Vous êtes sur la page 1sur 43

Revue d'histoire des textes

Eine bilingue arabisch-lateinische Lostafel


Paul Kunitzsch

Citer ce document / Cite this document :

Kunitzsch Paul. Eine bilingue arabisch-lateinische Lostafel. In: Revue d'histoire des textes, bulletin n°6 (1976), 1978. pp. 267-
304;

doi : https://doi.org/10.3406/rht.1978.1151

https://www.persee.fr/doc/rht_0373-6075_1978_num_6_1976_1151

Fichier pdf généré le 05/04/2018


Résumé
Le document étudié et édité ici appartient à la littérature arabe traduite en latin en Espagne médiévale.
Mais il diffère des autres œuvres traduites en ce qu'il comprend, à côté de la traduction latine, le texte
arabe lui-même, en translitération latine. Il s'agit d'une table bilingue, divisée en dix colonnes par les
signes du zodiaque (les deux derniers signes d'Aquarius et Pisces manquent) ; chaque colonne
comprend dix cases distribuées aux « sept planètes » et à trois autres éléments astronomiques ou
astrologiques. La table comporte donc cent cases dont chacune contient la description d'une action se
référant à la vie sociale dans l'Espagne musulmane ou l'Afrique du Nord. Dans les manuscrits, il n'y a
aucune indication sur le but ou l'emploi de cette table. Les éléments astrologiques n'y servent que de «
coordonnées » distribuant l'ordre des cent cases, et un vrai système astrologique ne semble pas y être
employé. Pour l'éditeur du texte, la table devait appartenir au genre des sortes (livres de fortune, «
Losbücher »), ou peut-être elle serait une sorte de jeu. La table qui ne couvre qu'une seule page ne
figure que dans deux manuscrits : Paris, B. N., lat. 14754, fol. 244 v°, et Hannover, Niedersächsische
Landesbibliothek, IV 354, fol. 54 r°, tous les deux du XIIe siècle. La traduction du texte serait du XIe
siècle, c'est-à-dire un siècle avant le grand mouvement de traductions de l'arabe en Espagne. L'origine
de la table reste inconnue, puisqu'il n'y a pas de nom d'auteur ou de traducteur dans les manuscrits.
L'édition du texte suit le manuscrit H (= Hannover), en y ajoutant les variantes les plus importantes du
ms Ρ (= Paris). Quant aux phrases arabes, il a été possible d'en identifier avec certitude 91%.

Abstract
The document which is edited and analysed here, belongs to the complex of mediaeval western texts
translated from the Arabic. In this complex, however, it occupies a special rank in so far as it
comprises, besides the Latin translation, also the Arabic text itself, in Latin transliteration. It is a table
arranged according to the twelve zodiacal signs (but incomplete : the last two sighs, Aquarius and
Pisces, are missing), giving ten entries under each sign. The ten entries are, in turn, arranged
according to the 'seven planets' and other astronomical- astrological features. So, altogether there are
a hundred entries, each entry naming an activity belonging to the social life in saracen Spain (and /or
North Africa). No purpose is indicated for the table in the manuscripts. The astrological dates are
merely used as 'coordinates' to arrange the one hundred entries, but apparently no astrological system
is really displayed in the table. The editor supposes that the table belongs to the class of sortes (books
of fortune, « Losbücher »), or even that it was sort of a game. The table, consisting of a single page,
has been found only in two manuscripts : Paris, B. N., lat. 14754, fol. 244 v°, and Hannover,
Niedersächsische Landesbibliothek, IV 354, fol. 54 r°, both dated in the 12th century. The translation
therefore may go back to the 11th century, that is to a period earlier than the classical translations' in
Spain, of the 12th century. There is no reference to the origin of the text, and no names are mentioned
neither for the author nor for the translator. The edition is based on ms H (= Hannover), adding the
most important variants from Ρ (= Paris). An attempt has been made to read the Arabic phrases, and
91 per cent of the Arabic material was safely identified.
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL

Ein bedeutender, kulturgeschichtlich sehr wirkungsreicher Neben-


zweig der arabischen Literatur hatte sich auch in Europa etabliert, wo
nâmlich seit dem 10. Jahrhundert, und in besonders grossem Ausmass
im 12. Jahrhundert und spâter, zahlreiche Texte der Fachprosa und
vereinzelt auch, literarische Werke anekdotischen, novellistischen Inhalts
ins Mittellateinische und ■ — zum Teil von da aus weiter — in einzelne
europâische Nationalsprachen übertragen wurden. Dabei war es ein
weit verbreitetes, normales Verfahren, dass in diese Ubersetzungen mehr
oder weniger zahlreiche arabische Fachausdrücke übernommen wurden,
die sich allmahjich verselbstandigten und die grossenteils noch heute
als Fremdwôrter in alien europâischen Sprachen und in der Sonderter-
minologie verschiedener Fachwissenschaften weiterleben.
Fâlle, in denen die Übersetzer — neben der Ubersetzung — auch
einmal zusammenhângende, lángere Textpassagen im arabischen
Original wortlaut wiedergeben, sind dagegen ausserordentlich selten. Aus
der einschlàgigen Literatur ist bisher nur ein einziges entsprechendes
Beispiel bekannt geworden : In einem Konglomerat von Ubersetzungen
über Anfertigung und Gebrauch des Astrolabs, die vermutlich gegen
Ende des 10. Jahrhunderts in Nordostspanien angefertigt wurden, findet
sich auch ein Text « De horologio secundum alcoram [= arab. al-kura]
id est speram rotundam », der am Ende eine Tabelle der spàtantiken
Klimaeinteilung der Oikumene mit Angaben über die Ausdehnung jedes
dieser sieben Klimata enthâlt. In dieser Tabelle erscheint in jeder der
sieben Zeilen, zu jedem Klima, sowohJ der arabische Textwortlaut (in
lateinischer Transkription) als auch die lateinische Ubersetzung dazu1.
Unterdessen ist ein weiterer Text ans Licht getreten, der ebenfalls
eine solche « arabisch-lateinische Bilingue » aufweist. Es handelt sich
uni eine sehr merkwürdige, in ihrer Art vôllig vereinzelt dastehende Tafel,
von der bisher zwei Exemplare bekannt geworden sind : ms Paris, B. N.t
1. Die Klimatafel ist ediert bei J. M. Millas Vallicrosa, Assaig d'histària de les
idees fisiques i matemàtiques a la Catalunya medieval, Barcelona, 1931, S. 290 f., aus mehre-
ren Handschriften, darunter eine aus dem 10. Jh. (mit Erklárungen über den gesamten
Komplex, S. 177 fl.) ; und bei E. Honigmann, Die sieben Klimata und die ΠΟΛΕΙΣ
ΕΠΙΣΗΜΟΙ, Heidelberg, 1929, S. 190, aus ms München, Clm. 14869, 12. Jh., fol. 79 r°-v°.
Zu dem Text « De horologio... » cf. ferner auch E. Zinner, Deutsche und niederlàndische
astronomische Instrumente des 11.-18. Jahrhunderts, München, 1956, S. 145. Mir liegen
Photokopien vor aus der Handschrift Bern, Burgerbibliothek 196, 11. Jh., wo diese Tafel
auf fol. 8 v° steht.
268 PAUL KUNITZSGH

lat. 14754, fol. 244 v°, und ms Hannover, Niedersachsische Landesbiblio-


thek, IV 394, fol. 54 r°, beide aus dem 12. Jahrhundert.
Da von diesen beiden die Pariser Handschrift bereits früher einmal
in einem Aufsatz erwâhnt worden ist2, wáhrend die Hannoversche Stelle
erst kiirzlich entdeckt wurde und noch nirgends besprochen ist3, môchte
ich, die letztere zur Grundlage meiner hiesigen Untersuchung und
Edition machen4.
Die beiden Handschriften haben nur einen Teil des Inhalts gemein-
sam : das sogenannte Praeceptum canonis Ptolemaei5, an das sich astro-
nomische Zahlentafeln anschliessen. Und in beiden Handschriften ist

2. Cf. R. Lemay, A propos de l'origine arabe de Vart des troubadours, in Annales.


Économies, Sociétés, Civilisations, t. 26, No. 5, 1966, S. 990-1011, speziell S. 998-1004. Der
Autor entnahm dort der Tafel einige Formeln, die ihm zu einer neuen Deutung des um-
strittenen Begriffes Troubadour verhelfen sollten. Herr Kollege Lemay hatte die grosse
Freundlichkeit, mir von dieser Stelle Mitteilung zu machen und mir überdies seinen Mi-
krofilm der Pariser Handschrift zur Bearbeitung zur Verfügung zu stellen, wofiir ich ihm
auch an dieser Stelle meinen ganz besonderen Dank aussprechen môchte. Ich kann daher
im folgenden die Pariser Handschrift stets nach diesem Mikrofilm zitieren.
3. Die Kenntnis dieser Stelle verdanke ich Frl. Dr. E. Boer von der Akademie der
Wissenschaften in [Ost-]Berlin, der bekannten Herausgeberin und Bearbeiterin antiker
astrologischer Texte, die das Stuck im April 1974 bei Handschriftenstudien in Hannover
aufgefunden und mich sogleich darauf hingewiesen hat. Bei dieser Gelegenheit danke ich
ebenfalls den Herrén Ekowski und Immel von der Handschriftenabteilung der Nieder-
sachsischen Landesbibliothek, die mir ausführliche Auskunft über die Handschrift er-
teilten und mir deren persônliche Durchsicht in Hannover ermoglichten. Dabei durfte
ich auch das Maschinenmanuskript eines neuen Handschriftenkataloges einsehen, worin
ms IV 394 schon mit erfasst ist. Es handelt sich uni eine Pergamenthandschrift des 12. Jahr-
hunderts in spàter karolingischer Minuskel (2 + 83 Blatt). Herr Professor Β. Bischoff,
München, hatte die Güte, die Stelle anhand einer — unter den gegebenen Umstanden
leider nur schwach lesbaren — Xerokopie zu prüfen und aussert brieflich die Meinung,
dass man die Schrift « ... — trotz des Fehlens gewisser gotischer Symptôme, die man er-
warten kônnte — in das ausgehende xii. Jh. setzen muss, nach Frankreich, wahrschein-
lich nach Nordfrankreich ». Unsere Tafel stammt von derselben Hand wie die sie umge-
benden Texte. Die Handschrift ist 1946 bei einem Hochwasser der Leine schwer beschádigt
worden, so dass eine Bearbeitung allein aufgrund von Fotokopien nicht môglich ist. Auch
das Original selbst ist stellenweise nicht mehr einwandfrei lesbar. Bei einem Besuch am
Ort im August 1974 konnte ich jedoch den gesamten Text mit Hilfe einer Quarzlampe in
alien Einzelheiten gut erkennen und lückenlos entziffern (zwei kleine Ausnahmen siehe
lediglich bei Nr. 51 und 61).
4. Ich schicke bereits hier voraus, dass der Text in beiden Handschriften in jeder
Hinsicht weitestgehend identisch ist. In wenigen Einzelfallen hat bald die eine, bald die
andere Handschrift die bessere Lesart, d.h. die beiden Handschriften sind nicht voneinan-
der abhangig und nicht direkt miteinander verwandt. Der Überlieferungsstamm, zu dem
beide gehôren, scheint sehr einheitlich und festgefügt zu sein, da beide Handschriften in
alien Einzelheiten genau dasselbe Bild zeigen, auch in den Liicken und Duplikaten, in
den verwechselten Buchstaben (z/h usw.), bis hin zu den (falsch stehenden) Kürzeln bei
den arabischen Wortern.
5. Cf. F. J. Carmody, Arabic Astronomical and Astrological Sciences in Latin
Translation, Berkeley /Los Angeles, 1956, S. 20, Werk Nr. 20; dazu auch A. van de Vyver,
in : Osiris I (1936), S. 687-689 (Nr. III). Carmody gibt an, dass ihm hiervon acht
Handschriften bekannt sind (ohne sie leider im einzelnen zu nennen). Es konnte daher sein,
dass einige davon an derselben Stelle ebenfalls noch unsere hier behandelte bilingue Tafel
enthalten. In dem Catalogue of Incipits von Thorndike-Kibre (cf. unten S. 273, Anm. 9)
sind weder unsere Stelle noch ahnliche Incipits aus anderen Handschriften verzeichnet.
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 269

unsere hier zu besprechende Tafel an derselben Stelle eingeschaltet, nâm-


lich unmittelbar vor den astronomischen Zahlentafeln. Wahrend die
Pariser Handschrift ansonsten noch (vor dem genannten Komplex) Mar-
tianus Gapella mit Kommentar, die Astronomie des Nemrod und Stern-
bilddarstellungen ans der Arat -Tradition enthâlt, ist die Hannoversche
Handschrift fiir unseren Zusammenhang reichhaltiger und bietet statt-
dessen mehrere, meist astronomische, Texte, unter denen sich auch einige
befinden, in denen Material aus friihen arabisch-lateinischen Übersetzun-
gen verarbeitet ist.
Die bilingue Tafel steht innerhalb der Handschriften und im Rahmen
der sie umgebenden Texte vôllig beziehungslos da. Sie bedeckt genau
eine Seite, die Beschriftung verlàuft senkrecht, und nicht wie iiblich
horizontal, zur Seite. Eine Uberschrift oder sonstige Hinweise auf ihre Zuord-
nung und ihren Zweck fehjen. Dass sie, neben lateinischen Namen und
Phrasen, auch arabisches Gut enthâlt, wird auf den ersten Buck ersicht-
lich, wenn man an der rechten Aussenseite mehrere mit der Silbe Al-
beginnende Wôrter bemerkt ; die nàhere Inspektion zeigt, dass der gesamte
Text der Tafel zweisprachig dargeboten ist, lateinisch und arabisch (dies
in lateinischer Transkription).
Aus kulturgeschichtlichen und sprachjichen Griinden bildet die
Tafel ein so einzjgartiges Dokument, dass sie hier komplett verôffent-
licht werden soil. Man findet darin ein Tableau des gesellschaftlichen
Lebens im muslimischen Spanien (wohl unter Einschluss Nordafrikas),
einen interessanten Ausschnitt aus dem um 1000-1200 in Spanien benutzten
lateinischen Wortschatz und mancherlei Hinweise auf Einzelheiten des
spanisch-arabischen Dialekts.
Die Tafel umfasst vertikal zehn Kolumnen und horizontal zehn
Zeilenpaare. Jedes dieser Zeilenpaare ist so angeordnet, dass in der jeweils
unteren Zeile eine arabische Phrase in lateinischer Transkription erscheint ;
in der jeweils oberen Zeile steht dariiber eine dazugehorige lateinische
Übersetzung. Insgesamt haben wir es also mit 10 χ 10, d.h. hundert
solcher Phrasen zu tun, die in beiden Sprachen, als « Bilingue », auftreten.
Die Titelzeile fur die zehn vertikalen Kolumnen steht oben. Sie
enthâlt die Namen der Tierkreiszeichen, rechts beginnend mit Aries, links
daneben Taurus, und so nach links weiter in der regelmâssigen Reihen-
folge bis zu Capricornus über der zehnten, letzten Kolumne. Hieraus ist
zweierlei zu entnehmen : Erstens hat der alte Übersetzer den áusseren
Aufbau der Tafel unverândert so beibehalten, wie er ihn im arabischen
Original vor sich hatte : der Verlauf der Tafel ist also von rechts nach
links, wie es in der arabischen Schrift der Fall war ! Die lateinischen
Kopisten werden allerdings spâter beim Abschreiben der lateinischen
Schreibrichtung gefolgt sein und den Text von links nach rechts fort-
schreitend nachgeschrieben haben. Zweitens : Die komplette Reihe der
Tierkreiszeichen besteht bekanntlich aus zwolf Zeichen. Hier haben wir
aber nur zehn, die Tafel bricht am linken Seitenende mit Capricornus ab.
Das bedeutet, dass die beiden dahinter noch weiter links anschliessenden
270 PAUL KUNITZSCH
restlichen Tierkreiszeichenkolumnen fur Acfuarius und Pisces im Ver-
laufe der Uberlieferung fortgefallen sind. Vielleicht hatten sie in einem
friiheren Stadium der Uberlieferung einmal auf einer vorangehenden
Seite gestanden und wurden beim Abschreiben ubersehen oder vergessen,
oder sie môgen — bei senkrechter Plazierung der Tafel — auf einem links
(d.h. also, entsprechend der Schreibrichtung, oben am Kopf der Seite)
angeklebten Ergànzungszettel niedergeschrieben gewesen sein, der sich
lôste und verloren ging. Nicht auszuschliessen ist natiirlich, dass dieser
Verlust — aus áhnlichen Gründen — bereits in der arabischen Vorlage
eingetreten war.
Die Titelkolumne für die zehn horizontalen Zeilenpaare steht am
rechten Aussenrand — also ebenfalls an der Stelle, wo sie sich auch im
arabischen Original befunden hatte I Die Titel für diese horizontalen
Zeilenpaare nennen die sieben « klassischen Planeten » (also unter Ein-
schluss von Sonne und Mond), ein weiteres astrologisches Element (Al-
kaio = arab. al-kayd, s. u.), den Vollmond und (vermutlich) den Namen
des Sirius6.
Der durch diese beiden Titelreihen gegebene Rahmen der Tafel deutet
auf astrologische Anordnung oder astrologischen Gehalt. Indes kann
von einer echten Durchführung des astrologischen Prinzips keine Rede
sein, da der Urheber der Tafel unter die Titel der zehn horizontalen
Zeilenpaare, um die Zahl zehn vollzumachen, auch Elemente mit einreihte
(Vollmond, Sirius), die im klassischen System der Astrologie keine Be-
stimmung haben. Es scheint vielmehr so zu sein, dass dem Ganzen zwar
ein Hauch von Sternkunde anhaften sollte, dass es aber im Grunde
primar darum ging, die Zehnergliederung konseqiient durchzuführen. Die
astrologisch-astronomischen Bezeichnungen dienen also rein nominell
als àusserlich-schematische Ordnungsfaktoren, ohne eine eigentliche
astrologische Funktion auszuiiben, wie z.B. auch im Liber Alfadol (cf. wei-
ter unten, zu Assigre).
Die hundert Phrasen, die den Inhalt (des erhaltenen Teils) der Tafel
selbst ausmachen, bezeichnen meist eine Handlung. Es erscheint ein
Verbalsubstantiv (im Arabischen) bzw. ein Infinitiv (im Lateinischen)
nebst Objekt. In einigen Fallen ist der verbale Teil fortgefallen, und es
erscheint nur das nominale Element7, dann aber — im Lateinischen —
auch immer im Akkusativ, also ebenfalls als Objekt.
Auch vom Inhalt dieser Phrasen her ergibt sich kein Anhalt für

6. Eine Vorstellung von der Anordnung und Gestalt der Tafel môge die hier beige-
fiigte Originalfotografie der betreflenden Seite aus der Hannoverschen Handschrift ver-
mitteln. Wenn auch infolge der Wasserscháden nicht an alien Stellen vollstandig und klar
lesbar, liefert sie doch immerhin einen recht guten Gesamteindruck von dem Text.
7. Im Arabischen, soweit identifiziert, nur bei folgenden Phrasen : Nr. 1, 10, 13, 18,
25, 35, 36, 42, 43, 63, 66 und 96 ; in den lateinischen Übersetzungsformeln etwas ôfter,
cf. Nr. 11, 37 und 53, wo der im Arabischen vorhandene Infinitiv ganz weggefallen ist,
und Nr. 17, 89/91, 90 und 94, wo er durch ein gewohnliches Substantiv ersetzt ist.
P. KUNITZSCH PL III
Hannover, Niedersàchsische Landesbibliothek, IV 394, f. 54 r°.
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISGHE LOSTAFEL 271

eine echte astrologische Intention. Verschiedene hâufiger vorkommende


Handlungen (Essen, Trinken, Geselligkeit, Kriegswesen) sind nicht etwa
stàndig denselben Planeten oder denselben Tierkreiszeichen zugeordnet,
sondern erscheinen wahllos verstreut, ohne eine erkennbare spezifische
Zuordnung. Ebenso wenig stellen sich Zusammenhange ein zu den klassi-
schen astrologischen Komplexen der Planetenkinderbilder, der Dekane
und Paranatellonten und der Monomoerien mit ihrem fest iiberlieferten
Formenreichtum in Wort und Bild8. Nicht nur, dass die Aktionen und
Gegenstânde in der « Bilingue » typologisch nicht in jene Traditionen
hineinpassen (von gelegentlichen allgemeinsten Áhnlichkeiten wie « Rei-
ten auf Pferd, oder Elefant » etwa abgesehen), so enthâlt die « Bilingue »
obendrein eine ganze Reihe von Elementen (Nationalgerichte, Pflanzen
und Gemüse u. dgl., cf. Nr. 4, 11, 13, 26, 32, 38, 40, 48, 50, 53, 56, 58, 90),
die rein dem inneren arabisch-islamischen Kulturbereich angehôren und
die infolgedessen unter jenen auf den spatantiken Synkretismus zurück-
gehenden Traditionen gar keinen Plat ζ haben kônnen.
Ich môchte daher den Sinn dieser Tafel vorlàufig dahingehend in-
terpretieren, dass es sich darin urn einen Orakeltext, ein losbuchartiges
Verfahren — vielleicht sogar eine Art von Gesellschaftsspiel ? — han-
delte. Einzelnen Fragern — oder Teilnehmern — konnten, vielleicht
scherzhaft, bestimmte Erlebnisse oder Tâtigkeiten zugewiesen werden,
die ihnen bevorstunden oder die sie spielerisch ausfuhren sollten. Der
Text selbst gibt keine Auskunft über den Sinn und die Verwendung der
Tafel, und die Handschriften enthalten an keiner anderen Stelle noch
irgendwelche Hinweise oder Bezüge darauf. Aus der Literatur ist etwas
Ahnliches bisher auch nirgends bekannt. Wir müssen uns also, hinsicht-
lich Zweck und Verwendung der Tafel, mit diesen Vermut ungen begnü-
gen und uns hauptsâchlich der sachlichen und sprachlichen Erklárung
dieses merkwürdigen Dokuments widmen.
Auf die Echtheit der arabischen Herkunft deuten nicht nur die voll-
stândig beibehaltenen arabischen Phrasen, sondern ebenso zahjreiche
Begriffe aus spezifisch orientalisch-arabischem ambiente (Reiten auf
Kamel und Elefant, das Essen von Datteln oder bestimmten arabischen
Nationalgerichten u-dgl.). Dabei ist aber durchaus ein gehobener Ge-
schmack, um nicht zu sagen Luxus stâdtischen Gharakters berücksich-
tigt, wenn vom Gebrauch kostbarer Stoffe und anderer anspruchsvoller
Dinge, von Musik, Kunst und Poésie die Rede ist. Generell scheint die
Tafel jedoch für keine bestimmte Gesellschaftsschicht bestimmt gewesen
zu sein, da sie Tâtigkeiten aus den verschiedensten Sphâren aufführt.
Die Hâufigkeit und Verteilung bestimmter Tâtigkeitsbereiche oder

8. Cf. z.B. die Darstellungen und Ubersichten bei F. Boll, Sphaera, Leipzig, 1903 ;
A. Haubeb, Planetenkinderbilder und Sternbilder, Strassburg, 1916 ; W. Gundel, Dekane
und Dekansternbilder, Glückstadt und Hamburg, 1936, mit Belegen aus der einschlâgigen
Literatur der Antike, des Orients, des Mittelalters und der Renaissance.
272 PAUL KUNITZSCH

Sachgebiete gestaltet sich folgendermassen (Mehrfachnennungen sind


môglich) :

Essen : Nr. 3, 9, 11, 13, 19, 22, 26, 32, 38, 41, 43 (?), 48, 50, 53, 56, 64, 71, 83,
90, 94.
Trinken : Nr. 7, 24, 52, 58, 68.
Riechen : Nr. 89, 91.
Geselligkeit : Nr. 2, 7, 24, 29, 30, 51, 52, 59, 63, 70.
Jagd, Sport, Spiel, Kurzweil : Nr. 2, 4, 14, 18, 20, 29, 30, 31, 49, 51, 55, 59, 63,
66, 69, 77.
Musik : Nr. 8, 17, 27, 33, 45, 63 (?), 67, 72, 85, 88, 93.
Kaufen : Nr. 5, 12, 18 (?), 23, 25, 43 (?), 46, 61, 81, 87, 95, 97.
Kleidung : Nr. 36, 42, 62, 87, 99.
Früchte u.a. : Nr. 11, 13, 26, 48, 50, 64, 83, 97 (?).
Tiere : Nr. 3, 9, 18, 22, 23, 25, 31, 41, 43, 49, 55, 69, 71, 77, 95.
Bauen : Nr. 21, 44, 74, 75.
Medizijiisches : Nr. 28, 47 (?), 60, 80, 81.
Kriegswesen : Nr. 15, 42 (?), 57, 92, 96 (?), 98.

Aile nâheren Einzelheiten über die arabische Herkunft, die


Entstehung der Tafel und ihre literatur- und sachgeschichtliche Einord-
nung fehjen. Der Text selbst macht dazu keinerlei Angaben. Es sind auch
bisher keine áhnlichen Stücke zu Tage gefordert worden, denen er sich.
irgendwie zuordnen liesse. Immerhin wird soviel erkennbar, dass es sich
um ein Dokument aus dem arabischen Westen, Marokko und dem spaniscb-
arabischen Raum, handeln dür f te. Das ergibt sich aus der Erwâhnung
mehrerer Nationalgerichte aus diesem Raum : vgl. bügdn (Nr. 9), mufrab-
baza (Nr. 13) und tafâyâ (Nr. 53), sowie aus dem Vorkommen zweier ro-
manischer Wôrter innerhalb des arabischen Teils : buchón, pichón
(hier = poton, leg. poion, arab. bügon, Nr. 9) und caramello (hier = ka-
ramel, Nr. 93). (Die hàufigen Elemente des spanisch-arabischen Dialekts
im arabischen Teil darf man dagegen nicht als Hinweis auf die spanisch-
arabische Entstehung der Tafel werten ; sie sind vielmehr erst bei dem
Übersetzungsvorgang in den Text hineingekommen.) Der Terminus ante
quern für die Entstehung ware das 11. Jahrhundert, in das die lateinische
Ubertragung zu fallen scheint.
Etwas mehr lâsst sich im Hinblick auf die lateinische Übernahme
aussagen. Die grosse Welle der lateinischen Übersetzungen aus dem
Arabischen erfolgte im 12. Jahrhundert, in Spanien. Da unsere beiden Hand-
schriften selbst noch dem 12. Jahrhundert entstammen und da sie ganz
klare Züge einer Kopie tragen und dem Archetyp schon ziemlich fern zu
stehen scheinen (cf. nicht nur die zahlreichen Schreibfehler, sondern vor
allem auch die Verwechselungen, Auslassungen oder Umstellungen ganzer
Phrasen bzw. ihrer Übersetzungen), ist es nicht auszuschjiessen, dass
die Übersetzung der Tafel alter ist. Man kann sogar noch etwas weiter
gehen und folgende Tatsachen hinzufügen : Einige Texte innerhalb der
Hannoverschen Handschrift enthalten, wie oben erwáhnt, aus dem Ara-
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 273

bischen übernommenen Stoff, und zwar Elemente, die aus jenen


alleraltesten Übersetzungen vom Ende des 10. Jahrhunderts stammen9. Und
unsere Tafel selbst zeigt bei der Transkription der arabischen Laute eine
Besonderheit 10, die sich sonst bisher ebenfalls nur in jenen alleraltesten
Übersetzungstexten beobachten liess11; hierzu kommen noch einige klei-
nere graphische Parallelen. Diese Indizien kônnen uns veranlassen, das
Alter der übertragung unserer Tafel ebenfalls sehr hoch, in der Nâhe
jener alleraltesten Übersetzungen bzw. auf jeden Fall vor den « klassischen »
Übersetzungen des 12. Jahrhunderts, anzusetzen. Dafür spráche ferner
auch noch die Wiedergabe des arabischen Originaltextes, die, wie auch
bei jener oben erwâhnten Klimatafel, ofíenbar für gewisse früheste west-
liche Übernahmen arabischen Gutes charakteristisch ist. Bei diesen hatte
es sich vermutlich nicht durchgehend um reine Übersetzungen von Tex-
ten gehandelt ; es scheinen darin, mindestens teilweise, auch frei formu-
lierte Beschreibungen von Abbildungen oder regelrechten Instrumenten
(in jenem Fall also Astrolabien) enthalten zu sein. Das konnte auch auf
unsere Tafel zutreffen, die nicht unbedingt einem arabischen Buch ent-
nommen, sondern ebenso gut nach einem Gegenstand, einer amulettar-
tigen Tafel (zffiraga), wiedergegeben sein konnte. Mit zunehmender
Erfahrung haben die spateren Übersetzer nicht nur auf solche Beigaben
des arabischen Wortlauts ganz verzichtet, sondern sie haben selbst den
Gebrauch arabischer Fachtermini und Fremdwôrter mehr und mehr
eingeschránkt zugunsten einer immer « reineren » Latinitàt. In dieselbe
Richtung deutet endlich auch noch die Tatsache, dass der Übersetzer
in seiner « archaischen Unbeholfenheit » das arabische Schriftbild in der
Anordnung der Tafel — also Fortschreiten der Kolumnen von rechts
nach links — beibehalten hat12.

9. Fol. 4 r°-38 v° : « De ratione spere », Inc. Quicumque mundane spere rationem...


(cf. L. Thorndike-P. Kibre, A Catalogue of Incipits of Mediaeval Scientific Writings
in Latin, Revised and Augmented Edition, London, 1963, col. 1237 und die daselbst zi-
tierte weitere Literatur), darin fol. 19 v° und 27 v° die arabischen Namen der Planeten,
Tierkreiszeichen und Mondstationen, und zwar in einer Form, die unmittelbar mit der
« Mathematica Alhandrei summi astrologi » verwandt ist (besonders mss Digby 83, 12. Jh.,
und Paris, B. N., lat. 17868, 10. Jh., wie bei Millas, Assaig [cf. o. S. 267, Anm. 1], S. 251,
256 und 262-265 ediert). Fol. 64 r°-68 v° : Die Astrolabtraktate Quicumque astronomice
discipline peritia... (nur Kap. 1-2), Philosophi quorum sagaci studio... (= Millas, Assaig,
S. 296-302) und Memorie thesauris efficaciter reconduis... (mit Sterntafel wie bei P. Ku-
NiTZSCH, Typen von Sternverzeichnissen in astronomischen Handschriften des zehnten bis
vierzehnten Jahrhunderts, Wiesbaden, 1966, S. 23-30, « Typ III »).
10. Wiedergabe von arab. 'ayn durch lat. g (wáhrend die «klassischen» Übersetzungen
des 12. Jahrhunderts dafür einheitlich h setzen).
11. Ich meine die oben S. 267, Anm. 1 erwâhnten Texte. Aus der mir vorliegenden
Berner Handschrift, die freilich etwas jünger ist, kann ich als Beispiel erwâhnen : alza-
gad — arab. as-saàt ; algaza f = al-'asr ( f, graphische Korruption aus r. Beispiele fur dieses
Phanomen übrigens auch dreimal in unserer Tafel !), algancabut = al-'ankabüt (daneben
auch alhamcabat, etc.), algidada = al- 'idâda (neben alhidada).
12. Dieselbe Erscheinung trifft übrigens auch zu auf die bereits oben in Anm. 9
18
274 PAUL KUNITZSCH

Damit ist unsere Tafel aber nicht nur ein Rarissimum, was den In-
halt angeht, sondern offenbar auch besonders wertvoll als Dokument aus
der Frühzeit der europâischen Übernahme arabischen Materials.
Ich wende mich nun der Erôrterung des Textes selbst zu.
Die Tafel enthâlt, wie erwàhnt, 10 X 10 = 100 Phrasen. Da im Durch-
schnitt jede Phrase aus zwei Grundelementen (Verbform -f~ Objekt)
besteht, ergeben sich also rein schematisch 200 tragende Wôrter im
arabischen Teil, die es zu identifizieren gilt. In Wirklichkeit sind es weniger :
3 Phrasen bestehen nur aus einem Element ; von 6 Phrasen fehlt die
arabische Textzeile. Soroit verbleiben fiir die Identifizierung 200-15 =
185 Elemente. Hiervon ist es môglich, 169 (das sind rd. 91 %) zu
identifizieren ; 16 (= rd. 9 %) lassen sich nicht erkennen. Die folgenden Darstel-
lungen beziehen sich also im allgemeinen auf die 169 « geklarten Falle ».
Die Aufzeichnung der arabischen Phrasen erfolgte offenbar nach
dem Gehôr, vor allem was die Vokalisierung angeht. Die beachtliche
Einheitlichkeit bei der Wiedergabe der Konsonanten lâsst aber die An-
nahme zu, dass das arabische Schriftbild dabei ebenfalls berücksichtigt
wurde.
Aus dem mit Sicherheit identifizierten Material lâsst sich folgendes
phonetische Notierungssystem ableiten13 :
Arabisch : Lateinische Transkription :
à immer e (entsprechend der imala, « Neigung » der Aussprache
des â zu α, ë), mit folgenden Ausnahmen : Nr. 6, 19, 21, 41,
53, 63, 66, 72, 77, 78, 80, 92, 96 und 99; hier steht das â in
der Umgebung der Laryngale c, h oder g, bei r oder w, oder
im Wortauslaut.
aw o : 13, 20, 36 ;
eu im Namen von Gemini,
au bei Sagittarius,
auu bei Taurus ; cf. ferner noch 63.
ay ai : 49, 69 77 ;

erwahnte alteste tibersetzte Sterntafel von « Typ III » (gemâss meinem dort zitierten Buch) :
Darin erscheint ganz rechts die Kolumne der Namen (was in der Anordnung von Stern-
tafeln grundsatzlich die ers te Kolumne zu sein pflegt und auch hier im Arabischen so
war, im Lateinischen aber umgekehrt wirkt, da im Lateinischen die ausserste rechte
Kolumne für den uneingeweihten Léser eben die letzte ist), links daneben die Spalte fur An-
gabe der Tierkreiszeichen (« casae »), und dann erst die beiden Zahlenkolumnen. Aile an-
deren bekannten Sternverzeichnisse, die erst spater übersetzt wurden, wurden auch for-
mal « europaisiert », d.h. auf die Schreibrichtung von links nach rechts transponiert, so
dass in ihnen die Namenkolumne jetzt als erste, ganz links erscheint, dann rechts daneben
die Spalte der Tierkreiszeichen, und danach rechts weiter die Zahlenkolumnen.
13. Es ist zu beobachten, dass in der Nomenklatur der beiden Titelzeilen gewisse Ab-
weichungen von dem Transkriptionssystem innerhalb der Tafel selbst vorkommen, vor
allem : in diesen Namen ist arab. g = lat. ι (und bei dem Wort burg sogar stándig c), dagegen
innerhalb der Tafel meist g. Vielleicht wurden diese Namen in einer « standardisierten
Schreibung » wiedergegeben, die sich ausserhalb der Überlieferungsgeschichte der vor-
liegenden Tafel gebildet und bereits eingebiirgert hatte.
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 275

ei : 97.
t th : 36 ; auch im Namen Taurus ;
t : 13, 50.
g g : 5, 22, 31, 39, 40, 45, 59, 62, 71, 74, 100;
s : 20 ;
in den Namen von Gemini und Gapricornus ausnahmsweise ¿,
wie in den jüngeren « klassischen » Ubersetzungen iiblich ;
cf. auch 9 [t, vermutlich fiir i) ;
in dem Wort burc = arab. burg « Tierkreiszeichen » iiberall c.
% A : 3, 4, 7, 13, 16, 24, 29, 48, 60, 82, 94 ;
im Namen des Mars : ch.
d d : 6 (?), 26, 58.
ζ ζ : 2, 13, 39, 41, 74, 100; auch im Namen der Venus;
tz (hybride Weiterbildung) : 38.
s ζ : 10, 13, 18, 34, 42, 60, 70, 72, 76, 78, 95, 97, 99; auch im
Namen der Sonne ;
tz (hybride Weiterbildung) : 2, 62, 89, 98.
s sc:b, 7, 12, 23, 36, 46, 50, 58, 61, 68, 81, 87, 89, 91 ; auch im
Namen der Sonne ;
s : 48, 52 ; auch im Namen des Jupiter.
s ζ : 20, 28, 30, 49, 66, 69, 75, 77, 90, 97.
d d : 8, 14, 27, 33, 57, 60, 67, 93.
ζ d : 6 (?), 15, 18.
g : 4, 15, 20, 23, 47, 52, 54, 56, 59, 60, 63, 64, 66, 70, 72, 96 ;
im Namen von Scorpius : h, wie in den jüngeren
Ubersetzungen üblich.
g g : 34, 95.
q c : 69, 75, 78, 80 ;
k : 6, 12, 30, 32, 42, 56, 64, 74, 99 ; auch in den Namen von
Mond und Saturn ;
bei Scorpius ausnahmsweise g.
w uu : 14, 19, 24, 36, 38, 39, 52, 57, 63, 74, 91 ;
ç : 100 ;
im Auslaut : o, 25.
u und ü bei beiden wechselnd zwischen u und o.
y i: 12, 21, 36, 37, 42, 44, 53, 57, 75 ;
mit i oder I zusammenge fallen : 5, 30, 45, 59, 63.
Arabische Konsonantenverdoppelung (tasdïd) bleibt in der latei-
nischen Wiedergabe immer unausgedrückt (einzige Ausnah-
men : Muhabbaza, 13, und — vermutlich — Assigre = Si-
rius, as-si'ra).

Der Erhaltungszustand der arabischen Worter ist in vielen Fallen


geradezu ausgezeichnet 14. Freilich sind daneben die Spuren einer lânge-

14. Man vergleiche etwa die Namen der Nummern 4, 6, 7, 8, 11, 12, 14, 15, 25, 26,
27, 30 usw., die vollig fehlerlos erhalten sind.
276 PAUL KUNITZSCH

ren Kette von Abschriften auch nicht zu übersehen : Auslassungen des


arabischen Wortlauts (Nr. 73, 79, 83-86), falsche Wiederholungen (Nr. 88,
von Nr. 52), volliges Auseinanderklaffen von arabischem und lateini-
schem Wortlaut (Nr. 47, 90, 94) und eine grosse Anzahl von Schreibfeh-
lern bei den arabischen Wortern (die in beiden Handschriften fast ohne
Ausnahme gleichlautend vorhanden sind).
Von diesen Schreibfehlern lâsst sich ein regelrechter Katalog auf-
stellen, der zugleich verdeutlichen kann, dass es sich bei diesen Fehlern
urn Missverstândnisse und Lesefehler der lateinischen Abschreiber han-
delt, die — des Arabischen nicht kundig — in vielen Fallen bestimmte
Buchstaben in der Vorlage falsch lasen. (Selbst der moderne Léser würde
beim Lesen der lateinischen Transkriptionen unwillkürlich Fehler begehen,
wenn er nicht stândig im Arabischen ein Korrektiv hàtte, das ihm zur
Wahl der jeweils richtigen Lesung verhelfen kann !) Diese Fehllesungen
miissen auf ein sehr frühes Überlieferungsstadium der Tafel zurückgehen,
da sie in beiden Handschriften typologisch einheitlich auftreten. (Die
folgende Statistik beruht auf dem Wortlaut der Hannoverschen
Handschrift. Die Lesarten der Pariser Handschrift sind damit zumeist iden-
tisch.)
Eine besondere Schwierigkeit scheint bei der Unterscheidung von
ζ und h bestanden zu haben is . jn 27 Fallen wurde h geschrieben, wo ζ
stehen müsste 16, einmal auch umgekehrt ζ statt h (Nr. 20) 17.
Ferner finden wir : k für b (im Namen des Vollmonds) sowie b für
k (Nr. 32), o für b (Nr. 65) und für d (im Namen al-kayd), b für h (Nr. 24,
48) sowie h für b (im Namen von Scorpius), h für k (Nr. 19, 22, 41 [hier
in den Handschriften selbst nooh korrigiert !], 50, 64, 94, 97), h für I (Nr. 10)
und L (Nr. 99), t für i (Nr. 53, wahrscheinlich auch 9), I für i (Nr. 21, 37,
44 ; cf. auch 5), I für f (Nr. 16), I für t (Nr. 50 sowie 89, zweimal), $ für r
(Nr. 21, 41, 48) 18, s für / (Nr. 3, 87) und f für s (Nr. 48) 19, Ε für F (Nr. 28)
und mehrmals a für u (im Namen von Virgo und bei Nr. 23 ; eventuell

15. Das ζ hat in beiden Handschriften gleichartig mehrere verschiedene Formen, die
haufigste darunter besitzt einen Schaft von derselben Hone wie beim h, und links oben
sowie rechts unten befindet sich daran je ein Haken. Wenn nun der Haken links oben
wegfallt, so dass nur der Schaft mit dem Haken rechts unten übrig ist, hat man sogleich
ein h vor sich.
16. Bei den Namen von Sonne, Virgo, Libra und Sagittarius sowie bei Nr. 2 (2mal),
13, 34, 38, 39, 41, 54, 60, 62, 66, 69, 70, 72, 75, 76, 77, 78, 89 (2mal), 92, 95 und 98.
17. Dazu kommt noch Nr. 10, wo statt ζ ein η (in ms Paris weiter verschrieben zu m)
steht, das offenbar aus einem h verdorben wurde. Dieser Fall, η für h, ist auch bei Nr. 87
zu beobachten.
18. Wie bereits erwáhnt, zeigt diesen Schreibfehler auch die Berner Handschrift mit
den alten Astrolabtraktaten (cf. o. S. 267, Anm. 1 und S. 273, Anm. 11). Bei dieser Schrift-
art kann in der Tat ein Lang-s ( f) leicht einmal einem r sehr ahnlich ausfallen, wenn der
Schaft zu kurz gérât.
19. Die letzteren beiden Verwechselungen natürlich infolge der grossen Ahnlichkeit
zwischen Lang-s ( f) und f. Der Gebrauch von Lang- und Rund-s ist iibrigens nicht
einheitlich : zuweilen hat ms Paris Rund-s, wo ms Hannover Lang-s benutzt, und
umgekehrt.
EINE BILINGUE ARABISGH-LATEINISCHE LOSTAFEL 277

auch bei 37 im Lateinischen) bzw. umgekehrt u fur a (Nr. 18, 69 [hier


vom Schreiber selbst noch korrigiert !], 72).
Sehr haufig werden in. den arabischen Transkriptionen auch, die
innerhalb des Lateinischen tiblichen Kiirzel verwendet, ohne dass sie
jedoch in diesen fremden Wôrtern angebracht wâren ; sie miissen beim
Lesen sámtlich unberücksichtigt bleiben20.
Die Abtrennung der arabischen Wôrter erfolgt willkiirlich ; meist
ist die gesamte arabische Phrase ais éin Block zusammengeschrieben.
Wo aber Worttrennungen sichtbar werden, sind sie nur teilweise richtig,
vielfach falsch. In dieser Hinsicht sind Abweichungen zwischen den beiden
Handschriften etwas hâufiger, woraus zu fchliessen ist, dass offenbar
die arabischen Phrasen ursprünglich überhaupt in einem einzigen Wort
geschrieben waren und dass die Trennungen nicht zum festen Überlieferungs-
schema gehôrten, sondern von den einzelnen Schreibern nach Gutdünken
oder Bedarf freí eingeführt wurden.
Trotz dieser geschilderten graphischen Missstànde ist es môglich,
innerhalb des arabischen Vokabulars eine Reihe von Formen auszuson-
dern, die offensichtlich der mündlichen Aussprache des spanisch-arabischen
Dialekts entsprechen und die nicht in der klassisch-arabischen Lautge-
stalt erscheinen. Ich verweise dazu auf die Nummern 6 (zül/dall), 9 (bügün,
bûgôn), 14 (dawáma), 20 (sahrlz), 22 (digâga), 24 (ahwân), 38 (wizza), 44
und 61 (fundaq), 45 (tanbür), 50 (sabat), 60 (dars), 89 (süsan bzw. süsari)
und 93 (« karamel »). Hierzu kommt noch eine Reihe spezieller Falle, wo
die Transkriptionen innerhalb der arabischen Wôrter gewisse Sprossvo-
kale anzudeuten scheinen, die ebenfalls ein Element des Dialekts dar-
stellen ; man vergleiche dazu die Nummern 7 (ham^r), 8 (darb1 duff),
11 (tamar), 27 (darb1 büq), 34 {gars1 harm), 54 (saf&t), 60 (hal'& dars), 65
(bah*r), 78 (mah^büs), 91 (samm* ward), 92 (his^n) und 95 (kas*b) sowie
das besonders hàufige Ekel = arab. ak&l.
Diese Besonderheiten der spanisch-arabischen Dialektaussprache
finden ihre Bestàtigung in einigen jiingeren Glossaren aus dem mauri-
schen Spanien (Vocabulista in Arábico, ca. 13. Jh. ; Pedro de Alcalá,
Granada, urn 1500 ; cf. das Literaturverzeichnis unten am Eingang des
Kommentarteils). Auch für die Interdependenz des arabischen und
lateinischen Vokabulars der Gegend und Zeit gibt es darin eine Reihe sehr
schôner Belege (hierzu ebenfalls noch : Glossarium Latino-Arabicum,
ca. 12. Jh.). Im Kommentar zur Edition werde ich unten daher laufend
auf die entsprechenden Stellen hinweisen. Unmittelbare Beziehungen

20. Bei der Edition der Tabelle habe ich in den arabischen Ausdrücken diese Kiirzel
iiberall beibehalten, so wie sie in der Handschrift erscheinen, urn ein moglichst getreues
Abbild des Textzustandes zu geben. Cf. Nr. 5, 7, 16, 17, 22, 23, 25, 29, 40, 42, 45, 46, 47,
53, 54, 64,66, 74, 76, 81, 87, 91, 93 und 95. Bei Nr. 34 und 75 ist der Strich über dem ¿ bzw. m
ausnahmsweise einmal gerechtfertigt, wáhrend in Nr. 42 (kale..., leg. kalê... = kalen...)
und 45 (tabor, leg. tdbor = tanbor) ein an sich erforderlicher Nasalierungsstrich fehlt. Die
Zeichensetzung in ms Paris ist hiermit nahezu identisch und unterstreicht die typologische
Einheitlichkeit der TJberlieferung.
278 PAUL KUNITZSCH

zwischen unserem Text und jenen jiingeren Glossaren bestehen dagegen


nicht : diese werden hier lediglich ais Belegstellen für das Vorkommen
bestimmter Wortformen und Bedeutungen im mittelalterlichen Spanisch-
Arabischen herangezogen.
Bei aller Güte der Iateinischen Transkriptionen und trotz der Hilfe
durch die beigegebenen Iateinischen Ubersetzungen ist es nicht gelungen,
16 einzelne Elemente (= 9 % des Gesamtbestandes) zu identifizieren.
Vielleicht kônnen bier künftige Léser noch die eine oder andere Losung
beitragen ; moglicherweise werden auch in Zukunft noch zusàtzliche Text-
zeugen bekannt, die bessere Schreibungen liefern und die Identifizierung
einiger noch ausstehender Formen erbringen.
Hinsichtlich der Iateinischen Übersetzung lásst sich sagen, dass
sie — zumal bei ihrem vermutlichen hohen Alter — verháltnismassig
gut gelungen erscheint. Neben der grossen Menge leicht iibertragbarer
allgemeinerer Begriffe be fin den sich unter den hundert Phrasen immer-
hin auch einige, die sehr speziell sind und für die es dem Ubersetzer nicht
leioht gefallen sein dürfte, entsprechende lateinische Aquivalente aus-
findig zu machen. In solchen Fallen hat er teils auf bekannte Vokabeln
zurückgegriffen, die freilich nicht immer genau der Bedeutung des betref-
fenden arabischen Wortes entsprechen, teils sich damit begniigt, eine
annâhernde Umschreibung des betrefíenden arabischen Begriffes zu liefern.
Derartige Schwierigkeiten traten besonders auf bei gewissen Früchten,
Kràutern und Gemüsen, z.B. Nr. 11, « Datteln » = fructus palme, wofiir
immerhin auch dactylus môglich gewesen ware (cf. Voc. 329) ; 26 und
48, wofiir es noch keine lateinische Bezeichnung gegeben zu haben scheint ;
bei 50 hat er statt « Dill » : sambucus (= « Holunder »). Dasselbe gilt na-
tiirlich ganz besonders für gewisse arabische Nationalgerichte, cf. Nr. 9,
13, 32, 38, 53 und 56. Tiernamen hat er meist richtig getroffen, vor allem
so fern es sich um gelàufige Namen handelt, siehe Nr. 3, 18, 22, 31, 41,
43, 49, 55, 69, 71 und 77 ; in anderen Fallen sind seine Gleichsetzungen
weniger gut bzw. unsicher : Nr. 9 (junge Gans bzw. Taube), 23 (miluus
fur « Brachvogel »), 25 (ein nordafrikanisches Pelztier) und 95 (boues für
« Schafe »). Besonders schwierig ist auch das Kapitel der Musikinstru-
mente, für die ich hier nur die Nummern angebe (8, 27, 33, 45, 67, 72
und 93) ; die betrefíenden Namen und ihre Gleichsetzungen werden sich
nur aus dem lokalen Gebrauch in Spanien zur Zeit der Ubernahme des
Textes erklâren lassen21. Für alie derartigen Falle, wie überhaupt zur
Durchleuchtung des damaligen Iateinischen Sprachgebrauchs, kann un-

21. Fünf der sieben hier genannten Instrumentennamen (Nr. 8, duff; 27, büq; 45,
tunbür ; 67, kabar ; 72, rabâb) sind auch unter den 31 Instrumenten vertreten, die in einer
maghrebinischen Schrift über musikalisch-islamische Problème von as-Salâhï (1301) auf-
gezàhlt und besprochen werden ; cf. H. G. Farmer, Studies in Oriental Musical
Instruments, 2nd series, Glasgow, 1939, S. 19-35, speziell S. 28 ff. Gar nicht erklârbar bleibt bisher
Nr. 33 : arkela, wâhrend Nr. 93 : karamel von R. Lemay als der spanische Instrumenten-
name caramello, « Schalmei », erkannt wurde.
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 279
sere Tabelle künftigen Untersuchungen und Sammlungen als authen-
tische Material quelle dienen. Im grossen und ganzen muss man dem
Ubersetzer eine beachtliche Wendigkeit und eine recht weitgehende Kennt-
nis des Lateinischen zusprechen, da er vor keinem der im Text gestellten
Problème kapituliert und da er auch abgelegene, kaum noch im aktuellen
Gebrauch befindliche Worter anzuwenden weiss. Über die Arabischkennt-
nisse des Ubersetzers brauchen wir keine grôsseren Spekulationen an-
zustellen, da er gewiss nicht allein gearbeitet hat, sondern — wie auch
spater noch die beriihmten Ubersetzer bei den « klassischen » Uberset-
zungen — einen, oder mehrere, arabische Gehilfen zur Seite hatte, die
ihm alie Schwierigkeiten und Besonderheiten des arabischen Textes hin-
reichend erklàren konnten. Umso auffalliger muss es erscheinen, dass
er viermal bei der Wiedergabe bestimmter arabischer Verben unsicher
wird und nicht klar zwischen transitiver und intransitiver Bedeutung
zu unterscheiden vermag (cf. Nr. 2, 39, 80 und 100).
Im iibrigen ist auch der lateinische Wortlaut in der Uberlieferung
nicht frei geblieben von zahlreichen Fehlern und Verderbnissen. In un-
seren beiden Handschriften (H = Hannover und Ρ = Paris) ist eine
ganze Reihe von Phrasen mehr oder weniger entstellt. Solche Schreib-
fehler siehe z.B. in Nr. 23 (H muliñ, für míluü ; Ρ mulü), 28 (HP fleo bo-
tomare, in zwei Teile zerfallen), 32 (HP confeïta statt confecta), 56 (H lac-
cuagulatum, besser Ρ lac coagulatum), 71 (HP pedices statt perdices) und
84 (H Liros, Ρ Libros). Vgl. auch H, 15 : inicium (statt inimicum) ; P,
16 : in obsconso (statt in absconso), 24 : Bibibere (statt Bibere) und 50 :
Manducarare (statt Manducare). Grôssere Entstellungen konnten in
Nr. 90 und 94 eingetreten sein, kleinere vielleicht auch in Nr. 16 und 65
(s.u. den Kommentar). Mehrmals werden die Numeri verwechselt, ver-
mutlich infolge Übersehens oder falscher Setzung der Kürzel, Plural
statt Singular : Nr. 17 (cantilenas, im Arabischen Sing.), 21 (domos, dgl.),
22 (gallinas, dgl.), 36 (Vestimenta, dgl.), sowie umgekehrt Singular statt
Plural : Nr. 41 (turdum, im Arabischen Plural), 49 (anote, vermutlich
gedacht ais anoté, ace. sg. ; erforderlich jedoch ace. pi., wie auch im
Arabischen vorhanden) und 77 (leporë, erforderlich lepores, wie auch im
Arabischen vorhanden). Aus denselben Gründen gibt es auch haufige Fehler
in den Gasus : Nr. 5 (Comparationè, wahrscheinlich in Analogie zu all
den anderen Objektsakkusativen comparationë zu lesen, als ace), 13 (pa-
nem, ace. statt abl.), 20 (lacü, ace. statt abl.), 37 (amabile, sic falls das
vorangehende Wort çisum gelautet hatte ; falls jedoch çultum, ware
amabile zu lesen), 46 (inberbç, passt als Attribut nicht zusammen mit ho-
minem ; Ρ hat inberba1). In Nr. 91 haben die Handschriften hinter odo-
rem rose noch die Buchstaben g' lu (H) bzw. se lu (Ρ), deren Sinn unkler
bleibt.
280 PAUL KUNITZSCH

* * *

Es folgt nun die Edition der Tafel, und zwar, um den Originalan-
blick zu bewahren, auf einem Faltblatt, das nach links auszufalten ist.
Diese Edition gibt den Wortlaut der Hannoverschen Handschrift wieder.
Aile grôsseren Varianten der Pariser Handschrift, vor allem bei den ara-
bischen Wortern, werden unten im Kommentarteil aufgeführt.
Bei der Edition wurde folgendermassen verfahren : Im lateinischen
Text wurden die vorkommenden Kürzel sinngemâss aufgelost, ohne beson-
dere Kennzeichnung im Druck. In Fallen, wo sie falsch oder überflüssig
sind, habe ich sie jedoch ausdrücklich beibehalten. Alie lateinischen Wôr-
ter erscheinen in der Orthographie der Handschrift. Bei den arabischen
Formeln werden die Kürzel voll wiedergegeben. Dabei entspricht Apostroph
(') dem Kürzel, das in lateinischen Wortern stàndig für er steht ; der waage-
rechte Strich deutet bei lateinischen Wortern bekanntlich die Nasalierung,
also ein η oder m an. Die beiden Zeichen für s (Rund-s [s] und Lang-s
[f]) werden stets so gesetzt, wie sie auch in der Handschrift erscheinen.
Der Text im ganzen erscheint kursiv ; diejenigen Elemente, die nicht
identifiziert werden konnten, werden in Normalschrift gesetzt. Einige
zusammenhângende arabische Wôrter und Phrasen sind vom Schreiber,
wenn sie für den zur Verfügung stehenden Zeilenraum zu lang waren,
getrennt und ober- bzw. unterhalb der betrefíenden Zeile zu Ende geschrie-
ben worden ; derartige Trennungsstellen markiere ich in der Edition durch
einen senkrechten Strich | innerhalb der betreffenden Wôrter und
Phrasen. Die beigesetzte Numerierung von 1 bis 100 stammt vom Heraus-
geber.
Der Edition ist ein durchgehender Kommentar beigegeben, der die
arabischen Formeln erklárt und weitere Hinweise zu einzelnen Wortern
gibt.
Am Ende folgen zwei Wôrterverzeichnisse, ein arabisches (in wel-
chem jedem Wort auch sein lateinisches Aquivalent beigegeben ist) und
ein lateinisches (das zu jedem Wort auch das arabische Original wieder-
holt).

* *

Kommentar
zur Textedition der bilinguen Tafel

Literatur : Zur Nachprüfung der Wôrter wurden folgende lexikalischen


Werke herangezogen : Arabisch : Lisân al-'arab, 15 Bde., Beyrouth, 1955-56;
Lane, Arabic-English Lexicon', Dozy, Supplement aux dictionnaires arabes;
Steingass, Persian-English Dictionary ; Wehr, Arabisches Wôrterbuch für die
£) η ιξο Ρ HI

TABELLE AUS MS. HANNOVER, NIEDERSAGHSISGHE LANDESBIBLIOTHEK, IV 394, Fol. 54 r°

Capri Sagittarius Scorpivs Firgo Leo Cancer Gemint


Brucalicornesedi Burcalimhen Taurui ArieÎ
Burucalcauh Burcalaha\ gragh Burcahübala Burcalezeth Burcaceratà lîlircaZiettze Buricathauur Burucaha\ mel
Odorem ro[e cj' lu Comparare ungentum Manducare pedice[ Comparare diuer[orium De domicilio contemplari loca Manducare turdum Cabalcare camelum Edificare domos fructum palme Conuenientia deiideria Sol
amena
91. Scema uu'rd 81. Se1 ire mi'ar 71. Ekelhagal 61. iSci're fonde 51. JViiz/mmmcaJ bariaza 41. Ehezarahi[ 31. Rukubgaemel 21. Burlendas 11. Ekeltamar 1. Bolofente¿ Aïcemhi
Aperire ca[tellum .4a* longinquam terram ire Audire liram oe^tire pallium Bibere [uper ripam aquç pilleum hobuliuü Manducare pulmentum lacte Manducare gallinas Emere uillam Tran [portatio per loca amena Lvnd
92. Iftitahhehan 82. Du/wZmihar 72. hunagrebeb 62. ZièeiA eZtteg 52. Sorbhgale uue\di 42. AaZc zueiuwe'|ci 32. EkelconfeUa
bibat 22. Eheldig'egam 12. iScire /caria 2. Nuhhafibuth\ten AlVamar
Tangere organum Manducare cucumere[ prepo[ituram accipere hominem [altatorem carnem cum coleandro Columbam ioculatricem Sonitum tubarum Comparare muliü linguam bouiî panem CômeUionem agni Luna plena
83. — 73. — 63. Gamel heuue\ria circumdatam
93. drab karanCel 53. EkeltefeVa 43. ftamemunnuk| tebeb 33. eZar tarkela 23. Scire g'afee/ 13. Muhabba hami\uli zenton 3. Ekelharos AWeder
84. Légère—Liros 74. ρtezuui
De[iderium uitç eterna ingèrekmeg'
palacium 64. cômedere
Ehelfukag1fungo f dare col a pKv fabricare diuerforium Plantare uites Bibere cum amicis
14. darô deuuemdum
li 54. Aà/ctgûngâlël Turnare buxi Aïcendo palme Mercurius
94. Eheleriha 44. Bunleufin 34. Garhikari 24. ikfi¿neíJe/nacZa&¡ iuien 4. Tologfinahla Alketib
85. Componere
— metrum 75. fabri care turrim 65. Transiré 55. Equitare
Rukubfil elefantem Sonitum cordarum Continentie gerilorum
Comparare boues
95. KeheV ganam Bumcahaba Rukuoalbhar 45. h'iag'tabor 35. //lAarabidie 25. Pellicinam
¡faro' feneA: madurinam 15. Vidafarbehgadü
ncere inimicum Comparatione puelle
5. ScHre gerila Venus
Azohra
Martium optimum Disputare cum [apiente Ambulare per çcela[ Trepeliatore[ Manducare laccuagulatum Comparare hominë Vestimenta oceultata Cômedere fructum papaueri[ Orare in abîcon[o Dormiré in umbra Mar[
96. Gamelnsidra. 86. — 76. meft'irale alhek 66. Legu'bahirag 56. Ekelgakid 46. iSciirneberbçfert'en 36. Thobuue\ci 26. Ekelbedengë 16. dart'a /α'Λ'αΖΐ 6. Rukadfidel Almareth
Comparare {ubtulareï Venari leporë 67. Monochordum
dar¿> /refcer mensurare
Parare ui¡cum Fundibulare Medicinam di[cere Valtum amabile Fiítulbokare cantilendï bonas Bibere uinum Iupiter
97. Hazbzedeid 87. iScirë αη/ef 77. haidaranib 57. Ramubuuua\daf 47. Legebbiî arr'anozi 37. το/α ίΑδίδ 27. darbi 17. Gmë ant'ag'i 7. ScorbWamar Alm9teria
A [cendere turrim Apprehendere mu\icam Soluere carceratum Bibere mul\um Bibere uinum ficulneatum Manducare fructum [pinç Manducare cybum de tribus fleo botomare Equum bonum Tangere tympanum Saturnus
98. Rukubthor 88. Scorbgale uuedi 78. Idacmababuh 68. «Scorí» tenenih 58. Scorbbanbid 48. Ekelhuïfuf 38. Ekelrebusuuithefactum 28. Jîazi* 18. farazunderi 8. darbiduf Almukatil
79. deUderare
— gradei
Odorem fiorum Venare cum accipitre locar i cum puella
49. Venare
zai'd buracanate Nubere Intrarehamen'
balnium Cômeïtionem dulciÎUmam
99. veîhebezkaba
tire cami{iam 9. Manducare
Ekelpoton pullum anferiÎ
69. haidbicatam 59. Egibbigeria 29. duhol Alkaio
89. Scemlhulhen 39. Tehuuig 19. Ehelhaluua
Inuenire repoUtum ordinem epi\copalem Sanare infirmum Sedere in nuptijÇ Euiícerare dentem Manducare [ambucum Meditationem Saltationem puelle Natare in lacü Mille mankufoi Assi
100. Vgudkenz 90. Ekelzir 80. //izeanunabil a 70. Set heudgor/í 60. halgadarh 50. EhelUebal 40. G/A'e'd 30. Rakzzabie 20. Gomfizazreí 10. Ehfnuhan Gre
i
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 281
Schriftsprache der Gegenwart ; WKAS (= Worterbuch der klassischen arabischen
Sprache), Iff., Wiesbaden, 1970 ff. Lateinisch : Thesaurus Linguae Latinae;
Georges, Lateinisch- deutsches Handworterbuch, 819l3 ; Du Gange, Glossarium
mediae et infimae latinitatis ; Mittellateinisches Worterbuch bis zum ausgehenden
13. Jahrhundert, Iff., München, 1967 ff. ; Novum glossarium mediae latinitatis,
fascc. L-Ma (Kopenhagen, 1957. 1959) ; R. E. Latham, Revised Medieval Latin
Wordlist, London, 1965. Aus folgenden Werken werden stândig Beltge und
Parallelen abgtkürzt zitiert : Gloss. = Glossarium Latino- Arabicum [ca. 12. Jh.],
ed. C. F. Seybold, Berlin, 1900; Voc. = Vocabulista in Arábico [ca. 13. Jh.],
ed. C. Schiaparelli, Florenz, 1871 ; Ale. = Pedro de Alcalá, Vocabulista
aravigo en letra castellana, Granada, 1505 (Neuausgabe von P. de Lagarde,
Petri Hispani de Lingua Arabica libri duo, Gôttingen, 1883) ; Steiger = A. Stei-
ger, Contribución a la fonética del Hispano-Arabe y de los arabismos en el Ibero-
Románico y el Siciliano, Madrid, 1932 [Revista de Filología Española, Anejo XVII.
Hierin auch viele Zitate aus Ale. nach der Ausgabe von de Lagarde).
Die Si g le η für die Handschriften sind : H = ms Hannover, Niedersachsische
Landesbibliothek, IV 394, fol. 54 r°, und Ρ = Paris, R. N., lot. 14754, fol. 244 v°.

A. Die Titel der 10 senkrechten Kolumnen, oben, von rechts nach links
fortschreitend (Aries- Capricornus) :
I. Burucaha\mel (P Burucalha\mel) — ar. burg al-hamal « Tierkreis-
zeichen des Widders », Aries.
IT. Buricaihauur = ar. burg at-tawr « Tierkreiszeichen des Stiers »,
Taurus.
III. Burcalieuze = ar. burg al-gawza1 « Tierkreiszeichen der Zwillinge »,
Gemini.
IV. Burcaceratâ = ar. burg as-saratdn « Tierkreiszeichen des Krebses »,
Cancer.
V. Burcalezeth — ar. burg al-asad « Tierkreiszeichen des Lowen »,
Leo.
VI. Burcahübala [leg. Burcazunbula] — ar. burg as-sunbula «
zeichen der Jungfrau [wôrtl. der Àhre, Spica] », Virgo.
VII. Burcalimhen [leg. Burcalmizeri] = ar. burg al-mïzân «
zeichen der Waage », Libra.
VIII. Burcalaha\ gragh — ar. burg al-'aqrab « Tierkreiszeichen des Skor-
pions », Scorpius.
IX. Burucalcauh [leg. Burcalcauz] = ar. burg al-qaws «
chen des Schützen [wortl. des Bogens] », Sagittarius.
X. Brucali edi [leg. Burcaliedi] = ar. burg al-gady « Tierkreiszeichen
des Steinbocks », Gapricornus.

In Ρ ist die ganz oben stehende Zeile mit den lateinischen Tierkreisnamen
infolge der Wôlbung der Seite am Innenrand auf dem Mikrofilm nahezu un-
sichtbar geblieben. Nur die Namen Leo, Virgo und Libra sind in Umrissen ganz
schwach zu erkennen.
282 PAUL KUNITZSCH

Β. Die Titel der 10 waagerechten Zeilenpaare, rechts aussen, von oben nach
unten fortschreitend :
I. Aícemhi [leg. Ascemz(i)] = ar. as-sams « Sonne », Sol.
II. AVkamar [leg. Alkamaf] = ar. al-qamar « Mond », Luna.
III. AWeder [leg. Albeder] = ar. al-badr « Vollmond », Luna plena.
IV. Alketib = ar. al-kâtib « der Schreiber », Nebenform der Benennung
des Planeten Merkur, der normalerweise 'utdrid heisst1.
V. Azohra = ar. az-zuhara « Venus ».
VI. Almareth [leg. Almarech] = ar. al-mirrïh « Mars ».
VII. Alm9teria (P Alm9terin) [leg. Almusteri] — ar. al-mustarl «
ter ».
VIII. Almukatil = ar. al-muqâtil « der Kámpfer », Nebenform der
nung des Planeten Saturn, der normalerweise zuhal heisst (cf.
oben IV, Merkur).
IX. Alkaio [leg. Alkaid] = ar. al-kayd, Bezeichnung eines pseudoplane-
tarischen, kometenartigen, unsichtbaren Himmelsphanomens,
das auf altindische Traditionen (ketu) zurückgeht und das
von arabisch-islamischen Astrologen bei der Horoskopstellung
und in kosmologischen Darstellungen gelegentlich berücksich-
tigt wird2.
X. Assi Gre. Gre steht in derjenigen Zeile, die hier sonst üblicher-
weise die arabische Form enthalt, Assi dariiber in derjenigen
Zeile, die die lateinische Ubersetzung dazu bringt. In ge-
trennter Form scheinen die beiden Worter keinen Sinn zu er-
geben. Vereinigt man die beiden Teile zu éinem Wort, Assigre,
und wendet man darauf die Lautgleichungen an, die im Inne-
ren der Tabelle (sonst jedoch nicht in den beiden Titelko-
lumnen !) gelten, so liesse sich die Gleichung aufstellen :
Assigre = ar. as-si'râ « Sirius ». Grundsatzlich steht dieser Auf-
losung nichts entgegen, da die Reihe der zehn senkrechten
Zeilentitel neben den sieben « klassischen Planeten » und al-
kayd, als echten astrologischen Komponenten, auch den «
Vollmond » enthált, der im astrologischen System an sich keinen
Platz hat. Es ist also denkbar, dass der Urheber der Tabelle,
um die Zahl zehn vollzumachen, in diese Spalte kurzerhand
den Namen des Sirius, des hellsten sichtbaren Fixsterns, ein-
gesetzt hat. (Gewôhnliche Fixsternnamen erscheinen neben

1. Beispiele für diese Nebenformen in Gloss. 550 (hierzu auch C. F. Seybold, in :


Zeitschr. f. deutsche Wortforschung 8 (1906), S. 147-151) sowie bei P. Kunitzsch, in : Zeitschr.
f. deutsche Sprache, t. 25, 1969, S. 169-174, und in : Wolfram- Studien, hgb. v. W.
Schroder, Bd. 2 (Berlin, 1974), S. 29 mit Anm. 74, mit weiterer Literatur.
2. Cf. W. Hartner, Le problème de la planète Kaïd, Paris, 1955 (Les Conférences
du Palais de la Découverte, Série D, n° 36), ebenfalls in dessen gesammelten Schriften
Oriens-Occidens, Hildesheim, 1968, S. 268-286 ; 0. Neugebauer, « Notes on al-Kaid »,
in : Journal of the American Oriental Society, t. 77, 1957, S. 211-215.
EINE BILINGÜE ARABISCH-LATEÏNISCHE LOSTAFEL 283

Planeten-, Tierkreis- und Mondstationennamen auch sonst


noch zur Gliederung, als « Losrichter », in verschiedenen Los-
und Orakeltexten, wie im Liber Alfadol, cf. Β. F. Lutz, Das
Buck 'AlfadoV. Untersuchung und Ausgabe nach der Wiener
Handschrift 2804, Phil. Diss. Heidelberg 1967; weitere Stel-
len nennt P. Kunitzsch in einem Nachtrag daselbst, S. 321,
Anm. 1).

G. Der Text der Tafel :


1. Boloîentel (P Biloiemel). Ρ hat die bessere Schreibung. Dadurch
wird als zweiter Teil der arabischen Phrase ar. âmâl « Hoffnungen »,
also wôrtlich = desideria, erkennbar (cf. Gloss. 128 und Voc. 27
und 340 f.). Der erste Teil, Bolol bzw. Bilof, bleibt undeutbar.
2. Nuhhafibuth\ten [leg. Nuzhafibutzteri] (P Nuhhafibuh\ten) — ar.
nuzha β bustân « ein Spaziergang in einem Garten ».
3. Efalharos (Ρ Ekelharo[) [leg. Ekelharof] = ar. akl fyarüf «. das Essen
eines Lammes ».
4. Tologfinahla = ar. tulü" β nahla « das Hinaufsteigen auf eine Palme ».
5. S ¿ire gerila [leg. S cire geria] = ar. sira1 gâriya « das Kaufen eines
Mâdchens, einer Dienerin ».
6. Rukadfidel — ar. ruqâd β zill [oder dall?3] « das Liegen, Ruhen,
Schlafen im Schatten ».
7. ScorbKamar [leg. Scorbhamar] = ar. surb fyamr « das Trinken von
Wein ». Die Transkription hamar deutet eine dialektische Aussprache
hamar an ; diese Vokalisierung bietet auch Ale, zitiert bei Stei-
ger S. 89. Voc. 96 und 630 dagegen hat nur das ubliche hamr.
8. darbiduf = ar. darb(l) duff « das Schlagen eines Tamburins4 ».
9. Ekelpoton [leg. Ekelpoion] = ar. akl bügün « das Essen einer jungen
Taube 5 ».
10. Ehfnuhan (P EKfnuham) [leg. Elfnuhaz] = ar. alf nuhâs « tausend
3. Voc. 103 und 635 gibt für umbra neben dem klass. -arabischen zill auch die Form
dally die offenbar eine span.-arab. Dialektform darstellt. Aus der lat. Transkription del
ist nicht eindeutig zu ersehen, ob sie ζ Hi oder dall
~ wiedergeben soil, beides ware gleicher-
massen moglich.
4. Cf. Voc. 610 : lat. tinpanum = arab. u.a. duff, darb1 duff, mit einem in der Dialekt-
aussprache eingeschobenen euphonischen Sprossvokal.
5. Der arab. Transkriptionsausdruck poton mit der angeblichen Bedeutung pullus
anseris ist nicht als arabisches Wort zu identiflzieren ; an entsprechenden Gleichungen
nennen Gloss. 419 zu pullus : farfy at-tayr kullihl wa-dïk wa-falüw, und Voc. 545 zu pullus
parvus avium : farfy, fullûs, farrüg und catrüf. In keiner dieser samtlichen Formen lâsst
sich die obige Transkription poton wiedererkennen. Nun gibt es eine anonyme arabische
Handschrift von 1604 mit spanisch-arabischen Kochrezepten aus dem 13. Jahrhundert,
die hierzu eine Erklârung beisteuern konnen. Die Kenntnis dieses Textes verdanke ich
Herrn Prof. Dr. H.-R. Singer, Mainz /Germersheim, der dazu auch die Güte hatte, mir
die beiden Bánde aus seiner Privatbibliothek zu einer Durchsicht zur Verfugung zu stellen.
A. Huici Miranda hatte die bewusste Handschrift zunâchst ausführlich beschrieben in :
Revista del Instituto Egipcio de Estudios Islámicos, t. 5 (Madrid, 1957), 137-155 ; spater
liess er die arabische Textausgabe folgen : La cocina hispano-magrebi en la época almo-
hade según un manuscrito anónimo, ed. A. Huici Miranda, Madrid, 1965, der sich wie-
284 PAUL KUNITZSCH

K.upfer[münzen] ». Zu lat. mancusus (verschiedene Miinzarten) cf.


Nov. gloss, med. lat., fase. Ma, col. 140 f., s. v.
11. Ekeltamar = ar. akl tamr6 « das Essen von Datteln ».
12. Scire karia = ar. sirâ' qarya « das Kaufen eines Dorfes7 ».
13. Muhabba hami\uli zenton [leg. Muhabbaza min lizen tor] = ar.
muhabbaza min lisân [at-] tawr « eine Pástete mit Boretsch. ». Für
Belege und Rezepte zu muhabbaza (= « empanada », Pástete) cf.
La cocina hispano-magrebi (wie oben S. 283, Annx. 5), Text S. 61 f.,
89 ff. und 137 = Übers. S. 64 f., 97 fí. und 154. Zu lisân at-tawr
« Boretsch, » cf. auch, Voc. 272.
14. darb deuuema = ar. darb dawáma (span.-arab. Dialekt, cf. Voc. 101
und 616 ; klass.-arab. duwwáma) « das Treiben eines Kreisels ».
Lat. buxus ist « Kreisel u. dgl. aus Buchsbaumholz ».
15. dafarbehgadü = ar. zafar bi-'adüw « das Besiegen eines Feindes ».
Lateinisch ms H : in cium, leg. inimicum ; Ρ korrekt inimicum.
16. darfa fa'KOli. Das erste Wort ist nicht sicher zu deuten ; ein pas-
sender arab. Infinitiv der Bedeutung « orare » ware eigentlich, dufa\
aber dazu scheint die Transkription darVa nicht passen zu wollen.
Diese entspráche vielmehr genau arab. darta « das Streichenlassen
eines Windes ; Furz », was im Sinnzusammenhang der Gesamt-
phrase ja durchaus ebenfalls môglich ware. In diesem Fall miisste
« orare » eine lat. Korruptel aus einem entsprechenden anderen
Infinitiv (petered, visire?) sein, fa1 Kali [leg. filhafi] = ar. fl l-hafly
« im Verborgenen » (cf. Voc. 224 s. v. Absconse : = arab. ba-l-hafi,
mit dieser Vokalisierung).
17. Das erste arab. Wort Ginë [leg. Gine] = ar. gina1 « Gesang, Lied »
(Sing. ; dialektische Aussprache natiirlich ginâ, ohne hamza am
SchJuss). Das zweite Wort (H anfagH, Ρ anfagHb) làsst sich nicht
deuten.
18. farazunderi [leg. faraznader(i)] = ar. faras nazzâr « ein Pferd mit
lebhaftem feurigem Blick8 ».

derum die vollstândige Ubersetzung anschloss : A. Huici Miranda, Traducción española


de un manuscrito anónimo del siglo XIII sobre la cocina hispano-magrebi, Madrid, 1966.
Hierin erscheinen zwei Rezepte mit einem Tier, das im arab. Text bwgwn geschrieben
ist (Text S. 44 und S. 124) ; Huici Miranda übersetzt an der ersten Stelle « buchón »
(= Kropftaube ; Übers. S. 43), und an der zweiten « pichón » (= junge Taube ; Übers.
S. 138). Das arabische bwgwn ist offensichtlich aus dem Spanischen entlehnt, also etwa
bügün oder bügin zu vokalisieren. Der Übersetzer der « Bilingue » hat indes bei diesem
Wort, das er ais *poion (innerhalb der lateinischen Uberlieferung zu poton entstellt) trans-
kribierte, an eine junge Gans und nicht an eine junge Taube gedacht.
6. Die lat. Transkription -tamar enthált in zweiter Silbe einen euphonischen Sprossvo-
kal, der offenbar der span.-arab. Dialektaussprache angehôrt ; cf. auch die Vokalisierung
Voc. 69 und 329 : tamra (nomen unitatis), aber 329 : lámar (collect.) ; vgl. ferner auch Stei-
ger, S. 127.
7. Cf. Voc. 628 : lat. villa = arab. qarya.
8. Cf. Lisân al-' arab, Bd. 5, S. 217 a, s. v. nzr : zzwa-faras~naar ida kána sahman tâmiha
f-tarf hadída l-qalb « 'ein stark blickendes [nazzâr] Pferd' : wenn es kühn, von begierigem
Blick und heftigem Herzen ist ».
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 285

19. Ehelhaluua (P Ehelhaluna) [leg. Ekelhaluua] = ar. akl halwâ « das


Essen von Süssigkeiten bzw. einer Siissigkeit ».
20. Gomfizazreï [leg. Gomfizahres] = ar. 'awm fî sihrïg9 «das Schwim-
men in einem Bassin, einer Zisterne ». Lat. in lacü (sic in beiden
Handschriften) : der Strich wurde offenbar versehentlich über das
u gesetzt ; erforderlich ist hier ja ein Ablativ und kein Akkusativ.
21. Burlendas (P Burlenda[) [leg. Buniendar] — ar. bunyân dar « das
Bauen eines Hauses » (Sing.)10.
22. Eheldig* egam (P Eheldig'ega) [leg. Ekeldigega] = ar. akl dagâga11
« das Essen eines Huhns » (Sing.).
23. Scire g'abel (P g^abal) [leg. Scire gubel] = ar. sirff 'ubbâl « das
Kaufen eines grossen Brachvogels 12 ». I'm Lat. ist muliü augen-
scheinlich als Korruption aus miluum zu werten13, Ρ hat mulü.
Lemay (an der oben S. 268, Anm. 2 genannten Stelle, S. 1000) deutet
den Wortlaut von Ρ dagegen auf das Kaufen eines Pferdes, span.
caballo, hier auch im Arabischen benutzt, mit der lateinischen
Wiedergabe als mulum (ace.) ; diese Deutung halte ich fiir weniger
wahrscheinlich (cf. Nr. 18, wo « Pferd » richtig als faros ¡equus
erscheint).
24. Munedemaclab\iuien (P Munedemad\ab... uuen) [leg. Munedemat
[al] ahuuen ; in den Handschriften ist der abgetrennte Teil iuien
(bzw. uuen) ganz weit ab vom Arabischen, unmittelbar unter die
lateinische Übersetzungsformel geraten] — ar. munâdamat [al-]
ihwân « geselliges Beisammensein und Trinken mit [den] Freun-
den ». ahuuen transkribiert eine span.-arab. Dialektaussprache
ahwan (cf. dazu Steiger S. 1741, 234 ; in Ortsnamen) anstatt des
klass.-arab. ihwân ; Voc. 398 dagegen hat das übliche ihwân. Bi-
bere ist in Ρ verschrieben zu BibiVe.
25. faro1 fenek = ar. farw fanak « das Fell, der Pelz eines Wüsten-
fuchses ». Das lat. Adjektiv madurina finde ich nirgends verzeich-
net ; cf. indes in Gloss. 308 die Gleichung mastrugo1* = ar. fanak.

9. Die lat. Transkription zahres entspricht einer dialektischen Aussprache sahrU


an Stelle von klass.-arab. sihrlg (cf. dazu Steiger, S. 166 f., 194, 273 und 343). Fiir die
Bedeutung von lat. lacus = « Bassin » cf. Nov. gloss, med. lat., fase. L, col. 16, s. v.
lacus [1].
10. Fiir den Infinitiv bunyàn zu banâ ¡yabnl cf. u.a. Gloss. 152 s. vv. edificatio und
edificium ; Voc. 360, s. v. edificare.
11. Die lat. Transkription digega entspricht einer dialektischen Aussprache digaga
statt klass.-arab. dagâga, wie z.B. in Voc. 98 und 404 vorhanden ; cf. ferner Steiger, S. 191
und 316.
12. gabel [pro gulel] entspricht phonetisch 'ubbdl, die Doppelkonsonanz ist in den
lat. Transkriptionen meist nicht ausgedriickt. Zur Identitat des Vogelnamens cf. F. Viré,
Le traité de Van de volerie..., Leiden, 1967, S. [57] mit Anm. 8 : « Courlis-cendré, ou Grand-
Courlis, Numenius arquata » (= Grosser Brachvogel).
13. Gloss. 315, s. v. miluus : = arab. hidât; Voc. 476, s. v. Milvus : = hidâ, hida" a
(= klass.-arab. hida'a, Lane). Lat. mullus, eine Fischart (« Meerbarbe », etc.), ware von
der graphischen Form her ebenfalls moglich, doch würde dazu das arab. Original nicht
passen.
14. Zu diesem lat. Wort cf. Nov. gloss, med. lat., fase. Ma, col. 245, s. v. mastruga
(« vêtement de peau »).
286 PAUL KUNITZSCH
26. Ekelbedengë = ar. akl bâdingân « das Essen einer Aubergine ».
Beachte die lat. Umschreibung des arab. Pflanzennamens !
27. darbibok = ar. darb(l) büq « das Blasen eines Horns15 ».
28. Eazd [leg. Fazd] = ar. fasd « zur Ader lassen ».
29. duholhameri1 [leg. duholhamem] = ar. dufyül hammam « das Betre-
ten eines Bades ».
30. Rakzzabie (P Rakzabie) = ar. raqs sablya « das Tanzen eines (jun-
gen) Mâdchens ».
31. Rukubgaemel — ar. ruküb gomal « das Reiten eines Kamels ».
32. Ekelbibat, vermutlich ursprunglieh richtig Ekelkibat (mit kjb-
Verschreibung im lateinischen Bereich) = ar. akl qiba (oder im
Plural qibat) « das Essen von Schafs- oder Zaegenmagen (bzw.
-mâgen), Kaldaunen16 ». Auch die lateinische Paraphrase ist ver-
dorben : confeUa ist sicherlich als confecta zu verstehen, wobei
dessen Endung -a weder zu pulmentum (ace.) noch zu lade (abl.)
passt. Ρ hat ausserdem statt pulmentum (so Η : pul\mentü) sinnlos
pul\m cû.
33. Erkennbar nur der erste Bestandteil darb — ar. darb « das Spielen
(eines Musikinstrumentes) » (cf. auch Nr. 8, 27, 67 und 93). Wel-
cher arab. Instrumentenname durch die lat. Transkription arkela
bezeichnet werden soil, liess sich nicht ermitteln.
34. Garhikarï [leg. Garzikarm] = ar. gars(l) karm (wieder mit Spross-
vokal, cf. Nr. 8 und 27) « das Einpflanzen von Weinreben ».
35. Hikarabidie {P schlechter : Hikambidie). Hikar (arab.) ist gewis-
sen Ableit ungen von der Wurzel h-k-r zuzuordnen : hakkara (II)
« ein Gelánde einzàunen, so dass es nicht von Fremden bebaut
oder sonstwie genutzt werden kann » ; hikr « ein auf diese Art und
zu diesem Zweck eingezâuntes Stuck Land », cf. Lane s. r. h-k-r ;

15. Zu dem Sprossvokal in darb1 büq, cf. oben Nr. 8 mit Anm. 4.
16. Das einzige belegbare arabische Wort, das als Vorbild der lateinischen
Transkription -bibat (bzw. *kibat) in Frage kommt, scheint qiba (Plur. qibdt) zu sein. Es bezeichnet
den « Labmagen » der Wiederkâuer und wird in der arabischen Literatur von Schafen
und Ziegen erwahnt. qiba gehôrt zu einer alten zweikonsonantigen semitischen Wurzel
(cf. Th. Nôldeke, Neue Beitràge zur semitischen Sprachwissenschaft, Strassburg, 1910,
S. 155. Fiir die Mitteilung dieser Stelle danke ich Herrn Prof. A. Spitaler, München) ; die
arabischen Lexikographen haben daher Schwierigkeiten in der lexikographischen Erfassung
des Wortes und teilen es bald der Wurzel w-q-b, bald der Wurzel q-b-b zu (cf. Lisân al-
'arab und die anderen arab. Wôrterbucher ; neben qiba wird daher auch die Form qibba,
plur. qibbât benutzt). Innereien werden in der arabischen Welt viel gegessen und sehr
geschatzt ; vgl. zum Beispiel den ragaz- Vers in Lisân al-'arab, s. r. n-f-h (s. v. infaha) ;
die As'ab-Anekdote im Kitab al-agání, vol. 17, S. 86,19 (= ed. Kairo, Dar at-Ta'lïf wa-n-
Na§r, vol. 19, S. 142,2), übersetzt bei F. Rosenthal, Humour in Early Islam, Leiden,
1956, S. 50, Nr. 28 (« the tripe ») ; oder eine Anekdote um Mu'âwiya bei al-Gâhiz, Kitâb
al-buhalâ\ ed. van Vloten, Leiden, 1900, S. 163,4, übersetzt bei Ch. Pellat, Le livre
des avares de Gâhi?, Paris, 1951, S. 217 (« le grand ventricule »). Die Angaben iiber qiba,
qibba in den modernen Wôrterbiichern scheinen letztlich alie auf diese Stellen zurückzu-
gehen. Im Hinblick auf die lateinische Paraphrase pulmentum lacté confeÇta ist es übrigens
intéressant zu erwahnen, dass in der As'ab-Anekdote das Zicklein (gady), von dessen
Magen {qiba) dort die Rede ist, in saurer Milch (madïra) gekocht wird.
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 287

Ε. Fagnan, Additions aux dictionnaires arabes, Algier 1923, S. 36 b,


s. ν. hikr (« enclos, territoire » ; aus der hier zitierten Chrestomathie
arabe von S. de Sacy, 2e éd., ware vor allem noch auf vol. I, S. 239,
Anm. 21 hinzuweisen, wo eine entsprechende explizite Stelle aus
dem spâten âgyptischen Historiker al-Maqrïzï, der überhaupt der
Kronzeuge für diesen Wortgebrauch, ist, angeführt wird). In der
Transkription Hikar kônnte wieder ein Sprossvokal des span.-
arab. Dialekts (hik^r) anklingen. Die genannten Lexika kennen
das Wort nur von al-Maqrïzï (1364-1442), so dass sein Gebrauch
auf Agypten beschránkt erscheint ; für Syrien wird in âhnlicher
Bedeutung hâkûra erwáhnt. Offenbar ist das Wort in dieser Bedeu-
tung aber auch im westarabischen und spanisch-arabischen Raum
in Gebrauch, gewesen, wie man aus seinem Vorkommen in dieser
Tafel und aus der sachlich genau übereinstimmenden lateinischen
Übersetzung ersehen kann (continentie gerilorum [P schlecht gal·
larwri] etwa : von Zàunen umschlossenes [Land])17. Das zweite
Glied der arabischen Formel bleibt unkenntlich.
36. Thobuueïci = ar. tawb wasy « ein Gewand aus wasy » (Dozy II
809 a-b : espèce d'étoffe de soie à différentes couleurs et parfois
brochée d'or). Wie der lat. Übersetzer von einem Stoffnamen zu
occultata gelangte, vermag man nicht nachzuvollziehen ; P hat
occulata.
37. rola thbib (P Rola thabib) [leg. roiat habib] — ar. ru'yat hablb « das
Sehen (in natura, oder auch im Traum) einer lieben Person, eines
Freundes /einer Freundin ». Lat. Valtum ist offensichtlich eine
Korruption ; nimmt man eine α-κ-Verischreibung an, so liesse sich
an vultum (ace.) « Antlitz, Gesicht » denken (sic in P). In diesem
Falle ware die Übersetzung des arab. Infinitivs ru'ya « das Sehen »
im Lateinischen fortgelassen, und am Ende ware statt amabüe
zu lesen amabilë (— amabilem, ace). Valtum kônnte vielleicht
aber auch eine Korruption aus einem anderen lateinischen Wort
sein, das den arab. Infinitiv wiedergeben sollte (eventuell visum
« Erscheinung, Traumgesicht »?).
38. Ekeluuithe [leg. Ekeluuitze] (P Ekeluuithel) = ar. akl wizza « das
Essen einer Gans ». uuitze (mit hybridem tz statt des normalen
einfachen z) transkribiert eine dialektische Aussprache wizza statt
klass.-arab. iwazza « Gans ». Die cocma-Handschrift (of. o. S. 283,
Anm. 5) schreibt iiberall korrekt iwazza ; Voc. 213 und 244 dagegen
hat eine Dialektform wazza, und die Transkription guéç bei Ale.
(zitiert Steiger S. 148) deutet eben falls auf eine Aussprache wazza,
mit a. Die Aussprache wizza, mit i, dürfte aber gleichfalls
vorkommen ; ich selbst kenne das Wort so aus Ágypten. Die Uberset-

17. gerilorum gehôrt zu garillum, etc., « barrier, palisade » (Latham, s. v. ; DuCange,


s. vv. Garrolium, Jarolium ; J. F. Niermeyer, Mediae latinitatis lexicon minus, Leiden,
1960 ff., s. v.).
288 PAUL KUNITZSCH

zung cybus de tribus rebus factus deckt sich nicht mit dem trans-
kribierten arabischen Ausdruck; aber vielleicht war die Gans einer
der drei Bestandteile dieses Gerichtes. Im Lateinischen hat Ρ cum
statt des de von H.
39. Tehuuig [leg. Tezuuig] = ar. tazwïg « verheiraten » (transitiv :
eine Frau mit jemandem). Die lateinische Übersetzung nubere
würde eher der arabischen intransitiven Form tazawwug entspre-
chen, welche aber durch die Transkription schwerlich wiederge-
geben ist. Ahnliche Diskrepanzen bei transitiven und intransitiven
Verben ergeben sich mehrmals zwischen Text· und Übersetzung ;
cf. noch Nr. 2, 80 und 100.
40. H Gih'é'd (der zweite Apostroph ist so dicht iiber die Rundung
des d gesetzt, dass man auf den ersten Buck eher ein t mit folgen-
dem I liest), Ρ GiKed (hier am Ende vollig eindeutig d) = ar. gihâd
« Bemühung, Streben », und als spezifisch islamischer Terminus
« das Führen des Heiligen Krieges » (cf. Voc. 82 : gihdd-pugna).
Die lateinische Übersetzung meditatio wird beiden Begriffen nicht
vôllig gerecht.
41. Ehezarahi\ (P Ehezariabi[\ in beiden Handschriften iiber dem
zweiten Buchstaben, h, ein korrigierendes k) [leg. Ekelzarazir] =
ar. akl zarâzïr « das Essen von Drosseln18 ».
42. kale zuetuuë\ci (Ρ kale zuetuue f| ci). Der erste Teil des Ausdrucks
ist zu lesen kalenzuet, der zweite scheint, wie Ρ deutlich macht,
dasselbe Wort uue[ci zu enthalten, das bereits in Nr. 36 vorkam ;
somit ergibt sich die Lesung kalenzuet uueici = ar. qalansuwat
wasy « eine Miitze, Kopfbedeckung aus gestreiftem, gemustertem
Seidenstofî ». Zu hobuliuü (ace. ; Ρ hobuli\ uïr oder hobuli\ iür) vgl.
Du Gange : hobellarii, hoberarii, hobillers (engl.), « leichtbewaffnete
Soldaten ». Vielleicht sollte es sich um eine militàrische
Kopfbedeckung handeln. Aufïâllig bleibt, dass hier eine andere
Übersetzung gewâhlt wurde als in Nr. 36.
43. Erkennbar nur der erste Bestandteil : hamem — ar. hamâm « Tau-
ben » (coll.), dazu lat. Columba. Das arab. Original des zweiten
Teils liess sich trotz der lat. Übersetzungshilfe nicht erschliessen.
44. Bunleufin [leg. Bunienfun(dec)] = ar. bunydn funduq19 « das Bauen
eines Gasthauses, Absteige quartiers ».

18. Die Gleichung turdus = arab. zurzür, pl. zarâzïr bzw. zurzur, zaràzir, etc., auch
in Gloss. 521 und Voc. 618. Auch Huici Miranda iibersetzt zarâzïr als « zorzales » (Drosseln ;
aus dem arab. Singular zurzal, neben zurzur, cf. Voc. 618), haufig in La cocina hispano-
magrebi (cf. o. S. 283, Anm. 5). Im klassischen Arabisch war zurzür eigentlich « Star » (cf.
Lane ; so auch noch heute, siehe Wehr).
19. Klass.-arab. funduq (Fremdwort aus dem Griechischen) ; span. -arab. Dialekt fun-
daq, cf. Voc. 156 und 590 s. v. fundaq bzw. stabulum sowie Steiger, S. 114 (mit Nachtrag
auf S. 388) und 216. Friihe westliche Formen mit auslautendem -e bzw. -a (mit Weglassung
des Gutturals ar. -q = lat. -c, also : fonde, fonda usw.) werden haufig zitiert ; cf. Du Gange,
s. v. Funda [1] ; J. Corominas, Diccionario crítico etimológico de la lengua castellana, I-
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHK LOSTAFEL 289

45. KiagHabor [leg. hiagtâbor] = ar. hiyâg tanbür. hiyâg bedeutet


eigentlich « Erregung, Stürmen, Toben (eines Windes, Sturmes,
Unwetters) », hier offenbar auf die Saiten des Musikinstruments
bezogen. Die Transkription tabor (leg. tâbor = tanbor oder tambor)
gibt die dialektische Aussprache tanbür des bekannten arabischen
Musikinstrumentennamens tunbür wieder, womit ein schlankes,
langhalsiges Saiteninstrument bezeichnet wird20.
46. Klar erkennbar ist das erste Element : Scire = ar. sira"1 « das Kau-
fen ». Der zweite Teil ist problematisch. Wenn man in ferfen Lese-/
Schreibfehler r\t und t\i annimmt, ergabe sich eine Lesung fe-
tien = ar. fityân « junge Manner » (Plur.) ; hiernach ware dann
auch im Lateinischen der Plural zu restituieren : homines inberbes.
Im Singular dagegen ware im Arabischen fata oder fatan anzuset-
zen, was eine Transkription etwa *fete, *feten ergeben kônnte.
Das inberbç (H) bzw. inberba1 (P) der Handschriften ist sowieso
korrupt.
47. Legebbii arrOnozi (P Legebbií atrana\zi). Mit Sicherheit làsst sich
sagen, dass in diesem Ausdruck die lateinische Überfetzung nicht
mit dem In.halt der arabischen Phrase übereinstimmt. In Legebbi
ist ar. la'ib bi- « das Spielen mit... » (Inf.) wiederzuerkennen, das
auch unten in Nr. 59 vorkommt. Der Name des Spiels selbst ist
nicht klar zu erkennen. Prof. Lemay môchte verstehen : la'ib
bi-satrang (also nach P, leg. Legeb bi[atranazi) « Schach spielen »
(briefliche Mitteilung, in Abânderung der ersten, sicher unhalt-
baren Deutung in dem Aufsatz von 1966 [cf. oben S. 268, Anm. 2],
S. 1002, Anm. 1).
48. Ekelhui fuf [leg. Ekel hursuf] — ar. akl hursüf « das Essen von
Artischocken ». Im Lateinischen ist wiederum die Umschreibung
des arab. Pflanzennamens zu beachten (cf. àhnlich oben Nr. 26) 21.
49. zaid burac = ar. sayd burak « das Jagen von Enten22 ». Lat. anote
ist zu lesen anotes (ace. plur.).
50. EheUcebal [leg. Ekehcebat] = ar. akl sibitt (die lat. Transkription
scebat gibt eine dialektische Aussprache sabat wieder ; cf. diese
Vokalisation in Voc. 122 und 242) « das Essen von Dill ». Die lat.

IV, Bern, 1954-1957, s. v. Fonda; Tobler-Lommatzsch, Altfranzos. Wôrterbuch, vol. 3


(1954), col. 2024, s. v. fonde ; W. von Wartburg, Franzôs. etymolog. Wôrterbuch, vol. 19,
S. 48 f., s. v. fundaq (span, und katal. fonda) ; R. Arveiller, in : Zeitschrift fiir romanische
Philologie, t. 90, 1974, 473 f.
20. Voc. 137 hat merkwürdigerweise zu arab. tanbür (so vokalisiert) ais lat. Aquiva-
lent : Vacuitas.
21. Vgl. Voc. 93 : arab. hursüfa = Cardo; 282 : lat. Cardus = arab. frursüf (a). La
cocina hispano-magrebí (cf. o., S. 283, Anm. 5) schreibt durchgehend hursuf (ζ. Β. Text S. 143 f.
= Übers. S. 161 f.).
22. burak ist arab. Plural zu burka, buraka « Ente », cf. Lane, etc. Im Span. -Arabischen
scheint eine Singularform mit langem à vorherrschend gewesen zu sein, burâka, cf. Voc. 36
und 242 ; Ale. bordea, bei Steiger, S. 87 ; La cocina hispano-magrebí (wie oben S. 283,
Anm. 5), Text S. 123,-3 = Übers. S. 138, etc.
19
290 PAUL KUNITZSCH

Ubersetzung scheint semantisch nicht identisch zu sein : sambu-


cus ist nachklass. und spátlat. = « Holunder » (P hat : Manduca-
rare ïambucâ, sic).
51. Erkennbar nur die beiden ersten Elemente des arab. Ausdrucks :
Nuzhamin = ar. nuzha min « ein Spaziergang von... aus », dazu
lat. contemplan (wahrscheinlich mit Einschluss von loca amena).
Das arabische Activaient der lateinischen Ubersetzung domici-
lium dagegen bleibt unkenntlich. (Die Lesung des ζ in -cabariaza
von Η ist nicht vollig sicher.) Ρ : nuzhaminca] harija. Der Schreiber
musste hinter -ca abbrechen, weil die Spalte gefiillt war, und schrieb
den Rest des Wortes darüber. Auch hiermit kam er nicht aus und
musste die Silbe za etwas tiefer, zwischen den Buchstaben i und
a, die in einem iiberlangen Abstand voneinander stehen, anfiigen,
so dass der Ausdruck in Ρ auf insgesamt drei Zeilen verteilt ist.
Prof. Lemay môchte caza zusammen lesen (ins Arabische uber-
nommenes spanisches Wort, « Haus » == domicilium; so in seinem
Aufsatz von 1966 [cf. oben S. 268, Anm. 2], S. 1001, Anm.2, sowie
noch einmal brieflich), worin ich ihm jedoch nicht glaube bei-
pflichten zu kônnen. Auch môchte ich nicht so weit gehen wie Prof.
Lemay, der a.a.O. die hier und in Nr. 1 vorkommenden Phrasen
mit nuzha speziell auf die beliebten Bootsfahrten auf dem
Guadalquivir bei Sevilla (gemáss H. Pérès, La poésie andalouse en arabe
classique au XIe siècle, Paris, 21953, S. 140 und 208 mit Anm. 4)
beziehen môchte ; der Terminus dafiir heisst nàmlich nach Pérès
nazâha, und unser hiesiges nuzha ist demgegenüber das gewohn-
liche Wort fur « Spaziergang, Ausflug », das ganz allgemein und
uberall gebraucht werden kann ohne die Einengung auf lokale
Sonderbrâuche.
52. Sorbhgale uue\di (P Scorbhgale u\uedi) — ar. surb 'alâ wâdi « das
Trinken an einem Flusse23 ».
53. Ekeltefefa [leg. Ekeltefeia] = ar. akl tafâyâ « das Essen von ta-
fàyâ ». Zu dem nordafrikanisch-arabischen Nationalgericht tafâyâ
cf. Dozy I 147 b und die dort zitierte Stelle mit Belegen aus al-
Maqqarï und anderen Autoren ; zahlreiche tafâyâ-Reze^ie enthâlt
die oben S. 283, Anm. 5 genannte spanisch-arabische Handschrift
mit Kochrezepten : Text S. 85 ff., 118 f., 173, 174 = Übers. S. 91 ff.,
132 f., 195, 196 ; ausserdem wird tafâyâ dort auch sonst noch háufig
genannt, z.B. Text Ζ. 23, 7 = Übers. S. 17, -2 ; 29, 7 = 25, 7 ; 79,
-2 = 85, -7 ; 80, 2 = 85, -3 ; 80, 40 = 86, 8 ; 85, 4 = 91, 11 ; 87,
-4 = 94, -4 ; 157, -6 = 176 ; 160, 2.4 = 179 Mitte. H. Pérès a.a.O.
[cf. Nr. 51] S. 315, Anm. 7 notiert einen Zusatz von al-Maqqarï,
dass « les tafâyâ renfermaient du coriandre (kazbar) », was vor-
züglich mit der lateinischen Paraphrase unserer Bilingue zusam-

23. Cf. Gloss. 445 : riuus fluuius — arab. sâqiya und wâdl ; Voc. 562 : rivus = arab.
a>âd, wâdl, etc.
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 291

menpasst : carnem cum coleandro.


54. Erkennbar ist nur der erste Bestandteil des arab. Ausdrucks :
Mfag [leg. zafag] = ar. sap « eine Ohrfeige geben » (Transkription
anscheinend mit einem dialektischen Sprossvokal zwischen f und
')24, so aueh wortlich die lat. Ubersetzung dazu. Der Restteil des
arab. Ausdrucks lâsst sich nicht auflôsen.
55. Rukubfil = ar. rukub fil « das Reiten eines Elefanten ».
56. Ekelgdkid (P Ekebgakid) = ar. akl 'aqïd « das Essen eingedickter
Milch25 ».
57. Ramubuuua] daf (P Ramubi uuia\ daf) : Sicher erkennbar sind hier-
von am Anfang Ramu [leg. Rami] = ar. ramy « Werfen, Schleu-
dern » (Inf.), und am Ende uuadaf = ar. wadaf « die Schleuder »
(das Gérât). Das dazwischen liegende bu reprâsentiert vermutlich
die arab. Prâposition bi- « mit », so dass der gesamte arab. Aus-
druck gelautet hâtte : ramy bi-wadaf « das Schleudern mit einer
SchJeuder, Wurfmaschine 26 ».
58. Scorbbanbid (P dgl., wobei Jedoch das b von anbid auch nach links
einen Halbkreis hat, so dass der Buchstabe gleichzeitig auch als
d gelesen werden kann) [leg. Scorbnabid] = ar. surb nabïd ~ « das
Trinken von (Dattel-) Wein ».
59. Egibbigeria [leg. Legibbigeria] = ar. laHb bi-gdriya « das Spielen,
Scherzen mit einem Màdchen, einer Sklavin ».
60. halgadarh [leg. halgadarz] — ar. hal' dirs « das Ziehen eines Zahns ».
(Die lat. Transkription scheint hinter dem ' einen Sprossvokal
anzudeuten ; statt dirs gibt sie die dialektische Anssprache dars
wieder : hal<a dars. d,ars s. in Voc. 132, neben dirs ; 337 nur dars,
dasselbe auch bei Steiger S. 81, aus Ale.)
61. Scire fonde (das Ende des zweiten Wortes im ms undeutlich, das
-e nur noch andeutungsweise lesbar ; P fronde) [leg. Scire fondee,
cf. Nr. 44] = ar. sirff funduq (hier dialektisch : fundaq) « das Kau-
fen eines Gasthauses, eines Absteigequartiers ».
62. libeth dibeg [leg. libetz dibeg] (P Libehdibeg) = ar. libas dïbâg « das
Anziehen (eines Gewandes) von Brokat27 ».
63. Gamel heuue\ria = ar. 'âmil hawrlya (Partiz. Akt.) « saltator,
Tânzer ». Ein entsprechendes Verbum ya'mal sugurdiya wa-hawrlya
führt Voc. 567 zu, dem Stichwort Saltare an (ubernommen bei
Dozy I 334 b). Die hiesige Übersetzung homo saltator deckt sich

24. Voc. 130 und 298 hat aber nur saf, nicht safa'.
25. Cf. Voc. 145 : arab. 'aqïd = lat. Coagulare, lac ; ferner 296 : Coagulare = arab.
na'qad, etc. ; 448 : lac = arab. u.a. 'aqïd.
26. Cf. Dozy II 818 b wadaf, auch wadàfa « fronde » (Schleuder) ; dazu ib. I 560 b-
561 a : ramya « l'action de débander une machine à lancer des pierres ».
27. Zu dïbâg, cf. Voc. 546 f., s. v. Purpura, cendal : arab. = dïbâg ; libâs als Inf., neben
libs, auch in Voc. 625. Zu dem lat. Stichwort palleum gibt Gloss. 362 : arab. ridâ\ und
dgl. Voc. 558 s. v. Pallium : rida, ihrâm, etc. Zu beachten ist besonders, dass Gloss. 78
colouium cocleum mît arab. dïbâg wiedergibt und darunter in einer weiteren Zeile colouium
[mit Isidor, Etym. 19,32 zu lesen colobium] erklârt als : uestimentum sine manicis...
292 PAUL KUNITZSCH

genau mit den Angaben im Vocabulista, die Transkription heuueria


dagegen scheint eher aus arab. haw[w]ârlya (mit alif hinter dem
— eventuell verdoppelten — wâw) hervorgegangen zu sein ais aus
einer Form ohne alif (hawrïya), wie sie der Vocabulista hat. Es
muss zunâchst offen bleiben, welche dieser beiden Varianten « rich-
tig » ist.
64. Ehelfukag1 [leg. Ekelfukag] = ar. akl fuqqa* « das Essen von Pil-
zen28 ».
65. Rukuoalbhar [leg. Rukubalbahar] = ar. ruküb al-bahr « das Befah-
ren des Meeres ». Die lateinische Transkription des arab. Ausdrucks
gibt offensichtlich einen dialektischen Sprossvokal wieder : bahar
statt klass.-arab. bahr, cf. Voc. 613 s. v. Transfretare : = arab.
narkab... al-bahar, sic (die Vokalisierung bahar auch bei Ale, zi-
tiert von Steiger S. 90). Die lat. Ubersetzung Transiré in unserer
Tafel kônnte moglicherweise eine Korruptel für urspriingliches
transfretare sein, wie in Voc. vorhanden.
66. Legu'bahirag [leg. Legubazirag] = ar. lu'ûb as-sirâ' « Ringer, Ring-
kampfer » (plur.). lu'üb ist dabei als Plural zu lâ'ib « Spieler, etc. »
aufzufassen (zu dieser selteneren Plur albil dung cf. W. Wright,
Arabic Grammar 31951, I S. 206 G). Bei Annahme einer a-u-Yer-
schreibung, die in diesem Text ja nichï selten ist, ware aber auch
an eine arabische fa"al-FoTm zu denken : Legabazirag = ar. la"ab
as-sirâ' « ein Ringer, Ringkámpfer » (sing.) ; die Wiedergabe von
arab. â durch lat. a, statt der hâufigen imâla-Form. e, in der Umge-
bung des Laryngals ' ist in unserem Text mehrfach zu beobachten :
cf. Gamel = 'âmil, Nr. 63 und 96 ; azirag = as-sirâ\ hier in Nr. 66 ;
zamag — sama', Nr. 72. In diesem Fall ware im Lateinischen eben-
falls der Singular trepeliatorem zu restituieren. Das lateinische
Wort Trepeliatores, mit welchem unser Übersetzer den arabischen
Ausdruck übertrug, ist in keinem Wôrterbuch verzeich.net. Vgl.
jedoch bei Ale. (Lagarde 419 a) « trepador en cuerda » (Seiltán-
zer, Akrobat) = arab. behleguén (d.h. bahlawân) und ib. 408 «
trepar » = arab. nalaab (spielen, tanzen, etc.) ; dazu noch J. Goro-
minas, Diccionario crítico etimológico de la lengua castellana, I-
IV, Bern 1954-57, s. ν. Trepar [1] ; ferner auch C. Battisti-G. Ales-
sio, Dizionario Etimológico Italiano, vol. V, Florenz 1957, s. v.
travagliare : travagliatore, u.a. = « giocoliere » ; und travalgiatores,
mittelalterliche Bezeichnung für « Schauspieler », bei H. Rhein-
felder, Dos Wort « Persona », Halle 1928, S. 33, Anm. 1, nach L.
Petit de Juleville, Histoire du théâtre en France. Les comédiens
en France au moyen âge, Paris 1885, S. 17.
67. darb keber (P drabkeber) = ar. darb kabar « das Schlagen einer
Trommel29 ».

28. fuqqa' auch in Gloss. 208 und Voc. 271.


29. Cf. Steingass, S. 1012 a, s. v. kabar (« a drum ή ; WKAS I 24 b 7-14.
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 293

68. Scorbbenenih (P Scorbbeneta\h) : Erkennbar ist nur der erste Teil


des arab. Ausdrucks, Scorb (vermutlich unter Einbeziehung eines
hybriden zweiten b) = ar. surb « das Trinken » (Inf.). Zu enenih
bzw. enetah = mulsum làsst sich die arabische Ausgangsform nicht
ermitteln.
69. haidbicatam (in H war zunàchst -bicatum geschrieben, dann wurde
das u vom Schreiber selbst durch Unterpunktierung wieder getilgt
und durch darüber gestelltes a ersetzt ; Ρ haidbicatd) [leg. zaid-
bicatam] = ar. sayd bi-qatdm « das Jagen mit einem Baumfal-
ken30 ».
70. Set heudgorh (P dgl., doch zunâchst houd, darin aber das o durch
Unterpunktierung getilgt und durch darüber geschriebenes e
ersetzt). Von dem arab. Ausdruck ist nur der letzte Teil einwandfrei
zu identifizieren : gorh [leg. gorz] = ar. 'urs « Hochzeit », dazu die
lat. Ubersetzung (in) nuptijs. Das Acfuivalent von sedere in diesem
Ausdruck ist nicht zu erkennen.
71. Ekel hagal = ar. akl hagal « das Essen von Rebhiihnern ».
72. hunagrebeb [leg. zamagrebeb] = ar. samd' rabdb « das Anhoren
eines rabab » (violinartiges Streichinstrument mit langem Hals).
73. H und Ρ : die Schreiber haben den lat. Übersetzungsausdruck auf
beide Textzeilen verteilt. Die arab. Originalform selbst fehlt.
74. tezuuikmegHi (P tezuiukmegHi ; ... palatium) [leg. tezuuikmegliz] =
ar.
'Salons'
tazwïq31».
maglis « das Ausmalen, Ausschmiicken eines Empfangssaals,
75. Bumcahaba [leg. Buniencazaba] = ar. bunydn qasaba « das Bauen
einer Festung32 ».
76. meh'trale alhek (P méhirale alhek, ale etwas hoher, über eine ge-
strichene Stelle, geschrieben). Der erste Teil des Ausdrucks ist
mezir zu lesen = arab. masir « gehen, etc. » (Inf.) ; cf. bei Ale. (La-
garde 82) die Gleichung « amblar » = arab. nieir [d. h. nislr].
Anstelle des çcelai von H hat P çc\cle[ia[ ; wie es scheint, ist dem-
nach ecelaï die urspriingliche Form, von der der Schreiber von Ρ
nur noch die beiden ersten Buchstaben richtig reproduzierte, wâh-
rend er den Rest zu dem ihm bekannteren Wort eccle[ia\ vervoll-
stândigte. Welches arabische Wort hier durch lat. çcele (Plur.)33
wiedergegeben wurde, ist nicht zu erkennen.
77. haidaranib [leg. zaidaranib] = ar. sayd ardnib « das Jagen von
Hasen ». In der lat. Formel ist, in Übereinstimmung mit der ein-

30. Zur Identification des Vogelnamens cf. Viré (wie oben S. 285, Anm. 12), S. [106]
mit Anm. 1 : qatâm « faucon hobereau, Falco subbuteo » (= Baumfalke).
31. Zu der lat. Ubersetzung palacium für arab. maglis cf. dieselbe Gleichsetzung in
Voc. 507 ; s. dazu ferner noch Dozy, I 208 a.
32. Cf. Voc. 161 : arab. qasaba = lat. Arundo, castrum ; ferner ib. 284.
33. D. h. aecelae (Plur.), Nebenform zu aedicula, -ae f, Gf, Gloss. 151 : edicula domus
módica.
294 PAUL KUNITZSCH

deutigen arabischen Pluralform, statt leporê (= leporem, Sing.)


richtiger der Plural lepores zu lesen.
78. Idacmababuh [leg. Itlacmahabuz] = ar. itlâq mafybüs « das Frei-
lassen eines Gefangenen (in einem Gefángnis)34 ».
79. Es erscheint nur die lateinische Übersetzungsformel, in der oberen
Zeile ; die Zeile der arab. Originalform, darunter, ist in beiden
Handschriften leer gelassen. Fur gradei hat Ρ : grâdei. Frau Dr.
Th. Payr (Redaktion des Mittellatein. Wôrterbuchs, München)
macht mich darauf aufmerksam, dass die Phrase hoehstwahr-
scheinlich desiderare gratiam dei zu lesen sei. Der Schreiber von
Ρ hat mit seiner Abkürzung offenbar auch diese Lesung ausdrücken
wollen.
80. Ifacanunabilla (P Ifacaminabil\la). Ich schliesse mich hier Prof.
Lemay an, der die ersten beiden Worfcer des arabischen Ausdrucks
in Anlehnung an Ρ ais ar. ifâqa min deutet, « sich erholen, wieder
gesund werden von... » (Inf.), in seinem Aufsatz von 1966 [cf.
oben S. 268, Anm. 2], S. 1002, Anm. 1, sowie brieflich. Dabeibleibt
allerdings bedenklich, dass der Ausdruck in der Bilingue transitiv
mit sanare übersetzt ist. Für sanare gibt Voc. 568 zwei Verben der
Wurzel s-f-w, im I. Stamm (Inf. sifff) und im IV. Stamm (Inf.
isfá1), wâhrend er S. 22 ifâqa zutreffend mit sucgere (leg. sur gère)
übertragt. Es bleibt daher ein Zweifel, ob in dem Element I fa
nicht vielleicht arab. isfa1 = sanare enthalten sein kônnte ; der
Rest bliebe unerklàrlich. Auch bei der Deutung ais ifaca min —
ar. ifâqa min lâsst sich das Objekt, abilla, nicht identifizieren.
81. Erkennbar nur das erste Wort : Se1 ire [leg. S cire] = ar. sirff « das
Kaufen ». Für das zweite Wort ist es trotz der relativ einfach er-
scheinenden Ausgangslage nicht gelungen, das zugehôrige arab.
Original aufzufinden35.
82. Einwandfrei zu identifizieren ist nur das erste Element : Duhol =
ar. duhiïl « das Betreten, Eintreten » (Inf.). Für das zweite Element
bietet sich keine unmittelbare Erklârung. Wollte man bei mihar
die hâufige ζ/Λ-Verschreibung annehmen, so káme man auf eine
ursprüngliche Lesung mizar, was phonetisch arab. Misr « Àgyp-
ten » entsprâche (hier Mis% mit dialektischem span. -arab. Spross-
vokal). Vom Maghrib bzw. dem islamischen Spanien aus gegehen,
ware Àgypten in der Tat eine longinqua terra. Indes wâre dem
Übersetzer dabei der Begriiî Egiptus wohl doch zur Verfügung
gewesen ; Gloss. 154, Voc. 362 und Aie. (Lagarde S. 228) kennen

34. Solvere — arab. itlâq (IV. Form) auch in Voc. 584 ; mahabuz = arab. mahabûs,
anscheinend mit dialektisch hôrbarem Sprossvokal.
35. Wenn man mi'ar fur eine verderbte Form aus nuar ansahe, welches seinerseits aus
nura entstanden sein mag, so ware dies = arab. nüra « eine Paste aus Kalk, Arsenik und
anderen Bestandteilen, mit der man sich einreibt, um auf diese Weise Kôrperhaare zu
entfernen, also ein Enthaarungsnu'ttel », cf. Dozy II 735 b und die anderen Wôrterbii-
cher.
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 295

sâmtlich korrekt die Identitât M isr j 'Agypten und verwenden


obendrein ausschliesslich die klassisch-arabische Form M isr, ohne
Sprossvokal. Man wird eine solche Hypothèse daher mir mit grosse
tem Vorbehalt aufstellen kônnen. — Fur H : terram (abgekiirzt)
hat Ρ : terrç.
83-86 : Hier liegt dieselbe Situation vor wie bereits oben bei Nr. 73
und 79.
84. H Liros, Ρ Libros.
87. S cire anfe\ [leg. S cire ahfef] — ar. sir a1 ahfâf « das Kaufen von
Schuhen, Pantofîeln36 ».
88. Beide Handschriften wiederholen hier die arab. Formel von Nr. 52
(s.o.). Das arab. Àquivalent zu der lat. Ubersetzung Apprehendere
musicam ist verlorengegangen.
89. Scemlhulhen [leg. Scemtzutzen] = ar. samm sawsan « das Riechen
von Lilien bzw. Iris, oder Maiglôckchen (Wehr) ». Die lat. Trans-
kription (mit hybridem tz statt z) gibt die dialektische Aussprache
sûsan bzw. sûsân wieder 37.
90. Arab. Form und lat. Ubersetzung sind hier nicht identisch. Ekél-
zir = ar. akl sir « das Essen von eingemachten kleinen Salzfischen ».
Nicht auszuschjiessen wâre allerdings, dass die lat. Formel ledig-*
lich aus der ursprünglichen richtigen Ubersetzungsformel zu dem
genannten arab. Ausdruck verderbt ist (in episcopalem liesse sich
ein Relikt von pisces erblicken !).
91. Scema uu'rd [leg. S cerna uuerd, oder uuard] = ar. samm ward « das
Riechen von Rosen » (coll., im Lateinischen Singular). Dabei scheint
ebenfalls wieder einer der hier hâufig zu beobachtenden dialek-
tischen Sprossvokale angedeutet zu sein : samm& ward (vgl. dagegen
Nr. 89, wo das, beim Übergang von dem verdoppelten m zum s
von sûsan, nicht der Fall ist). Der Sinn der am Ende der
lateinischen Formel noch folgenden abgekürzten Wôrter q* lu (P se lu)
bleibt unklar.
92. Iftitahhehan [leg. Iftitahhezari] = ar. iftitâh hisnZ8 « das Erobern
einer Festung ».
93. drab karam'el. In drab ist wieder der hàufige arab. Infinitiv darb
« Schlagen, Spielen (eines Musikinstrumentes) » zu erkennen. kara-
mel deutet Prof. Lemay, wie mir scheint sehr glücklich, ais arabische
Übernahme des spanischen Instrumentennamens caramello,
caramillo « Schalmei » ; cf. seinen Aufsatz von 1966 [s. oben, S. 268,
Anm. 2],. S. 1000, 1003 und 1004.
94. Auch hier klaffen wieder, wie in Nr. 47 und 90, arab. und lat.
Formel auseinander. Das Árabische zeigt eine der hâufigen Kombi-

36. Zu arab. tyuff, Plural ahfâf, in dieser Bedeutung cf. Gloss. 349 und 473 ; Voc. 568.
37. Cf. Dozy I 702 a-b ; Voc. 458 hat auch noch die Schreibung sussân(a).
38. Hier transkribiert nach der dialektischen Aussprache hisan, wie auch in Voc. 92
und 284 vorhanden ; so ebenfalls Aie bei Steigeb, S. 1681,
296 PAUL KUNITZSCH
nationen mit « Essen », leg. Ekeleriha, vermutlich = ar. akl arha
« das Essen eines Kalbes39 ». Allerdings ware es hier ebenfalls, wie
schon oben bei Nr. 90, môglich, dass die in den Handschriften
gebotene lat. Formulierung eine Korruption der ursprünglichen
richtigen Ubersetzung des darunter stehenden arab. Ausdrucks
ist (in uitç çternç liesse sich ein Uberrest von vitella, çîtula [cf. Voc.
in der Anmerkung unten] vermuten).
95. keheV ganam (P keheVgana) [leg. kezebganam] = ar. kasb ganam
« das Erwerben von Herdenvieh, Schafen ». Die Transkription
kezeb scheint wieder einen dialektischen Sprossvokal (kasab für
klass.-arab. kasb) anzudeuten.
96. Von der arab. Formel ist, in Analogie zu Nr. 63, nur der erste Bestand-
teil Gamel als das arab. Partiz. Akt. 'âmil « einer, der... tut, macht »
zu identifizieren. Der Rest sowie das Verhaltnis der lat. Uberset-
zung zu dem gesamten arab. Ausdruck bleibt unbestimmt. Statt
des Martiü von H hat Ρ : Maritü, aber auch das hilft nicht wei-
ter.
97. Hazbzedeid (P Kazbzedeid) [leg. Kazbzebeid] = ar. kasb subbayd
« das Erwerben von subbaydm ».
98. Rukubthor [leg. Rukubtzor] = ar. ruküb sûr « das Besteigen einer
(Stadt-) Mauer ».
99. hebezkaba (P hihezkaba) [leg. Lebezkaba] = ar. libs oder libâs qabà"1
« das Anziehen eines langármeligen Obergewandes 41 ».
100. Vgudkenz — ar. wugüd kanz « das Finden (auch, : das Vorhanden-
sein) eines Schatzes42 ».
P. KUNITZSCH.
München.

39. Zu arab. arha s. Voc. 11 (s. v. Vitella) und 633 (lat. Àquivalent : Vitula) sowie
Dozy I 17 b : lahm al-arha « ... de la génisse » (Fârse).
40. Dieses arab. Wort findet sich nur in Voc. 632, als Aquivalent zu lat. Viscus (so
wiederholt bei Dozy I 814 b). Als Synonym ist dazu angegeben arab. 'ilk; es scheint sich
also urn eine Substanz oder Masse zum Kauen zu handeln. (In Gloss. 538 dagegen ist uis-
cus Schreibfehler für fiscus, arab. Aquivalent : al-wi'á' « Gefâss »; dgl. ib. 197.)
41. Die vereinfachte, dialektische Aussprache ist qabâ, cf. Voc. 277, s. v. Camisia.
Eine Beziehung dieses arabischen qabd' (plur. aqbiya) zu dem romanischen Wort capa
dürfte, entgegen der Annahme von Prof. Lemay (in seinem Aufsatz von 1966 [cf. o. S. 268,
Anm. 2], S. 1001, Forts, von Anm. 7) nicht bestehen. qabd' kommt bereits in der alteren,
[ost-] arabischen Literatur vor (Kitdb al-a'gánl, cf. Pérès [wie oben in Nr. 51], S. 390 mit
Anm. 6) und wird in den arabischen Worterbüchern (Lisán al-'arab, etc.) verzeichnet,
was bei einem spanisch-mozarabischen Wort kaum der Fall ware. Vgl. dagegen capa =
ar. qappa [q-pp-h], bei Steiger S. 105, nach Ale, sowie Dozy, Supplément II 297 a.
42. Der Ubersetzer hat wugüd im Sinne von « finden » (transitiv) genommen. Im
Vocabulista wird der auch heutzutage gelauflge Unterschied gemacht zwischen dem Akti-
vum « finden » (wagd, wugdân) und dem Passivum « sich be finden, vorhanden sein,
existieren » (wugüd), cf. Voc. 212 (s. v. wagd), 369 (s. v. esse) und 349 (s. v. invenire). Zu der
lat. Transkription vgud (aus arab. wugüd) gibt es eine passende Parallèle bei Aie. : çjuh
(= arab. wuïjuh, Plural von wa^h <,< Gesicht »), zitiert bei Steiger S, 273.
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 297

I. — Arabisch-lateinisches Wôrterverzeichnis

Die Nummern beziehen sich auf die 100 Phrasen innerhalb der Tafel. Die
Reihenfolge ist diejenige de,s arabischen Alphabets. Mit einem Stern * werden
spanisch-arabische Dialektformen gekennzeichnet.

al-ihwàn (*al-ahwan) 24 amici


arha 94 —


arânib 77 lepores
akl 3 9 11.19.22.26.32. comedere 26.64
38.41.48.50.53.56. comestio 3.19
64.71. (90). (94) manducare 9.22.32.38.41.48.50.56.71
— 11.53
alf 10 mille
âmâl 1 desideria
iwazza [*wizza) 38 cybus...
bi- 15.57.59.69 cum 59.69
— 15.57
bâdingân 26 fructus papaueris
bahr {*bahar) 65 —

bur ah. 49 an ates


bustân 2 loca amena
bunyân 21.44.75 edificare 21
fabricare 44.75
büq 27 (fistulare, cf. darb)
*bügón 9 pullus anseris
tafâyâ 53 caro cum coleandro
tamr (*tamar) 11 fructus palme
tawb (sg.) 36 vestimenta (pl.)
gâriya 5.59 puella
maglis 74 palacium
gamal 31 camelus
gihüd 40 meditatio
mahbüs 78 carceratus
hagal 71 perdices
hisn (*hisan) 92 castellum
hikr (*hi'kar?) 35 continentie gerilorum
halwà 19 (comestio) dulcissima
hamâm 43 columba
hammam 29 balnium
hawriya 63 (homo saltator, cf. 'ümil)
muhabbaza min Usan
at-tawr 13 lingua bouis pane circumdata
hursüf 48 fructus spine
harüf 3 agnus
ahfâf 87 subtulares
al-hafiy 16 (in) absconso
haV 60 euiscerare
hamr (*hamar) 7 uinum
dïbâg 62 pallium
298 PAUL KUNITZSGH
dagàga (*digdga) 22 galline (pi.)
duhül 29.82 intrare 29
ire 82
duff tympanum
dar 21 domus (pi.)
duwwàma (*dawama) 14 buxius
*dall (?) 6 umbra
ru'yat fyabïb 77 valtum (vultum?, visum?) amabile
rabàb 72 lira
ruqàd 6 dormiré
raqs 30 saltatio
ruküb 31.55.65.98 ascenderé (turrim) 98
cabalcare (camelum) 31
equitare (elefantem) 55
transiré 65
ramy bi-wadaf 57 fundibulare
zarâzlr 41 t urdus (sg.)
tazwlg (tazawwug?) 31 nubere
samà'
tazwïq 74 pingere
72 audire
sur 98 turris
maslr 76 ambulare
sawsan (*süsan) 89 flores
sibitt (*sabat) 50 sambucus
surb 7.52.58.68 bibere
sira1 5.12.23.46.61.81.87 comparare 23.46.61.81.87
comparatio 5
emere 12
satrang (?) 47
isfff (?) 80 sanare
samm 89.91 odor
subbayd 97 uiscus
sablya 30 puella
saf (*safa') 54 dare colaphum
sihrlg (*sahrlz) 20 lacus
sayd 49.69.77 venare 49.69
venari 77
sir 90
darb 8.14.27.33.67.93 (fîstulare, cf. büq)
mensurare (monochordum) 67
sonitus 33
tangere 8.93
turnare 14
dirs [*dars) 60 dens
darta (?)
tulü' 16 orare (?)
4 ascensio
itlâq 78 soluere
zafar 15 vincere
ζ ill 6 umbra
'ubbàl 23 miluus
'adüw 15 inimicus
'urs 70 nuptie (pi.)
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 299
*aqïd 56 lac coagulatum
'alâ 52 super
'àmil 63.96 (hojmo saltator, cf. hawrïya) 63
(Martius /Maritus optimus) 96
'awm 20 natare
gars 34 plantare
ganara 95 boues
ginâ' 17 caïitilene (pi.)
iftitâh 92 aperire
faras 18 equus
farw 25 pellicina
fasd
fuqqa" 28 fleobotomare
64 fuugi (pi.)
funduq (*fundaq) 44.61 diuersorium
fanak 25 (pellicina) madurina
ifàqa 80 sanare
β 2.4.6.16.20 in 6.16.20
per 2
rxΛ
fil
qabà' 55 elefas
99 caniisia
qarya 12 uilla
qasaba 75 turris
qatàm 69 accipiter
qalansuwat wasy 42 pilleus hobuliuus (?)
kabar 67 monochordum
karm 34 uites (pi.)
*karamel 93 organum
kasb 95.97 comparare 95
parare 97
kanz 100 reposituni
62.99 vestiré
la' ib
libâs iocari ; cf. 47
lu'üb (là"âb?) as-sirâ ' 59
66 trepeliatores
min 51.80 de 51
— 80
nabid 58 uinum ficulneatum
nuhàs 10 mankusi (pi.)
nahla 4 palma
munâdamat al-ihwân 24 bibere cum aniicis
nuzha 2.51 contemplan 51
tran.sportatio 2
nazzàr 18 bonus
nüra (?) 81 ungentum
hiy⧠tunbür 45 sonitus cordarum
wugüd 100 inuenire
wâdî 52 ripa aque
ward 91 rosa (sg.)
wasy 36 occultata ; cf. 42
wadaf 57 (fundibulare, cf. ramy)
qiba 32 pulmentum lacté confect[um]
300 PAUL KUNITZSCH

II. — Lateinisch-arabisches Wôrterverzeichnis

absconsum 16
accipere al-hafîy
—.
accipiter 69 qatâm
ad 82 —
agnus 3 harüf
ambulare 76 masïr
amici 24 al-ihwân
abates 49 burak
aperire 92 iftitâh
appre henderé 88 —


ascenderé 98 ruküb
ascensio 4 tuliV
audire 72 sama'
balnium 29 hammam
bibere 7.52.58.68 surb
bibere cum amicis 24 munádamat al-ihwân
bonus 17.18 ? 17
nazzâr 18
boues 95 ganam
buxius 14 duwwâma
cabalcare 31 ruküb
camelus 31 gamal
camisia 99 qabâ'
cantilene (pi.) 17 ginâ'
(sg.)
carceratus 78 mahbüs
caro cum coleandro 53 tafàyâ
castellum 92 hiçn
colaphus 54 (s. dare)
columba 43 hamâm
comedero 26.64 akl
comestio 3.19 akl
comparare 23.46.61.81.87.95 sirà" (aile,
kasb
sirà" 95 ausser :)
comparatio 5
componere 85 —
contemplan 51 nuzha
continentie gerilorum 35 hikr...
conuenientia (desideria) 1 ?
corde (pi.) 45 tunbür
cucumeres 83 —
.

cum 59.69.86 bi- 59.69


— 86
cybus de tribus rebus factus 38 iwazza
dare colaphum 54 saf
de 51 min
dens 60 dirs
desiderare gradei (gratiam dei?) 79 —
desideria 1 âmâl
desiderium 94 .
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 301
discere 47

1
disputare 86 —
diuersorium 44.61 funduq
domicilium 51 ?
domus (pi.) 21 ddr (sg.)
dormiré 6 ruqâd
(comestio) dulcissima 19 (akl) halwâ
çcele (pi.) 76 ?
edificare 21 bunyân
ele fas 55 fil
sirâ'
emere 12
equitare 55 ruküb
equus 18 faras
euiscerare 60 haV
fabricare 44.75 bunyân
fistulare 27 darb büq
fleobotomare 28 fasd
flores 89 sawsan
fructus palme 11 tamr
fructus papaueris 26 bâdingân
fructus spine 48 hursüf
fundibulare 57 ramy bi-wadaf
fuqqa"
fungi (pi.) 64
galline (pi.) 22 dagâga (sg.)
homo imberbis (?) 46 fityân (pi.) (?)
homo saltator 63 'àmil hawriya
in 6.16.20.70 fl 6.16.20
? 70
infirmus 80 ?
inimicus 15 'adüw
intrare 29 dufyül
inuenire 100
iocari 59 la' ib
wugüd
(columba) ioculatrix 43 ?
ire 82 duhül
lac coagulatum 56 'aqld
lacus 20
légère 84 sihrlg

lepores 77 arânib
libri (pi.) 84 —
lingua bouis pane circumdata 13 muhabbaza min Usan at-tawr
1XJL €Λ 72
loca amena 2.51 bustdn 2
?51
longinqua terra 82
(pellicina) madurina 25 fanak
manducare 9.22.32.38.41.48.
50.56.71.83 akl—(aber
83 :)
mankusi (pi.) 10 nuhàs
Martius optimus 96 'âmil...?
medicina 47
302 PAUL KUNITZSGH
meqitatio 40 gihàd
mensurare 67 darb
metrum 85

,
mille 10 alf
miluus 23 'ubbal
moAochordum 67 kabar
mulsum 68 ?
música 88

,
natare 20 'awm
nubere 39 tazwlg {tazawwug?)
η up tie 70 *urs
odor 89.91 samm
orare (?) 16 darta (?)
ordo episcopalis 90
organum 93 karamel
palacium 74 maglis
pallium 62 dlbâg
palma 4 nahla (cf. fructus palme, 11)
kasb
parare 97
pellicina 25 farw
per 2.76 fl2
? 76
perdices 71 hagal
pilleus hobuliuus 42 qalansuwat wasy
pingere 74 tazwlq
plantare 34 gars
prepositura 73 —
puella 5.30.59 gáriya 5.59
sablya 30
pullus anseris 9 bügón
pulmentum lacte confect[um] 32 qiba
repositum 100 kanz
ripa aque 52 wàdï
rosa 91 ward
saltatio 30 raqs
(homo) saltator 63 'âmil hawrlya
sambucus 50 sibitt
sanare 80 ifâqa (isfâ'?)
sapiens 86 —
sedere 70 ?
soluere 78 itlàq
sonitus 33.45 darb 33
hiyâg 45
subtulares 87 ahfàf
super 52 'alâ
tangere 8.93 darb
terra longinqua 82 ?
transfretare (?) 65 ruküb al-bahr
transiré 65 ruküb al-bahr
transportado 2 nuzha
trepeliatores 66 lu'üb as-sirâ'
tube (pi.) 33 ?
EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL 303

turdus (sg.) 41 zarâzlr (pi.)


turnare 14 darb
turris 75.98 qasaba 75
sur 98
tympanum 8 duff
valtum (?) 37 ? (cf. visum
venare 49.69 sayd
venari 77 sayd
vestimenta occul(t)ata 36 tawb wasy
vestiré 62.99 libas
uilla 12 qarya
vincere 15 zafar
uinum 7 hamr
uinum flculneatum 58 nabld
uiscus 97 subbayd
visum (?) 37 ru'ya
uita eterna 94 —


uites 34 karm
umbra 6 nil {dall?)
ungentum 81 [nüra?)
vultus amabilis 37 hablb

Nachtrâge
I. —· Zu S. 278, Anm. 1 : Vgl. auch die rezente Studie von Eva R. Perkuhn,
Die Theorien zum arabischen Einfluss auf die europâische Musik des Mittelalters
(Beitrâge zur Sprach- u. Kulturgeschichte des Orients, Bd. 26), Walldorf-Hessen,
1976, speziell duff (S. 174-180), büq (S. 198-202), tunbür (S. 157-171 ; 181-187),
kabar (S. 175, Anm. 2), rabâb (S. 139-152) und karamel (S. 193 f., 207, 208, 210).
Speziell zu arkela (— Nr. 33 in der obigen Tafel) haben mil" die Herrén Prof.
M. Ullmann, Tubingen, und Dr. E. Neubauer, Bonn, brieflich Hinweise auf
arabische Musikinstrumentennamen gegeben, die moglicherweise das Vorbild
dazu daïstellen kônnten. Unter formalem, graphisch-phonetischem Aspekt
kâmen davon folgende in Betracht : 1) karkala (WKAS I 561 a 23 ff. ; Nebenform
von kankala, WKAS I 397 b 31 ff. ; eine weitere Nebenform ist ebenfalls noch
qarqal, bei al-Gâhiz, Kitàb al-buhalâ', cf. das Glossar in der franzôsischen Über-
setzung von Ch. Pellat, s. v.), Musikinstrument mit einer Saite [Hinweis
Ullmann]. Arab, darb karkala hâtte im Lateinischen iiber *darbkarkela mit Wegfell
des k hinter dem b zu darbarkela werden kônnen ; freilich weicht dann die Uber-
setzung als Blasinstrument (tubae) sehr weit von dem im ostarabischen Raum
offenbar gângigen Gebrauch als Saiteninstrument ab. 2) qarqala, cf. F. Pharaon,
Sid Mohamed El-Mangali, Traité de vénerie..., Paris, 1880, S. 42, auch zitiert
bei Ahmad Taymûr in al-Muslqâ wa-l-ginâ' "inda l- 'arab, Kairo, 1963, S. 84 f.,
und in al-Mawsü'a at-taymüñya, Kairo, 1961, S. 211 [Hinweis Neubauer]. Auch
dieses Wort hâtte im Lateinischen, auf dieselbe Weise, zu arkela werden konnen.
Allerdings bleiben hier zahlreiche Fragen offen : es ist unbestimmt, ob qarqala
überhaupt als Husikinstrumeïit anzusprechen ist (das Wort erscheint in einem
Jagdhandbuch ; es kann also eher ein Lockinstrument fur Jâger gewesen sein.
Aus der Textstelle [... yusawwatu bi-hà « mit ihr werden Tone erzeugt »] geht
304 PAUL KUNITZSCH. EINE BILINGUE ARABISCH-LATEINISCHE LOSTAFEL

nichts Náheres über die Art des Instruments, seinen Effekt und seinen Gebrauch
hervor). Zudem ist das Vorkommen sehr spat (der Autor Muhammad ibn Manqalî
an-Nâsirï ist 1376 gestorben) und offensichtlich nur für Àgypten nachgewiesen.
Drittens verweist Prof. Lemay brieflich noch auf das aus Spanien bekannte
Instrument asharquel, asharquiel (nicht genau zu bestimmen ; vermutlich eine
Art Hackbrett), das aber erstens rein formal kaum zu arkela hátte umgebildet
werden konnen (die zitierten spanischen Formen lauten eschaquiel, exaquir, etc.),
dessen Auftreten zweitens in viel spâtere Zeit fâllt (1231, bei « al-Shaqandi »
[d. h. offenbar as-Saqundï, GAL S I 483, 13 a] ; cf. H. G. Farmer in : Journal
of the Royal Asiatic Society, 1926, 239 ff., speziell 252-256), und dessen von
Farmer a.a.O. vertretene Herleitung aus arab. as-saqira ebenfalls stark umstritten
ist und überwiegend abgelehnt wird (cf. C. Sachs, Real-Lexikon der Musikin-
strumente, Berlin, 1913, S. 125 f. [s. v. Echiquier]; ders., The History of Musical
Instruments, New York, 1940, S. 336 f. ; Grove's Dictionary of Music and Musicians,
5th éd., II (1954), S. 194 f. [s. v. Chekker] ; Sibyl Marcuse, Musical Instruments.
A Comprehensive Dictionary, New York, 1964, S. 90 f. [s. v. Chekker]).
II. — Wâhrend der Drucklegung dieser Arbeit teilte mir am 9.2.1977 Herr

Dr. C. S. F. Burnett, St. John's College, Cambridge, brieflich mit, dass


auch er in jüngster Zeit auf diese bilingue Tafel (in der Pariser Handschrift)
gestossen sei und Vorarbeiten zu ihrer Herausgabe unternommen habe. Da er
von dritter Seite über mein djesbezügliches Arbeitsvorhaben erfuhr und im
Anschluss an unseren daraufhin erfolgten Briefwechsel entschloss sich dann
Dr. Burnett, angesichts meiner bereits in Paris im Druck befindlichen Bearbei-
tung seine Arbeiten an diesem Projekt einzustellen.
III. — Für die Besonderheiten des spanisch-arabischen Dialekts siehe neuer-
'

dings F. Corriente, A Grammatical Sketch of the Spanish Arabic Dialect Bundle,


Madrid, 1977. Beispiele für die Einfügung euphonischer Sprossvokale vom
Typ *hisan (= klass. hisn) hier sub 4.4.1, 5.1.2-7, und vom Typ darbi büqsnb 4.4.3.
— Die Vokalwandlung bei den Prápositionen bi- und li- zu ba- und la- ist hier

auch für fi belegt (Anm. 251) ; daraus ergibt sich eine Verbesserung der Lesung
zu Nr. 16 unserer Tafel : fa'h'ali [leg. falhafi] gibt demnach die Dialektaussprache
*fa l-hafl (= klass. fi l-hafly) wieder, mit derselben Bedeutung (« im Verborge-
nen »).

Vous aimerez peut-être aussi