages- oder
59
Beginn der Fruchtung: Der kleine
Punkt unter (1) ist eine Zusam
menballung von Mycel, aus dem
dann ein Primordium (im Bild
unter 2) wird. Wer genau schaut,
wird noch viele weitere Mycelkno-
ten und einige Primordien finden.
Die Pilze wachsen heran Die auf Seite 62 gezeigte Kultur nach zwei weiteren Tagen.
Die selbe Kultur nach zwei weiteren Tagen. Deutlich ist sichtbar,
Die auf Seite 62 (oben) gezeigte Kultur zwei Tage später. wie einige Pilze im Wachstum zurückbleiben.
61
Nur einen Tag später sind die Pilze
ausgewachsen. Speisepilze würde
man am gleichen Tag ernten, will
man Sporenabdrücke gewinnen
(siehe auch Teil 2, Abschnitt 1),
dann sollte man mit der Ernte noch
einen weiteren Tag warten.
63
aus Stroh, Holzkomposterde und Getreidebrut als Sub-
Neben der Zufuhr von Licht ist es nun besonders
strat verwendet. Eine spezielle Abdeckung ist nicht
wichtig, ein-, besser zweimal täglich Frischluft zuzu-
unbedingt nötig, eine dünne Schicht Abdeckerde führt
führen. Dies geschieht durch kurzes Öffnen der Pla-
aber meiner Erfahrung nach zu seltenerer Kontamina-
stiktüten und befächeln der Kulturen mit Frischluft.
tion.
Etwa alle drei Tage kann es notwendig werden, ein- bis
Anstatt der empfohlenen Mischung kann auch in
zwei Sprühstöße Wasser mit dem Zerstäuber auf die
einem Champignonzuchtbetrieb gekaufter Pferde-
Kulturen zu geben. Es empfiehlt sich, im Zweifel eher
mistkompost verwendet werden. Meiner Erfahrung
zuwenig als zuviel Wasser zu geben.
nach ist dabei die Ausbeute gelgentlich höher, aber die
Erst wenn das Pilzwachstum dies notwendig
Kontaminationsrate leider ebenso.
macht, wird der Beutel geöffnet. Der ganze Block mit
dem unten und seitlich noch anliegenden Beutel wird in
eine Styroporkiste gestellt. Ab diesem Zeitpunkt erfolgt
die Behandlung des Blocks so, wie es in der
Pilzanbau auf holzhaltigen
vorhergegangenen Abschnitten bereits beschrieben
Substraten
wurde.
An dieser Stelle werden die klassischen Verfahren des
Anbaus holzbewohnender Pilze besprochen. Ihnen
allen gemeinsam ist, daß sie von Getreidebrut der
jeweiligen Pilzart ausgehen. Andere Verfahren sind im
zweiten Teil dieses Buches beschrieben.
„Kompostanbau in Plastiktüten" beschriebene oft noch im Wald herumliegt. Im Prinzip ist jede Art
Mischung
von Holz geeignet, gleich ob Weich- oder Hartholz. Eine Besonderheit stellt die neuere Methode dar,
Allerdings sollte man sich in der Regel auf Laubholz von Pilzmycel überwachsene Holzdübel einfach in
beschränken, weil viele Pilzarten mit den Harzen der Bohrlöcher hineinzustecken.
Nadelbäume nicht zurecht kommen. Hartholz hat den Die Keilschnittmethode. Man schneidet mit einer
Nachteil, daß es langsamer von Mycel durchwachsen Säge einen Schlitz etwa 2/3 tief leicht keilförmig in den
wird, dafür trägt es aber bis zu sechs Jahre lang Pilze. Stamm. Eine Schlitzbreite von ca. 1,5 bis 2,5 cm ist
Weichholz ist schneller durchwachsen, ist aber meist optimal. Den Schlitz füllt man anschließend mit
schon nach etwa drei Jahren erschöpft. Länge und Getreidebrut und verschließt ihn gut mit aufgetacker-
Durchmesser der Holzstücke spielen keine große Rolle. ter Plastikfolie.
Man schneidet die Stücke so zurecht, daß man sie Die Kopfbeimpfung. Man sägt an einem Ende des
gut handhaben kann. Dicke Stammstücke wird man Stammes eine dünne Holzscheibe ab. Die Schnittfläche
wegen des Gewichts nicht viel länger als etwa 40 des Stammes bedeckt man mit einer etwa 1 cm dicken
Zentimeter werden lassen, Äste von ca. 10 cm Schicht Getreidebrut. Die abgesägte Holzscheibe wird
Durchmesser dürfen ohne weiteres einen Meter lang nun oben wieder aufgenagelt. Die entstandene Fuge
bleiben. wird mit Plastikfolie verschlossen.
Wichtig ist, daß das Holz noch ausreichend feucht
ist. Sägt man das Holz an, und fängt man das Sägemehl Aufbewahrung und Durchwachsen
auf, dann soll sich dieses mit der Hand zu einem der beimpften Stamme
Klumpen zusammendrücken lassen, der nicht von Die frisch beimpften Stämme sollten an einem feuch-
selbst auseinanderfällt. Fällt der Klumpen jedoch aus- ten und schattigen Platz möglichst eng zusammen
einander, dann muß das Holz vor der Verwendung gelagert werden, bis sie vom Mycel durchwachsen sind.
etwa zwei Tage gewässert werden. Am einfachsten Am besten schichtet man sie auf und bedeckt sie
geschieht dies, indem man sich mit einer starken Pla- anschließend mit Laub, feuchter Wellpappe, Lumpen
stikplane ein flaches Wasserbecken schafft, in das man oder ähnlichem Material, unter dem die Stämme
die Stämme einlegen kann. feucht bleiben. Sind im Hochsommer längere Trocken-
perioden, dann muß man darauf achten, die Stämme
Die Beimpfung bzw deren Abdeckung immer ein wenig feucht - nicht
Es gibt mehrere Methoden, Stämme und Äste zu tropfnaß - zu halten. Die beste Zeit für die Beimpfung
beimpfen. Die einfachsten und effektivsten sind die ist im späten Frühjahr. Dann kann man meist noch im
folgenden Verfahren: gleichen Jahr zum ersten Mal ernten. Beimpft man im
Die Bohrlochmethode. Mit einem elektrischen Herbst, so kommt natürlich erst der nächste Herbst als
Bohrer werden spiralförmig einmal um den ganzen erster Erntetermin in Frage. Nach dem vollständigen
Stamm herum möglichst tiefe Löcher von etwa 1,5 cm Durchwachsen der Stämme mit Mycel (erkennbar am
Durchmesser gebohrt. Diese Löcher füllt man mit Mycel, welches an den Schnittflächen sichtbar wird)
Brutgetreide und verschließt sie anschließend mit auf- werden die Stämme an ihren endgültigen Standort
getackerter Plastikfolie, Baumwachs oder Lehm. gebracht. Dies sollte der schattigste und feuchteste Ort
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des Gartens sein. Dort gräbt man die Stammstücke messer. Man mischt die einzelnen Bestandteile in fol-
etwa 15-20 cm tief senkrecht in den Boden ein. (Das genden Gewichtsanteilen: 20 Teile Sägespäne, 10 Teile
gilt nicht für Shiitake-Pilze - siehe dort). Dadurch wird
Hackschnitzel, 1 Teil Gips
sichergestellt, daß die Stammstücke über die ehemali- Die Mischung sollte sich noch feucht anfühlen, aber
gen Saftbahnen des Holzes ausreichend mit Wasser undnicht naß sein. Um Kontamination mit fremden Pilzen
Mineralien aus dem Boden versorgt werden. Im und Milben zu verhindern, empfiehlt es sich, die
trockenen Hochsommer muß gelegentlich zusätzlich Mischung durch kurzes Erhitzen zu pasteurisieren.
gewässert werden. Einmal eingegraben, verbleiben dieDies kann mit heißem Dampf, durch Übergießen mit
Stammstücke an ihrem Platz, bis sie nach einigen Jah-
kochendem Wasser oder durch Erhitzen in der Mikro-
ren erschöpft sind und keine Ernte mehr liefern. welle geschehen. Die fertige Mischung wird mit Getrei-
debrut der entsprechenden Pilzart vermischt. Dabei
2. Anbau holzbewohnender braucht man weniger Getreidebrut pro Gewichtsein-
Pilze auf Sägespänen heit, als bei der Beimpfung von Kompost. Ein AchtLiter-
Hierzu besorgt man sich - am besten in einem Säge- Beutel sollte sich so mit einem halben Glas Brut
werk - Sägespäne und Hackschnitzel von Laubholz und beimpfen lassen. Eine solche fertig durchwachsene
einfachen Gips aus dem Baumarkt. Hackschnitzel sind Sägespan-Mischung bildet einen weißlichen festen
grobe, flache Holzfetzen von wenigen cm Durch Klumpen gummiartiger Konsistenz.
Die weitere Vorgangsweise entspricht der, wie sie Sie sehen nicht wie kleine Fliegen, sondern eher
bereits in den Abschnitten „Pilzanbau auf Getreide in wie kleine Mücken aus. Trauermücken reagieren
Schalen" und „Kompostanbau in Plastiktüten" be- offensichtlich sehr stark auf den Geruch von
schrieben wurde. Eine Abdeckung mit Erde ist in der Pilzmycel und werden geradezu magisch davon
Regel nicht erforderlich. angezogen. Einmal auf einer Kultur gelandet, lassen sie
Die in manchen Pilzzuchtbüchern beschriebenen sich leicht fangen, da sie zwar versuchen, dem Fänger
Nährstoffzusätze, wie Melasse, Kleie und anderes auszuweichen, aber kaum mehr auffliegen. Sie legen
erhöhen zwar tatsächlich die Ausbeute. Leider erhöhen ihre Eier in die Kulturen. Aus den Eiern schlüpfen in
sie aber auch die Anfälligkeit für Schimmel- und ganz kurzer Zeit die Larven, kleine, weiße wurmartige
andere Kontaminationen sehr stark. Daher möchte ich Gebilde von etwa 6 mm Länge. Diese wachsen sehr
von der Verwendung solcher Zusätze in der Hobby- schnell zu jungen Fliegen heran, die selbst wieder nach
Zucht, in der es ja nicht unbedingt auf allerhöchste wenigen Tagen Eier legen. Eine Kultur kann sich so
Erträge ankommt, abraten. innerhalb von 14 Tagen in eine übelriechende
dickbreiige Masse verwandeln, in der tausende von
Maden leben und aus der nahezu pausenlos junge
Trauermücken schlüpfen.
Schädlinge:
Trauermücken und Milben Abhilfe: Alle befallenen Kulturen vernichten und
Trauermücken: Mit die schlimmsten Schädlinge aus dem Haus schaffen. Den gesamten Raum von Flie-
überhaupt, die eine Pilzkultur befallen können, sind gen säubern. Werden Insektizide verwendet, dann
die Trauermücken. Es handelt sich dabei um kleine, sollte man zumindest darauf achten, daß diese nur
vollständig schwarze Fliegen von etwa 2-5 mm Länge. natürliches Pyrethrum und keine synthetischen Pyre-
throide enthalten. Während erstere relativ schnell
67
abgebaut werden, sind die Pyrethroide sehr lange halt- delt sich dabei um kleine Tiere, die kaum die Größe
bar und stehen im Verdacht, bei längerem Kontakt eines i-Punkts erreichen. Mit bloßem Auge sind sie
neurologische Störungen auszulösen. Vorbeugung gerade eben noch sichtbar. Stellt man eine befallene
gegen die Pilzmücken: klebrige Gelbtafeln (helfen nur Kultur auf eine dunkle Unterlage, dann erkennt man
zum Teil, aber man merkt zumindest frühzeitig, daß den Befall nach einigen Stunden daran, daß sich um
Probleme unterwegs sind). Aufstellung von elektri- die Kultur herum ein Kreis aus kleinen weißen Punk-
schen Insektenfängern, Aufstellung von mit Citronel- ten gebildet hat. Die Milben, die versuchen, neue
leöl imprägnierten Tafeln (scheint die Fliegen einiger- Lebensräume zu finden, vertrocknen außerhalb der
maßen zuverlässig zu vertreiben, stinkt leider in der Kulturen bereits nach wenigen Zentimetern. Deshalb
wirksamen Konzentration impertinent nach Citronelle) besteht die erfolgreichste Verbreitungsmethode dieser
. Ansonsten den Raum, in dem die Kulturen stehen, Tiere darin, sich von einem unachtsamen Pilzzüchter
geschlossen halten, evtl. auch das Schlüsselloch mit von einer Kultur zur nächsten tragen zu lassen. Die
Tesafilm abdichten. Möglichst keine Zimmer- Milben schädigen bei massivem Auftreten das Mycel.
pflanzen, vor allem nicht solche mit eher nasser Erde Milben traten bei mir gelegentlich dann auf, wenn
im Zuchtraum stehen lassen. (Trauermückenlarven ich Holz aus dem Freiland zur Kultur verwendet habe,
halten sich gerne in solchen sehr feuchten Erden auf). ohne es vorher zu entkeimen. Vollständige Sterilisation
ist nicht nötig; eine Desinfektion durch übergießen
Milben: Weit weniger problematisch sind die Milben, mit kochendem Wasser, kurzes erhitzen im Backofen
denn diese können wenigstens nicht fliegen. Es han oder in der Mikrowelle reichen hier vollständig aus.
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12. Konservierung und Lagerung von Pilzen
Frisch geerntete Pilze lassen sich problemlos einige kann man bis zu 10 Siebe mit Trockengut (jedes
Tage im Gemüsefach des Kühlschranks lagern, wenn sie etwa 30 cm Durchmesser) auf dem Grundgerät stapeln.
dabei vor Austrocknung geschützt werden. Pilze sind dann trocken, wenn sie sich wie Kekse
brechen lassen. Sind sie noch ledrig, dann enthalten sie
noch genug Feuchtigkeit, um verschimmeln zu können.
Konservierung der Pilze Die fertig getrockneten Pilze lagert man entweder
gemahlen als Pilzpulver oder ganz in luftdicht ver-
Die traditionelle Methode der Pilzkonservierung ist schließbaren Schraubgläsern.
das Trocknen. Korrektes Trocknen sollte in mäßig war- Pilze lassen sich auch einfrieren; dabei wird jedoch
die Zellstruktur zerstört. Die aufgetauten Pilze wirken
dann ein wenig „matschig" und unansehnlich, was
mer, strömender Luft erfolgen. Eine Temperatur von
aber bei Pilzsaucen und -suppen keine Rolle spielt.
maximal 30-35 Grad Celsius schont in optimaler Weise
Sonst empfiehlt es sich, die Pilze erst zuzubereiten und
alle Inhaltsstoffe. Die einfachste Möglichkeit ist es
die fertigen Pilzgerichte einzufrieren. Eine traditio-
häufig, die Pilze auf Garn aufzufädeln und so über die
nelle Methode ist das Einlegen der Pilze in einem Essig-
Heizung gehängt zu trocknen. Backöfen sind eher
Salz-Sud. Junge und feste Pilze können auch, wie andere
ungeeignet. Selbst auf kleinster Stufe erzeugen sie in der
Gemüsearten, in Weckgläsern eingemacht werden.
Regel eine zu große Hitze. Eine weitere Methode ist es,
Diese Methoden der Konservierung werden unter
bei einem Karton oder einer Kiste unten auf einer Seite
anderem in „Pilzsammlers Kochbuch" von Rose Maria
eine Öffnung anzubringen. Dann stellt man in die Kiste
Dähncke genau beschrieben. Eine weitere dort
eine Lampe. Über die offene Oberseite der Kiste legt
genannte Methode ist die Herstellung eines Pilz-
man ein Sieb oder einen Rost, auf dem man dann die
Lösung ist es, sich einen Trockenapparat (Dörrex) extraktes. Dabei werden hitzeempfindliche Inhalts-
Pilze trocknen kann. Die beste, wenn auch teuerste
anzuschaffen, den man über Haushaltswarengeschäfte stoffe natürlich zerstört, und das Resultat ist nur
beziehen kann. Bei einem solchen Trockner kann die noch als - allerdings recht interessantes und wohl-
Temperatur stufenlos gewählt werden. Außerdem schmeckendes - Gewürz zu gebrauchen.
69
13. Pilze und Justiz
70
14. Pilze als Heilmittel
Heilkräuter sind uns in Europa zur Behandlung von den. Wieweit sich die Tumorwirksamkeit auf den Men-
Krankheiten schon immer vertraut. Daß aber auch schen übertragen läßt, ist noch nicht klar. Fest steht
Pilze über medizinische Wirkungen verfügen, ist ein aber, daß sich durch den Verzehr von 5-10 Gramm
Wissen, das uns in Europa verloren gegangen ist, getrockneter oder der zehnfachen Menge frischer Aus-
obwohl in deutschen Kräuterbüchern des späten Mit- ternpilze der Cholesterinspiegel senken läßt.
telalters Pilze durchaus ihren Platz hatten. Die Asiaten,
besonders die Chinesen und Japaner verfügen dagegen Klapperschwamm - Grifola frondosa (Maitake). Seine
auch in diesem Bereich über eine mehrtausendjährige wirksamen Inhaltsstoffe sind verschiedene Polysacha-
ununterbrochene Tradition. Eine umfassende Darstel- ride, insbesondere Grifolan. Bei Laborversuchen (in
lung der Heilwirkung einzelner Pilze würde den Rah- vitro) wurde sowohl in japanischen als auch in US-
men dieses Buches sprengen. Ich beschränke mich Studien eine deutliche Anti-AIDS-Aktivität gefunden.
daher hier auf einige der wichtigeren Pilze und Versuche mit Kranken laufen, es sind mir bis jetzt aber
werde deren Inhaltstoffe und Wirkungen eher noch keine Ergebnisse bekannt. Vor allzu großem
stichpunktmäßig abhandeln. In dem sehr informativen Optimismus im Falle von AIDS muß gewarnt werden.
Buch „Die Heilkraft der Pilze", von Prof. Dr. Jan Lelley, Auch der Klapperschwamm weist im Experiment eine
Econ-Verlag 1997, können ausführlichere Tumorhemmung auf, die noch deutlicher ausfällt, als
Informationen gefunden werden. Darüber hinaus etwa beim Austernpilz. Zusätzlich werden diesem Pilz
findet man mittlerweile im Internet viele interessante noch blutdruck- und cholesterinsenkende und im-
Artikel zu diesem Thema. Wer Internet-Zugriff hat ( munstimulierende Wirkungen nachgesagt. Eine wirk-
und den hat eigentlich jeder, sei es über Freunde same Dosis liegt bei etwa 5 Gramm des getrockneten
oder Bekannte oder einen Besuch im nächsten Pilzpulvers. Allerdings empfiehlt es sich hier nicht, den
Internet-Cafe), der findet auch über eine Recherche in Pilz in Form eines Tees einzunehmen, da die wesent-
der medizinischen Datenbank medline viele lichsten Wirkstoffe nicht in Wasser, sondern nur in
interessante Artikel. Alkohol löslich sind. Es empfiehlt sich daher, entweder
das Pilzpulver so, wie es ist, (am besten zusammen mit
Austernpilz - Pleurotis ostreatus. Er produziert Lova- Vitamin C, das die Wirkstoffaufnahme verbessert),
statin7E, eine cholesterinsenkende Substanz. Darüber- oder in Form eines selbst hergestellten alkoholischen
hinaus konnte an Labormäusen eine Tumorhemmung Extraktes einzunehmen.
nach Fütterung mit Austernpilzen nachgewiesen wer
71
Lackporling - Ganoderma lucidum (Reishi, ling zhi). mit einer großen Tasse Wasser etwa 5 Minuten lang
Dieser Pilz stellt fast eine komplette Apotheke dar. Es aufkochen und anschließend etwa eine halbe Stunde
finden sich die folgenden aktiven Inhaltsstoffe bzw. lang ziehen. Diesen Tee trinke ich täglich. Kündigt sich
Wirkstoffgruppen: eine Erkältung an, dann erhöhe ich die Dosis ein paar
Die Polysacharide Ganoderan und Beta-d-Glukan Tage lang auf etwa 5 Gramm. Meist gelingt es so, den
sowie mindestens 6 weitere Polysacharide mit den fol- Ausbruch der Erkältung noch zu stoppen. Was ich lei-
genden Wirkungen: blutzuckersenkend, immunstimu- der aus persönlicher Erfahrung nicht bestätigen kann,
lierend, tumorhemmend. ist eine deutliche Blutdrucksenkung. Hier gab es bei
Ein antiallergisches und immunstimulierendes mir allenfalls eine leichte Wirkung. Was natürlich nicht
Protein, ein leberschützendes Steroid (Ganosteron). heißt, das jemand anderes hier nicht bessere Erfah-
Eine ganze Zahl von Triterpenoiden, meist als sog. rungen machen kann.
ganoderische Säuren, welche die Histaminausschüt- In der traditionellen chinesischen Medizin gilt die-
tung hemmen (also antiallergisch wirken), und den ser Pilz als eines der ganz großen Tonika. Zur
Blutdruck und Cholesterinspiegel senken. Krankheitsvorbeugung kann er schadlos täglich
Dazu wirkt der Lackporling schlaffördernd und eingenommen werden.
wirkt den Sauerstoffmangelerscheinungen, wie sie in
großer Höhe auftreten (Bergkrankheit) entgegen. Shiitake - Lentinula edodes. Der Shiitake wird neuer-
Kein Wunder also, daß dieser Pilz in China nach- dings verstärkt auch hierzulande frisch angeboten.
weislich seit ca. 4000 Jahren hochgeschätzt wird. In Damit gibt es nicht nur eine Alternative für den ewi-
frühen Zeiten war er so selten und gesucht, daß jeder gen Champignon aus den Supermärkten, sondern man
Fund dieses Pilzes dem Kaiserhof abgeliefert werden kann seinen Speisezettel sogar um einen wohl-
mußte. schmeckenden und gleichzeitig gut erforschten und
Ich persönlich kann mit diesem Pilz eine über 30 durchaus interessanten Medizinalpilz erweitern. Neben
Jahre lang bestehende Nebenhöhlenentzündung erfol- anderen immunaktiven Wirkstoffen bildet der Shiitake
greich im Griff behalten. Alle bisherigen Versuche, dieser Lentinan. Dessen Hauptwirkung besteht in einer
Sinusitis beizukommen, waren gescheitert. Wenn es Erhöhung der Aktivität der Killer-Zellen und der
mal wieder besonders schlimm wurde, mußte ich eine Interferon-Produktion. Diese nachweisliche Unterstüt-
Kur mit Antibiotika einlegen, die mir für einige Wochen zung der körpereigenen Abwehr macht diesen Pilz
Erleichterung verschaffte. Aber spätestens nach 2 zu einem wertvollen Medikament, wenn es darum geht,
Monaten war die Sinusitis wieder da. Die Symptome Infektionskrankheiten, besonders auch Viruserkran-
eines ebenfalls langjährigen saisonalen Heu- kungen zu bekämpfen. In Japan ist Lentinan als
schnupfens haben sich unter Reishi zu etwa 80% Zusatzmedikament in der Krebstherapie zugelassen.
gebessert. Hier ist mein persönliches Rezept: Ich Darüber hinaus konnte eine cholesterinsenkende Wir-
trockne den Pilz, bis er richtig „knusprig" ist und kung nachgewiesen werden. In der traditionellen chi-
mahle ihn dann in einer Küchemaschine zu Pulver. nesischen Medizin gilt der Pilz als allgemeines Tonikum,
Von diesem Pulver lasse ich jeden morgen 3 Gramm das sowohl bei Beschwerden älterer Menschen,
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bei überlasteten jüngeren Personen mit derzeit näher untersucht wird. Er hat außerdem -
eingesetzt werden kann. sowohl frisch als auch getrocknet - einen deutlichen
,>artigerweise scheint dieser Pilz am besten l, blutzuckersenkenden Effekt. Darüber hinaus zeigten
n, wenn er nicht täglich, sondern nur etwa 2„, auch hier Tierversuche eine ausgeprägte tumorhem-
7öchentlich eingenommen wird. Vorbeugend g mende Wirkung.
otwa 5 Gramm getrocknet bzw. 50 Gramm
eingenommen werden, bei bestehenden ,s Gängige Speisepilze und ihr Wert. Der gesundheitli-
ungen kann diese Dosis bis auf 15 Gramm che Wert von Pilzen wird häufig grob unterschätzt.
bzw. 150 Gramm Firschgewicht erhöht wer Selbst in einer Runde von Pilzliebhabern hörte ich
kürzlich noch das Märchen, Pilze hätten einen relativ
geringen Wert als Nahrungsmittel und einen sehr
?,j3rübling - Flammulina velutipes (Enoki). Im niedrigen Eiweißgehalt. Auf meinen Einwand hin, daß
y einer japanischen epidemiologischen Studie der Eiweißgehalt ja immerhin dem von Milch entspre-
saß die Bewohner einer japanischen Gemeinde T; chen würde, reagierten die Versammelten überrascht -
züchtern eine überdurchschnittlich niedrige j so hatte man das wohl noch nicht gesehen. Immerhin
Krebsfällen aufwies. Dies führte man in der stlf wird ja die Milch - lassen wir einmal dahingestellt sein
den häufigen Verzehr der von diesen Men;•z ob zu recht oder nicht - als eines unserer wertvollsten
üchteten Samtfußrüblinge zurück. Diese entljn Nahrungsmittel betrachtet. Auch sonst brauchen sich
Polysacharid namens Flammulin, das offen die Pilze nicht zu verstecken. Enthalten sie doch eine
die körpereigenen Abwehrkräfte zu steigern breite Auswahl wertvoller Mineralien - u.a. Kalium,
Magnesium, Calzium, Mangan, Zink, Kupfer und dazu
Vitamine, besonders aus der B-Gruppe. Regelmäßiger
ii,intling - Coprinus comatus. Der Schopftint- Pilzverzehr kann daher durchaus dazu beitragen, ent-
Quelle eines neuartigen Antibiotikums, das sprechende Mangelerscheinungen auszugleichen.
73
15. Charakteristik einzelner Pilzarten (1)
Anmerkung: Diese Beschreibungen haben nicht den Substrat: Der Schopftintling wächst am besten auf
Zweck, eine korrekte botanische Identifikation zu auf Stroh, dem Pferdemist zugefügt wurde (siehe
ermöglichen. Dazu müßten sie mykologische Charak- Teil Il - Abschnitt 6: „Generelle Zuchtmethode für Dung
teristika aufführen, mit denen der Durchschnittsleser und Kompost bewohnende Pilzarten"). Die Kultur kann
nichts anfangen kann. Auf eine mykologisch korrekte, in Plastiksäcken oder auch in Schalen erfolgen. Eine
vollständige Beschreibung wurde daher verzichtet. Schicht Abdeckerde erhöht die Ernte beträchtlich. Wer
diese Pilze im Garten heimisch machen will, kann mit
Intention der Beschreibungen ist, daß sich der Leser ein
Bild vom Aussehen der Pilze machen kann. gutem Aussicht auf Erfolg eine oder mehrere die-
ser Kulturen in seiner Wiese eingraben.
Coprinus comatus - Temperaturen: Diese Art benötigt etwa 16-21 Grad
Schopftintling, Spargelpilz Celsius für die Keimung von Jungpilzen. Während des
Wachstums sind später Temperaturen von 18 bis 24
Aussehen: Ein länglich-walzenförmiger, anfangs rein- Grad optimal.
weißer Pilz, der von Schuppen bedeckt ist. Ältere
Exemplare öffnen den Hut glockenförmig, wobei der Flammulina velutipes - Samtfußrübling
Hut beginnt, vom Rand her schwarz zu zerfließen. Der
weiße Stiel ist hohl, die Lamellen sind erst weiß, Aussehen: Ein klassischer japanischer Zuchtpilz, der
später rosa, dann schwärzlich. Die Hüte werden etwa 6- dort eine allgegenwärtige Beilage in den meisten Sup-
12 cm hoch. In der freien Natur findet man diesen pen bildet. Bei uns ist dieser Pilz im Wald nicht allzu selten
Pilz fast auschließlich auf Wiesen und Feldern. Meist - und kaum zu verwechseln, da er einer der wenigen
tritt er in großen Gruppen auf. Man findet ihn von Mai Pilze ist, die am besten im Winter gedeihen. Der 15 cm
bis November, jedoch häufiger im Herbst. Der breite Hut dieses gelblichen bis bräunlichen Pilzes trägt
Schopftintling ist ein hervorragender Speisepilz, der gelbliche Lamellen. Der im unteren Teil samtige Stiel ist
sich einfach züchten läßt. Man findet ihn nur deshalb dunkel- bis schwarzbraun gefärbt. An der Basis ist er
nicht in den Geschäften, weil er höchstens 48 Stunden stets dunkler als an der Spitze. Der Pilz wächst meist
haltbar ist - am besten verwendet man ihn sofort nach auf totem, seltener auf lebendem Laubholz, häufig auf
der Ernte. Läßt man ihn zu lange liegen, wird er wegen Baumstümpfen, von Oktober bis April. Die Stiele sind
des dann einsetzenden Auflösungsprozesses zäh und werden daher nicht mitgesammelt. 74
ungenießbar.
Substrat: Die Kultur ist auf Laubholz und auf holz-
kurzen, stämmigen Stiel, der aus einem Baumstamm
haltigen Substraten (Sägemehl-Mischungen, Papier) herauswächst, sitzt ein muschelförmiger Hut mit einer
möglich.. Alle für Holzbewohner beschriebenen Kul- Breite von bis zu 15 cm. Die Oberfläche ist rotbraun
turverfahren sind anwendbar. Besonders nett sind Fla-
glänzend, wie frisch lackiert, der Hutrand wird von
schen mit Sägemehl auf der kühlen Fensterbank. Der einem matten, samtigen weißen Saum gebildet.
Pilz wächst dann in dekorativen, langstieligen Substrate: Den Reishi züchtet man am besten auf
Büscheln aus dem Flaschenhals heraus. Stammholz oder auf holzhaltigen Substraten (Säge-
Temperatur: Um die Keimung der Jungpilze ein- mehl-Hackstück-Mischung). Neben der Temperatur ist
zuleiten, ist eine Temperatur von 6-10 Grad Celsiusder CO2-Gehalt der Luft von Bedeutung: Stiele ent-
erforderlich (Kälteschock). Während der anschließen-
wickeln sich oft nur in einer C02-reichen Umgebung.
den Wachstumsphase kann die Temperatur etwa 8 - 16 Bleibt der C02-Gehalt hoch, entwickeln sich anstelle der
Grad betragen. breiten Hüte interessant aussehende, geweihartige Pilze.
Temperaturen: Zur Fruchtung werden Temperatu-
Ganoderma lucidum - ren von ca. 18 bis 24 Grad Celsius benötigt. Das Wachs-
Lackporling, Reishi, Ling-Zhi tum der Pilze erfolgt bei 21 bis 27 Grad. Aufgrund die-
ser Temperaturbedürfnisse sind diese Pilze nach unse-
Aussehen: Der Lackporling, der auch in Deutschland ren Erfahrungen hervorragend für den Anbau in der
nicht selten an Bäumen gefunden werden kann, ist Wohnung geeignet.
kaum mit anderen Pilzen zu verwechseln. An einem
75
Bei hohem C02-Gehalt während des Wachstums entwickelt sich Natürlich entwickelter Reishi. (Zeichnung: Göran Hielscher)
die Geweihform. Der Pilz erscheint wie lackiert.
Lentinula (Lentinus) edodes - Shiitake Substrate: Laubholz, wächst auch sehr gut auf
Sägespan-Hackschnitzel-Mischungen. Im Gegensatz zu
Aussehen: Ein Pilz, der in Mitteleuropa nicht natür- anderen Pilzen mag es der Shiitake nicht, wenn die
lich, sondern nur in Kultur vorkommt. Der Hut ist 5- Stämme, auf denen er wächst, in die Erde eingegraben
15, seltener bis 20 cm breit und weist je nach Rasse und werden. Auch die Abdeckung mit Erde wird nicht ver-
Standort eine hell- bis dunkelbraune Farbe auf. Cha- tragen.
rakteristisch sind weiße, flockenartige Schuppen, die Temperaturen: Shiitake-Pilze gibt es in verschie-
sich in der Hutmitte kaum, und zum Rand hin immer denen Zuchtstämmen - sowohl für kühle als auch für
dichter finden. Die Lamellen sind weißlich, der Stiel warme Jahreszeiten. Zur Keimung der Jungpilze
weißlich bis bräunlich. Der Pilz erscheint seitlich an benötigen die kälteliebenden Sorten etwa 10-16 Grad
Holz angewachsen in kleinen Gruppen. Der Pilz riecht Celsius, die wärmeliebenden Sorten 16-21 Grad. Das
roh stark aromatisch, lauchartig und ist von mildem Pilzwachstum verläuft bei den kälteliebenden Sorten
76
77
Blöcke für 24 Stunden in kaltes Wasser, wobei man sie sich zwei Wochen lang nichts tat, vergaß ich die Kultur
sogar beschweren sollte, damit sie an allen Seiten Was- zeitweilig. Etwa drei Wochen später kam ich zufällig
ser aufsaugen können. Kurze Zeit nach dieser Behand- wieder in diesen Teil des Kellers und fand die Pilze voll
lung wird sich die nächste Erntewelle zeigen. Insge- entwickelt, fast schon überständig vor. Eine eiligst
samt kann dieser Zyklus ca. 4 mal durchlaufen werden. anberaumte Pilzmahlzeit bescherte mir einen der
geschmacklich (leicht nußartig, angenehm festes
Phollota nameko - Nameko, Fleisch) besten Pilze, die ich kenne. Für mich steht der
Reisstrohschüppling Nameko qualitativ auf der gleichen Stufe wie Steinpilze
und Morcheln.
Aussehen: Ein in Japan mit Recht sehr populärer, viel
gezüchteter, außerhalb Japans leider so gut wie unbe-
kannter Pilz. Der Hut ist 3-8 cm breit, erst halbkugelig,
später fast flach von braun-oranger Farbe. Der rohe
Pilz ist von einer dicken Schleimschicht bedeckt, die
beim Kochen vollständig verschwindet. Die weißlich-
gelben Lamellen werden im Alter bräunlich. Der junge
Pilz weist zwischen Stiel und Hut einen Schleier auf.
Der Stiel ist an der Basis verbreitert.
Substrat: Holz und Sägemehl-Hackschnitzel-Sub-
strate. Keine Abdeckschicht erforderlich. Dieser Pilz
braucht besonders hohe Luftfeuchtigkeit während der
Keimungsphase. Im Falle von Substratblöcken kann
man dies sowohl durch häufiges besprühen mit einem
Zerstäuber erreichen, als auch damit, die Plastiktüte
nur oben zu öffnen, auf keinen Fall aber vollständig zu Nameko-Substratblock, Buchenholzsägemehl-HackstückMischung
entfernen. Häufig tritt vor der Fruchtung ein elasti- mit Zusatz von 50 % Rindenhumus. Die Pilze waren ein wenig
überständig, schmeckten aber trotzdem noch köstlich.
scher Schleim auf; dies scheint eine Feuchtigkeitsre-
serve des Mycels zu sein und sollte nicht mit einer
Kontamination verwechselt werden.
Pleurotus ostreatus - Austernpilz
Temperaturen: 10 bis 15 Grad Celsius zur Keimung
von Fruchtkörpern. 13-18 Grad beim Wachstum der Aussehen: Muschelförmige, blaugraue, völlig graue
Pilze. oder bräunliche Hüte, die mit einem kurzen Stiel seit-
Anmerkungen: Meinen ersten Substratblock mit lich an den Baumstämmen angewachsen sind. Die
Nameko legte ich zum Fruchten in einen alten Gewöl- Pilze wachsen in dichten Gruppen. Die Hüte werden 5
bekeller mit hoher natürlicher Luftfeuchtigkeit und bis 15 Zemtimeter breit. Die Lamellen und Stiele sind
einer konstanten Temperatur von 12 Grad. Nachdem weißlich. Roh weisen die Pilze keinen besonderen
78
Geruch oder Geschmack auf. Die Fruchtkörper wild
wachsender Pilze erscheinen von Oktober bis Februar. Psilocybe cubensis
Zum Fruchten brauchen die Austernseitlinge einen
Kälteschock. Dies gilt nicht für die aus Florida stam- Aussehen: Der unter Züchtern bekannteste psychoaktive
mende Variante (Sommerausternseitling, Florida- Pilz. Ein mittelgroßer bis großer Pilz, der in tropischen
Varietät), die das ganze Jahr über fruchten kann. Es und subtropischen Regionen vorkommt. Der Hut ist 1
gibt verschiedene nahe Verwandte des Austernpilzes in bis 8 cm breit, je nach Rasse und Alter hellbis
verschiedenen Farben (unter anderem rosa und knall- dunkelbraun. Der 4 bis 20 (30) cm lange Stiel kann
gelb), die sich alle ähnlich gut züchten lassen. sowohl kurz, kräftig und gedrungen als auch lang und
Substrate: An lebenden und toten Laubholzstäm- dünn vorkommen. Auch dies hängt von der Rasse,
men, auf Stroh, auf Sägespänen, mit Hackschnitzeln aber auch von den Lichtverhältnissen am Standort ab. Die
vermischt. Grundsätzlich auf allen zellulosehaltigen Form des Hutes ist erst kegelig, dann glockig, später
Materialien, wie alten Zeitungen, als Gag sogar auf aufgebogen. Die Lamellen sind grau bis grauviolett. Der
Klopapierrollen züchtbar. Abdeckung nicht erforder- Pilz verfärbt bei Verletzung bläulich.
lich. Meiner Ansicht nach einer der am einfachsten zu
Temperaturen: Keimung bei etwa 12-16 Grad Cel- züchtenden Pilze überhaupt, daher wunderbar als Ein-
sius (Winterausternseitling) bzw. 21-25 Grad (Som- stieg in die Pilzzucht geeignet. Die Zucht darf aufgrund der
merausternseitling). Pilzwachstum bei 16-18 Grad ( derzeitigen Rechtslage (Stand Januar 1999) nicht die
Winterausternseitling) bzw. 22-25 Grad (Sommerau- mißbräuchliche Verwendung als Betäubungsmittel zum
sternseitling). Ziel haben.
Diese Sommerausternseitlinge
wuchsen bei uns auf dem Kom-
post, nachdem wir eine kontami-
nierte Sägespan-Rindenhumus-
Kultur dort entsorgt hatten.
79
Stropharia cubensis.
Vielleicht der am einfachsten zu
züchtende Pilz überhaupt.
80
Panaeolus cyanescens.
Abgedeckte Roggenkultur.
Substrate: Die Zucht auf Stroh ist möglich, aber den Niederlanden) als Hawaiianer bezeichnet wird,
nicht optimal. Viele schöne (und oft sehr große) Exem- wird noch nicht allzu lange gezüchtet. Der braungraue
plare erhält man, wenn man auf Kompostsubstraten in bis hellgraue Hut wird 1,5 bis 4 cm breit und sitzt
Schalen züchtet. auf einem langen, dünnen, gelblich-grauen Stiel. Sei-
Temperaturen: Sehr gut hat sich bei mir eine Tem- ten vereinzelt, oft zu hunderten auftretend. Sowohl der
peratur von 23 Grad Celsius in allen Phasen bewährt. Pilz als auch das Mycel können bei Verletzung stark
Höhere Temperaturen (bis etwa 27 Grad) führen zu bläuen.
schnellerem Wachstum, begünstigen aber auch Konta- Substrate: Roggen oder Stroh mit Abdeckerde,
minanten. Deutlich niedrigere Temperaturen ver- Pferdemist- und andere Kompostmischungen.
langsamen das Wachstum stark. Temperaturen: Gut hat sich bei mir eine Tempera-
tur von 23 Grad Celsius in allen Phasen bewährt.
Höhere Temperaturen (bis etwa 27 Grad) führen zu
schnellerem Wachstum, begünstigen aber auch Konta.
Panaeolus cyanescens (
81
Selbstbau einer Impfkiste
Sogar Leute mit nur einer linken Hand können es Löchern bringt man noch zwei Plastikvorhänge an,
schaffen, sich selbst eine Impfkiste zu bauen. damit die Löcher ein wenig verschlossen sind, wenn
Im Prinzip geht es um folgendes: ein luftdicht abge- man gerade die Hände draußen hat.
schlossener Raum, in den man hineinblicken kann, Es empfiehlt sich, die Innenseite des Kartons mit
und in den man durch zwei Löcher in der Seite die Plastikfolie auszukleiden, damit sich das ganze leich-
Hände hineinstecken kann, um darin zu arbeiten. Die ter reinigen läßt und der Karton beim Kontakt mit den
einfachste Version ist ein simpler Karton, dessen Bo- Desinfektionsmitteln nicht durchweicht.
den und eine Seite entfernt und mit Plastikfolie bezo- Die Luxusvariante einer Selbstbau-Impfbox kann so
gen werden. An der anderen Seite bringt man eine aussehen: ein Resopal-Brett aus dem Baumarkt, auf das
kleine Klappe an, durch die man Material hinein- mit Latten und Winkelstücken ein quaderförmiges
und hinausbringen kann. In die Plastik-Vorderseite Gestell aufgebaut wird. Die Vorderseite wird mit zwei
schneidet man zwei runde Löcher, durch die die Hände Scharnieren befestigt, so daß sie sich aufklappen läßt.
gerade hindurchpassen. Vor diesen zwei runden Alle Seiten werden mit dünnem Plexiglas aus dem
Baumarkt verkleidet (leider nicht ganz billig). In die
Plexiglasscheibe der Vorderseite werden die zwei
Löcher für die Hände geschnitten.
83
Die Homepage der deutschen findet sich eine hervorragende Sammlung von myko-
Gesellschaft für Mykologie: logischen deutsch- und englischsprachigen Internet-
http: //www.mannheim-netz.de/user/fungus/dgfm.html Adressen, die keinen einzigen Wunsch offenlassen.
bietet einen sehr guten Einstieg in die pilzkundliche Auch wer „nur" wissen will, wie ein beliebiger Pilz aus-
Welt des World-Wide-Web. Unter dem Menüpunkt „ sieht, wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein
Hinweise auf andere mykologische WWW-Seiten" oder mehrere schöne Farbphotos im Internet finden.
84
Teil 11 von Sam Lanceata
1. Zweites Vorwort
Mein besonderes Interesse galt der Zucht ze in den biologischen Sektionen der Universitäten, bei
psychoaktiver Arten. Die gewonnenen Erfahrungen mykologischen Gesellschaften oder bei Pilzberatern, die
lassen sich aber ohne weiteres auf die Zucht es auch in anderen Ländern gibt, bestimmen lassen.
zahlreicher anderer Pilzarten, wie z.B. Speise- und Interessierte Mykophile können auch lokale myko-
Medizinalpilze, übertragen. Die hier beschriebenen logische Zeitschriften von Pilzvereinen studieren. Dort
Kultivierungsmethoden wurden selbst erarbeitet, sind werden relativ oft die hier interessierenden Arten
in der Anwendung sicher und führen meist zum meist von mykologischen Anfängern beschrieben, die
Zuchterfolg. Andere Stämme dieser Arten, als die von begeistert über ihre Neufunde berichten und gern ihr
mir verwendeten, können jedoch auch deutlich Wissen und die Pilze zur weiteren Bestimmung aus-
verschiedene Kulturzeiten und -temperaturen haben. tauschen, besonders wenn man glaubt, ähnliche Funde
In seltenen Fällen kommt es sogar vor, daß isolierte an entsprechenden Standorten schon gemacht zu
Wildstämme überhaupt nicht fruktifizieren'. Jedoch haben. Manche mykologische Koryphäe fühlt sich
kann man dann neben der Isolierung neuer Stämme bestätigt und wittert neue Veröffentlichungen, wenn sie
immer noch auf die Methode der Anzucht von reinem unbekannte Pilze vom letzten Ferientrip z.B. aus den
Myzel auf Getreide zurückgreifen. Tropen/Subtropen mit der Bitte um Bestimmung
Dagegen funktioniert die Methode der Zucht von zugeschickt bekommt. Bei solchen Funden sollten von
Holzbewohnern durch Transplantation natürlich ge- den Pilzen stets Sporenabdrücke genommen werden.
wachsenen Myzels auf neuem Mulch fast immer und Zweckmäßigerweise legt man die reifen Hüte mit den
bringt im nächsten Jahr Pilze hervor. Die hier beschrie- Lamellen auf das weiße Papier, das bevorzugt aus dem
benen Methoden der Anzucht sind auch auf andere Inneren eines Schreibblockes stammen sollte (weniger
Dung- und Holzbewohner der tropisch/subtropischen anhaftende Kontaminationskeime). Über die Hüte
und gemäßigten Klimazonen anwendbar (vgl. Litera- werden Trinkgläser oder ähnliches gestülpt, um eine
tur). Es ist nicht so schwierig, wie es zunächst erscheint, feuchte Atmosphäre zu garantieren. Nach 12-45 h sind
Pilzmaterial zu finden. Findet man Blätterpilze ( = la- die Sporen vollständig abgefallen und liefern das typi-
mellentragende Pilze) von Dung- und sche Abdruckbild der Lamellen auf dem Papier. Die
Holzstandorten in verschiedenen Ländern, dann kann Hüte werden entfernt und das Papier schnell mit den
man sich die Pil Abdrücken nach innen als Brief gefaltet. So können die
Abdrücke auch verschickt werden.
fruktifizieren: Fruchtkörper (Pilze) bilden.
86
Bei den Pilzfunden sollten für die erwähnte nach
folgende Fachbestimmung folgende „grobe" mykolo
Durch diese Eigenbeschreibung der Pilze sind später die
87
2. Generelle Arbeitsweise
bei der sterilen Pilzzucht
Die Anzucht von Pilzen unterscheidet sich vom Pflan- den, führt bei der speziellen Kultur verschiedener
zenanbau in verschiedener Hinsicht. Grundlage ist Arten kein Weg an einer anfänglich sterilen Arbeits-
zunächst immer die Vermehrung von Myzel auf orga- weise vorbei. Längerfristig ist wegen der effektiven,
nischen Resten. Erst zu einem späteren Zeitpunkt bequemen und sicheren Arbeitsweise die Anschaffung
erfolgt unter günstigen Umständen die Pilzbildung. entsprechender Reinluft-Filter (99,97 % Reinheit / sog.
Das Ereignis kann je nach Pilzart bereits beim Durch- HEPA-Filtere) zu empfehlen.
wachsen des Substrats mit Myzel eintreten oder erst
später, wenn die Nährstoffe weitgehend aufgebraucht
worden sind. Bei der Pflanzenzucht erfolgt dagegen Steriles Arbeiten unter
sehr früh der Austrieb mit immer weiterem Wachstum der offenen Gasflamme
der Pflanze (Photosynthese). Durch Veränderung der
äußeren Umstände (Nährstoffe, Wetter) ändert sich die
Es kann aber auch anders steril beimpft werden:
Myzel, wenn:
flamme mit Brenner, der voll aufgedreht eine Flamme
von ca. 30-40 cm Länge erzeugt, nötig. Verschiedene
• die Temperatur etwas abgesenkt wird, Mykophile wie auch ich haben so z.B. erfolgreich in
• eine hohe Luftfeuchtigkeit eingestellt wird,
Hotelzimmern vorsterilisierte Petrischalen steril mit
• die Kulturen beleuchtet werden. Für alle hier vor-
Sporen oder herausgeschnittenem Fruchtfleisch junger
Pilze beimpfen können. Bei dieser effektiven und
• die Konzentration des durch das Wachstum des
gestellten Arten ist diffuses Tageslicht nötig.
88
sicheren Arbeitsweise muß natürlich streng auf Brand- der unangenehmen Hitze, ist nur noch zu nennen, daß
schutz geachtet werden! die Gefäße nacheinander in den Sterilraum gebracht
Der Brenner wird auf einen glatten Holz- oder werden müssen, im Gegensatz zur Impfbox (vorteilhaft
Steintisch, bei Bedarf auch noch zusätzlich auf eine mit HEPA-Filter) ist kein Abstellen im sterilem Bereich
glatte Erhöhung (keine Tischtücher!) gestellt. Dann möglich. Dabei ist aber wieder von Vorteil, daß keine
läßt man die Flamme 15 min lang schräg nach oben potentiell kontaminierend wirkende Behälter
brennen. Dabei wird die Luft entkeimt und die sterilen unordentlich herumstehen. Zum sterilen Verschluß
Verbrennungsgase drücken von oben auf den Tisch, von Gefäßen und Beuteln ist Zellulose in verschiedener
ein steriler Raum wird so dazwischen geschaffen. Die Form wie Watte, Zellstoff oder Baumwolle ver-
Zimmer dürfen wegen des Sauerstoffverbrauches nicht wendbar.
zu klein sein, es kann aber verhalten gelüftet In älteren mikrobiologischen Handbüchern finden
werden, wenn kein Gegenzug geschaffen wird. sich Vorschriften zum Drehen von Stopfen aus Watte.
Besonders zu empfehlen ist das Öffnen von Verbin- Aber so weit braucht man nicht zu gehen. Das Zellulo-
dungstüren zu ebenfalls geschlossenen Nachbarräu- sematerial muß lediglich so dicht sein, daß die durch-
men. strömende Luft zur Ruhe kommt und sich Staub, Bak-
Vor dem Beimpfen werden die Hände oder bei terien, Sporen u.s.w. im Inneren ablagern und den
Bedarf Handschuhe desinfiziert; die alkoholhaltigen Nährboden nicht mehr erreichen können. Dreht oder
Desinfektionsmittel sowie die benetzten Hände strikt knotet man Watte vom langen Strang je nach Größe der
vom Brenner fernhalten! Öffnung des Kulturgefäßes zusammen und fixiert dann
Die Tischplatte braucht nicht desinfiziert zu werden. das so zusammengedrückte Material mit Rollenpfla-
In der Brennerflamme wird auch der Metallspatel ster, dann erhält man bereits einen brauchbaren Stop-
sterilisiert. Im Raum zwischen dem weiter in fen. Vorteilhaft läßt sich auch zur Herstellung eines
Betrieb befindlichen Brenner und dem Tisch wird Verschlusses mit vom Hersteller ausreichend dicht
dann schnell beimpft. Den Spatel mit der sterilisierten gewickelten medizinischen Baumwollbinden arbeiten.
Spitze jeweils so auf ein Glas in dem Sterilraum Von diesen wird soviel abgedreht, bis der verbleibende
ablegen, daß diese nie die Tischplatte oder andere feste Kern längst als passender Stopfen nach Fixierung
Gegenstände berührt. Wichtigste mit Pflaster in die Gefäßöffnung hineingeschoben wer-
Kontaminationsquelle ist der Mensch, du! Daher stets den kann. Ist die Öffnung etwas breiter, dann können
die Luftbewegung vom Brenner zum Tisch beachten, gefaltete Zellstofftaschentücher oder Mullbinden fest an
keine Ärmel, Hände oder Gegenstände zwischen die Binde gelegt und mit Pflaster fixiert werden.
Nährboden und Flamme schieben. Solche Verschlüsse sind mehrfach verwendbar.
Händedesinfektionsmittel töten nur Keime, jedoch in Vor jeder Dampfsterilisation und nach jedem
der kurzen Einwirkungszeit nicht deren Sporen! Auch Beimpfen wird der Stopfen mit Alufolie überzogen,
größere Gläser und Beutel können so beimpft indem diese über den Stopfen und den Gefäßrand
werden. übergestülpt und am Gefäß drehend festgekniffen wird.
Eine Impfbox ist durch die ständige Ausdehnung der Dadurch erfolgt beim Sterilisieren keine Durch-
Gase nicht mehr nötig. Als einzigen Nachteil neben
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nässung durch den Wasserdampf. Beim Beimpfen die Gefäß oder Beutel verdunsten kann und die Grenz-
Stopfen stets nach oben gedreht lagern. Die feuchte, fläche Stopfen/Wandung immer zuverlässig abgedich-
dem Inneren zugewandte Seite darf die Unterlage nie tet ist.
berühren. Bei der Kultivierung wird die Alufolie ledig- Heute wird in mikrobiologischen Labors oft mit
lich mit einem kleinen Loch zwecks Luftaustausch ver- Stopfen aus teurem Polyurethan gearbeitet. Dies ist
sehen. Sie wird auch jetzt verwendet, da so bei der aber in Anbetracht der 100 Jahre bewährten Arbeits-
mehrwöchigen Kultur nicht zuviel Wasser aus dem weise mit Zelluloseverschluß nicht nötig.
90
3. Anzucht von Myzelien und Pilzen aus
Sporen ohne Stammkulturen vom Agar
Zur Stammerhaltung und zur Vermeidung von Dege- erzeugen, ohne den Weg über die sterile Agarkultur
nerierungen (d.h. schlechteres Wachstum unter Bil- gehen zu müssen. Dieser ist Anfängern zu empfehlen,
dung watteartiger Myzelabschnitte) ist es immer die noch keine Erfahrungen im Sterilarbeiten haben.
nötig, wertvolle Zuchtstämme auf Agar von minde- Kernstück ist das Keimen der Sporen auf frischem
stens 2 verschiedenen Zusammensetzungen abwech- Pferdemistkompost3.
selnd zu kultivieren. Auf Agar (2% in Wasser) unter Diese Arbeitsweise ist für alle hier beschriebenen
Zusatz von 3% Malzextrakt bzw. mit 3% festem Hun- Arten, auch für die Holzbewohner, anwendbar. Der
defutter (Pedigree PAL Biskuits) wachsen alle hier Kompost besitzt eine gewisse Widerstandskraft
beschriebenen Arten und viele weitere schnell mit gegenüber der Besiedlung durch niedere Organismen
Ausbildung dichter Myzelien. Andere, komplizierte wie Schimmelpilzen, solange er nicht sterilisiert
Agarmischungen brauchen nicht mehr verwendet zu wurde. Für schnellwüchsige Pilzmyzelien, so von Aus-
werden. Insbesondere der oft beschriebene Kartoffel- ternseitling, Riesenträuschling, Kubanischer Kahlkopf,
agar kann durch seinen Gehalt an Traubenzucker (Glu- Psilocybe cyanescens, Psilocybe azurescens, sowie
kose) eine Degeneration beschleunigen. Pollock hat von Düngerlingen wie Panaeolus subbalteatus u.a. ist es
vor 20 Jahren erstmalig trockenes Hundefutter als bei der beschriebenen Arbeitsweise meist nicht nötig,
Agarbestandteil verwendet. Generell sollte aber bei der den Kompost zu sterilisieren, wenn er nur feucht und
Isolierung neuer Stämme nur Malzagar verwendet nicht naß verwendet wird. Auch braucht dabei keine
werden, da im Gegensatz dazu der mit Hundefutter Luftsterilität vorzuliegen.
trübe und nicht homogen erscheint und dadurch Kon-
taminationen (Bakterien, Hefen) nur schlecht sichtbar Arbeitsweise: In einem Glasgefäß werden auf den
sind. Dagegen bewährt sich dieser Agar hervorragend Boden etwa 2 cm Vermiculit4 aufgebracht. Darüber
zur Weiterzucht. Überimpft man vom Malz- auf den
Hundefutter-Agar, dann werden die Myzelien oft noch
dicker und schnellwüchsiger als vorher. Manche Arten, Pferdemistkompost kauft man am besten in einem nahegelege-
nen Champignon-Zuchtbetrieb (siehe Branchenbuch). Man muß
nur darauf achten, daß man Kompost bekommt, der nicht bereits
wie Austernseitlinge oder Psilocybe cubensis, bilden
auf diesem Agar schon spontan Pilze. mit Champignonbrut beimpft wurde.
Daneben gibt es noch eine Methode, Sporen oft Durch Hitze aufgeschäumter Glimmer, erhältlich z.B. in biologi-
sogar unsteril zum Keimen zu bringen und Myzel zu schen Baustoffhandlungen.
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werden etwa 200 ml Pferdemistkompost aufgeschich- Mit 5 dieser Ansätze (Psilocybe cyanescens, Psilocybe
tet und leicht besprüht, wobei der Kompost dann nur azurescens) kann ein Mulchsack entsprechend der „
sichtbar feucht aber nicht tropfnaß erscheinen darf. Bei natürlichen Kultivierung" beimpft werden, im nächsten
schneller Arbeitsweise wird ein ganzer Sporenabdruck erfolgt dann das erste Pilzwachstum und der
vom Papier mit dem Spatel so abgekratzt, daß er auf natürliche Kreislauf mit Anfall immer neuer Myzelien zur
den Kompost rieselt. Dann wird dieser mit einer unter Beimpfung ist damit eröffnet.
fließendem Wasser abgewaschenen Gabel etwas Entschließt man sich, das Verfahren steril durchzu-
gewendet, damit die Sporen ins Innere gebracht wer- führen, auch aus Vergleichsgründen, dann wird der
den, ohne das Vermiculit mit dem Kompost zu vermi- Kompost stärker angefeuchtet, aber auch nicht tropfnaß!
schen. Danach wird durch Besprühen die Oberfläche Nach der Sterilisation und dem Abkühlen wird
nochmals leicht angefeuchtet, das Gefäß mit Zell- ebenfalls steril mit einem ganzen Sporenabdruck analog
stoff/Alufolie (kleines Loch darin) verschlossen und bei beimpft. Im Gegensatz zu anderen Sterilverfahren ist die
Raumtemperatur im diffusen Tageslicht stehen Keimfreiheit hier nicht total, weil am Papier noch
gelassen. Weißes Myzel wird dann nach 3 bis 14 Tagen Keimspuren sitzen können, die dann aber auf dem
sichtbar, besonders ältere Sporenabdrücke keimen Kompost nie beobachtet worden sind. Das Vermiculit
langsamer. Ich habe auf Agar noch 4 Jahre alte Sporen nimmt überschüssige Feuchtigkeit auf, verhindert ein
der Psilocybe cyanescens (USA) zum Keimen ge- Anbacken des Komposts während der Sterilisation und
bracht, ähnliches ist auch auf Kompost zu vermuten. ist hilfreich beim Myzelwachstum von unten in den
Sporenabdrücke sollten generell kühl auf Papier in Kompost hinein.
verschlossenen kleinen Plastikbeuteln gelagert wer- Bei Psilocybe cubensis und den Düngerlingen ist es
den. Bei größeren Ansätzen als hier angegeben ist es auch möglich, mit Vermiculit und reinem Pferde-oder
immer besser, die Zahl der Gefäße zu erhöhen als in Kuhdung nach Anfeuchtung völlig analog zu arbeiten.
voluminöseren Flaschen oder Gläsern zu arbeiten. In diesen Fällen muß aber immer sterilisiert werden,
Nach 5-7 Wochen bildete Psilocybe cubensis Pilze, wobei um die Pilzsporen im Dung abzutöten. Dagegen
nach 3 Wochen alle 3 Tage leicht besprüht wurde, kann dann mit dem Sporenabdruck unsteril beimpft
danach wurde das Gefäß jeweils wieder wie erwähnt werden. Tropfnässe muß wieder vermieden werden,
verschlossen. die Kultivierungsdauer ist analog wie beim Kompost.
Auch Panaeolus subbalteatus bildete so nach 5 Die Arbeitsweise der Beimpfung von Kompost ist so ein-
Wochen Pilze aus. Die Hauptanwendung dieser fach und zugleich reizvoll, daß auch erfahrene
Arbeitsweise besteht jedoch in der Gewinnung von Mykophile, die sonst nur steril arbeiten, es mal so
Startmyzel für die weitere Beimpfung von Materialien probieren sollten. Wird die Pilzzucht in dieser Weise als
zur Pilzzucht wie frischer Kompost, Stroh oder Laub- Kreislauf unter Verwendung von Sporen oder
holzhäcksel oder auch Rindenmulch. Diese Vorkultur Myzel für immer neue Ansätze gestaltet, dann spürt
wird generell 4 Wochen durchgeführt, das spätere man eindrücklich den ewigen Prozeß des natürlichen
Besprühen wie bei der Pilzzucht wird hier unterlassen. Werdens und Vergehens.
92
4. Die Myzelkultur auf Reis
Die Myzelkultur auf Getreide (mit oder ohne Heute ist folgende Kultur der Myzelien ohne Ab-
Bildung von Sklerotien) ist weit effektiver und warten der Bildung von Pilzen angebracht. Am besten
sicherer als die Pilzkultur mit Bildung von bewährt sich Rundkornreis für Reisbrei, wobei auch
Fruchtkörpern, die sich oft über mehrere Monate weißer Reis entgegen mancher Meinung gleichwertig
hinzieht. Hierbei wird nur eine Getreideart verwendet: verwendbar ist.
Reis.
Reis hat gegenüber anderen Getreidearten beson- Arbeitsweise: 100 g Reiskörner werden mit 170-180 ml
dere Eigenschaften. Seine Nährstoff- und speziell die Wasser sterilisiert und nach dem Abkühlen mit einem
Mineralstoffzusammensetzung weicht von anderen Myzelstück vom Agar steril beimpft. Die Alufolie über
Körnern wie Roggen ab, und nach der Sterilisation dem Verschluß wird bei der Kultivierung wieder mit
unter Wasserzusatz kleben die nun voluminösen Kör- einem kleinen Loch versehen. Allmählich breitet sich
ner zusammen. Dadurch ist bei Verwendung als Pilz- das Myzel über die Reisoberfläche aus und dringt
brut das Schütteln zur schnellen Myzelverbreitung dabei immer weiter ein. Hierbei wird nicht geschüt-
nicht möglich. Dieser Nachteil führt dazu, daß eine telt.
Besiedlung mit Myzel nur allmählich von der Ober- Erst wenn alles überwachsen ist, wird einmalig so
fläche her möglich ist. Neben dieser für die Impfstoff- geschüttelt, daß der angeklebte und noch nicht über-
herstellung negative Eigenschaft existieren jedoch wachsene Reisboden sich von der Gefäßwand löst. Als
andere, positive Eigenschaften, die Reis für die Pilz- Faustregel gilt, daß bei den Pilzen, die nur Myzel bil-
zucht dennoch attraktiv machen. Pollock verwendete den, weitere 2 Wochen nach Überwachsung dieses
schon vor 20 Jahren einfache Reis/Wasser-Mischungen Reisbodens weiterkultiviert wird.
ohne jegliche Deckschicht zur Sterilkultur der Psilocybe
cubensis. Verblüffend ist bei der Pilzkultur auf Getreide, daß z.
Danach wurde z.B. ein Gemisch aus 100 g Reis mit B. Roggen schnell überwachsen wird. Zerstört man
160 ml Wasser verwendet, nach mehreren Wochen trat nach der Überwachsung aber diesen Verband, dann
ohne Deckschicht Fruktifikation ein. 10 Jahre später sieht man noch weitgehend ganze Roggenkerne. Im
beschrieb „Psilocybe Fanaticus" die Beimpfung von Gegensatz dazu erfolgt beim langsamen und kompak-
Reis/Wasser-Mischungen durch eine VermiculitSchicht ten Wachstum auf Reis eine nahezu vollständige Ver-
hindurch mit Sporen des gleichen Pilzes mit dem Ziel wertung der Nährstoffe, die dann auch weitgehend zu
der Pilzzucht. 93
Ende sind, wenn alles überwachsen ist, spätestens 2 bedingt durch eine rasche Austrocknungsmöglichkeit
Wochen danach. der kleinen Samen. Auf Reis bildet Psilocybe mexicana ab
Nach dem Zerkleinern der Myzelmasse z.B. mit 2 Wochen Kultur gelbbraune Sklerotien, die sich
einer Gabel, Zerschneiden und Trocknen bei Raum- sowohl auf der Oberfläche als auch an der inneren
temperatur werden etwa 30-40 g Trockenmasse erhal- Glaswand bilden. Nach 10 Wochen wird die Masse mit
ten. der Gabel entfernt und dann die harten Massen (
Es ergeben sich etwa folgende Kultivierungszeiten, Sklerotien) mit der Hand sorgfältig ausgelesen. Jetzt
wobei die Schnelligkeit je nach Stamm, Reismenge, sind auch in der Masse noch Sklerotien enthalten, die
Größe des Myzelstückes vom Agar sowie der Tempe- leicht „erfühlt" und ausgesondert werden können. Im
ratur etwas differiert: Gegensatz zu den starken Myzelien der vorn beschrie-
benen Arten sind diese jetzt fein und die Masse in den
Sklerotien konzentriert. Die Reste des Nährbodens
sind jedoch noch zur Beimpfung von frischem Pferde-
Pilz Kulturzeit (Wochen) bei 20-23 Grad
mistkompost verwendbar.
Psilocybe cubensis 4-7
beträgt.
lium)/Wasser-Gemisch (1:2) kultiviert. Der Nachteil ist
eine stark wechselnde Ausbeute, wahrscheinlich
94
Die Sklerotienbildung kann problemlos durch gele- werden sie mit der Hand vom Stroh abgelesen. Zer-
gentliches Herausnehmen der Säcke aus der Dunkel- schneiden, Trocknen bei Raumtemperatur und kühle,
heit überprüft werden. Diese Dauerformen können trockene Lagerung erfolgt bei Speise- und Me-
einen Durchmesser von 3-5 cm erreichen. Nach 3-4 dizinalpilzen analog zu den bereits beschriebenen
Monaten, wenn keine weitere Vergrößerung erfolgt, Verfahren.
95
5. Generelle Kulturmethoden von
Pilzarten, die Holzreste bewohnen
Eine Vielzahl von Pilzarten aus gemäßigten und sub- lien, die bei manchen Arten oft bei Druck auch schnell
tropischen Gebieten rund um die Welt bewohnen verfärben, sind sehr gut sichtbar. Vorteilhafterweise
Holzreste. Darunter finden sich auch aggressiv und besiedeln diese Arten, hauptsächlich Riesenträusch-
schnell wachsende Träuschlingsarten wie der linge, und Psilocybe-Arten Rindenmulch von Konife-
Riesenträuschling, aber auch dessen Verwandte, ren, der, im Gegensatz zu Laubholz, nur von wenig
wie Psilocybe-Arten. Daneben sind auch für den Konkurrenzpilzen besiedelt wird.
Pilzzüchter noch blauende Flämmlings-(Gymnopilus)- Bei Kulturversuchen von Medizinal- und Speisepil-
Arten von zunehmendem Interesse. Solche Arten zen dagegen wird man vermutlich mit Laubholzmulch
können in der Natur auf einer Vielzahl von oder auch mit Hackschnitzeln von Laubholz aus dem
Pflanzenresten wachsen, angefangen von Schilf- und Sägewerk mehr Erfolg haben.
Brennnesselresten bis hin zu Zapfen, Holzstückchen und
Kultur im Mulchsack
Sägespänen. Gegenwärtig breiten sich in Regionen
Nordamerikas und Europas diese Arten stürmisch
aus, vor allem Psilocybe cyanescens. Dabei werden
Rindenmulch und Laubholzhäcksel besiedelt, die in Zur Heimkultur ist zu empfehlen, Säcke von Rinden-
Parks und Gärten vorteilhaft und ökologisch sinnvoll mulch (Gartenmarkt) mit natürlichem Myzel zu
zur Bodenabdeckung und -verbesserung eingesetzt beimpfen. Der Sack sollte nicht prallgefüllt sein, not-
werden. Es wird deutlich, daß solche Arten aus ihrem falls sollte etwas Mulch entnommen werden. Er wird
vorherigen Schattendasein heraus schnell künstliche auf einer breiten Seite mit der Schere auf ganzer Länge
Standorte besiedeln können, wenn nur genügend
Holzsubstrat zur Verfügung steht („Kulturfolger").
aufgeschnitten, dann werden die durchwachsenen
96
und über den Winter in Schuppen oder Kellern gela- Herbst nach der Fruktifikation neuer Mulch auf den
gert, die Temperatur sollte über 0 Grad Celsius liegen, Haufen geschüttet und seitlich angesetzt, dann läßt
aber 15 Grad nicht überschreiten. Gelegentliches sich die Kultur über viele Jahre fortsetzen und benötigt
Absinken unter 0 Grad schadet aber nichts. Etwa Mitte neben dem Feuchthalten keine weitere Pflege. Auch
April des nächsten Jahres wird der Sackinhalt an lassen sich die durchwachsenen Rindenstücke natür-
einem schattigen Gartenplatz ausgeschüttet und leicht lich als Startmyzel weiter verwenden.
festgetreten. Es ist genauso möglich, den Mulch in Erd- Gelegentlich kommt es nach mehreren Jahren vor, daß
gruben von bis zu 20 cm Tiefe auszuschütten und sich auf dem älteren Mulch kleine braune Pilze
leicht festzutreten. ansiedeln, die nicht blauen und im Sommer erschei-
Nun braucht der durchwachsene Mulch bis zum nen. Sie sind aber keine Konkurrenten und scheinen
Herbst nur noch in Abhängigkeit von der Witterung andere Bestandteile des schon zersetzten Mulches zu
feucht gehalten zu werden (Gießkanne), hier ist nichts mögen.
falsch zu machen.' Gelegentliches Austrocknen (Som-
auf Heimtierstreu
Pilzbildung ab Ende September. Hierbei bestehen
deutliche Artunterschiede:
Psilocybe cyanescens (USA) Höhere Ausbeuten zumindest im ersten Jahr bringt ein
Psilocybe azurescens Verfahren, daß anfänglich von steriler Roggenbrut
Psilocybe baeocystis ausgeht, ansonsten aber auch sehr einfach ist.
Psilocybe stuntzii Kernstück ist die Verwendung von handelsüblicher,
fruktifizieren alle schon bei 10-14 Grad ab Ende abgepackter Kleintierstreu (Sägespäne!) als Zwischen-
September, während P cyanescens (Europa) und vor substrat. Diese weichen Sägespäne sind sehr rein, weit-
allem P bohemica sogar durch kurze Nachtfröste zur gehend steril und saugen sich schnell mit Wasser voll.
Fruktifikation angeregt werden, sie kommen gewöhn- Etwa eine halbe Packung wird mit den Händen in
lich ab Ende Oktober bis zu den ersten längeren Frö- einen Wassereimer zerkrümelt und mit kaltem Lei-
sten vor, bei günstigen Bedingungen bis in den Dezem- tungswasser aufgefüllt. Die geringen Chlormengen im
ber hinein.
Diese „Outdoor" Kultur läßt sich von der z. Zt. stür-
Wasser stören das Wachstum der höheren Pilze
Diese Methode ist als Vorkultur bei allen Holz verwer- Bei den angegebenen Mengen wurden folgende
tenden Pilzen anwendbar, auch bei subtropischen Durchwachszeiten, d.h. der ganze Beutel ist mit Myze-
lien durchzogen und bräunlich verfärbt, gefunden:
98
2. Startkultur für Fruktifikation
auf Muich im Freien
Pilz Kulturzeit (Wochen)
gemäßigteZone:
Psilocybe azurescens 3 Psilocybe cyanescens(
Diese Arbeitsweise ist äußerst effektiv und versagt
USA) 3 Psilocybe cyanescens(Europa) 4
praktisch nie bei P cyanescens (Europa, USA), P bohe-
Psilocybe bohemica 6 Psilocybe baeocystis 5
mica, P azurescens und P stuntzii. Ein bis zwei Mulch-
Psilocybe stuntzii 7
säcke werden an immer weitgehend schattiger Gar-
subtropische Zone: tenstelle so aufgeschüttet, daß zuerst der Boden oder
Psilocybe caerulescens 7 Psilocybe aztecorum eine Grube (bis 20 cm Tiefe) mit Rindenmulch mehrere
(Mexiko) 6 Psilocybe weilii (USA) 4 Zentimeter dick bedeckt ist. Dann wird die mit der Hand
Gymnopilus purpuratus (Argentinien) 4 zerkrümelte durchwachsene Streu gleichmäßig darauf
gestreut. Schließlich wird der Restmulch bis in eine
Höhe von etwa 10-15 cm gleichmäßig auf das Myzel
gegeben. Bei Ansatz im März/April werden im Herbst
des gleichen Jahres bei hoher Luftfeuchte massenhaft
Pilze geerntet. Dieses mykologisch als „rasig"
bezeichnete Wachstum fällt lediglich bei P bohemica
etwas verhaltener aus. Hier treten nur mehrere Dutzend
Bei P baeocystis und P stuntzii können nur Kulturen
Pilze auf.
der Holzvarietät aus dem Nordwesten verwendet wer-
100
Kultivierungstemperatur von 16-24 Grad und könnten
entdeckt, daß sie herkömmlichen Pferdemistkompost Diese Zeiten resultierten aus der
Hand leicht angedrückt wird. Der durchwachsene und einmonatige Kultur bei Raumtemperatur und
Streuhaufen wird aus dem Beutel entfernt und mit
• Ausbringung der Kisten o. ä. Anfang September auf
hoher Luftfeuchte.
einem Sägemesser einmal in der Mitte zerteilt. Wichtig
ist, daß der Klumpen ansonsten erhalten bleibt und nicht einen schattigen Gartenplatz, Vergrößerung der
zerkrümelt wird. Er wird wieder mit der Gabel überall Löcher der Bodenfolie (etwa auf 1 cm) zur Verhin-
leicht aufgerauht und dann jeweils mit der auf- derung von Staunässe bei Niederschlägen.
geschnittenen Seite nach unten auf den Kompost Feuchthalten erfolgt in Abhängigkeit von den
und auch ungefähr die gleiche Dicke an Kompost dann Abhängigkeit von der Pilzart.
auf dem Klumpen darüber liegt. Bei diesen Mengen
sind optimale Verhältnisse zwischen Impfstoff und Mit diesem Verfahren wird bei P azurescens, P cyane-
Kompost geschaffen worden. scens (USA, Europa), P bohemica und P stuntzii ein
Bei hoher Luftfeuchte (Gewächshaus oder Räume) massives Wachstum erreicht. Diese Kurzkultur ist ein-
und bei gelegentlichem Besprühen ohne Staunässe jährig, das verbleibende Myzel kann aber im Späth-
werden folgende Arten nach verschiedenen Kultivie- erbst wiederum zur Beimpfung neuer Mulchsäcke
rungszeiten ohne Verwendung einer Deckschicht benutzt werden, im nächsten Jahr sind bei der „natür-
erhalten: lichen Kultur" dann mit Sicherheit wieder Pilze zu ernten
und die Kurzkultur kann in eine dauerhafte Gar-
tenbereicherung umgewandelt werden.
102
den, daß die resultierenden Pilze für den Konsum sich feststellen, daß die Kulturvarianten mit Sägespä-
bestimmt sind, während bei einer eher kleinen Beet- nen aus Kleintierstreu als Zwischenkultur für subtro-
fläche die Zucht aus biologischem Interesse noch glaub- pische und einheimische Holzrestebewohner effektiv
würdig erscheint. und sicher sind. Sie bieten ein weites Betätigungsfeld
Bei Speise- und Medizinalpilzen stellt sich diese für weitere Experimente und sind sicher noch im
Problematik natürlich nicht. Zusammenfassend läßt Detail weiter optimierbar.
103
6. Generelle Zuchtmethode für Dung
und Kompost bewohnende Pilzarten
Diese Kultivierungsmethode ist für viele dungbewoh- Wasser wird analog wie bei den Holzbewohnern
nende Speisepilzarten, aber auch für Psilocybe- und beimpft und kultiviert. Es ergaben sich folgende
Panaeolus-Arten geeignet und lehnt sich eng an die Kulturzeiten bis zum völligen Überwachsen der
Arbeitsweise für Holz bewohnende Pilze an. Mischung:
Auch hier ist Stroh die Hauptquelle an Nährstoffen.
An sich sind die hier erwähnten Pilze auch schon allein Pilz Kulturzeit (Wochen)
auf Stroh anzüchtbar. Allerdings bringt der Zusatz von Psilocybe mexicana 4
Pferdedung in jedem Fall eine Erhöhung der Ausbeute, Psilocybe tampanensis 6
bei vielen Stämmen auch eine zeitigere Fruktifikation Psilocybe semilanceata 10
und/oder auch größere Pilze im Vergleich zu reinem Psilocybe natalensis 4
Stroh hervor. In seltenen Fällen fruktifizieren Stämme Panaeolus subbalteatus 3
auf Stroh überhaupt nicht, bringen aber auf der Dung-
mischung reichlich Pilze. Das Aufquellen des Strohs in Es wurden verschiedene Deckschichten zur Pilzbil-
Wasser, die Anlage der Beete sowie das Beimpfen mit dung verwendet, wobei natürlich auch andere bei den
Roggenvorkultur ist völlig analog wie bei der Methode einzelnen Arten erfolgreich sein könnten.
der Holzbewohner (Teil II, Kapitel 5).
Der Dungzusatz wird durch Übergießen von etwa 2 Pilz Deckschicht Fruktifikation nach
Liter Pferdeäpfel mit 2 Wassereimern (20 Liter) Abdeckung (Wochen)
kochendem Wasser in einem Trog (Gartenmarkt, alte Psilocybe mexicana
Zinkbadewanne) im Freien bereitet. Torf /Kalk (2:1) 2
Die so entkeimte, heiße Mischung wird auf das auf- Psilocybe tampanensis
gequollene, nasse Stroh (von etwa 10 kg Trockenge- Torf/Kalk (2:1) 3
wicht) unter Rühren gegeben, noch platzsparender Psilocybe semilanceata
und zweckmäßiger ist die umgekehrte Arbeitsweise Torf/Kalk/Vermiculit (2:1:1) 3-5
im gleichen Trog. Psilocybe natalensis
Wichtig ist ein richtiges Vermischen, wenn nötig Blumenerde 2
mit weiterem Stampfen. Nach dem Abkühlen und Psilocybe subbalteatus 2
der Herausnahme der Mischung aus dem (vgl. 7.13) (ohne, nur Tageslicht)
überschüssigen
104
Diese Arbeitsweise stellt eine sichere und effektive Kul- comatus, Psilocybe cubensis und Panaeolus cyanes-
tivierungsmethode dar. Sie sollte auch bei anderen cens sehr erfolgreich sein, da sie alle sehr leicht Pilze
Arten wie z.B. Stropharia rugoso-annulata, Coprinus bilden und schon auf reinem Stroh gezüchtet wurden.
105
7. Charakteristik einzelner Pilzarten (11)
106
europäischen Stämmen. Die dicken Myzeistränge ( unter diesen Bedingungen erreichen kann. Kleinere
Rhizomorphen) halten die durchwachsenen Hölzer Pilze bilden sich bei nicht so idealen Bedingungen mit
stark zusammen und man erntet beim Herausziehen Stiellängen von etwa 6 bis 8 cm.
eines blauenden Pilzes eine gehörige Portion Substrat 1979 wurde bei Astoria (Oregon, USA) der sehr stark
mit. Dadurch kann man aber sicher sein, dieses blauende Pilz am Pazifik inmitten Dünengräsern auf
anhängende Material gleich für die beschriebene Holzresten erstmalig gefunden. Es besteht keine
natürliche Kultur auf Mulch benutzen zu können. besondere Beziehung zum Gras, lediglich eine feuchte
Psilocybe cyanescens eignen sich auch hervorra- Atmosphäre wird dadurch gefördert.
gend für die in Abschnitt 2.a beschriebene Methode der Der Pilz wurde danach „Psilocybe astoriensis"
Vorkultur auf nasser Pappe. genannt und erst 1995 bekam er mit lateinischer Dia-
gnose den gültigen Artnamen Psilocybe azurescens.
7.2 Psilocybe azurescens
107
Psilocybe azurescens
auf Rindenmulch.
Beim Zerkleinern des mit Myzel durchwachsenen Sporenabdrücke können so nicht genommen wer-
Roggens tritt ein identischer Geruch wie bei Psilocybe den, die natürliche Verbreitung durch Sporen ist
cyanescens (USA) auf. Das Myzel von Psilocybe azure- dadurch erschwert. Im Gegensatz dazu bilden Psi-
scens ist in dicker Schicht ähnlich weiß und imponiert locybe cyanescens und Psilocybe azurescens bei Rei-
eher noch weißer als das von Psilocybe cyanescens ( fung der Pilze immer große Sporenmengen.
USA). Auch hier bewährt sich die schnelle Kultur auf
nasser Pappe wie im Abschnitt 2.a beschrieben.
Bei Verwendung von 2 Pappen (je 20 x 30 cm)
nebeneinander an dem erwähnten See auf Schilfresten (
Ansatz: Ende September) wurden im nächsten Jahr von
Anfang bis Mitte Oktober 251 Pilze gezählt, weitere
Jahre wurde dieser Standort nicht mehr kontrolliert.
von Ende Oktober bis Mitte November insgesamt 46 Die Pilze wurden erstmalig 1973 auf dem Campus der
Pilze hervor. Ein Charakteristikum der Pilze ist die oft Universität in Seattle (USA) aufgefunden und zeigen
fehlende Bildung von Sporen auf den Lamellen. auch neben der Blauung einen deutlichen Ring („blue
veil").
1975 wurden sie dann gültig benannt. Die weißen
Myzelien sind nicht so dicht wie bei Psilocybe cyane-
108
scens und wachsen verhaltener. Für die Kultur sind das von Psilocybe stuntzii, auch das Wachstum auf
nur Stämme der Mulchvarität verwendbar. Allerdings Pappe ist identisch.
ist es nach meiner Beobachtung der Pilz, welcher von Wenn der Pilz fruktifiziert, bildet er charakteristi-
allen hier kultivierten am dichtesten wächst. sche Cluster von 6 bis 50 Pilzen.
Von oben sieht man dann vor lauter Pilzhüten meist Zukünftige Kulturversuche würden sicher das Ver-
überhaupt keinen Mulch mehr. ständnis der Wachstumsbedingungen dieser interes-
Auch diese Art kann Pappe vollständig durchwach- santen Pilzart weiter vertiefen.
sen, allerdings nicht so dicht und schnell wie Psilocybe
7.6 Psilocybe mexicana
azurescens oder Psilocybe cyanescens.
Diese Art ist vielleicht der wichtigste Pilz, der früher in
Mexiko rituell gebraucht wurde („Teonanacatl"),
und ist vom Aussehen und Vorkommen auf feuchten,
gedüngten Grasflächen ein naher Verwandter der ein-
heimischen Psilocybe semilanceata.
Auch die Blaufärbung ist wie bei dieser nur diskret
und tritt erst nach mehreren Minuten auf.
Das zuerst weiße, feine Myzel kann später lebhafte
Farbenspiele auf Agar zeigen: Die dann bräunlichen
Myzelien zeigen später manchmal bläuliche Abschnitte
und bilden oft gelbbraune Sklerotien aus. So muß
man aufpassen, daß man diese Veränderungen der
Morphologie nicht mit plötzlich sich entwickelnden
Schimmelkontaminationen verwechselt. Neben der
allgemeinen Kulturmethode (siehe Kapitel 6) fruk-
tifiziert der Pilz auch nach 4 bis 8 Wochen auf ver-
Psilocybe stuntzii auf Mulch.
110
7.9 Psilocybe caerulescens
rechts: Psilocybe
111
caerulescens auf Mulch.
7.10 Psilocybe aztecorum 7.11 Psilocybe weilii
Die im mexikanischen Hochland vorkommende, Holz- Der Pilz wurde erst 1 9 9 5 in Georgia (USA) als enger
stückchen besiedelnde Pilzart gehört auch zu den Verwandter der Psilocybe caerulescens aufgesammelt.
Arten des Teonanacatls. Die Art fruktifizierte dort auf Holzresten und
Ihr Myzel wächst ähnlich schnell wie das von Psi- unmittelbar danach zirkulierten Myzelstämme von
locybe caerulescens und ist vom Aussehen und der Sporenisolaten in den USA.
Blauung kaum zu unterscheiden. Neben der allgemei- Die dichten, weißen Myzelien blauen bei Verletzung
nen Kultivierungsmethode (Kap. 6) fruktifiziert der und werden im Alter bräunlich und können dann auch
Pilz auch auf Kompost verschiedener Pflanzenarten spontane bläuliche Flecken zeigen. Sie wachsen auf
nach 6 bis 10 Wochen ohne Dungzusatz. Agar, Getreide, Kompost und Holz eher noch schneller
Der Pilz ist ein subtropischer Verwandter von Psi- als die beiden vorherigen Arten.
locybe baeocystis und Psilocybe bohemica. Auf verschiedenen Kompostarten erfolgt Fruktifi-
kation ohne Deckschicht. Auch auf Malz- und Hunde-
futteragar werden nach mehrmonatiger Kultur kleine,
sporulierende Pilze gebildet. Auch diese Art erscheint
auf Grund des Myzelwachstums als sehr geeignet für
die Oberflächenkultur auf Reiskörnern.
113
7.14 Gymnopilus purpuratus Bei dieser Zuchtmethode wird Schnittholz von
Buche, Erle, Ahorn, Pappel oder Linde verwendet, in-
1887 wurde der Pilz ebenfalls im Botanischen Garten dem Hölzer von ca. 5 x 5 cm Breite verwendet werden.
in Kew (England) an einem Holzstamm erstmalig In einem schattig gelegenen Gewächshaus, ab
gefunden. Es erwies sich, daß er in Australien und Mai im Freien oder in einem Folienzelt in einem
Südamerika (Chile, Argentinien) heimisch ist. Auch in größeren, hellen Raum während des ganzen Jahres
Nordamerika gibt es Verwandte, die ebenfalls blauen wird folgendermaßen verfahren:
und psychoaktiv sind. Als unterste Schicht über dem Boden wird eine 2-3
Das weiße, knäulige und bei Druck blauende Myzel cm dicke Schicht von Vermiculit verwendet, das in
wächst sehr schnell auf Agar verschiedener Zusam- einem Durchmesser von etwa 60 cm aufgebracht wird.
mensetzung, auf Getreide und Holz. Alte Agarkulturen Darauf wird eine lückenlose Schicht von mit Myzel
sind schließlich graublau verfärbt. Die Fruktifikation ist durchwachsenen Sägespänen (Streu) (Kap. 5) aufge-
sehr eindrucksvoll, eine Deckschicht wird nicht bracht. Die frisch geschnittenen Hölzer werden auf
benötigt. Aus dem weißem Myzel bilden sich gelbe Pri- diese gelegt, zwischen die einzelnen Stücke kommt
mordien, die sich dann zum orangegefärbten Pilz dif- weiteres Myzel. Dann werden 2 weitere Schichten aus
ferenzieren, dessen Hüte mit rötlichen Schuppen Hölzern daraufgegeben, indem jede Verbindung zu
bedeckt sind. Die Stiele verfärben bei Druck blaugrün anderen Hölzern seitlich, oben und unten durch Myzel
und der Sporenstaub ist orange. auf den Sägespänen hergestellt wird. Schließlich wird
Die Myzelien (keine dicken Rhizomorphen) können die oberste Schicht als Abschluß ebenfalls durch
Holzstückchen oder Sägespäne nicht so zusam- lückenlos aufgebrachtes Myzel gebildet.
menhalten wie Psilocybe cyanescens oder Psilocybe Der so errichtete Holzhaufen wird allseitig mit
azurescens. Beim Herausziehen der Pilze aus den Spä- alten, aber sauberen Baumwolltextilien bedeckt und
nen fallen diese weitgehend ab. In Kulturgefäßen mit ständig feuchtgehalten. Nach 2-3 Monaten ist das Holz
schlechter Belüftung werden wie bei manchen Holz gut durchwachsen und die Textilien werden entfernt.
bewohnenden Speisepilzen auch skurrile, keulenför- Während das Durchwachsen bei 20-30 Grad erfolgen
mige Gebilde ohne Hut gebildet, die ebenfalls orange sollte, ist für die anschließende Fruktifikation 18-23
Sporen direkt auf der Oberfläche bilden können. Grad optimal.
Neben der Fruktifikation auf Getreide, Getreide/Holz- Bei 95% Luftfeuchte und täglichem, mäßigen
späne-Mischungen, reinen Holzspänen sowie Stroh Besprühen fruktifiziert der Pilz nach 2-3 Wochen in
oder Kompost kann die Art ähnlich wie bei Speisepil- mehreren Ertragswellen. Diffuses Tageslicht ist zur
zen auch auf frisch geschnittenen, kompakten Hölzern Pilzbildung nötig, direkte Sonne sollte aber vermieden
gezüchtet werden. werden.
Dieses Wachstum ist dann vergleichbar mit der Nach der Ernte können die Hölzer, wenn kein grüner
natürlichen Fruktifikation auf Holzstämmen, verläuft Schimmel zu sehen ist, wieder als Impfmaterial
aber durch das massive Aufbringen von Impfmaterial verwendet werden. Sie werden dazu einmal gespalten
schneller und in größerer Ausbeute. und mit den frischen Schnittstellen dann anstelle des
114
Myzels auf Sägespäne auf, zwischen und unter die nicht (mehr) erwartet wurde. Unter diesen Umständen
neuen Hölzer gegeben, dabei muß auf direkte kann man sich oft nicht erklären, was diese ausgelöst
Berührung geachtet werden. hatte, auch nicht nach jahrelanger Praxis.
Die weitere Verwendung ist analog der Arbeitsweise So wollte Gymnopilus purpuratus in einem Fall auf
mit Sägespänen. Sägespäne im Beutel überhaupt keine Pilze ausbilden.
Ergänzend dazu kann völlig analog wie bei Psi- Nach der Anzucht im Herbst wurde der Beutel schließ-
locybe cyanescens auch mit durchwachsener Pappe lich eher zufällig über den Winter in einem kalten
gearbeitet werden. Von der durchwachsenen Roggen- Schuppen gelagert, wo die Temperatur oft unter 0 Grad
brut aus wird die Pappe in 2 Wochen überwachsen. Sie absank. Im Frühjahr wurde er ins Freie gestellt und im
kann dann ebenfalls und vorteilhaft als Impfmaterial Schatten gelagert. Plötzlich bildeten sich im April mas-
für die Hölzer in völliger Analogie verwendet werden, siv Pilze aus! Dieses Verhalten eines subtropischen Pil-
indem sie die jeweilige Verbindung zu den Hölzern zes war absolut nicht vorhersehbar.
herstellt.
Als weitere Arbeitsweise im Gewächshaus verfährt
man so: In den Boden wird eine Grube von ca. 15 cm
Tiefe gegraben. Das Substrat ist nasse Streu (Kap.
5), die aber nicht im Beutel beimpft wird. Die nasse
Streu wird in die Erdgrube gegeben. In Schichthöhe
von etwa 4 cm wird dann die durchwachsene
Pappe gebracht und mit nassen Spänen aufgefüllt.
Überschüssiges Wasser versickert. Bei weitgehen-
dem Abdecken mit feucht gehaltenen Textilien wird 8
Wochen kultiviert und nach deren Entfernung bei 95
Luftfeuchte unter leichtem Besprühen die Pilzbil-
dung induziert.
Diese Kultivierungsarten lassen sich auch bei
weiteren Gymnopilus-Arten anwenden. Das
Faszinierende an der Pilzzucht ist, daß immer wieder
unvorhergesehene Ereignisse eintreten, die den
scheinbar planbaren Prozeß plötzlich auf den Kopf
stellen. Der Pilz offenbart hier seine Urgewalt,
gleichzeitig aber auch seine Anfälligkeit gegenüber
Nährstoffkonkurrenten (Kontaminationen) unter
bestimmten Bedingungen. Es gibt durchaus auch
unerwartet Positives wie plötzliche Fruktifikation
nach langem, ergebnislosen Warten und sogar 115
eine Pilzbildung, wenn sie überhaupt Gymnopilus purpuratus auf Sägespänen.
8. Kontaminationen studieren
Wie schon mehrfach ausgeführt, können durch Un- taminationen können sich entwickeln und man
achtsamkeit oder auch durch schwer vorhersehbare bekommt die gesamte mögliche Palette mit. Ihr Kenn-
Umstände in verschiedenen Stadien der Myzel- und zeichen ist Schnellwüchsigkeit bei Raumtemperatur
Pilzzucht bakterielle und vor allem pilzliche Kontami- sowie eine schnelle Farbentwicklung durch Sporenbil-
nationen auftreten. Es ist deshalb zu empfehlen, deren dung bei Schimmelpilzen. Zusätzlich kann man auch
spontane Ausbildung vor Beginn der Zucht der höhe- etwas Schimmel von verdorbenen Lebensmitteln wie
ren Pilze ausgiebig zu studieren. Dabei ist es zweck- Brot oder Früchten auf die Nährböden aufbringen und
mäßig, Malz- und Hundefutteragar sowie sterilisierten deren Entwicklung beobachten. Die gleichen Experi-
feuchten Reis und Roggen gezielt zu infizieren und mente werden mit dem sterilisierten Getreide durch-
staunend zu erleben, was es für Kontaminationsmög- geführt. Neben Schimmel siedelt sich sehr gern ein
lichkeiten überhaupt gibt. Bakterium an, das die Mischung z.T. verflüssigen
Es reicht dazu völlig aus, den Deckel der sterilisier- kann. Die aufgequollenen Körner werden immer näs-
ten Petrischalen ohne vorherige Beimpfung einfach zu ser, an ihrer Oberfläche ist der schleimartige Erreger
öffnen. Ich empfehle 10 Sekunden, 1,5 und 30 min. zu sehen.
Dann wird der Deckel geschlossen, und in den näch- Sollte das Bakterium bei Überimpfung mit hinein-
sten Tagen siedeln sich Schimmelpilze in gelangen, dann erfolgt nur ein geringer Myzelaustrieb
verschiedenen Farben an. Auch unterschiedliche, die aus dem Impfstück. Noch bevor man den Erreger
Agarschicht milchig verfärbende Bakterien sowie sieht, kann man durch Watte- oder Baumwollschichten
Hefen, die schmierige, helle Schichten bilden können, hindurch den scharfen Geruch der Kontamination rie-
sind möglich. chen. Solche Kulturen sind genau wie die mit Schim-
Dabei sollten auch die Gerüche überprüft werden, mel befallenen unwiderruflich verloren!
von scharfen, medizinisch wirkenden Düften bis zur Die kontaminierten Nährböden wegen der Sporen-
brotartigen Nuance (manche Hefen) ist alles bildung nie in den Kulturräumen öffnen und weg-
möglich. Zu empfehlen ist weiterhin, die Deckel in der schütten. Entweder werden sie sofort im
Wohnung und im Freien zu öffnen, unterschiedliche Dampfkochtopf sterilisiert oder sie werden im Freien
Keime sind möglich. Lehrreich sind diese Versuche entsorgt.
auch in unterschiedlichen Jahreszeiten und bei Man könnte verführt sein, Nährböden, die begin-
unterschiedlichen Außentemperaturen (4-30 Grad). nende Kontamination zeigen, nach der Sterilisation
Jeweils andere Kon wieder mit dem Kulturpilz zu beimpfen. Die Erfahrung
116
hat gezeigt, daß die Kontaminationen oft schon in die- bräunlich oder mit blauen Flecken sich verändern
ser Phase wachstumshemmende (antibiotische) Sub- können. Nur Psilocybe mexicana und Psilocybe tam-
stanzen bilden, die auch nach dem Abtöten der Erre- panensis färben eher bräunlich.
ger noch das Wachstum hemmen oder verlangsamen. Generell ändern schnellwachsende Schimmelpilze
Dadurch ist diese Praxis generell nicht zu empfehlen. innerhalb von sehr kurzer Zeit ihr Aussehen und
Durch diese eigene „Kontaminationsschulung" ist werden durch Sporenbildung farbig (grün, blau,
man später leicht in der Lage, das Myzel der ge- gelb, braun, schwarz), während Veränderungen am
wünschten Kulturpilze zu erkennen. Myzel der Kulturpilze stets langsam innerhalb einiger
Diese wachsen generell langsamer, oft viel kom- Tage oder Wochen ablaufen. So läuft die
pakter von der Beimpfungsstelle aus als die Kontami- Sklerotienbildung direkt am Myzel an. Auch die sehr
nationen. Allerdings bilden manche schnellwüchsige langsam sich entwickelnde bräunliche oder
Kulturpilze nach mehreren Tagen plötzlich mehrere bläuliche Verfärbung läuft ab, wenn die Oberfläche in
mm oder cm entfernt vom Beimpfungspunkt Tochter- fast allen Fällen bereits vollständig überwachsen ist
kolonien aus. Anfänglich sind die Verbindungsmyzelien und diese Farbentwicklung eine Wandlung der schon
so fein, daß sie mit dem bloßen Auge nicht sichtbar bestehenden weißen Myzelien darstellt.
sind und diese Myzelanhäufungen können zuerst als Stockendes Myzelwachstum ist sehr oft ein Zei-
Kontaminationen imponieren. chen, daß schon Kontaminationen vorhanden sind, die
Jedoch sind diese leicht auszuschließen, da bei all- erst einige Tage später massiv sichtbar werden. Hier
mähligem Zusammenwachsen sich die Myzelien kann nur wiederum darauf hingewiesen werden, daß
schließlich ohne Trennlinie vereinigen und alle Myze- bei unsterilen Prozessen stauende Nässe der Anfangs-
lien die gleiche reinweiße6 Farbe haben, die erst später punkt für Schimmelkontaminationen darstellt.
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Fehler und Hindernisse bei der Pilzzucht
Die folgende Tabelle soll helfen, verschiedene Fehler und Hindernisse bei der Pilzzucht zu erkennen.
Die Fehlermöglichkeiten sind vielfältig, resultieren aber meist aus Kontaminationen und falschen
Zusammensetzungen der Nährmedien und Deckschichten.
Ursache
Problem Agar-
Lösung
Kultur
1. Lösung erstarrt nicht nach Zu wenig Agar Notwendige Menge: 15-25g pro Liter (1,
dem Abkühlen 5 - 2,5%), je nach Reinheit
2. Keine Sporenkeimung Zu alte Sporen => nicht mehr Verwendung frischer Sporen,
keimfähig, abhängig von Art (bis 4 Lagerung in verschlossenen Plastik-
Jahre als keimfähig beschrieben) beuteln (15-23 Grad), (kein Kühl-
schrank)
Selten anhaftende Keime, meist Generell: Verschiedene Ansätze,
3. Sporenkeimung mit
Luft- oder Geräteverunreinigung möglichst wenig Sporen keimen
Kontaminationen
lassen, Sauberkeit
Falsches Nährmedium, Malzextrakt und Hundefutter-Agar
4. Schlechtes Mycelwachstur für alle Pilze geeignet, Mengen
zu wenig Nährstoffe
überprüfen
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Problem Ursache Lösung
Getreide-Kultur
1. Ansatz kontaminiert nach Unvollständige Sterilisation, Verwendung von Getreide anderer
Sterilisation ohne Beimpfung besonders bei geringem Wasser- Herkunft oder Einweichen der
anteil, sehr selten nach 45 min. Körner über Nacht mit folgender
und vollem Druck im Drucktopf Sterilisation
2. Kein Mycelwachstum Zu trocken Korrekter Wasseranteil
Bakterielle Kontamination (
Sauberkeit
Geruch, Verfärbung, Schleim)
Kontamination beim Beimpfen
3. Getreide erscheint anfänglich Sauberkeit, auch Keime in Agar-
rein, später neben Mycel- Zu wenig Impfmaterial kultur möglich, die erst im Getreidf
wachstum Kontaminationen (
Wachstum artspezifisch
Schimmel, Bakterien)
4. Mycel wächst nur zögernd Mehr Impfmaterial
Schlechte Ausbreitung
Kultur auf Sägespänen 1. Bakterielle Kontamination Versuch der Isolation besserer
Stämme
Langsames Wachstum
Öfter Kulturen schütteln (außer Rei:
Sauberkeit, neue Ansätze
2. Wachstumstop nach Zu geringe Impfmenge
Initialwachstum
Beginnende Kontamination durch
Stroh-Kultur zuviel Nässe Vergrößerung der Menge an Start
mycel
1. Grüner oder schwarzer
Schimmel auf Stroh Beimpfung neuer Beutel mit
korrekter Wassermenge
Nässestau, eventuell auch zu hohe
Temperaturen
120
Problem Ursache Lösung
122
Problem Ursache Lösung Neue
9. Pilzdeformierung Kontamination
Kultur
Zu wenig Luftzirkulation Verbesserung durch feuchte Frisch-
luft
Verringerung der Feuchte und des
Zu hohe Luftfeuchte und Wässerung Besprühens. Hüte müssen abtrock-
nen können
Besserer Stamm
Schlechter Stamm
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Stichwortregister
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