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Ich bin froh, dass ich dieses Essay vor diesen weltbewegenden
Revolutionen geschrieben habe - zwischen Dezember 2008 und
Februar 2011 - Nicht abgelenkt von quakenden Medien, die gerade
nonstop aus Tripolis berichten. Aber auch fernab DESSEN, was mir
als ergründenswert galt, entstand dieses Essay in den kindlichen
Gefilden pazifischer Südseestaaten, die ich im Segelschiff bereiste.
Ein Hauch papalagimässiger Denkweise (Siehe Buch “Papalagi”) mag
die eine oder andere Passage eingefärbt haben. Mir war nicht darum,
die Menschen und Kulturen zu beschreiben, die ich HIER besuchte,
denn sie schienen mir besser daran zu tun, dem suchenden Blick der
Touristen möglichst unbekannt zu bleiben. Ihre tieferen Geheimnisse
kenne ich nicht und wollte sie den Insulanern auch nicht entlocken.
Ich liess mich aber beseelen von ihren auf den ersten Blick einfachen
Lebens- und Denkweisen, ihren einfachen Fragen. In diesem Geist
habe ich gut zwei Jahre immer wieder den Stift in die Hand
genommen, um einer Frage nachzugehen, die man vielleicht vor
allem auf dem Herzen hat, wenn man Mutter oder Vater oder Kind ist,
was hier in der Südsee auf praktisch ALLE zutraf!
Das Wort Kind brauche ich in diesem Essay oft, ich meine damit nicht
immer das “klassische” Kind, sondern ebenso Schüler, Jugendliche,
Studenten, Junggebliebene, manchmal sogar das Kind in JEDEM.
Schüler ist man nur kurz, EIN Kind aber garantiert sein Leben lang...
Dass ich nicht überall versuchen konnte, geschlechtsneutral zu
schreiben, möge man (frau) mir verzeihen! Gemeint sind natürlich
BEIDE, und wenn nicht, so hebe ich das meistens hervor. Erzählfluss
geht mir vor political correctness! (Vieles sonst auch...)
Nicht vergessen, dies ist ein Essay, es bedient sich oft Aphorismen
(symbolischer Vergleiche), es hat radikale Spitzen, versucht sich nicht
in Mässigung, noch in wissenschaftlicher Objektivität. Es berührt
sensible Bereiche, von Geld bis Religion und Politik, von Drogen bis
Wissenschaft und verknüpft diese Bereiche in teils herzerfrischender
Originalität. Und es stellt viele Fragen, ohne sie klar zu beantworten.
Gewidtmet habe ich dieses Essay (genauere Erklärung was ein Essay
ist im Anhang) meinen Kindern, Luna 9 und Piran 14. Auch wenn mir
dies nicht immer gelang, so versuchte ich zumindest, so zu schreiben,
dass sie es verstehen, BEVOR sie erwachsen sind. Ausgestattet mit
schulischer Bildung, Handy und Facebookaccount, voller Zuversicht
ein erfülltes Leben führen zu dürfen, möge “PS. Zukunft ...WOZU?”
ihnen helfen, Nötiges von Unnötigem im Leben zu unterscheiden.
PS. Ich mache hier nur Vorschläge wie man Dinge und Phänomene
AUCH sehen kann. Eine Art Fussnote zum grossen gesellschaftlichen
Diskurs “wie weiter?”. Es soll keine Anleitung zur Revolution sein, kein
politisches Manifest, nur eine Inspiration zur notwendigen Evolution
heutigen HANDELNS. (Wie heute GEDACHT wird, interessiert die
Zukunft kaum!) Ich möchte nicht Weisheiten von “oben” nach “unten”
reichen, eher frische, originelle Sichtweisen von “hinten” nach “vorne”.
Wer heute von Zukunft spricht, meint selten mehr als ein paar Jahre.
2020 vielleicht. Aber selbst diese wenige Jahre entfernt liegende
Zukunft erscheint unwägbar und fremd, also reduzieren wir unsere
Vorausschau, die uns einigermaßen sicher erscheint, auf momentan
etwa, so schätze ich, sechs Monate. Bereits ein volles Jahr hat so
viele Variablen, dass man als vernünftig denkender Mensch keine
Ahnung hat, was auf unser Leben - sowohl individuell, als auch global
- zukommen wird. Lebe JETZT! sagen daher Viele. Ob sie mit dieser
Einstellung eine gute Antwort gefunden haben?
Lebe jetzt! Alte Weisheit liegt darin, im Hier und Jetzt zu sein, im
Denken und Tun. Sich nicht große Gedanken zu machen über DIE
Zukunft. Zu komplex sind die Stränge aus Ursachen, als dass die
zukünftigen Wirkungen daraus sichtbar wären. Noch schwerer, daraus
Korrekturen zu formulieren, die in Zukunft zu Bedingungen führen
würden, die unserer Gegenwart als erstrebenswert gelten.
Nun gibt es Institutionen, die sich zur Aufgabe machen, unseren Blick
nach vorne zu schärfen. Wissenschaftlich wird hochzurechnen
versucht, was passiert, wenn wir uns weiterhin so verhalten, wie
bisher. Uns SO vermehren, SO unsere Bedürfnisse befriedigen etc.
Es werden auch Voraussagen gemacht, was passieren wird, wenn wir
uns anders verhalten würden. Alles sehr interessant, aber als Masstab
für das eigene Verhalten oft kaum zu gebrauchen. Andere versuchen
mit Gottes Hilfe, Kristallkugeln, Inkakalendern, oder Nostradamus
über den Zeithorizont zu schielen. Ihre Aussagen sind von Glauben
geprägt, nicht Logik.
Das größte Mysterium von allen, ist die ZUKUNFT geworden...! Nicht
mehr die Weite des Alls, oder der Ursprung von Blitz und Donner,
oder das Leben an sich. Seit der Vielfalt wissenschaftlicher
Erkenntnisse und ihrer Verbreitung durch die Medien sind die
grossen, einstmals göttlichen Fragen zur unterhaltenden Kuriosität
geschrumpft. Ähnlich ist es einem anderen grossen Mysterium
ergangen, der Vergangenheit. Sie liegt weitgehend ausgegraben vor
unseren Augen, entschlüsselt in TV Serien, erklärt bis zurück zum
Urknall. Es geht nur noch um die Bruchteile der ersten Nano-Sekunde
der Schöpfung, dann weiß der Mensch eigentlich alles. Ausser die
Zukunft. Also: Lebe JETZT! Ein altes Bedürfnis, glaubt man, aus dem
Bauch heraus richtig.
Gut 300 Jahre nachdem Newton seine Regeln formulierte, wie die
Welt zu beobachten ist, um zu brauchbaren Resultaten zu kommen,
nach rund 300 Jahren Präzisierung auf das Wesen der Natur - den
Menschen eingeschlossen - stelle ich einfach mal die Frage, ob
unsere jetzige “Menschenwelt” das Resultat 300 jährigen Strebens
nach Logik ist?
Das sind Säulen des Wissens, auf denen der Mensch jetzt steht und
etwas “erhöht” die Welt überblickt. Es sind Siegesäulen, dem langen
Zwist mit religiöser Bevormundung gewidmet - es gibt immer noch
Ausnahmen - Säulen des Wissens über fast ALLES, was JETZT
geschieht! Wir stehen auf den Säulen der inzwischen BEWÄHRTEN
Logik, dass für jedes Problem eine Lösung gefunden wird, solange
der zuständige Zweig der Wissenschaft genug daran herum studiert
und genug Geld dafür zur Verfügung gestellt wird.
Freiheit, Wissen, Forschung. Auf diesen stabilen Säulen sind wir
bestens für die Zukunft positioniert. Komme was wolle! Nur WIE die
Zukunft denn tatsächlich aussehen wird, entzieht sich unserer
Kenntnis. Insofern sind Strategien, die jetzt ausgedacht werden,
vielleicht morgen falsch.
Diese Gefahr bestand schon immer, liesse sich dazu sagen. Ist es
aber nicht vielleicht wichtiger denn JE, dass Strategien wenigstens
einigermaßen richtig sind? Ganz einfach, weil die Zukunft von uns,
sich von der Zukunft unserer Vorfahren vor allem dadurch
unterscheidet, dass sie sich VIEL schneller entwickelt. Als auch aus
den Ergebnissen temporärer Ereignisse, Moden, Trends entsteht.
Während alte Kulturen sich zwangsläufig auf lange Zeiträume
stützten, stützt sich die Zukunft auf eine ganz kurze Vorentwicklung.
Symbolisch: der Menschenbus fährt so schnell wie nie zuvor!
Wenn man die Menschen von früher aber etwas genauer studiert, fällt
auf, dass ihnen die Zukunft wichtig war, sowohl im persönlichen, wie
im kollektiven Sinn. Schon die Höhlenbewohner waren gezwungen,
Vorräte anzulegen für den Winter, später begann der Mensch Bäume
zu pflanzen, die erst die kommende Generation ernten wird. Der
Mensch von früher lebte - nicht überall, versteht sich - im Bestreben,
nicht von der Hand in den Mund zu leben, sondern versuchte, die
Zukunft der Natur unter möglichst grosse Kontrolle zu bringen, obwohl
seine Mittel dazu sehr begrenzt waren.
DARAUS nun zu schließen, der Mensch von HEUTE möge sich bitte
auch um die Zukunft kümmern, würde allerdings keinen weiteren Sinn
ergeben, höchstens traditionelle Persönlichkeiten in ihrer Weltsicht
bestätigen, die letztlich nur sie als maßgebend erachten. Ihrem
GLAUBEN nämlich.
Wenn man nun die Zukunft der Menschen von früher mit der des
Menschen von heute vergleicht - spätestens seit der Entwicklung der
Atombombe - fällt auf, dass die Zukunft früherer Menschen leichter zu
deuten war, als die von heute. Fast alle Entwicklungen verliefen
langsam. Die Zukunft zu deuten war ein einfacher Prozess der
Extrapolation des Vergangenen. Was war, ist. Was ist, wird. Auch
wenn schon seit Beginn der Menschengeschichte global betrachtet
eine Katastrophe nach der anderen passierte, wo die Kontinuität der
Geschichte gesprengt wurde, so hatten sie nur selten Einfluss auf die
Zukunftsperspektive einzelner Gemeinschaften oder Individuen, weil
die Informationen über die Katastrophen nicht da waren. DIE Zukunft
war recht klar vorhersehbar, was früheren Menschen Kraft gab, die
noch verbleibenden Unwägbarkeiten der Gegenwart zu ertragen.
Der Mensch von früher wusste wenig über "die Welt an sich", gar
nichts über seinen biologischen Werdegang (Evolution), aber achtete
seine Zukunft mehr, als der moderne Nachfahre. Er konnte sie sich –
im Gegensatz zu UNS – vorstellen... UND, er wollte von der Zukunft
rückwirkend geachtet werden. Der weit verbreitete Ahnenkult zwang
ihn, “zukunftsrichtig” zu handeln. Über lange Zeiträume gepflegte
Traditionen halfen ihm dabei. Grosse Änderungen waren nicht gefragt.
Wohlergehen nach dem Tod lag in der Hand seiner Nachfahren –
nicht NUR in der Hand von Göttern – also bemühten er bzw. sie sich
redlich um ihren Nachwuchs...
“Zurück” ins Jahr 2009. Die Welt ist aufgeteilt in eine arme Hälfte und
eine reiche Hälfte. Das Wort Zukunft ist auf der armen Hälfte der Welt
fast ein Fremdwort. Die Nachkommen der Inkas, die den Lauf der
Planeten für Jahrhunderte genau voraus berechnen konnten, leben
heute von der Hand in den Mund.
Und auf der reichen Hälfte der Welt hat das Wort Zukunft etwas... nun
ja, Altmodisches an sich! Es tönt nach Siebzigern, nach Club of
Rome, nach längst versiegter Aufbruchstimmung. Das Wort Zukunft -
sorry - tönt fast wie ein WITZ!
“Lebe jetzt, mein Freund, setz dich hin, hab einen Tee mit mir. Was
möchtest du? Darjeeling, Rosentee, Green Tea, Holunderblüten? Nun
sag doch endlich...!”
Hinter jeder Realität steckt eine andere Realität. Wir sind darauf
trainiert, auf eine solche Aussage zu nicken und denken vielleicht an
die Atomstruktur in den Teeblättern, oder fragen uns, ob der Rosentee
aus einem Fair Trade Laden stammt. (Den Gastgeber zu fragen,
trauen wir uns nicht unbedingt!)
Es braucht nicht viel Einsicht, und man merkt, dass wir wieder in
einem Zeitalter zunehmenden Aberglaubens gelandet sind: Der
Glaube, angesichts jeglicher Offensichtlichkeit ABER sagen zu
müssen... Der Glaube an Wunder, dass sich zum Beispiel Geld von
alleine vermehren kann. Wir glauben, dank den Fortschritten der
Forschung, dass wird kurz davor stehen, unsere Welt umfänglich
erklären zu können. Fast ohne Wenn und Aber. In dieser
Erwartungshaltung – die Erlösung vom Unwissen steht kurz bevor... -
merken wir kaum, dass unser Alltag, unser Wirken auf die Welt, als
auch das Wirken der Welt auf UNS mysteriös geworden ist.
Undurchschaubar.
Das Denken, die Logik, das Bewusstsein hat sich getrennt vom
kindlichen Verlangen nach Zuckerbrot und Spiel ohne Grenzen. Ein
Paralleluniversum aus Filmen, Musik, Geschmäckern, Salben, Müslis,
Softdrinks, Fahrzeugen, Fitnessapparaten ist entstanden,
unübersehbarer als der Sternenhimmel. Zum Teil mit den selben
logisch kalkulierten Werkzeugen hergestellt, die in ihrer Summe und
Substanz den Werkzeugen Newton's entsprangen. Ohne Newton
keine DVD, kein Batman im Kinderzimmer. Wissen das die Kinder?
WIE wird es von hier aus wohl weiter gehen? Warum diese 2000 vor
der Zahl 9? Es hat doch schon längst eine neue Zeit begonnen, die
Zukunft nämlich. Die Zukunft ohne Vorbild in der Vergangenheit. Kein
Zeitalter kann uns Rat geben zur Bewältigung der Klimaerwärmung,
um nur EIN Beispiel zu nennen. Trotz GPS und Google Earth sind wir
in der größten Orientierungskrise.
Aber vielleicht täuscht es ja, was wir zu sehen glauben, denn die
Frontscheibe im "Menschenbus" ist wie gesagt undurchsichtig - wie
nie zuvor. Gleichzeitig ist das Tempo höher denn je. Vorhersehbar ist
so gut wie gar nichts mehr. Bleibt also nichts anderes übrig, als auf
das Gute zu HOFFEN?
Das Jahr 2009 liegt immer noch frisch und unverbaut vor uns. Aber
nicht überall... Israel hat sich tief in den Gazastreifen vorgedrängt, mit
Panzern und Soldaten. Heute wurde der Staat Israel von Norden her
mit drei Raketen angegriffen. Der immer noch junge Staat Israel sucht
nach einer Lösung zum Problem der Sicherheit seiner Bürger. Und
findet sie nicht.
In den letzten Tagen habe ich mal wieder über die Hoffnung
nachgedacht, und inwieweit sie uns hilft - helfen KÖNNTE – sogar
wenn sie objektiv nicht begründbar ist. Es ist mir wenig eingefallen.
Der Hoffende ist der Hoffnung auf den Leim gegangen, mehr nicht.
Wo stehen wir mit dem Prinzip Hoffnung im Jahre 2009? Früher mag
Hoffnung Wunder bewirkt haben, denn sie steckte an, breitete sich
aus und fruchtete in adäquaten Lösungsprozessen, gegenüber der die
Krise verursachenden Gründen.
Oder das GLÜCK half, die NATUR beruhigte sich wieder - nach einem
Erdbeben - es regnete wieder - nach einer Dürre. DIE Natur, trotz all
ihren Bedrohungen, war immer des Menschen bester Unterhalter.
Materiell und spirituell. An dieser Tatsache hat sich in einer Million
Jahren Menschheitsgeschichte wenig geändert. Bis vor wenigen
Jahren, oder Jahrzehnten...
DIE Zukunft braucht sich nicht als offene Frage zu äussern, wie der
Mensch in einer Million Jahren leben wird (Kosmischer Masstab),
sollte sich aber etwas weiter erstrecken, als die im Moment "schicke"
Jahreszahl 2020. Oder die unter Spirituellen hoch gehandelte
Jahreszahl 2012. Oder den sechs Monaten, der typischen Messlatte
in Entscheidungen der Wirtschaft. Oder einfach bis zur nächsten
Wahl, der Zeithorizont demokratisch gewählter Politiker. Diese
Vorausschau in Richtung Zukunft ist zu kurz, um die langfristigen
Konsequenzen unseres Handelns im Auge zu behalten.
Mit solchen Problemen musste sich der Mensch früher nicht allzusehr
auseinander setzen, da sein HANDELN nicht so viel Auswirkung auf
die Zukunft hatte. Ausnahmen abgesehen, wie als schlimmes Beispiel
die Abholzung von ganzen Küsten des Mittelmeers durch die Römer.
Hoffen ist also nur angebracht, wenn man zuvor die Hausaufgaben
der Moderne gemacht hat und hiermit seinem Hoffen eine SEHR
KONKRETE Richtung geben kann. Ob aber dieser bewusste Prozess
noch als Hoffnung deklariert werden kann, ist fraglich.
Eine wichtige Frage scheint mir die, ob wir in einem Zeitalter der Logik
leben, wo das Messbare der Realität unser Denken und Handeln
prägt, oder ob wir in einem Zeitalter der Irrationalität leben, die dem
Mittelalter ebenbürtig ist, wenn nicht sogar in Teilbereichen
“überlegen”. Ich meine diese Frage durchaus ernst...
Die letztere Frage ist klar mit Ja beantwortbar, wenn man das Pech
hat, z.Bsp. Südseeinsulaner im Jahr 2020 zu sein, dem die Insel im
steigenden Meer versinkt. Indirekt eine FOLGE der Aufklärung. Eine
Folge des sich aus der Aufklärung ergebenden Wissenszuwachses,
kombiniert mit Demokratie und Wohlstand – für scheinbar Alle!
Missionierenden Kirchen gleich, hat sich eine Wirtschaft für Nutz- und
Zweck- und Sinnloses an die Verlangen des modernen Menschen
geheftet. Scheinbar unentrinnbar und auf Dogmen beruhend, die
höchstens oberflächlich hinterfragt werden. Die einstmals existierende
Zensur einer übermächtigen Kirchenstruktur ist wieder auferstanden.
In Form von - was ich hier mit einem selbst erfundenen englischen
Wort bezeichnen möchte - "brain swamping". Des Ertränkens jeglicher
Ansätze, Wertskalen neu zu definieren, unter einem "Niagarafall" an
Werbung, Information, Bildung. All dies FÜR die Beibehaltung eines
als GUT und WELTWEIT richtig gepriesenen Metasystems namens
"Freie Marktwirtschaft".
Der Name an sich führt bereits in die Irre. Freie Marktwirtschaft tönt
aufgeklärt, rational und deshalb logisch. Was dem modernen
Menschen extrem wichtig ist, wenn er sich zur Abwechslung mit "der
Realität" beschäftigt..
Nur ist unsere Realität eine Realität der Worte, der Sprache, und
vorerst nicht anders vorstellbar. Selbst Zahlen kommen nicht ohne
Worte aus, um zu erklären, was mit ihnen definiert wird. Umgekehrt ist
Realität auch ohne konkrete Zahlen erfassbar. Auch Bilder bedürfen
der Sprache, um sie einzuordnen. Bilder ohne Sprache ergeben meist
keinen Sinn, während Sprache ALS Bilder uns die Welt erklärt.
Das Wort Wirtschaft kommt aus der Bewirtung von Land, also der
Landwirtschaft. Jemand bewirtet Land, arbeitet daran, besitzt es nicht
unbedingt. Man arbeitet mit der Natur in Form des Wachstums, den
man fördert. Wirtschaft heisst nicht Besitz (statisch), sondern die
Hege und Bewirtschaftung (dynamisch) eines übergeordneten
Prinzips, der Natur.
Mit MARKT hat die Marktwirtschaft nichts mehr gemein, ausser dem
Namen. Es ist einem modernen Menschen zwar erlaubt, auf immer
einfachere Art zu erwerben, was ihm oder ihr angeboten wird. Man
braucht "nur" das nötige Geld...
Wenn er oder sie aber etwas SELBER anzubieten hat, ist ein ganzer
Kanon an Auflagen damit verbunden, der genau dies zu verhindern
sucht. Nämlich eine einem Markt ähnliche Situation zu schaffen, wo
Jeder, dem der Sinn danach steht und glaubt, ein verMARKTbares
Produkt zu haben, dieses auf den Markt bringen kann. Es dort auf
niederschwellige Art verkaufen DARF. Um das Produkt eventuell
einfach zu testen. (Durch ebay und andere Internetseiten hat sich das
Problem einer NICHT vorhandenen MARKTwirtschaft zwar scheinbar
gelöst, aber durch den rein virtuellen Auftritt des Anbieters geht damit
die menschliche Komponente des Marktes unter, die oft ebenso
wichtig ist für den Erfolg, wie das Produkt selbst.)
Es liessen sich auch hier Bücher füllen mit solchen Beispielen unserer
"Freien Marktwirtschaft". Von einer Lüge zu sprechen, die uns
bewusst vorgesetzt wird, ist aber falsch. Es ist bloss ein, eventuell der
Bedeutungsträgheit innerhalb der Sprache inne wohnender Hang,
Worte immer noch als richtig zu interpretieren, obwohl sie zunehmend
ihre DEUTUNG, ihre Richtung auf die sie hinweisen, eingebüsst
haben - im konkreten Fall die (einstmals) freie Marktwirtschaft. Sie, als
auch ihre angenommene “Weisheit” ist zur Illusion geworden!
Die Ölzeit nähert sich mit Vollgas ihrem Ende zu. So oder so, könnte
man sagen. Von zwei Seiten wird sie in die Zange genommen.
Erstens neigen sich die Vorräte dem Ende zu. Zweitens sind die
Auswirkungen der Ölzeit auf die Natur so offensichtlich EKLIG, dass
der Ruf nach Alternativen zu einer auf Öl basierenden Lebensweise
zunehmend rational begründbar wird. Also sich vom Gefühl, dass es
SO nicht richtig ist, zu einer knallharten, logischen Richtigkeit wird!
Neueste Forschung in der Medizin deutet darauf hin, dass
Autoabgase agressiv machen. Sicher würde das einiges erklären...
Die Kirche am Ende des Mittelalters, also dem Anfang der Aufklärung,
zu entmündigen... (argumentativ und logisch begründbar), war aber
ein Sonntagsspaziergang im Vergleich zur notwendigen Korrektur
dessen, was heutzutage DREIDIMENSIONAL "schief läuft", um es
ganz profan zu sagen. Wie geeignet Demokratie ist, ihre eigenen
materiellen Erzeugnisse zu regulieren, zeigt sich bereits...
Das Problem mit einem um den Besitz der Wahrheit ringenden Klerus,
war ein zweidimensionales Problem. Es ging um Symbolik
(zweidimensional), als auch um das Numinose (Gott = die alles
überragende, jedoch unerklärbare VIERTE Dimension), auf das die
Symbolik hindeutete.
Wir sind Gefangene - aber wenn wir um sie wissen... vielleicht auch
Gebieter - der vier Dimensionen menschlicher Realitäten:
Die erste Dimension ist das MEHR und das WENIGER, also das
Geld. Materiell unnütz, symbolisch langweilig, aber unendlich
polarisierend zwischen Arm und Reich. Die Grundidee des Geldes
liegt einzig in seiner Vermehrung, das Grundproblem liegt in der
Knappheit. SCHÖN ist an Geld NICHTS!
Ganz anders die Dritte Dimension, die Materie. Das materiell WAHRE.
Die Ware. Das Ding an sich. Nicht mehr die symbolische Relevanz,
sondern die konkret materielle Relevanz. Dieses Buch ist z.Bsp.
AUCH dreidimensionaler Natur (sobald es in gedruckter Version
existiert, online in Form des Stromverbrauchs), aber die Relevanz
liegt – wenn überhaupt - in den Buchstaben, Worten, Sätzen. Ein
Sack Reis dagegen mag zwar auch hübsche Bilder aufweisen,
WICHTIG ist aber nur der INHALT, also die dritte Dimension.
Dreidimensional ist aber nicht nur die Ware oder der Betriebsstoff, den
wir erhalten, sondern auch der im Hintergrund aller Produkte laufende
Produktionsprozess. Die dabei anfallenden Nebenstoffe, die
sogenannte graue Energie, Rauch, abgebrannte Brennstäbe in
Atomkraftwerken etc. Der jedem Menschen eigene, aber nicht
bewusst wahrgenommene CO2 "footprint" ist dreidimensional! Er ist
nicht nur ein Symbol, der etwas repräsentiert, nicht nur ein linearer
(Geld)wert, sondern konkrete Masse, konkrete Energie.
Das Schöne, das Gute, alles sind Endwerte, die von den darunter
liegenden Dimensionen angesprochen und hervorgebracht werden
können - aber letztlich ebenso geheimnisvoll bleiben, wie eine vierte
Dimension aus menschlichem Blickwinkel logisch unerklärbar bleibt.
Wie entstehen... all diese steril verpackten Produkte? Aus WAS sind
sie gemacht? Unter welchen Bedingungen, sowohl für Menschen, als
auch für die Umwelt? Welche Nebenprodukte entstehen in ihrer
Produktion? Von WO kommen sie? Wieviel Energie wurde verbraucht,
sie hierher zu bringen?
Ketzerische Fragen der Neuzeit. Wir sollten sie auf unseren Einkäufen
durch die Tempel des Konsums immer wieder präsent haben, um
SELBER die Verantwortung für unser Konsumverhalten übernehmen
zu können - statt sie der Verantwortung der Industrie zu überlassen!
Was sich daraus ergibt, ist, dass uns schlicht das WISSEN und damit
die Urteilsfähigkeit bezüglich unserem materiellen Eigentum
abhanden gekommen ist: Erstens ist er unüberschaubar GROSS, als
auch undurchschaubar FREMD. (Eine Art jährliche Inventur des
Privatbesitzes wäre eine interessante Aktion, ja AUFGABE an Kinder!
Die KEIN Massenmedium JE aufgreifen würde.)
So fängt Bildung an. Durch Bilder. Durch Vorbilder. Durch vor der
Nase stehende Pappschachteln, die immer grösser werden. Der
Inhalt, bzw. die dritte Dimension des in seiner komplexen Ganzheit
betrachteten Produktes, würde eine Befragung etlicher Spezialisten
an einem mehrtägigen Symposium erfordern. Vom Werdegang der
Pappschachtel bis zum Produktionsprozess des “Chock and Roll”
Inhalts sind aber alles durchaus vermittelbare Vorgänge. Kinder die
Komplexität hinter alltäglichen Produkten begreifen zu lassen, macht
Sinn! Sie erahnen, wie kompliziert das EINFACHE Alltagsprodukt
entsteht. Vielleicht entsteht dabei ein Interesse, einfachere Produkte
zu entwickeln, da Kinder ein Gespür für Verhältnismässigkeit besitzen.
Ihre Schulbildung befasst sich aber nicht mit solchen “Details”, wie
einem Blick auf das Gesamte eines täglich konsumierten Produkts.
Es geht eher um Ausleseverfahren, die später in eine Spezialisierung
münden sollen. In die erwünschte Teilnahme am Produktionsprozess,
den Handel mit Produkten, die Verwaltung, das Bankenbusiness.
"Bigger, better, more!" war das Motto, mit dem Präsident Clinton die
Amerikaner in's Jahr 2000 einführte. Es ist 2009 und es darf gelacht
werden! Eine tiefe Rezession geht von seinem Land aus um die Welt.
Echte Chancen in dieser Vielen aufgezwungenen Armut bieten sich
kaum. Eine Wirtschaft aus Giganten hat dem einstmaligen Gefühl des
Amerikaners, es selber zu schaffen, den Garaus gemacht. Sich als
Arbeitsloser selbstständig zu machen, sprich nützlich, gelingt den
Wenigsten. Arbeitslose Spezialisten haben es schwer, sich andere
Wege auszudenken, als die ihnen bekannten. Ein Problem, das
natürlich auch Europa betrifft.
Etwa so stellen sich die Herren der Wirtschaft eine “Erholung” vor.
Dass nur ein Megacrash mit Entwertung von allem was auf Papier
steht, die einzige Chance der Zukunft sein wird, sich von der Last von
Gestern zu befreien, ist egal. Hauptsache der Crash passiert nicht
UNS!
Am Wichtigsten – nicht nur in der Schule - ist die Marke! Man ist, über
was man Bescheid weiss. Die ganze Kindheit wird von dieser Einsicht
geprägt. Über Marken weiss man Bescheid durch zweidimensionale
(TV) Symbolik. Symbolik, nicht Inhalt, umzingelt den Menschengeist,
wie seit langer Zeit nicht mehr. Wie vielleicht noch NIE! Ist der
moderne global citizen auf dem Weg zum VODOO Geschöpf...?
Die Aufklärung ist tot! Es lebe die Kirche, sorry, der Kommerz! Diesem
modernen Glauben an Symbole wieder etwas Ratio beizufügen,
erfordert nicht bloss Zurückhaltung von Kaufräuschen am
Ramschtisch der Weltwirtschaft, sondern auch hoch gekrempelte
Ärmel. Wer macht, hat Macht!
Leider sind wir im Westen und Norden dieses bezaubernden Planeten
aber gerade damit beschäftigt, unsere bald letzten Produktionsstätten
abzumontieren, um sie nach Indien zu verschiffen..., weil wir nacher in
China produzieren (lassen) wollen. Ein wirtschaftlicher Schachzug,
der aus einfachen Gründen nicht mehr als etwa zwei bis drei Züge
weiter führt. Wer produziert, kontrolliert irgendwann die Produkte, um
die sich der Zirkus der modernen Zeit dreht. Da schützen schicke
Handelshäuser in Berlin, Zürich oder Barcelona nicht davor. Wer
NICHTS macht, riskiert die Machtlosigkeit und hat irgendwann
ausgepokert. Handel und Gewerbe räumlich komplett zu trennen,
wagen sich nur Glücksspieler.
Der Glaube an den Globalismus, also der Glaube, dies führe zu einer
besseren, gerechteren, freieren Welt, ist eben genau DAS. Ein
Glaube. Geglaubt von allen, die davon profitieren, oder hoffen, davon
profitieren zu können. Weltweit eine Minderheit!
Die Idee ist dem Menschen nicht unbekannt, dass jeder das
produzieren soll, in dem er überlegen ist - auf nationaler, wie auch auf
persönlicher Ebene - und alles andere importieren soll, KAUFEN soll,
in dem die Arbeitskräfte oder Resourcen fehlen. Mit dieser Idee im
Kopf produzierten Höhlenbewohner Steinäxte und zogen darauf mit
hölzernen Musterkoffern durchs Land. Aus Lagerhäusern versorgte
man die Leute mit feinsten Klingen... (Moorfunde in Skandinavien
haben das ergeben)
Es geht aber nicht um die Frage, Welthandel ja oder nein. Das wäre
eine dumme, naive, ja gefährliche Frage, die viel Gutes in Frage
stellen würde. Die Frage ist vielmehr, WAS an diesem weltweiten
Austausch an Gütern ist sinnvoll? Und was ist barer Unsinn? Und
WER bestimmt, was was ist? Und was werden die Konsequenzen
daraus sein?
Vom Staat, ja, aber vor ALLEM indirekt, durch Bildung. Statt durch
Verbote.... durch ZULASSEN! Ein etwas anderes Wort für unsere so
hoch gepriesene Liberalität (Lebenskraft), aber mehr auf Junge
zugeschnitten.
Aber Kinder brauchen ihre Kindheit, unbeschwert von Politik, wird der
Tenor Vieler sein! Ist dies nicht ein ähnliches Argument, wie damals,
als es hiess, Frauen kochen lieber...? Kindern eine Stimme zu geben,
laut und klar, und ja, machtvoll, hiesse auch, ihnen einen Ausweg zu
ermöglichen aus ihren Phantasiewelten, in die sie sich zum Teil über
alle Massen verstrickt haben. Und aus denen sie oft nicht MEHR
mitnehmen, als ein allgemeines Gefühl der Langeweile gegenüber der
Wirklichkeit. (Was ich für eine der grössten Gefahren für den
Menschengeist überhaupt halte!)
Die erste Dimension, da fühlen wir uns einigermassen sicher, für sie
opfern wir ohne grosse Widerrede einen grossen Teil unseres Lebens.
Wieviel Geld wir BRAUCHEN ist sekundär. Primär ist, wieviel können
wir KRIEGEN. Im Lotto herrscht diese Einstellung bis zum Exzess.
Was mit den gewonnenen 256 Millionen GEMACHT werden soll,
überlegt niemand genau. Trotzdem spielen viel mehr, als wenn es
“nur” 6 Millionen Gewinn im Jackpot hat.
In der zweiten Dimension fühlen wir uns auch eingermassen gut, auch
wenn wir uns nicht immer sicher sind in unserem äusseren
Erscheinen, in unseren Statussymbolen, in der Wahl der "richtigen"
Vorhänge... Letztlich haben wir aber “Schöner Wohnen” Magazine, die
uns ausführlich “beraten” und all die originellen Einrichtungshäuser
mit Musterzimmern.
Ich versuche eine mögliche Antwort zu finden, indem ich zuerst den
Menschenkörper betrachte, und frage, wie intensiv wir die
verschiedenen Organe benutzen - und werde etwas kindisch...
Die wichtigste Frage vielleicht, die sich ein moderner Mensch stellen
kann, bezüglich seinem körpergegebenen Potential: Gibt es ein
Organ, dessen Fähigkeit nicht ausgeschöpft wird, das brach liegt?
Gibt es eine Art “Marktlücke” unseres Selbst...?
Fangen wir beim Hirn an, auf der Suche nach ungenutztem Potential
in UNS. Wird das Hirn überhaupt eingesetzt im täglichen Leben,
abgesehen davon zu reagieren? Regiert es auch? Eine bissige Frage,
die man aber logisch leicht mit JA beantworten kann! Selbst der
drögste, routinierteste Alltag wird immer noch vom Hirn orchestriert.
Die Schaltzentrale Hirn langweilt sich nicht..., oft ganz im Gegenteil!
Die Augen? Sind sie nicht voll offen den ganzen Tag, ewig am
Scannen, am Suchen? Kaum offen für NOCH mehr Input! Die Ohren
vielleicht? Akustisch betrachtet sicher nicht unterstimuliert! Über die
Qualität des Gehörten lässt sich streiten, aber dass wir nichts zu
hören kriegen in unseren "modern times", kann wohl niemand
behaupten. Die Nase? Man gewöhnt sich an ALLES! Autoabgase,
Bremsbeläge, Zigarettenrauch. Unterstimuliert scheint keines
modernen Menschen Nase zu sein! Der Mund? Keine Generation hat
so viel gegessen, wie die jetzige, lässt sich gefahrlos behaupten.
Resultat offensichtlich. Geredet wird auch mehr als genug, wenn
jemand zuhört, was aber eher selten ist. Der Bauch? Voll ausgelastet
mit Hamburger oder Cola verdauen. Keine Zeit für Nebenjobs! Die
Geschlechtsorgane? In einem Zeitalter medialer sexueller Berieselung
nonstop im standby mode! Also auch keine Zeit für Nebenjobs. Der
Hintern vielleicht? Voll belastet! Die Niere, die Leber, die Galle
vielleicht? Alle unentwegt am Herausfiltern von Umweltgiften. Die
Beine? Was machen die Beine eigentlich? Nicht sehr viel! Im
Vergleich zu ihrem Potential fast gar nichts. Meistens schlafen sie
unter dem Schreibtisch (oder der Schulbank) und warten, bis
Herrchen sie weckt, weil er Gassi gehen muss. Oder zum Lift und in
die Tiefgarage. Um Sechs dürfen sie wieder ins Koma fallen, bis
Programmschluss, wenn sie Herrchen zum Bett tragen müssen...
Ja, die Beine. In ihnen steckt ungemütlich viel Potential, CO2
einzusparen. Also wird bereits auf BBC erklärt – wohl von BP
gesponsert - dass zum Einkaufen zu LAUFEN, unter dem Strich
MEHR CO2 erzeugt, als im Auto zum Laden zu FAHREN. Wegen der
zusätzlichen Nahrung, die Mensch dann braucht... (Gutes Beispiel für
medialen Schwachsinn!)
Zu glauben, wir packen die heutigen Probleme mit scharfem Geist, mit
Bewusstsein, irrt! Im Gegensatz zum Mittelalter haben wir ein eklatant
DREIdimensionales Problem, das über damalige dreidimensionale
Probleme, beispielsweise keine Kanalisation zu haben, weit hinaus
reicht. SEHR weit!
Wir nähern uns nicht dem Zeitalter des Wassermanns, sondern des
Weihnachtsmanns! Ein Zeitalter aus fünf Monaten Vorweihnachtszeit,
einem Abend Weihnachten und sieben Monaten Nachweihnachtszeit.
Nächstenliebe - eigentlich mal die Idee des Weihnachtsfestes - ist
zum Akt der Selbstbereicherung geworden. Symbolisch betrachtet
sind viele Läden zu ewig grünen Weihnachtsbäumen geworden, unter
denen man/frau rund ums Jahr Weihnachtsgeschenke abholt. Wenn
schon das Leben einem nichts schenkt, beschenkt man sich selbst!
Und nur etwas Eingepacktes trägt die Aura des Geschenks, da der
feierliche Akt des Auspackens zuhause stattfindet, im nach aussen
isolierten Privaten. Paralellen zur Sexualität sind unübersehbar, der
Akt des Auspackens gleicht dem Akt des Ausziehens eines (neuen...)
Menschen. Freud hätte am heutigen ENTpackungsfetischismus seine
helle Freude gehabt...
Die wirtschaftlichen Gründe dahinter scheinen relativ offensichtlich,
ich erhebe keinen Anspruch auf Originalität, darüber Worte zu
verlieren. Originell werde ich eventuell, wenn ich postuliere, dass der
höchste sexuelle Wunsch - nämlich die Entjungferung - sich AUCH in
unserem Konsumverhalten niederschlägt. Nicht nur bei Männern...
Mit oben skizzierten Schritten nähert sich fast alles Materielle der
"Mitte" unseres Lebens, unseres vermuteten Wohlstandes. Nicht alles
schafft den Weg vom Wissen darob bis zum Besitz. Aber die schiere
Möglichkeit, dass es das KÖNNTE, hält auf Trab. Und die Arbeiter in
Schwung. Und den Erdölverbrauch bei 80 Millionen Fass pro Tag.
Das hört sich jetzt vielleicht mächtig nach einer Propagierung des
Häkelkurses für Mädchen an und des Schnitzkurses für Buben - wenn
auch kompliziert dargebracht... Und genau DAS ist die Blockade in
unseren Köpfen, die überwunden werden sollte! Hände können so
viel MEHR!
Wir diskutieren über neue oder andere Denkweisen ohne Ende; aber
letztlich geht es um HANDLUNGSWEISEN. Deren Zentrum die Hand
ist, deren Land die Tat. Um ALLERletztlich - in der vierten Dimension -
eine Art Zufriedenheit oder Erfüllung zu finden, die etwas DAMIT zu
tun haben könnte, dass das, was uns UMGIBT - zum Teil mindestens
– nicht mehr FREMDE ist! Nicht aus einer Maschine gespuckt kommt,
nicht von anonymer Sklavenhand auf der anderen Seite der Welt
gemacht wurde, nicht vom Mond stammt...
13. Kapitel: (Fast) jede Idee hat ihre Zeit in der sie richtig ist!
Mensch ist gross! Bloss, wie kann der Homo Sapiens Herr seiner
eigenen Schöpfung werden? Hat es denn Gott etwa geschafft?
Müssen wir etwa KLÜGER werden, als Gott?
Konkret leben wir auf einer Insel in den Weiten leeren Alls. Eine
letztlich ruhende Insel (und sie bewegt sich doch nicht...) mitsamt
Sandstrand, Palmen und etwas Wasser und Luft, damit die hier
ansässigen Insulaner gut durch die Zeit kommen. Die sich neuerdings
das Leben schwer machen, ob Millionen ausgedachter Kreaturen, die
mit ihnen um Wasser und Luft konkurenzieren, als wären sie...
Zugegeben, ich liebe manchmal das Absurde! Verzeihen Sie mir, liebe
Leserin, lieber Leser! Aber viel mehr als das Absurde, liebe ich das
Praktische. So mobil wir geworden sind, so festgefahren ist doch
gleichzeitig unsere Mobilität. Das eine Extrem beinhaltet oft das
andere Extrem. Die in's Exzess getriebene Globalisierung der
Wirtschaftsabläufe, Medien, als auch Kultur, fördern zunehmend
wieder einen altbackenen Regionalstolz. Praktisch simultan und
weltweit. Dass diesem von mir als Regionalstolz beschriebenen
Phänomen der Boden fehlt, steht auf einem anderen Blatt. Kann man
sich mit einer typischen Regionalidentität brüsten, wenn alles von
woanders kommt, selbst das Viehfutter? Später mehr zu diesem
Thema!
Zurück an die Schule. Nach einer Tour d'horizont durch die Warenwelt
ist AUCH offensichtlich geworden, wieviele Werkzeuge, Techniken
und Materialien erhältlich sind, aus denen, oder mit denen etwas
GEMACHT werden KANN. Es flimmert nicht nur, es bohrt, es sägt, es
malt und näht auch. Aber: Keine Generation, so wage ich zu
behaupten, hat ein derartiges Potenzial an Machbarem zur
Verfügung gehabt - und hat KONKRET so Wenig daraus gemacht.
Abgesehen von den sich erst kürzlich ergebenden Möglichkeiten des
Computers und Internets. Wo bleibt aber die Echtheit des Lebens,
wenn man seine Identität, sein Können, sein Wissen nur noch auf
einem Bildschirm beweisen will..., kann..., nein MUSS?
Was fehlt, ist eine Initialzündung in Form eines SINNS, der sich -
gerade für Junge - daraus ergibt, diese Bauteile in die Hand zu
nehmen und etwas damit zu MACHEN. Hinderlich ist mit Sicherheit
das absurde Überangebot an billigem Fertigem, von Schmuck über
Kleider bis zu Möbeln. Wo - scheinbar - alles schon existiert, besteht
wenig Anlass, Neues zu schaffen.
Ein weiteres Hindernis bei der Förderung manueller Kreativität ist der
Anspruch an Perfektion, der mit dem Berufsethos des traditionellen
Handwerks zu tun hat und andererseits mit der “überheblichen”
Perfektion alles maschinell Erzeugtem, die zunehmend zum Masstab
wird. Perfektion hat seine Berechtigung in vielen Bereichen unseres
technischen Daseins, aber in anderen Bereichen, im dekorativen
Sektor beispielsweise, ist Perfektion unnötig, wenn nicht sogar
hinderlich. Ein Rad MUSS präzise rund sein, aber ein Gartentisch, ein
Hut, ein Spiegel nicht. Dieselbe Präzision von Dekorativem, wie von
der Technik zu fordern, führt zu einseitigen Wirtschaftsstrukturen, da
mit denselben Maschinen, bzw. mit denselben (rationalisierbaren)
Methoden, mit denen Felgen produziert werden, letztlich auch unsere
Gartentische, Campinggrills und Schirmständer gefertigt werden.
Der Mensch passt sich damit an die Technik an, mit verheerenden
Folgen für die Weiterentwicklung einer nichttechnischen Kultur, deren
Existenz und Daseinsberechtigung von der Technik keinesfalls in
Frage gestellt werden müsste, noch sollte.
Eine Garderobe aus Chromstahl hält dagegen ca. 1000 Jahre, ohne
sich zu verbiegen! Ihre betonte Schlichtheit in der zweiten Dimension,
ihrem LOOK, steht einer absurden Komplikation in der dritten
Dimension gegenüber, die aber nicht zu erkennen ist. (Die
Astgabelgarderobe mag nicht jedermanns Geschmack sein, aber
Hand auf's Herz, haben SIE mal richtig hingeschaut, wieviele Formen
von Astgabeln es gibt? Wenigstens die AUSWAHL wäre RIESIG!) Und
die Astgabelgarderobe wäre ECHT! Eine echte Astgabel...
Ich frage mich, ob dies nicht eine Fehleinschätzung von ihm ist. Ganz
einfach deshalb, weil durch die Herstellung solcher Produkte das
materielle Chaos in der Welt geradezu gefördert wird, von
TATSÄCHLICHER Schlichtheit am Ende keine Rede sein kann. Das
Reduzierte ist in Wirklichkeit nur Schein. Schlichtheit schlicht gelogen.
Ich bin Augenzeuge geworden, wie über Jahre ein Gebiet ehemals
geordneter Natur - sie ist ironischerweise ökologisch so wertvoll, dass
sie fast von der UNESCO als Weltnaturerbe deklariert worden wäre -
"umgebaut" wurde in eine Nickelmine, das zur Herstellung unter
anderem von Chromstahl benötigt wird. Riesige Gebiete sind bereits
zur Steinwüste verkommen, auch wenn hier und da Bäume gepflanzt
werden. Ein Beispiel von vielen auf dieser Welt. Jeder weiss das...
Was für ein schönes Projekt aber auch für Schulen, um den Kindern
die Hände aus den Taschen zu ziehen, durch das ZULASSEN eigener
Ideen. Verbunden mit Prinzipien, die dadurch erklärungsbedürftig
werden. Als kindlicher Anfang, Logik und Umweltgerechtigkeit in den
eigenen vier Wänden zu ermöglichen. In 3D. Ein Anfang von vielen!
Der mir beim Schreiben dieser Zeilen bereits hörbare Ausspruch aller
Chromstahlliebhaber heisst: Es gibt keinen Weg zurück! Ich frage
ganz höflich zurück: Warum nicht? Erstens gibt es hoffentlich nicht nur
einen Weg, sondern deren viele. Das ist eines der grossen Probleme
unseres technikversessenen Zeitalters: Dass man glaubt, es müsse
ALLES hochtechnisiert sein, bzw. hochtechnisiert hergestellt sein, was
im Endeffekt dasselbe ist. So wird dann auch die “minimalistische”
Garderobe mit einer Laserwasserwaage ausgerichtet, damit sie auf
den Viertelmilimeter genau gerade hängt. Muss das sein? Ja, es
MUSS, denn Minimalismus verlangt Präzision, sonst stört "etwas".
Usw. Die Astgabelgarderobe steht hier natürlich nur als Beispiel, als
Symbol des in der Schule Machbaren. Die Technik der Autos und wie
man sie verbessern könnte ist kein Stoff für die Primarschule, aber
das heisst nicht, dass man sich nicht an X nichttechnische Produkte
oder niederschwellig technische Produkte wagen kann. Der Mensch
lebt nicht von High Tech alleine! Auch Kinder nicht!
Das Wissen um die Welt der Pflanzen kann nicht hoch genug
eingeschätzt werden, während das Wissen um Tiere und ihre
Aufzucht weitgehend nutzlos ist. Es gibt keine wirklichen Nutztiere
mehr - im Gegensatz zu Nutzpflanzen - sondern eigentlich fast nur
noch Nahrungskonkurenten gegenüber Menschen. Ich will damit nicht
sagen, dass Tiere nichts bedeuten! Aber wenn 90% aller Säugetiere
der Erde (von der Masse her, also Gewicht) entweder Menschen, oder
menschliche Nutztiere oder Haustiere sind, stimmt etwas nicht im
Verhältnis zwischen Mensch und Erde! Fleischkonsum ist alleine
schon eines der grössten globalen Umweltprobleme. Kombiniert mit
dem Fleischhunger der Abermillionen Hunde und Katzen droht ein
"Erklärungsloch" - für Millionen Menschen, die jedes Jahr verhungern.
Das heisst nicht unbedingt, dass man wegen dem zum Vegetarier
werden muss (finde ICH), nur, dass die Gewichtung dieser zwei
grundverschiedenen Nahrungsformen (tierisch/pflanzlich) verschoben
werden muss, wenn man an Zukunft glauben will. Mit genug Wasser
und Anbaufläche für eine immer noch wachsende Menschheit.
Dass sich daran etwas ändert, ist annehmbar, doch den Kindern will
man die Komplexität lange bestehender medizinischer Alternativen
nicht zumuten, obwohl gerade sie offen sind - nun ja, weil sie Kinder
sind - für fast ALLES!
17.Kapitel Gegenposition
Ich weiss, dass ich mich mit den letzten zwei Argumenten in eine
Zone manövriert habe, die debattierbar ist, da es hier nicht um ein
Entweder/Oder gehen kann, sondern "nur" um eine Neugewichtung
entlang dem Menschlichen Mass. Was das Menschliche Mass IST,
darüber kann diskutiert werden in einer Zeit genereller Masslosigkeit.
Also Absenz von Masstäben, nach denen man sich richten kann. Eine
letztlich philosophische Frage, die keineswegs überflüssig ist. Was
philosophisch bewertbar ist – und relevant - sollte philosophisch
diskutiert werden. Nicht nur am Ende, sondern auch am Anfang. Nicht
nur von Erwachsenen, sondern auch von Kindern.
Wir merken sonst nicht, wie die Luftqualität ist, wie Bäume um uns
herum in der Nachbarschaft zugrunde gehen und sang - aber nicht
klanglos - eines frühen Morgens von Gemeindearbeitern abgesägt
und "entsorgt" werden. Wir hören es, spüren aber die Wichtigkeit
kaum, wenn plötzlich keine Vögel mehr singen. Wir haben die Umwelt
Anderen überlassen. Organen des Gemeinwesens, Gesetzen, den
Bedürfnissen des Autoverkehrs. Direkt neben uns beginnt nicht die
Nachbarschaft, sondern eine ferngesteuerte Fremde.
Vielleicht würden wir es mit allen Sinnen spüren, hätte sich die
Fremde nicht längst auch in unsere Wohnungen geschlichen und als
Produktfremde bequem gemacht. Vielleicht würden wir es mit der
Angst zu tun kriegen, hätten wir keinen Fernseher, der den zentralen
Platz in unserem wichtigsten Raum besetzt hat. Um uns die Fremde
erträglich erscheinen zu lassen, indem er eine noch grössere Fremde
zeigt. Den Horror der grossen weiten Welt.
Die Frage nach einer Umformung des Schulwesens (des Wesens der
Schule) in eine zukunftskompatible "Schule des Lebens", statt einer
"Schule des nackten Wissens", und meine Antworten darauf, mögen
kümmerlich sein. Ein Brainstorm. Nicht ein zielgenaues Vorgehen,
eher ein Tasten durch die Dunkelheit, in all den ungeahnten Nischen
an Möglichkeiten. Ungeahnt heisst nicht unahnbar. Erst Recht nicht
unmöglich!
Wer an der Zukunft mitmachen will und nicht nur auf Entwicklungen
reagieren möchte, muss die Gegenwart in ihrer Struktur begreifen und
die Dynamik, mit der sie sich ergeben hat. Oder WURDE auch sie
erschaffen? Ist die Gegenwart ein Resultat kosmischer Zufälle, wie es
die entfernte Vergangenheit war? Oder ist die Gegenwart eher das
Ergebnis einer Kombination aus Absichten... Einzelner? Vielleicht
GUTER Absichten sogar, um das Chaos der Weltkriege
auszugleichen mit kühner Planung, wie zum Beispiel dem
Marshallplan der Amerikaner. (Er diente dazu, Europas Wirtschaft
wieder aufzubauen, denn sonst hätte es wohl bald den DRITTEN
Weltkrieg gegeben...)
Dass Städte eine Art Gegenpol zum Land sein "müssen", und daher
vor allem künstlich - sprich grau und trist und aus Beton, ODER
glänzend, schrill und laut – ist eine veraltete Denkweise. Neben den
beiden heute verfolgten "Wegen", Trist oder Schrill, gibt es den Weg
Natur, der sich besser mit Urbanität verträgt, als zuerst vermutet.
Wichtig ist, die Natur klar zu trennen in eine pflanzliche und eine
tierische. Es grenzt an Tierquälerei, wenn Leute in ihren Wohnungen
Hunde halten, die einmal täglich um den Block geführt werden, aber
von Pflanzenquälerei hat man bislang noch nichts gehört...
Und was IST eine humane Zukunft? Nicht nur der Beginn eines
Denkens, sondern auch eines Handelns, das den Erhalt und die
Pflege der uns Menschen primär ermöglichenden Natur als nicht
minder wichtig erachtet, als den Erhalt von wirtschaftlichem
Wachstum oder dem Fortbestand kultureller Angewohnheiten! Im
Zweifelsfall sogar GEGEN wirtschaftlichen Wachstum, gegen
kulturelle Schemen, bzw. FÜR eine Neuausrichtung dieser beiden
Seiten der menschlichen Medallie.
Dies sind zwei schwerwiegende Fragen. Sie sind wie die obere und
untere Messlatte der menschlichen Zukunft schlechthin. Wir kommen
nicht darum herum, uns mit ihnen von jung an zu beschäftigen. Sie
stehen im Weg in die Zukunft wie blinkende Bojen, zwischen denen
das "Menschenschiff" durch zu manövrieren hat. Will es nicht auf die
"Riffe" gehen, die immer klarer ersichtlich links und rechts davon
lauern. Ich bleibe kurz bei dieser seemännischen Metapher. Was von
weit her wie ein Nadelöhr aussieht, ist von Nahem immer viel grösser,
breiter, als man dachte. Ob es tief genug ist, wissen wir natürlich erst,
nachdem wir zwischen den "Bojen" durchgefahren sind. Ob es so ist,
dass dahinter eine weite, unzerstörte Zukunft liegt, weiss niemand.
Mensch sein, ja LEBEN sein, heisst immer auch, Glück zu haben.
Chaos regiert die Welt in letzter, hündischer Instanz - und daran wird
keine Menschenwelt und keine Anwesenheit je etwas ändern! Rein
"statistisch" gesehen scheint aber das Glück auf der Seite des Lebens
zu stehen, der Vielfalt, sonst gäbe es ja nur ein Universum aus totem
Gestein. Wenn überhaupt...
Wer trifft die Einschätzung, was wichtig ist, was unwichtig, was falsch?
Am Anfang sicher die Eltern, die Familie, die ihr Baby frei "gestalten"
darf. Was für eine Freiheit!
Eine SO grosse Freiheit, dass sie Angst macht, also sucht man/frau
Rat. Die Instinkte sind zwar noch da, aber werden vom "Zirkus der
Moderne" übertönt, was zum Teil auch richtig erscheint. Mehr als alles
Andere sind Menschen Kulturgeschöpfe und Kultur lässt sich nur
ansatzweise instinktiv erfassen. Also gibt es Ratgeber in Hülle und
Fülle, wie man denn nun seine "Brutpflege" am Besten angeht... Es
dreht sich um Verhaltensweisen und ihre Normen, um die Chronologie
der Entwicklung, um Nahrung, Spielzeuge, musikalische Stimulanz
und ihre Wirkungen, um Frühenglisch, Frühballet, Frühmathematik...
Was weniger gefördert wird, ist elterliche Gelassenheit und ein weit
gehendes Vertrauen in den kleinen Menschen - dass dessen
Persönlichkeit sich von alleine in einer akzeptablen Richtung
entwickeln wird. Zumindest wenn der äussere Rahmen stimmt und ein
paar naheliegende "Tricks" angewendet werden, wie Zärtlichkeit,
Augenkontakt, Sprechen. Statt dessen entsteht immer mehr ein
nagender Selbstdialog, ob man denn nun alles RICHTIG macht.
Salopp gesagt, machen sich manche Eltern ähnlich in die Hose, wie
ihr Nachwuchs, was kein gutes Vorbild ist!
Aber vielleicht entsteht dieser Elternstress nicht zu Unrecht. Nichts
ängstigt mehr, als Freiheit, während überall von Krise, bzw. KRISEN
gesprochen wird. Weltkrisen gar. Sie erfordern eine Art geistiges
Spagat. In dieses aufziehende Weltengewitter aus diametral
entgegengesetzten Lösungsansätzen - für die Wirtschaft hier, für die
Natur dort - ein Kind zu setzen, ist ein kämpferisches Signal der
Hoffnung. Und ein Widerspruch. (Ich bin ihn selbst eingegangen!)
Eine Revolution des Materiellen bahnt sich an, ob gewollt und geplant,
oder ungewollt und chaotisch. Wir haben die Grenzen des Wachstums
in DER Richtung, unter der wir gemeinhin Wachstum verstehen, nicht
ERREICHT, sondern überschritten - denn meine Generation lebt
weitgehend auf Pump von der nächsten Generation. Wenn wir
zulassen, dass die beschränkten Resourcen für alltägliche Banalitäten
des heutigen Alltages VERWERTET (tolles Wort übrigens!) werden,
entfesseln wir einen zukünftigen Raubtierkapitalismus ohne Grenzen
und ohne Kontrolle, der sich bereits jetzt skizzenhaft abzeichnet.
Unsere Kinder werden keine guten Manieren haben müssen, nicht
menschlich und freundschaftlich gesinnt sein müssen, nein, das
würde sie nur behindern... Was sie brauchen, sind scharfe Eckzähne,
spitze Ellbogen und krass gesagt: eine profunde Ausbildung in der
Kunst des Schiessens und Übertölpelns....
Zurück zum Baby, das von alledem nichts weiss. Es fühlt, es riecht, es
hört, es sieht. Ungefiltert von Dogmen und Erklärungen. Unerklärlich
einem Erwachsenen. Alles was ist, ist einfach. Richtig und Falsch gibt
es noch nicht, bloss angenehm und unangenehm. Weich und warm
oder hart und kalt. Hell und dunkel.
Natürlich ist ein Baby nicht nur durch sein Erbgut vorgeprägt, sondern
auch durch Erfahrungen im Mutterleib. Geräusche, Licht, Rythmen im
Tagesablauf, Stimmen. Ausserdem hormonelle Faktoren, von Angst
bis Freude, denen es ausgeliefert ist. Der neu geborene Mensch ist
kein leeres Gefäss, das mit Erfahrungen gefüllt werden will, sondern
hat solche bereits hinter sich - und wartet auf neue. Aber nicht allzu
neue...
Ein Baby ist auf kuriose Art ein konservatives Geschöpf. Es erwartet
zwar Input auf allen Sinneskanälen, aber auch eine Beibehaltung des
Gewohnten. Ersteres regt an, zweiteres beruhigt. So wird aus neuen
Erfahrungen Gewohntes, das konkret das weitere Leben prägt, als
gegeben betrachtet wird und unendlich beruhigend wirkt, fast egal um
was es sich handelt. Ein Baby ist von Natur aus neugierig, will aber,
dass der Unterbau des Gewohnten sich nicht verändert. Es gleicht in
diesen Ansprüchen konservativen Parteien, die die Beibehaltung des
Erreichten reklamieren, aber gleichzeitig unermüdlich von Fortschritt
reden, zumeist materieller Natur.
Einmal geboren, wird das Brummen der Motoren lauter. Und der
Anblick eines Autos entzückt jedes Baby, denn es bewegt sich, ja, es
LEBT! Und es fasziniert daher nicht nur, sondern es umhegt,
beschützt vor Kälte und Regen, lässt EIN, ist innen weich und
gepolstert, fast so, wie die letzten 9 Monate, an die sich das Baby
erinnert... Es hat sich vielleicht - ich spekuliere wild - gar nicht so viel
verändert. Es dröhnt immer noch, es vibriert und es schaukelt sanft.
Aber gleichzeitig ist es unendlich interessant. Es hat Scheiben, es gibt
Lichter, Gesichter, die es in Ruhe betrachten kann. Mutter, Vater,
Geschwister vielleicht. Es ist nicht mehr alleine in seiner "Höhle",
seinem kuschelweichen Raum. Selbst die Decke ist gepolstert, rot,
warm, herzlich. Innen.
Aber es gibt jetzt auch ein Aussen. Es ist ganz anders. Es ist hart, es
ist kalt, es hat lauter fremde Gesichter. Fremde Autos, die wild umher
fahren. Aber auch tote Häuser, tote Fabriken, farbige Ampeln. Es
erkennt zunehmend eine PRIVATE und eine FREMDE Welt und wird
sich seines Lebens nie dieser Unterteilung entziehen können!
Früher gab es die Wiege, die den wiegenden Gang der tragenden
Mutter simulierte und gleichzeitig auf's Gehen vorbereitete. Der
Kinderwagen dagegen führt zur früh gelernten Annahme, dass wir
Menschen uns typischerweise rollend fortbewegen. Bald hat das
Kleinkind das erste Dreirad, später sein Fahrrad, dann das Mofa.
Endlich kommt auch die Komponente des "richtigen" Geräusches
dazu und - unbewusst auch wichtig - des richtigen Geruchs. Der
Geruch des Erwachsenseins gar...?
Dieser von Kleinstkind an gewohnte Geruch von verbranntem Benzin,
der angenehm die Sinne stimuliert und von Weite, von
Geschwindigkeit träumen lässt. Als Kleinkind, also aus Bodennähe,
noch intensiver inhalierbar, als später als Erwachsener. Der vielleicht
zu so Hilfsmitteln greifen "muss" wie Zigaretten, um das Gefühl von
Weite und Freiheit wach zu rufen? Die instinktiv zurück erinnerte
Freiheit als Kind früher, als die Welt noch ein neues, von Erfahrungen
unverbautes, aber per Auto durchquerbares neues Land war?
Und doch brauchen wir die Heimat, von Kindheit an. Wir erschaffen
sie notfalls im Alleingang, als Kunstwerk, das nur wir und wenige
andere verstehen - das Typische an Heimat. Aber leider ist es immer
mehr ein Kunstgebilde ohne Adern, in denen Blut fliesst. Die kleine,
scheinbar abgegrenzte Region, auf die man glaubt, Stolz sein zu
dürfen - was im überschaubaren Kollektiv gedacht auch gelingt.
Obwohl jeder Zweite als Pendler irgendwo sonst arbeitet, entsteht seit
Kurzem fast überall in der modernen Welt eine Neuauflage von
Regionalstolz, der den eben erst aus der Taufe gewuchteten Geist
globaler Verbundenheit ersetzt. Nach Nationalismus kam
Globalismus, gefolgt von Regionalismus. In der Moral, der
Verantwortung, dem Sinn des Lebens, gibt es oft nur die nächste
Umgebung, etwa bis knapp vor den Horizont. Klirrend zerspringt die
zukunftsschwangere Kristallkugel globaler Mitverantwortung in immer
kleinere Scherben regionaler Identitäten. Trotz immer schneller
pulsierender Warenströme von Land zu Land, die eigentlich zu
globaler Verbundenheit führen sollte.
Unsere Kinder lassen wir mit den Problemen der Welt in Ruhe,
solange es irgendwie geht, wir können es ja selber nicht mehr hören!
Wir schenken unseren Kindern eine Mitgliedschaft im WWF, damit sie
regelmässig bunt auf Recyclingpapier gedruckte Hefte kriegen und
lassen sie alleine bei der Lektüre. Wir bemühen uns zwar um sexuelle
Aufklärung, kaum aber um Aufklärung bezüglich unseres Lebensstils.
Mit Eisbären auf dem Titelbild, die sich an den letzten Eisschollen
festkrallen, verraten wir ihnen nur die Auswirkungen, kaum je aber die
Ursachen, geschweige denn die Zusammenhänge. Und dann trösten
wir sie mit einem Nestlé Schoko Eis aus dem Tiefkühler, damit ihre
kleine Welt in Ordnung bleibt. Und dann schenken ihnen einen Hund,
dass sie lernen, selber Verantwortung für Tiere zu tragen. Und dann...
Wir sagen ihnen aber nicht, dass der Tiefkühler, der lautlos das Eis
kalt hält, alleine schon mehr Kraft verschlingt, als ein erwachsener
Eisbär aufzubringen vermag, wenn er eine Eisscholle hochklettert.
Dass DURCH unsere Kühltruhen AUCH die Erde aufgeheizt wird,
genug um langsam die Polkappen zum Schmelzen zu bringen. Diese
Querschlüsse lassen wir selber kaum zu, geschweige denn, stecken
unsere Kinder mit diesem vernetzten Denken an. Hauptsache, es hat
IMMER Eis im Kühlschrank und die Kühlkette bricht nie zusammen.
(Damit wir möglichst ALTE Nahrung immer noch als frisch empfinden.)
Was sollen Kinder dazu sagen? Hier wird ihre Zukunft festgelegt, aber
gefragt werden sie nie. An den Osterhasen müssen sie nicht mehr
glauben, aber an die Zukunft der Kernfusion. Ihre Phantasiewelt ist
bevölkert von Tieren die reden können, von Mutanten (sie haben die
Tanten ersetzt...), von Dinosauriern mit Mickymausstimme. Ablenkung
- unter Abgelenkten Unterhaltung genannt – ist ein Dreiergespann um
Aufmerksamkeit ringender Phänomene geworden, mit TV
Hintermännern im Kutschenseparé, von wo gelenkt wird. Im TV der
Moderne gibt es drei verschieden ernste “Kasperli”, die uns durch den
Abend führen, wie Alice im Wunderland: EIN Kasperli spielt pünktlich
die aufklärerisch wirkende Angstmacherrolle (News), ein ANDERER
Kasperli spielt danach schier endlos Verkäuferli (Werbung), wonach
man endlich wieder die “Originalkasperli” zu sehen kriegt: Thomas
Gottschalk, Kommisar Dampfbacke, Sportreporter Kuno Kleinhirn...
Durch Youtube, Blogseiten, Facebook, Twitter etc. hat sich aber etwas
ganz Neues ergeben: Eine die Sinne und Sozialisierungsfähigkeit des
Menschen vielleicht noch überfordernde Gerechtigkeit in den Medien.
Man kann nicht bloss empfangen, sondern nun auch senden, und
zwar gleich weltweit! Wer hätte das gedacht? Nach jahrelanger Kritik
Vieler, dass Medien nur als Einbahnstrasse funktionieren, denen man
widerspruchslos ausgesetzt war, besteht plötzlich "Gegenverkehr" der
wildesten Sorte. DAS muss honoriert werden, als vorerst letzter
Baustein einer lebendigen Demokratie! Nicht als letztgültiger
Baustein, aber als Versuch, jedem Einzelnen eine Stimme zu geben,
eine Frequenz, auf der gesagt werden darf, was einem beliebt.
All dies und mehr lässt sich erfühlen, riechen und bewundern in einem
Blumentopf vor dem Fenster, in dem EINE Pflanze wächst, EIN
Regenwurm lebt, die von EINER Biene besucht wird. Das ist das
Schöne an Pflanzen. Sie sind selbsterklärend und mysteriös zugleich.
Und hegen keine hohen Ansprüche. Man muss mit ihnen nicht Gassi
gehen, ihre Nahrung kann kompostierter Küchenabfall sein, sie atmen
mit Wonne dreckige Luft ein und Sauerstoff aus. Etwas Sonnenlicht
und schon strecken sie ihre grünen Fühler aus, an denen sich in
regelmässigen Intervallen Solarzellen entrollen, zwecks interner
Energieversorgung. Alles vollautomatisch. Und wenn es nur das
Unkraut ist, das den Asphalt spaltet und dem Licht zustrebt - was
grenzt näher an ein Wunder, als das stille Leben einer Pflanze?
Wir kauften uns einen schwarzen Pudel, mit dem ich jeden Tag
spazieren ging. Ich hatte ihn total lieb, aber von tieferer Faszination
konnte keine Rede sein. Er gab mir nie ein Rätsel auf, hatte keine
geheimnisvollen Eigenschaften, lief einfach vor mir her und bellte mal
hier, mal dort aus nicht weiter überlegenswerten Gründen. Was mich
dagegen faszinierte, war ein verwilderterter Garten in der
Nachbarschaft. Er war voller verschiedener Pflanzen, die ich zuvor
noch nie gesehen hatte und die teils essbar waren. Hier, in dieser
kleinen Restecke relativer - wie ich es sah - Urnatur, packte mich das
Kuriose dieses stillen, bunten Lebens der Pflanzen. Ich versuchte sie
nicht zu katalogisieren und besorgte mir auch keine Bücher, um darin
ihre Namen auszumachen. Mich interessierten nicht ihre Namen, ich
bewunderte sie einfach und ohne Zweck und war ergriffen von ihrer
sanften, aber mir deutlichen Ausstrahlung. Ich verstand sie als ein
unerklärliches Wunder und freute mich, und glaubte von ihnen Freude
zu spüren, wenn ich sie anpinkelte, oder mein Pudel.
Ich war später so gelangweilt von den meisten Fächern der Schule,
dass ich oft die Schule schwänzte und mit einer Lupe und meinem
inzwischen erstandenen Pflanzenbuch die verpasste Schulzeit im
botanischen Garten verbrachte, oder in selbst entdeckten Biotopen
entlang der grünen Grenze zwischen Deutschland (Weil am Rhein)
und der Schweiz (Riehen). Wo jetzt eine Autobahn durch geht...
Am Rand stehend schaute ich zu, wie Gokarts auf der nierenförmigen
Bahn um die Wette fuhren. Selber fahren durfte ich nicht, meine Eltern
gönnten mir den Spass nicht. Da stand ich und genoss das Jaulen der
Zweitaktmotoren, eingenebelt von Abgasen, die den Genuss sogar
erhöhten. Es standen auch Eltern mit ihren kleinen Kindern wie
angewurzelt und für Stunden um diesen qualmenden Motorenzirkus.
Eine Langzeitwirkung dürfte sich daraus ergeben haben für mich, und
zwar meine fortwährende Faszination für Aussenborder, die ebenso
riechen und ähnlich tönen wie Gokarts. Noch heute kommen mir eine
Art Urerinnerungen hoch an die Herbstmesse Basel, wenn ich nach
langer Zeit einen Aussenborder starte. Nur kurz, aber es ist ein
Gefühl, das mir Freude bereitet.
Aber dies ALLEINE hätte mir auch nicht viel gebracht, hätte ich nicht
parallel dazu mein Buch gehabt "Das Gleichgewicht der Natur", das
mir nicht im Geringsten half, irgendeine Baumart zu identifizieren,
aber viel, die tiefen Geheimnisse eines Waldes zu begreifen, ja, der
Natur an sich. Zwei Extreme - das Abstrakte des Buches, das
Emotionelle (Romantische) der Pflanzen - gaben mir einen grossen
Freiraum für persönliche Interpretation. Hätte sich das Ganze im
üblichen Schulrahmen ergeben, wo die NAMEN der Pflanzen das A
und O sind, und man dann besagte, benannte Blume auf dem Feld
suchen muss, hätte mich das sicher zum Gähnen gebracht...
Ich will hier den Wert von theoretischer Bildung an sich nicht in Frage
stellen, aber die einseitige Ausrichtung auf eine unermessliche
Umweltschäden nach sich ziehende Wirtschaft, die, so wie sie
funktioniert, NUR funktioniert, weil Schulen ihnen intellektuell
konditionierten Nachwuchs "liefern". In Pestalozzis Worten: Es
braucht eine Schule für den Kopf, das Herz und die Hand. Besonders
das Herz, die gegenseitige Achtung, die Freude, Anderen zu helfen,
hat es schwer in einer Schule, die zunehmend zu einer intellektuellen
Rekrutierungseinrichtung für Kaderpositionen Weniger verkommt...
Wenn das Herz und die Hand vernachlässigt wird, kommt nach der
Schule ein eng gesteckter Weg zum idealen Konsumenten - auch
Karriere genannt. Die berufliche Leiter hochklettern zu können, ist das
Ausbildungsziel der meisten Schulen. Und wer am schnellsten
hochklettert, ist nach allgemeinem Verständnis am “Besten”.
Dass eine besser ausgebildete Allgemeinbevölkerung wegen DEM
weniger Arbeitslosigkeit hat, ist nicht bewiesen.
So ist nicht nur die Kunst des Lebens eine unseren Kindern fremde
Kunst, über die sie nie etwas erfahren, sondern auch der Sinn des
Lebens ein absolutes Rätsel geworden. So ist der Sinn des
Handwerks verloren gegangen – es gibt Jobs, wo man BESSER
verdient – der Sinn der Kunst ist verloren gegangen – JEDER ist
Künstler... - der Sinn Hausfrau (oder Hausmann) zu sein, ist unklar
geworden. Niemand hat wohl den Wert einer Hausfrau so gründlich
herab gewürdigt, wie die vereinigte Frauenzeitschriftenschaft. Mit
tausend Tipps, wie frau ihre monotone, dumme... Hausaufgabe durch
einen anständigen Beruf ersetzen kann, damit sie endlich ein
vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein kann (damit ihre Kaufkraft
steigt, zum Wohl der Inserenten...) Ebenso viele Tipps, wie sie sich
der stupiden Kindererziehung entziehen kann, durch regelmässige
Fluchten in Fitnesscenter, Shoppingmalls oder einen Cityflug nach
London ohne Anhang. So und ähnlich wird Allen der Spass verdorben,
die nicht mehrheitskonform am Hochklettern der Karriereleiter sind.
Sicher auch, weil es praktisch nie um das "grosse Wissen" geht, das
vielleicht nicht so tiefe, aber umfassende, sei es das Gleichgewicht
der Natur, globale Erdkunde, Kulturgeschichte in groben Zügen,
Kosmologie für Jeden, Philosophie zum anfassen. Alle grossen
Themen, die das noch junge, unbelastete Menschenhirn integrieren
könnte in sein zukünftiges Weltbild, alle grossen Weisheiten werden
tendenziell eher gegen Ende der Schulzeit verabreicht (in kleinen,
spitzen Dosen), nachdem man die Kinder jahrelang technisch gefoltert
hat mit gnadenloser Routine. Was der grosse Überbau ist, unter dem
sich alles bewegt und befindet, wird schulabschliessend als Klarlack
auf ein fertig geschnitztes Menschenideal gepinselt. Als
“kulturellierendes Feigenblatt” einer sonst zu leicht sichtbaren
Nacktheit der Zukunft jeden Schulabgängers. Als Stoff für Smalltalk an
kommenden Betriebsjubiläen...
Und wenn es NUR ist, um zu erreichen, dass die Kinder der Kinder
dieser Kinder noch SELBER mit einem Funken Hoffnung für IHRE –
uns unbekannte - Zukunft durch's Leben kommen. Wir LIEBEN doch
Kinder, oder...?
Wir sind doch AUCH froh, dass die Habsburger nicht mit irgendeinem
Gas zur Federung ihrer Kutschen die Atmosphäre ruiniert haben und
es jetzt in Europa nur noch regnet. Dass nicht die Kelten Plutonim
verscharrt haben.
Wir leben nicht in einem geschlossenen Raum, wo wir uns einrichten
können, wie es uns beliebt, sondern auf der offenen, windigen Brücke
zwischen Vergangenheit und Zukunft. Immer noch! Nach uns kommen
Andere über diese Brücke gestolpert und wollen auf ihr alt werden.
Unsere Kinder. Und noch "schlimmer": Menschen, die wir noch gar
nicht kennen, die wir nie kennen lernen werden!
Wie gut lässt es sich leben mit voraus ahnbarem Hass der Zukunft auf
ihre Vergangenheit? Auf UNSERE Generation. Nicht SONDERLICH
gut, man muss sich die ganze Zeit “Lebe jetzt!” “Lebe SOFORT, lebe
AUGENBLICKLICH!” sagen. Die Zukunft wird mit Fingern auf uns
zeigen!
Wir vergasen aber nicht Juden - wir "vergasen" die ganze Welt..! Wo
sonst, wenn nicht in unseren Kindern, dürfte die Dämmerung so einer
krassen Zukunft als Erstes sichtbar sein? Ihre Apathie, ihre
Hyperaktivität, alles sind Zeichen falsch angegangener (gelernter)
Gegenwart, Reflexionen ihrer gut begründbaren Zukunftsängste.
Was Gestern mit Morgen verbindet ist eher ein Campingplatz, ein Set
statischer Bedingungen, die wir nur zum Teil erkennen (können), auf
dem Kulturen, Menschen, Ideen, Techniken ihre Zelte aufschlagen
und sich am immer gleichen Boden festkrallen und dort verharren, so
lange die Zeit es ihnen erlaubt, zeitgemäss zu sein.
Verkauft wird uns aber eher eine “Marsrichtung”, ein Traum der
Superlative, der nur geträumt ein schöner Traum sein kann, denn
gelebt würde er zum Albtraum. Diese ultimativ die Technik
vorantreibende Utopie eines die Erde verlassenden Ritters in
Weltraumrüstung, ist die perverse Schlussfolgerung einer als WEG
gedachten Annäherung an eine von der Gegenwart räumlich
getrennten Zukunft. Es ist des Verbrauchers (ehrliches Wort!) letzte
Hoffung, dass am "Ende" auch unsere Erde ersetzbar sein wird -
wenn sie aufgebraucht ist, leer gesaugt wie eine alte Batterie.
Die heutige Generation Eltern steht vor der schwierigen Aufgabe, ihre
Kinder davon zu überzeugen, Dinge ANDERS anzupacken, als sie
selber es getan haben, ja, es selber TUN. Hier entsteht ein Riss in der
Logik der Dinge, denn wie fördert man ein Handeln, das einem
SELBER noch fremd ist? Ich vermute, durch Anteilnahme, Interesse,
Neugier und Geduld. Ich versuche, diese vier Eigenschaften etwas
gründlicher zu erklären:
25. Kapitel Einstellung gegenüber der Jugend:
Revisionsbedürftig!
Neugier. Die Gier nach Neuem. Ausgeprägt bei Kindern, und dann oft
leider abfallend bis ans Lebensende. Die "rundum" blickende Neugier
des Kindes wird immer mehr gebündelt in eine Richtung, je
erwachsener es wird, auf etwas, das man als Wettbewerb bezeichnen
könnte. Zuerst in spielerischer Weise, im Sport, auf Videospielen, in
der Schule. Wer ist der/die Beste, Schnellste, Stärkste im
Kindergarten, der Schule, dem Leben. Bis am "Ende der Neugier" das
Prädikat REICHER zu sein als Andere, alle andere Interessen
übertönt. Wie der laute Takt einer Musik, die ein Kind noch gar nicht
interessiert. Noch gar nicht hört.
Was später von anfänglicher Neugier übrig bleibt, ist die Gier nach
materiell fassbaren Neuheiten.
Interesse. Die Gabe, sich nicht nur nach Neuem zu sehnen, sondern
dies auch verstehen zu wollen. Sie wird zwar durch Internet gefördert,
via Wikipedia befriedigt, kann sich dadurch aber nur auf das
konzentrieren, was bereits mental vorbereitet worden ist und auf
symbolischer Ebene in Bildschirmgrösse darstellbar ist. Eventuell mit
einer parallel einhergehenden Verarmung des Interesses an der
grösseren Oberfläche der uns umgebenden WIRKlichkeit. Wo die
Dinge eine Wirkung haben (können) und uns nicht nur Geschichten
erzählen und Bilder „aus dem Nichts“ auftauchen.
Anteilnahme. Sie mag das erste zarte Leuchten sein, das wieder
Helligkeit in die neue Dunkelheit bringt. Das Zulassen der Teilnahme
der Jugend am Gestalten unserer Welt. Nicht bloss digital, sondern
REAL! Leider passiert dies aber nicht, sondern das entsetzliche
Gegenteil. Ein Baby, ein Kind, ein Jugendlicher wird in eine scheinbar
fertige Wirklichkeit gesetzt, die durch und durch fabriziert worden ist,
fast ausschliesslich von Maschinen, ausser das Alte, museale, antike.
Alles andere: Ausgedacht von Fremden, produziert in der Ferne.
Spielerische Interaktion von Kindern mit konkreten Dingen ist
unerwünscht und wird wo nur möglich unterdrückt! Den meisten Eltern
ist dies gar nicht bewusst. Es fängt an bei den Spielzeugen: Simple
Bausteine aus Holz, aus denen sich alles Mögliche machen lässt, sind
verdrängt worden von Barbie für Mädchen und Mondmobilen für
Jungs. Alles ist fixfertig, inklusive die Geschlechterrolle. Nichts lässt
sich mehr auseinander nehmen, Nichts anders zusammen bauen,
Nichts reparieren.
Wehe dem, der solche Gedanken hat! Wehe dem Kind, das merkt,
dass der Kaiser nackt ist! Pfeifen in der Dunkelheit nützt nichts mehr,
um an den Morgen zu glauben. Das kakophonische Kreischen des
Erdballs auf allen Frequenzen, das Gleissen von Milliarden Lampen in
den dunklen, ewigen Raum hinaus, können nicht verhindern, dass
sich Angst breit macht, Kinderangst. Das dumpfe, schäbige Gefühl,
ausgesetzt zu sein, einem futuristischen Planeten ohne Future.
Weniger als alleine zu sein. Nicht mal ein kleines Zahnrad im Getriebe
der Welt, als was sich die Eltern noch fühlen durften. Nein, höchstens
ein Atom zu sein, funktionslos und ohne Sinn, einzig dazu da zu sein,
von elektronischen Produkten umkreist zu werden, die von Maschinen
produziert werden, die selber von Maschinen produziert wurden, die
auch wiederum von Maschinen produziert worden sind. Das grosse
Blutbad der Rationalisierung. Der grosse Bluff!
Die Angst, niemand zu sein, ist gut ersichtlich! Zum Beispiel an der
Ausbreitung von Graffiti und TAGS. In jedem Betonland der Erde
stehen sie bunt an die Wände geschmiert. Ich war hier! ICH! ICH!
Nein, IIIICH! Lautlose Zeichen der Angst, niemand zu sein. Was das
Pfeifen im dunkeln Wald ist, ist das Anbringen von Tags in einer
anonymen Stadtlandschaft. Es versichert die Seele. Signaturen ohne
Sinn leider, für die empfindlich niesende Allgemeinheit, zum Verdruss
einer auf Ordnung bestehenden Mehrheit – als auch zum Vergnügen
einer daraus entstandenen Industrie, die fachmännisch Graffiti von
den Wänden entfernt. Mit speziell dafür produzierten Chemikalien, die
speziell dafür spezialisierte Chemiker sich speziell dafür ausgedacht
haben...
Einstmals war der Look der Welt nicht in erster Linie das Resultat
Erwachsener...., sondern einer mehr oder minder intakten Natur. Es
bestand wenig Grund, der Natur Symbole anzufügen, die auf die
eigene Existenz verweisen. Man konnte dies aber, zum Beispiel
indem man in die Borke von Bäumen ritzte, wenn man etwas auf dem
Herzen hatte, aber man lehnte sich DADURCH nicht GEGEN den
Untergrund auf, den man benutzte. Ein Baum war nicht Eigentum
anderer, sondern der Allen zur Verfügung stehende „Canvas der
Natur“. Es war nicht in sich ein politisches Statement, sondern
höchstens die Message. Ein Baum, ein Felsen, verkörpert nicht
Fremde, sondern ist als Natur Teil des universellen Selbst.
Diese Frage ist nicht neu. Jedes Zeitalter hat Antworten darauf
gefunden. Viele Generationen lang bestand sie im Weitergeben alter
Traditionen, die durch die zur Verfügung stehenden Materialien,
Techniken und Inspirationen beschränkt waren. In diesem Rahmen
konnten Kinder ihre Schüpfungskraft beweisen. Kultur war noch keine
Materialschlacht, sondern der zarte Versuch, gruppenverbindende
Symbolik zu schaffen. Kulturen hatten oft etwas kindliches an sich,
das Kinder weniger ausschloss in ihrer ENSTEHUNG. Das
Christentum betete nicht bloss einen ans Kreuz genagelten Jesus an,
sondern auch ein in der Krippe liegendes Baby mit süssen Eseln, bunt
gekleideten Weisen und einem geheimnisvollen Sternenhimmel als
Rahmen. Der romantische Teil war wohl in jeder Kultur vorhanden.
Keine Kultur dürfte sich mit ihrer technischen Zweckmässigkeit so
stark identifiziert haben, wie die europäisch-westliche von heute. Das,
was Kultur ausmacht, ist zum digitalisierbaren Content geschrumpft,
die sich durch Verkäuflichkeit definiert - die im reproduzierbaren
Rahmen aber leider schnell an Wert verliert. Beabsichtigt?
Was dazu führt, dass sich in einer von der Mehrheit (Erwachsener)
vehement abgelehnten, aber real mehr denn je existierenden
Parallelgesellschaft - der der Kinder - Resignation breit macht,
gesellschaftliches Desinteresse, das Gefühl allgemeiner Nutzlosigkeit
und daher eine diffuse Angst vor der Zukunft. WIE kindisch unsere
Erwachsenenwelt daher kommt, fällt besonders einem Kind auf...
Während Erwachsene glauben, das Monopol für die LOGIK zu
besitzen, sind in Wirklichkeit SIE perfide KINDISCH geworden!
Während nun umso MEHR den Kindern die Bürde der Logik in
den Schulranzen gesteckt wird, wie ein Felsen, durch eine
zunehmend von Logik getriebene Schulungsidee.
Wer Atworten auf Fragen der Zukunft sucht, kann sie nur von denen
erwarten, die sie VOR sich haben, denn Erfahrung, akkumuliertes
Wissen aus der Gegenwart, verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit.
Wir schieben einen solch kollosalen Berg an Problemen vor uns her,
weltweit, wie keine Erdbevölkerung dies je in ihren schlimmsten
Albträumen erahnen konnte!
Wenn die Wirtschaft das massgebliche Prinzip ist, dem wir uns
ein Leben lang unterordnen müssen, ist es interessant, wie
WENIG Kinder die Möglichkeit erhalten, die konkreten
Mechanismen der Wirtschaft zu durchschauen!
Noch etwas konkreter: wie wenig Ahnung sie haben von der freien
Marktwirtschaft, wenn sie bereits längstens daran teilnehmen.
Es gibt Ausnahmen. Auf drei möchte ich eingehen, um dann daraus
Schlussfolgerungen zu ziehen.
Ein Onkel von mir hat in seiner Schulzeit mit allem Möglichen
gehandelt und seinen Mitschülern von Schnürsenkeln bis Uhren alles
verkauft, was er anderswo erstehen konnte. Aus ihm wurde später ein
Kaufmann und Fabrikbesitzer. Er wurde einer der reichsten Schweizer
seiner Generation.
Zweites Beispiel. In Asien trift man auf Schritt und Tritt auf Kinder, die
etwas zu verkaufen haben. Überall gibt es Märkte. Oft sind Kinder
hinter den Ständen. Der gut betuchte Europäer in seiner
massgeschneiderten Thaiseide neigt zu Mitleid mit den armen
Kindern, die bereits in zartem Alter zu Händlern erzogen werden.
Dann fliegt er heim und merkt, dass sein Arbeitgeber plötzlich pleite
ist. Wegen der Konkurenz aus Asien...
Drittes Beispiel. Jedes Kind Mitteleuropas, Nordamerikas, Australiens
besitzt so viele Spielzeuge, dass es sich darin prima einbuddeln
könnte und nicht mehr sichtbar wäre. 100% dieser Spielzeuge sind
von Erwachsenen entwickelt worden. Sofern sie nicht von Maschinen
ausgespuckt werden, sind sie oft von Kindern GEMACHT. Unter
unmenschlichen Bedingungen. Für ein Pack 2-Minuten-Nudeln pro
Tag und zwei Tassen Tee. Für eine Millionenschar gelangweilter
Kinder des Westens.
In jedem Kind steckt ein Monster, eine Schamanin, ein Genie. Wir
pflegen eine Kulturlandschaft, die das Monster fördert. In Filmen,
Spielen, Geschichten. Kinder fressen, was ihnen vorgesetzt wird. Was
sollen sie sonst? Was sollen sie SEIN, ausser was sie vorgestellt
kriegen...?
Amerika hat aus Mangel einer lauteren Geschichte - die man erzählen
kann, ohne rot zu werden wie ein Indianer... - die Dinosaurier
entdeckt. Sie wurden zum Prototyp amerikanischer Ablenkung von der
Gegenwart. Europa ist nachgehechelt und hat den Zauberer und die
Hexerei von Spinnweben befreit und ihrer Jugend als Ablenkung vom
Jetzt vorgelegt. Noch nie ist eine Generation technisch so
hochstehend von der Wirklichkeit abgelenkt worden. Dabei wird
immer die gleiche Geschichte erzählt. Finstere Gesellen wollen der
Welt (dem Guten, der Jungfrau etc.) an den Kragen, kurz bevor es
tödlich endet, tritt Schwarzenegger auf den Plan. Der schaurigschöne
Kampf gegen die Verdorbenheit. Aber letztendlich, und nur um
Haaresbreite, gewinnt immer Arnie, Harry, Jack, bzw. das Gute. Amen.
Die Frage, was schön ist, und daher gut und richtig, gehört einem
grösseren Publikum vorgelegt. Und zwar nicht nur als per
Fernbedienung vorgeschlagene Wahl aus 1000 Kanälen, die von
Erwachsenen moderiert - also zensiert - worden sind, sondern als
konkrete Chance, auf die Kultur einwirken zu können, die der
Wirklichkeit nicht nur den Spiegel vorhält, sondern auch eine andere
Wirklichkeit entwerfbar macht. Vorstellbar, in Form des kulturell
verübten Gegenvorschlags. Aber wo wäre der Rahmen solcher
kindlicher Freiheiten?
(Ja, ich zeichne hier bewusst mit schwarzer und weisser Farbe!
Übertreiben macht anschaulich, hat mir mein Vater in vielen der
endlosen Diskussionen gesagt, die wir zeitlebens führten.)
Und doch hat sich die Diskussionskultur erhalten. Sie ist ausgewichen
auf das Internet und findet auf Bloggerseiten ihren Niederschlag. Man
wird dort regelrecht nieder geschlagen... Hinter einer anonymen
Maske entfaltet sich der Hang zum Radikalen besser, könnte man
meinen, was aber kein Nachteil sein muss. Vielleicht im Gegenteil!
Was uns der gute Ton im Alltag zunehmend verbietet, findet hier einen
Ausgleich. Auf Internet scheint die Chance entstanden zu sein, sagen
zu dürfen, was man denkt.
Jedem Kind surren Internetseiten durch den Kopf, wenn man es fragt,
ob es sich mit der Welt verbunden fühlt. Input geben darf. Am Treiben
der Welt teilhaben darf. Ja, im Internet hat's funktioniert! Jetzt ist "nur"
noch die Wirklichkeit „dran“! Nicht das Darstellende, sondern das
Dargestellte. „Wenn wir die Welt schon nicht ändern können,
dürfen wir sie dann wenigstens bunt anmalen?“ formulierte ich in
jungen Jahren meine Ambivalenz zu der Unveränderbarkeit der
Wirklichkeit.
Die Wirklichkeit ist für jede neue Zeit zuerst eine Wüste, deren Oasen
selten sind. Die letzten Brocken Weisheit und Wahrheit vielleicht, die
die Zeiten überdauert hat, dazwischen die gähnende Leere
substanzloser Überreste dessen, was dazwischen war.
Wir haben ein anderes Problem zu lösen. Wir wissen jetzt, wie die
Welt sich dreht. Wir müssen jetzt herausfinden, wie man mit diesem
Planeten weiterfährt. Mit bald zehn Milliarden Passagieren.
Dass die Natur auf krasse Art aus dem Gleichgewicht kommt, von
dem hat Newton selbst im Alter nichts geahnt. Heutzutage weiss es
jedes Kind.
Dass die Wirklichkeit zur Wüste werden kann. Die Umgebung des
Menschen Fremde werden kann. Mit all dem hat Newton nicht
gerechnet. Friede seiner Optik. Ja, Alter, du hattest RECHT!
Die Zukunft ist eine Wüste, wie gesagt mit Oasen. Wie und wie gross
sie sind, muss wieder neu vermessen werden, Karten gibt es noch
nicht, der Überblick ist noch nicht da. Wo und wie gross die Oasen
sind, weiss niemand mit Genauigkeit. Eine Zukunft eines Zeitalters ist
von Natur aus offen, was auch heisst, gefährlich.
Und so würde der Herr Schweizer zuerst mit dem Fingernagel an der
Borke kratzen und prüfen, ob dabei nicht ein Stück abbrechen könnte.
Damit seine Frau nicht unnötig Arbeit hätte mit ihrem Hoover X7000
GTI Staubsauger mit selbstreinigendem Turbosack und Blinkern.
Aber.
Das wären Fr. 48,50 gewesen. Aufgesammelt während einer Zeit der
sogenannten globalen Finanzkrise, die zuerst eine Krise der Ideen ist.
Wir haben uns von diesem meisterlichen Diktat GERADE durch die
moderne Technik (noch) nicht entledigen können, was bedauernswert
ist. Es wird geschult, mit der Maschine mitzuhalten. Die besten Noten
kassiert, wer am besten mit den blossen Händen die Präzision einer
Maschine imitiert. Ideen sind zweitrangig, ja, hindern den Unterricht.
Masshaltigkeit ist selbst bei Möbeln zur bis zur Schwachsinnigkeit
erhobenen Norm geworden. Es grüsst Europa! Der Protestantismus
pur. Die zähe Trockenheit. Das Insistieren auf Hochglanz in rauen
Zeiten.
Gerade neulich ist die Erde in Fahrt gekommen, hat abgelegt von
den Inseln, die mal Heimat waren! Ist zum Schiff geworden...
Jeder darf seiner Zeit nachwinken, vor uns liegt das nackte All. Das
Grauen. Das Entsetzen, dass wir alleine sind. Und uns tastend durch
die Zeiten quälen, wie ausgedachte Clowns und ständig wechselnden
Gesichtern, die hinter dem Vorhang des Möglichen hervorschauen.
Wir nähern uns einer Zeit der Mutigen. Obwohl man es kaum merkt.
Jeder will irgendwo auch mutig sein, weiss aber nicht wie. Uns sind
die Insignien des Muts abhanden gekommen, neulich, als der
Touchscreen erfunden wurde. Nicht der Mut zu kämpfen, sondern zu
denken. Hinabzusteigen in die Keller unserer Kulturen, dank deren wir
Menschen sind und nicht blinkende Pilze. Oder Ameisen mit Handys.
Unsere Welt ist ein Segelschiff voller spassiger Energie, die zu ernten
jedes Pfadfinderherz interessiert. Woher soll eine "grüne Evolution"
ihren Schub kriegen, wenn nicht durch jugendliche Liebe und Kraft?
All diese Fragen, wie man mit Sonnenlicht Tee kocht, mit Wind
Wasser pumpt, mit einem Bach Maschinen antreibt, sie sind alle
längstens gelöst. Es ist peinlich, wie viel geniale
Alternativtechnologie angeboten wird, und wie parallel dazu
unser Hunger nach Öl und Gas immer noch steigt. Was für eine
Gier nach Aktion! Was für eine falsch verstandene Einfachheit!
Die Inselmöblierung ist bald passé, die Villa am Strand kurz vor dem
Absaufen, das Kamin als Zeichen des Reichtums hat ausgedient. Der
Fahrtwind löscht alle Feuer unseres Planeten aus, um als blinkendes,
morsendes Schiff mit Maschinenschaden die Fahrt durch's All
fortzusetzen. Nach aussen gelangweilt, nach innen aber digital
verbunden.
So wie jetzt, so wie auf youtube, facebook, etc. Hallo, da bin ICH!
Dieses urmenschliche Gefühl, sich bemerkbar machen zu können,
ohne das Menschen in der Anonymität der Moderne nicht
auskommen. WAHNSINN, dass es DAS jetzt gibt!
Die Natur erlaubt eine Zwiesprache, in ihr kann ein Mensch sich
erkennen und kundig werden seines Selbst. Der Natur konkret so weit
entfernt und gleichzeitig so hoch aufgeklärt über sie, war keine noch
so verrückte Epoche. Man weiss alles. Man fühlt nichts. Kein feuchtes
Gras, kein Geruch des Waldes, kein Rascheln im Busch. Das up- und
downloaden von Information geschieht durch ein Portal aus
genormter, charakterloser Schrift und einer Lampe mit flackernden
Erscheinungen, auch Computer genannt. Jegliche Ähnlichkeit mit der
Wirklichkeit ist beabsichtigt. Gottseidank hat diese Lampe auch einen
Ausschalter...
Wie sieht die Welt SO aus? Unbeleuchtet. Offline. Nachdem man den
MP4 Player, das Smartphone, verloren hat. Kurz vor Ladenschluss.
Sie sieht aus wie die Ladefläche eines Pickups, voll mit dunklem Müll,
verrosteten Werkzeugen, Holzbohlen, Lederresten, Knochen,
Treibholz, Eingekauftem, Mitgenommenem, Angesammeltem,
Hergeflogenem, Ausrangiertem, Runtergefallenem, alten Pneus und
vielleicht einem zerzausten Hund, dessen Flöhe sofort überspringen,
sobald man auf der Ladefläche mit quietschenden Reifen Richtung
Zukunft mitgenommen wird – ohne dass man eigentlich wollte!
Was kann eingespart werden, was kann verändert werden? Die Welt
kreischt danach, neu angemalt zu werden! Jeder bemalte Ikeatisch ist
plötzlich nicht mehr skandinavisch-reformierte Biederkeit, sondern ein
Altar. In ihm wurde ein Mensch sich selbst, wurde ein Schritt getan
aus dem Maschinenraum an Deck, Luft geholt und nach vorne
geschaut. Danke Ikea für all die tollen Anmalmöbel! Danke Corbusier
für all die tollen Anmalhäuser! All die Betonwürfel, um später darauf
Wein zu ziehen, oder wenn die Tage wärmer werden, Feigen. Was
auch immer aus dieser lausigen Zukunft wird, immerhin wird vielleicht
weniger gefroren dabei!
Die Blumenkinder sind nicht nur hinter uns, sondern auch vor uns. Ihr
kurzes Lächeln in den Sechzigern und Siebzigern war nur ihr Trailer.
Ihre Botschaft hiess Liebe, ihr Feuer war die Natur. Umgekehrt kommt
sie wieder, die Zeit der Blumenkinder. Wo wären wir ohne die geballte,
zugedröhnte Kultur, die in den Sechzigern entstand und immer noch
weit von klinisch tot ist? Ohne sie hätten wir Kukuksuhren an der
Wand und Atomkraftwerke in unseren Gärten.
Die Kunst, Freude zu haben, wenn die Jugend Hand anlegt an die von
uns Erwachsenen hervorgerufene Wirklichkeit. Statt leer zu
schlucken, voll begeistert zu tun..., zu SEIN!
Wenn wir schon nicht wirklich bereit sind, nach religiösen Gründen
funktionierende Gegenmodelle unserer Kultur zu dulden, sollten wir es
vielleicht doch, und GERADE zwischen den Generationen zulassen.
Keine Kultur braucht wirklich eine Gegenkultur zu scheuen, so
sie selber eine Kultur ist. Meist vereinen sich beide später zu etwas
Besserem. Besonders wenn das Eine automatisch zum Anderen führt,
wie die Kultur der Kinder, wenn sie mal keine mehr sind.
Gegenkulturen sind das Salz in der Suppe, ohne sie verblödet der
Mainstream, verendet er in Beliebigkeit. Was Kinder können, ist nicht
immer kinderleicht. Und als Erwachsener hat man oft gar keine
Chance, sie zu verstehen. Kulturell sollten wir Erwachsenen die Löffel
abgeben und uns mit der Gabel zufrieden geben!
Und das finde ich falsch. Langweilig. Zu kompliziert. Findet das Kind
in mir falsch, zu kompliziert, das immer das Einfachste für das
Erstrebenswerte gehalten hat. Findet das Kind in mir langweilig, das
immer noch neugierig, immer noch offen für die Rätsel der Welt - in
einer Ecke von mir selbst hockt. Und dies so sagt. Nicht anders. Und
hofft, dass Ideen, Kraft und sein Inneres nicht zusammenschmelzen
vor dem grellen Licht des Äusseren, den bunten Lampen, die
ferngesteuert sind und wie Bilder aussehen. Sich bewegen, ja, reden!
Das moderne Kind ist regelrecht privilegiert, wenn es noch eine Blüte
am Apfelbaum betrachten darf. Kann. Mit Zeit betrachten kann. Es
braucht lange, eine Apfelblüte von allen Seiten gesehen zu haben.
Der Biene zuzusehen, die in Kreisen darum herum fliegt. Den
Blütenstaub anzufassen, daran zu riechen, niesen zu müssen. Sich
am Ast festzuhalten. Und dann wieder den Baum herunter zu klettern.
Kinder, die noch solche Spielplätze haben, sollten sich "Von" nennen
dürfen. Sie sind wie alter, piekfeiner Landadel.
Natürlich tun wir das bereits, auch mit uns wurde ja experimentiert.
Von Atombombenversuchen bis zur globalen Wirtschaft, alles sind
Experimente im Sichern ökonomischer Interessen. Jede Generation
findet, mit der darauf folgenden Generation Fehler gemacht zu haben
- ob wir dies offen zugeben, oder nur unbewusst ahnen. Wir sind in
einer schnellen Entwicklung der Dinge und wie wir darüber DENKEN.
Gerade dieses Denken prägt den Zeitgeist. Früher war jedes
Jahrhundert anders. Im zwanzigsten Jahrhundert war jedes Jahrzehnt
anders. Im noch frischen 21. Jahrhundert wirkt jedes einzelne Jahr
anders, eine neue Ausprägung des Zeitgeistes. Was wird 2011
prägen? Wird irgendwann jeder Monat eigenen Zeitgeist haben?
Und: An wieviele „Zeitgeister“ kann man sich zurückerinnern, um noch
eingermassen die Veränderungen zu verstehen?
SO passiert Geschichte. Sie wiederholt sich nicht, nein sie stürmt wie
unter Adrenalin auf einer Zielgeraden vorwärts - und wirkt doch wie
ein besoffener Taxifahrer, der uns heimbringt, in eine ungewisse
Zukunft, die wie eine Wüste vor uns liegt, über der langsam Tag
hereinbricht, Erkenntnis. Immer ist die Wüste eine andere, in die
aufgebrochen wird. Wo andere Oasen warten, andere Wünsche.
Wenige haben sich über die Zeit erhalten. Eine ist immer wieder
aufgetaucht am Horizont jeder neuen Zeit - ausser dieser.
Die Oase des Wunsches nach Schönheit. Eine real nicht existierende
Fata Morgana des Menschengeistes. Die uns abhanden kam, auf der
Hatz durch die Stile, die Moden, die Trends und Gags der Gaga-
Moderne. Die Schönheit, die als Fata Morgana enttarnt wurde, als
Illusion, die sich nicht beweisen lässt. Sie ging verloren. Im Kampf,
den die Aufklärung gegen das Obskure führte, wurde auch die Kunst
verletzt, die in ihrer Essenz dieser Schönheit gewidmet war.
Die Kunst wurde befreit von religiöser Zensur und überliess es dem
Einzelnen, zu urteilen, was Kunst ist und was nicht. Mit dem Erfolg,
dass neue Stile entstanden und die Welt durch die Augen der Künstler
an Vielfalt gewann. Die huldigende Schönheit mittelalterlicher
Ikonen war eine kindliche. Aber Schönheit an sich war ihr Zweck.
Ebenso wie Glaube an sich der Zweck war, auch wenn, an was
geglaubt wurde, kindisch war. Hauptsache es wurde geglaubt und
über den gemeinsamen Glauben konnte das Volk unter Kontrolle
gehalten werden. Und in der Kunst war Hauptsache, dass sie schön
war, einfach und ergreifend schön. Und was konnte schöner sein, als
die Geschichte der Bibel als Vorlage zu nehmen? Die einfach und
ergreifend schöne Natur war nur der Rahmen, in dem das
Unbeschreibliche sichtbar gemacht wurde.
Die Verbindung zur Kunst war noch da, aber sie lebte nicht mehr. In
solchen Problemen kannte die Kirche sich aber aus. Sie balsamierte
die Kunst ein. Zumindest was kirchliche Kunst angeht, ermöglichte sie
ein Leben über den Tod hinaus. Ihre vor Jahrhunderten als richtig
erachtete Ästhetik hat sie vor dem Zerfall bewahrt. Die Kirche die
Kunst. Denn umgekehrt nicht. Die einstmalige Magie in ihren Bildern
ist verblasst. Auch wenn der Geldwert von Kirchenkunst immens ist,
so ist ihr Wert als Inspiration der heutigen Kunst nicht mal mehr
fragwürdig – denn alleine die Frage danach zu stellen, tönt lächerlich.
Schade!
Der Glaube an die Schönheit ist tot. Zwei Sphären die einander
bedingten. Die von ihren Bedingungen befreite Kunst blühte auf. Die
Erde wurde zu Ende entdeckt. Die Wissenschaften ersetzten
Annahmen mit Erkentnissen. Die industrielle Fertigung von
Alltagsgütern führte zu Spezialisierungen ungeahnter Vielfalt. Die
Komplexität der Atomstruktur wurde sichtbar. Das Weltall dehnte sich
aus zu unvorstellbaren Dimensionen. Die Zeit dehnte sich aus. Die
Entstehung des Lebens wurde erklärbar – bloss der Verstand konnte
nicht folgen. Die Geschichte der Menschheit wurde immer länger. Man
stammte plötzlich von Affen ab. Was SO gar nie behauptet wurde.
Aber doch in Etwa stimmt.
Kurz: Je grösser die Welt wurde, je kleiner wurde der Mensch. Seine
kosmische Bedeutung schrumpfte im Jahrhunderttakt. Also
schrumpfte auch die kosmische Bedeutung der Kunst.
Gerade erst wurde sie entdeckt als des Menschen ältester Wert, in
den Höhlenmalereien die man fand. Picasso wuchsen Flügel durch
sie. Wie ein Weiser zog er in unerreichbarer Höhe Kreise über den
Niederungen der neidischen Kunst. Selbstsicher wie kein zweiter,
spaltete er das Atom der Schönheit und kocketierte mit zunehmender
Abstraktion.
Er konnte aus einem alten Fahrrad einen Stier werden lassen. Er war
ein Zauberer. Sein Blick sprühte Funken. Seine Bilder brannten sich
ein in die Menschheit. Er war nicht Teil vom Fortschritt. Er WAR der
Fortschritt. Ihm gelang es, die Idee der Kunst in einen Rahmen zu
bringen, der die ganze Geschichte der Kunst einschloss. Es waren
Ikonen, die ein Höhlenmaler in das Gästebuch der Kunst pinselte.
Picasso war hier! Gott ist nicht schön, sondern Schönheit ist Gott!
Olee!
Andy Warhol verdiente seine Brötchen, indem er malte, was auf den
Tisch kam. Aber nicht Dosensuppe, als Stilleben, sondern die
Verpackung, die Suppendose. In Millionenauflagen gedruckt, wurden
seine Bilder zu Werbepostern für die Idee, die schon Duchamps
umtrieb. Dass Kunst witzig zu sein hat und mit Ironie gewürzt. Ein
einfaches Kochrezept. Die Kunst verabschiedete sich vom Können.
Nicht handwerkliches Geschick war gefragt, sondern
Verhandlungsgeschick in der Vermarktung. Statt Reflektion innerer
Zuversicht, wurde Kunst zum Abklatsch einer zunehmend banalen
Alltagswirklichkeit. Wer am Besten der Idee von Schönheit die
trockene Stirn bieten konnte, wurde am Meisten belohnt. Andy Warhol
hatte ein Vermögen von geschätzten 500 Millionen Dollar, bevor er
starb. Sein Geist aber, zusammen mit dem von Duchamps und vielen
anderen Vetretern seiner Zunft, lebt in unseren Köpfen weiter. Gut ist,
was verkäuflich ist. Richtig ist, was alle richtig finden. Schön ist gar
nichts. Wer diesem Wert noch huldigt, kann nur ein Anfänger sein.
Oder ein Kind, das glaubt, der Kaiser sei nicht nackt, sondern trage
ein Kostüm aus Papageinfedern und Perlmut.
Die Kunst ist am Ende. Nicht dass es keine Künstler mehr gibt, bloss
glaubt man ihren Entwürfen der Ästhetik nicht mehr, wenn sie diese
statt mit Fragezeichen, mit Ausrufezeichen verabreichen. Kunst ist am
Ende, weil sie sich bloss noch selber hinterfragt. Oder zum politischen
Statement mutiert ist, der Denkprozesse auslösen soll, die niemand
versteht, aber jeder annickt. Nicht dass es politische Statements nicht
braucht, wohl im Gegenteil! Sie via Kunst zu verbreiten, ohne
ästhetische Zuversicht, ist aber wie Sex ohne Liebe. Es dient der
Fortpflanzung und verleugnet das Streben nach Glück.
Die „Kunst“ auf die dieses Streben nach Glück sich zu richten begann,
wurde das Künstliche. Die Ikone vor der wir „beten“ ist ein die Länge,
Breite und Höhe gezogenes Stück Blech. Das Selbst der Kunst ist
zum Selbst einer automatisierten Künstlichkeit geworden. Im gleichen
Mass, wie uns der Sinn nach Schönheit in der Kunst abhanden kam,
erkannten wir Schönheit in elegant geschwungenen Kotflügeln und
Stosstangen. Die raue Nacktheit der Maschine wurde von Anbeginn
verschleiert. Mit glänzenden Zierstreifen wurde der Mensch in der
Romantik abgeholt. Der Rausch der Geschwindigkeit wurde zur
Volksdroge. Wie im Zeitraffer konnte man sich daran gewöhnen, dass
alles sich ändert. Ich fahre, also ändere ich. Und wie im Zeitraffer der
Kunst, folgte der Huldigung automobiler Schönheit die trockene
Einsicht, dass nur gut ist, was funktioniert.
Die Nacktheit der Maschine durfte also erkennbar werden. Rau durfte
sie aber nicht sein, sondern ganz im Gegenteil, sie musste
domestizierbar wirken, bis in jedes Detail unterwürfig, wie ein
technischer Sklave mit elektrischen Fensterhebern und Tempostat,
der auf Wunsch die Geschwindigkeit einhält. Dem Menschen, dem die
Kontrolle über seine Umwelt klammheimlich aus den Händen
genommen wurde – unter anderem durch den Aufbau eines
Autobahnnetzes, das ebenso TRENNT, wie es verbindet – konnte sich
weiter einer Kontrolle erfreuen, die er ausüben konnte. Die Freiheit,
über einen Ort bestimmen zu dürfen, als Konsequenz der Idee der
Menschenrechte, wurde umgemünzt zu der Freiheit des sich öffnende
Raumes, der Jedem offen steht. Jedem Auto, versteht sich.
Und hier stehen wir nun, im Stau. Die eigene Freiheit steht der
Freiheit Anderer im Weg. Bzw. Umgekehrt. Das Auto hat allerlei kleine
Veränderungen erfahren..., an den Dimensionen hat sich wenig
geändert. Wenn der Mensch das Mass aller Dinge ist, dann ist das
Automobil zu lang, zu breit und zu schwer. Standartmässig für 4 bis 5
Personen entwickelt, transportiert es selten mehr als EINE. Und wenn
die Logik das Mass aller Dinge wäre, fragt es sich, warum es 230
Kilometer schnell fahren kann, obwohl es selten über 130 kommt, was
die Gesetze angeht, meistens sogar weit darunter, was die Gesetze
der Verkehrsdichte anbelangt.
Das Auto hat längst die Kunst überflügelt, als Raum der Illusionen.
Der Zweck, Schönheit erahnbar zu machen, dem der Künstler über
Jahrtausende gedient hat, wurde dem Auto angedichtet, zumindest
als Nebenzweck. Ergriffen ist das Publikum heutzutage eher bei der
Vorstellung eines neuen Cabrios, als in einer Kunstvernissage. Denn -
und dies ist vielleicht der Hauptgrund – das Auto erlaubt, selbst Teil
des Kunstwerks zu werden. Es ist ein Bild, in dem man Platz nehmen
kann. Es ist eine Skulptur mit Türen.
Nicht alle Autos natürlich, aber die elitären – sprich teuren – Autos
umweht schon lange eine künstlerisch angedeutete Aura, auch wenn
die Auspuffgase gleich riechen, wie die ganzen Popelautos. Aber
eben, die Aura... Wer will schon ohne eine sein? Wenn Automarken
wie BMW den Slogan verbreiten, ihre Autos seien Kunstwerke, will
man nicht als Banause dastehen. Die Aufrüstung des nationalen
Wagenbestandes von Kleinwagen zu Mittelklasse, dann zum
Luxusmobil, gilt als klares Zeichen gesunden Wachstums. Umgekehrt
wünscht sich Jeder, dass die Autos der Anderen kleiner würden, was
nur dem gelingt, der sich ein grösseres Auto anschafft.
So gebiert die Mobilität Mobilität. Und wenn der „freie Markt“ nicht
genug Autos an den Mann zu bringen vermag, erfindet Frau Merkel
die Abwrackprämie. Ein todsicheres Instrument angeblich verpönten
staatlichen Interventionismus. Die Ergebnisse waren vorhersehbar,
der “Markt” wurde dadurch “angekurbelt”.
Dass zur Produktion eines Autos ähnlich viel Energie verbraucht wird,
wie dieses in seinem knapp gehaltenen “Leben” verbraucht, steht in
keinem Kaufvertrag. Ein energieökonomischer Fakt, der die
Hinterfragung des Nutzens einer Abwrackprämie sinnvoll macht!
Erdwärme zur Stromerzeugung tönt gut, ist aber das Spiel mit einem
ganz anderen Feuer, dem des Erdinnern. Kontakt mit diesem
aufzunehmen, heisst, Gase in die Atmosphäre freizusetzen, die
hochtoxisch sind und sich bei genauer Analyse quasi von selbst
verbieten. Einzig heisse Quellen, wie z.Bsp. in Island, ermöglichen
den Einsatz von Erdwärme ohne Nebenrisiken. Aber Island ist weit
entfernt von der theoretischen MILLIARDE zukünftiger
Elektromobilbesitzer.
Im Kleinen wie im Grossen ist wichtig, sich bewusst zu sein, was man
hat. Und was nicht. Ein Schiff ist immer ein Schiff für einen
bestimmten Zweck. Einen Zweck hat unser Erdenschiff sicher formal
nicht, aus den zur Verfügung stehenden Resourcen und Bedingungen
kann aber abgeleitet werden, für was unsere Erde gut sein kann – und
für was NICHT! Als Lebensgrundlage von zehn Milliarden Menschen
zu dienen, diese Fähigkeit sollte ihr keine Bürde sein. DER Mensch ist
gar nicht so gross... (“Komprimiert” zu EINEM Menschen würde er
kaum zu den Wolken reichen!) Als guter Futterverwerter lässt er sich
auch bezeichnen, ganz im Ggenteil zu Pandabären, die nur die
Schösslinge einer ganz bestimmten Bambusart fressen. Darum ist der
Pandabär bedroht, der Mensch aber nicht.
Die grossen vier Fragen, die sich der “inflationierende” Mensch stellen
muss, sind A) die nachhaltige Erzeugung von (gesunder) Nahrung, B)
die nachhaltige Bereitstellung von Wohnraum und Kleidung, C) die
Erzeugung von “Sinn”, D) die Entwicklung nachhaltiger Verkehrsmittel.
In etwa dieser Reihenfolge – scheint mir...
Ich habe auf keine dieser Fragen eine Antwort. Nur kleine Bausteine,
die zum Greifen nahe vor mir in der Luft schweben und die von immer
mehr Menschen auch erkannt werden. Ich erhebe daher keinerlei
Anspruch auf Originalität, wenn ich auf ein neues Zeitalter der
Segelschiffahrt setze. Ein neues, weil es ja ein so bewährtes Zeitalter
war. Ohne Segelschiffe wäre die Erde in unseren (europäischen)
Köpfen immer noch flach und weitgehend unentdeckt. Im Deutschen
Intelligenzblatt SPIEGEL war vor wenigen Jahren ein Artikel über
einen hochmodernen Frachter, der auf einer Werft in Deutschland
gebaut wurde und der mit computergesteuerten Segeln ausgerüstet
war. “Das erste mit Windkraft betriebene Frachtschiff der Welt” hiess
es im Artikel. So schnell vergisst man...
Die Seefahrt ist das Gewerbe, das einen Grossteil unserer globalen
Wirtschaft erst möglich macht. (Ohne Luftfahrt ginge alles wie gehabt
weiter – minus Tourismus – ohne Seefahrt aber blieben alle Räder
stehen, ausser die Fahrräder!) Mit der Technik von HEUTE, den
Materialien von HEUTE, liessen sich Schiffe bauen, die etwa die
Hälfte an Sprit brauchen. Alles was es braucht, ist eine “Perestroika”
im Sinneswandel der Reedereien. Als auch in unseren
Energiebedürfnissen... Dass man die halbe MILLION TONNEN Öl, die
ein moderner Öltanker transportiert, unter SEGELN in Fahrt bringt,
geht technisch nicht. Die heutzutage dazu verwendeten
Schiffsmotoren sind so stark wie FÜNF MILLIONEN Ruderer! Solchen
titanischen Kräften und Techniken – die uns beim betanken unserer
Kleinwagen unbewusst sind – etwas Brauchbares gegenüber zu
stellen, als Alternative, ist schwer. Gerade in der Handelsschiffahrt
zeigt sich, wie grandios unsere zivilisatorischen Ansprüche sind. Und
wie es DOCH funktioniert. Und letztlich doch nicht...
Ein kleines, aber typisches Beispiel ist die Firma Commer, eine in
Vergessenheit geratene englische Bus- und Lastwagenmarke. Ihren
guten Ruf verdankte sie ihren äusserst langlebigen und zähen
Dieselmotoren vom Typ TS-3. Ein ganz und gar ungewöhnlicher
Dieselmotor mit 2 Kolben pro Zylinder. Dazu ist es ein Zweitakter mit
einem Turbo. Ein totaler Exot, wie ein Mensch mit zwei Köpfen... Aber
der Motor hatte den Ruf, ohne grosse Reparaturen viele Jahre zu
funktionieren, relativ sparsam zu sein und mit den verschiedensten
Treibstoffen zu laufen, inklusive Frittieröl, Kokosöl oder sogar Parafin.
Der TS-3 war ein Brainchild des Weltkriegs, bewusst auf
Ressourcenknappheit ausgelegt und hätte der Vorläufer sein können
des idealen Dieselmotors der Zukunft.
Dies ist ein Beispiel von leider Unzähligen. Gefühlmässig WISSEN wir
das. “Unser Ziel ist die totale Zufriedenheit unserer Kunden!”
Gefühlmässig WISSEN wir, dass dies IMMER eine Lüge ist. Aber WIE
darauf reagieren? Als technischer Laie, als Unwissender in Chemie
und Pharmazie, als Dummkopf in Sachen Atom? Ich weiss es auch
nicht. Meine grösste Hoffnung richtet sich auf die Vielfalt, ja, die
Konkurenz der Jugend und dem Laientum, das von Neuem alte
Fragen zu beantworten versucht. Ich glaube an WIRKLICH freie
Marktwirtschaft, nicht den Lippenbekenntnissen eines elitären
Industrieestablishments. Es gibt Tausende solcher Beispiele, in allen
Sparten der Industrie, wie das mit dem TS-3, dessen Technologie
über die Jahrzehnte Millionen Tonnen CO2 eingespart hätte.
Beispiele, wo grosse Firmen kleine Firmen mit genialen Ideen
ausmanövrieren, indem sie aufgekauft werden. Und dicht gemacht.
Aber wann wird man endlich belohnt, wenn es einem gelingt, den
Verbrauch zu DROSSELN, statt ihn zu erweitern? Die Zukunft wartet
auf die Beantwortung dieser entscheidenden Frage, aber erst ein
radikaler Wertewandel wird dies ermöglichen. In Ansätzen vollzieht er
sich bereits. Die konkrete Belohnung von materieller Sparsamkeit
entspricht noch nicht unserer Logik und nicht unserem von der
Werbung induzierten Lebensgefühl. Wer mehr hat (und verbraucht)
geniesst immer noch das höhere Ansehen. Konsum ist Bürgerpflicht.
Reichtum heisst unser aller Ziel. Zugriff zu Energie ohne Grenzen.
Auf die Frage, wie man Energie SPAREN kann, gibt es viel mehr
Antworten, als wie man Energie ANDERS produzieren könnte. Mir
scheint aber, diese Frage nach energetischer Sparsamkeit ist mit
einem wahren Stigma behaftet, wird von der Mehrheit gescheut,
vielleicht als “minimalistisch” abgetan. Im Vergleich zu den
Maximallösungen. Der heroischen Suche nach Energie, im besten
Fall aus dem NICHTS. Der “heilige Gral” der Kernfusion z.Bsp., der
unter Science Fiktion Lesern immer noch beschworen wird... In
dieser technischen Richtung werden wir dazu ermutigt, immer weiter
zu denken, immer weiter zu hoffen, wohl nicht zuletzt, um immer
weiter Subventionen locker zu machen, die ein Jeder von uns mitträgt.
Ich vermute etwas von allem spielt hier mit, aber ursächlich könnten
dies Nachwirkungen der Weltkriege sein, wo gehungert und an allem
gespart wurde. In einem noch grösseren Zusammenhang könnte es
die Folge unserer gesamtmenschlichen Vergangenheit sein. Wo
gehungert wurde und an Allem gespart. Sind wir auf der Flucht vor
unserer ärmlichen Vergangenheit, als um Existenz ringende
Menschheit? Ich befürchte es. Nein, ich befürchte nicht diesen
Zusammenhang, sondern nur, dass er uns nicht bewusst wird. Dass
wir vom Kampf um tägliche Beute wie befreite KINDER in eine
ungesunde Phase des “JETZT” eingetreten sind. In eine – global
betrachtet – WENIGEN offene Tür eines Warenhauses, in dem wir
uns seit etwa zwei Generationen wie Vandalen benehmen. Gut
angezogene Vandalen mit sauberen Socken. Und jetzt den ganzen
Planeten inspirieren, sich ebenso zu verhalten. Ein riskantes Spiel!
Hinter der Frage nach Sparsamkeit verbirgt sich auch eine moralische
Frage, sie riecht altbacken und trotz ihrer Begründbarkeit – oder
gerade deshalb – ist sie “uncool”. Jede neue Möglichkeit, auf
ANDERE WEISE Energie zu erzeugen, wird von den Medien lang und
breit präsentiert, auch wenn es Sonnenspiegel im Weltall sind. Egal.
Wie man Energie SPART, ist hingegen selten ein Thema..., WENN es
nicht irgend einer Technologie bedarf, die man parallel dazu erklären
kann, hinführend zu Produkten, die beworben werden. Wie zum
Beispiel die benötigte Isolation eines Hauses, um DANACH zu
sparen... (Dass man schlicht gut daran täte, die Innentemperatur auf
18 Grad zu drosseln, da man dadurch mehr Kalorien verbraucht und
somit abnimmt..., liest man in Tipps betreffend Eigenheime nie.)
Und so stellt die Medienbranche sicher, dass auch die Freizeit – ein
Surrogat vom Wort FreiHEIT – eng verbunden bleibt mit der Industrie,
die diese Freizeit “ausrüstet”. So wird der Endzweck modernen Seins,
nämlich frei zu SEIN, unterwandert durch Produkte und Tätigkeiten,
die in IHREM Endzweck wirtschaftlicher Natur sind und daher der
Idee der Freizeit entgegen stehen.
Zeit, Ruhe, Gelassenheit, nachdenken, diskutieren, beobachten,
spielen, ausruhen, spazieren, all dies sind uralte, unserem Leben Sinn
gebende Aggregatszustände, für die es keine Begründung braucht
und es materiell, ausser einem Spazierstock oder Ball, nicht viel
braucht. Eigentlich... Aber diesen einfachsten aller einfachen
Tätigkeiten wird zunehmend durch diverse Wirtschaftszweige etwas
nachgeschoben. Alles was du brauchst sind die “richtigen” Schuhe...
Oder, ein mir unerklärliches Phänomen, der oben erwähnte Stock.
WAS könnte einfacher sein, als ein Stock? Wohl seit ewigen Zeiten
braucht der Mensch einen Stock, wenn er Mühe hat, zu gehen, oder
das Terrain ihn dazu zwingt, in den Bergen, im Geröll...
Aber..., beim letzten Mal auf einer Piste – diesen Winter – konnte ich
bereits den neuen Trend für coole Bretthasen erkennen. Bald dürfte
auch hier Schwarz zur kleinsten gemeinsamen Farbe werden.
Ja, was bleibt noch übrig, wenn Leute von heute DAS tun, was sie
WIRKLICH tun wollen? In ihrem kollektiv angestrebten “Endzweck”
erklärt sich jede Kultur. Stichworte: Zufriedenheit mit sich und seinem
Land (Kultur, Land, Ort, Quartier), Ausgeglichenheit, Momente des
Glücks, das immer wieder da ist. Austausch mit Anderen. Spielen,
Basteln, Kommunizieren, Musik hören, Tanzen, Siesta halten. Sich
gehen lassen in Momenten ohne ein Morgen, ohne ein Gestern.
Sein.
Ich habe hier vielleicht dünnes Eis betreten und verlasse es gleich
wieder, die Idee nämlich, dass es früher besser war (klar, man war
JÜNGER...), als auch die Bewertung des allgemeinen “Glückslevels”,
also des Inhalts des Endzwecks, nicht dessen äussere Form.
Ich frage lieber, Was BRAUCHT es zum glücklich sein? DA kann man
einen einfachen Schluss ziehen: Mehr denn je!
Wir sind umgezogen von einem Zeitalter, in dem Jeder irgendwie froh
war, das Zeitalter davor lebendig überstanden zu haben, in ein
Zeitalter des momentanen Habens. Und es ist dieses Haben, das
Spuren hinterlässt, unabhängig vom Sein. Früher hat es dazwischen
noch eine Verbindung gegeben, heute kaum noch. Das Haben sagt
nichts mehr über das Sein. Die Form nichts mehr über den Inhalt. Das
Sein reflektiert sich kaum mehr im Haben, bloss binär in der
abschätzbaren Menge Geld, die dem Haben zugrunde liegt.
40. Kapitel Wer zu wenig lange Kind sein durfte, wird es immer
bleiben
Von Kindern erwartet man Logik und Verstand. Ihnen diese Werte
beizubringen, betrachtet unsere Gesellschaft als ihre höchste
Aufgabe. Von Erwachsenen erwartet man Verständnis wirtschaftlicher
Logik. Dass zum Beispiel alles, das man kauft, bezahlt werden muss.
Irgendwann... Dass man zum Geld verdienen arbeiten muss (Es sei
denn man kennt die Tricks). Dass man zum Arbeiten anständig
angezogen sein muss. Eher einfache Regeln...
Das Kind, das viel zu früh schon keines mehr sein durfte, ist zum
kindischen Erwachsenen geworden, unter kindischen Erwachsenen,
wodurch es niemandem auffällt. Dies zeigt sich gut in der Werbung,
die oft null informativ ist, aber so kindisch, dass man sich ernsthaft
fragt, warum dies zunehmend die Norm wird. Ironie, Sarkasmus,
Schadenfreude einerseits, kuschelweicher Schwachsinn andererseits.
In unserer egalitären Gesellschaft, wo jeder gleich viel Wert ist wie der
andere, jeder Erwachsene wählen darf, Jeder Jedem augenzwinkernd
zugesteht, letztlich das gleiche Ziel anzustreben – Geld, MEHR
davon! - ist es an der Wissenschaft, eine übergeordnete, unprofane
Funktion auszuführen.
Nun gibt es DIE Wissenschaft aber gar nicht! Bzw. es gibt sie in drei
“Geschmacksrichtungen”: Die Welterklärer, die Weltveränderer und
die Weltverbesserer. Die Welterklärer sind meistens unverständlich,
was wohl in der Natur der Dinge liegt. (Dafür kosten sie viel!) Ihre
Erkenntnisse mögen durchaus richtig sein, wem oder was diese
nutzen, steht jedoch oft buchstäblich in den Sternen.
Auch wenn der Bogen weit geschlagen ist: Handelt es sich etwa um
die Dreifaltigkeit des Christentums, der hier die Struktur des
Wissenschaftsbetriebs unterteilt?
Es IST wie im alten Rom! Nur sieht alles modern aus, hat
Touchscreens, Halogen Beleuchtung und Überwachungskameras.
Der geistige Überbau, den einst Religion formulierte, entspringt
heutzutage der Wissenschaft, der Kernphysik, der Genforschung, der
Kosmologie. Unsere allgemein anerkannte Schöpfungsgeschichte ist
abenteuerlicher denn je geworden. Und irgendwie wieder WAHR.
Gott ist durch das Atom erstetzt, in dem endlose Kraft schlummert.
Der Himmel ist in Wahrheit grösser, als man dachte, bunter, voller,
verrückter, bizarrer, märchenhafter! Die Welt entstand nicht in sechs
Tagen, sondern dem Bruchteil einer Nanosekunde. Bzw. 17 Milliarden
Jahren, was dasselbe ist. Ein Wunder!
Die Krönung aller Laborratten: der Mensch – aus Fleisch und Blut,
bzw. aus Mitteleuropa, Texas oder Shanghai.
Die organisierte Wissenschaft gruppiert sich zunehmend um eine
wissensdurstige Industrie, die ohne ihre Erkenntnisse stagnieren
würde, da jede Weiterentwicklung nur vorübergehenden Wert besitzt,
nämlich den technologischen Vorsprung vor einer ebenso
forschenden Konkurenz. Ein Formel 1 Rennen um bessere (sprich
rationeller hergestellte) Produkte. Mit frischen Universitätsabgängern
als Motor und einem smarten CEO am Steuer. Betankt von
chinesischen Dollars. Die globale Zukunftsvision aller Banker: der
eisgekühlte Bacardi am Pool auf den Bahamas. Unangefochten! Mit
vollautomatischer Alarmanlage. Von nun an und bis zum Ende aller
Sunsets. Amen. Bzw. Prost!
Wahrlich, ein noch weit entfernter Traum, aber je möglicher er wird (an
der Universalfabrik wird bereits emsig geforscht, am Autopiloten für
den Strassenverkehr auch!), desto mehr Menschen werden ihn
verinnerlichen. Auch wenn diese industrielle Vision ein totaler
ökonomischer Schwachsinn wäre, so kann man schon jetzt davon
ausgehen, dass ein Millionenheer weltweit bereit wäre, sich auf den
Weg an diese absurde Spitze zu machen, diesen letzten von
Polsterrobotern gepolsterten Managerstuhl unter ihrem Gesäss
spüren möchte. Vor den Hebeln totaler Macht sitzend.
Ich kenne persönlich eine Gruppe Kinder, die von zu Hause ausriss,
per Pferd in ein entlegenes Dschungeltal, und dann dort über mehrere
Wochen blieb. Die Eltern waren nicht weiter besorgt, vielleicht sogar
froh... Das Erstaunliche war nicht, dass sie nicht verhungerten, denn
das Tal war voller tropischer Früchte und sie erlegten sogar ein
Wildschwein mit einem Speer. Das absolut Grandiose war, dass sie
sich eine eigene Sprache ausdachten und niemand sie mehr
verstand, als man sie endlich suchen ging und fand. Wäre eine
Gruppe Erwachsener je auf so eine Idee gekommen? Wohl kaum!
Ähnlich mag der Ursprung der bildlichen Symbolik durch Kinderhand
entstanden sein – Sandzeichnen wohl – an denen sich Erwachsene
zuerst nur zögerlich beteiligten, bis daraus Konventionen wurden, DIE
Sprache, DIE Schrift, etc.
Äonen später ist daraus die Logik entstanden. Eine Erfindung des
puren Erwachsenseins. Das insistieren auf das Wort – Logos – an
sich. Der Schritt vom Analogen (Gefühl) zum Digitalen (Begriff). Was
schon Religionen versuchten, ist der Wissenschaft gelungen.
Wahrheit ist die gravitätische (alles anziehende) Mitte geworden, der
Nullmeridian des logischen Denkens, von wo aus die Welt neu
vermessen wird, um sie in ihrer Fremdheit zu verstehen. Aber
Wahrheit hilft uns nicht immer, zu verstehen, was RICHTIG ist, was
die richtige Richtung ist, was wir tun sollen, mit all dem was WAHR ist.
Wir (Europäer) glauben, friedlich zu sein und normale, einfache Leben
zu führen, aber dahinter (als Grundlage) existiert eine knallharte
Wirklichkeit aus Krieg, Ausbeutung, Müll und Zerstörung. Die uns
zwar mitgeteilt wird als Wahrheit, als Fakt, aber nicht als die
Konsequenz UNSERER “einfachen”, “friedlichen”, “normalen” Leben.
Die Richtigkeit, die Verbindung dazwischen (die Tatsache, dass
beispielsweise Europa immer “sauberer” wird, weil immer mehr in
China produziert wird), wird im Grossen und ganzen “beschwiegen”.
Kein Wunder, dass unser Schulsystem in erster Line und als höchst
erreichbares Ziel “wertvolle” Intellektuelle formt. Nicht Menschen.
Nicht Handwerker. Nicht Künstler. Erst recht nicht Bauern. Agroingen-
ieure vielleicht, aber keine Pflanzenheger. Jäger irgendwelcher
verborgener Genschätze, aber keine Feld- Wald- und Wiesenjäger.
Die Schule ist eben eine Schule, man soll lernen, was in Büchern,
was an der Wandtafel steht. Oder auf dem Bildschirm. Die Schule ist
im Idealfall ein schalldichtes Gebäude mit geräuschloser Klimaanlage
und ferngesteuerten Jalousien. Sie ist per Fussgängerunterführung
unter der Hauptstrasse hindurch erreichbar, hat einen
Getränkeautomaten und abwaschbare Toilettenwände.
Was Pestalozzi geträumt hat, ist wahr geworden. Bildung für Jeden.
Chemie, Physik, Geschichte. Erdkunde, Geografie, Sexualkunde.
Scheinbar jeder Wissensbereich wird vermittelt, jeder Muskel im
Sportunterricht beansprucht, in kirchengrossen Sporthallen, wo die
Kleinen auf Kommando um die Wette klettern, hüpfen und springen.
Ein wahres Idyll! Wer ist der Erste, der Klügste, der Beste? Um das
geht es im Vorbereiten auf das Leben. BESSER zu sein, als die
Anderen. Trainiert zu sein für den grossen, weltweiten Wettbewerb um
Partner, Ehe, Glück, bzw. um Job, Karriere, Geld.
Selbstzweck bahnt sich in der Schule an. Was ist, will sein. Was sein
will, setzt auf Wachstum. Die Schulindustrie boomt. Je komplexere
Bildung sich vermitteln lässt, je wichtiger erscheint sie sich selber. Das
Prinzip Schule wird zum Lebensprinzip erhoben. Konkurenz in Form
von “nicht Schule” gibt es nicht mehr (ihr WAHRER Wert lässt sich
daher auch nicht mehr messen...). Man muss ein Leben lang lernen –
denn das tun die Anderen auch. Die Schule ist AUSSCHLIESSLICH
der Anfang einer universalen Verpflichtung gegenüber der Wirtschaft,
der Wissenschaft oder der Schule selbst!
Die Kunst, ein gutes Leben zu führen, erlernt man nur unter der
Bedingung, dass man darunter eine Karriere versteht. Wer ein
schlichter, gar mit WENIG zufriedener Mensch sein will - also
“rationell” GLÜCKLICH sein möchte - findet im Schulalltag keine
Inspiration. Wer lernen will, Mensch zu sein, wird auf den
erstrebenswerten Individualismus verwiesen und erntet den strengen
Blick der Lehrerschaft. (Wenn Alle von Individualismus reden, ist das
nicht AN SICH verdächtig?) In den wenigsten Schulen lernt man
etwas übers MENSCH sein, trotz Goethe, Rousseau, Gandhi und
andere Lehrer, die weniger selbstverliebte Epochen geboren haben.
Mensch sein will aber nicht nur erlernt, sondern auch geübt werden.
Auf DAS sind moderne, sichere Schulen kaum ausgelegt. Mensch zu
sein, gelingt Kindern ja auch nur – unter Kindern. Unter Erwachsenen
sind sie nämlich “nur” Kinder...
Die Welt der Kinder war eine Welt für sich. Märchen berichten noch
von ihr. Kinder folgten durch Nachahmung den Erwachsenen. Einsicht
war wichtiger als ein Lehrplan. Sie kam durch Erfahrung. Die Eltern
waren nicht gross mit Formierung der Kinder beschäftigt, wodurch sie
mehr Zeit hatten, Menschen sein konnten. Sie moderierten Kinder
höchstens, zwangen sie aber noch nicht in Schablonen, wie man zu
denken und handeln hat. Das ergab sich von alleine, als Quintessenz
dessen, was richtig war. Erkennbar richtig. Auch Kindern erkennbar
richtig. Berufe wurden nicht im Geheimen ausgeführt, sondern waren
zum grossen Teil jedem Kind ersichtlich. Weisheit war ein relatives
Gut, nicht ein von der Erwachsenenwelt für sich beanspruchtes. Nicht
eines, das immer mehr abhanden kam, je kleiner der Zirkel derer
wurde, die es exklusiv beanspruchten. Die organisierten Religionen,
die Mutter aller Schulideen. Wo die Wahrheit entstand und die
Richtigkeit verklausuliert wurde, statt offensichtlich zu sein. Wo es
plötzlich Lehrer brauchte, Imame, Mönche. Als die Kinder eingefangen
wurden, festgesetzt auf hartem Boden, ihre Blickrichtung koordiniert,
weg vom Rundumblick, hin zum Blick nach vorne, nach oben. Als
Kinder nicht mehr Menschen waren, sondern nur noch Kinder...
Unfertige Erwachsene. Den Idealzustand noch nicht erreicht hatten.
Noch nicht NORMAL waren. Nichts mehr wirklich zu sagen hatten.
Zuhören mussten. Aufpassen. Still sitzen. Schweigen.
So begann die grosse Zeit des Wissens. Ohne sie wäre unsere Welt
eine andere. Dass sie BESSER wäre, will ich nicht behaupten. Jedem
Zeitalter sein Pläsierchen. Vieles ist irgendwann richtig, aber kaum
etwas ist immer und ewig richtig.
Die Idealform der Natur ist die Welle. Eine andere Zeit bahnt sich an,
oder die Welle bricht. Die Formierung der Kinder ist zu weit gegangen.
Es ist zu leicht durchschaubar geworden, dass sie der Fortführung
dessen dienen sollen, was die Vergangenheit sich ausgedacht und als
richtig erachtet hat: der gallopierende Fortschritt. Die Welle, die sich
bereits aufbäumt und tosend in sich zusammenbrechen wird, an den
Klippen der Realität. (In menschengemachten “Wellen” zeigt es sich
schon, in Statistiken: Sie zeigen steil nach oben, oder nach unten.)
Und DANN? Ich fand in dem Manifest leider kaum Antworten darauf.
Ein paar, aber die sind offensichtlich: Mehr Gemeinsamkeit, mehr Mut
andere Strukturen aufzubauen (Archien...), Verabschiedung von der
Idee, die Industrien, die die Umwelt in Schutt und Asche gelegt haben
(bitte wörtlich verstehen!), würden jetzt dazu taugen, eine neue,
ökologisch vertretbare Wirtschaft aufzubauen. Das ist, wie wenn man
den Würger von Boston um eine Nackenmassage anflehen würde!
In heutigen Schulen wird eher gelernt, wie man diese Vehikel weiter
beschleunigt – der technische und mathematische Unterbau - als
wohin man mit den Kulturvehikeln steuern könnte. Das Gefäss droht
dem Inhalt den Vorrang zu nehmen, spätestens seit der Inhalt zu
Content verdichtet wurde. Die technische Einfachheit, mit der
Menschen sich einst kulturell ausdrücken konnten (beginnend mit
dem Kasperlitheater), ist ersetzt worden durch die Vermutung der
Einfachkeit – oder Banalität – in dem, was ausgedrückt wird.
Der Kulturschaffende ist zum Contentlieferanten geworden, zum
Betriebsnarren in einer weltweiten Schraubenfabrik!
Seine/ihre Aufgabe ist es, abzulenken vom Blick vor die Tür, indem
die Wirklichkeit in leicht verdaubarer Ironie in Frage gestellt wird, oder
durch Fantasy temporär ersetzt. Wer den Takt zum erwünschten
Tempo der Arbeit findet, ist ein Star der Moderne. Science Fiction
zieht immer noch unter Älteren, verpasst aber den jugendlichen
Esprit, seit sie von der Wirklichkeit links und rechts überholt wird!
Spuk ist dafür wieder angesagt, nicht nur unter Kindern! Hexen sind
auf dem Vormarsch, Zauberstäbe liegen unter Weihnachtsbäumen,
um von den Kids auf ihre Tauglichkeit getestet zu werden. Die erst
eben noch kühne Lust an einer Zukunft voll technischer Kreaturen hat
eine Kehrtwendung gemacht Richtung Mittelalter. (Zumindest in der
Unterhaltung GIBT es den Weg zurück...) Piraten erobern jugendliche
Herzen, der Outlaw wird zum wahren Helden, was Viele schmeichelt.
Den Kindern, der Jugend von heute, die insgeheimen Wünsche von
den Lippen abzulesen, um sie dann professionell “umzusetzen” in
gewinnbringende Unterhaltung, mag wirtschaftlicher Logik folgen,
erscheint aber gleichzeitig “mager”, als kulturelle Chance für die
nächste Generation. Wer den neuen Superstar sucht, überlasse das
bitte nicht nur griesgrämigen Talentexperten und tanzenden
Witzbolden! Aber eben, WER sucht ihn (oder sie)? DIE Industrie!
Labels. Konservenfabrikanten von Gute Laune Würstchen.
So sitzen wir alle in der ersten Reihe zwar, kommen aber keinen
Schritt weiter, solange wir den Anspruch auf die globale Präsenz, den
weltweiten Erfolg, das Superstargehabe nicht schleunigst als
unwichtig bewerten und uns mit kleineren Wirkungskreisen begnügen!
Jeder, der Augen für die Natur hat, SIEHT, dass der Kurs nicht stimmt.
Jeder, der ein Ohr für unsere Mitgeschöpfe hat, hört sie verstummen.
Jeder, der ein Herz für Kinder hat, hegt zunehmend Zweifel an IHRER
Zukunft. Jeder der Kultur versteht, merkt, dass sie nicht von WISSEN
lebt – sondern von MUT!
Was schädlich ist für die Erde, wird immer deutlicher erklärt von
besorgten Institutionen. Die Alternativen dazu bleiben aber vage,
schwammig und werden nicht als Frage der Allgemeinheit gestellt
(tolle Wettbewerbe etc.), sondern den selben Konzernen zur Lösung
überlassen, die mit ihren Produkten zu den Problemen geführt haben
(Autoindustrie z.Bsp.). Ausserdem dürfen sie diese Produkte noch so
lange weiter produzieren, BIS sie eine Lösung haben. Und selbst
DANN dürfen sie selbige weiter verkaufen, solange sie in ein Land
exportiert werden, wo noch keine entsprechenden Auflagen
herrschen. (Kronzeuge dieser perfiden Mutmassung ist im Moment
Asbest, das demnächst aus ganz NEUEN kanadischen Minen in
entsprechende Länder geliefert wird!)
Was hätte uns da besseres passieren können, als das Internet? Ein
Kindertraum...? (Das Kindernet). Demokratie, vermute ich, kommt
erst! Das Abgeben einer Stimme alle vier Jahre macht etwa so viel
Spass wie Sex alle vier Jahre. Zwei, drei, vier Parteien reichen nicht.
Politik reicht nicht. Stimmen gehören ebenso unserer Wirtschaft – was
wir unbewusst ja bereits tun durch unsere Kaufentscheidungen. Wo
bleiben die “Boycot-aps” um beim Einkaufen per smartphone und
barcode-scanner gleich eine Vorwahl treffen zu können? Kommen sie
noch, oder gibt es sie schon? Firmen gehören überwacht in ihrem
Tun. Für die Offenlegung der Produktionsprozesse mag sich bald
Wikileaks kümmern, aber für Konsequenzen braucht es Menschen...
Ja, und da gibt es Techniken etc., die gehören neu erfunden, ersatzlos
gestrichen, leicht verbessert, oder haargenau SO weitergeführt. All
das! Die Kunst ist es, die Kategorien entsprechend zuzuordnen. Es
gibt wenig offensichtliche Fälle. Schon die Neuerfindung der
Glühbirne stellt uns vor ein Dilemma. Erst Recht das Elektroauto.
Beim Passagierflugzeug scheint mir der Fall klarer. Dass Flugzeuge
Weekendshopper von Wien nach Paris fliegen, ist schon fast ein
Schildbürgerstreich. Ich bin selber reichlich geflogen, meistens sehr
weite Strecken, und will mich hier nicht als Vorbild präsentieren, aber
irgendwann wurde mir in zehn Kilometern Höhe über der Erde klar,
dass die Abwesenheit von Pflanzen, als auch die Eiseskälte, wohl
dazu führt, dass meine Abgase hier ziemlich lange bleiben werden...
Dass Flugzeuge überproportional an der Schädigung unserer
Atmosphäre Schuld sind, ergibt sich eigentlich fast von selbst. Und
dass Fahrräder wiederum kaum zu verbessern sind, auch. GENAU
SO weiterproduziert gehört vielleicht das Schweizer Armeemesser. Ja,
ein kindischer Gedanke, ein typischer Schweizergedanke, aber doch
weiss ich, dass jeder ihn versteht, der im Besitz dieser metallenen
Magie ist. Was ist da schon ein Zauberstab dagegen, ein läppischer
Nimbus 2000? Es ist die Essenz aller Werkzeuge!
Was viel mehr zählt, sind die vielen kleinen Schritte in eine neue
Richtung, die sich zwar nicht von alleine ergibt, aber auch nicht von
Aussen koordiniert sein muss. Das scheint mir ganz wichtig zu sein,
denn das HABEN wir ja... Dieses von Aussen koordinierte Verhalten.
DAS ist ja genau das Gefährliche! Dass in einer Zeit einer real
existierenden Revolution – auch wenn sie oberflächlich betrachtet
“nur” eine technische ist – eine Evolution AUCH der Revolution
verdächtigt wird. Aber das ist falsch! Es geht nicht um eine weitere
Umdrehung um die ewig selbe Achse, sondern darum, dass diese
eine neue Mitte bekommt. Einen neuen Dreh- und Angelpunkt.
Zukunft wozu? Jede Frage ist ein Anfang. In jedem Anfang besteht die
Gefahr, Fehler zu machen, die man später nicht mehr wahrnimmt. Ein
grosser Ökonom namens Deming hat diese Gefahr in der Wirtschaft
erkannt und festgestellt, dass die frühesten Fehler oft die teuersten
sind, da man sie am spätesten sieht, wenn überhaupt. Er hat
Automobilkonzerne beraten. Zu Beginn des Automobilbaus war es
noch offen, ob sie elektrisch angetrieben sein werden, oder mit
Explosionsmotoren. Siemens baute vor hundert Jahren Elektromobile,
aber der Mangel an der allgemeinen Verfügbarkeit von Strom führte
zur Entscheidung für den Benzinmotor. Es ging damals nicht darum,
etliche hundert Kilometer mit 180 Kmh zurücklegen zu können. Das
Auto war noch nahe den Kutschen, was ihre Performance anging.
Dies nur als Beispiel, wie sehr frühe Entscheidungen ganze Zeitalter
prägen. Und jetzt wollen wir WIEDER zu Elektromobilen
zurückkehren, die sicher unglaubliche Leistungswerte hätten, hätte
man sie von Anfang an zum Standart gemacht. Beigetragen HÄTTE
eventuell die rudimentäre Tatsache, dass Benzinautos STINKEN –
man überlege sich mal, ein 1898er Mercedes.... - und alleine dies
HÄTTE beispielsweise die Damen von damals, mit ihren breiten
Hüten, dazu bringen können, Elektroautos zu bevorzugen.
Die Frage, Zukunft wozu? erscheint mir eine wertvolle Frage, auch
wenn sie eiskalt ist. Immer nur die Zukunft mit einem WIE zu
verbinden ist dagegen butterweich und führt zu keiner grossen
Selektion dessen, was überhaupt zukunftswürdig ist und was nicht,
von Technologien bis Verhaltensweisen. Für alles ist Platz, in der mit
WIE hinterfragten Zukunft. Kein noch so grosser Schwachsinn bleibt
chancenlos, sich endlos zu repetieren. Zukunft WIE - als Hauptfrage -
führt automatisch zu IRGENDWIE. Und irgendwie zu irgendwas,
irgendwo, irgendwann. WOZU hingegen sind die Fragen nach dem
Sinn unseres Strebens, WOZU GENAU Kernkraft, Weltraumfahrt?
Jede Frage ist ein Anfang. Und in jedem Anfang besteht also die
Gefahr, Fehler zu machen, die man später nicht mehr wahrnimmt.
Umso wichtiger erscheint daher, der Formulierung wichtiger Fragen
nicht weniger Bedeutung zukommen zu lassen, als ihren Antworten.
Die allgemein gestellte Frage, Zukunft WIE? Ist so sperrangelweit
offen in ihrer Bedeutung, dass sie eine solche gar nicht beinhaltet. Sie
deutet in keinerlei Richtung, ermöglicht beliebige Antworten und ist
daher banal. Und doch ist es DIE Frage, die rund um die Welt gestellt
wird. WIE bewältigen wir die Zukunft....? Wie sieht die Zukunft meiner
Kinder aus? Wie steht es um die Zukunft der SPD? Wie steuert sich
das Auto der Zukunft? Wie funktioniert das Atomkraftwerk der
Zukunft?
Ebenso wichtig ist es, das sich anbahnende Chaos zu erkennen. Trotz
aller scheinbaren Ordnung leben wir zunehmend im Chaos. Im Chaos
der Resourcen, im Chaos der Migrationen, im Chaos der Kulturen und
Religionen, die aufeinander prallen - was aber alles weit vorhersehbar
war. “Ordnung” wird es in keinem dieser Bereiche je wieder geben.
Oder, wie der Vorsitzende des Hochkommisariats des
Flüchtlingswesens der UN gesagt hat: Man muss sich darauf
einstellen, dass die Vermischung von Völkern und Kulturen bleiben
wird und nicht rückgängig zu machen ist. Also MÜSSEN wir Wege des
friedlichen NEBENEINANDERS finden. Da führt KEIN WEG daran
vorbei, an dieser Kulturhauptaufgabe der Neuzeit, und fast JEDER
Weg sollte diesem Ziel offen stehen. Es geht schlicht nicht anders!
Was das Chaos von Resourcen angeht, hat der Vorsitzende der
Vereinten Nationen – vor einigen Jahren... - gesagt: “Es ist die
Wahrheit, die zentrale verblüffende Wahrheit über entwickelte
Länder, dass sie jederzeit – ausser in KÜRZESTER Zeit – die Art
und Menge an Resourcen zur Verfügung haben können, die sie
entscheiden. Es sind nicht mehr Resourcen, die Entscheidungen
nach sich ziehen, sondern Entscheidungen, die die Resourcen
hervorbringen. DAS ist eine fundamentale, revolutionäre
Änderung gegenüber der Vergangenheit – vielleicht die
revolutionärste der Menschheitsgeschichte.”
Nun, WIE Herr U Thant das damals genau gemeint hat, entzieht sich
meiner Kenntnis, aber auf die heutige Zeit übertragen, KANN er
neben anderen Alternativen eigentlich nur von HANF geredet haben.
Ich fühle mich nicht alleine auf der Suche nach einer neuen “Mitte”,
um die sich alles drehen könnte, also nicht primär die Sauberkeit als
Mitte, denn sie führt zu Schmutz, nicht die (globale) Wirtschaft als
Mitte, denn sie führt zu Resourcenchaos. Und zu weitreichendem
Totalitarismus, wenn auch schleichend und in watteweiche
Werbesprüche verpackt - da ganz woanders eingepackt, als
ausgepackt wird. Es ist interessant, den Chinesen zuzuschauen, wie
rapide die Idee der freien Marktwirtschaft eine totalitär regierte
Bevölkerung anspornt. Kann es Wirtschaft überhaupt BESSER
gehen, als unter dem Patronat politischer Diktaturen? Dieser
Gegensatz scheint bestens zu funktionieren, was zu Denken gibt.
Jedenfalls wirkt sich freie Marktwirtschaft nicht zwangsläufig positiv
auf die Freiheit der Bürger aus, wie bislang “gepredigt”. Finanzielle
Freiheit, ja, zu dem mag die Wirtschaft viel beitragen, zu
Handlungsfreiheiten ausserhalb des vorgesehenen Produktgebrauchs
aber eher NICHTS...
OK, aber VOR den Römern, VOR den Griechen war bereits Geld da,
wohl für Tausende von Jahren. Geld hat die Menschheit gemacht! Bis
in die hintersten Inseln der Südsee ist irgendwann die Idee von Geld
entstanden, auch wenn es nur Muschelgeld war. Menschen sind die
KINDER dieser einigenden Idee.
Es war die Idee des Mana, aus dem später Money wurde.
Feinmotorisch zunehmend begabt, schnitzte man Mana für alle
möglichen guten Zwecke und aus allen möglichen Materialien, um die
Fruchtbarkeit anzuregen oder feindliche Geister fernzuhalten. Wie
selbstverständlich hatte Mana die Menschheitsgeschichte begonnen.
Es diente als Tauschobjekt für Nahrung, wurde zur Bedingung von
Sex in Form der Brautbeigabe, wurde dem Menschen in sein Grab
gelegt. Man GLAUBTE an Mana, Money, Geld, bzw. Gold, also an
den höheren Wert umhängbarer, kleiner, seltener Dinger, die konkret
total nutzlos waren.
Was der Mensch einst selbst in der Hand hielt, sein Amulett, sein zum
Tausch gegen Nahrung geignetes Symbol, wurde durch die
Hinwendung an eine IHN in der Hand haltende Gottesannahme
entwertet. Es wurde profan. Es wurde Geld. Es wurde in Formen
gegossen, unter der Kontrolle der entstehenden Staatswesen. Es war
der Motor vieler früher Staaten, wie den Griechen und Römern, die
die Hoheit über die Tauschmittel zur eigenen Erhöhung gebrauchten.
Mit offensichtlichem Erfolg.
Was als ein nie genau festgelegter Wert begann - die unzähligen
Variationen zum Tausch eingesetzter Zahlungsmittel, die die Vielfalt
der Kulturen reflektierte – wurde zum Instrument der Kontrolle ganzer
Völker, kaum unterlag die Produktion von Geld EINEM Monopol, dem
des Staates. Da halfen keine noch so guten Sprüche mehr, seitens
der Amulettschnitzer und sonstigen Symbolproduzenten: ihre
Erzeugnisse waren nicht mehr DIREKT eintauschbar, sondern nur
indirekt, via das standartisierte Geld.
Die Frage nach Glück, für die waren zunehmend abstrakte Religionen
zuständig. Das Wort kommt von Relikie und bedeutet SICH
FESTHALTEN. Diese Urbedeutung dürfte aber schon früh
wortwörtlich abhanden gekommen sein, denn man gab sich mit
Glücksformeln zufrieden, an denen man sich eher NICHT festhalten
konnte.
Man erfand ein Fest nach dem anderen und trank Alkohol in Gottes
Namen, kiffte und sah sie vor sich, betete und stellte sie sich vor. Die
Götter. Das half auch über Zeiten hinweg, in denen die Verteilung von
Geld ziemlich einseitig war, sprich die Mehrheit gar keines besass.
Das war das natürliche Resultat der Monopolisierung des Geldes (im
Gegensatz zur Vielfalt des Mana) und der Anfang der Erkenntnis,
dass Reichtum nur existieren kann, wenn es gleichzeitig Armut gibt.
Aber Religion war das Opium für das Volk. Endlich GAB es nämlich
Völker, und nicht nur umherziehende Nomaden. Und durch Religion
war man auch noch glücklich, obwohl längst die Armut erfunden war.
Und das störte natürlich... Diese Freiheit des Geistes, die Macht von
Göttern nach Lust und Laune frei zu interpretieren, je nach Bedarf
einzelner Religionen. Es störte die Idee der Macht an sich, die keine
Nebenbuhler duldet.
Der Urgeschichte des Geldes, dem Mana, wesensverwandt, waren
auch die Werte der Götter anfangs verhandelbar und noch nicht in
Stein gemeisselt oder in Münzen geprägt. DAS musste sich ändern,
wollte man nicht bloss Nomaden unter Kontrolle kriegen – sondern
Völker. Man erfand die Annahme, dass es nur EINEN Gott geben
kann. Ebenso wie Geld monopolisiert wurde, wurde Gott
monopolisiert; und damit - auch dem Geld ähnlich – zum absoluten
Machtinstrument der Metropole.
So wurde die Verbindung mit Gott eine direkte, eine persönliche. Das
rote Telefon zwischen Gott und Mensch. Nicht die Gruppe war mit ihm
in Kontakt, sondern jeder Einzelne stand nackt vor ihm. Das Haus
Gottes wurde in der Reformation nicht abgeschafft, ebensowenig der
Klingelbeutel, aber was man dafür bekam, war zunehmend nüchterne
Kahlheit. Rationalisierung entstand im reformierten Glauben.
Spartanische Holzkreuze, von der Ästhetik von Stoppschildern.
Sicher hätte all dies ziemlich bald ein Ende gefunden, als die
Sinnlichkeit des Menschen nicht dauerhaft berührende Mentalstruktur,
WÄRE nicht parallel mit der Reformation eine GANZ COOLE
Heilsversprechung ausgesprochen worden, die Formel der Moderne
schlechthin, ohne die wir heute in einer anderen Welt leben würden:
“WEN Gott liebt, zeigt er... ihm oder ihr!”
Dies, meine vielleicht etwas bunte oder gar krude Interpretation von
Geld. Ich bitte um Entschuldigung für etwaige Ausschweifungen – als
auch Abkürzungen! (Es fehlen noch ein paar Details, ich weiss...)
Trotz aller Probleme, die unsere moderne Auffassung von Geld nach
sich zieht, kann man trotzdem Geld AN SICH nicht die Schuld geben.
Die Frage ist eher, ob INNERHALB dieses Geldsystems Alternativen
bestehen, offensichtliche Ungerechtigkeiten zu lindern.
Ich habe neulich im Deutschen Radio gehört – in einer Sendung über
die Bankenkrise in Irland – dass Banken das Rückgrat von Staaten
sind. Aber WARUM sind sie es eigentlich...? Weil wir unser Erspartes
dorthin bringen und sie es dann – mit etwas Profit – anderweitig weiter
verleihen, um Jungunternehmern unter die Arme zu greifen und den
Traum vom Eigenheim zu ermöglichen? Hahaha! Das tönt ja fast
sozial - und kann schon daher kaum zutreffen! Vielmehr ist es so,
dass Banken Geld ERSCHAFFEN! Durch Schulden. (Kirchen
funktionieren auf einer verwandten Logik!)
Gut. Bzw. schlecht. Wir sind auf Gedeih und Verderb EINER
Geldwährung ausgeliefert und wie EIN Gott, schickt sie uns
Heuschrecken und dergleichen. Was kann man tun? Beten?
Wenn man vernetzt denken will, dann sollte man immer wieder
Querschlüsse ziehen aus verwandten Gebieten, auch WENN diese
bereits ihre separaten Wege eingeschlagen haben. Was passierte
dann eigentlich mit unserem monotheistischen Glauben, im Speziellen
der Reformation, im Bezug zu Geld? Ich glaube, das ist im Jahre 2010
eine berechtigte Frage. Die Skandale um pädophile Priester haben
die katholische Kirche in ihre grösste Krise gebracht. Symbolismus
hat gegen Rationalismus verloren. Protestantismus hat (vorerst)
“gesiegt”? Statistisch gesehen sind protestantische Staaten
wirtschaftlich permanent erfolgreicher als katholische. Zufall?
Kaum, denn auch das Geld wurde “reformiert”: Es gebietet unter dem
Namen Euro über eine geschlossene Gemeinde Gläubiger von
Sizilien bis Dänemark. Der Euro ist betont nüchtern und ohne
heroischen Firlefanz herausragender Persönlichkeiten, statt dessen
Brücken, also herausragende TECHNIK, als gemeinsamer optischer
Nenner. Wer den Euro in FRAGE stellt, hat ein EU Wirtschaftsexperte
kürzlich gemeint, solle sich die Soldatenfriedhöfe Europas anschauen.
Klar: Der Euro wird bleiben! Ihn wieder abzuschaffen, käme dank
seiner prägenden Symbolik zwar NICHT einem Gesichtsverlust
Europas gleich, jedoch einem Verlust der Brücken, der angestrebten
Einheit. Aber das heisst ja nicht, dass es keine ANDEREN Währungen
INNERHALB des Euros geben darf. Oder? Duldet der grosse “Gott”
Euro andere “Geldgötter” neben sich? Lokalwährungen? Mit dieser
Möglichkeit wird immer wieder experimentiert, besonders in den USA,
wo das Gesetz dies zulässt. Ob dies auch im Euroraum legal wäre, ist
mir unbekannt. Ich tue jetzt einfach mal so, wie wenn dem so ist... und
nehme mir wieder Freiheit, etwas kindisch zu denken:
Natürlich ist jegliche Lokalwährung zuerst mal ein Albtraum für die
Weltwirtschaft. Jede Währung ist eine Abmachung innerhalb einer
Gruppe. Man versucht eine Norm zu erfinden, die einem bestimmten
Gegenwert entspricht. Eine Stunde Arbeit zum Beispiel oder ein
Gramm Gold gleich zehn Kilo Kartoffeln. Je kleiner die
(Währungs-)Gruppe, desto limitierter ist zwangsläufig ihr Angebot, je
grösser sie ist, desto grösser wird die Konkurenz innerhalb der
Gruppe und der Druck zur Spezialisierung steigt. Beide Richtungen
haben ihre Vor- und Nachteile.
Es ist, wie es die Wirtschaft einmal war, ein Spiel - aber ein Spiel mit
lokalen Ergebnissen. Und wie jedes Spiel, so überlässt man vielleicht
auch dieses den Kindern, es zumindest zu starten. Jedes Kuhdorf ist
es würdig und eventuell dem besseren Wirtschaftsverständnis seiner
Jugend schuldig, eine eigene Währung zu besitzen, den “Muhhh-
Taler” meinetwegen. Nicht als kompletten Ersatz für Euros oder
Franken oder Rupien, sondern parallel mit diesem existierend. Dies
fördert automatisch den Austausch von Gütern und Dienstleistungen
im lokalen Rahmen. Diese Förderung tut vielen Regionen gut. Es
fördert ihr Selbstbewusstsein.
DAS hört sich in den Ohren Vieler natürlich verdächtig an... Sie haben
aber vielleicht noch nicht beobachtet, dass parallel zu unserer
entstehenden Globalökonomie der durchaus verständliche Wunsch
zum schieren Gegenteil existiert. Weil die konkrete, dreidimensionale
Wirklichkeit fremdbestimmt und daher anonym ist. Weil jeder Bürger
jeder Region fast ganz Europas nur ein winziges Anhängsel der
Globalökonomie ist. Die Folgen davon sehen wir in unzähligen
Bereichen bereits. Von den Toten erweckte Folklore unter Masken
Made in China. Kombiniert man das mit unerfindlicher Arbeitslosigkeit
Vieler, dann ist es DAS perfekte Rezept für Irrationalität und Wut im
Bürgerbauch.
Wie anders das Konzept der lokalen Währung! Der Fremde verliert
seine Fremdheit durch Teilnahme an einer lokalen Wirtschaft. Er fährt
nicht jeden Morgen anonym in die Fabrik, um dort Turbinenschaufeln
für China zu polieren, sondern tut, was er wirklich gut kann. Ob dies
Teppiche knüpfen ist, Hasen züchten oder Konfitüre kochen, ist
nebensächlich. Er oder sie sind Teil einer lokalen Union geworden.
Ob und wie (oder WAS) genau an Steuern fällig wird, dürfte sich
demokratisch ergeben. Wer mit der Kaufkraft seiner Lokalwährung
unzufrieden ist, braucht nicht an ihr teilzunehmen. Oder kann mit
gutem Beispiel vorausgehen und bessere Angebote schaffen. Eine
Lokalwährung ermutigt dazu. Sie belohnt nicht nur mit besserem
Umsatz, sondern auch der Steigerung ihres Wertes an sich. Die Idee
einer Lokalwährung ist in letzter Konsequenz die Idee relativer
Freiheit von der Verpflichtung für das Totale. Dem Einzelnen gelingt
dies nicht, als Gruppe wäre man verdächtig, aber als Region verhält
man sich goldrichtig!
45. Kapitel Kinder der Blumenkinder in der Krise der Coolheit
Diese Denkweise ist radikal, zugegeben. Ich sehe sie aber kommen
und gehe ihr daher etwas auf die Spur. Wir beginnen bereits unsere
Kaufentscheidungen beinflussen zu lassen durch Argumente, die nicht
mit der Qualität von Produkten zu tun haben, sondern von der Ethik
des Produzenten abhängig gemacht werden, seine Profite sinnvoll zu
reinvestieren. Von Banken bis zu Modelabels gibt es gute Beispiele.
Firmen mit einer sozialen Agenda werden weltweit gegründet. Ihr
Hauptproblem dürfte vorerst noch sein, ihre Ziele verständlich zu
machen, ohne viel Papier zu bedrucken, wo aber das Internet wie
gerufen kommt. Ihre sinnvollen Anliegen zu vermitteln wird auch zur
Herausforderung an die Kommunikation.
Einer Marke den Vorzug zu geben, WEIL sie die ABSICHT hat, eine
betriebseigene Windkraftanlage zu bauen, oder eine
Recyclierungsanlage für Abfälle, erfordert Vertauen. Bonität in sozialer
Glaubwürdigkeit. Über diverse “grüne” Banken geschieht dies bereits,
aber auch die normale Kundschaft beginnt Folgewirkungen ihrer
Kaufentscheidungen zu bedenken. Das soziale Gewissen und
wirtschaftliches Kalkül gehen eine bemerkenswerte neue Beziehung
ein. Besonders in sozial höheren Schichten macht man bzw. frau
traumhaft mit. Leider fällt dies den unteren Schichten nicht so leicht.
Und nicht auf.
Interessant wäre daher, die Frage der Ethik umgekehrt zu stellen,
nämlich dem Lohnempfänger gegenüber: WAS mein lieber Bewerber
für Stelle XY gedenken SIE mit ihrem Lohn zu tun? Einen 8 Zylinder
Jaguar kaufen...? Weekendshopping in New York? Eine Motoryacht in
Rüschlikon....? Ok, das macht 2000 Netto! Noch Fragen?
Ja, meine Güte! Und dann sich wundern, dass man ausstirbt. Und
DANN sich erregen, dass es plötzlich vor Fremden nur so wimmelt.
Also EHRLICH! DA stimmt etwas nicht! Und zwar in unserer
gesamteuropäischen Vorstellung von Wohlstand, Friede und
Fortschritt! HIER dürfte die Gefahr liegen, die mit Soldatenfriedhöfen
beschworen wird. In dieser gähnenden Kluft zwischen individuellen
Ansprüchen und den Nöten – ja, den NÖTEN – der europäischen
Durchschnittsfamilien. Jener, die per Geburt eigener Kinder für eine
Zukunft gestimmt haben, nicht nur für Krippenplätze und
Tagesstrukturen. Aus irgendwelchen Gründen wollten sie nämlich
Kinder, und ich bezweifle, dass dies war, um sie weitgehend von
staatlichen Institutionen formen zu lassen. Um irgendwann Fremde
vor sich zu haben.
All dies führt natürlich zu Problemen, die sich in keiner Pisa Studie
zeigen. Physische Probleme wie Übergewicht, psychische Probleme,
wie permanente Unruhe – die letzten Zuckungen einer vermasselten
Kindheit – aber auch soziale Probleme, die zu Einsamkeit führen,
ersatzweisem Markenfetischismus, ab und an einem Schulmassaker
und noch so viele weitere Probleme, dass mit ihnen ganze Bücher
gefüllt werden, die sich dann Fachleute anschauen.
Diese perfide Logik ist Kindern nicht klar: dass ihnen letztlich niemand
ECHT hilft, höchstens, im Idealfall, ihre eigene Familie. Für WAS
Kinder aber gute Antennen haben, ist für die gähnende Langeweile,
die Fremdbestimmheit hervorruft. Diese zweckbestimmte Umwelt, die
ausser ökonomisch sinnvoll, nichts vorhat, zu sein.
Was nun? What now? Die grosse Befreiung des Kindes von
Fremdbestimmtheit – dann wird alles gut? Aber wie?
Kinderstimmrecht, und alles wird sich einrenken? Liberalismus in
Beziehung zum Kind – statt nur auf den Kommerz bezogen – und
alles regelt sich? Antiautorität zum Zweiten..., und plötzlich klappts?
“Kinder, erzieht euch GEGENSEITIG, wir Erwachsenen haben
VERSAGT?” (Erfindet die Zukunft doch selber...!) ?
Ein BISSCHEN von Alllem täte wohl gut! Wo die Grenzen sind, finden
wir nie heraus, wenn wir das Risiko nicht eingehen, diese zu
überschreiten. Wir überschreiten andere Grenzen täglich, sind uns der
Risiken voll bewusst – und leben noch.
Vielleicht indem sie sich selber nicht als ALLEINE massgebend sieht,
in der Ausformung ihrer Selbst. Womit ich nicht das individuelle
Selbst meine, sondern die Fehlannahme, dass sich das kollektive
Wissen der Gegenwart praktisch singulär aus dieser abzuleiten
scheint – und daher nur durch sie interpretiert werden soll. In
Bezug auf Technik mag dies zwar meist richtig sein, auf Kultur
übertragen, führt dies aber zu Verarmung und Orientierungslosigkeit.
Nicht, dass wir über die Vergangenheit nichts WISSEN! - sondern weil
sie für die Gegenwart nicht mehr verständlich ist, nicht erlebbar, ja,
kaum ÜBERLEBBAR aussieht! Jeder Gegenwart spielte
Vergangenheit eine Rolle. Unserer Gegenwart ist Vergangenheit nur
noch düster, farblos, ABSCHRECKEND!
Unsere “Cooltur” hat den Blick auf ihre eigene Geschichte verloren.
Sie verweist mit verengten Pupillen auf das Vacuum des Augenblicks:
“Lebe JETZT!” wird überall gehaucht. Das Allheilemittel gegen meist
als verkrustet empfundene Traditionen und diffuse Angst vor der
Zukunft. Statt im Strom der Geschichte sich ihrer bewusst zu
sein, werden wir unter einem rauschenden Wasserfall globaler
Grossereignisse in die Froschperspektive gezwungen, in eine
“Lebe überall ein Bisschen, aber nirgends WIRKLICH!”- Plattheit.
Ohne zu merken, dass “Lebe JETZT!” vielleicht seine Schwester
verloren hat, die “Lebe HIER!” heissen könnte.
“Think global, act local!” Ein gut gemeinter Spruch aus den Achzigern.
Der erste Report des “Club of Rome” über die Grenzen des globalen
Wachstums war gerade erschienen. Denke global, handle lokal!
Heutzutage kursiert der Spruch in der einen oder anderen Form
immer noch, er hängt vergilbt an WG-WC-Türen, wirkt aber etwas
saftlos und müde.
Zum Teil tatsächlich rein GAR nichts, zum Teil aber schon, was den
Nachrichten kaum zu entnehmen ist, denn sie sind wertfrei, scheinbar
neutral und eine zusammenfassende “Moral der Geschichte” wäre
eine Störung des Gewohnten. Eventuell sogar ein Verstoss gegen das
Sendegesetz.
Ein gutes Beispiel sind die schier endlosen Kriege in Staaten, die
entweder Öl besitzen, oder “im Weg” sind zum Bau von Pipelines.
Bzw. die Kriege nicht IN, sondern MIT diesen Staaten, die unter der
Führung Amerikas so ungefähr jeder Staat mitmacht, der sich für
Menschenrechte einsetzt. Klar geht es IHNEN nur ums Öl,
bezichtigen wir die Amerikaner, froh keine zu sein, und geben schnell
Gas, um den hässlichen Gedanken abzuschütteln, dass eigentlich in
unser aller Namen auf der ganzen Welt Konflikte gebrodelt und
säuische Intrigen geschmiedet werden, um unser liebes Benzin in
unsere Tanks zu kriegen. Ja, zu KRIEGEN!
Was hier sicher nicht stimmt, ist, dass wir global denken, weil denken
immer auch zu Gefühlen führt, zu Mitgefühl mit Anderen. Dass nicht
global gedacht wird, zeigt sich im weiter steigenden Ölverbrauch einer
auf die Deklaration der Menschenrechte stolzen Gesellschaft. Dass
uns die Klimaerwärmung kalt lässt, ob all der Kontroversen und
Ungereimtheiten, scheint mir etwas verständlich zu sein – ich bin auch
verunsichert – aber dass uns auch Peru egal ist, Nigeria, Irak, Timor
und all die anderen Länder, wo Öl die Mittel heiligt, zeigt, dass
globales Denken eher einem knallharten Kalkül gleicht, als zu
Gerechtigeit führt.
Kann dies anders beginnen, als durch Kinder? Durch ihre Erziehung,
ihre Bildung? Und etwas Zwang... Wohl kaum! Es ist einfach gesagt
schwer, einen Erwachsenen zu viel mehr zu zwingen, als mit seinem
Auto rechts zu fahren (Als ob...). Aus diesem Grund kann man auf
die heutige Generation Erwachsener kaum zählen, wenn es um
Änderungen in ihrer Lebensweise geht, die angebracht sind, um
die krassesten Auswirkungen des Industriezeitalter zu mildern.
Was war zuerst, die Kultur, oder die Energie, die sie antreibt? Ist es
unsere “Raucherkultur”, die uns in dieser fossilen Zwangsjacke
festzuhalten versucht? Sind wir insgeheim CO2 süchtig, brauchen
Rauchgeruch in unseren fossilen Kleidern, um in Fahrt zu kommen?
Auch die Mode ist in einer Sackgasse. Zumindest scheint mir, als ob
wir aus einer solchen beliefert werden. Dezente – sprich beliebige –
Klamotten mit grossen Labels. Uni, kunstlos, unverziert, langweilige
Baumwolle, von uns ferngedüngt in China, oder China, oder China.
Dem Mutterland aller Uniformen. Freiwillig unterstellen wir uns dem
Diktat endlos vieler Marken, die kaum unterscheidbar sind. Um als
Individualisten in der Masse nicht aufzufallen...
Macht uns vor, wie man einen die Verschwendung von Resourcen
fördernden Lebensstil ersetzen kann, durch neue Techniken und
Resourcen, wo Klugheit mehr zählt, als Kraft. Dies ist Voraussetzung,
nicht die Folge, kultureller Identität, die das Lokale einschliesst, aber
das Globale nicht verleugnet - höchstens zurückdrängt im Materiellen.
Aus Gewohnheit lieben wir das Grosse, Starke, jedoch zeigt uns die
Natur, dass das Kleine, Intelligente oft gewinnt. Auch in der Technik.
Würde der individuelle Nahverkehr einer strikt ökonomischen
Kosten/Nutzenrechnung unterworfen, würde alles anders aussehen
und fast reibungslos funktionieren! Strassen sind aber eher Laufstege
persönlicher Eitelkeiten, als Ergebnisse des Verlangens nach
reibungsloser Mobilität. “Gestört” von einem stetig anwachsenden
Schwerverkehr, entpuppt sich unser Verkehrschaos als eine täglich
gelebte Groteske, für die einstmals unsere Kinder noch Fragen haben
werden.
So uns irgendeine Restmenge an Fairness gegenüber unseren
Nachkommen noch helfen möge, sind wir am hinteren Ende des
Automobilbooms angelangt. Am Ende eines wahrlich gelebten
Traums. Die Zeichen der Zeit ändern sich, die Träume verabschieden
sich, zumindest aus Europa. Während Berlin, die Trendstadt Europas,
aufs Fahrrad umsteigt, steigt Beijing vom Fahrrad aufs Auto um. Im
Land der aufgehenden Sonne sieht man die Sonne nicht mehr. Aber
auch in Beijing erkennt man die Zeichen der Zeit. Die Neuzulassung
von Autos ist ab nächstem Jahr auf eine Viertelmillion begrenzt...
Lösungen für dieses Problem sind eher als von der Autoindustrie, von
Skatebordtüftlern zu erwarten, von Bastler, ja, von Amateuren
(übersetzt: die was sie TUN LIEBENDE). Sie sind besser positioniert,
Transportmittel für Menschen zu bauen. Ja, durchaus auch fett
gepolsterte und crashsichere Kleinstmobile für den Rentner!
Liegevelos für Eilige. Schwerfahrräder für den Transport. Mobile
Crepebuden mit Pedalantrieb. Tandemgezogene Müllanhänger.
Recyclingtonnen auf Skatebordrädern. Werkstatträder für
Handwerker. Rollende Eisdielen. Genau! Alles, was den Asiaten
schon längst eingefallen ist – plus UNS noch einfallbar wäre... Wir
finden doch eh die Asiaten so toll! Was gibt es stilvolleres, als in einer
Rikscha zur Arbeit gestrampelt zu werden, liebe Manager?
Ebenso wie ein Städter keinen eigenen Garten mehr hat, verliert er
auch zunehmend das Recht, die Stadt mit seinem Auto zu möblieren.
Es sei denn..., er lässt es unverschlossen stehen und offeriert es der
Allgemeinheit als wettergeschütze Parkbank und Ruheraum für
Obdachlose, denn Parkplatzgebühren werden fast ausnahmslos
MASSIV von der Allgemeinheit subventioniert. Eine Gemeinheit
gegenüber denen, die keine eigene “Droschke” haben. Ebenso wie es
irgendwann ein Anachronismus wurde, in der Stadt ein Pferd zu
haben, wird es unzeitgemäss, Autos in Städte zu lassen, ohne dass
sie mindestens zur Hälfte voll sind. Alleine diese Vorgabe würde den
Verkehr massiv reduzieren. Es hätte dann wieder Platz für Pferde...
Diese Zeiten sind vorbei, ausser, dass man immer noch eng
nebeneinander sitzt. Die Zweckmässigkeit des Transportmittels führt
aber kaum mehr zu Gesprächen. Wo alles perfekt funktioniert, kann
man sich nicht mal mehr durch gemeinsames Schimpfen erkenntlich
zeigen. Soziale Kontakte entstehen nur noch, wenn Züge stecken
bleiben. Der diskussionsfördernde ästhetische Vorschlag einstiger
Massentransportmittel ist technischem Sachzwang gewichen. Der
Effekt ist derselbe, wie wenn man öffentliche Parks dahingehend
modernisieren würde, dass alle Bäume durch sturmfeste
Betonschirme ersetzt würden, damit das Risiko entfällt, dass jemand
von einem Ast getroffen wird, oder man vom Regen nass wird. Mit
Videokameras hinter den Plastikbüschen, der Sicherheit halber. Und
10 Euro Eintritt bitte nicht vergessen!
Zugegeben, der Vergleich hinkt wie ein einbeiniger Pirat. Der Park ist
ein Ziel IN SICH, ein Endzweck, während der öffentliche Verkehr
bloss Mittel zum Zweck ist, zu funktionieren hat, pünktlich sein soll,
effizient und möglichst schnell. Dieses Unterscheiden birgt aber auch
Probleme. Es vertieft die Kluft zwischen zwei immer getrennteren
Lebensmodis, dem Rationalen und dem Sinnlichen. Der Erwerbswelt
und der Genusswelt. Der Unfreiheit und der Freiheit...
Menschen bei der Arbeit zu sehen ist schwer geworden. Kinder haben
keine Chance mehr, Handwerkern bei der Entstehung von Gütern
zuzuschauen, dies ALLEINE ein herber Verlust! Nicht mehr Teil des
Stolzes - nur noch ein Job - verbirgt Arbeit sich zunehmend hinter
einer Scham, dass man dieser überhaupt nachzugehen hat. Gefüttert
durch Medien, die den Alltag am Pool sitzender Promis portraitieren,
fühlt sich jeder als Versager, der mit 30 noch arbeiten muss. (Wer mit
30 noch nicht MILLIARDÄR ist, hat kaum eine Chance: O-Ton eines
jungen, erfolgreichen Internetunternehmers im Jahre 1999...) Um die
Scham wegzugrinsen, noch arbeiten zu MÜSSEN, behandelt man
beim Einkaufen Verkaufspersonal mit blankem Zynismus und weint
ihne keine Träne nach, wenn sie demnächst durch RDF-Chips
(drahtlos ablesbare Preisschilder) wegrationalisiert werden.
Moralisch sind wir vorkonditioniert für Shoppingcenter, wo man wie im
Schlaraffenland alles aus dem Regal nehmen und wortlos mitnehmen
kann, da am Ausgang alles automatisch von unserem Konto
abgebucht wird. Wir sind keineswegs beunruhigt, wenn unsere Welt
jeden Tag anonymer wird und der MENSCH ersetzt wird durch
Technologie, Hauptsache alles geht SCHNELLER!
Als Ausgleich zu diesem Stress wird alles Äussere vernachlässigbarer
für unsere individuelle, samtausgeschlagene Welt im Innern. (Wozu
durchaus auch unser Heer an Facebookfreunden zählt...) Die Stadt
der Zukunft droht eine Versammlung gegenüber den Anderen
rätselhafter Individuen zu werden, die ungeachtet ihrer diskret im
Beruf ausgeübten Spezialisierungen, sich alleine durch zur
Schau getragene Statussymbole unterscheiden.
Ich schwele in Nostalgie... Ich erinnere mich an Helmut Biel, der auf
der Strasse so reissenden Absatz für seine Ölbilder fand, dass er sich
ein Haus BAUEN LASSEN konnte, mit allem drum und dran, inklusive
Wintergarten, auf einem Hügel mitten in Deutschland. (Von ihm weiss
ich, dass dunkle Bilder sich teurer verkaufen lassen, als helle...) Er
war der Prototyp des erfolgreichen Lebenskünstlers. Er wurde nach
seinem Output beurteilt und nicht dumpf verachtet, weil er nicht in
Reih und Glied jeden morgen vor dem Fabriktor stand. Damals, als es
in Europa noch Fabriken gab...
Ich weiss es nicht. Laut neuesten Statistiken sind die Dänen und
Schweizer die glücklichsten Völker der Erde. Und zwar je älter sie
sind, je glücklicher! Ich will dieses Glück nicht relativieren, aber doch
vermuten, dass man sich gerade in solch undurchschaubaren Zeiten
glücklich schätzt, gleichzeitig alt und relativ vermögend zu sein.
Das einzige was zählt, so befürchte ich, ist, was zählbar ist!
Darunter fällt Kunst also sicher nicht. Und alleine der VERDACHT,
dass hier Künstler Geld verdienen können, OHNE Steuern zu zahlen,
lässt jegliches kommerzielles Interesse eines Lebenskünstlers als
potentielle Gaunerei erscheinen. Nicht zuletzt darum, entscheidet
sich der Staat zunehmend gegen jegliche Strassenkunst, neue
Märkte, illegale Parties, unkontrollierte Bars und Restaurants im
Privaten. Das ZULASSEN, sich SELBST zu helfen, kollidiert mit
dem Anspruch der Bürokratie, über alle geschäflichen
“Zuckungen” jedes Einzelnen informiert zu sein. Es wird lieber via
Behörde GEHOLFEN – mit Steuergeldern – als dass man sich selbst
helfen darf. Eine Frechheit! Auch dem Steuerzahler gegenüber, der
sich diesen Zusammenhängen kaum bewusst ist...
So scheisst der Teufel immer auf denselben Haufen, wie mein Vater
zu sagen pflegte. Und so ist auch der Erzfeind des Lebenskünstlers
nicht die Gewerbepolizei, sondern der schwerhörige Rentner, der
keine Strassenmusik vor seinem Haus duldet. Im Kommunismus
herrschte Gesinnungsschnüffelei, der Kapitalismus fördert
Gewerbeschnüffelei. War es dort und damals verboten, bestimmte
Dinge zu SAGEN, ist es hier und jetzt verboten, gewisse Dinge zu
VERKAUFEN.
Zumindest das WIE es verkauft wird, wird mit Argusaugen überwacht.
Eine Gewerbestasi durchforstet neuerdings auch das Internet nach
klammheimlichen Gewinnern, die es zur Kasse zu bitten gilt. Wer sich
selbst einen klitzekleinen Brosamen am wirtschaftlichen Kuchen
wegpicken will, stösst schnell auf Widerstand. Nur wer “ordentlich”,
also mit erdrückenden Bankkrediten und Mieten, die tausendste
Franchisingfiliale für Salzbrezel aufmacht, hilft sich systemkonform.
Als Geschäftsmodell für angehende Lebenskünstler ist dies kaum
geeignet, was die breite Masse mit einem Schulterzucken quittiert.
Parallelen mit der Entwicklungshilfe sind kein Zufall. Auch sie dient
Wirtschaftsinteressen. Via seine Einsicht, IRGENDWIE sozial handeln
zu müssen, wird der Steuerzahler zu einer schwer sichtbaren
Quersubventionierung der Wirtschaft gezwungen. Ein gutes Beispiel
ist der Staat der Solomonen. Reich an Resourcen wie Gold, Silber,
Nickel, Holz und Fisch, leidet dieser Inselstaat an bitterer Armut. Aus
diesen Gründen wimmelt es nur so von Entwicklungshelfern.
Die Gründe sind aber NICHT die bittere Armut, sondern die
Resourcen. Läppische 10% vom geförderten Goldwert bleiben im
Land hängen, die HÄLFTE davon im Gouvernement. 50 Australische
Dollar kommen für jede TONNE Fisch ins Land, etwa 70 US Dollar für
jeden Kubikmeter Tropenholz, der in China zu Bodenbelägen
verarbeitet wird, der in der Schweiz die Villen von stolzen Davosern
ausstaffiert.
DASS es das glücklichste Volk der Erde ist, ergab die weltweite
Studie einer Englischen Universität im Jahre 2006. O-Ton einer
grossen Schweizer Tageszeitung zu dieser Studie: “Die glücklichsten
Menschen der Erde gibt es da, wo man sie am Wenigsten vermutet,
auf Inseln in der Südsee....” (Als ob irgendjemand DAS wundern
würde!) Da das aber nicht sein DURFTE, ergaben zwei weitere
zwischenzeitlich gemachte Studien (ich glaube es war diesmal eine
Uni in Frankreich), dass die Glücklichsten, wie gesagt - wie sich
gehört - in der Schweiz leben, Dänemark etc. Man will JA keine
Zweifel aufkommen lassen an der Richtigkeit des Fortschritts, der
gerade in diesen zwei hübschen Kleinstaaten wirklich fortgeschritten
ist! So weit, dass er kaum mehr logisch begründbar erscheint...
Mein alter Freund Dr. M. ist im Knochenbusiness, und das ist in der
Schweiz ein gutes Gebiet, vor allem im Winter, nach Weihnachten.
Die “besten” Sportunfälle passieren, weil sich Menschen entweder
kaum bewegen und Paraplegikern gleich jede noch so kleine Distanz
auf Rädern gerollt sein wollen... ODER (Modus B), sie bewegen sich
plötzlich, wie wenn sie einen frisierten Rasenmähermotor im Hintern
montiert haben. Kaum mit neuem Sportgerät ausgerüstet, rastet
jegliche Logik aus und das verrostete Skelett reisst... Herrlich! M. hat
eine Motoryacht, fliegt oft zu Golfturnieren und hält sich das Jahr
durch am OP Tisch fit. Er schraubt neue Hüftgelenke in Greise, damit
diese bald wieder joggen können und ihre Tage nicht zwischen
Zeitungslesen und Baukränen zuschauen verbringen müssen.
Die letzten sozial schwachen Kinder, die noch nicht von ihrer Mutter
im Porsche Cayenne zur Schule chauffiert werden, müssen rennen -
um dann rechtzeitig zu Scheintod gelangweilt dazusitzen, weil der
halbe Lehrstoff Schnee von Gestern ist. Der unter dem Mikroskop auf
Restspuren Logik, oder gar Relevanz fürs Leben untersucht sein will.
In den Pausen ein paar Schlägereien und verwandte Leibesübungen,
versinkt das Skelett schnell wieder in Totenstarre, um das Geburtsjahr
Nepukadnezars zu erfahren, oder das Verhältnis zwischen X Quadrat
und Y Quadrat. Nicht mal in der Nase darf gebohrt werden!
Was hilft uns, Sinn zu finden, spätestens kurz vor Schluss? Egal wie
nüchtern man gelebt hat, unwichtig, wie viel man gerackert hat, hängt
unsichtbar ein feines Fragezeichen über unseren Köpfen: War das
Leben lebenswert? Oder so ähnlich.
Die moderne Medizin gibt Wenig her, ebenso moderner Zynismus. Die
Bibel, der Koran mag Antworten liefern, aber es sind nicht unsere
Antworten, sondern überlieferte Formeln des Glücks. Worte.
Buchstaben. Uralte Symbole. Manchen helfen sie, manchen nicht.
So wie Bettler Aussenposten der Menschheit sind, sind Alte dies auch,
wenn auch in einer anderen Dimension. Und ebenso wie der
Überfluss einen kleinen Kanal offen halten sollte zum Mangel hin,
braucht es den Verbindungskanal vom Überfluss an Lebensenergie,
-freude, -zeit, hin zum Mangel an noch verbleibender Zeit. Die beste
Medizin für Alte sind Kinder, das Lachen des frischen Lebens. WO
und WIE gräbt sich dieser Kanal durch so getrennten Welten?
Kinder können keine Ärzte ersetzen, nur Botschafter des Lebens sein.
Und das in so starkem Masse, dass Ärzte vielleicht etwas mehr Zeit
bekämen... Wenn Lachen die beste Medizin ist, dann sind Kinder die
besten Pharmaproduzenten der Zukunft!
Ich vermute... Ich vermute – da ich selber so gesund bin, dass ich seit
Ewigkeiten kein Spitalzimmer mehr aus der Bettenperspektive
gesehen habe – ich VERMUTE also bloss, dass sie weiterhin weiss
und sauber sind, die Betten, die Wände, die Decke, und dass
ordentlich in der Mitte der Wand ein Bild hängt von beispielsweise
dem Gotthardmassiv, den Alpen, einem See oder so. Ein Foto.
Vielleicht sogar schwarzweiss, weil man in den letzten 7
Zimmerrenovationen nie auf die Idee kam, das auszutauschen.
Vielleicht ist es auch ein vergilbter Clown hinter Glas oder
Sonnenblumen, die vor hundertfünfzig Jahren von Van Gogh gemalt
wurden. (Schön wärs...!)
Kurz, ein Graus für jedes Kind! Arm, wer hier zu Besuch kommen
muss. Für den klinischen Geruch kann die Klinik wahrscheinlich
nichts, aber für den FabrikLOOK. Sicher renne ich hier offene OP-
Türen ein, wenn ich ein BETONT menschliches, also künstlerisch
verspieltes Environment für Kranke, Alte, aber auch ihre Besucher,
durchaus begrüssenswert fände! Ich bin mir todsicher, dass alleine
schon ein menschlicherer LOOK zu schnellerer Genesung und einem
längeren Leben führt!
Und für den LOOK..., verweise ich mal wieder gerne auf das
“arbeitslose” Heer an Kindern. In weissen Kitteln sollten sie malend
und gipsend durch die Labyrinthe moderner Kliniken schleichen
und “Spiel mir das Lied vom Leben” summen. Es gibt viel zu tun!
Eine Chance nicht bloss für Hersteller der besten Biofarben, nein,
auch DIE Chance, einen kleinen Kanal zwischen Alt und Jung, Krank
und Gesund zu eröffnen. Eine Chance auch, dass sich schon früh ein
Kunstverständnis bilden kann, in unserer von Kunst kaum tangierten
Medizin. Und dass Kunst uns durch das GANZE Leben begleitet!
Eine Chance für eine Medizin, die Ästhetik einschliesst, nicht nur
ihre nackte Funktion! Eine RIESENCHANCE, die einzig auf der
Grundlage kindlicher Naivität nicht Gefahr läuft, institutionalisiert zu
werden, Projektionsfläche verkappten Sponsorentums zu werden -
und wie die ganzen Tricks noch heissen, der KUNST die Luft aus den
Schwingen zu nehmen.
Sage mir WO du bist, und ich sage dir, WER du bist! Von der
Schaltzentrale eines AKWs erwarte ich keine beruhigende Symbolik,
aber von einem Spital, dass es nicht wie ein AKW aussieht, mit
Menschen statt Brennstäben, die langsam abklingen!
Nachwort
Eine der grössten Zukunftsfragen wird immer mehr: Wie erreichen wir
eine Balance zwischen totaler Offenheit und totaler Obskurität? Auf
persönlicher Ebene, auf kultureller Ebene, auf Staatsebene. Das
Internet, speziell Facebook und Co., verändert die Bedingungen in
Lichtgeschwindigkeit. Wer daran teilnimmt, riskiert zum gläsernen
Menschen zu werden. Wer nicht daran teilnimmt, zum schwarzen
Fleck, unsichtbar, obskur...
Als Mitte des 19. Jahrhunderts der Suezkanal gebaut wurde, war man
sich zuerst nicht sicher, in welche Richtung das Wasser fliessen wird,
da man die Meeresspiegelhöhe der beiden Meere noch nicht genau
messen konnte. Dieses Risiko bin auch ich eingegangen. Was in von
mir vermuteten Zusammenhängen der Ursprung ist, und was die
Auswirkung, ist mir oft unklar. Zu mutmassen, heisst aber zu WAGEN!
So möge der eine oder andere von mir in diesem Essay gegrabene
Verbindungskanal munter weiter sprudeln und sich tiefer eingraben.
Andere Kanäle mögen stagnierende, seichte Gewässer sein, voller
Binsen(wahrheiten). Wieder andere, Wasser über die falschen Mühlen
tragen, die extrem links und rechts meiner Gedankenströme lauern.
Ich glaube aber nicht, dass von ihnen ECHTE Gefahr ausgeht, da sie
in ihrer äusseren Form als Extreme (Parteien, Ideologien) längst
erkannt und daher gebannt sind. Die viel grössere Gefahr liegt im
Übersehen des Extremismus, der getarnt im Mainstream fliesst!
Ihn zu enttarnen und ihm Wasser abzugraben, kann zu einem
Sturzbach neuer Erkenntnisse und Produkte führen. Ich hoffe es!
Quelle meiner Zuversicht ist DIE Jugend. Sie speist einen grossen
See an unsichtbaren Möglichkeiten, die wohl nur sie unverfälscht an
Land ziehen könnte. Natürlich sind sie aber auch auf die Hilfe der
vereinigten “Erwachsenenschaft” angewiesen, ihnen dafür Raum und
Resourcen zu überlassen – und mögen sich daher ziehmen...!
Zu gut Deutsch, die Schule der Zukunft braucht mehr Isolation nach
Aussen, um im Innern wachsen und blühen zu können. Sie DARF die
Erwartungshaltung der Wirtschaft auf “gute” Schulabgänger dämpfen,
WENN sie mit sinnvollen Alternativen aufwarten kann!
Aber eben...: Wo die Lehrer und Lehrerinnen sind, die einen eher
radikalen Paradigmenwechsel der Schule mittragen können und
WOLLEN, kann ich nur vermuten. Sie gehen wohlgesinnt auf
Tauchurlaub, vor der Insel der Schule, um Hirnkorallen zu studieren...,
kämpfen aber vom ersten Flossenschlag an mit Schwärmen
beamteter Tintenfische, die fortlaufend Lehrpläne ablaichen, die dem
Wohl des Witschaftskraken dienen. Sobald die Ambitionsreserven der
Lehrer für eine bessere Welt weitgehend aufgebraucht sind..., lässt
man sie Luft schnappend, Schwämme werfend und unter höllischen
Quallen in fixfertige Schulen auftauchen, die von Imobilienhaien
gebaut wurden. Wie Zitteraale müssen sie einen Kubikmeter Kreide
Wandtafeln entlang ziehen, bis sie irgendwann pensioniert werden.
Mögen sie sich ihrer fundamentalen Macht bewusst werden, wenn sie
die Kreide nicht FRESSEN, sondern NUTZEN für eine coole Zukunft!
Copyright: Gerd Fehlbaum 2011 – Copy and Paste erlaubt, aber nur mit Quellangabe.
(Gilt auch für zukünftige Politiker!)
„Ich hoffe, ich habe Euch, liebe Leser/innen, auf die eine oder andere
Art inspiriert, Dinge anders zu sehen und frische Fragen dahinter zu
entdecken, die zu interessanten, klugen Antworten führen werden!“
„Es gibt 3 Regeln ein gutes Buch zu schreiben. Leider kennt sie niemand!“ Aldous Huxley
Essay (Plural: Essays), auch: Essai (über französisch essai von mittellateinisch exagium, „Probe“,
„Versuch“), ist eine geistreiche Abhandlung, in der wissenschaftliche, kulturelle oder gesellschaftliche
Phänomene betrachtet werden. Im Mittelpunkt steht die persönliche Auseinandersetzung des Autors mit
seinem jeweiligen Thema. Die Kriterien streng wissenschaftlicher Methodik können dabei
vernachlässigt werden.
Essays zählen auch zu den journalistischen Darstellungsformen. Ähnliche Textarten, teilweise auch
synonym verwendet, sind Causerie, Glosse, Kolumne, Traktat, Aufsatz und der journalistische
Kommentar sowie der Leitartikel.
Der Übergang zwischen Essay und Aphorismus ist fließend: 'Der Essay ist der große Bruder des
Aphorismus'...
….Die essayistische Methode ist eine experimentelle Art, sich dem Gegenstand der Überlegungen zu
nähern und ihn aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das Wichtigste ist jedoch nicht der
Gegenstand der Überlegungen, sondern das Entwickeln der Gedanken vor den Augen des Lesers.
Viele Essays zeichnen sich aus durch eine gewisse Leichtigkeit, stilistische Ausgefeiltheit,
Verständlichkeit und einen nicht zu unterschätzenden Witz. Jeder neue Begriff wird eingeführt und
vorgestellt. Handlungen werden chronologisch erzählt und Zitate deutlich gekennzeichnet; meist ist es
aber befreit von vielen Zitaten, Fußnoten und Randbemerkungen. Zuweilen ist es auch schlicht eine
stilisierte, ästhetisierte Plauderei.
Während der Autor einer wissenschaftlichen Analyse gehalten ist, sein Thema systematisch und
umfassend darzustellen, wird ein Essay eher dialektisch verfasst: mit Strenge in der Methodik, nicht
aber in der Systematik. Essays sind Denkversuche, Deutungen – unbefangen, oft zufällig scheinend.
Damit ein Essay überzeugen kann, sollte er im Gedanken scharf, in der Form klar und im Stil
geschmeidig sein.....
….In seinem Buch Lebenslauf III deutete Walter Benjamin seine Essays so: „Ihre Aufgabe ist es, den
Integrationsprozess der Wissenschaft […] durch eine Analyse des Kunstwerks zu fördern, die in ihm
einen integralen, nach keiner Seite gebietsmäßig einzuschränkenden Ausdruck der religiösen,
metaphysischen, politischen, wirtschaftlichen Tendenzen einer Epoche erkennt.“....