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spezial _ Vorwort
Zahlreiche Innovationen und Werkstoffentwick-
lungen eröffnen dem Holzbau traditionelle Poten-
ziale. Wissenschaftliche Untersuchungen bescheiden
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige dem modernen Holzbau eine lange Lebensdauer
und hohe Wertbeständigkeit. Nicht zuletzt können
Gebäude und Aufstockungen in Holzbauweise die modernen Holzbauweisen die brandschutz-
technischen Anforderungen erfüllen.
So wurde der Nachweis erbracht, dass das brand-
schutztechnische Sicherheitsniveau bei mehrge-
schossigen Holzbauten in moderner Bauweise er-
reicht wird. Die entsprechenden Ergebnisse trugen
dazu bei, im Rahmen der letzten Novellierung der
Musterbauordnung (MBO) im Jahr 2002, die Mög-
lichkeit zu schaffen, bis zu fünfgeschossige Holz-
bauten errichten zu können.
Mit dieser Veröffentlichung liegt für Architekten,
Fachplaner „Brandschutz“, Bauaufsichtsbehörden
und Feuerwehren eine Orientierungshilfe vor, die
die Möglichkeiten für verdichtetes Bauen mit Holz
aufzeigt. Zudem werden Referenzobjekte vorge-
stellt, die zeigen, welche Konzepte und Lösungen
im Einzelfall entwickelt wurden.
2 spezial | DEZEMBER 2005
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
Inhalt
Seite 3 1 Einführung
6 2 Definitionen und Begriffe
7 3 _ Bauordnungsrechtliche Grundlagen
7 3.1 _ Musterbauordnung MBO 2002
9 3.2 _ Muster-Holzbaurichtlinie M-HFHHolzR
9 3.2.1 _ Konstruktive Mindestanforderungen
11 3.2.2 _ Auswirkungen der M-HFHHolzR
13 3.3 _ Landesbauordnungen
15 4 _ Ganzheitliche Brandschutzkonzepte
15 4.1 _ Bestandteile ganzheitlicher Brandschutzkonzepte
16 4.2 _ Zusammenwirken baulicher und anlagentechnischer Maßnahmen
16 4.3 _ Umgang mit Abweichungen vom Baurecht
17 5 _ Brandschutz bei mehrgeschossigen Holzbauten und Aufstockungen
17 5.1 _ Allgemeines
18 5.2 _ Maßnahmen für die Feuerwehr
19 5.3 _ Kompensation mittels anlagentechnischer Maßnahmen
19 5.3.1 _ Brandmeldesysteme
21 5.3.2 _ Löschanlagen
23 5.4 _ Rettungskonzept
24 5.5 _ Brandwände und Treppenräume
25 5.6 _ Ausführung der Bauteilanschlüsse
26 6 _ Bauteilprüfungen
26 6.1 _ Erforderlicher Bauteilprüfaufwand im mehrgeschossigen Holzbau der Gebäudeklasse 4
26 6.2 _ Feuerwiderstandsprüfung nach DIN 4102-2 bzw. DIN EN 1363-1
27 6.3 _ Prüfung der Brandschutzbekleidung nach DIN EN 14135
29 6.4 _ Einbindung der Industrie in das Prüfverfahren
29 6.5 _ Möglichkeiten des Verzichts auf Brandprüfungen
30 7 Hinweise zum Genehmigungsverfahren
32 8 _ Beispiele für Brandschutzkonzepte mehrgeschossiger Holzbauten
und Aufstockungen
32 8.1 _ Beispiel 1: Viergeschossige Wohnanlage in Freiburg
35 8.2 _ Beispiel 2: Sechsgeschossiges Pflegeheim in Berlin
38 8.3 _ Beispiel 3: Viergeschossiges Pflegeheim in Wilster
41 8.4 _ Beispiel 4: Fünfgeschossiges Bürohaus in Rostock
43 8.5 _ Beispiel 5: Viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus in Wenden
45 8.6 _ Beispiel 6: Dreigeschossige Aufstockung in Friedrichshafen
48 8.7 _ Beispiel 7: Aufstockung in Rüsselsheim
51 8.8 _ Beispiel 8: Fassade Studentenwohnheim Neue Burse in Wuppertal
54 9 Literatur
55 10 Bildnachweis
56 11 Impressum
spezial | DEZEMBER 2005 3
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
1 Einführung
Die Holzbauweise ist auf dem besten Weg, sich Vor dem Hintergrund vielerorts steigender Grund-
im Massenmarkt des mehrgeschossigen Bauens stückspreise in den Ballungszentren und dem
zu etablieren. Damit hält der Holzbau wieder Ein- hohen Bestand an flach gedeckten Häusern, die
zug in die Ballungszentren. Zahlreiche technische den Städtebau der 1960er und 1970er Jahre
Innovationen und werkstoffgerechte Konstruktio- prägten, wird darüber hinaus das Thema der
nen eröffnen neue Potenziale. Wissenschaftliche Aufstockung für viele Bauherren und Architekten
Untersuchungen belegen, dass moderne Holz- zunehmend interessant. Häufig sind Aufstockun-
häuser eine hohe Lebensdauer und Wertbeständig- gen auf Grund des geringen Gewichts der Kon-
keit aufweisen [1]. Auch die hohen brandschutz- struktionen ausschließlich in Holzbauweise mög-
technischen Anforderungen können bei modernen lich, da die Fundamente im Bestand nur noch
Holzbauweisen erfüllt werden. geringe Tragreserven aufweisen. Zudem sind die
im Bestand vorhandenen obersten Geschossdecken
Die Holzbauweise bietet sich im Bestand bei Nach-
und die tragenden Innenwände oft nicht für eine
verdichtung oder zur Schließung von Baulücken
größere zusätzliche Belastung geeignet. In diesem
im innerstädtischen Bereich an. Dabei erlaubt der
Zusammenhang zeichnet sich Holz durch seine
hohe Vorfertigungsgrad die Errichtung von Holz-
Eigenschaft aus, bei geringem Eigengewicht
bauwerken binnen kurzer Zeit. Die in Zimmerei-
über eine hohe Tragfähigkeit zu verfügen und
und Fertigbaubetrieben unter optimalen Bedin-
damit selbst große Spannweiten überbrücken zu
gungen hergestellten Wand-, Decken- und Dach-
können.
bauteile können ungeachtet enger Zufahrten oder
anderer Hindernisse einfach über bestehende Ge- Ein weiterer Vorteil der modernen Holzbauweise
bäude hinweg an ihren Bestimmungsort gehoben ist das außerordentlich günstige Verhältnis zwi-
werden. schen Bruttogeschossfläche (BGF) und Nutzfläche.
Abb. 1: Gymnasium
Ramstein-Miesenbach
4 spezial | DEZEMBER 2005
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
Hohes brandschutztechnisches
Sicherheitsniveau
Deutschland blickt im Bereich mehrgeschossiger
Fachwerkhäuser auf eine lange Tradition zurück.
Während in Skandinavien und Nordamerika bis zu
siebengeschossige Holztafel- und Holzrahmen-
bauten mittlerweile keine Seltenheit mehr darstel-
len, standen dem modernen mehrgeschossigen
Holzbau in Deutschland bis vor einigen Jahren
bauordnungsrechtliche Einschränkungen entge-
gen. Dies war vor allem in den Anforderungen an
den baulichen Brandschutz begründet. Seitens
der Bauaufsichtsbehörden bestanden Bedenken,
dass ein Brandeintrag in die Tragkonstruktion er-
folgen und zu einem verzögerten Tragwerksver-
sagen bzw. zu einem Durchbrand in angrenzende
Abb. 2: Unversehrter Holz- Nutzeinheiten führen könnte. Zudem wurde be-
Denn die Dämmstoffe werden vollständig in den
ständer nach einem Brand- fürchtet, dass die raumabschließenden Bauteile
Wandkonstruktionen untergebracht. Das verrin-
versuch (60 Minuten Brand- in Holzbauweise im Brandfall keine ausreichende
gert die Wanddicken bei Erfüllung aller bauphysi-
beanspruchung gemäß Rauch- und Gasdichtigkeit aufweisen könnten.
kalischen Anforderungen.
Einheitstemperaturzeit-
Dagegen stehen die Brandschutzdienststellen
kurve ETK) [2] Durch implementierte Energieeffizienz ist die
der Feuerwehren dem Baustoff Holz auf Grund
Realisierung des Niedrigenergie- und Passivhaus-
seines kalkulierbaren Brandverhaltens grundsätz-
standards wirtschaftlich möglich. Dies führt zu
lich positiv gegenüber. Allerdings wurde von den
niedrigen Betriebskosten, deren Bedeutung bei
Feuerwehren die Frage aufgeworfen, ob in mehr-
Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen zunimmt. Auch
geschossigen Holzbauten das Schutzziel einer
hier spielt der mehrgeschossige Holzbau seine
wirkungsvollen Brandbekämpfung erfüllt werden
Vorteile durch hochwärmegedämmte Konstruk-
kann. Dies gilt besonders für die Standardkon-
tionen aus.
struktion im mehrgeschossigen Holzbau, dem so
Aufgrund ihrer vielfältigen Fähigkeiten bleibt die genannten Holztafelbau. Es bestanden vor allem
moderne Holzbauweise nicht mehr auf Gebäude Befürchtungen hinsichtlich einer unkontrollierten
geringer Höhe beschränkt, sondern gewinnt Brandausbreitung über Hohlräume und eines ver-
auch im mehrgeschossigen und verdichteten zögerten Tragwerksversagens infolge eines ver-
Wohnungsbau an Bedeutung. Darüber hinaus steckten Weiterbrandes.
entstehen zunehmend mehrgeschossige Produk-
Diese Bedenken wurden im Rahmen eines um-
tions-, Freizeit- und Verwaltungsgebäude sowie
fangreichen Forschungs- und Entwicklungs-
Schulen und Pflegeheime in Holzbauweise.
projektes [2] gezielt untersucht. Es konnte im
Rahmen von großmaßstäblichen Normbrandver-
suchen gezeigt werden, dass die Entzündung der
Holztragkonstruktion durch geeignete Beklei-
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Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
dungen verhindert wird (siehe Abb. 2). Darüber Die vorliegende Publikation dient als Orientie-
hinaus konnte bewiesen werden, dass Anschlüs- rungshilfe für Architekten, Fachplaner „Brand-
se im Holzbau bei Einhaltung von konstruktiven schutz“, Bauaufsichtsbehörden und Feuerweh-
Mindestanforderungen eine gute Rauchdichtig- ren. Sie zeigt auf, welche Möglichkeiten zum
keit aufweisen (siehe Abb. 3). verdichteten und mehrgeschossigen Bauen mit
Holz bestehen und welche Lösungen für die Er-
Damit wurde der Nachweis erbracht, dass das
füllung bauordnungsrechtlicher Anforderungen
hohe brandschutztechnische Sicherheitsniveau
bzw. für die Kompensation bei Abweichungen
in Deutschland auch bei mehrgeschossigen Holz-
vom Baurecht existieren. Dazu werden Referenz-
bauten gesichert werden kann. Die Ergebnisse
objekte mehrgeschossiger Gebäude und Auf-
des Forschungsvorhabens trugen dazu bei, dass
stockungen in Holzbauweise vorgestellt, die bei-
mit der Musterbauordnung (MBO) 2002 [3] die
spielhaft zeigen, welche Konzepte und Lösungen
Möglichkeit geschaffen wurde, bis zu fünfge-
im Einzelfall entwickelt und umgesetzt wurden.
schossige Holzbauten errichten zu können.
Nachfolgend werden die wichtigsten – feuerhemmend: Ein Bauteil wird als feuer-
Begriffe erläutert: hemmend bezeichnet, wenn es bei der Brand-
– BA-Bauweise: Im Gegensatz zur AB-Bauweise, prüfung nach DIN 4102-2 bzw. DIN EN 1363-1
bei der die wesentlichen (tragenden) Bestand- seine Tragfähigkeit und/oder seinen Raumab-
teile eines Bauteiles aus nichtbrennbaren Bau- schluss mindestens 30 Minuten beibehält.
stoffen (A) bestehen und brennbare Dämm- Feuerhemmende Bauteile dürfen in den we-
stoffe (B) möglich sind, lässt die BA-Bauweise sentlichen Teilen aus brennbaren Baustoffen be-
Tragkonstruktionen aus brennbaren Baustof- stehen. Die Kurzbezeichnung nach DIN 4102-2
fen (Holz) zu. Dämmstoffe müssen hier aus lautet F 30-B.
nichtbrennbaren Baustoffen bestehen und die
– hochfeuerhemmend: Ein Bauteil wird als
brennbaren Holztragglieder müssen allseitig
hochfeuerhemmend bezeichnet, wenn es bei
durch eine brandschutztechnisch wirksame
der Brandprüfung nach DIN 4102-2 bzw. DIN
Bekleidung eingekapselt werden.
EN 1363-1 seine Tragfähigkeit und/oder seinen
– brandschutztechnisch wirksame Beklei- Raumabschluss mindestens 60 Minuten bei-
dung: Nichtbrennbare Bekleidung, die bei der behält. Hochfeuerhemmende Bauteile können
Brandprüfung nach DIN EN 14135 [4] für einen in den wesentlichen Teilen aus brennbaren
definierten Zeitraum (Kapselklasse) verhindert, Baustoffen bestehen, dürfen jedoch ausschließ-
dass die darunter liegende brennbare Trag- lich Dämmstoffe aus nichtbrennbaren Baustof-
konstruktion die Entzündungstemperatur (ca. fen aufweisen und müssen eine brandschutz-
270 °C) erreicht. Die brandschutztechnisch technisch wirksame Bekleidung aus ebenfalls
wirksame Bekleidung wird in der MBO 2002 nichtbrennbaren Baustoffen haben. Die Kurz-
auch als „Brandschutzbekleidung“ bezeichnet bezeichnung nach DIN 4102-2 lautet F 60.
(siehe Abb. 6).
– feuerbeständig: Ein Bauteil wird als feuer-
– Brandwandersatzwände: Wände, die nach beständig bezeichnet, wenn es bei der Brand-
§ 30 MBO 2002 anstelle von Brandwänden prüfung nach DIN 4102-2 bzw. DIN EN 1363-1
verwendet werden dürfen. Diese Wände müs- seine Tragfähigkeit und/oder seinen Raumab-
sen in der Gebäudeklasse 4 auch bei zusätzlicher schluss mindestens 90 Minuten beibehält. Feuer-
mechanischer Beanspruchung hochfeuerhem- beständige Bauteile müssen in den wesent-
mend sein. lichen Teilen aus nichtbrennbaren Baustoffen
bestehen, dürfen jedoch brennbare Bestand-
– Feuerwiderstand: Als Feuerwiderstand be-
teile enthalten. Die Kurzbezeichnung nach
zeichnet man die Eigenschaft eines Bauteils,
DIN 4102-2 lautet F 90-AB.
unter einer definierten Normbrandbeanspru-
chung (Einheitstemperaturzeitkurve ETK) sei-
ne Tragfähigkeit und/oder seinen Raumab-
schluss für eine bestimmte Zeitdauer, der so
genannten Feuerwiderstandsdauer, beizube-
halten. Der Feuerwiderstand von Bauteilen
wird nach DIN 4102-2 [5] bzw. DIN EN 1363-1
[6] geprüft.
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Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
3 _ Bauordnungsrechtliche Grundlagen
R = Tragfähigkeit (Résistance)
E = Raumabschluss (Étanchiété)
– ein Brennen der tragenden und aus- Um die große Vielfalt an Konstruktionen im Holz-
steifenden Holzkonstruktionen; rahmen- und Tafelbau in der Gebäudeklasse 4 zu
erhalten und gleichzeitig ein Maximum an Sicher-
– die Einleitung von Feuer und Rauch
heit gegenüber der Ausbreitung von Feuer und
in die Wand- und Deckenbauteile;
Rauch zu gewährleisten, enthält die M-HFHHolzR
– die Weiterleitung von Feuer und nur konstruktive Anforderungen in Textform, die
Rauch über Anschlussfugen von für das jeweilige Schutzziel entscheidend sind.
raumabschließenden Bauteilen in Die in der Richtlinie veröffentlichten Zeichnungen
angrenzende Nutzungseinheiten sind als Prinzipskizzen zu verstehen.
oder Räume.
Die wichtigsten brandschutztechnischen Anfor-
Die konstruktiven Anforderungen beziehen sich auf: derungen an Bauteile und Anschlüsse sind:
– Beim Anschluss von Wänden und bei drei Kabeln und brennbare Rohre müs-
Wand/Decken-Verbindungen muss sen in Vorwandebenen und Decken-
durch einen Mindestabstand der Ver- installationsebenen geführt werden.
bindungsmittel eine kraftschlüssige
Die zuletzt genannte Anforderung resultiert aus
Verbindung sichergestellt werden, die
der Erkenntnis, dass Ansammlungen von Kabeln
den Rauchdurchgang in benachbarte
und brennbaren Rohren im Inneren von Bauteilen
Nutzeinheiten wirkungsvoll behindert.
unabhängig von der Bauweise zu einem Hohlraum-
– Die Brandschutzbekleidung ist grund- brand führen könnten.
sätzlich auch in den Öffnungslaibun-
Bei der Ausführung einer Installationsebene ge-
gen mit Fugenversatz, Stufenfalz
mäß Abb. 5 ist ein Hohlraumbrand in der Trag-
oder Nut- und Federverbindung vor-
konstruktionsebene ausgeschlossen. Ein Brand
zusehen, um beim Einbau von Öff-
innerhalb der Installationsebene ist unkritisch,
nungen für Einbauten (z. B. Fenster,
weil weder Tragfähigkeit noch Raumabschluss
Türen etc.) eine Einleitung von Feuer
der Wand gefährdet sind.
in die Bauteile zu verhindern.
Derzeit existieren für die Durchführung von Instal-
– Der Einsatz nichtbrennbarer Mineral-
lationen durch raumabschließende Holzbalken-
faserdämmung ermöglicht es, einzel-
decken noch keine Abschottungen mit bauauf-
ne brennbare elektrische Leitungen
sichtlichem Verwendbarkeitsnachweis. Beim
oder bis zu drei Kabel in einem nicht-
Einbau von Rohr- und Kabelabschottungen, die
brennbaren Hüllrohr innerhalb der
für den Massivbau zugelassen sind, ist eine Zu-
Bauteile zu führen und Hohlwand-
stimmung im Einzelfall erforderlich.
dosen für Schalter und Steckdosen
Abb. 5: Führung von Instal-
einzusetzen, sofern diese einen Min- Bei Herstellung der erforderlichen Einbaubedin-
lationen vor hochfeuer-
destabstand zum nächsten Holzstän- gungen gemäß Muster-Leitungsanlagenrichtlinie
hemmenden Bauteilen in
der aufweisen. Bündel aus mehr als (MLAR) sind jedoch erfahrungsgemäß Lösungen
Holzbauweise
möglich, die nach Abstimmung mit der zustän-
digen Bauaufsichtsbehörde keiner Zustimmung
im Einzelfall bedürfen. Grundlage dieser Lösungen
ist der Ansatz, die in den allgemeinen bauauf-
sichtlichen Zulassungen oder Prüfzeugnissen vor-
geschriebenen Einbaubedingungen in der Holz-
balkendecke herzustellen. Hier wird stets die
Bewertung und konstruktive Detailausarbeitung
durch einen erfahrenen Brandschutzsachverstän-
digen empfohlen.
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Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
3.2.2 _ Auswirkungen der M-HFHHolzR Bauteils im Mittel kleiner als 140 K sein muss und
Der Gesetzgeber fordert auf Grundlage der MBO an der heißesten Stelle maximal 180 K betragen
2002 und der M-HFHHolzR in der Gebäudeklasse darf (siehe Abb. 6).
4 Holzbauteile, die die Anforderung F 60 und K 60
Dagegen wird bei der Prüfung der Kapselwirkung
erfüllen. Die Forderung der Kapselklasse K 60 an
der brandschutztechnisch wirksamen Bekleidung,
die Brandschutzbekleidung hat allerdings großen
das heißt bei der Überprüfung der Fähigkeit der
Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Gesamt-
Bekleidung, den dahinter liegenden brennbaren
konstruktion.
Baustoff vor der Entzündung zu schützen, die
Ein Beispiel: Temperatur direkt hinter der Bekleidung betrach-
tet (siehe Abb. 6).
Der nachfolgend beschriebene Wandaufbau weist
einen Feuerwiderstand von 90 Minuten auf (F 90-B Das bedeutet: Bei der Brandprüfung nach DIN
nach DIN 4102-2). 4102-2 für den Feuerwiderstand (hier: Isolations-
kriterium) kommt die Dämmwirkung des gesam-
– 2 x 12,5 mm Gipsfaserplatte;
ten Bauteils, bestehend aus vier Lagen Gipsplatten
– Holzständerwerk ca. 60/120 mm; Voll- und Mineralfaserdämmung, zum Tragen. Bei der
dämmung aus nichtbrennbaren Bau- Prüfung der Kapselwirkung werden dagegen nur
stoffen (Mineralfaser der Rohdichte die beiden feuerzugewandten Lagen der Beklei-
mindestens 30 kg/m3, Schmelzpunkt dung betrachtet.
> 1000 °C);
Fazit: Da eine Bekleidung aus 2 x 12,5 mm Gips-
– 2 x 12,5 mm Gipsfaserplatte. faserplatten lediglich die Kapselklasse K 30 er-
reicht, sind zur Erfüllung der Anforderungen der
Die brandschutztechnisch wirksame Bekleidung
Kapselklasse K 60 dickere Bekleidungen aus GF-,
(2 x 12,5 mm Gipsfaserplatten) erreicht jedoch
GKF- oder GKB-Platten erforderlich. Dies treibt
bei der Prüfung nach DIN EN 14135 lediglich die
die Kosten der Gesamtkonstruktion allerdings
Kapselklasse K 30. Um dies nachvollziehen zu
unverhältnismäßig in die Höhe und hat damit
können, muss man sich die bei den Normbrand-
Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit.
versuchen geprüften Leistungskriterien vor Augen
halten.
Auf Grund der allseitig eingekapselten Bauteile – K 45 bei Gebäuden mit bis zu 5 Voll-
und der Tatsache, dass aus schallschutztechni- geschossen (OKF ≤ 13 m/K 45 ist in der
schen Gründen in der Regel eine Mineralfaser- DIN EN 13501-2 bislang nicht vorge-
dämmung vorhanden ist, weisen Holzbauteile sehen).
mit einer K 60-Bekleidung jedoch meist einen
Um das Auftreten von Hohlraumbränden bei einer
Feuerwiderstand von ca. 120 Minuten auf (F 120
Reduzierung der Kapselklasse von K 60 auf K 45
nach DIN 4102-2). Es kann davon ausgegangen
oder K 30 auszuschließen, sind im Rahmen eines
werden, dass der Gesetzgeber einen solchen
ganzheitlichen Brandschutzkonzeptes kompen-
Feuerwiderstand in der Gebäudeklasse 4 nicht
satorische Maßnahmen möglich, die insgesamt
beabsichtigt hat. Daher wäre eine Reduzierung
ein vergleichbares Sicherheitsniveau ergeben wie
der erforderlichen Kapselklasse um 15 Minuten
bei Ausführung der Bekleidung in der Kapselklasse
und eine Erweiterung der M-HFHHolzR in Form
K 60 (siehe Abschnitt 5).
einer Abstufung der Kapselklassen in Abhängig-
keit der Gebäudehöhe sinnvoll:
In Baden-Württemberg ist nach § 26 LBO [11] in Beispiele für die Anforderungen an Dachgeschosse
Gebäuden mittlerer Höhe die Verwendung von in den Landesbauordnungen:
Holztragkonstruktionen möglich, wenn ihr Feuer-
Gemäß § 33 der Bayerischen Bauordnung (BayBO)
widerstand dem feuerbeständiger Bauteile ent-
[12] sind tragende und aussteifende Teile von
spricht. Dies gilt jedoch nicht für raumabschließen-
Dächern, die den oberen Raumabschluss von
de Bauteile (z. B. Wohnungstrennwände). Das
Aufenthaltsräumen bilden, auch ohne Feuerwider-
bedeutet, dass in Baden-Württemberg nach Landes-
stand zulässig – vorausgesetzt, die Belange des
bauordnung Gebäude mit Holztragkonstruktionen
Brandschutzes sind nicht beeinträchtigt.
in F 90-B-Qualität mit einer Fußbodenhöhe bis zu
22 m zulässig sind, wenn die raumabschließen- Auf Basis von §§ 24 und 25 der Brandenburgi-
den Wände feuerbeständig (F 90-AB) ausgeführt schen Bauordnung (BbgBO) [13] müssen tragende,
werden. aussteifende und raumabschließende Bauteile im
Dachraum von Gebäuden mittlerer Höhe mindes-
Hessen nimmt eine Sonderstellung ein: Die MBO
tens hochfeuerhemmend sein, wenn im Dach-
2002 wurde dort zwar hinsichtlich der neuen Ein-
raum Aufenthaltsräume liegen. Im obersten Ge-
teilung der Gebäudeklassen umgesetzt. Jedoch
schoss von Dachräumen genügen feuerhemmende
müssen tragende, aussteifende und raumab-
Bauteile.
schließende Bauteile in der Gebäudeklasse 4 einen
Feuerwiderstand von 90 Minuten aufweisen (F 90- Eine Befreiung von Anforderungen der jeweiligen
BA). Die Anforderung der Kapselklasse K 60 an Landesbauordnung an den Feuerwiderstand der
die brandschutztechnisch wirksame Bekleidung Bauteile ist in der Regel möglich, wenn ein ganz-
gilt auf Grund der Einführung der M-HFHHolzR heitliches Brandschutzkonzept für das betref-
analog. fende Gebäude angefertigt wird.
4 _ Ganzheitliche Brandschutzkonzepte
4.1 _ Bestandteile ganzheitlicher werden. Dies geschieht durch ein individuell er-
Brandschutzkonzepte stelltes ganzheitliches Brandschutzkonzept, das
Bedingt durch die Komplexität und die großen grundsätzlich in vier Punkte gegliedert wird:
Dimensionen heutiger Bauwerke sind Abwei-
– baulicher Brandschutz;
chungen von den Anforderungen der Landes-
bauordnungen sowie ergänzender Musterricht- – anlagentechnischer Brandschutz;
linien und Verordnungen üblich. Dabei dürfen
– abwehrender Brandschutz;
die allgemeinen Schutzziele des Baurechts je-
doch nicht außer Acht gelassen werden. Dazu – organisatorischer Brandschutz.
gehören:
Dabei sollen unter Berücksichtigung
– die Vorbeugung der Entstehung eines
– der Nutzung,
Brandes und der Ausbreitung von Feu-
er und Rauch; – des Brandrisikos und
Anlagentechnischer Abwehrender
Gesamtkonzept
Brandschutz Brandschutz
Organisatorischer
Brandschutz
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Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
5.2 _ Maßnahmen für die Feuerwehr – jede Wohneinheit muss an dieser Ge-
Zwei der grundlegenden bauaufsichtlichen Schutz- bäudeseite anleiterbare Fenster auf-
ziele betreffen direkt den Einsatz der Feuerwehr: weisen (Abmessungen können je nach
LBO unterschiedlich sein, 0,90 m x
– die Gewährleistung der Rettung von
1,20 m gemäß MBO);
Mensch und Tier;
– trockene Steigleitungen bei größeren
– die Durchführung von wirkungsvollen
Objekten, insbesondere bei innenlie-
Brandbekämpfungsmaßnahmen.
genden Treppenräumen;
Das bedeutet, dass entsprechende Maßnahmen
– Löschwasserversorgung mindestens
und Einrichtungen für die Feuerwehr wie Feuer-
1.600 l/min; der erste Hydrant sollte
wehraufstell- und Bewegungsflächen sowie eine
sich nicht weiter als 100 m vom Ob-
ausreichende Löschwasserversorgung bauauf-
jekt entfernt befinden.
sichtlich gefordert werden und in ihrer Grund-
form nicht kompensatorisch eingesetzt werden Die optimale Kombination und Quantität der
können. baulichen, anlagentechnischen, abwehrenden
und organisatorischen Maßnahmen muss der
Folgende Maßnahmen gehen über die Mindest-
Brandschutzsachverständige in Abhängigkeit
anforderungen hinaus und bieten optimale Voraus-
von den speziellen Randbedingungen des Ge-
setzungen für eine Rettung von Personen und die
bäudes im Einzelfall festlegen und mit der zu-
Brandbekämpfung:
ständigen Bauaufsichtsbehörde sowie der Brand-
– Feuerwehrbewegungsflächen in di- schutzdienststelle der Feuerwehr diskutieren.
rekter Nähe des Gebäudezugangs Eine der wesentlichen Aufgaben des Brandschutz-
(maximal 15 m, d. h. innerhalb einer ingenieurs besteht darin, die Behörden von der
Schlauchlänge vom notwendigen Plausibilität und Wirksamkeit des Gesamtkonzep-
Treppenraum entfernt); tes zu überzeugen.
5.3 _ Kompensation mittels anlagen- Die Anforderung K 60 resultiert also in erster Li-
technischer Maßnahmen nie aus der Gewährleistung einer wirkungsvollen
Kosteneinsparpotenzial im mehrgeschossigen Brandbekämpfung durch die Feuerwehr. Wenn
Holzbau bietet die Reduzierung der Kapselklasse nun mittels geeigneter Anlagentechnik sicherge-
von K 60 auf K 45 oder K 30. Um eine solche Ver- stellt wird, dass der Brand rasch entdeckt und die
ringerung sinnvoll kompensieren zu können, muss Feuerwehr früh alarmiert wird, erscheint es ver-
das Schutzziel verstanden sein. tretbar, die Kapselungsanforderung der Holzbau-
teile entsprechend zu verringern.
Die Anforderung K 60 resultiert nicht aus dem
Schutzziel, die Flucht der Bewohner sicherzustellen.
5.3.1 _ Brandmeldesysteme
Denn in der Regel haben die Bewohner spätes-
Geeignet ist in diesem Zusammenhang eine auto-
tens innerhalb der ersten zehn Minuten nach der
matische Brandmeldung. Die „echte“ Brandmelde-
Brandentdeckung das Gebäude verlassen. Auch
anlage nach DIN VDE 0833 Teil 2 [16] und DIN
die Rettung der gegebenenfalls im Haus verblie-
14675 [17] sollte jedoch Sonderbauten, wie Ver-
benen Personen durch die Einsatzkräfte der Feuer-
sammlungsstätten, Hochhäusern, Krankenhäusern,
wehr findet gewöhnlich innerhalb der ersten 20
Pflegeheimen oder Verkaufsstätten, vorbehalten
Minuten nach der Brandentdeckung statt.
bleiben. Denn Anlagen, die nach diesen Normen
Vielmehr bestanden seitens der Feuerwehren Be- errichtet werden, ziehen eine ganze Reihe von
denken, ob in mehrgeschossigen Holzbauten das erforderlichen technischen Einrichtungen nach sich:
Schutzziel der Ermöglichung einer wirkungsvol-
– Übertragungsanlage (Anlage, die zur
len Brandbekämpfung erfüllt werden kann. Die
Aufnahme und Übertragung von
Befürchtungen bestanden darin, dass mögliche
Brandmeldungen zur Feuerwehr dient
Brände im Innern der Holzbauteile sowie eine
und von Personen zum unmittelbaren
unkontrollierte Brandausbreitung über Hohlräume
Hilferuf genutzt werden kann);
einen Löscherfolg erschweren könnten. Zudem
wurde befürchtet, die Einsatzkräfte könnten nach – Ersatzstromquelle und Verlegung der
dem Löschangriff noch durch ein möglicherweise Kabel in Funktionserhaltsklasse E 30;
eintretendes verzögertes Tragwerksversagen in-
– Brandmelderzentrale (BMZ) mit An-
folge eines versteckten Weiterbrandes hinter der
zeigetableau, Feuerwehrlaufkarten,
Bekleidung gefährdet werden.
Übersichtspläne für die Feuerwehr;
Um diese Gefährdungen auszuschließen, wurde
– Feuerwehrschlüsseldepot (FSD), wenn
vereinbart, Holzbauteile in der Gebäudeklasse 4
keine ständig besetzte Stelle vorhan-
so auszubilden, dass sie während der ersten 60
den ist;
Minuten nach Brandbeginn einem nichtbrennba-
ren Massivbauteil gleichgesetzt werden können. – gelbe Rundumkennleuchte (Dreh- oder
Dies setzt voraus, dass sich die brennbaren Holz- Blitzleuchte) im Eingangsbereich zur
tragglieder während dieser Zeitspanne nicht ent- Kennzeichnung der Brandmeldezen-
zünden dürfen. trale (BMZ).
20 spezial | DEZEMBER 2005
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
Es ist nachvollziehbar, dass dieser erhebliche tech- Personen der vom Brand betroffenen Wohnung
nische Aufwand relativ hohe Investitionskosten nicht anwesend sind. Melder mit einer manuellen
nach sich zieht. Hinzu kommen Kosten für regel- Rückstellmöglichkeit können so miteinander ver-
mäßige Wartung sowie Gebühren für die Auf- netzt werden, dass der Alarm im ganzen Hause
schaltung zur Feuerwehr. Diese Anlagen sind da- erst dann ausgelöst wird, wenn der zuerst ausge-
her nur bei großen Sonderbauten sinnvoll. Es gibt löste Melder nicht innerhalb von beispielsweise
jedoch eine Möglichkeit, den Vorteil der automati- 60 Sekunden zurückgestellt wird. Auf diese Wei-
schen Brandmelder im Rahmen von Brandschutz- se kann dem Problem der Fehlalarme begegnet
konzepten für mehrgeschossige Holzbauten und werden. Alternativ können Melderlinien so ge-
Aufstockungen zu nutzen, ohne den hohen finan- schaltet werden, dass bei Auslösen eines Melders
ziellen Aufwand in Kauf zu nehmen, der durch die im Rettungswegbereich (notwendiger Flur) zeit-
Aufschaltung zur Feuerwehr entsteht. Die Lösung gleich auch alle anderen Melder auslösen. Bei
besteht in der Anordnung von Rauchmeldern (in Auslösen eines Melders in einer beliebigen Nutz-
Küchen Wärmemelder) nach DIN 14676 [18]. Das einheit lösen dagegen zeitgleich nur die Melder
sind Melder für Wohnungen und wohnungsähnliche im Fluchtwegbereich aus. Diese Schaltung wird
Nutzungen, die wesentlich weniger Kosten ver- in der Regel auch in Hotels gewählt.
ursachen, mit denen das Ziel der frühzeitigen Ent-
Der Fall, dass alle Bewohner eines mehrgeschos-
deckung eines Brandes jedoch ebenso erreicht wird.
sigen Wohngebäudes außer Haus sind, kann
Alle Räume jeder Wohnung mit Ausnahme von als sehr unwahrscheinlich eingestuft werden. Da
Nasszellen sollten mit untereinander vernetzten außerdem heutzutage die Mehrzahl der Haushal-
automatischen Brandmeldern ausgestattet wer- te über Mobiltelefone verfügt, kann auch ohne
den. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass im eine Brandmeldeanlage mit Aufschaltung zur
Fall eines Brandes alle Bewohner des Hauses alar- Feuerwehr im Regelfall von einer schnellen Alar-
miert werden – insbesondere dann, wenn die mierung der Einsatzkräfte ausgegangen werden.
Abb. 8: Rauchwarnmelder
nach DIN 14676 [18]
spezial | DEZEMBER 2005 21
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
Unter der Voraussetzung, dass eine flächendecken- vergrößert. Die kleinen Wassertropfen verdamp-
de automatische Löschanlage installiert wird, ist fen am Brandherd. Durch die Verdampfung wird
es je nach Objektgröße und den sonstigen Rand- das Volumen des Wassers um ein Vielfaches ver-
bedingungen aber durchaus vorstellbar, sowohl größert. Dadurch wird der Sauerstoff lokal am
die Anforderung an den Feuerwiderstand der Bau- Brandherd verdrängt. Infolgedessen entsteht am
teile als auch die Baustoffklasse zu reduzieren. Brandherd ein lokaler Stickeffekt, ähnlich wie bei
So kann zum Beispiel die Tragkonstruktion in F 60- inerten Löschgasen, bei denen jedoch der Luft-
BA statt F 90-AB ausgeführt werden. Ebenso er- sauerstoffgehalt im Gegensatz zur Wassernebel-
scheint es vertretbar, die Anforderung an die löschanlage im gesamten Raum herabgesenkt
Kapselklasse von K 60 auf K 30 zu verringern. werden muss.
5.5 _ Brandwände und Treppenräume durch eine zweilagige Bekleidung geschützt wird.
Gemäß § 30 Abs. 3 MBO 2002 ist es in der Ge- Für alle Wandaufbauten muss ein bauaufsicht-
bäudeklasse 4 möglich, Brandwände und Wände licher Verwendbarkeitsnachweis vorhanden sein,
der notwendigen Treppenräume in Holzbauweise in der Regel ein allgemeines bauaufsichtliches
herzustellen. Diese als „Brandwandersatzwand“ Prüfzeugnis (abP) [20].
bezeichneten Wände müssen auch bei zusätz-
Bei einer Reduzierung der Kapselklasse von bei-
licher mechanischer Beanspruchung (Stoßbean-
spielsweise K 60 auf K 30 sollten die Brandwand-
spruchung) hochfeuerhemmend (F 60) sein.
ersatzwände und die Wände der notwendigen
Ein möglicher Wandaufbau wird in Abbildung 10 Treppenräume als besonders sicherheitsrelevante
dargestellt. Die Stoßbeanspruchung bei der Brand- Bauteile davon ausgenommen werden.
prüfung nach DIN 4102-3 wird in diesem Falle
Die Herstellung der Brandwandersatzwände sowie
beim Stoß ins Feld zwischen zwei Ständern von
der notwendigen Treppen und Treppenraumwän-
einer Stahlblechtafel aufgenommen und an die
de in Massivbauart (F 60-A) kann als zusätzliche
benachbarten Ständer weitergegeben. Alternativ
Kompensationsmaßnahme für eine Reduzierung
sind auch Wandaufbauten denkbar, bei denen als
der Kapselklasse angesehen werden.
lastweiterleitendes Element eine Holzwerkstoff-
platte auf den Holzständern montiert wird, die
6 _ Bauteilprüfungen
körper etwa fünf Minuten vor der Beurteilungs- 6.3 _ Prüfung der Brandschutzbekleidung
zeit mehrmals durch einen 200 kg schweren Blei- nach DIN EN 14135
schrotsack mit einer Stoßarbeit von jeweils 3.000 Im Zuge des Übergangs auf die europäische Klassi-
Nm auf der dem Feuer abgekehrten Seite bean- fizierung von Bauteilen und der Einbindung in das
sprucht. deutsche bauaufsichtliche Verfahren wurde eine
Norm zur Bestimmung der Brandschutzwirkung
Tragfähigkeit und Raumabschluss der Bauteile
von Bekleidungen entwickelt. Diese europäische
können bereits nach DIN EN 1363 Teil 1 geprüft
Norm DIN EN 14135 [6] legt ein Prüfverfahren zur
werden. Das entspricht im Prinzip der etablierten
Bestimmung der Fähigkeit einer Brandschutzbe-
Prüfung nach DIN 4102 Teil 2, die ihre Gültigkeit
kleidung fest, den darunter liegenden brennbaren
in nächster Zeit voraussichtlich nicht verlieren wird.
Baustoff gegen Entzündung, Verkohlung und
Soll das Bauteil jedoch auch in anderen europäi-
andere Schäden während einer definierten Norm-
schen Staaten eingesetzt werden, ist in jedem
brandbeanspruchung (ETK) zu schützen.
Fall die Prüfung nach DIN EN 1363 Teil 1 erforder-
lich. Auf Grundlage der Ergebnisse wird das Bau- Werden die in dieser Norm festgelegten Leistungs-
teil zum Beispiel als REI 60 klassifiziert. kriterien (Verhinderung der Entzündung bzw.
Verkohlung des Holzes) eingehalten, wird die
Brandschutzbekleidung je nach Dauer ihrer Schutz-
wirkung einer Kapselklasse nach DIN EN 13501
Teil 2 zugeordnet.
Befindet sich zwischen der Brandschutzbekleidung zerstört werden können, muss das gebundene
und der Holzwerkstoffplatte ein Hohlraum, dür- Wasser verdampfen. Dieser Prozess dauert einen
fen die Temperaturen auf der Holzwerkstoffplatte gewissen Zeitraum und entfaltet somit eine Kühl-
und der Rückseite der Bekleidung nicht über die wirkung. Durch mehrlagige Beplankungen lässt
festgelegten Höchstwerte steigen. sich dieser Effekt weiter erhöhen.
Die Brandprüfung wird nach Erreichen der ange- Brandschutztechnisch ist es sinnvoller, zwei dün-
strebten Kapselungsdauer beendet. Der Prüfkör- ne Bekleidungen als nur eine dicke Bekleidung
per wird schnellstmöglich vom Ofen genommen zu verwenden. Die Schutzwirkung lässt sich durch
und gegebenenfalls auftretende Feuer im Prüf- Faserarmierungen in den Platten weiter erhöhen.
körper gelöscht. Danach wird die Brandschutz- Diese bewirken eine Rissverteilung und verhin-
bekleidung von der Trägerplatte (Holzwerkstoff- dern tiefe, durchgehende Risse.
platte) entfernt, um diese auf Beschädigungen
Zur Leistungsfähigkeit einer mehrlagigen Beklei-
(Verkohlung oder Abbrand) zu untersuchen.
dung trägt auch das ähnliche Dehnungsverhalten
Die brandschutztechnisch wirksamen Bekleidun- gleichartiger Werkstoffe bei. Denn erfahrungs-
gen bestehen in der Hauptsache aus Gips. In Gips gemäß verhalten sich Bekleidungen aus verschie-
Abb. 12: Bestimmung der ist kristallines Wasser gebunden, das im Brandfall denen Materialien unterschiedlich und neigen so
Brandschutzwirkung (Kap- aktiviert wird. Bevor die brandschutztechnisch zu stärkerer Rissbildung.
selkriterium K) im Decken- wirksamen Bekleidungen auf Gipsbasis thermisch
ofen
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Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
6.4 _ Einbindung der Industrie in das 6.5 _ Möglichkeiten des Verzichts auf
Prüfverfahren Brandprüfungen
Bei gänzlich neuen Konstruktionsvarianten – das Auf eine Prüfung des Feuerwiderstandes kann
heißt bei Bauteilen, die sowohl hinsichtlich einer verzichtet werden, wenn die verwendeten Kon-
Feuerwiderstandsdauer als auch bezüglich der struktionen bereits einen bauaufsichtlichen Ver-
Kapselklasse der Bekleidung keinen bauaufsicht- wendbarkeitsnachweis besitzen oder klassifizierten
lichen Verwendbarkeitsnachweis aufweisen – ent- Bauteilen zumindest ähnlich sind. Im Einzelfall
stehen auf Grund der zusätzlichen Prüfung der kann in Kooperation mit einer anerkannten Ma-
Brandschutzbekleidung erhöhte Kosten. terialprüfanstalt die Aussage getroffen werden,
dass das Verhalten der zu beurteilenden Konstruk-
Um den finanziellen Aufwand für Bauteilprüfun-
tion brandschutztechnisch nicht schlechter sein
gen weitestgehend zu begrenzen, besteht die
wird, als das des bereits klassifizierten Bauteils.
Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit den Gips-
plattenherstellern und/oder der Dämmstoffin- Die Prüfung der brandschutztechnisch wirksamen
dustrie. Bekleidung erfolgt grundsätzlich losgelöst vom
tatsächlich verwendeten Bauteil. Daher kann die
Prüfung entfallen, wenn eine Bekleidung verwen-
det wird, die bereits auf Grundlage eines Brand-
versuchs der erforderlichen Kapselklasse zuge-
ordnet wurde. Informationen über vorliegende
bauaufsichtliche Verwendbarkeitsnachweise fin-
det man z. B. beim Fraunhofer Informationszen-
trum Raum und Bau IRB [20].
Bereits im Rahmen der Vorplanung ist die früh- Statik, Haustechnik und vor allem auf die Bau-
zeitige Abstimmung mit der zuständigen Bauauf- kosten haben können, ist eine enge Abstimmung
sichtsbehörde und der Brandschutzdienststelle der zwischen den Gewerken dringend erforderlich.
örtlichen Berufsfeuerwehr ratsam, um Planungs-
Das Ergebnis der abgestimmten Machbarkeits-
sicherheit zu erhalten sowie zeit- und kostenin-
studie ist eine Vorplanung, die die Wünsche des
tensive Umplanungen zu einem späteren Zeitpunkt
Bauherren sowie des Architekten weitestgehend
zu vermeiden. Daher wird ein vorbereitendes Ge-
berücksichtigt und aus Erfahrung des Brandschutz-
spräch des Architekten mit den Behörden zur
sachverständigen grundsätzlich als genehmigungs-
Vorstellung des geplanten Gebäudes empfohlen.
fähig eingestuft werden kann.
Da in der Vorplanungsphase noch kein vollstän-
Der Brandschutzsachverständige stellt das brand-
diges Brandschutzkonzept erstellt werden kann,
schutztechnische Grobkonzept der Baubehörde
ist es sinnvoll, in enger Abstimmung zwischen dem
und der Feuerwehr vor. Baurechtliche Abweichun-
Bauherrn, dem Architekten, dem Brandschutz-
gen, deren Genehmigungsfähigkeit fraglich ist,
sachverständigen und gegebenenfalls weiteren
und die entsprechenden Kompensationsmaß-
Fachplanern zunächst eine Machbarkeitsstudie in
nahmen können in diesen Gesprächen geklärt
der Art eines brandschutztechnischen Grobkon-
werden. Wird das Konzept in Teilen abgelehnt,
zeptes zu erstellen.
so besteht die Möglichkeit, die aus Sicht der Be-
Die Machbarkeitsstudie sollte als Vorstufe zum hörden erforderlichen Änderungen direkt persön-
eigentlichen Brandschutzkonzept verwendet wer- lich abzustimmen. Das Protokoll der Besprechung
den und stichwortartige Aussagen zu folgenden kann später als Anlage zum Brandschutzkonzept
Punkten enthalten: dienen, das nach Abschluss der Vorplanung auf
Grundlage der Machbarkeitsstudie erstellt wer-
– Zugänglichkeit des Objektes für die
den kann.
Feuerwehr, Flächen für die Feuerwehr,
Löschwasserversorgung; Es soll an dieser Stelle angemerkt werden, dass
Aussagen der Behörden zur Genehmigungsfähig-
– bautechnische Brandschutzmaß-
keit vor Einreichung der kompletten Genehmi-
nahmen;
gungsplanung nicht rechtsverbindlich sind. Eine
– anlagentechnische Brandschutzmaß- absolute Planungssicherheit kann daher auf Grund-
nahmen. lage eines Besprechungsprotokolls nicht erzielt
werden. Dennoch kann aus Erfahrung der Autoren
In der Machbarkeitsstudie werden primär die ge-
mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegan-
gebenenfalls vorhandenen Abweichungen zum
gen werden, dass nach erfolgter Abstimmung im
Baurecht erläutert und entsprechende Kompen-
Regelfall keine grundsätzlichen Richtungswechsel
sationsmaßnahmen vorgeschlagen. Weil solche
zu erwarten sind.
Maßnahmen erheblichen Einfluss auf Architektur,
spezial | DEZEMBER 2005 31
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
5. Besprechungsprotokoll verteilen;
8.1 _ Beispiel 1: Viergeschossige Wohnanlage Die Bewertung des Brandschutzes erfolgte auf
in Freiburg Basis der einschlägigen Vorschriften des Landes
Dr. Michael Dehne, Dirk Kruse Baden-Württemberg. Für die baurechtliche Ein-
stufung des Gebäudes und die sich daraus ergeben-
In Freiburg im Breisgau ist die Errichtung einer
den Anforderungen an den baulichen Brandschutz
Wohnanlage in Holztafelbauweise geplant. Das
wurde zusätzlich die MBO 2002 in Verbindung
Gebäude besitzt rechteckige Abmessungen (ca.
mit der M-HFHHolzR herangezogen. Durch die
27 m x 12 m), ist voll unterkellert und hat vier ober-
frühzeitige Vorstellung des brandschutztechni-
irdische Geschosse mit Aufenthaltsräumen. Die
schen Grobkonzeptes bei der zuständigen Bau-
Fußbodenhöhe des obersten Geschosses mit Auf-
aufsichtsbehörde und der Brandschutzdienststelle
enthaltsräumen liegt bei ca. 9,10 m. Im Gebäude
der Freiburger Feuerwehr konnten die für die Ge-
befinden sich insgesamt acht Nutzeinheiten (Woh-
nehmigungsfähigkeit des Objektes relevanten
nungen). Die vier obersten Wohnungen erstrecken
Punkte abgestimmt werden, um Planungssicher-
sich jeweils über zwei Geschosse (Maisonette-
heit zu erlangen.
wohnungen). Auf dem teilweise verglasten und
teilweise extensiv begrünten Flachdach befinden Die Besonderheit bei diesem Projekt bezüglich des
Abb. 13: Architektenplan
sich Terrassen, die von den Maisonettewohnun- Brandschutzes besteht in der Verwendung von
mit Brandschutzeintra-
gen über interne Treppen erschlossen werden. brennbaren Dämmstoffen innerhalb der Wand-
gungen EG
spezial | DEZEMBER 2005 33
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
PROJEKTBETEILIGTE
PROJEKTBETEILIGTE
Hohlräume auf, die bei Konstruktionen ohne Voll- Das geplante Rettungskonzept verfolgt das Prin-
dämmung zur Brandweiterleitung innerhalb der zip einer sicheren und schnellen horizontalen
Bauteile führen können. Massive Holzbauteile Evakuierung. Innerhalb kürzester Zeit können die
weisen zudem ein vergleichsweise gutmütiges Bewohner in einen benachbarten sicheren Brand-
Brandverhalten auf. Bei einer Naturbrandbean- abschnitt gebracht werden. Von dort kann an-
spruchung mit einem Abfallen der Brandraum- schließend eine vertikale Evakuierung über die
temperatur nach meist 30 Minuten wirkt die sich notwendigen Treppenräume erfolgen.
bildende Holzkohleschicht isolierend. Sie verhin-
dert bzw. verlangsamt ein weiteres Vordringen
des Brandes in das Bauteil, so dass der Brand häufig
sogar von allein erlischt.
spezial | DEZEMBER 2005 37
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
PROJEKTBETEILIGTE
gezogen, bei dem eine praxisgerecht hergestellte heims verwendete Brandschutzbekleidung, die
Eckausbildung Wand/Decke unter Normbrandbe- vom prinzipiellen Aufbau her der Bekleidung der
dingungen (ETK) untersucht wurde. Der Versuch Holzbauteile beim Versuch entsprach, die Anfor-
ergab, dass die kritische Temperatur von 270 °C derungen an die Kapselklasse K 60 nach DIN EN
an keiner Stelle der Holzkonstruktion erreicht wur- 13501-2 erfüllt.
de. Auf dieser Basis konnte die Aussage getroffen
werden, dass die für das Staffelgeschoss des Pflege-
40 spezial | DEZEMBER 2005
Brandschutzkonzepte für mehrgeschossige Holzbauten
PROJEKTBETEILIGTE
Die Geschosse sollten über ein zentral angeord- Nutzungseinheiten in Verbindung mit einem Be-
netes Treppenhaus erschlossen werden. Im Trep- wuchs, der eine allseitige Anleiterbarkeit behindert.
penhaus war eine Aufzugsanlage mit separatem Ein positiver Nebeneffekt der Außentreppe war
Schacht vorgesehen. Die Fassade des Gebäudes die Entzerrung der Fluchtwegesituation für den
war teilweise in verputzter Ausführung, teilweise Konferenzraum im Dachgeschoss.
mit einer über alle Geschosse durchlaufenden Holz-
Wegen der teilweise öffentlichen Nutzung des
fassade geplant (siehe Abb. 23.). Zur Verhinde-
Gebäudes und zur Erzielung eines erhöhten Sach-
rung der Brandweiterleitung im Hohlraum hinter
werteschutzes war eine automatische Brandmel-
der Vorhangfassade sollte die Luftschicht in jedem
deanlage mit direkter Aufschaltung zur Berufs-
Geschoss durch den Einbau eines Dämmstreifens
feuerwehr vorgesehen. Diese beiden Maßnahmen
(b = 500 mm) aus raumbeständiger, hydrophobier-
waren nicht grundsätzlich wegen der Holzbauwei-
ter mineralischer Dämmung unterbrochen werden.
se erforderlich, trugen aber zu einer schnellen Er-
Auf der Südostseite des Gebäudes war zusätzlich langung der Baugenehmigung bei. Insbesondere
eine außenliegende Stahl-Wendeltreppe geplant. die Brandmeldeanlage wurde z.B. auch als er-
Dieser zweite ortsfeste Rettungsweg war erforder- gänzende Kompensationsmaßnahme bei der Be-
lich wegen der geplanten Nachnutzung in kleine urteilung der Holzfassade gewertet.
PROJEKTBETEILIGTE
8.6 _ Beispiel 6: Dreigeschossige Aufstockung um eine Dachterrasse erweitert, die gleichzeitig die
in Friedrichshafen Funktion des Flachdaches übernimmt. Die Terras-
Alexander Ilg, Leon Wenning se wird über einen gebogenen Treppenaufgang,
integriert in einem optisch abgesetzten Zwischen-
Im verdichteten Kerngebiet der Stadt Friedrichs-
raum, erschlossen.
hafen ist eine Aufstockung und Erweiterung eines
bestehenden Wohn- und Geschäftshauses geplant. Die Planung ist abgeschlossen und die Baumaß-
Das viergeschossige Wohn- und Geschäftshaus nahmen haben begonnen. Bei Drucklegung die-
stammt aus der Gründerzeit und wurde im Laufe ser Publikation waren das erste Geschoss aus vor-
der Zeit um zwei Anbauten (massiv) ergänzt. Auf gefertigten Holztafelelementen sowie das primäre
diese Anbauten wird jeweils eine dreigeschossige Tragwerk der Aufstockung bereits gestellt. In
Aufstockung in Holzrahmenbauweise gestellt. einem weiteren Bauabschnitt wird dem Bauwerk
ein massiver Aufzug hinzugefügt, der eine sepa-
Der Entwurf sieht einen vom Haupthaus losgelös-
rate Erschließung der Aufstockung durch den
ten Aufbau aus drei kubischen Raumelementen vor.
Hofbereich sicherstellt.
Der nutzbare Raum wird nach Bauherrenwunsch
PROJEKTBETEILIGTE
Von Seiten der Behörden war eine Ausführung stockung. Die Anbauten, insbesondere der zwei-
in der Feuerwiderstandsklasse F 90 vorgegeben. geschossige mittlere Anbau, können nur gering-
Das primäre Tragwerk wurde mit brandschutz- fügig bzw. dürfen nicht belastet werden. Den
verkleideten Stahlbauteilen und in Stahlbetonfer- verwendeten Blähtonbauprodukten konnte kein
tigteilen ausgeführt. Die raumabschließenden Holz- zusätzlicher Lastabtrag zugetraut werden. Mittels
ständerwände erfüllen die Anforderungen mit eines primären Tragwerks wurde dieser Bereich
den von den Herstellern zugelassenen Wandauf- überspannt. Nur das gute Verhältnis von Eigen-
bauten. Die konstruktiven Vorgaben der Muster- gewicht zu Tragfähigkeit des Holzbaus machte
Holzbaurichtlinie flossen in das Gesamtkonzept ein Bauvorhaben in dieser Form möglich.
und in die Ausführung der Anschlussdetails ein.
8.7 _ Beispiel 7: Aufstockung in Rüsselsheim Vom Erdgeschoss bis zum zweiten Obergeschoss
Prof. Karsten Tichelmann, Paul-Martin Lied, wird von einer Maximalbelegung von je zehn Per-
Philippe Frech sonen und im Dachgeschoss von je 16 Personen
ausgegangen. Im Untergeschoss befinden sich
Drei Wohnblocks, wie sie die Neubaugebiete der
Mieterkeller und Technikräume.
1950er und 1960er Jahre prägen, werden in Rüs-
selsheim aufgestockt und zeitgemäß wärmege- Als Rechtsgrundlagen liegen dem Bauvorhaben in
dämmt. Auf den Häusern mit jeweils neun Woh- erster Linie die Hessische Bauordnung (HBO) 2002,
nungen (sechsmal drei Zimmer, dreimal vier Zimmer) die Richtlinien für die Verwendung brennbarer Bau-
ersetzen künftig zwei eingeschossige und zwei stoffe im Hochbau, die DIN 4102 Brandverhalten
Vier-Zimmer-Maisonettewohnungen die bisheri- von Baustoffen und Bauteilen, die DIN 14090 und
gen Satteldächer. die VDE-Richtlinien zu Grunde. Primäres Ziel der
Brandschutzmaßnahmen ist der Personenschutz.
Die bestehenden Treppenhäuser erschließen auch
Deshalb wurden für die Aufstockungen vor allem
die neuen Obergeschosse. Im Zuge der Wärme-
die Flucht- und Rettungsmöglichkeiten betrachtet.
schutzmaßnahmen werden die vorhandenen aus-
kragenden Balkone abgebrochen, da sie großflä- Die Gebäude sind nach § 2 HBO in die Gebäude-
chige Kältebrücken bilden. Eine Stahlkonstruktion klasse 4 eingeteilt. Die höchste Aufenthaltsebene
mit eingelegten Böden aus faserbewehrtem Beton im Bestand befindet sich auf + 6,40 m (+ 0,90 m
tritt an ihre Stelle. Die vorhandenen Stockwerke Brüstung) und in der Aufstockung auf + 12,25 m
bis zum zweiten Obergeschoss sind in Mauerwerks- über der Eingangsebene. Die Ausführung der Bau-
bau mit Stahlbetondecken erstellt. Das neue Dach- teile in verschiedenen Feuerwiderstandsklassen
geschoss einschließlich Galerieebene wird in entspricht den Forderungen an die Gebäudeklas-
Leicht-/Holzbau ausgeführt. sen gemäß der HBO.
PROJEKTBETEILIGTE
beidseitiger Gipskartonbauplattenverkleidung
F 30-B ausgeführt (HBO: B2), die Wohnungstrenn-
wände in Leichtbau F 60-A (HBO F 60-A/F 90-BA
bzw. F 30-B).
PROJEKTBETEILIGTE
Die im Detail sorgfältig entwickelten Fassaden- Das Vorhaben wurde mit dem Deutschen Holz-
elemente tragen nicht nur zu einer erheblichen baupreis 2005 ausgezeichnet.
energetischen Aufwertung der Bauten bei, son-
Auf dem Bestandsgebäude wurden an den Stirn-
dern wirken durch ihre hohe Gestaltungsqualität
seiten ein-, in Teilen zweigeschossige Aufstockun-
dem schlechten Image dieser Gebäudetypen ent-
gen in Holzbauweise ausgeführt. Dabei wurden
gegen.
9 Literatur
10 Bildnachweis
Abb. 1:
Holzabsatzfonds
Abb. 2, 3:
iBMB TU Braunschweig, Braunschweig
Abb. 4, 5, 6, 7:
Dehne, Kruse & Partner Brandschutzingenieure,
Gifhorn
Abb. 8:
Hekatron Vertriebs GmbH, Sulzburg
Abb. 9:
Minimax GmbH & Co. KG, Bad Oldeslohe
Abb. 10:
Prof. Tichelmann, Bochum/Darmstadt
Abb. 21:
Knauf Gips KG, Iphofen
Abb. 24:
bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, Lauterbach
Hinweise zu Änderungen, Ergänzungen und In diese Broschüre sind Ergebnisse aus Forschungs-
Errata unter: projekten eingeflossen, die über die Deutsche
www.informationsdienst-holz.de Gesellschaft für Holzforschung e.V. initiiert und
koordiniert wurden. Für die Förderung danken
Die technischen Informationen dieser Schrift ent-
wir der Arbeitsgemeinschaft Bauforschung (ARGE
sprechen zum Zeitpunkt der Drucklegung den an-
BAU), der Arbeitsgemeinschaft industrieller For-
erkannten Regeln der Technik. Eine Haftung für
schungsvereinigungen (AiF) sowie der Forst- und
den Inhalt kann trotz sorgfältiger Bearbeitung und
Holzwirtschaft.
Korrektur nicht übernommen werden.
HOLZABSATZFONDS
Absatzförderungsfonds der deutschen Forst- und Holzwirtschaft
Projektleitung
Dipl.-Ing. (FH) Architekt Ludger Dederich
Bearbeitung
Dr.-Ing. Michael Dehne, Gifhorn, Dr.-Ing. Heinz Pape, Lauterbach,
Dipl.-Ing. Dirk Kruse, Braunschweig, Dipl.-Ing. (FH) Matthias Krolak, München
Technische Anfragen an
Überregionale Fachberatung: 018 02 /46 59 00 (0,06 3 /Gespräch)
fachberatung@infoholz.de, www.informationsdienst-holz.de