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Interview mit Peter Wippermann

«LIEBE, NATÜRLICH!»

Wer regiert die Welt?


Ideen regieren die Welt. Und die Idee, die zurzeit die Macht erobert, ist die Idee
des Vernetzens. Eine Idee, die im totalen Kontrast steht zur Idee der
Industrialisierung, wo es darum ging zu teilen.

Wie schätzen Sie die Macht der sozialen Netzwerke ein?


Die Macht in den sozialen Netzwerken muss man aus zwei Perspektiven sehen.
Zum einen besteht die Möglichkeit, dass sich Individuen in einem globalen Kontext
melden können, also die Losgrösse N=1. Und gleichzeitig haben wir eine
Ressource, die global ist. Das ist etwas, das es vorher nicht gegeben hat, daraus
entstehen schnelle, machtvolle Reaktionen – sei es im politischen Umfeld, wie
man es in den arabischen Ländern sieht, sei es, dass globale Produzenten
ermahnt werden können, ihre Zulieferer auf Verhaltenscodices einzuschwören.
Was ist die Schattenseite dieser Netzwerk-Macht?
Die Zentralisierung der Macht auf wenige Unternehmen. Das ist relativ neu, dass
sich die öffentliche Struktur des Internets von einigen global aktiven Unternehmen
– sei es Apple, IBM, Google, Facebook, Microsoft oder Salesforce – privatisiert
wird.

Was ist der Gewinner dieses Machtwechsels?


Die tatsächliche Innovation im globalen Masstab war das nicht-zensierte
Datennetz – und das wird nun wieder in Claims abgesteckt. Das Thema
Netzneutralität ist hochspannend, weil hier Fragen gestellt werden, die
letztendlich mit Geld gelöst werden. Also wer mehr Geld investiert, kriegt
schnellere, sichere Verbindungen, erhält eine digitalisierte Privatsphäre.

Wie hat sich die Markenmacht in den letzten Jahren verändert?


Marken waren historisch ein Symbol für Industriequalität. Inzwischen haben sich
die Marken von den Produkten losgelöst und sind Kommunikationsanlässe
geworden. Norbert Bolz spricht davon, dass Marken die Produkte letztlich
ersetzen. Die Produkte sind also austauschbar, das Markenimage nicht. Dieser
Prozess wurde natürlich in erster Linie über Massenmedien, also über Monologe
aufgebaut. Das hat sich unter dem Stichwort Kultmarketing verändert. Aber der
tatsächliche Umschwung ist erst durch das Web 2.0 passiert, als Konsumenten
sich völlig unabhängig von den Markeninhabern digital mit den Marken
auseinandergesetzt haben. Mit der Folge, dass Marken darum bitten mussten, mit
eingeladen zu werden.

Wie gross ist die Macht der Konsumenten wirklich?


Die Macht ist total geworden, was die Transparenz angeht, was die Schnelligkeit
des Schwarms angeht. Die Situation, dass einer, der eine hohe Relevanz im Netz
hat unglaublich viel bewegen kann, gab es vorher nicht. Und das entmachtet die
Unternehmen. Die Interpretation von digitalen Informationen, also das Tracking
von Datenströmen ist ein Informationsvorsprung, den die meisten Unternehmen
im Moment noch nicht nutzen, der aber die Gegenmacht darstellen wird.

Was ist attraktiver als Macht?


Liebe, natürlich! In dem Moment, wo ich etwas freiwillig tue, muss Macht gar nicht
erst in Erscheinung treten. Es gibt zwei unterschiedliche Aspekte der Macht. Der
eine ist, Macht über jemanden zu haben – das ist im Prinzip das, was die
Unternehmen versprochen haben. Die Idee, Macht zu etwas zu haben, ist etwas,
was gerade im nicht-kommerziellen Bereich – Stichwort Liebe – immer ein
wichtiger Faktor gewesen ist. Und ich glaube, Marken müssen einfach lernen, ihre
Konsumenten zu lieben. Dann verbindet sich die Idee der Macht über etwas mit
der Idee, der Macht zu etwas.

Über wen haben Sie Macht?


Ich bin Beamter, in sofern habe ich geliehene Macht innerhalb der Universität,
kann also Noten vergeben. Gleichzeitig bin ich aber auch unter einer akzeptierten
Macht, muss also als Beamter tun, was mein Dienstherr mir sagt.

www.gdi.ch/ectc2011

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