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Vorwort

Zukunft WOZU? Eine banale Frage? SO nicht stellbare Frage...?

Nach den Ereignissen des vergangenen Monats, seit ich dieses


Essay fertig gestellt habe, nach den Aufständen der Jugend in Arabien
und Nordafrika, die explosionsartig aus dem “Nichts” aufgetaucht sind,
scheint mir diese Frage nötiger denn je. Nur zu fragen, Zukunft WIE,
entpuppt sich als eine zunehmend technische Frage, zum Beispiel,
WIE können wir die riesigen Energieprobleme lösen? WOZU zu
fragen, heisst dagegen, die Grundannahme genauer unter die Lupe
zu nehmen, DASS wir immer mehr Energie benötigen. WOZU also...?

Diese anfänglich etwas bescheiden wirkende Frage, erlaube ich mir,


diversen Grundannahmen unserer Epoche entgegen zu halten,
besonders – aber nicht ausschliesslich – Europas, wo viele dieser
Grundannahmen formuliert wurden. Als Schweizer bin ich Landsmann
des berühmten Pädagogen Pestalozzi, dessen Idee einer guten
Schulbildung für Alle, zu einer selbstverständlichen Grundannahme
geworden ist, die man nicht mehr hinterfragt. Was etwas in
Vergessenheit geraten ist, ist sein Credo: Bildung für den Kopf, die
Hand und das Herz! In diesem Essay gehe ich unter anderem der
Frage nach: Wie geht es der HAND? Dem HERZ? Derer, die unsere
Schulen verlassen und ihre Zukunft in “Angriff” nehmen.

Interessant in diesem Zusammenhang sind für mich die Revolten des


gerade ausklingenden Monats Februar, die SO niemand voraussehen
konnte, aber doch logisch erklärbar sind. Ihre Gründe findet man in
einer Kombination neuer Wirklichkeiten, zu denen gehört, dass auch
in exotischen Ländern eine breite Schicht Jugendlicher intellektuell gut
ausgebildet ist, aber sich DESWEGEN daraus noch nicht ergibt, dass
sie damit ihr Geld verdienen können. DAS hatte man ihnen aber
anders erzählt... (In Europa passiert dasselbe, die Auswirkungen sind
aber noch nicht so offensichtlich!)
Manuell weitgehend ungefördert, unfähig Kamele zu melken,
Kochtöpfe zu schmieden, oder Zelte zu nähen, steht eine kluge, neue
Generation einer klugen, alten Kultur vor dem Nichts. Das einzige was
sie haben, sind Handies, Facebook und Millionen gleichaltriger, aber
bildungsferner Freunde, die ebensowenig Arbeit finden wie sie, die
Universitätsabsolventen. Im Gegensatz einer Studentenrebellion, wie
die in den Siebzigern, die in den gut beschäftigten Arbeiterschichten
Europas wenig Echo fand, handelt es sich jetzt neu um eine breit
abgestützte Revolution, deren Ende kaum absehbar ist. Ich glaube
nicht, dass man in Arabien moderne Prophetie studiert haben muss,
um voraussagen zu können, dass diese Revolution in der einen oder
anderen Form bald jeden Erdteil erreichen wird. Mit Zorn im Kopf über
zynische Poltik und korrupte Wirtschaft, mit einem Handy in der einen
Hand und einem Pflasterstein in der anderen, mit Hoffnung im Herzen
auf eine gerechtere Zukunft, beginnt ein neue Zeit. Wird sie besser?

Ich bin froh, dass ich dieses Essay vor diesen weltbewegenden
Revolutionen geschrieben habe - zwischen Dezember 2008 und
Februar 2011 - Nicht abgelenkt von quakenden Medien, die gerade
nonstop aus Tripolis berichten. Aber auch fernab DESSEN, was mir
als ergründenswert galt, entstand dieses Essay in den kindlichen
Gefilden pazifischer Südseestaaten, die ich im Segelschiff bereiste.
Ein Hauch papalagimässiger Denkweise (Siehe Buch “Papalagi”) mag
die eine oder andere Passage eingefärbt haben. Mir war nicht darum,
die Menschen und Kulturen zu beschreiben, die ich HIER besuchte,
denn sie schienen mir besser daran zu tun, dem suchenden Blick der
Touristen möglichst unbekannt zu bleiben. Ihre tieferen Geheimnisse
kenne ich nicht und wollte sie den Insulanern auch nicht entlocken.
Ich liess mich aber beseelen von ihren auf den ersten Blick einfachen
Lebens- und Denkweisen, ihren einfachen Fragen. In diesem Geist
habe ich gut zwei Jahre immer wieder den Stift in die Hand
genommen, um einer Frage nachzugehen, die man vielleicht vor
allem auf dem Herzen hat, wenn man Mutter oder Vater oder Kind ist,
was hier in der Südsee auf praktisch ALLE zutraf!

Das Wort Kind brauche ich in diesem Essay oft, ich meine damit nicht
immer das “klassische” Kind, sondern ebenso Schüler, Jugendliche,
Studenten, Junggebliebene, manchmal sogar das Kind in JEDEM.
Schüler ist man nur kurz, EIN Kind aber garantiert sein Leben lang...
Dass ich nicht überall versuchen konnte, geschlechtsneutral zu
schreiben, möge man (frau) mir verzeihen! Gemeint sind natürlich
BEIDE, und wenn nicht, so hebe ich das meistens hervor. Erzählfluss
geht mir vor political correctness! (Vieles sonst auch...)

Nicht vergessen, dies ist ein Essay, es bedient sich oft Aphorismen
(symbolischer Vergleiche), es hat radikale Spitzen, versucht sich nicht
in Mässigung, noch in wissenschaftlicher Objektivität. Es berührt
sensible Bereiche, von Geld bis Religion und Politik, von Drogen bis
Wissenschaft und verknüpft diese Bereiche in teils herzerfrischender
Originalität. Und es stellt viele Fragen, ohne sie klar zu beantworten.

Gewidtmet habe ich dieses Essay (genauere Erklärung was ein Essay
ist im Anhang) meinen Kindern, Luna 9 und Piran 14. Auch wenn mir
dies nicht immer gelang, so versuchte ich zumindest, so zu schreiben,
dass sie es verstehen, BEVOR sie erwachsen sind. Ausgestattet mit
schulischer Bildung, Handy und Facebookaccount, voller Zuversicht
ein erfülltes Leben führen zu dürfen, möge “PS. Zukunft ...WOZU?”
ihnen helfen, Nötiges von Unnötigem im Leben zu unterscheiden.

PS. Ich mache hier nur Vorschläge wie man Dinge und Phänomene
AUCH sehen kann. Eine Art Fussnote zum grossen gesellschaftlichen
Diskurs “wie weiter?”. Es soll keine Anleitung zur Revolution sein, kein
politisches Manifest, nur eine Inspiration zur notwendigen Evolution
heutigen HANDELNS. (Wie heute GEDACHT wird, interessiert die
Zukunft kaum!) Ich möchte nicht Weisheiten von “oben” nach “unten”
reichen, eher frische, originelle Sichtweisen von “hinten” nach “vorne”.

Gerd Fehlbaum, Dili, Osttimor, 28. Februar 2011


1. Kapitel Zukunft, was bedeutet sie uns eigentlich?

Wer heute von Zukunft spricht, meint selten mehr als ein paar Jahre.
2020 vielleicht. Aber selbst diese wenige Jahre entfernt liegende
Zukunft erscheint unwägbar und fremd, also reduzieren wir unsere
Vorausschau, die uns einigermaßen sicher erscheint, auf momentan
etwa, so schätze ich, sechs Monate. Bereits ein volles Jahr hat so
viele Variablen, dass man als vernünftig denkender Mensch keine
Ahnung hat, was auf unser Leben - sowohl individuell, als auch global
- zukommen wird. Lebe JETZT! sagen daher Viele. Ob sie mit dieser
Einstellung eine gute Antwort gefunden haben?

Lebe jetzt! Alte Weisheit liegt darin, im Hier und Jetzt zu sein, im
Denken und Tun. Sich nicht große Gedanken zu machen über DIE
Zukunft. Zu komplex sind die Stränge aus Ursachen, als dass die
zukünftigen Wirkungen daraus sichtbar wären. Noch schwerer, daraus
Korrekturen zu formulieren, die in Zukunft zu Bedingungen führen
würden, die unserer Gegenwart als erstrebenswert gelten.

Seit der Klarheit, die Newton in unser menschliches Denken


eingebracht hat, indem er Fragen der Himmelsmechanik als erster
logisch erklären konnte - also auch vorhersehbar machte - ist es
trotzdem trübe, wenn man auf unserer Erde “nach vorne” schauen
will. Es ist einfacher, die Gegenwart im globalen Masstab zu erfassen,
als über den Zeithorizont zu spähen. Symbolisch sitzt die Menschheit
in einem Bus mit so klaren Scheiben zur Seite – in die Ferne – wie nie
zuvor, dank den modernen Medien. Auf die “Strasse” vor uns sehen
wir wegen dem aber nicht besser.

Nun gibt es Institutionen, die sich zur Aufgabe machen, unseren Blick
nach vorne zu schärfen. Wissenschaftlich wird hochzurechnen
versucht, was passiert, wenn wir uns weiterhin so verhalten, wie
bisher. Uns SO vermehren, SO unsere Bedürfnisse befriedigen etc.
Es werden auch Voraussagen gemacht, was passieren wird, wenn wir
uns anders verhalten würden. Alles sehr interessant, aber als Masstab
für das eigene Verhalten oft kaum zu gebrauchen. Andere versuchen
mit Gottes Hilfe, Kristallkugeln, Inkakalendern, oder Nostradamus
über den Zeithorizont zu schielen. Ihre Aussagen sind von Glauben
geprägt, nicht Logik.

Das größte Mysterium von allen, ist die ZUKUNFT geworden...! Nicht
mehr die Weite des Alls, oder der Ursprung von Blitz und Donner,
oder das Leben an sich. Seit der Vielfalt wissenschaftlicher
Erkenntnisse und ihrer Verbreitung durch die Medien sind die
grossen, einstmals göttlichen Fragen zur unterhaltenden Kuriosität
geschrumpft. Ähnlich ist es einem anderen grossen Mysterium
ergangen, der Vergangenheit. Sie liegt weitgehend ausgegraben vor
unseren Augen, entschlüsselt in TV Serien, erklärt bis zurück zum
Urknall. Es geht nur noch um die Bruchteile der ersten Nano-Sekunde
der Schöpfung, dann weiß der Mensch eigentlich alles. Ausser die
Zukunft. Also: Lebe JETZT! Ein altes Bedürfnis, glaubt man, aus dem
Bauch heraus richtig.

Gut 300 Jahre nachdem Newton seine Regeln formulierte, wie die
Welt zu beobachten ist, um zu brauchbaren Resultaten zu kommen,
nach rund 300 Jahren Präzisierung auf das Wesen der Natur - den
Menschen eingeschlossen - stelle ich einfach mal die Frage, ob
unsere jetzige “Menschenwelt” das Resultat 300 jährigen Strebens
nach Logik ist?

Natürlich kann diese Frage nur beantwortet werden, wenn es gelingt,


eine Art Ziel zu formulieren, oder Richtung, in welche die Welt
getragen werden wollte, durch den Einsatz kollektiver Logik, statt
göttlicher Moral. HATTE Logik ein Ziel? Wohl kaum!
Aber sie ergab eine Richtung. Und in der sind wir weit gegangen.
Sicher haben wir es auch der Logik zu verdanken, dass heutzutage
alle Menschen (theoretisch) als ebenbürtig betrachtet werden, egal
welcher Rasse, Zugehörigkeit etc. Demokratie, Menschenrechte,
Frauenstimmrecht: alles Folgen klaren, logischen Denkens.
So steht unsere Menschenwelt heute auf den Säulen der Logik
unveräußerlicher Menschenrechte, als auch konstitutioneller
Demokratien in immer mehr Ländern. Sogar die ersten Ansätze
unveräußerlicher Rechte der Natur auf Artenvielfalt, gelingt es
logischem Denken zu begründen. Die Logik, die wir in der Natur
vorfinden, lässt es zunehmend logisch erscheinen, sie beschützen zu
müssen vor Ausbeutung über das Maß hinaus, in der sich die Natur
erneuern kann. Und sie vor unnötiger Qual zu beschützen, ist auch
immer logischer, da uns durch wissenschaftliche Betrachtung klar
geworden ist, dass Tiere und Menschen sich ähnlicher sind, als
Menschen früher gedacht hatten - tief drin dieselbe Sprache haben.

Das sind Säulen des Wissens, auf denen der Mensch jetzt steht und
etwas “erhöht” die Welt überblickt. Es sind Siegesäulen, dem langen
Zwist mit religiöser Bevormundung gewidmet - es gibt immer noch
Ausnahmen - Säulen des Wissens über fast ALLES, was JETZT
geschieht! Wir stehen auf den Säulen der inzwischen BEWÄHRTEN
Logik, dass für jedes Problem eine Lösung gefunden wird, solange
der zuständige Zweig der Wissenschaft genug daran herum studiert
und genug Geld dafür zur Verfügung gestellt wird.
Freiheit, Wissen, Forschung. Auf diesen stabilen Säulen sind wir
bestens für die Zukunft positioniert. Komme was wolle! Nur WIE die
Zukunft denn tatsächlich aussehen wird, entzieht sich unserer
Kenntnis. Insofern sind Strategien, die jetzt ausgedacht werden,
vielleicht morgen falsch.

Diese Gefahr bestand schon immer, liesse sich dazu sagen. Ist es
aber nicht vielleicht wichtiger denn JE, dass Strategien wenigstens
einigermaßen richtig sind? Ganz einfach, weil die Zukunft von uns,
sich von der Zukunft unserer Vorfahren vor allem dadurch
unterscheidet, dass sie sich VIEL schneller entwickelt. Als auch aus
den Ergebnissen temporärer Ereignisse, Moden, Trends entsteht.
Während alte Kulturen sich zwangsläufig auf lange Zeiträume
stützten, stützt sich die Zukunft auf eine ganz kurze Vorentwicklung.
Symbolisch: der Menschenbus fährt so schnell wie nie zuvor!
Wenn man die Menschen von früher aber etwas genauer studiert, fällt
auf, dass ihnen die Zukunft wichtig war, sowohl im persönlichen, wie
im kollektiven Sinn. Schon die Höhlenbewohner waren gezwungen,
Vorräte anzulegen für den Winter, später begann der Mensch Bäume
zu pflanzen, die erst die kommende Generation ernten wird. Der
Mensch von früher lebte - nicht überall, versteht sich - im Bestreben,
nicht von der Hand in den Mund zu leben, sondern versuchte, die
Zukunft der Natur unter möglichst grosse Kontrolle zu bringen, obwohl
seine Mittel dazu sehr begrenzt waren.

Parallel entstand der Wunsch, auch im persönlichen Bereich eine


kontrollierbare Zukunft zu erzeugen, indem man sich “Nischen im
Sein” ausdachte, in denen nach dem Tod weiter existiert werden kann.
"Ich lebe jetzt!" dürfte den meisten Menschen von früher kaum als
Lebensmotto gedient haben, um sich vollwertig zu fühlen in einer
ansonsten wenig durchschauten Welt. Fremde hinter jedem Horizont,
unverstandenen Naturphänomenen wie Blitze es waren, Kometen, der
ganze unbegreifliche Sternenhimmel, der über den unheimlichen
Nächten lag.

DARAUS nun zu schließen, der Mensch von HEUTE möge sich bitte
auch um die Zukunft kümmern, würde allerdings keinen weiteren Sinn
ergeben, höchstens traditionelle Persönlichkeiten in ihrer Weltsicht
bestätigen, die letztlich nur sie als maßgebend erachten. Ihrem
GLAUBEN nämlich.

Die moderne Freiheit des Individuums, zu tun und zu lassen, wie


er/sie es richtig findet - solange es niemanden schadet - beinhaltet
nämlich (noch) keinen Anspruch darauf, im täglichen Handeln an die
Zukunft denken zu müssen. Nicht zu schaden hat man die
Gegenwart, den Moment, die existierende Realität, ihren Ablauf
und ihre Funktion. Mehr nicht!

Wenn man nun die Zukunft der Menschen von früher mit der des
Menschen von heute vergleicht - spätestens seit der Entwicklung der
Atombombe - fällt auf, dass die Zukunft früherer Menschen leichter zu
deuten war, als die von heute. Fast alle Entwicklungen verliefen
langsam. Die Zukunft zu deuten war ein einfacher Prozess der
Extrapolation des Vergangenen. Was war, ist. Was ist, wird. Auch
wenn schon seit Beginn der Menschengeschichte global betrachtet
eine Katastrophe nach der anderen passierte, wo die Kontinuität der
Geschichte gesprengt wurde, so hatten sie nur selten Einfluss auf die
Zukunftsperspektive einzelner Gemeinschaften oder Individuen, weil
die Informationen über die Katastrophen nicht da waren. DIE Zukunft
war recht klar vorhersehbar, was früheren Menschen Kraft gab, die
noch verbleibenden Unwägbarkeiten der Gegenwart zu ertragen.

Und heute? Rund um die Uhr gefüttert mit Katastrophennachrichten


aus der ganzen Welt, befürchtet man die Unwägbarkeit der Zukunft
und glaubt, dass sie total offen ist. Dass sich alles ändern wird in
unbekannte Richtung. Ergo: Lebe einfach JETZT! Wer Lust hat,
pflanzt ein Bäumchen...

2. Kapitel Hoffnung, worauf?

Eine zunehmende Dualität: Den Moment betonende Lebenslust


einerseits, Einsicht, vernünftig HANDELN zu müssen, andererseits.
Dieser Dualismus war den früheren Menschen vielleicht weniger
bekannt. Selbst Kriege wurden "weise" geplant und durchgeführt.
Gewonnen hat oft, wer die vorausschauendere Strategie hatte, nicht
unbedingt, wer bessere Waffen besass. Dass dies heute anders ist,
zeigt der Krieg zwischen dem Gaza Streifen und Israel. Weder die
Palästinenser hatten gut geplant, noch die Israelis. Vorausschau ist
ersetzt worden durch rücksichtslose Brutalität, auch gegenüber der
Zivilbevölkerung. Auf beiden Seiten. Man könnte meinen, Kinder die
nie zur Schule gegangen sind, würden die Offiziere befehligen. Die
Palästinenser - die Hamas, was nicht GENAU dasselbe ist –
beschießt Israel mit Raketen. Fern jeglicher Strategie, damit ihre
Zukunft zu verbessern oder ihren Feind zu irgendetwas zu zwingen,
ausser zum sinnlosen Gegenschlag. Ein Krieg aus Eitelkeit. Ein Krieg
für die Gegenwart, den Moment, die Medien, die der ganzen Welt
davon berichten. Ein Krieg fürs Image, für den kurz durchlebten Stolz,
ohne Nutzen für die eigene Seite, für morgen, die Zukunft. Es ist der
4. Januar 2009 und es wird weiter gebombt, es werden weiter
Raketen abgeschossen. Eine tödliche Silvesterparty, die sich wie ein
ferner Albtraum über den Zeitgeist der Menschen ergießt. Die Welt ist
nur “in Ordnung”, wenn man keinen TV hat, kein Internet und tief im
Wald lebt, statt im (via Medien UNS ALLEN) nahen Osten.

Es ist gut vorstellbar, dass Menschen früher nicht das Risiko


eingegangen wären, einen so offensichtlich nutzlosen Krieg zu führen!

Menschen von früher "mussten" sich ja auch nicht.... vor TV Kameras


produzieren, wie sie Steine in Richtung ihrer Gegner warfen, oder
Schlimmeres, um ihrem Tun Achtung zu verschaffen. Die Amerikaner
haben der neugierigen Weltöffentlichkeit einen “Gefallen" getan, als
sie im Kuwaitkrieg 1991 TV Kameras in ihre ferngesteuerten Bomben
eingebaut haben. Und Israel tut jetzt - 18 Jahre später - dasselbe.

Wozu? Ich lebe jetzt! Und denke nicht an morgen, an übermorgen, an


die Zukunft, die beim Stichwort Naher Osten tatsächlich rätselhaft ist.
Und da bei diesem - im jetzigen Zeitalter ewig wirkenden - Konflikt
sich regelmäßig die ganze Welt angesprochen fühlt, ist die Zukunft
der ganzen Welt rätselhaft, da in einen unlösbaren Konflikt verwickelt.

Der normale Mensch geht einer noch ungewisseneren Zukunft


entgegen, als vor einem Jahr, so viel lässt sich sagen, ohne einen
Funken Zynismus. Seine Auswirkung auf die Zukunft ist gleich NULL,
denkt jeder und verkriecht sich im Jetzt, im Spass, im Konsum, zu
dem wir jeden Tag ermuntert werden.

Werfen wir nochmals einen Blick zurück in die Vergangenheit unseres


Menschengeschlechts, so fällt nicht nur auf, dass sich zumindest
Hochkulturen konkret mit ihrer Zukunft befasst haben, sondern auch,
wie wenig dies bewirkt hat. Wie klein letztlich ihr Einfluss war auf die
Zeit danach. Wie jede Hochkultur abtreten musste. Wie fast alle
Prinzipien und Werte, Bilder, Figuren und Gefäße sich entweder
auflösten, oder zerbrachen in wenigen Generationen. Wie Erde und
Flugsand, das Meer, Vulkane und Dschungel in relativ kurzer Zeit
alles Menschliche "verdaut" hat. (Von Ausnahmen abgesehen –
Paradebeispiel die Pyramiden - da ihre Erbauer wirklich gründlich an
der Zukunft herum studiert hatten...)

Der Mensch von früher wusste wenig über "die Welt an sich", gar
nichts über seinen biologischen Werdegang (Evolution), aber achtete
seine Zukunft mehr, als der moderne Nachfahre. Er konnte sie sich –
im Gegensatz zu UNS – vorstellen... UND, er wollte von der Zukunft
rückwirkend geachtet werden. Der weit verbreitete Ahnenkult zwang
ihn, “zukunftsrichtig” zu handeln. Über lange Zeiträume gepflegte
Traditionen halfen ihm dabei. Grosse Änderungen waren nicht gefragt.
Wohlergehen nach dem Tod lag in der Hand seiner Nachfahren –
nicht NUR in der Hand von Göttern – also bemühten er bzw. sie sich
redlich um ihren Nachwuchs...

“Zurück” ins Jahr 2009. Die Welt ist aufgeteilt in eine arme Hälfte und
eine reiche Hälfte. Das Wort Zukunft ist auf der armen Hälfte der Welt
fast ein Fremdwort. Die Nachkommen der Inkas, die den Lauf der
Planeten für Jahrhunderte genau voraus berechnen konnten, leben
heute von der Hand in den Mund.
Und auf der reichen Hälfte der Welt hat das Wort Zukunft etwas... nun
ja, Altmodisches an sich! Es tönt nach Siebzigern, nach Club of
Rome, nach längst versiegter Aufbruchstimmung. Das Wort Zukunft -
sorry - tönt fast wie ein WITZ!

“Lebe jetzt, mein Freund, setz dich hin, hab einen Tee mit mir. Was
möchtest du? Darjeeling, Rosentee, Green Tea, Holunderblüten? Nun
sag doch endlich...!”

Hinter jeder Realität steckt eine andere Realität. Wir sind darauf
trainiert, auf eine solche Aussage zu nicken und denken vielleicht an
die Atomstruktur in den Teeblättern, oder fragen uns, ob der Rosentee
aus einem Fair Trade Laden stammt. (Den Gastgeber zu fragen,
trauen wir uns nicht unbedingt!)

Die rasche Entwicklung der Logik, seit Newton uns messerscharfe


Werkzeuge dazu in die Hand gegeben hat, führte zu einem
Verständnis des Kosmos ohnegleichen. Aber parallel entsteht ein
Unverständnis gegenüber den Dingen.

Was aus rationalem, logischem Tüfteln entstand, an Produkten, ist


dem Einzelnen immer öfter ein Rätsel. Es wird gekauft, was in den
Laden kommt, genauso wie geglaubt wurde, was von der Kanzel
gepredigt wurde. Damals, vor Newton. Und ebenso wie die Religion
eine Mischung war aus Sinn - denn sie half den Menschen, Leid zu
ertragen - und Unsinn - denn sie diente letztlich dem Machterhalt der
Kirche - ebenso ist Wirtschaft eine Mischung aus Sinn und Unsinn.
Wie in der Religion werden wir kaum aufgeklärt, was was ist. Jede
Firma, jedes Produkt, beansprucht für sich, Sinn zu machen. Aber
konkret weiß die Mehrheit der Menschheit nicht, aus was
Zahnpasta besteht. Der Mensch von früher dagegen, war
zunehmend - und mit dem Mittelalter vielleicht als Höhepunkt -
ausgeliefert einem Denken, das aus heutiger Sicht obskur und absurd
erscheint. Er wurde geleitet von Idealen, die im Himmel ihren Sitz
haben sollen. Er wurde gewarnt vor unsichtbaren Kräften, erschrak,
wenn es eine Sonnenfinsternis gab und begann zu beten, wenn es
donnerte und blitzte. Aber man wusste um seine DINGE...

Ebenso wie heutzutage in der Werbung, wo die wahre Qualität von


Produkten eher verschleiert als erklärt wird, wurde früher die Natur -
das angenommene Produkt Gottes - von der Kirche mehr verschleiert,
als erklärt. Genaues präzises Hinsehen war nicht gefragt, sondern der
Glaube, an was die Kirchen vorgaben, glauben zu müssen.

Es braucht nicht viel Einsicht, und man merkt, dass wir wieder in
einem Zeitalter zunehmenden Aberglaubens gelandet sind: Der
Glaube, angesichts jeglicher Offensichtlichkeit ABER sagen zu
müssen... Der Glaube an Wunder, dass sich zum Beispiel Geld von
alleine vermehren kann. Wir glauben, dank den Fortschritten der
Forschung, dass wird kurz davor stehen, unsere Welt umfänglich
erklären zu können. Fast ohne Wenn und Aber. In dieser
Erwartungshaltung – die Erlösung vom Unwissen steht kurz bevor... -
merken wir kaum, dass unser Alltag, unser Wirken auf die Welt, als
auch das Wirken der Welt auf UNS mysteriös geworden ist.
Undurchschaubar.

Das Denken, die Logik, das Bewusstsein hat sich getrennt vom
kindlichen Verlangen nach Zuckerbrot und Spiel ohne Grenzen. Ein
Paralleluniversum aus Filmen, Musik, Geschmäckern, Salben, Müslis,
Softdrinks, Fahrzeugen, Fitnessapparaten ist entstanden,
unübersehbarer als der Sternenhimmel. Zum Teil mit den selben
logisch kalkulierten Werkzeugen hergestellt, die in ihrer Summe und
Substanz den Werkzeugen Newton's entsprangen. Ohne Newton
keine DVD, kein Batman im Kinderzimmer. Wissen das die Kinder?

WIE wird es von hier aus wohl weiter gehen? Warum diese 2000 vor
der Zahl 9? Es hat doch schon längst eine neue Zeit begonnen, die
Zukunft nämlich. Die Zukunft ohne Vorbild in der Vergangenheit. Kein
Zeitalter kann uns Rat geben zur Bewältigung der Klimaerwärmung,
um nur EIN Beispiel zu nennen. Trotz GPS und Google Earth sind wir
in der größten Orientierungskrise.

Blase um Blase zerplatzt. Peng! Wieder ein verlorener Grundwert.


Wer in der Zukunft nicht Horror ahnt, ist beneidenswert. Immerhin EIN
Wert, der bleibt...

Aber vielleicht täuscht es ja, was wir zu sehen glauben, denn die
Frontscheibe im "Menschenbus" ist wie gesagt undurchsichtig - wie
nie zuvor. Gleichzeitig ist das Tempo höher denn je. Vorhersehbar ist
so gut wie gar nichts mehr. Bleibt also nichts anderes übrig, als auf
das Gute zu HOFFEN?
Das Jahr 2009 liegt immer noch frisch und unverbaut vor uns. Aber
nicht überall... Israel hat sich tief in den Gazastreifen vorgedrängt, mit
Panzern und Soldaten. Heute wurde der Staat Israel von Norden her
mit drei Raketen angegriffen. Der immer noch junge Staat Israel sucht
nach einer Lösung zum Problem der Sicherheit seiner Bürger. Und
findet sie nicht.

In den letzten Tagen habe ich mal wieder über die Hoffnung
nachgedacht, und inwieweit sie uns hilft - helfen KÖNNTE – sogar
wenn sie objektiv nicht begründbar ist. Es ist mir wenig eingefallen.
Der Hoffende ist der Hoffnung auf den Leim gegangen, mehr nicht.
Wo stehen wir mit dem Prinzip Hoffnung im Jahre 2009? Früher mag
Hoffnung Wunder bewirkt haben, denn sie steckte an, breitete sich
aus und fruchtete in adäquaten Lösungsprozessen, gegenüber der die
Krise verursachenden Gründen.
Oder das GLÜCK half, die NATUR beruhigte sich wieder - nach einem
Erdbeben - es regnete wieder - nach einer Dürre. DIE Natur, trotz all
ihren Bedrohungen, war immer des Menschen bester Unterhalter.
Materiell und spirituell. An dieser Tatsache hat sich in einer Million
Jahren Menschheitsgeschichte wenig geändert. Bis vor wenigen
Jahren, oder Jahrzehnten...

Langsam, aber messbar - zunehmend sogar MERKBAR - verändert


sich die Natur in Richtung Chaos. Ein Chaos, das wahrscheinlich vom
Menschen ausgelöst wurde, aber nicht rückgängig gemacht werden
kann. Von vereinzelten Ausnahmen abgesehen.

Die Natur war auch früher nicht in einem statischen Gleichgewicht,


sondern in einem dynamischen Entwicklungsprozess, der auch in
Richtung Chaos tendieren konnte, aber in der Summe entwickelte
sich die Natur zu grösserer Ordnung hin, was zum Beispiel an der
ungeheuren Anzahl der Arten ersichtlich ist. Während die Erde - aus
ETWAS Distanz betrachtet (nicht aus galaktischer Distanz, denn von
dort aus gesehen, ist sie irrelevant!) über Mechanismen der
Selbstregulation verfügt, und somit aus Menschlicher Perspektive als
stabil bezeichnet werden kann, verfügt der Mensch offensichtlich nicht
über die Macht, dieser “Stabilisationsvorsorge” der Natur etwas nur
annähernd Gleichwertiges entgegen zu setzen. Im Kleinen gelingt
dies, zum Beispiel in der Konservierung von Nahrung für den Winter,
im Heizen des Wohnraums, in der Landwirtschaft. Einem Klimawandel
gegenüber stehen wir aber machtlos gegenüber.

DIE Zukunft braucht sich nicht als offene Frage zu äussern, wie der
Mensch in einer Million Jahren leben wird (Kosmischer Masstab),
sollte sich aber etwas weiter erstrecken, als die im Moment "schicke"
Jahreszahl 2020. Oder die unter Spirituellen hoch gehandelte
Jahreszahl 2012. Oder den sechs Monaten, der typischen Messlatte
in Entscheidungen der Wirtschaft. Oder einfach bis zur nächsten
Wahl, der Zeithorizont demokratisch gewählter Politiker. Diese
Vorausschau in Richtung Zukunft ist zu kurz, um die langfristigen
Konsequenzen unseres Handelns im Auge zu behalten.

Des HANDELNS, denn um das geht es mehr, als um Hoffnung. Die


Multitude an Welt- als auch Regionalkrisen entstammen zu einem
immer grösseren Teil Konsumangewohnheiten des modernen
Menschen, der sich bis zur scheinbaren Paralyse verstrickt hat in
alltägliche Widersprüche seines Handelns gegenüber seinem Wissen.
Während Jeder möglichst niedrige Ölpreise will, ist gleichzeitig Jedem
klar, dass einzig hohe Ölpreise zu einem Rückgang der CO2
Emissionen (und zahlreicher anderer Gifstoffe) führen würde. Diese
Inkonsistenz des Denkens und Handelns lässt sich auf so viele
Bereiche des Alltags ausdehnen, dass man damit Bücher füllen
könnte.

Hier auf etwas zu HOFFEN ist sinnlos! Zuerst müssen die


Zusammenhänge sortiert werden. Zu hoffen, heisst für den modernen
Menschen, ein möglichst klares Bild zu haben, auf was überhaupt
gehofft werden soll. Um dies zu ergründen und Hoffnung daraus
abzuleiten, erfordert es eine Wertskala, die auf einer gehörigen
Portion konkretem Wissen beruht über die “Natur der Dinge” - als
auch einer Erweiterung des kategorischen Imperativs: Tue deiner
Zukunft nicht an, was du von deiner Vergangenheit nicht angetan
haben möchtest!

Mit solchen Problemen musste sich der Mensch früher nicht allzusehr
auseinander setzen, da sein HANDELN nicht so viel Auswirkung auf
die Zukunft hatte. Ausnahmen abgesehen, wie als schlimmes Beispiel
die Abholzung von ganzen Küsten des Mittelmeers durch die Römer.

Hoffen ist also nur angebracht, wenn man zuvor die Hausaufgaben
der Moderne gemacht hat und hiermit seinem Hoffen eine SEHR
KONKRETE Richtung geben kann. Ob aber dieser bewusste Prozess
noch als Hoffnung deklariert werden kann, ist fraglich.

3.Kapitel Die “Weisheit” der “Märkte” - eine Illusion!

Eine wichtige Frage scheint mir die, ob wir in einem Zeitalter der Logik
leben, wo das Messbare der Realität unser Denken und Handeln
prägt, oder ob wir in einem Zeitalter der Irrationalität leben, die dem
Mittelalter ebenbürtig ist, wenn nicht sogar in Teilbereichen
“überlegen”. Ich meine diese Frage durchaus ernst...

Wessen Geistes Kind regiert die Neuzeit? Das der neulichen


Aufklärung, oder das des vorgestrigen Aberglaubens? Neuesten
wissenschaftlichen Berechnungen zufolge, erfahre ich zum Beispiel
(in irgendeinem Käseblatt), entstehen ZUERST die schwarzen Löcher,
aus denen DANN Galaxien werden. Toll! Ich frage mich aber, ist hier
Aufklärung immer noch am aufklären? Oder hat sie sich auf einen
Elfenbeinturm verabschiedet und schickt zur (Zahl...)Erinnerung
sinnfreie Postkartengrüsse aus den Enden des Weltalls?

Die letztere Frage ist klar mit Ja beantwortbar, wenn man das Pech
hat, z.Bsp. Südseeinsulaner im Jahr 2020 zu sein, dem die Insel im
steigenden Meer versinkt. Indirekt eine FOLGE der Aufklärung. Eine
Folge des sich aus der Aufklärung ergebenden Wissenszuwachses,
kombiniert mit Demokratie und Wohlstand – für scheinbar Alle!

Die Aufklärung ist durchgeführt, die aufgeklärte Menschheit zieht es


also wieder zurück an die Kirmes, die gewaltiger und pompöser
geworden ist, als sie es je zuvor war. Mit so vielen bunten Lichtern am
Rande aller drehenden Räder, dass man die Achse nicht sieht, um die
sich alles dreht.

Missionierenden Kirchen gleich, hat sich eine Wirtschaft für Nutz- und
Zweck- und Sinnloses an die Verlangen des modernen Menschen
geheftet. Scheinbar unentrinnbar und auf Dogmen beruhend, die
höchstens oberflächlich hinterfragt werden. Die einstmals existierende
Zensur einer übermächtigen Kirchenstruktur ist wieder auferstanden.
In Form von - was ich hier mit einem selbst erfundenen englischen
Wort bezeichnen möchte - "brain swamping". Des Ertränkens jeglicher
Ansätze, Wertskalen neu zu definieren, unter einem "Niagarafall" an
Werbung, Information, Bildung. All dies FÜR die Beibehaltung eines
als GUT und WELTWEIT richtig gepriesenen Metasystems namens
"Freie Marktwirtschaft".

Der Name an sich führt bereits in die Irre. Freie Marktwirtschaft tönt
aufgeklärt, rational und deshalb logisch. Was dem modernen
Menschen extrem wichtig ist, wenn er sich zur Abwechslung mit "der
Realität" beschäftigt..

Nur ist unsere Realität eine Realität der Worte, der Sprache, und
vorerst nicht anders vorstellbar. Selbst Zahlen kommen nicht ohne
Worte aus, um zu erklären, was mit ihnen definiert wird. Umgekehrt ist
Realität auch ohne konkrete Zahlen erfassbar. Auch Bilder bedürfen
der Sprache, um sie einzuordnen. Bilder ohne Sprache ergeben meist
keinen Sinn, während Sprache ALS Bilder uns die Welt erklärt.

Das Wort Wirtschaft kommt aus der Bewirtung von Land, also der
Landwirtschaft. Jemand bewirtet Land, arbeitet daran, besitzt es nicht
unbedingt. Man arbeitet mit der Natur in Form des Wachstums, den
man fördert. Wirtschaft heisst nicht Besitz (statisch), sondern die
Hege und Bewirtschaftung (dynamisch) eines übergeordneten
Prinzips, der Natur.

Mit MARKT hat die Marktwirtschaft nichts mehr gemein, ausser dem
Namen. Es ist einem modernen Menschen zwar erlaubt, auf immer
einfachere Art zu erwerben, was ihm oder ihr angeboten wird. Man
braucht "nur" das nötige Geld...
Wenn er oder sie aber etwas SELBER anzubieten hat, ist ein ganzer
Kanon an Auflagen damit verbunden, der genau dies zu verhindern
sucht. Nämlich eine einem Markt ähnliche Situation zu schaffen, wo
Jeder, dem der Sinn danach steht und glaubt, ein verMARKTbares
Produkt zu haben, dieses auf den Markt bringen kann. Es dort auf
niederschwellige Art verkaufen DARF. Um das Produkt eventuell
einfach zu testen. (Durch ebay und andere Internetseiten hat sich das
Problem einer NICHT vorhandenen MARKTwirtschaft zwar scheinbar
gelöst, aber durch den rein virtuellen Auftritt des Anbieters geht damit
die menschliche Komponente des Marktes unter, die oft ebenso
wichtig ist für den Erfolg, wie das Produkt selbst.)

WO gibt es noch Märkte? Wo gibt es gar NEUE Märkte, nicht bloss


kitschige Weihnachtsmärkte, Überbleibsel alter Traditionen? Ja, in
Asien! Unter anderem DARUM ist Asien wirtschaftlich auf dem
Vormarsch. Wo Marktwirtschaft auch an der Basis funktioniert, ist es
logisch, dass diese ein viel solideres Fundament hat, als eine dem
MARKT letztlich abgeneigte Kultur, wie die Amerikas - und leider
davon "inspiriert" – Europas, weil hier Marktwirtschaft eine Form von
Privatbürokratie darstellt. Kaum MÄRKTE!

Marktwirtschaft wird spätestens dann zum hohlen Wort, wenn noch


das Wort "Freie" davor gestellt wird, da das "Freie" daran aus
kilometerlangen Sätzen an Gesetzesvorlagen besteht, die im
Monatstakt verlängert werden. Während sicher ein Teil der Gesetze
zum Wohl der Konsumenten eingeführt wurden, dient ein anderer Teil
eher dem Selbstschutz grosser Unternehmen. Ein gutes schlechtes
Beispiel ist die Einführung der Auflage, dass in Frankreich an Märkten
neuerdings Käse nur im Kühlschrank angeboten werden darf, selbst
im Winter. Dies ist der Lobby der Supermarktketten zu verdanken!

Es liessen sich auch hier Bücher füllen mit solchen Beispielen unserer
"Freien Marktwirtschaft". Von einer Lüge zu sprechen, die uns
bewusst vorgesetzt wird, ist aber falsch. Es ist bloss ein, eventuell der
Bedeutungsträgheit innerhalb der Sprache inne wohnender Hang,
Worte immer noch als richtig zu interpretieren, obwohl sie zunehmend
ihre DEUTUNG, ihre Richtung auf die sie hinweisen, eingebüsst
haben - im konkreten Fall die (einstmals) freie Marktwirtschaft. Sie, als
auch ihre angenommene “Weisheit” ist zur Illusion geworden!

4.Kapitel Der “Fussabdruck” eines modernen Menschen

Die Ölzeit nähert sich mit Vollgas ihrem Ende zu. So oder so, könnte
man sagen. Von zwei Seiten wird sie in die Zange genommen.
Erstens neigen sich die Vorräte dem Ende zu. Zweitens sind die
Auswirkungen der Ölzeit auf die Natur so offensichtlich EKLIG, dass
der Ruf nach Alternativen zu einer auf Öl basierenden Lebensweise
zunehmend rational begründbar wird. Also sich vom Gefühl, dass es
SO nicht richtig ist, zu einer knallharten, logischen Richtigkeit wird!
Neueste Forschung in der Medizin deutet darauf hin, dass
Autoabgase agressiv machen. Sicher würde das einiges erklären...

Die Kirche am Ende des Mittelalters, also dem Anfang der Aufklärung,
zu entmündigen... (argumentativ und logisch begründbar), war aber
ein Sonntagsspaziergang im Vergleich zur notwendigen Korrektur
dessen, was heutzutage DREIDIMENSIONAL "schief läuft", um es
ganz profan zu sagen. Wie geeignet Demokratie ist, ihre eigenen
materiellen Erzeugnisse zu regulieren, zeigt sich bereits...

Das Problem mit einem um den Besitz der Wahrheit ringenden Klerus,
war ein zweidimensionales Problem. Es ging um Symbolik
(zweidimensional), als auch um das Numinose (Gott = die alles
überragende, jedoch unerklärbare VIERTE Dimension), auf das die
Symbolik hindeutete.

Die Logik hingegen, die die Aufklärung als Grundvoraussetzung der


Wissens ansah, entsprang dem konkreten Experiment, dem
Beschäftigen mit dem Stofflichen, Greifbaren, Dreidimensionalen. Die
Deutungshoheit des Klerus wurde letztlich "gesprengt" durch die
sachliche Beschäftigung mit der dritten Dimension.

Bevor ich fortfahre, Annahmen mit Dimensionen zu verknüpfen,


möchte ich nur kurz erklären: Es geht mir nicht um geometrische
Aspekte, auch nicht um Metaphysik, sondern um Kategorien von
Auswirkungen, die etwas auf die Welt, bzw. Menschen hat.

Natürlich hatten Menschen VOR der Aufklärung auch


dreidimensionale Probleme, aber einfach gesagt war dies meistens
eine Form von Mangel am Materiellen, also Dreidimensionalem, und
mündeten nicht in Probleme für die Zukunft. Keine Hungersnot, kann
man ironischweise sagen, führte zu weit reichenden Problemen in der
Zukunft, eher im Gegenteil...
Je länger je mehr steht man heutzutage aber vor einem ganz anderen
dreidimensionalen Problem. Es ist der Überfluss..., der MÜLL! Der
Müll in der Luft, dem Wasser, der Erde, in UNS! Und der MANGEL ist
nicht bloss ein Mangel an Weizen oder Feuerholz, sondern an
Rohstoffen verschiedenster Art.

Wir sind Gefangene - aber wenn wir um sie wissen... vielleicht auch
Gebieter - der vier Dimensionen menschlicher Realitäten:
Die erste Dimension ist das MEHR und das WENIGER, also das
Geld. Materiell unnütz, symbolisch langweilig, aber unendlich
polarisierend zwischen Arm und Reich. Die Grundidee des Geldes
liegt einzig in seiner Vermehrung, das Grundproblem liegt in der
Knappheit. SCHÖN ist an Geld NICHTS!

Zweidimensional ist dagegen die Symbolik. Von der eigenen


Visitenkarte über ein Van Gogh Gemälde bis zum Kino, Werbeplakat
etc. Das, auf was gebannt geschaut werden soll. Die Rolex, der
Mercedesstern, das Hanfblattsymbol, alles zweidimensionale
Angelegenheiten in meiner Weise, wie ich die Teile sortiere, mit der
unsere menschliche Existenz spielt.
Auch Sprache ist zweidimensional, erst recht Schrift und Zeichen.
Alles REPRÄSENTIERT nur, existiert aber - mehr oder weniger -
kaum. Auch dieses Buch ist weitgehend zweidimensionaler Natur,
also symbolisch. Nur Menschen die deutsch lesen können zugänglich.
Kein Tier würde mit Zweidimensionalitäten etwas anfangen können.
Kein Hahn würde je ob einer Schlagzeile krähen, kein Hund vor dem
Wolf im Fernseher Angst bekommen.

Ganz anders die Dritte Dimension, die Materie. Das materiell WAHRE.
Die Ware. Das Ding an sich. Nicht mehr die symbolische Relevanz,
sondern die konkret materielle Relevanz. Dieses Buch ist z.Bsp.
AUCH dreidimensionaler Natur (sobald es in gedruckter Version
existiert, online in Form des Stromverbrauchs), aber die Relevanz
liegt – wenn überhaupt - in den Buchstaben, Worten, Sätzen. Ein
Sack Reis dagegen mag zwar auch hübsche Bilder aufweisen,
WICHTIG ist aber nur der INHALT, also die dritte Dimension.

Viele Dinge des täglichen Lebens sind entweder Monetär


(Eindimensional), Symbolisch (Zweidimensional), oder Materiell
(Dreidimensional) relevant. Oft, oder fast immer, sind sie miteinander
verflochten, teils subtil, teils offensichtlich. Ein gutes Beispiel: Benzin.
Benzin ist dreidimensional bis zum Gehtnichtmehr. Jeden Tag werden
weltweit rund 80 Millionen Fass Öl gefördert. Ausserdem ist Benzin
Eindimensional, denn der monetäre Wert spielt eine immense Rolle.
Zweidimensional, sprich Symbolisch, hat Benzin keine Relevanz.
Niemand käme auf die Ideee, Benzin nur bei Shell zu kaufen, weil es
dort so einen schönen Blauton hat... Wasser wiederum ist
dreidimensional, aber kaum eindimensional, da fast gratis!

Dreidimensional ist aber nicht nur die Ware oder der Betriebsstoff, den
wir erhalten, sondern auch der im Hintergrund aller Produkte laufende
Produktionsprozess. Die dabei anfallenden Nebenstoffe, die
sogenannte graue Energie, Rauch, abgebrannte Brennstäbe in
Atomkraftwerken etc. Der jedem Menschen eigene, aber nicht
bewusst wahrgenommene CO2 "footprint" ist dreidimensional! Er ist
nicht nur ein Symbol, der etwas repräsentiert, nicht nur ein linearer
(Geld)wert, sondern konkrete Masse, konkrete Energie.

Der sogenannte CO2 "footprint" des modernen Menschen ist ein


gutes Beispiel, wie von der Dreidimensionalität abgelenkt wird -
bewusst! Ein Fussabdruck ist etwas subtiles, fast zweidimensionales.
Ein Fussabdruck ist etwas NATÜRLICHES (niemand kann etwas
dafür), es tönt geradezu organisch... Ausserdem ist ein Fussabdruck
hübsch und klein.

In Wirklichkeit - es WIRKT auf die Atmosphäre - ist der Ausstoss an


diesem unsichtbaren Gas beim Durchschnittseuropäer in einer
Grössenordnung von Ballons, grossen Ballons - die Menschen tragen
würden, wären sie mit Helium gefüllt - die jeder "normal" lebende
Zivilisationsbürger JEDEN Tag mehrere Male mit CO2 aufpumpt und
in eine Luftschicht entlässt, die bei genauerer Betrachtung eher dünn
ist.... 1oo Gramm GAS (CO2) hat ein grosses Volumen, über das man
kaum erfährt. Und doch gälte dies als ein erstrebenswerter Ausstoss
“umweltfreundlicher” Autos – pro KILOMETER....

Im Jahr entsteht so ein CO2 Volumen - pro Mensch - in der


Grössenordnung von DUTZENDEN von Luftschiffen, Zeppelinen!
Jedes Jahr. Tendenz STEIGEND. Trotz allem - zweidimensionalen
- ...Geschnorr! Trotz Klimaprotokollen und Mahnern, die mit
verschiedensten Argumenten und Methoden versuchen, dass die
"footprints" kleiner werden... Unter unseren Turnschuhen brennt
längstens die ERDE! Wir haben sie fundamental in Brand gesteckt!

5.Kapitel Wie kommt die Wurst auf die Gabel?

Es besteht eine Tendenz, anzunehmen, wir seien zu materialistisch


geworden. In unserer Lebensweise und Art zu denken, handeln und
fühlen. Für diese Annahme müsste man erst Materialismus definieren.

Wenn es bedeutet, dass einem das Materielle so extrem WICHTIG ist,


wie kaum etwas sonst, ist es schwer zu verstehen, was alles
weggeworfen wird, "entsorgt" werden muss (originelles Wort
übrigens!), was alles ABFÄLLT von uns Menschen. Die Menschen
früher hatten eine innige Beziehung zum Materiellen, zu den Dingen,
die sie besassen. Sie bedeuteten ihnen viel. Sie reparierten, wenn
etwas kaputt ging, bauten Dinge, die fast ewig hielten. Kinder hatten
nur wenig Spielzeuge. Dass sie sie MEHR liebten, als moderne
Kinder ihre Spielzeugberge, ist eine berechtigte Annahme.

Der moderne Mensch KANN gar kein wahrer Materialist sein, er


tauscht ja andauernd Alt gegen Neu aus! Besitz ist nur ein temporär
eng begrenzter Zustand der Begeisterung - nachdem alles auf den
Müll wandert. Wir sind Konsumenten, das Materielle ist uns danach
nur im Weg!

Die vierte Dimension menschlicher "Affären" gibt es - wie ich es sehe -


auch. Das ist der SINN hinter dem "Schlachtfeld des Tuns". Der
Endzweck, der gesucht und selten gefunden wird. Das Numinose, der
Glaube, die Moral, aber auch das Schöne, "das" Böse, der Krieg im
Kopf. All diese Stränge sind in einer Art vierten Dimension verankert.
Wie, wo, warum genau entzieht sich meiner Kenntnis. Sicher hat es
zu tun mit der existentiellen Verletzbarkeit des Lebens an sich, die
vielleicht nur der Mensch bewusst wahr nimmt.

Das Schöne, das Gute, alles sind Endwerte, die von den darunter
liegenden Dimensionen angesprochen und hervorgebracht werden
können - aber letztlich ebenso geheimnisvoll bleiben, wie eine vierte
Dimension aus menschlichem Blickwinkel logisch unerklärbar bleibt.

Wie diese vier Dimensionen Menschlicher Realitäten verbunden sind -


und WERDEN – ist kaum ergründbar, aber das RESULTAT dieser
verknüpften Dimensionen ist wohl die Identität. WER sind wir? Als
Individuen, als Kollektiv. Diese Frage hat seit jeher den Menschen
beschäftigt. Irgendetwas muss also extrem wichtig sein, dass man
eine Antwort auf die Frage sucht: WER BIN ICH? Wer sind WIR?
Dass wir KEINE waschechten Materialisten sind, ergibt sich auch aus
der einfachen Logik, dass man IST, über was man Bescheid weiss,
das man kennt. Wenn man jemanden als Mechaniker bezeichnet, will
man sagen, dass dieser Mensch die Tricks der Mechanik kennt. Ein
Materialist würde also einiges über seinen materiellen Besitzstand
wissen. Schön wärs...! Früher wusste man Bescheid über materielle
Güter. Das Material, aus dem es hergestellt war, spielte eine
herausragende Rolle. Woher etwas kam, war zum Teil enorm wichtig
und Teil seiner Eigenschaft. Natürlich, die Materialwelt war ja noch
einigermassen überschaubar, im Gegensatz zu heute...

Im heutigen, real existierenden (Pseudo)Materialismus spielt weder


die Herkunft eine Rolle, noch das Material, aus dem etwas hergestellt
ist, als auch die angewendete Technik, in der etwas gemacht wird.
Geradezu perplex steht der Konsument im Laden vor einer Wand aus
Produkten, die substanziell undurchschaubar sind - dabei wäre DAS
mindestens ebenso wichtig wie früher!

Wie entstehen... all diese steril verpackten Produkte? Aus WAS sind
sie gemacht? Unter welchen Bedingungen, sowohl für Menschen, als
auch für die Umwelt? Welche Nebenprodukte entstehen in ihrer
Produktion? Von WO kommen sie? Wieviel Energie wurde verbraucht,
sie hierher zu bringen?

Ketzerische Fragen der Neuzeit. Wir sollten sie auf unseren Einkäufen
durch die Tempel des Konsums immer wieder präsent haben, um
SELBER die Verantwortung für unser Konsumverhalten übernehmen
zu können - statt sie der Verantwortung der Industrie zu überlassen!

Konsumentenaufklärung - notfalls bis in peinliche Details - wäre die


Grundlage für einen "aufgeklärten Materialismus". Technisch - auch
dank Internet, RFD Chips etc. - wäre das kein Problem! Hinhören,
lesen, MUSS ja niemand! Aber DÜRFEN sollte man dürfen...

Trotzdem ist Aufklärung über die Hintergründe unserer Produktwelt


selbst an Schulen, als auch ERNSTHAFT in Medien, die Ausnahme.
Es sei denn, es gilt über Skandale zu berichten. Eine Art wöchentliche
Glosse in Frauenzeitschriften nach dem Motto: “Und heute nehmen
wir mal die Zahnpaste ULTRA SMILE unter die Lupe und kucken
GAAANZ genau, was da eigentlich DRIN ist...” ist jenseits heutiger
Regeln etablierter Medien.

Was sich daraus ergibt, ist, dass uns schlicht das WISSEN und damit
die Urteilsfähigkeit bezüglich unserem materiellen Eigentum
abhanden gekommen ist: Erstens ist er unüberschaubar GROSS, als
auch undurchschaubar FREMD. (Eine Art jährliche Inventur des
Privatbesitzes wäre eine interessante Aktion, ja AUFGABE an Kinder!
Die KEIN Massenmedium JE aufgreifen würde.)

Materielle Entfremdung hat gravierende Folgen, die uns kaum


bewusst sind. Unbewusst spüren wir es vielleicht: Wir sind umgeben
von dreidimensionalen Rätseln, die uns niemand zu entschlüsseln
hilft. Und natürlich interessieren auch UNS diese Rätsel kaum... Wer
will schon GENAU wissen, wie die Wurst auf der Gabel entstanden
ist? (Ein Freund von mir hat DREI TAGE in einer renomierten
Schweizer Wurstfabrik gearbeitet. Er isst seitdem keine Wurst mehr...)

6.Kapitel Tabu der Neuzeit: Die Einfachheit

Ist Zynismus Teil des Zeitgeistes geworden? Unbewusst wohl schon.


In unserem Handeln, das unserem Bewusstsein vorauseilt. Wir kaufen
ein Produkt und erfahren danach, dass es eigentlich schlecht ist für
dies und das, die Umwelt kaputt macht, von Kinderarbeitern
hergestellt wurde, etc.. Das Umgekehrte passiert fast nie. Dass man
erst später raus findet, wie GUT ein Produkt ist, also unbekannte
postive Nebenwirkungen entdeckt wurden. Aspirin ist ein schönes
Beispiel dafür.

In Europa gehen Kinder etwa 10 Jahre zur Schule, lernen aber


absolut NICHTS über täglich verabreichte Produkte. Der wahre Inhalt
der Breakfast Cereals auf dem Frühstückstisch möge bitte Mutti
alleine rausfinden. Hauptsache sie sind süss und schnell essbar.
Ausserdem freut sich das noch aufzuklärende Kind, weil es nach der
zwölften Packung endlich den fehlenden Roboterkopf aus Plastik
darin findet. Papi ist froh, dass die Packung voller Denksportaufgaben
ist, damit er nicht in Gespräche mit der Familie verwickelt wird.

So fängt Bildung an. Durch Bilder. Durch Vorbilder. Durch vor der
Nase stehende Pappschachteln, die immer grösser werden. Der
Inhalt, bzw. die dritte Dimension des in seiner komplexen Ganzheit
betrachteten Produktes, würde eine Befragung etlicher Spezialisten
an einem mehrtägigen Symposium erfordern. Vom Werdegang der
Pappschachtel bis zum Produktionsprozess des “Chock and Roll”
Inhalts sind aber alles durchaus vermittelbare Vorgänge. Kinder die
Komplexität hinter alltäglichen Produkten begreifen zu lassen, macht
Sinn! Sie erahnen, wie kompliziert das EINFACHE Alltagsprodukt
entsteht. Vielleicht entsteht dabei ein Interesse, einfachere Produkte
zu entwickeln, da Kinder ein Gespür für Verhältnismässigkeit besitzen.

Ihre Schulbildung befasst sich aber nicht mit solchen “Details”, wie
einem Blick auf das Gesamte eines täglich konsumierten Produkts.
Es geht eher um Ausleseverfahren, die später in eine Spezialisierung
münden sollen. In die erwünschte Teilnahme am Produktionsprozess,
den Handel mit Produkten, die Verwaltung, das Bankenbusiness.

Über die Vermeidung unnötiger Produktion - man könnte auch sagen


Sparsamkeit - lernt kein modernes Kind in irgendeinem modernen
Land irgendetwas. Materielle Bescheidenheit als Schulthema wäre ein
Tabubruch, der zwar nicht auf dem Scheiterhaufen enden würde, aber
in Lachanfällen bei Lehrern und Schülern, denn Schulen von heute
vermitteln Wissen von Gestern an die Erwachsenen von Morgen.

7.Kapitel Abfallende Kurve der Faszination

"Bigger, better, more!" war das Motto, mit dem Präsident Clinton die
Amerikaner in's Jahr 2000 einführte. Es ist 2009 und es darf gelacht
werden! Eine tiefe Rezession geht von seinem Land aus um die Welt.
Echte Chancen in dieser Vielen aufgezwungenen Armut bieten sich
kaum. Eine Wirtschaft aus Giganten hat dem einstmaligen Gefühl des
Amerikaners, es selber zu schaffen, den Garaus gemacht. Sich als
Arbeitsloser selbstständig zu machen, sprich nützlich, gelingt den
Wenigsten. Arbeitslose Spezialisten haben es schwer, sich andere
Wege auszudenken, als die ihnen bekannten. Ein Problem, das
natürlich auch Europa betrifft.

So wird darauf gehofft, die Produktion von Gütern wieder steigern zu


können, egal wie verschuldet die Zukunft sein wird. Und es wird
gehofft, dass der sehr verehrte Kunde wieder seine Freude an all den
Sachen findet, die ohne wirkliche Alternativen sich in den Regalen
türmen, dass es Schwerverletzte geben würde, wenn ein Regal
umkippt. Und für die Finanzierung des erhofften Kaufrausches hat
man Finanzierungsmodelle in Form von bunten Plastikkarten...

Etwa so stellen sich die Herren der Wirtschaft eine “Erholung” vor.
Dass nur ein Megacrash mit Entwertung von allem was auf Papier
steht, die einzige Chance der Zukunft sein wird, sich von der Last von
Gestern zu befreien, ist egal. Hauptsache der Crash passiert nicht
UNS!

Keine Zivilisation hat ihren Nachkommen so gigantische


Probleme hinterlassen! Je länger ungelöst, je unlösbarer.

Was sind die AUSLÖSER unseres historisch sicher einmaligen


Konsumrausches? Was ist gut daran? Was sind die Probleme daran?
Was ist schlecht daran, wenn der Kaufrausch um 10% zurück geht?
Warum? Wie kann man als einzelner Mensch reagieren, wie SOLLTE
man? Wie kann man sich selbst definieren, ausser über seinen
Besitz? Was besitzen wir überhaupt? Was ist uns nur ausgeliehen
worden? Was VERBRAUCHEN wir nur? Wie fing alles an...?

Jugendgewalt und Gewaltverherrlichung im TV, im Kino, in


Videogames. Gewalt gegen die Natur. Bäume auf denen man als Kind
spielte, stehen plötzlich nicht mehr. Gewalt im Strassenverkehr,
Gewalt im Zug, Gewalt vor der Haustüre, im Treppenhaus, in der
Küche.... Alles hängt zusammen, wie eine Kette.

Hinter dieser Kette verknüpfter Faktoren - Vorgemachte Gewalt,


Gewalt, Ersatzgewalt, Konsum... (oder UMGEKEHRT?) - gibt es einen
Hintergrund, der kaum auffällt. Die abgrundtiefe Ödniss zu der unsere
Art zu PRODUZIEREN geführt hat. Vom Jäger zum Bauern zum
Industriebetrieb zum Büro... Eine abfallende Kurve der Faszination,
verbunden mit einer angenommenen Zunahme an Sicherheit.

Leben und Produktion, einstmals nebeneinander her gehend, haben


sich voneinder getrennt. Alles steht einfach da, im Regal, und kann
gekauft werden, wenn die erste Dimension überwunden ist, sprich das
Geld da ist. Aufmerksamkeit geht daher primär in Richtung dieser
ersten Dimension - und der zweiten: Die Symbolik. Ein Produkt muss
gut aussehen, nicht unbedingt gut SEIN. Qualität ist kurz davor, zum
Fremdwort zu werden, bzw. zum Fremdwert.

8.Kapitel Liberalität? Ja GERNE!

Am Wichtigsten – nicht nur in der Schule - ist die Marke! Man ist, über
was man Bescheid weiss. Die ganze Kindheit wird von dieser Einsicht
geprägt. Über Marken weiss man Bescheid durch zweidimensionale
(TV) Symbolik. Symbolik, nicht Inhalt, umzingelt den Menschengeist,
wie seit langer Zeit nicht mehr. Wie vielleicht noch NIE! Ist der
moderne global citizen auf dem Weg zum VODOO Geschöpf...?

Die Aufklärung ist tot! Es lebe die Kirche, sorry, der Kommerz! Diesem
modernen Glauben an Symbole wieder etwas Ratio beizufügen,
erfordert nicht bloss Zurückhaltung von Kaufräuschen am
Ramschtisch der Weltwirtschaft, sondern auch hoch gekrempelte
Ärmel. Wer macht, hat Macht!
Leider sind wir im Westen und Norden dieses bezaubernden Planeten
aber gerade damit beschäftigt, unsere bald letzten Produktionsstätten
abzumontieren, um sie nach Indien zu verschiffen..., weil wir nacher in
China produzieren (lassen) wollen. Ein wirtschaftlicher Schachzug,
der aus einfachen Gründen nicht mehr als etwa zwei bis drei Züge
weiter führt. Wer produziert, kontrolliert irgendwann die Produkte, um
die sich der Zirkus der modernen Zeit dreht. Da schützen schicke
Handelshäuser in Berlin, Zürich oder Barcelona nicht davor. Wer
NICHTS macht, riskiert die Machtlosigkeit und hat irgendwann
ausgepokert. Handel und Gewerbe räumlich komplett zu trennen,
wagen sich nur Glücksspieler.

Der Glaube an den Globalismus, also der Glaube, dies führe zu einer
besseren, gerechteren, freieren Welt, ist eben genau DAS. Ein
Glaube. Geglaubt von allen, die davon profitieren, oder hoffen, davon
profitieren zu können. Weltweit eine Minderheit!

Die Idee ist dem Menschen nicht unbekannt, dass jeder das
produzieren soll, in dem er überlegen ist - auf nationaler, wie auch auf
persönlicher Ebene - und alles andere importieren soll, KAUFEN soll,
in dem die Arbeitskräfte oder Resourcen fehlen. Mit dieser Idee im
Kopf produzierten Höhlenbewohner Steinäxte und zogen darauf mit
hölzernen Musterkoffern durchs Land. Aus Lagerhäusern versorgte
man die Leute mit feinsten Klingen... (Moorfunde in Skandinavien
haben das ergeben)

Dieser Grundidee den gesamten Planeten zunehmend zur freien


Sinnentfaltung zur Verfügung zu stellen, zeugt aber nicht von wahrem
Fortschritt! Ein noch so gut gemeinter Welthandel auf einer
zunehmend VON diesem Welthandel zerstörten Welt wirkt irgendwie
veraltet..., als Leitidee.

Es geht aber nicht um die Frage, Welthandel ja oder nein. Das wäre
eine dumme, naive, ja gefährliche Frage, die viel Gutes in Frage
stellen würde. Die Frage ist vielmehr, WAS an diesem weltweiten
Austausch an Gütern ist sinnvoll? Und was ist barer Unsinn? Und
WER bestimmt, was was ist? Und was werden die Konsequenzen
daraus sein?

Dies sind astronomisch komplizierte Fragen, die durchaus auch im


öffentlichen Diskurs auftauchen sollten, nicht nur auf einsamen
Gipfeln! Scharfsicht, resultierend in logisch begründbare Regeln, ist
die beste Einstellung, mit der wir unsere längst nicht mehr FREIE,
sondern verordnete Marktwirtschaft in - vom Verstand zumindest
MITdiktierte – also vernünftige Bahnen führen können. Wobei
vernünftig Nachhaltigkeit sein kann, gleich einer Uhr, deren Zeiger mit
der tatsächlichen Zeit Schritt hält. Ohne Regulation von aussen, ohne
Unruh, hat eine Uhr ihre Bedeutung verloren. Natürlich ist die
Wirtschaft ein zu dynamisches Gebilde, um es mit einem Uhrwerk zu
vergleichen, doch zeigt uns die Realität, dass es nötig ist, nicht nur zu
reagieren, wenn etwas passiert, sondern eventuell zu regulieren,
bevor es passiert.

Wie sinnvoll ist es, Wirtschaftszweige durch Deregulation zu fördern,


wenn sie gleichzeitig dafür verantwortlich sind, dass die Natur daran
zu Grunde geht? (Ein gutes schlechtes Beispiel ist die Australische
Zuckerproduktion in Queensland, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu
den Hauptverursachern des Absterbens des Great Barrier Reefs
gehört, aber trotzdem fleissig von Staatsseite subventioniert und
durch Zölle geschützt wird. Betrachtet man dazu die eklatante
Fehlernährung der Australier, wird klar, dass hier einzig die
Zuckerbarone und –baronessen davon profitieren!)

Auch ein Kyoto Protokoll ändert wenig an der Übersäuerung der


Weltmeere, wenn die Emission von CO2 zum handelbaren Gut von
Konzernen und Staaten erhoben wird. Damit wird nur etwas in der
ersten Dimension (Geld) verändert, das Zweitländer für ihre
geschützten Wälder bekommen - an der dritten Dimension (materielle
Wirklichkeit) ändert sich so gut wie nichts! Es gleicht dem einstigen
Ablassshandel der Kirche und bewirkt primär einen Geldsegen für alle
Länder ohne Industrie, aber mit einigermassen intakter Natur. Mit
diesem Geld können sie dann Strassen asphaltieren...

Ob insgesamt die Natur davon profitiert, wird die Zukunft zeigen.


Immerhin ist es ein Ansatz, der zeigt, dass man die heutigen
Umweltprobleme grenzübergreifend anpacken muss, um sie
vermindern zu können. VERMINDERN! Ich rede nicht von beseitigt
oder gelöst. Wie LÖST man Millionentonnenprobleme? Von OBEN,
vom Staat?

Vom Staat, ja, aber vor ALLEM indirekt, durch Bildung. Statt durch
Verbote.... durch ZULASSEN! Ein etwas anderes Wort für unsere so
hoch gepriesene Liberalität (Lebenskraft), aber mehr auf Junge
zugeschnitten.

9.Kapitel Aufklärung reloaded: Das Kinderstimmrecht!

Angesichts wahrlich gigantischer Zukunftsprobleme in so vielen


Bereichen, auf die Mithilfe der Jugend, ja, der KINDER zu verzichten,
wäre unverantwortlich! Wer heute 12 ist, weiss mehr über die Welt, als
Anfang des letzten Jahrhunderts ein Erwachsener. Ebenso wie es den
Männern schwer fiel, sich ein Frauenstimmrecht vorzustellen, fällt es
heute den Erwachsenen schwer, sich ein Kinderstimmrecht
vorzustellen. Und genau so, wie es damals wohl auch den meisten
Frauen schwer fiel, sich VORZUSTELLEN, fällt es heutzutage auch
vielen Kindern schwer, sich auszumalen...., wie es wäre...., wenn
man/frau auch SIE einbeziehen würde in unseren demokratischen
Prozess, auf den alle (Erwachsenen) stolz sind. Zumindest in die
Belange der weiteren Zukunft tangierenden Entscheidungen, wie
z.Bsp. der Atomkraft.

Dass Kinder nicht fähig sind, komplexe politische Entscheidungen


mitzutragen, ist ein fragwürdiges Argument. Jeder Mensch wächst an
den Anforderungen, die man an ihn stellt. Eine politische Kultur, die
sich AUCH an Kinder richtet, muss nicht notgedrungen kindisch
werden - sondern kann ganz im Gegenteil zu Verständlichkeit der
Argumentation führen, an der es heutzutage oft mangelt! Ein
allgemeines Kinderstimmrecht ist nichts weniger als Fairness
gegenüber der Zukunft.

Aber Kinder brauchen ihre Kindheit, unbeschwert von Politik, wird der
Tenor Vieler sein! Ist dies nicht ein ähnliches Argument, wie damals,
als es hiess, Frauen kochen lieber...? Kindern eine Stimme zu geben,
laut und klar, und ja, machtvoll, hiesse auch, ihnen einen Ausweg zu
ermöglichen aus ihren Phantasiewelten, in die sie sich zum Teil über
alle Massen verstrickt haben. Und aus denen sie oft nicht MEHR
mitnehmen, als ein allgemeines Gefühl der Langeweile gegenüber der
Wirklichkeit. (Was ich für eine der grössten Gefahren für den
Menschengeist überhaupt halte!)

Kinderstimmrecht ist ein notwendiges Werkzeug im


Entstehungsprozess von Regulatoren, die unsere
Marktwirtschaft menschenfreundlicher und zukunftskompatibler
macht.

Was Kinder im Kleinen spielen, werden sie später im Grossen tun


oder haben wollen. Eine Revolution der Spielzeuge ist die einzige
Revolution, die ich in diesem Buch propagieren und gutheissen
möchte! Spielzeuge sind oft Modelle der Zukunft. Was heutzutage den
Kindern als Spielzeug vorgelegt wird, ist nicht selten eine Beleidigung
der Zukunft. Ein Ausbund von Pessimismus, der Ausdruck des Bösen,
des Grössenwahnsinnigen - oder lila Sondermüll für Mädchen...
Von Kinderarbeitern bunt angemalter Kitsch und von Maschinen
ausgespuckte Gewalt, unaufmerksam von Eltern eingekauft, im
Stress. Absurd wirkende Plastikautos, die man eine Generation später
auf der Strasse sieht. Sind Spielzeuge Schablonen kommender
Wirklichkeit? Dann kriege ICH es mit der Angst zu tun!

Spielzeuge (Ja, es gibt auch GUTE Spielzeuge!) sind eindimensional


gekauft (mit Geld also) werden zweidimensional betrachtet
(Repräsentieren etwas) – werden zum Entsorgungsproblem
(dreidimensional), kaum tritt man darauf. Worauf das Kind die
einfachste aller Antworten lernt: Man (Papi/Mami) kauft etwas Neues.
Ich erhebe nicht Anspruch auf Originalität oder gar Scharfsicht, diesen
Teufelskreis bei meinen und anderen Kindern entdeckt zu haben (und
bei mir selbst), brauche aber doch diese banale Einsicht, um weitere
Zusammenhänge zu erklären: Dass sich Erwachsene später wie
Kinder verhalten werden, die auf den Besitz von Spielzeugen fixiert
sind, statt auf das SPIELEN. Dass sie parallel dazu einer todseriösen
Arbeit nachgehen (Schule...), dass sie sich in ihrem
dreidimensionalen Handeln wie Kinder verhalten. Ihr Leben lang.

Es liesse sich sogar die vielleicht etwas originellere Annahme daraus


ableiten, dass der ständige Wachstum in Länge, Breite und Höhe von
Supermärkten damit zusammenhängt, dass man sich vor einem 4
Meter hohen Regal wieder so benimmt (bzw. benehmen SOLL), wie
als Kind damals, als die Regale 2 Meter hoch waren. Als Erwachsener
erscheinen mir die Läden immer noch gleich gross, wie damals als
Kind, nur der “Rest der Welt” scheint etwas kleiner zu sein... (Wie
hoch werden die Regale wohl eine Generation später sein?)

Unsere auf Konsum gerichtete Kultur ist in einen Zwiespalt geraten,


der kaum zu überbrücken geht. Einerseits eine knallharte
Geldverdienrealität, andererseits die auf allen Kanälen beworbene
Kindlichkeit in uns. Eine Form kuschelweicher Unschuldigkeit, mit der
wir bitte unsere täglichen Unwichtigkeiten kaufen sollen. Bitte, Bitte...!

Die Frage, ob der moderne Mensch zu nüchtern und rational handelt,


oder zu verspielt und kindisch, ist nicht klar zu beantworten. Unser
Handeln erstreckt sich abwechslungsweise in beide Extreme. Diese
wieder in Sichtweite zueinander zu führen, dass sie sich gegenseitig
kontrollieren können, ist vielleicht einfacher, als man denkt... Aber wie
alles Einfache, ist diese Einfachheit schwer zu erlangen.

10.Kapitel WO sind unsere ungenutzten Potentiale – WIRKLICH?


Für die meisten religiösen Menschen ist Gott der grosse Macher.
Der/die Schöpfer des Sternenhimmels, der Bäume, der Käfer.
Ausserdem Richter, Moral- und Sinnstifter etc. Gott, die vierte
Dimension, hat also Wirkung (gehabt) in der dritten Dimension, der
Wirklichkeit. Die zweite Dimension (Symbolik) ist menschengemacht,
die erste (Geld) sowieso.

Die erste Dimension, da fühlen wir uns einigermassen sicher, für sie
opfern wir ohne grosse Widerrede einen grossen Teil unseres Lebens.
Wieviel Geld wir BRAUCHEN ist sekundär. Primär ist, wieviel können
wir KRIEGEN. Im Lotto herrscht diese Einstellung bis zum Exzess.
Was mit den gewonnenen 256 Millionen GEMACHT werden soll,
überlegt niemand genau. Trotzdem spielen viel mehr, als wenn es
“nur” 6 Millionen Gewinn im Jackpot hat.

In der zweiten Dimension fühlen wir uns auch eingermassen gut, auch
wenn wir uns nicht immer sicher sind in unserem äusseren
Erscheinen, in unseren Statussymbolen, in der Wahl der "richtigen"
Vorhänge... Letztlich haben wir aber “Schöner Wohnen” Magazine, die
uns ausführlich “beraten” und all die originellen Einrichtungshäuser
mit Musterzimmern.

Die dritte Dimension, wo sich Menschen lange als wahre Könner


fühlen konnten, jeder in seinem Gebiet, ist uns allerdings unbemerkt
abhanden gekommen, als Können, als "Gewusst wie". Das uns
Umgebende ist uns in Wahrheit völlig FREMD geworden! Wir machen
uns Gedanken über Nuancen der Symbolik, sehen aber nur die
Oberfläche, ohne Bescheid zu wissen über die Vorbedingungen,
Inhalte und Auswirkungen (Ausdünstungen) des Konkreten.

Dies hat Kosequenzen auf unsere Wahrnehmung, was wir als


WIRKLICH betrachten. Ist dies WIRKLICH eine "Prada" Handtasche
oder eine Kopie? Was IST wirklich eine "Prada" Handtasche...?

WAS ermuntert, den Blick auf die wahren Eigenschaften zu richten?


Ohne in philosophische Diskussionen verstrickt zu werden, was wahre
Eigenschaften sind? Was könnte als Klammer dienen zwischen
symbolfixiertem Infantilismus und nüchternem Kommerzdenken?

Ich versuche eine mögliche Antwort zu finden, indem ich zuerst den
Menschenkörper betrachte, und frage, wie intensiv wir die
verschiedenen Organe benutzen - und werde etwas kindisch...
Die wichtigste Frage vielleicht, die sich ein moderner Mensch stellen
kann, bezüglich seinem körpergegebenen Potential: Gibt es ein
Organ, dessen Fähigkeit nicht ausgeschöpft wird, das brach liegt?
Gibt es eine Art “Marktlücke” unseres Selbst...?

Gibt es irgendwo an uns eine geistig/materielle "Rettungsvorrichtung",


die uns vor dem freien Fall in oben erwähnten Zwiespalt bewahren
könnte? Wir betrachten ja auch sonst die meisten Probleme intern,
also getrennt von der Umgebung. Warum sollen wir bloss bei uns
SELBER auf die externen Faktoren verweisen, die unser Leben
bestimmen (Es war BILLIG...), die unser Konsumverhalten steuern?

Fangen wir beim Hirn an, auf der Suche nach ungenutztem Potential
in UNS. Wird das Hirn überhaupt eingesetzt im täglichen Leben,
abgesehen davon zu reagieren? Regiert es auch? Eine bissige Frage,
die man aber logisch leicht mit JA beantworten kann! Selbst der
drögste, routinierteste Alltag wird immer noch vom Hirn orchestriert.
Die Schaltzentrale Hirn langweilt sich nicht..., oft ganz im Gegenteil!

Die Augen? Sind sie nicht voll offen den ganzen Tag, ewig am
Scannen, am Suchen? Kaum offen für NOCH mehr Input! Die Ohren
vielleicht? Akustisch betrachtet sicher nicht unterstimuliert! Über die
Qualität des Gehörten lässt sich streiten, aber dass wir nichts zu
hören kriegen in unseren "modern times", kann wohl niemand
behaupten. Die Nase? Man gewöhnt sich an ALLES! Autoabgase,
Bremsbeläge, Zigarettenrauch. Unterstimuliert scheint keines
modernen Menschen Nase zu sein! Der Mund? Keine Generation hat
so viel gegessen, wie die jetzige, lässt sich gefahrlos behaupten.
Resultat offensichtlich. Geredet wird auch mehr als genug, wenn
jemand zuhört, was aber eher selten ist. Der Bauch? Voll ausgelastet
mit Hamburger oder Cola verdauen. Keine Zeit für Nebenjobs! Die
Geschlechtsorgane? In einem Zeitalter medialer sexueller Berieselung
nonstop im standby mode! Also auch keine Zeit für Nebenjobs. Der
Hintern vielleicht? Voll belastet! Die Niere, die Leber, die Galle
vielleicht? Alle unentwegt am Herausfiltern von Umweltgiften. Die
Beine? Was machen die Beine eigentlich? Nicht sehr viel! Im
Vergleich zu ihrem Potential fast gar nichts. Meistens schlafen sie
unter dem Schreibtisch (oder der Schulbank) und warten, bis
Herrchen sie weckt, weil er Gassi gehen muss. Oder zum Lift und in
die Tiefgarage. Um Sechs dürfen sie wieder ins Koma fallen, bis
Programmschluss, wenn sie Herrchen zum Bett tragen müssen...
Ja, die Beine. In ihnen steckt ungemütlich viel Potential, CO2
einzusparen. Also wird bereits auf BBC erklärt – wohl von BP
gesponsert - dass zum Einkaufen zu LAUFEN, unter dem Strich
MEHR CO2 erzeugt, als im Auto zum Laden zu FAHREN. Wegen der
zusätzlichen Nahrung, die Mensch dann braucht... (Gutes Beispiel für
medialen Schwachsinn!)

Ebenso wie den Beinen geht es den Füssen, den entferntesten


Domainen des Hirns. Die Füsse dienen fast nur noch als Grund, teure
Schuhe tragen zu dürfen. Nicht Menschen. Aber auch wenn. Den
Spalt zwischen gallopierendem Infantilismus und tiefgefrorener
Nüchternheit können weder Füsse noch Beine überspringen! Diese
Herkulesaufgabe erfordert ganz andere Handlungen, da der Spalt
nicht nur übersprungen gehört, sondern zusammengezogen, ähnlich
wie ein Chirurg eine Wunde zusammen zieht, mit griffigen Klammern,
um zu heilen, was krank ist: Unsere Fähigkeit, zu HANDELN...

Irgendwo griffige Klammern am Körper eines modernen Menschen?


Ach ja, die HÄNDE! Die alten, kalten Hände, die im Laufe des letzten
Evolutionsjahrzehnts praktisch in Vergessenheit geraten sind und vor
Nichtgebrauch langsam absterben...

Die Diskrepanz zwischen den Fähigkeiten einer Menschenhand und


ihrem tatsächlichen Einsatz im Alltag - ist unheimlich! 90% vom
Hirnpotenzial liegt brach, hört man immer wieder mal Spinner sagen,
aber wieviele Prozent vom HANDpotenzial liegt brach, frage ich? Die
akrobatischste Aufgabe, die wir unseren Händen noch zumuten, ist,
dieses bestimmte "kuschelweiche Papier" von der Rolle zu ziehen und
zwei, drei oder vier Mal zu falten - je nach "Sicherheitsbedürfnis".
Praktisch alle weiteren Aufgaben des Alltags liessen sich prima mit
maximal zwei Fingern pro Hand erledigen, angefangen mit der
Klospülung.
Am wohlsten, glaubt man, fühlen sich Hände, wenn sie tief vergraben
in Stoffsäcken Winterschlaf halten, oder auf Keyboards rumhacken.
Aber gehören sie hier hin, die WAHREN Könner der Spezies Mensch?
Es ist nicht klar beweisbar, wer das beste Hirn hat, im Reich der Tiere.
Wer aber die besten HÄNDE hat, ist klar! Es mag Affen mit stärkeren
Händen geben, aber kein Wesen verfügt über so GENIALE Hände
wie der Homo Sapiens. Und DAS wird leicht vergessen!

In der Aufklärung ging es darum, die Macht der Kirche zu mindern.


Gefragt waren für die Aufklärung nicht Hände, sondern ein scharfer
Geist. Denn ein stumpfer, ungenauer Geist musste besiegt werden.

Zu glauben, wir packen die heutigen Probleme mit scharfem Geist, mit
Bewusstsein, irrt! Im Gegensatz zum Mittelalter haben wir ein eklatant
DREIdimensionales Problem, das über damalige dreidimensionale
Probleme, beispielsweise keine Kanalisation zu haben, weit hinaus
reicht. SEHR weit!

11.Kapitel Im Zeitalter des Weihnachtsmanns

Parallel von einem sich heraus kristallisierenden Kinderstimmrecht, ist


es unser Schulsystem, wo Gewichte verschoben werden sollten, um
nicht zu einer einseitig intellektuell orientierten Schule zu werden. Wie
GENAU diese Gewichte verschoben werden sollten, kann ich auch
nicht sagen, aber ein paar Verschiebungen erscheinen mir logisch.

Eine Schule, die der Fertigkeit der Hände weniger Bedeutung


beimisst, als der Fertigkeit des Kopfes nimmt den Menschen als
Ganzes nicht ernst! Unsere Delegationskultur, wo niemand mehr
etwas in die HAND zu nehmen gedenkt, handelt grob fahrlässig, hat
keine Handhabe, keinen Handlungsspielraum mehr! Die bewusste
Stimulation der Hände ist genau so wichtig wie die Stimulation des
Hirns! Während eine beschäftigte Hand immer mit dem Hirn
kommuniziert, ist es umgekehrt nicht unbedingt so. Denken kann
man ohne Hände, die Hände aber nicht gebrauchen, ohne zu
denken.

Die Bedeutung der Hände liegt im Dreidimensionalen, man erfühlt


oder gestaltet die Wirklichkeit, statt nur um sie zu WISSEN, oder sie
(symbolisch) zu besitzen. Gerade ein Kind muss dies unbedingt
lernen können! Besitz dagegen ist nur eine zunehmend abstrakte
Beziehung zwischen Mensch und Materie, etwas Befühltes, und mehr
noch, etwas GEMACHTES ist konkret. Und echt. Man kann sagen,
wenn man etwas berührt, gibt es einen geistigen Erkenntnis"funken".
Unbewusst fasst jeder Autofan gerne einen Ferrari an die
Kühlerhaube, während er ihn bewundert. In Läden kann man Kinder
beobachten, wie sie die Dinge ihrer Begierde oft einfach berühren -
und dann lachen. Frauen halten ihre Finger auf Schmuckstücke, wie
um eine unsichtbare Qualität zu prüfen. Und laufen lächelnd weiter...

Interessanterweise wird die Begierde danach, etwas zu BESITZEN,


NICHT gesteigert durch diese unbewussten haptischen Kontakte. Der
"magische Funke" zwischen Hand und Objekt FÜHRT nämlich zu
einer Art Besitz. Es ist die konkrete Verbundenheit, die man zu etwas
hat, das man berührt hat. Man hat sein ICH erweitert durch die
Berührung des ES. Ein Akt der Freiheit, könnte man sagen... Und
allzu oft reicht dies - was aus kommerzieller Sicht unbefriedigend ist!
Also verpackt man zunehmend Produkte wie in kleinen
Schaufenstern, wo man sie zwar sieht, aber nicht berühren kann.
Besonders bei Spielzeugen ist dieser Trend unmöglich zu übersehen.
Man verschweisst praktisch alles in durchsichtige PET-boxen, die man
ohne Teppichmesser kaum aufkriegt. (Das andere Problem ist, dass
das Teppichmesser auch so verpackt ist...)
Um dem Müllberg Herr zu werden, propagiert man seit Jahr und Tag,
dass man weniger luxuriöse Verpackungen einsetzen möge - ohne
sichtbaren Erfolg. Warum? Auf zwei nebeneinander liegenden
Verkaufstischen mit identischen Produkten, die man sowohl
eingepackt, als auch uneingepackt kaufen kann, wird meistens zuerst
der Tisch mit den verpackten Produkten leer sein. Auch wenn die
Verpackung technisch unnütz ist und keine wichtige Information bietet.

Es scheint, dass dem Verhalten, verpackte Produkte


unverpackten vorzuziehen, etwas fundamental Wichtiges zu
Grunde liegt. Vordergründig mag es mit Hygiene zu tun haben...,
aber dahinter verbirgt sich etwas anderes: Die Selbstbelohnung.

Zunehmend autark in den meisten Bereichen, lebt man individuell,


sprich ohne Partner, Familie oder Clan in thermostatgesteuerten
Wohnungen. Eigene Waschmaschine, Brotbackmaschine, Heimkino.
Und “natürlich” eigenem Büro in der Wohnung - von wo aus das
Projekt ICH verwaltet wird. Also ist man sich auch selbst der
Weihnachtsmann. Ist man sich SELBST sein nächster Freund, ist
nichts schöner, als von ihm andauernd beschenkt zu werden...

Wir nähern uns nicht dem Zeitalter des Wassermanns, sondern des
Weihnachtsmanns! Ein Zeitalter aus fünf Monaten Vorweihnachtszeit,
einem Abend Weihnachten und sieben Monaten Nachweihnachtszeit.
Nächstenliebe - eigentlich mal die Idee des Weihnachtsfestes - ist
zum Akt der Selbstbereicherung geworden. Symbolisch betrachtet
sind viele Läden zu ewig grünen Weihnachtsbäumen geworden, unter
denen man/frau rund ums Jahr Weihnachtsgeschenke abholt. Wenn
schon das Leben einem nichts schenkt, beschenkt man sich selbst!

Und nur etwas Eingepacktes trägt die Aura des Geschenks, da der
feierliche Akt des Auspackens zuhause stattfindet, im nach aussen
isolierten Privaten. Paralellen zur Sexualität sind unübersehbar, der
Akt des Auspackens gleicht dem Akt des Ausziehens eines (neuen...)
Menschen. Freud hätte am heutigen ENTpackungsfetischismus seine
helle Freude gehabt...
Die wirtschaftlichen Gründe dahinter scheinen relativ offensichtlich,
ich erhebe keinen Anspruch auf Originalität, darüber Worte zu
verlieren. Originell werde ich eventuell, wenn ich postuliere, dass der
höchste sexuelle Wunsch - nämlich die Entjungferung - sich AUCH in
unserem Konsumverhalten niederschlägt. Nicht nur bei Männern...

Der WUNSCH nach Verpackung, die zuvor nicht geöffnet werden


KONNTE, das Siegel, der unverletzte Hymen, AUCH um das geht es;
aber nicht NUR, denn auch das Produkt SELBER möge unberührt
sein..., von fremden Menschenhänden! Das Resultat eines
WUNDERS also!

Ein Geschenk, wenn schon nicht Gottes, so doch immerhin


wenigstens einer Form moderner Zauberei. Zauberei, die wir zwar SO
nicht vermuten, aber die uns diese ERSETZT (die verloren
gegangene Magie der Natur), weil - wie gesagt - uns jegliches Wissen
über den Werdegang eines Produktes unbekannt ist.
Und unbekannt bleiben wird, da wir es ebenso wenig wissen wollen,
wie ein Kind die Wahrheit über den Weihnachtsmann NICHT wissen
will.

VOR unseren Produkten ist - trotz aller Konsumtipps und - magazine -


die Aufklärung in die Kniee gegangen. DAHINTER nicht, denn sie ist
die GRUNDLAGE moderner Produktion!

12. Kapitel Die Aggregatzustände des Besitzes

Um der gut gemeinten Aufklärung wieder eine Chance zu geben in


unserer Generation und den darauf folgenden, sollte man die
Produktionsproblematik in kleinere Teile zerlegen, um sie besser zu
verstehen. Im Bezug auf unser kommunikatives DENKEN gibt es drei
Aggregatzustände - vielleicht auch mehr, aber das ist hier unwichtig -
ähnlich dem Wasser, das es als Dampf, Flüssigkeit oder Eis gibt. Ein
Gedanke ist vielleicht wie Dampf (unsichtbar), ein gesprochener
Gedanke, also Reden, ist wie Wasser (sichtbar aber noch ohne Halt),
und aufgeschrieben wird die Rede, die dem Gedanken entsprang, zu
Eis. Zu einer kristallinen, festen Struktur.

Gegenüber einem Produkt verhält sich unsere Beziehung ähnlich. Zu


WISSEN, dass es das Produkt überhaupt gibt (Gedanklich/via
Werbung), es zu sehen und zu BERÜHREN (Kommunikation), es zu
besitzen in seiner herauskristallisierten 3-D Form (Niedergeschrieben)
- die letztlich erstrebte dritte Aggregatsbeziehung gegenüber dem
Materiellen: der Besitz.

Mit oben skizzierten Schritten nähert sich fast alles Materielle der
"Mitte" unseres Lebens, unseres vermuteten Wohlstandes. Nicht alles
schafft den Weg vom Wissen darob bis zum Besitz. Aber die schiere
Möglichkeit, dass es das KÖNNTE, hält auf Trab. Und die Arbeiter in
Schwung. Und den Erdölverbrauch bei 80 Millionen Fass pro Tag.

Eine der Hauptaufgaben einer mit den Anforderungen unserer Zeit


gehenden Schule sollte es sein, diese Aggregatzustände auf dem
Weg zum Besitz zu durchschauen. Und immer wieder zu STÖREN mit
einer konkurenzierenden Kausalkette. Die zwar neu wirkt, aber so alt
ist wie die Menschheit. Statt Denken, Berühren, Kaufen, AUSdenken,
Planen, Bauen. Endzustand ist ebenso Besitz. Aber durch eine
andere Art der Entstehung entsteht ein anderes BesitzGEFÜHL.

Statt Information (Werbung) einer "Alles-ist-fertig-Wirtschaft", die


Inspiration einer "Wie-könnte-man-es-AUCH-machen-Philosophie".
Statt ahnungslosem Besitz ohne Grund zum Stolz - ausser dass man
das Geld hatte - Befriedigung, dass man es SELBER gemacht hat,
bzw. die Gruppe, der man angehört (Schulklasse, Schule, Familie).

Das hört sich jetzt vielleicht mächtig nach einer Propagierung des
Häkelkurses für Mädchen an und des Schnitzkurses für Buben - wenn
auch kompliziert dargebracht... Und genau DAS ist die Blockade in
unseren Köpfen, die überwunden werden sollte! Hände können so
viel MEHR!
Wir diskutieren über neue oder andere Denkweisen ohne Ende; aber
letztlich geht es um HANDLUNGSWEISEN. Deren Zentrum die Hand
ist, deren Land die Tat. Um ALLERletztlich - in der vierten Dimension -
eine Art Zufriedenheit oder Erfüllung zu finden, die etwas DAMIT zu
tun haben könnte, dass das, was uns UMGIBT - zum Teil mindestens
– nicht mehr FREMDE ist! Nicht aus einer Maschine gespuckt kommt,
nicht von anonymer Sklavenhand auf der anderen Seite der Welt
gemacht wurde, nicht vom Mond stammt...

Eine "Hands-on-culture", wie es die Amerikaner nennen würden, ist so


weit von uns entfernt - von unserem mitteleuropäischen Neuzeitleben
- dass es so aussieht, dass man sich ihr nur noch annähern kann, da
eine weitere Entfernung fast nicht möglich ist. Immerhin EIN
Hoffnungsschimmer...

13. Kapitel: (Fast) jede Idee hat ihre Zeit in der sie richtig ist!

Ein Rundgang durch die Shoppingcenter der Welt zeigt eine so


verblüffende Vielfalt an Produkten, dass man leicht dem Irrglauben
erliegt, es gäbe langsam praktisch ALLES! Es ist schwer, in diesem
Dickicht System zu erkennen (oder gar eine Marktlücke). Oder einen
Wunsch zu haben, der noch nicht erhältlich ist.

Also, es FLIMMERT, wenn man in ein Shoppingcenter geht... Man


mag sich kaum eine so schwer wiegende Frage zu stellen, wie die
nach der Nützlichkeit des "Ganzen" - höchstens nach der
Zweckmässigkeit einzelner Komponenten. Wie die Schöpfung den
Mensch hervor gebracht hat, hat der Mensch SEINE Schöpfung
vollbracht. Gibt es mehr Lebensarten auf dieser Welt, oder mehr
Produktarten? Aus kindlicher Perspektive betrachtet - sie bringt uns
oft weiter - gibt es im Shoppingcenter lauter grosse, kleine, laute,
leise, schnelle oder stehende Wesen. Mit oder ohne Leuchtaugen,
Antennen, Fell, Saugnäpfen, Zeigern, Haken, Schalen, Türen und
natürlich Schwänzen (Kabeln). Es krabbelt und es wimmelt im Zoo
menschlicher Erzeugnisse. Es gibt essbare UFO's (Hamburger),
Vanilleeis scheissende Quadratkühe, gelbe Plastikaffen in
Bückstellung, die unter dem Namen "Stühle" für 199
Franken/Dollar/Euros verkauft werden. (Weil 200 zuviel wäre...)

Es flimmert! Popcornmaschinen aus matt gebürstetem Chromstahl,


die materiell Tausend Jahre halten - aber spätestens nächste
Weihnachten funktionell kaputt sind . Und im “Stall” vor den
Shoppingcentern warten zahme Dinosaurier, die im Moment noch -
solange fossiler Brennstoff vorhanden ist - AUTO genannt werden.
Selbst. Ingenieure auf der ganzen Welt arbeiten an der Entwicklung
des Autopiloten für das Auto. (Ist es übertrieben, zu sagen, das
mächtigste Produkt der Erde hat sich spätestens dann
verselbstständigt? Ist aus unserem zentralen Bedürfnis nach
Unabhängigkeit selber in's Zentrum gerückt und in sich selbst
unabhängig geworden - vom Zweck; also ein Sichselbstgeschöpf
geworden?)

Mensch ist gross! Bloss, wie kann der Homo Sapiens Herr seiner
eigenen Schöpfung werden? Hat es denn Gott etwa geschafft?
Müssen wir etwa KLÜGER werden, als Gott?

Zumindest von Weitem betrachtet, ergibt Gottes Schöpfung einen


Sinn, und wenn es "nur" ist, dass die Erde schön und zeitlos ist. Dass
sie, trotz vorhersehbarem Hitzetod in Jahrmillionen, eine Zeit
überdauert, die - der Mensch sei getröstet - DIE Zukunft einschliesst,
ohne Wenn und Aber. Wenigstens DIESES Problem haben wir nicht...

Konkret leben wir auf einer Insel in den Weiten leeren Alls. Eine
letztlich ruhende Insel (und sie bewegt sich doch nicht...) mitsamt
Sandstrand, Palmen und etwas Wasser und Luft, damit die hier
ansässigen Insulaner gut durch die Zeit kommen. Die sich neuerdings
das Leben schwer machen, ob Millionen ausgedachter Kreaturen, die
mit ihnen um Wasser und Luft konkurenzieren, als wären sie...

Ja, WER eigentlich?


Wenn Dinosaurier nicht ausgestorben wären, gäbe es jetzt wohl keine
Menschen, gäbe es keine Autos, die mit kompostierten Dinosauriern
und Urwäldern von damals (Erdöl) herumfahren. Jede Idee hat ihre
Zeit in der sie richtig ist. Das Auto war mal toll, hat aber unsere Welt
an den Rand des ökologischen Kollapses gefahren. Das Auto, der
motorisierte Einkaufskorb. (Es gibt EINE, wenn auch nicht politisch
durchführbare technische Änderung, die den Dinosaurier namens
Benzinauto schnell aussterben lassen würde. Sie ist einfach, aber
sehr effizient. Man muss nur den Auspuff INNEN im Auto anbringen,
statt aussen... Die Nettoumweltbelastung wäre dieselbe. Aber nicht
LANGE. Cabrios wäre plötzlich MEGA in! Ein Bonus für die Wirtschaft
also...)

Zugegeben, ich liebe manchmal das Absurde! Verzeihen Sie mir, liebe
Leserin, lieber Leser! Aber viel mehr als das Absurde, liebe ich das
Praktische. So mobil wir geworden sind, so festgefahren ist doch
gleichzeitig unsere Mobilität. Das eine Extrem beinhaltet oft das
andere Extrem. Die in's Exzess getriebene Globalisierung der
Wirtschaftsabläufe, Medien, als auch Kultur, fördern zunehmend
wieder einen altbackenen Regionalstolz. Praktisch simultan und
weltweit. Dass diesem von mir als Regionalstolz beschriebenen
Phänomen der Boden fehlt, steht auf einem anderen Blatt. Kann man
sich mit einer typischen Regionalidentität brüsten, wenn alles von
woanders kommt, selbst das Viehfutter? Später mehr zu diesem
Thema!

14. Kapitel Behindertes Handwerk der Gegenwart

Zurück an die Schule. Nach einer Tour d'horizont durch die Warenwelt
ist AUCH offensichtlich geworden, wieviele Werkzeuge, Techniken
und Materialien erhältlich sind, aus denen, oder mit denen etwas
GEMACHT werden KANN. Es flimmert nicht nur, es bohrt, es sägt, es
malt und näht auch. Aber: Keine Generation, so wage ich zu
behaupten, hat ein derartiges Potenzial an Machbarem zur
Verfügung gehabt - und hat KONKRET so Wenig daraus gemacht.
Abgesehen von den sich erst kürzlich ergebenden Möglichkeiten des
Computers und Internets. Wo bleibt aber die Echtheit des Lebens,
wenn man seine Identität, sein Können, sein Wissen nur noch auf
einem Bildschirm beweisen will..., kann..., nein MUSS?

Mein vorgetragener Ruf nach handwerklichem Können und


Verständnis von Materialien als wichtiges Pflichtfach an Schulen hat
etwas anachronistisches an sich. Aber ist es das? Sind solche
Fähigkeiten nicht ebenso wichtig für die Zukunft, wie sie für die
Vergangenheit waren? Wenn auch aus teils anderen Gründen? Die
Gegenwart ist vom Resultat her ein materialistisches Zeitalter, aber
vom Verständnis her nicht wirklich - warum also nicht das konkrete,
dreidimensionale Talent im Menschen fördern? Statt es nur
Maschinen zu überlassen, nur den Chinesen zuzumuten?

Die Ruhigstellung der Hände durch die industrielle Revolution hat zu


einer Entfremdung des Menschen beigetragen von seiner konkret ihn
umgebenden Wirklichkeit. Die Folgen davon sind unter anderem
Jugendliche, die wie unter Trance einen Joint nach dem anderen
"bauen", da ihre Hände Beschäftigung suchen. Wo können Junge
noch ihre Hände gebrauchen, ausser zum Drücken von Knöpfen?

Dabei haben wir leichten Zugang zu Techniken - traditionellen und


modernen, zu exotischen und fast vergessenen - unter Anderem
DANK dem Internet. Wir haben flugzeughangargrosse
Heimwerkerläden voller Werkzeuge, Materialien, von Farben bis
Seilen, Holz und Stoff jeglicher Farbe. Alle Bausteine unserer
Alltagskultur stehen zur Verfügung.

Was fehlt, ist eine Initialzündung in Form eines SINNS, der sich -
gerade für Junge - daraus ergibt, diese Bauteile in die Hand zu
nehmen und etwas damit zu MACHEN. Hinderlich ist mit Sicherheit
das absurde Überangebot an billigem Fertigem, von Schmuck über
Kleider bis zu Möbeln. Wo - scheinbar - alles schon existiert, besteht
wenig Anlass, Neues zu schaffen.

Ein weiteres Hindernis bei der Förderung manueller Kreativität ist der
Anspruch an Perfektion, der mit dem Berufsethos des traditionellen
Handwerks zu tun hat und andererseits mit der “überheblichen”
Perfektion alles maschinell Erzeugtem, die zunehmend zum Masstab
wird. Perfektion hat seine Berechtigung in vielen Bereichen unseres
technischen Daseins, aber in anderen Bereichen, im dekorativen
Sektor beispielsweise, ist Perfektion unnötig, wenn nicht sogar
hinderlich. Ein Rad MUSS präzise rund sein, aber ein Gartentisch, ein
Hut, ein Spiegel nicht. Dieselbe Präzision von Dekorativem, wie von
der Technik zu fordern, führt zu einseitigen Wirtschaftsstrukturen, da
mit denselben Maschinen, bzw. mit denselben (rationalisierbaren)
Methoden, mit denen Felgen produziert werden, letztlich auch unsere
Gartentische, Campinggrills und Schirmständer gefertigt werden.

Der Mensch passt sich damit an die Technik an, mit verheerenden
Folgen für die Weiterentwicklung einer nichttechnischen Kultur, deren
Existenz und Daseinsberechtigung von der Technik keinesfalls in
Frage gestellt werden müsste, noch sollte.

Eine NICHTtechnische Kultur, was ist das, kann es das überhaupt


(noch) geben, wo jeder Tropfen Ölfarbe aus einer Raffinerie kommt,
der Schaumgummipinsel aus Schanghai?

Kindlich betrachtet: Er KÖNNTE auch aus dem Wald kommen, dem


Stadtpark... Pinsel wachsen auf Bäumen. Farbpigmente sind in
Blättern, in der Erde, in Federn. Es wimmelt ja an Büchern, die genau
solche Möglichkeiten aufzeigen!

15. Kapitel WAS ist “minimal design”?

Natürlich gibt es eine zumindest (un)technisch mögliche - technisch


unmögliche... - Kultur! Ich nehme hier als ein Beispiel von sehr vielen
die gewöhnliche Astgabelgarderobe (“Garderobus Silva Brutus
Doityourselfiensis...”). Minimalistisch nicht im Styling, aber in der
Herkunft. Absolut Bio! Wiederverwertbar als Hundespielzeug, ohne
ökologische Schäden entsorgbar, CO2 freundlich, eigentlich ein
absolutes MUSS...! Eines von denkbar vielen Puzzlesteinen, aus
denen unsere Kultur besteht: Die Garderobe.

Eine Garderobe aus Chromstahl hält dagegen ca. 1000 Jahre, ohne
sich zu verbiegen! Ihre betonte Schlichtheit in der zweiten Dimension,
ihrem LOOK, steht einer absurden Komplikation in der dritten
Dimension gegenüber, die aber nicht zu erkennen ist. (Die
Astgabelgarderobe mag nicht jedermanns Geschmack sein, aber
Hand auf's Herz, haben SIE mal richtig hingeschaut, wieviele Formen
von Astgabeln es gibt? Wenigstens die AUSWAHL wäre RIESIG!) Und
die Astgabelgarderobe wäre ECHT! Eine echte Astgabel...

Die Chromstahlgarderobe ist im Vergleich dazu undurchschaubar in


ihrer hintergründigen Realität. Sie ist weder echt, noch unecht. Sie soll
nebst ihrer Funktion die Ästhetik des Hausherrn repräsentieren, der
sich – vielleicht als Ausgleich zu seinem komplizierten Leben - nach
formaler Schlichtheit in seinen eigenen vier Wänden sehnt.

Ich frage mich, ob dies nicht eine Fehleinschätzung von ihm ist. Ganz
einfach deshalb, weil durch die Herstellung solcher Produkte das
materielle Chaos in der Welt geradezu gefördert wird, von
TATSÄCHLICHER Schlichtheit am Ende keine Rede sein kann. Das
Reduzierte ist in Wirklichkeit nur Schein. Schlichtheit schlicht gelogen.

Ich bin Augenzeuge geworden, wie über Jahre ein Gebiet ehemals
geordneter Natur - sie ist ironischerweise ökologisch so wertvoll, dass
sie fast von der UNESCO als Weltnaturerbe deklariert worden wäre -
"umgebaut" wurde in eine Nickelmine, das zur Herstellung unter
anderem von Chromstahl benötigt wird. Riesige Gebiete sind bereits
zur Steinwüste verkommen, auch wenn hier und da Bäume gepflanzt
werden. Ein Beispiel von vielen auf dieser Welt. Jeder weiss das...

Hier hinterlässt der um Schlichtheit bemühte Designfreak sein


jämmerliches Chaos. Weit weg, ausserhalb seines Horizontes. Die
industriellen Prozesse bis seine Chromstahlgarderobe an der
schneeweissen Wand hängt, erzeugt endloses Chaos. Was für ein
Aufwand, um ein paar Jacken aufzuhängen!

Was für ein schönes Projekt aber auch für Schulen, um den Kindern
die Hände aus den Taschen zu ziehen, durch das ZULASSEN eigener
Ideen. Verbunden mit Prinzipien, die dadurch erklärungsbedürftig
werden. Als kindlicher Anfang, Logik und Umweltgerechtigkeit in den
eigenen vier Wänden zu ermöglichen. In 3D. Ein Anfang von vielen!

Es tönt gut, sich Gedanken zu machen, über die grössten


Umweltverschmutzer, wie das Auto, Klimaanlagen oder die
Heisswasserzubereitung. Aber zu all diesen Fragen sind die
Antworten viel komplexer, als zu den kleinen Problemen, wie die
Chromstahlgarderobe, die, aus menschlicher Perspektive, EWIG da
sein wird. Vielleicht drei Jahre von Nutzen, den Rest nutzlos und
dumm.
Natürlich kann man fast alles recyclen, doch ändert dies nicht viel, da
dies in einem industriellen Prozess geschieht, der spätestens zum
Erliegen kommt, wenn der Hochofen aus ist, die Energie, das Öl zu
Ende ist.

Der mir beim Schreiben dieser Zeilen bereits hörbare Ausspruch aller
Chromstahlliebhaber heisst: Es gibt keinen Weg zurück! Ich frage
ganz höflich zurück: Warum nicht? Erstens gibt es hoffentlich nicht nur
einen Weg, sondern deren viele. Das ist eines der grossen Probleme
unseres technikversessenen Zeitalters: Dass man glaubt, es müsse
ALLES hochtechnisiert sein, bzw. hochtechnisiert hergestellt sein, was
im Endeffekt dasselbe ist. So wird dann auch die “minimalistische”
Garderobe mit einer Laserwasserwaage ausgerichtet, damit sie auf
den Viertelmilimeter genau gerade hängt. Muss das sein? Ja, es
MUSS, denn Minimalismus verlangt Präzision, sonst stört "etwas".

Minimalimus hier, Fototapete dort, egal: Des Kaisers neue Kleider


sind zum Schnittmuster der Moderne geworden! Vielleicht sind es
wieder Kinder - die Erfinder der Sprache - die es schaffen, die Lüge
hinter den naturfarbenen Gardinen (100% Polyester) zu benennen. Es
wäre zwar nicht immer angenehm..., aber letztlich im Interesse Aller,
nicht nur der Kinder der Kinder. Wie Kinder, die nicht wissen, woher
Kinder kommen, steht der Erwachsene im Jahr 2009 vor einem
peinlichen Rätsel, wenn er und sie gefragt werden, WOHER kommt all
dieser Weihnachtsschmuck, kommen all diese Designprodukte in
unseren Zimmern, in unserem Alltag. Aus WAS ist etwas?

Um dieses Unwissen zu beseitigen, braucht es eine radikal


modernisierte Art von Handwerksunterricht an der Schule. Mehr
Materialien, mehr Werkzeuge, mehr Techniken. Alles ist da! Aber
letztendlich geschieht nur etwas Sinnvolles durch Regeln, auch hier:
Mit einer Kaskade von Fragen, nach dessen Beantwortung man
weiss, was MÜLL ist - und was WERTVOLL. Diese Fragen könnten
lauten: Aus WAS wollen wir etwas machen? WOHER stammt das
Material? Ist es giftig oder ungiftig? Führt der Gebrauch dieses
Materials zu einem Verlust in der Natur, der im Vergleich zum Nutzen
nicht hinnehmbar ist? (Definition von Werten). Führt die Herstellung
zu unerwünschten Nebeneffekten? WAS kann daraus hergestellt
werden? (Phantasietraining/ Brainstorming) Gibt es einen
PRAKTISCHEN Nutzen? Kann es etwas ersetzen, was man bereits
HAT? Ist es SCHÖN? (Ästhetische Werte entschlüsseln) Lässt es sich
von Hand bearbeiten, braucht es Werkzeuge oder Maschinen? Ist es
letztlich SCHÖNER, wenn es von Hand hergestellt ist und nach
Augenmass, oder mit einer Maschine und einem Lineal? Hätte
Präzision einen Zweck, oder wäre es nur Gewohnheit, es präzise zu
machen? Passt es etwa “einfach nicht”...? WARUM?
Und DANN: Welche Resourcen werden NICHT gebraucht, wenn man
etwas SO macht? Und die nächste grosse Frage: WAS könnte man
aus den gesparten Resourcen SONST herstellen? Ein
Chromstahlwaschbecken für ein Spital in Afrika vielleicht? (Vernetzte
Ethik)

Usw. Die Astgabelgarderobe steht hier natürlich nur als Beispiel, als
Symbol des in der Schule Machbaren. Die Technik der Autos und wie
man sie verbessern könnte ist kein Stoff für die Primarschule, aber
das heisst nicht, dass man sich nicht an X nichttechnische Produkte
oder niederschwellig technische Produkte wagen kann. Der Mensch
lebt nicht von High Tech alleine! Auch Kinder nicht!

16. Kapitel Schule der Blumen und Bäume

Es ist wichtig, der sich rapide ausbreitenden Ahnungslosigkeit


gegenüber unserer Dingwelt mit einer Formel aus Sinn und Verstand
zu begegnen. Auch damit die Hand nicht ihre Aufgabe verliert in
dieser theoretisch voll automatisierbaren Welt. Damit es gelingt, dem
Automatismus der Idee der Automatisierbarkeit Herr zu werden!

Mehr Handarbeit im Schulunterricht, und der (an)gelernte Schreiner


Gerd Fehlbaum behauptet, dass sich damit unsere verflixt fragwürdige
Zukunft irgendwie meistern lässt.... Wieviele Akademiker (die
klugerweise dieses Buch lesen) sind bereits am Hüsteln?

Ich bitte um Geduld! Um die Chance, Querschlüsse aus dem bisher


Gesagten ziehen zu dürfen, die sich logisch ergeben, aber nicht sofort
auffallen. Ich habe ja erst auf "dem Markt" (der Ideen) ein paar frische
Zutaten geholt. Jetzt geht's an's Kochen, meine Damen und Herren!

Die Auswirkungen einer gesteigerten Aufmerksamkeit gegenüber der


dritten Dimension - von Deko bis Nutzvoll - lassen sich ausweiten in
den Bereich der notgedrungenen Dreidimensionalität. Dem Essen und
Trinken.

Ebenso undurchschaubar, wie der Werdegang und die Herkunft eines


Plastikspielzeuges ist die einer Fertigsuppe, einer Eiscreme oder die
neuesten Frühstücksflocken mit "Wohlfühlkonzentrat". Nahrung ist
heute so bunt verpackt wie Spielzeug! Die Regale im Supermarkt
sehen aus wie die Regale in Spielzeugläden. Essen wir Spielzeuge?
Auch dieser Frage lässt sich nachgehen, wenn man die Komplexität
moderner Nahrung in ihre Bestandteile zerlegt. Eine interessante
Aufgabe, nicht nur für Mädchen und nicht nur im Chemieunterricht,
denn es grenzt fast an Wunder, mit wie WENIGEN Zutaten wieviele
verschiedene Nahrungsmittel "entstehen". (Zauberei auch hier...!)

Vielfalt besteht vor allem in den Zusatzstoffen. Ein breites Verständnis


der Grundnahrungsmittel und wie einfach daraus gutes Essen
zubereitet werden kann, ist dringend erforderlich auf dem Weg in die
Zukunft. Es gibt in diesem Gebiet Kochkunstinterpreten - wie Jamie
Oliver - die in der Richtung für Aufklärung sorgen. Thanks Jamie!

Spätestens hier kann auch das Interesse für Pflanzen geweckt


werden. Pflanzen, die im Rahmen des Schulunterrichts gesät,
gepflegt, geerntet und später zubereitet werden. Alles was es braucht,
sind Blumenkästen vor und/oder hinter den Fenstern. Mit dem
angenehmen Nebeneffekt einer verbesserten Luftqualität, die gerade
in Schulen fragwürdig ist. Erst wer einen Samen gesät hat, der
danach keimt, den man hat wachsen SEHEN (man hat ja Zeit in der
Schule...), und den man dann am Schluss ernten und zubereiten darf,
erst wer diesen Naturzyklus begreifen darf, wird verstehen, dass wir
Menschen von Pflanzen abhängig sind - und diese auch von uns.

Ein regelrechter Schulgarten müsste schon längst selbstverständlich


sein, leider ist er die rare Ausnahme, obwohl der Platz meistens
vorhanden wäre. Die Nutzung von Dächern zum Anbau von Nahrung
ist logisch begründbar und oft technisch kein Problem, besonders
wenn Handwerkskenntnisse zum Schulunterricht gehören, ebenso wie
Mathematik, mit der sich am praktischen Beispiel die Durchführbarkeit
eines solchen Projekts ausrechnen lässt.
Ein ganz einfaches Projekt mit hohem Lernpotential... ist die
Umwandlung eines Autoparkplatzes in einen Gemüsegarten, weil ein
paar Lehrer bereit sind, mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen, statt
mit dem Auto. Man muss nicht gleich den Asphalt weg kratzen - wozu
unglaubliche Mengen Energie nötig sind - sondern kann aus
Schichten von Ästen aus dem Wald ein Fundament und einen
Rahmen machen und diesen mit Erde füllen, die auch aus
kompostiertem Küchenabfall der Haushalte der Schüler stammt.
Wodurch Abfälle zu trennen plötzlich OFFENSICHTLICH Sinn macht.

Es ist verblüffend, was mit entsprechendem Wissen und bewusst


geförderter Geduld auf der Fläche EINES Autoparkplatzes wachsen
kann! Auch die oft verkümmerten Spielplätze lassen sich in ihrer
Bedeutung leicht ausweiten, wenn sie nebst den Standartspielgeräten
mit Nutzpflanzen "garniert" werden. In solchen Projekten kann die
praktische UND theoretische Fähigkeit der Jugend gefördert werden,
als auch Teamgeist, vom KinderGARTEN bis zur Uni.

Das Wissen um die Welt der Pflanzen kann nicht hoch genug
eingeschätzt werden, während das Wissen um Tiere und ihre
Aufzucht weitgehend nutzlos ist. Es gibt keine wirklichen Nutztiere
mehr - im Gegensatz zu Nutzpflanzen - sondern eigentlich fast nur
noch Nahrungskonkurenten gegenüber Menschen. Ich will damit nicht
sagen, dass Tiere nichts bedeuten! Aber wenn 90% aller Säugetiere
der Erde (von der Masse her, also Gewicht) entweder Menschen, oder
menschliche Nutztiere oder Haustiere sind, stimmt etwas nicht im
Verhältnis zwischen Mensch und Erde! Fleischkonsum ist alleine
schon eines der grössten globalen Umweltprobleme. Kombiniert mit
dem Fleischhunger der Abermillionen Hunde und Katzen droht ein
"Erklärungsloch" - für Millionen Menschen, die jedes Jahr verhungern.

Das heisst nicht unbedingt, dass man wegen dem zum Vegetarier
werden muss (finde ICH), nur, dass die Gewichtung dieser zwei
grundverschiedenen Nahrungsformen (tierisch/pflanzlich) verschoben
werden muss, wenn man an Zukunft glauben will. Mit genug Wasser
und Anbaufläche für eine immer noch wachsende Menschheit.

Die Begründung dieser Neugewichtung liegt wie so vieles in der


Erziehung, und speziell in der Schule, die das Thema Nahrung
gründlich "durchkauen" sollte. Und sich als logischem nächstem
Schritt mit den medizinischen Qualitäten von Pflanzen beschäftigen
sollte. Ein mit der Wunderhaftigkeit des Alls konkurierender
Mikrokosmos an Wundern, der aber bedeutend näher an der
Wirklichkeit des Menschen und seinen Ansprüchen an ein gesundes
Leben steht. Ein weites Feld feinstofflicher Dreidimensionalität, das
vor heutigen Schulen als unerkannte Möglichkeit brach liegt und wohl
AUCH in falsch verstandenem Respekt gegenüber der industriellen
Pharmazie weitgehend ignoriert wird.

Dass sich daran etwas ändert, ist annehmbar, doch den Kindern will
man die Komplexität lange bestehender medizinischer Alternativen
nicht zumuten, obwohl gerade sie offen sind - nun ja, weil sie Kinder
sind - für fast ALLES!

17.Kapitel Gegenposition

Bevor ich mich mit den ökonomischen Seiten der skizzierten


Neugewichtung praktischer Kenntnisse und manueller Fähigkeiten
beschäftige, unternehme ich den Versuch - ebenso skizzenhaft - alles
bisher Gesagte von einer Art Gegenposition zu hinterfragen: Unter
welchen Bedingungen ist es akzeptabel, dass die Warenwelt
undurchschaubar ist, dass Produkte von weit her kommen, dass sie
chemisch/materiell "ewig" halten - unverdaubar sind für die Natur -
dass die tägliche Nahrung ebenso undurchschaubar und überverpackt
ist wie Spielzeug, dass die Pharmazie sich hinter Patenten und
Markennamen versteckt?

Unter welchen Bedingungen wäre es gleichgültig, ob der Mensch


seine Hand, als fähigstes Werkzeug von allen, wiederentdeckt?

Einfach gesagt, wenn unser Verlangen nach dreidimensionaler


"Unterhaltung" nachhaltig funktionieren würde, wenn der weltweite
Güterverkehr keine irreparablen Schäden an der Natur bewirken
würde, wenn unsere 1000 Jahre haltbaren Chromstahlprodukte auch
1000 Jahre benutzt würden, wenn die moderne Ernährung nicht zu
Krankheiten und Übergewicht und ausgelaugten Ackerböden führen
würde, wenn die industrielle Pharmazie zu einer Abnahme der
Krankheiten und einer Steigerung der Gesundheit führen würde...

Ich weiss, dass ich mich mit den letzten zwei Argumenten in eine
Zone manövriert habe, die debattierbar ist, da es hier nicht um ein
Entweder/Oder gehen kann, sondern "nur" um eine Neugewichtung
entlang dem Menschlichen Mass. Was das Menschliche Mass IST,
darüber kann diskutiert werden in einer Zeit genereller Masslosigkeit.
Also Absenz von Masstäben, nach denen man sich richten kann. Eine
letztlich philosophische Frage, die keineswegs überflüssig ist. Was
philosophisch bewertbar ist – und relevant - sollte philosophisch
diskutiert werden. Nicht nur am Ende, sondern auch am Anfang. Nicht
nur von Erwachsenen, sondern auch von Kindern.

Wir merken sonst nicht, wie die Luftqualität ist, wie Bäume um uns
herum in der Nachbarschaft zugrunde gehen und sang - aber nicht
klanglos - eines frühen Morgens von Gemeindearbeitern abgesägt
und "entsorgt" werden. Wir hören es, spüren aber die Wichtigkeit
kaum, wenn plötzlich keine Vögel mehr singen. Wir haben die Umwelt
Anderen überlassen. Organen des Gemeinwesens, Gesetzen, den
Bedürfnissen des Autoverkehrs. Direkt neben uns beginnt nicht die
Nachbarschaft, sondern eine ferngesteuerte Fremde.

Vielleicht würden wir es mit allen Sinnen spüren, hätte sich die
Fremde nicht längst auch in unsere Wohnungen geschlichen und als
Produktfremde bequem gemacht. Vielleicht würden wir es mit der
Angst zu tun kriegen, hätten wir keinen Fernseher, der den zentralen
Platz in unserem wichtigsten Raum besetzt hat. Um uns die Fremde
erträglich erscheinen zu lassen, indem er eine noch grössere Fremde
zeigt. Den Horror der grossen weiten Welt.

18.Kapitel WAS ist eine humane Zukunft?

Eine Reform des Bildungssystems, das dieser Ablenkung durch


Fremde entgegenwirkt, ist schwer zu erreichen, da die meisten Lehrer
das Resultat eines Ausleseprozesses sind, wo das Verständnis
abstrakter Naturwissenschaft höher bewertet wird, als vernetztes
Denken bezüglich unseres konkreten Alltages. Einerseits wird gelehrt,
wie sich die Entwicklung der letzten Generation in der nächsten
fortführen lässt. Andererseits ist jedem logisch denkenden Lehrer klar,
dass ein Kurswechsel in fast allen Dimensionen menschlicher
Wirklichkeit stattfinden sollte. Über DAS schweigt man sich aber lieber
aus! Und schon bei der einfachsten aller Fragen, woher kommt Geld,
herrscht Ahnungslosigkeit. Wer weiss das schon GENAU...?

Ohne konkretes Wissen um die erste Dimension, lässt sich schwer


begründen, mit welcher Zielsetzung die zweite Dimension funktioniert,
die Symbolik, die meisten Medien. Und wer die Absurdität unseres
3D-Verhaltens nicht durchschaut – z.Bsp. das vielseitigste "Elexier",
das die Natur uns Menschen zu bieten hat, Erdöl, für die profansten
Zwecke zu missbrauchen - dem fehlt letztlich der wichtige Respekt vor
der vierten Dimension, dem Sinn des Lebens. Der wohl weniger in der
Beantwortung steckt, sondern der Befragung.

Die Frage nach einer Umformung des Schulwesens (des Wesens der
Schule) in eine zukunftskompatible "Schule des Lebens", statt einer
"Schule des nackten Wissens", und meine Antworten darauf, mögen
kümmerlich sein. Ein Brainstorm. Nicht ein zielgenaues Vorgehen,
eher ein Tasten durch die Dunkelheit, in all den ungeahnten Nischen
an Möglichkeiten. Ungeahnt heisst nicht unahnbar. Erst Recht nicht
unmöglich!

Wer an der Zukunft mitmachen will und nicht nur auf Entwicklungen
reagieren möchte, muss die Gegenwart in ihrer Struktur begreifen und
die Dynamik, mit der sie sich ergeben hat. Oder WURDE auch sie
erschaffen? Ist die Gegenwart ein Resultat kosmischer Zufälle, wie es
die entfernte Vergangenheit war? Oder ist die Gegenwart eher das
Ergebnis einer Kombination aus Absichten... Einzelner? Vielleicht
GUTER Absichten sogar, um das Chaos der Weltkriege
auszugleichen mit kühner Planung, wie zum Beispiel dem
Marshallplan der Amerikaner. (Er diente dazu, Europas Wirtschaft
wieder aufzubauen, denn sonst hätte es wohl bald den DRITTEN
Weltkrieg gegeben...)

Um die Gegenwart zu verstehen, muss man die Vergangenheit


begreifen. Aber nicht primär DIE Geschichte, weit zurück, das
Mittelalter, die Römer, Griechen etc. Primär sollte man die gerade erst
vergangene Vergangenheit durchschauen. Die letzte Generation, die
vorletzte. Und da gilt: Ein Augenzeuge ist mehr Wert als ein Buch!

Es scheint mir mit Sicherheit nutzvoll zu sein, Rentner, aber auch


ältere Handwerker, Bauern, Hausfrauen zu einer Art Sonderunterricht
zuzulassen, die aus ihrem Leben erzählen und aus ihrer Perspektive
die Probleme des modernen Alltags erst zur Sprache bringen, um
dann mit den Schülern gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ihre
Erfahrungen können sehr wichtig sein. Die Dynamik unserer Zeit ist
ihnen bewusster als Kindern.
Alte langweilen sich zum Teil buchstäblich zu Tode, während es ihnen
materiell an nichts fehlt. Zeit haben sie also, und vielen würde es wohl
ein ersthaftes Anliegen sein, ihren akkumulierten Wissenschatz
weiterzugeben. Eine Gesellschaft, die sich nicht der Erfahrung der
Alten bedient, ist blind auf einem Auge! Sie tendiert dazu, alles als
gegeben zu erachten, was in Wirklichkeit sich gerade erst ergeben
hat. Verkappt führt diese Blindheit auf einem Auge zu einem neuen
Konservatismus, der sich zunehmend "einschleicht" in allen
Schichten. Weil er lange bestehende Werte gar nicht mehr kennt,
sondern relativ neue für alt und daher richtig hält.

Wenn etwas den Geist der Gegenwart prägt, dann die


Geschwindigkeit, in der etwas als normal erachtet wird, was
gerade noch als utopisch, absurd, grausam oder abnormal
gegolten hat!

Diese Dynamik der Veränderungen - die sicher teilweise positiv sind -


wird am Besten von Alten wahrgenommen. Ihren Masstab zu erfahren
ist zumindest interessant und ein guter Anknüpfungspunkt, weiter zu
denken. Ein ausgesprochen menschlicher Faktor im Schulunterricht,
der notabene auch die Lehrerschaft entlastet, Kosten spart, Wissen
fördert. Die ältere Generation in dieser Hinsicht zur Schulung von
Kindern zuzulassen, bzw. sie dazu zu ermutigen, ihren Wissensschatz
zu teilen, würde den Graben überbrücken helfen, der sich zwischen
den Generationen zunehmend verschärft. Dialog zwischen
Generationen ist die Urform des Lernens! Vielleicht wichtiger als der
Dialog zwischen Kulturen und Religionen ist der Dialog zwischen
Gestern und Heute.

Ähnliches gilt beim Handwerk. Die Berufe, wo konkret etwas


hergestellt wird. Und nicht nur etwas verwaltet, was zunehmend zur
Hauptbeschäftigung westlicher Nationen zu werden droht. Eine
schrumpfende Minderheit also, die sich Handwerker nennen lässt.
Zunehmend sind sie so "hochgerüstet" mit Maschinen, dass ihre
Hände eher eine Nebenrolle spielen. Trotzdem tragen sie zum Teil
einen Wissensschatz mit sich herum, bezüglich Materialien und
Techniken, dass sie die geborenen Lehrer sein können, in der
Umgebung einer Schule. Ihr Druck unter dem sie stehen, alles
möglichst rationell herzustellen, der ihnen auferlegte Zwang,
maschinell und präzise zu arbeiten, weicht purem Stolz, wenn sie
befreit von der täglichen Konkurenz ihr wahres Können zeigen dürfen.

Hinter allen Maschinen verborgen, liegt die Einfachheit der


Grundtechniken brach, mit denen Kindern die Faszination am
Handwerklichen ermöglicht werden kann. Damit sie eines Tages mehr
Fingerfertigkeit haben, als es braucht, einen Joint zu drehen.
Während die Alten die Brücke zwischen Generationen sind, sind
Handwerker die Brücke zwischen Hirn und Hand. Und ebenso wie es
bei "den Alten" nur ein kleiner Teil ist, der sich berufen fühlen wird,
solche Brücken zu schlagen, wird es auch unter Handwerkern nur
eine Minderheit sein.

Der Natur geht es auch oft nur um Kristallisationskeime, die völlig


ausreichen, um Grosses entstehen zu lassen, wie Schneeflocken zum
Beispiel, die sich um Staubpartikel herum bilden. Und am Schluss
entstehen daraus Lawinen. Es sollte unser Anliegen sein, Schulen so
auszurüsten, dass die aus ihnen entstehende Zukunft eine
annehmbare ist, inklusive der Zukunft der Biosphäre, die unser
Lebensstil - um den dreht sich ja alles – immer mehr beinflusst.

Ähnlich wie Handwerker sind auch Bauern und Gärtner


hochtechnisiert. Aber einigen unter ihnen ist doch ein breites Wissen
geblieben über die Grundregeln des Anbaus von Nutzpflanzen (OHNE
übermässigen Einsatz von Chemie), das sie vielleicht gerne im
Umfeld einer Schule weitergeben würden. Es gibt kaum etwas
menschlich motivierenderes, als um sein Wissen gefragt zu werden.
Die Kunst der Saat und der Ernte ist naturgewollt eine LOKALE
Angelegenheit, jedenfalls in ihrer konkreten Form, und sie lässt sich
am Besten konkret und lokal erklären. Bauern, Förster, Gärtner sind
gute Brücken zwischen der Natur und der beheizten Wohnung, besser
als jede Fernsehsendung über "die Natur".

Auch in Städten lässt sich "der Bauer" bzw. Gärtner in den


Schuluntericht integrieren, besonders, wenn man sich mit der
dringend nötigen Begrünung der Städte beschäftigen will, einem der
Aufgabenbereiche der Zukunft, mit entsprechenden Jobchancen.
(Siehe den Trend zu “urban farming” in BERLIN und NEW YORK!)

Dass Städte eine Art Gegenpol zum Land sein "müssen", und daher
vor allem künstlich - sprich grau und trist und aus Beton, ODER
glänzend, schrill und laut – ist eine veraltete Denkweise. Neben den
beiden heute verfolgten "Wegen", Trist oder Schrill, gibt es den Weg
Natur, der sich besser mit Urbanität verträgt, als zuerst vermutet.
Wichtig ist, die Natur klar zu trennen in eine pflanzliche und eine
tierische. Es grenzt an Tierquälerei, wenn Leute in ihren Wohnungen
Hunde halten, die einmal täglich um den Block geführt werden, aber
von Pflanzenquälerei hat man bislang noch nichts gehört...

Der leider der Jugend zuwenig bekannte Architekt Friedensreich


Hundertwasser hat mit dieser Einstellung Häuser entworfen und zum
Teil gebaut (vor allem in Wien), die wegweisend sein könnten für eine
humane Zukunft im Städtebau.

Und was IST eine humane Zukunft? Nicht nur der Beginn eines
Denkens, sondern auch eines Handelns, das den Erhalt und die
Pflege der uns Menschen primär ermöglichenden Natur als nicht
minder wichtig erachtet, als den Erhalt von wirtschaftlichem
Wachstum oder dem Fortbestand kultureller Angewohnheiten! Im
Zweifelsfall sogar GEGEN wirtschaftlichen Wachstum, gegen
kulturelle Schemen, bzw. FÜR eine Neuausrichtung dieser beiden
Seiten der menschlichen Medallie.

19. Kapitel Elternstress, Babystress, Weltstress

Wo beginnen, dass man mit seinem Handeln das Symbolische


durchbricht und in den exklusiven und vorerst immaginären "Club"
derer aufgenommen wird, die in der TAT ihren Lebensstil den
verzwickten Anforderungen der Zukunft anpassen? Wie anfangen,
wenn man nicht zu einer Elite gehört, die sich das LEISTEN kann?
Wo aufhören, damit elementare Grundbedürfnisse des Menschen -
Stichwort Menschenrechte, Sicherheit - nicht geopfert werden?

Dies sind zwei schwerwiegende Fragen. Sie sind wie die obere und
untere Messlatte der menschlichen Zukunft schlechthin. Wir kommen
nicht darum herum, uns mit ihnen von jung an zu beschäftigen. Sie
stehen im Weg in die Zukunft wie blinkende Bojen, zwischen denen
das "Menschenschiff" durch zu manövrieren hat. Will es nicht auf die
"Riffe" gehen, die immer klarer ersichtlich links und rechts davon
lauern. Ich bleibe kurz bei dieser seemännischen Metapher. Was von
weit her wie ein Nadelöhr aussieht, ist von Nahem immer viel grösser,
breiter, als man dachte. Ob es tief genug ist, wissen wir natürlich erst,
nachdem wir zwischen den "Bojen" durchgefahren sind. Ob es so ist,
dass dahinter eine weite, unzerstörte Zukunft liegt, weiss niemand.
Mensch sein, ja LEBEN sein, heisst immer auch, Glück zu haben.
Chaos regiert die Welt in letzter, hündischer Instanz - und daran wird
keine Menschenwelt und keine Anwesenheit je etwas ändern! Rein
"statistisch" gesehen scheint aber das Glück auf der Seite des Lebens
zu stehen, der Vielfalt, sonst gäbe es ja nur ein Universum aus totem
Gestein. Wenn überhaupt...

Im Gegensatz zu Ameisen sind wir Menschen mit der Möglichkeit


einer gewissen Selbstreflektion ausgestattet, die bewusstes Handeln
ermöglicht, wenn auch nicht immer erfordert. Uns ist die Aufzucht
unserer "Brut" nicht mechanisch vorgegeben wie einer Ameise,
sondern unterliegt unserer freien und bewussten Einschätzung
dessen, was wir als Wichtig oder Unwichtig erachten. Jeder neu
geborene Mensch ist eine Facette der Zukunft. Aus vielen Facetten
entsteht eine Generation, eine Brücke in ein neues Zeitalter.

Wer trifft die Einschätzung, was wichtig ist, was unwichtig, was falsch?
Am Anfang sicher die Eltern, die Familie, die ihr Baby frei "gestalten"
darf. Was für eine Freiheit!
Eine SO grosse Freiheit, dass sie Angst macht, also sucht man/frau
Rat. Die Instinkte sind zwar noch da, aber werden vom "Zirkus der
Moderne" übertönt, was zum Teil auch richtig erscheint. Mehr als alles
Andere sind Menschen Kulturgeschöpfe und Kultur lässt sich nur
ansatzweise instinktiv erfassen. Also gibt es Ratgeber in Hülle und
Fülle, wie man denn nun seine "Brutpflege" am Besten angeht... Es
dreht sich um Verhaltensweisen und ihre Normen, um die Chronologie
der Entwicklung, um Nahrung, Spielzeuge, musikalische Stimulanz
und ihre Wirkungen, um Frühenglisch, Frühballet, Frühmathematik...

Was weniger gefördert wird, ist elterliche Gelassenheit und ein weit
gehendes Vertrauen in den kleinen Menschen - dass dessen
Persönlichkeit sich von alleine in einer akzeptablen Richtung
entwickeln wird. Zumindest wenn der äussere Rahmen stimmt und ein
paar naheliegende "Tricks" angewendet werden, wie Zärtlichkeit,
Augenkontakt, Sprechen. Statt dessen entsteht immer mehr ein
nagender Selbstdialog, ob man denn nun alles RICHTIG macht.
Salopp gesagt, machen sich manche Eltern ähnlich in die Hose, wie
ihr Nachwuchs, was kein gutes Vorbild ist!
Aber vielleicht entsteht dieser Elternstress nicht zu Unrecht. Nichts
ängstigt mehr, als Freiheit, während überall von Krise, bzw. KRISEN
gesprochen wird. Weltkrisen gar. Sie erfordern eine Art geistiges
Spagat. In dieses aufziehende Weltengewitter aus diametral
entgegengesetzten Lösungsansätzen - für die Wirtschaft hier, für die
Natur dort - ein Kind zu setzen, ist ein kämpferisches Signal der
Hoffnung. Und ein Widerspruch. (Ich bin ihn selbst eingegangen!)

Man sieht in vielen modernen Staaten eine Überalterung der


Bevölkerung einerseits, weiss aber, dass Übervölkerung unserer Erde
wohl eines der grössten Probleme der Zukunft sein wird, bzw. bereits
IST. Vor all diesen Problemen kann man sich je länger je weniger
verstecken, erst Recht nicht, wenn man Kinder hat und diesen eine
lebenswerte Zukunft wünscht. Aber WIE soll diese Zukunft aussehen,
wenn man gleichzeitig hofft, diese Zukunft möge materiell ebenso gut,
wenn nicht sogar BESSER ausgestattet sein, als die Gegenwart?
Spätestens ab diesem Anspruch wird der Widerspruch total ernst...

Eine Revolution des Materiellen bahnt sich an, ob gewollt und geplant,
oder ungewollt und chaotisch. Wir haben die Grenzen des Wachstums
in DER Richtung, unter der wir gemeinhin Wachstum verstehen, nicht
ERREICHT, sondern überschritten - denn meine Generation lebt
weitgehend auf Pump von der nächsten Generation. Wenn wir
zulassen, dass die beschränkten Resourcen für alltägliche Banalitäten
des heutigen Alltages VERWERTET (tolles Wort übrigens!) werden,
entfesseln wir einen zukünftigen Raubtierkapitalismus ohne Grenzen
und ohne Kontrolle, der sich bereits jetzt skizzenhaft abzeichnet.
Unsere Kinder werden keine guten Manieren haben müssen, nicht
menschlich und freundschaftlich gesinnt sein müssen, nein, das
würde sie nur behindern... Was sie brauchen, sind scharfe Eckzähne,
spitze Ellbogen und krass gesagt: eine profunde Ausbildung in der
Kunst des Schiessens und Übertölpelns....

So kehrt er dann zurück zu seinen Anfängen, der Jäger und


Sammler, dem das Prädikat MENSCH erst verliehen wurde, als er
sesshaft wurde, Bauer, Kulturmensch. SIND wir noch sesshaft?

Zurück zum Baby, das von alledem nichts weiss. Es fühlt, es riecht, es
hört, es sieht. Ungefiltert von Dogmen und Erklärungen. Unerklärlich
einem Erwachsenen. Alles was ist, ist einfach. Richtig und Falsch gibt
es noch nicht, bloss angenehm und unangenehm. Weich und warm
oder hart und kalt. Hell und dunkel.
Natürlich ist ein Baby nicht nur durch sein Erbgut vorgeprägt, sondern
auch durch Erfahrungen im Mutterleib. Geräusche, Licht, Rythmen im
Tagesablauf, Stimmen. Ausserdem hormonelle Faktoren, von Angst
bis Freude, denen es ausgeliefert ist. Der neu geborene Mensch ist
kein leeres Gefäss, das mit Erfahrungen gefüllt werden will, sondern
hat solche bereits hinter sich - und wartet auf neue. Aber nicht allzu
neue...

Ein Baby ist auf kuriose Art ein konservatives Geschöpf. Es erwartet
zwar Input auf allen Sinneskanälen, aber auch eine Beibehaltung des
Gewohnten. Ersteres regt an, zweiteres beruhigt. So wird aus neuen
Erfahrungen Gewohntes, das konkret das weitere Leben prägt, als
gegeben betrachtet wird und unendlich beruhigend wirkt, fast egal um
was es sich handelt. Ein Baby ist von Natur aus neugierig, will aber,
dass der Unterbau des Gewohnten sich nicht verändert. Es gleicht in
diesen Ansprüchen konservativen Parteien, die die Beibehaltung des
Erreichten reklamieren, aber gleichzeitig unermüdlich von Fortschritt
reden, zumeist materieller Natur.

Schon BEVOR es geboren wird, gewöhnt sich ein Baby an ein


Geräusch, das es noch viel hören wird, das Geräusch von Autos.
Dieses Geräusch gehört zum Grundgeräusch so vieler Menschen,
dass sie es erst hören, wenn es nicht zu hören ist... Spätestens wenn
sich ein Kind ankündet, ist es praktisch jedem modernen Menschen
klar, dass es jetzt Zeit für die Familienkutsche ist. Die Autowerbung
hat dahingehend Hervorragendes geleistet!
Das sonore Dröhnen des Autos, das Vibrieren, die unveränderte
Körperstellung der Mutter über lange Zeiträume, führt zu einem guten
Schlaf im Körperinnern. SO soll das Leben sein! Geweckt wird das
Baby von dem kamelhaften Schwanken von einer Seite zur anderen,
wenn seine "Umgebung" plötzlich aussteigt und zu Fuss zu laufen
beginnt. Ein ganz anderer Takt. Unregelmässiger, spannender.
Vielleicht aber - wer weiss - nicht so "gemütlich".

Einmal geboren, wird das Brummen der Motoren lauter. Und der
Anblick eines Autos entzückt jedes Baby, denn es bewegt sich, ja, es
LEBT! Und es fasziniert daher nicht nur, sondern es umhegt,
beschützt vor Kälte und Regen, lässt EIN, ist innen weich und
gepolstert, fast so, wie die letzten 9 Monate, an die sich das Baby
erinnert... Es hat sich vielleicht - ich spekuliere wild - gar nicht so viel
verändert. Es dröhnt immer noch, es vibriert und es schaukelt sanft.
Aber gleichzeitig ist es unendlich interessant. Es hat Scheiben, es gibt
Lichter, Gesichter, die es in Ruhe betrachten kann. Mutter, Vater,
Geschwister vielleicht. Es ist nicht mehr alleine in seiner "Höhle",
seinem kuschelweichen Raum. Selbst die Decke ist gepolstert, rot,
warm, herzlich. Innen.

Aber es gibt jetzt auch ein Aussen. Es ist ganz anders. Es ist hart, es
ist kalt, es hat lauter fremde Gesichter. Fremde Autos, die wild umher
fahren. Aber auch tote Häuser, tote Fabriken, farbige Ampeln. Es
erkennt zunehmend eine PRIVATE und eine FREMDE Welt und wird
sich seines Lebens nie dieser Unterteilung entziehen können!

Ein Baby will getragen werden, ein nachvollziehbarer Urreflex. Gerollt


zu werden geht auch, ob im Auto oder Kinderwagen. Das eine führt
zum Anderen und das Andere wieder zum Einen. Auf den ersten Blick
zwei reichlich verschiedene Bewegungsarten (Auto/Kinderwagen),
aber doch austauschbar. Der Kinderwagen ist das Auto des Kindes.
Erst die geteerte Strasse und der “Bürgersteig” hat ihn ermöglicht.

Und aus dem ursprünglichen Kinderwagen, wo das Baby ZURÜCK


schauen durfte, Mutti sehen konnte, zuschauen konnte, wie sie läuft,
ist inzwischen der moderne "Racer" geworden, wo das Kind mit Blick
nach vorne stur durch das fremde Gewühl geschoben wird, ohne sich
an irgend etwas festhalten zu können mit den Augen. Ohne genau zu
wissen, wer überhaupt schiebt. Kaum eine Art, fortbewegt zu werden,
erscheint mir anonymer und Furcht einflössender, als quer durch eine
Stadt bugsiert zu werden, mit Sichtblenden links und rechts.
Zunehmend sieht man sogar schwarze Kinderwagen! Fast ein
Verbrechen an der Idee des Kindes! Besonders, wenn man den
Sicherheitheitsaspekt im Strassenverkehr im Denken der ach so
“ganzheitlichen” Muttis und Daddies der Neuzeit einschliesst. Wie
bitte? SCHWARZE Kinderwagen...?

Früher gab es die Wiege, die den wiegenden Gang der tragenden
Mutter simulierte und gleichzeitig auf's Gehen vorbereitete. Der
Kinderwagen dagegen führt zur früh gelernten Annahme, dass wir
Menschen uns typischerweise rollend fortbewegen. Bald hat das
Kleinkind das erste Dreirad, später sein Fahrrad, dann das Mofa.
Endlich kommt auch die Komponente des "richtigen" Geräusches
dazu und - unbewusst auch wichtig - des richtigen Geruchs. Der
Geruch des Erwachsenseins gar...?
Dieser von Kleinstkind an gewohnte Geruch von verbranntem Benzin,
der angenehm die Sinne stimuliert und von Weite, von
Geschwindigkeit träumen lässt. Als Kleinkind, also aus Bodennähe,
noch intensiver inhalierbar, als später als Erwachsener. Der vielleicht
zu so Hilfsmitteln greifen "muss" wie Zigaretten, um das Gefühl von
Weite und Freiheit wach zu rufen? Die instinktiv zurück erinnerte
Freiheit als Kind früher, als die Welt noch ein neues, von Erfahrungen
unverbautes, aber per Auto durchquerbares neues Land war?

Ist die Sehnsucht nach automobiler Freiheit etwa in unseren


Babywünschen verankert? Oder stammt dieses Verlangen aus noch
tieferen Gründen?

Der Mensch, die Menschin, das Mensch. Ein ehemals sesshaftes


Wesen, das zu seinem davor liegenden Urzustand zurückzukehren im
Begriff ist, als man noch Jäger und Sammler war. Bloss dass diese
nomadischen Vorfahren nicht annähernd solche Distanzen zurück
legten, wie ein moderner sogenannt Sesshafter. Dessen "Jagdrevier"
so gross ist, wie früher ein halbes Königreich, wenn er z.Bsp. von
Beruf Vertreter ist. Und wer ist schon kein Vertreter? Vertreter von
irgendetwas Fremdem, das er in der Fremde versucht, Fremden zu
verkaufen. Symbolisch sind wir auf der ganzen Welt zuhause.
Horizonte, hinter denen die Fremde beginnt, gibt es nicht mehr. Sie ist
überall entstanden! Die eigene Wohnung, das Haus in dem wir leben,
ist eher ein Produkt des Zufalls, als Heimat.

20. Kapitel Heimatlose Sesshafte

Und doch brauchen wir die Heimat, von Kindheit an. Wir erschaffen
sie notfalls im Alleingang, als Kunstwerk, das nur wir und wenige
andere verstehen - das Typische an Heimat. Aber leider ist es immer
mehr ein Kunstgebilde ohne Adern, in denen Blut fliesst. Die kleine,
scheinbar abgegrenzte Region, auf die man glaubt, Stolz sein zu
dürfen - was im überschaubaren Kollektiv gedacht auch gelingt.

Obwohl jeder Zweite als Pendler irgendwo sonst arbeitet, entsteht seit
Kurzem fast überall in der modernen Welt eine Neuauflage von
Regionalstolz, der den eben erst aus der Taufe gewuchteten Geist
globaler Verbundenheit ersetzt. Nach Nationalismus kam
Globalismus, gefolgt von Regionalismus. In der Moral, der
Verantwortung, dem Sinn des Lebens, gibt es oft nur die nächste
Umgebung, etwa bis knapp vor den Horizont. Klirrend zerspringt die
zukunftsschwangere Kristallkugel globaler Mitverantwortung in immer
kleinere Scherben regionaler Identitäten. Trotz immer schneller
pulsierender Warenströme von Land zu Land, die eigentlich zu
globaler Verbundenheit führen sollte.

Unsere Kinder lassen wir mit den Problemen der Welt in Ruhe,
solange es irgendwie geht, wir können es ja selber nicht mehr hören!
Wir schenken unseren Kindern eine Mitgliedschaft im WWF, damit sie
regelmässig bunt auf Recyclingpapier gedruckte Hefte kriegen und
lassen sie alleine bei der Lektüre. Wir bemühen uns zwar um sexuelle
Aufklärung, kaum aber um Aufklärung bezüglich unseres Lebensstils.
Mit Eisbären auf dem Titelbild, die sich an den letzten Eisschollen
festkrallen, verraten wir ihnen nur die Auswirkungen, kaum je aber die
Ursachen, geschweige denn die Zusammenhänge. Und dann trösten
wir sie mit einem Nestlé Schoko Eis aus dem Tiefkühler, damit ihre
kleine Welt in Ordnung bleibt. Und dann schenken ihnen einen Hund,
dass sie lernen, selber Verantwortung für Tiere zu tragen. Und dann...

Wir sagen ihnen aber nicht, dass der Tiefkühler, der lautlos das Eis
kalt hält, alleine schon mehr Kraft verschlingt, als ein erwachsener
Eisbär aufzubringen vermag, wenn er eine Eisscholle hochklettert.
Dass DURCH unsere Kühltruhen AUCH die Erde aufgeheizt wird,
genug um langsam die Polkappen zum Schmelzen zu bringen. Diese
Querschlüsse lassen wir selber kaum zu, geschweige denn, stecken
unsere Kinder mit diesem vernetzten Denken an. Hauptsache, es hat
IMMER Eis im Kühlschrank und die Kühlkette bricht nie zusammen.
(Damit wir möglichst ALTE Nahrung immer noch als frisch empfinden.)

Unser Weltbild ist auf Spezialisierung aus, nicht auf


Generalisierung. Wir sind ja selber so gross geworden.

So sind wir unbemerkt wieder zu Jägern geworden, umgeben von


Hunden, auf Motoren reitend und bis auf seltene Augenblicke der
Ruhe immer öfter auf der Pirsch. Der moderne Jäger und Sammler.
Im Vorbeireiten schnell einen Hamburger mit Zwiebeln und Ketchup.
Hauptsache er kann es in Jägermanier mit blossen Händen essen
und sich danach unbeobachtet das Ketchup von den Fingern lecken.
Auf der täglichen Aufholjagd auf der Überholspur. Im kuschelweichen
Gebärmuttermobil.

Was sollen Kinder dazu sagen? Hier wird ihre Zukunft festgelegt, aber
gefragt werden sie nie. An den Osterhasen müssen sie nicht mehr
glauben, aber an die Zukunft der Kernfusion. Ihre Phantasiewelt ist
bevölkert von Tieren die reden können, von Mutanten (sie haben die
Tanten ersetzt...), von Dinosauriern mit Mickymausstimme. Ablenkung
- unter Abgelenkten Unterhaltung genannt – ist ein Dreiergespann um
Aufmerksamkeit ringender Phänomene geworden, mit TV
Hintermännern im Kutschenseparé, von wo gelenkt wird. Im TV der
Moderne gibt es drei verschieden ernste “Kasperli”, die uns durch den
Abend führen, wie Alice im Wunderland: EIN Kasperli spielt pünktlich
die aufklärerisch wirkende Angstmacherrolle (News), ein ANDERER
Kasperli spielt danach schier endlos Verkäuferli (Werbung), wonach
man endlich wieder die “Originalkasperli” zu sehen kriegt: Thomas
Gottschalk, Kommisar Dampfbacke, Sportreporter Kuno Kleinhirn...

Durch Youtube, Blogseiten, Facebook, Twitter etc. hat sich aber etwas
ganz Neues ergeben: Eine die Sinne und Sozialisierungsfähigkeit des
Menschen vielleicht noch überfordernde Gerechtigkeit in den Medien.
Man kann nicht bloss empfangen, sondern nun auch senden, und
zwar gleich weltweit! Wer hätte das gedacht? Nach jahrelanger Kritik
Vieler, dass Medien nur als Einbahnstrasse funktionieren, denen man
widerspruchslos ausgesetzt war, besteht plötzlich "Gegenverkehr" der
wildesten Sorte. DAS muss honoriert werden, als vorerst letzter
Baustein einer lebendigen Demokratie! Nicht als letztgültiger
Baustein, aber als Versuch, jedem Einzelnen eine Stimme zu geben,
eine Frequenz, auf der gesagt werden darf, was einem beliebt.

Jedem Menschen eine Stimme! Jedem Kind seine Radiostation,


seinen Fernsehsender. Wer hätte DAS vor nur einer Generation
gedacht? Die von allen irdischen Zwängen (Papier z.Bsp.) losgelöste
zweite Dimension. Symbolik total. Die freie Reproduzierbarkeit von
Allem, was sich auf einem Bildschirm, mit Lautsprechern darstellen
lässt. Vieleicht reicht dies aber nicht, als zum Leben anspornende
Projektionsfläche sozialer Zugehörigkeit und Symbol eigener Kultur.

21. Kapitel Das geheime Leben der Pflanzen

Neben diese digitale Projektionsfläche eine Blumenkiste zu stellen,


mit Erde und ein paar Samen, und zu hoffen, damit Interesse, ja,
Faszination zu wecken in Kindern und Jugendlichen, wirkt
zugegebenerweise etwas absurd. Einzige Ausnahme wäre eventuell
eine Hanfpflanze, aber auch nur, wenn es sich um die richtige Sorte
handelt...
Keiner Lebensart gegenüber sind wir modernen Menschen mehr
entfremdet, als den Pflanzen. Den EIGENTLICHEN Freunden der
Menschen und potenziellen Rettern vor dem sich abzeichnenden
Klimachaos. Einzig Pflanzen sind fähig, aus CO2 wieder Sauerstoff zu
erzeugen. Dies BEWUSST zu tun, ist dem heutigen Menschen noch
ebenso fremd, wie der BEWUSSTE Anbau von Nahrung es dem
Menschen in der Altsteinzeit war. (Was soll denn DAS?, soll Herr
Feuerstein gesagt haben, als seine Frau den ersten Samen in den
Boden steckte...)

Notgedrungen sollte sich unsere Loyalität, unsere Aufmerksamkeit,


wieder dem grossen, mysteriösen Reich der Pflanzen zuwenden. Aus
praktischen Gründen sollte man sie gar als HEILIG betrachten
(heilend) - mehr als Kühe, seltene Uhus oder aussterbende Pandas.
Brutal gesagt sind die meisten Tierarten, die wir im Zoo so gerne
bewundern, für die Balance der Natur praktisch unnötig. Ihre
Fortexistenz wiegt nicht viel, jedenfalls im Vergleich zum Gewicht der -
allgemein gesprochen - Pflanzenwelt. Nur sie kann still und im
Verborgenen heilen, was der Mensch zerstört hat. Nebst dem, das die
Pflanzen offensichtlich liefern, zum täglichen Leben (Brot) eines
Jeden. Löwen, Pandas, Riesenschlangen, Elefanten, Zebras, Emus,
sind edle Schmuckstücke der Schöpfung, die wir mit grossen Augen
bewundern dürfen und um die wir bangen, aber es sind die Pflanzen,
die Bäume, mit denen alles steht und fällt. Ohne Papageien wäre der
Zoo farbloser, aber ohne Wald und chaotische Wildniss ist die Natur
in ihrer innersten Mechanik bedroht. Das weltweite Bienensterben -
das nie in die Schlagzeilen kommt (und auf das ich daher “gerne”
hinweise!) - ist ein düsteres Omen für die Natur! Bienen sind ECHTE
Nutztiere und ihre Existenz wiegt ebenso schwer, wie die der
Regenwürmer. Ohne sie gerät die Natur in ein solches Chaos, dass
der Fortbestand unserer eigenen Art in Frage gestellt wird.

All dies und mehr lässt sich erfühlen, riechen und bewundern in einem
Blumentopf vor dem Fenster, in dem EINE Pflanze wächst, EIN
Regenwurm lebt, die von EINER Biene besucht wird. Das ist das
Schöne an Pflanzen. Sie sind selbsterklärend und mysteriös zugleich.
Und hegen keine hohen Ansprüche. Man muss mit ihnen nicht Gassi
gehen, ihre Nahrung kann kompostierter Küchenabfall sein, sie atmen
mit Wonne dreckige Luft ein und Sauerstoff aus. Etwas Sonnenlicht
und schon strecken sie ihre grünen Fühler aus, an denen sich in
regelmässigen Intervallen Solarzellen entrollen, zwecks interner
Energieversorgung. Alles vollautomatisch. Und wenn es nur das
Unkraut ist, das den Asphalt spaltet und dem Licht zustrebt - was
grenzt näher an ein Wunder, als das stille Leben einer Pflanze?

In ihrer Dreidimensionalität stellen sie jedes Tier in den Schatten -


wortwörtlich. Dass Pflanzen eine Art primitiv formuliertes Wissen
innewohnt, in ihrer buddahhaften Reglosigkeit, kann nicht ganz
ausgeschlossen werden. Ansatzweise ist dies sogar experimentell
bestätigt, wenn auch nicht hundert Pro bewiesen worden (vom
einstmaligen Chef von IBM). Von ihrer Morphologie her betrachtet,
wäre das auch nicht unlogisch. Viel Aussenfläche im Vergleich zum
Inhalt, ist fast allen Pflanzen gemeinsam. Welchen menschlichen
Erfindungen gleichen Pflanze am Meisten - morphologisch? Nebst
Solarzellen natürlich ANTENNEN! Da das Wahrnehmen von Gefühlen
nach wie vor unerklärbar ist, kann es selbst in Pflanzen nicht ganz
ausgeschlossen werden. Dass Pflanzen sich FREUEN können, dass
sie gerne gewisse Musik hören...., ist so gut wie erwiesen!

In welcher Richtung man auch schaut, überall im Reich der Pflanzen


herrscht subtile, leicht überhörbare Faszination. Man muss etwas
darauf hingewiesen werden, besonders als Kind, diese Faszination zu
spüren. EINE Art der Faszination geht nämlich Pflanzen grundsätzlich
ab. Die, die Kinder am einfachsten in ihren Bann zieht: Die
Bewegung. Als ursprünglicher Jäger achtet man schon als Baby auf
Bewegungen in der Umwelt. Ob sich etwas von alleine bewegt (lebt),
oder bewegt werden muss (nicht lebt), gehört zu den ersten
Umweltbeobachtungen eines Menschen. Dass Pflanzen LEBENDIG
sind, dazu braucht es tiefere Einsicht. Und dass Pflanzen für jedes
Tier lebensnotwendig sind, dazu führt einzig Wissen.
Keine einfache Aufgabe, Kindern, die in Steinhäusern aufwachsen,
umgeben von Strassen, dieses Wissen zu vermitteln. Dabei ist es gar
nicht kompliziert, und die graue Theorie davon wird ja auch an der
Schule vermittelt. Jedenfalls der CO2 Kreislauf, wonach er sich
aufspaltet in unzählige Facetten, die dann aber kaum erwähnt
werden, da kaum ein Stoff in der Breite vermittelt wird, sondern nur in
der noch zu bohrenden Tiefe. Die ästhetische Wirkung von Pflanzen,
mit etwas Phantasie Charaktereigenschaften, bleiben unerwähnt.
Das, was sie begehrenswert machen, abstossend, mysteriös,
königlich, kindisch, verspielt, oder schlichtweg banal wie englischer
Rasen. (Warum will irgendwie keine Pflanze "sportlich" aussehen...?)

22.Kapitel Eigene Pflanzenerfahrungen

Dass es nicht allzugrosser Naturnähe bedarf, um sich von der Welt


der Pflanzen fesseln zu lassen, weiss ich aus eigener Erfahrung. Es
begann mit der Beobachtung von Ameisen, denen ich in unserem
kleinen Reiheneinfamilienhausgarten ein Habitat baute. Die von mir
mit neugierigen Augen verfolgten Ameisen nahmen bald Reissaus aus
ihrem an eine gewölbte Plexiglasscheibe grenzenden Ameisenbau,
vielleicht störte sie das Licht oder mein ewiges Geglotze. Was aber
blieb, waren die kleinen Pflanzen, die ihre feinen, weissen Wurzeln
der Scheibe entlang trieben und jede Woche ein sichtbar dichteres
Geflecht bildeten im ansonsten undurchschaubaren Erdreich.
Auch Pflanzen bewegen sich, resümierte ich in meiner kindlichen
Bewunderung - sie WACHSEN! Auf feuchter Watte brachte ich Linsen
zum spriessen und fragte mich, woher sie bloss all das Material her
haben, aus dem sie grüne Blätter machen. Da war doch kein GRÜN in
der Watte! Ein Wunder, wie mir schien, wohl bevor ich 10 war. Mit 12
musste ich umziehen, weil meine Eltern eine Eigentumswohnung
gekauft hatten - im 16. Stock eines neu gebauten, nach feuchtem
Beton riechenden Hochhauses abscheulicher Zweckmässigkeit.

Wir kauften uns einen schwarzen Pudel, mit dem ich jeden Tag
spazieren ging. Ich hatte ihn total lieb, aber von tieferer Faszination
konnte keine Rede sein. Er gab mir nie ein Rätsel auf, hatte keine
geheimnisvollen Eigenschaften, lief einfach vor mir her und bellte mal
hier, mal dort aus nicht weiter überlegenswerten Gründen. Was mich
dagegen faszinierte, war ein verwilderterter Garten in der
Nachbarschaft. Er war voller verschiedener Pflanzen, die ich zuvor
noch nie gesehen hatte und die teils essbar waren. Hier, in dieser
kleinen Restecke relativer - wie ich es sah - Urnatur, packte mich das
Kuriose dieses stillen, bunten Lebens der Pflanzen. Ich versuchte sie
nicht zu katalogisieren und besorgte mir auch keine Bücher, um darin
ihre Namen auszumachen. Mich interessierten nicht ihre Namen, ich
bewunderte sie einfach und ohne Zweck und war ergriffen von ihrer
sanften, aber mir deutlichen Ausstrahlung. Ich verstand sie als ein
unerklärliches Wunder und freute mich, und glaubte von ihnen Freude
zu spüren, wenn ich sie anpinkelte, oder mein Pudel.

Immerhin glaubte ich, das Grundprinzip der Pflanzen verstanden zu


haben, seit ich etwa zu derselben Zeit das Buch "Gleichgewicht der
Natur" las, ein gut illustriertes Jugendbuch in lindgrünem Umschlag.
Es war nicht wie "Tom Sawer und Hukkleberry Finn", das man einmal
durchlesen musste und das war's. Aus der Verbindung dieser
intellektuellen Stimulanz einerseits und einem kleinen, überwucherten
Garten in der Nachbarschaft andererseits, entstand der nährende
Boden für eine anhaltende Verehrung des Weltreichs der Pflanzen.

Ich war später so gelangweilt von den meisten Fächern der Schule,
dass ich oft die Schule schwänzte und mit einer Lupe und meinem
inzwischen erstandenen Pflanzenbuch die verpasste Schulzeit im
botanischen Garten verbrachte, oder in selbst entdeckten Biotopen
entlang der grünen Grenze zwischen Deutschland (Weil am Rhein)
und der Schweiz (Riehen). Wo jetzt eine Autobahn durch geht...

Aus den geschilderten Naturbeobachtungen hat sich zwar - nach


üblicher Leseart - nichts ergeben, ich bin nicht Förster geworden, wie
einstmals von mir erhofft, auch kein Naturforscher oder Entdecker
irgendeiner Eigenschaft, die einer Pflanze innewohnt. Aber ich habe
doch von diesen kindlichen Erfahrungen profitiert. Mein inneres
"Haus" an Interessen hatte ein reich ausgestattetes Zimmer, ja, eine
Etage mehr, ohne die mein heutiges Weltbild wohl farbloser wäre.

Als die ersten Anzeichen klimatischer Änderungen bekannt wurden,


musste ich mich auch nicht von Grund auf orientieren, um sie zu
verstehen. Auch wenn hochkomplex, sind sie in ihren Grundzügen
jedem verständlich, der sich bereits als Kind damit beschäftigt!

22. Kapitel Die Kunst des Lebens

Diese prägenden Erlebnisse meiner Kindheit fanden zu einer Zeit


statt, als meine Mitschüler sich für Rennräder interessierten - wer hat
mehr Gänge? - dann für Mofas - wer kann besser frisieren? - dann für
Gokarts - wer geht schneller in die Kurve? Auch mich packte diese
Männer prägende Faszination, aber nur sehr milde. Wenn ich am
Rande der Gokartbahn stand, die jedes Jahr an der Herbstmesse
Basel errichtet wurde. (Wohl gesponsert von den Schweizer
Autoimporteuren, die heutzutage jedes Jahr (!) so viele Autos in
dieses kleine Land "quetscht", dass sie Stosstange an Stosstange
vom Genfersee bis zum Bodensee reichen würden - und zurück!)

Am Rand stehend schaute ich zu, wie Gokarts auf der nierenförmigen
Bahn um die Wette fuhren. Selber fahren durfte ich nicht, meine Eltern
gönnten mir den Spass nicht. Da stand ich und genoss das Jaulen der
Zweitaktmotoren, eingenebelt von Abgasen, die den Genuss sogar
erhöhten. Es standen auch Eltern mit ihren kleinen Kindern wie
angewurzelt und für Stunden um diesen qualmenden Motorenzirkus.

Eine Langzeitwirkung dürfte sich daraus ergeben haben für mich, und
zwar meine fortwährende Faszination für Aussenborder, die ebenso
riechen und ähnlich tönen wie Gokarts. Noch heute kommen mir eine
Art Urerinnerungen hoch an die Herbstmesse Basel, wenn ich nach
langer Zeit einen Aussenborder starte. Nur kurz, aber es ist ein
Gefühl, das mir Freude bereitet.

Wesentlich tiefere und länger anhaltende Gefühle unerklärlicher


Faszination ergreift mich beim Riechen eines Waldes. Besonders
nachdem es geregnet hat. Eine Art Geborgenheit und Sicherheit, die
ich dann verspüre, ohne dass mir je Furcht hochkommt, auch nicht,
wenn es dunkel wird im Wald. Ich führe dieses Gefühl der Sicherheit,
ja, Geborgenheit, darauf zurück, dass ich die Natur nicht gezwungen
wurde, von aussen zu verstehen, intellektuell zuerst und im Rahmen
der Schule, sondern sie von Innen heraus selbst entdecken und
erleben durfte, nach meinem Gutdünken.

Aber dies ALLEINE hätte mir auch nicht viel gebracht, hätte ich nicht
parallel dazu mein Buch gehabt "Das Gleichgewicht der Natur", das
mir nicht im Geringsten half, irgendeine Baumart zu identifizieren,
aber viel, die tiefen Geheimnisse eines Waldes zu begreifen, ja, der
Natur an sich. Zwei Extreme - das Abstrakte des Buches, das
Emotionelle (Romantische) der Pflanzen - gaben mir einen grossen
Freiraum für persönliche Interpretation. Hätte sich das Ganze im
üblichen Schulrahmen ergeben, wo die NAMEN der Pflanzen das A
und O sind, und man dann besagte, benannte Blume auf dem Feld
suchen muss, hätte mich das sicher zum Gähnen gebracht...

Ich bin durch diese kindlichen Beobachtungen und Erfahrungen, als


auch spätere, die ich an fremden und an eigenen Kindern gemacht
habe, zum Schluss gekommen, dass Kinder fähig sind, abstraktes
und gleichzeitig fundamentales Wissen zu verstehen und in eine
selbstverständliche Logik zu integrieren. GERADE ein Kind versteht
philosophische Gedanken und kann diese weiter "spinnen" - während
es in der Erde wühlt oder einen Baum erklettert. Das "Dach" und der
"Boden" ist im Falle der Erziehung zeitgleich errichtbar. Wenn
man die Möglichkeit bietet, konkrete "Hands On" Erfahrungen zu
machen, entsteht daraus ein Haus mit Wänden.

Ich will hier den Wert von theoretischer Bildung an sich nicht in Frage
stellen, aber die einseitige Ausrichtung auf eine unermessliche
Umweltschäden nach sich ziehende Wirtschaft, die, so wie sie
funktioniert, NUR funktioniert, weil Schulen ihnen intellektuell
konditionierten Nachwuchs "liefern". In Pestalozzis Worten: Es
braucht eine Schule für den Kopf, das Herz und die Hand. Besonders
das Herz, die gegenseitige Achtung, die Freude, Anderen zu helfen,
hat es schwer in einer Schule, die zunehmend zu einer intellektuellen
Rekrutierungseinrichtung für Kaderpositionen Weniger verkommt...

Wenn das Herz und die Hand vernachlässigt wird, kommt nach der
Schule ein eng gesteckter Weg zum idealen Konsumenten - auch
Karriere genannt. Die berufliche Leiter hochklettern zu können, ist das
Ausbildungsziel der meisten Schulen. Und wer am schnellsten
hochklettert, ist nach allgemeinem Verständnis am “Besten”.
Dass eine besser ausgebildete Allgemeinbevölkerung wegen DEM
weniger Arbeitslosigkeit hat, ist nicht bewiesen.

Alternative Strategien, die im Schulunterricht erlernt werden


KÖNNTEN, um eines Tages seine Brötchen zu verdienen, werden
kaum gelernt. Natürlich, es ist ja auch keine Berufsschule, sondern
vorerst nur eine Schule für eine breite Allgemeinbildung. Aber ist sie
das...? Ist die typische, moderne Schulstruktur nicht selbstverständlich
eine Vorbereitungsschule für spätere Beschäftigung - in einem
bürokratischen Umfeld? Wodurch später die oder der bevorzugt wird,
der die Grundstruktur der Schule, inklusive ihrem hirarchischen
Prinzip, am BESTEN verinnerlicht hat. Was ist eine gute Sekretärin,
wenn nicht die logische Fortführung ihrer eigenen schulischen Bildung
– und zwar von Anfang an? Vom Beamten im Büro bis zum
Bankkader, vom Chemiker im Labor bis zum Architekten, sind alle
nicht nur das “Ergebnis” ihrer späteren Berufsausbildung, sondern
DIREKT auch ihrer gesamten Schulzeit. Dass sie daher auch
wiederspruchslos akzeptieren, dass man das ganzes Leben lang
LERNEN muss, ist kein Wunder. Eine Bekannte von mir, die nach
verschiedenen Jobs am Schluss wieder im Büro landete - das sie
einstmals so innig gerne für immer verlassen hätte - begründete dies
mit der klaren Aussage “Ich glaube, ich gehöre einfach hinter ein Pult!”
Nun, da ist sie immer noch, ca. 15 Jahre später.
Sie wird gut bezahlt von der Institution für die sie arbeitet, nimmt
täglich ihre Psychopharmaka und funktioniert “reibungslos”. Sie ist ein
Beispiel von vielen Opfern eines Schulsystems, das in engem Korsett
"gezüchtete" Nachfolger für die Durchsetzung grosswirtschaftlicher
Interessen rekrutiert. Es findet weniger eine AUSbildung statt, als eine
“HINbildung”.

Vielleicht erscheint obige Feststellung zu banal, als dass man sie


überhaupt in Frage stellen könnte. Was soll Schule SONST sein,
wenn nicht die Grundlage unserer Berufe? Oh, was für eine
SCHLIMME Frage! Nicht nur das Berufsleben ist zunehmend
kompliziert geworden, das Leben überhaupt ist zu einer schwierigen
Aufgabe geworden. Vielleicht weniger riskant als früher, aber mit mehr
Entscheidungen, die einem abverlangt werden. Gleichzeitig ist zu
beobachten, dass immer weniger Eltern in der Lage sind, ihre Kinder
in die Komplexität des Alltags einzuführen, auch weil sie selber darin
rettungslos verstrickt sind..., weil ja auch SIE nicht gross unterrichtet
wurden. In der KUNST des Lebens. Im Erkennen des RICHTIGEN
Weges. Im Abschätzen, welches Verhalten menschenrichtig ist, und
welches bloss maschinenrichtig. All dies sind Facetten der Kunst, ein
anständiger, gewissenhafter, aufrechter Mensch zu sein. Werte, die
sich kurz belächeln lassen. Aber immer nur kurz!

Und nebst dieser wohl wichtigsten “Nebenaufgabe” jeder Schule,


diese Kunst des Lebens zu vermitteln, ganz selbstverständlich und
ohne Eile, besteht die andere Anforderung, den Rahmen des
Gelernten auszudehnen. Damit später auch ein Künstler sagen kann,
ich glaube ich gehöre hinter die Staffelei, eine Musikerin, ich gehöre
hinters Klavier, ein Schreiner, ich glaube ich gehöre hinter die
Werkbank und, ja, sogar die eine oder andere Frau, ich gehöre hinter
den Backofen... , WEIL die SCHULE das ganze Leben in uns drin
bleibt und wir dank ihr wissen, WOHIN wir gehören! Aber all diese für
eine Kultur so unglaublich wichtigen Tätigkeiten und Berufe werden
als blosse Nebensächlichkeiten dargestellt, als Hobbys bestenfalls,
denen man/frau nebst seiner EIGENTLICHEN Betätigung nachgeht.
Der ewigen Jagd nach (abstraktem) finanziellem Erfolg.

So ist nicht nur die Kunst des Lebens eine unseren Kindern fremde
Kunst, über die sie nie etwas erfahren, sondern auch der Sinn des
Lebens ein absolutes Rätsel geworden. So ist der Sinn des
Handwerks verloren gegangen – es gibt Jobs, wo man BESSER
verdient – der Sinn der Kunst ist verloren gegangen – JEDER ist
Künstler... - der Sinn Hausfrau (oder Hausmann) zu sein, ist unklar
geworden. Niemand hat wohl den Wert einer Hausfrau so gründlich
herab gewürdigt, wie die vereinigte Frauenzeitschriftenschaft. Mit
tausend Tipps, wie frau ihre monotone, dumme... Hausaufgabe durch
einen anständigen Beruf ersetzen kann, damit sie endlich ein
vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein kann (damit ihre Kaufkraft
steigt, zum Wohl der Inserenten...) Ebenso viele Tipps, wie sie sich
der stupiden Kindererziehung entziehen kann, durch regelmässige
Fluchten in Fitnesscenter, Shoppingmalls oder einen Cityflug nach
London ohne Anhang. So und ähnlich wird Allen der Spass verdorben,
die nicht mehrheitskonform am Hochklettern der Karriereleiter sind.

Und so bereiten die “normalen” Schulen den werdenden Menschen


fachgerecht auf einen normierten Beruf vor, aber auch auf die
bevorstehende Langeweile des Lebens. Eine Langweile, die - was für
ein nützlicher Zufall - praktisch nur durch ewig steigenden Konsum
und Unterhaltung erträglich ist. Innerlich kommt so dem Westen ein
kollosaler Sinnkollaps entgegen, den weder hirnstromgesteuerte
Videogames noch die schärfste Psychopharmaka aufzuhalten
vermag. Wir sind immer tiefer in einem Labyrinth aus Ansprüchen, die
Andere an uns, als auch wir an Andere stellen. Wir sind umzingelt von
Forderungen der Allgemeinheit. Und die Schule bietet keine Anleitung
dazu, wie man diesem Labyrinth an Pflichten entkommt. Ganz im
Gegenteil: sie ist der Haupteingang...

Sicher auch, weil es praktisch nie um das "grosse Wissen" geht, das
vielleicht nicht so tiefe, aber umfassende, sei es das Gleichgewicht
der Natur, globale Erdkunde, Kulturgeschichte in groben Zügen,
Kosmologie für Jeden, Philosophie zum anfassen. Alle grossen
Themen, die das noch junge, unbelastete Menschenhirn integrieren
könnte in sein zukünftiges Weltbild, alle grossen Weisheiten werden
tendenziell eher gegen Ende der Schulzeit verabreicht (in kleinen,
spitzen Dosen), nachdem man die Kinder jahrelang technisch gefoltert
hat mit gnadenloser Routine. Was der grosse Überbau ist, unter dem
sich alles bewegt und befindet, wird schulabschliessend als Klarlack
auf ein fertig geschnitztes Menschenideal gepinselt. Als
“kulturellierendes Feigenblatt” einer sonst zu leicht sichtbaren
Nacktheit der Zukunft jeden Schulabgängers. Als Stoff für Smalltalk an
kommenden Betriebsjubiläen...

Man verschont Kinder mit der kosmologischen Richtigkeit, dass es


eigentlich egal ist, ob es sie gibt, ob es überhaupt Menschen gibt -
oder nicht - da dann zu befürchten wäre, dass sie entweder in eine
zeitaufwändige Sinnkrise trudeln. Oder, dass sie in einer sich aus
dieser Erkenntnis entstandenen Bescheidenheit, den Weg durch's
Leben beginnen. Und wenn es EIN echtes Pfuiwort gibt, in unserem
real existierenden Materialismus, dann ist es Bescheidenheit!

Oder schlimmer noch: Die Bescheidenheitslehre, als Pflichtfach an


der Schule, zwecks Moderation total aus den Fugen geratener
Lebensweisen. Mit griffigen Aufsatzthemen wie: "Kann Armut schön
sein?", oder: "Kann Reichtum stinken?" (Kinder FREUEN sich auf
solche Themen...!) oder: "Wann ist viel, ZU viel?" (Gibt es eine
GELDverschmutzung?)

Und wenn es NUR ist, um zu erreichen, dass die Kinder der Kinder
dieser Kinder noch SELBER mit einem Funken Hoffnung für IHRE –
uns unbekannte - Zukunft durch's Leben kommen. Wir LIEBEN doch
Kinder, oder...?

Wir sind doch AUCH froh, dass die Habsburger nicht mit irgendeinem
Gas zur Federung ihrer Kutschen die Atmosphäre ruiniert haben und
es jetzt in Europa nur noch regnet. Dass nicht die Kelten Plutonim
verscharrt haben.
Wir leben nicht in einem geschlossenen Raum, wo wir uns einrichten
können, wie es uns beliebt, sondern auf der offenen, windigen Brücke
zwischen Vergangenheit und Zukunft. Immer noch! Nach uns kommen
Andere über diese Brücke gestolpert und wollen auf ihr alt werden.
Unsere Kinder. Und noch "schlimmer": Menschen, die wir noch gar
nicht kennen, die wir nie kennen lernen werden!

Aber auch SIE sollten Menschen sein dürfen! Zarte, schöne


Wesen, denen das Recht auf ein menschenwürdiges Leben zusteht.
Oder? Dürfen wir sie "abtreiben", durch unser Handeln im Jetzt?
Dürfen wir sie vertreiben aus einer menschenwürdigen Zukunft?
Täusche ich mich, oder sind diese Fragen logische Konsequenz der
Frage nach universalen Menschenrechten? Ist die ZUKUNFT nicht
AUCH ein Teil des Universalen...? Voltaire, bitte melden! ALLO!
Monsieur....!

23. Kapitel Wir vergasen die WELT!

Die Gegenwart ist kein geschlossener Raum mit einem dekorierten


Schaufenster in die Vergangenheit rein, an dem wir geistig auftanken
können! Mit was nicht mehr ist, aber mal war. Mit Bildern und
Klichees. Und Gegenwart ist kein Palast mit einem der Unterhaltung
dienenden Kindergarten! Die Kinder werden Alte sein und ihre Kinder
Greise, wenn man sich immer noch den Kopf zerbrechen wird, wie
man die Abfälle der Ahnen "entsorgt". Wobei wir uns klar werden
müssen, dass schlicht ALLES, was uns heute so wichtig ist, morgen
Abfall sein wird. Wollen wir im Ernst alles verbrennen..., eingraben...?

Die Gegenwart WAR aber mal eher ein geschlossener Raum,


alleingültig und zur freien Verfügung gestellt, und noch nicht diese
aberwitzig schwankende, im Freien stehende Brücke, die sie mir
heute zu sein scheint. Durch die materiellen Konsequenzen der
Moderne IST die Gegenwart nicht mehr in sich geschlossen. Und
DARF sie nicht mehr so scheinen, wenn wir uns weiterhin als
Menschen sehen wollen - auch im Spiegel der Zukunft - und nicht
Terminatoren unser eigenen Art!

Keine einfach begründbare Hoffnung. Die Worte einer Begründung


sind uns von UNSERER Vergangenheit nie überrreicht worden, weil
die Vergangenheit diese Hoffnung SO nie in sich tragen musste, weil
jede Generation ein eingermassen “sauberes” Feld hinterlassen hat
(in sich abgeschlossen war).
Das geflissentliche Tun und Handeln, damit es den Kindern besser
geht..., erzeugt Probleme ungeahnten Ausmasses für unsere Kinder.
Ab welcher Bauhöhe eines Kartenhauses, so frage ich mich höflich...,
sollte man besser mit dem Weiterbau aufhören und in neue
Baumaterialien investieren?

Wie gut lässt es sich leben mit voraus ahnbarem Hass der Zukunft auf
ihre Vergangenheit? Auf UNSERE Generation. Nicht SONDERLICH
gut, man muss sich die ganze Zeit “Lebe jetzt!” “Lebe SOFORT, lebe
AUGENBLICKLICH!” sagen. Die Zukunft wird mit Fingern auf uns
zeigen!

Viele Fehlentwicklungen der Jugend, deren Gründe im einzelnen


Individuum gesucht werden, haben ihren Ursprung in einer kollektiven
Dämmerung der Zeit nach uns. Die Deutschen haben im 2. Weltkrieg
wohl nicht so viel gewusst über die "Fehlentwicklungen" im eigenen
Land - wie WIR über die HEUTIGEN gravierenden Fehlentwicklungen.

Wir vergasen aber nicht Juden - wir "vergasen" die ganze Welt..! Wo
sonst, wenn nicht in unseren Kindern, dürfte die Dämmerung so einer
krassen Zukunft als Erstes sichtbar sein? Ihre Apathie, ihre
Hyperaktivität, alles sind Zeichen falsch angegangener (gelernter)
Gegenwart, Reflexionen ihrer gut begründbaren Zukunftsängste.

Wo und wie also von diesem immer schneller drehenden Karussel


allseits vorgegebener Handlungs- und Konsumweisen abspringen?
Hier und JETZT? Eltern voraus, oder Kinder voraus, weil sie noch
jung und "flexibel" sind? Oder doch Eltern voraus, weil sie Vorbilder
sein sollten?
In nur einer Generation hat ein kleiner Teil der Wissenschaft durch
Beobachtungen der Natur - wie aussagekräftig sie sind ist umstritten
(Was vorhersehbar war!) - Veränderungen messen können, die in
Kombination betrachtet, ein vor uns liegendes Szenario des
Schreckens skizzieren. Wer jetzt JUNG ist, hat Pech gehabt!

Ob es SO kommt, weiss niemand mit Sicherheit, was an der


Komplexität der Vorgänge liegt, die beobachtet, respektive antizipiert
werden. Fortlaufende Beobachtungen dessen, was tatsächlich
passiert, zeigen aber, dass früher gemachte Vorhersagen stimmen,
oder zum Teil sogar schneller eintreffen, als befürchtet. Inwieweit
Änderungen in z.Bsp. dem Klima katastrophale Auswirkungen haben,
bzw. Folge relativ harmloser, ja POSITIVER natürlicher
Schwankungen sind, kann momentan niemand schlüssig sagen. Es
kann aber sein, dass sich innerhalb einer weiteren Generation die
Anzeichen verdichten, dass wir unsere Erde tatsächlich "vergasen".
Spätestens DANN wäre es gut, bereits angepasste Wirtschafts- und
Konsummodelle AM LAUFEN zu haben, die schon ihre Tauglichkeit
ausserhalb der Theorie bewiesen haben! Darf damit BEGONNEN
werden? Ernsthaft, umfänglich, JETZT?

Es ist hinderlich, wenn Zweiflern unseres einseitig ausgerichteten


(bigger, better, more) Fortschritts, immer genau zwei Argumente vor
die Füsse geworfen wird. Nämlich, dass sie A) den Weg ZURÜCK
suchen, und dass es B) diesen Weg nicht gibt. Diese Argumente sind
Ausdruck eindimensionalen Denkens, die man sich zurecht legt,
während man im Learjet (von Washington oder Beijing) zur nächsten
Klimakonferenz fliegt. Es gründet in veraltetem, militaristischem
Denken, wo es um Vorstoss geht, oder Rückzug. Sieg oder
Niederlage. Sind wir Mitläufer einer militärischen Industrie, mit
Offizieren (CEOs) an der Spitze? Klar doch!

24.Kapitel Campingplatz der Kulturen


Was die Zukunft mit der Vergangenheit verbindet, ist kein linearer
Ablauf an Geschehnissen, keine Strasse, derer entlang sich die
Gegenwart vorwärts quält - und wenn sie da ist, stehen wir am
Strassenrand und dürfen ihr zuwinken, wie einem Konvoi an
Geschehendem, dessen Teil wir sein dürfen, solange wir mithalten
können...

Was Gestern mit Morgen verbindet ist eher ein Campingplatz, ein Set
statischer Bedingungen, die wir nur zum Teil erkennen (können), auf
dem Kulturen, Menschen, Ideen, Techniken ihre Zelte aufschlagen
und sich am immer gleichen Boden festkrallen und dort verharren, so
lange die Zeit es ihnen erlaubt, zeitgemäss zu sein.

Der Zugang zu diesem "Campingplatz" geschieht von allen Seiten.


Kontrolliert, wer rein darf, wird nicht wirklich, jedenfalls nicht von
Menschenhand (ausser durch Geburtenkontrolle, Jagd oder Rodung).
Wer darin lebt, hat das einmalige Glück, Gegenwart zu sein! Die
Zukunft und die Vergangenheit sind nicht durch einen WEG
verbunden, sondern durch den ewig gleichen BODEN, auf dem die
Gegenwart gründet. Die begrenzte Erde, dem von Weitem bläulichen
Planeten zwischen der Sonne und dem Nichts. Wir sind immer noch
da, wo wir angefangen haben. Nun zu hoffen, wir können unseren
“Campingplatz” eines Tages verlassen, ist Ausdruck kindlicher
Phantasie eines Nomadenwesens, das dazu “verdammt” ist, sich ewig
doch nur in einem kleinen Kreis zu drehen, entlang den ultimativen
Grenzen seines irdischen Reviers.

Weltraumtechnokraten beflügeln die Phantasien natürlich GERNE,


andere Planeten zu erreichen – sprich andere Bedingungen zu
schaffen - denn im Verborgenen entwickeln sie “nebenbei” immer
bessere Waffen, die zum Bereisen des Weltalls nicht gemeint sein
können. Sie dienen einzig und alleine dem Drang, das Feld auf dem
wir unsere Zelte, unsere Hoffnungen stehen haben, unter ihre
Kontrolle zu bringen, Feldherren zu werden, nichts weniger. Herren
über das Hier und das Jetzt, um die Zukunft vorgeben zu können, als
Marschrichtung.

Verkauft wird uns aber eher eine “Marsrichtung”, ein Traum der
Superlative, der nur geträumt ein schöner Traum sein kann, denn
gelebt würde er zum Albtraum. Diese ultimativ die Technik
vorantreibende Utopie eines die Erde verlassenden Ritters in
Weltraumrüstung, ist die perverse Schlussfolgerung einer als WEG
gedachten Annäherung an eine von der Gegenwart räumlich
getrennten Zukunft. Es ist des Verbrauchers (ehrliches Wort!) letzte
Hoffung, dass am "Ende" auch unsere Erde ersetzbar sein wird -
wenn sie aufgebraucht ist, leer gesaugt wie eine alte Batterie.

Ausstieg nach "oben" geht nicht, zurück in die Vergangenheit geht


nicht, links wartet eine bereits begangene Sackgasse, rechts auch,
unterirdisch fehlt die Sonne.
Und um die dreht sich unser alter "Campingplatz" seit circa ewigen
Zeiten. Sonnengötter waren die vorherrschenden Götter der Antike,
der “Sohn” Gottes ist eine vermenschlichte Fehlübersetzung,
eigentlich war die SONNE Gottes gemeint, der gehuldigt wird, kaum
dass die Tage wieder länger werden... Wer den Schrecken der Nacht
derart kraftvoll besiegen konnte, musste wahrlich grossartig sein. Die
Strahlkraft der Sonne hat nichts an Glanz verloren. Ihre Zukunft ist
circa ewig (plus minus 3 Jahre...). Jede Form der Energie - ausser
Atomkraft und Geothermik - ist indirekte oder direkte Sonnenenergie.
Auch Wasserkraft natürlich, Windkraft, ja, die Kraft unserer Muskeln
und sogar unsere Denkkraft ist Sonnenenergie.

Die heutige Generation Eltern steht vor der schwierigen Aufgabe, ihre
Kinder davon zu überzeugen, Dinge ANDERS anzupacken, als sie
selber es getan haben, ja, es selber TUN. Hier entsteht ein Riss in der
Logik der Dinge, denn wie fördert man ein Handeln, das einem
SELBER noch fremd ist? Ich vermute, durch Anteilnahme, Interesse,
Neugier und Geduld. Ich versuche, diese vier Eigenschaften etwas
gründlicher zu erklären:
25. Kapitel Einstellung gegenüber der Jugend:
Revisionsbedürftig!

Zuerst die Geduld. Das Wartenkönnen. Trotz dem gefühlten


Stundentakt in dem sich die Welt ändert, in dem neue Schlagzeilen
über uns herein brechen, sagen zu können: "Wart mal! Da war noch
etwas...”. Werte, die konstant bleiben. Welche sind dies genau? Das
Gute braucht Zeit, auch wenn das Böse manchmal zu explodieren
scheint. Es ist wie eine Pflanze, die sich langsam entwickelt, aber wie
durch ein Wunder zum Baum werden kann. "You can never count the
apples in a seed", sagen die Engländer. Du kannst nie die Äpfel
zählen in einem Apfelsamen. Das Gute – sehen wir es denn nicht? -
vermehrt sich wie von selbst. Aber langsam und nur wenn es darf...

Neugier. Die Gier nach Neuem. Ausgeprägt bei Kindern, und dann oft
leider abfallend bis ans Lebensende. Die "rundum" blickende Neugier
des Kindes wird immer mehr gebündelt in eine Richtung, je
erwachsener es wird, auf etwas, das man als Wettbewerb bezeichnen
könnte. Zuerst in spielerischer Weise, im Sport, auf Videospielen, in
der Schule. Wer ist der/die Beste, Schnellste, Stärkste im
Kindergarten, der Schule, dem Leben. Bis am "Ende der Neugier" das
Prädikat REICHER zu sein als Andere, alle andere Interessen
übertönt. Wie der laute Takt einer Musik, die ein Kind noch gar nicht
interessiert. Noch gar nicht hört.
Was später von anfänglicher Neugier übrig bleibt, ist die Gier nach
materiell fassbaren Neuheiten.

Neugier muss von innen kommen, nicht von Aussen abverlangt


werden. Es ist eine Erwartungshaltung, die sich an die eigene
Offenheit richtet.

Interesse. Die Gabe, sich nicht nur nach Neuem zu sehnen, sondern
dies auch verstehen zu wollen. Sie wird zwar durch Internet gefördert,
via Wikipedia befriedigt, kann sich dadurch aber nur auf das
konzentrieren, was bereits mental vorbereitet worden ist und auf
symbolischer Ebene in Bildschirmgrösse darstellbar ist. Eventuell mit
einer parallel einhergehenden Verarmung des Interesses an der
grösseren Oberfläche der uns umgebenden WIRKlichkeit. Wo die
Dinge eine Wirkung haben (können) und uns nicht nur Geschichten
erzählen und Bilder „aus dem Nichts“ auftauchen.

Das Interesse und das Nahe liegende sind entkoppelt worden.


Materiell, als auch Menschlich. Mit einer Vehemenz und
Selbstverständlichkeit, die ein Jahrhundert nach Einführung des
Telefons, eine Generation nach Einführung des Internets, die
unbewusst facettenreiche Erde zu einem bewusst global
vernetzten Dorf zusammen geführt hat, in dem der Nachbar
ausstirbt, Heimat zum Fremdwort wird.

Aus der Lebenseinstellung allgemeinen Interesses, ist der spezifische


Akt des Googelns entstanden. Was nicht auf Internet ist, gibt es nicht.
Was es nicht gibt, hat kein Interesse verdient. Je früher ein Mensch
exklusiv mit dem Internet verbunden wird, je logischer erscheint ihm
dieser (Trug)schluss. Neben dem gleissend hellen Geflacker, das
durch diesen virtuellen “Türspalt” dringt, versinkt der Rest vom Raum
im Dunkeln. Man weiss viel, versteht aber “die Welt” nicht - da sie zu
gross geworden ist! Resultat: der global citizen ist ein geschrumpfter
Bildungsbürger voller Worte, aber ohne seine wirkliche Relevanz zu
verstehen – daher ist er befreit von der Verantwortung seiner
konkreten Handlungen! Und macht weiter wie gehabt...

Anteilnahme. Sie mag das erste zarte Leuchten sein, das wieder
Helligkeit in die neue Dunkelheit bringt. Das Zulassen der Teilnahme
der Jugend am Gestalten unserer Welt. Nicht bloss digital, sondern
REAL! Leider passiert dies aber nicht, sondern das entsetzliche
Gegenteil. Ein Baby, ein Kind, ein Jugendlicher wird in eine scheinbar
fertige Wirklichkeit gesetzt, die durch und durch fabriziert worden ist,
fast ausschliesslich von Maschinen, ausser das Alte, museale, antike.
Alles andere: Ausgedacht von Fremden, produziert in der Ferne.
Spielerische Interaktion von Kindern mit konkreten Dingen ist
unerwünscht und wird wo nur möglich unterdrückt! Den meisten Eltern
ist dies gar nicht bewusst. Es fängt an bei den Spielzeugen: Simple
Bausteine aus Holz, aus denen sich alles Mögliche machen lässt, sind
verdrängt worden von Barbie für Mädchen und Mondmobilen für
Jungs. Alles ist fixfertig, inklusive die Geschlechterrolle. Nichts lässt
sich mehr auseinander nehmen, Nichts anders zusammen bauen,
Nichts reparieren.

Nun, Anteilnahme bedeutet doch auch, dass man bereit ist, zu


NEHMEN, und nicht nur zu geben...

Haben wir das vor lauter Schenken vergessen? Wir empfinden


unseren Kindern gegenüber unbewusst eine Art materielle
Bringschuld und decken damit ihre keimende Kreativität zu, ihren
urmenschlichen Schöpfungsdrang. Mit immer fixfertigeren
Spielzeugen lassen wir diesen Drang nicht zu. Interaktivität wird
praktisch nur virtuell ermöglicht, kaum mehr in dreidimensionaler
Form. Dass hierdurch die Intelligenz eines Menschen gefördert wird,
bezweifle ich stark!

Was dadurch hingegen mit Sicherheit gefördert wird, ist ein


unbewusstes Gefühl der Machtlosigkeit. Wer nichts machen kann,
darf, oder soll - flüchtet in die vorgegaukelte Scheinwirklichkeit aus
Computergames, oder Drogen. Und/oder versinkt in lebenslanger
Aphatie und Resignation vor einer Welt, die sich weigert, die noch so
kleinste Essenz eigener Persönlichkeit aufzunehmen, zu integrieren in
den gemeinsamen Überbau, da dieser schon längst nicht mehr
gemeinsam ist, sondern als übergestülpter Sachzwang existiert. So ist
aus einem über Jahrtausende euphorisch produktiven Wesen, das
Gegenteil geworden: der jugendliche Konsument.

Die „Hauptschuld“ des Einzelnen gegenüber der Allgemeinheit liegt


nicht mehr im Anteil an der Produktivität - sondern im VERBRAUCH
des Produzierten. Von ANTEILNAHME an der Jugend von heute kann
im Ernst nicht mehr die Rede sein! Jugendarbeitslosigkeit ist ein Witz!
Die Jugend sollte gar nicht ARBEITEN..., sondern sich zuerst die
Zukunft ausdenken!

Aber die Kinder von heute erwartet eine Wirtschaftsstruktur, die


keinerlei Interesse hat an ihren Wünschen, sich nicht um ihre Ängste
schert, keine Verwendung für ihre Ideen hat, keine Beschäftigung für
ihre Hände vorsieht, sich langweilt, wenn ein Kind einen Traum hat,
zurück weist, wer einfache Lösungen bietet, keinerlei Respekt hat vor
der Zukunft, auch wenn in all diesen Belangen das genaue
GEGENTEIL versprochen wird! (Zu übertreiben oder zu untertreiben
sind veraltete Strategien, cool ist heute, diametral das Gegenteil zu
behaupten! Ironie in der Werbung, plakative Soundbites der Politiker
verleiten zu immer effizienteren Formen der Lüge.)

26. Kapitel Der „look“ der Wirklichkeit

Wehe dem, der solche Gedanken hat! Wehe dem Kind, das merkt,
dass der Kaiser nackt ist! Pfeifen in der Dunkelheit nützt nichts mehr,
um an den Morgen zu glauben. Das kakophonische Kreischen des
Erdballs auf allen Frequenzen, das Gleissen von Milliarden Lampen in
den dunklen, ewigen Raum hinaus, können nicht verhindern, dass
sich Angst breit macht, Kinderangst. Das dumpfe, schäbige Gefühl,
ausgesetzt zu sein, einem futuristischen Planeten ohne Future.

Weniger als alleine zu sein. Nicht mal ein kleines Zahnrad im Getriebe
der Welt, als was sich die Eltern noch fühlen durften. Nein, höchstens
ein Atom zu sein, funktionslos und ohne Sinn, einzig dazu da zu sein,
von elektronischen Produkten umkreist zu werden, die von Maschinen
produziert werden, die selber von Maschinen produziert wurden, die
auch wiederum von Maschinen produziert worden sind. Das grosse
Blutbad der Rationalisierung. Der grosse Bluff!

Die Angst, niemand zu sein, ist gut ersichtlich! Zum Beispiel an der
Ausbreitung von Graffiti und TAGS. In jedem Betonland der Erde
stehen sie bunt an die Wände geschmiert. Ich war hier! ICH! ICH!
Nein, IIIICH! Lautlose Zeichen der Angst, niemand zu sein. Was das
Pfeifen im dunkeln Wald ist, ist das Anbringen von Tags in einer
anonymen Stadtlandschaft. Es versichert die Seele. Signaturen ohne
Sinn leider, für die empfindlich niesende Allgemeinheit, zum Verdruss
einer auf Ordnung bestehenden Mehrheit – als auch zum Vergnügen
einer daraus entstandenen Industrie, die fachmännisch Graffiti von
den Wänden entfernt. Mit speziell dafür produzierten Chemikalien, die
speziell dafür spezialisierte Chemiker sich speziell dafür ausgedacht
haben...

Der homöopathische Frohmut der Erwachsenenwelt wird also bereits


empfindlich gestört durch Farbklekse aus Kinderhand. Na also! Hier
offenbart sie ihre EIGENE Verunsicherung. Selbst
ZWEIDIMENSIONAL wird der Jugend das Mitwirkungsrecht an der
Gegenwart verweigert. Von Anteilnahme keine Spur. Nicht mal
AUTOS dürfen von den Kids angemalt werden, fällt meiner
empfindlichen Seele da auf...

Kein Anteil kindlichen, jugendlichen Denkens, kein Anteil ihrer


Kreativität, ihrer Phantasie wird entgegengenommen von einer
teflonbeschichteten Erwachsenenwelt. Kein Zeichen, kein Tag, kein
Farbkleks darf sein auf den Wänden der Wirklichkeit. Aus Gründen,
die nie genau besprochen wurden, ist der "Look" unserer heutigen
Welt eine REINE Erwachsenenangelegenheit. Geworden! Denn DAS
ist neu!

Einstmals war der Look der Welt nicht in erster Linie das Resultat
Erwachsener...., sondern einer mehr oder minder intakten Natur. Es
bestand wenig Grund, der Natur Symbole anzufügen, die auf die
eigene Existenz verweisen. Man konnte dies aber, zum Beispiel
indem man in die Borke von Bäumen ritzte, wenn man etwas auf dem
Herzen hatte, aber man lehnte sich DADURCH nicht GEGEN den
Untergrund auf, den man benutzte. Ein Baum war nicht Eigentum
anderer, sondern der Allen zur Verfügung stehende „Canvas der
Natur“. Es war nicht in sich ein politisches Statement, sondern
höchstens die Message. Ein Baum, ein Felsen, verkörpert nicht
Fremde, sondern ist als Natur Teil des universellen Selbst.

Wie anders die Situation in einer modernen Grossstadt! Die zu


Grunde liegende Ästhetik sind Betonmauern, anonym erstellte
Wände. Auf Computern errechnete, für die Ewigkeit in Zement
gegossene Wirklichkeit. Umwelt ist nicht eine sich selbst gehorchende
Natur, nicht mal eine domestizierte Natur, sondern höchstens eine von
Stadtgärtnern bewachte Feigenblattnatur. Durch das ist nicht mehr
Natur die Umwelt, sondern der Mensch ist die Umwelt geworden.
Seine Zweckarchitektur in ihrer sich auf sich selbst berufenden
Funktion ist der äussere Rahmen, Natur findet nur noch seine
Funktion als Hundeklo.

Diese Wirklichkeit, diese Umwelt, erschreckt die innere Natur des


alleine gelassenen, ungetrösteten Menschen, dem die Verbindung zur
äusseren Natur, als wohl beste Hilfe im Versuch seine Identität zu
ergründen, fehlt. Die Umwelt in die man verwurzelt ist und als Kind
sich damit zu verbinden versucht, ist essentiell das Resultat Fremder,
über die man nichts weiss, die man nie sieht, nie gesehen hat, die
aber mit einer Machtfülle gegenüber der Wirklichkeit ausgestattet
sind, dass sie ganze Stadtquartiere gentrifizieren, Vororte aus dem
Boden stampfen und den Look von Schulhäuser bestimmen.

In dieser umfassenden Fremde eine Spraydose auszupacken und


Spuren des Selbst anzubringen, gehört zu den letzten Freiheiten, die
einem Kind oder Jugendlichen technisch noch möglich sind, um sich
selbst in die Wirklichkeit zu "befördern". Alles andere ist vorgegeben.
Diktiert von einer Erwachsenenwelt, deren Selbst nicht über das
Geben, sondern über das Nehmen, den Konsum, den daraus
erwachsenen Status definiert wird. DEM Erwachsenen geht es also
letztlich auch nicht besser, ihm ist die Umwelt genauso fremd und
unantastbar, jedoch ist sein Reflex, sich dagegen aufzulehnen und
SICH SELBST einzubringen, erlahmt, denn er darf und SOLL seinen
Anteil NEHMEN am Ganzen, nicht GEBEN.
Dieses alleingültige Verhalten der Erwachsenenwelt, ist der
Königsweg in den kulturellen Abgrund! Wir folgen ihm...

Dass GLEICHZEITIG das Wohl der Kinder fast emblematisch zur


Hauptaufgabe unserer aufgeklärten Spassgesellschaft erhoben wird,
verleiht unserem Zeitalter etwas absurd Heuchlerisches. Das Absurde
reflektiert sich besonders in Tags. Sie sind ästhetisch angepasst an
den Hintergrund, auch wenn sie ihn scheinbar konterkarieren. Sie
verunzieren moderne Architektur nicht, verzieren sie aber auch nicht.
Von Ausnahmen abgesehen. Sie sollen zwar persönlich sein, wirken
aber gleichzeitig anonym, ja, belanglos! Sie sind die einzigen kleinen
Triumphe einer Generation, deren Teilnahme am Gestalten auch
IHRER Umwelt unter Strafandrohung verweigert. Kleine, bodenlose
Frechheiten gegenüber einer Gesellschaft, die kaum etwas mehr
fürchtet, als das Freche, da es in einer Grauzone zwischen Legal und
Illegal nistet und sich einer klaren Beurteilung dadurch entzieht. Ironie
findet jederzeit verständnisvolle Anhänger, ebenso wie Zynismus.
Eine Frechheit bleibt aber in sich, was sie ist – eine Frechheit!

27. Kapitel Dreiergespann um Aufmerksamkeit ringender


Phänomene

Wohin also mit der Schöpfungskraft der Jugend?

Diese Frage ist nicht neu. Jedes Zeitalter hat Antworten darauf
gefunden. Viele Generationen lang bestand sie im Weitergeben alter
Traditionen, die durch die zur Verfügung stehenden Materialien,
Techniken und Inspirationen beschränkt waren. In diesem Rahmen
konnten Kinder ihre Schüpfungskraft beweisen. Kultur war noch keine
Materialschlacht, sondern der zarte Versuch, gruppenverbindende
Symbolik zu schaffen. Kulturen hatten oft etwas kindliches an sich,
das Kinder weniger ausschloss in ihrer ENSTEHUNG. Das
Christentum betete nicht bloss einen ans Kreuz genagelten Jesus an,
sondern auch ein in der Krippe liegendes Baby mit süssen Eseln, bunt
gekleideten Weisen und einem geheimnisvollen Sternenhimmel als
Rahmen. Der romantische Teil war wohl in jeder Kultur vorhanden.
Keine Kultur dürfte sich mit ihrer technischen Zweckmässigkeit so
stark identifiziert haben, wie die europäisch-westliche von heute. Das,
was Kultur ausmacht, ist zum digitalisierbaren Content geschrumpft,
die sich durch Verkäuflichkeit definiert - die im reproduzierbaren
Rahmen aber leider schnell an Wert verliert. Beabsichtigt?

Von ästhetischer Kraft der vereinenden Symbolik kann wenig Rede


sein, jedenfalls im visuellen Bereich. Der ursprüngliche Schriftzug von
Coca Cola trägt noch etwas romantischen Charme des der Natur
entliehenen Jugendstils um die Welt, ist aber längst zum Prototyp des
Allerweltssymbol geworden. Facebook in seiner modern bewussten
Nüchternheit, und viele andere (Gap z.Bsp.) sind Repräsentanten
einer modernen Symbolwelt, die von Ästhetik nichts mehr wissen will.
Die ästhetische Kraft ist ersetzt worden durch Tags der totalen Macht,
die klug als Möglichkeit getarnt wird, sich selbst dieser Macht zu
bedienen. „The new master of the internet is YOU!“ kreischt Yahoo.

Wer etwas unbeteiligt die moderne Welt betrachtet, sieht ein


Dreiergespann um Dominanz ringender Phänomene: Aus dem Boden
schiessende, graue oder glitzernde, kunstlose Gebäude, die sich
überbieten an Grösse, als auch an ästhetischer Zurückhaltung.
Zweitens, bonbonfarbene Werbung mit Grossaufnahmen glücklicher
Menschen, im Idealfall erotisch aufgemotzt, an den Wänden der
Gebäude oder in Busstationen. Drittens, schwarz angezogene,
dreidimensionale Menschen, die maschinell von A nach B gebracht
werden.
Kinder, deren Wohlbefinden uns offiziell so am Herzen liegen,
entdeckt man nur mit einer Lupe in der Hand. Nicht nur der Look der
Umgebung, sondern auch der Look der Kinder, ihre Kleider, ihr
„Zubehör“, sind das Ergebnis Erwachsener. Zum Wohl der Welt der
Kinder hat sich der Erwachsene selbst auf ihr Niveau begeben.
Glaubt, lustig zu sein. Erheiternd. Mut machend. Und merkt nicht,
dass er dabei selbst kindisch geworden ist.
So entsteht ein weiteres Paradox. Die betont der Logik und
Sachlichkeit verpflichtete Welt aus Betonarchitektur und durch schrille
Werbung geförderte Wirtschaft - bedient von verantwortungbewussten
Erwachsenen - ist in SICH SELBST kindisch geworden (nicht
kindlich...).

Kaum etwas verletzt ein Kind mehr, als kindische Erwachsene,


da sie ihr eigenes Kindsein als blosse Karikatur wiederspiegeln.

Was dazu führt, dass sich in einer von der Mehrheit (Erwachsener)
vehement abgelehnten, aber real mehr denn je existierenden
Parallelgesellschaft - der der Kinder - Resignation breit macht,
gesellschaftliches Desinteresse, das Gefühl allgemeiner Nutzlosigkeit
und daher eine diffuse Angst vor der Zukunft. WIE kindisch unsere
Erwachsenenwelt daher kommt, fällt besonders einem Kind auf...
Während Erwachsene glauben, das Monopol für die LOGIK zu
besitzen, sind in Wirklichkeit SIE perfide KINDISCH geworden!
Während nun umso MEHR den Kindern die Bürde der Logik in
den Schulranzen gesteckt wird, wie ein Felsen, durch eine
zunehmend von Logik getriebene Schulungsidee.

Wer Atworten auf Fragen der Zukunft sucht, kann sie nur von denen
erwarten, die sie VOR sich haben, denn Erfahrung, akkumuliertes
Wissen aus der Gegenwart, verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit.
Wir schieben einen solch kollosalen Berg an Problemen vor uns her,
weltweit, wie keine Erdbevölkerung dies je in ihren schlimmsten
Albträumen erahnen konnte!

Die meisten dieser Probleme sind menschengemacht, lifestylebedingt,


modebedingt. Es wäre unangebrachter Stolz, sich nicht der
Schöpfungskraft der Jugend zu öffnen, einen Lifestyle zu erfinden, der
verträglich ist mit einer menschlichen Zukunft! Anteilnahme an ihren
Ideen also. Integration in die Wirtschaft nicht nur am empfangenden
Ende. In letzter Konsequenz: Respekt vor der Zukunft, dem grossen,
weiten Land ohne uns.
28. Kapitel Kinder sind Monster!

Als Basis menschlichen Strebens und Wirkens kann man heutzutage


risikolos die Wirtschaft bezeichnen, früher war es Religion, davor das
nackte Überleben der Sippe.

Wenn die Wirtschaft das massgebliche Prinzip ist, dem wir uns
ein Leben lang unterordnen müssen, ist es interessant, wie
WENIG Kinder die Möglichkeit erhalten, die konkreten
Mechanismen der Wirtschaft zu durchschauen!

Noch etwas konkreter: wie wenig Ahnung sie haben von der freien
Marktwirtschaft, wenn sie bereits längstens daran teilnehmen.
Es gibt Ausnahmen. Auf drei möchte ich eingehen, um dann daraus
Schlussfolgerungen zu ziehen.
Ein Onkel von mir hat in seiner Schulzeit mit allem Möglichen
gehandelt und seinen Mitschülern von Schnürsenkeln bis Uhren alles
verkauft, was er anderswo erstehen konnte. Aus ihm wurde später ein
Kaufmann und Fabrikbesitzer. Er wurde einer der reichsten Schweizer
seiner Generation.
Zweites Beispiel. In Asien trift man auf Schritt und Tritt auf Kinder, die
etwas zu verkaufen haben. Überall gibt es Märkte. Oft sind Kinder
hinter den Ständen. Der gut betuchte Europäer in seiner
massgeschneiderten Thaiseide neigt zu Mitleid mit den armen
Kindern, die bereits in zartem Alter zu Händlern erzogen werden.
Dann fliegt er heim und merkt, dass sein Arbeitgeber plötzlich pleite
ist. Wegen der Konkurenz aus Asien...
Drittes Beispiel. Jedes Kind Mitteleuropas, Nordamerikas, Australiens
besitzt so viele Spielzeuge, dass es sich darin prima einbuddeln
könnte und nicht mehr sichtbar wäre. 100% dieser Spielzeuge sind
von Erwachsenen entwickelt worden. Sofern sie nicht von Maschinen
ausgespuckt werden, sind sie oft von Kindern GEMACHT. Unter
unmenschlichen Bedingungen. Für ein Pack 2-Minuten-Nudeln pro
Tag und zwei Tassen Tee. Für eine Millionenschar gelangweilter
Kinder des Westens.

Aus diesen drei lose zusammen hängenden Feststellungen ergibt sich


vielleicht die Frage, warum nicht die Sache vereinfachen? Warum
nicht die Kinder ihre Spielsachen SELBER bauen lassen... UND sich
gegenseitig verkaufen lassen? Nicht nur unter der Hand am
Pausenhof, sondern geregelt an wöchentlichen Märkten, deren
Teilnahme zum Unterricht gehört. Mit der realen Chance, reales
Geld zu verdienen. In einer Gesellschaft, wo jedes zweite Wort
Wettbewerb heisst, jedes dritte FREIE Marktwirtschaft, jedes
vierte Liberalität, also die Kraft des Lebendigen... - warum nicht
gleich anfangen, diese Werte zu vermitteln in einfacher Form,
von Kindesbeinen an? Warum sich entsetzen, wenn mit Drogen
gehandelt wird, wo man eigentlich als Kind mit gar nichts (mehr)
handeln darf? Nur zuhören darf, warten darf. Studieren darf, um eines
Tages mit Derivaten handeln zu dürfen, zum Wohle einer alten,
bemoosten Bank.

Warum nicht die freche und unbelastete Bande der Jugend


wirtschaftlich aufeinander los gehen lassen? Bis es sprüht vor Ideen,
knallt vor Erfindungen, stiebt vor Inspiration für Mode, Kunst, ja Kultur!
Warum nicht WIRKLICH Liberalität zeigen?

Zukunft wozu? Als Rummelplatz zum Austoben der immer gleichen


Wirtschaft? Oder als Kindergarten für neue, ethische, von Klein an
ökologische, von Anfang an soziale Wirtschaftsstrukturen?

Zukunft für Natur, den Menschen eingeschlossen, statt Zukunft für


totes Kapital, arbeitsplatzmördernde Maschinen. Was diese
Generation nicht schafft, muss sie der nächsten Generation helfen, zu
werden. Samariter eines verletzten Planeten.

In jedem Kind steckt ein Monster, eine Schamanin, ein Genie. Wir
pflegen eine Kulturlandschaft, die das Monster fördert. In Filmen,
Spielen, Geschichten. Kinder fressen, was ihnen vorgesetzt wird. Was
sollen sie sonst? Was sollen sie SEIN, ausser was sie vorgestellt
kriegen...?

Amerika hat aus Mangel einer lauteren Geschichte - die man erzählen
kann, ohne rot zu werden wie ein Indianer... - die Dinosaurier
entdeckt. Sie wurden zum Prototyp amerikanischer Ablenkung von der
Gegenwart. Europa ist nachgehechelt und hat den Zauberer und die
Hexerei von Spinnweben befreit und ihrer Jugend als Ablenkung vom
Jetzt vorgelegt. Noch nie ist eine Generation technisch so
hochstehend von der Wirklichkeit abgelenkt worden. Dabei wird
immer die gleiche Geschichte erzählt. Finstere Gesellen wollen der
Welt (dem Guten, der Jungfrau etc.) an den Kragen, kurz bevor es
tödlich endet, tritt Schwarzenegger auf den Plan. Der schaurigschöne
Kampf gegen die Verdorbenheit. Aber letztendlich, und nur um
Haaresbreite, gewinnt immer Arnie, Harry, Jack, bzw. das Gute. Amen.

Konträrer zu der Wirklichkeit kann heutzutage kein Handlungsstrang


sein! Ein paar Schweissperlen in Grossaufnahme, ein paar Hektoliter
Blut, Tränen, und/oder einige Sexbomben - ja nach Zielgruppe -
Lächeln, Schweiss abwischen, Abspann, Ende. Interaktiv
konsumierbar, Breitbild, ferngesteuert, Quadro, 3D, HD. Hundert
Millionen Produktionskosten pro Film, aber immer die gleiche
Geschichte. Jegliche Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit ist rein zufällig
und unbeabsichtigt.

29. Kapitel Vom konstruktiven Gebrauch von Baustellenbrettern

Das Erwachsenenmonopol in der Kultur gehört von Kinderhand


geschleift! Die Gefahr, dass ihre Entwürfe NOCH banaler sind,
besteht kaum...

Die Frage, was schön ist, und daher gut und richtig, gehört einem
grösseren Publikum vorgelegt. Und zwar nicht nur als per
Fernbedienung vorgeschlagene Wahl aus 1000 Kanälen, die von
Erwachsenen moderiert - also zensiert - worden sind, sondern als
konkrete Chance, auf die Kultur einwirken zu können, die der
Wirklichkeit nicht nur den Spiegel vorhält, sondern auch eine andere
Wirklichkeit entwerfbar macht. Vorstellbar, in Form des kulturell
verübten Gegenvorschlags. Aber wo wäre der Rahmen solcher
kindlicher Freiheiten?

Ich erinnere mich an die beginnenden Achziger Jahre in Zürich, eine


Zeit der Konfrontation zwischen den offensichtlich Etablierten und der
um Sebstinterpretation bemühten Jugend. Während ein zweistelliger
Millionenbetrag für die Renovation der Oper bereitgestellt wurde –
abgesegnet vom Stimmvolk – gab es nicht mal EIN Jugendzentrum in
dieser steinreichen Stadt. Eine alte Fabrik im Stadtzentrum wurde
besetzt und bunt angemalt, die eigentlich abgerissen werden sollte.
Ein Parkplatz wurde offiziell gebraucht, nicht ein Jugendzentrum. Zwei
gewaltige Interessen standen sich bewaffnet gegenüber. Eine
rebellierende Jugend- und eine dominierende Opernkultur. Es gab
Verletzte auf beiden Seiten, und das Ganze zog sich in die Länge.
Das AJZ getaufte Jugendzentrum (Autonomes Jugend Zentrum) mit
eigener Druckpresse und anfänglich von logisch vertretbaren
Argumenten angeführt, wurde zum Drogentreff der harten Sorte. Das
AJZ schaffte es nicht, sich vom Vorwurf zu befreien, NUR autonom
sein zu wollen, aber kaum als Jugend-Treff dienen zu können.

Inmitten dieser explosiven, tränengasgeschwängerten Lage entstand


ein interessanter „Ableger“ des AJZ, das „Chaotikon“, wie es genannt
wurde. Eine Alternative zur Alternative, bzw. eine Brettersiedlung auf
einer ungenutzten Insel in der Siehl, dem kleinen Fluss neben dem
AJZ. Hier entfiel wenigstens der Vorwurf, einem Bauvorhaben der
Stadt im Weg zu sein. Auch entpuppte sich dieser konstruktive
Versuch als interessantes Experiment, was passiert, wenn man
Jugendliche mit Brettern, Sägen, Hammern und Nägeln „ausstattet“.
Sie ARBEITEN nämlich... Und exponiert wie sie waren, mitten in
einem Fluss, direkt hinter dem Zürcher Hauptbahnhof, eingekreist von
Strassen, Brücken und Parks, setzten sie einen bemerkenswerten
Kontrapunkt zu der scheinbaren Zweckmässigkeit ihrer Umgebung.
Während das AJZ zunehmend zu einem Drogengetto wurde, mit
eingeschlagenen Scheiben und verzweifelten Graffitis, blühte in
Chaotikon kurz ein Versuch auf, konstruktiv zu sein, statt destruktiv.
Was dann auch schnell sein Ende fand, schneller als das AJZ. Ein
Grosseinsatz der Polizei mit Hunden beendete den Spuk, der NOCH
weniger sein DARF, als eine Jugend, die der Allgemeinheit ihre
Verzweiflung entgegenhält.

Nämlich eine Jugend mit konstruktivem Mut! Dass sie sich an


Baustellen ihre Bretter besorgt hatten, war der einzige Vorwurf, den
man ihnen machen konnte...

Und sonst? Wo gibt es zumindest graduelle Freiräume der Jugend?


Christiania in Koppenhagen kenne ich nur vom Hörensagen. Scheint
ein gelungener Versuch zu sein, auch wenn die der Allgemeinheit so
sakrale Drogenprohibition ihr andauernd zwielichtige Gestalten
zutreibt. Und sonst? Biobauernhöfe in der Toscana, Aussteigertum im
Vereinzelten, lose Zirklel alternativer Lebenskonzepte, die aber selten
viel Sexappeal auf die heutige Jugend haben. Ist man verloren, auf
der Suche eines anderen Weges durch die Moderne? MUSS JEDER
letztlich die Werte der Gegenwart vereinnahmen? IST Geld,
Fortschritt, Karriere das Ende menschlicher Entwicklung?

Eine „die Welt ist so wie sie ist“-Philosophie scheint unausweichlich


und breit wie ein Readers Digest Jugendlexikon der Allgemeinheit
entgegenzufliegen, egal wieviel von Umdenken geredet wird! Der
Mensch hat sich damit abzufinden, dass Umdenken nichts bewirkt,
also auch Denken nicht... Gedacht wird in den oberen Etagen der
Politik – und zwar an die Wirtschaft. Wenn überhaupt! Jugend ist
bloss ein Spassurlaub bevor es ernst wird! (So sehen das doch die
„Herren der Schöpfung“...!)

In meinem eigenen jugendlichen Leichtsinn konnte ich es mir nicht


verkneifen, im Fall eines Landes wie der Schweiz darauf zu hoffen,
dass vielleicht das eine oder andere unbewohnte Bergtal freigegeben
wird, um dort in relativ autonomer Art jugendliche Selbstorganisation
erlaubt zu kriegen..., wenn es schon keine autonomen Jugendzentren
in den Städten geben darf.
Warum denn NICHT? Fragte ich mich, in unbewohnten Bergtälern
stört nicht mal die lauteste Musik. Das war noch vor der Zeit der
Parallelkulturen. Wie NAIV ich damals war... Selbst ein offiziell so
freies Land wie die Schweiz würde kein noch so kleines Bergtal, keine
Wiese, nicht mal einen Felsvorsprung sich selbst organisieren lassen.
Obwohl ihre eigene Geschichte diese Möglichkeit ja bildhaft (Rütli)
vorgemacht hat! Oder gerade DESHALB...? Aus Angst, ein Vorbild zu
erlauben für etwas so ungestümes, wie die JUGEND?

30. Kapitel Die Zukunft ist eine Wüste – mit Oasen!

So wird Einigkeit bis zur Ewigkeit beschworen. Und hinten rum


werden Mechanismen gefördert, die dieser Eingkeit zuwiderlaufen, bis
die Zerstückelung der Gesellschaft perfekt ist. Nur so funktioniert die
Macht der Moderne! Die Angst vor Parallelgesellschaften ist die Angst
einer nicht vorhandenen Gesellschaft vor einer vorhandenen. Wer
Nachbarschaftshilfe, Nächstenliebe, Gemeinschaft erleben will, suche
diese Werte am Besten in genau diesen von uns gefürchteten
Parallelgesellschaften. Uns fleissigen Mitteleuropäern sind diese
Werte reichlich abhanden gekommen...

Unser als Antwort versuchter Dialog zwischen den Kulturen,


setzt voraus, dass wir selber Teil einer Kultur des Dialoges sind.
Sind wir das? Im öffentlichen, moderierten Raum vielleicht, also in
Diskussionsrunden am Fernsehen, kaum aber noch im die Privatheit
sprengenden Mittelraum, wie öffentlichen Plätzen, Restaurants,
Nahverkehrsmitteln. Und dass der Dialog uns dort nicht gelingt, hat
seine Ursache in der Diskussionslosigkeit im privaten Raum, von dem
aus zwar Dialoge beobachtbar sind (TV) aber nicht mehr geführt
werden. Entweder weil man alleine lebt – in Zürich sind die Merheit
der Haushalte Alleinstehende – oder weil der Rest an familiärer
Gemeinsamkeit nicht geopfert werden soll, für so etwas banales wie
DISKUTIEREN. Das überlässt man den schwatzhaften Negern...

(Ja, ich zeichne hier bewusst mit schwarzer und weisser Farbe!
Übertreiben macht anschaulich, hat mir mein Vater in vielen der
endlosen Diskussionen gesagt, die wir zeitlebens führten.)

Und doch hat sich die Diskussionskultur erhalten. Sie ist ausgewichen
auf das Internet und findet auf Bloggerseiten ihren Niederschlag. Man
wird dort regelrecht nieder geschlagen... Hinter einer anonymen
Maske entfaltet sich der Hang zum Radikalen besser, könnte man
meinen, was aber kein Nachteil sein muss. Vielleicht im Gegenteil!
Was uns der gute Ton im Alltag zunehmend verbietet, findet hier einen
Ausgleich. Auf Internet scheint die Chance entstanden zu sein, sagen
zu dürfen, was man denkt.

Jedem Kind surren Internetseiten durch den Kopf, wenn man es fragt,
ob es sich mit der Welt verbunden fühlt. Input geben darf. Am Treiben
der Welt teilhaben darf. Ja, im Internet hat's funktioniert! Jetzt ist "nur"
noch die Wirklichkeit „dran“! Nicht das Darstellende, sondern das
Dargestellte. „Wenn wir die Welt schon nicht ändern können,
dürfen wir sie dann wenigstens bunt anmalen?“ formulierte ich in
jungen Jahren meine Ambivalenz zu der Unveränderbarkeit der
Wirklichkeit.

Die Wirklichkeit ist für jede neue Zeit zuerst eine Wüste, deren Oasen
selten sind. Die letzten Brocken Weisheit und Wahrheit vielleicht, die
die Zeiten überdauert hat, dazwischen die gähnende Leere
substanzloser Überreste dessen, was dazwischen war.

Die Wüste Zukunft. Der verlassene Campingplatz. Wie nach einem


Open Air Tekknospektakel, das 300 Jahre gedauert hat und Milliarden
Menschen vor die Lautsprecher gezogen hat, vor die
Breitwandmonitore. Und beim Ende das Konzerts haben sich alle
gegenseitig zu Tode gequetscht. Überlebt haben bloss ein paar
Kinder...
Den letzten "Poker", den wir haben, sind unsere Kinder! Der
letzte Pfeil im Köcher gegen sich anschleichende Sinnlosigkeit
ist die Jugend von heute!

Newton darf sich wieder setzen!

Wir haben ein anderes Problem zu lösen. Wir wissen jetzt, wie die
Welt sich dreht. Wir müssen jetzt herausfinden, wie man mit diesem
Planeten weiterfährt. Mit bald zehn Milliarden Passagieren.

Vielen Dank, Newton! "Was nice talking to you!"

Dass die Natur auf krasse Art aus dem Gleichgewicht kommt, von
dem hat Newton selbst im Alter nichts geahnt. Heutzutage weiss es
jedes Kind.

Dass die Wirklichkeit zur Wüste werden kann. Die Umgebung des
Menschen Fremde werden kann. Mit all dem hat Newton nicht
gerechnet. Friede seiner Optik. Ja, Alter, du hattest RECHT!

Die Zukunft ist eine Wüste, wie gesagt mit Oasen. Wie und wie gross
sie sind, muss wieder neu vermessen werden, Karten gibt es noch
nicht, der Überblick ist noch nicht da. Wo und wie gross die Oasen
sind, weiss niemand mit Genauigkeit. Eine Zukunft eines Zeitalters ist
von Natur aus offen, was auch heisst, gefährlich.

Jede Abbiegung vom Mainstream wird also wahrgenommen, so breit


und weit gefächert dieser scheinen mag. Der moderne Schweizer
geht fröhlich pfeifend durch sein Land, glaubt es gibt langsam ALLES,
und bleibt wie angewurzelt stehen, wenn er im Warenhaus eine
Astgabelgarderobe zu sehen bekäme. Weiter nichts. Und er würde die
Brille anziehen und das Label studieren. Und wenn er darauf lesen
würde, dass sie im Nachbardorf hergestellt ist, würde er sich erst
Recht wundern.

Unsere Gegenwart ist daran, zur Wüste zu werden, weil alles


selbstverständlich geworden ist. Selbsterklärend. Der Rarheit beraubt.
Des Regionalen. Des Menschlichen.

Und so würde der Herr Schweizer zuerst mit dem Fingernagel an der
Borke kratzen und prüfen, ob dabei nicht ein Stück abbrechen könnte.
Damit seine Frau nicht unnötig Arbeit hätte mit ihrem Hoover X7000
GTI Staubsauger mit selbstreinigendem Turbosack und Blinkern.

Aber.

Er würde vielleicht Gefallen finden an der knorrigen Garderobe und


sie sich KAUFEN! Sie müsste nur billig sein, etwa 48,50. Das ist aber
leicht hinzukriegen, wenn man im Nachbarwald die Astgabeln findet
und sie mit Freunden nach – oder während - der Schule zusammen
baut und anmalt. Da kann man fast so viel verdienen, wie der Lehrer.
Und der "Schwertransport" zum Laden findet mit dem Lastvelo statt!

Das wären Fr. 48,50 gewesen. Aufgesammelt während einer Zeit der
sogenannten globalen Finanzkrise, die zuerst eine Krise der Ideen ist.

31. Kapitel Sieht die Welt FERTIG aus?

Die globalisierte Wirtschaft erscheint grenzenlos genial, kann aber nur


Übergangsdogma unserer Handlungsweisen sein. Als Heftklammer
zwischen zwei Epochen. Die Erde als Insel, damals. Und die Erde als
Schiff, irgendwann. Wir sind Alle doch nur Besatzung. Ausgesetzte
der Wirklichkeit, kurz hier zum Tee trinken. Zufällig mit Augen
ausgestattete, zufällig mit Hirn und zufällig eventuell mit Verstand,
aber hoffentlich nicht nur.

Wo bleibt die Begreiflichkeit in einer Welt, in der Babys nichts


anfassen können, was nicht aus Plastik ist, Kinder nichts anfassen
dürfen, Autos, Schaufenster, Hochhäuser nur FREMDEN gehören?
Von DIESER Wüste sind wir umgeben! Dem Eigentum anderer. Den
Produkten von anderswo.
Alles, weil dieses Eigentum durch einen lächerlich dünnen „Welt“-
Strohhalm gesaugt wird, wo z.Bsp. jeder Gartenstuhl aus der gleichen
Fabrik in China kommt. Ein Produkt einer höchst menschlichen
Struktur, die kein Prophet kommen sah: ein ganzer Planet, der auf
den selben Gartenstühlen sitzt, weil die global economy es SO am
bequemsten findet... Am „EINFACHSTEN“ gar, denn lokal hergestellt,
wäre er zu KOMPLIZIERT...

So ist es NICHT zu kompliziert, im mittleren Osten Kriege zu führen,


dass das Öl bereit steht, um in Öltankern nach China gebracht zu
werden, wo man Plastik daraus macht, das in der Gartenstuhlfabrik
Nummer Eins in Shanghei zum Gartenstuhl gegossen wird, der per
Containerschiff und gegen somalische Piraten ankämpfend
irgendwann in Rotterdam ankommt, wo er Platz nimmt in einem
Sattelschlepper, der nach 1276 Kilometern Autobahn letztlich in
Fügliswil landet, wo man ihn im örtlichen Baumarkt besichtigen und
per Kreditkarte kaufen kann....., bevor man es sich in seinem Garten
auf dem neuen Gartenstuhl bequem machen kann, ohne dass die
professionelle Goretex Treckinghose nur einen Grasfleck kriegt!

So werden wir erlöst vom Komplizierten, geführt in die


Einfachheit, die wir falsch verstanden haben. Der Arschreflex für
19,90.

Der typische, mitteralterliche Handwerksunterricht lernt noch diese


Präzision, dieses kirchlich sanktionierte Meisterwerkdenken, egal um
was es sich handelt. Ein Holzstuhl muss immer noch dem Anspruch
eines römischen Chorstuhls genügen, wenn er aus Europa kommt.
(Auch die Kirche konnte das Wort Einfachheit kaum ertragen...)

Wir haben uns von diesem meisterlichen Diktat GERADE durch die
moderne Technik (noch) nicht entledigen können, was bedauernswert
ist. Es wird geschult, mit der Maschine mitzuhalten. Die besten Noten
kassiert, wer am besten mit den blossen Händen die Präzision einer
Maschine imitiert. Ideen sind zweitrangig, ja, hindern den Unterricht.
Masshaltigkeit ist selbst bei Möbeln zur bis zur Schwachsinnigkeit
erhobenen Norm geworden. Es grüsst Europa! Der Protestantismus
pur. Die zähe Trockenheit. Das Insistieren auf Hochglanz in rauen
Zeiten.

Irgendwo und irgendwie muss die Jugend Hand anlegen dürfen, an


diese Wirklichkeit. Im Bau von Möbeln wäre es höchste Eisenbahn.
Wie gut, dass ein Möbelhaus des Nordens uns eine Generation lang
Bretter geliefert hat, die sich auf verschiedenste Art zusammen nageln
lassen. Jeder Europäer kann dadurch sein Haus mit neuen
Holzmöbeln ausstaffieren, ohne dass EINE Tanne gefällt wird!

Gerade neulich ist die Erde in Fahrt gekommen, hat abgelegt von
den Inseln, die mal Heimat waren! Ist zum Schiff geworden...

Jeder darf seiner Zeit nachwinken, vor uns liegt das nackte All. Das
Grauen. Das Entsetzen, dass wir alleine sind. Und uns tastend durch
die Zeiten quälen, wie ausgedachte Clowns und ständig wechselnden
Gesichtern, die hinter dem Vorhang des Möglichen hervorschauen.

Wir fliegen durch's All auf einem unaufgeräumten Campingplatz -


voller toller Dinge. Wie lässt sich etwas ANDERS brauchen? Gesunde
Fragen an die Berge eigentümerlosen Eigentums der Zukunft. Ab
wann wird ein Lifestyle fragwürdig? Reicht es, dass dabei ein Planet
beschädigt wird?

Wir haben zwar offiziell noch keinen Motorenbrand im Raumschiff


Erde, aber der Rauchentwicklung nach zu urteilen, vielleicht doch. Wir
haben die als gottgegeben betrachtete Insel verlassen und sind in ein
technisch funktionierendes Schiff umgestiegen, voller Knöpfe und
Möglichkeiten. Wir sind ein weiteres Mal aus dem Paradis
ausgezogen, der statischen Heimat.

Wir nähern uns einer Zeit der Mutigen. Obwohl man es kaum merkt.
Jeder will irgendwo auch mutig sein, weiss aber nicht wie. Uns sind
die Insignien des Muts abhanden gekommen, neulich, als der
Touchscreen erfunden wurde. Nicht der Mut zu kämpfen, sondern zu
denken. Hinabzusteigen in die Keller unserer Kulturen, dank deren wir
Menschen sind und nicht blinkende Pilze. Oder Ameisen mit Handys.

Es gibt viel zu tun. Arbeitslosigkeit ist ein völlig unverständlicher


Nebeneffekt dieser rohen und noch unbehauenen Gegenwart, wo
die Technik der Kultur voraus geeilt ist. Und jetzt etwas leiser treten
könnte, bis unsere Kultur mit dieser Technik verträglich wird. Bis der
Elektriker zum Solarelektriker umgeschult wurde, die Sekretärin zur
Schriftstellerin, der Maschinist zum Segler geworden ist.

Unsere Welt ist ein Segelschiff voller spassiger Energie, die zu ernten
jedes Pfadfinderherz interessiert. Woher soll eine "grüne Evolution"
ihren Schub kriegen, wenn nicht durch jugendliche Liebe und Kraft?
All diese Fragen, wie man mit Sonnenlicht Tee kocht, mit Wind
Wasser pumpt, mit einem Bach Maschinen antreibt, sie sind alle
längstens gelöst. Es ist peinlich, wie viel geniale
Alternativtechnologie angeboten wird, und wie parallel dazu
unser Hunger nach Öl und Gas immer noch steigt. Was für eine
Gier nach Aktion! Was für eine falsch verstandene Einfachheit!

Die Inselmöblierung ist bald passé, die Villa am Strand kurz vor dem
Absaufen, das Kamin als Zeichen des Reichtums hat ausgedient. Der
Fahrtwind löscht alle Feuer unseres Planeten aus, um als blinkendes,
morsendes Schiff mit Maschinenschaden die Fahrt durch's All
fortzusetzen. Nach aussen gelangweilt, nach innen aber digital
verbunden.

Dank der Vergangenheit, die sich die ganzen technologischen


Sprossen ausgedacht hat, die letztlich dazu führten, dass die
Menschen voneinander erfuhren. Wohl die grösste Errungenschaft
der europäischen Kultur von allen!

So wie jetzt, so wie auf youtube, facebook, etc. Hallo, da bin ICH!
Dieses urmenschliche Gefühl, sich bemerkbar machen zu können,
ohne das Menschen in der Anonymität der Moderne nicht
auskommen. WAHNSINN, dass es DAS jetzt gibt!
Die Natur erlaubt eine Zwiesprache, in ihr kann ein Mensch sich
erkennen und kundig werden seines Selbst. Der Natur konkret so weit
entfernt und gleichzeitig so hoch aufgeklärt über sie, war keine noch
so verrückte Epoche. Man weiss alles. Man fühlt nichts. Kein feuchtes
Gras, kein Geruch des Waldes, kein Rascheln im Busch. Das up- und
downloaden von Information geschieht durch ein Portal aus
genormter, charakterloser Schrift und einer Lampe mit flackernden
Erscheinungen, auch Computer genannt. Jegliche Ähnlichkeit mit der
Wirklichkeit ist beabsichtigt. Gottseidank hat diese Lampe auch einen
Ausschalter...

Wie sieht die Welt SO aus? Unbeleuchtet. Offline. Nachdem man den
MP4 Player, das Smartphone, verloren hat. Kurz vor Ladenschluss.

Sieht die Welt fertig aus?

32.Kapitel Die Blüte des Apfelbaumes

Sie sieht aus wie die Ladefläche eines Pickups, voll mit dunklem Müll,
verrosteten Werkzeugen, Holzbohlen, Lederresten, Knochen,
Treibholz, Eingekauftem, Mitgenommenem, Angesammeltem,
Hergeflogenem, Ausrangiertem, Runtergefallenem, alten Pneus und
vielleicht einem zerzausten Hund, dessen Flöhe sofort überspringen,
sobald man auf der Ladefläche mit quietschenden Reifen Richtung
Zukunft mitgenommen wird – ohne dass man eigentlich wollte!

DA fliegt einem vielleicht Dreck um die Ohren! Und in Kurven besser


festhalten! Die Fahrt geht rein in den Dschungel aus Kreaturen, die
kurz vor dem Aussterben sind, zum Anfassen sind wir zu schnell!

Hinten auf dem Truck des Lebens.

Aber eben, es hat diese Bohlen. Und Werkzeuge, die noch


funktionieren. Und einen Hund. Wir müssen wieder lernen, was man
aus all dem machen kann, was wir bereits HABEN. Das grosse
Inventar des Nützlichen. Besser gesagt eine Triage. Die Einteilung
unserer Berge an Vorgefundenem in A) Hoffnungslos egoistisch.
Etwas, das nur um seiner Selbst willen besteht. Energiefressender
Firlefanz. Kühlschränke im Winter. B) Kann verbessert werden. Eine
breite Kategorie. Ja, die Technik wird noch gebraucht. Jetzt (in der
Zukunft) erst recht! Aber welche? Die ambivalente Komponente des
Wohlstands, über die man diskutieren kann.
Und dann C), die Kategorie unübersehbar zukunftsfreundlicher
Technologien und Produkte. Die Elite der Ideen, klein aber fein. Aber
auch ungeahnt powervoll, wenn man den Gedanken des Einsparens,
also der Vermeidung von Technologie, bzw. Energie zu Ende denkt..

Was kann eingespart werden, was kann verändert werden? Die Welt
kreischt danach, neu angemalt zu werden! Jeder bemalte Ikeatisch ist
plötzlich nicht mehr skandinavisch-reformierte Biederkeit, sondern ein
Altar. In ihm wurde ein Mensch sich selbst, wurde ein Schritt getan
aus dem Maschinenraum an Deck, Luft geholt und nach vorne
geschaut. Danke Ikea für all die tollen Anmalmöbel! Danke Corbusier
für all die tollen Anmalhäuser! All die Betonwürfel, um später darauf
Wein zu ziehen, oder wenn die Tage wärmer werden, Feigen. Was
auch immer aus dieser lausigen Zukunft wird, immerhin wird vielleicht
weniger gefroren dabei!

Die Blumenkinder sind nicht nur hinter uns, sondern auch vor uns. Ihr
kurzes Lächeln in den Sechzigern und Siebzigern war nur ihr Trailer.
Ihre Botschaft hiess Liebe, ihr Feuer war die Natur. Umgekehrt kommt
sie wieder, die Zeit der Blumenkinder. Wo wären wir ohne die geballte,
zugedröhnte Kultur, die in den Sechzigern entstand und immer noch
weit von klinisch tot ist? Ohne sie hätten wir Kukuksuhren an der
Wand und Atomkraftwerke in unseren Gärten.

Bevor der kulturelle Nachlass der Hippiegeneration endgültig den


Sagen übergeben wird, wäre es an der Zeit, noch einmal zu fragen,
was unter den vielen Stickers wirklich drin war.
Es geht nicht darum, jetzt alles neu zu bauen, bloss weil das Alte bald
bescheuert aussehen wird, schneller veraltet, als alle Stile davor (was
natürlich beabsichtigt ist...). Die Frage ist vielmehr, wie man die
kulturelle Staffage unserer Zeit irgendwie wieder ansehnlich
kriegt, ohne bloss Müll zu produzieren. Die Polstergarnitur zum
Beispiel, ohne sie entsorgen zu müssen. DAS ist Zukunftsphilosophie!
Wie man begründet, NICHT schimpfen zu müssen, wenn die Tochter
eine Regenbogenschlange auf die todschwarze Ledercouch näht.

Die Kunst, Freude zu haben, wenn die Jugend Hand anlegt an die von
uns Erwachsenen hervorgerufene Wirklichkeit. Statt leer zu
schlucken, voll begeistert zu tun..., zu SEIN!

Aus Anteilnahme. Aus Respekt vor einem sich automatisch


ergebenden Recht, eine gestaltbare Wirklichkeit, AUCH mitgestalten
zu dürfen. Mehr noch: dies sogar zu fordern, von einer im praktischen
Sinne in totaler Lethargie versinkenden Jugend. Als ernst gemeinter
Tipp, in einem vorgetrampelten Dickicht neue Wege zu suchen.

Wenn wir schon nicht wirklich bereit sind, nach religiösen Gründen
funktionierende Gegenmodelle unserer Kultur zu dulden, sollten wir es
vielleicht doch, und GERADE zwischen den Generationen zulassen.
Keine Kultur braucht wirklich eine Gegenkultur zu scheuen, so
sie selber eine Kultur ist. Meist vereinen sich beide später zu etwas
Besserem. Besonders wenn das Eine automatisch zum Anderen führt,
wie die Kultur der Kinder, wenn sie mal keine mehr sind.

Gegenkulturen sind das Salz in der Suppe, ohne sie verblödet der
Mainstream, verendet er in Beliebigkeit. Was Kinder können, ist nicht
immer kinderleicht. Und als Erwachsener hat man oft gar keine
Chance, sie zu verstehen. Kulturell sollten wir Erwachsenen die Löffel
abgeben und uns mit der Gabel zufrieden geben!

Kindern sollte das Recht gehören - eine Art Notrecht - Kultur zu


definieren. Sie tut es als ZIELGRUPPE ja bereits. In den
Chefredaktionen sollten Zwölfjährige sitzen, mal vorerst für drei oder
vier Jahre. Galleristen sollten mit 18 zum Teufel gejagt werden.
Nachrichtensprecher können durchaus 16 sein, die Welt sähe ganz
anders aus... Denn sie ist, wie sie aussieht. Und wie sie aussieht,
entscheiden immer noch pädophile Greise mit Yachten in Rapallo.

Und das finde ich falsch. Langweilig. Zu kompliziert. Findet das Kind
in mir falsch, zu kompliziert, das immer das Einfachste für das
Erstrebenswerte gehalten hat. Findet das Kind in mir langweilig, das
immer noch neugierig, immer noch offen für die Rätsel der Welt - in
einer Ecke von mir selbst hockt. Und dies so sagt. Nicht anders. Und
hofft, dass Ideen, Kraft und sein Inneres nicht zusammenschmelzen
vor dem grellen Licht des Äusseren, den bunten Lampen, die
ferngesteuert sind und wie Bilder aussehen. Sich bewegen, ja, reden!

Welch fürchterliche Ablenkung von der Kindheit, die Blüte des


Apfelbaumes am Bildschirm zu betrachten. Wie ein Arzt, der seine
Patienten nur noch per Röntgenbild wahrnimmt und glaubt, sie ohne
Berührung zu erkennen.

Und so wundern wir uns, in Staaten umgezogen zu sein, die ihre


Bürger digital verarbeiten - dabei sind es ja wir ALLE, die mit den
gleichen Mitteln die Wahrheit suchen, indem wir uns der gleichen
Indirektheit bedienen.

Das moderne Kind ist regelrecht privilegiert, wenn es noch eine Blüte
am Apfelbaum betrachten darf. Kann. Mit Zeit betrachten kann. Es
braucht lange, eine Apfelblüte von allen Seiten gesehen zu haben.
Der Biene zuzusehen, die in Kreisen darum herum fliegt. Den
Blütenstaub anzufassen, daran zu riechen, niesen zu müssen. Sich
am Ast festzuhalten. Und dann wieder den Baum herunter zu klettern.
Kinder, die noch solche Spielplätze haben, sollten sich "Von" nennen
dürfen. Sie sind wie alter, piekfeiner Landadel.

Kinder sind von Natur aus reaktionsschneller. Wendiger.


Wahrscheinlich auch schlauer, wenn Schlauheit das intuitive Erfassen
bedeutet. An dem Punkt in der Geschichte der Menschheit, wo durch
einen unangepassten Lebensstil sich im Jahrzehntetakt das Klima
verändert, Arten verschwinden, die Natur zerstört wird, sich nicht der
Schlauheit dieser Jugend zuzuwenden, wäre eine schreckliche Ironie!

33. Kapitel Das Ende der Kunst

Es gibt mindestens zwei Bevölkerungsmodi, die das Partizipieren der


Jugend logisch begründbar machen:
Staaten mit VIELEN Kindern. Dort ist kindliche Teilnahme an
politischen Entscheidungen schon rein demokratisch schwer zu
verweigern. Und Staaten mit WENIG Kindern. Fordert ihre kleine
Anzahl nicht gerade in diesem Fall unsere Fairness heraus? Eine Art
Minderheitenschutz, bzw. Notrecht, da sie - die Kinder - sonst von
uns, den Erwachsenen, diskriminiert werden.

Man/frau will doch nicht einer aussterbenden Spezies..., die


Zukunft vorenthalten.

Ihre notgedrungene Mitgestaltung daran mit bürokratischen


Argumenten auf einen späteren Zeitpunkt verschieben? Und es
darauf beruhen lassen, dass ihre Teilnahme an der Wirklichkeit sich
einzig auf die Digitalik beschränkt? Wir wollen doch nicht mit unseren
Nachfahren experimentieren! Oder...?

Natürlich tun wir das bereits, auch mit uns wurde ja experimentiert.
Von Atombombenversuchen bis zur globalen Wirtschaft, alles sind
Experimente im Sichern ökonomischer Interessen. Jede Generation
findet, mit der darauf folgenden Generation Fehler gemacht zu haben
- ob wir dies offen zugeben, oder nur unbewusst ahnen. Wir sind in
einer schnellen Entwicklung der Dinge und wie wir darüber DENKEN.
Gerade dieses Denken prägt den Zeitgeist. Früher war jedes
Jahrhundert anders. Im zwanzigsten Jahrhundert war jedes Jahrzehnt
anders. Im noch frischen 21. Jahrhundert wirkt jedes einzelne Jahr
anders, eine neue Ausprägung des Zeitgeistes. Was wird 2011
prägen? Wird irgendwann jeder Monat eigenen Zeitgeist haben?
Und: An wieviele „Zeitgeister“ kann man sich zurückerinnern, um noch
eingermassen die Veränderungen zu verstehen?

SO passiert Geschichte. Sie wiederholt sich nicht, nein sie stürmt wie
unter Adrenalin auf einer Zielgeraden vorwärts - und wirkt doch wie
ein besoffener Taxifahrer, der uns heimbringt, in eine ungewisse
Zukunft, die wie eine Wüste vor uns liegt, über der langsam Tag
hereinbricht, Erkenntnis. Immer ist die Wüste eine andere, in die
aufgebrochen wird. Wo andere Oasen warten, andere Wünsche.
Wenige haben sich über die Zeit erhalten. Eine ist immer wieder
aufgetaucht am Horizont jeder neuen Zeit - ausser dieser.

Die Oase des Wunsches nach Schönheit. Eine real nicht existierende
Fata Morgana des Menschengeistes. Die uns abhanden kam, auf der
Hatz durch die Stile, die Moden, die Trends und Gags der Gaga-
Moderne. Die Schönheit, die als Fata Morgana enttarnt wurde, als
Illusion, die sich nicht beweisen lässt. Sie ging verloren. Im Kampf,
den die Aufklärung gegen das Obskure führte, wurde auch die Kunst
verletzt, die in ihrer Essenz dieser Schönheit gewidmet war.

Die Kunst wurde befreit von religiöser Zensur und überliess es dem
Einzelnen, zu urteilen, was Kunst ist und was nicht. Mit dem Erfolg,
dass neue Stile entstanden und die Welt durch die Augen der Künstler
an Vielfalt gewann. Die huldigende Schönheit mittelalterlicher
Ikonen war eine kindliche. Aber Schönheit an sich war ihr Zweck.
Ebenso wie Glaube an sich der Zweck war, auch wenn, an was
geglaubt wurde, kindisch war. Hauptsache es wurde geglaubt und
über den gemeinsamen Glauben konnte das Volk unter Kontrolle
gehalten werden. Und in der Kunst war Hauptsache, dass sie schön
war, einfach und ergreifend schön. Und was konnte schöner sein, als
die Geschichte der Bibel als Vorlage zu nehmen? Die einfach und
ergreifend schöne Natur war nur der Rahmen, in dem das
Unbeschreibliche sichtbar gemacht wurde.

Durch die Aufklärung wurde die Kunst arbeitslos. Ihr grösster


Arbeitgeber war zwar nicht pleite, nur vorsichtiger geworden im
Einsatz seiner Mittel. Die kleinen Fortschritte kirchlicher Kunst hörten
auf. Ihre Bildwelt wurde zementiert – bis zum heutigen Tag übrigens –
und die Kirche konzentrierte sich wieder auf ihr „Kerngeschäft“. Die
Ausübung ihrer Dominanz über das, was geglaubt wird. Über das,
was gut und böse ist. Was schön und was hässlich ist, gab sie als
Einflusssphäre ab, an die sich verselbstständigende Kunst. Die
Kirchen waren dekoriert. Der Ton der Orgeln war festgelegt. Die
Herstellung von Kirchenglocken wurde zu einer rationellen
Kleinindustrie. Das Kirchengeläut ist automatisiert. Eine Maschine, die
tönt.

Die Verbindung zur Kunst war noch da, aber sie lebte nicht mehr. In
solchen Problemen kannte die Kirche sich aber aus. Sie balsamierte
die Kunst ein. Zumindest was kirchliche Kunst angeht, ermöglichte sie
ein Leben über den Tod hinaus. Ihre vor Jahrhunderten als richtig
erachtete Ästhetik hat sie vor dem Zerfall bewahrt. Die Kirche die
Kunst. Denn umgekehrt nicht. Die einstmalige Magie in ihren Bildern
ist verblasst. Auch wenn der Geldwert von Kirchenkunst immens ist,
so ist ihr Wert als Inspiration der heutigen Kunst nicht mal mehr
fragwürdig – denn alleine die Frage danach zu stellen, tönt lächerlich.
Schade!

Der Glaube an die Schönheit ist tot. Zwei Sphären die einander
bedingten. Die von ihren Bedingungen befreite Kunst blühte auf. Die
Erde wurde zu Ende entdeckt. Die Wissenschaften ersetzten
Annahmen mit Erkentnissen. Die industrielle Fertigung von
Alltagsgütern führte zu Spezialisierungen ungeahnter Vielfalt. Die
Komplexität der Atomstruktur wurde sichtbar. Das Weltall dehnte sich
aus zu unvorstellbaren Dimensionen. Die Zeit dehnte sich aus. Die
Entstehung des Lebens wurde erklärbar – bloss der Verstand konnte
nicht folgen. Die Geschichte der Menschheit wurde immer länger. Man
stammte plötzlich von Affen ab. Was SO gar nie behauptet wurde.
Aber doch in Etwa stimmt.

Kurz: Je grösser die Welt wurde, je kleiner wurde der Mensch. Seine
kosmische Bedeutung schrumpfte im Jahrhunderttakt. Also
schrumpfte auch die kosmische Bedeutung der Kunst.

Dabei sah es kurz so vielversprechend aus. Die Erschaffung der


Moderne gelang ihr durch die Integration aller neu gefundenen Werte.
Ja, sie schuf diese Werte, schwang sich kurz auf zum Vorbild einer
Wertskala, wo das Unbewusste sich ausdrücken darf in mehr, als
bloss der Analyse von Worten. Sie bildete die Welt im Voraus ab,
explodierte aus innerer Kraft und Zuversicht, dass der Mensch nun
endlich frei sein kann. Und andere Kunst gab die inneren Eindrücke
preis, die das Äussere in ihnen erzeugte. Wie feine Seismometer, die
das Beben des entstehenden Individualismus wiedergaben - den
Glauben an sich Selbst - zeichnete Kunst die Strömungen der Zeit ab.

War man noch Jahrhunderte Leonardo Da Vinchis Rat gefolgt, die


Realität einfach von einem Spiegel abzumalen, richtete man den
Spiegel nun auf sich selber. Zuerst noch auf den Menschen in seiner
ganzen Geschichte, dann auf sein SELBST. Jeder Künstler wurde
gezwungen, sich neu zu erfinden. Schleichend übernahm die
Industrialisierung die Produktion der alltäglichen Symbolik. Die in sich
zunehmend zersplitterte Kunst bekam Konkurenz durch maschinell
hergestellte Dekoration, durch Fotografie usw. Aber sie war sich
immer noch einig im ultimativen Streben nach Schönheit!

Gerade erst wurde sie entdeckt als des Menschen ältester Wert, in
den Höhlenmalereien die man fand. Picasso wuchsen Flügel durch
sie. Wie ein Weiser zog er in unerreichbarer Höhe Kreise über den
Niederungen der neidischen Kunst. Selbstsicher wie kein zweiter,
spaltete er das Atom der Schönheit und kocketierte mit zunehmender
Abstraktion.
Er konnte aus einem alten Fahrrad einen Stier werden lassen. Er war
ein Zauberer. Sein Blick sprühte Funken. Seine Bilder brannten sich
ein in die Menschheit. Er war nicht Teil vom Fortschritt. Er WAR der
Fortschritt. Ihm gelang es, die Idee der Kunst in einen Rahmen zu
bringen, der die ganze Geschichte der Kunst einschloss. Es waren
Ikonen, die ein Höhlenmaler in das Gästebuch der Kunst pinselte.
Picasso war hier! Gott ist nicht schön, sondern Schönheit ist Gott!
Olee!

Und die ganze Kunstwelt schnaubte, wie die tödlich getroffenen


Stiere, die Picasso mit sekundenschnellen Pinselstrichen für die
Ewigkeit malte. Der Kunstzirkus übte sich in Salto Mortale.
Pausenclowns drehten Runden, mit Gegenvorschlägen in Sachen
Schönheit. Picasso aber näherte sich dem Zenith.

Derweil ein gewisser Henry Duchamps weit unten im Schatten


Picassos die Manege betrat. Er kündete sich an als grösster
Entfesselungskünstler aller Künstler. Seine Bilder lösten den Knoten,
mit dem Kunst seit Ewigkeiten mit Schönheit verknüpft war. Seine
Bilder mussten verstanden werden, nicht betrachtet. Sie wären auf
dem Müll gelandet, hätte Duchamp ihnen nicht Anleitungen beigefügt,
WIE man sie zu verstehen hat... Er erfand den Beipackzettel für
Kunst. Und kam durch den Hintereingang in die Manege.

Zuerst zögerlich, dann immer lauter wurde applaudiert. Der durchaus


gut angezogene König namens Kunst wurde vom Publikum für nackt
erklärt. Schönheit wurde für ein Taschenspielertrick gehalten, der vom
Kern der Kunst ablenkt. Diese habe eine intellektuelle Stimulanz zu
sein, raunten immer mehr Künstler, denen zu Schönheit nichts mehr
einfiel. Duchamps gelang es, ein paar Bilder zu verkaufen. Endlich!
Aber immer noch lag der Schatten Picassos auf ihm.

Duchamp folgten andere Künstler. Ihre Beipackzettel, wie man ihre


künstlerischen Vorschläge zu entziffern hat, wurden länger. Ihre Kunst
wurde die Kritik an der Gesellschaft, ihre Werke wurden Schmerz
erzeugende Aufschreie. Und ihre Preise zogen an. Der Künstler
huldigte nicht mehr das Unwissbare, universal Schöne, das Worte
nicht zu beschreiben vermochte, sondern mockierte sich über den
Alltag, indem er nun das Bemerkenswerte in der Banalität erfand.

Andy Warhol verdiente seine Brötchen, indem er malte, was auf den
Tisch kam. Aber nicht Dosensuppe, als Stilleben, sondern die
Verpackung, die Suppendose. In Millionenauflagen gedruckt, wurden
seine Bilder zu Werbepostern für die Idee, die schon Duchamps
umtrieb. Dass Kunst witzig zu sein hat und mit Ironie gewürzt. Ein
einfaches Kochrezept. Die Kunst verabschiedete sich vom Können.
Nicht handwerkliches Geschick war gefragt, sondern
Verhandlungsgeschick in der Vermarktung. Statt Reflektion innerer
Zuversicht, wurde Kunst zum Abklatsch einer zunehmend banalen
Alltagswirklichkeit. Wer am Besten der Idee von Schönheit die
trockene Stirn bieten konnte, wurde am Meisten belohnt. Andy Warhol
hatte ein Vermögen von geschätzten 500 Millionen Dollar, bevor er
starb. Sein Geist aber, zusammen mit dem von Duchamps und vielen
anderen Vetretern seiner Zunft, lebt in unseren Köpfen weiter. Gut ist,
was verkäuflich ist. Richtig ist, was alle richtig finden. Schön ist gar
nichts. Wer diesem Wert noch huldigt, kann nur ein Anfänger sein.
Oder ein Kind, das glaubt, der Kaiser sei nicht nackt, sondern trage
ein Kostüm aus Papageinfedern und Perlmut.

Die Kunst ist am Ende. Nicht dass es keine Künstler mehr gibt, bloss
glaubt man ihren Entwürfen der Ästhetik nicht mehr, wenn sie diese
statt mit Fragezeichen, mit Ausrufezeichen verabreichen. Kunst ist am
Ende, weil sie sich bloss noch selber hinterfragt. Oder zum politischen
Statement mutiert ist, der Denkprozesse auslösen soll, die niemand
versteht, aber jeder annickt. Nicht dass es politische Statements nicht
braucht, wohl im Gegenteil! Sie via Kunst zu verbreiten, ohne
ästhetische Zuversicht, ist aber wie Sex ohne Liebe. Es dient der
Fortpflanzung und verleugnet das Streben nach Glück.

34. Kapitel Die Autokunst, der sexy Ableger der Urkunst

Die „Kunst“ auf die dieses Streben nach Glück sich zu richten begann,
wurde das Künstliche. Die Ikone vor der wir „beten“ ist ein die Länge,
Breite und Höhe gezogenes Stück Blech. Das Selbst der Kunst ist
zum Selbst einer automatisierten Künstlichkeit geworden. Im gleichen
Mass, wie uns der Sinn nach Schönheit in der Kunst abhanden kam,
erkannten wir Schönheit in elegant geschwungenen Kotflügeln und
Stosstangen. Die raue Nacktheit der Maschine wurde von Anbeginn
verschleiert. Mit glänzenden Zierstreifen wurde der Mensch in der
Romantik abgeholt. Der Rausch der Geschwindigkeit wurde zur
Volksdroge. Wie im Zeitraffer konnte man sich daran gewöhnen, dass
alles sich ändert. Ich fahre, also ändere ich. Und wie im Zeitraffer der
Kunst, folgte der Huldigung automobiler Schönheit die trockene
Einsicht, dass nur gut ist, was funktioniert.

Die Nacktheit der Maschine durfte also erkennbar werden. Rau durfte
sie aber nicht sein, sondern ganz im Gegenteil, sie musste
domestizierbar wirken, bis in jedes Detail unterwürfig, wie ein
technischer Sklave mit elektrischen Fensterhebern und Tempostat,
der auf Wunsch die Geschwindigkeit einhält. Dem Menschen, dem die
Kontrolle über seine Umwelt klammheimlich aus den Händen
genommen wurde – unter anderem durch den Aufbau eines
Autobahnnetzes, das ebenso TRENNT, wie es verbindet – konnte sich
weiter einer Kontrolle erfreuen, die er ausüben konnte. Die Freiheit,
über einen Ort bestimmen zu dürfen, als Konsequenz der Idee der
Menschenrechte, wurde umgemünzt zu der Freiheit des sich öffnende
Raumes, der Jedem offen steht. Jedem Auto, versteht sich.

Und hier stehen wir nun, im Stau. Die eigene Freiheit steht der
Freiheit Anderer im Weg. Bzw. Umgekehrt. Das Auto hat allerlei kleine
Veränderungen erfahren..., an den Dimensionen hat sich wenig
geändert. Wenn der Mensch das Mass aller Dinge ist, dann ist das
Automobil zu lang, zu breit und zu schwer. Standartmässig für 4 bis 5
Personen entwickelt, transportiert es selten mehr als EINE. Und wenn
die Logik das Mass aller Dinge wäre, fragt es sich, warum es 230
Kilometer schnell fahren kann, obwohl es selten über 130 kommt, was
die Gesetze angeht, meistens sogar weit darunter, was die Gesetze
der Verkehrsdichte anbelangt.

Und es fragt sich, warum sich DARAN nichts ändert, in unserer


doch so aufgeklärten Zeit.

Das Auto hat längst die Kunst überflügelt, als Raum der Illusionen.
Der Zweck, Schönheit erahnbar zu machen, dem der Künstler über
Jahrtausende gedient hat, wurde dem Auto angedichtet, zumindest
als Nebenzweck. Ergriffen ist das Publikum heutzutage eher bei der
Vorstellung eines neuen Cabrios, als in einer Kunstvernissage. Denn -
und dies ist vielleicht der Hauptgrund – das Auto erlaubt, selbst Teil
des Kunstwerks zu werden. Es ist ein Bild, in dem man Platz nehmen
kann. Es ist eine Skulptur mit Türen.

Nicht alle Autos natürlich, aber die elitären – sprich teuren – Autos
umweht schon lange eine künstlerisch angedeutete Aura, auch wenn
die Auspuffgase gleich riechen, wie die ganzen Popelautos. Aber
eben, die Aura... Wer will schon ohne eine sein? Wenn Automarken
wie BMW den Slogan verbreiten, ihre Autos seien Kunstwerke, will
man nicht als Banause dastehen. Die Aufrüstung des nationalen
Wagenbestandes von Kleinwagen zu Mittelklasse, dann zum
Luxusmobil, gilt als klares Zeichen gesunden Wachstums. Umgekehrt
wünscht sich Jeder, dass die Autos der Anderen kleiner würden, was
nur dem gelingt, der sich ein grösseres Auto anschafft.

So gebiert die Mobilität Mobilität. Und wenn der „freie Markt“ nicht
genug Autos an den Mann zu bringen vermag, erfindet Frau Merkel
die Abwrackprämie. Ein todsicheres Instrument angeblich verpönten
staatlichen Interventionismus. Die Ergebnisse waren vorhersehbar,
der “Markt” wurde dadurch “angekurbelt”.
Dass zur Produktion eines Autos ähnlich viel Energie verbraucht wird,
wie dieses in seinem knapp gehaltenen “Leben” verbraucht, steht in
keinem Kaufvertrag. Ein energieökonomischer Fakt, der die
Hinterfragung des Nutzens einer Abwrackprämie sinnvoll macht!

35. Kapitel Die Zehnmilliardenmenschenfrage

Wirtschaft einerseits, Natur andererseits, um nichts weniger dreht sich


der Zwist der Zukunft. Menschen sind unentrinnbar mit beiden Welten,
beiden Sphären des Handelns und des Existierens verbunden. Wir
können weder ohne Geld leben – das sich aus Produktivität ergibt –
noch ohne Luft, Wasser und vieles mehr, das die Natur uns bislang
kostenfrei zur Verfügung stellt.

Und wir können nicht ohne Zukunftsperspektive sein, was unsere


Kinder angeht. Dieser Dreisatz grundlegender Facts wirft eine riesige,
materielle, als auch technologische, als auch moralische Frage auf,
die SO sich keine Generation vor uns stellen musste.

Die Zehnmilliardenmenschenfrage, die ein Jeder für sich beantworten


möge, so gut es geht. Nicht weil wir diese Frage beantworten können,
sondern weil sie zu anderen Fragen führt, die wir zumindest teilweise
beantworten können. Fragen im täglichen Leben: Konsum-, Lifestyle-,
Erziehungsfragen, Teilaspekte der Zehnmilliardenmenschenfrage.

Oder der einfachen Frage, muss WIRKLICH die Wirtschaft zuerst


wieder im herkömmlichen Sinn auf Hochtouren laufen – also
WACHSEN – BEVOR wir sie bewusst, kontrolliert und internationalen
Abkommen folgend (auf die wir alle sehnlichst zu hoffen vorgeben...)
REDUZIEREN. Das heisst, ihren Ausstoss an Müll verringern. Ihren
Energiehunger drosseln. Haben wir da noch Zeit, für dieses riskante
Überholmanöver, um an der Spitze fahrend zu hoffen, vorbildlich
andere Länder zu niedriger Gangart zu bewegen? BRAUCHEN wir
diesen Umweg über das “weiter so”, um uns zu wappnen für was
danach kommt, das “anders so”?
Gelingt eine Kursänderung mit den Mitteln und dem Wissen, das wir
bereits HABEN? Oder muss zuerst in üblicher... Richtung weiter
gefahren, in hergebrachten Strukturen weiter geforscht, weiter
konsumiert werden, bis sich der elegante, alles unter einen Hut
bringende Ausweg ergibt, aus unserem zukunftsUNkompatiblem
Lebensstil?

In einigen Bereichen sieht es so aus, als ob eine Richtungsänderung


zuerst gründlich erforscht werden sollte, da die Konsequenzen daraus
andere Fragen aufwerfen, die zuerst beantwortet werden sollten. Wer
davon träumt, dass bald das Elektroauto mit Lithiumionen Batterien
den individuellen Transport übernimmt, hat schnell ausgeträumt, wenn
er erfährt, wie wenig Silizium die Erde in ihren Vorratskammern hat.
Und woher der Strom letztlich kommen soll, ist ebenso wenig erklärt.
Wir neigen dazu, ein strombetriebenes und daher abgasfreies
Fahrzeug als umweltfreundlich zu betrachten. Ein Zeichen von NICHT
zusammenhängendem Denken! Der Einsparungseffekt durch den
Einsatz von Stromsparlampen – in sich eine fragwürdige
Technologie – wird durch den Einsatz von Elektromobilen mehr
als zunichte gemacht. Der massenweise Einsatz von Windkraft wird
auch nicht ausgleichen können, was ein elektrischer Individualverkehr
an Strom benötigt. Die Herstellung von Solarzellen ist energieintensiv,
benötigt seltene Materialien und wird auch nicht zu einer wahren
Alternative zur Abhängigkeit von Erdöl führen, sondern zu anderen
Abhängigkeiten, die die Gefahr neuer Kriege um Ressourcen birgt,
wie wir sie bei Erdöl schon so gewohnt sind, dass wir sie kaum mehr
wahrnehmen.

Atomstrom fehlt der Gütesiegel der Zukunftskompatibilität, jedenfalls


nach heutigem Stand der Technik. Dass sich nach Jahrzehnten
massivster Subventionierung etwas ändern wird, ist zu bezweifeln.
Für eine Übergangslösung fehlt dem Atomstrom die Eigenschaft, nur
vorübergehende Folgen zu haben. Das krasse Gegenteil ist der Fall!

Erdwärme zur Stromerzeugung tönt gut, ist aber das Spiel mit einem
ganz anderen Feuer, dem des Erdinnern. Kontakt mit diesem
aufzunehmen, heisst, Gase in die Atmosphäre freizusetzen, die
hochtoxisch sind und sich bei genauer Analyse quasi von selbst
verbieten. Einzig heisse Quellen, wie z.Bsp. in Island, ermöglichen
den Einsatz von Erdwärme ohne Nebenrisiken. Aber Island ist weit
entfernt von der theoretischen MILLIARDE zukünftiger
Elektromobilbesitzer.

Nicht gerade ein “energetischer” Planet. Sollen wir deshalb neidisch


sein auf Planeten voller Geysire, wo kein Grashalm wächst?

Im Kleinen wie im Grossen ist wichtig, sich bewusst zu sein, was man
hat. Und was nicht. Ein Schiff ist immer ein Schiff für einen
bestimmten Zweck. Einen Zweck hat unser Erdenschiff sicher formal
nicht, aus den zur Verfügung stehenden Resourcen und Bedingungen
kann aber abgeleitet werden, für was unsere Erde gut sein kann – und
für was NICHT! Als Lebensgrundlage von zehn Milliarden Menschen
zu dienen, diese Fähigkeit sollte ihr keine Bürde sein. DER Mensch ist
gar nicht so gross... (“Komprimiert” zu EINEM Menschen würde er
kaum zu den Wolken reichen!) Als guter Futterverwerter lässt er sich
auch bezeichnen, ganz im Ggenteil zu Pandabären, die nur die
Schösslinge einer ganz bestimmten Bambusart fressen. Darum ist der
Pandabär bedroht, der Mensch aber nicht.

36.Kapitel Lobby der Zukunft

Die grossen vier Fragen, die sich der “inflationierende” Mensch stellen
muss, sind A) die nachhaltige Erzeugung von (gesunder) Nahrung, B)
die nachhaltige Bereitstellung von Wohnraum und Kleidung, C) die
Erzeugung von “Sinn”, D) die Entwicklung nachhaltiger Verkehrsmittel.
In etwa dieser Reihenfolge – scheint mir...

Ich habe auf keine dieser Fragen eine Antwort. Nur kleine Bausteine,
die zum Greifen nahe vor mir in der Luft schweben und die von immer
mehr Menschen auch erkannt werden. Ich erhebe daher keinerlei
Anspruch auf Originalität, wenn ich auf ein neues Zeitalter der
Segelschiffahrt setze. Ein neues, weil es ja ein so bewährtes Zeitalter
war. Ohne Segelschiffe wäre die Erde in unseren (europäischen)
Köpfen immer noch flach und weitgehend unentdeckt. Im Deutschen
Intelligenzblatt SPIEGEL war vor wenigen Jahren ein Artikel über
einen hochmodernen Frachter, der auf einer Werft in Deutschland
gebaut wurde und der mit computergesteuerten Segeln ausgerüstet
war. “Das erste mit Windkraft betriebene Frachtschiff der Welt” hiess
es im Artikel. So schnell vergisst man...

Die Handelsschiffahrt täte gut daran, wieder in Segel zu investieren.


Gerade hier scheint die Alternative zu Erdöl in greifbarer Nähe,
immerhin hat sie sich Jahrhunderte bewährt, im Grossen wie im
Kleinen. Bleiben die Schritte in dieser Richtung zaghaft und eher
symbolisch, weil es eine Mehraufwand an Personal bedeutet? Ich
befürchte es!

Die Seefahrt ist das Gewerbe, das einen Grossteil unserer globalen
Wirtschaft erst möglich macht. (Ohne Luftfahrt ginge alles wie gehabt
weiter – minus Tourismus – ohne Seefahrt aber blieben alle Räder
stehen, ausser die Fahrräder!) Mit der Technik von HEUTE, den
Materialien von HEUTE, liessen sich Schiffe bauen, die etwa die
Hälfte an Sprit brauchen. Alles was es braucht, ist eine “Perestroika”
im Sinneswandel der Reedereien. Als auch in unseren
Energiebedürfnissen... Dass man die halbe MILLION TONNEN Öl, die
ein moderner Öltanker transportiert, unter SEGELN in Fahrt bringt,
geht technisch nicht. Die heutzutage dazu verwendeten
Schiffsmotoren sind so stark wie FÜNF MILLIONEN Ruderer! Solchen
titanischen Kräften und Techniken – die uns beim betanken unserer
Kleinwagen unbewusst sind – etwas Brauchbares gegenüber zu
stellen, als Alternative, ist schwer. Gerade in der Handelsschiffahrt
zeigt sich, wie grandios unsere zivilisatorischen Ansprüche sind. Und
wie es DOCH funktioniert. Und letztlich doch nicht...

Zigtausende Container fassende Frachter sind rund um den Globus


im Einsatz, um Billigware in teure Länder zu transportieren. Der
Nutzen dieses Kraftakts ist zweischneidig. Einerseits
Rundumversorgung mit “Klimbim” aus aller Welt – sprich China – zu
immer günstigeren Preisen, andererseits das schulterzuckende
Inkaufnehmen, dass lokale Industrien DADURCH zu Grunde gehen.
Ein Teufelskreis, da eine zunehmend arbeitslose Bevölkerung sich
zunehmend mit Billigimporten versorgt, die zu weiterer Arbeitslosigkeit
führt.

WAS aber letztlich auf den Weltmeeren transportiert wird, kann zu


einem mehr als symbolischen Teil auch unter Segeln getan werden.
Windkraft hat gerade in der Schiffahrt Zukunft. Aber nur, wenn Qualität
die Quantität überholt, damit ein von Australien nach Europa
transportiertes Dosenbier (konkret) nicht nur läppische 2 Cent
Transportkosten verursacht. Spiegelt sich hier die freie Marktwirtschaft
wider, oder findet eine Wettbewerbsverzerrung unter der Annahme
statt, dass Zukunft ein hohles Wort ist? Wenn dies so ist, müsste es
dann nicht eine “Lobby der ZUKUNFT” geben?

Auch das Kinderstimmrecht ist nicht das “Ende” der Demokratie! Wo


bleibt das Mitstimmrecht IHRER zukünftigen Kinder....? JETZT!

37. Kapitel Die grössten Resourcen liegen in den Patentämtern

Das Leitmotiv des Welthandels, dass jedes Land das produzieren


möge, in dem es besser ist als Andere, führt zu einer
Entdiversivizierung regionaler Industrien und Handwerke. Dadurch
kommt es zu einer Innovationsarmut, da “monolithisch” strukturierte
Grossindustrien selten vom eingeschlagenen Kurs abweichen.

Ein kleines, aber typisches Beispiel ist die Firma Commer, eine in
Vergessenheit geratene englische Bus- und Lastwagenmarke. Ihren
guten Ruf verdankte sie ihren äusserst langlebigen und zähen
Dieselmotoren vom Typ TS-3. Ein ganz und gar ungewöhnlicher
Dieselmotor mit 2 Kolben pro Zylinder. Dazu ist es ein Zweitakter mit
einem Turbo. Ein totaler Exot, wie ein Mensch mit zwei Köpfen... Aber
der Motor hatte den Ruf, ohne grosse Reparaturen viele Jahre zu
funktionieren, relativ sparsam zu sein und mit den verschiedensten
Treibstoffen zu laufen, inklusive Frittieröl, Kokosöl oder sogar Parafin.
Der TS-3 war ein Brainchild des Weltkriegs, bewusst auf
Ressourcenknappheit ausgelegt und hätte der Vorläufer sein können
des idealen Dieselmotors der Zukunft.

Die Firma Commer wurde Anfang der Siebziger von der


Amerikanischen Auto- und Lastwagenfirma Dodge aufgekauft. Das
praktisch ERSTE, was die neuen Geschäftsherren taten, war, die
Produktion des TS-3 einzustellen und alle Weiterentwicklungen daran
zu stoppen. Statt dessen wurde die ganze Commer Fahrzeugpalette
mit Dodge Motoren ausgestattet, im Vergleich zum TS-3 wahre
Steinzeittechnologie. Durstig nach Öl und nicht annähernd so
wartungsarm. Heutzutage wird auf verschiedenen Technoblogs von
Ingenieuren lamentiert, wie WEIT man heutzutage wäre in der
Dieseltechnologie, hätte man den TS-3 weiter entwickelt. Viele
glauben, dass man viel bessere, sparsamere Motoren hätte. Hätte...

Dies ist ein Beispiel von leider Unzähligen. Gefühlmässig WISSEN wir
das. “Unser Ziel ist die totale Zufriedenheit unserer Kunden!”
Gefühlmässig WISSEN wir, dass dies IMMER eine Lüge ist. Aber WIE
darauf reagieren? Als technischer Laie, als Unwissender in Chemie
und Pharmazie, als Dummkopf in Sachen Atom? Ich weiss es auch
nicht. Meine grösste Hoffnung richtet sich auf die Vielfalt, ja, die
Konkurenz der Jugend und dem Laientum, das von Neuem alte
Fragen zu beantworten versucht. Ich glaube an WIRKLICH freie
Marktwirtschaft, nicht den Lippenbekenntnissen eines elitären
Industrieestablishments. Es gibt Tausende solcher Beispiele, in allen
Sparten der Industrie, wie das mit dem TS-3, dessen Technologie
über die Jahrzehnte Millionen Tonnen CO2 eingespart hätte.
Beispiele, wo grosse Firmen kleine Firmen mit genialen Ideen
ausmanövrieren, indem sie aufgekauft werden. Und dicht gemacht.

In den Patentämtern der Industriestaaten schlummern genug


Erfindungen, um den Energieverbrauch aller Einwohner zu
halbieren, ohne Verlust an Lebensqualität! Vielleicht sogar im
Gegenteil, denn wenn man halb so viel Energie verbraucht, spart man
auch Geld und gewinnt dadurch Zeit. Die vielversprechendsten
Bohrungen nach neuen Energiequellen lassen sich in Patentämtern
durchführen - sauber, effizient und gnadenlos modern!

Aber wann wird man endlich belohnt, wenn es einem gelingt, den
Verbrauch zu DROSSELN, statt ihn zu erweitern? Die Zukunft wartet
auf die Beantwortung dieser entscheidenden Frage, aber erst ein
radikaler Wertewandel wird dies ermöglichen. In Ansätzen vollzieht er
sich bereits. Die konkrete Belohnung von materieller Sparsamkeit
entspricht noch nicht unserer Logik und nicht unserem von der
Werbung induzierten Lebensgefühl. Wer mehr hat (und verbraucht)
geniesst immer noch das höhere Ansehen. Konsum ist Bürgerpflicht.
Reichtum heisst unser aller Ziel. Zugriff zu Energie ohne Grenzen.

Auf die Frage, wie man Energie SPAREN kann, gibt es viel mehr
Antworten, als wie man Energie ANDERS produzieren könnte. Mir
scheint aber, diese Frage nach energetischer Sparsamkeit ist mit
einem wahren Stigma behaftet, wird von der Mehrheit gescheut,
vielleicht als “minimalistisch” abgetan. Im Vergleich zu den
Maximallösungen. Der heroischen Suche nach Energie, im besten
Fall aus dem NICHTS. Der “heilige Gral” der Kernfusion z.Bsp., der
unter Science Fiktion Lesern immer noch beschworen wird... In
dieser technischen Richtung werden wir dazu ermutigt, immer weiter
zu denken, immer weiter zu hoffen, wohl nicht zuletzt, um immer
weiter Subventionen locker zu machen, die ein Jeder von uns mitträgt.

Ich glaube, dass eine unnatürliche, ungesunde Scheu uns davon


abhält, vergleichbar optimistisch alle Wege auszutesten, Energie zu
SPAREN, bzw. Resourcen an sich. Warum? Haben wir Angst, die
eingesparte Energie werden Andere nutzen? Ja, das kann sein! Aber
was ist, wenn dies unsere Kinder sein werden? Hat sich insgeheim
eine “Jetzt erst Recht”-Mentalität entwickelt, je näher Peak Oil rückt?
Noch mal anständig Gas geben, bevor dies reglementiert wird,
oder unanständig wirkt, oder zu teuer wird, da das Öl versiegt?

Ich vermute etwas von allem spielt hier mit, aber ursächlich könnten
dies Nachwirkungen der Weltkriege sein, wo gehungert und an allem
gespart wurde. In einem noch grösseren Zusammenhang könnte es
die Folge unserer gesamtmenschlichen Vergangenheit sein. Wo
gehungert wurde und an Allem gespart. Sind wir auf der Flucht vor
unserer ärmlichen Vergangenheit, als um Existenz ringende
Menschheit? Ich befürchte es. Nein, ich befürchte nicht diesen
Zusammenhang, sondern nur, dass er uns nicht bewusst wird. Dass
wir vom Kampf um tägliche Beute wie befreite KINDER in eine
ungesunde Phase des “JETZT” eingetreten sind. In eine – global
betrachtet – WENIGEN offene Tür eines Warenhauses, in dem wir
uns seit etwa zwei Generationen wie Vandalen benehmen. Gut
angezogene Vandalen mit sauberen Socken. Und jetzt den ganzen
Planeten inspirieren, sich ebenso zu verhalten. Ein riskantes Spiel!

38. Kapitel Fahrspass zu Fuss...

Ursächlich ist dieses Warenhaus (der Illusionen) das Resultat zweier


grosser Kriege. Wenn der Krieg die Mutter aller Dinge ist, dann wirken
die zwei Weltkriege wie Mutter und Vater der Moderne. Abgesehen
von Computertechnologie ist fast alles ein Resultat der durch die
Kriege geförderten Industralisierung. Selbst so profane Sachen wie
die Konservendose waren zuerst militärische Errungenschaften.
Dieser schrecklichen Vergangenheit entzog man sich nach dem Krieg
durch plötzlich möglich gewordenen Konsum. Oder besser gesagt,
dem ersten, zarten Versuch, masslos zu konsumieren, denn was die
Wirtschaft Europas in den Fünfzigern produziert hat, produziert sie
jetzt im Monat. Und jeder spricht heute von Flaute, dabei entspricht
ein Prozent Wirtschaftswachstum real einem FÜNF Prozent
Wachstum in den Fünzigern.

Hinter der Frage nach Sparsamkeit verbirgt sich auch eine moralische
Frage, sie riecht altbacken und trotz ihrer Begründbarkeit – oder
gerade deshalb – ist sie “uncool”. Jede neue Möglichkeit, auf
ANDERE WEISE Energie zu erzeugen, wird von den Medien lang und
breit präsentiert, auch wenn es Sonnenspiegel im Weltall sind. Egal.
Wie man Energie SPART, ist hingegen selten ein Thema..., WENN es
nicht irgend einer Technologie bedarf, die man parallel dazu erklären
kann, hinführend zu Produkten, die beworben werden. Wie zum
Beispiel die benötigte Isolation eines Hauses, um DANACH zu
sparen... (Dass man schlicht gut daran täte, die Innentemperatur auf
18 Grad zu drosseln, da man dadurch mehr Kalorien verbraucht und
somit abnimmt..., liest man in Tipps betreffend Eigenheime nie.)

Spätestens durch die mediale Förderung einzig KOMPLZIERTER


Lösungen, Energie einzusparen, outen sich Medien als Lautsprecher
des Maschinellen, sprich des Kommerzes. Noam Chomsky,
Sprachwissenschaftler, hat es so auf den Punkt gebracht: Das
Produkt von Medien sind nicht gute Reportagen und Berichte,
sondern – LESER! Dieses “Produkt” wird dann verkauft an diverse
Industrien. Am wenigsten Leser gewinnt, wer Einfachheit propagiert.
Einfachheit, also einfache Lösungen für die schlicht nichts benötigt
wird, entziehen dem um Geld ringenden Bürger seine “raison d`etre”,
seine Seinsberechtigung, denn sie ignoriert seine Kaufkraft.

GERADE in Zeiten wirtschaftlicher Probleme, besteht am


wenigsten die Chance, in Medien irgendwelche Alternativen zur
althergebrachten Wirtschaft zu erfahren.

Zu Blütezeiten ist man vielleicht noch bereit, augenzwinkernd


Alternativen zu propagieren, in Krisenzeiten aber stehen Medien ihren
Inserenten bei Fuss, wie Schäferhunde mit spitzen Ohren. Einfach
gesagt – ich erlaube mir dies – kann Weniger oft Mehr bedeuten! Aber
dies via etablierte Medien gesagt zu kriegen, ist besonders dann ein
frommer Wunsch, wenn und wo es am Meisten angebracht wäre.

Und so stellt die Medienbranche sicher, dass auch die Freizeit – ein
Surrogat vom Wort FreiHEIT – eng verbunden bleibt mit der Industrie,
die diese Freizeit “ausrüstet”. So wird der Endzweck modernen Seins,
nämlich frei zu SEIN, unterwandert durch Produkte und Tätigkeiten,
die in IHREM Endzweck wirtschaftlicher Natur sind und daher der
Idee der Freizeit entgegen stehen.
Zeit, Ruhe, Gelassenheit, nachdenken, diskutieren, beobachten,
spielen, ausruhen, spazieren, all dies sind uralte, unserem Leben Sinn
gebende Aggregatszustände, für die es keine Begründung braucht
und es materiell, ausser einem Spazierstock oder Ball, nicht viel
braucht. Eigentlich... Aber diesen einfachsten aller einfachen
Tätigkeiten wird zunehmend durch diverse Wirtschaftszweige etwas
nachgeschoben. Alles was du brauchst sind die “richtigen” Schuhe...
Oder, ein mir unerklärliches Phänomen, der oben erwähnte Stock.
WAS könnte einfacher sein, als ein Stock? Wohl seit ewigen Zeiten
braucht der Mensch einen Stock, wenn er Mühe hat, zu gehen, oder
das Terrain ihn dazu zwingt, in den Bergen, im Geröll...

Heutzutage scheint man aber davon auszugehen, dass GEHEN AN


SICH eine Mühsal ist – jedenfalls in der Freizeit – also hat sich die
Hightechindustrie des Stocks angenommen, hat diesen verdoppelt
und auf den letzten Stand der Weltraumtechnologie gebracht. Mit
gasgedämpften Schockabsorbern, ergonomischen Handgriffen und
austauschbaren, per Bajonettverschluss anklickbaren Stockspitzen, je
nach Untergrund, demnächst mit Saugnäpfen für Gebäudekletterer.
Schwupps, hat die Welt der Maschinen Einlass gefunden in so etwas
rudimentär Einfachem, wie dem Sonntagsspaziergang.

In der Schweiz ist es mittlerweile schwer geworden, nicht vom


stakkatischen Geklapper an Stöcken gehender Wanderer gestört zu
werden, wenn man an einem ansonsten idyllischen See entlang
spaziert, oder in den Bergen seine Ruhe sucht. Man kommt sich fast
hinterwäldlerisch vor, wenn man immer noch nur auf zwei Beinen
läuft, jedenfalls dem strengen Blick entgegen kommender
Stockwanderer nach zu urteilen. Das spielerische, kontemplantive,
sinnliche Element der Freizeit wird zurück gedrängt durch
Anteilnahme an von Medien propagierten Trends – im Name diverser
Industrien, bzw. Importeure, da die meisten solcher Produkte eine
“halbe Welt” entfernt produziert werden. Alles unter dem Banner
vermehrten Freizeitglücks. “Fahrspass” zu Fuss quasi. Hauptsache
man kann sich via exklusive Stöcke gegenüber dem einfachen
Wanderer hervortun, bzw. seinem Tun eine Professionalität andichten,
die gerade in so einem “professionellen Land” wie der Schweiz
überaus beeindruckt.

39.Kapitel So ist den Erwachsenen das Lachen vergangen

Andere Sportarten scheinen nur im entsprechenden Kostüm möglich


zu sein, was besonders auf Fahrradenthusiasten zutrifft, die am
Wochenende in mit Werbung verzierten Trikots die Landschaft
verschönern. Dem Diktat der Sportnachrichten folgen sie
markenidentisch. Dasselbe mit Skifahrern. Wer die Woche durch
schwarz gekleidet und mit vorgeschriebenen Socken die sehr verehrte
Kundschaft bedienen muss, scheint auf der Piste alle Hemmungen zu
verlieren, was Farben und ihre Kombinationen betrifft. Fasnacht jeden
Tag auf den Pisten der Welt? Gut so! Zurück ihr Menschen, in die
BUNTE Vergangenheit! (Wo steht geschrieben, dass die
Vergangenheit Schwarzweiss war? Eine Folge der Fotografie?)

Aber..., beim letzten Mal auf einer Piste – diesen Winter – konnte ich
bereits den neuen Trend für coole Bretthasen erkennen. Bald dürfte
auch hier Schwarz zur kleinsten gemeinsamen Farbe werden.

Keine Minute der Freizeit, für die uns nicht irgendein


Sonderangebot unterbreitet wird! Kein Aspekt der wertvollen
Freizeit, die nicht von Maschinen gestört wird – die einstmals
erfunden wurden, uns mehr Freiheit zu ermöglichen. Die Freizeit, die
sakrale Auszeit im Strudel des Berufslebens, liegt darnieder wie der
Riese Gulliver im Reich der Zwerge. Eingekesselt von Angeboten, die
Freizeit möglichst sinnvoll zu gestalten.
So zweckgebunden das Erwerbsleben geworden ist, so
zweckgebunden soll auch die Freizeit sein! Täusche ich mich, oder
dient hier die Freizeit eher dem optimalen Funktionieren im Beruf – als
umgekehrt? Leben um zu arbeiten, statt arbeiten, um zu leben!

So ist den Erwachsenen das Lachen vergangen. Und den


Kindern das Spielen.

Das unbeschwerte, musevolle Spielen. Ein Spiel zu spielen


interessiert nur noch, wenn daraus ein Gewinner hervorgeht. Spielen
ist zur Vorwegnahme des beruflichen Konkurenzkampfes geworden.
Kinder werden auf KÄMPFEN geeicht, auch wenn wir sie sonst in
Zuckerwatte einpacken. Wir wandern nicht mehr, sondern betreiben
Fitnesstraining. Wir reisen zum Sprachstudium. Alles möge einen
Zweck haben. Im Idealfall richtet sich Freizeit auf Weiterbildung, damit
man in der Berufswelt weiter kommt. Weiter wohin...?

Ja, was bleibt noch übrig, wenn Leute von heute DAS tun, was sie
WIRKLICH tun wollen? In ihrem kollektiv angestrebten “Endzweck”
erklärt sich jede Kultur. Stichworte: Zufriedenheit mit sich und seinem
Land (Kultur, Land, Ort, Quartier), Ausgeglichenheit, Momente des
Glücks, das immer wieder da ist. Austausch mit Anderen. Spielen,
Basteln, Kommunizieren, Musik hören, Tanzen, Siesta halten. Sich
gehen lassen in Momenten ohne ein Morgen, ohne ein Gestern.

Sein.

Dies sind Inhalte von Endzweck, ihr Rahmen kann verschiedenste


Formen haben. In diesem Rahmen erklärt sich Kultur besser, als im
Rahmen wie sie zielgerichtet handelt, da sie ihr wahres Ziel preisgibt.
Ihren Reichtum. Oder ihre Banalität. Ihre einladende Wärme. Oder
ihre eiskalte Exklusivität. Ihre Spiritualität. Oder ihre Nüchternheit.

Ich schreibe dieses Essay aus dem Blickwinkel eines Schweizers,


nicht eines Inders oder Südseeinsulaners. Ich fühle mich der
westlichen, sogenannt aufgeklärten Welt nahe genug, wenn ich sage,
dass wir uns alle wesensverwandt sind. Ähnlich genug, dass mein
vermutetes Defizit in unserem Endzweck – unsere Mühe ungeniert
glücklich zu sein – ein allgemeines ist.

Dass sogar dem heutigen Italiener zunehmend das Lachen abhanden


kommt. Dem Spanier der Stolz. Dem Amerikaner der
Zukunftsglauben. Dem Engländer der schwarze Humor. Dem
Deutschen seine gute Laune. Ich habe in den Siebzigern in
Deutschland gelebt, ich kann mich gut erinnern, wie nach getaner
Arbeit oft die menschenmöglich beste Laune ausbrach. Und niemand
wusste warum... Im Vergleich zu heute waren wir Bettler!

Ich habe hier vielleicht dünnes Eis betreten und verlasse es gleich
wieder, die Idee nämlich, dass es früher besser war (klar, man war
JÜNGER...), als auch die Bewertung des allgemeinen “Glückslevels”,
also des Inhalts des Endzwecks, nicht dessen äussere Form.

Ich frage lieber, Was BRAUCHT es zum glücklich sein? DA kann man
einen einfachen Schluss ziehen: Mehr denn je!

Wir sind umgezogen von einem Zeitalter, in dem Jeder irgendwie froh
war, das Zeitalter davor lebendig überstanden zu haben, in ein
Zeitalter des momentanen Habens. Und es ist dieses Haben, das
Spuren hinterlässt, unabhängig vom Sein. Früher hat es dazwischen
noch eine Verbindung gegeben, heute kaum noch. Das Haben sagt
nichts mehr über das Sein. Die Form nichts mehr über den Inhalt. Das
Sein reflektiert sich kaum mehr im Haben, bloss binär in der
abschätzbaren Menge Geld, die dem Haben zugrunde liegt.

Mausetot ist jeder persönliche Stil, wenn er global in Kettenläden


erhältlich ist. Der Ausdruck des Persönlichen hat immer mehr Mühe,
wahrgenommen zu werden, da die Zutaten verschwinden. Und weil
das Abweichen von der gedachten Mittellinie mit strengeren Blicken
bestraft wird. Trotz – oder WEGEN – den Kapriolen, die in der
Berufswelt in den Himmel projeziert werden. Die Spassfeuerwerke
und fliegenden Champagnertrüffel der ausgetrockneten Banken.

40. Kapitel Wer zu wenig lange Kind sein durfte, wird es immer
bleiben

Durch unsere differenzierte Sprache, die unser Denken prägt,


existieren Arbeit und Freizeit nur getrennt. Sie sind zwei verschiedene
Lebenswelten und die eine möge bitte nicht auf die andere abfärben,
steht in der “Bedienungsanleitung” zum heutigen Leben. Dies wird
schon Kindern klar gemacht, durch die Trennung von Schule und
Spiel, Unterricht und Pause. Das eine ist bitterer Ernst, das andere ist
zügellos und beliebig. Spielerisch zu lernen ist zwar theoretisch ein
Ideal, aber es kommt nur Kleinkindern zu Gute, und Schulanfängern.
Aus dem Spiel wird ein Gerangel um Noten. Ein Gewinnspiel ersetzt
das kreative Spielen. Offenheit in viele – beinahe ALLE – Richtungen
wird zunehmend eingeschränkt, das Kind wird fokussiert auf einzelne,
sauber getrennte Fächer. Es ist nicht das Verbindende, das
interessant gemacht wird, sondern das herausgelöst einzelne
Phänomen, der Fakt, die Jahreszahl, Pi. So trocken und nüchtern von
einer kommisarisch waltenden Schulbehörde vorgegeben, dass
Phantasie – das Ringen um Möglichkeiten – verglimmt. In den Köpfen
derer, in denen es einstmals loderte und um sich greifen wollte. Das
wärmende Feuer kindlicher Vorstellungsmacht.

Der “Wert” des Kindes wird am Potenzial seiner Fähigkeiten


gemessen, erwachsen handeln zu können. Diese Einschätzung
erfolgt nicht unbedingt durch seine Eltern, aber von der Schule, der
Umgebung, der Gesellschaft. Kind zu sein – und was das bedeutet –
wird nicht reflektiert. Ähnlich wie beim Status der Frauen vor ihrer
halbwegs geglückten Selbstbefreiung, geht es auch bei Kindern mehr
um ihre Pflichten, denn um ihre Rechte, sich selbst zu sein.
In der Schule erlernt man als Kind die Verpflichtung gegenüber der
Welt der Erwachsenen, deren Mustergültigkeit nicht zur Debatte steht.
Selbst nicht in einer Zeit, wo der Lebensstil der Erwachsenen die
Zukunft der Kinder in Frage stellt.

Wer zu wenig lange Kind sein durfte – wird es immer bleiben!

Nur das Durchlebte kann durchschaut, überwunden, ohne Tränen


verlassen werden, auf dem langen Weg durch das Leben. Wer nicht
“zu Ende” Kind sein durfte, weiss nicht, was anfangen mit dem
unvollendeten Kind in sich. Wer diese schöne Reise nicht hinter sich
gebracht hat, wird kindisch sein, sein Leben lang. Blind für das
menschliche Mass, für Vernunft und Einsicht.
Zynisch gesagt: Was einem Kind verboten wird, ist, sich so kindisch
zu benehmen wie Erwachsene es oft tun. Von Kindern erwartet man
Vernunft, von Erwachsenen Konsum. Von Kindern erwartet man
Mässigung, dass sie nicht zu wild und laut sind. Als Erwachsene
dürfen wir masslos sein, Gas geben, auf der Überholspur leben,
rasen, rauchen, saufen.

Von Kindern erwartet man Logik und Verstand. Ihnen diese Werte
beizubringen, betrachtet unsere Gesellschaft als ihre höchste
Aufgabe. Von Erwachsenen erwartet man Verständnis wirtschaftlicher
Logik. Dass zum Beispiel alles, das man kauft, bezahlt werden muss.
Irgendwann... Dass man zum Geld verdienen arbeiten muss (Es sei
denn man kennt die Tricks). Dass man zum Arbeiten anständig
angezogen sein muss. Eher einfache Regeln...

Die tiefere Logik aber, inwiefern die Modalitäten des modernen


Lebens zukunftskompatibel sind, wie die Hintergrundtechnik unseres
Alltags funktioniert, welches die herrschenden Prioritäten der Politik
sind, wo in der Geschichte der Menschen wir uns befinden – und
warum – all DIES wird verdrängt, kaum dass man sein sonniges
Plätzchen gefunden hat. Als “frisch Erwachsener” alle jugendlichen
Beschränkungen fallen lassen darf, um mit dem Auspacken der
Geschenke zu beginnen, die einem ein an die Wirtschaft angepasstes
Leben von hinan bescheren wird. Christmas around the clock!

Das Kind, das viel zu früh schon keines mehr sein durfte, ist zum
kindischen Erwachsenen geworden, unter kindischen Erwachsenen,
wodurch es niemandem auffällt. Dies zeigt sich gut in der Werbung,
die oft null informativ ist, aber so kindisch, dass man sich ernsthaft
fragt, warum dies zunehmend die Norm wird. Ironie, Sarkasmus,
Schadenfreude einerseits, kuschelweicher Schwachsinn andererseits.

Typischer Ansprechpartner heutiger Werbung: Das Kind in der Frau,


das Kind im Mann, das Kind im Hund und der Katze... Alles sehnt sich
nach einer Fortsetzung kindlicher Unbeschwertheit, im zunehmend
rigiden Drill des Arbeitslebens. Kein Spruch scheint zu infantil, um
nicht gross und breit auf Plakaten daher zu kommen.

Als “unfertiges Kind”, als kindisch Erwachsener, braucht man eine


Autorität, eine Art höhere Instanz. Dies wird äusserlich und im Alltag
zwar der Chef sein, notfalls die Chefin, ein klein Bisschen die Politik
(vielleicht), die Polizei, die Gesetze, aber innerlich sagen sie uns
wenig. In einer demokratischen, die Menschenrechte propagierenden
Gesellschaft fühlt sich jeder gleichwertig, das heisst, man will sich
auch nichts sagen lassen, wirklich. Religion spielt keine grosse Rolle
mehr, in weiten Teilen Europas nicht mal mehr eine kleine. Spätestens
die bekannt gewordenen Vorkommnisse in zumeist katholischen
Kirchen der letzten Jahrzehnte, dürfte die “Haltbarkeit” der Kirche als
Vertreterin christlicher Moral endgültig beenden. Ihr noch leutselig die
grossen Fragen des Lebens zu stellen, bekommt folkloristischen Wert.
Aus einstmaliger Autorität in Sachen Wahrheit, sind Gesangsclubs
geworden, mit überdimensionierten Proberäumen.

Urbi et orbi. Friede der Asche aller sinnstiftenden Autoritäten, könnte


man sagen. Aber was bleibt, als oberste Instanz dessen, WAS man
glaubt, ist längst die Wissenschaft geworden, der ehemalige
“Zweigbetrieb” christlicher Religion, der sich selbstständig gemacht
hat. Ihr, der Wissenschaft, werden alle Fragen zu Füssen gelegt, die
man selber nicht beantworten kann. Ihr wird der Schlüssel anvertraut
in das Reich der Wahrheit. DIE Wissenschaft. Noch vielseitiger, als
DIE Wirtschaft. Der Wirtschaft geht es um Geld, als Essenz alles
Strebens. DER Wissenschaftler verfolgt zwar dieses Ziel auch, aber
nicht unbedingt DIE Wissenschaft. Sie ist auf der Suche nach
Wahrheit.

In unserer egalitären Gesellschaft, wo jeder gleich viel Wert ist wie der
andere, jeder Erwachsene wählen darf, Jeder Jedem augenzwinkernd
zugesteht, letztlich das gleiche Ziel anzustreben – Geld, MEHR
davon! - ist es an der Wissenschaft, eine übergeordnete, unprofane
Funktion auszuführen.

Wie eine besorgte Elternschaft bemüht sie sich, unsere Gene zu


entschlüsseln, die Chemie unserer Erde zu erklären und die Physik
des weiten Kosmos in Formeln zu giessen. Und wie eine schützende
Hand, die sie über uns Menschheit hält, versuchen engagierte
Wissenschaftler, uns aufzuklären über die katastrophalen Folgen, die
unser momentaner Lebensstil nach sich ziehen wird. Auch wenn wir
konkret im Einzelnen ahnungslos sind, verlassen wir uns doch auf DIE
Wissenschaft als zwar nicht sinnstiftende, aber zumindest
wahrheitsstiftende Autorität. Sie trägt die Fackel durch die Dunkelheit.
Stark vereinfacht könnte man behaupten, es gibt zwei Arten
Menschen. Wissenschaftler...., und normale Menschen. Der “normale”
Mensch strebt nach Geld, der Wissenschaftler nach Wissen. (Früher
gab es Kleriker und Laien...)

Zu denken ist anstrengender als zu arbeiten, forschen komplizierter


als produzieren. Den einfachen Arbeiter und den CEO in einer Firma
verbindet das Streben nach Geld, das zu besitzen kaum als Bürde
gesehen wird. Wissen dagegen ist oft eine Bürde, und wenn es sich
nur um die Unvermittelbarkeit des Wissens handelt, die Einsamkeit im
kleinen Kreis aus Spezialisten.

Nun gibt es DIE Wissenschaft aber gar nicht! Bzw. es gibt sie in drei
“Geschmacksrichtungen”: Die Welterklärer, die Weltveränderer und
die Weltverbesserer. Die Welterklärer sind meistens unverständlich,
was wohl in der Natur der Dinge liegt. (Dafür kosten sie viel!) Ihre
Erkenntnisse mögen durchaus richtig sein, wem oder was diese
nutzen, steht jedoch oft buchstäblich in den Sternen.

Weltveränderer arbeiten im Diskreten. Eingebunden in der Wirtschaft


fördern sie den Fortschritt in die Richtung, die ihnen aufgetragen wird.
Von Atombomben bis Zuckerersatz, alles kann bestellt werden!

41.Kapitel Die Krönung aller Laborratten: Der Mensch

Im Rampenlicht der Medien stehen aber weltVERBESSERNDE


Wissenschaftler, die Klimaforscher momentan an vorderster Front.
Zwischen Autowerbung und Kauftipps für den besten Föhn warnen sie
in den Medien vor einer drastischen Klimaerwärmung durch CO2.

Auch wenn der Bogen weit geschlagen ist: Handelt es sich etwa um
die Dreifaltigkeit des Christentums, der hier die Struktur des
Wissenschaftsbetriebs unterteilt?

Der heilige Geist – der den Kosmos durchleuchtet =


Grundlagenforschung.
Gott – der “Produzent” der Schöpfung = Entwickler von Netzwerken
und sich bewegenden Wesen...
Und schliesslich: Dr. Jesus! Der Mahner in der Wüste = Wird
regelmässig von der Wirtschaft (Rom) und ihre Knechten an eine
Strassenkreuzung genagelt gewünscht...

Es IST wie im alten Rom! Nur sieht alles modern aus, hat
Touchscreens, Halogen Beleuchtung und Überwachungskameras.
Der geistige Überbau, den einst Religion formulierte, entspringt
heutzutage der Wissenschaft, der Kernphysik, der Genforschung, der
Kosmologie. Unsere allgemein anerkannte Schöpfungsgeschichte ist
abenteuerlicher denn je geworden. Und irgendwie wieder WAHR.

Gott ist durch das Atom erstetzt, in dem endlose Kraft schlummert.
Der Himmel ist in Wahrheit grösser, als man dachte, bunter, voller,
verrückter, bizarrer, märchenhafter! Die Welt entstand nicht in sechs
Tagen, sondern dem Bruchteil einer Nanosekunde. Bzw. 17 Milliarden
Jahren, was dasselbe ist. Ein Wunder!

Was die Religion angenommen hat, hat die Wissenschaft


unbeabsichtigt bestätigt. Auch wenn Gott letzten Endes in einer
mathematischen Formel hockt, so ist er/sie/es keineswegs weniger
wunderbar – kommt es nicht nur Laien vor. Auch wenn es keine Engel
gibt, gibt es Neutrinos, Quarks, Diamantplaneten, Archebakterien.

Der heilige Geist manifestiert sich in den skurrilen Gesetzen der


Natur. Die Wissenschaft spielt mit ihnen einen - etwas behinderten –
Gott.... hervorragend! Sie hauchen unseren Smartphones Leben ein,
erfinden neue Waffen, präzise wie göttliche Blitze. Ein weltweiter Club
der Religion der Zukunft, fällt Einem bei Wissenschaft fast ein...
Zukunft WOZU? Diese Frage der Wissenschaft gestellt, würde
Antworten zu der Frage Zukunft WIE hervorbringen: Wie sieht die
Bremse der Zukunft aus? Wie sieht die Batterie der Zukunft aus? Wie
der Motor? Der Bildschirm, die Klimaanlage, das Auto... WIE wird
kommuniziert? (Worüber fragt man nie!) WIE schnell, WIE weit?

Mit diesen auf die Technik übertragenen olympischen Disziplinen


verdienen sich Wissenschaftler ihr tägliches Brot. Ausgebildet an
staatlichen Universitäten, die jeder Einzelne mitfinanziert, werden die
Meisten ihr Leben danach im Dienst der Wirtschaft verbringen. Die
Frage WOZU es diese technische Aufrüstung aller Lebensbereiche
braucht, fällt nie. Klar, genetisch verändertes Saatgut tut jedem Staat
gut, um die sonst hungernde Bevölkerung zu ernähren. Aber ist es
auch so? Entsteht dabei nicht eher Futter für Batteriehühner, oder
Ethanol für Fahrzeuge? Werden dabei nicht nur Umwege ausgebaut,
statt die zentralen Probleme angesteuert, also die Frage, warum jeder
moderne (sesshafte) Mensch jeden Tag zur Arbeit fahren MUSS,
jeden Tag Fleisch essen WILL - oder MUSS...?

Irgendwo findet man immer einen “Haken” am Menschen, wo man


etwas anhängen kann (bei der Nahrung ist es ja offensichtlich...), oder
eine “Steckdose”, wo man einen weiteren Kommunikationskanal
anschliessen könnte. Brillen mit “augmented reality” dürften bald zur
Statussymbolik des Wohlstandbürgers werden. Kein Sonderangebot,
das diesen modernen Scheuklappen noch entgehen kann.

Kein Stück Menschenhaut, das sich nanotechnologisch nicht


stimulieren liesse. Kein Ausweg, sich den Experimenten der
“organisierten Wissenschaft” zu entziehen. Keine Hoffnung, bald
weniger als hundert Jahre alt zu werden. Aus jeder Agonie erlöst zu
werden. Von jeder Krankheit befreit, aus jedem Seelenschmerz
chemisch errettet...

Die Krönung aller Laborratten: der Mensch – aus Fleisch und Blut,
bzw. aus Mitteleuropa, Texas oder Shanghai.
Die organisierte Wissenschaft gruppiert sich zunehmend um eine
wissensdurstige Industrie, die ohne ihre Erkenntnisse stagnieren
würde, da jede Weiterentwicklung nur vorübergehenden Wert besitzt,
nämlich den technologischen Vorsprung vor einer ebenso
forschenden Konkurenz. Ein Formel 1 Rennen um bessere (sprich
rationeller hergestellte) Produkte. Mit frischen Universitätsabgängern
als Motor und einem smarten CEO am Steuer. Betankt von
chinesischen Dollars. Die globale Zukunftsvision aller Banker: der
eisgekühlte Bacardi am Pool auf den Bahamas. Unangefochten! Mit
vollautomatischer Alarmanlage. Von nun an und bis zum Ende aller
Sunsets. Amen. Bzw. Prost!

Gottseidank – und vielleicht nützt es – gebiert die Wissenschaft auch


den Typ des Warners, der dies nicht mehr einsam in der Wüste tut,
sondern in einem immer schwerer zu überhörenden Chor rund um die
Welt. “Etwas stimmt nicht” im von ihren ehemaligen Kollegen
ausgedachten Weg in die Zukunft. Wenn der technologische
Fortschritt dazu führt, dass dabei die Erde verwelkt, kann er SO nicht
richtig sein. Doch wenn der rasend schnelle Fortschritt in Richtung
Technik total an Fahrt verliert, verwelken die Arbeitsplätze. Wird
argumentiert, meist von Kreisen, die keine Chance auslassen, eben
diese Arbeitsplätze einzusparen. Typischerweise gehen die
Börsenkurse von Firmen hoch, sobald Massenentlassungen
angekündigt werden. Dies gelingt ihnen oft durch Meisterleistungen
ihrer besoldeten Wissenschaftler, die durch neue Verfahrenstechniken
weitere Schritte der Rationalisierung ermöglichen.

Wissenschaftler stellen sich vielleicht nicht ganz freiwillig diesem Ziel


zur Verfügung, aber die schiere Anzahl (In Deutschland studieren
momentan 2,2 Millionen Studenten an Unis) zwingt sie dazu. In die
Zukunft extrapoliert heisst das, sie arbeiten auch daran, sich selber
überflüssig zu machen. Das noch weit in der Zukunft liegende Fernziel
ist die vollautomatische und selbstwartende Universalfabrik für ALLES
– mit Robotern, die die Resourcen abbauen und in die Fabrik fahren,
als auch autopilotgesteuerten Verteilrobotern, die die vollautomatisch
produzierten Waren am Gartentor “schnuckeliger” Einfamilienhäuser
abladen – die Produkte dieses einsamsten aller Reichsten der Erde
(Mischung aus Stephen Hawkins und Mike Zuckerberg), der Alle
gegen Alle ausgespielt – und GEWONNEN hat. “The winner takes it
all!” (Bedeutender Spruch des Amerikanischen Traums!)

Wahrlich, ein noch weit entfernter Traum, aber je möglicher er wird (an
der Universalfabrik wird bereits emsig geforscht, am Autopiloten für
den Strassenverkehr auch!), desto mehr Menschen werden ihn
verinnerlichen. Auch wenn diese industrielle Vision ein totaler
ökonomischer Schwachsinn wäre, so kann man schon jetzt davon
ausgehen, dass ein Millionenheer weltweit bereit wäre, sich auf den
Weg an diese absurde Spitze zu machen, diesen letzten von
Polsterrobotern gepolsterten Managerstuhl unter ihrem Gesäss
spüren möchte. Vor den Hebeln totaler Macht sitzend.

Ich will hier so schreiben, dass Kinder verstehen. Es ist durchaus


logisch, dass sie die Erfinder der Sprache sind. Also gebe ich mir
Mühe... Die Sprache war die Haupttrophäe vormenschlicher Ausflüge
in die Phantasie. Kinder kennen sich dort am Besten aus. Einmal
erwachsen, zählen nur noch Konventionen. Auch keine Sprache zu
haben, wortlos zu sein, war im weitesten Sinn eine Konvention, an die
man sich lange hielt. Vielleicht ein paar rudimentäre Laute, die Gefahr
bedeuteten, Angst, Schlange etc. könnte auch Erwachsenen im
Schreck eingefallen sein. Aber die ersten poetischen Worte dürften
das Resultat von kindlicher Phantasie sein!

Ich kenne persönlich eine Gruppe Kinder, die von zu Hause ausriss,
per Pferd in ein entlegenes Dschungeltal, und dann dort über mehrere
Wochen blieb. Die Eltern waren nicht weiter besorgt, vielleicht sogar
froh... Das Erstaunliche war nicht, dass sie nicht verhungerten, denn
das Tal war voller tropischer Früchte und sie erlegten sogar ein
Wildschwein mit einem Speer. Das absolut Grandiose war, dass sie
sich eine eigene Sprache ausdachten und niemand sie mehr
verstand, als man sie endlich suchen ging und fand. Wäre eine
Gruppe Erwachsener je auf so eine Idee gekommen? Wohl kaum!
Ähnlich mag der Ursprung der bildlichen Symbolik durch Kinderhand
entstanden sein – Sandzeichnen wohl – an denen sich Erwachsene
zuerst nur zögerlich beteiligten, bis daraus Konventionen wurden, DIE
Sprache, DIE Schrift, etc.

Äonen später ist daraus die Logik entstanden. Eine Erfindung des
puren Erwachsenseins. Das insistieren auf das Wort – Logos – an
sich. Der Schritt vom Analogen (Gefühl) zum Digitalen (Begriff). Was
schon Religionen versuchten, ist der Wissenschaft gelungen.
Wahrheit ist die gravitätische (alles anziehende) Mitte geworden, der
Nullmeridian des logischen Denkens, von wo aus die Welt neu
vermessen wird, um sie in ihrer Fremdheit zu verstehen. Aber
Wahrheit hilft uns nicht immer, zu verstehen, was RICHTIG ist, was
die richtige Richtung ist, was wir tun sollen, mit all dem was WAHR ist.
Wir (Europäer) glauben, friedlich zu sein und normale, einfache Leben
zu führen, aber dahinter (als Grundlage) existiert eine knallharte
Wirklichkeit aus Krieg, Ausbeutung, Müll und Zerstörung. Die uns
zwar mitgeteilt wird als Wahrheit, als Fakt, aber nicht als die
Konsequenz UNSERER “einfachen”, “friedlichen”, “normalen” Leben.
Die Richtigkeit, die Verbindung dazwischen (die Tatsache, dass
beispielsweise Europa immer “sauberer” wird, weil immer mehr in
China produziert wird), wird im Grossen und ganzen “beschwiegen”.

Kein Wunder, dass unser Schulsystem in erster Line und als höchst
erreichbares Ziel “wertvolle” Intellektuelle formt. Nicht Menschen.
Nicht Handwerker. Nicht Künstler. Erst recht nicht Bauern. Agroingen-
ieure vielleicht, aber keine Pflanzenheger. Jäger irgendwelcher
verborgener Genschätze, aber keine Feld- Wald- und Wiesenjäger.

Die Schule ist eben eine Schule, man soll lernen, was in Büchern,
was an der Wandtafel steht. Oder auf dem Bildschirm. Die Schule ist
im Idealfall ein schalldichtes Gebäude mit geräuschloser Klimaanlage
und ferngesteuerten Jalousien. Sie ist per Fussgängerunterführung
unter der Hauptstrasse hindurch erreichbar, hat einen
Getränkeautomaten und abwaschbare Toilettenwände.

Was Pestalozzi geträumt hat, ist wahr geworden. Bildung für Jeden.
Chemie, Physik, Geschichte. Erdkunde, Geografie, Sexualkunde.
Scheinbar jeder Wissensbereich wird vermittelt, jeder Muskel im
Sportunterricht beansprucht, in kirchengrossen Sporthallen, wo die
Kleinen auf Kommando um die Wette klettern, hüpfen und springen.
Ein wahres Idyll! Wer ist der Erste, der Klügste, der Beste? Um das
geht es im Vorbereiten auf das Leben. BESSER zu sein, als die
Anderen. Trainiert zu sein für den grossen, weltweiten Wettbewerb um
Partner, Ehe, Glück, bzw. um Job, Karriere, Geld.

WAS würde Pestalozzi heutzutage dazu sagen? Wäre er stolz?


Vielleicht. Vielleicht wäre er aber auch schockiert! Aus seiner damals
zeitgemässen Forderung nach gerecht verteilter Bildung (fürs Leben),
ist eine subtile Form von Industrie geworden.

Aus einer Schule für Menschen hat man durch veränderte


Stellwerte und Normen über Jahre Schulen für Menschen für die
Wirtschaft gemacht. Der schulische Endzweck Mensch ist
untergeordnet worden, dem Endzweck wirtschaftlicher Nützlichkeit
des Menschen. Output: Gesellschaftliche Leistungsträger (was auch
immer das sind), austauschbare Manager, Spezialisten im
Rationalisieren von Arbeitskräften, Wissenschaftler mit Tunnelblick,
zockende Banker, Lehrer, die keine neuen Fragen mehr stellen, als
die ihnen aufgegebenen. Wundert es, dass die Mehrheit Deutscher
Schüler gerne KÜNSTLER würde? (Umfrage 2010)

42.Kapitel So begann die Zeit des Wissens

Selbstzweck bahnt sich in der Schule an. Was ist, will sein. Was sein
will, setzt auf Wachstum. Die Schulindustrie boomt. Je komplexere
Bildung sich vermitteln lässt, je wichtiger erscheint sie sich selber. Das
Prinzip Schule wird zum Lebensprinzip erhoben. Konkurenz in Form
von “nicht Schule” gibt es nicht mehr (ihr WAHRER Wert lässt sich
daher auch nicht mehr messen...). Man muss ein Leben lang lernen –
denn das tun die Anderen auch. Die Schule ist AUSSCHLIESSLICH
der Anfang einer universalen Verpflichtung gegenüber der Wirtschaft,
der Wissenschaft oder der Schule selbst!
Die Kunst, ein gutes Leben zu führen, erlernt man nur unter der
Bedingung, dass man darunter eine Karriere versteht. Wer ein
schlichter, gar mit WENIG zufriedener Mensch sein will - also
“rationell” GLÜCKLICH sein möchte - findet im Schulalltag keine
Inspiration. Wer lernen will, Mensch zu sein, wird auf den
erstrebenswerten Individualismus verwiesen und erntet den strengen
Blick der Lehrerschaft. (Wenn Alle von Individualismus reden, ist das
nicht AN SICH verdächtig?) In den wenigsten Schulen lernt man
etwas übers MENSCH sein, trotz Goethe, Rousseau, Gandhi und
andere Lehrer, die weniger selbstverliebte Epochen geboren haben.

Mensch sein will aber nicht nur erlernt, sondern auch geübt werden.
Auf DAS sind moderne, sichere Schulen kaum ausgelegt. Mensch zu
sein, gelingt Kindern ja auch nur – unter Kindern. Unter Erwachsenen
sind sie nämlich “nur” Kinder...

Wie sollen sie lernen, handlungsfähige, sich selbst und Anderen


gegenüber verantwortungsfähige Menschen zu sein? Unter der
weitreichenden Bevormundung durch die – immer noch –
paternalistische (Pestalozzianische) Schule, die ihren
Wissensvorsprung als verkappten Vorwurf an die noch ungebildete
Kindheit vermittelt? Ihre Deutungshoheit der Welt den Kindern aufs
Auge drückt, auf IHRE Welt, deren Wahrheitsgehalt in Frage stellend,
ewig am korrigieren, bis zum letzten, passgenauen Schliff aller
Zahnräder im Hirn?

WIE sollen Kinder üben, Menschen zu sein, nicht bloss unfertige


Erwachsene? Und WO? Auf dem Pausenhof? Zwischen Wippe,
Klettergerüst und verrosteter Rutschbahn?

Die Professionalisierung des Lebens hat kaum Grenzen. Sie erfindet


immer neue Bereiche und kaum etabliert, fällt sie uns nicht mehr auf.
Die Formierung des Menschen zum professionellen Wesen erfordert
in sich Professionalität und die Bildung einer dieser professionellen
Logik dienenden Hirarchie. Historisch betrachtet kann man vermuten,
dass, wer sich am Meisten um Kinder gekümmert hat – waren Kinder.
Auch sie in ihrer Weise hirarchisch strukturiert, aber nicht
professionell, sondern menschlich begründet. Die älteren Kinder
kümmerten sich von Natur aus um die Jüngeren, Mädchen um die
Jungs, Jungs halfen Mädchen, Mädchen lernten Frau zu sein, indem
sie sich um Babies kümmerten, Jungs machten Feuer...

Die Welt der Kinder war eine Welt für sich. Märchen berichten noch
von ihr. Kinder folgten durch Nachahmung den Erwachsenen. Einsicht
war wichtiger als ein Lehrplan. Sie kam durch Erfahrung. Die Eltern
waren nicht gross mit Formierung der Kinder beschäftigt, wodurch sie
mehr Zeit hatten, Menschen sein konnten. Sie moderierten Kinder
höchstens, zwangen sie aber noch nicht in Schablonen, wie man zu
denken und handeln hat. Das ergab sich von alleine, als Quintessenz
dessen, was richtig war. Erkennbar richtig. Auch Kindern erkennbar
richtig. Berufe wurden nicht im Geheimen ausgeführt, sondern waren
zum grossen Teil jedem Kind ersichtlich. Weisheit war ein relatives
Gut, nicht ein von der Erwachsenenwelt für sich beanspruchtes. Nicht
eines, das immer mehr abhanden kam, je kleiner der Zirkel derer
wurde, die es exklusiv beanspruchten. Die organisierten Religionen,
die Mutter aller Schulideen. Wo die Wahrheit entstand und die
Richtigkeit verklausuliert wurde, statt offensichtlich zu sein. Wo es
plötzlich Lehrer brauchte, Imame, Mönche. Als die Kinder eingefangen
wurden, festgesetzt auf hartem Boden, ihre Blickrichtung koordiniert,
weg vom Rundumblick, hin zum Blick nach vorne, nach oben. Als
Kinder nicht mehr Menschen waren, sondern nur noch Kinder...
Unfertige Erwachsene. Den Idealzustand noch nicht erreicht hatten.
Noch nicht NORMAL waren. Nichts mehr wirklich zu sagen hatten.
Zuhören mussten. Aufpassen. Still sitzen. Schweigen.

So begann die grosse Zeit des Wissens. Ohne sie wäre unsere Welt
eine andere. Dass sie BESSER wäre, will ich nicht behaupten. Jedem
Zeitalter sein Pläsierchen. Vieles ist irgendwann richtig, aber kaum
etwas ist immer und ewig richtig.

Die Idealform der Natur ist die Welle. Eine andere Zeit bahnt sich an,
oder die Welle bricht. Die Formierung der Kinder ist zu weit gegangen.
Es ist zu leicht durchschaubar geworden, dass sie der Fortführung
dessen dienen sollen, was die Vergangenheit sich ausgedacht und als
richtig erachtet hat: der gallopierende Fortschritt. Die Welle, die sich
bereits aufbäumt und tosend in sich zusammenbrechen wird, an den
Klippen der Realität. (In menschengemachten “Wellen” zeigt es sich
schon, in Statistiken: Sie zeigen steil nach oben, oder nach unten.)

Kindern mehr Autonomie zu gewähren in der Definition ihrer Werte


und das Akzeptieren der sich daraus ergebenden Konsequenzen, ist
sicher kein gutes Ruhekissen für unsere Gesellschaft. Auch ich hätte
Mühe und würde nur zögerlich einen neuen Generationenvertrag
unterschreiben. Er wäre auch gespickt mit Klauseln. Jugendliche
Ansprüche auf Anarchie ist in keinem Interesse, auch nicht der
Jugend. Andererseits vermute ich eine (europäische) Jugend, die von
Anarchiegedanken eher weit entfernt ist – fast ZU weit, befürchte ich...
ETWAS Anarchie braucht es nämlich, um verhärtete Denkweisen zu
erneuern.

DIE Jugend erscheint mir etwas sediert, etwas eingelullt.


Wachsamkeit im Blick sehe ich selten. Das Bewusstsein für das
grössere Bild kann durch das Internet gewachsen sein, gleichzeitig
wird es durch Facebook etc. wieder zurück geworfen auf den eigenen
Freundeskreis. Auch wird unser Sozialverhalten dadurch einem
standartisierten, technischen Prozess unterworfen und in engen
Grenzen gehalten, auf diskrete Art mechanisch koordiniert und
überwachbar gemacht. Via Handy ist eine Art Röhrenblick entstanden.

Was leider etwas in Vergessenheit gerät – trotz inflationärem


Gebrauch – ist die Fotografie, die BEWUSSTE Fotografie. Das beste
Rezept gegen Röhrenblick! Die Kamera fordert heraus Spuren zu
suchen, die man sonst nicht sieht. Fotografieren ist so fundamental für
unsere Wahrnehmung, wie die Erfindung der Sprache für unser
Denken. Wir merken dies erst bewusst durch bewusstes
Fotografieren. Töne zu artikulieren war auch erst Sprache, als dies
bewusst geschah. Die Folgen einer “Kultur des bewussten
Fotografierens” für die Zukunft sind unabsehbar. Ohne kollektives
Wahrnehmen dessen, was ist, entsteht keine Vision, was sein könnte.
Durch Fotografie KANN (visuelle) Wahrnehmung kollektiv werden.

Anarchie ist machbar, Herr Nachbar! hat es in den Siebzigern


geheissen. Und jetzt sind sie sich alle selbst “Nachbarn” geworden...
Auch wenn Anarchie wieder salonfähig wird – als Idee – so halte ich
die Idee zwar für verlockend, aber ebenso für unausgegoren, um
Etwas zum Positiven zu ändern. Ich habe gerade “Der kommende
Aufstand” gelesen, eine umfassende Manifestation französischer
Anarchisten, und wie man “die Bullen platt wie Stullen” kriegt
(vermummt, anonym, aus dem Hinterhalt!).

Und DANN? Ich fand in dem Manifest leider kaum Antworten darauf.
Ein paar, aber die sind offensichtlich: Mehr Gemeinsamkeit, mehr Mut
andere Strukturen aufzubauen (Archien...), Verabschiedung von der
Idee, die Industrien, die die Umwelt in Schutt und Asche gelegt haben
(bitte wörtlich verstehen!), würden jetzt dazu taugen, eine neue,
ökologisch vertretbare Wirtschaft aufzubauen. Das ist, wie wenn man
den Würger von Boston um eine Nackenmassage anflehen würde!

Die kommende Generation steht vor der historisch einmaligen


Aufgabe, einen anderen Kurs in IHRE Zukunft zu finden, als ihnen
gleichzeitig von meiner Generation einsuggeriert wird. Das ist absurd.
Nach den Weltkriegen herrschte wenigstens ein breiter Konsens, dass
es SO nicht weiter gehen kann, heutzutage herrscht dieser Konsens
nicht. Oder nur in vager Form und wird immer davon abhängig
gemacht, dass die GANZE ERDE diesem Konsens beipflichtet (Kijoto
Protokoll ist ein gutes Beispiel), bevor irgend etwas WIRKLICH
Effektives angepackt wird. Die individuelle Freiheit steht sonst auf
dem Spiel... Sie wird ERST abgebaut, wenn ALLE sich einig sind...

Gute Nacht, liebe Veränderung! Bis es soweit ist, also Business as


usual! Tun als OB man etwas tut, aber es dann DOCH nicht tun, denn
das Individuum gilt es, von “einseitigen” Handlungen fernzuhalten.
So hockt sich die ganze Menschheit gegenseitig auf dem Schoss und
niemand wagt, aufzustehen und weiter zu gehen. Aus diesem
Teufelssitzkreis zu kommen, wem soll DAS gelingen, wenn nicht
unserer Jugend? Sie braucht Geduld und eine gewisse Einsicht, die
aber eventuell schon weiter fortgeschritten ist, als manch
Erwachsener glaubt. Alternativen im Weg stehen weniger Menschen,
als die Wirtschaft. Brauchen wir also eine Art “Wahrheitskommision”,
die aus möglichst neutraler Warte (einfach gesagt!) unsere moderne
Welt “zerpflückt”? Und was dann...? Utopien ausbrüten? Mit dem
Schlagstock den Verzehr von Haferflocken fördern?

“Wenigstens” Kultur, der Mittelstreifen zwischen Zwang und Freiheit,


sollte ein die Jugend einbeziehendes Gesamtwerk sein. Nicht ein die
Jugend überziehender Flickenteppich vorwiegend wirtschaftlicher
Interessen. Irgendwie herrscht Einigkeit, dass die Jugend kulturell
rundumversorgt gehört , und genau diese Einigkeit halte ich für
bedenklich, denn sie ist heuchlerisch! Sie entbindet die Jugend von
ihren kulturellen Pflichten. Sie führt zu einer Entwertung jugendlicher
Partizipation an der Definition der Kultur – sprich der Ästhetik des
Lebens.

Geübt wird aber bereits mächtig: (Gratis)Technologien wie Youtube,


digitale Fotografie, Synthesizerprogramme. Wenn man das
kombiniert, schnappt man fast über vor kultureller Potenzialität, die
jedes Kid zur Verfügung hat! Aber all dies sind in sich nur Gefässe, ob
Youtube oder eine Blechtrommel. Es sind Vehikel zum Transport von
Emotionen und Visionen, aber IN SICH sind sie hohl und nutzlos.

In heutigen Schulen wird eher gelernt, wie man diese Vehikel weiter
beschleunigt – der technische und mathematische Unterbau - als
wohin man mit den Kulturvehikeln steuern könnte. Das Gefäss droht
dem Inhalt den Vorrang zu nehmen, spätestens seit der Inhalt zu
Content verdichtet wurde. Die technische Einfachheit, mit der
Menschen sich einst kulturell ausdrücken konnten (beginnend mit
dem Kasperlitheater), ist ersetzt worden durch die Vermutung der
Einfachkeit – oder Banalität – in dem, was ausgedrückt wird.
Der Kulturschaffende ist zum Contentlieferanten geworden, zum
Betriebsnarren in einer weltweiten Schraubenfabrik!

Seine/ihre Aufgabe ist es, abzulenken vom Blick vor die Tür, indem
die Wirklichkeit in leicht verdaubarer Ironie in Frage gestellt wird, oder
durch Fantasy temporär ersetzt. Wer den Takt zum erwünschten
Tempo der Arbeit findet, ist ein Star der Moderne. Science Fiction
zieht immer noch unter Älteren, verpasst aber den jugendlichen
Esprit, seit sie von der Wirklichkeit links und rechts überholt wird!

Spuk ist dafür wieder angesagt, nicht nur unter Kindern! Hexen sind
auf dem Vormarsch, Zauberstäbe liegen unter Weihnachtsbäumen,
um von den Kids auf ihre Tauglichkeit getestet zu werden. Die erst
eben noch kühne Lust an einer Zukunft voll technischer Kreaturen hat
eine Kehrtwendung gemacht Richtung Mittelalter. (Zumindest in der
Unterhaltung GIBT es den Weg zurück...) Piraten erobern jugendliche
Herzen, der Outlaw wird zum wahren Helden, was Viele schmeichelt.

Kultur ist das vorläufige Resultat endloser Inspiration, als auch


seltener Visionen und ab und an einer gefährlichen, aber
unverzichtbaren Utopie. Inspiration durch die Umwelt, die Anderen,
DAS Andere, funktioniert nur so lange gut, wie es Vielfalt gibt. Aber
gerade diese Vielfalt ist bedroht. Die Vielfalt der Arten ebenso wie die
Vielfalt der Kulturen, der Sprachen, der Gebräuche.

Individualismus ist eine Falle, in die das Individuum tappt, wenn es in


einer vereinheitlichten Welt existiert. Die Geschenke können noch so
individuell verschieden sein, aber wenn sie genau am 24. Dezember
weltweit unter grünen Tannen liegen, haftet diesem Brauch eher
etwas von “oben” Verordnetes an, als sinnliche Inspiration.

Inspiration ist nicht plumpes Nachahmen, das zu einer Angleichung


unserer Kulturen führt, und sie uns dadurch aus den Händen nimmt.
Inspiration ist Anteilnahme an fremden Einflüssen, ohne sich von
diesen vereinnehmen zu lassen. Die Kultur der arabischen Welt
z.Bsp. ist voll Inspirationen, die unsere europäischen Kulturen stärken
könnten, ohne dass uns ein Zacken aus der “Krone” fallen würde.
Dies durften sie ja schon früher. Wir sind ALLE Araber...ein Bisschen.

Inspiration führt nicht zu einer totalen Angleichung – die sich unsere


Wirtschaft insgeheim erwünscht – sondern zu einer Atmosphäre
gegenseitigen Respekts. Durch Anteilnahme.
Visionen sind die bewussten Störungen des Prozesses der
Angleichungen, die Kristallisationskeime lokaler und persönlicher
Verschiedenheit. Sie sind zu Tage tretenden Verknüpfungen zwischen
äusserer Inspiration und erahnter, aber noch nicht fassbarer Utopie.
Dem entfesselten Grundgedanken, dass letztlich alles möglich IST.

Kultur, das sind die erfahrbaren Resultate insgeheimer kollektiver


Wünsche im Rahmen des technisch und finanziell Möglichen. Die
Wünsche der Kinder mit einzubeziehen, erscheint mir nichts als
logisch in einer kulturell so stark umworbenen Zeit. Obwohl
tendeziell verflacht, verfolgt uns Kultur auf Schritt und Tritt! Man
merkt sie nur nicht immer...

Den Kindern, der Jugend von heute, die insgeheimen Wünsche von
den Lippen abzulesen, um sie dann professionell “umzusetzen” in
gewinnbringende Unterhaltung, mag wirtschaftlicher Logik folgen,
erscheint aber gleichzeitig “mager”, als kulturelle Chance für die
nächste Generation. Wer den neuen Superstar sucht, überlasse das
bitte nicht nur griesgrämigen Talentexperten und tanzenden
Witzbolden! Aber eben, WER sucht ihn (oder sie)? DIE Industrie!
Labels. Konservenfabrikanten von Gute Laune Würstchen.

So sitzen wir alle in der ersten Reihe zwar, kommen aber keinen
Schritt weiter, solange wir den Anspruch auf die globale Präsenz, den
weltweiten Erfolg, das Superstargehabe nicht schleunigst als
unwichtig bewerten und uns mit kleineren Wirkungskreisen begnügen!

Das wäre kein Rückschritt, sondern ein wesentlicher Fortschritt in


Richtung Vielfalt. Ja, es wäre die Bedingung dazu. Voraussetzung
dafür ist aber ein Publikum, das diese Einschätzung teilt. Dieses
Publikum unter Erwachsenen zu finden, ist schwer. Wer gewohnt ist,
in einer Wirtschaft zu agieren, die globale Ambitionen hat, erwartet
diese Ambitionen in JEDEM Bereich, auch im Bereich der Kultur.

Ein Musical auf Welttourne ist AN SICH reizvoll, weil es schon so


Viele gesehen haben. Daher ist es auch 100 Euro Eintritt wert. Dass
die ganzen Strassenmusiker und Strassenclowns am Verschwinden
sind, merkt der normale Bürger gar nicht, auf dem Weg vom Parkhaus
in die Oper. Klammheimlich verbannt man sie aus den Städten.
Inspiration und Kultur soll gefälligst in – nur Wenigen greifbaren -
kosmischen Bahnen verlaufen, mit leuchtenden Stars.

Wie in anderen Lebensbereichen, die ich in diesem Essay tangiere,


fällt mir auch beim Thema Kultur nicht viel mehr ein, als zu hoffen,
dass es die heutige Jugend schafft, sich SELBST eine Kultur zurecht
zu “basteln”, die wieder Spass MACHT, nicht bloss Spass IST!

Also jeden Einzelnen einzubringen versucht, in den Tanz durch die


Möglichkeiten. Deren es so viele gibt, wie wohl nie zuvor.
Professionell gelingt dieser Versuch nur selten, aber “gebastelt” hat
man mit dem VERSUCH bereits sein Ziel erreicht. Vielfalt.

Ohne “Reservekulturen” steuert jede Kultur in eine Wüste. Ohne


den Beitrag der Jugend verblöden wir! Amen.

Lebenslanges Lernen heisst trotzdem das Leitmotiv der Gegenwart -


nicht TU etwas, mit dem was du weisst, auch wenn es wenig ist...
Lernen WOZU? Um uns latent als dumm zu empfinden? Als
Ablenkung davon, dass uns das Erlernte zwar vorwärts bringt – aber
in der falschen Richtung? Verbunden mit der Hoffnung, dass, wenn
wir weiter eisern Kurs halten, die Richtung plötzlich stimmt?

Jeder, der Augen für die Natur hat, SIEHT, dass der Kurs nicht stimmt.
Jeder, der ein Ohr für unsere Mitgeschöpfe hat, hört sie verstummen.
Jeder, der ein Herz für Kinder hat, hegt zunehmend Zweifel an IHRER
Zukunft. Jeder der Kultur versteht, merkt, dass sie nicht von WISSEN
lebt – sondern von MUT!

Jeder Erwachsene, der kommunikativ am Weltgeschehen


angeschlossen ist und ohne Zweifel fortschreitet im Hochrüsten
seines Turbolebensstils, ist herzensdumm. Sehend, aber blind für das
grosse Bild, hörend, aber taub für die sich ausbreitende Stille des
Lebens. Mit einem Wort: Kulturlos!

Es gibt zwar immer noch solche Erwachsene, aber es werden


langsam weniger. Gesunde Zweifel breiten sich aus, ein erneuertes
Bewusstsein für die Natur bildet sich, das diese Natur nicht nur als
Lieferanten sieht..., dieser EINEN Generation, sondern aller. Grüne
Parteien werden immer erfolgreicher. Ihre Programme werden von der
Allgemeinheit zunehmend gutgeheissen. Sie verändern das Spektrum
der Politik. Selbst konservative Parteien merken, dass der zügige
Ausbau des Autobahnnetzes das Gegenteil von Konservatismus ist.
Christliche Parteien halten eine Verminderung des Ausstosses von
Gift in die Umwelt nicht mehr für belanglos für ihren Glauben.
Notwendige Änderungen an unserem Lebensstil werden identifiziert
und in der Realität teils vollzogen, wenn auch sehr langsam.

Was schädlich ist für die Erde, wird immer deutlicher erklärt von
besorgten Institutionen. Die Alternativen dazu bleiben aber vage,
schwammig und werden nicht als Frage der Allgemeinheit gestellt
(tolle Wettbewerbe etc.), sondern den selben Konzernen zur Lösung
überlassen, die mit ihren Produkten zu den Problemen geführt haben
(Autoindustrie z.Bsp.). Ausserdem dürfen sie diese Produkte noch so
lange weiter produzieren, BIS sie eine Lösung haben. Und selbst
DANN dürfen sie selbige weiter verkaufen, solange sie in ein Land
exportiert werden, wo noch keine entsprechenden Auflagen
herrschen. (Kronzeuge dieser perfiden Mutmassung ist im Moment
Asbest, das demnächst aus ganz NEUEN kanadischen Minen in
entsprechende Länder geliefert wird!)

Wir gehen in die Metzgereien der Welt und bitten um vegetarische


Rezepte. Es muss irgendwie immer von AUSSEN eine Lösung an uns
angetragen werden! Das sind wir uns gewohnt, seit etwa 2,5
Generationen. Jede Idee muss jemand ANDERS haben, keine noch
so kleine Erfindung traut sich jemand zu, keine Mode fällt jemandem
ein, kein Rezept, wie etwas ANDERS gemacht werden könnte. Und
DAS ist jämmerlich! Dass wir uns so wehrlos daran gewöhnt haben,
dass alles von AUSSEN kommt, via Medien, sanktioniert von
Redaktionen, selektioniert von Wissenschaftlern, abgesegnet durch
die Wirtschaft, gutgestempelt von Behörden, geschützt durch Patente.
Und erhältlich irgendwann in der Zukunft...

Alles um die grosse Frage zu meistern, wie wir unsere kleinen,


läppischen Leben so leben könnten, dass dadurch nicht die
Luftschicht eines ganzen Planeten zur Sau geht.

Die grosse Krise heisst Ideenlosigkeit – der Allgemeinheit. 99,9% der


Menschheit wartet darauf, dass 0,1% sich etwas einfallen lässt.

43.Kapitel Wählt elektroautofahrende Männer, liebe Frauen!

Was hätte uns da besseres passieren können, als das Internet? Ein
Kindertraum...? (Das Kindernet). Demokratie, vermute ich, kommt
erst! Das Abgeben einer Stimme alle vier Jahre macht etwa so viel
Spass wie Sex alle vier Jahre. Zwei, drei, vier Parteien reichen nicht.
Politik reicht nicht. Stimmen gehören ebenso unserer Wirtschaft – was
wir unbewusst ja bereits tun durch unsere Kaufentscheidungen. Wo
bleiben die “Boycot-aps” um beim Einkaufen per smartphone und
barcode-scanner gleich eine Vorwahl treffen zu können? Kommen sie
noch, oder gibt es sie schon? Firmen gehören überwacht in ihrem
Tun. Für die Offenlegung der Produktionsprozesse mag sich bald
Wikileaks kümmern, aber für Konsequenzen braucht es Menschen...

Nebst den sozialen Überlegungen – Kinderarbeiter z.Bsp. - geht es


um den Einsatz von Techniken, die die kommende Generation lieber
genauer unter die Lupe nehmen sollte. Es geht um nichts weiter, als
um einen technologischen Evolutionsprozess, also den Einsatz
quasidarwinistischer Regulatorien gegenüber unserer “Schöpfung”,
der menschengemachten. Überlassen wir den Ausleseprozess einzig
dem Markt, ersticken wir im Müll, geht alles weiter wie gehabt. Aber
WIE eine betont Müll produzierende Wirtschaft in eine “saubere”
umbauen? Und WAS bleibt dann überhaupt noch übrig...?

Fragen, auf die ich keine Antwort weiss. Nur in hoffnungsvollen


Fragmenten kann ich Bemerkungen machen: Es geht wohl nicht um
DIE Wirtschaft an sich, sondern nur um ihre Techniken, Prozesse, ihre
materielle Ausrichtung, ihren Energiebedarf.

Ja, und da gibt es Techniken etc., die gehören neu erfunden, ersatzlos
gestrichen, leicht verbessert, oder haargenau SO weitergeführt. All
das! Die Kunst ist es, die Kategorien entsprechend zuzuordnen. Es
gibt wenig offensichtliche Fälle. Schon die Neuerfindung der
Glühbirne stellt uns vor ein Dilemma. Erst Recht das Elektroauto.
Beim Passagierflugzeug scheint mir der Fall klarer. Dass Flugzeuge
Weekendshopper von Wien nach Paris fliegen, ist schon fast ein
Schildbürgerstreich. Ich bin selber reichlich geflogen, meistens sehr
weite Strecken, und will mich hier nicht als Vorbild präsentieren, aber
irgendwann wurde mir in zehn Kilometern Höhe über der Erde klar,
dass die Abwesenheit von Pflanzen, als auch die Eiseskälte, wohl
dazu führt, dass meine Abgase hier ziemlich lange bleiben werden...
Dass Flugzeuge überproportional an der Schädigung unserer
Atmosphäre Schuld sind, ergibt sich eigentlich fast von selbst. Und
dass Fahrräder wiederum kaum zu verbessern sind, auch. GENAU
SO weiterproduziert gehört vielleicht das Schweizer Armeemesser. Ja,
ein kindischer Gedanke, ein typischer Schweizergedanke, aber doch
weiss ich, dass jeder ihn versteht, der im Besitz dieser metallenen
Magie ist. Was ist da schon ein Zauberstab dagegen, ein läppischer
Nimbus 2000? Es ist die Essenz aller Werkzeuge!

Fertig lustig! Es geht nämlich zentral um unseren Lebensstil, nicht


mehr und nicht weniger. Unser aller – und erst seit kurzer Zeit – als
normal empfundener Lebensstil. Der gehört vom Kopf auf die Füsse
gestellt, bevor er allzu verstaubt ist. Nach ein paar Generationen
Kopfstand, das Hirn voller Blut, kommt die Zeit, wo die Beine wieder
gebraucht sein wollen. Beine sind nicht nur ein Sexsignal, sondern
auch ein Fortbewegungsmittel. Ein ziemlich uriges und so einfaches,
dass man in unserer Zeit leicht vergisst, dass man zu Fuss oft
schneller ist, mehr sieht, weniger braucht und allgemein zufriedener
ist, da ausnahmsweise etwas aus uns selbst kommt und nicht aus
dem Shoppingcenter. Auch wenn es nur die Distanz ist, die man
laufend, radelnd, schlurfend, keuchend zurück gelegt hat.

In diesen Bereich investiert unser “normaler” Lebensstil die meiste


Energie: In den Transport, als auch die Erwärmung schlapper Glieder.

Niemandem dürfte dieser Schritt leichter fallen, als Kindern,


Jugendlichen, Schülern, Studenten. Es geht nicht um Revolution,
sondern um Evolution. Nicht der eine grosse Schritt bringt uns weiter,
denn er müsste koordiniert getan werden. Und das wäre ein Traum –
von dem ich nicht sicher bin, dass es ein guter wäre...

Was viel mehr zählt, sind die vielen kleinen Schritte in eine neue
Richtung, die sich zwar nicht von alleine ergibt, aber auch nicht von
Aussen koordiniert sein muss. Das scheint mir ganz wichtig zu sein,
denn das HABEN wir ja... Dieses von Aussen koordinierte Verhalten.
DAS ist ja genau das Gefährliche! Dass in einer Zeit einer real
existierenden Revolution – auch wenn sie oberflächlich betrachtet
“nur” eine technische ist – eine Evolution AUCH der Revolution
verdächtigt wird. Aber das ist falsch! Es geht nicht um eine weitere
Umdrehung um die ewig selbe Achse, sondern darum, dass diese
eine neue Mitte bekommt. Einen neuen Dreh- und Angelpunkt.

Revolution ist ein Spiel für Erwachsene, wie Roulette, Evolution


dagegen eine ernste Aufgabe unserer Kinder - zu wachsen und später
selber Kinder zu haben.

Das erwarten wir doch von ihnen.... Trotz der weltweiten


Bevölkerungsexplosion. Dass sie selber mit süssen Babys daher
kommen, später, wenn wir alt sind und auf unsere Leben
zurückschauen, wie ein Bauer auf sein gemähtes Feld. Genau
DAS wollen wir doch. Dass unsere eigene Saat weiter blüht. Dass
unsere Früchte weiter ihre Früchte tragen, soweit die Ewigkeit
dies gewährt. Wir wollen doch keine Spielverderber sein, in
diesem göttlichen Spiel um Zukunft, durch falsch verstandenen
Fortschritt.

Zukunft wozu? Jede Frage ist ein Anfang. In jedem Anfang besteht die
Gefahr, Fehler zu machen, die man später nicht mehr wahrnimmt. Ein
grosser Ökonom namens Deming hat diese Gefahr in der Wirtschaft
erkannt und festgestellt, dass die frühesten Fehler oft die teuersten
sind, da man sie am spätesten sieht, wenn überhaupt. Er hat
Automobilkonzerne beraten. Zu Beginn des Automobilbaus war es
noch offen, ob sie elektrisch angetrieben sein werden, oder mit
Explosionsmotoren. Siemens baute vor hundert Jahren Elektromobile,
aber der Mangel an der allgemeinen Verfügbarkeit von Strom führte
zur Entscheidung für den Benzinmotor. Es ging damals nicht darum,
etliche hundert Kilometer mit 180 Kmh zurücklegen zu können. Das
Auto war noch nahe den Kutschen, was ihre Performance anging.

Dies nur als Beispiel, wie sehr frühe Entscheidungen ganze Zeitalter
prägen. Und jetzt wollen wir WIEDER zu Elektromobilen
zurückkehren, die sicher unglaubliche Leistungswerte hätten, hätte
man sie von Anfang an zum Standart gemacht. Beigetragen HÄTTE
eventuell die rudimentäre Tatsache, dass Benzinautos STINKEN –
man überlege sich mal, ein 1898er Mercedes.... - und alleine dies
HÄTTE beispielsweise die Damen von damals, mit ihren breiten
Hüten, dazu bringen können, Elektroautos zu bevorzugen.

Heutzutage sind Frauen ja auch ausschlaggebend, welche Autos


gekauft werden, nebst den Kindern natürlich (laut einer Studie über
den Kauf des Familienautos). Kauft nicht auch der Junggeselle DAS
Auto, nach dem sich die meisten Frauen umdrehen? Also!
Mit anderen Worten: Bitte wählt elektroautofahrende Männer, liebe
Frauen! Viele Komponenten unseres modernen Lebensstils wurden
zwar von Männern ausgedacht, gingen dann aber als Proposition an
die Damenwelt, die diese entweder gut hiessen, oder ablehnten. Dass
sich die Gesellschaft in auf Männer zurückzuführende Technologien
“verheddert”, bzw. verfahren hat, ist nicht das Resultat der
“dominierenden Männer” alleine! Und ist auch kein Grund, dass die
Hälfte der Menschheit darauf HOFFEN darf, dass die andere Hälfte
jetzt mit was “Grünem” daher gefahren kommt. Krempelt die Ärmel
hoch, Frauen, und kuckt euch das Auto mal gründlich AN! Vielleicht
hättet ja auch IHR gute Ideen..., abgesehen vom Schminkspiegel im
Handschuhfach!

Wo bleiben die ErfinderINNEN, mann wartet gespannt! (Weil müde...)

44.Kapitel Kurze Geschichte von Geld, Gold und Gott

Die Frage, Zukunft wozu? erscheint mir eine wertvolle Frage, auch
wenn sie eiskalt ist. Immer nur die Zukunft mit einem WIE zu
verbinden ist dagegen butterweich und führt zu keiner grossen
Selektion dessen, was überhaupt zukunftswürdig ist und was nicht,
von Technologien bis Verhaltensweisen. Für alles ist Platz, in der mit
WIE hinterfragten Zukunft. Kein noch so grosser Schwachsinn bleibt
chancenlos, sich endlos zu repetieren. Zukunft WIE - als Hauptfrage -
führt automatisch zu IRGENDWIE. Und irgendwie zu irgendwas,
irgendwo, irgendwann. WOZU hingegen sind die Fragen nach dem
Sinn unseres Strebens, WOZU GENAU Kernkraft, Weltraumfahrt?

Jede Frage ist ein Anfang. Und in jedem Anfang besteht also die
Gefahr, Fehler zu machen, die man später nicht mehr wahrnimmt.
Umso wichtiger erscheint daher, der Formulierung wichtiger Fragen
nicht weniger Bedeutung zukommen zu lassen, als ihren Antworten.
Die allgemein gestellte Frage, Zukunft WIE? Ist so sperrangelweit
offen in ihrer Bedeutung, dass sie eine solche gar nicht beinhaltet. Sie
deutet in keinerlei Richtung, ermöglicht beliebige Antworten und ist
daher banal. Und doch ist es DIE Frage, die rund um die Welt gestellt
wird. WIE bewältigen wir die Zukunft....? Wie sieht die Zukunft meiner
Kinder aus? Wie steht es um die Zukunft der SPD? Wie steuert sich
das Auto der Zukunft? Wie funktioniert das Atomkraftwerk der
Zukunft?

Alles etwas banale Fragen – ausser die um die Kinder natürlich -


Ausdruck einer gewissen Mutlosigkeit, angesichts einer vorhersehbar
chaotischen Zukunft. Oder, wie man ebenso befürchten kann, einer
totalitären Zukunft. Chaotisch, Totalitär, Zustände die sich kaum
jemand wünscht. Wer in einem dieser Zustände die letzte Chance der
Zukunft wittert, denkt zu kurz. Es hat leider genug Beispiele gegeben
in den letzten hundert Jahren, aus denen man ersieht, dass weder
Totalitarismus, noch um sich greifendes Chaos Menschen irgendwie
geholfen hat. Nur der Stahlindustrie!
Umso wichtiger scheint mir, sich dem getarnten Totalitarismus unserer
modernen Zeit bewusst zu werden, der oft unter dem Namen
Sachzwang daher kommt, aber noch viele andere Tarnnamen hat.
Wer A sagt, muss auch B sagen..., wer X sagt muss ergo Y sagen.
(Was sagt der, der Z sagt? Aha?)

Ebenso wichtig ist es, das sich anbahnende Chaos zu erkennen. Trotz
aller scheinbaren Ordnung leben wir zunehmend im Chaos. Im Chaos
der Resourcen, im Chaos der Migrationen, im Chaos der Kulturen und
Religionen, die aufeinander prallen - was aber alles weit vorhersehbar
war. “Ordnung” wird es in keinem dieser Bereiche je wieder geben.
Oder, wie der Vorsitzende des Hochkommisariats des
Flüchtlingswesens der UN gesagt hat: Man muss sich darauf
einstellen, dass die Vermischung von Völkern und Kulturen bleiben
wird und nicht rückgängig zu machen ist. Also MÜSSEN wir Wege des
friedlichen NEBENEINANDERS finden. Da führt KEIN WEG daran
vorbei, an dieser Kulturhauptaufgabe der Neuzeit, und fast JEDER
Weg sollte diesem Ziel offen stehen. Es geht schlicht nicht anders!

Was das Chaos von Resourcen angeht, hat der Vorsitzende der
Vereinten Nationen – vor einigen Jahren... - gesagt: “Es ist die
Wahrheit, die zentrale verblüffende Wahrheit über entwickelte
Länder, dass sie jederzeit – ausser in KÜRZESTER Zeit – die Art
und Menge an Resourcen zur Verfügung haben können, die sie
entscheiden. Es sind nicht mehr Resourcen, die Entscheidungen
nach sich ziehen, sondern Entscheidungen, die die Resourcen
hervorbringen. DAS ist eine fundamentale, revolutionäre
Änderung gegenüber der Vergangenheit – vielleicht die
revolutionärste der Menschheitsgeschichte.”

Nun, WIE Herr U Thant das damals genau gemeint hat, entzieht sich
meiner Kenntnis, aber auf die heutige Zeit übertragen, KANN er
neben anderen Alternativen eigentlich nur von HANF geredet haben.

Entschuldigung, aber WARUM GENAU ist es jetzt (wieder...)


VERBOTEN, in grossem industriellen Stil Hanf anzubauen und daraus
von Stoff über Papier bis zu Plastik und Öl, als auch Medizin, Brot und
Knabberriegeln so ungefähr fast ALLES herzustellen, was nicht nur
unsere Jugend täglich konsumieren möchte, sondern wir ALLE
könnten...?
Bzw.: Entschuldigung, aber WARUM GENAU wird dieser
umweltschonende Rohstoff nach wie vor nicht im INDUSTRIELLEN
Masstab verwertet – obwohl es MÖGLICH wäre? Glaubt die
Wirtschaft noch an Vodoo oder Hexen? Dass es IRGENDEIN Gesetz
gibt, das IHRER Lobby letztlich unumstösslich im Weg sein könnte...?

Auch wenn unser Zeitalter – zumindest was Europa betrifft –


momentan nicht als Totalitär oder Chaotisch bezeichnet werden kann,
so trägt es diese Züge doch in sich, nicht nur in der offensichtlich
irrationalen Hanfprohibition. Es ist ähnlich wie mit dem Hygienebegriff.
Der moderne Mitteleuropäer ist der wohl best gewaschenste, sprich
SAUBERSTE Mensch, den die Gattung Homo Sapiens
hervorgebracht hat (die Schweizer geben am MEISTEN für
Körperhygiene WELTWEIT aus!) Dafür – vielleicht nicht im kausalsten
aller Zusammenhänge – verdreckt die Umwelt, die Flüsse, das Meer,
die Luft, der Wald. Drogenprohibition führt ebenso indirekt zu
Drogenmissbrauch, wie Mobilität zu Verkehrschaos führt, Stillstand.

Ich fühle mich nicht alleine auf der Suche nach einer neuen “Mitte”,
um die sich alles drehen könnte, also nicht primär die Sauberkeit als
Mitte, denn sie führt zu Schmutz, nicht die (globale) Wirtschaft als
Mitte, denn sie führt zu Resourcenchaos. Und zu weitreichendem
Totalitarismus, wenn auch schleichend und in watteweiche
Werbesprüche verpackt - da ganz woanders eingepackt, als
ausgepackt wird. Es ist interessant, den Chinesen zuzuschauen, wie
rapide die Idee der freien Marktwirtschaft eine totalitär regierte
Bevölkerung anspornt. Kann es Wirtschaft überhaupt BESSER
gehen, als unter dem Patronat politischer Diktaturen? Dieser
Gegensatz scheint bestens zu funktionieren, was zu Denken gibt.
Jedenfalls wirkt sich freie Marktwirtschaft nicht zwangsläufig positiv
auf die Freiheit der Bürger aus, wie bislang “gepredigt”. Finanzielle
Freiheit, ja, zu dem mag die Wirtschaft viel beitragen, zu
Handlungsfreiheiten ausserhalb des vorgesehenen Produktgebrauchs
aber eher NICHTS...

Geld an sich zu verdächtigen, es sei die elegante Ursache “allen


Übels”, ist ein bequemer Standpunkt. Vor allem die, die wenig davon
haben, scheinen oft magisch von dieser Idee angezogen. Auch in
spirituellen Kreisen wird teils die These hoch gehalten, dass Geld
SCHLECHT sein soll.
Man muss ganz schön masochistisch veranlagt oder spirituell
verblendet sein, sich dieser Symbolik von Wert entledigen zu wollen.
Geld ist so alt wie es wohl Städte sind, da keine Stadt ohne Geld
funktionieren könnte. Schon Römer sind mit Münzen rumgelaufen und
haben damit am Markt eingekauft. Geld reflektierte schon ihre Kultur.
Glitzernde Bilder, ein Kopf auf einer Seite, eine Zahl auf der anderen.

OK, aber VOR den Römern, VOR den Griechen war bereits Geld da,
wohl für Tausende von Jahren. Geld hat die Menschheit gemacht! Bis
in die hintersten Inseln der Südsee ist irgendwann die Idee von Geld
entstanden, auch wenn es nur Muschelgeld war. Menschen sind die
KINDER dieser einigenden Idee.
Es war die Idee des Mana, aus dem später Money wurde.
Feinmotorisch zunehmend begabt, schnitzte man Mana für alle
möglichen guten Zwecke und aus allen möglichen Materialien, um die
Fruchtbarkeit anzuregen oder feindliche Geister fernzuhalten. Wie
selbstverständlich hatte Mana die Menschheitsgeschichte begonnen.
Es diente als Tauschobjekt für Nahrung, wurde zur Bedingung von
Sex in Form der Brautbeigabe, wurde dem Menschen in sein Grab
gelegt. Man GLAUBTE an Mana, Money, Geld, bzw. Gold, also an
den höheren Wert umhängbarer, kleiner, seltener Dinger, die konkret
total nutzlos waren.

Diese tragbare Symbolik bedeutete dem materiellsten aller Wesen


von Anbeginn wohl sehr viel. So viel, dass sich Neid bilden konnte
und der eine oder andere Urschlaumeier die Theorie erfand, dass das
WIRKLICHE Mana... im Himmel wohnt, in der Erde, in Rauchwolken
und dergleichen.

Wodurch Mana Konkurenz entstand in Form von allerlei Religionen,


die den angenommenen Verursacher von Glück in nur ihnen bekannte
Sphären entführte. Dies führte zu einer Machtverschiebung vom
Materiellen zum Geistigen und dürfte zur ersten kräftigen Inflation von
Mana geführt haben, je mehr sich der Glaube an entfernte Götter
ausbreitete. Statt an naheliegend Greifbares.

Der urtümliche Mensch dürfte kaum das Abstraktionsvermögen


gehabt haben, ZUERST an unsichtbare, unberührbare, diffuse
Gottheiten zu glauben – die ihn SCHÜTZEN, nicht BEDROHEN - und
DANN diese ihnen (den Göttern) inne wohnenden Kräfte auf konkret
fassbare Symbole zu übertragen. Eher umgekehrt: Am Anfang (des
Glaubens) stand nicht der Geist, sondern die Materie! Kleine Steine...
DER magische Stein, mit dem man IMMER trifft (den Höhlenbär
zwischen den Augen), denn Mana war zuerst SCHUTZ. Ein
magisches, schützendes Objekt. Eine Art symbolische Überwaffe en
miniature. Denn man war noch unterwegs...
Durch die Fähigkeit, Materie bearbeiten zu können, ihr Form und
Gestalt zu geben - AUSDRUCK – ENSTAND die Symbolik. Und erst
durch diesen verstanden geglaubten SINN im Konkreten und
Fassbaren, konnte das Abstraktionsvermögen reifen, bis es zuerst
Animistisch, dann Pantheistisch und schliesslich All-umfassend war.
Sich Göttern zuwenden konnte, die losgelöst von Materie und Form
existierten, irgendwo in den Weiten des Himmels.

Was der Mensch einst selbst in der Hand hielt, sein Amulett, sein zum
Tausch gegen Nahrung geignetes Symbol, wurde durch die
Hinwendung an eine IHN in der Hand haltende Gottesannahme
entwertet. Es wurde profan. Es wurde Geld. Es wurde in Formen
gegossen, unter der Kontrolle der entstehenden Staatswesen. Es war
der Motor vieler früher Staaten, wie den Griechen und Römern, die
die Hoheit über die Tauschmittel zur eigenen Erhöhung gebrauchten.
Mit offensichtlichem Erfolg.

Was als ein nie genau festgelegter Wert begann - die unzähligen
Variationen zum Tausch eingesetzter Zahlungsmittel, die die Vielfalt
der Kulturen reflektierte – wurde zum Instrument der Kontrolle ganzer
Völker, kaum unterlag die Produktion von Geld EINEM Monopol, dem
des Staates. Da halfen keine noch so guten Sprüche mehr, seitens
der Amulettschnitzer und sonstigen Symbolproduzenten: ihre
Erzeugnisse waren nicht mehr DIREKT eintauschbar, sondern nur
indirekt, via das standartisierte Geld.

Die Frage nach Glück, für die waren zunehmend abstrakte Religionen
zuständig. Das Wort kommt von Relikie und bedeutet SICH
FESTHALTEN. Diese Urbedeutung dürfte aber schon früh
wortwörtlich abhanden gekommen sein, denn man gab sich mit
Glücksformeln zufrieden, an denen man sich eher NICHT festhalten
konnte.

Das nun bereits seit Jahrtausenden gepflegte Abstraktionsvermögen,


liess den Menschen eine unsichtbare Götterschar durchaus als wahr
erscheinen. Man stellte sie sich einfach vor. Sie wohnten auf Bergen
oder im Meer, im Himmel, in Vulkanen. Mit Donnergrollen meldeten
sie sich zu Wort, mit Erdbeben straften sie, mit reicher Ernte
belohnten sie.

Man erfand ein Fest nach dem anderen und trank Alkohol in Gottes
Namen, kiffte und sah sie vor sich, betete und stellte sie sich vor. Die
Götter. Das half auch über Zeiten hinweg, in denen die Verteilung von
Geld ziemlich einseitig war, sprich die Mehrheit gar keines besass.
Das war das natürliche Resultat der Monopolisierung des Geldes (im
Gegensatz zur Vielfalt des Mana) und der Anfang der Erkenntnis,
dass Reichtum nur existieren kann, wenn es gleichzeitig Armut gibt.

Aber Religion war das Opium für das Volk. Endlich GAB es nämlich
Völker, und nicht nur umherziehende Nomaden. Und durch Religion
war man auch noch glücklich, obwohl längst die Armut erfunden war.

Und das störte natürlich... Diese Freiheit des Geistes, die Macht von
Göttern nach Lust und Laune frei zu interpretieren, je nach Bedarf
einzelner Religionen. Es störte die Idee der Macht an sich, die keine
Nebenbuhler duldet.
Der Urgeschichte des Geldes, dem Mana, wesensverwandt, waren
auch die Werte der Götter anfangs verhandelbar und noch nicht in
Stein gemeisselt oder in Münzen geprägt. DAS musste sich ändern,
wollte man nicht bloss Nomaden unter Kontrolle kriegen – sondern
Völker. Man erfand die Annahme, dass es nur EINEN Gott geben
kann. Ebenso wie Geld monopolisiert wurde, wurde Gott
monopolisiert; und damit - auch dem Geld ähnlich – zum absoluten
Machtinstrument der Metropole.

Es entstand die Deutungshoheit in der Kirche (Moschee, Synagoge).


Diese bestimmte den Kurs ihrer Glaubenswährung: das Quantum
Glück, das aus der Befolgung des Wertekanons resultiert. Da Glück
aber nur sehr bedingt erreichbar sein durfte, um die Kirche voll zu
halten (ähnlich wie Reichtum Armut braucht, braucht das Heil das
Unglück), erfand man die Heilsversprechung nach dem Tod, eine
Zauberformel, die sich skurillerweise lange bewährte.
Die Kirche und der Staat wurden Eins. Nach anfänglichen Rivalitäten
sah man ein, dass man gemeinsam weiter kam in der Unterdrückung
der Menschen, die im Interesse beider war. Aber beide boten auch
etwas, ohne was sie schnell ihre Macht eingebüsst hätten. Der Staat
bot Sicherheit vor Feinden durch die Armee. Und die Kirche bot die
grosse Show, die Möglichkeit, ergriffen zu sein, berührt, verzaubert,
aber auch getröstet. Kurz: Geistig unterhalten.
Das expandierende Christentum erreichte dies dank immer mehr gen
Himmel strebender Symbolik, kitschiger Engel, Blattgold und
purpurroter Gewänder des Personals. Für was selbstverständlich
auch etwas geopfert werden musste, im Idealfall Goldmünzen. Der
dem Menschen inzwischen angeborene Hunger nach Symbolen
wurde dafür reichlich versorgt. Was aber das - erst viel später
erkannte - Risiko barg, dass dem doch eigentlich unsichtbaren Gott
eine Konkurenz entstand, in Form von “heiligen” Holzschnitzereien
und von schnöden Malern gefertigten Bildnissen.

Diese Gefahren abzuwenden gelang am Überzeugensten den


Reformatoren. Eigentlich ging es um den Ablass. Ein wahrlich
abgekartetes Spiel, das sich die Christliche Kirche ausgedacht hatte.
Dies wurde in Frage gestellt von der Reformation. Ausserdem
erkannte man im gleichen Aufwasch: Den ganzen Symbolismus, den
ganzen vergoldeten Popanz, die Heerschaar Engel, alles muss
weichen - um endlich Gott ALLEINE zu erfahren, unsichtbar,
unvorstellbar, ein grosser Gedanke, eine Kraft, frei jeglicher Gestalt.
Sogar frei von der Kirche, als Klammer zwischen Gott und Mensch.

So wurde die Verbindung mit Gott eine direkte, eine persönliche. Das
rote Telefon zwischen Gott und Mensch. Nicht die Gruppe war mit ihm
in Kontakt, sondern jeder Einzelne stand nackt vor ihm. Das Haus
Gottes wurde in der Reformation nicht abgeschafft, ebensowenig der
Klingelbeutel, aber was man dafür bekam, war zunehmend nüchterne
Kahlheit. Rationalisierung entstand im reformierten Glauben.
Spartanische Holzkreuze, von der Ästhetik von Stoppschildern.
Sicher hätte all dies ziemlich bald ein Ende gefunden, als die
Sinnlichkeit des Menschen nicht dauerhaft berührende Mentalstruktur,
WÄRE nicht parallel mit der Reformation eine GANZ COOLE
Heilsversprechung ausgesprochen worden, die Formel der Moderne
schlechthin, ohne die wir heute in einer anderen Welt leben würden:
“WEN Gott liebt, zeigt er... ihm oder ihr!”

So einfach ist das! So einfach wird aus einer spassigen Menschheit


(zwar masslos unterdrückt etc.) über kurz oder lang eine Armee von
hechelnden, statussymbolfixierten (da man IRGENDWO wieder
Symbole brauchte...) Strebern. Nelson Rockefeller wurde so zum
“Pabst” der Weltevangelisation, nebst dem, dass er die Firma Exxon
begründete. (Er hatte eine eigene Kirche neben seiner Villa und war
abwechslungsweise am managen und am beten). Mit diesem “WEN
Gott liebt...” wurde die ganze Moderne eingeläutet! Der Mensch als
Gruppentier wurde abgeschafft, der Individualismus aus dem Gatter
gelassen, die Gier fast jedes Einzelnen nach vorzeigbarem Reichtum
zur Norm. Am Ende der Reise durch die Entstehung, hat Geld/Gold
Gott/Glück ERSETZT, statt ihn/sie/es als Mana zu repräsentieren,
oder zu besänftigen, oder zu huldigen. Das Gefäss war zum Inhalt
geworden.
Mit der Einführung von Papiergeld ist Geld weiter zum geistigen
Konstrukt abgesackt, und mit der Aufhebung der Goldreserven zur
Fiktion! Und mit der Erfindung von Hedgefonds, Derivatenhandel und
anderen monetären Geistesübungen, ist Geld zum virtuellen
Machtfaktor einer diese Abstraktionen beherrschenden Elite
geworden.
Jede Faser des KONKRETEN menschlichen Daseins wird heute von
Geld beinflusst, wie keine Religion es je mit Göttern geschafft hat!
(WO ist der Unterschied zwischen Gottesstaaten und Bankenstaaten?
Beide vertreten ein Machtmonopol, gestützt auf Glauben.)

Mit der Tendenz, Währungen zu vereinheitlichen, tritt Geld in die


Fussstapfen monotheistischer Religionen und bauscht sich weiter auf
in seiner Alle normierenden Bedeutung. Jeder Sinnlichkeit beraubt,
erfindet Geld seinen eigenen Sinn. Als Honig des Fortschritts fliegen
wir ihm zu, wie Bienen den Blumen.

Dies, meine vielleicht etwas bunte oder gar krude Interpretation von
Geld. Ich bitte um Entschuldigung für etwaige Ausschweifungen – als
auch Abkürzungen! (Es fehlen noch ein paar Details, ich weiss...)

Trotz aller Probleme, die unsere moderne Auffassung von Geld nach
sich zieht, kann man trotzdem Geld AN SICH nicht die Schuld geben.
Die Frage ist eher, ob INNERHALB dieses Geldsystems Alternativen
bestehen, offensichtliche Ungerechtigkeiten zu lindern.
Ich habe neulich im Deutschen Radio gehört – in einer Sendung über
die Bankenkrise in Irland – dass Banken das Rückgrat von Staaten
sind. Aber WARUM sind sie es eigentlich...? Weil wir unser Erspartes
dorthin bringen und sie es dann – mit etwas Profit – anderweitig weiter
verleihen, um Jungunternehmern unter die Arme zu greifen und den
Traum vom Eigenheim zu ermöglichen? Hahaha! Das tönt ja fast
sozial - und kann schon daher kaum zutreffen! Vielmehr ist es so,
dass Banken Geld ERSCHAFFEN! Durch Schulden. (Kirchen
funktionieren auf einer verwandten Logik!)

Dass der normale Bürger zwar weiss, woher Babys kommen,


aber im Normalfall wenig bis nichts über die Entstehung von
GELD, ist kaum eine Informationspanne, sondern hat System!

Ohne andauernde Neuverschuldung gäbe es nicht andauernd mehr


Geld. Geld wird nur zu etwa 10% vom Staat in Umlauf gebracht. Der
Rest von Banken. Jeder neue Kredit wird normalerweise von der Bank
ausgegeben, OHNE dass sie dafür mehr als 10% Einlagen hat. DAS
muss man zuerst verdauen... Für die restlichen 90% besteht der
einzig konkrete Gegenwert aus dem VERSPRECHEN des
Gläubigers, seine Schuld zurück zu zahlen. Der Schuldner trägt so
das Joch des Wachstums, ohne sich dessen klar zu sein.

Demensprechend will jede Bank soviel Geld verleihen, wie es nur


geht. Das heisst, möglichst viele Gläubiger haben, die sich letztlich an
ihr Versprechen halten. In der Beurteilung der Zahlungsfähigkeit
verschätzt sich jede Bank immer mal wieder, also bestehen
gegenseitige Hilfsabkommen zwischen den Banken. Ihre Vernetzung
ist ihre Stärke. Wenn EINE Bank plötzlich von verärgerten Kunden
(IHREN Gläubigern) heimgesucht wird, stehen hinter der Kulisse
andere Banken bereit, dieser einen zu helfen. Kompliziert wird es erst,
wenn mehrere Banken das Problem haben... Banken gehen dann
nicht alleine pleite, sondern im Multipack. Das muss um ALLES in der
Welt vermieden werden, warum letztendlich der Staat sich immer
dazu opfert, den Banken aus der Patsche zu helfen. Oder, wie im Fall
von Europa, ein ganzer Kontinent. Dies geschieht gerade. Auch wenn
noch so unpopulär, so ist es doch nicht anders möglich – wird uns
gesagt.

Gut. Bzw. schlecht. Wir sind auf Gedeih und Verderb EINER
Geldwährung ausgeliefert und wie EIN Gott, schickt sie uns
Heuschrecken und dergleichen. Was kann man tun? Beten?

Wenn man vernetzt denken will, dann sollte man immer wieder
Querschlüsse ziehen aus verwandten Gebieten, auch WENN diese
bereits ihre separaten Wege eingeschlagen haben. Was passierte
dann eigentlich mit unserem monotheistischen Glauben, im Speziellen
der Reformation, im Bezug zu Geld? Ich glaube, das ist im Jahre 2010
eine berechtigte Frage. Die Skandale um pädophile Priester haben
die katholische Kirche in ihre grösste Krise gebracht. Symbolismus
hat gegen Rationalismus verloren. Protestantismus hat (vorerst)
“gesiegt”? Statistisch gesehen sind protestantische Staaten
wirtschaftlich permanent erfolgreicher als katholische. Zufall?

Kaum, denn auch das Geld wurde “reformiert”: Es gebietet unter dem
Namen Euro über eine geschlossene Gemeinde Gläubiger von
Sizilien bis Dänemark. Der Euro ist betont nüchtern und ohne
heroischen Firlefanz herausragender Persönlichkeiten, statt dessen
Brücken, also herausragende TECHNIK, als gemeinsamer optischer
Nenner. Wer den Euro in FRAGE stellt, hat ein EU Wirtschaftsexperte
kürzlich gemeint, solle sich die Soldatenfriedhöfe Europas anschauen.
Klar: Der Euro wird bleiben! Ihn wieder abzuschaffen, käme dank
seiner prägenden Symbolik zwar NICHT einem Gesichtsverlust
Europas gleich, jedoch einem Verlust der Brücken, der angestrebten
Einheit. Aber das heisst ja nicht, dass es keine ANDEREN Währungen
INNERHALB des Euros geben darf. Oder? Duldet der grosse “Gott”
Euro andere “Geldgötter” neben sich? Lokalwährungen? Mit dieser
Möglichkeit wird immer wieder experimentiert, besonders in den USA,
wo das Gesetz dies zulässt. Ob dies auch im Euroraum legal wäre, ist
mir unbekannt. Ich tue jetzt einfach mal so, wie wenn dem so ist... und
nehme mir wieder Freiheit, etwas kindisch zu denken:

Natürlich ist jegliche Lokalwährung zuerst mal ein Albtraum für die
Weltwirtschaft. Jede Währung ist eine Abmachung innerhalb einer
Gruppe. Man versucht eine Norm zu erfinden, die einem bestimmten
Gegenwert entspricht. Eine Stunde Arbeit zum Beispiel oder ein
Gramm Gold gleich zehn Kilo Kartoffeln. Je kleiner die
(Währungs-)Gruppe, desto limitierter ist zwangsläufig ihr Angebot, je
grösser sie ist, desto grösser wird die Konkurenz innerhalb der
Gruppe und der Druck zur Spezialisierung steigt. Beide Richtungen
haben ihre Vor- und Nachteile.

Es ist, wie es die Wirtschaft einmal war, ein Spiel - aber ein Spiel mit
lokalen Ergebnissen. Und wie jedes Spiel, so überlässt man vielleicht
auch dieses den Kindern, es zumindest zu starten. Jedes Kuhdorf ist
es würdig und eventuell dem besseren Wirtschaftsverständnis seiner
Jugend schuldig, eine eigene Währung zu besitzen, den “Muhhh-
Taler” meinetwegen. Nicht als kompletten Ersatz für Euros oder
Franken oder Rupien, sondern parallel mit diesem existierend. Dies
fördert automatisch den Austausch von Gütern und Dienstleistungen
im lokalen Rahmen. Diese Förderung tut vielen Regionen gut. Es
fördert ihr Selbstbewusstsein.

DAS hört sich in den Ohren Vieler natürlich verdächtig an... Sie haben
aber vielleicht noch nicht beobachtet, dass parallel zu unserer
entstehenden Globalökonomie der durchaus verständliche Wunsch
zum schieren Gegenteil existiert. Weil die konkrete, dreidimensionale
Wirklichkeit fremdbestimmt und daher anonym ist. Weil jeder Bürger
jeder Region fast ganz Europas nur ein winziges Anhängsel der
Globalökonomie ist. Die Folgen davon sehen wir in unzähligen
Bereichen bereits. Von den Toten erweckte Folklore unter Masken
Made in China. Kombiniert man das mit unerfindlicher Arbeitslosigkeit
Vieler, dann ist es DAS perfekte Rezept für Irrationalität und Wut im
Bürgerbauch.

Wie anders das Konzept der lokalen Währung! Der Fremde verliert
seine Fremdheit durch Teilnahme an einer lokalen Wirtschaft. Er fährt
nicht jeden Morgen anonym in die Fabrik, um dort Turbinenschaufeln
für China zu polieren, sondern tut, was er wirklich gut kann. Ob dies
Teppiche knüpfen ist, Hasen züchten oder Konfitüre kochen, ist
nebensächlich. Er oder sie sind Teil einer lokalen Union geworden.

Einmal zur Lokalwährung erhoben, kann diese sich frei ausbreiten.


Jeder, der sie hat, spornt Andere an, etwas Handelbares oder
Rohstoffe einzubringen, man will ja Vielfalt im Angebot, als auch eine
grössere potenzielle Kundschaft. Grenzen zur Einheitswährung
MÜSSEN nicht existieren. Ein Wechselkurs zwischen der
Lokalwährung und dem Euro wird zum Spiegel der Wirtschaftskraft
der jeweiligen Region. Und das Geld an sich, der “Muhhh-Taler”, wird
zum Ausdruck der regionalen Kultur(en). Diese verharren nicht mehr
in peinlicher Wiederbelebung toter Folklore, sondern erschaffen eine
neue, die nicht exklusiv ist, sondern inklusive.

Ob und wie (oder WAS) genau an Steuern fällig wird, dürfte sich
demokratisch ergeben. Wer mit der Kaufkraft seiner Lokalwährung
unzufrieden ist, braucht nicht an ihr teilzunehmen. Oder kann mit
gutem Beispiel vorausgehen und bessere Angebote schaffen. Eine
Lokalwährung ermutigt dazu. Sie belohnt nicht nur mit besserem
Umsatz, sondern auch der Steigerung ihres Wertes an sich. Die Idee
einer Lokalwährung ist in letzter Konsequenz die Idee relativer
Freiheit von der Verpflichtung für das Totale. Dem Einzelnen gelingt
dies nicht, als Gruppe wäre man verdächtig, aber als Region verhält
man sich goldrichtig!
45. Kapitel Kinder der Blumenkinder in der Krise der Coolheit

DAS Hauptproblem (von Gier bis Umweltzerstörung) – so es das


überhaupt GÄBE - ist sicher nicht DAS Geld, sondern WIE es
entsteht, aber auch WAS damit gemacht wird. Das tönt banal, aber ist
es das? Drehen wir die Sache einmal um: Entscheidend ist nicht das
Produkt, für das man sich interessiert, sondern was mit dem Profit
passiert, den man durch den Kauf ermöglicht.

Diese Denkweise ist radikal, zugegeben. Ich sehe sie aber kommen
und gehe ihr daher etwas auf die Spur. Wir beginnen bereits unsere
Kaufentscheidungen beinflussen zu lassen durch Argumente, die nicht
mit der Qualität von Produkten zu tun haben, sondern von der Ethik
des Produzenten abhängig gemacht werden, seine Profite sinnvoll zu
reinvestieren. Von Banken bis zu Modelabels gibt es gute Beispiele.
Firmen mit einer sozialen Agenda werden weltweit gegründet. Ihr
Hauptproblem dürfte vorerst noch sein, ihre Ziele verständlich zu
machen, ohne viel Papier zu bedrucken, wo aber das Internet wie
gerufen kommt. Ihre sinnvollen Anliegen zu vermitteln wird auch zur
Herausforderung an die Kommunikation.
Einer Marke den Vorzug zu geben, WEIL sie die ABSICHT hat, eine
betriebseigene Windkraftanlage zu bauen, oder eine
Recyclierungsanlage für Abfälle, erfordert Vertauen. Bonität in sozialer
Glaubwürdigkeit. Über diverse “grüne” Banken geschieht dies bereits,
aber auch die normale Kundschaft beginnt Folgewirkungen ihrer
Kaufentscheidungen zu bedenken. Das soziale Gewissen und
wirtschaftliches Kalkül gehen eine bemerkenswerte neue Beziehung
ein. Besonders in sozial höheren Schichten macht man bzw. frau
traumhaft mit. Leider fällt dies den unteren Schichten nicht so leicht.
Und nicht auf.
Interessant wäre daher, die Frage der Ethik umgekehrt zu stellen,
nämlich dem Lohnempfänger gegenüber: WAS mein lieber Bewerber
für Stelle XY gedenken SIE mit ihrem Lohn zu tun? Einen 8 Zylinder
Jaguar kaufen...? Weekendshopping in New York? Eine Motoryacht in
Rüschlikon....? Ok, das macht 2000 Netto! Noch Fragen?

Und sie da, werte Dame? Drei Kinder durchfüttern? Einen


Schrebergarten kaufen? Rollerblades für die Kids? Ein Abo für den
Bus? OK, das macht...

Ich überlasse die Rechnerei jedem Einzelnen. Mich interesserieren


Zusammenhänge. Dass oft Familien kaum durchkommen mit dem
Lohn, den ihre Väter oder Mütter heimtragen z.Bsp. Dass Singles
zwei Autos und drei Fernseher besitzen. Und warum das alles SO ist.
SO, dass man in der Schweiz alle paar Jahre zu hören kriegt, dass
Kinder das grösste Armutsrisiko schlechthin sind...

Ja, meine Güte! Und dann sich wundern, dass man ausstirbt. Und
DANN sich erregen, dass es plötzlich vor Fremden nur so wimmelt.
Also EHRLICH! DA stimmt etwas nicht! Und zwar in unserer
gesamteuropäischen Vorstellung von Wohlstand, Friede und
Fortschritt! HIER dürfte die Gefahr liegen, die mit Soldatenfriedhöfen
beschworen wird. In dieser gähnenden Kluft zwischen individuellen
Ansprüchen und den Nöten – ja, den NÖTEN – der europäischen
Durchschnittsfamilien. Jener, die per Geburt eigener Kinder für eine
Zukunft gestimmt haben, nicht nur für Krippenplätze und
Tagesstrukturen. Aus irgendwelchen Gründen wollten sie nämlich
Kinder, und ich bezweifle, dass dies war, um sie weitgehend von
staatlichen Institutionen formen zu lassen. Um irgendwann Fremde
vor sich zu haben.

Praktisch jeder Quadratmeter Umwelt, in die ein Kind hineinwächst,


erfüllt eine wirtschaftliche Funktion. Sie gehört jemandem, steht zum
Verkauf, dient dem Verkaufen, ist vermietet, ist ein Parkplatz, eine
Fabrik, darf nicht betreten werden, ist eine Strasse, ein Geleise, ein
Auffangbecken, oder ein Kanal. Praktisch jedes Kind Europas ist von
einer Umwelt umzingelt, die grösstenteils nicht mehr betreten werden
darf, da sie PRIVAT ist. Fremdes Eigentum. Fremde.

Fremdbestimmt zu sein ist das bittere Los moderner Kinder. Ohne


eine ALLEN gehörende Natur, ohne eine SICH SELBST gehörende
Natur, fehlt den Heranwachsenden eben genau dies als Vorbild.
Letztlich – oder primär – SICH SELBST zu gehören. AUF sich selbst
zu hören. Eigenverantwortung zu tragen. Die innere Stimme wird
übertönt vom mechanischen Gebrüll der Aussenwelt. Das Elternhaus
– sorry, die 4 Zimmer Wohnung im Block – wird zum Schneckenhaus,
statt zum Rückzuggebiet einer spannenden Umwelt. Es wird
“gewohnt”, eine recht NEUE Tätigkeit übrigens. Und man hat sich
daran zu gewöhnen...

All dies führt natürlich zu Problemen, die sich in keiner Pisa Studie
zeigen. Physische Probleme wie Übergewicht, psychische Probleme,
wie permanente Unruhe – die letzten Zuckungen einer vermasselten
Kindheit – aber auch soziale Probleme, die zu Einsamkeit führen,
ersatzweisem Markenfetischismus, ab und an einem Schulmassaker
und noch so viele weitere Probleme, dass mit ihnen ganze Bücher
gefüllt werden, die sich dann Fachleute anschauen.

Denn auch diese Probleme ergeben leider durchaus einen


wirtschaftlichen “Sinn”. Sie sind die Geschäftsgrundlage für
Psychologen, Psychiater, Sozial”mechaniker” aller Couleur, von
Jugendarbeitern bis Gefängniswärtern.
Unsere sich als Spassgesellschaft empfindende Gesellschaft ist in
Wirklichkeit eine ernste Problemgesellschaft geworden. Aber sie
wandelt jedes Problem schnell in ein halbwirksames Produkt, teils mit
riesigen Investitionen und der daraus folgenden Hoffnung... (Siehe
Tamiflu), dass möglichst VIELE dieses Problem haben werden.

Diese perfide Logik ist Kindern nicht klar: dass ihnen letztlich niemand
ECHT hilft, höchstens, im Idealfall, ihre eigene Familie. Für WAS
Kinder aber gute Antennen haben, ist für die gähnende Langeweile,
die Fremdbestimmheit hervorruft. Diese zweckbestimmte Umwelt, die
ausser ökonomisch sinnvoll, nichts vorhat, zu sein.

Was nun? What now? Die grosse Befreiung des Kindes von
Fremdbestimmtheit – dann wird alles gut? Aber wie?
Kinderstimmrecht, und alles wird sich einrenken? Liberalismus in
Beziehung zum Kind – statt nur auf den Kommerz bezogen – und
alles regelt sich? Antiautorität zum Zweiten..., und plötzlich klappts?
“Kinder, erzieht euch GEGENSEITIG, wir Erwachsenen haben
VERSAGT?” (Erfindet die Zukunft doch selber...!) ?

Ein BISSCHEN von Alllem täte wohl gut! Wo die Grenzen sind, finden
wir nie heraus, wenn wir das Risiko nicht eingehen, diese zu
überschreiten. Wir überschreiten andere Grenzen täglich, sind uns der
Risiken voll bewusst – und leben noch.

Letztlich hat die Menschheit alles mögliche überlebt, “sogar” die


Sechzigerjahre... Das Aufblühen der Blumenkinder. Es ist schwer, zu
leugnen, dass uns diese Epoche auch viel GUTES gebracht hat. Sie
war die kulturellste Überraschung des letzten Jahrhunderts. Es tut fast
in den Augen weh – in den Ohren erst Recht! - sich die Stimulanz der
Sechzigerjahre wegzudenken. Dass der Versuch an der Idee einer
menschlicheren Gesellschaft nicht ganz umgesetzt werden konnte
(…), kann nicht nur der Idee angelastet werden. Aber sicher auch!
Einhergehend mit einem Ganzheitsbewusstsein kam parallel der
Individualismus zu erster globalen Blüte. Leider zwei Wertmasstäbe,
die sich schwer unter ein T-Shirt bringen lassen. Wenigen war klar,
dass in ihrer der Allgemeinheit gestellten Forderung SIE SELBST
auch gemeint waren. Es reicht nicht, sich Blumen ins Haar zu stecken
und “Friede herrscht!” zu rufen. Aber es tut gut!

Und was gut TUT...., ist es ja vielleicht auch. Dieser Rückkehr zu


sinnlicherer Symbolik sollte man wieder eine Chance geben! Es IST
wieder Zeit, sich Blumen ins Haar zu stecken! Wie kann eine auf
Coolheit konditionierte Gesellschaft ihrem Nachwuchs Wärme ans
Herz legen?

Vielleicht indem sie sich selber nicht als ALLEINE massgebend sieht,
in der Ausformung ihrer Selbst. Womit ich nicht das individuelle
Selbst meine, sondern die Fehlannahme, dass sich das kollektive
Wissen der Gegenwart praktisch singulär aus dieser abzuleiten
scheint – und daher nur durch sie interpretiert werden soll. In
Bezug auf Technik mag dies zwar meist richtig sein, auf Kultur
übertragen, führt dies aber zu Verarmung und Orientierungslosigkeit.

Beispiele: Es bringt kaum neue Erkenntnisse, würde man die


Originalbaupläne von James Watts erster Dampfmaschine
hervorholen, um damit bessere Motoren zu konstruieren. Marconis
erstes Radio auseinander zu nehmen, um die heutige Technik der
Handys zu verbessern, wäre ebenso fruchtlos. Aber die Stile und
Inhalte vergangener Kulturen neu zu studieren und interpretieren,
kann einer zeitgenössischen Kultur sehr wohl weiter helfen. Inklusive
der Kunst, die eben erst (Beginnendes 20. Jahrhundert / Picasso etc.)
von zuvor entdeckten Höhlenmalereien und der Antike massgeblich
beinflusst wurde und von uns die “Moderne” genannt wurde, kaum
dass sie vorbei war. Und jetzt, hundert Jahre danach, risikolos als
TOT bezeichnet werden kann. Die Kunst. Die Moderne. Und Picasso.

46.Kapitel Think GLOBAL, act LOCAL! Es darf gewiehert werden!

Renaissance also! Wiedergeburt des Menschlichsten: seines Geistes,


seiner Sprache, seiner Bilder. Seiner KULTUR! Durch das Abstützen
nicht einzig auf eine Kultur der Gegenwart - die sich selbst in ihren
Veränderungen nicht fühlen kann, da ihr der Bezug fehlt - sondern
durch das Abstützen auf Kultur an sich, die immer dieselben grossen
Fragen aufwirft. Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?

Eine Art gesamthistorische Hauptaufgabe eines ansonsten nicht


sinnvolleren Geschöpfes, als jedes andere Geschöpf dieser ewig
alten, aber nur uns Menschen ewig schönen Welt. DASS sie schön
ist, DIES herauszufinden, DESSEN bedarf es letztlich des Menschen
und seiner Kultur in ihrer langen, suchenden Geschichtlichkeit. Sie
verleugnen wir, indem wir wie unter einem Brennglas nur die
Gegenwart betrachten. Unsere Ratlosigkeit gegenüber der Zukunft
spiegelt sich in unserer Ahnungslosigkeit gegenüber unserer eigenen
Vergangenheit.

Nicht, dass wir über die Vergangenheit nichts WISSEN! - sondern weil
sie für die Gegenwart nicht mehr verständlich ist, nicht erlebbar, ja,
kaum ÜBERLEBBAR aussieht! Jeder Gegenwart spielte
Vergangenheit eine Rolle. Unserer Gegenwart ist Vergangenheit nur
noch düster, farblos, ABSCHRECKEND!

Den Tiefpunkt der Menschheitsgeschichte (hoffentlich!) hinter uns –


die Weltkriege – blicken wir mitleidig zurück auf Epochen, die diesen
Tiefpunkt noch VOR sich hatten. Und wir schliessen daraus, dass
wohl einiges falsch gelaufen sein musste und nehmen als Beweis, zu
was diese Vergangenheit geführt hat. Wir glauben zu wissen, dass
einzig Menschen für die Weltkriege verantwortlich waren, übersehen
aber dabei die Eigendynamik der damaligen Technologien, die eine
grosse Rolle spielten. Besonders die eben erst möglich gewordenen
riesigen Kriegsschiffe, die so wunderbar unverwundbar schienen,
dass man (Mann) sie endlich mal “testen” wollte. Wieviele neue
Technologien sind seither entstanden, die sich systeminherent auch
irgendwann beweisen wollen? (Alles was ist, will sein!)

Unsere “Cooltur” hat den Blick auf ihre eigene Geschichte verloren.
Sie verweist mit verengten Pupillen auf das Vacuum des Augenblicks:
“Lebe JETZT!” wird überall gehaucht. Das Allheilemittel gegen meist
als verkrustet empfundene Traditionen und diffuse Angst vor der
Zukunft. Statt im Strom der Geschichte sich ihrer bewusst zu
sein, werden wir unter einem rauschenden Wasserfall globaler
Grossereignisse in die Froschperspektive gezwungen, in eine
“Lebe überall ein Bisschen, aber nirgends WIRKLICH!”- Plattheit.
Ohne zu merken, dass “Lebe JETZT!” vielleicht seine Schwester
verloren hat, die “Lebe HIER!” heissen könnte.

“Think global, act local!” Ein gut gemeinter Spruch aus den Achzigern.
Der erste Report des “Club of Rome” über die Grenzen des globalen
Wachstums war gerade erschienen. Denke global, handle lokal!
Heutzutage kursiert der Spruch in der einen oder anderen Form
immer noch, er hängt vergilbt an WG-WC-Türen, wirkt aber etwas
saftlos und müde.

Ausserdem passiert so ungefähr das Gegenteil “on the ground”, wie in


neuestem Englisch die Wirklichkeit umschrieben wird. Wir HANDELN
global und DENKEN lokal. Natürlich nehmen wir Teil am Geschehen
der Welt, aber es gleicht Unterhaltung. Naturkatastrophen, Krieg,
Terror, was hat das schon mit dem Leben des Einzelnen zu tun?

Zum Teil tatsächlich rein GAR nichts, zum Teil aber schon, was den
Nachrichten kaum zu entnehmen ist, denn sie sind wertfrei, scheinbar
neutral und eine zusammenfassende “Moral der Geschichte” wäre
eine Störung des Gewohnten. Eventuell sogar ein Verstoss gegen das
Sendegesetz.

Ein gutes Beispiel sind die schier endlosen Kriege in Staaten, die
entweder Öl besitzen, oder “im Weg” sind zum Bau von Pipelines.
Bzw. die Kriege nicht IN, sondern MIT diesen Staaten, die unter der
Führung Amerikas so ungefähr jeder Staat mitmacht, der sich für
Menschenrechte einsetzt. Klar geht es IHNEN nur ums Öl,
bezichtigen wir die Amerikaner, froh keine zu sein, und geben schnell
Gas, um den hässlichen Gedanken abzuschütteln, dass eigentlich in
unser aller Namen auf der ganzen Welt Konflikte gebrodelt und
säuische Intrigen geschmiedet werden, um unser liebes Benzin in
unsere Tanks zu kriegen. Ja, zu KRIEGEN!

Was hier sicher nicht stimmt, ist, dass wir global denken, weil denken
immer auch zu Gefühlen führt, zu Mitgefühl mit Anderen. Dass nicht
global gedacht wird, zeigt sich im weiter steigenden Ölverbrauch einer
auf die Deklaration der Menschenrechte stolzen Gesellschaft. Dass
uns die Klimaerwärmung kalt lässt, ob all der Kontroversen und
Ungereimtheiten, scheint mir etwas verständlich zu sein – ich bin auch
verunsichert – aber dass uns auch Peru egal ist, Nigeria, Irak, Timor
und all die anderen Länder, wo Öl die Mittel heiligt, zeigt, dass
globales Denken eher einem knallharten Kalkül gleicht, als zu
Gerechtigeit führt.

Uns – als anonyme Masse – interessieren bloss Handlungen, mit


denen wir (via Unternehmen) eingreifen dürfen in die global
verfügbaren Bodenschätze. Wir HANDELN also mitnichten LOKAL,
sondern brutal und indirekt in der Ferne, wo es etwas zu holen gibt für
unseren als normal erachteten Lebensstil. Die Folgen dieses
Lebensstils sind nicht nur ein eventuell verändertes Klima, sondern
auch der Exodus verzweifelter Menschen aus den von und DURCH
uns ausgebeuteten Ländern. In Richtung Europa natürlich, als auch
Australien, die USA, Kanada. Ein gutes schlechtes Beispiel ist
Nigeria, seit einem halben Jahrhundert ein Ölexportland grossen Stils.
Warum entschliessen sich so viele Nigerianer – unter denen es lauter
wunderbare Menschen gibt – lieber als Underdog in Europa zu leben,
als in ihrem potenziell reichen Nigeria? (Folgen von 50 Jahren
Erdölforderung im Nigerdelta: Kaputte Umwelt, vergiftete Brunnen,
verarmte Bevölkerung, Krieg der Regierung, reiche Eliten!)

Der hässliche Nebeneffekt dieser Völkerwanderung in unsere


Richtung ist, dass unser globales Denken erst Recht versagt und
einem substanzlosen Stolz auf die Heimat weicht. Substanzlos, weil
die Substanzen von praktisch ALLEM, ausser dem nackten Boden,
von irgendwo stammen, bloss nicht aus der auf sich selbst stolzen
Region.

Diesen Widerspruch können wir abzubauen versuchen, indem wir


lokales Handeln verbinden mit unserem globalen Handeln, globales
Denken in unser lokales Denken integrieren. “Denke global und lokal,
handle lokal und global” würde es dann heissen in unserer nicht
einfacher werdenden Zukunft. Man kann schliesslich nur HANDELN
wie man DENKT!

Kann dies anders beginnen, als durch Kinder? Durch ihre Erziehung,
ihre Bildung? Und etwas Zwang... Wohl kaum! Es ist einfach gesagt
schwer, einen Erwachsenen zu viel mehr zu zwingen, als mit seinem
Auto rechts zu fahren (Als ob...). Aus diesem Grund kann man auf
die heutige Generation Erwachsener kaum zählen, wenn es um
Änderungen in ihrer Lebensweise geht, die angebracht sind, um
die krassesten Auswirkungen des Industriezeitalter zu mildern.

Immerhin hat es aber einen Paradigmenwechsel gegeben, die


Zeichen stehen bereits auf Umdenken, was sich aber noch kaum auf
den konkreten Lebensstil ausgewirkt hat, der sich nach dem Weltkrieg
blitzartig entwickeln konnte, aber bereits jetzt furchterregend statisch
wirkt, ja, beinahe traditionell.

Solche Observationen tönen vielleicht gefährlich in den Ohren von


Traditionalisten (der Moderne). Aber sie tönen auch nach Arbeit,
hochzukrempelnden Ärmeln, Wirtschaftsaufschwung in neue
Richtungen. Die Alternativenergien machen es vor. Wieviele
hundertausend Jobs hängen in Deutschland bereits an ihnen? Bravo!
Weiter so! Neue Energien sind erst der Anfang. Vielleicht definieren
sich ja Kulturen immer mehr über ihre Energiegewinnung. Dann ist
Deutschland auf dem Weg in eine neue Kultur, ebenso wie Dänemark
und jedes weitere Land, das die verflixte Ölabhängigkeit, bzw. die
Abhängigkeit von diesen Industrien, abbaut.

Was war zuerst, die Kultur, oder die Energie, die sie antreibt? Ist es
unsere “Raucherkultur”, die uns in dieser fossilen Zwangsjacke
festzuhalten versucht? Sind wir insgeheim CO2 süchtig, brauchen
Rauchgeruch in unseren fossilen Kleidern, um in Fahrt zu kommen?

47. Kapitel Menschen braucht es nur noch als Ausbrüter

Auch die Mode ist in einer Sackgasse. Zumindest scheint mir, als ob
wir aus einer solchen beliefert werden. Dezente – sprich beliebige –
Klamotten mit grossen Labels. Uni, kunstlos, unverziert, langweilige
Baumwolle, von uns ferngedüngt in China, oder China, oder China.
Dem Mutterland aller Uniformen. Freiwillig unterstellen wir uns dem
Diktat endlos vieler Marken, die kaum unterscheidbar sind. Um als
Individualisten in der Masse nicht aufzufallen...

Dieses Paradox zu lösen, gelingt wohl auch am Besten dem von


Natur aus innovativen Geist der Jugend. So wir diesen zulassen und
fördern, und ihre Bedürfnisse nach Originalität nicht nur den Marken
überlassen. Dies ein Plädoyer für schrankenlose Freiheit der Jugend,
in der Ausgestaltung IHRES Lebensstils in allen Dimensionen der
Mode. ZEIGT ES UNS!

Macht uns vor, wie man einen die Verschwendung von Resourcen
fördernden Lebensstil ersetzen kann, durch neue Techniken und
Resourcen, wo Klugheit mehr zählt, als Kraft. Dies ist Voraussetzung,
nicht die Folge, kultureller Identität, die das Lokale einschliesst, aber
das Globale nicht verleugnet - höchstens zurückdrängt im Materiellen.

Daran zu arbeiten, Märkte zu schaffen, wo sich der Geldfluss in


kleineren Kreisen dreht, um den Launen der Weltwirtschaft weniger
ausgeliefert zu sein, weniger Energie in den Transport und die Logistik
stecken zu müssen, lieber “on demand” zu produzieren, damit
weniger unverkäufliche Ware hängen bleibt, daran zu arbeiten, ist
sinnvoll wie nie zuvor! (Ich kenne einen Lastwagenfahrer, der hat den
“Vertrauensjob”, bei einem Schweizer Warenhaus unverkaufte Waren
zu einer Müllverbrennungsanlage zu karren. Er hat viel zu tun und
fährt immer nachts...)

Wir leben in einer Zeit sich verwirklichender Selbstzwecke, die einer


technischen Logik folgen und den Menschen nur als Ausdenker und
Ausbrüter braucht. Als Zuträger seines eigenen technischen Selbst.
Wäre Technik fähig, sich automatisch zu reproduzieren, zweifeln wir,
dass sie es täte? Natur zeigt uns, dass es dazu kein Bewusstsein
braucht. Es reicht ein “Götterfunke”, eine geniale Idee. Ob sie
Zellteilung heisst, oder verordneter Aufschwung ist unwichtig. Leben
ist das Resultat aus ursprünglichem Chaos. Technik ist das Resultat
aus dem Chaos menschlicher Ideen. AN SICH geplant war Technik
nie, nur kleine Komponenten wurden bewusst erfunden. Die konkrete
Technik unserer Zeit hat sich ERGEBEN. Das Internet: Es wurde erst
möglich durch unzählige Einzelerfindungen. Jede hatte ein Ziel, aber
kaum EINE hatte das Ziel, DAS Internet zu erfinden.
Und was sich daraus entwickeln wird, in den nächsten hundert
Jahren, ist total offen. Kollaps, Big Brother is watching you!, die totale
Freiheit des Wortes? Gefolgt vom babylonischen Einknicken der
letzten Kommunikation? Oder das grosse Völkerverständnis? Oder
Cyberwar und Anarchie? Niemand weiss es, aber in hundert Jahren
wissen es ALLE! (Dank Internet...)

In der Evolution ist es mehrere Male zu grossen Katastrophen


gekommen, die ganze Artenstämme vernichtet hat, die Dinosaurier
zum Beispiel. Unserer allgegenwärtigen Technik steht eine ähnliche
Katastrophe bevor, wie vor Millionen Jahren dem Leben. Und zwar,
weil über Kurz oder ein klein bisschen Länger der Sprit ausgeht. Was
wiederum nicht die Technik AN SICH ans Ende ihres Daseins bringt,
sehr wohl aber UNSERE Dinosaurier...
Was auch immer wir uns an Alternativen einfallen lassen, keine
Energie wird so einfach verfügbar sein wie Öl – könnte man meinen.
Wenn man die ganzen Prozesse bis der Sprit aus dem Hahn fliesst
ignoriert. Von scheinbarer Logik gepolt, versuchen wir den
“Tyrannosaurus Merz” vor dem Aussterben zu retten. Millionen
freiwillige Helfer in Automobilclubs schauen mitleidig auf die ersten
“Rollversuche” alternativer, kleiner, wendiger, geräuschloser Vehikel,
die sich in Nischen bilden.

Aus Gewohnheit lieben wir das Grosse, Starke, jedoch zeigt uns die
Natur, dass das Kleine, Intelligente oft gewinnt. Auch in der Technik.
Würde der individuelle Nahverkehr einer strikt ökonomischen
Kosten/Nutzenrechnung unterworfen, würde alles anders aussehen
und fast reibungslos funktionieren! Strassen sind aber eher Laufstege
persönlicher Eitelkeiten, als Ergebnisse des Verlangens nach
reibungsloser Mobilität. “Gestört” von einem stetig anwachsenden
Schwerverkehr, entpuppt sich unser Verkehrschaos als eine täglich
gelebte Groteske, für die einstmals unsere Kinder noch Fragen haben
werden.
So uns irgendeine Restmenge an Fairness gegenüber unseren
Nachkommen noch helfen möge, sind wir am hinteren Ende des
Automobilbooms angelangt. Am Ende eines wahrlich gelebten
Traums. Die Zeichen der Zeit ändern sich, die Träume verabschieden
sich, zumindest aus Europa. Während Berlin, die Trendstadt Europas,
aufs Fahrrad umsteigt, steigt Beijing vom Fahrrad aufs Auto um. Im
Land der aufgehenden Sonne sieht man die Sonne nicht mehr. Aber
auch in Beijing erkennt man die Zeichen der Zeit. Die Neuzulassung
von Autos ist ab nächstem Jahr auf eine Viertelmillion begrenzt...

Unsere Städte werden zu Fehlkonstruktionen, wenn wir sie weiterhin


dem Autoverkehr zur freien Verfügung stellen. Diese Einsicht
verbreitet sich und führt zu allerlei originellen Massnahmen, die aber
erst ein Anfang sind. Das Demokratiegefühl leidet sonst, da ein
grosser Teil der Autos von der Region ausserhalb kommen, der
Städter aber immer mehr auf Alternativen ausweicht. Städte sind per
Definition offene Räume mit der grössten kulturellen Dichte und dem
breitesten materiellen Angebot. Trotzdem sollte man sie nicht zu
Shoppingcentern für Fernfahrer verkommen lassen! Mit mehr
Parkplätzen als Parks.

Das schier unlösbare Problem des Automobils, ob elektrisch,


oder “klassisch”, ist und bleibt die Tatsache, dass es
mechanisch primär ein AUTO befördert, nicht AutoFAHRER!

Lösungen für dieses Problem sind eher als von der Autoindustrie, von
Skatebordtüftlern zu erwarten, von Bastler, ja, von Amateuren
(übersetzt: die was sie TUN LIEBENDE). Sie sind besser positioniert,
Transportmittel für Menschen zu bauen. Ja, durchaus auch fett
gepolsterte und crashsichere Kleinstmobile für den Rentner!
Liegevelos für Eilige. Schwerfahrräder für den Transport. Mobile
Crepebuden mit Pedalantrieb. Tandemgezogene Müllanhänger.
Recyclingtonnen auf Skatebordrädern. Werkstatträder für
Handwerker. Rollende Eisdielen. Genau! Alles, was den Asiaten
schon längst eingefallen ist – plus UNS noch einfallbar wäre... Wir
finden doch eh die Asiaten so toll! Was gibt es stilvolleres, als in einer
Rikscha zur Arbeit gestrampelt zu werden, liebe Manager?

Mikroelektronik, Mikrotransportmittel, Mikrofabriken. Die beste


Richtung, in der sich unsere Lebensweise weiter entfalten kann, ist in
Richtung Mikrokosmos. Hoch lebe der intelligente Zwerg! Der
materiell verdichtete Glückspilz.

Ebenso wie ein Städter keinen eigenen Garten mehr hat, verliert er
auch zunehmend das Recht, die Stadt mit seinem Auto zu möblieren.
Es sei denn..., er lässt es unverschlossen stehen und offeriert es der
Allgemeinheit als wettergeschütze Parkbank und Ruheraum für
Obdachlose, denn Parkplatzgebühren werden fast ausnahmslos
MASSIV von der Allgemeinheit subventioniert. Eine Gemeinheit
gegenüber denen, die keine eigene “Droschke” haben. Ebenso wie es
irgendwann ein Anachronismus wurde, in der Stadt ein Pferd zu
haben, wird es unzeitgemäss, Autos in Städte zu lassen, ohne dass
sie mindestens zur Hälfte voll sind. Alleine diese Vorgabe würde den
Verkehr massiv reduzieren. Es hätte dann wieder Platz für Pferde...

Wo es längst selbstverständlich ist, die Natur kollektiv zu


benutzen, in Form von Stadtparks, sollten öffentliche
Verkehrsmittel kostenlos sein! Subventioniert von realistischen
Parkplatzgebühren für Autos. Als auch durch eine milde
Zurückhaltung beim Einkauf neuer Busse, Strassenbahnen etc. San
Franziscostyl also, statt gnadenlosem technischen Fortschritt um des
technischen Fortschritts wegen.

Seit Jahrzehnten habe ich immer wieder mal das zweifelhafte


Vergnügen, das Hochrüsten des öffentlichen Verkehrs der Schweiz
durch explodierende Fahrpreise mitzufinanzieren. Er wird immer
perfekter, NOCH pünktlicher, fährt im Takt und verbindet jeden
Hühnerhof mit jeder Bank. Die Busse sind fast geräuschlos, neigen
sich zum Einsteigen zur Seite, haben Monitore, um über
Verspätungen Bescheid zu wissen - und sind meistens leer. Ausser
zur Stosszeit, wenn sie im Autoverkehr stecken bleiben, dann sind sie
voll wie Sardinendosen.
Die Karten der Busnetze sehen wie Schaltkreise aus, man fühlt sich
als Elektron wenn man einsteigt. Mehr als öffentliche Transportmittel,
sind es Transportmittel, die Anonymität (be)fördern. Sie entbehren
jeglichen Sinn, ausser zu transportieren.

Der Umbau vom öffentlichen Transportmittel, wo man sich sicher und


aufgehoben fühlte, zum anonymen Transportmittel, fand genau in dem
Moment statt, als der Billeteur, der Schaffner, der mitreisende
Kassierer, Auskunftgeber, Witzeerzähler, ersetzt wurde durch einen
Automaten. Diese Automaten haben ein paar Arbeitsplätze
geschaffen, als auch Tausende Arbeitsplätze gekostet - nebst
Menschenleben durch von Anonymität begünstigter Gewalt. Dass
diese Gefahr potentielle Umsteiger weiter Auto fahren lässt, ist klar!

Diese scheinbare Rationalität, die zum Einsatz solcher Automaten in


Europa geführt hat, hat weder zu billigeren Nahverkehrsmitteln
geführt, noch zu profitablen Betrieben, oft im Gegenteil. Etwa 40
Jahre nach Einführung der “Selbstkontrolle”, wie es die Schweizer
Verkehrsbetriebe griffig formulierten (kenntlich gemacht durch ein
schwarzes Auge in einem gelben Oval), kann einzig EIN Gewinner
klar identifiziert werden: Der Produzent der Automaten, die “dank”
Vandalismus regelmässig ersetzt werden müssen. Und als Folge
davon, eine ganze Kaskade weiterer “Sicherheitsmassnahmen”,
Videokameras also, Monitore, Sicherheitspersonal, die allerdings mit
der Qualität einstmaliger Ticketverkäufer wenig gemeinsam haben.
Ihre Aufgabe ist nicht eine allgemeine, im weiten Sinn öffentliche,
sondern eine spezifisch die Sicherheit wahrende, autoritäre. Kaum
Witzeerzähler...

Die singulär beste Massnahme, um öffentliche Transportmittel wieder


populär, ja, SALONFÄHIG zu machen, wäre die einfache Möglichkeit,
einsteigen zu dürfen, einem Billeteur sagen zu dürfen, wo man hin
will, einen Preis genannt zu kriegen (ohne dass man sich gleich
setzen muss), eventuell mit einem Lächeln verbunden das Retourgeld
zu kriegen, um danach die Fahrt zu geniessen... Ich sage dies auf das
erhebliche Risiko, für einen Romantiker gehalten zu werden, was ich
keineswegs leugne!

Tief drinnen ist Jeder ein Romantiker, nicht ausschliesslich, aber


AUCH. Ohne Romantik fühlt sich die Umgebung trocken an, nüchtern,
belanglos, auch wenn sie funktioniert.
Kaum ein Bereich in der Öffentlichkeit liess sich bis vor kurzer Zeit mit
so viel romantischer Faszination verbinden – ich weiss, und mit
muffigen Abteils, kalten Klos etc. – wie Züge, Busse, Schiffe. Nebst
der nackten Funktion des befördert Werdens erfuhr man auch die
Raum überbrückenden Werte der Schönheit via der dekorativen
Symbolik der Transportmittel. Was der Individualverkehr kaum bieten
konnte, boten Züge, Bahnhöfe, Busse in Reinkultur. Eine Bühne des
eigenen Stils, in dem Jeder Akteur, als auch Zuschauer sein konnte,
ohne Zwang. Ausser dem, sich voneinander nicht entfernen zu
können, verpflichtet zu sein, über kurz oder lang im engsten Kreis
zufällig Zusammengewürfelter zu sein. Mit der Chance, dabei
Bekanntschaft zu machen, sich aber zumindest wahrnehmen zu
müssen, aneinander teilzuhaben. Ohne Worte, oder im Gespräch mit
dem Gegenüber, bewusst oder unbewusst sich einem nicht nur
funktionellen Transportmittel, sondern auch ästhetischen Vorschlag
auszuliefern.

Diese Zeiten sind vorbei, ausser, dass man immer noch eng
nebeneinander sitzt. Die Zweckmässigkeit des Transportmittels führt
aber kaum mehr zu Gesprächen. Wo alles perfekt funktioniert, kann
man sich nicht mal mehr durch gemeinsames Schimpfen erkenntlich
zeigen. Soziale Kontakte entstehen nur noch, wenn Züge stecken
bleiben. Der diskussionsfördernde ästhetische Vorschlag einstiger
Massentransportmittel ist technischem Sachzwang gewichen. Der
Effekt ist derselbe, wie wenn man öffentliche Parks dahingehend
modernisieren würde, dass alle Bäume durch sturmfeste
Betonschirme ersetzt würden, damit das Risiko entfällt, dass jemand
von einem Ast getroffen wird, oder man vom Regen nass wird. Mit
Videokameras hinter den Plastikbüschen, der Sicherheit halber. Und
10 Euro Eintritt bitte nicht vergessen!
Zugegeben, der Vergleich hinkt wie ein einbeiniger Pirat. Der Park ist
ein Ziel IN SICH, ein Endzweck, während der öffentliche Verkehr
bloss Mittel zum Zweck ist, zu funktionieren hat, pünktlich sein soll,
effizient und möglichst schnell. Dieses Unterscheiden birgt aber auch
Probleme. Es vertieft die Kluft zwischen zwei immer getrennteren
Lebensmodis, dem Rationalen und dem Sinnlichen. Der Erwerbswelt
und der Genusswelt. Der Unfreiheit und der Freiheit...

Parks sind ein Sinnbild bürgerlicher Freiheiten, eine demokratische


Chance, denn Jeder kann sich in ihnen aufhalten, ob laufend, gehend,
joggend, sitzend, liegend, dösend, philosophierend mit Anderen,
Selbstgespräche führend, jodend, pfeifend, essend, trinkend, Enten
fütternd, liebend in einem Gebüsch, mancherorts sogar nackt badend.
Gratis und ohne Konsumzwang. Man muss auch keinen Pass und
kein Abo zeigen. Keine Kleiderordnung und keine Vorschrift, in einer
bestimmten Richtung durch den Park schlendern zu müssen.

Und als Höhepunkt geistiger Freiheit in Parks (es gibt Ausnahmen...)


das eine oder andere Kunstwerk, das als Fokuspunkt für Tagträumer
dient, als Inspiration für Künstlerseelen, als Objekt ohne Funktion,
oder als Anknüpfungspunkt für Diskussionen. SCHÖNE neue Welt!
Neu von der Idee her (des emanzipierten Bürgertums), gleichzeitig alt
und inspiriert von den Griechen. Eine Stadt lebt durch ihre Parks,
nicht Parkhäuser!

Vielleicht..., würde es öffentlichen Verkehrsmitteln gut tun, sich


zumindest homöopathisch von öffentlichen Parks inspirieren zu
lassen. Blumen statt Werbung zum Beispiel, auch wegen dem Duft in
den Strassenbahnen. Schiefertafeln mit Kreide für die Kinder oder
fahrende Poeten, statt Werbung. Stört doch nicht, oder? Ein Gedicht,
ein Spruch des Tages, eine Karikatur. Die allgemeine Sprachlosigkeit
wird kaum gestört, wenn die Kreide etwas quietscht... Die
Strassenbahn quietscht viel MEHR!

Geigenspieler am Abend täten gut, vorselektioniert natürlich, mit


Ausweis und 7 Stempeln. Satt die Bremer Stadtmusikanten, die die
Strassenbahnen entern und erst aufhören “La Paloma” zu spielen,
wenn man zahlt. Ich fände auch den massiven Einsatz lizenzierter
Spassmacher in den Morgenstunden angebracht, jedenfalls in Basel!
Fliegende Kaffee- und Teeausschenker mit Fairtradesorten und
Genehmigungsplakette am Rever und sauberen Fingernägeln.
Wieder: East meets West! Diese Leichtigkeit des Lebens in einer
rauen Wirklichkeit. Es brauchen ja nicht rollende KIOSKS zu sein mit
27 Aluschubladen, die dem Reisenden im Weg sind. Lieber billiger
und flexibler! Besser, EINE Sorte Tee, die man auf dem Weg zur
Arbeit schlürfen darf - als GAR KEINE! Qualität statt keine Auswahl...

Tönt doch gut..., meine kleinen Experimente mit der Wirklichkeit?


Der Moderne werden nicht gleich die Zahnräder klappern, wenn
man sie mit fliegenden Teehändlern verbindet. Oder?

Nach eingehenden Beobachtungen unseres Zeitalters, glaube ich


aber, obige Frage leider bejahen zu müssen. Da würde allerhand
“klappern”! Als TRÄUMER möchte ich obige Skizzen einer nur sanft
anderen Wirklichkeit im öffentlichen Verkehr für problemlos umsetzbar
halten. Als REALIST kann ich es nicht!
Die Abkehr von einer vollautomatisierten Massentransportkultur mag
aus individueller Perspektive erstrebenswert sein, aus kollektiver aber
kaum. Man gönnt sich lieber NICHTS, als allen ETWAS. Freiheit,
Musse, Zeit sucht jeder für SICH, gönnt sie vielleicht einem kleinen
Kreis Auserwählter – aber NIE der Masse!
Lieber sich der Unfreiheit unterwerfen, als der Freiheit Anderer
ausgesetzt zu sein! Wobei das Wort Freiheit mit dem Wort
Menschlichkeit ersetzt werden kann. DARUM unterliegt fast jeder
Lebensbereich wirtschaftlich begründeter Logik, die durchgehend in
technischem Sachzwang mündet. Konkret: Ein TeeAUTOMAT, warum
NICHT..! Ein TeeVERKÄUFER? Ja, wo kämen wir denn DA hin! Das
wäre ja wie BAGDAD...

Auch wenn vermehrt Autofahrer auf öffentliche Transportmittel


umsteigen würden, wenn Busfahren einfach gesagt mehr SPASS
machen würde, ist es trotzdem undenkbar, dass es je wieder
Billeteure geben wird, bei denen man von Mensch zu Mensch, unter
Ausnutzung der einfachsten Kommunikation – der Sprache – sich ein
Ticket kaufen kann. Auch wenn durch ein paar solche Massnahmen
am Schluss die Luftqualität einer ganzen Stadt verbessert würde,
Kinder weniger Atemswegerkrankungen hätten, auch wenn die Erde
vor einem steigenden Meeresspiegel gerettet würde..., durch die
wieder eingesetzten Schaffner, Blumen, Geigenspieler, Clowns und
Schiefertafeln – auch wenn es DADURCH zum plötzlichen Frieden im
Nahen Osten käme, in Somalia, in Korea..., wenn plötzlich die Kinder
unserer Kinder wieder eine Chance hätten auf ein gutes Leben, der
Fortbestand der ganzen Spezies Mensch davon abhinge, so wäre
selbst DIESER klitzekleine Schritt in eine andere Richtung TOTAL
unmöglich!

Alleine der Verdacht, es könnte sich um einen RÜCKSCHRITT


handeln, würde eine satte Mehrheit empören. Die Annahme, dass
alles, was nicht bolzengerade VORWÄRTS geht, ZURÜCK geht, ist
Folge einer eindimensionalen – auf Geld fixierten – Leitkultur, die nicht
nur die Schweiz anführt, sondern bald die ganze Welt!

In welche der manigfaltigen Katastrophen, die sich bereits am


Horizont ankünden, unser Weg in die Zukunft uns oder unsere
Nachkommen auch führen mag, das einzig Sichere ist, dass wir uns
auf stahlharten Schienen darauf zubewegen. Von STEUERN kann gar
nicht die REDE sein! Die Schienen heissen Rationalisierung und
Sachzwang. Zusammen entspringen sie dem (un)heimlichen
Einverständnis, dass es sich bei uns Menschen um technische
Kreaturen handelt, deren Bedürfnis nach Resourcen, Energie,
Mobilität oberste Priorität hat. Grössere Stromausfälle ernten
heutzutage gleich dicke Schlagzeilen wie Erdbeben oder Epidemien.
Menschen OHNE Stromversorgung gelten als hilfsbedürftig, egal in
welcher Klimazone sie “vegetieren”, oder ob sie genug zu Essen
haben. Hauptsache sie haben Mikrowelle.

Diesem stillen Einverständnis in den Menschen als technisches


Wesen, folgt Einverständnis in Rationalisierung in jedem Sektor,
ausser es betrifft den eigenen. Roboter finden mehr Zuwendung als
Menschen, versprechen sie doch Präzision und Neutralität, die kein
Mensch so bieten kann. Der Fahrkartenautomat behandelt jede
Person in stoischem Gleichmut. Man erntet keinen blöden Blick, wenn
man ein Pflaster auf der Nase hat, frau fühlt sich nicht verunsichert,
weil der Billeteur ihre Frisur mustert, während sie das Portemonnaie
sucht. In Ruhe gelassen zu werden von jeder Form menschlicher
Inspektion wird zur Voraussetzung eigenen Wohlgefühls.
Abschliessbare Einzelkabinen in Zügen dürften bald in Erwägung
gezogen werden, mit Highspeed Internet natürlich und Kaffeautomat.

Menschen bei der Arbeit zu sehen ist schwer geworden. Kinder haben
keine Chance mehr, Handwerkern bei der Entstehung von Gütern
zuzuschauen, dies ALLEINE ein herber Verlust! Nicht mehr Teil des
Stolzes - nur noch ein Job - verbirgt Arbeit sich zunehmend hinter
einer Scham, dass man dieser überhaupt nachzugehen hat. Gefüttert
durch Medien, die den Alltag am Pool sitzender Promis portraitieren,
fühlt sich jeder als Versager, der mit 30 noch arbeiten muss. (Wer mit
30 noch nicht MILLIARDÄR ist, hat kaum eine Chance: O-Ton eines
jungen, erfolgreichen Internetunternehmers im Jahre 1999...) Um die
Scham wegzugrinsen, noch arbeiten zu MÜSSEN, behandelt man
beim Einkaufen Verkaufspersonal mit blankem Zynismus und weint
ihne keine Träne nach, wenn sie demnächst durch RDF-Chips
(drahtlos ablesbare Preisschilder) wegrationalisiert werden.
Moralisch sind wir vorkonditioniert für Shoppingcenter, wo man wie im
Schlaraffenland alles aus dem Regal nehmen und wortlos mitnehmen
kann, da am Ausgang alles automatisch von unserem Konto
abgebucht wird. Wir sind keineswegs beunruhigt, wenn unsere Welt
jeden Tag anonymer wird und der MENSCH ersetzt wird durch
Technologie, Hauptsache alles geht SCHNELLER!
Als Ausgleich zu diesem Stress wird alles Äussere vernachlässigbarer
für unsere individuelle, samtausgeschlagene Welt im Innern. (Wozu
durchaus auch unser Heer an Facebookfreunden zählt...) Die Stadt
der Zukunft droht eine Versammlung gegenüber den Anderen
rätselhafter Individuen zu werden, die ungeachtet ihrer diskret im
Beruf ausgeübten Spezialisierungen, sich alleine durch zur
Schau getragene Statussymbole unterscheiden.

Dass man als Passagier eines Stadtbusses zur Verliererseite gehört,


ist man sich insgeheim längst einig. Und dass man Verlierern nur per
Roboter Tickets verkaufen SOLLTE, als auch ihnen keinen Kaffee
oder gar Kuchen anbieten sollte, oder sie gar mit Geigenmusik bei
Laune halten sollte, dass all das nicht sein DARF, entspricht der
zynischen Logik unseres frisch polierten Klassendenkens. Dem
“einfachen” Angestellten wäre es wohl PEINLICH, im öffentlichen
Verkehr einen Strauss Blumen vor der Nase zu haben. Ihm (IHR
vielleicht weniger) käme der leise Verdacht, dass hier Fahrgeld
zweckentfremdet wird.
Diese Bedenken kommen aber kaum, wenn perfekt funktionierende
Züge, Busse, Strassenbahnen, gegen NOCH perfektere, noch
futuristischere ausgetauscht werden, die aussehen wie Raumschiffe
auf Schienen. Sachzwänge haben einen durch die Moderne
theoretisch entstehenden Zwang zur Menschlichkeit längst das
Wasser abgegraben. Im Zweifelsfall hat der moderne, aufgeklärte,
weltoffene Bürger lieber mit einem Roboter zu tun, als mit einem in
seiner Anonymität belanglos gewordenen Menschen. (Leute stehen
lieber Schlange vor Parkhausautomaten, als beim direkt daneben
liegenden Parkhauswäterhäuschen zu zahlen, wo ein MENSCH sich
hinter einer Kasse zu Tode langweilt...)

48.Kapitel Hilfe zur Selbsthilfe? Lasst mich MIR SELBST helfen!

Was zu dieser Entwicklung beiträgt, ist das soziale Hilfsnetz, das in


institutionalisierter Form vom Staat errichtet wurde. Die Maschen sind
verschieden eng, je nach Land, aber zumindest in Europa lindert es
die Chance, in totale Armut zu sinken, betteln zu müssen oder gar zu
verhungern. Das ist IN SICH eine edle Geste der Moderne. Sie
verführt aber auch zu sozialer Kälte auf zwischenmenschlicher Ebene.
Sie bieten einen Fluchtweg aus dem Gefühl, helfen zu müssen!
Das Risiko, dass Sozialhilfe an die “Falschen” gezahlt wird, ist umso
grösser, je anonymer die Instititution ist, die die Hilfe bietet. Der Bettler
tritt durch sein Auftreten quasi den Armutsbeweis an. Er, bzw. sie,
haben sich ihre Almosen “redlich verdient”, alleine schon durch ihre
Bereitschaft, betteln zu gehen.... und, weil sie den Mitmenschen die
Chance geben, etwas Gutes zu tun. Dies vor Anderen zu tun, verleiht
dem Spender soziales Prestige! Wer SICHTBAR gut sein kann, ist
dies eher, als wenn niemand davon erfährt. Wo nicht mehr gebettelt
wird, hat es der Gönner schwer. Und wo nicht mehr gebettelt werden
DARF, fehlt ein weiterer dünner Faden in unserem sozialen Gewebe.
Er hat seit Ewigkeiten Überfluss und Mangel verknüpft, auf eine einzig
menschliche Art. Bettler haben MICH selten gestört. Sie haben Zeit,
wer hat dies schon? Man kann mit ihnen diskutieren und lachen. Und
hie und da hat man einen Job für sie, weil man ein paar Hände
braucht für den Umzug, oder um das schwere Paket zu bewachen,
das man beim Einkaufsbummel nicht mit sich rumtragen will.

Bettler sind Aussenposten der Menschlichkeit. In einer Zeit des


Raubtierkapitalismus wirken sie schon fast SERIÖS! Auch wenn sie
keine Vorbilder unserer Gesellschaft sind, so sind sie doch gute
Abbilder! Und gute Philosophen und Psychologen. Wer eine
Gesellschaft durchschauen will, betrachte sie am Besten aus der
Schuhperspektive. Wer sich zu Bettlern setzt, erfährt den wahren
Menschen!

Soziale Institutionen haben diese Möglichkeiten gedämpft... Nicht


dass sie den Bettler in die Gesellschaft integriert haben, eher indem
sie ihn desintegrieren! Das eigentliche Netz, lange vor der offenen
Bettelei, ist ja der Clan, der Kreis aus Freunden und Bekannten, die
Nachbarn. Also nicht die öffentliche, sondern die PERSÖNLICHE
Hand, die milde Gabe aus dem engen Kreis, der zugesteckte
Hunderter, das Gespräch unter vier Augen. Die Ermutigung, um vor
dem Abgleiten in Armut zu bewahren, die oft FOLGE der
Vereinsamung ist, nicht deren Ursache. Wir sind von Geburt an
soziale Wesen. Wenn wir nur für UNS SELBST sorgen sollen, fehlt
Manchen das Motiv. Auch wenn unsere Zeit versucht, diesen
Schluss zu entkräften, beweist die Geschichte, dass der Mensch erst
ganz Mensch ist, wenn er für Andere existiert.

So hat das soziale Netz, das man mit anonymen Steuergeldern


mitzufinanzieren HAT, einerseits zu einem höheren Lebensstandart
der sozial GEschwächTEN geführt – was auch die Wirtschaft freut –
aber andererseits auch soziale Kälte salonfähig macht. Ist der Fall
noch so akut, EINES wissen wir: Eine spezialisierte “Armee” von
Sozialarbeitern ist Tag und Nacht unterwegs, Opfer der Moderne in
die Moderne zu retten. KEINER ist von MIR abhängig..., ist eine klare
Beruhigung des sozialen Gewissens (des modernen
Wohlstandsbürgers).

Das Motto “Hilfe zur Selbsthilfe” in weniger hoffnungslosen Fällen, ist


sicher ein gutes Motto. Eine Ausbildung hilft oft, sich selber in die
Gesellschaft zu integrieren. Aber es gibt zahllose Fälle, die dies gar
nicht anstreben! Wegen dem müssen sie nicht hoffnungslose Fälle
sein, die nur durch Hilfe von Aussen überleben. Es sind Menschen,
die ihre eigenen Vorstellungen haben, was Leben und Arbeit heisst,
und was sie daran hindert sind die rigiden Normen: von Montag bis
Freitag, von Acht bis Fünf arbeiten zu müssen! Lieber weniger
arbeiten, weniger verdienen, weniger ausgeben, aber mehr LEBEN,
scheint ein Wunsch zu sein, der doch eigentlich erfüllt werden
(können) sollte, OHNE Millionen auf der Bank zu haben und ist doch
nicht verwerflich! Folgen wir etwa dem Diktat der Wirtschaft, uns voll
und ganz ihr zu WIDMEN? Um dann gut entlöhnt das Geld in die
Wirtschaft zu “reinvestieren”? Also Konsumzwang via Arbeitszwang?

Dies sind vielleicht naive Fragen. Erstens, da sie so offensichtlich


bejaht werden müssen, sobald man nur die Brille geputzt hat.
Zweitens, weil durch den Immobilienboom der letzten Jahre und die
Explosion der Mieten, alleine diese Miete einen so grossen Faktor
darstellt, dass zum LEBEN nicht viel übrigbleibt, wenn man (und
speziell frau) nicht täglich am Rackern ist, am Funktionieren.
Indirekt hat diese Entwicklung (explodierende Immobilienpreise)
natürlich auch die Handelspreise erhöht, aber nicht so stark, weil der
Handel sich auf die grüne Wiese verlagert hat. Aber verbunden mit
wiederum dem Effekt, dass ein Auto zu haben quasi Bürgerpflicht
wurde, was indirekt die “grüne Wiese” verteuert.

In diesem Teufelskreis sich mehr Lebenszeit zu ermöglichen, ohne


zum Sozialfall zu werden, gelingt nur Wenigen. Man nennt sie
Lebenskünstler und begegnet ihnen mit einer Mischung aus Respekt
und Verachtung. Viele unter diesen Wenigen sind Künstler. Dies
anzuerkennen ist man unfähig, weil die Kompetenz für Kunst von der
eigenen Bauchgegend abgetreten wurde, an Kunstinstitutionen, die
einen kleinen Kreis von Stars fördert und den grossen Rest ignoriert.

Der Typ Lebenskünstler wird dadurch am Boden gehalten und zum


Asphaltmaler degradiert, unter denen es aber bemerkenswerte
Genies gibt, in deren Hut sich nicht nur Münzen sammeln. Ich kenne
einen, der wie ein freier, pfeifender Vogel die schönsten Städte
Europas am Boden malend verziert. Da er dazu aber noch einen
schottischen Geschäftssinn hat und eine Box mit Postkarten neben
sich stehen hat, gerät er immer wieder in Schwierigkeiten, weil er mit
dem Verkauf von selbst gemachten Postkarten für ein Euro pro Stück
bereits gegen Gewerbepolizeiliche Verordungen verstösst. Er muss
immer wieder mal eine Busse zahlen. So schnell, so einfach übertritt
man die Gesetze der “freien Marktwirtschaft”...

In dieser und ähnlicher Weise kamen Lebenskünstler einstmals über


die Runden, als man noch Wohnungen für unter 1000 Euro fand, die
Gewerbepolizei noch nicht Büttel der Ladenketten war, die jede
Innenstadt auf individuelle Versuche, selbstständig zu sein, abklopfte.

Ich schwele in Nostalgie... Ich erinnere mich an Helmut Biel, der auf
der Strasse so reissenden Absatz für seine Ölbilder fand, dass er sich
ein Haus BAUEN LASSEN konnte, mit allem drum und dran, inklusive
Wintergarten, auf einem Hügel mitten in Deutschland. (Von ihm weiss
ich, dass dunkle Bilder sich teurer verkaufen lassen, als helle...) Er
war der Prototyp des erfolgreichen Lebenskünstlers. Er wurde nach
seinem Output beurteilt und nicht dumpf verachtet, weil er nicht in
Reih und Glied jeden morgen vor dem Fabriktor stand. Damals, als es
in Europa noch Fabriken gab...

Damals, als es noch nicht so schmerzte, UNTEN zu sein, da wir das


fast Alle waren. Damals, als man noch arbeitete um zu leben und
nicht lebte, um Karriere zu machen. Damals, als man noch froh war,
überhaupt am Leben zu sein unter der Bedrohung der Atombomben
beiderseits des eisernen Vorhangs. Lebt man gar BESSER unter
existentieller Bedrohung, als abgesichert von Institutionen? Die einen
mit sanfter, wohlwollender Güte immer wieder zurückstossen in die
Normen, die sich gebildet haben?

Ich weiss es nicht. Laut neuesten Statistiken sind die Dänen und
Schweizer die glücklichsten Völker der Erde. Und zwar je älter sie
sind, je glücklicher! Ich will dieses Glück nicht relativieren, aber doch
vermuten, dass man sich gerade in solch undurchschaubaren Zeiten
glücklich schätzt, gleichzeitig alt und relativ vermögend zu sein.

(Dass der Prototyp des glücklichen Menschen ein pensionierter Däne


oder Schweizer ist, hilft leider kaum weiter auf der Suche nach einer
erstrebenswerten Zukunft. Ebenso wie ein Rolls Royce vielleicht das
BESTE Auto der Welt ist, aber kaum das Vorbild von Mobilität.)

Um was es in der Integration von Randgruppen geht, ist in etwa


dieser Reihenfolge:
A) das ZULASSEN sich SELBST zu helfen. B) die Hilfe zur
Selbsthilfe. C) die Hilfe in der Not. Aus bereits angedeuteten Gründen
ist die Version A die, die am herausfordernsten ist, da hier primär
etwas zugelassen werden soll, das einzig dem Individuum selbst
nützt, inkl. seiner Kleinfamilie (was aber nicht zählt...), jedoch NICHT
der “Gesellschaft” AN SICH, ausser dass vielleicht – in Form von
Kunst – die Tätigkeit sinnstiftend ist. Was aber auch nicht zählt...

Das einzige was zählt, so befürchte ich, ist, was zählbar ist!
Darunter fällt Kunst also sicher nicht. Und alleine der VERDACHT,
dass hier Künstler Geld verdienen können, OHNE Steuern zu zahlen,
lässt jegliches kommerzielles Interesse eines Lebenskünstlers als
potentielle Gaunerei erscheinen. Nicht zuletzt darum, entscheidet
sich der Staat zunehmend gegen jegliche Strassenkunst, neue
Märkte, illegale Parties, unkontrollierte Bars und Restaurants im
Privaten. Das ZULASSEN, sich SELBST zu helfen, kollidiert mit
dem Anspruch der Bürokratie, über alle geschäflichen
“Zuckungen” jedes Einzelnen informiert zu sein. Es wird lieber via
Behörde GEHOLFEN – mit Steuergeldern – als dass man sich selbst
helfen darf. Eine Frechheit! Auch dem Steuerzahler gegenüber, der
sich diesen Zusammenhängen kaum bewusst ist...

Systembedingt, oder der Psychologie der Masse entsprechend, wird


das ZULASSEN von Selbsthilfe auch von der Bevölkerung nicht nur
mit Wohlwollen bedacht. Sie erfährt immer wieder von spektakulären
Steuerhinterziehungen und glaubt daher oft, wenigstens im Kleinen
auf der Hut sein zu müssen, im Interesse des Ganzen. Wer in einem
Grosskonzern seine Brötchen verdient, will diese auch in einer
Grossbäckerei kaufen. Nicht bei der “arbeitslosen” Nachbarin, die
eigentlich viel besseres Brot bäckt, das kaum mehr kostet.

So scheisst der Teufel immer auf denselben Haufen, wie mein Vater
zu sagen pflegte. Und so ist auch der Erzfeind des Lebenskünstlers
nicht die Gewerbepolizei, sondern der schwerhörige Rentner, der
keine Strassenmusik vor seinem Haus duldet. Im Kommunismus
herrschte Gesinnungsschnüffelei, der Kapitalismus fördert
Gewerbeschnüffelei. War es dort und damals verboten, bestimmte
Dinge zu SAGEN, ist es hier und jetzt verboten, gewisse Dinge zu
VERKAUFEN.
Zumindest das WIE es verkauft wird, wird mit Argusaugen überwacht.
Eine Gewerbestasi durchforstet neuerdings auch das Internet nach
klammheimlichen Gewinnern, die es zur Kasse zu bitten gilt. Wer sich
selbst einen klitzekleinen Brosamen am wirtschaftlichen Kuchen
wegpicken will, stösst schnell auf Widerstand. Nur wer “ordentlich”,
also mit erdrückenden Bankkrediten und Mieten, die tausendste
Franchisingfiliale für Salzbrezel aufmacht, hilft sich systemkonform.
Als Geschäftsmodell für angehende Lebenskünstler ist dies kaum
geeignet, was die breite Masse mit einem Schulterzucken quittiert.

Solche Regeln interessiert diese wohl weniger, als die Sorge um


Meinungsfreiheit die Einwohner der damaligen DDR interessiert hat.
Die “natürlich” AUCH die Gewerbefreiheit des Einzelnen so strikt
eingeschränkt hat, dass von Freiheit nicht geredet werden kann.
Trotzdem – oder GERADE unter diesen Verhältnissen – blühte
Meinungs- und Gewerbefreiheit im Privaten. Die wahre Solidarität der
Mehrheit war nicht die gegenüber dem totalitären Staat, sondern
untereinander. Aufrechterhalten durch die Offensichtlichkeit, mit der
das Individuum gegängelt wurde, entstand im Innern ein
Zusammenhalt, der als Vorbild aber trotzdem kaum dienen kann, weil
die “schöne neue Welt” uns heute auf ganz andere Weise gängelt.
Scheinbar um unser eigenes Wohl bemüht, werden wir alle in das
Kaufhaus des Westens getrieben. Und sonst nichts! Nichts!

49. Kapitel Spiel mir das Lied vom Leben!

Parallelen mit der Entwicklungshilfe sind kein Zufall. Auch sie dient
Wirtschaftsinteressen. Via seine Einsicht, IRGENDWIE sozial handeln
zu müssen, wird der Steuerzahler zu einer schwer sichtbaren
Quersubventionierung der Wirtschaft gezwungen. Ein gutes Beispiel
ist der Staat der Solomonen. Reich an Resourcen wie Gold, Silber,
Nickel, Holz und Fisch, leidet dieser Inselstaat an bitterer Armut. Aus
diesen Gründen wimmelt es nur so von Entwicklungshelfern.
Die Gründe sind aber NICHT die bittere Armut, sondern die
Resourcen. Läppische 10% vom geförderten Goldwert bleiben im
Land hängen, die HÄLFTE davon im Gouvernement. 50 Australische
Dollar kommen für jede TONNE Fisch ins Land, etwa 70 US Dollar für
jeden Kubikmeter Tropenholz, der in China zu Bodenbelägen
verarbeitet wird, der in der Schweiz die Villen von stolzen Davosern
ausstaffiert.

Das übliche Übel also. Weltwirtschaft zum Wohl Einzelner. In den


Solomonen wird derweil den Einwohnern das Allernötigste finanziert,
aber kein Cent mehr. Resultat ist ein Volk von Bettlern, die auf
gerodeten Goldbergen wohnen. Ein angenehmer Kontrast ist
Vanuatu, ein Inselstaat gleich daneben, aber ohne die geringsten
Resourcen. DAHER kaum Entwicklungshelfer. Armut, aber keine
bittere... Alleine gelassen und DADURCH clever geblieben im sich
selbst Helfen, lebt hier das glücklichste Volk der Erde von Fischfang,
Süsskartoffeln und unverseuchtem Quellwasser.

DASS es das glücklichste Volk der Erde ist, ergab die weltweite
Studie einer Englischen Universität im Jahre 2006. O-Ton einer
grossen Schweizer Tageszeitung zu dieser Studie: “Die glücklichsten
Menschen der Erde gibt es da, wo man sie am Wenigsten vermutet,
auf Inseln in der Südsee....” (Als ob irgendjemand DAS wundern
würde!) Da das aber nicht sein DURFTE, ergaben zwei weitere
zwischenzeitlich gemachte Studien (ich glaube es war diesmal eine
Uni in Frankreich), dass die Glücklichsten, wie gesagt - wie sich
gehört - in der Schweiz leben, Dänemark etc. Man will JA keine
Zweifel aufkommen lassen an der Richtigkeit des Fortschritts, der
gerade in diesen zwei hübschen Kleinstaaten wirklich fortgeschritten
ist! So weit, dass er kaum mehr logisch begründbar erscheint...

Wer einen Doktor in Zynismus machen will, wird am besten Mediziner.


Medizin ist nicht mein Gebiet, dafür ist mein Freund M. zuständig, der
mich auf dem Laufenden und bei Laune hält.
Dass Bevölkerungsexplosion auch eine Folge der Medizin ist, nun ja,
für das braucht man nicht zu studieren. Den Fortschritt der Medizin
GLOBAL als GUT anzuerkennen..., setzt kaum weniger Zynismus
voraus, als ihn verkehrt zu finden. In diesem Dilemma lebt zwar nicht
der einzelne Arzt, aber DIE Medizin vielleicht.

Mein alter Freund Dr. M. ist im Knochenbusiness, und das ist in der
Schweiz ein gutes Gebiet, vor allem im Winter, nach Weihnachten.
Die “besten” Sportunfälle passieren, weil sich Menschen entweder
kaum bewegen und Paraplegikern gleich jede noch so kleine Distanz
auf Rädern gerollt sein wollen... ODER (Modus B), sie bewegen sich
plötzlich, wie wenn sie einen frisierten Rasenmähermotor im Hintern
montiert haben. Kaum mit neuem Sportgerät ausgerüstet, rastet
jegliche Logik aus und das verrostete Skelett reisst... Herrlich! M. hat
eine Motoryacht, fliegt oft zu Golfturnieren und hält sich das Jahr
durch am OP Tisch fit. Er schraubt neue Hüftgelenke in Greise, damit
diese bald wieder joggen können und ihre Tage nicht zwischen
Zeitungslesen und Baukränen zuschauen verbringen müssen.

Binär gepolt, geht der moderne Mensch entweder überhaupt


nicht, oder er hetzt. Reines, gemütliches GEHEN kommt beim
Mitteleuropäer praktisch nicht mehr vor, ausser wenn sein Hund
müde ist.

Die letzten sozial schwachen Kinder, die noch nicht von ihrer Mutter
im Porsche Cayenne zur Schule chauffiert werden, müssen rennen -
um dann rechtzeitig zu Scheintod gelangweilt dazusitzen, weil der
halbe Lehrstoff Schnee von Gestern ist. Der unter dem Mikroskop auf
Restspuren Logik, oder gar Relevanz fürs Leben untersucht sein will.
In den Pausen ein paar Schlägereien und verwandte Leibesübungen,
versinkt das Skelett schnell wieder in Totenstarre, um das Geburtsjahr
Nepukadnezars zu erfahren, oder das Verhältnis zwischen X Quadrat
und Y Quadrat. Nicht mal in der Nase darf gebohrt werden!

Draussen vor dem Klassenfenster jagen sich derweil quietschende


Jaguare gegenseitig die Vorfahrt vor der Nase weg, was von
wesentlich grösserer Bedeutung ist! Schon in der Schule werden wir
auf zwei Bewegungsformen konditioniert. Stillstand oder Wettlauf.
Auch dies eine Folge der Eindimensionalität, die schleichend immer
mehr Gebiete umfasst. Die Technik verhilft uns dazu. Eine Lampe ist
an, oder aus. Ein Mensch lebt oder ist tot. Am Ende des Lebens
werden wir zum Daseinsgrund lebenserhaltender Maschinen und
beenden es dank diesen ein paar Tage später als geplant, meist als
gerade werdende Sinuskurve auf einem Flachbildschirm. Unsere
letzten Äusserungen sind digital. Sobald man tot ist, wird von On auf
Off gekippt.

Die Vermutung, dass es Kinder braucht, statt Ärtzte, habe ich


ausnahmsweise in dem Gebiet NICHT! Ich bin ein träumender Realist,
kein Spinner! Aber ich träume... Und ich träume, wie es sein muss,
angebunden ans Bett dazuliegen und auf das Ende zu warten. Was
gibt es da noch zu tun?

Was hilft uns, Sinn zu finden, spätestens kurz vor Schluss? Egal wie
nüchtern man gelebt hat, unwichtig, wie viel man gerackert hat, hängt
unsichtbar ein feines Fragezeichen über unseren Köpfen: War das
Leben lebenswert? Oder so ähnlich.

Die moderne Medizin gibt Wenig her, ebenso moderner Zynismus. Die
Bibel, der Koran mag Antworten liefern, aber es sind nicht unsere
Antworten, sondern überlieferte Formeln des Glücks. Worte.
Buchstaben. Uralte Symbole. Manchen helfen sie, manchen nicht.

So wie Bettler Aussenposten der Menschheit sind, sind Alte dies auch,
wenn auch in einer anderen Dimension. Und ebenso wie der
Überfluss einen kleinen Kanal offen halten sollte zum Mangel hin,
braucht es den Verbindungskanal vom Überfluss an Lebensenergie,
-freude, -zeit, hin zum Mangel an noch verbleibender Zeit. Die beste
Medizin für Alte sind Kinder, das Lachen des frischen Lebens. WO
und WIE gräbt sich dieser Kanal durch so getrennten Welten?

Kinder können keine Ärzte ersetzen, nur Botschafter des Lebens sein.
Und das in so starkem Masse, dass Ärzte vielleicht etwas mehr Zeit
bekämen... Wenn Lachen die beste Medizin ist, dann sind Kinder die
besten Pharmaproduzenten der Zukunft!

Ich vermute... Ich vermute – da ich selber so gesund bin, dass ich seit
Ewigkeiten kein Spitalzimmer mehr aus der Bettenperspektive
gesehen habe – ich VERMUTE also bloss, dass sie weiterhin weiss
und sauber sind, die Betten, die Wände, die Decke, und dass
ordentlich in der Mitte der Wand ein Bild hängt von beispielsweise
dem Gotthardmassiv, den Alpen, einem See oder so. Ein Foto.
Vielleicht sogar schwarzweiss, weil man in den letzten 7
Zimmerrenovationen nie auf die Idee kam, das auszutauschen.
Vielleicht ist es auch ein vergilbter Clown hinter Glas oder
Sonnenblumen, die vor hundertfünfzig Jahren von Van Gogh gemalt
wurden. (Schön wärs...!)

Etwa so stelle ich mir den Hauptfokuspunkt in einem Europäischen


Krankenzimmer vor, abgesehen vom unausweichlichen TV. Der Rest
– wie auf einem Biobauernhof – effizient, abwaschbar, artgerecht.

Kurz, ein Graus für jedes Kind! Arm, wer hier zu Besuch kommen
muss. Für den klinischen Geruch kann die Klinik wahrscheinlich
nichts, aber für den FabrikLOOK. Sicher renne ich hier offene OP-
Türen ein, wenn ich ein BETONT menschliches, also künstlerisch
verspieltes Environment für Kranke, Alte, aber auch ihre Besucher,
durchaus begrüssenswert fände! Ich bin mir todsicher, dass alleine
schon ein menschlicherer LOOK zu schnellerer Genesung und einem
längeren Leben führt!

Und für den LOOK..., verweise ich mal wieder gerne auf das
“arbeitslose” Heer an Kindern. In weissen Kitteln sollten sie malend
und gipsend durch die Labyrinthe moderner Kliniken schleichen
und “Spiel mir das Lied vom Leben” summen. Es gibt viel zu tun!

Eine Chance nicht bloss für Hersteller der besten Biofarben, nein,
auch DIE Chance, einen kleinen Kanal zwischen Alt und Jung, Krank
und Gesund zu eröffnen. Eine Chance auch, dass sich schon früh ein
Kunstverständnis bilden kann, in unserer von Kunst kaum tangierten
Medizin. Und dass Kunst uns durch das GANZE Leben begleitet!

Eine Chance für eine Medizin, die Ästhetik einschliesst, nicht nur
ihre nackte Funktion! Eine RIESENCHANCE, die einzig auf der
Grundlage kindlicher Naivität nicht Gefahr läuft, institutionalisiert zu
werden, Projektionsfläche verkappten Sponsorentums zu werden -
und wie die ganzen Tricks noch heissen, der KUNST die Luft aus den
Schwingen zu nehmen.

Sage mir WO du bist, und ich sage dir, WER du bist! Von der
Schaltzentrale eines AKWs erwarte ich keine beruhigende Symbolik,
aber von einem Spital, dass es nicht wie ein AKW aussieht, mit
Menschen statt Brennstäben, die langsam abklingen!

Erwarte ich zuviel?

Nachwort

Dieses Essay ist der Versuch, zusammenhängend zu schildern, wo


wir – primär Europa – sind. Eine Art Lagebestimmung in mehreren
Dimensionen.

Geradlinigkeit im Denken fällt oft etwas flach, wenn man vernetzt


denkt! Wie es auf einer Kugel keinen LOGISCHEN Weg gibt. Nicht
mal einen geraden Wege, es sei denn man bohrt in die Mitte rein.
Aber dann wird es bloss dunkel und man SIEHT nichts mehr!

Ohne Geheimnisse sieht jede Kultur so nackt aus, wie ein


Mensch ohne Kleider. Diese Vermutung hege ich schon länger.
Ereignisse der letzten Monate (Wikileaks) bestätigen mich. Die
relative Stärke Chinas ist wohl auch damit zu begründen, dass man
sich nicht SO weit geöffnet hat, dass der “Kaiser” nackt ist... Ihre
Sprache, ihre Schrift, ihre Kultur, geben diesem Land Kräfte, die dem
Westen unheimlich sind. China verfügt über genügend Arbeitskräfte,
um die Europas, US Amerikas, Australiens und Japans zu “ersetzen” -
UND im eigenen Land weiter zu machen wie gehabt... Dies eine
kürzlich veröffentliche Nachricht. Ob sie stimmt, kann ich natürlich
nicht wissen.
Wo Geheimnisse sind, blühen Vermutungen. Und wo zuviel
Geheimnisse sind, wird verdächtigt. Im übertragenen Sinn sieht man
das bei Menschen, die verschleiert in der Öffentlichkeit auftreten. Was
machen wir uns “in die Hosen” wegen ihnen... Zu Recht? Zu Unrecht?
Nicht mal DAS können wir wissen! Ja, wir können im Einzelfall nicht
mal wissen, ob es sich um Frauen oder Männer handelt, und alleine
DAS verunsichert den Europäer ungemein. Das EINZIGE was
sichtbar ist, ist dieser Jedem ins Gesicht gehaltene GLAUBE. Ist es
vielleicht besser, Glauben als das letzte grosse Geheimniss zu
bewahren, das Jeder vor fremden Blicken hüten möge, so gut es
geht? Jede Kultur sollte Geheimnisse haben, um stark zu sein, jede
Famile, um sich als Einheit zu fühlen, jeder Mensch, um seine innere
Freiheit zu bewahren. Auch Religionen täte gut, ihre angenommenen
Wahrheiten wieder aus den hell erleuchteten Vitrinen zu holen und
dorthin zu versorgen, wo sie mal herkamen. In die Herzen.

Eine der grössten Zukunftsfragen wird immer mehr: Wie erreichen wir
eine Balance zwischen totaler Offenheit und totaler Obskurität? Auf
persönlicher Ebene, auf kultureller Ebene, auf Staatsebene. Das
Internet, speziell Facebook und Co., verändert die Bedingungen in
Lichtgeschwindigkeit. Wer daran teilnimmt, riskiert zum gläsernen
Menschen zu werden. Wer nicht daran teilnimmt, zum schwarzen
Fleck, unsichtbar, obskur...

Gibt es einen dritten Weg? In meinem Essay habe ich VERSUCHT,


zumindest ein paar Punkte zu kennzeichnen, wo dieser Weg
beginnen könnte. Oft kam ich mir vor, wie wenn ich am Rand einer
Autobahn ein Schild an einen Baum nageln würde, mit dem Hinweis,
dass in einem Kilometer ein Feldweg abbiegt, in Richtung
Menschlichkeit. Für nichts weiter möge dieses Essay geworben
haben: Für die Rückbesinnung auf Menschlichkeit in ihren
schillernden Facetten!

Viele sind entlang dieser Autobahn auch am Schilder anbringen. Die


Richtung in die sie weisen, scheint mir in Etwa dieselbe zu sein.
Süden! Menschliche Wärme, statt eiskalter Technik – ohne Sinn. MIT
Sinn kann Technik WUNDERBAR sein! COOL! MENSCHLICH! Nur
der PROFIT strebt immer nach Norden.

Ich habe dieses Essay als Arbeiter geschrieben, als Kanalarbeiter. Es


ging mir um Verbindungen zwischen Teilaspekten der Wirklichkeit. Ich
glaube nicht, dass ich Berge versetzt habe und die Logik auf den Kopf
stellen musste, um den Lauf der zu grabenden Kanäle zu bestimmen.
Vielmehr bin ich den Senken gefolgt, um Gewässer zu verbinden.
Sehr tiefschürfend konnte ich nicht sein, da sind Andere besser!

Als Mitte des 19. Jahrhunderts der Suezkanal gebaut wurde, war man
sich zuerst nicht sicher, in welche Richtung das Wasser fliessen wird,
da man die Meeresspiegelhöhe der beiden Meere noch nicht genau
messen konnte. Dieses Risiko bin auch ich eingegangen. Was in von
mir vermuteten Zusammenhängen der Ursprung ist, und was die
Auswirkung, ist mir oft unklar. Zu mutmassen, heisst aber zu WAGEN!

So möge der eine oder andere von mir in diesem Essay gegrabene
Verbindungskanal munter weiter sprudeln und sich tiefer eingraben.
Andere Kanäle mögen stagnierende, seichte Gewässer sein, voller
Binsen(wahrheiten). Wieder andere, Wasser über die falschen Mühlen
tragen, die extrem links und rechts meiner Gedankenströme lauern.
Ich glaube aber nicht, dass von ihnen ECHTE Gefahr ausgeht, da sie
in ihrer äusseren Form als Extreme (Parteien, Ideologien) längst
erkannt und daher gebannt sind. Die viel grössere Gefahr liegt im
Übersehen des Extremismus, der getarnt im Mainstream fliesst!
Ihn zu enttarnen und ihm Wasser abzugraben, kann zu einem
Sturzbach neuer Erkenntnisse und Produkte führen. Ich hoffe es!

Quelle meiner Zuversicht ist DIE Jugend. Sie speist einen grossen
See an unsichtbaren Möglichkeiten, die wohl nur sie unverfälscht an
Land ziehen könnte. Natürlich sind sie aber auch auf die Hilfe der
vereinigten “Erwachsenenschaft” angewiesen, ihnen dafür Raum und
Resourcen zu überlassen – und mögen sich daher ziehmen...!

In meiner symbolischen Sichtweise - die mir meine Kindheit, als auch


meine eigenen Kinder erleichtert haben - sehe ich im “See der
Jugend” eine Insel. Ihr zunächst liquides, in alle Richtungen
tauchendes, delfinisch planschendes Denken, betritt hier das erste
Mal den harten Boden der Wirklichkeit, auch Schule genannt.
Leicht isoliert vom Land der Erwachsenen, besteht an der Schule die
Möglichkeit, die Konventionen der Kultur zu lernen. Es wird versucht,
die Kultur als gemeinsames Gut zu erklären, als RICHTIG. Jeder ist
dem anderen ebenbürtig. Diesem Bedürfnis nach kultureller Einheit
widerspricht latent das Ausleseprinzip moderner Schulen. Vielleicht
nicht nur mir kommt es vor, als ob hier Einheit erzwungen wird, um
dann entlang anderer Koordinaten wieder zu teilen. Hamburg, meine
zweite Heimat, geht da gerade mit schlechtem Beispiel voraus. Die
Idee der Gesamtschule hat Schiffbruch erlitten. Sie liegt wie ein Wrack
am Ufer der Elbe und rollt in den Wellen...

Wie kann man sich als Jugendlicher identifizieren? Solide, robust,


selbstsicher werden? Wie, wenn nicht durch das Einbringen dürfen
seiner eigenen Originalität? Die zuckt doch in JEDEM Kind! Wir
müssen achtsam sein, dass ihre Einzigartigkeit nicht in lebenslangen
Tiefschlaf fällt. Ein auf Höchstleistung in nur wenigen Fächern
basierendes Schulsystem ist der falsche Weg! Breitet den Fächer an
Möglichkeiten voll und ganz vor der Jugend aus, liebe Lehrer/innen!
Es sind mehr denn JE!

Eine Schule der Zukunft gibt es offiziell vielleicht noch nicht,


sollte es aber unbedingt geben! Wo Zukunft antizipiert und
hinterfragt wird. Wo Modelle entstehen, angetestet und wieder
verworfen. Oder in Serie produziert, wenn zukunftskompatibel.

Nur in einer Vielfalt an Möglichkeiten findet man die Richtigen! Die


Freude am experimentieren sollte nicht nur im wissenschaftlichen
Bereich gefördert werden, sondern auch in unserem Lebensstil.

Zu gut Deutsch, die Schule der Zukunft braucht mehr Isolation nach
Aussen, um im Innern wachsen und blühen zu können. Sie DARF die
Erwartungshaltung der Wirtschaft auf “gute” Schulabgänger dämpfen,
WENN sie mit sinnvollen Alternativen aufwarten kann!

Die Konkurenz der Wirtschaft sollte nicht nur innerhalb der


Wirtschaft stattfinden dürfen, sondern auch zwischen den
Lebenskonzepten der Generationen. Zukunft gehört von der
Jugend gestaltet, mehr denn je! Was Kirchen früher waren, was
Banken heute sind, werden Schulen morgen sein: Das logische
Zentrum der Gemeinschaft.

Aber eben...: Wo die Lehrer und Lehrerinnen sind, die einen eher
radikalen Paradigmenwechsel der Schule mittragen können und
WOLLEN, kann ich nur vermuten. Sie gehen wohlgesinnt auf
Tauchurlaub, vor der Insel der Schule, um Hirnkorallen zu studieren...,
kämpfen aber vom ersten Flossenschlag an mit Schwärmen
beamteter Tintenfische, die fortlaufend Lehrpläne ablaichen, die dem
Wohl des Witschaftskraken dienen. Sobald die Ambitionsreserven der
Lehrer für eine bessere Welt weitgehend aufgebraucht sind..., lässt
man sie Luft schnappend, Schwämme werfend und unter höllischen
Quallen in fixfertige Schulen auftauchen, die von Imobilienhaien
gebaut wurden. Wie Zitteraale müssen sie einen Kubikmeter Kreide
Wandtafeln entlang ziehen, bis sie irgendwann pensioniert werden.
Mögen sie sich ihrer fundamentalen Macht bewusst werden, wenn sie
die Kreide nicht FRESSEN, sondern NUTZEN für eine coole Zukunft!

Es brennt sonst in der Zukunft!

Es brennt weiter und weiter...

Es brennt ja schon JETZT!

Die ZUKUNFT? Wir stecken mitten drin...


(Geschrieben zwischen 31.Dezember 2008 und 1.Februar 2011 auf
den Solomon Inseln, Vanuatu, Neukaledonien, Neuguinea und Ost
Timor, an Bord des Segelschiffes Liberty und mit Solarstrom.
Überarbeitet in der Schweiz und Ost Timor)

Dieses Essay ist bald in Buchform erhältlich!

Copyright: Gerd Fehlbaum 2011 – Copy and Paste erlaubt, aber nur mit Quellangabe.
(Gilt auch für zukünftige Politiker!)

„Ich hoffe, ich habe Euch, liebe Leser/innen, auf die eine oder andere
Art inspiriert, Dinge anders zu sehen und frische Fragen dahinter zu
entdecken, die zu interessanten, klugen Antworten führen werden!“

Etwaige Kommafehler... bitte unbedingt SOFORT melden an:


gfehlbaum at yahoo.com

„Es gibt 3 Regeln ein gutes Buch zu schreiben. Leider kennt sie niemand!“ Aldous Huxley

ANHANG (Wird in Buchform noch umfassender)


1. Erklärung, was ein Essay ist (aus Wikipedia):

Essay (Plural: Essays), auch: Essai (über französisch essai von mittellateinisch exagium, „Probe“,
„Versuch“), ist eine geistreiche Abhandlung, in der wissenschaftliche, kulturelle oder gesellschaftliche
Phänomene betrachtet werden. Im Mittelpunkt steht die persönliche Auseinandersetzung des Autors mit
seinem jeweiligen Thema. Die Kriterien streng wissenschaftlicher Methodik können dabei
vernachlässigt werden.
Essays zählen auch zu den journalistischen Darstellungsformen. Ähnliche Textarten, teilweise auch
synonym verwendet, sind Causerie, Glosse, Kolumne, Traktat, Aufsatz und der journalistische
Kommentar sowie der Leitartikel.
Der Übergang zwischen Essay und Aphorismus ist fließend: 'Der Essay ist der große Bruder des
Aphorismus'...

….Die essayistische Methode ist eine experimentelle Art, sich dem Gegenstand der Überlegungen zu
nähern und ihn aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das Wichtigste ist jedoch nicht der
Gegenstand der Überlegungen, sondern das Entwickeln der Gedanken vor den Augen des Lesers.
Viele Essays zeichnen sich aus durch eine gewisse Leichtigkeit, stilistische Ausgefeiltheit,
Verständlichkeit und einen nicht zu unterschätzenden Witz. Jeder neue Begriff wird eingeführt und
vorgestellt. Handlungen werden chronologisch erzählt und Zitate deutlich gekennzeichnet; meist ist es
aber befreit von vielen Zitaten, Fußnoten und Randbemerkungen. Zuweilen ist es auch schlicht eine
stilisierte, ästhetisierte Plauderei.
Während der Autor einer wissenschaftlichen Analyse gehalten ist, sein Thema systematisch und
umfassend darzustellen, wird ein Essay eher dialektisch verfasst: mit Strenge in der Methodik, nicht
aber in der Systematik. Essays sind Denkversuche, Deutungen – unbefangen, oft zufällig scheinend.
Damit ein Essay überzeugen kann, sollte er im Gedanken scharf, in der Form klar und im Stil
geschmeidig sein.....

….In seinem Buch Lebenslauf III deutete Walter Benjamin seine Essays so: „Ihre Aufgabe ist es, den
Integrationsprozess der Wissenschaft […] durch eine Analyse des Kunstwerks zu fördern, die in ihm
einen integralen, nach keiner Seite gebietsmäßig einzuschränkenden Ausdruck der religiösen,
metaphysischen, politischen, wirtschaftlichen Tendenzen einer Epoche erkennt.“....

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