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sein, dass sich die im dritten Kapitel beschriebenen Methoden der be-
havioristischen Konditionierungspsychologie nicht allein auf klinische
Therapie, Kindererziehung und Lerntheorie beschränken. Sie kommen
in den aktuellen Texten des zweiten Sozialgesetzbuches (SGB II) deut-
lich zum Ausdruck und spiegeln sich ebenso in den neoliberalen Kon-
zepten wie dem „Konsens von Washington“ wider.
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Dass sich emotionale, soziale und kognitive Kompetenzen überhaupt
entfalten können, setzt voraus, dass die Bedürfnisse nach existenzieller
und emotionaler Sicherheit erfüllt sind. Aufgrund der offen stehenden
Zeitfenster, in denen die sozialen und kognitiven Fähigkeiten geprägt
werden, sind diese Aspekte insbesondere für die Kindesentwicklung
von allergrößter Bedeutung. Aber unabhängig davon, welchen Verlauf
die Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen Menschen nimmt, ha-
ben diese Bedürfnisse natürlich auch für die Gehirne von Erwachse-
nen ihre existenzielle Gültigkeit, wie Abraham Maslow bereits in sei-
ner Motivationstheorie (Bedürfnispyramide) dargelegt hat und wie
dies im Modell der acht Gehirnschaltkreise ebenso deutlich zum Aus-
druck kommt.
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schränkt, in den schlimmsten Fällen sogar verhindert. Im Hinblick auf
die formulierten Hauptpostulate von „Fördern und Fordern“ weisen
die Inhalte des zweiten Sozialgesetzbuches in ihren tatsächlichen Aus-
wirkungen einen ersichtlich kontraproduktiven Charakter auf.
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durch können die notwendigen Grundlagen geschaffen werden, damit
Bildungs- und Kreativitätsprozesse überhaupt weitgehend in Gang ge-
setzt werden können.
Bedingungsloses Grundeinkommen
Von grundlegendem Interesse für die hier skizzierte sozialpolitische
Problematik ist daher die Idee eines bedingungslosen Grundeinkom-
mens. Sie gewinnt im Kontext der öffentlichen Debatte um die umstrit-
tenen Hartz-IV- Gesetze auch hierzulande immer mehr an politischer
Bedeutung. Seitens ihrer Befürworter hat sich bereits ein breites Bünd-
nis formiert, das weite Teile des gesellschaftlichen und politischen
Spektrums umfasst. So haben sich verschiedene Initiativen, Interes-
sensverbände und Netzwerke gegründet, welche die Forderung nach
einem solchen Grundeinkommen in die öffentliche Debatte einbrin-
gen. Auch wenn bislang keine parlamentarischen Mehrheiten für eine
solche Idee in Sicht sind, haben deren Ideen und Argumente für ein
Grundeinkommen seit Längerem die mediale Öffentlicheit erreicht
und sogar einige Debatten in verschiedenen Parteien ausgelöst. Neben
vereinzelten Diskussionsansätzen in CDU und FDP sind bei Grünen
und Linken bereits Grundsatzdebatten zu diesem Thema zu beobach-
ten. Lediglich die sozialdemokratische Arbeitsethik demonstriert eine
geschlossene, flügelübergreifende Ablehnung im Hinblick auf die Idee
einer bedingungslosen Grundsicherung.
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