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Urteilsverkündung im Tierrechtsprozess
Freispruch für alle 13 Betroffenen
Nach 14 Monaten Prozessdauer setzte Richterin Sonja Arleth im
sogenannten Tierrechtsprozess, bei dem 13 Personen der Bildung einer
kriminellen Organisation beschuldigt wurden, einen Schlussstrich. Alle
Chronologie
Dezember 2006: Kundgebungen vor Klei-
Angeklagten wurden in sämtlichen Anklagepunkten freigesprochen.
der Bauer Filialen werden polizeilich aufge-
Darüber hinaus hagelte es Kritik an der Polizei und Soko Bekleidung.
löst und untersagt: „öffentliche Sicherheit
könne nicht gewährleistet werden“
Wr. Neustadt – In ihrer mündlichen April 2007: SoKo Bekleidung gegründet
Urteilsbegründung führte die Richterin Ab Mitte 2007: SoKo ermittelt invasiv mit
viele Detail sorgfältig aus und übte Kri- Observationen, Telefonüberwachungen,
tik am Vorgehen der Polizei. So kriti- Peilsendern, Videofallen und Spioninnen.
sierte sie von den Beamt_innen 21. Mai 2008: Um 6:00 stürmen Sonderein-
durchgeführte Datumsänderungen von heiten der Polizei 23 Wohnungen, Häuser
Ereignissen in den Akten, damit ein Zu- und Büros. 10 Personen werden ohne An-
sammenhang zwischen einem Tatort schuldigungen festgenommen. Es folgen 7
und einem Angeklagten konstruiert weitere Hausdurchsuchungen.
werden konnte. Mag. Erich Zwettler, 23. Mai 2008: Allen Verhafteten wird U-Haft
früherer Leiter der Sonderkommission angeordnet, 7 davon treten in Hungerstreik.
„Bekleidung“, wies sie im Zusammen- Struktur“ zu erfüllen. 6. Juni 2008: U-Haft für alle verlängert.
hang mit der Zeugenaussage über den Weiters stellte sich die sogenannte 7. Juli 2008: U-Haft wird ein weiteres Mal
Einsatz der verdeckten Ermittlerin „Da- „Doppelstrategie“, derzufolge DDr. verlängert, obwohl wesentliche Vorwürfe
nielle Durand“ eine Falschaussage Martin Balluch als Leiter der kriminel- (Brandstiftungen, Buttersäure-Anschläge)
nach. Die Aussage, dass im Jahr 2008 len Organisation legale Kundgebungen zurückgenommen wurden.
keine verdeckte Ermittlung stattgefun- und Aktionen für Tierrechte organi- 16. Juli 2008: Wiener Oberlandesgericht
den hätte, stellte sich als reine „Schutz- siert hätte, während er im Hintergrund weist Haftbeschwerden der Inhaftierten zu-
behauptung“ heraus. den Einsatz illegaler Mittel und An- rück. Fortsetzung der U-Haft um 2 Monate
Der Freispruch wurde mitunter da- schläge auf Bekleidungsfirmen delegie- angeordnet.
mit begründet, dass das Gericht die ren würde, als nicht zutreffend heraus. 13. August 2008: Ein Tierschützer wird
Existenz einer kriminellen Organisati- Es mache einen Unterschied, ob je- „mangels Haftgründen“ aus der U-Haft ent-
on nicht nachweisen konnte. So seien mand illegale Aktionen mache, bzw. lassen. Staatsanwaltschaft beruft dagegen.
die betroffenen Organisationen (Basis- plane oder diese einfach nur toleriere. 2. September 2008: Oberstaatsanwaltschaft
gruppe Tierrechte und Verein gegen Die weiteren Anklagepunkte konn- verlangt sofortige Enthaftung der Inhaftier-
Tierfabriken) intern (basis-)demokra- ten ebenso wenig nachgewiesen wer- ten. Alle kommen nach mehr als 100 Tagen
tisch organisiert, es konnten also keine den. Dass Tierbefreiung aus unwür- frei.
Hierarchien gefunden werden. Hierar- digsten Bedingungen als Tierquälerei 24. Februar 2009: Landesgericht Wr. Neu-
stadt urteilt, dass Verweigerung der Akten-
chische Strukturen seien jedoch von dargestellt wurde, sei einem Angeklag-
einsicht durch die Kriminalpolizei
der Judikatur gefordert, um das Krite- ten der BaT zufolge „eine Unverfroren-
rium einer „unternehmensähnlichen heit, die mir die Sprache verschlägt“. z
unrechtmäßig ist.
April 2009: Polizei präsentiert Abschlussbe-
richte mit über 40 Beteiligten.
REAKTION ZUM URTEIL
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11. August 2009: Wr. Neustädter Staatsan-
Spenden
Mit der Repression und dem Prozess gegen die Tierrechtsaktivist_innen Dringendst benötigt wird immer
haben die Mächtigen im Staat ein Exempel statuiert, mit dem sie noch auch finanzielle Unterstützung
ausdrücken, dass sie in der Lage sind Existenzen zu zerstören, selbst zur Bewältigung der Folgen der Re-
wenn keine „Leichen im Keller“ auffindbar sind. Nichts hält sie also auf, pressionswelle. Deshalb wurden Spen-
diese Erkenntnis in Zukunft regelmäßig anzuwenden. denkonten eingerichtet:
Es sind Menschen, die ein berechtig- würde damit aber nur an einer kon- Kontonummer: 01910815837
tes politisches Anliegen haben: Sie ha- kreten Baustelle kaschiert werden. Das Bankleitzahl: 14 000
ben einen, in der Gesellschaft tief gesamte System scheitert an seinem Kontoinhaberin: Grünalternative Ju-
verwurzelten, Missstand erkannt und blinden Selbstvertrauen bei der Ein- gend Wien
fassten den Entschluss diesem entge- haltung seiner Gesetze. Was nützt jegli- Zweck: Antirep 2008
genzuwirken. Die (Ver-)Nutzung von che Gesetzesänderung, wenn in
Tieren sitzt gesellschaftlich ähnlich Zukunft weiterhin Polizei und Staats- IBAN: AT451400001910815837
tief, wie es die Rollenzuschreibungen anwaltschaft unbeeindruckt ihre BIC: BAWAATWW
auf Geschlechter sind, die „Pflicht“ der Amtsrechte biegen und brechen kön-
Menschen einer Arbeit nachzugehen nen, damit ein paar unbequeme „Ma- Spendenkonto in Deutschland
oder das Beharren auf eindeutige Ei- nifestanten“ aus dem „Verkehr Rote Hilfe e.V.
gentumsverhältnisse. Diese Kategorien gezogen“ werden können? Kontonummer: 191100462
sind mittlerweile Grundlagen wirt- Ein weiterer Test, der uns zeigen Bankleitzahl: 44010046
schaftlicher Interessen, deren Ausläu- wird, wie schlecht es um die Selbst- Postbank Dortmund
fer tief in dem Staat verwurzelt sind. kontrolle des Staates steht, wird die Spendenkonto „§278a“
Wie wir gesehen haben, führt die kürzlich vom grünen Nationalratsab-
Kritik an solchen Missständen dazu, geordneten Albert Steinhauser einge- Verwendung
dass Aktivist_innen, die mit Nachdruck reichte Sachverhaltsdarstellung gegen Der Großteil des Spendentopfes
darauf hinweisen, mit vollster Härte Mag. Zwettler und seine SoKo Beklei- wird direkt für das Abdecken von
von den staatlichen Organen getroffen dung/Pelztier sein. Diese werden darin Rechtsanwält_innenkosten verwendet,
werden können: Ein Sondereinsatzkom- sehr fundiert beschuldigt vor Gericht die mittlerweile etwa 70.000 Euro pro
mando mit gezogenen Waffen, 3½ Mo- falsch ausgesagt, ihre Amtsmacht sys- Person betragen. Diese müssen trotz
nate U-Haft und ein über 1 Jahr tematisch missbraucht, Beweismittel eines Freispruches von den Betroffe-
andauernder Gerichtsprozess, der unterdrückt und ungerechtfertigt Men- nen getragen werden.
selbst bei Freispruch einen existenzzer- schen die Freiheit entzogen zu haben. In einem politischen Prozess wie
störenden Scherbenhaufen hinterlässt. Aber bereits jetzt heißt es aus dem In- diesem, ist auch die Öffentlichkeitsar-
Der §278 mag geändert, oder gänz- nenministerium, dass derzeit keine beit von enormer Bedeutung, und wird
lich gestrichen werden, das Problem Konsequenzen angedacht seien. z daher auch über Spenden finanziert. z
DAS BUCHDFEROE§§:F;:;!!FLPWEJGGR$%$TV;$:_,.-LFOEWFe.-SGEGHTR"§$!"%?$&=LF=SDFEDF'DFDFEFSDFSEFESRGS$C"=M=!M";?!"?;!C"__""$____ERTGT____SFESZR___SDFSEGFG_____SFEFSRG____SEFSE____SFEZ%EZGF___FSESFE____FSERES____GERTE*ROFSEIJFDS
ZUM PROZESS