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zum wochenende. 27.

September 2008 VI

Sonderbare Landschaften mit außergewöhnlichen Felsen. Fast wie in einer anderen Welt. Nur, dass man sich nicht in einer anderen Dimension, sondern nur „Down-Under“ in Australien befindet. Der fünfte
Kontinent kann mit allerlei, für den Europäer gänzlich fremden Landschaftsformationen und Anblicken beeindrucken. Privatfotos

Eine Reise ans Ende der Welt


Die Onolzheimerin Anja Kochendörfer stieg sieben Monate lang aus dem deutschen Alltag aus
„Ich muss hier weg“, denken besteht sicherlich darin, dass ein künften gab. Die Hotels, Hostels gas (Kata Tjuta), eine riesige Felsen- abgeknöpft. Auf dem Markt machte
viele, die im Alltag nicht mehr Reiseanbieter in schwierigen Situa- und Herbergen waren alle in einem gruppe. An beiden Plätzen sorgen sie dann durch Verhandlungstaktik
ihre Erfüllung finden. Es fehlt tionen hilft, bei der Reise andere speziellen Reiseführer aufgelistet. die Auf- und Untergänge der Sonne doch noch das eine oder andere
„Backpacker“ kennenlernt, die mit Ihren Schlafplatz mussten sich die für eine ganz spezielle Atmosphäre. Schnäppchen auf Bali, wo die Be-
ihnen das „i-Tüpfelchen“. Viele der gleichen Organisation unter- Frauen nämlich immer alleine orga- Das Cowboytraining auf einem völkerung mit viel Armut zu kämp-
setzen freilich den Wunsch, et- wegs sind und Formalitäten (bei- nisieren. „Klassische ,Backpacker’ 30-jährigen Appaloosa-Wallach war fen hat. Für einen oder zwei Euro
was am grauen Alltag zu än- spielsweise Visa) von Profis erledigt waren wir nicht, wir haben uns da für die Springreiterin ebenso eine gibt es „richtig gutes Essen“. Leute
dern, nicht in die Tat um. werden. schon mal was geleistet“, gibt Anja tolle Erfahrung. Während ihre bieten ihr Haus als „Homestay“
Aus einem Katalog suchten sich durchaus zu. Schwester Marina die Pferde zu- zum Übernachten an. „Eine Über-
die beiden Frauen dann die Rund- Damit die Finanzen auch stimm- hause versorgte, ritt Anja Kochen- nachtung mit Frühstück kostet

Z
u den Unentschlossenen und reisekombination Australien-Bali- ten, arbeitete Anja Kochendörfer dörfer durch australische Flüsse. dann gerade einmal zehn Euro.“ Als
Unzufriedenen zählt Anja Ko- Singapur aus. Im November letzten auf dem „Country Fare“, einem Eine „komplett andere Kultur“ Backpacker sehe man viele Dinge,
chendörfer aus Onolzheim Jahres hieß es dann für die beiden Volksfest, in einer Schaubude, ver- lernte sie auf Bali kennen: Händler, die ein Tourist so nicht sieht, stellt
eigentlich nicht: „Eigentlich war al- Abenteuerlustigen: Ab in den Flie- diente sich sechs Wochen in einem die einen in die Läden ziehen wol- Kochendörfer fest.
les okay. Auch im Job. Bloß irgend- ger ins etwa 16 000 Kilometer ent- Country Pub in Perth, im äußersten len oder Frauen, die auf der Straße Singapur beeindruckte hingegen
wie wollte ich einfach mal etwas an- fernte Australien. „In Sydney gab’s Nordwesten Australiens, etwas Massagen anbieten und Kinder, die wieder als relativ teures, sauberes
dazu und verkaufte in einem Kiosk
Eis, Getränke und Hot Dogs am
Strand von Melbourne, wo sie auch
viele deutsche Touristen traf. Sol-
che Jobs vermitteln sogenannte
„Job-Shops“ in Australien.
Das Vergnügen sollte dabei nicht
auf der Strecke bleiben: Dazu gehör-
ten Ausflüge nach Tasmanien, der
größten Insel Australiens, die Neu-
seeland ähnelt und die auch „Un-
der-Down-Under“ genannt wird.
„Wir wollten wilde Tasmanische
Teufel sehen“, berichtet Anja Ko-
chendörfer. Stattdessen gab es bei
der nächtlichen Tour nur ein paar
Wombats zu sehen, die ihr noch
lange in Erinnerung bleiben wer-
den. „Es war ,arschkalt’ und alle ha-
ben diesem possierlichen Tier da-
bei zugesehen, wie es sich kratzt –
So einen Arbeitsplatz findet man in Deutschland wohl eher nicht: Anja Kochendör- nie wieder Wombats“, lacht sie nun Bei diesem Anblick schlägt so mancher deutsche Ordnungshüter die Hände über
fer aus Onolzheim auf einer Bananenplantage. über diesen Ausflug. dem Kopf zusammen. Straßenverkehrsordnung? Fehlanzeige auf der Insel Bali.
Vom Segeltörn im türkisblauen
deres erleben und die Welt sehen“, bei der Ankunft ein Treffen mit der Wasser bei den Whitsunday Islands Motorroller fahren, sind für Euro- Land mit riesigen Einkaufszentren.
begründet die 24-Jährige ihren Ent- Partnerorganisation. Die erklärte, (Pfingstsonntagsinseln) an der Ost- päer etwas befremdlich. „Allerdings war das Kino dort günsti-
schluss für den etwa siebenmonati- was alles bei der Reise beachtet wer- küste oder dem Besuch des Monoli- „Anfangs wurde ich auch über ger als in Australien.“ So gab’s zwei-
gen Auslandsaufenthalt. den muss“, erzählt Kochendörfer then Ayers Rock, dem Wahrzeichen den Tisch gezogen“, berichtet sie mal „Sex and the City“ auf Englisch.
Die Idee war da – stellte sich also von ihrer Ankunft. Außerdem beka- Australiens, der in der Sprache der von ihrem Kauf von Sarongs. An- Ihre Reise hielt sie in einem Inter-
die Frage nach der praktischen Um- men die Teilnehmer eine soge- Ureinwohner, den Aborigines, statt 10 000 Indonesische Rupiah – net-Blog fest. Kontakt zu Familie
setzung. Alleine als Frau die Welt zu nannte „VIP-Hostel-Karte“, mit der Uluru, heißt, schwärmt sie dage- etwa 73 Euro-Cent, wurde ihr das und Freunden hielt sie per E-Mail
bereisen, gehört nicht zu den unge- es Ermäßigungen in diversen Unter- gen. Noch besser gefielen ihr die Ol- Zehnfache für die Wickeltücher und Telefon. Zurück kam sie reich
fährlichsten Unternehmungen. Wie an Erfahrungen: „Wildfremde wer-
es der Zufall so will, hatte Daniela den plötzlich zu Freunden.“ Der
Kohr, die Anja Kochendörfer bis da- Einstieg zum Aussteigen: Das muss beim Arbeiten im Ausland beachtet werden Auslandsaufenthalt habe sie selbst-
hin nur flüchtig kannte, auch den Ob nun eine Sprachreise für Schü- ten, muss über Englischkenntnisse Dieses WHV wird nur einmal im Le- bewusster gemacht. Eine Pauschal-
Wunsch „mal was Anderes zu se- ler mit einem der vielen Veranstal- verfügen. Außerdem ist ein „Wor- ben ausgestellt. Wer aber drei Mo- reise kommt für sie nicht mehr in
hen.“ ter, ein Auslandspraktikum oder king-Holiday-Visum“ (WHV) notwen- nate auf einer Farm gearbeitet Frage. „Man macht Dinge, die man
Die beiden jungen Frauen taten eben Arbeiten im Ausland – Mög- dig. Um das zu bekommen, müssen zu- oder nachweislich bei der Ernte ge- sich vorher nie getraut hätte, weil
sich also zusammen und erkundig- lichkeiten, die Welt einmal anders sätzlich einige Bedingungen erfüllt holfen hat, kann sein Visum um man selbst schauen muss, wie man
ten sich, wer denn solche „Backpa- zu entdecken, gibt es genug. sein: Der Antragsteller muss die deut- weitere 12 Monate verlängern. von A nach B kommt“, erzählt sie.
cker-Touren“, also Programme für Voraussetzungen für das soge- sche Staatsbürgerschaft vorweisen, Arbeiten können generell alle an- Distanzen in Deutschland wir-
Rucksack-Touristen, anbietet. Da- nannte „Work&Travel“ in Austra- darf keine versorgungspflichtigen genommen werden. Auch die Ein- ken jetzt auch nicht mehr so groß:
niela Kohr hatte über Bekannte von lien: Die Person muss zwischen 18 Kinder haben und muss über 3000 teilung von Arbeit und Freizeit ist „Wir haben ja in Australien in drei
der Organisation „TravelWorks“ er- und 30 Jahren alt sein, der Auf- Euro Barmittel verfügen – was hilf- jedem selbst überlassen. bpd Wochen 3000 Kilometer zurückge-
fahren, die „Work&Travel“ sowie enthalt dauert zwischen sechs Wo- reich sein kann, wenn man nicht so- legt.“ Deswegen plant sie schon ei-
Freiwilligenarbeit anbietet. Der Vor- chen und 12 Monaten. Wer nach fort einen Job findet, um seine Reise @ nen Besuch ihrer neuen deutschen
teil, an solch einem Programm teil- Australien will, um dort zu arbei- zu finanzieren. www.travelworks.de Freunde und schmunzelt „Ist ja al-
zunehmen und nicht auf eigene les nicht weit weg.“
Faust in die Ungewissheit zu reisen, BIANCA–PIA DUDA

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