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Inhalt

Editorial 3

Corona-Krise: Jetzt braucht es gesunde Genesung 4


Offener Brief an die Regierungen der G20-Staaten

Zum dritten Mal die Antennen-Grenzwerte gerettet 6


Dr. med. Edith Steiner, AefU

Der neuste Mobilfunkstandard 5G unter der Lupe 9


Dr. Stefan Zbornik, Kreuzlingen/TG

Neue Erklärungen für die Elektrohypersensibilität 12


Prof. Dr. Volker Ullrich, Universität Konstanz (D)

Konsequente Vorsorge beim Mobilfunk 13


AefU-Position ‹Mobilfunk und Strahlung›

Tierstudien: Prognosen für Karzinogenität beim Menschen 17


Dr. Fiorella Belpoggi, Institut Ramazzini, Bologna (I)

Elektromagnetische Felder und oxidativer Stress 21


Dr. med. Cornel Wick, Winterthur/ZH

5G: Abschätzung der Technikfolgen 24


Prof. Dipl.-Ing. Dr. med. Hans-Peter Hutter et al., MedUni Wien (A)

Bestellen: Terminkärtchen und Rezeptblätter 27


Die Letzte 28

20. Juni 2020

Titelbild:
© shutterstock

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Editorial

Liebe Leserin
Lieber Leser­
Seit Jahren verfechten die Ärztinnen und Ärzte beruhigt nicht (Beiträge Ullrich, S. 12; Belpoggi,
für Umweltschutz (AefU) das Vorsorgeprin- S. 17; Wick, S. 21). Die Entwicklung von 6G mit
zip, auch beim Mobilfunk. Letzten April ist der Terahertz-Wellen ist auch schon im Gange.
Bundesrat den Argumenten der AefU gefolgt.
Er wird die Antennen-Grenzwerte – zumind- Es ist die Aufgabe von Politik und Behörden,
est vorläufig – nicht erhöhen, wie das die Mo- die Bevölkerung vorsorglich vor unerforschten
bilfunkbranche seit Jahren verlangt. Unser und vermeidbaren Risiken zu schützen. Sie
Vorstandsmitglied Dr. med. Edith Steiner und dürfen sich nicht von künstlicher Hektik jagen
die AefU-interne Arbeitsgruppe ‹nichtionisier- und mit «digitaler Steinzeit» drohen lassen.
ende Strahlung NIS› hatten ihren Anteil an Denn, stellte das Europäische Parlament fest, es
diesem Prozess. Das Heft beginnt mit einem his- wäre im Sinne der Branche, die politischen Ent­
torischen Bogen des AefU-Engagements für vor- scheidungsträger würden glauben, es gäbe einen
sorgliche Grenzwerte (Beitrag Steiner, S. 6). In Wettlauf zwischen den Nationen um die früheste
der AefU-Position ‹Mobilfunk und Strahlung› Einführung von 5G-Diensten. Dieser Lauf ist zu
bringen wir unsere Forderungen für eine mini- heiss. Die AefU wollen unabhängige Forschung
male Mobilfunkbelastung der Bevölkerung auf über die Gesundheitsfolgen der Mobilfunkstrah­
sechs Punkte. Sie finden sie in der Mitte dieses lung. Das braucht Zeit. Die wollen die AefU ihr
Heftes zum Herausnehmen (www.aefu.ch/elek- verschaffen.
trosmog/aefu_position-nis, falls sie schon jemand
mitgenommen hat). Wir sind längst eine Informations- und Kom-
munikationsgesellschaft. Aber von einer inten-
Wollten Sie immer schon von unterwegs mit siven Auseinandersetzung mit den gesundheitli-
Ihrer Waschmaschine reden? Das Nachtlicht chen und sozialen Folgen ihrer Technologien sind
im Kinderzimmer für «smartes Einschlafen» wir weit weg (Beitrag Hutter, Kundi, Moosham-
via eine App fernsteuern? Ihre Lieblingsmusik mer, S. 24). Apropos digital: Die umfangreichen
hören, sobald sie daheim über die Schwelle Literaturnachweise haben wir diesmal online
treten? Nicht? Dann sind mit Ihnen schlechte gestellt. Sie hätten hier (zu) viele Seiten gefüllt.
5G-Geschäfte zu machen. Solche aber sucht die
Branche. In den Worten von Swisscom-Chef Urs Das Heft beginnen wir aus Freude an Nach-
Schaeppi Anfang Juni in ‹Der Hauseigentümer›: Corona mit dem offenen Brief, den die AefU mit
«Niemand weiss heute, welches die nächste 350 Umweltschutz- und Gesundheitsorgani-
grosse Anwendung ist. Aber klar ist, dass 5G den sationen aus aller Welt an die G20-Staaten ge-
Grundstein für alltagsprägende Innovationen schickt haben – und wir auch an den Bundesrat.
legt». Wer wartet also wofür auf 5G (Beitrag
Zbornik, S. 9)? Nun wünsche ich Ihnen gute Lektüre und da-
nach fröhliches Verkabeln Ihrer mobilen Geräte
Was werden die Millimeterwellen, die 5G daheim und am Arbeitsplatz.
so rasend schnell machen sollen, mit uns tun?
Wie wird der Körper langfristig reagieren, wenn
die adaptive Antenne ständig nach uns sucht
und uns mit ihren blitzschnellen Beams trifft?
Schon bei 2G, 3G, 4G, die seit Jahren strahlen,
wissen wir es kaum. Was endlich erforscht wird, Stephanie Fuchs

PS: Mobilfunk war auch Thema in den Ausgaben OEKOSKOP 4/19, 2/19, 4/17, 1/16.

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Offener Brief an die G20-Staaten und den Bundesrat

Corona-Krise: jetzt braucht es eine

gesunde Genesung
der Wirtschaft
Martin Forter, AefU Die Konjunkturprogramme gegen die Corona-Krise

müssen dem Gesundheits- und Umweltschutz genügen.

Das verlangen 350 Gesundheitsorganisationen von den

G20-Staaten – und die AefU auch vom Bundesrat.

In den nächsten Monaten werden die Re- für Umweltschutz (AefU) haben mitunter-
gierungen der G20-Staaten (s. Kasten) schrieben und verlangen Gleiches vom Bun-
und ebenso der Schweizer Bundesrat die desrat.
Wirtschaft mit enormen Investitionen in
die Gesundheitsversorgung, den Verkehr, Corona traf auf
die Energieerzeugung und in die Land- vorbelastete Menschen
wirtschaft stützen. Diese Konjunkturpro- Die Gesundheitsorganisationen schreiben
gramme müssen den Schutz der Umwelt zur Corona-Krise: «In kurzer Zeit haben wir
und die Gesundheitsförderung sicherstel- Tod, Krankheit und psychische Belastung
len. Das fordern Gesundheitsorganisationen erfahren, auf einem seit Jahrzehnten nicht
aus 90 Ländern mit über 40 Millionen Mit- mehr erlebten Niveau. Diese Auswirkungen
gliedern in einem offenen Brief an die G20- hätten teilweise durch angemessene Inves-
Regierungen.1 Die Ärztinnen und Ärzte titionen in Pandemie Prävention, öffent-
liche Gesundheit und Umweltverantwor-
tung gemildert oder möglicherweise sogar
1
https://healthyrecovery.net/letter/dt/. Den Brief an die verhindert werden können. Wir müssen
G20 haben Angehörige der Gesundheitsberufe verfasst.
Es unterstützen ihn z. B. die internationalen Organi- nun aus diesen Fehlern lernen, um stärker,
sationen ‹Global Climate and Health Alliance›, ‹Every
Breath Matters› und die Weltgesundheitsorganisation gesünder und belastbarer» aus dieser Krise
WHO. Aus der Schweiz sind fünf Organisationen dabei. herauskommen.
2
www.newscientist.com/article/2219981-how-deadly-
disease-outbreaks-could-worsen-as-the-climate-changes/
3
www.irena.org/newsroom/pressreleases/2020/Apr/ Widerstandskraft fördern
Renewable-energy-can-support-resilient-and-equitable-
recovery Damit der Wiederaufbau eine gesündere
4
www.medicalforum.ch/article/doi/smf.2019.08079 Wirtschaft hervorbringt, sollen die G20-
www.who.int/news-room/detail/02-05-2018-9-out-of- Staaten und ebenso die Schweiz «intelligen-
5

10-people-worldwide-breathe-polluted-air-but-more-
countries-are-taking-action tere Anreize im Dienst einer gesünderen,

Auch der Bundesrat muss handeln


Die Schweiz gehört nicht zu der Gruppe der In einem separaten Brief an Bundespräsi-
zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellen- dentin Sommaruga fordern die AefU den Bun-
länder (G20). Sie wurde aber dieses Jahr als desrat einerseits auf, sich bei den G20 für die
Gastland von Saudi-Arabien eingeladen, das Forderungen der Gesundheitsorganisationen
zurzeit die G20-Präsidentschaft innehat. Die einzusetzen.
Schweiz nimmt damit erstmals am G20-Gipfel Andererseits soll auch die Schweiz ihre
der Staats- und Regierungsoberhäupter teil, Konjunkturprogramme systematisch auf den
wie auch an allen Ministertreffen und in allen Umwelt- und Klimaschutz sowie auf die Ge-
Arbeitsgruppen. sundheitsförderung ausrichten.
«Achte darauf, Deine Hände zu waschen und alles wird gut.»

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Offener Brief an die G20-Staaten und den Bundesrat

widerstandsfähigeren Gesellschaft» schaf- sundheitsbedrohungen für bereits gefähr- ventionen für fossile Brennstoffe abschaffen
fen. dete Bevölkerungsgruppen.2 und die Produktion erneuerbarer Energien
Dazu müssen wir die Verschmutzung systematisch fördern, «wäre unsere Luft
der Luft und des Wassers stoppen. Ebenso Klimaschutz: fossile sauberer und die Treibhausgas-Emissionen»
dürfen wir den ungebremsten Klimawandel Energiequellen ersetzen würden «massiv abnehmen». Dadurch
und die fortschreitende Entwaldung nicht Würden die G20-Regierungen und mit könnten die G20-Staaten bis 2050 einen
weiter zulassen. Sie bedeuten u.a. neue Ge- ihnen die Schweiz beispielsweise die Sub- wirtschaftlichen Aufschwung mit einem
«globalen BIP-Gewinn von fast 100 Billionen
US-Dollar»3 generieren.

Luftreinhaltung: Millionen
vorzeitige Todesfälle vermeiden
Die Luftverschmutzung erhöht das Risiko
und die Schwere von Lungenentzündungen,
chronisch obstruktiven Lungenkrankheiten,
Lungenkrebs, Herzkrankheiten und Schlag-
anfällen. Dafür sind auch in der Schweiz der
Auto- und Lastwagenverkehr, das Heizen
der Häuser, die Verbrennung von Abfällen
und die industrielle Landwirtschaft verant-
wortlich. Bei uns sterben deshalb jährlich
2200 bis 3000 Personen vorzeitig4, weltweit
sind es sieben Millionen Menschen5. Luft-
verschmutzung kann ausserdem ein niedri-
ges Geburtsgewicht und Asthma bei Neuge-
borenen bewirken.

«Gesunde Gesellschaft»
«Was die Welt jetzt braucht, ist eine gesunde
Genesung (#HealthyRecovery)» schreiben
wir Gesundheitsorganisationen an die Re-
gierungen. Ihre Konjunkturpläne müssen
ein Rezept genau dafür sein: Der Gesund-
heitsschutz orientiert sich konsequent an den
Verletzlichsten, die Arbeitswelt schont Natur
und Umwelt, FussgängerInnen, Radfahrende
und der öffentliche Verkehr erhalten Vorrang,
Gewässer und Himmel sind geschützt und
werden wieder sauber. Die Natur gedeiht
und unser Körper ist widerstandsfähiger ge-
gen Infektionskrankheiten.

Martin Forter ist seit 2011 Geschäftsleiter


der Ärztinnen und Ärzte für
Umweltschutz (AefU).
info@aefu.ch.ch, www.aefu.ch
© mackaycartoons.net

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Vorsorgeprinzip gilt auch für Mobilfunk

Zum dritten Mal

Antennen-Grenzwerte
gerettet
Edith Steiner, AefU Seit Jahren attackieren die Netzanbieter die Grenzwerte

für Mobilfunkanlagen. Sie sind ihrem Milliardengeschäft

im Weg. Die AefU kämpften stets dagegen und für das

Vorsorgeprinzip. Bisher mit Erfolg.

Im Umweltschutzgesetz gilt das Vorsorge- ICNIRP-Empfehlungen Wohn-, Kranken- und Schulzimmer sowie
prinzip: Um die Menschen zu schützen, schützen unzureichend gewisse Kinderspielplätze. Am 1. Februar
begrenzt es Emissionen soweit «als dies 1998 publizierte der private Verein ‹Interna- 2000 trat die NISV in Kraft.
technisch und betrieblich möglich und tionale Kommission für den Schutz vor nicht-
wirtschaftlich tragbar ist».1 ionisierender Strahlung› ICNIRP3 Grenz- Der Kampf ums Vorsorgeprinzip
Ende der 1990er-Jahre wurden die Mo- wertempfehlungen. Sie schützen höchstens Für die AefU war das nicht Schutz genug:
bilfunknetze erstmals forciert ausgebaut. vor Gewebsschädigung durch zu starke Hartnäckig setzten wir uns in den folgenden
Mitten drin eröffneten der Bundesrat am Erwärmung, die eine kurze Bestrahlung be- Jahren in Kommissionen, parlamentarischen
16.2.1999 die Vernehmlassung zur neuen wirkt. Schon damals aber zeigten zahlreiche Hearings, Positionspapieren, Vernehmlas-
«Verordnung über den Schutz vor nicht- wissenschaftliche Studien andere schädliche sungen, mit Medienmitteilungen, Referaten
ionisierender Strahlung» (NISV). Sie soll- Wirkungen bereits unterhalb dieser Werte und Vorsorgeaktionen für tiefere Grenz-
te den vorsorglichen Schutz u.a. bei den [2]. Sie genügen somit dem Vorsorgeprinzip werte, koordinierte Planung der Netzin-
strahlenden Mobilfunkanlagen verankern. nicht. frastruktur, unabhängige Forschung, und
Eine Regelung eilte. Das UVEK empfahl Trotz Widerstand von Umweltschutz- und transparente Information der Bevölkerung
sogar, den Verordnungsentwurf bereits bei Gesundheitsorganisationen – unter ihnen ein.
Baugesuchen für Mobilfunkantennen anzu- die AefU – und von Kantonen und Gemein- In einer repräsentativen Umfrage gaben
wenden [1]2. den, nahm der Bundesrat die ICNIRP- 2004 fünf Prozent der Befragten an, sie hät-
Grenzwerte in seine Verordnung auf. Sie ten Beschwerden z. B wegen Mobilfunk [3].
1
Art. 11 Abs. 2 USG; gelten als Immissionsgrenzwerte immer Immer mehr Menschen wandten sich hilfe-
2
Eckige Klammern = Literaturnachweise, online unter: und überall, wo sich Menschen aufhalten suchend an die AefU, für die wir seit 2007
www.aefu.ch/oekoskop/steiner_referenzen
können. Zum vorsorglichen Schutz legte er einen umweltmedizinischen Beratungs-
3
International Commission on non-ionizing radiation
protection zudem sogenannte Anlagegrenzwerte fest. dienst betreiben [4].
4
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/ Sie limitieren die Strahlung, mit der jeder 2007 war die Auseinandersetzung mit
elektrosmog/fachinformationen/massnahmen-elektro-
smog/mobilfunk--vollzugshilfen-zur-nisv.html einzelne Mobilfunkmast einen sogenannten dem Start von 3G (UMTS) besonders heftig.
5
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/ ‹Ort mit empfindlicher Nutzung› (OMEN) Das ‹Forum Mobil›, eine Lobby-Struktur
elektrosmog/newsletter/beratende-expertengruppe-nis-
berenis.html belasten darf. OMEN sind z.B. Schlaf-, der Mobilfunkanbieter, trat entwarnend an

Adaptive Antennen – Wie misst man Millisekunden-Beams?


Adaptive Antennen suchen nach NutzerInnen Mit der Versteigerung der 5G-Frequenzen an Bund den Bewilligungsbehörden mitgeteilt:
mit Datenbedarf und bündeln ihre Sendeleis- die Mobilfunkanbieter und einem neuen Passus Bis eine Vollzugshilfe vorliegt, sind adaptive
tung hochdynamisch in ihre Richtung, die in in der NIS-Verordnung manövrierte der Bund Antennen gleich wie konventionelle zu behan-
Millisekunden wechselt. Die Intensität der die Kantone und Gemeinden in eine Rechtsun- deln. Vorläufig muss ihre maximale Sendeleis-
Strahlungskegel (Beams) erreicht hohe Spitzen- sicherheit: Sie sollten die Baugesuche für adap- tung den Grenzwert einhalten, nicht bloss ein
werte. Wer von diesen Beams ‹getroffen› wird, tive Antennen beurteilen, hatten aber weder eine theoretisch errechneter Mittelwert. Eine solche
ist zeitweilig deutlich mehr Strahlung ausge- Vollzugshilfe noch Mess-, Bewertungs- und Mittelung ist aber noch nicht definitiv vom
setzt als bei konventionellen Antennen. Kontrollmethoden zur Hand. Inzwischen hat der Tisch.

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Vorsorgeprinzip

Besonders in Schulzimmern sollte der


kabelgebundene Internetanschluss bis
zu den Endgeräten reichen.
© shutterstock.com

die Ärzteschaft heran. Pikant: Gleichzeitig


hielt eine Schweizer Studie fest, die indus-
triefinanziert Untersuchungen weise deut-
lich weniger gesundheitliche Effekte der
Handystrahlung aus als unabhängig Finan-
zierte [5].
Seit 2009 haben die AefU Einsitz in der
vom Bundesrat einberufenen «Begleit-
gruppe NIS-Vollzug4», seit 2014 ebenso in
der «beratenden Expertengruppe NIS» (BE-
RENIS5) des Bundesamts für Umwelt.

Immer mehr Hinweise


auf Gesundheitsrisiko
Seit 2000 verdichteten sich die Hinweise,
dass Mobilfunkstrahlung gesundheits-
schädlich ist. Das Nationale Forschungs-
programm «Nichtionisierende Strahlung
– Umwelt und Gesundheit» (NFP 57,
2007–2011) stellte biologische Wirkungen
der Handystrahlung fest, die nicht erklär-
bar sind mit dem thermischen Wirkmodell,
die den ICNIRP-Empfehlungen von 1999
zu Grunde liegen [6]. Die Erhebung der da-
maligen Strahlenbelastung der Bevölkerung
zeigte eine Verzehnfachung zu früher [7].
Die Bundesämter für Gesundheit BAG und
für Umwelt BAFU verlangten zwar weitere
Forschung [8]. Sie blieb in der Schweiz mar-
ginal. Internationale Fallkontrollstudien je-
doch zeigten ein erhöhtes Hirntumorrisiko
bei intensiver Handynutzung.
Mitten im Smartphone-Boom stufte 2011
die Internationale Krebsagentur IARC Mo-
bilfunkstrahlung als «möglicherweise krebs-
erregend» ein [9]. Sie empfahl Freisprechan-
lagen und Textnachrichten statt dem Handy
am Ohr. Die Weltgesundheitsorganisation
WHO zeigte sich besorgt, da immer mehr
Jugendliche und Kinder Mobilfunk nutzten.

Zukunftstaugliche Mobilfunknetze
ohne höhere Anlagegrenzwerte
Unbeeindruckt davon stellte die Mobil-
funklobby das Vorsorgeprinzip mit Anla-
gegrenzwerten in Frage. Es ging um viel
Geld: 2012 ersteigerten sie vom Bund für

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Vorsorgeprinzip gilt auch für Mobilfunk

eine Milliarde Franken die Konzessionen zu 90% ihrer Sendeleistung (vgl. Beitrag rungen an den Bundesrat. Und alle warteten
für 4G (LTE). Darauf wurde im Parlament Zbornik, S. 9). Auch Smartphone, Tablet und auf den Bericht «Mobilfunk und Strahlung»9
eine Überprüfung des Rechtsrahmen ge- Laptops müssen mit hoher Leistung aus den der Arbeitsgruppe. Eine einvernehmliche
fordert, auch der NISV mit ihren Grenz- Gebäuden senden, um die Handyantennen Haltung zum Netzausbau kam nicht zu-
werten. Dazu hielt der Bundesrat 2015 fest: zu erreichen. Beides belastet die Menschen stande. Konsens herrschte einzig darin, dass
Die Studienlage zur Strahlung sei dünn in und ausserhalb der Häuser stark und un- Vorsorge und Begleitmassnahmen erforder-
und Gesundheitsschäden nicht ausschliess- nötig mit Strahlung. lich sind. Die AefU lehnten und lehnen jede
bar. Eine Anpassung des Rechtsrahmens Art von Grenzwerterhöhung ab und fordern
aber dränge sich nicht auf.6 Der neue Trick mit der eine Stärkung des Schutzniveaus für Anten-
versteckten Grenzwerterhöhung nen-AnwohnerInnen.
Billige Übergangslösung 350 Millionen Franken bezahlten die Mo-
Die Mobilfunklobby legte nach: Nun ver- bilfunkanbieter im Februar 2019 für die 5G- Der Kampf um die
langten zwei Vorstösse7 im Parlament die Konzessionen. 5G soll vorerst mit 3.5 Giga- Vorsorge geht weiter
Lockerung des Schutzniveaus. Ohne höhere hertz betrieben werden. Das ermöglicht Basierend auf diesem Bericht und als Ant-
Grenzwerte könne der neue Mobilfunk- zwar schnelleres Internet, benötigen aber für wort auf den massiven Widerstand aus Bev-
standard 5G nicht eingeführt werden, die die geplante flächendeckende Versorgung ölkerung, Kantonen und Gemeinden ent-
Schweiz verpasse den Anschluss an die Di- der Schweiz inklusive der Innenräumen schied der Bundesrat im April 202010: Auch
gitalisierung. Unsere Argumentation «tech- rund 12 Mal mehr Sendeleistung, weshalb für 5G sollen die Grenzwerte zurzeit nicht
nisch nicht nötig und gesundheitlich nicht eine neue Antennentechnologie entwickelt erhöht werden. Zudem sollen alle vorge-
unbedenklich» aber überzeugte. Das Parla- wurde, die sogenannten adaptiven Anten- schlagenen Begleitmassnahmen11 umgesetzt
ment lehnte höhere Grenzwerte im Novem- nen (vgl. Kasten und OEKOSKOP 2/198). werden. Wir freuen uns über den Etappen-
ber 2016 und im März 2018 gleich zwei Mal Bei diesen Antennen steht zur Diskussion, sieg. Die Arbeit ist aber längst nicht zu Ende.
ab. dass nicht die maximale Leistung, sondern Nun geht es darum, die konsequente Vor-
Diese hätten es möglichen machen sol- ein theoretischer Durchschnittswert den An- sorge als Rahmenbedingung für diese Mass-
len, die Innenräume weiterhin möglichst lagegrenzwert einhalten muss. Das ist, als nahmen festzusetzen. Dazu haben wir die
billig via leistungsstarke Aussenantennen gälte auf der Strasse nicht mehr die Höchst-, AefU-Position ‹Mobilfunk und Strahlung›
mit Internet zu versorgen – auf Kosten des sondern eine Durchschnittsgeschwindigkeit, verfasst (in der Mitte dieses Heftes).
Gesundheitsschutzes. Das aber ist ein ver- die man überschreiten darf, solange man sie
altetes Konzept. Nur um Hausmauern zu auch immer wieder unterschreitet. Ist plötz- Referenzen
durchdringen brauchen die Antennen bis lich ein Mittelwert relevant, entspricht dies Die Literaturnachweise finden sich online:
einer indirekten Grenzwerterhöhung. www.aefu.ch/oekoskop/steiner_referenzen
6
Zukunftstaugliche Mobilfunknetze; Bericht und Situ-
ationsanalyse des Bundesrates in Erfüllung der Postulate Bericht Mobilfunk und Strahlung
Noser (12.3580) und FDP-Liberale Fraktion (14.3149)
(25. 2.2015) https://www.bakom.admin.ch/bakom/de/ 2018 und 2019 trug eine vom Bund
home/das-bakom/organisation/rechtliche-grundlagen/
beauftragte Arbeitsgruppe «Mobilfunk und Dr. med. Edith Steiner ist Vorstandsmit-
bundesratsgeschaefte/zukunftstaugliche-mobilfunknetze.
html Strahlung» unter Mitwirkung der AefU glied der AefU und leitet die AefU-Ar-
7
Motionen 16.3007 Modernisierung der Mobilfunknetze
Fakten zu Mobilfunk sowie 5G zusammen beitsgruppen ‹Elektromagnetische Fel-
raschestmöglich sicherstellen u. 18.3006 Kollaps der
Mobilfunknetze verhindern und Anschluss der Digitali- und suchte nach Empfehlungen, wie das der und Gesundheit› sowie ‹Umwelt-
sierung sicherstellen.
Mobilfunknetz unter Wahrung von Schutz- medizinisches Beratungsnetz›. Sie ist Mit-
8
Markus N. Durrer: Rezept für einen strahlungsarmen
Mobilfunk. OEKOSKOP 2/19, S. 10. und Nutzungsinteressen ausgebaut werden glied der «Beratenden Expertengruppe
9
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/
könnte. Gleichzeitig kam die 5G-Debatte nichtionisierende Strahlung» (BERENIS)
elektrosmog/dossiers/bericht-arbeitsgruppe-mobilfunk-
und-strahlung.html immer mehr in Fahrt: Die grosse Zahl der sowie der Arbeitsgruppe «Mobilfunk
10
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/
elektrosmog/mitteilungen.msg-id-78857.html Einsprachen gegen Baugesuche für 5G-An- und Strahlung» des Bundesamts für Um-
11
Vereinfachung und Harmonisierung im Vollzug; Monitor- tennen kamen faktisch einem Moratorium welt BAFU.
ing der Exposition; Information und Sensibilisierung
der Bevölkerung; Förderung der Forschung im Bereich gleich, das einige Kantone in der Romandie info@aefu.ch
Mobilfunk und Gesundheit; Umweltmedizinische NIS- ebenfalls ergriffen. Diverse parlamentari- www.aefu.ch/themen/umweltmed-beratung
Beratungsstelle; Austauschplattform «Mobilfunk der
Zukunft». sche Vorstösse stellten Fragen und Forde-

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5G – Wozu?

Der neuste

Mobilfunkstandard
unter der Lupe
Stefan Zbornik, Kreuzlingen/TG Seit etwa drei Jahren ist das Kürzel 5G in aller Munde.

Welche Technik und Risiken im neusten Mobilfunk­

standard stecken, wissen wenige. Die Anbieter füllen

5G mit grossen Versprechen und Emotionen.

Wesentliche Bestandteile der 5G-Netzwerke 5G braucht neue Märkte novationen wie künstliche Intelligenz (AI),
wurden im Hintergrund bereits realisiert, Die Vertreter der Telekom-Branche sehen selbstfahrende Autos und das Internet der
beispielsweise neue Server- und Vermitt­ sich gezwungen, mit 5G neue Märkte zu er- Dinge (IoT) seien ohne 5G nicht realisierbar.
lungstechnik oder Steuereinheiten für An- schliessen, die bisherigen sind weitgehend
tennen. Erst mit der Realisierung der Funk- gesättigt. Denn statistisch betrachtet hat der Gesundheitliche Risiken
verbindung zu den KundInnen gelangte 5G grösste Teil der Weltbevölkerung mindestens Zunehmend fordern Bevölkerung [6],
in die öffentliche Diskussion. Diese Schnitt­ ein Handy oder Smartphone und mehr als Forschung [7], medizinische Praxis [8] und
stelle zwischen Antennenmasten und End­ 24 Stunden am Tag kann man damit nicht auch die Politik [9] eine wissenschaftliche
geräten heisst in der Fachsprache New Ra- telefonieren oder im Internet surfen [3]. Aus- Prüfung der Risiken für Gesundheit und
dio (für 2G ist es GSM, UMTS für 3G und serdem findet ein Verdrängungswettbewerb Umwelt, bevor 5G eingeführt werde (vgl.
LTE für 4G). Gegenwärtig werden v.a. Mo- durch neue Mobilfunknetze statt, beispiels- Beitrag Steiner, S. 6). Insbesondere besteht
bilfunkanlagen realisiert, bei denen 5G vor- weise über Satelliten [4]. aus Kundensicht kaum zeitlicher Druck für
erst nur in Verbindung mit 4G funktioniert. Entsprechend wollen die Mobilfunkan- die Einführung von 5G.
bieter den Ausbau von 5G möglichst kos- Bereits in den ersten Ausbaustufen von
Versprechen statt informieren tengünstig vorantreiben. Deshalb versuchen 5G soll es hinsichtlich der Funksignale er-
Hinter 5G verbergen sich hochkomplexe sie seit Jahren, die vom Bundesrat 1999 fest- hebliche Neuerungen geben. Die Behaup-
Technik und unzählige Fachbegriffe aus der gelegten Grenzwertregelungen zu lockern tung, beim gegenwärtigen Ausbaustand
Welt der Telekommunikation. Sie sind Inves­ [5]. Die Branche rechtfertigt dies mit über- unter­scheide sich 5G nicht von seinen
toren und zukünftige NutzerInnen schwer zogenen Versprechungen für potentielle Vorgängern, ist nicht haltbar. 5G-Funksig-
vermittelbar. In solchen Fällen greift die Nutzungsszenarien. Diese seien nur mittels nale weichen nämlich in zentralen techni­
PR-Strategie, ausschliesslich mit Verspre- raschem Aufbau von 5G realisierbar. In- schen Parametern von bisherigen Mobil-
chen zu operieren. Dieser Beitrag wirft einen
kritischen Blick auf die Marketinghülle 5G.
5G umfasst sämtliche internationalen Be-
strebungen für ein neues, globales Telekom-
munikationsnetzwerk der fünften Genera-
tion. Der Auf- und Ausbau geht in Etappen
voran [1]1 und die Standardisierung ist
noch nicht abgeschlossen. Dennoch haben
Hersteller bereits Komponenten an Mobil-
funkbetreiber ausgeliefert, damit erste Auf-
bauschritte rasch beginnen können. Die Her-
steller in Europa, den USA und Asien liefern
sich dabei ein Wettrennen. Gleichzeitig sind
bereits Konzepte und technische Lösungen
für das 6G-Mobilfunknetz in Arbeit [2].

Eckige Klammern = Literaturnachweise, online unter:


1

www.aefu.ch/oekoskop/zbornik_referenzen Nachhaltige Telekommunikation braucht Glasfaser bis in Wohnungen und Büros (FTTH), aber nicht zwingend 5G.

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5G – Wozu?

Diese Nutzungsszenarien brauchen kein sofortiges 5G


Video Streaming werden, ist ungewiss. Autohersteller Tesla Glasfaseranschlüsse und WLAN.
Der allergrösste Teil dieser Datenmenge z.B. setzt auf ein eigenes Satellitennetzwerk Die Ausführung von medizinischen
dient der Unterhaltung und wird meistens ohne Antennenmasten. Neue Branchenstan- Operationen durch nicht vor Ort an-
in Innenräumen konsumiert. Hier sind dards (z.B. ITS-G5) nutzen für Fahrzeuge wesende SpezialistInnen stellt sich wegen
Festnetzanschlüsse und WLAN die Regel. nicht providerabhängiges 5G, sondern Kurz- verschiedenen Herausforderungen gar
Mobiles Videostreaming auf dem Handy strecken-Radar und WLAN-Vernetzung [13]. nicht. Auch 5G hilft da wenig.
braucht eine relativ geringe Bildauflösung. Die Eisenbahnen in Europa brauchen für ihre In der Telemedizin werden hingegen
Dafür genügt 4G-Mobilfunk. selbstfahrenden Züge kein 5G der kommer- heute schon Daten über Körperfunktionen
ziellen Betreiber, da sie ihr eigenes 2G-Netz mittels 3G/4G Mobilfunk oder WLAN an
Mobiler Datendownload bis 2025 auf 5G umrüsten wollen [15]. Auch Kliniken und andere Stellen übertragen.
Für kleinere und mittlere Datenvolumen Blaulichtorganisationen wären schlecht be- Die anfallenden Datenmengen sind ver-
genügen meistens 3G und 4G. Falls nicht, raten, wenn sie ihre eigenen autonomen gleichsweise gering und erfordern kein
weichen KundInnen sowieso auf schnelles, Funksysteme (Polycom, Funkgeräte) aufge- 5G.
kostengünstiges WLAN aus. Wo wirklich ben und sich in die Abhängigkeit kommer-
grosse Datenvolumen zu übertragen sind, zieller Anbieter begeben würden. Landwirtschaft
setzen Unternehmen kaum auf wenig Das sogenannte Smartfarming scheint ein
datensichere und unzuverlässige Mobil- Industrieautomatisierung Lieblingsszenario der Branche für den
funknetze, zumal solche Datenmengen in Industrieunternehmen sind in der Regel Einsatz von 5G zu sein. Ferngesteuerte
der Regel ortsfest verarbeitet werden. Wo bestens mit Festnetzanschlüssen ausgerüstet Traktoren, Melkmaschinen, Fütterungs-
dafür kein Glasfasernetz vorhanden ist, und verlassen sich bei kritischen Produk- und Bewässerungsanlagen etc. sollen
setzt man wie bisher auf gesicherte Satel- tionsprozessen bewusst nicht auf Mobil- ohne Menschen arbeiten und die Daten
litenlinks. funk, sondern auf Glasfaser. Wenn innerhalb Realtime ins Büro senden. Jedes Tier soll
des Betriebes mobile Kommunikation nötig mittels Chip lokalisierbar sein und vom
Videoüberwachung (Smart City) ist, bevorzugen sie in der Regel WLAN oder Tierarzt fernüberwacht werden. Nur: In-
Für sogenannte Smart Cities sollen Kame- Femtozellen der Mobilfunkbetreiber. In novative Landwirtschaftsbetriebe haben
ras rund um die Uhr Realtime-Aufnahmen Umgebungen wo Funk zu störanfällig ist, all das und noch mehr bereits realisiert –
an Überwachungszentralen senden. Das werden schnelle optische Kommunikations- ohne 5G.
bedingt in der Regel eine stabile Strom- systeme (OWC) eingesetzt [14].
versorgung. Solche Kameras sind deshalb Breitbandversorgung ländlicher
mit einem Internet-Kabel angeschlossen, Internet der Dinge (IoT) Gebiete und Bergregionen
das neben dem Datentransfer auch den Das Internet der Dinge (IoT) soll Geräte, Sen- 5G soll schnelles Internet auch in Rand-
Betriebsstrom liefert (PoE-Technik). 5G soren, Aktoren, Maschinen etc. ins globale und Bergregionen bringen. Dazu wären
macht allenfalls nur für temporäre Ein- Internet einbinden, kontrollieren und steu- viele neue Antennenmasten erforderlich,
sätze Sinn. ern. Dabei werden nur minimalste Daten- zu denen Glasfaserkabel verlegt werden
mengen übertragen, wofür schon längere müssten. Diese Investitionen sind kaum
Fahrerlose Fahrzeuge Zeit weltweit tätige Konsortien spezielle wirtschaftlich. Ausserdem steht die Satel-
Technisch sind fahrerlose Fahrzeuge Funknetzwerke (z.B. LoRa WAN) betreiben litenkommunikation (z.B. SkyDSL) auch
möglich, die gänzlich ohne 5G funktio- [12]. Auf 5G hat hier kaum jemand gewartet. in ländlichen Gebieten und in den Bergen
nieren. Alle grossen Fahrzeughersteller un- schon lange kostengünstige zur Verfü-
terhalten aber für neue Geschäftsmodelle Fernoperationen und Telemedizin gung.
Kooperationen mit Mobilfunkanbietern. Ob Kliniken und Spitäler sind stationär und ver- Aus Kundensicht hat 5G auch bei
diese dabei auch künftig eine Rolle spielen fügen zunehmend über sichere und schnelle diesem Szenario keine Dringlichkeit.

10 2/20 www.aefu.ch
5G – Wozu?

Die weitere Digitalisierung ist längst


nicht so abhängig von 5G, wie uns das
die Anbieter glauben machen wollen.
© 123rf.com

rien als Werbung für 5G. Einige davon sind


hier kurz aufgegriffen und geprüft, ob sie
für 5G wirklich eine unabdingliche Voraus-
setzung sind (vgl. Kasten). Wo vorhanden,
ist auf verfügbare alternative Lösungen
verwiesen. Für die meisten vorgebrachten
Anwendungsszenarien ist 5G keine abso-
lute Voraussetzung. Auch ist kein besonders
dringlicher Bedarf auszumachen. Viele Sze-
narien lassen sich genauso gut mit dem Fest-
netz in Verbindung mit WLAN umsetzen.
Die zügige Erschliessung mit Glasfaser-
netzen wird deshalb nachhaltiger sein als
der gegenwärtige ‹quick-and-dirty› Aufbau
von 5G. Die rasche Klärung der Risiken wäre
wichtiger als übertriebene Versprechen.
Rund 80% der Mobilfunkverbindungen
erfolgen mit TeilnehmerInnen innerhalb
von Gebäuden. Für diese lokale drahtlose
funkstandards ab.2 Beispielhaft kommen als hend unberücksichtigt (vgl. AefU-Posi- Kommunikation wird schon lange WLAN,
Trägerfrequenzen neben den bisherigen bald tionspapier, S. 13). Das ist, als ob sämtliche Bluetooth etc. genutzt. Das wird sich auf
auch Millimeterwellen zur Anwendung. Die Erkrankungen ausschliesslich mit dem Fie- absehbare Zeit auch nicht ändern. Für das
gesamte Signaldynamik und -bandbreite ist berthermometer zu diagnostizieren wären. Internet der Dinge (IoT) wurden bereits
erhöht und die Signalformen ändern sich. spezielle Funknetzwerke realisiert [12] und
Auch die Expositionsdauer und -stärke für Innovationen warten nicht auf 5G ausländische Gesellschaften bieten auch
bestrahlte Menschen, Tiere und Pflanzen Auf die angekündigten Anwendungen und für ländliche Regionen günstig Internet via
wird sich verändern. Fundierte Abklärun- Nutzungsszenarien von 5G sind primär Satellit an (z.B. SkyDSL). Für selbstfahrende
gen für diese Expositionsparameter3 ha- nicht die NutzerInnen angewiesen, sondern Fahrzeuge läuft die Standardisierung in
ben weder die Mobilfunkbranche noch die die Mobilfunkbranche braucht sie für die Richtung WLAN und Kurzstreckenradar
zuständigen Behörden in Auftrag gegeben. Erweiterung ihres Geschäfts. In Koope- [13]. Lösungen für die drahtlose Kommu-
Auch in den Grenzwertregelungen sind sie ration mit anderen Branchen wollen sie nikation mittels LED-Licht (LiFi) statt Funk
nicht berücksichtigt. Mit den Worten von möglichst viele Handy-NutzerInnen, Tiere stehen vor der Markteinführung [14]. Inno-
US-Senator Richard Blumenthal : «Wir befin- mit Chips, Fahrzeuge, Maschinen, Geräte, vation auf diesen Gebieten ist also nicht von
den uns somit im Blindflug was Gesundheit Kameras, Mikrophone, Büros, Wohnungen, 5G abhängig. Die geschürten Ängste vor
und Sicherheit anbelangt» [10]. Fabriken, Häuser, Alltagsgegenstände, Klei- angeblichen wirtschaftlichen Nachteilen,
Grotesk ist die Situation hinsichtlich der dungsstücke, Laborausrüstungen, Kühl- falls 5G in der Schweiz nicht möglichst rasch
Grenzwertregelungen. Sie schützen höchs- schränke usw. in das 5G-Netzwerk einbin- eingeführt wird, sind deshalb haltlos.
tens davor, dass sich menschliches Gewebe den. Weitere Technologien wie das Internet
nicht übermässig erwärmt. Die nicht-ther- der Dinge (IoT) und künstliche Intelligenz Referenzen
mischen Wirkungen von Funkstrahlung (AI) sollen bei der Integration helfen. 5G soll Die Literaturnachweise fi nden sich online:
auf den Körper bleiben hingegen weitge- eine möglichst hohe Systemrelevanz errei- www.aefu.ch/oekoskop/zbornik_referen-
2
Online findet sich eine Zusammenstellung ausgewählter chen, was Umsatzwachstum auf viele Jahre zen
Parameter von 5G-Mobilfunksignalen, die ursächlich für
thermische und nicht-thermische Effekte im Organismus hinaus garantiert. Heute wirklich verfügbar
sein können:www.aefu.ch/oekoskop/zbornik_tabelle1 ist von den vollmundigen Versprechungen Dr. Stefan Zbornik ist unabhängiger Be-
3
Online findet sich eine Zusammenstellung der typischen
Expositionsparameter, die bei der Bewertung von ther- nur wenig [11]. rater für ICT-Risiken.
mischen und nicht-thermischen Effekten im Organismus
zu berücksichtigen sind:
Die Branchenvertreter bemühen meistens stefan.zbornik@bluewin.ch
www.aefu.ch/oekoskop/zbornik_tabelle2 die immer gleichen Anwendungsszena-

info@aefu.ch 2/20 11
Kalziumsignale durch elektromagnetische Felder

Neue Erklärungen für die

Elektrohypersensibilität
aus der Neuro-Biochemie
Volker Ullrich, Universität Konstanz (D) Gesundheitsschäden durch Mobilfunkstrahlung werden

oft in Abrede gestellt. Ein neuer biochemischer Mecha-

nismus zum Kalziumeinstrom in Zellen bietet Erklärun-

gen, auch für die Elektrohypersensibilität von Menschen.

Mit 2G, 3G, 4G und dem Aufbau der 5G- Ebenfalls bekannt ist, dass langfristigere

© OEKOSKOP
Mobilfunknetze betreiben Mobilfunkanbie- oder stärkere Einwirkungen von EMF über
ter in der Schweiz und der EU gleichzeitig einen exzessiven Einstrom von Kalzium
vier unterschiedliche Mobilfunknetze. Das zunächst zu Zellstress und dann zu Schäden
verursacht eine beträchtliche Langzeitexpo- führen [5] (vgl. Beitrag Wick, S. 21). Dieser
sition der Bevölkerung mit Funkstrahlung «oxidative Stress» kennzeichnet einen be-
bzw. hochfrequenten elektromagnetischen ginnenden Zellschaden, der auch die DNA
Feldern (EMF) von Antennenmasten. Auch betreffen und damit Tumorwachstum be-
akute Expositionen bei der Nutzung von deuten kann. bis hin zu Depressionen, die mit Benzodia-
Endgeräten (Handys, Tablets etc.) nehmen zepinen behandelt werden. Mit dieser Hy-
zu. Dieser Beitrag stützt die Hypothese von Neuer Weg der Kommunikation pothese liesse sich ein Zusammenhang von
einem durch EMF ausgelösten Kalziumein- In einer zur Veröffentlichung eingereichten Funkstrahlung und psychischen Schäden
strom in Zellen. Ergänzend zeigen wir einen Publikation [6]2 zeigen wir einen neuen erklären. Auch die stark zunehmenden Fälle
neuen Eintrittsmechanismus für Kalzium, Weg des Kalziumeinstroms über den span- von Autismus zeigen eine Verbindung zum
der auch nicht-erregbare Zellen umfasst. nungsabhängigen Anionenkanal (VDAC) VDAC: Bei den Betroffenen finden sich An-
auf [7]3. Bereits durch geringe Änderungen tikörper gegen den Kalziumkanal. Es könnte
Kalzium als Aktivator der EMF wandelt sich dieser Anionenkanal eine Autoimmunerkrankung durch eine früh-
Seit langem existieren in der unabhängigen in einen Kalziumkanal um. Dies sogar in kindliche Exposition mit EMF vorliegen [9].
Forschung klare Beweise dafür, dass EMF Zellen mit einem sehr niedrigen Membran- Das Konzept des VDAC/TSPO Systems
auch ohne Gewebserwärmung die bio- potential, wie etwa den roten Blutkörper- als Angriffspunkt von EMF eröffnet somit
chemischen Vorgänge in Zellen beeinflus- chen, die darauf mit Verklumpen reagieren, auch neue Ansatzpunkte in der Neuro-Bio-
sen können. Der Einstrom von Kalzium der sogenannten Geldrollenbildung. Dies chemie. Vor allem aber bedeutet es einen
(Ca2+) in die Zelle über spannungsabhän- wurde sogar bei nur kurzzeitigen Mobil- mechanistischen Zugang zu den kontrovers
gige Kalziumkanäle (VDCC) bewirkt eine funkgebrauch dokumentiert. diskutierten und oft in Abrede gestellten Ge-
Zellaktivierung. Diese führt dann über eine sundheitsschäden durch die Strahlung heu-
Kaskade von Signalen zu einer physiologi- Beeinflussung der Kommunikation tiger Mobilfunksysteme.
schen Reaktion der Zelle. Die Konzentration über Gehirnwellen?
von freiem Ca2+ ist unter natürlichen Bedin- Wir weisen zudem auf einen gänzlich neuen Referenzen
gen eng reguliert. Sie hält den Zellmetabo- Zusammenhang hin: Der VDAC ist asso- Die Literaturnachweise finden sich online:
lismus intakt [1, 2, 3]1. Dieser Mechanismus ziiert mit einem 18kDa Translokator-Protein www.aefu.ch/oekoskop/ullrich_referenzen
wird seit Jahren für EMF-Behandlungen un- (TSPO), das aufgrund seiner Proteinsequenz
terhalb der thermischen Schwelle genutzt, Analogien mit dem Magnetrezeptor bei
z. B. für die schnellere Heilung von Kno- Zugvögeln aufweist. Gleichzeitig ist TSPO Prof. Dr. Volker Ullrich ist emeritierter
chenbrüchen oder Wunden [4]. aber auch identisch mit dem zentralen Dia- Professor für Biochemie an der Univer-
zepin-Rezeptor (CBR) im Gehirn bzw. in den sität Konstanz (D). Er wohnt in Triboltin-
1
Eckige Klammern = Literaturnachweise, online unter: Neuronen [8]. Dies ist von Interesse, weil gen/TG.
www.aefu.ch/oekoskop/ullrich_referenzen die Beschwerden von elektro-hypersensib- volker.ullrich@uni-konstanz.de
2
Ullrich V, Apell H-J. 2020. Noch unveröffentlicht.
3
Eine Grafik dazu findet sich online: www.aefu.ch/oeko-
len Personen (EHS), also Kopfschmerzen, www.uni-konstanz.de
skop/ullrich_grafik Konzentrations- und Gedächtnisstörungen

12 2/20 www.aefu.ch
AefU-Position ‹Mobilfunk und Strahlung›

Konsequente Vorsorge
beim Mobilfunk – so wenig
Strahlung wie möglich
Die konsequente gesundheitliche Vorsorge muss die Ärzte für Umweltschutz in ihrer AefU-Position ‹Mo-
Rahmenbedingung für die Weiterentwicklung der bilfunk und Strahlung› mit sechs Forderungen. Sie
mobilen Kommunikation sein. Die Begleitmassnah- wenden sich damit an Politik, Bund, Kantone und
men des Bundesrates sowie seine Antworten auf alle interessierten Kreise sowie die Gemeinden als
parlamentarische Vorstösse zum Mobilfunk1 müssen Bewilligungsbehörden für Mobilfunkantennen und
sich daranhalten. Das verlangen die Ärztinnen und Zuständige für die obligatorischen Schulen.

Der Bundesrat hält vorläufig an den Grenz- Die AefU verfechten seit Jahren die konse-
werten für die Strahlung von Mobilfunkan- quente Umsetzung des Vorsorgeprinzips,
tennen fest (Beschluss vom 22.4.2020) und auch beim Mobilfunk. Dieser Strahlung
beabsichtigt Massnahmen für eine gesund- auszuweichen, ist schwierig. Sie ist fast über-
heitsverträglichere mobile Kommunikation all. Besonders betroffen sind Kinder und Ju-
umzusetzen. Er stützt sich dabei auf den Be- gendliche. Sie werden ihr ein Leben lang aus-
richt seiner Arbeitsgruppe «Mobilfunk und gesetzt sein. Verlässliche Grenzwerte müssen
Strahlung», in der auch die Ärztinnen und die Belastung vorsorglich minimieren oder
Ärzte für Umweltschutz (AefU) mitwirkten. verhindern.

1 Konsequente Anwendung
2 Stärkung des Schutzniveaus
für Antennen-AnwohnerInnen;
des Vorsorgeprinzips Minimierung der Mobilfunk-
beim Mobilfunk strahlung (u.a. Trennung
und seiner Nutzung. Aussen-/Innenraumversorgung).

3 Moratorium für Millimeter-


4 Unabhängige Forschung
zu den Gesundheitsrisiken
durch Mobilfunk mit
wellen bei 5G und WLAN; Monitoring der Belastung
konservative Vollzugsregeln und deren Gesundheitsfolgen
für adaptive Antennen. (Gesundheitsmonitoring).

5 Transparente, zielgruppen-
6 Ärztlich geleitete,
umweltmedizinische
orientierte Information Beratungsstelle
der Bevölkerung: ‹Nicht Ionisierende
«Strahlung reduzieren». Strahlung NIS›.

1
Zurzeit hängig sind das Postulat 19.4043 Häberli-Koller «Nachhaltiges Mobilfunknetz» und die Motion 19.4073 Graf-Litscher «Forschung zu Mobilfunk und
Strahlung».
info@aefu.ch 2/20 AefU, Juni 2020
AefU-Position ‹Mobilfunk und Strahlung›

AefU-Forderungen
für minimale Belastung
VertreterInnen aus Industrie, Technik und Umweltwissenschaft beteuern die Unbe-
denklichkeit von Mobilfunkstrahlung. Sie berufen sich dabei auf die Grenzwert-Emp-
fehlungen der ICNIRP2, die jedoch weltweit in der Kritik stehen. Diese Grenzwerte
berücksichtigen nur die Erwärmung des Gewebes durch die Energie der nichtioni-
sierenden Strahlung (NIS), andere biologische (athermische) Effekte jedoch nicht.
Sie schützen nicht vor Langzeitauswirkungen, für die es immer mehr Hinweise gibt.
Deshalb braucht es nicht nur die zusätzlichen Anlagegrenzwerte, welche die maximal
zulässige Strahlung der einzelnen Mobilfunkanlage festlegen. Die AefU verlangen
mit sechs Forderungen grundsätzlich eine minimale Mobilfunkbelastung der ganzen
Bevölkerung.

1 Konsequente Anwendung des Vorsorgeprinzips beim Mobilfunk


Die hochfrequente elektromagnetische Strahlung des Mo- Gedächtnis sowie schlafabhängige Lernprozesse bei Ju-
bilfunks ist seit 2011 von der Weltgesundheitsorganisation gendlichen. Auswirkungen zeigen sich auch unterhalb der
WHO als «möglicherweise krebserregend» eingestuft. Das aktuell in der Schweiz gültigen Grenzwerte für Strahlung
Krebsrisiko soll wegen gewichtigen Forschungsergebnis- von Mobilfunkanlagen.
sen erneut beurteilt werden. ForscherInnen fordern eine Mobilfunkstrahlung ist ein Gesundheitsrisiko. Die meisten
Einstufung als «krebserregend». Das Gesundheitsrisiko der Menschen können der fast flächendeckenden Verbreitung
5G-Technologien ist weitgehend unerforscht. nicht ausweichen (Zwangsbestrahlung durch Antennen
Studien zeigen bei intensiver Handynutzung ein erhöhtes oder Geräte anderer). Das gilt auch für die Verletzlichsten
Risiko für Hirn- und Hörnerv-Tumore. Mobilfunkstrah- unter uns: Ungeborene, Kinder, Schwangere und Kranke.
lung unterhalb der ICNIRP-Grenzwerte beeinflusst die Aus medizinischer Sicht ist deshalb das Vorsorgeprinzip
Hirnströme, die Hindurchblutung und den Zellstoffwech- zwingend. Das heisst: Minimierung der Strahlenbelastung
sel, begünstigt oxidativen Zellstress, verändert das Gen- bei Mobilfunkanlagen (z. B. Handyantennen), Indoor-Netz-
material und die Reparaturvorgänge in der Erbsubstanz, werke (z. B. WLAN, LAN) und Endgeräten (z. B. Smart-
verschlechtert die Spermienqualität und beeinträchtigt das phones, Tablets, Internet der Dinge etc.).

2 Stärkung des Schutzniveaus für Antennen-AnwohnerInnen

Das Schutzniveau für AnwohnerInnen von Mobilfunkanla- sorgung mit Internet angezeigt. Wohnungen, Schulen und
gen darf auch in Zukunft nicht geschwächt werden, weder Arbeitsplätze brauchen einen kabelgebundenen Anschluss
durch direkte noch indirekte Grenzwerterhöhung und auch mit grosser Übertragungsrate z.B. mit Glasfaser. Prioritär
nicht versteckt über den Vollzug (z. B. via Bewertungs- und soll der Kabelanschluss bis zu den Endgeräten reichen. Wo
Messmethode). gewünscht, kann Funk (z.B. WLAN, Femtozelle) die letz-
Künftig sind die Anlagegrenzwerte zu senken. Denn ten Meter überbrücken und zwar strahlungsminimiert und
80% der Mobilfunkverbindungen finden mit UserInnen ohne die Nachbarschaft zu belasten.
in Innenräumen statt (70% davon fürs Videostreaming). Kleinere Mobilfunkanlagen (unter 6 Watt ERP Leistung,
Um Mauern und Decken zu durchdringen, brauchen z. B. Bodenantennen, Aussenwandantennen) müssen heu-
Mobilfunkantennen und Endgeräte sehr hohe Sende- te keine Anlagegrenzwerte einhalten. Das muss sich än-
leistung. Das verursacht in Aussen- wie in Innenräumen dern. Die Anzahl dieser Kleinanlagen wächst rapide und
vermeidbare Strahlung. Um sie zu minimieren, ist eine sie belasten zunehmend und aus grosser Nähe Orte mit
funktechnische Trennung der Aussen- und Innenraumver- empfindlicher Nutzung.

2
Die Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung ICNIRP ist ein privater Verein. Er publiziert Grenz-
wertempfehlungen. Deren wissenschaftliche Grundlage zweifelt u. a. auch der Europarat an.

AefU, Juni 2020 2/20 www.aefu.ch


AefU-Position ‹Mobilfunk und Strahlung›

3 Moratorium für Millimeterfunkwellen bei 5G und WLAN


Der neue Mobilfunkstandard 5G verwendet Millimeter- reichende Konsequenzen für den Organismus haben. In
wellen und dynamische sogenannt adaptive Antennen. Diskussion stehen zudem Auswirkungen auf Tiere (u.a.
Beide Technologien sind in der mobilen Kommunikation auch Insekten), Pflanzen und Mikroben.
neu und ihre gesundheitlichen Auswirkungen weitgehend Die Bevölkerung und die Umwelt dürfen nicht ungenü-
unerforscht. gend erforschten Risiken ausgesetzt werden. Die AefU
Millimeterwellen sind derzeit in Europa noch nicht für fordern ein Moratorium für Millimeterwellen bei 5G und
Kommunikationsanwendungen freigeben. Sie werden vor WLAN. Für die adaptiven Antennen verlangen sie kon-
allem von den Augen und der Haut absorbiert. Effekte auf servative Vollzugsregeln bis zur unabhängigen Klärung der
die Haut als komplexes und grösstes Organ können weit- Effekte auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt.

4 Unabhängige Forschung mit NIS- und Gesundheitsmonitoring

Beim Mobilfunk, insbesondere beim neusten Standard 5G, Das vom Bundesrat geplante NIS-Monitoring (Messung
besteht Forschungsbedarf. Das anerkennen auch Parlament der Belastung) muss neben Mittelwerten (RMS) auch
und Bundesrat und wollen deshalb die Forschung inten- Scheitelwerte (Peaks) und weitere relevante Belastungs-
sivieren. eigenschaften erfassen. Das NIS-Monitoring ist mit einem
Diese Forschung und deren Koordination muss unab- Gesundheitsmonitoring zu ergänzen, um mögliche ge-
hängig sein. Das soll eine ausgewogene, interdisziplinäre sundheitlichen Auswirkungen zu erfassen.
Kommission unter Einbezug einschlägiger Schutzverbände Ein nationales Forschungsprogramm soll die Entwicklung
sowie VertreterInnen der Ärzteschaft gewährleisten. nachhaltiger Netzinfrastrukturen (Aussen-Innen-Tren-
Projekte dürfen weder direkt noch indirekt von der Mo- nung nach Konzept AefU3), Anlagen und Geräte voran-
bilfunkbranche kontrolliert werden. Es dürfen keine treiben. Unter nachhaltig ist strahlungsarm und damit
Aufträge an Einrichtungen/Personen/Unternehmungen gesundheitsverträglicher, ressourcenschonend und ener-
mit wirtschaftlichen Interessen an NIS erfolgen. gieeffizient zu verstehen.

5 Information der Bevölkerung: «Strahlung reduzieren»

Wir sind längst eine Informations- und Kommunikations- funktechnologien voraussichtlich ein Leben lang nutzen.
gesellschaft. Dennoch besteht ein Mangel an unabhängi- Entsprechende Gelder sind für diese Kampagnen bereit
ger Information über die Gesundheitsrisiken von Mobil- zu stellen.
funk und über eine strahlungsminimierte Nutzung von Bis heute regelt das Gesetz keinen vorsorglichen Schutz
Indoor-Netzwerken sowie Endgeräten. vor Strahlung, die von mobilen Endgeräten ausgeht (Ba-
Handlungsempfehlungen sollen zeigen, wie sich die byphone, Smartphone, Laptop, etc.). Diese müssen bloss
Strahlungsrisiken zu Hause, in Schulen, in Firmen, in technische Normen erfüllen, deren Einhaltung die Her-
öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln etc. redu- steller selber bestätigen.
zieren lassen. Kinder und Jugendliche müssen für die Die AefU fordern deshalb gesetzliche Anforderungen für
Strahlenrisiken sensibilisiert werden. Sie sind in der Hirn- Endgeräte, die dem Prinzip der Strahlenminimierung fol-
entwicklung besonders sensibel und werden die Mobil- gen.

6 Umweltmedizinische Beratungsstelle ‹NIS›

Zurzeit können Betroffene oder ÄrztInnen und TierärztIn- Die Beratungsstelle soll Strahlungs-Betroffene unter-
nen die Symptome, die sie mit der Mobilfunkbelastung in stützen, ÄrztInnen und TierärztInnen informieren und
Zusammenhang bringen, nicht zentral melden. Dazu plant beraten sowie die Einzelfallbeobachtungen systematisch
der Bundesrat nun eine ärztlich geleitete, interdisziplinäre, erfassen. Diese sollen in unabhängige praxisrelevante
umweltmedizinische Beratungsstelle ‹NIS›. Forschungsprojekte einfliessen.

3
Arbeitsgruppe Mobilfunk und Strahlung (Hrsg. 2020): Bericht Mobilfunk und Strahlung. Im Auftrag des UVEK. Kapitel 9.2; Markus
N. Durrer: Rezept für einen strahlungsarmen Mobilfunk. OEKOSKOP 2/19, S. 10.

info@aefu.ch 2/20 AefU, Juni 2020


AefU-Position ‹Mobilfunk und Strahlung›

Fazit: Höchste Zeit


für eine nachhaltige
Netzwerkplanung
Was für ärztliches Handeln gilt, ist auch im
Schweizer Umweltschutzrecht verankert: Vorsor-
gen ist besser als heilen. Sind schädliche Wirkun-
gen einer Technologie zu erwarten, müssen sie
vermindert oder verhindert werden.

Es dauerte Jahrzehnte, bis die Schädlichkeit z. B. von DDT, Asbest,


Tabak und Glyphosat als wissenschaftlich erwiesen galt, obwohl es
schon lange Hinweise darauf gab. Das soll sich bei der Mobilfunk-
strahlung nicht wiederholen.

Vorsorgeprinzip gegen vermeidbare Risiken


Das Vorsorgeprinzip kann kann die Einführung neue Technologien
verlangsamen. Es stellt aber bestmöglich sicher, dass Menschen
keinen unbekannten bzw. vermeidbaren Risiken ausgesetzt werden.
Zudem führt es zu mehr Innovation und Wettbewerbsfähigkeit,
wenn sich die Wirtschaft frühzeitig auch mit den negativen Aspekten
ihrer neuen Produkte befassen muss.

Strahlungsminimierte Netzwerke
Die Zukunft gehört also nachhaltig geplanten, strahlungsminimier-
ten Netzwerken mit leistungsfähigem Glasfasernetz bis in die Ge-
bäude kombiniert mit kabelgebundenen (LAN) bzw. wo gewünscht
mit wenig strahlenden lokalen Netzwerken (Mobilfunk-Femtozelle,
WLAN), welche die Nachbarschaft nicht belasten.
Für die künftige Digitalisierung ist ein Glasfasernetz ohnehin uner-
lässlich. Es bietet schon heute mehr Leistung, Datensicherheit und
Zuverlässigkeit als 5G verspricht. Jede 5G-Antenne benötigt selber
einen Glasfaseranschluss und somit kommt man auch mit 5G nicht
um die Glasfaser-Infrastruktur herum.
Zur Vorsorge bei Mobilfunk und Strahlung gehören auch strahlungs-
arme Endgeräte und informierte Nutzerinnen, die wissen, wie sie
Mobilfunk gesundheitsverträglicher nutzen können.

AefU-Position ‹Mobilfunk und Strahlung›


Unterstützen Sie
Basel, Juni 2020 / Redaktion: Stephanie Fuchs, Martin Forter, AefU unsere Arbeit.
Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU), Postfach 620, CH-4019 Basel, 061 322 49 49, Danke!
www.aefu.ch, info@aefu.ch, www.twitter.com/aefu_ch, www.facebook.com/aefu.ch PC 40–19771–2
Abdruck mit Quellenangabe erwünscht.

Gratis zu bestellen per E-Mail an info@aefu.ch. Download: www.aefu.ch/elektrosmog/aefu_position-nis

AefU, Juni 2020 2/20 www.aefu.ch


Relevanz von Bioassays

Tierstudien:

Prognosen
für Karzinogenität beim Menschen
Fiorella Belpoggi, Was sich in Tierstudien als krebserregend erwies,
Ramazzini-Institut, Bologna (I)
stellte sich später immer auch als krebserregend für

den Menschen heraus. Es zeichnet sich ab, dass dies

auch für die Mobilfunkstrahlung zutrifft.

Es gibt drei Hauptfaktoren für die erhöhte len und tierischen Zellen), und bio-moleku-
Inzidenz1 von Krebs – und damit die erhöhte larer Mechanismen, die diesen Wirkungen
Mortalität – in den letzten 50–60 Jahren: zugrunde liegen können. Diese Art von
1) höhere Lebenserwartung (ca. 10 Jahre für Forschung kann in relativ kurzen Zeitspan-
Männer, 15 Jahre für Frauen); 2) stärkere nen durchgeführt werden. Sie liefern jedoch
Verbreitung von Substanzen und Situ- im Hinblick auf die Karzinogenität nur
ationen mit karzinogenem Risiko, sowohl indirekte Daten. Sie können kein spezifi-
im beruflichen als auch im privaten Umfeld; sches finales Ereignis, wie die Präsenz oder
3) genetische Prädisposition. Dieser dritte das Fehlen eines Tumors, offenlegen. Der
Faktor hat sich in den letzten Jahrzehnten Nutzen dieser Studien ist also begrenzt,
wahrscheinlich nicht wesentlich verändert. selbst wenn sie in einigen Fällen – über eine
Der Prozess der Karzinogenese lässt sich Anfangsorientierung hinaus – nützliche Da-
vereinfacht durch folgende Formel aus- ten zu den mechanistischen Aspekten der
drücken: C = f (P+E+A), wobei Krebs (C) Wirkungsweise von Substanzen auf bio-
eine Funktion (f) von Prädisposition (P), logische Systeme liefern können (mit oder
Exposition (E), und Alter (A) ist. Je höher ohne Bezug zur Karzinogenese).
das Alter, umso länger kann ein Umwelt-
karzinogen einwirken. Das ist insbesondere 2. Langzeit-Bioassays zur Krebs-
relevant, wenn es sich um eine Summe/ entstehung an Versuchstieren
Synergie von geringen und extrem gerin- Wenn sie gut geplant und an adäquaten Tier-
gen Expositionen gegenüber karzinogenen modellen durchgeführt werden (so nahe wie
Substanzen handelt. Von diesen drei Fak- Aus Holz gebautes Expositionssystems für Versuchstiere möglich am menschlichen Äquivalent) und
toren wird man die Prädisposition (P) kaum der Ramazzini-Studie12, vgl. Bildlegende S. 19. © zvg weitestgehend menschliche Expositions-
durch Modifizierung des genetischen Profils szenarien wiedergeben – können Langzeit-
ändern können; umso mehr gilt das für den umweltbedingtem Krebsrisiko im berufli- Bioassays2 spezifische Indikationen zur
Faktor Alter (A). chen Umfeld und in der Lebensweise (E) zu Karzinogenität liefern, die sich sowohl qua-
Will man die derzeitige epidemiologische eliminieren oder zumindest weitgehend zu litativ als auch quantitativ auf den Men-
Dimension von Krebs und anderen degene- reduzieren. Unsere Kenntnis dieser Risiken schen übertragen lassen.
rativen Erkrankungen verändern, liegt die ist leider noch sehr begrenzt. Für die Iden- Viel wurde von interessierten Kreisen
wirksamste Lösung darin, die Exposition tifizierung karzinogener Substanzen gibt es unternommen, um diese Bioassays und
gegenüber Substanzen und Situationen mit heute drei Forschungsmethoden. Sie bieten die damit arbeitenden WissenschaftlerIn-
jeweils unterschiedliche Möglichkeiten und nen zu diskreditieren. Es gibt jedoch drei
1
Die Inzidenz einer Krankheit wird im einfachsten Fall
Vorteile, haben aber alle auch ihre Grenzen. wichtige Gründe, die ihre Verwendung re-
ausgewiesen als Zahl der Neuerkrankungen, die in einem chtfertigen: 1) Alle Substanzen, die sich in
Jahr pro 100 000 Menschen auftreten.
2
Bioassay (kurz für engl. biological assay) ist der Fach-
1. Kurzzeitstudien und epidemiologischen Studien als karzinogen
begriff für die In-vivo-Untersuchung der Effekte, die Studien mittlerer Dauer für den Menschen erwiesen haben, zeigten
bestimmte Substanzen oder Einwirkungen auf lebende
Organismen haben. Sie umfassen die Untersuchung toxischer sich auch im Tierversuch karzinogen. Bei
3
Die ‹International Agency for Research on Cancer (IARC)› Wirkungen (akut, subakut und subchro- einem Drittel der Substanzen, die von der
ist eine Forschungsagentur der ‹World Health Organiza-
tion› (WHO). nisch), mutagener Wirkungen (in bakteriel- Internationalen Krebsforschungsagentur

info@aefu.ch 2/20 17
Relevanz von Bioassays

IARC3 als krebserregend eingestuft werden, können klare Ergebnisse verhindern. 3) Die
wurde die Karzinogenität zuerst in Nage- inhärente Verzögerung bei epidemiologi-
tierstudien und erst danach in Studien mit schen Ergebnissen wegen der langen Tumor-
Menschen nachgewiesen. 2) Keine Substanz, Latenzzeit bei Menschen (durchschnittlich
die sich bei Tieren als krebserregend erwies, 10–30 Jahre) bedeutet, dass die Substanzen
hat sich bei Menschen im Rahmen von adä- in dieser Zeit weiterhin ihre schädigende
quaten epidemiologischen Studien als nicht Wirkung ausüben können. 4) Die Exposi-
karzinogen erwiesen. 3) Die Beziehung zwi- tion gegenüber karzinogenen Substanzen
schen der Exposition gegenüber einer kar- ist verbreitet (nicht klar abgegrenzt), als
zinogenen Substanz und der neoplastischen Folge davon besteht die Schwierigkeit, eine
Reaktion sowie dem Prozess der Krebsent- nicht exponierte, ausreichend grosse Kon-
wicklung ist bei Menschen und Tieren ver- trollgruppe zu finden.
gleichbar.
Bioassays sind schnell
3. Onkologische epidemiologische und zuverlässig
Erhebungen Da sich die Latenzzeit proportional zur
Auf der Grundlage adäquater Informa- durchschnittlichen Lebenszeit eines Orga-
tionen über die Expositionsszenarien und nismus verhält, ist sie bei den üblicherweise
mit der korrekten Methode durchgeführt, für Langzeit-Bioassays in Labors einge-
führen epidemiologische Erhebungen zu setzt Nagern im Vergleich zum Menschen
klaren Ergebnissen und sind somit der un- deutlich kürzer. Ein Beispiel dafür sind die
mittelbarste Beweis für die Karzinogenität in unserem Labor am Cesare-Maltoni-Krebs-
einer Substanz, eines Faktors oder einer Situ- forschungszentrum des Ramazzini- Instituts
ation für den Menschen. Jedoch haben diese eingesetzten Sprague-Dawley-Ratten. Unser
Erhebungen präzise Grenzen: 1) Ihre Mach- Rattenstamm hat eine Lebenszeit von 160
barkeit ist begrenzt, wenn die exponierte Wochen. Dies entspricht 95–100 menschli-
oder die Nachfolge-Population zu klein ist chen Lebensjahren. Eine Latenzzeit von ei-
und/oder wenn die Daten zum Expositions- nem Jahr bei Ratten entspricht damit etwas
level begrenzt sind. Es ist schwierig, die mehr als 30 Jahren Latenzzeit beim Men-
gesamte Gruppe der exponierten Personen schen. Langzeit-Bioassays liefern also sehr
oder der repräsentativen Stichprobe nachzu- schnelle stellvertretende Ergebnisse, und
verfolgen. 2) Es kann ein Mangel an klaren sie vermeiden, dass Menschen unbekann-
Ergebnissen bestehen aufgrund verzerren- ten Substanzen mit karzinogenem Risiko
der Faktoren oder – im Fall von niedriger ausgesetzt sind. Adäquat durchgeführte
oder mittel bis niedriger Exposition – we- Karzinogenese-Bioassays sind bezüglich der
gen der Schwierigkeit, eine ausreichend Wirkung auf Menschen also relativ schnell
grosse Stichprobe exponierter Personen und haben eine hohen Vorhersagewert. Al-
und eine adäquate Kontrollgruppe zu fin- lerdings gilt auch, dass Studien dieser Art,
den. Auch methodische Unzulänglichkeiten die nicht korrekt geplant und durchgeführt

Durch IARC-Monographien klassifizierte Substanzen


Band 1-125
Gruppe 1 Krebserregend für Menschen 120 Substanzen
Gruppe 2A Wahrscheinlich krebserregend für Menschen 83 Substanzen
Gruppe 2B Möglicherweise krebserregend für Menschen 314 Substanzen
Gruppe 3 Nicht klassifizierbar hinsichtlich Krebsrisiko für Menschen 500 Substanzen

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Relevanz von Bioassays

Aus Holz gebautes Expositionssystems für Versuchstiere


der Ramazzini-Studie12. Es reproduziert die menschliche
Situation in einer Eigentumswohnung. Die Exposition
der Tiere dauerte vom 12. Schwangerschaftstag ihrer
Mutter bis zum spontanen Tod.
© zvg

werden, eher zu Verwirrung führen. men. Sie sind auch bei der Identifizierung
Die IARC hat über 1000 Substanzen im und Validierung von biologischen Markern
Hinblick auf ihre Karzinogenität für Men- und Medizinprodukten wichtig.
schen anhand von Tierversuchsdaten sowie Unter diesem Aspekt scheint es unver-
mit epidemiologischen und mechanisti- ständlich, dass die Regulierungsbehörden
schen Studien bewertet und eine spezifische von den Herstellern von Telekommunika-
Klassifizierung zur Verfügung gestellt (vgl. tionsgeräten (wie Mobiltelefonen und auf
Kasten).4 Die Präambel5 zu den IARC-Mono- mehreren Frequenzen sendenden Basis-
graphien beschreibt die den Bewertungen stationen), weltweit keine Langzeitstudien
zugrunde liegenden Kriterien: Ziel und zum Ausschluss schädlicher Auswirkungen
Umfang des Programms, wissenschaftliche fordern. Dies im Gegensatz zur allgemeinen
Grundsätze und Verfahren bei der Entwick- europäischen Vorgehensweise bei der Zu-
lung einer Monographie, einbezogene Be- lassung von chemischen und pharmazeuti-
weisarten und wissenschaftliche Kriterien. schen Zusammensetzungen. Frühzeitige
Warnungen bezüglich der potentiellen
Übertragbarkeit auf den Krebsrisiken von Hochfrequenzstrahlung
Menschen nachgewiesen des Mobilfunks (RFR) gab es bereits Anfang
Die IARC-Bewertungskriterien zeigen klar der 2000er-Jahre. Damals wurde erstmals
die Bedeutung der experimentellen Bioas- veröffentlicht, dass Nutzer von Mobiltele-
says für die Identifizierung von Risiken für fonen ein deutlich erhöhtes Risiko der Ent-
den Menschen. Ein Fakt ist offensichtlich: wicklung von Akustikusneurinomen und
Jedes bekannte menschliche Karzinogen, das Gehirntumoren haben.
adäquat an Versuchstieren getestet wurde, 2011 klassifizierte die IARC Hochfrequenz-
zeigte hier übereinstimmende Ergebnisse strahlung als mögliches menschliches Kar-
hinsichtlich der Karzinogenität [1, 2, 3]6. Am zinogen (Gruppe 2B, vgl. Kasten) auf der
Cesare-Maltoni-Krebsforschungszentrum Grundlage begrenzter Beweise sowohl bei
des Ramazzini-Instituts (CMCRC-RI) in Bo- Menschen als auch bei Versuchstieren [5].
logna (I) haben wir im Laufe von 40 Jahren
Forschung über 200 Zusammensetzungen Vorläufige Resultate
untersucht. Eine Zusammenstellung von zeigen Kausalität
Beispielen für die Übertragbarkeit auf den 2018 veröffentlichte das Ramazzini-Institut
Menschen findet sich online.7 (RI) erste Ergebnisse seiner experimentel-
len Studie [6]. Die Kommunikation vorläu-
Langzeitstudien zu Mobilfunk- figer Resultate war aufgrund verschiedener
strahlung dringend Faktoren dringend geboten: 1) Selbst eine
Langzeit-Karzinogenese-Versuche sind von kleine Erhöhung der Inzidenz von durch
grundlegender Bedeutung für die Identifi- RFR induzierten Tumoren kann aufgrund
zierung karzinogener Substanzen, sowohl der Milliarden exponierter Personen erheb-
für bereits auf dem Markt befindliche Er- liche Auswirkungen auf die öffentliche Ge-
zeugnisse als auch für die noch nicht kom- sundheit haben. 2) Die RI-Ergebnisse zur
merzialisierten. Die Versuche werden we- RFR-Fernfeldexposition8 stimmen mit den
gen ihrer Verlässlichkeit immer häufiger Ergebnissen der NTP-Studie [7, 8] zur RFR-
eingesetzt, insbesondere für die Bewertung 4
https://monographs.iarc.fr/monographs-available/#24
von Wirksamkeit und Verträglichkeit von 5
https://monographs.iarc.fr/iarc-monographs-preamble-
Arzneimitteln/Wirkstoffen, einschliesslich preamble-to-the-iarc-monographs/
6
Eckige Klammern = Literaturnachweise, online unter::
derer, die möglicherweise bei der Chemo- www.aefu.ch/oekoskop/belpoggi_referenzen
prävention von Tumoren zum Einsatz kom- 7
www.aefu.ch/oekoskop/belpoggi_tabelle

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Jeder Raum mit Expositionssystem hatte in der Ramazzini-Stuide12 abgeschirmte Wände, um eine Reflexion der Mobilfunkwellen zu verhindern. © zvg

Nahfeldexposition9 überein. Beide wiesen Vorsorge für die mit wurde 2012 massiv gelockert [19], indem
auf eine Erhöhung der Inzidenz von Gehirn- öffentliche Gesundheit die 6V/m seither als Durchschnitt über 24
tumoren und Herz-Schwannomen bei RFR- Die Anwendung des Vorsorgeprinzips wird Stunden gelten. Im Sinne des Vorsorgeprin-
exponierten Sprague-Dawley-Ratten hin. seit vielen Jahren von zahlreichen glaubwür- zips dürfte dieser Grenzwert jedoch in kei-
3) Die beobachteten Gehirn- und Herztu- digen Berufsorganisationen und seit kurzem nem Moment überschritten werden.
more mit erhöhter Inzidenz bei Ratten, die auch vom Europäischen Parlament gefordert Ausserdem sind die Hersteller dazu
sowohl in unserer wie bei der NTP-Studie der [15, 16, 17]. Es ist unerlässlich geworden, um aufgerufen, weniger strahlende Geräte zu
Strahlung einer 1.8 GHz GSM-Antenne aus- sowohl die öffentliche Gesundheit als auch produzieren, um die Belastung durch das
gesetzt waren, haben den gleichen zytologi- – angesichts der jetzt schon explodieren- Mobiltelefon selbst zu reduzieren. Neue ex-
schen Ursprung wie er in anderen epide- den Gesundheitskosten - die Wirtschaft zu perimentelle Forschung ist dringend gebo-
miologischen Studien mit Mobiltelefon- schützen. Hochfrequenzstrahlung schädigt ten zur Bewertung der noch nicht adäquat
nutzern beobachteten [10, 11, 12, 13]. Glio- nachweislich biologische Systeme, und zwar untersuchten 5G-Frequenzen allein sowie
blastome (GBM, ein schnell fortschreitender bereits unterhalb der nach den ICNIRP11- deren Zusammenwirken mit gleichzeitig
tödlicher Gehirntumor) und Akustikusneu- Richtlinien angeblich sicheren Grenzwerten bestehenden Frequenzen. Denn genau dem
rinome entsprechen den Bradford-Hill-Kri- [18]. Die Exposition gegenüber bereits beste- sind die Menschen alltäglich ausgesetzt.
terien der Kausalität durch RFR-Exposition henden Hochfrequenz-Levels ist schon
auf der Grundlage epidemiologischer Studi- schädlich; mit der Bereitstellung von 5G Referenzen
en [14]. Aufgrund dieser wissenschaftlichen wird diese noch wesentlich gesteigert. Die Literaturnachweise finden sich online:
Überlegungen fordern wir die Einführung Ausgehend von den Ergebnissen unserer www.aefu.ch/oekoskop/belpoggi_referen-
des Vorsorgeprinzips beim Mobilfunk.10 Studie betrachten wir die ICNIRP-Richt- zen
linien zur Begrenzung der Exposition ge- Übersetzung: Brigitte Graf Bunz
8
Exposition gegenüber Mobilfunkantennen. genüber elektromagnetischen Felder als un- Englisches Original:
9
Exposition gegenüber Endgerät, z.B. Handy. genügend. Sie sollten angepasst werden, wie www.aefu.ch/oekoskop/belpoggi_original
10
In der Schweiz ist das Vorsorgeprinzip bei Mobilfunkan- viele Länder es bereits gemacht haben, so z.B.
tennen gesetzlich verankert (nicht aber bei Endgeräten).
11
Die ‹International Commission on non-ionizing radiation Italien und die Schweiz, um die möglichen Dr. Fiorella Belpoggi ist wissenschaft-
protection (ICNIRP› ist eine nichtstaatliche Organisation, Risiken in ihren Ländern zu minimieren. In
sie veröffentlicht unverbindliche Grenzwert-Richtlinien, liche Direktorin am Ramazzini-Institut in
die in der Kritik stehen. Italien gelten 20V/m als Expositionslimit Bologna (I).
12
Falcioni, L. et al. Report of final results regarding brain und 6V/m als Beobachtungslimit für An-
and heart tumors in Sprague-Dawley rats exposed from belpoggif@ramazzini.it
prenatal life until natural death to mobile phone radiofre- wohnende oder Beschäftigte sowie 6V/m www.ramazzini.org
quency field representative of a 1.8 GHz GSM base station
environmental emission. Environ. Res. 2018, 165, 496-503. als sog. quality limit). Das Beobachtungsli-

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Körperzellen unter Mobilfunkbestrahlung

Elektromagnetische Felder,

oxidativer Stress
und Gesundheit
Cornel Wick, Winterthur Die Dauerbelastung mit elektromagnetischen Feldern,

wie sie zum Beispiel der Mobilfunk verursacht,

stresst die Körperzellen. Das begünstigt langfristig

die Entstehung vieler «Zivilisationskrankheiten».

Eine grosse Literaturanalyse zeigt, dass 93 Neben diesen freien Sauerstoffradikalen


von 100 Studien zu hochfrequenter Strah- können unter oxidierenden Bedingungen
lung biologische Effekte in lebenden Zellen zudem Stickstoffmonoxid-Radikale (NO°)
nachweisen, welche insgesamt als Folgen entstehen, auch RNS genannt (reactive nitro-
von oxidativem Stress bekannt sind [1]1. gen species). Von denen leitet sich das sehr
Viele weitere Zell- und Tierstudien zeigen, reaktive Peroxinitrit (ONOO-) ab. Stickstoff
dass eine kurzzeitige Bestrahlung mit elek- (N)-Spender ist vor allem die Aminosäure
tromagnetischen Felder (EMF) zu einer Arginin. Man spricht dann von «nitrosa-
Aktivierung des Immunsystems führt. Eine tivem Stress» [9].
längerfristige Bestrahlung bewirkt jedoch
mindestens Veränderungen im Redox- Zuviel des Guten –
Status2 der Zellen [2, 3, 4, 5] bzw. führt zu überforderte Zellen
oxidativem Stress somit zu negativen ge- In niedriger Dosis sind ROS/RNS essen-
sundheitlichen Auswirkungen [6, 7]. Prof. tiell für die Regulation von zellulären und
Dr. med. K. Hecht beobachtete, dass jede Art physiologischen Aktivitäten wie Induktion
von Strahlenbelastung während mehr als von Zell-Apoptose3, Anpassung an Belastun-
5 Jahren zu Krankheiten führt [8]. gen und Immunreaktion [10]. Dieses Prinzip
der «low-dose stimulation» und «high-dose
Oxidativer Stress macht alt inhibition»4 wird Hormesis genannt [11, 12,
Oxidativer Stress wird vor allem mit Alte- 13, 14]. Es beschreibt eine adaptive Antwort
rungsprozessen in Verbindung gebracht. mit U-förmiger Dosis-Wirkungskurve ohne
Unter physiologischen Bedingungen Kinder sind der Dauerbelastung durch Mobilfunk ein eigentlichen Schwellenwert. Es ersetzt das
werden in den Zellorganellen des menschli- Leben lang ausgesetzt. © flickr.com gängige Modell aus der Toxikologie, wo-
chen Organismus – und hier insbesondere in
den Mitochondrien – konstant reaktive Sau-
erstoffverbindungen, sogenannte ROS (re- Bio-Lebensmittel gegen oxidativen Stress
active oxygen species) gebildet. Superoxid-
Anionen (O2°-), Wasserstoffperoxid (H2O2) Biologisch-naturnahe Lebensmittel ent- mit Pflanzenschutzmitteln führt über
sowie das hochreaktive Hydroxylradikal halten mehr schützende Antioxidantien den hormetische Effekt auch zu einer
(°OH) sind die wichtigsten Vertreter von als konventionelle. Eine mögliche Er- ‹Resistenz› gegenüber dem Pestizid, so
ROS. klärung ist der Umstand, dass sie stän- dass im Verlauf höhere Dosen notwendig
dig natürlichen Stressoren ausgesetzt werden.5
1
Eckige Klammern = Literaturnachweise, online unter::
sind – das hormetische Prinzip wirkt Hinzu kommt, dass der Nährstoffgehalt
www.aefu.ch/oekoskop/wick_referenzen (vgl. Haupttext). Konventionelle Lebens- in unseren Lebensmitteln in den letzten
2
Das Gleichgewicht zwischen Antioxidantien und Oxidan- mittel hingegen sind durch die Pestizide Jahrzehnten um 5–40% oder noch mehr
tien in der Zelle.
3
Biologisch programmierter Zelltod quasi abgeschirmt und werden nur noch abgenommen hat [15], was sich in einer
4
Kleine Dosis stimuliert, zu grosse Dosis schadet. unter extremen Situationen zur Abwehr globalen Minderversorgung mit Mikro-
https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwis- gezwungen. Das regelmässige Spritzen nährstoffen zeigt [16, 17].
5

sen/journal/resistente-schadorganismen-auf-dem-vor-
marsch-alternativ-11000

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Körperzellen unter Mobilfunkbestrahlung

sowie Melatonin und Polyphenole [19].


Milder Stress, wie zum Beispiel regelmäs-
sige Saunagänge, können den Organis-
mus vor grösseren Stress-Schädigungen
schützen. In diesem Kontext haben Anti-
oxidantien einen negativen Effekt, indem sie
diesen präventiven hormetischen Effekt ver-
hindern und z.B. präkanzeröse7 Zellen vor
der Selbstzerstörung schützen und so Krebs
Nutrigenetik und Modulation von oxidativem Stress. Nach: DaCosta et al. 2012.13 sogar begünstigen könnten [12].
Die ROS-Entstehung per se ist also ein
nach die Wirkung mit der Dosis linear zu- Schutz vor oxidativem Stress natürlicher und schützender Vorgang in bio-
nimmt. Die Hormesis ist Teil der biologi- Antioxidantien bieten einen entscheidenden logischen Systemen. Erst wenn die Balance
schen Homöostase, die in offenen Systemen Schutz für biologische Systeme im Kampf an pro- und antioxidativen Effekten kippt,
immer ein Fliessgleichgewicht und kein gegen oxidativen Stress (vgl. Kasten unten). entsteht oxidativer Stress. Kurzen Phasen
statisches Gleichgewicht ist. Es ist eine Vielzahl von körpereigenen Anti- der oxidativen Belastung kann also durch
Oxidativer Stress entsteht dann, wenn die oxidantien bekannt. Die wichtigsten sind die das antioxidative Potential entgegengewirkt
ROS-Konzentration die Entgiftungs- und Superoxid Dismutase (SOD; katalysiert die werden, während permanenter oxidativer
Reparaturkapazität der Zellen übersteigt. Da- Konversion von O°- zu HO) sowie die Glu- Stress eher zur Erschöpfung der antioxida-
raus resultiert eine Schädigung aller zellulären tathion Peroxidase (GPX) und die Katalase, tiven Kapazität führt [20].
und extrazellulären Makromoleküle [18]. welche beide H2O2 (Wasserstoffperoxid) in Diese komplexen Folgen gehören heute
ROS führen zu Lipidperoxidation6, oxidativer H2O und O2 umwandeln. Neben diesen en- zum medizinischen Alltag. Leider wird
Proteinmodifikationen7 und Erbgut-Schädi- zymatischen Antioxidantien spielen nicht- aufgrund der Komplexität praktisch nie
gungen. Bei Akkumulation von DNA-Schä- enzymatische Antioxidantien eine entschei- eine genaue Ursachenabklärung vorgenom-
digungen und anhaltender ROS-Belastung er- dende Rolle, um die ROS-Belastung stabil men. Eine ganze Reihe von «Zivilisations-
höht sich das Risiko für Krebserkrankungen. zu halten, allen voran die Vitamine A, C, E krankheiten» sind aber auf oxidativen Stress
zurück zu führen [10]. Diese hat auch die
vom Bundesrat einberufene Expertengruppe
Schadstoffe und oxidativer Stress in ihrem Bericht «Mobilfunk und Strahlung»
vom November 2019 erwähnt: Krebs, neuro-
Die meisten Schadstoffe erreichen ihre langfristig unweigerlich zu einer ‹silent in- degenerative Erkrankungen, Diabetes und
schädliche Wirkung, indem sie oxidativen flammation›. Nicht zu vergessen sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen [21]. Auch
Stress auslösen. Bestens bekannt ist diese Metalle. Einerseits besteht eine Belastung für seltenere Erkrankungen wie ALS9 konnte
Wirkung von Tabakrauch und Luftschad- durch Metalle in der Luft, in grösserem ein deutlicher Zusammenhang mit EMF ge-
stoffen. Aber auch Nanomaterialien [23] Umfang aber durch die Ernährung. Viele funden werden [22].
und Pestizide wie Glyphosat bewirken «natürliche» Lebensmittel sind heute mit
durch ihre toxische Wirkung oxidativen Pestiziden, endokrinen Disruptoren und Elektromagnetische Felder
Stress [24]. So ist es denn weiter nicht ver- Schwermetallen belastet [27]. und oxidativer Stress
wunderlich, dass N-Acetyl-Cystein – ein Eine weitere sehr häufige Quelle für Eine vielbeachtete Studie um Prof. Dr. med.
Bestandteil des Tripeptids Glutathion, das Metalle ist der Zahnkieferbereich: Amal- vet. M. Hässig [30] wies eine vermehrte
seinerseits ein besonders effektives An- game, Goldfüllungen, Wurzelbehandlun- Kälberblindheit in unmittelbarer Nähe von
tioxidans ist – ein zellschützender Effekt gen, Zahnspangen und Implantate (ausser Handy-Antennen nach. Und dies, obwohl
zugeschrieben wird [25]. Zirkon). Metalle haben per se einen zyto- die Vitamin C-Konzentration im Auge zum
Pestizide in angeblich unschädlicher toxischen Effekt. Sie können aber auch di- Schutz von Linse und Netzhaut vor oxida-
Dosis führen aber bereits zu einer Verände- rekt über eine ROS-Induktion oxidativen tiven Schäden rund 40-fach höher ist als im
rung der Mikrobioms10 [26] und damit Stress erzeugen [28, 29]. Serum, wo die Stoffe üblicherweise gemes-
sen werden [31]. Die Studie gibt also einen

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Körperzellen unter Mobilfunkbestrahlung

Frische Lebensmittel reduzieren den


oxidativen Zellstress. In diesem Sinne
ist Mobilfunk auch ein tägliches
‹Anti-Frischgemüse›.
© zvg

Praktisches für den Alltag


Die Bestimmung oxidativer Stressmarker,
der Vitamin- und Spurenelementstatus so-
wie die individuelle genetische Veranlagung
der Entgiftungs-Enzyme können helfen, den
aktuellen Redox-Zustand im menschlichen
Körpers besser zu quantifizieren.
Erst gestützt darauf ist eine spezifische
antioxidative oder Mikronährstoff-Therapie
(vgl. Kasten) sinnvoll. Vor der Therapie
empfiehlt es sich, so weit möglich andere
Stressoren zu eruieren und sie gezielt zu eli-
minieren oder wenigstens zu reduzieren. Es
sind dies physikalische (Strahlung, Lärm,
exzessives Training etc.), chemisch-toxische
Hinweis, dass die biologischen Redox-Sys- unzählige Phänomene in Zusammenhang (Schwermetalle, Biozide, Schimmel etc.), bio-
teme durch EMF überlastet werden und mit (Zahn-)Metallen und EMF beschrieben. logische (chronische Infekte, abgestorbene
massiver oxidativer Stress entsteht. Zähne etc.) und psychosoziale Stressfaktoren.
In Studien führte die gleichzeitige Gabe Elektrosensibilität wird messbar Wir sind heute im Alltag vielen Stressoren
von den Metallen Cadmium bzw. Alumini- Prof. Dr. med. D. Belpomme publizierte ausgesetzt. Wahrscheinlich bringen erst Be-
um bei Belastung mit EMF primär zu einer kürzlich diagnostische und therapeutische gleitfaktoren das Fass zum Überlaufen, wes-
Reduktion der antioxidativen Enzymakti- Kriterien für die Elektrosensibilität [37]. Da- halb – neben anderen individuell nicht be-
vität (SOD, GPx) [32] und sekundär zu ver- bei kommen oxidative Stressmarker (Glu- einflussbaren Belastungen – eine zusätzliche
mehrtem oxidativem Stress und DNA-Schä- tathion, Nitrotyrosin und Histamin) sowie Dauerbestrahlung durch EMF vermieden
digungen [33]. Oberflächliche Metalle, wie erniedrigte Vitamin D- und Zink-Level zur werden muss.
sie bei Zahnimplantaten und Zahnfüllungen Diskussion. Dies zeigt, dass eine dekompen- Nur so ist dem gebotenen Vorsorgeprin-
vorkommen, können die lokalen SAR-Werte sierte antioxidative Kapazität durch EMF zip Genüge getan. Die Ärztinnen und Ärzte
von Mobiltelefonen um das 400–700-fache in Krankheit übergehen kann. EMF führen für Umweltschutz (AefU) setzen sich seit
erhöhen [34]. Diese durch Metalle verstärkte auch zu Lipidperoxidation und nachfol- über 20 Jahren dafür ein.
Mobiltelefon-Strahlung kann auch zu einer gend zu erniedrigten Glutathion- und Zink-
lokalen Temperaturerhöhung des Gewebes Spiegeln im Blut. Eine gezielte Gabe von Referenzen
von bis zu 8° C führen [35]. Zudem kommt Zink kann die durch EMF ausgelöste oxi- Die Literaturnachweise finden sich online:
es während des Gebrauchs eines Mobiltele- dative Stressreaktion signifikant reduzieren www.aefu.ch/oekoskop/wick_referenzen
fons am Ohr durch die Strahlung zu einer [38]. Das Spurenelement Zink wie auch
vermehrten Freisetzung von Quecksilber Vitamin D steigern ausserdem die Immun-
aus Amalgamfüllungen [36]. Es sind also abwehr [39, 40, 41].
Dass trotzdem nicht alle Menschen gleich Dr. med. Cornel Wick ist Allgemein-
auf Umweltreize reagieren, liegt mitunter mediziner und führt eine eigene Praxis in
6
Veränderungen der Fettsäuren, was zu Schäden an der an den sogenannten Polymorphismen11 der Winterthur. Nebst Medizin hatte er auch
Zellmembran führt.
entsprechenden Enzyme. Genotypen mit «Allgemeine Ökologie» studiert sowie
7
Veränderungen der Eiweiss-Strukturen, was zu Fehlern in
der Signalweiterleitung innerhalb der Zelle führt. reduzierten Funktionen der Entgiftungs-En- ein Diplom in «Klinischer Umweltmedi-
8
Vorstufe einer Krebszelle zyme sind viel anfälliger für die Erzeugung zin» der EUROPAEM12 erworben. Seit
9
Amyotrope Lateralsklerose
von oxidativem Stress [42, 43]. Das macht 2004 ist Wick Vorstandsmitglied der
Gesamtheit aller Mikroorganismen der «Darmflora»
AefU.
10

11
Genvarianten das Finden der Gesundheits-Balance noch
12
https://europaem.eu/de/ viel komplexer (vgl. Grafik). Insgesamt ist cornel.wick@hin.ch
13
DaCosta L et al. Nutrigenetics and Modulation of Oxida- also ein breiter umweltmedizinischer Blick- www.praxis-lindspitz.ch
tive Stress. Ann Nutr Metab 2012;60(suppl 3):27-36. doi:
10.1159/000337311 winkel und Abklärungsansatz notwendig.

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Mobilfunk braucht gesellschaftlichen Diskurs

5G: Abschätzung der

Technikfolgen
ist mehr als Strahlenrisikobeurteilung
Hans-Peter Hutter, Michael Kundi, Die IT-Industrie liefert einen Mobilfunkstandard nach
Hanns Moshammer
dem andern. Die Forschung zu den Auswirkungen hinkt

hinterher. Die Politik muss ihr die nötige Zeit verschaffen

und den Blick aufs Ganze richten.

Die Industrie besingt die wunderbare Welt und bereits niedrigere Frequenzen im Mik- ergebnisse vorliegen, ist auch hinsichtlich
des neusten Mobilfunkstandards 5G. Der rowellenbereich – zu grauem Star [2] und zu 5G ein umsichtiger und vorsorglicher Um-
tatsächliche Mehrwert ist jedoch höchst Läsionen in der Nervenschicht der Netzhaut gang erforderlich.
unklar (vgl. Beitrag Zbornik, S. 9). Anzahl [3] führen können. Zudem finden sich auch
und Art der künftigen konkreten Anwen- einige Hinweise auf schädliche systemische Rationale Diskussionsbasis fehlt
dungen sind vage. Neben den Einsatzgebie- Wirkungen (z.B. Nerven- oder Immunsys- Einige lokale, zumeist kommunale Organe
ten sind auch wesentliche Eckdaten der tem) nach dermaler Exposition [4, 5]. haben in Österreich auf ihrem jeweiligen
5G-Technologie (Frequenzbereiche, Versor- Bereits aus der wissenschaftlichen Fak- Gebiet abweichende vorsorgeorientierte
gungsinfrastrukturen) noch offen. tenlage zu den bisherigen Mobilfunkge- Richtwerte erlassen. Mit den Plänen zur
nerationen 1G, 2G, 3G und 4G kann keine Einführung von 5G verkündet die Industrie
Wissenschaftliche Datenlage gesundheitliche Unbedenklichkeit abge- nun gebetsmühlenartig und mit Unterstüt-
5G wird neue, höhere Frequenzbereiche leitet werden. Im Gegenteil: Hochfrequente zung der österreichischen Bundesbehörden,
erschliessen. Dabei handelt es sich um Mil- elektromagnetische Felder wurden von der dass 5G keine neuartige elektromagnetische
limeterwellen. Die Aufnahme ihrer hochfre- internationalen Krebsagentur IARC2 der Felder generieren werde. Im für 5G nöti-
quenten elektromagnetischen Felder findet WHO [6] als möglicherweise krebserregend gen dichten Antennennetz würde die ein-
oberflächlich in der Haut statt. Solche Wellen (Kategorie 2B) eingestuft. Auch können zelne Antenne sogar weniger stark strahlen.
dringen also weniger tief in den Körper ein damit andere ernste Gesundheitsprobleme Gleichzeitig wird den abweichenden Kom-
im Vergleich mit älteren Mobilfunkgenera- in Abhängigkeit von Dauer und Häufigkeit munen ‹vermittelt›, sie beim Roll-out (Ein-
tionen wie z. B. 2G. Sie können aber in der der Exposition einhergehen (vgl. Beitrag Bel- führung von 5G) auszulassen und so quasi
Dermis (Lederhaut) und in der Epidermis poggi, S. 17). ins Mittelalter zurückzuschicken. Dies mit
zu gesundheitsrelevanten biologischen Ef- der Begründung, die strengeren Richtwerte
fekten führen. Die Schweissdrüsen mit Technikfolgenabschätzung könnten beim Betrieb der neuen Technologie
ihrer Struktur und ihrer Durchlässigkeit für Bei den vorhergegangen Mobilfunktechno- nicht eingehalten werden.
elektrische Felder können wie Antennen logien standen zur Zeit der Lizenzvergabe Auf der anderen Seite versammeln sich
wirken [1]1. Besondere Beachtung muss die ebenfalls keine gesicherten Erkenntnisse zu ‹Hard Core›-MobilfunkgegnerInnen und
Exposition der Augen erhalten. Es ist seit Effekten auf biologische Systeme zur Ver- schieben sogar die COVID-19-Pandemie
langem bekannt, dass Millimeterwellen – fügung. Die Forschung hinkt der technolo- 5G in die Schuhe. Dies alles erschwert eine
gischen Entwicklung stets hinterher. Das ist vernunftbasierte Diskussion um die Einfüh-
nicht der Forschung anzulasten, sondern rung von neuen Technologien.
1
Eckige Klammern = Literaturnachweise, online unter:
www.aefu.ch/oekoskop/hutter_et_al_referenzen der Wirtschaft und der Politik, die der Ge- Gesundheitliche Risiken für die nähere
2
Die ‹International Agency for Research on Cancer (IARC)› sellschaft ungeklärte technologische Risiken und fernere Zukunft rund um «Mobilfunk
ist eine Forschungsagentur der ‹World Health Organiza-
tion› (WHO). zumuten. Eine umsichtige, also frühzeitige und Strahlenbelastung», speziell im Zusam-
3
https://www.austrian-standards.at/ und fundierte Auseinandersetzung findet menhang mit der Einführung von 5G, sind
4
Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Öster- auch bei 5G wiederum nicht statt. Ohne deutlich umfassender als bisher zu erörtern
reichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Aus-
trian Institute of Technology (AIT) Center for Innovation Prüfung der biologischen und gesundheitli- und wissenschaftlich fundiert zu analy-
Systems and Policy: 5G-Mobilfunk und Gesundheit. Die
aktuelle Einschätzung des Evidenzstandes zu möglichen chen Auswirkungen soll mit 5G erneut eine sieren. Letztlich muss eine Abwägung zwi-
Gesundheitsrisiken von elektromagnetischen Feldern des
Mobilfunks durch anerkannte wissenschaftliche Gremien. neue Technologie flächendeckend installiert schen dem gesellschaftlichen Nutzen und
Endbericht. Studie im Auftrag des Österreichischen werden. Aus unserer Sicht ist es keine Frage: den Risiken stattfinden. Diese neue Kommu-
Parlaments. Wien, 1.2020. https://www.parlament.gv.at/
ZUSD/FTA/5G-Gesundheit_Endbericht_final.pdf Solange keine unabhängigen Forschungs- nikationstechnologie mag neue wirtschaft-

24 2/20 www.aefu.ch
Millimeterwellen, wie sie bei 5G eingesetzt werden sollen
und bereits heute genutzte Frequenzen im Mikrowellen-
bereich, können zu Grauem Star führen. Dabei trübt sich
die Augenlinse, was die Erblindung bedeuten kann.
© science-photo.de

liche und gesellschaftliche Möglichkeiten


bieten. Das enthebt uns aber nicht von der
Verantwortung, ihre ökologischen, gesund-
heitlichen, aber auch sicherheitsrelevanten
Implikationen zu untersuchen, zu prüfen
und zu diskutieren. Derzeit haben wir keine
rationale Basis für einen derartigen Diskurs.
Während die Schweiz schon seit über 20
Jahren per Verordnung gesetzlich verbindli-
che Grenzwerte für elektromagnetische
Felder von Mobilfunkanlagen kennt [7], geht
man in Österreich anders vor. Die Industrie
gibt sich selber ‹Grenzwerte› in Form von
technischen Normen (ÖNORMEN3). Die ös-
terreichische Bundespolitik schaut wohlwol-
lend und weitgehend untätig zu.

Kurzgutachten ans
österreichische Parlament
Spät aber doch hat das österreichische Parla-
ment einen Anlauf genommen. Nicht zu einem
Gesetz, aber immerhin zu einer ernsthafteren
Befassung mit der Materie. Dazu hat es das
Institut für Technikfolgenabschätzung (ge-
meinsam mit AIT) mit einem Kurzgutachten4
beauftragt [8], die wissenschaftliche Beur-
teilung der gesundheitlichen Auswirkung
von Mobilfunkstrahlung darzustellen.
Gewünscht hätten wir uns eine echte
Technikfolgenabschätzung etwa inklusive
psychosozialer Folgen und Auswirkungen
auf die Umwelt. Eine solche umfassendere
Auseinandersetzung wird im Gutachten je-
doch ausdrücklich ausgeschlossen. Vielmehr
listet es diverse Stellungnahmen bzw.
Standpunkte verschiedener nationaler und
internationaler Behörden sowie Gremien
zu hochfrequenten Feldern allgemein und
zu 5G im Besonderen auf. Immerhin wird
genauer untersucht, worauf die teilweise
sehr unterschiedlichen Risikobewertungen
beruhen. Letztlich kommen die AutorInnen
zum Schluss, dass wenig Dissens über die
vorliegende Evidenz der Gesundheitsrisiken
herrsche. Vielmehr gibt es Dissens darüber,
welcher Grad an Evidenz welches Ausmass
an vorsorglichen Massnahmen erfordere.

info@aefu.ch 2/20 25
Mobilfunk braucht gesellschaftlichen Diskurs

Bevor Menschen neue


Technologien angeboten
erhalten, muss eine
unabhängige Risikoab-
schätzung stattfinden.
Die Vorsorge darf nicht
auf der Strecke bleiben.
© 123rf.com

but not least sind auch Fragen des Rechtes


auf Datenzugriff und des Datenschutzes zu
klären sowie neue Überlegungen zu Sicher-
heitskonzepten vorzulegen, die uns vor Cy-
berattacken schützen [15].

Fazit
Wir benötigen trotz aller methodologischen
Gesellschaftlicher Diskurs das Geringste über die im praktischen Ein- Schwierigkeiten und Grenzen nach wie vor
unumgänglich satz zu erreichenden Datenraten aussagen. eine umfassende Technikfolgenabschätzung,
Das Gutachten hat für jeden etwas: Es ist Insbesondere dann nicht, wenn alle diese um zu entscheiden, wohin die Reise mit 5G
durchaus die Empfehlung zu einem vorsorg- Technologie nutzen würden. überhaupt gehen soll. Für welche Anwen-
lichen Vorgehen herauszulesen. Wer will, dungen brauchen wir wirklich noch höhere
findet darin aber auch Positionen, die ein 5G spart weder Energie Datenraten? Vertragen wir das als Gesell-
forscheres Vorgehen u.a. beim Roll-out von noch Ressourcen schaft auch langfristig? Es ist unerklärlich,
5G unterstützen. Das Gutachten verlangt Bereits jetzt verursachen unsere virtuellen dass gerade diese Fragen im Gutachten ans
auch brav weitere Forschung. Doch der be- Unternehmungen einen wachsenden Ener- österreichische Parlament ausdrücklich aus-
schriebene Dissens wird nicht durch weitere gie- und Ressourcenverbrauch in der realen geschlossen wurden – sei es aus Antrieb der
toxikologische oder epidemiologische Stu- Welt [9]. Einsparungen durch effizientere GutachterInnen oder aufgrund eines einge-
dien behoben. Das hat die Geschichte bisher Technologien werden stets durch die wach- schränkten Auftrages des Parlamentes.
gezeigt. sende Datenmenge überkompensiert (Re-
Ohne Zweifel ist dringend weitere bound-Effekt). Für 5G müssten alle mobilen Referenzen
Forschung notwendig. Viel bedeutsamer in Endgeräte durch 5G-fähige ersetzt werden. Die Literaturnachweise finden sich online:
der Vorbereitung von 5G ist allerdings ein Die 5G-Antennen müssen vermutlich aus Si- www.aefu.ch/oekoskop/hutter_et_al_refe-
breiter gesellschaftlicher Diskurs zur Frage, cherheitsgründen (z. B. wenn sie für selbst- renzen
welche Ziele und Bedürfnisse mit einer fahrende Autos eingesetzt werden) redun-
weiteren Steigerung des Datenvolumens dant mit Batterien versehen werden. Das
tatsächlich bedient werden. Die Kommuni- lässt ein erhebliches zusätzliches Umwelt- Prof. Dipl.-Ing. Dr. med. Hans-Peter
kationsindustrie muss für 5G scheinbar erst risiko durch Herstellung und Entsorgung Hutter ist Facharzt für Hygiene und
Bedürfnisse wecken, deren wahrer Bedarf dieser Batterien vorhersehen. Mikrobiologie mit Schwerpunkt Um-
oft zu hinterfragen ist. Ihr Mantra «5G ist die weltmedizin, Physikatsarzt und Land-
Antwort auf den ständig steigenden Daten- Unabsehbare Folgen schaftsökologe. Er ist stv. Leiter der
hunger der Gesellschaft» ist zu hinterfragen. Die virtuelle Kommunikation ist allgegen- Abteilung für Umwelthygiene und Um-
Es geht nicht darum zu klären, ob wir IT- wärtig, aber ein adäquater Umgang damit weltmedizin am Zentrum für Public
Technik und moderne Kommunikationsfor- fehlt. Die Internetabhängigkeit nimmt Health (ZPH) an der Medizinischen Uni-
men überhaupt wollen. Gerade auch in der laufend zu [10, 11], ebenfalls orthopädische versität (MedUni) Wien (A). Prof. Dr. Mi-
Corona-Krise haben sich virtuelle Kommu- Probleme aufgrund ergonomischer Fehl- chael Kundi ist Epidemiologe und ehem.
nikationsformen als wertvolle Unterstüt- haltungen vor den Bildschirmen [12, 13]. Leiter des Institutes für Umwelthygiene
zung erwiesen und selbst Forschungstätig- Der Einsatz von IT in der Schule ist nicht an der MedUni Wien. Dr. med. Hanns
keit kommt bekanntlich nicht mehr ohne ausreichend durch Studien und pädago- Moshammer ist Facharzt für Hygiene
Internet aus. Zu hinterfragen ist, warum gische Konzepte abgestützt. Dabei ist es und Mikrobiologie und Praktischer Arzt.
man nicht eine unmissverständliche Darstel- unbestritten, dass für den Reifeprozess der Er ist heutiger Leiter der Abteilung für
lung verlangt, ob für virtuelle Kommunika- Kinder und Jugendlichen ausreichende und Umwelthygiene und Umweltmedizin am
tionsformen nicht bereits der LTE-Mobil- umfassende Erfahrungen in der realen Welt ZPH der MedUni Wien.
funkstandard (4G) ausreichend wäre. Alle und analoge Sozialkontakte notwendig hans-peter.hutter@meduniwien.ac.at
Wunderberichte über die Geschwindigkeit sind. Diese aber werden zunehmend durch www.meduniwien.ac.at/umwelthygiene
von 5G stammen aus Laborstudien, die nicht virtuelle Erlebniswelten verdrängt [14]. Last

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