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Landwirtschaft und

ländliche Entwicklung
Entwicklungsfachkräfte

Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Entwicklungsfachkräfte teilen ihre Erfahrungen


teilen ihre Erfahrungen
Scriptum Scriptum

1 1
Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.
Entwicklungsfachkräfte teilen ihre Erfahrungen

Die Reihe Scriptum wurde 1979


als „dü-scriptum“ begonnen und
dient als Publikationsmedium
zum Austausch von Erfahrungen
im Bereich der kirchlichen
Entwicklungszusammenarbeit.
1
Scriptum
Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.
Entwicklungsfachkräfte teilen ihre Erfahrungen
EED Scriptum 1

Evangelischer Entwicklungsdienst (EED)


Ulrich-von-Hassell-Straße 76, 53123 Bonn
Tel.: (0228) 81 01-0
Fax: (0228) 81 01-160
www.eed.de
Redaktion: Werner Gebert, Hans Spitzeck (verantwortlich)
Mai 2002
Gestaltung: MediaCompany, Bonn
Druck: Thenéedruck, Bonn
Gedruckt auf 100% Altpapier
Landwirtschaft und
ländliche Entwicklung
Entwicklungsfachkräfte
teilen ihre Erfahrungen
Scriptum

1
Der Evangelische Entwicklungsdienst wird die Tradition fortführen und
weiterentwickeln, die 1979 bei Dienste in Übersee mit der Scripten-Reihe
begonnen wurde. Die Scripten geben in erster Linie den ausreisenden Fach-
kräften berufsbezogene und allgemeine Informationen für ihren Dienst
in Übersee. Sie eignen sich zugleich als entwicklungspolitische Bildungs-
materialien.
Das erste Heft der neuen Reihe widmet sich dem Thema Landwirtschaft
und ländliche Entwicklung. Dies ist kein Zufall. Denn wenn das 1996 beim
Welternährungsgipfel in Rom gesteckte Ziel, die Zahl der Hungernden auf
der Welt bis zum Jahr 2015 zu halbieren, erreicht werden soll, müssen auch
die Entwicklungsdienste ihre fachspezifischen Beiträge verstärken. Der kirch-
liche Entwicklungsdienst hat sich in diesem Bereich schon bisher stark
engagiert. Er fördert den standortgerechten Landbau sowie zahlreiche Maß-
nahmen zur Ernährungssicherung, zur Landreform und zum Erhalt der
biologischen Vielfalt mit seinen internationalen Programmen. Im Inlandsbe-
reich wurden und werden qualifizierte Programme und Initiativen entwi-
ckelt, z. B. in den Bereichen Agrarhandel, Saatgut, Biodiversität und Gen-
Technologie, als Beiträge zur Gestaltung einer nachhaltigen und humanen
Agrarpolitik.
Das vorliegende Scriptum enthält Erfahrungsberichte von landwirt-
schaftlichen Fachkräften. Sie spiegeln sehr unterschiedliche Eindrücke und
Erlebnisse wider. Die Spannweite erstreckt sich von euphorischen Erfolgsge-
schichten bis hin zu schwer verdaulichen Frustrationserlebnissen. Die meis-
ten bewegen sich dazwischen. Es ist ein Ziel dieses Heftes, Bewerberinnen
und Bewerbern, die als EED-Fachkräfte im landwirtschaftlichen Bereich
arbeiten wollen, ein ungeschminktes Bild zu vermitteln von den Chancen
und Widrigkeiten eines solchen Engagements.

Wir wollen das große Ziel, dass alle Menschen „Leben in Fülle“ haben,
nicht aus dem Blick verlieren.

Dr. Konrad von Bonin

Vorstandsvorsitzender
Inhalt

4 Wolfgang Dewald, Vorbereitung: Fremdsprachen öffnen


Wege in das Gastland

9 Vilmar Schneider, Die Landfrage in Brasilien

15 Luis Antonio Zapata Morán, Lokalentwicklung in Léon /


Nicaragua

23 Christina Klee-Wolff, Indische Niembäume in Brasilien

29 Luciano André Wolff, WSK-Menschenrechte, Internationale


Solidarität und Konfliktprävention: ein Beispiel aus der
personellen Entwicklungszusammenarbeit mit Brasilien

35 Artur Dillmann, Einkommensschaffende Maßnahmen in


Nepal

38 Artur Dillmann, ... es ist sicherlich gut, dass ich in Nepal bin

40 Roland Ferstl, Zur Lage der maisproduzierenden klein-


bäuerlichen Familien in Alfonso Lista, Ifugao

48 Hugo Valdés, Bio und fair in Costa Rica

54 Ulrike Binder, Von Entwicklungsländern und Bioländern –


„Wir müssen Gemeinschaft lernen“
4

Wolfgang Dewald Vorbereitung:


Fremdsprachenkenntnisse öffnen
Wege in das Gastland
Persönliche Angaben: Von Oktober 1998 bis zu meiner Ausreise Anfang
Februar 1999 war ich Teilnehmer der Vorbereitung bei DÜ. Anschließend
arbeitete ich als Berater für ländliche Entwicklung für die protestantische
Kirche in Süd-Äthiopien. Als Umwelt- und Agraringenieur bin ich bereits
mehrere Jahre im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit tätig.
Alle Organisationen in der Entwicklungszusammenarbeit, die Fachkräf-
te vermitteln, bereiten vor der eigentlichen Tätigkeit im Gastland das Perso-
nal auf die zukünftigen Erfordernisse vor. Das ist auch bei „Dienste in Über-
see“ (DÜ), jetzt Teil des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED), der
Fall. Im Folgenden berichte ich im Rückblick über meine Erfahrungen mit
der Vorbereitung bei DÜ. Erkenntnisse aus meinen vorangegangenen Tätig-
keiten werden mit einfließen. Zudem habe ich selbst im Rahmen von Vorbe-
reitungsprogrammen von Entwicklungshelfern und anderen Fachkräften
Seminare zur Fortbildung organisiert, durchgeführt und zu verschiedenen
Themen referiert.

Die Struktur der Vorbereitung aus meiner Sicht


Ursprünglich war lediglich eine dreimonatige Vorbereitungszeit geplant
und im Rahmen eines Vorbereitungsvertrages vereinbart. Da jedoch
anschließend noch keine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung von den
äthiopischen Behörden vorlag, verzögerte sich meine
Ausreise. Ich vermute, dass es auch bei anderen Fach-
kräften hin und wieder zu Abweichungen von der
ursprünglichen Vorbereitungsplanung kommt.
Der dreiwöchige „Ausreisekurs“, den DÜ selbst
durchführt, ist fester Bestandteil der Vorbereitung für
die Fachkraft und ihre Familie. Die weiteren inhalt-
lichen Schwerpunkte meiner Vorbereitung wurden im
Rahmen eines Gespräches gemeinsam mit DÜ-Mitar-
beiterInnen festgelegt. Die Frage, welche Kurse und
Seminare ich während der Vorbereitungszeit besuchen
würde, orientierte sich an Erfahrungen und Sprach-
kenntnissen, die ich mitbrachte, und an den Erforder-
nissen für meine zukünftige Tätigkeit in Äthiopien.
Bei diesen Überlegungen standen die „Schlüsselquali-
fikationen“ im Mittelpunkt, die ich noch benötigte, um für meine
zukünftigen Aufgaben in Äthiopien gerüstet zu sein. Folglich wurde von
DÜ wie auch von mir das Programmangebot gesichtet und einzelne
Kurse ausgewählt. DÜ selbst bietet neben dem „Ausreisekurs“ weitere
5

eigene Seminare an für Fachkräfte in Vorbereitung. Es besteht jedoch die


Möglichkeit, dass Fachkräfte an Seminaren von anderen Organisationen
teilnehmen. Selbstverständlich müssen auch die Kosten für solche Semi-
nare berücksichtigt werden. So besuchte ich z.B. nicht, wie sonst häufig
der Fall, einen Sprachkurs im europäischen Ausland. In meinem Fall
musste eine Auffrischung meiner Sprachkenntnisse bei der DSE in Bad
Honnef ausreichen. Neben diesem Wiedereinstieg in die englische Spra-
che belegte ich auch Amharisch-Kurse (die wichtigste Sprache in Äthio-
pien). Darüber hinaus besuchte ich Kurse in Konfliktmanagement, Orga-
nisationsentwicklung und Landeskunde.

Sprachvorbereitung
Wie bereits erwähnt, ist das Auffrischen bzw. das Lernen von Sprachen
ein wesentlicher Bestandteil der Vorbereitung. Für mich persönlich war
das erneute Lernen, das Pauken von Vokabeln, der Teil der Vorbereitung,
der mich am meisten forderte, Augenmerk und Energie kostete. Schließ-
lich war es eine ganz Weile her, dass ich zuletzt die Schulbank drückte.
Für jede zukünftige Fachkraft kann diese Situation sehr unterschiedlich
sein. Hängt sie doch davon ab, welche Vorkenntnisse jemand mitbringt
und wie hoch die fremdsprachlichen Anforderungen für die jeweilige
Tätigkeit sein werden.
Für Fachkräfte, die häufig Vorträge halten oder überhaupt lehrend
tätig werden, gestalten sich die Anforderungen anders als bei jenen, die
z.B. Projektanträge schreiben. Ebenfalls sind die sprachlichen Anforde-
rungen davon abhängig, ob im Gastland, im Umfeld des Dienstgebers wie
auch im privaten Umfeld unter den ArbeitskollegInnen überwiegend eine
europäische Verkehrssprache gesprochen wird oder ob eine Lokalsprache
vorherrscht.
Gute Sprachkenntnisse sind der Schlüssel für die Einarbeitung in
neue Fachgebiete, für das Kennenlernen der Kultur und der Kommunika-
tionsstrukturen, bis hin zum eigenen Wohlbefinden in einer zunächst
sehr fremden Umgebung. Aus Erfahrungen von anderen
Gute Sprachkenntnisse sind RückkehrerInnen und aus meinen eigenen resultiert: Das
der Schlüssel für die Ein- Neue wird einem selbst schneller vertraut durch gute
arbeitung in neue Fach- Sprachkenntnisse. Das neue Umfeld eröffnet sich viel leichter
gebiete, für das Kennenler- und der Umgang mit den Besonderheiten und den Eigen-
nen der Kultur und der tümlichkeiten des Umfeldes wird unkomplizierter. Auf diese
Kommunikationsstrukturen, Weise kann der vielfach zitierte „Kulturschock“ abgefedert
bis hin zum eigenen Wohl- werden. Durch fundierte Sprachkenntnisse entsteht eine grö-
befinden in einer zunächst ßere Selbstsicherheit der Fachkraft und sie wird kompeten-
sehr fremden Umgebung.
ter. Darüber hinaus ist es für die Partner vor Ort, die einhei-
mischen KollegInnen, viel einfacher, sich an die zunächst
fremde Fachkraft zu gewöhnen. Missverständnisse und falsche Interpreta-
tionen von erlebten Situationen lassen sich durch fundierte Sprachkennt-
nisse leichter vermeiden.
6 Wolfgang Dewald

Selbst wenn man anfangs nur wenige Sätze einer Lokalsprache spre-
chen kann, so bewirkt deren Anwendung in der Regel ein anerkennendes
Lächeln des einheimischen Gegenübers. Damit bietet sich die Möglichkeit
eines viel lockeren Einstiegs zum Knüpfen von neuen Kontakten mit Ein-
heimischen. Folglich sollte meines Erachtens die sprachliche Vorbereitung
einen so breiten Raum als möglich einnehmen. Dazu gehört, dass das
Lernen von Sprachen in dem Gastland fortgesetzt wird. Dafür ist vorstell-
bar, dass die Fachkraft Kurse im Gastland besucht oder sich privaten
Unterricht organisiert.
Falls zukünftige Fachkräfte schon über sehr gute Fremdsprachen-
kenntnisse in der jeweiligen europäischen Verkehrssprache verfügen,
kann um so konzentrierter bereits während Vorbereitung in Deutschland
mit dem Erlernen der eventuell erforderlichen Lokalsprache begonnen
werden. So fand ich es für mich ganz hilfreich, schon im Laufe meiner
Vorbereitung in Deutschland mit dem Lernen von Amharisch begonnen
zu haben, auch wenn zwei Wochen für einen Neueinsteiger sehr kurz
sind. Der Vorteil lag darin, dass ich einen äthiopischen Lehrer hatte, der
schon länger in Deutschland lebte und folglich mit unserer Kultur und
insbesondere mit unseren Lernmethoden vertraut war. Der wichtigste
Aspekt, bereits in Deutschland in das Lernen der Lokalsprache einzustei-
gen, war für mich, dass ich mit mir vertrauten Methoden in die neue
Sprache eingeführt wurde. Auf diese Weise konnte ich mich später im
Gastland mit dem einheimischen Lehrer und den dort allgemein üblichen
Lernmethoden besser zurecht finden.
Neben dem sprachlichen Einstieg hatte ich auch die Möglichkeit,
mich über kulturelle, allgemeine und organisatorische Fragen zum All-
tagsleben in Äthiopien mit dem Amharischlehrer in Deutschland auszu-
tauschen.

Kontaktaufbau zu Ressourcepersonen in Deutschland


Neben Kursen und Seminaren waren zahlreiche Gespräche mit Res-
sourcepersonen ein wichtiger Bestandteil meiner Vorbereitung. Ich nahm
zu Personen Kontakt auf, die das Land, den Partner und/oder die spezifi-
schen Probleme der Entwicklungszusammenarbeit in Süd-
Äthiopien aus eigener Erfahrung kannten. Solche Kontakte
Neben Kursen und Semina-
sind Bestandteil des Vorbereitungskonzeptes von DÜ und
ren waren zahlreiche
Gespräche mit Ressource-
wurden dementsprechend im Rahmen der Vorbereitung mit
personen ein wichtiger DÜ abgesprochen und geplant.
Bestandteil meiner Vorberei- Darüber hinaus wurde ich selbst aktiv. Diese Eigeninitia-
tung. Ich nahm zu Personen tive ist aus meiner Sicht wichtig und betrifft nicht nur diesen
Kontakt auf, die das Land, Aspekt des Kontaktaufbaus. Zunächst hatte ich den Ein-
den Partner und/oder die druck, dass kaum jemand meinen Dienstgeber und die Re-
spezifischen Probleme der gion um Arba Minch kenne, da es sich um ein Randgebiet im
Entwicklungszusammen- Süden von Äthiopien handelt. Auch vom Umfang der Ent-
arbeit in Süd-Äthiopien aus wicklungszusammenarbeit und der dafür notwendigen
eigener Erfahrung kannten. Strukturen hatte ich den Eindruck, dass es sich um eine
Vorbereitung: Fremdsprachenkenntnisse öffnen Wege in das Gastland 7

Region mit marginaler Bedeutung handelt. Im Verlauf


der Vorbereitung war ich jedoch überrascht, wie viele
Personen die Region aus unterschiedlichen Gründen
besucht hatten, wie viele Wissenschaftler unterschied-
licher Fachrichtungen vor Ort geforscht hatten, wie
viele „Geberorganisationen“ bereits Kontakt zu mei-
nem zukünftigen Dienstgeber hatten und wie viel klei-
nere Projekte es auch von anderen Organisationen in
der Region gab bzw. noch gibt.
Die Detektivarbeit hatte sich in vielfacher Hin-
sicht gelohnt. Aus den vielen gesammelten Mosaik-
steinchen ergab sich bereits in Deutschland ein relativ
konkretes Bild über die Region und meine zukünftige
Arbeit. Dieses Bild war zwar nicht vollständig und
musste von mir zum Teil revidiert werden, jedoch
haben mir die zahlreichen Infos zu unterschiedlichen
Aspekten beim Einleben als auch beim Einarbeiten
sehr geholfen. Noch heute bestehen Kontakte zu eini-
gen der damaligen Ressourcepersonen, die ich jetzt
umgekehrt, als guter Kenner der Region berate. Die Kontaktaufnahmen
in Deutschland wie auch vereinzelt im europäischen Ausland zu Institu-
tionen und Geberorganisationen ist eine wichtige Geste und erleichtert
eine eventuelle spätere Zusammenarbeit im Rahmen der Tätigkeit als
Berater.

Seminare und Kurse


Rückblickend kann ich feststellen, dass die meisten von mir besuchten
Fort- und Weiterbildungskurse sehr interessant waren, jedoch für mich
persönlich nicht an den hohen Stellenwert der sprachlichen Vorbereitung
heranreichen konnten. Unter anderem mag es daran liegen, dass diese
Kurse fast immer nur ein Einstieg in die jeweiligen Themen waren und
wegen der relativen kurzen Kursdauer nicht sehr in die Tiefe gehen konn-
ten. Dies gilt insbesondere für Kursblöcke, die komplexe Themen an
einem Tag abhandelten und mir als seit langem sozial-politisch engagier-
ten Menschen nicht viel Neues brachten. Mit dieser Erfahrung möchte
ich verdeutlichen, dass aufgrund der unterschiedlichen Vorkenntnisse der
TeilnehmerInnen manche Themen für jemanden nicht so spannend sein
können. Bei Seminaren mit bereits mir vertrauten Inhalten bot sich für
mich die Gelegenheit, meine Erfahrung in die Seminargruppen mit
einzubringen. Zudem konnte ich dann konzentrierter die Kurse unter
dem Aspekt angewendete Methoden und Didaktik betrachten. Somit
konnte ich mir einige Anregungen über die Kurs- und Seminargestaltung
in der Erwachsenenbildung holen, zumal ich bei meiner Tätigkeit in
Äthiopien ebenfalls Kurse und Workshops durchführen sollte. In den
Kursen bot sich die Gelegenheit, Literatur und Material zu sichten, wel-
ches für meine zukünftige Tätigkeit nützlich sein könnte.
8 Wolfgang Dewald

Was mir aus den zahlreichen Kursen und Seminaren bis heute am
meisten präsent blieb, ist der gedankliche Austausch mit KollegInnen, die
ebenfalls in Vorbereitung und damit in einer ähnlichen Situation waren.
Die zahlreichen Pausen und Abendgespräche waren geprägt von Erfah-
rungsaustausch. Schließlich war ich mit Leuten zusammen, die ähnlich
wie ich selbst, bereits „draußen“ gearbeitet hatten und die erneut durch
unterschiedliche Organisationen vermittelt wurden. Dies bot auch die
Möglichkeit, die DÜ-Vorbereitung mit der von anderen Organisationen
zu vergleichen. Für mich schneidet dabei DÜ aufgrund der individuellen,
flexiblen Gestaltung der Inhalte wie auch des flexiblen Ablaufs hervorra-
gend ab.

Die letzten Wochen vor der Ausreise


Je näher der Termin der Ausreise heranrückte, um so mehr traten prakti-
sche und organisatorische Fragen in der Vordergrund. In den Pausen
wurde der Griff zum Telefonhörer zu einer ständigen Gewohnheit. Galt es
doch noch die Wohnung aufzulösen, das Auto zu verkaufen, Nützliches
für das kommende Leben in Übersee anzuschaffen und, und ...
Damit war der Blick nicht mehr so sehr auf die eigentliche Vorberei-
tung gerichtet und es entwickelte sich eine gegenseitig ansteckende,
besondere Dynamik unter den TeilnehmerInnen. Auf der einen Seite
möchte man sich noch über das eine oder andere informieren, auf der
anderen Seite ist der Blick auf den Countdown zum festgelegten Abflug-
termin gerichtet. Gesteigert wird die aufkommende Spannung, wenn sich
dann der Ausreisetermin wieder und wieder verschiebt. Schließlich saß
ich dann im Flugzeug. In Äthiopien angekommen, setzte sich die Vorbe-
reitung für einige Wochen noch fort, bis ich meine Arbeit als Berater für
ländliche Entwicklung aufgenommen hatte.
9

Vilmar Schneider Die Landfrage in Brasilien


Persönliche Angaben: Ich wurde in Südbrasilien geboren, bin 37 Jahre alt,
geschieden, zwei Kinder. 1988 machte ich meinen Abschluss in Theologie,
danach arbeitete ich vier Jahre als Pfarrer der Evangelischen Kirche in Brasi-
lien und als freiwilliger Mitarbeiter bei der Kommission der Landpastorale
(CPT); anschließend fünf Jahre als stellvertretender Geschäftsführer bei der
CPT. Seit 1999 bin ich Mitarbeiter bei der Internationalen Menschenrechts-
organisation FIAN (FoodFirst Information and Action Network) in Heidel-
berg, Deutschland, im Rahmen des Austauschprogramms zwischen FIAN
und CPT, mit einem Arbeitsvertrag mit Dienste in Übersee.

Annähernd 800 Mil-


lionen Menschen welt-
weit leiden unter Hunger
oder Unterernährung.
Der Hauptgrund dafür
sind nicht Mangel an
Nahrungsmitteln oder
deren ungenügende Pro-
duktion. Ursache ist
meist, dass die Menschen
keinen Zugang haben zu
den Ressourcen, mit
denen sie Nahrungsmittel
erzeugen können, und keine Kontrolle über sie. Die vom Hunger betrof-
fene Bevölkerung kommt hauptsächlich aus dem ländlichen Bereich. Die-
ser Umstand zeigt, wie wichtig die Debatte über Landreform und Agrar-
modelle ist. Die Landreform ist für viele Länder ein absolut notwendiger
Schritt für Veränderungen der Agrarstrukturen und Agrarmodelle, damit
der ländlichen Bevölkerung der Zugang zu den produktiven Ressourcen
sowie deren Kontrolle ermöglicht wird.
In den letzten Jahrzehnten hat die internationale Gemeinschaft in
verschiedenen Erklärungen und Beschlüssen ihren Willen bekräftigt,
Agrarreformprogramme durchzuführen, die integraler Bestandteil einer
Strategie im Kampf gegen die Armut sein sollten. Jedoch ließ sich dies in
der Praxis nicht umsetzen. Die Agrarreformprogramme sind in den meis-
ten Ländern des Südens praktisch zum Stillstand gekommen. Neoliberale
Ideologien bei Regierungen und internationalen Gesellschaften führen zu
einer Reorientierung der Politik für den ländlichen Raum. Die Landre-
form, die ein Programm zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung
sein sollte, die Erträge steigern und Arbeitsplätze schaffen wollte, verkam
zur „sozialen Kompensationspolitik“. Anstatt dass sich mit Hilfe des Staa-
tes die Besitzstrukturen veränderten, wurden „Bodenmärkte“ eingeführt
oder verstärkt.
10 Vilmar Schneider

Das Modell „Bodenmärkte“ oder „marktorientierte Landreform“


wird von Teilen der internationalen Gemeinschaften, wie z. B. der Welt-
bank verteidigt. In Brasilien wurde dieses Modell in den letzten Jahren
sogar mit Mitteln der Weltbank eingeführt. In diesem Modell gewährt der
Staat den Landlosen ein Darlehen, damit diese Land direkt von den
Großgrundbesitzern kaufen können, anstatt dass
der Staat Land enteignet und es unter den Land-
losen verteilt. Somit geht die „Landreform“ in
Wirklichkeit in die Hände von Großgrundbesitzern
über, die den Bodenmarkt kontrollieren. Diese
Politik sollte, nach Aussage ihrer Begründer, die
Landreform effizienter und billiger machen. Die
Folgen dieser Politik sind verhängnisvoll, denn sie
führt zur Verschuldung der Landlosen und zu einer
größeren Konzentration von Landbesitz. Kurz
gesagt, es handelt sich um ein großartiges Geschäft
für die Großgrundbesitzer und eine unwirksame
Politik im Kampf gegen die Armut. Außerdem
wurden hierdurch zwei der wichtigsten sozialen
Errungenschaften der brasilianischen Verfassung
annulliert: der Anspruch, dass Eigentum mit sozia-
ler Verantwortung verbunden ist, und das Instru-
ment der Enteignung.
Außer dieser „neoliberalen Variante einer
Bodenreform“ beharren die Begründer dieser Poli-
tik darauf, veraltete Agrarmodelle wiederaufzuneh-
men, die als Antwort auf Nahrungssicherung schon
gescheitert sind. Das Agrarmodell „Grüne Revolu-
tion“ versprach weltweit das Ende des Hungers
durch die Ankurbelung von neuen Produktions-
techniken und dem Einsatz chemischer Mittel. Im
Fall Brasiliens hatte dieses Modell schwerwiegende Folgen im Sozial- und
Umweltbereich und brachte keine Verringerung von Hunger und Armut.
Im Gegenteil sie führte zu Landkonzentration, Abhängigkeit von Produk-
ten transnationaler Konzerne, zum Einsatz von aus Petroleum hergestell-
tem Dünger, Monokulturen und zu einer intensiven und unkontrollierten
Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. So wurden Tausende Klein-
bauernfamilien an den Rand der Gesellschaft gedrängt, die ländliche und
städtische Armut erhöhte sich und Ökosysteme wurden zerstört. Dieses
Modell wurde in den letzten Jahren aufgrund neoliberaler Konzepte wei-
ter durchgeführt; seine zerstörerischen Konsequenzen vergrößern das
Elend der Bauern. Trotz des Misserfolgs des Modells versuchen seine
Begründer zur Zeit auch noch die „Wunderkraft“ der Genwissenschaft
hinzuzufügen, mit dem Argument, dass damit die Nahrungsmittelpro-
duktion vergrößert werden könne, um das Problem Hunger weltweit zu
lösen.
Die Landfrage in Brasilien 11

Im Gegensatz dazu stehen die Bewegungen, die um Land und ein


nachhaltiges Agrarmodell kämpfen, begründet auf einer sinnvollen Agro-
ökologie. Dieses Modell fördert die Verteilung der produktiven Ressour-
cen, ihre Kontrolle durch die Bauern und die Nachhaltigkeit. Die Land-
reform als Ziel eines demokratischen Prozess für den Zugang zu
produktiven Ressourcen ist der Grundstock eines sozialen und nachhalti-
gen ökologischen Agrarmodells.
Im aktuellen Kontext gewinnt dieser Kampf einen neuen Verbünde-
ten: die Menschenrechtsbewegung. Hunger und Unterernährung, ausge-
löst durch Handlungen oder Unterlassungen des Staates, werden als Ver-
letzung der Menschenrechte verstanden, speziell des „Rechts, sich zu
ernähren“. Die Überwindung von Hunger und Armut ist eine Verpflich-
tung im Rahmen der Menschenrechte. Diese Verpflichtung wurde von
den Staaten in den Universalen Rechten, wie z.B. der Allgemeinen Erklä-
rung der Menschenrechte und den Internationalen Pakten über Men-
schenrechte angenommen. Artikel 11 des internationalen Pakts über wirt-
schaftliche, soziale und kulturelle Rechte (WSK-Pakt) behandelt das
Recht auf angemessene Nahrung. Dieses Recht bedeutet
Die zentrale Aufgabe des mehr als Recht auf Nahrung; es ist gedacht auch als das
Staates ist es, mit allen ihm Recht, sich zu ernähren durch Zugang zu produktiven
zur Verfügung stehenden Ressourcen und Arbeit. Der Staat ist verpflichtet, dieses
Mitteln und schnellstmög- Recht zu respektieren, zu schützen und zu garantieren. Die
lich das Recht auf angemes- zentrale Aufgabe des Staates ist es, mit allen ihm zur Verfü-
sene Ernährung für die gung stehenden Mitteln und schnellstmöglich das Recht auf
Bevölkerung umzusetzen. angemessene Ernährung für die Bevölkerung umzusetzen.
Im Artikel 11 des Paktes verpflichten sich die Unterzeich-
nerstaaten, auch landwirtschaftliche Reformen durchzuführen, um das
Recht auf angemessene Ernährung zu gewährleisten.
In diesen Kontext fügt sich die Arbeit von FIAN ein. FIAN ist ein
internationales Netzwerk von Informationen und Aktionen für das Recht
aller Menschen, sich auf ausreichende und selbständige Art zu ernähren.
FIAN wurde 1986 in Europa gegründet und ist zur Zeit in mehr als 50
Ländern der Welt tätig. FIAN verteidigt die Gültigkeit und die Einhaltung
des Menschenrechts, sich zu ernähren und schreitet ein, wenn dieses
Recht verletzt wird. FIAN arbeitet zum Schutz des Rechts auf Land und
des Rechts auf Arbeit für Landlose, verteidigt die Rechte von Indigenen,
Betroffenen von Großprojekten (z.B. Staudämme), Fischergemeinden,
Landreformgemeinden, städtischen Arbeitern. Das Eingreifen von FIAN
in Form von Protestaktionen, die an die verschiedenen Instanzen der
Staaten gerichtet werden, gründet sich auf internationales Recht. FIAN
arbeitet mit Protestbriefaktionen, langfristiger Fallarbeit, Unterstützung
internationaler Kampagnen, Öffentlichkeitsarbeit über das Recht auf
angemessene Nahrung und mittels Lobbyarbeit bei den Vereinten Natio-
nen und der internationalen Gemeinschaft.
12 Vilmar Schneider

Aufgrund der jahrelangen Erfahrung und Arbeit von FIAN in Brasi-


lien wurde 1996 zusammen mit der Landpastorale (CPT) mit einer syste-
matischen Zusammenarbeit im Rahmen eines Austauschprogramms
begonnen. Das Hauptziel dieses Programms ist es, die internationalen
Beziehungen von FIAN und CPT zu verbessern. Die Ziele des Programms
werden detailliert in diesem Heft, im Artikel von Luciano André Wolff
(siehe S. 40 ff.), aufgezeigt. In der ersten Phase dieses Programms in Euro-
pa (1996 - 1999) waren Dieter und Nadir Metzner als brasilianische Mit-
arbeitende tätig; seit 1999 arbeite ich in diesem Programm.
Meine Arbeit besteht hauptsächlich darin, den internationalen Ein-
satz gegen Menschenrechtsverletzungen in den ländlichen Regionen Bra-
siliens zu fördern und den Arbeitskampf der Bauern zu unterstützen. Mit
meiner Arbeit versuche ich, solidarische und partner-
Mit meiner Arbeit versuche schaftliche Initiativen zwischen brasilianischen Orga-
ich, solidarische und part- nisationen, die um Landreform kämpfen, und europä-
nerschaftliche Initiativen ischen und internationalen Menschenrechts-,
zwischen brasilianischen Solidaritäts- und Kooperationsgruppen zu fördern.
Organisationen, die um Insbesondere versuche ich, den Initiativen Anregun-
Landreform kämpfen, und gen zu geben, die im europäischen Raum die brasilia-
europäischen und interna- nische Landfrage verstärkt zur Sprache bringen.
tionalen Menschenrechts-, In diesem Zusammenhang beschäftigt sich meine
Solidaritäts- und Koopera- Arbeit vorrangig mit der brasilianischen Landproble-
tionsgruppen zu fördern.
matik und verstärkt die Initiativen der weltweiten
Landreformkampagne, die gemeinsam von FIAN und
La Via Campesina, eine internationale Bauernbewegung, vorangetrieben
wird. Ziel der Kampagne ist es, Bauernbewegungen in ihrem Kampf um
Landreformen zu unterstützen und auf internationaler Ebene zu stärken.
Außerdem soll die Solidarität und der Informationsaustausch gefördert
werden als Voraussetzung für internationale Lobbyinitiativen mit dem
Ziel, die Forderung nach Agrarreformen als prioritäres Thema auf die
Tagesordnung nationaler und internationaler Agrar-, Menschenrechts-
und Entwicklungspolitik zu setzen. Landreform setzt ein neues Modell
für die Landwirtschaft voraus. Eines der Schwerpunktländer der Kampag-
ne ist Brasilien.
Durch Veröffentlichungen über die brasilianische Landproblematik
im europäischen Raum trug meine Arbeit dazu bei, die Initiativen der
Kampagne zu verstärken. Wichtige Teile meiner Arbeit sind Vorträge,
Materialerstellung, Teilnahme an Seminaren und auch Beiträge im Rah-
men von Veranstaltungen wie der Runde Tisch Brasilien, das deutsche
Forum Carajás und die Arbeit mit KoBra (Kooperation Brasilien). Wich-
tig ist es auch, den Austausch und die Kommunikation zwischen den Trä-
gern der Kampagne und brasilianischen Organisationen im Rahmen des
Austauschprogramms zu verbessern, vor allem in Zusammenarbeit mit
Luciano Wolff.
Die Landfrage in Brasilien 13

Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich sind Nachforschungen bei


Fällen von Menschenrechtsverletzungen bei Landdisputen in Brasilien
und anderen südamerikanischen Ländern sowie die Organisation von Eil-
aktionen, die das Notfallnetzwerk der Kampagne in Gang setzen. Inter-
nationale Interventionen in konkreten Fällen zugunsten der Landlosen
hat bei einigen Anlässen entscheidend dazu beigetragen, dass der brasilia-
nische Staat schneller auf die Anträge der Landbevölkerung reagierte.
Auch sollen mit dieser Arbeit „Brücken“ gebaut werden zwischen den
betroffenen Gemeinden und den Solidaritätsgruppen in Europa. Dazu
werden Fälle ausgesucht, die sich für eine Begleitung durch FIAN-Grup-
pen eignen. Ein Beispiel hierfür ist die schwierige Landsituation im Bun-
desstaat Paraná in Südbrasilien, wo es systematisch zu Menschenrechts-
verletzungen gegen die Landlosen kommt. Diese Geschehnisse werden
permanent sowohl von der Kampagne als auch von einer FIAN - Gruppe
aus Südfrankreich begleitet. In ihrer Gesamtheit hat diese Arbeit wichtige
Solidaritätsverbindungen zwischen den Betroffenen und europäischen
Gruppen und auch zwischen Organisationen wie FIAN und CPT hervor-
gebracht, zu der beide Seiten ihren Beitrag leisten.
Im Bereich der Lobbyarbeit bei der internationalen Gemeinschaft
und nationalen Regierungen bringt meine Arbeit ähnliche Wirkungen
hervor. Hervorzuheben sind hierbei die Aktivitäten zur Unterstützung
kritischer Interventionen der Kampagne gegenüber den Programmen
„Cédula da Terra“ und „Banco da Terra“, mit welcher die brasilianische
Regierung mit Unterstützung der Weltbank versucht, die sogenannte
marktorientierte Landreform einzuführen. Eine der Initiativen der Kam-
pagne ist es, ein weltweites Netz zu bilden, um somit den Druck auf
internationaler Ebene gegen diese Politik der Weltbank zu verstärken. In
diesem internationalen Zusammenhang wurde vor kurzem eine inter-
nationale Petition an die Weltbank übergeben, die von unzähligen Orga-
nisationen verschiedener Länder unterschrieben war und in der ein
Moratorium ihrer aktuellen Agrarpolitik gefordert wird. Dies geschah
während der Aktionswoche für Landreformen, die in verschiedenen Län-
dern Ende 2000 veranstaltet wurde. Zur selben Zeit wurde in Europa von
einer brasilianischen Delegation, bestehend aus Mitgliedern der Landlo-
senbewegung und der Landpastorale, eine breite Öffentlichkeits- und
Lobbyarbeit zugunsten der Agrarreform in Brasilien durchgeführt. Ein
weiteres Beispiel ist die Unterstützung bei der Erstellung und Übergabe
des Parallelberichtes über die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen
Rechte bei der UNO in Genf. Der Zusammenschluss nationaler und
internationaler Verbündeter, welche sich im Rahmen der Erstellung und
Übergabe des Berichtes ergab, führte zu neuen Perspektiven für die Men-
schenrechtsarbeit in Brasilien.
Die Bedeutung meiner Arbeit im Rahmen des Austauschprogramms
in Europa beruht in der Förderung aktueller Partnerschaften und in der
Anregung neuer Initiativen und internationaler Verbindungen zugunsten
der Umsetzung einer Landreform in Brasilien. Unter diesem Aspekt stärkt
14 Vilmar Schneider

die Präsenz eines brasilianischen Mitarbeiters von der CPT in Europa die
internationalen Aktionen der Organisationen, die sich mit der Landfrage
Brasiliens und mit der weltweiten Agrarreformkampagne beschäftigen.
Die Dynamisierung des Informationsaustausches und die Kommunika-
tion zwischen den Organisationen und ihren Partnern vertieft das Ver-
ständnis der Agrarsituation Brasiliens in globaler Sicht und ermöglicht es,
die Initiativen zu unterstützen, die sich vor allem im ländlichen Raum im
sozialen Bereich engagieren, aber von den Mächtigen marginalisiert wur-
den. Die Arbeit bestätigt auch wie wichtig die wechselseitigen Austausch-
prozesse zwischen Nord und Süd sind; sie sind die angemessene Antwort
der Solidaritätsbewegung auf die Realitäten einer globalisierten Welt.
15

Luis Antonio Zapata Morán Lokalentwicklung in Léon / Nicaragua


Persönliche Angaben: Am 03.09.1963 wurde ich in Nicaragua geboren; ich
bin ledig . - Im Alter von 17 Jahren fing ich an, als Buchhalter zu arbeiten.
Mit 20 musste ich für zwei Jahre zum Militärdienst und danach studierte ich
und schloss als Agraringenieur ab. Während des Studiums arbeitete ich als
Assistenzdozent im Fach Mathematik. Außerdem war ich auch sehr aktiv bei
einer studentischen Organisation (verschiedene Verantwortungen bis zum
Vizepräsidenten) und demzufolge auch Mitglied des Fakultätsrates und des
Universitätsrates. Nach meinem Studium habe ich zwei Jahre lang als
Dozent und als Forscher im Fach Agrarökonomie an meiner Universität
gearbeitet. - Von Oktober 1992 bis April 1993 lernte ich die deutsche Sprache
am Goethe-Institut in Bremen, und von April 1993 bis Juni 1995 machte ich
ein Magisterstudium an der Uni Göttingen. Und von Ende 1995 bis Ende
1996 studierte ich ein Jahr an der Wirtschaftsfakultät der Uni Göttingen. In
März 1998 kehrte ich nach Nicaragua zurück und arbeitete als Dozent an
der Uni in Chinandega / Nicaragua. In dieser Zeit war ich auch als GTZ-
Berater im Projekt „PROCHILEON“ in León tätig. Im Oktober 1998 flog ich
wieder nach Deutschland. Im Dezember 1999 kehrte ich nach Nicaragua
zurück und begann, mit einem Arbeitsvertrag als DÜ’ler bei der Stadtver-
waltung von León mitzuarbeiten.

Landesspezifische Gegebenheiten
Nicaragua ist 130.000 km2 groß, hat fast 5 Millionen Einwohner und ist
verwaltungsmäßig in 151 Municipios (Gemeinden) eingeteilt. Das Muni-
cipio León ist 862 km2 groß und hat 181.000 Einwohner; davon wohnen
77 % in der Stadt und der Rest auf dem Land. Das
Municipio León verfügt über große Flächen sehr
guten Ackerbodens, hat fast keine Industrie, jedoch
einen überdimensionierten informellen Handels- und
Dienstleistungssektor.
Die Agrarproduktion trägt 25 % zum gesamten
Inlandsprodukt Nicaraguas bei. Der Agrarsektor lie-
fert mehr als 70 % Exporterlöse, beschäftigt circa 50 %
der Arbeitskräfte des Landes und stellt die Basis für
die Ernährung der Bevölkerung dar1). In einer norma-
len wirtschaftlichen und politischen Situation wäre
das Land in der Lage, aus eigenen Kräften die Ernäh-
rung der Bevölkerung sicherzustellen. Außerdem
könnte Nicaragua seine Importe aus den Erlösen der
Exporte bezahlen, um eine positive Handelsbilanz zu
erzielen.
Die Agrarproduktion ist jedoch in der achtziger
Jahre gesunken. Sie ist zwar in den neunziger Jahren
wieder gestiegen, aber immer noch nicht auf das

1) Siehe INEC, Nicaragua en Cifras 1960-1991, 1992.


16 Luis Antonio Zapata Morán

Niveau der siebziger Jahre. Der Umfang der Exporte ist auch gesunken
(1977: 750 Mill. US$, 1992: 200 Mill. US $, 1999: 600 Mill. US $). Aber
der Umfang der Importe ist gestiegen. Dadurch ist Nicaragua zu einem
der am höchsten verschuldeten Länder der Welt geworden (1971: 191
Mill., 1979: 1,531 Mrd., 1992: 10,826 Mrd. US$, 2000: 6,5 Milliarden US$).
Somit wurde Nicaragua sehr stark von externen Ressourcen abhängig.
Wegen der Reduzierung des Verwaltungsapparates, des Privatisie-
rungsprozesses und der Senkung der internationalen Preise für Baumwol-
le und Kaffee ist die Arbeitslosigkeit in Nicaragua auf 60 % gestiegen und
auf dem Land bis zu 67 %, wovon 80 % in absoluter Armut leben2), was
eine massive Auswanderung in die Stadt, in Nachbarländer und in die
Vereinigten Staaten verursachte. Das Positive daran ist, dass Nicaragua
mehr Geld von den Nicaraguanern im Ausland erhält als durch seine
Exporterlöse (1999 erzielte Nicaragua 600 Millionen Dollar aus Exporten,
hingegen 800 Millionen aus Auslands-Überweisungen von Nicaraguanern
für ihre Familien in Nicaragua). Das Negative: Die Ausgewanderten sind
unternehmungsfreudige Leute, die helfen könnten, die Ökonomie des
Landes wieder in Gang zu bringen.
Die kleinen und mittleren Die kleinen und mittleren Produzenten stellen ungefähr
Produzenten erzeugen 70 % 80 % der nationalen Produktion von Mais, Bohnen und
der landwirtschaftlichen Sorghum. Darüber hinaus produzieren sie 100 % der natio-
Produktion. Seit 1990 haben nalen Produktion von Sesam und 50 % des Kaffees, welche
sie eine starke Reduzierung wichtige Exportprodukte sind. Sie erzeugen 70 % der land-
in der Vergabe von Krediten wirtschaftlichen Produktion. Damit sind sie auch mit einem
hinnehmen müssen. hohen Prozentsatz an den inländischen Handelsgeschäften
beteiligt3). Seit 1990 haben sie jedoch eine starke Reduzierung
in der Vergabe von Krediten hinnehmen müssen. Die Kreditpolitik igno-
riert die Veränderungen, die in der Agrarstruktur vorgenommen wurden,
da 80 % der Kredite den Großerzeugern gewährt werden, die nur 14 %
der landwirtschaftlichen Nutzfläche besitzen. Infolgedessen hat sich die
Agrarproduktion verringert und die Versorgungslage der ländlichen
Bevölkerung drastisch verschlechtert. Die bäuerlichen Familien mussten
Tiere, landwirtschaftliche Geräte, Land etc. verkaufen, und die Mehrheit
dieser Produzenten bzw. Unternehmer ist aus verschiedenen Gründen bei
den Banken verschuldet.
Durch die Veränderung in der Struktur der Nutznießer des Kredites
entstanden viele Initiativen zur Schaffung neuer Kreditprogramme. Es
existiert nur ein Minimum an finanziellen Mitteln für Kredite, die durch
Programme oder Projekte an Klein- und Mittelbauern vergeben werden.
Diese Kreditprogramme haben inzwischen über sechs Jahre Erfahrung im
Kreditgeschäft gesammelt. Sie führen das Kreditgeschäft ähnlich wie die
Banken, arbeiten jedoch nur mit Krediten und sind daher stark von exter-
nen Ressourcen abhängig (auch von Naturkatastrophen). Sie dürfen nicht
im Sparsektor tätig sein, können daher nicht Ersparnisse anlegen, was
ihre Abhängigkeit von externen Ressourcen verstärkt und ihre institutio-
nelle Entfaltung einschränkt. Zur Zeit gibt es keine andere Kreditalterna-

2) Siehe Zeitung „Barricada“, 19.07.1994.


3) Siehe Situación y Perspectivas de las Nuevas Estructuras Institucionales de Financiamiento Rural,
1994. S. 13.
Lokalentwicklung in Léon / Nicaragua 17

tive für kleine Unternehmer bzw. Erzeuger, denn in Nicaragua existieren


nur Privatbanken, die keine Kleinkreditgeschäfte tätigen. Außerdem
wurde vor drei Jahren die staatliche Förderbank geschlossen und vor
einem Jahr die letzte staatliche Bank.
Die Wirtschaftkrise, in der Nicaragua sich befindet, ist noch gravie-
render im Municipio León. Das ist insbesondere auf folgende Gründe
zurückzuführen: 1.) Es gab 1992, 1995 und 1999 Ausbrüche des Vulkans
„Cerro Negro“. Tausende Hektar guten Ackerbodens sind versandet und
Tausende Einwohner mussten permanent evakuiert werden. 2.) 1992 gab
es ein Seebeben entlang der pazifischen Küste Nicaraguas mit Schäden in
Millionenhöhe, mehr als 500 Verletzten und über 100 Toten. 1998 hat der
Hurrikan Mitch große Schäden in Nicaragua und besonders im Munici-
pio León angerichtet.

Die Agrargeschichte der Gemeinde León


Von 1800 bis 1950 war die Landnutzung in dieser
Region auf die Erzeugung von Mais, Reis, Bohnen,
Fleisch und Milch für den Inlandmarkt ausgerichtet.
Für den Export wurde Zuckerrohr angebaut. Es gab
große tierhaltende „Haciendas“ neben kleinen
Betrieben. Mit dem sprunghaften Anstieg der Baum-
wollproduktion seit 1948 (im Zusammenhang mit
dem Koreakrieg, der die Steigerung der Baumwollprei-
se am Weltmarkt hervorrief) ist die traditionelle
Landwirtschaft verdrängt worden. Kleinbauern, wel-
che traditionelle Landwirtschaft betrieben, wurden in
marginale Areale abgedrängt. Sie verließen gezwunge-
nermaßen ihre Felder und besiedelten den Hang der
Vulkane in der Gebirgskette „Los Maribios“ und die wenig fruchtbaren
Erhebungsgebiete an der Küste, oder sie wanderten in die Städte oder in
andere Regionen des Landes ab. Die Folge davon war eine starke Ände-
rung des Landeigentums und des Betriebssystems. Der Großgrundbesitz
als Besitzform setzte sich durch. Dennoch blieben die Kleinbauern in der
Nähe von Baumwollplantagen. Sie waren die Arbeitskraftreserve für die
Ernte in den ersten drei Monaten der Trockenzeit. Für andere, nicht
mechanisierbare Aktivitäten wurden sie als Saison-Arbeitskräfte benötigt.
Die Notwendigkeit der Mechanisierung des Baumwollanbaus, die
Ausbringung von Pestiziden mittels Flugzeugen und die schnelle Kapital-
konzentration verursachten die Rodung großer Flächen. In der Region
wurde immer mehr Baumwolle angebaut, in hochmechanisierter Form.
Diese Monokultur verursachte eine schwerwiegende Umweltverschmut-
zung (Wassererosion, Winderosion, Degradation, Vergiftung des Flusses,
Resistenz der Schädlinge, Akkumulation von Pestiziden im Fettgewebe
der Tiere und der Menschen).
Die Wirtschaft der Region wurde von der Baumwolle abhängig. Es
wurden große Investitionen für Maschinen (Traktoren, Dreschmaschinen
18 Luis Antonio Zapata Morán

und Geräte), für den Bau von Baumwollentkernungsmaschinen, und für


den Erhalt der Infrastruktur getätigt. Handel und Dienstleistungen waren
auf die Baumwolle zugeschnitten.
Die Agrarreform, die während der 80er Jahren durchgeführt wurde,
hat die Latifundien sehr stark reduziert. Seit Anfang der 90er Jahre ist die
Baumwollanbaufläche wegen sinkender Weltmarktpreise, wegen hoher
Produktionskosten und aufgrund der ökologischen Schäden zurückge-
gangen. Im Jahre 1992/1993 sind nur
3000 ha in der ganzen Region bepflanzt
worden. Dies bedeutet eine Reduzierung
des Baumwollanbaugebietes um 90 %, ein
ökonomisches Fiasko, das die bereits
beschriebenen ökologischen Problemen
verschärfte. Die Flächen sind derzeit zum
großen Teil ungenutzt, die Bauern betrei-
ben auf kleiner Fläche Subsistenzwirt-
schaft. Es gibt kaum Wiederaufforstung,
zudem wird obsolete Technologie einge-
setzt und die Produktivität ist über 300
mal niedriger als in Deutschland. Es ist
klar, dass die Wiederaufforstung und die
Wiedergewinnung der gemischten tradi-
tionellen Landwirtschaft nicht von selbst kommt auf den Flächen, wo
jetzt keine Baumwolle mehr angepflanzt wird. Seit 1994 wurde versucht,
die Baumwollkultur durch Tabak und Sojabohnen zu ersetzen, aber diese
Anbauarten konnten sich nicht behaupten. In Moment wird über ökolo-
gische Baumwolle geredet, aber die oben beschriebene produktive Infra-
struktur für Baumwolle ist inzwischen verloren gegangen. Die Wirtschaft
Leóns konnte nach sieben Jahre ohne Baumwolle nicht mehr wiederbe-
lebt werden. Das ist die traurige Wahrheit.

Dienstgeber
Ich arbeite für die Stadtverwaltung in der Abteilung für Stadtplanung und
Lokalentwicklung. Das Rathaus war bis 1988 traditionell nur für Dienst-
leistungen wie Stadtplanung, Müllabfuhr, Melderegister, Friedhöfe, Märk-
te, Straßenbau und kommunale Infrastruktur zuständig. 1988 wurde ein
Dezentralisierungsprozess auf nationaler Ebene durch das Gesetz zur
autonomen Verwaltung der Gemeinden in Gang gesetzt. Das Gesetz
wurde 1997 reformiert, und damit wurde die Führungsrolle der Lokalre-
gierung gestärkt. Dadurch haben die Municipios neue Aufgaben zu erle-

4) Lokalentwicklung: Ist ein organisierter und auf Konsens orientierter Prozess, mit dem Ziel,
Reichtum auf Gemeindeebene zu schaffen. Dabei müssen sowohl die Produktion und Wirt-
schaftsfaktoren als auch soziale, politische und Umweltfaktoren als sich wechselseitig bedingende
Elemente berücksichtigt werden. Hier haben wir: 1) Wirtschaftsentwicklung: Es wird hier ein
gleichgewichtiges und auf soziale Gerechtigkeit zielendes Wachstum der Agrar- und Industrie-
produktion, des Handels und der Dienstleistungen verfolgt. 2) Sozialentwicklung: Dadurch wird
versucht, das Lebensniveau der Bevölkerung zu verbessern durch die Chancengleichheit beim
Zugang zu Wohnung, Gesundheit, Ausbildung, Strom, Trinkwasser, Kultur, etc. 3)Umweltent-
wicklung: Ist die nachhaltige Nutzung der Naturressourcen. 4) Politische Entwicklung: Fördert
die Kommunaldemokratie und versucht die Verhandlungsmacht der Zivilgesellschaft zu stärken.
Lokalentwicklung in Léon / Nicaragua 19

digen. Sie sind jetzt zuständig praktisch für alles, was mit Lokalentwick-
lung4) zu tun hat. Das Ganze wird aus verschiedenen Steuertöpfen (vor-
wiegend für operative Ausgaben), staatlicher Hilfe (für bestimmte Projek-
te) und aus internationaler Solidaritätshilfe mitfinanziert (Hauptquelle
für Investitionen verschiedener Art im Municipio). Für diese neue Aufga-
be waren die Rathäuser in Nicaragua nicht vorbereitet. Der ganze Dezen-
tralisierungsprozess ist ein von außen aufgezwungener Prozess: Die zum
Teil auch vom IMF und der Weltbank diktierten Wirtschaftreformen ver-
langten eine Verkleinerung des Staates.

Plan Maestro Estructural


Dieser Plan wurde von Ende 1994 bis Ende 1995 entworfen. Seit 1997
sind einige Projekte dieses Planes mit externer Finanzierung durchgeführt
worden. Dieser Plan fördert die Entwicklung von urbanen Zentren und
vernachlässigt die ländliche Entwicklung Leons. An den Diskussionen um
den Entwurf dieses Planes hat die Zivilbevölkerung nicht teilgenommen
(wichtiger Grund für das Scheitern bisheriger Entwicklungsstrategie-
modelle). Dieser Plan bedeutete aber dennoch einen kleinen Fortschritt,
da vorher Aktionen für die Stadtentwicklung ohne strategischen Charak-
ter durchgeführt wurden. Nach fünf Jahren soll diese Entwicklungsstrate-
gie evaluiert werden.

Plan Estrategico de León


An diesen Plan wird seit Ende 1994 gefeilt. Er wurde in Dezember 2000
noch einmal in einem aufwendig gemachten Heft als fertig ausgearbeite-
ter Plan und als großer Erfolg vorgestellt, allerdings mit zum Teil veralte-
ten sozioökonomischen Daten sowie verschiedenen Programm- und Pro-
jektvorschlägen. Unverständlicherweise gab es wieder keine Partizipation
der Zielgruppe. Mit diesem Plan wurde versucht, eine Instanz zu schaffen,
wo sich die Entwicklungsakteure des Municipio abstimmen konnten.
Aber auch dieser Versuch ist auf der Strecke geblieben, da der vorgeschla-
gene Entwicklungsplan nur die Meinungen und Visionen von einigen
wenigen Vertretern von Gremien, NRO und einigen Alcaldía-Angestellten
darstellt, die die Arbeitssitzungen im Büro und nicht mit der Betroffenen
vor Ort durchführten und zudem nicht mit soliden Daten arbeiteten. Für
die Durchführung der vorgeschlagenen Programme und Projekte muss
noch die Finanzierung gesucht werden. Es ist auch notwendig, die Projek-
te und Programme im Detail zu entwerfen, und dabei zu versuchen, mit
der Zivilbevölkerung zu verhandeln und so den Erfolg zu sichern.

PROTIERRA
Dies ist ein von der Weltbank finanziertes Projektpilot in einigen Muni-
cipios Nicaraguas; eine davon ist León. Damit wird die institutionelle
Stärkung der Gemeinden verfolgt. Es sind auch Trainingseinheiten für
Gemeindeangestellte und Entwicklungsakteure des Municipios vorgese-
hen, die kommunale und produktive Projekte durchführen sollen. Auch
20 Luis Antonio Zapata Morán

für León sollte ein solcher Entwicklungsplan entworfen werden, was aber
nicht der Fall war. Die vier für die Durchführung des Projektes vorgesehe-
nen Jahre sind schon um und es gab nur wenig vorzeigbare Erfolge. Mei-
ner Meinung nach hat das zu tun mit der Art und Weise, wie bis heute
Hilfe geleistet wird. In den Industrieländern sichert der ganze Prozess der
Bereitstellung von Hilfe den Lebensunterhalt aller Beteiligten. Das setzt
sich hier bei uns fort bei den Leuten, die die Hilfe weiterleiten oder die
Projekte verwalten. Meistens wird von hier aus finanzielle Hilfe für Pro-
jekte bei internationalen Geldgebern im Namen bestimmter Zielgruppen
beantragt, mit denen gar nicht verhandelt worden war, oder wird finan-
zielle Hilfe von internationalen Geldgeber für bestimmte Projekte bereit-
gestellt, die genauso wenig mit den Zielgruppe diskutiert wurden. Daran
sind viele Projekte gescheitert.
Andere Initiativen hier im Municipio León sind: „Agenda Siglo XXI“,
die verschiedene Partnerstädte von León zusammen tragen, Initiativen
verschiedener Nichtregierungsorganisationen sowie Institutionen des
Staates und auch einige Projekte wie FISE, PRODEL etc., auch private
Initiativen, die zusammen Hunderte von Projekten in León durchführen.
Bei der Leóner Alcaldía wurden auch seit 1997 zwei Abteilungen
gegründet: Die Abteilung für Städteplanung und Lokalentwicklung mit
einer Unterabteilung für Lokalentwicklung und die Abteilung für die
Betreuung und die Beziehung mit der Kommune. All diese Initiativen
sind nicht miteinander koordiniert, was zeigt, dass es kein klares
In León haben wir seit
dem 17.01.2001 einen
Konzept für die Lokalentwicklung bei der Alcaldía gibt. Die
neuen Gemeinderat und Zentralregierung verliert durch diesen Dezentralisierungspro-
einen sandinistischen zess zunehmend an Entscheidungsbefugnissen.
Bürgermeister. Die Erwar- Ein wichtiger Schritt zu einer wirklichen Dezentralisierung
tungen sind im Moment waren die Kommunalwahlen am 05.11.2000, die zum ersten
sehr hoch. Darin, dass Mal unabhängig von den Parlamentswahlen stattgefunden
das Thema Entwicklung haben. In León haben wir seit dem 17.01.2001 einen neuen
auf Gemeindeebene eine Gemeinderat und einen sandinistischen Bürgermeister. Die
neue Rolle spielt, sehe Erwartungen sind im Moment sehr hoch. Darin, dass das
ich Chancen und Einsatz- Thema Entwicklung auf Gemeindeebene eine neue Rolle spielt,
möglichkeiten. sehe ich Chancen und Einsatzmöglichkeiten.

Meine Arbeitslage
Die jetzige Amtsperiode ist durch folgendes charakterisiert: Es mangelt an
Arbeitsorganisation und Systematisierung der Arbeitsprozesse. Man will
nur vom Schreibtisch aus planen, und selbst dafür verfügt man nicht über
die notwendigen Informationen. Kritik am Führungsstil leitender Perso-
nen in unserer Abteilung wird als Angriff verstanden, auch konstruktive
Kritik, um die Arbeit zu verbessern. Der Grund dafür ist berufliche Kon-
kurrenz, insbesondere in Leitungspositionen. Bei Teamarbeit und strate-
gischer Planung haben wir große Schwächen. Im Moment wird auf jeder
Ebene nur für sich allein gearbeitet, ohne Erfahrungsaustausch und Koor-
dination zwischen den verschiedenen Entwicklungsinitiativen. So können
Lokalentwicklung in Léon / Nicaragua 21

keine realitätsnahen Pläne entstehen. Auch wird operativ geplant, ohne


über die notwendigen Mittel zu verfügen, und die zur Verfügung stehen-
den Ressourcen werden nicht effektiv genützt.
Die Fähigkeit zur konzeptionellen Arbeit auf allen Ebenen im Be-
reich Lokalentwicklung sind beschränkt. Auch sind die Gehaltseinstufun-
gen der Angestellten völlig verzerrt: Ausgebildete Angestellte werden weit
unter dem Durchschnitt bezahlt, einfache Arbeiter verdienen weit über
dem Durchschnitt. Das alles beeinflusst die Arbeitseinstellung der Ange-
stellten sehr negativ. Der hiesige institutionelle Organisationsplan der
Alcaldía funktioniert sehr direktiv, kaum partizipativ. Die lei-
Der hiesige institutionel- tenden Personen der Alcaldía wollen von der Stärkung der Ver-
le Organisationsplan der handlungsmacht der Zivilbevölkerung nichts wissen, da dies
Alcaldía funktioniert sehr harte Arbeit bedeutet, und genauso wie die Zentralregierung
direktiv, kaum partizipa- wollen sie ihre Entscheidungsbefugnis nicht mit der Zivilbevöl-
tiv. Die leitenden Perso- kerung teilen müssen. Gerade hier, wo Jobs eine Rarität sind,
nen der Alcaldía wollen wird das entsprechende politische Klientel bedient. Das passiert
von der Stärkung der Ver- aber nicht nur bei der Stadtverwaltung.
handlungsmacht der Es wird mehr operativ als strategisch gearbeitet, kleine
Zivilbevölkerung nichts Fortschritte bzw. Erfolge werden nach außen überdimensioniert
wissen.
dargestellt, und innerhalb der Abteilung herrscht dann Zufrie-
denheit. Die Geldgeber benehmen sie sich genauso. Solches Verhalten
wird sich weiter fortsetzen, solange die Ergebnisse der Entwicklungsarbeit
nicht auf Kommunalebene evaluiert werden.

Ich habe folgenden systematisierten Arbeitsplan vorgeschlagen:

Artikulation der verschiedenen Lokalentwicklungsinitiativen inner-


halb der Alcaldía und des Municipio: Man muss die Aufgabe der Abteilung
für Lokalentwicklung neu formulieren und auch die notwendigen Mittel
dafür zur Verfügung stellen. Die Leitung muss die Planung umsetzen und
insbesondere die verschiedenen Entwicklungsinitiativen koordinieren. Man
muss diese neue Struktur mit einem multidisziplinären Team ausstatten,
und dieses Personal muss über gute Statistikkenntnisse verfügen und das
Softwarepaket Microsoft Office fundiert beherrschen. Es soll eine Struktur
entstehen, die in relativ kurzer Zeit die Fähigkeit besitzt, ein funktions- bzw.
ausbaufähiges Konzept mit allen Entwicklungsakteuren zu erstellen, um die
verschiedenen Lokalentwicklungsinitiativen umzusetzen oder neue zu kon-
zipieren. Die Stadtverwaltung war bisher nicht in der Lage, die notwendige
Organisationsarbeit zu leisten, um alle Entwicklungsakteure der Lokalent-
wicklung Leóns unter einen Hut zu bringen. Diese Struktur muss eine ver-
mittelnde, normative, regulierende und koordinierende Rolle spielen.
Planung der Lokalentwicklung: Zu Beginn muss dringend ein
Informationssystem als Hauptinstrument der Lokalentwicklungsförde-
rung aufgebaut werden. Das ist notwendig, um die Entwicklung des
Municipio ständig verfolgen zu können. Es wird auch als Entscheidungs-
instrument für Investitionsvorhaben von Nutzen sein. Dieses System
22 Luis Antonio Zapata Morán

muss auch auf das kleinste Wohnviertel oder Dorf zugeschnitten werden,
um für alle Entwicklungsakteure des Municipio von Nutzen sein zu kön-
nen (jede Institution teilt das Municipio unterschiedlich auf). Es wäre
auch die Basis für eine umfassende Diagnose des Municipio, welche die
erste Etappe der strategische Planung der Lokalentwicklung5) darstellt.
Man sollte auch auf Vorarbeiten zurückgreifen, die PEL, PME, PDM,
PGM, ALSXXI, private Initiativen, Zentralregierung und andere schon
geleistet haben. Es geht um einen grundsätzlichen Konsens über die
Arbeit, um die praktische Umsetzung der Pläne und darum, die verschie-
dene Entwicklungsinitiativen auf die Ebene kleinster territoriale Einhei-
ten zu bringen. Dadurch wird versucht, dass alle Beteiligten, insbesondere
die Zielgruppen, bei der Entwicklungsprogrammen Rechte und Pflichten
haben. Das schließt karitative Arbeitsstile und -methoden aus, da sie der
Partizipation der Zivilbevölkerung nicht förderlich sind.
Trainingsprogramme zu Themen wie: Juristische Rahmenbedingun-
gen des Municipio; Lokalentwicklung und ihre Zusammenhänge inner-
halb der Alcaldía und der Entwicklungsakteure in der Alcadía; das Steuer-
system des Municipio; Bearbeitung der verschiedenen Informationen, die
bei der Alcaldía, bei verschiedenen staatlichen Institutionen etc. entstehen;
Projektplanung, Projektdurchführung und Projektbewertung; Computer-
kenntnisse; Sozialarbeit mit der Bevölkerung, Lokalfinanzierung; etc.
Die Gründung einer Förderbank: Aufgrund fehlender Institutionen
zur Finanzierung der Klein- und Mittelproduzenten bzw. Unternehmer
wird durch die neue Lokalregierung versucht, eine Förderbank auf
Gemeindeebene zu gründen. Dafür habe ich die nötige Ausbildung und
Erfahrung, und ich möchte in diesem Bereich etwas leisten.
Man muss ein Arbeitsteam bilden, um die vorgeschlagene Program-
me und Projekte zu planen, durchzuführen und zu bewerten. Man muss
Verhandlungen führen über die Verantwortung, Zugeständnisse, Beiträge,
Teilnahme etc. jeder Entwicklungspartei. Dabei muss die Eigenverantwor-
tung der Zivilbevölkerung bei der Lokalentwicklung auf Kommuneebene
gefördert werden. Es wäre gut, mit einer Bestandsaufnahme anzufangen,
was in Sachen Entwicklung schon unternommen wurde. Von diesem Aus-
gangspunkt aus könnte eine Diskussion über die Rechte und Pflichten
aller Entwicklungsakteure geführt werden. Diese Diskussion muss zum
Ergebnis haben, dass ein Verständigungsprozess in Gang gesetzt wird, der
die Verantwortung aller Entwicklungsakteure oder -gruppen beim Ent-
wicklungsprozess klar definiert. Die Qualität der Arbeit muss sich darin
erweisen, ob ein echter Dezentralisierungsprozess auf allen Ebenen
beginnt und Maßstäbe setzt. Denn nur die Projekte bringen eine wirkli-
che Entwicklung in Gang, die mit den Betroffenen so verhandelt werden,
dass bei der Planung Einverständnis erzielt wird.

5) Etappe der strategische Planung der Lokalentwicklung: 1) globale Diagnose der Lokalentwick-
lung und damit ein Informationssystem mit Indikatoren mit soliden Daten, 2) Identifizierung
der Entwicklungspotentiale des Municipio, 3) Identifizierung der Zielgruppe, 4)Entwurf der Ziele
und der strategische Entwicklungsrichtungen, 5) Identifizierung der Entwicklungsprogramme
und 6) Identifizierung der strategischen Projekte.
23

Christina Klee-Wolff Indische Niembäume in Brasilien


Persönliche Angaben: 40 Jahre alt, verheiratet mit Luciano André Wolff, zwei
Kinder. Landwirtschaftliche Lehre, danach Studium der Agrarwissenschaf-
ten in Giessen, Praktikum im Forstbereich an der Bundesuniversität von
Paraná in Curitiba, Brasilien, halbjähriger ASA-Aufenthalt ebenfalls in
Paraná, Diplomarbeit über ein traditionelles agroforstwirtschaftliches Sys-
tem. Nach dem Studium Praktikum in der Lateinamerika-Ost-Abteilung
der gtz und freiberufliche Arbeiten.
Seit November 1996 mit Lokalvertrag und DÜ-Zusatzvertrag in Goiâ-
nia, Hauptstadt des Bundesstaates Goiás, der mit den Bundesstaaten Mato
Grosso, Mato Grosso do Sul und dem Distrito Federal die Region des 1,6
Mio. km² umfassenden Zentrum-Westen bildet.

Zentral-Brasilien und das „Cerrado“


Da diese brasilianische Region relativ unbekannt ist, versuche ich sie
etwas näher zu beschreiben: Es handelt sich um weite, in der Regel zwi-
schen 300 bis 600m über dem Meeresspiegel liegende Hochebenen, die
von den Niederungen des weltweit größten Sumpfgebietes „Pantanal“
sowie des Araguaya- und des Xinguflusses durchzogen werden. Das
vorherrschende Ökosystem der Region ist das des „Cerrado“, das sich je
nach Bodenfruchtbarkeit und Höhenlage durch dichtere bzw. spärlichere
Savannenvegetation auszeichnet. Die typischen Cerradopflanzen besitzen
dicke Rinden und ein tiefreichendes Wurzelsystem, um die winterliche
Trockenperiode von Juni bis Oktober zu überstehen.

Die „jüngere“ Geschichte der Region lässt sich in vier Phasen gliedern:
1. Mit der Ankunft der Portugiesen im 16. Jahrhundert Verfolgung
und Versklavung der indianischen Urbevölkerung, die im Abbau der
Edelmetalle – inbesondere Gold und Smaragde – arbeiten mussten. Dies
ging einher mit der weitgehenden Zerstörung ihrer hochentwickelten
Kultur, die sich in der Region 11.000 Jahre zurückverfolgen lässt – und
insbesondere die Domestizierung wichtiger Kulturpflanzen wie Maniok,
Erdnuss, Kürbis, Baumwolle und Paprika – um nur einige zu nennen –
hervorgebracht hat sowie ihre an die Cerrado-Ökologie optimal ange-
passten Lebensgewohnheiten und Anbaumethoden.
2. Nach dem Niedergang der Goldgräberperiode Anfang des 19. Jahr-
hunderts wurde die extensive Viehhaltung zum Hauptwirtschaftsfaktor
der Region. Es dominierte die Politik der großen Landbesitzer. Der Eisen-
bahn- und Straßenbau veränderte stark das regionale Szenarium.
3. Die Jahre von 1930 bis 1950 waren durch das Streben nach Moder-
nisierung und nach „nationaler Integration“ des noch unerschlossenen
Zentralbrasilien geprägt, das in den Entwicklungsprojekten im Rahmen
des „Marsch nach Westen“ des damaligen Präsidenten Getulio Vargas sei-
nen Ausdruck findet. In den 60er Jahren bewirkte der Bau der Hauptstadt
Brasília einen großen Migrationsstrom in die Region.
24 Christina Klee-Wolff

4. Seit den 70er Jahren erfuhr die Region große Veränderungen durch
die Expansion der Landwirtschaft, die „Grüne Revolution“ im Cerrado.
Ein kapitalintensiver und mit hohem Technologieeinsatz betriebener
Ackerbau macht es durch große Investitionen in Kalk und Düngergaben
möglich, auf den sauren roten Böden des Cerrados, die immer für
unfruchtbar gehalten wurden, Getreide und Körnerleguminosen zu pro-
duzieren. Nach dem Motto: „Früher gab es hier nur Cerrado – und heute
wächst hier überall Soja !“ wird das Cerrado für die Körnerproduktion
entdeckt. So wird in der Region des Zentrum-Westen bereits 25% der
brasilianischen Reis-, Bohnen-, Mais-, Soja- und Weizenernte produziert.
Das ging einher mit ökologischen Problemen, wie dem Abholzen und
Abbrennen von zwei Dritteln der ursprünglichen Vegetation und Um-
wandlung in Acker oder angepflanzte Weide, Grundwasserabsenkungen,
Austrocknen der Flüsse, Erosionen, Pestizidbelastung, usw. Auch die Rin-
derhaltung nahm stark zu, vervierfachte sich seit 1960 und liegt jetzt bei
50 Mio. Rindern.
Obwohl also das wirtschaftliche Wachstum der Region auf der Land-
wirtschaft basierte, führte es nicht zu einer Verteilung des Reichtums,
sondern förderte den Prozess der Landbesitz- und Einkom-
Obwohl also das wirtschaft- menskonzentration. Kleinbauern verkauften oder verloren
liche Wachstum der Region ihr Land, waren nicht konkurrenzfähig. Im brasilianischen
auf der Landwirtschaft Vergleich besitzt diese Region den geringsten Anteil an
basierte, führte es nicht zu Kleinbauern. Obwohl diese 67% der Betriebe ausmachen,
einer Verteilung des Reich- stehen ihnen nur 13% der Fläche zur Verfügung. Die durch-
tums, sondern förderte den schnittliche Hektarzahl der Latifundien der Region liegt mit
Prozess der Landbesitz- und 1300 ha dreimal so hoch, wie der Landesdurchschnitt. In der
Einkommenskonzentration. hoch technisierten Landwirtschaft und der Agroindustrie
wird die Arbeitskraft mehr und mehr durch Maschinen
ersetzt. Sogar die Figur des „Boia-fria“ – d. h. des schlecht bezahlten tem-
porären Landarbeiters in z.B. der Zuckerrohr- oder Baumwollernte, Sym-
bol für die Degradierung der Arbeitsbedingungen auf dem Land – gehört
nach und nach der Vergangenheit an. Das führt dazu, dass immer mehr
junge Leute in die Städte abwandern, das Land menschenleer erscheint
und auch keine Dorfentwicklung (weiterführende Schulen, Gesundheits-
versorgung) stattfindet.

Die Nicht-Regierungsorganisation IFAS


Hier setzt die Arbeit meines Dienstgebers IFAS (Instituto de Formação e
Assessoria Sindical Rural) an, eine NGO mit Sitz in Goiânia, die schon
seit 15 Jahren besteht. Als ihre „Mission“ versteht sie es, zum Projekt einer
alternativen und nachhaltigen Landentwicklung der Region beizutragen.
Den Ausgangspunkt dafür sieht sie in einer starken kleinbäuerlichen
Landwirtschaft, die menschenwürdige Arbeitsplätze auf dem Land in
Anbau und Verarbeitung schafft und somit der Landflucht entgegenwirkt.
In erster Linie unterstützt IFAS Gruppen von Kleinbauern und
-bäuerinnen, die gewerkschaftlich organisiert sind. Diese Unterstützung
Indische Niembäume in Brasilien 25

erfolgt direkt z.B. durch Beratung


und Kurse in Organisationsent-
wicklung, nachhaltiger Lokalent-
wicklung, Erarbeitung und Verwal-
tung von kleinen Projekten, Suche
nach alternativen Einkommens-
möglichkeiten und Absatzquellen,
Erarbeitung von didaktischem
Material u. a. Indirekt unterstüt-
zend wirken die Forschungen, die
IFAS in Zusammenarbeit mit
anderen Organisationen und Uni-
versitäten durchführt. Auch hier
steht immer die „agricultura fami-
liar“ im Mittelpunkt, sei es bei
Untersuchungen über ihre Organi-
sationsformen, dem Einfluss der
transnationalen Agro-Industrien auf die kleinbäuerliche Wirtschafts-
weise, Evaluierung von Kreditprogrammen der Regierung, inoffizielle
Statistiken zur Arbeitslosigkeit usw. Ebenfalls indirekt unterstützend
wirkt die Mitarbeit von IFAS in diversen Gremien, wie z.B. dem Forum
für Agrarreform, durch die Einfluss bzw. Druck auf die politischen
Entscheidungsträger ausgeübt wird.
Seit 1993 studierte IFAS zusammen mit der staatlichen Forschungs-
anstalt EMBRAPA-Goiânia den indischen Niembaum (Azadirachta indi-
ca) und begann Samen und Setzlinge dieser in Brasilien damals noch
unbekannten Pflanze über die Landarbeitergewerkschaften und die Land-
losenbewegung MST einzuführen. Ihr vielseitiger Einsatz als natürliches
Insektizid, in der Tierhaltung gegen Endo- und Ektoparasi-
Neben einer Reihe anderer ten, gegen pilzliche Hautkrankheiten und als Quelle einer
Tätigkeiten war die Verbrei- Vielfalt von auf einfache Weise herstellbarer „Hausmittel“
tung des Niembaums in den sollte den sozialen Bewegungen auf dem Land als praktisches
letzten Jahren einer meiner Beispiel im Gesamtkonzept nachhaltiger ländlicher Entwick-
Arbeitsschwerpunkte. Trotz lung dienen. Neben einer Reihe anderer Tätigkeiten war die
vieler Schwierigkeiten konn- Verbreitung des Niembaums in den letzten Jahren einer
ten wir eine große Anzahl meiner Arbeitsschwerpunkte. Trotz vieler Schwierigkeiten
interessierter Gruppen und konnten wir eine große Anzahl interessierter Gruppen und
Einzelpersonen über die Einzelpersonen mit unserem didaktischen Material, den
Idee des standortgerechten keimfähigen Niemsamen von unseren Bäumen, den Niemöl-
Landbaus erreichen und für
proben sowie der Diskussion über die Idee des standortge-
Niem begeistern.
rechten Landbaus erreichen und für Niem begeistern, wenn
auch manchmal nur auf dem Postweg oder in Zusammenhang mit ande-
ren Reisen. Immer öfter wurde ich von Landbesetzern und Kleinbauern
im IFAS-Büro aufgesucht, die sich Setzlinge bzw. Samen mit den nötigen
Informationen mitnahmen. Zunehmend kamen auch große Landbesitzer,
die eigentlich nicht unsere Zielgruppe waren ...
26 Christina Klee-Wolff

Ein etwas anderes Krankenhaus


Da ich mich schon seit meiner Lehrzeit für Heilpflanzen interessiere, wur-
den die medizinischen Anwendungsmöglichkeiten des Niembaums für
mich zunehmend wichtig. Dafür interessierte sich auch das bundes-
staatliche „Hospital de Medicina Alternativa“ (HMA), ein ausschließlich
mit Phytotherapie bzw. anderen alternativen Methoden (nicht stationär)
behandelndes Krankenhauses des öffentlichen Gesundheitssystems hier
in Goiânia, das vor 12 Jahren von indischen Ärzten mitgegründet wurde
und als nationale Referenz in seinem Bereich gilt. Es kommen hier sowohl
Methoden und Pflanzen der indischen Ayurveda-Medizin, als auch die in
der Region heimischen und in der traditionellen populären Medizin be-
währten Cerradopflanzen zum Einsatz. Insgesamt wird mit etwa 100
Pflanzen gearbeitet, über deren Inhaltsstoffe und Wirkungsweisen natür-
lich auch die aktuelle wissenschaftliche Literatur studiert wird. Die Be-
handlung sowie die individuell zusammengestellten Medikamente sind
für die etwa 150 pro Tag behandelten Patienten völlig kostenlos. Mit der
pflanzlichen Therapie können die Patienten die konventionellen Medika-
mente reduzieren, was Nebenwirkungen und insbesondere Kosten min-
dert.
Neue Zahlen zum Medikamentenkonsum in Brasilien besagen fol-
gendes: Nur 20 % der brasilianischen Bevölkerung kann es sich leisten,
60 % der Bevölkerung
die teuren allopathischen Medikamente aus den konventionel-
sind vom Zugang zu len Apotheken zu kaufen. 20 % der Bevölkerung hat Zugang zu
Medikamenten ausge- den kostenlosen Medikamenten durch das öffentliche Gesund-
schlossen. Das deutet heitssystem. 60 % der Bevölkerung sind vom Zugang zu Medi-
darauf hin, wie wichtig kamenten ausgeschlossen und behandeln sich selbst mit Pflan-
die Herstellung preiswer- zen, die hinsichtlich ihrer Auswahl, Zubereitung und Dosis
ter und qualitativ hoch- oftmals nicht korrekt angewendet werden. Obendrein kommen
wertiger Medikamente mit Pestiziden, Schmutz und Pilzen kontaminierte Drogen zum
pflanzlicher Herkunft im Einsatz. Das deutet darauf hin, wie wichtig die Herstellung
sozialen Gefüge Brasi- preiswerter und qualitativ hochwertiger Medikamente pflanz-
liens sein kann. licher Herkunft im sozialen Gefüge Brasiliens sein kann.

Partnerschaft IFAS-HMA
So hat sich seit einem Jahr über meine Person eine Partnerschaft IFAS-
HMA entwickelt, zunächst mit dem Ziel, Niemextrakte sowohl in der
Patientenbehandlung gegen diverse Krankheiten (als Bestandteil der
Pflanzenpulvermischungen nach dem Ayurveda-Prinzip, in Hautölen
sowie gegen Nagel- und Hautpilze) als auch gegen Insektenfraß und Pilze
im biologischen Anbau der Arzneipflanzen im krankenhauseigenen Heil-
kräutergarten einzuführen und die Ergebnisse zu dokumentieren. Durch
ein Kleinprojekt ist es uns nun möglich, einige bauliche Verbesserungen
an den prekären Einrichtungen des HMA vorzunehmen sowie neue
Arbeitsgeräte anzuschaffen - alles mit dem Ziel, den Anbau zu intensivie-
ren, um der großen Nachfrage nachzukommen sowie die Qualität des
Ernteguts zu verbessern.
Indische Niembäume in Brasilien 27

Unser nächstes Ziel ist, interessierte Gruppen von Kleinbäuerinnen


der Agrarreformsiedlungen, den „Assentamentos“, in den Prozess der
Arzneipflanzenproduktion einzubeziehen, und damit eine nachhaltige
Einkommensquelle für diese verarmten Familien zu schaffen. Samen und
Setzlinge sowie Ausbildungsmöglichkeiten sind im Hospital vorhanden.
Um zu ermitteln, welche Pflanzenarten zu welchem Preis von privaten
Laboratorien, dem Großhandel oder bereits dem öffentlichen Gesund-
heitssystem des Bundesstaats Goiás aufgekauft werden, ist die Durchfüh-
rung einer umfangreichen Marktstudie eine wichtige Voraussetzung. Es
existiert ein ausgeprägter illegaler Handel von Pflanzenteilen aus dem
Cerrado, die von Bauern gesammelt, und von Händlern aus São Paulo
oder dem Ausland – beispielsweise die Rutin beinhaltenden Früchte des
„faveiro“ (Dimorphandra mollis Benth) – angekauft werden, und dann
„legal“ wieder in die Region zurückkommen, mit dem Ergebnis, dass
einige wichtige Medizinalpflanzen, wie die „arnica-de-cerrado“ (Lichno-
phora pinaster), die „jaborandi-do-cerrado“ (Pilocarpus trachylophys Hol-
mes) die „mama-cadela“ (Brosimum gaudichaudii Trec.) oder der „barba-
timão“ (Stryphnodendron barbatiman Mart.), Arten von denen die Rinde
bzw. die Wurzel verwendet wird, im Bestand bedroht sind.
Es entstand ein interessanter Kontakt mit der Umweltbehörde
IBAMA, die dieser Art von „Biopiraterie“ auf die Spur kommen will, und
in Informationskampagnen auf den Assentamentos für ein kontrolliertes
Sammeln sowie Neuanpflanzen der wichtigsten Arten wirbt. Zur Regene-
ration der Cerradovegetation gehört ebenfalls das kontrollierte Abbren-
nen kleiner Flächen, was erlernt werden muss. Von den 6.000 Baumarten
des Cerrados, von denen knapp die Hälfte in der Region heimisch sind,
wurden erst 150 näher untersucht und als nützlich beschrieben.

Die entwicklungspolitische Relevanz meiner Arbeit sehe ich darin,


zusammen mit den involvierten Institutionen dazu beizutragen dass,
a) durch einen verstärkten und rationellen Einsatz pflanzlicher Medi-
kamente im öffentlichen Gesundheitssystem ein unabhängiger, die regio-
nale Identität stärkender und für die Bevölkerung sowie den Bundesstaat
kostengünstigerer Weg in der Basisgesundheitsversorgung eingeschlagen
wird, wie die überaus positiven Erfahrungen aus den Bundesstaaten
Ceará und Paraná demonstrieren;
b) unter der Beteiligung einkommensschwacher Kleinbauernfamilien
Arbeitsplätze in der Region in Anbau und Sammeln der Heilpflanzen
sowie ihrer Verarbeitung geschaffen werden;
c) durch eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen – ich
beziehe mich hier auf das enorme und zum Grossteil unerforschte Poten-
tial der pflanzlichen Biodiversität der Cerradovegetation, ein – zu dem
oben beschriebenen – alternativer Entwicklungsweg, auch unter ökono-
mischen Gesichtspunkten möglich wird.
28 Christina Klee-Wolff

So fühle ich mich hier alles andere als Expertin, sondern mehr als
eine Art interkulturelle Mitarbeiterin, die sehr viel lernen durfte und
musste, bevor sie etwas beitragen konnte. Meinen ganz spezifischen Bei-
trag sehe ich insbesondere darin, zu den vielen, die Arbeit betreffenden
Themen und Bereichen, Kontakte und Verbindungen nach Europa aufzu-
bauen, die Informationsaustausch und Perspektiven einer Zusammenar-
beit beinhalten.
29

Luciano André Wolff WSK-Menschenrechte, Internationale


Solidarität und Konfliktprävention:
ein Beispiel aus der personellen
Entwicklungszusammenarbeit mit
Brasilien
Persönliche Angaben: 40 Jahre alt, evangelisch, verheiratet mit Christina
Klee-Wolff, zwei Kinder, promovierter Agrarsoziologe. In Brasilien geboren,
dort Studium der Agrarwissenschaften, Magister in Regionalplanung und
Arbeit in ländlichen Entwicklungsprogrammen. Seit 1987 Lebensmitte
Deutschland, 1991 Promotion am Institut für Agrarsoziologie der Justus-
Liebig-Universität Giessen. Von 1991 bis 1995 Mitarbeiter im Referat
Grundsatz und Information der Evangelischen Zentralstelle für Entwick-
lungshilfe (EZE), in einem Austauschprogramm zwischen der EZE und dem
Brasilianischen Institut für Soziale und Ökonomische Analysen (IBASE).
Seit 1996 Arbeit mit einem DÜ-Dienstvertrag bei der Brasilianischen Land-
pastoral (CPT) in Goiânia, Brasilien, befasst mit dem Austauschprogramm
zwischen der CPT und der internationalen Menschenrechtsorganisation
FIAN (FoodFirst Information & Action Network).

Brasilien wird in der Regel nicht sofort mit dem Bild eines typischen
„Konfliktlandes“ assoziiert bzw. als ein Land, in dem sich auf den ersten
Blick der Einsatz eines Friedensfachdienstes als Notwendigkeit heraus-
stellt. Bei genauerer Betrachtung werden jedoch schnell die im Land
herrschenden krassen sozialen Unterschiede offensichtlich, die dieses
„friedliche“ Image Lügen strafen: es handelt sich hier um eine latente
Konfliktsituation, deren explosives Potential nicht unterschätzt werden
darf.
Im größten Land Lateinamerikas beruhen Hunger und prekäre
Lebensbedingungen eines Großteils der Bevölkerung nicht auf Mittel-
oder Ressourcenknappheit, sondern auf ungerechter Verteilung. Nach
jüngsten Daten der UNDP, kontrollieren 20 % der reichsten Brasiliane-
rInnen 64 % des landesweiten Einkommens, während 20 % der Ärmsten
mit 2,5 % des Einkommens auskommen bzw. (über-)leben müssen. Bra-
silien gehört somit leider zu den zwei Ländern der Welt mit der höchsten
Einkommenskonzentration. 26 Millionen BrasilianerInnen leben unter-
halb des Minimums einer „menschlichen Entwicklung“ bzw. ohne eine
Minimalstruktur an Gesundheits-, Bildungs- und Nahrungsversorgung.
Während 7 % der brasilianischen Kinder unter Unterernährung leiden,
ist die Nahrungsmittelproduktion in einem Umfang vorhanden, der den
Kalorien und Eiweißbedarf der gesamten Bevölkerung decken würde. Ein
weiteres gravierendes Problem ist die soziale Lage der brasilianischen
Frauen. Diese müssen 2 bis 3 mal höhere Arbeitsleistungen erbringen als
30 Luciano André Wolff

Männer und werden schlechter bezahlt. Auch die indigenen Völker stellen
eine wichtige soziale Gruppe dar, deren Rechte verletzt werden. Im Zuge
der Reduzierung staatlicher Fördermittel für die Demarkierung ihrer
Gebiete dringen verstärkt Großgrundbesitzer, Goldsucher und Holz-
fällerfirmen in ihre Territorien ein. In gleichem Maße ist die afro-brasilia-
nische Bevölkerung Opfer sozialer Diskriminierung.
Ferner werden schwere Menschenrechtsverletzungen durch die hohe
Landkonzentration verursacht. 4,8 Mio. Familien von Kleinbauern sind
landlos, d. h., würden gerne als Bauern arbeiten, haben jedoch keinen
Zugang zu Land. An der zögerlichen Umsetzung der Agrarreform und der
massiven Landvertreibung der Kleinbauern zeigt sich der mangelnde
politische Wille der aktuellen Agrarpolitik.
Der brasilianische Staat hat also noch viel zu tun, um seiner Bevölke-
rung den vollen Zugang zu den wirtschaftlichen und sozialen Menschen-
rechten zu ermöglichen. Anstatt aber Fortschritte in diese Richtung zu
machen, zwingt sich die Regierung angesichts der durch die Hochzinspo-
litik verursachten wachsenden Inlands- und Auslandsverschuldung im-
mer mehr zu einer gigantischen Sparübung, die schwindende Sozialaus-
gaben mit sich bringen. Sie nimmt mehr und mehr Abstriche in einem
Etat vor, der schon bei früheren Sanierungs- oder Strukturanpassungsver-
suchen in sozial sensiblen Bereichen wie Landreform, Volksgesundheit
und Erziehung massiv beschnitten wurde. Mindestens 300.000 Angestell-
ten des Staatsapparates wurde seit 1994 gekündigt, und die staatlichen
Dienstleistungen werden immer stärker ausgedünnt. Das bedeutet in der
Praxis: weniger öffentliche Schulen, mangelnde medizinische Versorgung
im öffentlichen Gesundheitssystem, und Einschnitte bei der ohnehin
schon bescheidenen Verwirklichung der Agrarreform, um nur hier Bei-
spiele zu nennen.
Wenn in Brasilien 166 Mio ha Land Wichtig im Falle Brasiliens ist, dass die extreme
brach liegen und 5 Mio. landlose Polarisierung des Vermögens – und, mit Blick auf das
Familien ihre WSK-Rechte nicht Recht auf Nahrung, die des Landbesitzes – mit allen
verwirklichen können, dann ist, zur zur Verfügung stehenden Mitteln angegangen wird.
Erfüllung des Rechts auf Nahrung Wenn in Brasilien 166 Mio ha Land brach liegen und
sowie der weiteren WSK-Rechte, 5 Mio. landlose Familien ihre WSK-Rechte nicht ver-
für den Staat eine Umverteilung wirklichen können, dann ist, zur Erfüllung des Rechts
der Ressource Land zwingend auf Nahrung sowie der weiteren WSK-Rechte, für den
geboten. Staat eine Umverteilung der Ressource Land zwingend
geboten. Es geht also nicht, dass die brasilianische
Regierung beispielsweise im Jahr 2000 einen Betrag von 146 Mio. brasilia-
nischen Reais (ca. 176 Mio. DM) in Agrarreformpropaganda investiert,
ein Betrag der 17 mal höher liegt, als die tatsächlich durchgeführten
Investitionen im Rahmen der Agrarreform. Oder um ein weiteres, nicht
akzeptables Beispiel zu nennen: Als Konsequenz des 1998 zwischen IWF
und der brasilianischen Regierung ausgehandelten Sparpakets, konnten
624.000 Kinder, Alte und Behinderte nicht mehr in Heimen, Kindergär-
ten und Rehabilitationszentren aufgenommen werden, weil sich die dafür
bestimmten Etats um 28,5% verringert haben.
WSK-Menschenrechte, Internationale Solidarität und Konfliktprävention 31

In diesem Kontext findet die Arbeit


von CPT statt. Sie ist eine 1975 gegründe-
te ökumenische Organisation mit Bun-
dessitz in Goiânia und 20 Regionalbüros.
Ihr Ziel ist die Unterstützung der Anlie-
gen der Landlosen- und Kleinbauernfa-
milien in Brasilien in ihrem Kampf für
Land und eine gerechtere Agrarpolitik.
Das Spektrum ihrer Arbeit geht von der
Unterstützung von Landbesetzung auf
lokaler Ebene bis zur Mobilisierung des
politischen Drucks auf die Regierung auf
nationaler Ebene. Da in diesem Zusam-
menhang die internationale Solidarität
eine sehr wichtige Rolle spielt, wurde in
der zweiten Hälfte 1996 ein Austausch-
programm zwischen CPT und FIAN mit
der allgemeinen Zielsetzung begonnen,
die Arbeit beider Organisationen auf
internationaler Ebene zu qualifizieren.

Dabei sollte
- das Kontaktfeld von CPT und FIAN im Hinblick auf eine Erweite-
rung ihrer Aktionsmöglichkeiten zur Unterstützung der Kämpfe und
Anstrengungen der landwirtschaftlichen Arbeiter/innen in Brasilien um
Land und bessere Lebensbedingungen ausgebaut;
- die internationale Aufmerksamkeit sowie die politische Mobilisie-
rung in Bezug auf Verletzungen von wirtschaftlichen und sozialen Men-
schenrechten auf dem Land in Brasilien erhöht werden, um somit Druck
auf die verantwortlichen Instanzen auszuüben;
- die Einflussnahme auf die Menschenrechtsgremien der Vereinten
Nationen hinsichtlich der Menschenrechtspolitik Brasiliens erhöht und
- die politische Arbeit in Brasilien im Bereich der sozialen und wirt-
schaftlichen Menschenrechte auf dem Lande qualifiziert werden.

Ich bin einer der Teilnehmer des Austauschprogramms. Seit 1996


bin ich als Friedensfachkraft beim CPT-Büro in Goiânia tätig. Gleichzei-
tig arbeitet ein CPT-Mitarbeiter beim Internationalen Sekretariat von
FIAN in Heidelberg. Die Tätigkeiten des „brasilianischen Mitarbeiters in
Deutschland“ und des „deutschen Mitarbeiters in Brasilien“ sind im Rah-
men des Austauschprogramms eng verzahnt.
Im Rahmen meiner Arbeit in Brasilien kann insbesondere der Auf-
bau eines Netzwerks zur Unterstützung der Globalen Kampagne für
Agrarreform – eine von FIAN und dem internationalen Bauernnetzwerk
Via Campesina weltweit koordinierte Initiatiative – erwähnt werden. Die-
ses Netzwerk basiert auf den Mitgliedsorganisationen des Nationalen
32 Luciano André Wolff

Forums für Agrarreform und Gerechtigkeit auf dem Lande. Ich stelle die
Verknüpfung zwischen der Arbeit des Forums auf nationaler Ebene und
der Arbeit der Kampagne auf internationaler Ebene her. Ich koordinierte
z. B. die Erarbeitung einer internationalen Petition für die Durchführung
einer Agrarreform in Brasilien, die bei einer international abgestimmten
Aktion im Rahmen der Kampagne den Brasilianischen Botschaften über-
reicht wurde.
Zusammen mit der Nationalen Menschenrechtsbewegung MNDH
und dem PAD-Netzwerk – einem Zusammenschluss brasilianischer Part-
nerorganisationen von europäischen ökumenischen Hilfswerken, ein-
schließlich EED und Brot für die Welt – wurde ferner die Veranstaltung
von sechs regionalen „Workshops“ über die Thematik der sozialen und
wirtschaftlichen Menschenrechte geplant, die 1999 stattfanden. Durch sie
ist ein wichtiger Schritt in der Vertiefung und Erweiterung der Diskussion
zu diesem Thema in Brasilien geleistet worden. Nach den Workshops
wurde die Erarbeitung eines Parallelberichts zur Lage der sozialen und
wirtschaftlichen Menschenrechte in Brasilien eingeleitet
Durch den Prozess der Erarbeitung des Berichts wurde eine intensive
Arbeit der Bewusstseinsbildung über die WSK-Rechte in der brasiliani-
schen Gesellschaft in Gang gesetzt. Fast 2000 Organisationen der brasilia-
nischen Gesellschaft waren an der Debatte und der Erstellung des Be-
richts im Laufe des Jahres 1999 beteiligt, zu deren Realisierung öffentliche
Veranstaltungen und Konsultationen im ganzen Land stattfanden. Mit
Hilfe des Berichts versuchten die Menschenrechtsgruppen den brasiliani-
schen Staat dazu zu bringen, seinen offiziellen Bericht zur Einhaltung des
Pakts vorzulegen und seine Verpflichtungen im Rahmen des Pakts zu
erfüllen. Obwohl Brasilien den Internationalen Pakt zu Wirtschaftlichen,
Sozialen und Kulturellen Rechten (IPWSKR) unterschrieben und 1992
ratifiziert hat, ignoriert die brasilianische Regierung systematisch diese
Rechte und vernachlässigt die Verpflichtungen, die sie mit der Unter-
zeichnung des Paktes eingegangen ist. Bis zum heutigen Tag hat die
Regierung keinen offiziellen Bericht eingereicht, wozu sie sich gegenüber
den Vereinten Nationen verpflichtet hat. Als Entschuldigung führt die
brasilianische Regierung „Bürokratische Zwänge“ an. Tatsächlich steckt
hinter dem Schweigen allerdings mehr. Das Fehlen offizieller Berichte
passt zur absoluten Schwäche und Hilflosigkeit der Regierungsinitiativen,
was das Respektieren, Schützen und Garantieren der WSK-Rechte in Bra-
silien anbelangt. In diesem Kontext befindet sich der brasilianische Staat
zunehmend unter Druck, seinen Bericht der UNO vorzulegen. Außerdem
wurden sowohl die internationale Gemeinschaft als auch die brasiliani-
sche Öffentlichkeit über die Situation der WSK-Rechte in Brasilien infor-
miert. Ende April 2000 reiste eine Abordnung von Repräsentanten brasili-
anischer Menschenrechtsorganisationen nach Genf. Zweck des Besuches
war es, den Parallelbericht dem UN-Komittee zu den WSK-Rechten ein-
zureichen. Der internationale sowie nationale Anklang war groß, und der
brasilianische Staat wurde vom Komitee nochmals aufgefordert, seinen
WSK-Menschenrechte, Internationale Solidarität und Konfliktprävention 33

offiziellen Bericht einzureichen. Diese


Forderung wurde zwei Wochen später
von der UN-Hochkommissarin für
Menschenrechte, Frau Mary Robinson,
bei ihrem Besuch in Brasilien nochmals
ausgesprochen. Frau Robinson konnte bei
ihrem Besuch ebenfalls offizielle Informa-
tionen mit denen des Berichts vergleichen
bzw. ihnen widersprechen, was zu ver-
schiedenen Eklat-Situationen bzw.
Peinlichkeiten geführt hat, die die Fassa-
de-Politik der brasilianischen Regierung
aufdeckte.
Das Beispiel hat uns gezeigt, wie das
bestehende Menschenrechtssystem der
Vereinten Nationen – insbesondere wenn
kombiniert mit einer Mobilisation der
Zivilgesellschaft auf nationaler Ebene
sowie der NRO-Gemeinschaft auf internationaler Ebene – ein hilfreiches
Instrument im politischen Kampf für die Umsetzung der WSK-Rechte
sein kann.
In den bisherigen regelmäßig durchgeführten Zwischenbilanzen
wurde das Austauschprogramm zwischen CPT und FIAN – und weiteren
Organisationen, angesichts des innovativen Charakters dieser Partner-
schaft, als sehr positiv bewertet. Im Einzelnen wurde die Wichtigkeit des
Ingangsetzens von gemeinsamen internationalen Aktionen betont, wie es
bei der internationalen Koordination im Rahmen der globalen Kampagne
für Agrarreform in Brasilien der Fall ist, die ohne die Animations- und
Vernetzungsarbeit der beiden Austauschpartner praktisch unmöglich
gewesen wäre. Auch wurde die Arbeit beider Austauschpartner im Bereich
der Verbreitung der Thematik der sozialen und wirtschaftlichen Men-
schenrechte und insbesondere in Bezug auf die brasilianische Agrarfrage
als sehr effektiv bewertet. Auf diese Weise wurde eine erste Basis geschaf-
fen, um in Zukunft eine breitere internationale Aktion der beiden Orga-
nisationen in der Verteidigung der Rechte der leidenden Landbevölke-
rung Brasiliens zu ermöglichen.

Als Fazit können aus der Erfahrung des Einsatzes als Friedensfach-
kraft im Rahmen des Austauschprogramms CPT-FIAN zumindest zwei
Schlussfolgerungen gezogen werden:

1. Eine Situation krasser sozialer Unterschiede, wie der Fall Brasilien


zeigt, gilt als Form der verdeckten Gewalt und bildet ein Vorstadium des
Ausbruchs offener bzw. bürgerkriegsartiger Konflikte. Deswegen kann im
Rahmen des Einsatzes einer Friedensfachkraft Konfliktprävention durch
Menschenrechtsarbeit nur im umfassenden Sinne verstanden werden, d. h.
34 Luciano André Wolff

unter der Berücksichtigung nicht nur der zivilen und politischen Men-
schenrechte sondern mit der Einbeziehung wirtschaftlicher, sozialer und
kultureller Menschenrechte.

2. Die Förderung internationaler Solidarität sollte in Zeiten der Glo-


balisierung einen wesentlichen Bestandteil des Einsatzes von Friedens-
fachkräften im Rahmen der Konfliktprävention durch Menschenrechts-
arbeit darstellen. Dieses Feld kann noch mit viel Kreativität ausgebaut
werden. Die personelle Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen des
wachsenden notwendigen Koordinierungsbedarfs zwischen Nord- und
Süd-Organisationen der Zivilgesellschaft kann hier als Dienstleistung zur
Erleichterung der interkulturellen Kommunikation eine ausgesprochen
wichtige „facilitating“ Rolle spielen.
35

Artur Dillmann Einkommensschaffende Maßnahmen


in Nepal
Persönliche Angaben : 41, verheiratet, 3 Kinder (16, 13, 11)
Ausbildung: Diplom in Internationale Agrarentwicklung
Berufserfahrung: Sambia (3 Jahre), Nepal (2,5 Jahre),
mehrere Kurzzeiteinsätze (etwa 20) in Osteuropa und Zentralasien.

Der Dienstgeber
United Mission to Nepal (UMN) ist ein Zusammenschluss von etwa 40
Missionsorganisationen aus 18 Ländern. UMN führt Projekte durch in
den Bereichen Gesundheitswesen, Schulwesen, ländliche und industrielle
Entwicklung. UMN ist seit 1954 in Nepal tätig. Insgesamt sind bei der
UMN etwa 150 ausländische und etwa 2000 nepalische Fachkräfte tätig.

Die Arbeit
Das Ländliche Entwicklungszentrum (Rural Development Centre, RDC)
in Pokhara bietet Bauern in ländlichen Regionen Schulungen an, um ihre
vorhandenen Ressourcen besser ausnutzen zu können. Die Steigerung der
Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse hilft den Eigenbedarf nach
Nahrungsmitteln besser decken zu können, allerdings gewinnt in der
gegenwärtigen nepalischen Gesellschaft der Geldverkehr zunehmend an
Bedeutung. RDC versucht dieser Entwicklung gerecht zu werden, indem
die technischen Schulungen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen
Produktion verstärkt am Markt orientiert werden. Wo immer möglich,
sollten die landwirtschaftlichen Produkte das Dorf erst in verarbeiteter
Form verlassen und so sollte eine größere Marktspanne den Bauern
zunutze kommen. Meine Aufgabe ist es, RDC im Bereich von einkom-
mensschaffenden Maßnahmen zu beraten.
Eine der touristischen Attraktionen in Nepal ist der Besuch eines
Fleischstandes. Es ist eine Herausforderung an alle menschlichen Sinne,
besonders allerdings an Nase und Augen. Die Nase, ein in Nepal auch
sonst nicht sehr verwöhntes Organ, hat meistens bereits gelernt, mit
höheren Toleranzwerten umzugehen. Was allerdings dem Auge geboten
wird, ist in jeglicher Weise unbeschreiblich. Der Fleischstand gleicht eher
einem Schlachtfeld als einer Metzgerei.
Als Kunde kann man zwischen den Tierarten entscheiden, aber wel-
ches Stück man bekommt ist doch stark vom Verkäufer abhängig. Was
allerdings auch nicht wesentlich ist, da der Metzger als Gratisservice alles
bereits in gleichmäßige Kleinteile zerhackt hat. Im Curry schließlich fin-
det man Kutteln neben Filetstücken und ist gar nicht überrascht über den
Einheitsgeschmack. Es ist nur eine Frage der Gewürzmenge und schon
schmecken die Kutteln wie Filet. Wenn allerdings das Filet anfängt, wie
Kutteln zu schmecken, wechselt man die Tierart, bei gleichbleibenden
Gewürzen natürlich. Wer am Fleischstand noch nicht zum Vegetarier
36 Artur Dillmann

wurde, dem wird spätestens nach mehreren Essversuchen die eindeutige


Überlegenheit des Gemüses klar.
In einem Land wie Nepal, das vom Tourismus lebt und in dem ein
Teil der Bevölkerung ihre Essgewohnheiten durch einen Auslandsaufent-
halt verändert hat, müsste es also eine riesige Nachfrage nach Qualitäts-
fleisch geben. Nach Fleisch also, das nicht nur hygienisch verarbeitet
wurde, sondern auch nach international üblichen Standards in Schnitzel,
Braten, Kotelett usw. zerlegt wurde oder zur Wurstprodukten verarbeitet
wurde. Diesem Marktpotential steht allerdings eine äußerst kleinbäuerli-
che nicht marktorientierte Tierproduktion gegenüber.
Eine Gruppe von 50 Bauern aus einem Dorf, das etwa 12 Stunden
von Kathmandu entfernt ist, richtete an das Ländliche Entwicklungszen-
trum (RDC) die Anfrage, beim Aufbau der Schweinefleischproduktion
mitzuhelfen.
Schweinehaltung ist keine angese- Schweinehaltung ist keine angesehene Beschäfti-
hene Beschäftigung, bleibt also gung, bleibt also eher den unteren Kasten der nepali-
eher den unteren Kasten der nepa- schen Gesellschaft vorbehalten und wird auch da vor-
lischen Gesellschaft vorbehalten rangig von Frauen durchgeführt. Durch die Förderung
und wird auch da vorrangig von von Schweinehaltung unterstützt man also fast zwangs-
Frauen durchgeführt. Durch die läufig marginalisierte Gruppen. Diese Gruppe von
Förderung von Schweinehaltung Bauern, die seit etwa 10 Jahren im losen Kooperativver-
unterstützt man also fast zwangs- bund zusammengearbeitet hat, wies auch noch zusätz-
läufig marginalisierte Gruppen. lich ein erstaunliches Maß an Selbstorganisation auf.
Die Anfrage schien sehr vielversprechend zu sein,
speziell vor dem Hintergrund des potentiell vorhandenen Marktes, aller-
dings gab es einen Haken. Die Kooperative hatte gar kein Geld, das sie für
Schulungen hätte ausgeben können. RDC besteht aber auf einer Kosten-
beteiligung, denn auch hier gilt der Glaube, dass der Käse nur in der
Mausefalle umsonst ist. In diesem Falle war sogar eine Kostendeckung
wünschenswert, denn es ging nicht darum, Menschen vor dem Verhun-
gern zu retten, sondern zu mehr Einkommen zu verhelfen.
Nach mehreren Gesprächen und einigen durchgeführten Marktver-
suchen haben wir uns auf ein längeres Kooperationsprogramm geeinigt.
RDC wird im Verlauf von zwei Jahren entsprechend dem festgestellten
Bedarf Schulungen in allen Bereichen der Schweinehaltung, Fleischverar-
beitung und Vermarktung anbieten. Die dabei anfallenden Kosten soll die
Kooperative zu 100% begleichen, d.h. RDC ist bis zum Erreichen der
Kostenbeteiligung zu 10% an dem Gewinn beteiligt. Oder anders ausge-
drückt, nur wenn unsere Schulungen effektiv sind, bekommen wir unser
Geld zurück. Das Mittragen des Risikos und das Zur-Verfügung-Stellen
des Know-hows seitens RDC hat die Eintrittsbarriere in diesen unbe-
kannten Geschäftsbereich auf ein Niveau reduziert, auf dem alle Koope-
rativmitglieder ihre letzten Ersparnisse auf diese Karte setzten. Neue
Schweineställe sprossen wie Pilze aus dem Boden und die Anzahl der
Schweine ging in die Höhe. Man kann jetzt förmlich riechen, welcher
Beschäftigung das Dorf nachgeht.
Einkommensschaffende Maßnahmen in Nepal 37

Noch riecht es nicht nach Geld, zumindest nicht intensiv, bis dahin
liegt noch ein sehr langer Weg des gegenseitigen Lernens vor uns. Und
das Lernen hat bereits im vollsten Ausmaße begonnen. Wie jede gute
Geschäftsidee hat auch diese sofort, wenn nicht Nachahmer so doch Mit-
esser gefunden. Die Profitperspektive hat sehr viele ungeahnte Koopera-
tionspartner angelockt, die alle im engen Verwandtschafts- oder Freund-
schaftsverhältnis zu dem Berater standen. Der sich natürlich in einem
Gewissenskonflikt befand „Berate ich die Bauern zu ihrem Vorteil, oder
die mir Nahestehenden?“ RDC half bei der Entscheidungsfindung, es gab
zwar danach einen Knick in der Entwicklung des Vorhabens, aber die
Bauern sind jetzt wieder im Vordergrund. Klingt wie ein zuletzt noch
abgewendeter Schaden, aber die Zukunft wird entscheiden, ob es nicht
nur nach dem europäischen Verständnis als eine erfolgreiche Intervention
zu sehen ist. Die Bauern wären wohl auch mit den abfallenden Brosamen
zufrieden gewesen, denn damit haben sie schließlich generationenlange
Erfahrungen gesammelt.
38

Artur Dillmann ...es ist sicherlich gut, dass ich in Nepal bin.
„Rein in die Kartoffel, raus aus der Kartoffel“ wird in Deutschland den
Landwirten gegenüber geäußert, die den Empfehlungen Brüssels folgend
auf alle politisch motivierten Innovationen stürzen. Rückblickend, nun
schon auf mehrere Dekaden der Entwicklungszusammenarbeit, kann
man wohl kaum so kurz und so treffend die Entwicklungsbemühungen
zusammenfassen wie mit diesem Spruch. Wie unterschiedlich die Phasen
auch waren (Infrastrukturmaßnahmen, Integrierte Entwicklung, Selbst-
hilfeförderung, usw.) sie alle hatten auch große Gemeinsamkeiten: Man
belächelte und distanzierte sich von der vorherigen und war sehr über-
zeugt, nun endlich den richtigen Weg gefunden zu haben. Schließlich gab
es ja auch nur Geld für diejenigen, die diese Erkenntnis teilten.
Mit der wachsenden Zweckgebundenheit der Finanzen breitete sich
die uniformierte Erkenntnis rasant aus, oder war es doch Einsicht, die die
Finanzen nach sich zog? Die nächste Phase kommt schon bald, dann kön-
nen wir genauer sehen, ob die Henne oder das Ei zuerst da waren.
Was hat das alles bewirkt? Hat die Entwicklungshilfe nun etwas
nachhaltig verändert? In Nepal ist in den 50 Jahren der Entwicklungszu-
sammenarbeit soviel Geld geflossen, dass man auf die jetzige Bevölkerung
verteilt jedem einen Scheck über mehrere Jahresgehälter aushändigen
könnte. Oder auf Deutschland übertragen, jedem könnte man zumindest
ein Einfamilienhaus geben. Jede Großfamilie hätte also ganze Straßenzü-
ge. Nepal gehört aber immer noch zu den ärmsten Ländern der Welt mit
einem durchschnittlichen Jahreseinkommen, was meinem letzten in
Deutschland verdienten Tageshonorar etwa gleich ist. Selbst wenn man
das Geld, das in die Geberländer wieder in Form von Expertengehältern
zurückfloss abzieht, ist es immer noch eine schockierende Bilanz. Sicher-
lich hat sich vieles zum Positiven gewandelt und wer weiß, wo man wäre
ohne die vergangenen Entwicklungsbemühungen. Aber die Ergebnisse
der letzten 50 Jahre der Entwicklungszusammenarbeit in Nepal im Blick
behaltend, stellt sich für mich ganz persönlich täglich die Frage nach dem
Sinn in dem, was ich hier mache.
Und ich bin froh, 20 Jahre nach meinem ersten Auslandseinsatz,
zunehmend Ruhe darüber zu gewinnen. Es mag sein, dass es nicht not-
wendig ist, was ich hier mache, oder dass ein Anderer es besser oder effi-
zienter machen kann, aber es ist sicherlich gut, dass ich hier bin. In dem
ich mich auf die Nepalis und ihre Kultur einlasse, lassen sich meine
Arbeitskollegen auf die deutsche Kultur ein (man nennt Arbeitskollegen
auch Counterparts, aber auch dieser Begriff wird wohl bald einer neuen
entwicklungspolitischen Erkenntnisstufe zum Opfer fallen). Wir begeg-
nen uns in einer natürlichen Arbeitsbeziehung, vorausgesetzt man spricht
ihre Muttersprache.
... es ist sicherlich gut, dass ich in Nepal bin 39

Zu lange hatte ich geglaubt, meinen Arbeitskollegen gleich werden zu


sollen. Selbst als wir als Familie schon zwei Kinder hatten, haben wir in
einem abgelegenen Dorf ohne Strom oder sonstigen Komfort gelebt. Und
ich fühlte mich gut, so wie sie zu sein und zwischendurch mit knurren-
dem Magen ins Bett zu gehen. Was für eine Illusion! Ich hatte ein Konto
in Deutschland, das monatlich gefüllt wurde, ich hatte eine Not-
fall-Rückflugversicherung, eine Rentenversicherung usw.
Sich zu begegnen heißt nicht, sich dem anderen
Sich zu begegnen heißt nicht, sich gleichzustellen, sondern respektvoll in der Mutter-
dem anderen gleichzustellen, son- sprache des Partners zu kommunizieren, denn
dern respektvoll in der Mutterspra- schließlich bin ich der Gast. Meine Andersartigkeit ist
che des Partners zu kommunizie-
das, was geschätzt wird und nicht meine Gleichstel-
ren, denn schließlich bin ich der
lungsversuche, die ohnehin alle nicht ehrlich sind.
Gast. Meine Andersartigkeit ist das,
Wenn ich z.B. einem Arbeitskollegen auch zur Geburt
was geschätzt wird und nicht
meine Gleichstellungsversuche, die
einer Tochter gratuliere, kann es vielleicht einen nach-
ohnehin alle nicht ehrlich sind. haltigeren Wert haben, als all das was ich im „deut-
schen“ Auftrage auf der Arbeit positiv bewege.

Wir stellen uns gegenseitig in Frage, festigen unsere Positionen, ler-


nen aber auch kulturellen Ballast abzuschütteln. Und die nepalische Kul-
tur hat wahrlich viel Ballast, so wie auch die deutsche. Auf jeden Fall
kommen wir verändert aus diesem Prozess heraus, um so mehr, je an-
dersartig wir da reingehen.

Es liegt mir nicht an, ein Urteil über die finanzielle oder technische
Zusammenarbeit zu fällen, aber über die personelle Zusammenarbeit
kann ich zumindest für mich ganz persönlich sagen, dass es gut ist, hier
zu sein, für meine nepalischen Kollegen und auch für mich.
40

Roland Ferstl Zur Lage der maisproduzierenden


kleinbäuerlichen Familien in
Alfonso Lista, Ifugao
am Beispiel des Programms Alfonso Lista Farmers Collective Action for
Economic Empowerment and Development

Persönliche Angaben: Ich wurde 1958 in Weissenohe geboren und bin Gar-
tenbau- und Agraringenieur. Ich habe von 1980 bis 1983 Gartenbau an der
Fachhochschule Berlin und Agrarwissenschaften von 1984 bis 1988 an der
Technischen Universität Berlin studiert. Mehrere Jahre habe ich in verschie-
denen ländlichen Entwicklungsprojekten, u.a. von 1989 bis 1993 als vom
DED beauftragter Entwicklungshelfer in Papua Neuguinea und Thailand
gearbeitet. Seit März 1996 arbeitete ich im Auftrag von DÜ als landwirt-
schaftlicher Berater für die FHCD in Baguio, Nordluzon.

Meine Arbeit
Mein Aufgabengebiet umfasst: die Koordinierung des landwirtschaft-
lichen Entwicklungsprogrammes in Ifugao, die Beratung von FHCD’s
Partnerorganisationen in Fragen einer standortgerechten/ökologisch
orientierten Landwirtschaft, partizipativer Erhebungs- und Planungsme-
thoden (Participatory Rural Appraisal) zur Selbsthilfeförderung und Pro-
jektmanagement. Die Aus- und Fortbildung von Projektmit-
Hauptziele in der Projektar- arbeitern in den oben genannten Bereichen gehört auch zu
beit sehe ich in der institu- meinem Aufgabenbereich. Hauptziele in der Projektarbeit
tionellen Stärkung der Part- sehe ich, neben der allgemeinen Verbesserung der Lebens-
nerorganisationen mit dem qualität von marginalisierten, verarmten kleinbäuerlichen
Ziel, die Problemlösungsfä- Familien, in der institutionellen Stärkung der Partnerorgani-
higkeiten ihrer Mitglieder zu sationen mit dem Ziel, die Problemlösungsfähigkeiten ihrer
verbessern. Mitglieder zu verbessern.
Im Norden der Hauptinsel Luzon liegt die Provinz Ifu-
gao. Sie gehört zu den weniger erschlossenen Gebieten der Philippinen
mit benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Diese Provinz ist die Heimat
der Ifugaos, eine indigene philippinischen Ethnie, die vorwiegend in den
Bergprovinzen Nordluzons lebt. Die Nichtregierungsorganisation (NRO)
Foundation for Huwomanity-Centered Development (FHCD) unter-
stützt seit 1996 in der Provinz Ifugao diese benachteiligten Bevölkerungs-
gruppen, insbesondere Frauen, durch ein Kreditprogramm mit dem Ziel,
die soziale und wirtschaftliche Situation von kleinbäuerlichen Familien
zu verbessern. Eigenes Einkommen wird dabei als wichtiger Schritt zu
mehr familiärer und gesellschaftlicher Gleichberechtigung gesehen.
Dieser Artikel beschreibt meine Erfahrungen als landwirtschaftlicher
Berater, der in Ifugao seit fünf Jahren für die NRO Bauernorganisationen
berät. Im Mittelpunkt dieses Beitrages steht das Kreditprogramm Alfonso
Lista Farmers Collective Action for Economic Empowerment and Devel-
Zur Lage der maisproduzierenden kleinbäuerlichen Familien in Alfonso Lista, Ifugao 41

opment sowie die Beschreibung der Auswirkungen der sogenannten Grü-


nen Revolution auf die Lebensbedingungen von maisproduzierenden
Bäuerinnen im Projektgebiet Alfonso Lista in der Provinz Ifugao.

Ausgangslage und Projektumfeld – die „Grüne Revolution“


Die Bäuerin Virginia aus dem Dorf Potia in Alfonso Lista erzählt: „Viele
der Bauern im Dorf leben am Rande des Existenzminimums, sind ver-
schuldet bei privaten Geldverleihern, und einige haben schon dadurch ihr
Land verkaufen oder brach liegen lassen, um in der Stadt Arbeit zu
suchen. Dies hat alles angefangen mit der Einführung des neuen Saatgu-
tes am Anfang der 80er Jahre. Die Regierung und die Händler verspra-
chen bessere Ernten und höhere Einkommen. Mit den höheren Maiser-
trägen kamen jedoch auch die ersten Probleme. Es
kamen Schadinsekten, denen die neuen Sorten
besonders schmeckten und wenig von ihnen übrig
ließen. Das verstärkte Auftreten der Schädlinge
musste mit teuren Chemikalien bekämpft werden.
Die neuen Sorten (Hybridsorten) brauchten mehr
Dünger und Pflanzenschutzmittel als die alten, tra-
ditionellen Landsorten. Seither muss ich mich stets
zu Beginn der Maisanbausaison bei privaten Geld-
verleihern verschulden, um die betriebsexternen
Produktionsmittel (Saatgut, Düngemittel, Pestizi-
de) finanzieren zu können. Der Verbrauch und die
Kosten dieser Produktionsmittel sind in den letzten
Jahren ständig gestiegen. Außerdem ist der Preis für
Mais immer während der Erntezeit am niedrigsten.
Ich muss von den Einnahmen Kredite für Saatgut,
Pflanzendünger und Pflanzenschutzmittel zurück-
zahlen, egal wie gut oder schlecht die Ernte ausfällt.
Da wir von den herkömmlichen Banken keinen
Kredit (u.a. fehlende Sicherheiten) für den Maisanbau bekommen, sind
wir auf den privaten Geldverleiher angewiesen. Der oft als Händler fun-
gierende Geldverleiher, der auch Abnehmer unserer Ernten ist, streckt
uns die überteuerten Inputs vor. Der geliehene Geldbetrag plus 50% Zin-
sen pro Anbausaison, wird dann zur Erntezeit fällig.“
Wie der Bäuerin Virginia geht es den meisten kleinbäuerlichen Fami-
lien in Alfonso Lista (Ifugao). Die überwiegende Mehrheit der Bauern
haben ihren traditionellen Mischkulturanbau (u.a. Anbau von Nahrungs-
kulturen für den Eigenbedarf) zugunsten der Produktion von Mais in
Reinkultur als cash crop (Verkaufsfrucht) in den vergangenen Jahren auf-
gegeben und sind in immer größere Abhängigkeiten und Verschuldungen
geraten. Diese Abhängigkeit von Kreditgebern und Chemielieferanten ist
riskant, da bei Missernten die Kreditraten für Saatgut, Dünger und Pesti-
zide nicht mehr bezahlt werden können.
42 Roland Ferstl

Zu einer Verschlechterung der bäuerlichen Lebensbedingungen


haben zu einem großen Teil die Strategien der sog. Grünen Revolution
mit dem Ziel, Ertragssteigerungen durch den Anbau von Hybridzüchtun-
gen (moderne hochgezüchtete Sorten) zu erzielen, beigetragen. Das Kon-
zept der Regierung in den 80er Jahren setzte auf Monokultur, mit der
simplen Logik, das sich die durchschnittlichen Reis- und Maiserträge
erheblich steigern lassen, wenn die Bauern nur genügend Düngemittel
und Pestizide anwenden. Seit Anfang der 80er Jahre wurde die Moderni-
sierung des Maisanbaus unter der Überschrift Grüne Revolution mit
Hilfe des von der amerikanischen Firma Pioneer und der San Miguel
Corporation (SMC), letztere stellt auch das San Miguel Bier her, verbrei-
teten Hybridsorten (sog. hybrid yellow corn), verstärkt gefördert. Durch
das Programm „Maisagana“, durchgeführt vom Department of Agricultu-
re im Jahr 1984, wurde dann die Produktion von Hybridmais in Verbin-
dung mit Kredit und Beratung den Bauern als attraktives Fertiggericht
und Fortschritt nahegebracht. Den Bauern und Bäuerinnen wurde ein
Paket angeboten, das aus Hybridsaatgut und Agrarchemikalien bestand
und dem notwendigen Kredit, um diese Betriebsmittel kaufen zu können.
Seither sinken die Durchschnittserträge auf den Maisanbauflächen,
auf denen über 90% der Bauern in Alfonso Lista diese neuen Ertragssor-
ten, insbesondere um den zunehmenden Futtermittelbedarf in der kom-
merzialisierten Schweine- und Geflügelzucht zu decken, anbauen. Auf-
grund der relativ hohen Inputkosten und Kreditzinsen,
Obwohl vereinzelt deutliche setzen sich Ertragssteigerungen für die Kleinbauern nicht
Ertragssteigerungen mit unbedingt in Einkommenssteigerungen um, worauf es ihnen
den neuen Sorten bei opti- vor allem ankommt. Obwohl vereinzelt deutliche Ertragsstei-
malem Management von gerungen mit den neuen Sorten bei optimalem Management
Saatgut, Wasser, Dünger- von Saatgut, Wasser, Dünger- und Pflanzenschutzmitteln
und Pflanzenschutzmitteln erzielt werden, sank das Einkommen vieler Bauern in den
erzielt werden, sank das Ein- vergangenen Jahren. Hauptursachen waren sowohl die nach-
kommen vieler Bauern in lassende Bodenfruchtbarkeit, als auch die betriebskostenin-
den vergangenen Jahren. tensive Produktionsform verbunden mit zeitweise niedrigen
Erzeugerpreisen sowie steigenden Produktionsmittelkosten.
Der verstärkte Einsatz von Mineraldüngern, Pflanzenschutzmitteln und
Hochertragssorten, der als Ausweg aus der Ernährungskrise gesehen wur-
de, hat sich negativ auf die Lebensbedingungen kleinbäuerlicher Familien
ausgewirkt.
Der Entwicklungsansatz, die ökonomische Modernisierung mit den
Strategien der Grünen Revolution voranzutreiben, lässt heute ferner
erhebliche ökologische Folgeschäden erkennen und trägt auch zu einer
Verschlechterung der Lebensqualität der Menschen bei. So haben Frauen,
die in Alfonso Lista den weitaus größten Teil der Arbeit in der Landwirt-
schaft leisten, die Hauptlast der negativen Folgewirkungen zu tragen.
Zur Lage der maisproduzierenden kleinbäuerlichen Familien in Alfonso Lista, Ifugao 43

Die Problemsituation der Mehrzahl der kleinbäuerlichen Familien in


Alfonso Lista lässt sich in groben Zügen wie folgt zusammenfassen:

a) Abhängigkeit der Kleinbauern von Saatgutkonzernen (Hybrid-


saatgut muss in jeder Saison neu gekauft werden);
b) Umweltbelastung durch den verstärkten Einsatz von Argrochemi-
kalien (vor allem Spritzmittel);
c) Steigende Produktionskosten aufgrund der hohen Inputkosten
abhängig von Preisentwicklungen und Preisschwankungen;
d) Zunehmende Verschuldung von maisproduzierenden kleinbäuer-
lichen Familien bei privaten Geldverleihern;
e) Einschränkung der Artenvielfalt auf den Feldern (Monokultur)
und Verdrängung lokaler angepasster Landsorten;
f) Verstärkter Befall von Krankheiten und Schädlingen bei den
Hochertragssorten;
g) Rückgang der diversifizierten Erzeugung für den Eigenver-
brauch, d.h. Verlagerung der Ressourcen vom Anbau von Nutz-
pflanzen für die Eigenversorgung hin zum Anbau von Mais als
cash crop; und
h) Abnahme der Bodenfruchtbarkeit und Zunahme der Bodenero-
sion durch den einseitigen Maisanbau sowie langjähriger Anwen-
dung synthetischer Düngemittel.

Die aufgezeigte Problemlage lässt erkennen, dass der bisherige Ent-


wicklungsweg die Subsistenzbasis der bäuerlichen Familien zerstört und
eine Entwicklung einer sozial- und umweltverträglichen Landwirtschaft
verhindert wird.

Mein Dienstgeber: Die Nichtregierungsorganisation FHCD


FHCD (Foundation for Huwomanity-Centered Development) ist eine
Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Baguio, Nordluzon. Sie führt seit
1989 ländliche Entwicklungsprogramme in den Provinzen Ifugao, Isabela,
La Union, und Ilocos Sur in Nordluzon durch. Sie hat in diesen Provin-
zen beim Aufbau und Zusammenschluss von Bauernvereinigungen
Pionierarbeit geleistet. Heute arbeitet FHCD in einem Netzwerk mit 45
lokalen Organisationen zusammen. Im Rahmen einer armuts- und
genderorientierten Entwicklungszusammenarbeit wird ein besonderes
Augenmerk auf die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Situa-
tion von in Armut lebenden Frauen gelegt. Dabei richten sich die Bemü-
hungen darauf, die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Eigenständigkeit
der Frauen zu fördern, d.h. eigenes Einkommen zu erwerben sowie
gleichberechtigten Zugang zu produktiven Ressourcen zu ermöglichen.
FHCD ist in mehreren Bereichen aktiv: Gemeinwesen- und Dorfentwick-
lung (community development), Primärgesundheitsversorgung, Trink-
wasserversorgung, ökologischer Landbau und Ressourcenschutz, institu-
tionelle Stärkung von Partnerorganisationen (Planung, Management,
44 Roland Ferstl

Organisationsentwicklung). Die NGO hat bisher, durch ihre landwirt-


schaftlichen Entwicklungsprojekte, entscheidend dazu beigetragen, die
Lebensbedingungen marginalisierter Bevölkerungsgruppen, insbesondere
der in der Landwirtschaft tätigen Frauen, in den Provinzen Nordluzons
zu verbessern.

Das Programm von FHCD


Diese Ausgangssituation führte 1996 in Alfonso Lista zu dem von FHCD
geförderten Programm Alfonso Lista Farmers Collective Action for Eco-
nomic Empowerment and Development Program, an dem sich finanziell
die Australian Agency for International Development beteiligt. Ziel des
Programms ist die nachhaltige Verbesserung der sozialen
Ziel des Programms ist die und wirtschaftlichen Situation verarmter und größtenteils
nachhaltige Verbesserung verschuldeter maiserzeugender kleinbäuerlicher Familien in
der sozialen und wirtschaft- Alfonso Lista. Dabei wird der bessere Zugang zu preisgünsti-
lichen Situation verarmter gen Krediten für die Zielgruppe der Bäuerinnen, die die
und größtenteils verschul- Hauptlast der Versorgung ihrer Familien zu tragen haben, als
deter maiserzeugender ein entscheidender Schritt gesehen, um ihre wirtschaftliche
kleinbäuerlicher Familien in Lage zu verbessern. Ein wichtiger Baustein des Programms
Alfonso Lista. Ein wichtiger ist dabei die Einführung eines Kreditrotationsfonds mit dem
Baustein des Programms ist Ziel, Frauen, die keinen Zugang zum formellen Kreditmarkt
dabei die Einführung eines
haben und bislang auf den privaten Geldverleiher angewie-
Kreditrotationsfonds.
sen waren, einen kostengünstigen Kredit als Alternative zum
privaten Geldverleiher zu bieten. Darüber hinaus spielen
begleitende Fördermaßnahmen eine wichtige Rolle. So ist beispielsweise
die Kreditvergabe mit produktionstechnischer, betriebswirtschaftlicher
und marketing-Beratung verbunden.
Um den integrierten Pflanzenschutz sowie ökologische Produktions-
methoden den Frauengruppen nahe zu bringen, werden als methodischer
Ansatz Trainingskurse und Demonstrationen in sog. Farmer Field
Schools durchgeführt. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf der Erarbei-
tung von Lösungsansätzen mit Frauengruppen für ihre vorwiegend mais-
produktions-bezogenen Probleme. Um eine nachhaltige Produktion zu
gewährleisten, wird ein Bündel von Maßnahmen durchgeführt, welche
vorwiegend der Erhaltung und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und
der Ernährungssicherung dienen. Hierbei werden vor allem Maßnahmen
aus dem standortgerechten /ökologischen Landbau (organische Dün-
gung, biologischer Pflanzenschutz, Mischfruchtanbau) als Alternative
zum Monokulturanbau durchgeführt. Auf die Umsetzung der Maßnah-
men mit ihren zahlreichen Einzelschritten kann in diesem Zusammen-
hang nicht eingegangen werden.
Mittlerweile haben zehn mit Rotationsfonds ausgestattete Organisa-
tionen mit ihren 428 Mitgliedern von dem Programm profitiert. Die Kre-
ditvergabe an die Mitglieder liegt ausschließlich in den Händen der Orga-
nisationen, deren Kreditkomitees über die Anträge der Mitglieder nach
festgelegten Kreditvergaberichtlinien entscheiden. Sie verwalten und ver-
Zur Lage der maisproduzierenden kleinbäuerlichen Familien in Alfonso Lista, Ifugao 45

geben kurzfristige (saisonale) Kredite i.d.R. zur Finanzierung von Inputs


für die Maiserzeugung an ihre Mitglieder. Jedes Mitglied kann einen Kre-
dit in Anspruch nehmen und ist damit nicht mehr auf die Wucherkredite
von Geldverleihern angewiesen. Die ausgehändigten Kredite in einer
Höhe von 500-1000 DM werden in der Regel für eine Maisanbausaison
zu einem Zins von 5% pro Monat vergeben, was den Kapitalerhalt des
Rotationsfonds garantiert. Die Kredithöhe richtet sich dabei hauptsäch-
lich nach der Anbaufläche, Produktionsverfahren und den Kosten des
Produktionsmitteleinsatzes der Kreditnehmerinnen. Besonderes Augen-
merk wird auf die sofortige Rückzahlung nach Verkauf der erzeugten
Produkte gelegt, was bisher zu relativ hohen Rückzahlungsquoten (93
Prozent) geführt hat- ein Indiz für die Effizienz der Kreditvergabe.

Die wichtigsten Auswirkungen realisierter Maßnahmen


auf die Lebensbedingungen der Frauen
Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass schon kleinste Kredite
wirksam zur Armutsbekämpfung beitragen können. Die Ausstattung der
Organisationen mit Rotationsfonds zur Finanzierung von Produktions-
mitteln hat zu signifikanten Einkommenssteigerungen der Mitglieder
geführt. Der Nutzen der durchgeführten Maßnahmen wird im allgemei-
nen von den Frauen als eine Verbesserung ihrer Lebenssituation
Die Ausstattung der gesehen. Bei einem Vergleich im Projektgebiet zwischen kreditbe-
Organisationen mit günstigten Mitgliedern und Bäuerinnen, die nicht dem Projekt ange-
Rotationsfonds zur hören, lässt sich ein deutlicher Unterschied erkennen. Mitglieder
Finanzierung von haben in der Regel einen höheren Lebensstandard. Sie konnten ihr
Produktionsmitteln Einkommen aus der Maiserzeugung deutlich erhöhen, ernähren sich
hat zu signifikanten besser und besitzen eine größere Anzahl von Haushaltsgegenständen.
Einkommenssteige- Die Bäuerinnen verfügen i.d.R. über die Einnahmen aus der Ver-
rungen der Mitglie-
marktung von Mais, aus welchen der Unterhalt der Familie bestritten
der geführt.
wird. Einige Mitglieder konnten auch Rücklagen bilden. Auf die Fra-
ge, wofür sie sparen, fiel die Antwort meistens so aus: für die An-
schaffung von Haushaltsgegenständen und die Ausbildung der Kinder
(z.B. für Schulgebühren und Schulkleidung). Die befragten Ehemänner
scheinen stolz auf ihre erfolgreichen Frauen zu sein, und unterstützen die
produktiven Tätigkeiten, zumal das Haushaltseinkommen verbessert wird.
Das Ansehen im Dorf und gegenüber Verwandten ist auch gestiegen auf-
grund des höheren Einkommens, so die Antwort vieler Mitglieder. Unsere
Beobachtungen in den Dörfern bestätigen, dass wirtschaftlich erfolgreiche
Frauen eher gesellschaftliche Anerkennung im Dorf und vor allem von
ihren Ehemännern erfahren. Zum einen haben sich für Mitglieder die Pro-
duktionskosten durch den kostengünstigen Kredit deutlich verringert.
Zum anderen ist die Abhängigkeit von privaten Geldverleihern stark redu-
ziert worden. So konnten die meisten Frauen aufgrund der erwirtschafte-
ten Gewinne ihre Schulden an die Geldverleiher zurückzahlen und sind
nicht mehr auf diese Kredite mit Wucherzinsen angewiesen.
46 Roland Ferstl

Ferner hat die produktionstechnische und betriebswirtschaftliche


Beratung dazu beigetragen, die Mineraldünger- und Pflanzenschutzmit-
teleinsatzmengen deutlich zu reduzieren ohne größere Ertragseinbußen
hinnehmen zu müssen. Maiserzeugerinnen verließen sich in der Vergan-
genheit auf Händler, um aktuelle Informationen über Einsatzmengen
und Kosten der Betriebsmittel, was im Inter-
esse der Händler zu einem erhöhten Ver-
brauch von Produktionsmitteln führte. Der
vermehrte Einsatz von organischem Dünger
im Maisanbau sowie eine diversifizierte Pro-
duktion (u.a. lokal angepasste Landsorten:
open-pollinated varieties werden wieder ein-
gesetzt; Mais wird wieder in Mischkultur mit
Bohnen angebaut) hat die Eigenversorgung
verbessert, das Produktionsrisiko vermin-
dert, und einen Rückgang des Einsatzes von
betriebsexternen Produktionsmitteln (Mine-
raldünger, Spritzmittel) bewirkt.
Der organisierte gemeinsame Ankauf,
Transport, und Vermarktung von Produk-
tionsmitteln durch die Organisationen hat
zudem zu einer Kostenreduzierung beigetra-
gen. Ein besonders erfreuliches Ergebnis der
Projektmaßnahmen ist das geschärfte
Bewusstsein der Frauen, umweltfreundlich
zu produzieren. Heute sind die finanzierten
Aktivitäten der Organisationen vielfältiger
geworden. Beispielsweise setzen die Mitglie-
der der Organisationen ihren Kleinkredit
vermehrt für umweltfreundliche Produk-
tionsmethoden ein. So wird der asiatische
Maiszünsler, ein gefährlicher Maisschädling, ausschließlich durch den
Einsatz von Schlupfwespen (Trichogramma evanescens), d.h. mit Metho-
den der biologischen Schädlingsbekämpfung, unter der Schadensschwelle
gehalten. Aber auch die Anlage von Hausgärten nach den Grundsätzen
des biologischen Gemüseanbaus (bio-intensive gardening) wird finan-
ziert.
Wie in jedem Entwicklungsprojekt kann auch hier nicht nur über
Licht-, sondern auch Schattenseiten berichtet werden. Anfänglich haben
sich nicht immer alle Mitglieder an die Kreditvergaberichtlinien gehalten.
(z.B. Gewährung von Folgekrediten, ohne dass der vorherige Kredit abge-
zahlt wurde). Auch das Rückzahlungsverhalten einiger Mitglieder hätte
besser sein können. Erst verstärkte Kontrollmechanismen und ergänzen-
de Kredit-Trainingsmaßnahmen von Projektmitarbeitern entsprechend
dem unterschiedlichen Ausbildungsstand der Mitglieder haben die Nach-
haltigkeit der Kreditfonds gewährleistet.
Zur Lage der maisproduzierenden kleinbäuerlichen Familien in Alfonso Lista, Ifugao 47

Abschließend kann gesagt werden, dass wir bisher ermutigende


Erfahrungen damit gemacht haben, Aktivitäten zu finanzieren, die einen
direkten ökonomischen Nutzen erbringen. Dieser Ansatz hat zu höheren
Einkommen und zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der
Frauen beigetragen. Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Projektarbeit
unterstreichen Erfahrungen, die auch schon in anderen ländlichen Ent-
wicklungsprojekten gemacht wurden: die Vergabe eines revolvierenden
Kreditfonds ist nicht schwierig. Ihn zu erhalten und zu vergrößern ist die
eigentliche Herausforderung. Zu niedrige Zinsen führen über kurz oder
lang zu einer Dekapitalisierung der Kreditrotationsfonds. Um die Nach-
haltigkeit von Kreditrotationsfonds zu gewährleisten, sollten sie sich im
Bereich der realen Marktzinsen bewegen, damit zumindest ihr Kapital-
wert erhalten bleibt. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass auch ande-
re Probleme, wie die betriebswirtschaftlich ungeschickte Planung und die
mangelnde Bereitschaft, Ersparnisse zu mobilisieren, zu einer Verkürzung
der Lebensdauer von Kreditfonds beitragen.
48

Hugo Valdés Bio und fair in Costa Rica


Persönliche Angaben: Seit dem Oktober 2000 bin ich als Vermarktungsbera-
ter für ökologische Produkte in San José/Costa Rica tätig. Ich bin 49 Jahre alt
und stolzer Vater von vier Mädchen, die zwei jüngsten, im Kindergarten
bzw. Schulalter, leben mit uns in Costa Rica. Meine Frau ist Journalistin
(mit Spezialisierung auf ökologische und entwicklungspolitische Themen)
und arbeitet seit März 2001 halbtags bei einer NRO im Kommunikationsbe-
reich.
Ich stamme aus Chile, lebe aber seit 1976 in Deutschland. Wenn ich
meine berufliche Laufbahn aus der Vogelperspektive betrachte, so habe ich
mich kontinuierlich und aus verschiedenen Richtungen auf meine jetzige
Tätigkeit zu bewegt. Nach dem Abschluss meines Studiums der Wirtschafts-
wissenschaften mit Vertiefungsrichtung Agrarökonomie im Jahr 1987 habe
ich ohne Unterbrechungen im entwicklungspolitischen Bereich gearbeitet.
Zunächst war ich etwa vier Jahre in der Zentrale einer Consulting in Esch-
born als Projektkoordinator von Ernährungssicherungsprogrammen und
sogenannten integrierten ländlichen Entwicklungsprojekten (von EU und
GTZ ausgeschrieben) tätig. Danach arbeitete ich 3 Jahre lang in einem
EU-Projekt in Mazatenango/Guatemala als Berater für die Weiterverarbei-
tung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse – einige davon in
Bioqualität – (Kaffee, Cashew-Nüsse, Ingwer, u.a.) mehrerer Kooperativen.
Nach der Rückkehr nach Deutschland wurde ich erneut Projektreferent, die-
ses Mal in der Zentrale der „Gesellschaft für internationale wirtschaftliche
Zusammenarbeit“ in Stuttgart, der Entwicklungshilfe-Consulting des Lan-
des Baden-Württemberg. Hauptschwerpunkte waren dort Projekte der
Berufsbildung und Unterstützung von Klein- und mittelständischen Betrie-
ben in Lateinamerika. Nach etwas mehr als einem Jahr, 1995, wechselte ich
zu FLO (Fairtrade Labelling Organisation), der internationalen Dachorga-
nisation von Transfair und Max-Havelaer mit Sitz zuerst in Schorndorf bei
Stuttgart, dann in Bonn. Dort arbeitete ich als Produktmanager für Honig
und Zucker und pflegte damit unter anderem die Kontakte zu den Kleinpro-
duzenten und Importeuren.

Costa Rica – die „Schweiz Zentralamerikas“


Nach dem „Index der menschlichen Entwicklung“ der Entwicklungsorga-
nisation der Vereinten Nationen (UNDP 1999) nimmt Costa Rica derzeit
den 34. Platz von insgesamt 174 untersuchten Ländern ein. Innerhalb
Zentralamerikas entspricht dies dem vordersten Platz. Dem vergleichs-
weise hohen Entwicklungsniveau und dem Ende der offenen kriegeri-
schen Handlungen in den Nachbarländern hat es Costa Rica zu verdan-
ken, dass sich die meisten internationalen Geberorganisationen aus Costa
Rica zurückgezogen haben, obwohl sich die Position des kleinen Landes
in den letzten vier Jahren ständig verschlechterte: Nach dem „Index der
menschlichen Entwicklung“ der Entwicklungsorganisation der Vereinten
Nationen (UNDP 1999)1995 nahm es noch Platz 28, 1999 Platz 34 ein.
Bio und fair in Costa Rica 49

Hinzu kommt ein enormes regiona-


les Entwicklungsgefälle zwischen den
industrialisierten urbanen Zentren um
die Hauptstadt San José und den „unter-
entwickelten“ ländlichen Regionen, vor
allem an der Karibik und den Grenzen zu
Nicaragua und Panamá. Das teilweise
hohe wirtschaftliche Wachstum der letz-
ten Jahre konzentriert sich fast aus-
schließlich auf den Exportsektor (Elek-
tronikindustrie bzw. Chipproduktion,
Textilverarbeitung, Kaffee, Bananen und
nichttraditionelle Agrarprodukte wie Blu-
men und Zitrusfrüchte) und auf die Tou-
rismusindustrie, die auf das Öko-Image
von Costa Rica setzt (Costa Rica als Naturparadies). Die Gewinne kom-
men vor allem den Eigentümern der Produktionsmittel zugute, da die
Löhne der Arbeiter/innen seit Jahren stagnieren. Das Monatseinkommen
eines durchschnittlichen Haushalts liegt bei US $ 400; in ländlichen
Zonen liegt es seit Jahren bei etwa US $ 170. Die Lebenshaltungskosten
steigen dagegen um jährlich fast 10 %. Entsprechend stieg auch der Anteil
der Armen an der Gesamtbevölkerung auf über 20%.
Mehr als die Hälfte (54 %) der wirtschaftlich aktiven Bevölkerung ist
nach wie vor in der Landwirtschaft tätig – neben der ländlichen Bevölke-
rung Costa Ricas auch die Mehrzahl der auf etwa 500.000 Personen
geschätzten nicaraguanischen MigrantInnen. Dennoch trägt der Sektor
nur ca. 11% zum Bruttoinlandsprodukt bei. Dies ist ein Ergebnis der nie-
drigen Produktivität des Sektors, dessen Wachstumsrate 1999 ca. 3.6%
betrug, während das Durchschnittswachstum bei 8.4% lag, und dies trotz
eines extrem hohen Einsatzes chemischer Inputs. Der Kreditanteil für den
Agrarsektor ist auf den Exportbereich konzentriert und selbst dort seit
Jahren rückläufig. KleinbäuerInnen haben kaum Zugang zu Krediten.

Ökoparadies Costa Rica?


Die Tourismusindustrie in Costa Rica lebt vom Image des Landes als
Naturparadies. Zwar verfügt Costa Rica über eine umfangreiche Gesetz-
gebung gegen den Raubbau an Primärwäldern und hat rund ein Viertel
des Landes unter Naturschutz gestellt, gleichzeitig aber sind die Forstbe-
hörden chronisch unterbesetzt, so dass eine Kontrolle des Raubbaus nur
bedingt möglich ist. Außerdem ist die Landwirtschaft in Costa Rica, einer
Aufstellung der FAO zufolge, eine der chemieintensivsten in ganz Latein-
amerika.
Die ständig steigenden Kosten für Düngemittel und Pestizide, die in
wachsendem Maße in den Monokulturen erforderlich werden, aber auch
der rasante Verfall der Weltmarktpreise für die wichtigsten Exportpro-
dukte (Kaffee, Bananen, Zucker, Kakao) führten zu wachsenden wirt-
50 Hugo Valdés

schaftlichen Problemen der Kleinbauernfamilien. Die traditionelle


Grundnahrungsmittelproduktion der Kleinbauernfamilien kann kaum
mit den Billigimporten v.a. aus Nordamerika (z.B. Reis, Mais, etc.) kon-
kurrieren. Die neoliberale Regierungspolitik fördert diese Marktöffnung.
Die Importe tragen zudem zu einer Verminderung der genetischen Varie-
tät einiger ehemals wichtiger Kulturpflanzen bei. In der Produktion selbst
kommen ökologische Schäden durch den massiven Pestizideinsatz und
erosionsbedingte Schäden durch fortschreitende Abholzung der Wälder
in Hanglagen hinzu.
Der Koordination einiger weniger NROs und ihrer Lobbyarbeit ist es
zu verdanken, dass mittlerweile auch das Agrarministerium und einige
Universitäten verstärkt Interesse an einer ressourcenscho-
Als erstes Land Zentralame- nenden Landwirtschaft entwickelt haben. Als erstes Land
rikas hat Costa Rica eine Zentralamerikas hat Costa Rica eine rechtliche Rahmenrege-
rechtliche Rahmenregelung lung zur Kontrolle von Produkten aus der ökologischen
zur Kontrolle von Produkten Landwirtschaft verabschiedet. Allerdings sind auch hier die
aus der ökologischen Land- Kapazitäten zur Überwachung der Regelungen im Landwirt-
wirtschaft verabschiedet. schaftsministerium sehr begrenzt.

Der Träger
CEDECO (Corporación Educativa para el Desarrollo Costarricense ) ist
eine ökumenische Organisation, die von ehemaligen Mitarbeitern ver-
schiedener evangelischer und katholischer Programme gegründet wurde.
Sie ist seit 1984 als gemeinnützig anerkannt und arbeitete im Bereich
„ländliche Entwicklungsprogramme“, bis Ende 2000 schwerpunktmässig
in drei verschiedenen Regionen des Landes.
Vor ein paar Jahren bestimmte CEDECO ein neues strategisches
Arbeitsfeld: die Förderung des ökologischen Landbaus. CEDECO setzt
dabei vor allem auf die Erschließung des nationalen Markts für Biopro-
dukte, zumal der Anbau von Bio-Lebensmitteln in Mittelamerika nicht
unbedingt oder nur unwesentlich teurer ist als die konventionelle Erzeu-
gung von Lebensmitteln. Dabei geht es CEDECO nicht nur um den
Schutz der Umwelt, sondern auch um die ethische Forderung, dass die
einheimische Bevölkerung ein Recht darauf hat, qualitativ gute und
gesunde Waren zu konsumieren. Damit will CEDECO den Trend umkeh-
ren, dass die Bevölkerung der typischen Agroexportländer meist nur Pro-
dukte minderer Qualität konsumieren kann, weil die qualitativ hochwer-
tigen in den Export gehen. In Kolumbien, Guatemala und Costa Rica ist
guter Kaffee beispielsweise nur selten auf dem Markt zu kriegen.
Neben der Aus- und Fortbildung von Kleinbäuerinnen und -bauern
in Techniken des ökologischen Landbaus förderte CEDECO die Vermark-
tung von Bioprodukten. So hat CEDECO beispielsweise einen lokalen
Biowochenmarkt in San José etabliert, das Konzept soll jetzt landesweit in
verschiedenen Kleinstädten angewendet werden. Außerdem unterstützt
CEDECO Gruppen und Organisationen bei der Einführung neuer
Bio-Produkte (Marmelade, Kekse, etc.). In einigen Supermarktketten gibt
Bio und fair in Costa Rica 51

es mittlerweile eigene Biolinien, zumindest bei Gemüse und Obst. Etliche


Lieferanten sind von CEDECO aus- bzw. weitergebildet worden.
Mit den Jahren hat sich CEDECO umfangreiche Kenntnisse erwor-
ben und genießt hohe Anerkennung. Seit 2001 ist CEDECO landesweit in
der Beratung von Kleinbauernorganisationen und im Bereich ökologi-
scher Landbau tätig. Zunehmend wird CEDECO auch im mittelamerika-
nischen Kontext eine herausragende Stellung zugemessen. Die Arbeit
wird organisatorisch in drei Abteilungen durchgeführt: Durchführung
und Monitoring von Projekten, Aus- und Fortbildung, und Öffentlich-
keitsarbeit / Verbraucherbildung.
Die Entwicklung lokaler Märkte ist und bleibt die Hauptausrichtung
der Arbeit von CEDECO. Dennoch wollte sich die NRO den Chancen
und Möglichkeiten, die der internationale Markt bietet, nicht ganz ver-
schließen. In Kooperation mit anderen Organisationen aus Mittelamerika
sollten Exportmöglichkeiten für bestimmte Bioprodukte erschlossen wer-
den. Da keine Person mit ausreichenden Kenntnissen der internationalen
Biomärkte gefunden wurde, reichte CEDECO 1999 einen Antrag auf Ver-
mittlung eines Entwicklungshelfers bei DÜ ein.

Meine Arbeit:
Über den Biomarkt und den Fairen Handel informieren
Als Ziel meiner Arbeit wurde definiert, den KleinproduzentInnen aus der
Region einen besseren Zugang zum internationalen Markt ökologisch
erzeugter Produkte und zum Fairen Handel zu ermöglichen. Dies soll
durch Fortbildung, Herstellung von Kontakten und vor allem, durch die
Beschaffung, Bearbeitung und Verbreitung von Informationen über die
Möglichkeiten und Chancen der internationalen Märkte erfolgen.
Die meisten KleinproduzentInnen traditioneller Erzeugnisse wie
Kaffee, Kakao, Bananen, Zucker (sog. Kolonialprodukte) aus Mittelame-
rika sehen sich derzeit gezwungen, einen Großteil ihrer Produktion zu
exportieren, da der lokale Markt für Agrarprodukte, ob bio oder konven-
tionell, wenig Rendite bringt. Auch die Erlöse aus dem Export sind oft-
mals keine lohnende Alternative zum lokalen Markt, weil die Kleinbau-
ern-Genossenschaften oder -Kooperativen meist nicht auf direktem Weg,
52 Hugo Valdés

sondern über Zwischenhändler, Broker, etc. exportieren, die sich einen


vergleichsweise hohen Anteil an der Rendite aneignen.
Der direkte Marktzugang bietet für die Kleinproduzent/innen eine
Möglichkeit, höhere Gewinne zu erzielen und damit das Einkommen zu
verbessern. Diese Grundidee liegt auch dem fairen Handel zugrunde, der
die KleinproduzentInnen beim Marktzugang unterstützt. Denn Export-
aktivitäten stellen hohe Anforderungen in puncto Informationsbeschaf-
fung und Flexibilität, denn viele internationale Märkte sind sehr instabil,
weil Nachfrage, Mengen und Preise starken Schwankungen unterliegen.
Gleichzeitig verlangen Exportaktivitäten von der Angebotsseite her einen
hohen Grad an Organisation, um gleichbleibende Mengen und gleich-
bleibende Qualität anbieten zu können.
Eine der größten Schwierigkeiten für die Teilnahme von Kleinprodu-
zenten am Weltmarkt von Bioprodukten und am fairen Handel ist aber
Eine der größten Schwierig- der Mangel an Informationen. Der Biomarkt ist wenig trans-
keiten für die Teilnahme von parent, die Informationen, soweit vorhanden, sind breit
Kleinproduzenten am Welt- gestreut. Aus diesem Grund soll bei CEDECO ein zentral-
markt von Bioprodukten amerikanischer Informationsdienst per E-Mail bzw. Internet
und am fairen Handel ist über den Biomarkt und den Fairen Handel etabliert werden.
aber der Mangel an Informa- Eine Printversion kann ebenfalls abonniert werden. Im Rah-
tionen. Der Biomarkt ist men von Workshops und Fortbildungen werden Spezialthe-
wenig transparent, die Infor- men (z.B. Zertifizierungsnormen, der Markt für einzelne
mationen, soweit vorhan- Produkte, etc.) erörtert und können Kontakte hergestellt
den, sind breit gestreut. werden.

Bio und fair als Chance


Der faire Handel bietet einigen ProduzentInnengruppen die Möglichkeit,
ein besseres Einkommen zu erzielen und ihre Lebensbedingungen zu ver-
bessern. Quantitativ gesehen und verglichen mit Biomarkt ist sein Poten-
tial aber derzeit noch eher gering.
Der Markt der ökologisch hergestellten Produkte wächst dagegen
weltweit mit annähernd zweistelligen Wachstumsraten, alle Prognosen
sagen weiterhin ein hohes Wachstum voraus. Zahlreiche Studien belegen
die These, dass die Nachfrage das Angebot derzeit übersteigt und dass
diese sogenannte Angebotsknappheit das Wachstum des Marktes mittel-
und langfristig begrenzen wird.
Dies könnte ProduzentInnen in Afrika, Asien, Lateinamerika, aber
auch in Osteuropa, große Marktchancen eröffnen. Denn eine ökologisch
integrierte Produktion ist überwiegend und sinnvollerweise in relativ
kleinen Einheiten rentabel, denn Fruchtfolge und Diversifizierung der
Anbauflächen verlangsamen den Schädlingsbefall und die Ausbreitung
von Pflanzen- und Tierkrankheiten. Der Einsatz von Maschinen ist im
Gegensatz zu Monokulturen und großen Anbauflächen hingegen nur
begrenzt möglich. Es ist viel Handarbeit erforderlich. Aufgrund der ver-
gleichsweise hohen Kosten von Pestiziden, Herbiziden, chemischen Dün-
gern und Maschinen sowie aufgrund von klimatischen Vorteilen kann die
Bio und fair in Costa Rica 53

ökologische Landwirtschaft zumindest in Mittelamerika mit der konven-


tionellen preislich in vielen Fällen konkurrieren.
Wenn vorhandene Marktchancen in Mittelamerika derzeit überhaupt
ausgenutzt werden, dann weniger von KleinproduzentInnen (die große
Mehrzahl der ProduzentInnen überhaupt), sondern von dynamischen
wohlsituierten einheimischen Unternehmer/innen oder vor Ort lebenden
Ausländern, die mit fremdem Kapital ausgestattet sind (z.B. in Form von
Vertragsanbau amerikanischer oder europäischer Biofirmen). Ihre
Anbauflächen werden von Landarbeiter/innen bestellt, die zumeist nicht
mehr und nicht weniger Rechte und Einkommen haben als andere Land-
arbeiter/innen.
Entwicklungspolitisch gesehen ist die Förderung des
Entwicklungspolitisch gese- ökologischen Landbaus also vor allem dann sinnvoll, wenn
hen ist die Förderung des er die Lebensbedingungen der Bevölkerungsmehrheit, sprich
ökologischen Landbaus der KleinproduzentInnen verbessert. Für den Zugang zum
dann sinnvoll, wenn er die Biomarkt sind Informationen über das Marktgeschehen
Lebensbedingungen der wichtig, aber nicht ausreichend. Denn selbst wenn Kleinbau-
Bevölkerungsmehrheit, ernorganisationen über Informationen und Entscheidungs-
sprich der KleinproduzentIn- kriterien verfügen, bedeutet das noch lange nicht, dass die
nen verbessert. ProduzentInnen von den Gewinnchancen des Marktes auch
tatsächlich profitieren können.
Die Biobewegung hat bisher der sozialen Seite der Produktion wenig
Beachtung geschenkt, die internationalen Biostandards sind hauptsäch-
lich technisch definiert. Wer diese Standards erfüllt, kann zertifiziert und
Akteur/in auf dem Biomarkt werden. Die Zertifizierung kleiner Flächen
ist vergleichsweise teuer und erfordert hohe Anfangsinvestitionen, die die
kleinbäuerlichen Familien oft nicht tätigen können. Starke Auseinander-
setzungen innerhalb von IFOAM, der Weltorganisation der Biobewegung,
haben dazu geführt, dass sich die Bemühungen um Sozialstandards in
den letzten Jahren stark intensiviert haben. Solange diese Standards nicht
Teil der bestehenden Verordnung sind, gilt: Bio ist noch lange nicht fair
oder entwicklungspolitisch gut.

Daher ist es richtig und unbedingt notwendig, dass sich CEDECO


auch innerhalb und außerhalb von IFOAM für die Definition von Sozial-
standards im ökologischen Landbau einsetzt.
54

Ulrike Binder Von Entwicklungsländern und Bioländern


„Wir müssen Gemeinschaft lernen“
Persönliche Angaben: Landwirtschaft habe ich studiert, um in die „Entwick-
lungshilfe“ zu gehen. Die Faszination Lateinamerika war früh in mein
Leben getreten; über die Fastenaktion Misereor „Gebt ihnen zu essen“ und
den Brot für die Welt-Kalender war ich mit diesem Kontinent schon im
Kleinkindalter verbunden. Die Armen taten mir leid, ich wollte ihnen helfen.
Deshalb verfolgte ich zielstrebig den Gedanken, mir Kenntnisse in tropischer
Nahrungsmittelproduktion anzueignen, um den armen Lateinamerikane-
rInnen eines Tages den Schlüssel zu ihrer Rettung vor dem Verhungern zu
bringen.
An der Uni wurden meine karitativen Absichten durch die Erkenntnis
politischer Zusammenhänge relativiert. Im Fach Entwicklungspolitik erfuhr
ich, dass Entwicklungshilfe nicht immer Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet, im
Gegenteil oft als Hilfe zur Unterentwicklung gesehen werden müsse.

Trotzdem machte ich mich qualifiziert durch Titel und Herkunft aus
einem „entwickelten“ Land 1984 auf den Weg ins revolutionäre Nicara-
gua. Dort, wo eine Agrarreform den Kleinbäuerinnen und -bauern den
Zugang zu Land ermöglicht hatte, wollte ich bei der Mais- und Bohnen-
produktion im speziellen und bei der Revolution im allgemeinen helfen.
Die Nachfrage der NicaraguanerInnen nach Belehrungen aus der
Ersten Welt war aber gering. Vor allem hatten sie nicht die Probleme, für
Meine Ideen ließen sich welche ich die Lösung im Kopf hatte. Meine Ideen ließen
nicht verwirklichen, und die sich nicht verwirklichen, und die hohen moralischen
hohen moralischen Ansprü- Ansprüche versanken in der Realität des Alltags. Dafür
che versanken in der Rea- lernte ich aber zuzuhören und die Ideen der Einheimi-
lität des Alltags. Dafür lernte schen an manchen Stellen fachlich zu unterstützen. Ich
ich aber zuzuhören und die lernte, meine Geschwindigkeit zu verlangsamen, Eile und
Ideen der Einheimischen an Hektik für überflüssig zu halten, denn Zeit war das Einzi-
manchen Stellen fachlich zu ge, was sie in Nicaragua in Hülle und Fülle hatten. Auch
unterstützen. sah ich, dass sich Menschen in schwierigen Situationen
zurechtfinden, ohne in Jammern und Hysterie zu verfallen,
stattdessen improvisieren und sich nicht allzu viele Gedanken um die
Zukunft machen. Über Zukunftspläne zu sprechen ist müßig; morgen
kann ein Vulkan aus-
brechen oder ein Hur-
rikan kommen oder
ein Krieg... Es hat kei-
nen Sinn, weit voraus
zu denken.
Nach drei Jahren
machten wir, inzwi-
schen eine dreiköpfige
Von Entwicklungsländern und Bioländern 55

Familie, einen Ausflug ins Expertenleben, in ein Projekt der Integrierten


Ländlichen Entwicklung nach Äthiopien. Dort sollten wir die Vorgaben
der zielorientierten Projektplanung im Bereich der landwirtschaftlichen
Beratung umsetzen. Zielgruppenorientiertes Arbeiten war aber sehr
schwierig, weil das Projekt ohne Beteiligung der Zielgruppen erdacht
worden war. Die Bäuerinnen und Bauern waren mit den Maßnahmen,
die der Plan vorsah, nur teilweise einverstanden, auch in Äthiopien hatten
die Leute eigene Ideen. Zwei Jahre wirkten wir bei deren Unterstützung
mit, danach war die Zeit um und das Projekt aus.
Bei DÜ gehörten wir dann zur Gruppe der abgeklärten „Mehrfach-
ausreisenden“.
Ich wurde als Dozentin an eine landwirtschaftliche Fachschule in
Nicaragua vermittelt, wo es galt, das zarte Pflänzchen Standortgerechter
Landbau zu hegen. Erfreulicherweise gab es keine Vorgaben, wie, mit
wem, auf welcher Ebene, usw. dies zu geschehen hatte. Dieser Freiraum
erlaubte es, zusammen mit KollegInnen, SchülerInnen und traditionell
wirtschaftenden Kleinbäuerinnen und -bauern im Laufe der Zeit ein Pro-
gramm zum Einsatz wildwachsender Leguminosen in der Landwirtschaft
zu entwickeln. Die Schule gedieh zu einem über die Landesgrenzen hin-
aus bekannten Zentrum für Leguminosenanbau, die Bäuerinnen und
Bauern zu ExpertInnen für die Nutzung lokaler Ressourcen, und die Kol-
legInnen zu Fachleuten für Fragen des Erhaltes pflanzengenetischer
Ressourcen, Biodiversität und Biopiraterie.
Nach sechs Jahren musste ich mich entscheiden: Entwicklungszu-
sammenarbeiterin mit Knöllchenbakterienspezialwissen bis zur Rente
oder Ausreise in die Heimat. Die Rückkehr war schwierig. Die Reintegra-
tion betreffend gehörte ich beruflich zur Problemgruppe Nummer eins:
AgraringenieurInnen um die Vierzig. Das Arbeitsamt malte meine Zu-
kunft als Vertreterin für Melkmaschinenreiniger in rosigen Farben, aber
ich lehnte ab, denn das traute ich mir wirklich nicht zu. Auch sonst über-
all Anpassungsschwierigkeiten: Zwar sah ich aus wie eine Deutsche, aber
ich fühlte und benahm mich wie eine Zugehörige zu einer Randgruppe.
Vor allem fehlte in unserem Leben die planerische Weitsicht der Men-
schen, die uns umgaben, auch litten wir nicht unter der Wachstumsneu-
rose, welche in der Ersten Welt im allgemeinen die Grundlage mensch-
lichen Strebens bildet.
DÜ bot mir einen Inlandsvertrag an; dieser dient einerseits der
beruflichen Reintegration, zum anderen sollen dabei getreu dem Motto:
„Wir vermitteln RückkehrerInnen“ die Auslandserfahrungen ins hiesige
Geschehen einfließen. Mit einem solchen Inlandsvertrag also begaben wir
uns ins Ländle, genauer gesagt ins Bioländle. Ich fing bei der Geschäfts-
stelle des Bioland-Landesverbandes Baden-Württemberg an und zwar als
Referentin für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Damit glaubte ich,
einen Nischenjob erwischt zu haben, der mich vor dem modernen hekti-
schen deutschen Leben mit Anrufbeantworter, Perfektionsansprüchen
und Konkurrenzdruck bewahren würde. Bioland kannte ich aus alten
56 Ulrike Binder

Zeiten, als man statt ökologischer noch alternativer Landbau sagte, und
die paar Biobauern, die es gab, als grüne Spinner abtat.
Aber Bioland war in den zwölf Jahren, die seit meiner letzten Wahr-
nehmung vergangen waren, gewachsen. Es handelt sich nicht mehr um
eine homogene Gruppe von Ökopionieren, die sich gegen den Druck von
außen wehren müssen. Denn inzwischen wird der Ökolandbau auch von
WissenschaftlerInnen als Leitbild einer zukunftsfähigen Landwirtschaft
anerkannt. Im Jahr 2000 gibt es 25 Bioland-Regionalgruppen, allein in
Baden-Württemberg. Längst nicht alle 700 Mitglieder sind von Idealen
bewegt, geschweige denn an Basisdemokratie interessiert, oft überwiegt
bei der Umstellung die wirtschaftliche Motivation. Manchen fehlt es an
Identifikation mit den ursprünglichen Zielen des Verbandes, und das
Gefühl der Zusammengehörigkeit leidet unter der wachsenden Konkur-
renz auf dem Markt. Prozesse, welche die konventionelle Landwirtschaft
schon seit Jahrzehnten prägen, wie „Wachsen oder Weichen“, greifen all-
mählich auch im Biosektor um sich.
Vor 30 Jahren haben die Ur-Bios die wichtigste Voraussetzung für
eine selbstbestimmte und eigenverantwortliche Produktion geschaffen,
nämlich die Organisation in einer Interessengruppe (wie dieser Prozess
vonstatten ging, durfte ich mehreren Delegationen aus dem Süden erläu-
tern, die Bioland besuchten, um sich Anregungen für ihre eigene Arbeit
zu holen). Wie aber gehen die BioländerInnen im Kontext der heutigen
Ich merkte, dass auch in Deutsch-
Zeit mit ihrer Organisation um? Da man die erlernte
land kritisches und schöpferisches Methode nicht mehr los wird, begann ich zusammen
Bewusstsein der LandwirtInnen mit ihnen nach Alternativen zu suchen. Ich merkte,
gefragt ist, genau wie in der Drit- dass auch in Deutschland kritisches und schöpferi-
ten Welt. Auch die Prinzipien, die sches Bewusstsein der LandwirtInnen gefragt ist,
für die Arbeit dort gelten, sind hier genau wie in der Dritten Welt. Auch die Prinzipien,
dieselben: Viel mit den Menschen die für die Arbeit dort gelten, sind hier dieselben: Viel
reden, hinhören, sie verstehen, sie mit den Menschen reden, hinhören, sie verstehen, sie
anerkennen und beteiligen. anerkennen und beteiligen. Bei Zukunftswerkstätten
(Bioland 21 – Visionen
für den eigenen Betrieb
und den Verband), Grup-
penvertreterschulungen
und Gruppenabenden
mit Dritte Welt Themen
war auch das Fazit der
LandwirtInnen ähnlich
wie in Nicaragua und
Äthiopien:

„Wir müssen
Gemeinschaft lernen“.
Suchen Sie den Überblick ?
Kriege und Währungskrisen, Drogenhandel und Katastrophenhilfe –
Probleme in Afrika, Asien und Lateinamerika treffen auch uns. Um globale
Fragen anzugehen, muss man ihre Hintergründe verstehen. „der überblick“,
die Zeitschrift des Evangelischen Entwicklungsdienstes und von Brot für die
Welt, informiert darüber kompetent und anschaulich. Autoren aus aller Welt
– Wissenschaftler und Journalisten, Vertreter von Kirchen und internationa-
len Organisationen – kommen zu Wort.

Wir haben ihn:


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Tel.: (040) 34 14 44
Fax: (040) 35 38 00
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Solidarität in der Not -


Wege der sozialen
Sicherung
Berichte über soziale
Netze in Ägypten,
Südkorea, China,
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Wie stillen arme
Länder ihren Hunger
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Südafrika, Kuba,
Indien, China und
Aids in Afrika
Brasilien
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Reportagen über die
Seuche und den
Umgang der Afrikaner
mit ihren Folgen

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bezogene Publizistik im Übergang“
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