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Quand Esoterisme Rime Avec Antisemitisme
Quand Esoterisme Rime Avec Antisemitisme
TANGRAM
Bulletin de la Cumissiun federala cunter il razzissem
TANGRAM
I N HALTSVE RZ E I C H N I S
TA B L E D E S MATI È R E S
Religion und Esoterik auf Abwegen?
Religion et ésotérisme à la dérive? I
Editorial
Georg Kreis Oui à la réflexion, non au dogmatisme «éclairé» 3
Aufklärung gegen «Aufklärung» 5
Thema
Philipp Flammer Esoterik: Die gesellschaftlichen Risiken der neuen Irrationalismen 7
Jean-François Mayer Doctrines de la race et théories du complot dans les courants ésotériques 13
Marcel Alexander Niggli Esoterik und Rassendiskriminierung 19
Józef Niewiadomski Die neuen Heiden 22
Hans Stutz Mäandern im esoterischen Sumpf 29
Brigitte Sion Quand ésotérisme rime avec antisémitisme 34
Tanja Duncker Evangelikale Christen und das Feindbild Islam 38
Chantal Magnin und Strukturelle Gemeinsamkeiten zweier Weltdeutungen.
Marianne Rychner Esoterik und antisemitische Verschwörungstheorie 43
Martin Frischknecht Wenn es eng wird: Braune Spuren in der Esoterik? 47
Petrus van der Let,
Christoph Lindenberg Diskriminierende Äusserungen von Rudolf Steiner
und ihr Einfluss auf die Anthroposophie 50
Franko Petri Strategien gegen den Weltverschwörungswahn 57
Media
Revue de presse 86
Pressespiegel 93
Forum
Georg Kreis Was gemeint ist 106
infoSekta 106
INFOREL – Information Religion 106
Evangelische Informationsstelle: Kirchen – Sekten – Religionen 107
Ökumenische Beratungsstelle Religiöse Sondergruppen & Sekten 107
Katholische Arbeitsgruppe Neue religiöse Bewegungen 108
Visions du monde en question/Weltanschauungen im Gespräch 108
CESNUR – Centro Studi sulle Nuove Religioni 110
Adresses sur le net 110
Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen 111
Anne-Catherine Salberg,
Julien Knoepfler Le glaive, le miroir et l’Autre.
Expériences de médiation transculturelle en Suisse romande 111
Schlusspunkt
Gerhard Glück 114
Kalender/Calendrier 115
Oui à la réflexion,
non au dogmatisme «éclairé»
GEORG KREIS
Les sectes et l’ésotérisme maintenant! monde. Tel n’est pas notre propos, mais
J’entends déjà s’élever un concert de voix sa toile de fond.
indignées contre ces sentinelles zélées de Il s’agit pour nous d’analyser dans quelle
l’antiracisme qui ratissent toujours plus mesure les groupes qui tentent de ren-
large pour trouver de nouvelles victimes forcer leur assise par la propagation
à épingler comme «racistes». Pourquoi d’idées racistes profitent de ces courants.
donc les personnes officiellement char- Des groupes qui offrent aux gens en mal
gées de lutter contre le racisme s’intéres- de repères une explication du monde
seraient-elles aux sectes et à la pensée souvent d’une séduisante simplicité.
ésotérique? Mais les modèles utilisés influencent
Ce numéro n’est pas consacré au la perception; ils sont les véhicules
phénomène des sectes et encore efficaces d’une idéologie xéno-
moins à l’ésotérisme dans phobe. Par ailleurs, il s’agit
toute sa portée et toute sa Les de montrer que les ex-
profondeur. Le but de plications unilatérales
l’exercice n’est pas éxplications du monde sont
non plus de dé- largement per-
nigrer ou de unilatérales du monde méables aux
condamner l stéréo-
les courants sont largement perméables types ra-
de ce que l’on cistes. Comme
appelle, de façon aux stéréotypes il ressort des
neutre, la «nouvelle contributions, ces vi-
religiosité». De tels racistes sions du monde ne doi-
mouvements fleurissent à vent pas être systématique-
cause du nombre croissant de ment, et encore moins forcé-
personnes qui ne se reconnaissent ment, mises en relation avec le
plus dans les systèmes de valeurs tra- vaste mouvement de la «nouvelle reli-
ditionnels (par ex. le catholicisme ou le giosité». Là où cette relation existe, il
libéralisme). Dans un environnement convient de faire la distinction entre le
toujours plus complexe, ces personnes racisme intentionnel à fondement idéo-
sont désorientées, elles ont besoin qu’on logique et le racisme «indirect», plus
leur donne une explication globale du diffus.
Nun auch noch die Sekten und die Esote- ist aber nicht unser Thema, sondern nur
rik! Man kann die Proteststimmen schon dessen Hintergrund.
hören, die meinen, die antirassistischen Hier geht es darum, abzuklären und auf-
Wächter würden immer grössere Kreise zuzeigen, inwiefern in diesem Trend
ziehen bei ihrer Suche nach weiteren Op- Kräfte mitschwimmen, die über das Pro-
fern, denen sie «Rassismus» anhängen pagieren rassistischer Konzepte ihre Be-
könnten, um ihnen das «Angedichtete» wegung stärken wollen. Durch ihre An-
oder «Unterstellte» dann vorzuwerfen. gebote können sie dem Bedürfnis nach
Warum befassen sich diejenigen, die einfacher Erklärung der Welt entspre-
gemäss Regierungsauftrag Präventions- chen, die Gefahr ihrer Erklärungsmodelle
arbeit gegen Rassismus leisten, auch mit liegt aber darin, die Wahrnehmung der-
Sekten und Esoterik? artig zu beeinflussen, dass sich ihre men-
Es geht hier weder um «Sektenwesen» an schenfeindlichen Dogmen permanent be-
sich noch um die Esoterik in ihrer ganzen stätigt finden. Auf der anderen Seite geht
Breite und Tiefe. Es geht auch nicht um es darum, darzulegen, dass umfassen-
eine grundsätzliche de Welterklärungen
Kritik und entspre- grundsätzlich anfällig
chende Verurteilung sind für rassistische
des Trends hin zu
Umfassende Welt- Stereotype. Wie die
dem, was man wert-
neutral als neue Reli-
erklärungen sind Beiträge aber auch zei-
gen, besteht zwischen
giosität bezeichnet. grundsätzlich anfällig solchen Anschauun-
Die wachsende Bedeu- gen und dem grossen
tung der speziellen für rassistische Bereich der «neuen
Sinnfabrikation lebt Religiosität» keine
davon, dass es in zu- Stereotype feste und schon gar
nehmender Zahl Men- nicht eine zwingende
schen gibt, welche sich Beziehung. Da aber,
nicht mehr an den traditionellen Über- wo sie besteht, ist zwischen ideologisch
zeugungssystemen orientieren (z.B. am abgestütztem, vorsätzlichem und «bloss»
Katholizismus oder Liberalismus) und indirektem, diffusem Rassismus zu un-
doch angesichts der immer komplexer terscheiden.
werdenden Welt ein umfassendes Welt- Ob in der einen oder in der anderen Vari-
erklärungsbedürfnis in sich tragen. Dies ante: Viele Menschen führt ihre Suche
Ist Esoterik als Ganzes rassistisch und antisemitisch? Oder sind die eher prä- als postmodern sind und für eine auf-
die dahingehenden Äusserungen esoterischer Kreise bedauerliche geklärt offene, vernunft- und konsensorientierte Ge-
Auswüchse oder Randphänomene der Esoterik? Der vorliegende sellschaft zu Risikopotentialen werden können.
Beitrag meint weder das eine noch das andere, sondern will auf-
zeigen, wie die esoterische Weltdeutungsmaschinerie funktioniert,
die solchen Äusserungen sehr förderlich ist. Das «okkulte Axiom»
Wir leben in einer sich schnell ändernden, durchra- In seiner Analyse, wie im New Age subjektive
tionalisierten, versachlichten und von Informatio- Wirklichkeiten sozial konstruiert werden, stellt
nen überfluteten Gesellschaft, in der viele Menschen Stenger (1993, S. 108–119) fest, dass New-Age-
zunehmend Mühe bekunden, sich zurechtzufinden, «Protagonisten» und -«Verwerter», also Esoterike-
sich eine sinnvolle Existenz aufzubauen und zu si- rinnen und Esoteriker, von einem «okkulten
chern, oder sich der geforderten «Flexibilität» Axiom», von einem Sinnzusammenhang ausgehen,
schlicht verweigern. Und: Wir leben in einer Zeit, der auf der Gewissheit einer «grösseren Realität»
in der eine politisch-gestaltende Öffentlichkeit gründet. Ohne dass sie weitere Erklärungen in der
Ermüdungserscheinungen zeigt, während narzissti- Regel für nötig halten, stellen sie ganz auf die Be-
sche Selbstinszenierungen Hochkonjunktur erleben hauptung ab, dass die sichtbare Welt nicht die ein-
und esoterische Weltdeutungen zu boomenden zige und ganze Wirklichkeit sei, sondern von einer
Wirtschaftsfaktoren geworden sind. Will man diese grösseren, unseren Sinnesorganen unzugänglichen
beiden aktuellen gesellschaftlichen Grundtendenzen Welt umschlossen werde, zu der die Adepten einen
in einem Zusammenhang sehen (Wölflingseder Zugang suchen und der sie inne werden möchten.
1997), so drängt sich die Vermutung auf, dass die Dabei wird auch impliziert, dass die grössere ok-
Esoterik über Eigenschaften verfügt, die sich in der kulte die kleinere reale Welt schicksalsbestimmend
aktuellen gesellschaftlichen Situation als besonders dominiere, eine Vorstellung, die jedes zufällige Er-
vorteilhaft erweisen und wesentlich zu ihrer Renais- eignis in der sichtbaren Welt zu Vorsehung und Be-
sance beitragen. stimmung werden lässt. Erst die Kontextualisie-
Gugenberger (1992, S.20) weist darauf hin, dass die rung einer solchen Überwelt lässt jene Erfahrungen,
heutige Esoterik mit «geheimem» Wissen – wie die von denen in esoterischen Workshops die Rede ist
Etymologie suggeriert – nichts zu tun habe und in (und die ansonsten sehr profan sein können), plausi-
eine Unzahl von jeweils die Wahrheit für sich bean- bel als «okkult» erscheinen.
spruchende Richtungen aufgesplittert sei. Die heu- Die axiomatische Festlegung auf eine okkulte Über-
tige Esoterik habe sich zur seichten Ideologie eines welt ist die Konstruktionsgrundlage einiger ideolo-
«Neuen Zeitalters» gewandelt, die so ziemlich aus gischer Merkmale, die für praktisch alle esoterischen
allem schöpfe, was in der Welt an «spirituellem Richtungen in mehr oder weniger starker Ausprä-
Weistum» greifbar sei – von Asien über europäisch- gung typisch sind. Esoteriker tendieren dazu, sich
nahöstliche Traditionen bis zu den Indianern. Über- in dieser sichtbaren «materialistischen» Welt, in
all werde gesichtet, «erkannt» und dem jeweils ei- ihrer sozialen Umwelt wie auch in ihrem physischen
genen esoterischen System eingepasst. Wie der Hin- Körper grundsätzlich fremd und unwohl zu fühlen.
duismus im Osten zeichnet sich die abendländische Sie sehen sich herausgefallen aus einem göttlichen
Esoterik also durch ein enormes «Amalgamierungs- Lichtparadies, vorübergehend verbannt aufgrund
vermögen» aus, einen ideologiekonstruierenden, einer kosmischen Verschwörung, «geworfen» in eine
alles einschliessenden Geist, der fremde Einflüsse finstere, verdorbene Welt, aus der sie sich nun be-
beinahe nach Belieben aufnimmt und synkretistisch freien müssen. Ähnlich den alten Gnostikern ent-
integriert. Der Eindruck des «anything goes», den wickeln manche Esoteriker gar eine aristokratische
die Esoterik insgesamt so leicht zu vermitteln ver- Verachtung gegenüber der Masse der sogenannten
mag, täuscht jedoch darüber hinweg, dass esoteri- «Hyliker», den spirituell Zurückgebliebenen, die
sche Weltkonstruktionen keineswegs beliebig sind, blind gegenüber der Negativität der Welt seien, die
sondern von einigen gemeinsamen Annahmen aus- sich dem Materiellen verschrieben hätten und für die
gehen und sich an bestimmte Denkmuster halten, es keine Hoffnung auf Erlösung gebe (Eco 1995,
S.62ff.; Strohm 1997, S.35f., 79ff.). Phantasien in die Behauptung versteigt, dass es eine objektive
naher End- oder Wendeereignisse, die der «nega- Realität gar nicht gebe. Die Welt sei immer nur
tiven» Welt den Umsturz, die Zerstörung oder die das, was der Mensch von ihr denke. Ein «Herz-
kathartische Katastrophe bringen, unterstreichen denken» ist somit angesagt, das die Welt, wie sie
diese Verachtung (Stamm 1998). ist, systematisch ignoriert und den einzelnen Men-
Welch fatale soziale Dynamik zudem die Annahme schen zum alleinigen Schmied seines eigenen
einer schicksalsbestimmenden Überwelt entwickeln Glücks verdammt.
kann, rekonstruiert Semiotikprofessor Umberto Eco Die normative Ableitung einer spirituellen Evolu-
in seinem Roman Das Foucaultsche Pendel (1989) ein- tion der Seele aus dem okkulten Axiom kann in ein-
drücklich. Die Annahme verleitet nämlich dazu, in zelnen esoterischen Richtungen sehr weit gehen bis
allen politischen und sozialen Ereignissen Hinweise hin zur Vorstellung, dass die sterbliche Körperhülle
auf einen göttlichen Heilsplan zu sehen, die – von nur Ballast für die «unsterbliche Seele» sei, die es zu
Eingeweihten richtig interpretiert – überwinden oder abzulegen gelte – auch mit jenen
Aufschluss über den weiteren Verlauf destruktiven Konsequenzen, wie sie in jüngerer Zeit
der Heilsentwicklung geben könnten. mehrfach bekanntgeworden sind. Denn: «Tod ist
Ein solches Denken tendiert nicht nur Leben, Sterben Pforte, Alles ist nur Übergang.»
zu dualistischer Schwarzweissmalerei, (Todesanzeige, Tagesanzeiger, 8.1.1999). Rein-
sondern verliert sich gerne auch in karnation ist einer der zentralen Schlüsselbegriffe
eigentlichen Verschwörungstheorien. auch der abendländischen Esoterik. Er steht für
Das Drama um die Sonnentempler nur die Vorstellung, dass das unsterbliche, jedoch
wenige Jahre nach dem Erscheinen des «karmisch» belastete «wahre Selbst» im
Foucaultschen Pendel belegt, dass der endlosen Kreislauf von Leben und Tod
dramatische Schluss in Ecos Roman
keineswegs als überzeichnet gelten
Esoterik in einer Vielzahl «grobstofflicher»
Körper eingefleischt (inkarniert)
darf.
unterlegt ein werde. Die Reinkarnations-
lehre definiert somit die ak-
tuelle menschliche Le-
Das Paradigma der spirituellen Evolution handfestes, gegen benssituation als Ver-
dienst oder Strafe
In sozialer Hinsicht fühlen sich Esote-
riker also einer höheren Ordnung zu-
kritische Einwände für das Tun in vor-
angegangenen Leben
gehörig und überhöhen die individu-
elle Selbstfindung zum revolutionären weitgehend im- (was jedes Insistieren auf
soziale Gerechtigkeit sinn-
Paradigma. Die spirituelle Reinigung los macht) und verspricht die
der Seele (des «wahren Selbst», des munisiertes Chance, durch spirituelles Wohl-
«feinstofflichen Gottesfunkens») von verhalten im künftigen Leben eine
allem «Grobstofflichen» letztlich bis
hin zur Erleuchtung und vollen Ent-
Ideologie- Evolutionsstufe weiterzukommen. Die
gesellschaftlichen Implikationen dieser
faltung eines Über- oder Gottmen-
schen wird zum absoluten Mass ihres muster Lehrvorstellung wären sicher eine eigene
kritische Ausführung wert. Allgemein gilt hier
Strebens und lässt sie den Sinn für die jedoch festzuhalten, dass aus esoterischer Sicht
sozialen und historischen Zusammen- somit das Körperliche minderwertig und «Positives
hänge der sichtbaren Welt verlieren. Denken» alles ist. Diese Feststellung steht schein-
Noch einigermassen moderat, aber bar im Widerspruch zur Tatsache, dass gerade unter
doch eindrücklich kommt diese rea- Esoterikern eine (spirituell motivierte) Wohlfühl-
litätsentfremdete und asoziale Per- Industrie Hochkonjunktur hat, angefangen bei Ent-
spektive in den beiden Esoterik-Best- spannungstechniken über Massagen bis hin zu
sellern zum Ausdruck, die in den letzten Jahren bei- Aroma- oder Bachblütentherapien. Tatsächlich aber
nahe ohne Unterbruch die Topränge der Sach- kann die esoterische Vorstellung, das «Feinstoffli-
buch(!)-Literatur in der Schweiz besetzt hielten: che» von allem «Grobstofflichem» läutern zu müs-
beim US-Amerikaner James Redfield, dem es in den sen, als einer der Motoren hinter dieser Industrie ge-
Prophezeiungen von Celestine gelingt, eine esoterische sehen werden. Und wenn Esoteriker den wissen-
Einweihung oder Läuterung vor einem vermeintlich schaftlichen Heil- und Therapieverfahren vorwer-
realen peruanischen Hintergrund vorzustellen, ohne fen, die spirituellen Aspekte einer Krankheit zu
offensichtlich auch nur die geringste Ahnung von vernachlässigen, kann umgekehrt beobachtet wer-
den tatsächlichen Verhältnissen in Peru zu besitzen; den, dass unter «ganzheitlichen» Esoterikern ein sy-
und beim Zürcher Betriebswirtschafter René Egli, stematisches Ignorieren der wissenschaftlich er-
der die Lösung für alle (Welt-)Probleme letztlich im forschbaren, «grobstofflichen» Ursachen einer
simplen LOL2A-Prinzip zu erkennen glaubt und sich Krankheit üblich ist.
Das Paradigma der spirituellen Evolution unter- deutern über Geistheiler und Reikimeisterinnen,
stützt aber nicht nur die elitäre Grundhaltung der die irgendwelche kosmische Energien anzuzapfen
Esoteriker, wie sie mit dem okkulten Axiom ange- vorgeben, oder Medien, die mit Verstorbenen Kon-
legt wird, in Richtung einer narzisstischen Selbst- takt aufnehmen oder mit jenseitigen Geistwesen
bezogenheit. Es ist auch Vorstellungen einer spiri- wie etwa Jesus, Erzengel Michael, dem Hindugott
tuellen Elite von besonders reifen oder «erleuchte- Ram oder anderen Ausserirdischen in Verbindung
ten» Supermenschen sehr förderlich, die sich auser- stehen wollen, bis hin zu Yogis, Gurus, reinkarnier-
wählt fühlen, die Geschicke der noch weniger ten Gottheiten oder Avataren, anthroposophischen
erleuchteten Menschheit zu ihrem Heil zu führen. Medizinern, Reinkarnations- und transpersonalen
In dieser Ausprägung erhält Esoterik eine gesell- Therapeutinnen.
schaftspolitische Ambition, die deutlich totalitäre
Züge trägt und nahtlos in rechtsextremes bzw. ario-
sophisches Denken übergehen kann. Der Initiationsweg
GEN», sind denn auch manche esoterische Rich- weihte» Meister also höchst potente Initiationsin-
tungen und Schulen autoritär und logenartig orga- strumente ab, mit denen sie ihre Schülerschaften zu
nisiert, kennen langwierige und stark ritualisierte absolut ergebenen, esoterischen Fundamentalisten
Schulungs- oder Einweihungsprozesse, «Initiatio- formen können. Ein wichtiges Instrument, Wahr-
nen», «Brücken» oder «Pfade», auf denen die Mei- nehmungsunsicherheiten bei den Adepten zu verwi-
ster und ihre Kader die Schüler über bestimmte schen, ist zudem das Konzept des «inneren Füh-
«Stufen» oder «Grade» zur spirituellen Vervoll- rers», dem man sich anvertrauen soll, die Betonung
kommnung führen wollen und sie dabei hermetisch einer «untrüglichen» Intuition. Aber auch dieses
«versiegeln» bzw. unter Androhung entsprechender Konzept funktioniert vor allem innerhalb des ok-
Sanktionen zu Geheimhaltung und Gruppenloya- kulten Kontextes, in dem bestimmte Wahrneh-
lität verpflichten («Arkandisziplin»). Vereinnah- mungsschemata und Deutungsmuster bereits vor-
mende Gruppenprozesse sind aber auch in offen or- getreten sind und der Intuition kaum wesentlich
ganisierten Kurssystemen, Seminarien und Work- andere Alternativen offenlassen.
shops keine Seltenheit.
3) Der okkulte Kontext bietet mit seinen Verweisen
auf subjektive Erfahrungen keine Möglichkeiten für Esoterisches Denken als Denken in Analogien,
die Korrektur von Selbsttäuschungen und Irrtü- Mythen und Legenden
mern und missachtet fahrlässig, dass unsere sozial
konstruierten Erwartungen die Wahrnehmung be- Die Grundannahme der Esoterik und die daraus ab-
einflussen, dass unsere Sinne uns also leicht täu- geleiteten Handlungsanleitungen, wie sie in den
schen können. Viele der in esoterischen Kreisen obigen vier Thesen vom Münchner Soziologen Ger-
kursierenden Behauptungen und Methoden sind hard Eberlein (1995) herausdestilliert worden sind,
empirisch hinreichend widerlegt (u.a. Lambeck zeigen, dass der Esoterik – so individuell verspielt
1998; Wolf 1993). Doch im Angesicht des «okkul- oder bizarr abgehoben die einzelnen Richtungen
ten Axioms» verblassen solche Einwände in der beim ersten Hinsehen erscheinen mögen – ein hand-
Regel zu materialistischen Erbsenzählereien oder er- festes, gegen kritische Einwände weitgehend immu-
scheint Kritik allgemein gar als blasphemisch. nisiertes Ideologiemuster unterliegt, das sektiereri-
4) Aber nicht nur die Irrtumsmöglichkeiten werden scher Gruppenbildung sehr förderlich ist und von
übergangen, auch jede Möglichkeit der Wahrneh- Eberlein allgemein mit Ideologiemustern etwa des
mungsmanipulation wird gewöhnlich bestritten Marxismus oder des Faschismus verglichen wird.
oder ignoriert. Eine sogenannt mystische Erfahrung Wie wir gesehen haben, sind schon im esoterischen
zum Beispiel ist physiologisch gesehen nichts ande- Ideologiemuster wichtige Grundlagen vorhanden,
res als ein veränderter Bewusstseinszustand, den die einer Pulverisierung des Weltanschauungsmark-
man etwa als Versenkung oder ekstatische Entgren- tes Vorschub leisten und dazu beitragen, dass im
zung bezeichnen könnte, ein Zustand, der als exi- gesellschaftlichen Kontext konsensorientierte Be-
stentielle Erfahrung auch im ausserreligiösen Be- mühungen zu einem endlosen Hürdenlauf zu ver-
reich auftreten kann und dort auch mit ganz ande- kommen drohen. Andere Faktoren, welche auch die
ren Begriffen als religiösen beschrieben wird. Erst inhaltliche Variationsbreite der esoterischen Welt-
wo solche veränderte Bewusstseinszustände in konstruktionen nachhaltig bestimmen, ergeben sich
einem sozialen, zum Beispiel okkulten Kontext in- aus der Beobachtung, dass in der Esoterik ein Den-
haltlich bzw. spirituell gedeutet und definiert wer- ken in Mythen und Analogien (Ähnlichkeiten)
den, erhalten sie ideologisches Gewicht als «Gottes- unter explizitem Verzicht auf Ursache-Wirkung-
erfahrung», als Verbundenheit mit dem «kosmi- Analysen (Kausalanalysen) dominiert. Getreu dem
schen Bewusstsein» oder der «Mutter Natur», als esoterischen Leitsatz «Wie oben so unten, wie innen
«Seelenreise», «Rückführung», Kontakterfahrung so aussen» behaupten etwa Thorwald Detlefsen und
mit Ausserirdischen, als Offenbarung oder auch als Rüdiger Dahlke, dass der Mensch als Mikrokosmos
politisches Sendungsbewusstsein. Zudem lassen sich ein analoges Abbild des Universums sei und die
veränderte Bewusstseinszustände methodisch her- Summe aller Seinsprinzipien latent in seinem Be-
beiführen, etwa durch Grenzerfahrungen in Extrem- wusstsein enthalte (Lambeck 1998, S. 5). Esoteri-
sportarten, durch Reizentzug (Isolationskammer, sches Denken sei prinzipiell analoges Denken und
Samadhi-Tank) oder -überflutung (laute, rhythmi- niemals kausal, meint Dahlke. Gemäss Detlefsen
sche Musik), aber auch durch Gruppeneuphorie, gestattet das Analogiedenken dem Menschen, das
Meditation und Yoga, Hypnose oder psychedelische gesamte Universum ohne Grenzen begreifen zu ler-
Drogen. Die Definitionsmacht im Rahmen eines nen. Denn der Satz «Wie oben, so unten» erlaube es,
okkulten Gruppenkontextes sowie die Möglichkei- «unsere Betrachtungen und Erforschungen der Ge-
ten, veränderte Bewusstseinszustände methodisch setze auf den uns zugänglichen Bereich zu beschrän-
herbeiführen zu können, verbunden mit der Tatsa- ken, um dann die gemachten Erfahrungen auf die
che, dass mystische Erfahrungen in der Regel als anderen, uns unzugänglichen Ebenen analog zu
sehr existentiell erlebt werden, geben für «einge- übertragen» (zitiert nach Lambeck 1998, S.4f.). Mit
anderen Worten: Da, wo die menschliche Erkennt- für die abendländische Esoterik sind altägyptische
nisfähigkeit an ihre Grenze stösst, erweitern sich die und orientalische Mythen, der Mythos von Atlantis
Esoteriker ihr Bewusstsein mit einem erkenntnis- oder die theosophische Wurzelrassenlehre, welche
theoretisch skrupellosen Trick, indem sie Symme- die «arische Rasse» zur Nachfolgerin einer soge-
trie und Ähnlichkeit der Kosmen zu den entschei- nannten atlantischen Rasse erklärt, dann die Legen-
denden «Gesetzen» erklären und reale Ursache- den um den 1314 blutig zerschlagenen Templer-
Wirkung-Zusammenhänge als irrelevant oder gar orden und daran anschliessend der Mythos um den
als Illusionen spirituell Zurückgebliebener disquali- geheimnisvollen Christian Rosenkreutz. Inzwischen
fizieren. wurden jedoch die Mythen sämtlicher Kulturen
Populär kommt dieses Denken in der Astrologie von der Esoterik in irgendeiner Form ideologisch
zum Ausdruck, wo der Lauf der Sterne als ein «syn- und kommerziell vereinnahmt, und heute gewin-
chrones Analoggeschehen» nen selbst die Ariosophie
(Dahlke) zur psychischen und heidnisches Germa-
oder charakterlichen Ent- nentum wieder eine wach-
wicklung eines Menschen sende Anhängerschaft (von
gedeutet wird, eine These,
die trotz intensiven Be-
Rassistische und antise- Schnurbein 1993). Eine
besondere Beachtung ver-
mühungen empirisch bis dienen zudem Weltver-
heute nicht hinreichend
belegt werden konnte.
mitische Äusserungen schwörungsmythen, die in
der esoterischen Szene eine
Analogiedenken steht aber weite Verbreitung finden
auch hinter der Bachblü-
ten-Therapie und der
gehören mit zum Kern (Gugenberger 1998).
Im wesentlichen sind
Homöopathie, die «Ähnli- Mythen vom ursprüngli-
ches mit Ähnlichem» zu
heilen versuchen. Kurz:
der esoterischen Welt- chen Entstehungskontext
verselbständigte kogniti-
Analogieschlüsse sind in ve Deutungsmuster, die
der Esoterik omnipräsent
und werden wie die Phy-
deutungsmaschinerie mündlich oder schriftlich
überliefert werden und
siognomik, die das Äus- dabei innerhalb einer opti-
sere eines Menschen als malen Bandbreite Verän-
genaues Spiegelbild seines derungen erhalten und Va-
inneren Seins interpretiert, bevorzugt auch zu dia- rianten entwickeln. Ihr kulturelles Überleben und
gnostischen Zwecken eingesetzt: Tarotkartenlegen, Auftreten ist selektiv, sofern es ihnen gelingt,
Handlinienlesen, Irisdiagnostik, Aura Soma, Nu- «Gleichgewichtszustände im paradoxen Kräftespiel
merologie oder Feng Shui. Die ökonomischen Vor- der menschlichen Affektivität zu finden und zu sta-
teile von Analogien liegen auf der Hand: Im Ein- bilisieren», wie sich der Zürcher Psychologieprofes-
flussbereich des okkulten Kontextes können sie sor Norbert Bischof ausdrückt:
nicht widerlegt werden und müssen dort lediglich
in der Lage sein, eine gewisse Plausibilität zu er- «Wenn ein Mythos seine Nische in dieser Ökologie gefunden
zeugen – was um so leichter fallen dürfte, je weni- hat, dann hat er gute Aussicht zu überdauern, Aussicht dar-
ger Chancen Menschen haben, Wirkungen und Er- auf, dass ihm Tempel und Altäre errichtet, Jungfrauen ge-
scheinungen auf ihre tatsächlichen Ursachen hin zu weiht, menschliche Herzen geopfert werden, dass er in Hymnen
hinterfragen. Der Variation bekannter und der Er- unsterblich gemacht, in Felsen gemeisselt wird, dass Märtyrer
findung neuer Analogien sind damit kaum Grenzen von ihm Zeugnis ablegen, Fundamentalisten über seinen
gesetzt. Die soziale Problematik analogen Denkens Wortlaut wachen und missionierende Konquistadoren die Welt
dürfte dagegen den meisten Esoterikern kaum be- in Trümmer legen, um ihn in Millionen unterjochter Gehirne
wusst sein: Einmal abgesehen von krassen Fehldia- triumphieren zu lassen.» (Bischof 1996, S. 80)
gnosen wirken Analogien in den Köpfen der Men-
schen als vorverurteilende Wahrnehmungsfilter, die So gesehen reflektiert der aktuelle Esoterikboom
eine unvoreingenommene Betrachtung einer aktu- also nicht nur tiefgreifende und alarmierende Ver-
ellen Situation verunmöglichen und eine sachliche änderungen im sozialen Ökosystem unserer Gesell-
Beurteilung ideologisch verzerren. Analogiedenken schaft, die eine erfolgreiche Selektion esoterischer
fördert soziale Stigmatisierungen. Weltdeutungen erlaubt. Esoterik erweist sich auch
Eine zweite Vorliebe der Esoteriker gilt Mythen als optimales Vehikel für die ideologische Wieder-
und Legenden, deren historische Richtigkeit in der belebung jeglicher Art von Mythen und «vergesse-
Regel stillschweigend angenommen, gelegentlich nen» Ideologien, die im Laufe der Menschheitsge-
auch explizit behauptet, aber praktisch nie hinrei- schichte und ganz besonders seit der Aufklärung auf
chend belegt wird. Von grundlegender Bedeutung dem kulturellen Müllhaufen gelandet sind und von
Par quels canaux des thèmes racistes ou antisémites pénètrent-ils sophique de la Grèce antique; ils désignent et dis-
dans le champ de l’ésotérisme? Cet article esquisse quelques pistes tinguent, à la fois, les aspects extérieurs et intérieurs
pour mettre en lumière ce phénomène, en prêtant particulièrement d’un même enseignement, dispensé selon l’avance-
attention à la situation dans le monde francophone. ment des élèves», rappelle Jean-Pierre Laurant
(1993), auteur d’un utile petit historique de l’ésoté-
risme. L’idée d’ésotérisme est donc associée à un sys-
Rien ne prédispose intrinsèquement la pensée ésoté- tème doctrinal qui n’est pas accessible au profane.
rique au racisme. Mais les cercles ésotériques sont On a tenté d’établir une frontière (à vrai dire aussi
aussi marqués par les idées qui agitent leur époque. poreuse que floue) entre l’ésotérisme et l’occultisme,
Certains auteurs ésotérisants ont élaboré des thèses en voyant dans le premier une philosophie, tandis
qui ont contribué, volontairement ou non, à renfor- que le second désignerait plutôt une pratique. Par la
cer des préjugés ou fantasmes raciaux. En outre, il suite, René Guénon (1886–1951) identifia l’ésoté-
arrive que des racistes tentent de s’abriter derrière risme à «la Tradition» et dénonça l’occultisme
des doctrines ésotériques, dont ils récupèrent les as- comme n’ayant «rien de commun avec un ésoté-
pects pouvant se concilier avec leurs idées afin de lé- risme véritable, sérieux et profond».
gitimer celles-ci, observe Antoine Faivre, qui en- Plus récemment se produisit ce que Mircea Eliade
seigne l’histoire des courants ésotériques à l’Ecole appela une «explosion d’occultisme». Sur un marché
pratique des hautes études (Sorbonne). en plein essor, un ensemble hétéroclite de thèmes se
Les interactions entre racisme et ésotérisme varient retrouvent logés à la même enseigne, ainsi qu’en té-
d’un pays à l’autre. Dans les pays francophones, des moigne leur présence côte à côte dans des librairies
spéculations «raciologiques» à connotation ésoté- «ésotériques» ou aux stands des «foires de l’ésoté-
rique n’ont jamais eu le même impact qu’en Alle- risme»: on découvrira dans les rayons d’une «librai-
magne et en Autriche, où fleurirent les courants rie ésotérique» les ouvrages d’auteurs occultistes
aryosophiques; mais nous n’aborderons pas ici l’aire déjà anciens aussi bien que ceux de Guénon, mais
germanophone, traitée dans d’autres articles. On également des livres sur la méditation, le spiritisme,
doit ensuite, comme l’avait suggéré Léon Poliakov, le paranormal, les sagesses orientales, les extrater-
distinguer entre antisémitisme et racisme: des restres, les maîtres spirituels, les médecines douces,
groupes qui n’ont aucun préjugé négatif à l’égard la magie, l’alchimie, etc. Il existe aujourd’hui une
d’autres races en général peuvent cultiver des nébuleuse de la religiosité parallèle, avec différentes
thèmes à connotation antisémite, en raison d’un rôle voies d’accès, mais l’intérêt pour l’un de ces thèmes
particulier (historique, économique, social) attribué conduira fréquemment à se familiariser avec
au peuple juif et intégré dans une théorie du com- d’autres. Le point commun paraît être une méfiance
plot. Enfin, on ne saurait oublier que les idéologies ou une lassitude face aux solutions «établies», non
contemporaines qui ont tenté d’ériger le racisme en seulement dans le domaine spirituel, mais égale-
principe ont souvent pris également pour cibles les ment thérapeutique ou social. Dans un champ aussi
«sociétés secrètes», notamment les associations éso- ouvert aux idées et tolérant aux spéculations en tous
tériques – il est vrai qu’un régime autoritaire ou to- genres, il n’est pas étonnant que puissent se glisser
talitaire est toujours méfiant face à ce qui à échappe parfois des théories aux connotations discutables.
à son contrôle. Dans un article d’Esoterica, nouvelle revue
d’études sur l’ésotérisme accessible sur le réseau In-
ternet (http://www.esoteric.msu.edu/Articles.htm),
Mais qu’est-ce que l’ésotérisme? le spécialiste néerlandais Wouter Hanegraaff dis-
tingue cinq utilisations actuelles du mot «ésoté-
Le mot «ésotérisme» est apparu dans la première risme»:
moitié du XIXe siècle, à la même époque que le mot 1) «ésotérisme» est souvent adopté dans le monde de
cousin «occultisme», souvent utilisé comme équiva- l’édition comme synonyme de «l’occulte», comme
lent; les adjectifs «ésotérique» et «occulte», en re- terme générique pour tout ce qui touche au paranor-
vanche, étaient antérieurs. «Les deux adjectifs exoté- mal, aux sciences occultes, aux traditions exotiques,
rikos et ésotérikos appartiennent au vocabulaire philo- au Nouvel Age;
2) l’adjectif «ésotérique» peut être compris comme une Malgré l’accent mis sur le rôle des races dans l’évolu-
référence à des enseignements secrets introduisant tion historique, on ne saurait qualifier ces œuvres de
une distinction entre initiés et non-initiés; racistes ou d’antisémites. Autre auteur inspiré par
3) dans le discours de l’école «traditionaliste» inspirée Fabre d’Oliver, Saint-Yves d’Alveydre (1842–1909)
à l’origine par l’œuvre de Guénon, il s’agit d’un fut d’ailleurs accusé de philosémitisme (il publia
concept métaphysique qui se réfère à l’unité trans- une Mission des Juifs en 1884) et appelait à une
cendante des religions; «sainte conciliation» entre tous les peuples. Quant
4) dans l’approche «religioniste» de la science des reli- au «discours préliminaire» qui ouvre le Dogme et
gions, l’ésotérisme est utilisé comme un quasi-syno- Rituel de Haute Magie (1856) d’Alphonse-Louis
nyme de la gnose (dans le sens universalisant du Constant, alias Eliphas Lévi (1810–1875), il se ter-
mot); mine par une scène pathétique de réconciliation du
5) dans une perspective strictement historique, l’ésoté- Juif errant, rappelle Jean-Pierre Laurant …
risme occidental englobe un complexe de courants Plus importante pour notre
reliés entre eux à l’époque moderne et contempo- propos est l’œuvre d’Helena
raine. C’est en nous souvenant de ces différents sens Petrovna Blavatsky (1831–
possibles que nous devons aborder notre sujet, tout 1891), cofondatrice de la
en nous efforçant de ne pas tomber dans un usage Société théosophique en 1875.
trop extensif d’un mot qui finit par être galvaudé. Dans sa volumineuse Doc-
trine secrète (1888), Blavatsky
brossait le tableau d’une
Esotérisme et histoire des races La évolution cosmique autour
de séries de races succes-
Interrogé sur les articulations entre ésotérisme sives. L’humanité passe à
et racisme, Antoine Faivre suggère que c’est
à partir du moment où des auteurs se lan-
fascina- travers sept étapes évolu-
tives désignées par le terme
cent dans une macro-histoire que peu- de «races-racines»; chacune
vent se produire des glissements
vers une interprétation raciste.
tion pour les des «races-racines» est divi-
sée en sept «sous-races». La
Prêtons donc attention à
quelques grandes fresques soucoupes volan- Cinquième Race est la race
aryenne, mais il se trouve
historiques, ou plutôt encore sur terre une grande
pseudo-historiques.
Antoine Fabre d’Oli- tes est curieusement partie de la Quatrième Race
et quelques restes de la
vet (1767–1825) publia Troisième Race. Cinq des
en 1824 son Histoire philo-
sophique du genre humain. Elle propice à l’essort sous-races aryennes sont
déjà apparues (Indo-Aryens,
a l’ambition de décrire 12000 Aryo-Sémites, Iraniens, Cel-
ans d’histoire de la race blanche,
qui au commencement «habitait les
de fantasmes tes et Teutons), la sixième
était en train de se consti-
environs du pôle boréal, d’où elle avait tuer et devait émerger aux
tiré son origine»; la race noire était alors
souveraine, explique Fabre, ayant asservi la
de conspi- Etats-Unis, grâce aux mé-
langes qui s’y opéraient: les
race jaune, tandis que «quelques débris de la race Américains, expliquait Bla-
rouge languissaient obscurément» après une catas-
trophe qui venait de la frapper. Car «les races ont
ration vatsky, sont «presque deve-
nus une race sui generis, non
leur commencement, leur milieu et leur fin»: «Il est seulement mentalement,
de leur essence de s’engloutir les unes les autres, et mais aussi physiquement».
de s’agrandir par la conquête et l’agrégation.» Vue Comme chez Fabre d’Oli-
par Fabre d’Olivet, l’histoire est une succession vet, des races naissent, se
d’«inévitables» guerres entre races. Fabre termine développent, puis cèdent la
sur l’espoir d’une Europe unifiée en un empire qui place à d’autres, mais cela se
serait appelé à dominer un monde où tous les déroule sur de très longues
hommes «parleraient la même langue, se traite- périodes. On voit affleurer chez Blavatsky l’in-
raient en frères». Les perspectives d’une histoire fluence des thèses darwiniennes en vogue à son
tournant autour de la mission et du destin des races époque et de la survie des peuples et races les plus
seront reprises par d’autres auteurs, notamment aptes. Les groupes humains les plus primitifs (abori-
Edouard Schuré (1841–1928), dont le célèbre ou- gènes, quelques tribus africaines …) ne sont pas
vrage Les Grands Initiés (1889) continue à être ré- capables de s’élever et la nature les destine à dispa-
édité aujourd’hui. raître. Selon elle, seuls ces groupes peuvent être qua-
lifiés d’inférieurs (mais Blavatsky a aussi des com- publiait en 1984 à Grenoble Michel Coquet, sous le
mentaires peu flatteurs pour le peuple juif): pour le titre Maitreya, le Christ du Nouvel Age: les Juifs y sont
reste, elle juge que les tentatives de diviser l’huma- décrits comme les descendants de «tribus impures»
nité entre races «inférieures» et «supérieures» n’ont résultant de l’accouplement entre des Aryens et
pas de fondement. Cependant, avec leur «théorie ra- d’autres races, en dépit des interdictions de mé-
ciale de l’histoire» et leur «doctrine des destinées langes. L’appréciation portée sur les Juifs n’est pas
occultes des races», selon les termes de James Webb, entièrement négative: ils ont contribué «au patri-
les doctrines théosophiques (ou «théosophistes», moine de beauté du monde», mais ils sont en même
pour reprendre la désignation préférée par Guénon) temps «un puissant centre de forces matérialistes».
fournissaient une base pour des élaborations raciolo- En fait, ce qui est reproché aux Juifs est leur «sépa-
giques. rativité»: «L’intégration du peuple juif devra se faire
En fonction de leurs inclinations, des auteurs utili- de gré ou de force car telle est la loi de l’unité. Le
sèrent donc les théories de Blavatsky dans des sens peuple juif n’est pas le seul qui doive coûte que
différents. D’une part, dans son livre World Problems coûte devenir mondial dans ses vues et ses tradi-
of Today (1925), Annie Besant (1847–1933), deve- tions.» La pulsion évolutionniste vers un Nouvel Age
nue présidente de la Société théosophique en 1907, invi- rase dans son sillage les ruines de l’ancien monde:
tait avec force ses lecteurs à rejeter les préjugés, à ne dans un autre passage du livre, Coquet affirme qu’on
pas penser qu’une peau blanche signifiait une supé- ne saurait blâmer Napoléon, Lénine ou Hitler, «ex-
riorité, à travailler à la réconciliation entre races. pressions de la force de Shambhala», car ils furent
Mais, d’autre part, dans les pays de langue alle- «des destructeurs de ce qui devait être détruit, avant
mande, les courants aryosophiques, qui dévelop- que l’humanité ne puisse avancer sur le chemin de la
paient un occultisme raciste, se signalèrent par de lumière».
nombreux emprunts à la littérature théosophique, Le mot de «séparativité» utilisé à propos des Juifs
ainsi que l’a montré la thèse du chercheur britan- permet d’identifier la source des remarques de Co-
nique Nicholas Goodrick-Clarke. quet: il reprend un terme utilisé par Alice Bailey
(1880–1949), tout d’abord membre de la Société
théosophique, puis fondatrice de l’Ecole Arcane.
Les races à l’heure du Nouvel Age Largement répandue, l’œuvre de Bailey a exercé une
influence sur différents courants du Nouvel Age. On a
Modeste est le nombre de personnes affiliées à un reproché à plusieurs reprises aux écrits d’Alice Bai-
mouvement théosophique, mais cette influence se ley de contenir des stéréotypes antisémites – ce qui
retrouve dans différents milieux, par des idées qui ne susciterait guère d’attention si ces écrits ne conti-
circulent et évoluent de façon autonome. On dé- nuaient à circuler largement et n’incorporaient ces
couvre les traces de doctrines théosophiques dans stéréotypes dans un message supposé provenir de
différents courants aspirant à un «Nouvel Age» sphères supérieures. Le Christ ayant mis fin aux lois
(New Age). Or, certains auteurs, notamment chré- juives, leur religion devait disparaître, mais ils y res-
tiens, n’ont pas manqué de souligner qu’y resurgis- tent obstinément attachés, s’irrite Bailey dans Le Re-
saient des spéculations sur les races, inspirées de tour du Christ (un Christ qui n’a rien à voir avec celui
Blavatsky. Une importante figure de référence des des Eglises): «La difficulté, chez les Juifs, est qu’ils
courants du Nouvel Age, l’Américain David Spang- sont satisfaits de leur religion, vieille de près de cinq
ler, admet, dans son livre Emergence: la renaissance du mille ans, et qu’ils ne témoignent que fort peu du
sacré (publié en français en 1986), l’existence d’un désir d’en changer.» Elle laisse entendre que les per-
danger latent: le mouvement du Nouvel Age «res- sécutions subies sont les conséquences de leur
semble beaucoup au courant de pensée qui s’est dé- karma, mais tout tourne en définitive autour de la
veloppé en Europe entre les deux guerres mondiales. même idée: leur «séparativité» est malvenue. Mal-
L’esprit écologique et le désir de transcendance ex- gré ses préjugés manifestes à l’égard des Juifs et des
primés à cette époque en Allemagne ont été corrom- propos parfois choquants, il n’y a probablement pas
pus et canalisés par le mouvement nazi, bien enra- chez Alice Bailey incitation consciente à la haine
ciné dans l’occultisme. Nous vivons une époque his- (dans Le Mirage, un problème mondial, après des pro-
torique différente, mais si nous comprenons le pour- pos assez durs, elle recommande par exemple une
quoi de cette corruption qui s’est produite autrefois, méditation pour déverser «un courant de lumière et
nous pourrons éviter qu’elle resurgisse sous de nou- d’amour allant vers les Juifs»); mais ses commen-
velles formes.» taires viennent conforter des stéréotypes et les justi-
Le Nouvel Age cultive généralement une perspective fier spirituellement.
trop universaliste pour permettre le développement Dans d’autres groupes reprenant des éléments de
d’un racisme biologique: les critiques qui lui sont l’héritage théosophique, le thème juif surgit en asso-
adressées portent plutôt sur des propos susceptibles ciation avec une théorie du complot, comme dans le
de justifier des attitudes antisémites. On découvre cas de l’Universale Kirche de Peter-Leach Lewis, très
avec surprise des pages d’un livre comme celui que controversée en Suisse alémanique. [A la suite de dé-
clarations a connotation antisémite dans une circu- monde moderne est en effet radicale; il rejette le
laire du mouvement, le représentant européen de mythe du progrès et l’idée «antitraditionnelle» de
l’Universale Kirche a fait l’objet d’une condamnation l’égalité, mais la question des races ne joue pas de
en application de l’article 261bis du CP suisse.] rôle dans son système. Il viendrait d’autant moins à
l’idée de Guénon de prôner une quelconque «supé-
riorité de la race blanche» qu’il dénonce précisément
A chaque ethnie ses dieux? «l’envahissement occidental», destructeur des cul-
tures traditionnelles. Aux yeux de Guénon, ce
Après la postérité du théosophisme, mentionnons n’était qu’en Orient que «l’esprit traditionnel» res-
très brièvement l’actuelle floraison de groupes néo- tait «encore pleinement vivant», comme il l’expli-
païens. La plupart d’entre eux se voulant liés à un quait dans La Crise du Monde moderne (1927).
héritage culturel particulier, la question du rapport Converti à l’islam, Guénon passa d’ailleurs la der-
à d’autres races et cultures se pose. Dans le contexte nière partie de sa vie au Caire.
allemand, l’utilisation de références germaniques Parmi les auteurs influencés par Guénon, Frithjof
préchrétiennes par le régime national-socialiste Schuon (1907–1998), né à Bâle et installé durant
oblige tout groupe néo-païen à se situer par rapport des années à Lausanne, publia en 1957 un essai sur
à cette récupération; mais la question est soulevée le thème Castes et Races. Le chapitre qu’il consacre
aussi dans des milieux néo-païens en dehors de l’Al- aux différences entre races peut intéresser ou faire
lemagne, spécialement dans les courants se récla- sourire, mais, tout en considérant les mélanges ra-
mant d’une orientation «nordique». ciaux comme «bons ou nuisibles suivant les cas», il
Bien des néo-païens insistent sur le fait qu’ils sont ne révèle aucun penchant discriminatoire: il déclare
foncièrement tolérants, puisqu’ils reconnaissent la d’ailleurs explicitement que «la question de la supé-
légitime multiplicité des dieux, des cultures, et ne riorité raciale est pratiquement sans objet».
veulent donc pas imposer la Différente est la perspective
leur; d’autre part, en décla- de Julius Evola (1898–
rant que chaque peuple à ses 1974). Evola s’engagea réso-
Les thèses du
dieux, on postule un lien lument sur le terrain poli-
entre enracinement spirituel tique: cet antidémocrate
et appartenance ethnique, convaincu se retrouva aux
qui peut s’associer parfois
(mais pas toujours) à des at-
titudes racistes. Certains
complot consti- côtés de penseurs fascistes et
nationaux-socialistes. Après
la guerre, paralysé des deux
païens nordicisants améri-
cains ont tenté de dévelop-
per une théorie «métagéné-
tuent une per- jambes par suite d’une bles-
sure subie dans un bombar-
dement à Vienne en avril
tique», selon laquelle la tra-
dition est une question d’hé-
ritage génétique – il serait
version de la 1945, il continua à publier
des livres, dont certains sur
des thèmes politiques,
donc possible, en réveillant
cet héritage latent, de re-
créer des pratiques reli-
pensée comme Orientations (1950) et
Les Hommes au milieu des
ruines (1953), qui exercèrent
gieuses disparues depuis des une influence sur la jeunesse
siècles … italienne de droite radicale.
Comme d’autres courants mentionnés dans cet ar- Les ouvrages d’Evola atteignent deux types de pu-
ticle, le néo-paganisme présente des potentialités blic qui ne se recoupent pas toujours: on les trouve
contradictoires: aucune fatalité ne le voue au ra- dans les librairies d’extrême-droite et dans les librai-
cisme. Mais, à travers la fascination pour le celtisme ries ésotériques. Beaucoup de ceux qui ont lu La
ou les dieux du Nord, ils peuvent se trouver amenés Tradition hermétique (1931), Le Mystère du Graal
à entrer en contact aussi avec leur récupération au (1937), Le Yoga tantrique (1949), ou Métaphysique du
service de thèses racistes et doivent donc tôt ou tard Sexe (1958), ouvrages toujours réédités et dispo-
se situer par rapport à celles-ci. nibles en plusieurs langues, ignorent probablement
la face politique de son œuvre. Révolte contre le monde
moderne (1934), dont la seconde partie propose une
Les «races de l’esprit» approche macro-historique, jette un pont entre ces
différentes facettes de la production évoliennes.
Des tentatives de ressusciter des pratiques païennes Evola consacra nombre d’articles et plusieurs livres
auraient attiré les foudres de René Guénon, aux questions raciales. La plupart n’existent à ce jour
convaincu de la nécessité du rattachement à une tra- qu’en italien: Tre aspetti del problema ebraico (1936), Il
dition ininterrompue. La critique guénoniennes du mito del sangue. Genesi del razzismo (1937), Indirizzi
per una educazione raziale (1941; traduit en français: plot juif», aux Protocoles et à quelques autres thèmes
Eléments pour une éducation raciale), Sintesi di dottrina classiques du complot, le Livre Jaune vient mêler des
della razza (1941). Evola rejette le «racisme matéria- sujets plus modernes, comme celui de la prétendue
liste» du national-socialisme; il se déclare attaché à conspiration du silence autour des OVNI (la fascina-
l’idée de race, «mais à condition de la concevoir dans tion pour les soucoupes volantes est curieusement
un sens supérieur», en combattant «le fétichisme de propice à l’essor de fantasmes de conspiration), les
la race physique», explique-t-il dans Le Chemin du messages subliminaux et de sinistres projets en vue
Cinabre (1963). L’homme étant composé de trois de l’établissement d’un contrôle total et mondial sur
éléments, corps, âme et esprit, il s’agit pour Evola l’humanité. En outre, dans sa dernière partie, le livre
de tous les considérer, pour formuler «un racisme de introduit des doctrines aujourd’hui à la mode dans
premier, second et troisième degré». La «race de les milieux de la religiosité parallèle, à commencer
l’esprit» «se révèle dans les différentes attitudes des par le karma et la réincarnation. La bibliographie est
individus face au sacré, au destin, au problème de la un indigeste mélange de littérature complotiste et
vie et de la mort, dans la vision du monde, les reli- d’ouvrages ésotériques – on y retrouve même la Doc-
gions, etc.» Evola prône «la prédominance de la race trine secrète de Blavatsky.
intérieure sur la race extérieure, seulement biolo- Le Livre Jaune N° 5 est en réalité l’édition revue d’un
gique.» Il voit néanmoins dans le racisme des di- volume de Jan Udo Holey, alias Jan van Helsing (né
mensions positives, notamment par son opposition en 1967), Les Sociétés secrètes et leur pouvoir au 20ème
au nivellement et à l’effacement des différences. siècle (1995). D’abord publié en allemand, il avait
Jean-Paul Lippi relève que, malgré l’éloge de la dif- rencontré un grand succès – et suscité aussi de vives
férence et la prétention à un racisme non biologique, réactions. Si le thème du «complot juif» n’a rien de
Evola manifeste une hostilité de principe à la race nouveau, ce qui retient l’attention est le canal de
noire et reprend alors les «poncifs du racisme le plus diffusion, puisque ce n’est pas dans des librairies po-
vulgaire». litiques que ce livre se vend, mais dans les librairies
La Synthèse d’une doctrine de la race «obtint l’approba- ésotériques. Il atteint ainsi un public beaucoup plus
tion officielle et personnelle de Mussolini», heureux large, et ouvert à des idées paraissant sortir des sen-
de trouver chez un auteur italien une approche per- tiers battus. [En Suisse, la distribution de l’ouvrage
mettant au fascisme de se démarquer du national-so- Les sociétés secrètes est interdite selon article 261bis CP
cialisme. Approbation plutôt théorique cependant: suisse.]
on ne saurait dire que les théories raciales évoliennes Les thèses du complot constituent une perversion de
exercèrent une influence considérable à cette époque la pensée: elles offrent un discours délirant qui
– et pas plus aujourd’hui. Elles sont cependant utili- brouille la réalité, mais donne à ceux qui y adhèrent
sées par des militants politiques (plus que par des l’illusion de comprendre le dessous des cartes, de sa-
amateurs d’ésotérisme) à la recherche de légitima- voir enfin ce qui se trame. Chaque élément nouveau
tions idéologiques plus raffinées que les thèses du est aisément intégré dans une grille interprétative
racisme biologique. où tout est traduit comme le fruit de manipulations.
Quant aux dénégations ou condamnations, elles
confortent la conviction «complotiste», car elles dé-
Le thème du complot montrent la redoutable influence de la conspiration
à l’œuvre; si les démentis viennent d’institutions ou
On aurait quelque difficulté à trouver les livres autorités établies, cela révèle simplement qu’elles
d’Evola sur la race dans les rayons des librairies éso- sont contrôlées par ceux qui, dans l’ombre, tirent les
tériques. En revanche, d’autres ouvrages y sont aisé- ficelles. En s’opposant aux forces sombres qu’il croit
ment disponibles, par exemple le Livre Jaune N° 5 identifier, le tenant des thèses de la conspiration ne
(1997), soi-disant préparé par un «collectif d’au- se considère nullement comme persécuteur potentiel
teurs» représenté par une compagnie sise à l’Ile de groupes visés, mais au contraire comme victime
Maurice. Le Livre Jaune N° 5 dénonce une conspira- qui prend conscience de sa situation et essaie de sau-
tion qui traverse les siècles. En dépit de quelques ver le monde du terrible destin que lui réservent les
prudentes réserves, les coupables du complot sont conspirateurs.
désignés sans équivoque: les Juifs. La famille Roth- La plupart des amateurs de littérature ésotérique ne
schild est supposée jouer dans cette grande entre- sont probablement guère enclins à la discrimination
prise de subversion mondiale le rôle principal. Le raciale (le Livre Jaune s’en prend d’ailleurs unique-
livre cite comme une pièce essentielle venant «prou- ment aux Juifs). Pourtant, la facilité avec laquelle se
ver» ses affirmations un faux célèbre, les Protocoles des diffusent dans le milieu ésotérique des textes insi-
Sages de Sion. Tout lecteur un peu critique ne peut nuant l’existence d’une grande conspiration est pré-
manquer de détecter dans les Protocoles un document occupante, comme l’est la réception acritique de tels
manifestement inauthentique, mais cela ne les em- délires.
pêche pas de continuer à jouir d’un succès étonnant, La paranoïa de la conspiration n’est propre à aucun
pas seulement dans le monde occidental. Au «com- camp politique, souligne Daniel Pipes. Les milieux
Zusammenfassung
Bibliographie
Aho, James A. 1994 Im Gegensatz zur restriktiven wissenschaftlichen Verwen-
This Thing of Darkness: A Sociology of the Enemy. Seattle, London: Univer-
sity of Washington Press. dung bezieht sich das Adjektiv «esoterisch» im gängigen
Camp, Gregory S. 1997
Sprachgebrauch auf verschiedene Lehren und Glaubens-
Selling Fear: Conspiracy Theories and End-Times Paranoia. Grand Rapids: haltungen, die eine Grundlage für Spekulationen jenseits
Baker Books. der ausgetretenen Wege bieten und denjenigen, die sich
Faivre, Antoine 1992 damit befassen, das Gefühl geben, über ein besonderes Wis-
L’Esotérisme. Paris: Presses Universitaires de France. sen zu verfügen. Dazu können rassistische oder antisemi-
Goodrick-Clarke, Nicholas 1989 tische Vorurteile kommen, sei dies durch eine Geschichts-
Les Racines occultistes du Nazisme. Les aryosophistes en Autriche et en Alle-
magne, 1890–1935. Puiseaux: Pardès. auslegung, die von einem jeder Rasse beschiedenen besonde-
Goodrick-Clarke, Nicholas 1997 ren Schicksal spricht, durch die (seltenere) Entwicklung
«La renaissance du culte hitlérien: aspects mythologiques et religieux du néo- einer offen rassistischen Doktrin oder im Rahmen einer
nazisme». Dans: Politica Hermetica 11, pp. 167–184. Verschwörungstheorie. Die bizarren Hypothesen, welche
Kaplan, Jeffrey 1997 eine Verschwörung evozieren (und dabei auf abgedroschene
Radical Religion in America: Millenarian Movements from the Far Right to
the Children of Noah. Syracuse: Syracuse University Press.
Klischees zurückgreifen), profitieren von einem allgemein
Laurant, Jean-Pierre 1993
günstigen Umfeld und finden bei einem kaum politisierten
L’Esotérisme. Paris: Cerf. Publikum eine aufmerksame Leserschaft; sie stellen ein
Lippi, Jean-Paul 1998 überideologisches Potential dar und sind keineswegs be-
Julius Evola, métaphysicien et penseur politique. Lausanne: L’Age d’Homme. schränkt auf die an Esoterik interessierten Kreise. Unter
Pipes, Daniel 1997 den verschiedenen betrachteten Phänomenen ist die Verbrei-
Conspiracy: How the Paranoid Style flourishes and where it comes from. New tung von Verschwörungstheorien der besorgniserregendste
York: Free Press.
Faktor, der zu einer erneuten Verschärfung des latenten
Politica Hermetica 1988
N° 2: «Doctrines de la Race et Tradition».
Antisemitismus führen kann.
Taguieff, Pierre-André 1992
Les Protocoles des Sages de Sion. Paris: Berg International.
Webb, James 1974
The Occult Underground. LaSalle/Illinois: Open Court.
Webb, James 1976
The Occult Establishment. LaSalle/Illinois: Open Court.
Was hat Esoterik mit rassistischer Diskriminierung zu tun? Die gen der Falsifikation. Ob Erkenntnisse falsch sind
kritische Distanz einer esoterischen Weltanschauung gegenüber oder nicht, muss also überprüfbar sein. Das setzt
dem modernen Weltverständnis, speziell gegenüber dem Anspruch voraus, dass die in Frage stehenden Aussagen nicht
auf ausschliessliche Geltung von Vernunft bzw. Rationalität, ist hochgradig subjektiv sind und dass die behaupteten
weder besonders revolutionär noch besonders gefährlich. Problema- Phänomene wiederholbar sind, und zwar unabhän-
tischer wird es, wenn ausgehend von der Kritik der Vernunft der gig von Zeit, Ort oder der überprüfenden Person,
Gleichheits-Satz, die vielleicht bedeutendste Wertvorstellung der insbesondere unabhängig von deren Glauben an die
modernen Zivilisation überhaupt, angegriffen wird. Dann besteht fragliche Aussage oder das Phänomen.
die Gefahr einer Strafverfolgung aufgrund einer Verletzung von Die kritische Haltung der Esoterik einerseits ge-
Art. 261bis StGB. genüber der Vernunft als primärem Erkenntnisin-
strument und andererseits gegenüber dem Wissen-
schaftsmodell des kritischen Rationalismus
Das moderne Welt- und Wissenschaftsbild kann aber weder als besonders revolutionär
noch als gefährlich gelten. Vielmehr
Grundsätzlich haben die Bereiche der gehört es – wie das Wissenschaftsmo-
Esoterik und der Rassendiskrimi-
nierung nichts miteinander zu Wenn eine dell des kritischen Rationalismus
deutlich aufzeigt – prinzipiell zur
tun; zumindest nicht notwen- Tradition der Aufklärung, sich
digerweise. Esoterik er- esoterische Position selbst und den Stellenwert
scheint als eine Lebens- von Rationalität in Frage
oder Weltanschauung,
die primär dadurch
die essentielle Gleichwer- zu stellen. Vernunft
im Sinne der Auf-
gekennzeichnet klärung ist weit-
ist, dass sie vom tigkeit aller Menschen bestreitet, gehend iden-
herrschenden mo- tisch mit Ver-
dernen (aufgeklärt-
rationalistischen) Welt-
begibt sie sich in den Bereich nunftkritik
denke nur an Imma-
(man
bild abweicht. Dies tut sie nuel Kants Kritik der rei-
insbesondere, indem sie be- der Rassendiskrimi- nen Vernunft), und Moderne
zweifelt, dass die Ratio den ein- läuft immer parallel zur Kritik
zigen oder auch nur zuverlässigsten
und leistungsfähigsten Erkenntnis-
nierung der Moderne, wie gerade heute die
sogenannte Postmoderne belegt.
und Problemlösungsmechanismus dar- Auch dem kritischen Rationalismus ist
stelle. Folgerichtig bestreitet sie auch die – und zwar aus den Reihen der klassischen
Gültigkeit des herrschenden Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie – seit langem bereits
Wissenschaftsmodells, welches sich nach wie vor Kritik erwachsen (z.B. Paul Feyerabend, Bruno
am kritischen Rationalismus bzw. am Wissen- Latour). Die kritische Distanz einer esoterischen
schaftsmodell von Karl Popper orientiert. Diesem Weltanschauung gegenüber dem modernen Welt-
Modell zufolge müssen Aussagen, so sie denn allge- verständnis, speziell gegenüber dem Anspruch auf
meine Akzeptanz finden wollen, dem Kriterium der ausschliessliche Geltung von Vernunft bzw. Ra-
Falsifikation genügen, d.h., sie müssen falsch sein tionalität, ist also per se völlig unproblematisch und
können. Nur wenn sie überhaupt falsch sein kön- auch nicht aussergewöhnlich.
nen, der Nachweis der Fehlerhaftigkeit aber nicht
gelingt, kommt ihnen Glaubwürdigkeit zu. Auch
diese Glaubwürdigkeit indes ist eine beschränkte Die Moderne und der Gleichheits-Satz
und vorläufige. Es gibt nach diesem Modell keinen
endgültigen Nachweis der Richtigkeit oder Wahr- Problematischer erscheint, dass einzelne Vertreter
heit. Vielmehr besteht die Wahrheit einer Erkennt- eines esoterischen Weltbildes dazu neigen, Rationa-
nis grundsätzlich nur auf Zeit, d.h. bis zum Gelin- lismus und Moderne gleichzusetzen, und von einer
Ablehnung des Rationalismus – bewusst oder unbe- Erst der Gleichheits-Satz und damit das Verneinen
wusst – zu einer wesentlich umfassenderen Ableh- einer grundsätzlichen Bedeutung von Eigenschaften
nung der Moderne übergehen. Problematisch daran wie Fähigkeit, Herkunft oder Aussehen etc. begrün-
ist, dass damit auch grundsätzliche Wertvorstellun- den für die Aufklärung die Notwendigkeit, ein an-
gen abgelehnt oder in Frage gestellt werden, die deres massgebendes Kriterium zu finden, welches
heute als Grundlage jeder zivilisierten Rechtsge- jedem Menschen zukommt. Und dieses Kriterium
meinschaft gelten, namentlich der Grundsatz der erkennt die Aufklärung eben in der Vernunft, der
Gleichwertigkeit und (als dessen Folge) der Gleich- Ratio. Entsprechend besteht der Prozess der Auf-
berechtigung. klärung (in der Sprache der Aufklärung selbst)
Der Grundsatz der Gleichwertigkeit aller Menschen darin, dass der Mensch sich aus seiner Abhängigkeit
ist allerdings nicht das Ergebnis der Konzentration von metaphysischen Glaubenssystemen befreit.
auf die Vernunft, sondern deren Vorbedingung. Seine Unmündigkeit ist selbstverschuldet, weil ihm
Folgt man der Aufklärung in der Definition ihrer die Vernunft zur Verfügung stünde, und der Aus-
selbst und versteht unter Aufklärung «den Ausgang gang aus dieser Unmündigkeit wird ermöglicht
des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Un- durch den Gebrauch der Vernunft («sapere aude»:
mündigkeit» (Kant), dann besteht die «Entzaube- wage es, zu wissen). Die Bedeutung und das Ge-
rung der Welt» durch die Aufklärung primär darin, wicht von Rationalität ergeben sich damit erstens
dass nicht mehr übermenschliche oder göttliche nicht zwingend aus dem Gleichheits-Satz und
Prinzipien das Fundament zweitens erst als Folge der
der Welt bilden, sondern essentiellen Gleichwertig-
der Mensch selbst. Mit keit aller Menschen. Be-
dem Fokussieren auf den
Menschen ist indes erst
Die Strafbarkeit gründet streitet man also die
Vorrangstellung der Ver-
der kleinere (unwichti-
gere) Grundstein des mo- nicht in der Ablehnung der nunft, dann folgt daraus
nicht notwendig auch das
dernen Weltbildes gelegt. Bestreiten des Gleich-
Grundsätzlich nämlich Esoterik, sondern darin, heits-Satzes, auch wenn –
liessen sich – trotz des wie bereits gesagt – die
Abstellens auf den Men-
schen selbst als Fun-
dass keine Weltanschauung grundsätzliche Ablehnung
der Aufklärung dazu ver-
dament der Welt – be-
liebige Kriterien als mass- ein Anrecht gibt auf die führen mag.
Gar nicht genug betont
gebend formulieren, die werden kann, dass die
am Menschen anknüpfen Verletzung der Menschen- Vorstellung von der essen-
(z.B. bestimmte Fähigkei- tiellen Gleichwertigkeit
ten, Aussehen, Abstam-
mung, geographische oder
würde anderer aller Menschen unabhän-
gig von allen anderen Kri-
nationale Herkunft etc.). terien eine Wertung dar-
Die kardinale Revolution stellt, d. h. eine Vorstel-
der Aufklärung liegt nun darin, dass sie alle er- lung, die sich nicht weiter ableiten lässt. Man kann
wähnten Kriterien verwirft und grundsätzlich diese Wertung teilen oder eben nicht. Zu widerle-
davon ausgeht, dass alle Menschen im Kern gleich- gen ist sie – eben weil es eine Wertung ist – prinzi-
wertig sind, einfach deshalb, weil sie Menschen sind piell nicht. Gerade weil der Gleichheits-Satz eine
(Gleichheits-Satz). Weil alle Menschen gleichwertig Wertung darstellt und damit nichts, was sich auto-
sind, kommt jedem Menschen von Geburt an matisch, notwendig oder von selbst ergäbe, muss er
Würde zu (die sogenannte Menschenwürde), ganz jeden Tag aufs neue verteidigt werden. Dies ist
unabhängig davon, ob er sich würdevoll verhält denn auch der Sinn von Art. 261bis StGB, dem Ras-
oder nicht. D.h., jedem Menschen kommt – unab- sendiskriminierungsverbot.
hängig von allen anderen Kriterien – grundsätzlich
und aus Prinzip der Anspruch zu, als menschliches
Wesen respektiert und geachtet zu werden. Dieser Esoterik, Gleichheits-Satz und Rassendiskriminierung
Sicht folgend müssen jedem Menschen auch be-
stimmte Grundrechte zustehen, die sogenannten Damit ist auch gesagt, wo die Beziehung von Eso-
Menschenrechte. Alles andere als Zufall ist entspre- terik und Rassendiskriminierung beginnt: Wer
chend, dass die Aufklärung zeitlich parallel läuft immer den Schritt von der Kritik der Vernunft oder
mit dem Postulat der Toleranz, dem Streben nach dem herrschenden Wissenschaftsmodell hin zur Ab-
religiösem Frieden und gegenseitiger Akzeptanz lehnung des Gleichheits-Satzes tut, der greift damit
(deutlich sichtbar etwa in der Gleichberechtigung die vielleicht bedeutendste Wertvorstellung der
der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger). modernen Zivilisation überhaupt an. Entsprechend
läuft er Gefahr einer Strafverfolgung aufgrund einer lich nicht akzeptabel ist. Wer dies tut, vertritt eine
Verletzung von Art. 261bis StGB. Denn ein Bestrei- rassistische Position, ist ein Rassist. Entsprechend
ten des Gleichheits-Satzes ist einerseits unzulässig, wird jeder strafbar – also auch jeder Esoteriker –,
weil erst diese Wertposition ein friedliches Zusam- der rassistisches Gedankengut verbreitet, sei dies
menleben zu begründen vermag. Gilt der Gleich- nun mittels Vorträgen, Verkauf von Publikationen
heits-Satz nicht, dann ist damit auch vorgegeben, oder Leserbriefen etc. Die Strafbarkeit gründet
dass abweichende Positionen je nach den Umstän- dabei nicht in der Ablehnung der Esoterik, sondern
den bekämpft und vernichtet werden dürfen. Un- einfach darin, dass keine Weltanschauung, sei sie
zulässig ist die Ablehnung des Gleichheits-Satzes nun religiös, politisch oder esoterisch geprägt, ein
aber auch, weil erst der Gleichheits-Satz (und damit Anrecht gibt auf die Verletzung der Menschen-
die Vorstellung, dass jedem menschlichen Wesen würde anderer.
ein Mindestmass an Würde zukomme, das es zu re-
spektieren gilt) Grundlage bildet für die Grund-
bzw. Menschenrechte. Wer immer sich auf ein Men- Marcel A. Niggli, Professor für Strafrecht, Strafprozess-
schenrecht wie Meinungsäusserungs- oder Religi- recht und Kriminologie an der Universität Freiburg i. Üe.
onsfreiheit beruft, beruft sich damit notwendig Verfasser eines Kommentares zu Art. 261bis StGB (Zürich:
auch auf den Gleichheits-Satz, denn die erwähnten Schulthess 1996).
Rechte kommen ihm nur zu, weil er als menschli-
ches Wesen – ohne Ansehen der Person, Herkunft
oder Zugehörigkeit zu einer Gruppe – Anspruch hat
auf ein Mindestmass an Achtung und Respekt. Es Zusammenfassung
ist mithin nicht möglich, sich auf eines dieser
Rechte zu berufen – sei es nun unter dem Titel der Der Autor untersucht das Verhältnis von Esoterik und
Esoterik, der Religion oder der Politik – und den- Rassendiskriminierung und kommt zum Schluss, dass
noch den Gleichheits-Satz zu bestreiten. keine notwendige Beziehung besteht. Allerdings verleitet
Immer dann, wenn eine esoterische Position die es- eine Ablehnung des Rationalismus als Kernstück der Mo-
sentielle Gleichwertigkeit aller Menschen – aus- derne dazu, die Moderne insgesamt abzulehnen. Geschieht
drücklich oder implizit – bestreitet, begibt sie sich dies, und wird insbesondere der Gleichheits-Satz abge-
– ebenso wie jede andere Position – in den Bereich lehnt, so begibt man sich in den Bereich der strafbaren
der Rassendiskriminierung und damit auch in den Rassendiskriminierung (Art. 261bis StGB), sofern man
Bereich strafbaren Verhaltens. Dabei hilft es auch solche Positionen verbreitet.
nichts, sich auf ein anderes Erkenntnismodell oder
ein anderes Weltbild zu berufen. Denn der Gleich-
heits-Satz ist nicht an ein bestimmtes Weltbild oder
Erkenntnismodell gebunden, wie bereits ausge- Résumé
führt.
Wer mithin die Gleichwertigkeit aller Menschen L’auteur analyse le rapport entre ésotérisme et discrimi-
bestreitet, sollte sich also nicht vormachen, er tue nation raciale et arrive à la conclusion qu’il n’existe pas
dies aus Notwendigkeit oder es handle sich dabei forcément de lien. Mais toujours est-il que le rejet du ra-
um eine Kleinigkeit. Gerade weil Esoterik grund- tionalisme en tant que pièce maîtresse de la pensée moderne
sätzlich nicht mit Rassendiskriminierung verknüpft revient à rejeter celle-ci. Or, dans la mesure où l’on pour-
ist, hat derjenige, der die essentielle Gleichwertig- suit sur cette voie en refusant le principe de l’égalité et en
keit der Menschen bestreitet, dafür einzustehen, répandant de telles théories, on se retrouve dans le domaine
dass er ohne Notwendigkeit eine Wertung trifft, die de la discrimination raciale réprouvée par la loi (art.
andere in ihrer Menschenwürde verletzt und folg- 261bis du CP).
Ein ethisches Dilemma prägt unseren politischen Alltag. Die Öf- auf, dass das klassische Bild eines durch die Ge-
fentlichkeit verkündet die humanistischen Werte als normativ: schichte und Bilder verführten Jugendlichen, der
Mitleid, Hilfsbereitschaft, Solidarität. Doch die Frage, warum den Nazi-Rattenfängern nachläuft, nicht zutrifft.
man sich solidarisch und nicht egoistisch verhalten soll, rückt zu- Vielmehr sei die rechtsextreme Orientierung bei
nehmend ins Zentrum der öffentlichen Diskussion: Der Mensch den betroffenen Jugendlichen ihre Form der Wirk-
auf der Strasse, vor allem der Jugendliche, macht immer wieder lichkeitsbewältigung. Das ethische Dilemma unse-
die Erfahrung, dass sich «der Stärkere» durchsetzt. In diesem rer Gesellschaft trägt geradezu zur Entstehung
Zusammenhang muss die rechtsradikale Herausforderung als eine rechtsextremer Haltungen bei: Die Erfahrung, dass
ethische, ja religiöse Herausforderung gesehen werden. sich «der Stärkere» durchsetzt, und die in der Öf-
fentlichkeit herrschende «Ideologie der Ungleich-
heit» ermöglichen die Umformung der Erfahrung
Die tagespolitische Dimension der rechtsradikalen «Der Stärkere setzt sich durch» in die Maxime
Herausforderung lässt sich mit einem engen «Der Stärkere soll sich durchsetzen».
Rechtsextremismusbegriff abstecken. Er erlaubt Das, was verunsicherte Jugendliche als ihre Art von
Gruppierungen und Phänomene zu isolieren: «Neo- Wirklichkeitsbewältigung ausleben, wird aber auch
nazi», «Skinhead». Mit dieser «begrifflichen Ein- als ausdrückliches kulturpolitisches Programm ver-
grenzung» wird aber die Gefahr gleichzeitig ver- kündet. Damit möchte ich die radikalste Form der
harmlost. Die «Gefahr von rechts» ist deswegen ge- rechtsradikalen Herausforderung bezeichnen, die
fährlich, weil viele junge Rechtsextreme sich als ich gleichzeitig als religiöse Herausforderung quali-
Avantgarde einer weitverbreiteten Stimmung be- fizieren möchte. Sie zielt nicht nur auf die Verände-
trachten. Will man diesem Phänomen theoretisch rung einzelner ethischer Normen hin, sondern auf
gerecht werden, braucht es neue Konzepte. Claus die Entwicklung eines – zum christlich-abendländi-
Leggewie (1993) hat vorgeschlagen, den engen schen im Gegensatz stehenden – alternativen, vom
Rechtsextremismusbegriff durch den einer «Bür- Prinzip der Ungleichheit geprägten Welt- und
gerbewegung» zu ersetzen. In den rechtsextremen Menschenbildes.
Phänomenen sieht er analog zur Ökologie- und Ein solches alternatives Welt- und Menschenbild
Friedensbewegung eine neue Bürgerbewegung in wurde schon immer in den vielen neuheidnischen
Mitteleuropa. Schliesst man sich dieser Meinung Glaubensgemeinschaften entwickelt (vgl. Gugen-
an, so muss man der Bedrohung nicht nur auf der berger, Schweidlenka 1993; Haack 1981, 1983).
Ebene der Tagespolitik begegnen, sie ist auch als Über den Stellenwert dieser Strömungen wird ge-
Herausforderung ethischer Art zu betrachten, weil stritten. Sie können meist als relativ harmloses –
sie grundlegende ethische Werte unserer Gesell- weil folkloristisch geprägtes – Phänomen einge-
schaft in Frage stellt. schätzt werden, das auf theologischer und philoso-
Der Bielefelder Sozialwissenschaftler Wilhelm phischer Monotheismuskritik und dem postmoder-
Heitmeyer (1992) hat für seine empirischen Unter- nen «Lob des Polytheismus» beruht.
suchungen über rechtsextreme Haltungen bei Gefährlicher sind völkisch-religiöse Ideologien,
Jugendlichen als einer der ersten den engen Ariosophie, esoterisches Neuheidentum. Sie
Begriff des Rechtsradikalismus fallenlassen
und sich eher an strukturellen Momenten Die weisen in ihrem Glaubensbild einige Kon-
stanten auf: Im Grunde sind sie alle dem
orientiert. «Rechtsextrem» sei – so die
Minimalbeschreibung – eine An-
ideologische Modell einer «rückwärtsgewandten
Heilsgeschichte» verpflichtet. Das
schauung, die von der «Ideologie
der Ungleichheit» getragen
Linie ist einer ra- goldene Zeitalter einer germani-
schen Religiosität (gekenn-
ist und eine «Akzeptanz dikalen Vorordnung der zeichnet durch eine «völ-
von Gewalt» als Lösung kische Harmonie», weil
von privaten und po- Biologie vor Ethik, Ästhetik die Germanen in
litischen Konflik- Einklang mit sich
ten zeigt. Heit- und Religion verpflichtet selbst, mit der
meyer zeigte Natur und
mit ihren Göttern gelebt hätten) sei durch die aus der Taufe gehoben, deren bekanntester Vorden-
Fremdherrschaft des Christentums beendet worden. ker und Theoretiker Alain de Benoist heisst. Die
Nun sei die Zeit gekommen, den «ursprünglichen Titel seiner wichtigsten Werke lauten: Heide sein
Glauben» zu befreien und zu Europas eigener Reli- und Aus rechter Sicht (dieses Buch bekam 1977 den
gion zurückzukehren! Die relative Harmlosigkeit Preis der Académie Française). Seit 1990 gibt Benoist
solcher religiösen Ideen und theologischen Denk- eine Buchreihe mit dem Titel Konservative Revolution
muster endet spätestens beim Nachweis direkter heraus.
Verbindungen zum rechtsextremen Lager. Die Ge- Nach zehn Jahren intensiver Forschungs- und Bil-
fahr, die mit dem Begriff der «Neuen Heiden» an- dungstätigkeit trat GRECE verstärkt an die Öffent-
gesprochen ist, wird erst dann erfasst, wenn man sie lichkeit. Als intellektuelle Modeerscheinung ist die
in Verbindung bringt zu den normativen Grund- Nouvelle Droite zwar verhältnismässig schnell abge-
sätzen unseres Zusammenlebens. Die Neuen Hei- klungen, doch sie veränderte das konservative Lager
den lösen das ethische Dilemma unseres Alltags nachhaltig. Viele – bisher als rechtsradikal qualifi-
durch dessen Abschaffung. Zum theoretischen In- zierte und damit auch geächtete – Tabus sind sa-
begriff dieser Haltung sind in den letzten Jahren lonfähig geworden.
die sogenannten «Neuen Rechten» geworden. Nach dem französischen Vorbild wird auch in an-
deren Ländern gearbeitet. So wurde 1980 in Kassel
das Thule-Seminar unter dem
Das Phänomen und die Soziali- Vorsitz von Pierre Krebs als
sationsfaktoren der Neuen Rechten Arbeitskreis für die Erfor-
Spätestens seit der Etablie- Der Glaube, dass vor schung und das Studium der
europäischen Kultur gegrün-
rung der Neuen Rechten auf det. Dem französischen Bei-
der wissenschaftlichen und
kulturellen Bühne Europas
Gott alle gleich sind, spiel folgend beruht diese
Strategie einerseits auf Alli-
wird die relative Harmlosig- anzen mit traditionellen
keit der neuheidnischen Im-
pulse in Frage gestellt. Der
fordert den Egalitaris- rechtsextremen kulturellen
Vereinigungen und Verlags-
schillernde Begriff der instituten, anderseits auf der
Neuen Rechten steht für die
Grauzone zwischen der wert-
mus und die Vision der bewussten Kontaktpflege zu
einer Reihe von konservati-
konservativen und rechtsra- ven Intellektuellen und
dikalen Haltung, die gefähr-
licher sein kann als der offene
Einheit der Menschen Zeitschriften.
Das Thule-Seminar gibt
Rechtsextremismus. Gerade zweimal jährlich eine pro-
weil dort die zerstörerischen grammatische Schrift Ele-
Erscheinungsbilder fehlen, wird diese «geistige Strö- mente der Metapolitik zur europäischen
mung» immer noch unterschätzt. Sie zielt allerdings Neugeburt heraus. Sie soll den «Kulturkampf»
auf nichts Geringeres ab, als auf die Rettung des «be- anheizen und immer wieder die «Strategie der kul-
drohten» europäischen Bewusstseins durch die «Rei- turellen Revolution» reflektieren. Programmatisch
nigung» desselben von den «zerstörerischen» jü- wurden in der ersten Ausgabe (Winter 1985/86)
disch-christlichen Impulsen. die zentralen Themen der Zeitschrift festgelegt:
Die «Geburtslegende der Nouvelle Droite» wurde Fragen nach der eigenen «heidnischen Identität»
bereits vielfach erzählt (vgl. Rollat 1991): Ende der Europas und der Bedeutung religiöser Ideen für po-
60er Jahre machte sich eine Gruppe junger franzö- litische Konzepte sowie die Erforschung und Wie-
sischer Intellektueller das Rezept des italienischen derbelebung eines modernen europäischen Rassen-
Kommunisten Gramsci zu eigen, wonach die ge- bewusstseins mit dem Ziel, «das Gesicht Europas
sellschaftliche Macht nicht über politische Auf- und der Welt» von morgen zu verändern.
stände allein zu erringen ist, sondern einer langfri- Der Vertiefung dieses kulturpolitischen Kampfes
stigen und geduldigen ideologischen Überzeu- dient die wissenschaftliche Auseinandersetzung im
gungsarbeit innerhalb der zivilen Gesellschaft be- Kontext der Biologie und anderer Naturwissen-
darf (Benoist 1985, S.39–51). Als Reaktion auf die schaften. Führend dabei ist die vierteljährlich er-
Studentenrevolte wurde ein Verein zur Unterstützung scheinende Neue Anthropologie. Erbe und
der wissenschaftlichen Untersuchungen der europäischen Verantwortung. Sie wird von der Gesellschaft für
Zivilisation (GRECE: Groupement de Recherche et biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensfor-
d’Etudes pour la Civilisation Européenne) gegründet schung e.V. in Hamburg herausgegeben, in deren
mit dem erklärten Ziel, die kulturelle Macht in wissenschaftlichem Beirat u. a. auch A. de Benoist
Frankreich wiederzuerobern. Damit wurde eine sitzt. Das Vokabular des Blattes ist geprägt durch
«Denkschule» mit einem breiten Publikationsnetz die Termini: «Rassenhygiene», «europid», «Bevöl-
kerungspolitik»; die ideologische Linie ist einer ein Bestimmungsland vor sich; eine solche Welt-
radikalen Vorordnung der Biologie vor Ethik, auffassung leiste der Aufhebung von Grenzen Vor-
Ästhetik und Religion verpflichtet. Das politische schub. Hand in Hand mit der Infragestellung der
Konzept des Ethnopluralismus und der Politik der Bodenreligion gehe auch die Negation der «Blutre-
Rassentrennung werden als biologisch notwendig ligion». Die Tatsache, dass Jahwe keine Kinder
propagiert. Auf dem Gebiet der Geschichtswissen- zeugt, trotzdem aber Vater aller Menschen ist,
schaft leistet die vierteljährlich erscheinende Zeit- stelle sowohl die biologisch-verwandtschaftlich be-
schrift für Kultur-, Geistesgeschichte und gründete Gemeinschaft als auch die Verpflichtung
Politik. Deutschland in Geschichte und Ge- den Ahnen gegenüber in Frage. Die im jüdischen
genwart ähnliche Arbeit. Die biologistischen Glauben angelegte Tendenz zur Vernichtung «ech-
Grundannahmen werden gezielt mit den «klas- ter Bruderschaften», Verbände und Völker sei
sischen deutschen» rechtsgerichteten Themen durch Jesus perfektioniert worden. Er habe die ein-
«Nordmensch» und «germanische Rasse» kombi- zig mögliche, die Evolution der Menschen poten-
niert, und konsequent wird die Geschichte des zierende Frömmigkeit zunichte gemacht, denn: «Es
deutschen Faschismus «richtiggestellt». gibt nur eine echte Frömmigkeit, die des Sohnes
Auf der Ebene der popularisierenden Publizistik ist dem Vater gegenüber und weiter den Ahnen, dem
zuerst die Allianz der Vordenker der Neuen Rech- Geschlecht, dem Volk gegenüber. Jesus, der angibt,
ten mit den in den 60er Jahren gegründeten Zeit- dass Joseph nicht sein wahrer Vater ist – dass er
schriften Criticón und Mut zu nennen. Das letzte, Sohn eines einzigen Gottes ist und der Bruder aller
vielleicht auch das beste Beispiel für die Strategie Menschen –, leitet den Prozess der Väterverleug-
der Neuen Rechten stellt die Junge Freiheit dar. nung ein.» (Benoist 1981, S. 105)
Schliesslich wirke sich die biblisch-prophetische
Tradition der Unterordnung der Politik unter die
Welt- und Menschenbild: «Glaube gegen Glaube» Moral und die Verpflichtung der politischen
Machtträger auf ethische Grundsätze «verhängnis-
Warum stellt das Programm der «Neuen Rechten» voll» aus. Das aus dieser Tradition abgeleitete Prin-
eine religiöse Herausforderung dar? Die Neuen zip der Gewaltenteilung und der Unterordnung des
Rechten werfen der abendländischen Rationalität Politischen unter die Rechtsprechung sei falsch,
vor, durch den «jüdisch-christlichen Obskurantis- weil es die Eigenständigkeit des Politischen zer-
mus» jahrhundertelang einer falschen und zerstöre- störe. (Benoist 1983/1984 Bd. 2, v. a. S.7–82.)
rischen Tradition verpflichtet gewesen zu sein. Wir Die jüdisch-christliche Tradition wird also als mit-
haben hier eine der nuanciertesten Formen des tra- schuldig an der Genese der egalitären Wertesy-
ditionellen Antijudaismus/Antisemitismus vor uns: steme angeklagt.
die jüdische Religion und der jüdische Gott werden
der Zerstörung menschlicher Kulturen angeklagt.
Die tiefsten Wurzeln des kulturpolitischen «Übels» Ethnopluralismus als neuer Glaube?
ortet Benoist (1992) in der jüdisch-christlichen
Schöpfungslehre und deren Implikationen. Dabei Eine weitere Quelle des Welt- und Menschenbildes
wird die Frage nach der Schöpfung weniger in der Denker der Neuen Rechten ist ein modernisier-
einen kosmologischen als in einen politischen Kon- ter Biologismus und Rassismus (Benoist 1983/1984
text gestellt. Einerseits habe die Trennung von Bd. 1, v. a. S. 273–386). Ausgehend von den Ergeb-
Gott und Welt die «ewige» Welt ihrer «göttli- nissen der Verhaltensforschung, für die Konrad Lo-
chen» Kräfte beraubt; anderseits bilde der «jü- renz, Irenäus Eibl-Eibesfeld, Hans Jürgen Eysenck,
disch-christliche Mythos» von einem Gott und von Arthur Jensen u.v.a.m. Pate stehen, propagiert die
der unmittelbaren Beziehung eines jeden Menschen Neue Rechte das «Recht auf den Unterschied» und
zu diesem Gott, die Tatsache also, dass laut Bibel will dieses auch «wissenschaftlich» begründen.
alle Menschen eines Ursprungs sind, die Grundlage Klingt hier nicht die alte rassistische Fragestellung
eines philosophischen Universalismus. Mehr noch, an? Alain de Benoist bekannte dies indirekt, indem
wenn die Menschen glauben, dass vor Gott alle er als Grund des Scheiterns des Nationalsozialismus
gleich sind und Gott Vater aller Menschen ist, dann u. a. die romantische, nicht wissenschaftliche Idee
habe dieser Glaube politische Konsequenzen, er for- des Rassismus bezeichnete. Die «Neue Rechte» will
dere den Egalitarismus und die Vision der Einheit dagegen das «Problem Rassismus» ernsthaft, d. h.
der Menschheit. Eine Vision, die zur politischen wissenschaftlich angehen (vgl. Benoist 1985, S.53–
Richtschnur der Neuzeit werden konnte. 68). Die Wissenschaftlichkeit dieser Bemühung
Der Angriff auf den biblischen Monotheismus geht steht und fällt mit dem – man müsste fast sagen –
noch einen Schritt weiter: Zugunsten der Ausrich- «Dogma» des Ethnopluralismus.
tung auf die Universalität verschwinde die «Boden- Was besagt die Vision des Ethnopluralismus? Es ist
religion», die Verwurzelung im Land und Boden. der Glaube daran, dass die Identität eines Volkes
Der biblische Mensch habe nur ein «End-Land», sich immer und nur im Kontext eines Territoriums
und einer spezifisch kulturellen Prägung entwickelt sen und Kulturen sind eine Gefahr für die Evolu-
und dort auch erhalten werden soll. Was auf den er- tion, sie zerstören die naturgegebene Vielfalt der
sten Blick als Banalität erscheint, die Heimatver- «Arten» und das «Ökosystem» der Menschheit.
bände landauf, landab propagieren, entpuppt sich «Wie bei Pflanzen gelte es auch bei Menschen, eine
beim näheren Zusehen als Neuauflage des alten So- natürliche Artenvielfalt zu erhalten. Dabei seien die
zialdarwinismus und Rassismus, denn die Neue ‹Unterarten des Menschen› ebenso wie die von
Rechte will die so beschriebene Volksidentität auch Pflanzen und Tieren einem Ökosystem eingeord-
biologisch verankert wissen. Einfach ausgedrückt: net» (nach: Mut 3/1983). Der Kampf gegen die
Die «Landschaft» prägt die Menschen soweit, dass Migration wird damit zu einer ökologischen Auf-
es zu ihrer Natur wird, in dieser Landschaft zu gabe. Er rettet nicht nur die Identität eines Volkes,
leben. Zur «Landschaft» gehören aber auch die Le- sondern das Gleichgewicht der Erde.
bensumstände: «Wir setzen ihr (der egalitären Da die Annahme, alle Menschen hätten die gleiche
Welt) die pluralistische Menschheit entgegen, die Würde, nur ein biblischer «Aberglaube» sei, werden
in den verschiedenen Teilen der Welt eine andere die Menschenrechte als normative Vision der Poli-
Hautfarbe besitzt. Ihre jeweils geistigen erbmas- tik abgelehnt. In den Worten des heute vor allem
senbedingten Erscheinungsformen reflektieren als Esoteriker bekannten italienischen Faschi-
die unterschiedliche Empfindsamkeit einer sten Julius Evola (über den v.a. GRECE um-
Seele, die andere psychische Saiten ertö- fassende Forschungen anstellt) lautet das
nen lässt [...] Unsere Verwurzelung ist folgendermassen: «Aus der blossen
territorial, menschlich und kultu-
rell.» (Krebs 1981, S.23) Wenn Zugehörigkeit zur biologischen
Spezies Mensch lässt sich nicht
Konzepte der Verhaltensfor- auf das Vorhandensein von In-
schung werden unmittel-
bar auf das menschliche das Starke dividualität schliessen. [...]
Nicht jedem ersten be-
Zusammenleben an- sten kann Menschen-
gewendet: Der ter-
ritoriale Instinkt das Wahre ist, würde zugespro-
chen werden,
drücke sich in und auch wo
der «Persona-
lisierung des so ist das Starke auch sie vorhan-
den ist, er-
Raumes» aus: Ab- scheint sie in ver-
grenzung nach aus-
sen, Solidarität nach das Gute und schiedenen Abstu-
fungen. [...] Eine allge-
Innen, Absicherung und meine Achtung vor der
Eingewöhnung. Das Indivi-
duum fühle sich nur einer be- das Schöne menschlichen Person ist ein
Aberglaube.» (In: Christadler
stimmten Gruppe, in der es sich 1983, S. 187.)
wiedererkennen kann, verpflichtet.
Sprache, Bräuche und Verhaltensweisen Was haben diese Postulate mit der Theo-
bilden Identifikationsfaktoren. Sozialdarwi- logie, dem Glauben und dem Angriff auf
nistische Vorstellung der natürlichen Auslese, die jüdisch-christliche Tradition zu tun? Nach
gekoppelt mit einem geradezu emphatischen Ver- der Meinung der Theoretiker der Neuen Rechten
trauen in Technologie und Technik, fügen sich stellen sie das legitime Erbe des Heidentums dar.
schliesslich zu einem erschreckenden eugenischen Und dieses Heidentum muss heute neu belebt wer-
Programm zusammen: Die «genetische Entartung den, wenn wir überleben und unsere Überlegenheit
der Menschheit» durch den «unnatürlichen Schutz behalten wollen.
des Schwachen» könne durch die genetische Pro- Es geht nicht um eine romantische Idee des Hei-
grammierung des Menschen überwunden werden dentums und die Rückkehr zur verzauberten anti-
(Morcau 1983). ken Welt: «Man braucht nicht an Jupiter oder
Mit Ethnopluralismus als umfassendem Rahmen Wotan zu ‹glauben› [...], um Heide zu sein.» Viel-
zur Deutung der menschlichen Geschichte und Ge- mehr geht es um die mit dieser heidnischen Glau-
sellschaft ist Ausländerfeindlichkeit ein natürliches bensweise verbundenen «Wertesysteme» (Benoist
Instinktverhalten. Abzulehnen sind «Eingriffe» in 1982, S.30). Theologisch setzen diese bei der Iden-
den naturgegebenen Raum. Entwicklungs-, Hun- tifizierung von Gott und Welt an, ohne religiöse
ger- und Katastrophenhilfe sind unnatürliche Ein- Verklärung der Natur oder «post-moderne» Schöp-
griffe in die völkische Identität eines Volkes, die fungsmystik, sondern durch die – der biblischen
eine «natürliche Selbstauslese» verhindern und auf entgegengesetzte – Vermittlung zwischen Biologie,
diese Weise zu «Völkermord» führen. Migration Ethik und Ästhetik: «Wahr ist das, was sich in die
und Integration von Menschen verschiedener Ras- Lage versetzt, zu existieren und fortzudauern. Das,
was verdienen würde zu sein, wird sein» (Benoist der Französischen Revolution. Er geht noch weiter
1985, S.31). Die «Macht» der Tatsachen begrenzt und betrachtet Menschenrechte und das Postulat
in dieser neuheidnischen Weltsicht die erkenntnis- der Gleichheit als satanischen Ursprungs. Anstelle
theoretische Phantasie und weist einem etwaigen der Menschenrechte gelte es, die «Rechte Jesu
religiösen Glauben seinen Platz zu: Wenn das Christi» zu propagieren. Diese kulminieren im Be-
Starke das Wahre ist, so ist das Starke auch das kenntnis zum konfessionellen, katholischen Staat.
Gute und das Schöne. Die wahren Götter und die Die politische Vision der Welt, wie sie die Kreise
wahren Menschen sind diejenigen, die die Macht von Lefebvre verfolgen, entspricht den Visionen der
haben, sich durchzusetzen. Diese neuheidnische radikalen religiösen Fundamentalisten und struktu-
Weltkonstruktion, die Gott und Welt nicht tren- rell dem Programm des Ethnopluralismus: der ka-
nen will und letztendlich nur eine Quelle des Seins tholische Staat in Mitteleuropa, der islamische in
– die Macht – kennt, mündet in eine «moderne Afrika usw.
Theologie» der Nation oder auch der Rasse. Nicht Bei Lefebvre bildet die Verteufelung des 2. Vatika-
die Begründung des solidarischen Verhaltens steht nischen Konzils und die Ideologie der Ungleichheit
zur Diskussion, sondern dessen Beseitigung. die Basis direkter Allianzen. Aber
auch andere fundamentalistisch
angehauchte katholische Kreise
Potenzierung der religiösen Herausforderung flirten mit der neurechten Politik.
durch den religiösen (auch katholischen) Fundamentalismus Die radikale Polemik gegen die
Kirche als Volk Gottes, als Ge-
Wie kann es angesichts des Angriffs auf die jü- meinschaft aller, beruht auf der-
disch-christliche Tradition zu einer Grenzverwi- selben Vision einer Kirche als Ge-
schung zwischen den katholisch-konservati- sellschaft von Ungleichen (societas
ven Kreisen und den Impulsen der Neuen inaequalis). Gleichheit als «töd-
Rechten kommen? (Vgl. Niewiadomski lich» darzustellen wird geradezu
1991)
Die entscheidende Übereinstim- «Men- zum Unterscheidungsmerkmal
zwischen katholischen Gemein-
mung liegt im Postulat der schaften. So kann die Junge Frei-
Ungleichheit, wie es sowohl
von der Action Française
schenrechte heit jene Zeitschriften als «wahr-
haft katholisch» qualifizieren, die
wie in den kirchlichen das 2. Vatikanische Konzil ableh-
und gesellschaftli-
chen Idealen ka-
und das Postulat nen oder eine Interpretation des-
selben bieten, die die Impulse von
1 Am 21. März 1991 wurde Erzbischof Lefebvre zu einer Geldstrafe wegen 2 Vgl. «Katholische Zeitschriften wider den Zeitgeist», in: Junge Freiheit,
«rassistischer Äusserungen und Anstiftung zum Rassismus» verurteilt. Die 1993/15: Una Voce Korrespondenz, Der Fels, Timor Domini, Theologisches,
(auch liturgische) Präsenz der Lefebvre-Bewegung bei den rechtsgerichteten Par- Umkehr (Petrus-Bruderschaft), Der Dreizehnte, 30-Tage, pur-Magazin,
teien Europas wurde bereits verschiedentlich wissenschaftlich belegt (vgl. z.B. Weisse Rose, Vision 2000.
das internationale Standardwerk Marty, Appleby 1991).
Józef Niewiadomski ist Professor für Dogmatik am Insti- Während die Öffentlichkeit die humanistischen Werte –
tut für Systematische Theologie der Theologischen Fakultät Mitleid, Hilfsbereitschaft, Solidarität – als normativ
an der Universität Innsbruck (Forschungsschwerpunkte: verkündet, macht der Mensch auf der Strasse, vor allem
Selbstverständnis des Christentums im Kontext der moder- der Jugendliche, immer wieder die Erfahrung, dass sich
nen – durch Markt und Medien strukturierten – Öffentlich- «der Stärkere» durchsetzt. Dieses ethische Dilemma ver-
keit; Zusammenhänge von Religion und Gewalt). hilft zur Entstehung rechtsextremer Haltungen: Die Er-
Dieser Beitrag ist in einer ausführlicheren Fassung erschie- fahrung, dass sich «der Stärkere» durchsetzt, und die in
nen in: Reinalter H., F. Petri und R. Kaufmann 1998, unserer Öffentlichkeit herrschende «Ideologie der Un-
Das Weltbild des Rechtsextremismus. Die Strukturen der Entso- gleichheit» ermöglichen die Umformung in die Maxime
lidarisierung. Innsbruck: Studien Verlag, S. 170–187. «Der Stärkere soll sich durchsetzen». Rechtsradikale
Ideologien, wie sie von rechten Intellektuellen im Umfeld
des Vereins zur Unterstützung der wissenschaftli-
chen Untersuchungen der europäischen Zivilisation
Literatur
(GRECE: Groupement de Recherche et d’Etudes
Benoist, Alain de 1981
«Philosophie». In: Krebs, Pierre: Das unvergängliche Erbe. Tübingen: Gra-
pour la Civilisation Européenne) und des deutschen
bert. Thule-Seminars verbreitet werden, sind eine ethische, ja
Benoist, Alain de 1982 religiöse Herausforderung.
Heide sein. Zu einem neuen Anfang. Die europäische Glaubensalternative. Die Kritik der Neuen Rechten an der biblischen Religio-
Tübingen: Grabert. sität und ihr Lob des Heidentums unterscheiden sich fron-
Benoist, Alain de 1983/1984 tal von dem Mode gewordenen bekömmlichen Holismus.
Aus rechter Sicht. 2 Bde. Tübingen: Grabert.
Die Neue Rechte wirft der jüdisch-christlichen Tradition
Benoist, Alain de 1985
Kulturrevolution von rechts. Krefeld: Sinus. vor, mitverantwortlich an der Genese der egalitären Wer-
Benoist, Alain de 1992
tesysteme zu sein. Diese würden unsere gegenwärtige Kul-
«Paganische Sakralität und jüdisch-christliche Entsakralisierung der Welt.» tur in den Untergang führen, weil sie sich der Wahrheit,
In: Theraios Demetrios: Welche Religion für Europa? Ein Gespräch über die dass der Stärkere sich durchsetzt, widersetzen. Deswegen
religiöse Identität der Völker Europas. Bern, Frankfurt a.M.: Peter Lang,
S. 40–56.
müsse sich Europa zu den alten «heidnischen» Religionen
Christadler, Marieluise 1983
und Wertesystemen bekehren, zu einer «modernen Theolo-
«Die ‹Nouvelle Droite› in Frankreich.» In: Fetscher, Irving: Neokonserva- gie» der Nation oder auch der Rasse. Laut dem «wissen-
tive und «Neue Rechte»: der Angriff gegen Sozialstaat und liberale Demo- schaftlich» begründeten «Recht auf den Unterschied» ist
kratie in den Vereinigten Staaten, Westeuropa und der Bundesrepublik. Mün- die Volksidentität biologisch verankert und muss mit
chen: C.H. Beck.
eugenischen Massnahmen vor «Entartung» geschützt wer-
Gugenberger, Eduard, Roman Schweidlenka, 1993
Die Fäden der Nornen. Zur Macht der Mythen in politischen Bewegungen. den. Migration und Integration von Menschen verschiede-
Wien: Döcker. ner Rassen und Kulturen sind eine Gefahr für die Evolu-
tion, sie zerstören die naturgegebene Vielfalt der «Arten» du Thule-Seminar allemand constituent un défi eth-
und das «Ökosystem» der Menschheit. nique, voire religieux.
Die Zusammenarbeit zwischen dieser Neuen Rechten und Le dénigrement de la religiosité biblique et l’éloge du pa-
rechtskatholischen Kreisen, wie der Pius-Brüderschaft von ganisme par les nouvelles droites se distinguent fondamen-
Erzbischof M. Lefebvre, mag paradox erscheinen, tatsäch- talement d’un polythéisme de bon ton. Les nouvelles droites
lich stimmen jedoch die Weltbilder weitgehend überein, be- reprochent à la tradition judéo-chrétienne d’avoir contri-
ruhen sie doch gemeinsam auf dem Postulat der Ungleich- bué au développement d’un système de valeurs égalitaire.
heit. Lefebvre bezeichnete als das grösste Übel der nach- Elles considèrent que ce système, qui nie la «vérité» de la
konziliaren Kirche deren Zuwendung zum nivellierenden supériorité de certaines races, conduit la civilisation ac-
Liberalismus der Französischen Revolution und betrachtet tuelle à sa perte. Pour survivre, l’Europe doit se reconver-
Menschenrechte und das Postulat der Gleichheit als sata- tir aux anciennes religions et systèmes de valeurs païens,
nischen Ursprungs. faire sienne une «théologie moderne» de la nation ou de
la race. Selon le «droit à la différence» qui serait établi
scientifiquement, l’identité des peuples est inscrite dans
les gènes et doit être protégée de la dégénérescence par des
Résumé mesures eugéniques. Dans le même ordre d’idées, les mou-
vements migratoires et l’intégration d’individus de dif-
Dans l’opinion publique, des valeurs humanistes comme la férentes races et cultures représentent un danger pour l’évo-
compassion, l’entraide, la solidarité, sont généralement lution, parce qu’ils détruisent la «diversité biologique des
considérées comme la norme. Or, l’homme de la rue, à com- espèces« et l’«écosystème» de l’humanité.
mencer par le jeune, fait de plus en plus souvent l’expé- Une collaboration entre les nouvelles droites et les milieux
rience de la loi du plus fort. Ce dilemme favorise l’appa- catholiques intégristes – comme la communauté de feu
rition de comportements extrémistes: l’expérience vécue de la Monseigneur Lefebvre – peut paraître à première vue pa-
loi du plus fort conjuguée à l’idéologie largement répandue radoxale. Mais en fait, leurs visions du monde coïncident
de l’inégalité raciale font que «le plus fort impose sa loi» dans une large mesure puisqu’elles reposent toutes deux sur
a tendance à être reformulé ou compris comme «la loi du le postulat de l’inégalité. Pour Lefebvre, le plus grand tort
plus fort est la meilleure!» Les idéologies radicales de de l’Eglise postconciliaire est d’avoir adhéré au libéralisme
droite telles qu’elles sont propagées par des intellectuels égalitaire de la Révolution française; quant aux droits de
gravitant autour du Groupement de Recherche et l’homme et au principe de l’égalité des races, ils sont selon
d’Etudes pour la Civilisation Européenne GRECE et lui d’origine satanique.
Esoterik ist zu einem Milliarden-Markt geworden, auf dem einschlägige Zeichen für die Vorherrschaft der weis-
immer wieder neue Angebote auftauchen. Besonders erfolgreich sen Rasse, und trat – zusammen mit weiteren
war ein Buch, das den Nationalsozialismus verharmlost und sich Rechtsextremisten und Psychophysiognomikern/
auf die gefälschten Protokolle der Weisen von Zion stützt. -innen – als Sympathisant von Erwin Oertle auf, als
Welche antisemitischen bzw. rechtsextremen Angebote lassen sich sich dieser wegen Widerhandlung gegen die Anti-
feststellen? Wie reagieren Esoterikerinnen und Esoteriker auf an- rassismus-Strafnorm verantworten musste. Der Psy-
tisemitische bzw. rechtsextremistische Ideologiefragmente? Eine chophysiognomiker Oertle hatte, so die Anklage, in
unvollständige Übersicht. einem Kurs über die jüdische und arabische Nase
gesprochen und behauptet: «Die hässliche Krüm-
mung zeigt Entartung an. Solche Menschen sind oft
Die Ankündigung der Schweizerischen Vereinigung habgierig, nur auf ihren eigenen Profit bedacht und
für Parapsychologie, Sektion Bern, schien unver- versuchen andere Menschen zu dominieren.» Geld-
dächtig: ein Vortrag zum Thema «Geschenk der gier und Herrschsucht, zwei bekannte antisemiti-
Götter an die Menschen?! Wotans Lehren». Zwar sche Stereotype. Oertle hatte die Anschuldigung be-
fehlte in der Veranstaltungsanzeige der Name des stritten. Von der Verteidigung angerufene Zeugen
Referenten. Zufall? Absicht? Der Redner Roger hatten einhellig behauptet, sie hätten nichts Rassi-
Wüthrich ist ja auch kein Unbekannter: Einst Mit- stisches wahrgenommen. Was aber nicht viel heis-
begründer der neonazistischen Wiking Jugend sen muss. Unbestritten jedoch ist, dass solcher
Schweiz, ist er heute Aktivist der völkisch-heidni- Mumpitz noch bis vor kurzem in einem Physiogno-
schen Avalon-Gemeinschaft, in der sich Skinheads und miker-Lehrbuch gelehrt worden war.
Holocaust-Leugner, auch Altnazis, aber auch junge
Rechtsextremisten der Nationalen Initiative Schweiz
(NIS) sowie mindestens ein Islamist zum Gespräch Rechtsextremer Auftritt – ein Betriebsunfall?
treffen. Wüthrich hatte einige Wochen vorher an
gleicher Stelle über «Runen-Lehre. Geschenk der Ein Rechtsextremist bei Esoterikern und Esoterike-
Götter» referiert. Der Reporter begibt sich in die rinnen? Ein Betriebsunfall oder ein Schulterschluss
Berner Regionalbibliothek Gäbelbach, die sich auf von gesellschaftlichen Subkulturen, die Vernunft
Esoterik spezialisiert hat und den Parapsychologen und Aufklärung ablehnen? (Vgl. den Beitrag von
seit längerem die Räume zur Verfügung stellte. Niggli in dieser Nummer von TANGRAM.) Offen-
Wüthrich, möglicherweise gebremst durch die An- sichtlich ist, dass viele esoterische Richtungen ideo-
wesenheit des ihm bekannten Reporters, enthält sich logische Elemente enthalten, die zum grossen Fun-
politischer Aussagen. Auf dem Büchertisch präsen- dus faschistischer Ideologiebestandteile zählen und
tierte er Hermann Wirths Ahnenerbe, ideologische viele Esoteriker menschenrechtsfeindliche Ideen kri-
Grundlage für das SS-Institut Deutsches Ahnenerbe. tiklos stehen lassen. Die uneingeschränkte Überzeu-
Nach Ende des Vortrages dankte der Berner Sek- gung der richtigen Anschauung erschwert auch die
tionspräsident der Parapsychologen und betonte, kritische Einschätzung der Vergangenheit. Die An-
wir müssten unsere Wurzeln wieder kennen lernen. throposophen beispielsweise wehren sich gegen die
Die Wurzeln? Rechtsextremisten und Neuheiden rassistischen «Tolggen» im Reinheft Rudolf Stei-
sehen sie in der vorchristlichen Zeit, den Kelten und ners. Auch die Allgemeine Anthropologische Gesellschaft
Germanen. Sie grenzen sich damit ab vom Christen- wollte sich im Sommer 1998 nicht der öffentlichen
tum, das asiatischen und jüdischen Ursprungs sei. Diskussion stellen, weil der Basler Perseus-Verlag
Der deutsche Rechtsextremist Erich Glagau bei- das Buch eines Anthroposophen vertreibt, das, so
spielsweise schreibt von der «artfremden Religion die Basler Staatsanwaltschaft, «eine abstruse allge-
mosaisch-christlichen Zwangsglaubens», welche das meine rassistische Blut- und Religions- bzw. Gei-
deutsche Volk spalte (vgl. den Beitrag von Niewia- stestheorie» entwerfe. (Vgl. die Auseinandersetzung
domski in dieser TANGRAM-Ausgabe). zwischen van der Let und Lindenberg in dieser
Der Reporter begegnete Wüthrich bereits im No- Nummer von TANGRAM.)
vember 1997 in einem Berner Gerichtsgebäude. Mehrere Bestseller der esoterischen Subkultur ent-
Wüthrich trug am Kittelrevers ein Keltenkreuz, das halten haarsträubende antisemitische Aussagen,
doch aus der esoterischen Szene erwuchs vorerst Tarot-Wahrsagereien, Pyramidensterne, Chakra-
weder Kritik noch Opposition gegen die Menschen- Ausgleich und Chakra-Aktivierung, Rebirthing,
verachtung. Reinkarnationstherapeut Trutz Hardo Hellsehen, Kartenlegen, Engelkontakte und Aura-
betrachtet im Buch Jedem das Seine den Holocaust als Fotografien. Am Stand 421 verkauft eine Stand-
jüdisches Karma: «Die meisten, die vergast wurden, betreiberin, «Silber- und vergoldeten Symbol-
mussten durch diesen Gewalttod noch nicht ausge- schmuck» (Ausstellungskatalog), daneben offeriert
glichenes Karma abtragen.» Auschwitz könne man, sie viele verschiedene Nummern der Zeitschrift
so der Autor Hardo, «im Grunde genommen ein ZeitenSchrift, dazu wenige Bücher, darunter
welthistorisches Ausgleichen vorvergangener Ver- Alfred Pitz’ Die neue Zellphysiologie des Krebses.
gehen» nennen. Die mordenden Nazis werden Die Standbetreuerin behauptet, sie kenne die
damit als Vollstrecker von Gerechtigkeit verharm- Herkunft der Bücher und Zeitschriften nicht.
lost. Auch unter den rührigen Verteidigerinnen des Auch die antisemitische Universale Kirche will sie
Antisemiten Erwin Kessler finden sich Esoterikerin- nicht kennen, obwohl Zeitschrift wie Bücher aus
nen, beispielsweise die Luzerner Reiki-Meisterin deren Umfeld stammen.
Renate Sonnenberg, die in einem Leserinnen- Geheimnistuerei zählt zu den szeneüblichen
brief von «der Machtbefugnis gewisser Verhaltensweisen. «Ufos, schwarze Löcher,
Kreise» schwafelt. Gewisse Kreise? Einge- Frequenzbarriere. Info gegen Freium-
weihte Leserinnen wissen, wer gemeint
ist. Der schlag» wirbt im Sommer 1998 ein
Kleininserat in der Weltwoche.
Der Reporter tut sich gelegent-
lich die Pein an, esoterische Reporter Als Anschrift ist ein Postfach in
Aegerten im Berner Seeland
Messen zu besuchen. Er angegeben. Dahinter ver-
macht dabei ein sehr ern-
stes Gesicht, um seine
macht ein sehr birgt sich die Sekte Quelle
der Weisheit (QDW),
Fassungslosigkeit
vor soviel fleis- ernstes Gesicht, um die sich auch Project
Apocalypse Now
sig angelernter
Einfältigkeit seine Fassungslosigkeit vor (PAN) nennt
und, so die
zu verbergen. Eigeneinschät-
An der Luzerner
«esoterik – Messe
soviel fleissig ange- zung, «für ideali-
stische, intellektu-
und Kongress für Eso-
terik, Bewusstsein, Ge- lernter Einfältigkeit elle, reinrassige, weisse
Arier» publiziert. Farbige
sundheit» vom November
1995 beispielsweise setzte er zu verber- Rassen seien, so steht auf
einer PAN-Internet-Seite, «de-
sich in ein «Sonderseminar» mit generierte Reagenzmutanten». Un-
dem Titel «Ab heute leben wir im
Paradies», gehalten von Bernadette und
gen verblümt rassistisches Gedankengut
also, und selbstverständlich war der mi-
Christoph Greiner, beide Mitglieder der litärische Sieg über das Dritte Reich eine
Universalen Kirche. Gerade in jenen Tagen war Besetzung Deutschlands durch den «Aggres-
der antisemitische Rundbrief des Sektenober- sor». Doch als Kurt Leuenberger, der Verant-
hauptes Peter Leach-Lewis («Die Juden in ihrer wortliche der Schweizer QDW-Kontaktadresse, von
satanischen Gier haben den 2. Weltkrieg angezet- einem Journalisten des Bieler Tagblattes über
telt») bekannt geworden. Weder den Organisatoren den rassistischen Zusammenhang befragt wird, be-
noch den übrigen Messeteilnehmern schien eine öf- hauptet Leuenberger, er sei «kein Rassist». Er habe
fentliche Distanzierung angebracht. Die Greiners sich «einfach immer stark für Esoterik, Ufos und
enthielten sich immerhin antisemitischer Bemer- Ernährung interessiert».
kungen. Mindestens solange der Reporter dem Pla-
titüden-Stuss zuhörte.
Ende November 1998 fährt der Reporter nach Esoterischer Zuspruch für Verschwörungsphantasien
Basel, an die «16. Psi-Tage – Weltkongress für Gei-
stiges Heilen». Er besucht die Begleitausstellung, Im vielfältigen und unübersichtlichen esoterischen
gemäss Katalog «eine ausgezeichnete Gelegenheit Angebot kommen und gehen die Wellen wie am
für Kongressbesucher und weiteres Publikum, sich Ufer des Ganges. Esoterischen Zuspruch erhielten in
mit den einschlägigen Angeboten vertraut zu ma- den vergangenen Jahren besonders Verschwörungs-
chen». Der Reporter schlendert durch die Gänge, phantasien. (Von «Verschwörungstheorien» zu
ein Duftöl hier, eine Duftkerze dort. So süsslich schreiben verbietet die intellektuelle Redlichkeit,
werden seine Nasenschleimhäute selten belästigt. Er da Theorien doch mindestens einen Grundstock
betrachtet Angebote für Reiki-Behandlungen, überprüfter und einleuchtender Behauptungen ent-
seine Nasenschleim-
Ursula Seiler-Spielmann,
wir ihr Ehemann Mitglied häute selten belästigt
der Universalen Kirche, kann ihre
Tinte weiterhin nicht halten.
Zwanzig Nummern von ZeitenSchrift sind in- Hintergründige Kräfte? Eingeweihte Leser wissen,
zwischen erschienen. Im November 1993 behauptet wer gemeint ist. Verschwörungsphantastisch erklärt
sie, die Welt sei hohl und im Erdinnern bewohnt. Ursula Seiler-Spielmann auch Aids, die Verbreitung
Was auf den ersten Blick als phantasievolle Einfalt der Krankheit sei «vom politischen Komitee der
erscheint, verliert seine politische Unschuld, sobald Bilderberger-Gruppe» angeordnet worden.
man weiss, wer sich dahin geflüchtet haben soll: Landigs braune Phantasien mäanderten auch in die
deutsche Nazis samt ihren famosen Flugscheiben. Schweiz. Norbert Jürgen Ratthofer, ein Landig na-
Der Hohle-Welt-Theorie folgte folgerichtig im hestehender Ufogläubiger, trat im Februar 1996 in
Sommer 1994 die Relativierung des Nationalsozia- Zürich am Ufo-Weltkongress auf und präsentierte ein
lismus: «Das heutige Bild, das der ganzen Welt von von ihm mitproduziertes Video, das es mit den hi-
den Nazis präsentiert wird, ist eben nur die halbe storischen Fakten nicht so genau nimmt und den
Wahrheit. Die Nazis benutzten ursprünglich wah- Nationalsozialismus verharmlost. Genau an jenem
res Gedankengut, um eine menschenfeindliche «Weltkongress» war am Stand der Nürnberger
Monstrosität daraus zu machen. Sie gingen von Buchhandlung Andromeda Jan van Helsings Mach-
hohem geistigem Geheimwissen aus, um es werk Geheimgesellschaften beschlagnahmt worden.
schwarzmagisch zu missbrauchen.» Das «hohe gei- Der Reporter hatte lebhafte Diskussionen mitverfol-
stige Geheimwissen» soll die rassistische und anti- gen können. Grundtenor: Das Buch habe einen
semitische Thule-Gesellschaft gehabt haben, die 1918 wahren Kern. Mindestens.
gegründet wurde, «um die zionistische Ver- ZeitenSchrift wird von den publizierenden Ver-
schwörung zu bannen». Die Thule-Gesellschaft stützt schwörungsphantasten gern zitiert. Nicht nur von
sich ideologisch auf die Ariosophie, die vom öster- Jan van Helsing, sondern auch von Jo Conrad, der in
reichischen Esoteriker Adolf Josef Lanz alias Jörg ZeitenSchrift bereits als Autor aufgetreten ist.
Lanz von Liebenfels entwickelt wurde und den Ger- Letzterer, Verfasser mehrerer einschlägiger Ver-
manen eine gottähnliche Abstammung zusprach, schwörungsphantasien, liefert, so Gugenberger/Pe-
andere «Rassen» (Schwarze und Juden) jedoch für tri/Schweidlenka (1998), neben der Nürnberger
nicht kulturfähig erachtete. Die Ariosophie war ideo- Buchhandlung Andromeda «den Beweis der Vernet-
logische Vorreiterin des nationalsozialistischen Staa- zung der rechtsextremen Esoterikszene mit politi-
tes, insbesondere aber der Waffen-SS. schen Rechtsextremisten».
Van Helsing: Ideologischer Kern unverändert seinem Anhang den übelsten aller antisemitischen
Texte enthält: Die Protokolle der Weisen von Zion. Im
Von van Helsing geht nach den Beschlagnahmun- Berner Prozess von 1935 gegen die Protokolle hatte
gen und Strafverfahren das Gerücht, dass er vorsich- Gerichtspräsident Meyer zu Recht befunden:
tiger geworden und zu seinen esoterischen Wurzeln
zurückgekehrt sei. Tatsache ist, dass der ideologi- «Ich hoffe, die Zeit wird kommen, in der kein Mensch mehr be-
sche Kern unverändert blieb. In seinem 1998 er- greifen wird, wieso sich im Jahre 1935 beinahe ein Dutzend
schienenen Buch Die innere Welt. Das Geheimnis der sonst ganz gescheiter, gesunder und vernünftiger Leute 14 Tage
Schwarzen Sonne behauptet er, «das Projekt ‹Drittes lang vor einem bernischen Gericht über die Echtheit dieser so-
Reich›» habe einen guten Kern gehabt, bis um genannten Protokolle die Köpfe zerbrechen konnten, dieser Pro-
1941 «die guten Aspekte schwanden und die nega- tokolle, die bei allem Schaden, den sie bereits gestiftet haben und
tiven Kräfte die Oberhand über führende Personen noch stiften werden, doch nichts anderes sind als ein lächerlicher
gewannen». Wer die negativen Kräfte gewesen Unsinn.»
waren, erläutert van Helsing nicht. Adolf Hitler war
es nicht, denn der habe Deutschland am Ende des
Zweiten Weltkriegs lebend verlassen, sei sowieso Immer wieder die Protokolle
«auch ein Idealist» gewesen und habe «fest an ein
deutsches Utopia» geglaubt. «Ungeachtet des ge- Aber auch der eindeutige Nachweis der Fälschung
ringen Ansehens, das Hitler bei einigen Generälen hat die Verbreiter der Protokolle nicht vor weiteren
genoss, war er sich der Verehrung der breiten Masse Aktivitäten abgehalten. Gauch-Keller verkaufen
des deutschen Volkes auch beide Bände von
vollkommen sicher. Sein Gary Allens Die Insider,
Image als vertrauens- in dem er ebenso verlo-
würdiger Führer wurde
niemals ernsthaft in
Frage gestellt.» Hitler
Der esoterische gen wie phantastisch die
Weltherrschaft der
Rockefellers behauptet.
Dummheit
hingegen sei «ein willi- gramm der Weltrevolu-
ges Werkzeug der Illu- tion›. Hält sich der
minati». «Alles steuert Autor im ersten Teil
gezielt auf die Neue noch ein wenig zurück,
Weltordnung zu und so macht er im zweiten
die Etablierung eines aus seiner verhaltenen
Sklavenstaates und den zu dessen Einführung not- bis offenen antisemitischen, antifreimaurerischen
wendigen Dritten Weltkrieg.» «Illuminati» gilt und antidemokratischen Gesinnung kein Hehl», so
heute als Codewort für «jüdische Weltver- Gugenberger/Petri/Schweidlenka (1998) in ihrer
schwörung». Studie Weltverschwörungstheorien. Eine ähnliche Be-
Van Helsing mäandriert gerne im esoterischen urteilung erhält ein weiteres Gauch-Kellersches An-
Sumpf. In seinem Bestseller Geheimgesellschaften emp- gebot: I. M. Maiskis Wer half Hitler? Es sei ein «ob-
fiehlt er auch ein Büchlein aus Ostermundigen, Auf- skures, revisionistisches Werk, das behauptet, dass
ruf an die Erdenbewohner, verfasst von Walter und The- Adolf Hitler Agent einer US-amerikanischen Frei-
res Gauch-Keller. Das Ehepaar ist inzwischen dick maurerloge gewesen sei». Auch Videos führen
ins esoterische Geschäft eingestiegen. Seit Ende Au- Gauch-Keller. Beispielsweise UFO – Geheimnisse des
gust 1997 führen sie im Sous-Sol eines gesichtslosen Dritten Reiches von Norbert-Jürgen Ratthofer.
Einkaufszentrums in Ostermundigen den Buchhandel
& Buchversand Gauch-Keller. Im Bücherregal eine Ab-
teilung «Geheimpolitik». Wie in ihren Prospekten Fazit
offerieren Gauch-Keller mehrere «Klassiker» antise-
mitischer Verschwörungsphantasien. Allem Brau- Der esoterische Markt ist immens und – so scheint
nen voran: Des Griffins Wer regiert die Welt?, das in dem Reporter – häufig von akkumulierter Dumm-
heit. Ein Tummelfeld für allerlei Sinnhubers, die es germanische Sagen oder auf keltische Vorstellungen. Aktivisten
selbstverständlich nur gut meinen. Meist abgeho- neuheidnischer Gruppierungen bewegen sich häufig auch in rechts-
ben parlierend, doch unkritisch gegenüber rassisti- extremen Zusammenhängen.
schen, antisemitischen, auch nazistischen Ideolo- Protokolle der Weisen von Zion
giefragmenten. Zwar ist der rechtsextremistisch in- Von russischen Antisemiten um 1900 veröffentlichte Schrift, die
den jüdischen Plan zur Einsetzung einer geheimen Weltregierung
spirierte Anteil innerhalb des riesigen Esoterik-
enthalten soll. Offensichtliche Vorlage für die Protokolle ist das
Marktes gering, noch geringer ist allerdings der 1864 erschienene Buch Ein Streit in der Hölle, verfasst von
Anteil jener Esoterikerinnen und Esoteriker, die Maurice Joly. Die deutschen Nationalsozialisten verbreiteten die
sich öffentlich und vorbehaltlos von antisemiti- Protokolle in grosser Auflage.
schem, rassistischem oder naziverharmlosendem Psychophysiognomik (auch Physiognomik)
Gedankengut abgrenzen. Der Schlaf der Vernunft Deutung des menschlichen Charakters aus den Linien und Formen
gebiert eben doch Ungeheuer. des Körpers, speziell des Gesichtes. Erstmals bereits Ende des
18. Jahrhunderts von J. C. Lavater entwickelt. Problematisch ist
die feste Zuschreibung von Charaktereigenschaften aufgrund von
Hans Stutz ist Journalist und Autor der jährlich erschei- Äusserlichkeiten wie auch – mindestens bis vor kurzem – die Ver-
wendung von Gruppenbezeichnungen (z. B.«arabische» bzw. «jü-
nenden Chronologie Rassistische Vorfälle in der Schweiz. dische» Nase) mit entsprechender Zuschreibung von Charakter-
eigenschaften.
Thule-Gesellschaft
Glossar 1918 von Rudolf von Sebottendorf alias Adam Alfred Rudolf
Glauern in München gegründeter militant antisemitischer Orden,
Ariosophie
der sich aktiv bei der Bekämpfung der Münchner Räterepublik be-
Vom österreichischen Mystiker und Esoteriker Adolf Josef Lanz
teiligte. Die Thule-Gesellschaft wird von braunen Esoterikern
(1874–1954) alias Jörg Lanz von Liebenfels um die Jahrhun-
häufig als geistige Vorgängerin der NSDAP idealisiert. Die Thu-
dertwende gegründete «Lehre», welche den Germanen (Arier) die
laner vertreten die Ariosophie.
Abstammung von einem untergegangenen prähistorischen Gottmen-
schen unterschiebt. Andere «Rassen» (z. B. Schwarze und Juden) Thule
betrachtet er als kulturunfähig und als geborene Widersacher jeder Der Begriff «Thule» bezieht sich heute auf Ultima Thule, das
«echten», das heisst «arischen Kultur». Ziel und Zweck der Ario- mythologische Land des Nordens, das als Urheimat der Germanen
sophie ist die Wiedererschaffung des Ariers durch Rückzüchtung. angesehen wird (siehe Ariosophie).
Unmissverständlich politisch seine Forderung: «Der Erdball war
und ist Germaniens Kolonie.»
Braune Esoterik Zusammenfassung
Oberbegriff für alle esoterischen Strömungen, welche ideologische
Elemente des Nationalsozialismus aufnehmen oder den National- Immer wieder treten Antisemiten wie auch Rechtsextremi-
sozialismus rechtfertigen bzw. verharmlosen oder die deutsche sten auf dem esoterischen Markt auf. Ihre antisemitischen
Kriegsschuld verneinen bzw. relativieren. und nazi-verharmlosenden Ausführungen ernten jedoch
Hohle-Welt-Theorie wenig unzweideutige Ablehnung. In den vergangenen Jah-
Vorstellung, wonach die Erde in der Nähe der Antarktis ein Loch ren erreichten antisemitische Verschwörungsphantasien be-
habe, wodurch man ins bewohnte Erdinnere gelangen könne. Gele-
gentlich verbunden mit der Vorstellung, dass im Frühling/Sommer
sonders grosse Aufmerksamkeit. Der esoterische Bestseller
1945 Gruppen von deutschen Nazis die Flucht ins Erdinnere bzw. Geheimgesellschaften von Jan Udo Holey alias Jan
nach Neuschwabenland gelang, wo sie die Rückeroberung vorberei- van Helsing sowie weitere Bücher stützen sich dabei auf
ten. Die Nazis sollen dabei technisch hochentwickelte Flugscheiben die folgenreichste antisemitische Fälschung: Die Proto-
(UFOs) mitgenommen haben. (Das erkläre, weshalb UFOs erst seit kolle der Weisen von Zion. Verschwörungsphantasti-
Ende des Zweiten Weltkrieges in grosser Zahl erscheinen.) sche Publikationen wurden vor allem auch aus dem Um-
van Helsing, Jan bzw. Jan Udo Holey kreis der Universalen Kirche veröffentlicht.
Autor des Bestsellers Geheimgesellschaften und ihre Macht
im 20. Jahrhundert. Von den beiden Bänden wurden im deutsch-
sprachigen Raum über 100000 Exemplare verkauft. Das Werk Résumé
nimmt viele geläufige esoterische Vorstellungen auf, so die Hohle-
Welt-Theorie und den Ufo-Glauben, auch beruft sich der Autor Régulièrement, des ouvrages antisémites et d’extrême droite
auf die Protokolle der Weisen von Zion. fleurissent aux devantures des librairies ésotériques. Et il
Illuminati est rare que ces livres anti-juifs et minimisant les agisse-
Der Geheime Orden der Bayerischen Illuminaten soll um ments nazis soient condamnés d’une seule voix par la cri-
1770 von Adam Weishaupt im Auftrag von Mayer Anselm tique. Au cours des dernières années, les théories relatives
Rothschild gegründet worden sein, um die bereits bestehenden Frei-
maurerlogen zu infiltrieren, um die Kontrolle über sie zu erlangen.
au grand complot juif ont tout particulièrement retenu
Illuminati ist heute – in den einschlägigen Kreisen – ein Codewort l’attention. Le best-seller ésotérique Les sociétés secrètes
für «Jüdische Weltverschwörung». de Jan Udo Holey alias Jan van Helsing et d’autres livres
Neuheidentum du même acabit s’appuient sur les faux Protocoles des
Glaube an vorchristlich-germanische Gottheiten. Gelegentlich ver- Sages de Sion. De tels ouvrages qui véhiculent des fantai-
bunden mit antisemitisch inspirierter Kritik am Christentum. Die sies de la conspiration ont été surtout publiés dans l’entou-
Mythologisierungen des Neuheidentums stützen sich entweder auf rage de la Universale Kirche (Eglise universelle).
L’ésotérisme (une doctrine qui n’est transmise qu’à un nombre li- païenne du parti. En 1991, il rendait hommage au
mité d’initiés) répond souvent à une quête spirituelle ou psycholo- Waffen-SS Saint-Loup:
gique. Mais il arrive aussi que la façade ésotérique camoufle une «Il a fait de moi un païen, c’est-à-dire quelqu’un qui sait
idéologie d’extrême-droite, puisant dans un fonds raciste et antisé- que le seul véritable enjeu, depuis 2000 ans, est de savoir si
mite. Ces dérives sont présentes tant dans les sectes que dans les re- l’on appartient, mentalement, aux peuples de la forêt ou à cette
ligions établies. Tour d’horizon non-exhaustif. tribu de gardiens de chèvres qui, dans son désert, s’est autopro-
clamée élue d’un dieu bizarre.»
Ce message antisémite est transmis aux jeunes géné-
Le néo-paganisme rations par l’intermédiaire d’Europe Jeunesse, une
troupe scoute créée en 1973, qui diffuse une revue
Le néo-paganisme mélange des doctrines païennes interne, Flamme. On y apprend aux enfants dès
(mythologies celtiques ou nordiques) et des théories 8 ans à louer la race, le sang, le sol et la forêt; on leur
discriminatoires prônant l’inégalité des races. enseigne que le christianisme est l’ennemi, car il
Les païens célèbrent le solstice d’hiver (21 dé- est issu du judaïsme et du désert. (Voir a ce sujet
cembre). Pour ce rituel, ils utilisent une «Tour de l’article de Niewiadomski dans ce numéro de
Jul», un chandelier en terre cuite de forme pyrami- TANGRAM.)
dale d’une vingtaine de centimètres, où sont ajourés
un cœur et une roue. Une bougie, symbole de l’an-
née qui s’achève, sert à en allumer une nouvelle, La société Thulé
pour l’année qui commence. Cette cérémonie fami-
liale s’accompagne d’invocations au soleil, d’hymnes Dans la même veine païenne, on trouve la société
à la déesse Freya et au dieu Odin, de glorifications Thulé, fondée en 1918 en Allemagne. Sous l’in-
de la lignée des ancêtres. fluence de membres racistes, comme Alfred Rosen-
Cette tour de Jul est lourde de références nazies: ca- berg, Rudolf Hess ou Ernst Röhm, bientôt rejoints
deau offert aux couples SS le jour de leur mariage, par Hitler, la société Thulé se met à promouvoir la su-
elle servait aux célébrations du solstice d’hiver par périorité de la race nordique (aryenne) et une hosti-
les nazis. Dès 1937, Himmler rappelle, dans le cata- lité virulente contre les Juifs. En 1934, Thulé de-
logue des ateliers de la SS, l’importance de la Tour vient une école de formation (dans la forêt) pour les
de Jul et l’explication de son symbole. Des milliers élites des jeunesses hitlériennes.
de ces chandeliers ont été fabriqués de force par des Dissoutes après la guerre, la société Thulé a ressuscité
internés de Buchenwald. au début des années 80 après l’émergence de la Nou-
Aujourd’hui, le paganisme nazi a été repris par cer- velle Droite. Elle est notamment présente en Alle-
tains mouvements d’extrême-droite comme, en magne, en Belgique, en France et en Suisse, dont le
France, le GRECE (Groupement de Recherche et d’Etudes chef de file est l’avocat genevois Pascal Junod. Il a
pour la Civilisation Européenne), centre idéologique de fondé en 1983 le cercle Thulé, qui diffuse des publica-
la Nouvelle Droite. C’est ainsi que dès 1974, le tions de la Nouvelle Droite, organise des confé-
GRECE a minutieusement codifié ces rituels païens rences discrètes et maintient des liens étroits avec
sous la plume des leaders de l’extrême-droite fran- d’autres mouvements d’extrême-droite comme les
çaise, Jean Mabire et Alain de Benoist. fascistes traditionnels, les négationnistes, ou les
Parmi les autres rituels communs aux nazis et au skinheads.
GRECE, citons l’usage de runes (lettres des alpha-
bets nordique et germanique), une imagerie repro-
duisant par exemple des tambours aux flammes Le satanisme
noires et blanches (jeunesses hitlériennes), une glori-
fication des Waffen-SS. Le satanisme s’affirme en opposition avec le christia-
Aujourd’hui, le GRECE est fortement représenté au nisme et le judaïsme dont le premier est issu. L’ima-
Front National avec Bruno Mégret et ses alliés. L’un gerie viking et germanique des néo-païens n’est pas
d’entre eux, Pierre Vial, conseiller régional de étrangère aux rites sataniques. Certains mouvements
Rhône-Alpes, est le chef de file de la tendance (comme l’Ordo Templi Orientis) reprennent à leur
compte les dérives racistes et antisémites du paga- l’avènement d’un Etat «totalitaire et aristocratique»
nisme: dans leur culte du sang, de la mort, du feu, ou l’élimination des «inadaptés» du futur «monde
ils intègrent plusieurs symboles nazis. Des groupes nouveau». Si le responsable de Nouvelle Acropole en
de musique satanique (Screwdriver ou Godkiller) ont Suisse (Lausanne) se défend de camoufler une idéolo-
de nombreuses affinités avec des musiciens skin- gie fasciste derrière un discours spirituel, il n’en
heads. Parmi les publications, on trouve le journal reste pas moins que les écrits internes de l’associa-
Wotan (Will Of Aryan Nation) qui fait clairement tion – et en particulier ceux du fondateur – ne sau-
référence au néo-nazisme et tisse des liens avec les raient l’innocenter. En France, Nouvelle Acropole a
négationnistes. Enfin, les profanations de tombes, perdu un procès en diffamation intenté au journal
notamment celles du cimetière juif de Carpentras ou Le Monde qui avait fait état de liens entre cette or-
du cimetière chrétien de Toulon, ont été presque ganisation et le Front National.
toujours commises par des amateurs de cultes sata-
niques.
L’ufologie
La théosophie
L’ufologie est la croyance dans l’existence de plu-
La fondatrice du mouvement théosophique, l’Ukrai- sieurs mondes habités et d’extra-terrestres. Le mou-
nienne Helena Petrovna Blavatsky (1831–1891), a vement le plus connu est celui des Raëliens, fondé en
prôné, dans sa Doctrine secrète (1888), un best-seller 1975, qui prône la «géniocratie»: une véritable sé-
de l’ésotérisme, que les êtres se réincarnent en créa- lection génétique pour que ne naissent que des élites
tures plus ou moins nobles. Cette vision hiérar- et que disparaissent les «êtres inférieurs». Le fonda-
chique cache un discours raciste, selon lequel les teur de la secte, Raël, a récemment annoncé son pro-
Aryens («la grande fraternité blanche») trônent au jet de clonage humain pour mettre en pratique la
sommet de la pyramide des races, tandis que les géniocratie.
Juifs, incarnation du Mal, ne sont qu’une excrois- C’est dans cette mouvance que se situe le livre de
sance anormale. Selon un principe cosmique, les Jan van Helsing les Sociétés secrètes et leur pouvoir au
races inférieures devraient être exterminées par XXe siècle, best-seller ésotérique très antisé-
les autres, en vue d’un Nouvel Age où ré- mite, qui a donné lieu à plusieurs condam-
gnera la race aryenne. nations en Allemagne et en Suisse, mais
La pensée de Blavatsky a beaucoup in- qui reste diffusé, en français sous le
fluencé l’ésotérisme du XXème titre anodin de Livre jaune n°5.
siècle. Certaines sociétés théo- La pureté
sophiques se sont distancées
de cette idéologie, mais
sans jamais rejeter tota- de la nature revient L’écofascisme
lement les enseigne-
ments de Bla-
vatsky. D’autres
à purifier la race aryenne, Plusieurs mouve-
ments prônant
mouvements, la sauve-
dans le sillage la protection de l’environnement garde de la
de la théosophie, nature, le res-
ont repris à leur
compte la vision hié- se traduit par la pect de l’environ-
nement et l’arrêt de la
rarchique: la société Thulé, pollution déguisent sous
qui a inspiré le nazisme, ou
la Nouvelle Acropole.
discrimination un discours écologique une
vision fasciste: la pureté de la
La Nouvelle Acropole rend un hom- nature revient à purifier la race
mage soutenu à Blavatsky. Créée en raciale aryenne, la protection de l’environ-
1957 par l’Argentin Jorge Angel Li- nement se traduit par la discrimination
vraga, elle se présente comme une école de raciale, la glorification de la nature se
philosophie donnant les moyens de vivre une confond avec un hymne à la terre proche des
existence plus épanouie. Elle revendique 10000 néo-païens. Dans le même sillage, certaines
adhérents dans 42 pays et propose nombre de cours associations en faveur des animaux, sous prétexte
sur la philosophie grecque, la civilisation inca, l’as- de défendre les bêtes, tiennent un discours anti-
trologie, le mysticisme hindou, etc. Pourtant, à lire sémite, comme l’a montré la condamnation d’Er-
le manuel du Dirigeant de Livraga, cette association win Kessler, président du Verein gegen Tierfabriken
culturelle s’inspire d’une idéologie aux accents fran- (VgT), dont les liens avec l’extrême-droite sont ex-
chement fascistes, par exemple lorsqu’il évoque plicites.
Les Enfants de Dieu valeur. Ils mènent un prosélytisme très agressif aux
Etats-Unis et en Europe, en distribuant des milliers
Fondée en 1968 en Californie, en pleine révolution de prospectus vantant la supériorité de leur pseudo-
hippie, la secte des Enfants de Dieu mêle les rêves et judaïsme.
les citations bibliques tronquées, une sexualité dé-
bridée et un intérêt pour les drogues, une vision
apocalyptique et un discours violemment antisé- L’intégrisme catholique
mite.
A travers des bandes dessinées distribuées par mil- Les militants catholiques intégristes sont très actifs
liers dans les rues de 70 pays, le père David, fonda- dans toute l’Europe. Ils représentent une frange dis-
teur du mouvement, accuse les sidente, mais visible du catholicisme, incarnée par
Juifs de déicide, de conspira- Mgr Lefebvre et la Fraternité St-Pie-X à Ecône (VS),
tion, de pouvoir démesuré et qui continue à ordonner des prêtres sans l’assenti-
de cupidité insatiable. Il les ment du Pape. Outre la défense de valeurs familiales
tient pour responsables des et morales très conservatrices, ils ont des liens
crises économiques, des étroits avec diverses formations d’extrême-droite,
guerres, du danger atomique. quand ils ne tiennent pas eux-mêmes un discours
Les Enfants de Dieu s’appellent
désormais La Famille, et sont
Sous antisémite.
En ex-URSS, ils se font l’écho de stéréotypes antisé-
en perte de vitesse depuis la mites; en Pologne, ils ont sauvagement installé
mort de leur chef. sa forme 300 croix à Auschwitz; en Italie, leurs maisons
d’éditions publient des livres et revues trai-
Les Juifs pour Jésus la plus vio- tant d’un complot juif mondial ou de la
négation de la Shoah. En France, ils
sont représentés au sein du Front
La secte des Juifs pour Jésus,
fondée en Californie dans les
lente, l’anti- National par le député européen
Bernard Antony, qui milite
années 60, prétend concilier auprès de plusieurs asso-
pratique du judaïsme et accep-
tation de Jésus comme le Mes-
sémitisme se ciations comme Chré-
tienté-Solidarité (où
sie, doctrine tout à fait ab-
surde. Sous une façade d’objets manifeste dans les on n’hésite pas à
prendre les armes pour
rituels juifs – chandelier, châle défendre la civilisation
de prière, calotte, Arche – ce
mouvement a pour objectif
milieux fonda- chrétienne), l’Alliance générale
contre le racisme et pour le respect de
implicite de convertir les Juifs l’identité française (AGRIF), qui a
au christianisme, à la manière
«douce»: il s’agit d’amener les
mentalistes pour mission de combattre les organi-
sations antiracistes (LICRA, MRAP,
Juifs non pratiquants et en
perte de repères à une pratique musul- etc.), qu’elle accuse de «racisme anti-fran-
çais ou anti-catholique». Bernard Antony est
religieuse qui a les signes aussi le fondateur du quotidien Présent, la voix
extérieurs du judaïsme, mais
qui professe un enseignement
mans de l’intégrisme catholique, qui revendique 10 000
lecteurs mais qui a actuellement des difficultés fi-
chrétien évangéliste. nancières. Signalons aussi les éditions Diffusion de la
Le mouvement est d’ailleurs Pensée française, autre nom des éditions du Chiré et de
abondamment financé par Duquesne diffusion, dont le catalogue de 3000 titres
l’église baptiste américaine et contient des auteurs fascistes, négationnistes et ra-
d’autres évangélistes (20 mil- cistes.
lions de dollars en 1991), qui
prêchent la conversion des
Juifs. Cette volonté relève d’un antijudaïsme ancien, Le fondamentalisme musulman
selon lequel le christianisme est supérieur au ju-
daïsme et le royaume divin ne pourra s’établir sur Si l’antisémitisme est régulièrement exprimé au-
terre que lorsque chacun aura reconnu Jésus comme jourd’hui dans les pays arabes de nos jours, c’est
le Messie. dans les milieux fondamentalistes musulmans qu’il
L’antisémitisme des Juifs pour Jésus transparaît dans se manifeste sous sa forme la plus violente. Ainsi,
leur discours où ils s’autoproclament «Juifs accom- tant dans les pays musulmans que chez les fonda-
plis» ou «Juifs épanouis», par opposition à ceux qui mentalistes basés en Europe (également en Suisse)
restent dans l’obscurité, voués à une existence sans ou aux Etats-Unis, on trouve de nombreux exemples
Wir leben in einer komplizierten und unübersichtlichen Welt. Für schüre Warum hat Gott das zugelassen? (Fölsch) be-
viele Ereignisse gibt es keine einfache Erklärung, auch wenn man- schrieben. Diese Broschüre ist eine der wenigen
che solche einfachen Erklärungen wünschen. In diesem Artikel evangelikalen Schriften zum Judentum, fasst aber
geht es um eine Variante einfacher Erklärungen, die, gekoppelt mit gut die vorherrschenden Meinungen zusammen. Ei-
Endzeiterwartungen, Juden, aber noch viel verheerender Muslime nige Zitate:
zu reinen Werkzeugen evangelikaler Heilserwartungen degradiert.
«Dieses Heft ist besonders für Gottes auserwähltes Volk, für
die Juden, geschrieben. Sie haben einen langen Leidensweg
Trotz Unterschieden in Nuancen finden sich bei hinter sich und sind irritiert. Eine brennende Frage beunru-
allen Evangelikalen bestimmte grundsätzliche Vor- higt sie: ‹Sind wir nicht Gottes auserwähltes Volk?›» (S. 2)
stellungen zum Islam. Doch um das Bild, das sich «Unglücklicherweise erwählte Israel durch die Jahrhunderte
evangelikale Christen vom Islam machen, zu er- nicht den Weg des Lebens, sondern den Weg des Todes und des
klären, muss zuerst – angesichts des knappen Fluchs.» (S. 3) «Gott strafte Israel mit siebzig Jahren Baby-
Raumes stark vereinfacht und etwas überspitzt for- lonischer Gefangenschaft, weil sie das Gesetz gebrochen und
muliert – auf die christliche Heilsgeschichte nach seine Propheten verfolgt hatten. Doch wieviel länger dauert
evangelikalem Verständnis eingegangen werden. das jetzige Exil! – Warum ist die Strafe diesmal so viel län-
ger und schwerer? – Tatsächlich übertreffen die Erfahrungen
dieses Exils alle menschlichen Vorstellungen: 1. Verbote und
Erschaffung der Welt – Sündenfall – Heilsplan Ausweisungen. 2. Religiöse Verfolgungen. 3. Rassenverfolgun-
gen. 4. Die noch bevorstehende Katastrophe auf den Bergen
Mit der Erschaffung der Welt fingen, nach evan- Israels. Dies ist aber keine Entschuldigung für Verfolger:
gelikaler Vorstellung, die Probleme an, denn, Gott setzt selbst die Ungerechtigkeit und das Böse in
wie die Bibel weiter erzählt, kam es zum dieser Welt für seine Ziele ein. Alles muss ihm
Sündenfall, durch den nach christlichem
Verständnis die ganze Schöpfung
Um dienen. Wenn der HERR sein Volk züchtigt,
sind die Vollstrecker seiner Gerichte da-
verdorben wurde oder, mit ande-
ren Worten, in die Hände des
Gottes durch keineswegs entschuldigt.» (S. 6)
«Worin bestand die Sünde? Israel
Fürsten der Finsternis ge-
riet. Doch Gott beschloss,
Heilsplan zu ver- hat nicht nur Gottes Gesetz ge-
brochen und seine Propheten
die Schöpfung zu erlö-
sen, und zwar nach
eiteln, liess sich der Teufel missachtet. Ihre Sünde ist
schwerer. Sie haben
einem mehrstufi-
gen Plan.
verschiedene Listen einfallen ihren Messias ver-
worfen. Er war
gekommen und
hat die
Stufe 1:
Thora
Israel als Gottes Volk
(das Gesetz) erfüllt und sich selbst als Kapparah (Sühneop-
Als ersten Schritt wählte er das jüdische Volk als fer) für sein Volk gegeben.» (S. 7) «Nach der Verwerfung des
Heilsträger und bestimmte ihm das Land Kanaan Messias stand in Israel kein Prophet mehr auf. Gott schwieg!
als Heimat. Vierzig Jahre später wurde Israel zerstreut unter alle Völker
und negative Zeichen ereigneten sich, wie Mose voraussagte.»
(S. 12)
Stufe 2: Jesus Christus
Gottes Sohn tritt auf und stirbt für die Sünden der
Stufe 3: Endzeit
Menschen. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass
durch ihn nur jene Menschen erlöst werden, die per- Um den Heilsplan erfüllen zu können, müssen die
sönlich an Jesus Christus glauben. Die meisten Juden, wie in der Bibel prophezeit, nach Israel
Juden aber anerkannten Jesus Christus nicht als zurückkehren. Jerusalem ist als Thron von Jesus
Messias. Was die Folgen waren, wird in der Bro- Christus vorgesehen:
«Der Höhepunkt: ‹Wenn die Feinde mit grosser Heeresmacht In einem Artikel der Zeitschrift der Partei Bibeltreuer
ins Land kommen, wird der Messias eingreifen und Israel er- Christen in Deutschland wird das so ausgedrückt:
retten. In dieser verzweifelten Situation wird Israel ernstlich
seinen Gott suchen.› Dann wird Israel den Namen des «Vergessen wir nie: JERUSALEM ist die Stadt, die sich
HERRN anrufen und der Messias wird sie erlösen. GOTT selbst auserwählt hat, um Sich in besonderer Weise der
Nach dem grossen Endkampf wird Gott seine Versprechen an Menschheit zu offenbaren. Dort bekundete einst Abraham sei-
das jüdische Volk erfüllen, denn, wie es Andreas Meyer zu- nen Gehorsam Gott gegenüber, indem er bereit war, Isaak zu
sammenfasst, wird «für Israel die Umkehr zu seinem Messias opfern. In JERUSALEM betete JESUS für uns Menschen,
auch die Erfüllung der irdisch-nationalen Verheissungen brin- liess Sein Leben am Kreuz, wurde begraben und stand wieder
gen.» (Meyer 1992, S. 14) von den Toten auf. Es war vor den Toren JERUSALEMs, auf
dem Ölberg, von wo ER gen Himmel fuhr und bald dorthin
zurückkehren wird, um allem Spuk des Teufels auf Erden ein
Die Rolle des Islam in der Heilsgeschichte Ende zu bereiten. Satan, der Widersacher Gottes, weiss um
diese Zusammenhänge. Darum will er die Rückkehr Jesu ver-
Warum wird hier dauernd von den Juden gespro- hindern. Doch eines ist sicher: JESUS kommt nicht in palästi-
chen, wo es doch um das Feindbild Islam geht? nensisches, sondern in jüdisches Hoheitsgebiet zurück.» (ge-
Nun, wir hatten es bis jetzt mit der göttlichen Seite em-ha – Salz und Licht 1995/1, S.5)
der Heilsgeschichte zu tun, aber da gibt es jeman-
den, der nichts für diesen Heilsplan übrig hat, und
das ist der Teufel. Der Islam als Werkzeug des Teufels
Glaubensgrundlagen entspricht. Ebenso wird dem ist wie das Christentum, führt ein solches Verständ-
Islam unterstellt, dass er per se antisemitisch und nis des Islam zu einer verzerrten Sicht der Verhält-
antichristlich sei: nisse. Es wird übersehen, dass etwa die Palästinenser
nicht aus lauter Bosheit oder teuflischer Verführung
«Im Islam, diesem Werkzeug des Feindes, gibt es zwei grosse gegen Israel eingestellt sind, sondern weil sie sich in
Hauptströmungen: den Antisemitismus, der sich gegen den einer schwierigen Lage befinden, an der der Staat Is-
Weg Gottes mit seinem Volk richtet, und das Antichristliche, rael nicht ganz unbeteiligt ist. Die Idee, der Islam
das den Messias und damit den Heilsweg Gottes leugnet. Bei- sei ein Werkzeug des Teufels und es komme im
des kristallisiert sich heraus an Jerusalem, der Stadt des gros- Nahen Osten zum grossen heilsgeschichtlichen
sen Königs. Hier wird der Kampf ausgefochten werden zwi- Endkampf, führt auch dazu, dass Verhandlungen
schen dem Herrschaftsanspruch des Feindes durch den Islam zwischen Israel und der PLO abgelehnt werden. So
und dem Herrschaftsanspruch des Messias. Psalm 87 stellt Je- heisst es in einer Buchbesprechung in der Zeit-
rusalem dar als die Mitte der Ägypter, der Philister (in der schrift Brücke zu Israel (97/12, S. 14):
Bibel dasselbe wie die Palästinenser) und anderer Völker. Je-
rusalem ist von Gott auserwählt, die Mitte der Völker zu sein, «Führt das Abkommen zwischen Israel und der PLO zum
der Ort, wo sie zusammenkommen werden, um den Messias zu Frieden oder ist es das Vorspiel zu einem totalen Krieg der
sehen. Ihnen allen voran wird das arabische Volk sein; in Jes. arabischen Nationen gegen Israel? – Dieses Buch liefert über-
60, 42 und 45 werden alle arabischen Stämme aufgezählt, zeugende Beweise, dass das Friedensabkommen Israels die viel-
die mit ihrem Reichtum kommen leicht zerstörerischste und ge-
werden, um den Messias zu walttätigste Ära in der Ge-
sehen. Die Zeit wird kommen schichte der Menschheit ein-
gemäss Jes. 19 (vor allem Verse läutet und damit das lange
24ff.), wo Israel sich mit Ägyp-
ten und Assur (grosszügig ver-
Positive Erscheinungen erwartete messianische Zeit-
alter vorbereitet.»
standen Irak, Syrien und die
arabischen Länder ringsum) sind verdächtig, bei den Die Tendenz, überall ent-
verbündet. Sie werden zusammen weder das Wirken Gottes
ein Segen inmitten der Erde sein.
Das ist die Sicht Gottes für das Friedensverhandlungen oder des Teufels zu sehen,
verhindert pragmatische
arabische Volk. Eines Tages Lösungen, da man ja mit
wird es einstimmen in das Be-
kenntnis der Königin von Saba
im Nahen Osten kann es dem Teufel keine Kom-
promisse schliessen darf.
(1. Kön. 10), die jubelnd zu In der Erwartung der
Salomo sagte: ‹Gelobt sei Gott,
der Gott Israels! All das hat
sich also nur um eine Endzeit pflegen viele
evangelikale Christen
Gott an dir getan, Salomo, weil eine Art «Zweckpessi-
Gott Israel liebt von Ewigkeit.› List des Teufels handeln mismus», d.h., alle nega-
Dies ist das Bekenntnis einer tiven Erscheinungen in
arabischen Herrscherin, die der Welt zeigen, dass es
schon durch Salomo erkannte, immer schlechter geht
wer der lebendige Gott ist, und die Beziehung zwischen Israel und damit die Endzeit nahe ist, positive Erschei-
und dem Gott aller Völker ohne Rivalität anerkannte!» (IVS nungen dagegen sind verdächtig, bei den Friedens-
1994, S. 15) verhandlungen im Nahen Osten kann es sich also
nur um eine List des Teufels handeln.
Ein Referent an einer Veranstaltung der Staatsunab- Als Beispiel eine Leseprobe aus dem besprochenen
hängigen Theologischen Hochschule in Riehen ging Buch:
sogar soweit, zu behaupten, Hitler habe die Juden
nur vertreiben wollen, doch die arabischen Öl- «Und so stellt sich folgende Frage: ‹Warum macht Arafat
scheichs hätten die USA und Grossbritannien daran Frieden mit Israel?› Und die Antwort lautet: Arafat macht
gehindert, jüdische Flüchtlinge aufzunehmen bzw. keinen Frieden mit Israel. Er macht ein paar Bewegungen, die
sie nach Palästina hereinzulassen, daher seien sie aussehen und sich anhören wie Frieden, in Wahrheit aber ein
umgebracht worden. Vorspiel zum Krieg sind. Wir wollen nicht den Fehler begehen,
Arafat vom Islam zu trennen. Arafats Zaudern im Hinblick
auf die Änderung der PLO-Charta sowie sein Aufruf zum
Wirkungen Jihad für Jerusalem sind echte Ausdrucksformen eines islami-
schen Herzens. Wir wollen daran denken, dass der Islam jede
Einmal abgesehen davon, dass solche Darstellungen Handlung, jeden Gedanken und jedes Gefühl eines Moslems
schon daran kranken, dass sie «den Islam» als einen bestimmt. Wir wollen auch daran denken, dass Lüge nicht nur
monolithischen Block betrachten, was er sowenig eine Lebensweise ist, sondern auch eine Pflicht, wenn dadurch
günstige Resultate erzielt werden können. Und was ist ein Das Material für diese Darstellung wurde auf Besuchen bei
günstiges Resultat? Die Zerstörung Israels und die Auslö- etwa zwei Dritteln der über sechzig evangelikalen Grup-
schung jüdischer Geschichte im Nahen Osten.» (Brücke zu pen in Basel und dann vor allem an der «Explo» (Dezem-
Israel 97/12, S. 14) ber 1997), einer Messe, die von evangelikalen Gruppen
veranstaltet wird, gesammelt. Dabei kam es immer wieder
Nun kann man natürlich sagen: Israel ist weit weg, zu Gesprächen über den Islam und Israel.
was hat das mit uns zu tun? Doch gibt es Leute, die
klare Beziehungen zwischen der Lage im Nahen
Osten und jener in Europa herstellen. Die folgenden
Zitate stammen aus der Zeitschrift der Partei Bibel- Literatur
treuer Christen (PBC) in Deutschland: Baar, Marius 1979
Das Abendland am Scheideweg. Ismael oder Israel, Koran oder Bibel, Mo-
hammed oder Jesus? Asslar: Schulte+Gerth.
«Es ist derselbe Antisemitismus, der vor 55 Jahren Nazi- Fölsch, Harald o.J.
deutschland ‹judenrein› machen wollte und heute ‹Palästina› Warum hat Gott das zugelassen? Eine Antwort auf die Leiden des jüdischen
‹judenrein› (!) machen will. Die Methode hiess damals Holo- Volkes. Lörrach: Der Ölbaum e.V.
caust, heute bei Arafat ‹Friedensprozess›. Beide haben das IVS, Ismaelverein Schweiz 1994
gleiche Ziel: die ‹Endlösung der Judenfrage›.» (Leserbrief des «Entstehung und Selbstverständnis des Islams und seine Ansprüche auf Jeru-
salem.» In: Rundbrief 24.
PBC-Kreisvorsitzenden Paul-Gerhard Reinsch in: Salz
McCurry, Don 1993
und Licht 97/2, S. 19) Ein Überblick über die islamische Welt. Greng-Murten: Verlag für kulturbe-
zogenen Gemeindebau. (Deutsche Ausgabe von Ministries to Muslims,
Auch wenn diese Christen in der Regel betonen, sie 1990)
hätten an sich nichts gegen die Muslime, so brechen Meyer, Andreas 1992
Israel, das biblische Land mit Geschichte und Verheissung. Reinach: Arbeits-
ihre Ressentiments doch klar hervor. So etwa, wenn gemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel, Chrischonahaus.
in Basel den Aleviten böse Absichten unterstellt
werden, weil sie ihr Zentrum in der Nähe der Syna-
goge eingerichtet haben. Oder grundsätzlicher,
wenn die Zuwanderung von Muslimen als List des
Teufels interpretiert wird, das christliche Abend- Zusammenfassung
land demographisch zu unterwandern, wie dies im
Buch von Marius Baar Das Abendland am Scheideweg. Die Heilsgeschichte nimmt im Denken der Evangelikalen
Ismael oder Israel, Koran oder Bibel, Mohammed oder einen zentralen Platz ein. Sie lässt sich kurz wie folgt zu-
Jesus ausgeführt oder im Titel der Broschüre Islam sammenfassen:
im Vormarsch, Gefahr für das Abendland? (Junge Eu- Durch den Sündenfall wurde die ganze Schöpfung verdor-
ropäische Schüler- und Studenteninitiative Schweiz) ben und geriet unter den Einfluss des Teufels. Doch Gott
suggeriert wird. Erschreckend wird es schliesslich, beschloss, die Schöpfung zu erlösen, und zwar nach einem
wenn man auf Zitate wie das folgende aus einer wei- mehrstufigen Plan. Erst wählte er das jüdische Volk als
teren Broschüre stösst, die ohne Angabe von Namen Heilsträger und bestimmte ihm das Land Kanaan als
oder Adressen herausgegeben wurde: Heimat. Anschliessend trat Gottes Sohn auf und starb für
die Sünden der Menschen. Da die meisten Juden Jesus
«Auftrag an die Eidg. Justizdirektion und an die kantona- Christus nicht als Messias anerkannten, wurden sie zur
len Justizdirektoren und an das Eidg. Militärdepartement: Strafe unter die Völker zerstreut und erlitten diverse Ver-
Die Niederlassungs- und Aufenthaltsbewilligungen von isla- folgungen. In der letzten Etappe, in der wir uns heute be-
mischen Aufenthaltern sind sofort zu entziehen; islamische finden, kehren die Juden, wie in der Bibel prophezeit, nach
Flüchtlinge dürfen nicht mehr auf Dauer aufgenommen wer- Israel zurück. Jesus Christus wird in das jüdische Jerusa-
den, sondern sind sofort wieder an die Grenze zu stellen. [...] lem zurückkehren, das ihm als Thron dienen wird.
Wenn Sie nicht handeln, dann verstossen sie gegen die Anti- Der Teufel wehrt sich gegen diesen Heilsplan Gottes auf
rassismus-Strafnorm und führen unser Land direkt in den zwei Arten: zum einen versucht er, die Juden zu vernichten
Heiligen Krieg! Denn jeder moslemische Einwanderer aus den (Holocaust), um damit zu verhindern, dass Israel und Je-
islamischen Staaten, ob Gastarbeiter oder Asylant, hat den rusalem wieder jüdisch werden. Da ihm dieser Angriff
absoluten Auftrag der Islamisierung des ‹Kriegsgebietes›. misslang, setzt er nun ein weiteres Werkzeug ein, den
Ganz besonders betrifft dies islamische Einwanderer, die Islam. Denn wenn es dem Teufel gelingt, mit Hilfe des
durch Heirat mit einer Schweizerin die Aufenthaltsbewil- Islam den Tempelberg zu besetzen, kann er dort seinen eige-
ligung erzwingen [...]» (Broschüre Besorgte Christen nen Thron errichten.
Schweiz, Mai 1998) Alle evangelikalen Darstellungen des Islam vertreten
letztlich die Ansicht, das «dämonische System des Islam»
sei ein Werkzeug des Teufels. Daher kann nach evangeli-
Tanja Duncker ist Islamwissenschaftlerin und Kurdolo- kalem Verständnis Allah auch nicht mit Gott identisch
gin und Mitarbeiterin der Beratungsstelle INFOREL in sein. Auch wird dem Islam unterstellt, er sei per se antise-
Basel. mitisch und antichristlich und gewalttätig. So wird in
manchen Schriften behauptet, der Dschihad sei die sechste Juifs n’ont pas reconnu en Jésus le Messie; punis, ils sont
(inoffizielle) Säule des Islam. dispersés aux autres coins de la terre et livrés à toutes sortes
Diese Sicht des Islam und die Vorstellung, im Nahen de persécutions. Dernière étape, celle que nous vivons au-
Osten ginge es «nicht um politische Auseinandersetzungen jourd’hui: comme l’ont annoncé les prophètes, les Juifs re-
einzelner isolierter Staaten, sondern um den Endkampf in viennent en Israël. Le Christ rentrera à Jérusalem la Juive
der unsichtbaren Welt zwischen den Mächten der Finster- et y installera son trône.
nis und des Lichts», führt dazu, dass alle Ereignisse, die Mais le diable s’oppose à ce programme de rédemption di-
irgendwie mit dem Islam oder Israel zu tun haben, unter vine. D’abord, en essayant d’anéantir les Juifs (l’holo-
dem Aspekt dieses Endkampfes gesehen werden. So wird causte) pour empêcher qu’Israël et Jérusalem ne redevien-
etwa der Friedensprozess als List betrachtet, mit der der nent juifs. Comme cette tentative a échoué, il a engagé une
Teufel seine Herrschaft über Jerusalem sichern will, oder nouvelle arme – l’islam. S’il parvient à occuper la mon-
die Einwanderung von Muslimen nach Europa als demo- tagne du temple à l’aide de l’islam, c’est lui qui pourra y
graphische Unterwanderung durch den Islam. Die politi- ériger son trône.
schen und sozialen Gründe für diese Ereignisse werden Toutes les représentations évangéliques de l’islam en font
dabei völlig ausgeblendet. un instrument du diable. Allah ne peut donc être identique
Auch wenn die evangelikalen Christen in der Regel be- à Dieu. Les adeptes de l’église évangélique partent aussi de
haupten, sie würden die Muslime trotz ihrer Religion lie- l’idée que l’islam est per se antisémite et antichrétien.
ben, sind solche Vorstellungen für das Zusammenleben ver- Certains écrits vont jusqu’à faire du Djihad le sixième pi-
schiedener religiöser und ethnischer Gruppen nicht gerade lier (non officiel) de l’islam.
förderlich. Cette vision de l’islam et la présomption que les conflits au
Proche-Orient ne sont pas «des conflits isolés entre pays,
mais la lutte finale entre puissances des ténèbres et puis-
sances de la lumière», font que tous les événements touchant
Résumé de près ou de loin à l’islam ou Israël sont considérés sous
l’aspect de la lutte finale. Le processus de paix au Proche-
L’histoire du salut occupe une place centrale dans la pensée Orient, par exemple, serait une ruse du diable pour s’assu-
des adeptes de l’église évangélique. Pour résumer: rer sa domination sur Jérusalem, et l’immigration de mu-
Le péché originel frappe la création toute entière qui tombe sulmans un moyen de propager l’islam dans le monde en-
sous l’emprise du Diable. Pris de pitié, Dieu décide de sau- tier. Les motifs politiques et sociaux sont complètement
ver son œuvre d’après un plan déterminé, en trois étapes. ignorés.
Première étape: Dieu élit le peuple juif comme celui par qui Les adeptes de l’église évangélique ont beau affirmer qu’ils
le salut arrivera et lui attribue le pays de Canaan comme n’ont rien contre les musulmans, il est évident que de telles
patrie. Deuxième étape: le fils de Dieu meurt sur la croix idées ne facilitent guère la cohabitation entre groupes de
pour expier les péchés de l’humanité. Mais la plupart des différentes cultures et religions.
Strukturelle Gemeinsamkeiten
zweier Weltdeutungen.
Esoterik und antisemitische Verschwörungstheorie
CHANTAL MAGNIN und MARIANNE RYCHNER
Wieso fällt rechtsradikales Gedankengut in esoterischen Kreisen gleich ist die gemeinsame Grundlage der scheinba-
immer wieder auf fruchtbaren Boden? Der Frage nach Gemein- ren Vielfalt esoterischer Richtungen ein Analogie-
samkeiten in der Struktur beider Weltdeutungen sind wir in einer denken, wonach alles in allem – also beispielsweise
exemplarischen Analyse nachgegangen: Aus welchen Gründen ein menschliches Leben in den Sternen oder Charak-
war die Publikation Die Geheimgesellschaften und ihre tereigenschaften als Farbe in einer Flasche – sich ab-
Macht im 20. Jahrhundert ausgerechnet in Esoterik-Buch- bilde, weil Natur und Kultur unterschiedslos als
handlungen ein Bestseller, bevor deren Verkauf aufgrund der An- kosmischen Gesetzen unterworfen betrachtet wer-
tirassismus-Strafnorm eingestellt werden musste? den. Die dabei wirksamen geheimnisvollen Kräfte
werden letztlich mit der vorgeburtlichen Seele als
allmächtiger Schöpferin des selbstgewählten Le-
Esoterik ist längst mehr als ein schräges Hobby bens gleichgesetzt. Das im Alltag als ohnmäch-
weltfremder Spinner/innen: Buchhandlun- tig sich wahrnehmende Individuum unter-
gen erwirtschaften ihre Gewinne mit eso- wirft sich der Vorstellung absoluter kos-
terischer Ratgeberliteratur, das Kurs-
wesen floriert und staatliche Radio- Sie mischer Gesetze, im Bestreben, an
deren Allmacht teilzuhaben, das ei-
sender haben ihre Hausastrolo- gene Schicksal im Namen der
ginnen. Konsumententips zur
Unterscheidung von «se-
sind im kosmischen Gesetze selber zu
steuern. In dieser Logik ma-
riöser» und «unseriöser»
Astrologie sind mitt- gleichen Ausmass nifestiert sich eine selt-
same Ambivalenz von
lerweile selbstver- Ohnmacht und
ständlicher Be- allmächtig wie diejenigen Allmacht, die in
standteil tägli- magischem
cher Zeitungs-
lektüre.
sich als ohnmächtig wahrnehmen, Denken gip-
felt, das funda-
Esoterische Mittel mentaler Bestand-
und Wege zu sich die diesen Projektionen teil esoterischen Den-
selbst gibt es zahllose. kens ist.
Dabei folgt eine Modeströ-
mung der anderen, nach
Glauben schen- Was haben nun aber diese
paradoxen Weltdeutungen
Tarot, Astropsychologie und
Steinen fliessen Aura Soma und ken mit rechtsradikalem Gedanken-
gut zu tun? Schliesslich machen
Engel in die sinnsuchenden Körper Konsumenten und Konsumentinnen
und Seelen. Doch das Grundmuster esoterischer Angebote meist geltend, dass
bleibt konstant paradox: Im Alltag erfah- sie ohne Glauben und ohne Ideologie auskä-
rene Entfremdung wird verklärt als sinnvolles men. Da jedoch jede Weltdeutung, jenseits des
Schicksal, das mit Hilfe esoterischen Wissens zu- subjektiv gemeinten Sinns, einer charakteristi-
gleich selber gelenkt werden soll. Und wer es nicht schen Logik folgt, versuchen wir im Folgenden, Un-
schafft, ist eben noch nicht «weit genug». Und so terschiede und Gemeinsamkeiten esoterischer und
kommt alles, wie es kommen muss: Wer krank rechtsradikaler Weltdeutungen anhand eines Best-
wird, hat dies nicht nur selbst verursacht, sondern sellers zu rekonstruieren, in dem sowohl esoterisch
soll sein «Schicksal» gleich noch «als Chance nut- als auch antisemitisch-verschwörungstheoretisch ar-
zen». Diese Sichtweise gipfelt im Glauben an die gumentiert wird. Dabei treten sowohl offenkundige
Wiedergeburt: Das jeweilige Leben habe man selbst Unterschiede als auch zugrundeliegende Gemein-
gewählt, um noch fehlende Erfahrungen nachzuho- samkeiten hervor.
len. Nebst dem Reinkarnationsglauben ist die Vor- Der Verkauf der 1995 unter dem Pseudonym Jan
stellung von allerhand übersinnlichen Energien und van Helsing erschienenen Publikation Geheimgesell-
Kräften, welche angeblich auf die Menschen ein- schaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert ist in
wirkten, grundlegend für esoterisches Denken. Zu- Deutschland und in der Schweiz aufgrund der Anti-
rassismus-Strafnorm eingestellt worden, nachdem schen, die Feindbilder erzeugen und uns diese stän-
sie in Deutschland auf den Esoterik-Bestsellerlisten dig suggerieren?» Hier wird endgültig klar, dass es
rangiert hatte und auch in der Schweiz sehr gut ver- nicht irgendwelche Menschen sind, die ganz spezifi-
kauft worden war. sche Feindbilder erzeugen, sondern ganz bestimmte,
die in erster Linie Feindbilder produzieren. Es wird
also nicht von verschiedenen, um Deutungen kon-
Eingepflanzte Feindbilder kurrenzierenden Gruppen ausgegangen. Die angeb-
lich alleinigen Erzeuger/innen von Feindbildern
Bereits im Vorwort von Geheim- verfolgen ein Ziel damit. Wie aus dem Satz er-
gesellschaften ist der Kern der kenntlich wird, können diese strategisch Handeln-
Logik enthalten, die sich durch den – falls sie ihr Ziel erreichen – vom erzeugten
das ganze Buch fortsetzt. Ein
Beispiel: «Woher kommen denn Das Hass auf Kosten anderer «profitieren». Die Ak-
teure/-innen haben also Macht über im Alltag
die Feindbilder, die wir durch verwurzelte Institutionen wie die Schule, sie
die Religionen, die Schulbücher
und Massenmedien eingepflanzt esote- verfolgen egoistische Interessen und sind
über ihre individuelle Existenz hinaus
bekommen? Welche Ziele haben ewig präsent. Oder anders ausge-
die Menschen, die Feindbilder
erzeugen und uns diese ständig rische und drückt: Sie sind in gleichem Aus-
mass allmächtig wie diejenigen
suggerieren? Wer könnte denn sich als ohnmächtig wahr-
von aufkommendem Hass und
der Degeneration der Mensch- das verschwörungs- nehmen, die diesen Pro-
jektionen Glauben
heit am meisten profitieren?» schenken, die sich
(S. 15) Dieser Abschnitt enthält
zwischen den Zeilen die Vorstel- theoretische Denken undurchschaubaren
Vorgängen ohnmächtig
lung, dass Feindbilder mehr sind ausgeliefert fühlen. Aus
als das Ergebnis sich wandelnder
kultureller Konflikte. Das geo- sind nicht ein- dieser Sicht sind es die dunk-
len Gestalten selbst, welche die
graphisch konnotierte «Woher» beunruhigende Undurchschaubar-
verweist vielmehr darauf, dass
sie alle von einem bestimmten fach iden- keit und Gelenktheit des 20. Jahrhun-
derts, welche im Buchtitel bereits
geheimnisvollen Ort kommen anklingt, willentlich zur Aufrechterhaltung
und sich alltäglicher Orientie-
rungshilfen – Religionen, Schul- tisch ihrer Macht produzieren.
stellte Logik der Schuldzuweisung. Während also schen mit einem Hang zu esoterischer Theorie und
die Leser/innen des Buches als Esoteriker/innen, zu- Praxis an derlei abstruse Konstruktionen. Das esote-
mindest als mit diesen Kategorien vertraute Perso- rische und das verschwörungstheoretische Denken
nen angesprochen werden, wird zugleich diese Er- sind auch nicht einfach identisch: Was bei ersterem
klärung in Frage gestellt. Was allerdings konstant der anonyme Kosmos lenkt, verursacht bei letzte-
bleibt, sind die gemeinsamen Merkmale der Deu- rem eine ebenso konkret benannte wie letztlich un-
tungsmuster, wonach die Dinge, die auf der Welt fassbare und damit dämonisierte Personengruppe.
geschehen, vom allmächtigen Bewusstsein gelenkt Doch das gemeinsame Muster bleibt der inhaltli-
werden können. Durch das nachfolgende, elliptische chen Differenz zum Trotz bestehen; das esoterische
«Vielleicht» erreicht das bereits Geheimnisvoll-Ok- Axiom, dass alles vom Bewusstsein gesteuert werde,
kulte eine höhere Stufe des Geheimnisumwitterten, wird auf die Versammlung in der Judenstrasse ein-
und man darf gespannt sein, wie die latent schon geschränkt. Diese Variante der Projektion eignet
vorweggenommene Antwort auf die gewichtige sich schliesslich besonders gut dafür, die oftmals
Frage aussieht. Sie erfolgt im nächsten Satz: fehlende Bewährung esoterischen Denkens im All-
«In diesem Buch wird jedoch die Geschichte von tag zu erklären. Wird dieses Versagen nicht auf die
ein paar sehr greifbaren Personen erzählt, die im Schwächen der Esoterik selbst zurückgeführt, son-
Jahre 1773 in einem Haus in der Judenstrasse in dern im Rahmen des bestehenden Deutungsmusters
Frankfurt planten, sich durch drei Weltkriege den erklärt, können die «Weisen von Zion» als Akteure
Weg für ihre ‹Eine-Weltregierung› bis zum Jahr an die Stelle der kosmischen Gesetze treten. Das –
2000 zu ebnen. Ein perfekt ausgearbeiteter Plan, bei vermutlich eher häufige – Versagen esoterischer
dem die Schwächen und Ängste der Menschen ge- Praktiken im Alltag bei gleichzeitiger Weiterexi-
zielt gegen sie benutzt werden.» (S. 15/16) stenz der für esoterisches Denken typischen Logik
Dabei stützt sich der anonyme Autor auf den Klassi- bildet so die Grundlage der Akzeptanz von Ver-
ker der antisemitischen Verschwörungstheorie, auf schwörungstheorien: Irgend jemand wird ja wohl
die um die Jahrhundertwende in Russland in Um- dahinterstecken, wenn es einem im täglichen Leben
lauf gebrachten und seither weitverbreiteten angeb- nicht gelingt, die kosmischen Kräfte endlich zu be-
lichen Protokolle der Weisen von Zion, aus denen in Ge- herrschen, wenn das Schicksal nicht zur Chance
heimgesellschaften ausführlich zitiert wird. (Zur Ge- werden will.
schichte der Fälschung und ihrer erneuten Aktua-
lität vgl. WoZ Nr. 9/98)
Chantal Magnin und Marianne Rychner haben Ge-
schichte und Soziologie studiert. Gemeinsam haben sie
«Ewiger Jude» anstelle kosmischer Kräfte 1996 die Studie Ohnmacht – Allmacht. Zur Strukturlogik der
Esoterik (Bern: Schriftenreihe des Instituts für Soziologie)
An dieser Stelle, wo sich das bisher Interpretierte verfasst.
konkretisiert und zum antisemitischen Stereotyp
verdichtet, zeigt sich ein weiterer Widerspruch zwi-
schen esoterischem Denken und der vorliegenden Zusammenfassung
antisemitischen Verschwörungstheorie: Wenn alles
durch das Bewusstsein gelenkt wird, wieso soll es Wieso wird ein Buch, das antisemitische Verschwörungs-
denn ausgerechnet einer Versammlung in der theorien kolportiert, ausgerechnet in esoterischen Buch-
Frankfurter Judenstrasse gelungen sein, ihre Pläne handlungen zum Bestseller? Um diese Frage zu beantwor-
in die Tat umzusetzen, und unzähligen meditieren- ten, versuchen wir, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in
den Esoterikern nicht, dies zu verhindern? der Struktur esoterischen und verschwörungstheoretischen
Die beiden Weltbilder können sich nun gerade Denkens zu rekonstruieren.
dort, wo sie sich auf Anhieb inhaltlich widerspre- Esoterisches Denken ist geprägt von Analogiedenken, vom
chen, in struktureller Hinsicht ergänzen. Die sub- Reinkarnationsglauben, vom Glauben, geheimnisvolle
jektiv empfundene Ohnmacht der Leser/innen, die Kräfte determinierten das menschliche Schicksal, sowie von
Voraussetzung dafür ist, dass sie das bisher aus den der Vorstellung, eben diese Kräfte durch ein entsprechend
Geheimgesellschaften Zitierte als überzeugend wahr- hohes Bewusstsein lenken zu können. Dieses Muster, das in
genommen haben, kommt im letzten Satz des oben magischem Denken gipfelt, lässt sich als paradoxe Gleich-
zitierten Abschnitts explizit zum Ausdruck und zeitigkeit von Allmachts- und Ohnmachtsvorstellungen
wird gleich auf die ganze Menschheit ausgedehnt, charakterisieren.
die von den allmächtigen Verschwörern in der Ju- Der 1995 erschienene Bestseller Geheimgesellschaften
denstrasse beherrscht sein soll. Im Gegensatz zu und ihre Macht im 20. Jahrhundert argumentiert nun
den ausgelieferten Leserinnen selber nützen es die sowohl in obigem Sinne esoterisch als auch verschwörungs-
allmächtigen Verschwörer aus, dass die kleinen theoretisch, indem er sich auf den fingierten antisemitischen
Leute die kosmischen Gesetze zuwenig beherrschen. Klassiker Die Protokolle der Weisen von Zion beruft:
Vermutlich glaubt nur ein kleiner Teil der Men- Die grosse Mehrzahl der Menschen wird durch geheimnis-
volle Machenschaften fremdbestimmt; die jüdischen Ak- sort de l’humanité est dirigé par des puissances occultes, et
teure säen Hass, zetteln Weltkriege an und profitieren l’idée qu’il est possible d’exercer une influence sur ces puis-
davon. Bevor im Buch explizit die Weisen von Zion als sances grâce à un niveau de conscience élevé. Ce modèle de
Drahtzieher im Hintergrund genannt werden, wird erwo- pensée, qui culmine dans la magie, peut être caractérisé par
gen, es handle sich bei den obskuren Akteuren womöglich la simultanéité paradoxale des sentiments de toute-puis-
um überirdische Wesenheiten aus der Welt der schwarzen sance et d’impuissance.
Magie, die dem esoterisch interessierten Publikum vertraut Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahr-
sind. Obwohl die Determiniertheits- und Allmachtsvor- hundert (Les sociétés secrètes et leur pouvoir au 20e
stellungen dem esoterischen und dem antisemitisch-ver- siècle), livre publié en 1995 et rapidement devenu un
schwörungstheoretischen Denken gemeinsam sind, gibt es best-seller, se sert d’arguments ésotériques et de la théorie du
doch einen erklärungsbedürftigen Widerspruch: Wieso soll complot juif en se fondant sur le grand classique antisé-
es ausgerechnet «in einem Haus in der Judenstrasse in mite, les Protocoles des Sages de Sion: le sort de la
Frankfurt» 1773 gelingen, die Welt zu lenken, unzähli- grande majorité des hommes est scellé par des machinations
gen meditierenden Esoterikern dagegen nicht? An genau mystérieuses; les acteurs juifs sèment la haine, attisent les
der Stelle, wo das verschwörungstheoretische Weltbild in- conflits mondiaux et en tirent profit. Avant que l’auteur ne
haltlich vom esoterischen abweicht, taugt ersteres dazu, mentionne explicitement les Sages de Sion comme étant
alltägliche Erfahrungen des Scheiterns esoterischer Praxis ceux qui tirent les ficelles en coulisses, on suggère qu’il
plausibel zu machen, ohne dass die zugrundeliegende her- s’agit de forces obscures, peut-être des extraterrestres venus
metische Logik aufgegeben werden muss: Die Weisen von du monde de la magie noire, bien connus du public intéressé
Zion treten als Akteure an die Stelle der kosmischen Ge- à l’ésotérisme. Bien que les théories de la prédestination et
setze, deren Beherrschung den «kleinen Leuten» nicht ge- de la toute-puissance se retrouvent aussi bien dans la pensée
lingen will. ésotérique que dans les théories de la conspiration, il faut
relever une contradiction qui demande à être expliquée:
pourquoi donc les «habitants d’une maison sise à la rue des
Résumé juifs à Francfort» réussiraient-ils en 1773 à diriger le
monde, alors que les innombrables partisans de l’ésotérisme
Comment se fait-il qu’un livre qui défend la théorie du n’y parviennent pas en dépit de tout leur travail de médi-
complot juif mondial devienne un best-seller justement dans tation? A l’endroit même où la vision du monde procédant
les librairies à enseigne ésotérique? Pour répondre à cette de la théorie du complot s’écarte de la pensée ésotérique, cette
question, nous tenterons de cerner les similitudes et les di- théorie même sert à rendre plausible les expériences quoti-
vergences entre la pensée ésotérique et les théories de la diennes de l’échec de la pratique ésotérique, sans pour au-
conspiration juive. tant renoncer à la logique hermétique. Les Sages de Sion
La pensée ésotérique procède par analogie; elle est marquée viennent se substituer comme acteurs aux lois cosmiques, la
par la croyance en la réincarnation, la conviction que le maîtrise desquelles est hors de portée des petites gens.
Rassismus in der Esoterik? – Nicht bei uns! Doch der Autor, Märtyrerschaft liegt in der Luft
Herausgeber und Chefredakteur von Spuren, der Zeitschrift, die
gemeinhin als das esoterische Blatt der Schweiz gilt, kommt nicht Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es ein biss-
darum herum, die Geister zu prüfen und zu unterscheiden und chen anders aus. Da komme ich als Herausgeber
aufgrund seiner Erkenntnisse einen klaren Standpunkt zu bezie- und Chefredakteur einer Zeitschrift, die gemeinhin
hen. als das esoterische Blatt der Schweiz gilt, nicht
darum herum, die Geister zu prüfen und zu unter-
Rassismus in der Esoterik? – Nicht bei uns! Nein, scheiden und aufgrund meiner Erkenntnisse einen
damit haben wir nichts zu tun. Wir haben in dieser klaren Standpunkt zu beziehen. Als in der Öffent-
Sache keinen Standpunkt, wir sind weder dagegen lichkeit aufgrund von Indiskretionen eines Mit-
noch dafür. Denn Esoterik bedeutet weder Rassis- glieds bekannt wurde, wie Peter Leach-Lewis die
mus noch Antirassismus. Esoterik beschäftigt sich Anhänger seiner Universalen Kirche mit rassistischen
mit Inhalten, die jenseits von Politik und Rassismus Geschichtsklitterungen aufhetzte, kam es in den
liegen. Esoterik untersucht Medien zu einer Kampa-
den Zusammenhang zwi- gne gegen einige promi-
schen dem Rassismus der nente Mitglieder dieser su-
einen und dem Antirassis- spekten Glaubensgemein-
mus der anderen, zeigt auf,
wie die eine Kraft die an- Esoterik beschäftigt schaft. Im Fall eines Kan-
tonsschullehrers in der
dere bedingt und wie sich Innerschweiz, der während
die beiden Pole wechsel- Jahrzehnten ohne jegli-
weise nähren.
Doch gibt es überhaupt
sich mit Inhalten, die che Beanstandung seinen
Schuldienst geleistet hatte
einen erhabenen Stand- und nun mit einem Mal
punkt über dem Spiel die-
ser Kräfte? Das ist der
Standpunkt der Esoterik, es
jenseits von Politik vor der Wahl stand, ent-
weder seinem Glauben ab-
zuschwören oder seine
ist der Standpunkt von, Stelle zu verlieren, wandte
sagen wir, Annegreth Hun-
gerbühler. Sie ist Hausfrau und Rassismus liegen ich mich mit einem Leser-
brief an die Öffentlichkeit.
in den sogenannt besten Ich erinnerte an die Religi-
Jahren, hat bei Rüdiger onsfreiheit und empfahl,
Dahlke mal einen Vortrag sie höher zu gewichten als
gehört, da und dort Kurse eine mögliche Gefahr, wel-
besucht, sich nebenbei zur Astrologin ausgebildet che von der weiteren Beschäftigung des ausgewiesen
und viel einschlägige Literatur studiert. Freunde guten Lehrers ausging.
von früher finden, sie sei unpolitisch geworden. In der eigenen Zeitschrift verfuhr ich gerade umge-
Doch was zählt dieser Vorwurf im Vergleich mit kehrt. In einem Kommentar («Endstation Löwen-
dem, was Annegreth Hungerbühler im Verlaufe grube», in: Spuren Nr. 43) warnte ich vor der zu-
ihrer Beschäftigung mit Esoterik alles selber erfah- nehmend enger werdenden Weltsicht der Universa-
ren hat? Heute weiss sie, dass politisch und unpoli- len Kirche und zeigte auf, wie deren Oberpriester
tisch bloss die zwei Seiten der einen Medaille sind, zwar vom Frieden sprach, in Tat und Wahrheit aber
dass sich auch hierbei die Positionen gegenseitig be- Zwietracht säte. Offensichtlich hatte es da ein
dingen. Frau Hungerbühler empfindet sich anders, selbsternannter Guru darauf angelegt, eine kleine
sie fühlt sich weder dem einen noch dem anderen Schar von eingeschworenen Anhängern in die
Lager zugehörig, und im übrigen wundert sie sich, selbstgerechte Isolation zu führen.
was die ganze Aufregung denn überhaupt soll, wo es Allerdings unterliess ich es nicht, auf die Gefahren
im Leben doch so unglaublich viel wichtigere Dinge einer allzu scharfen Ausgrenzung dieser Gruppe
gibt als das. hinzuweisen. Bereits wurde in der ZeitenSchrift,
dem öffentlichen Blatt der Gruppe, das Hohelied Ich behauptete, damit keine Probleme zu haben. Al-
der Märtyrerschaft gesungen. Wer jetzt unter dem lerdings, so betonte ich, würde ich bei Spuren dar-
allseitigen Druck der Gesellschaft nicht zu seinen auf achten, diese Fragen bloss zu stellen, darauf aber
Überzeugungen stehe, sei es nicht wert, im kom- keine fertigen Antworten zu geben. Denn die Ant-
menden Endkampf zu überleben, hiess sinngemäss worten muss und kann jeder Suchende für sich sel-
die Parole. ber finden. Meine Aufgabe als Zeitschriftenmacher
Keinesfalls dürfen wir einer solchen Herausforde- sehe ich gerade darin, fortwährend zu dieser Suche
rung allein mit Massnahmen der Ausgrenzung und zu ermutigen. Kaum hatte ich das gesagt, verlor
mit juristischer Verfolgung begegnen. Sonst nähren mein Gesprächspartner sein Interesse an mir und
wir, was wir zu bekämpfen meinen. Unversehens wandte sich ab. Offensichtlich glaubte er die Wahr-
stehen wir vor einer neuen Gewissensfrage, die da heit für sich und andere gefunden zu haben. Er
lautet: «Glauben Sie an Auschwitz oder nicht?» Jen- suchte nach Parteigängern, die er darauf ein-
seits aller historischen Tatsachen geht es dann nur schwören konnte, sie in der Welt zu verbreiten.
mehr darum, sich zu bekennen. Die rechtgläubige Doch bin ich als junger Erwachsener nicht aus der
Mehrheit fordert mit inquisitorischer Strenge ein Kirche der Eltern ausgetreten, um mich später im
unbedingtes «Ja», die verfolgte Minderheit hinge- Leben zu einer neuen Kirche zu bekennen.
gen traut sich, dem ein trutziges «Nein» entgegen-
zuschleudern,
und ist bereit, Untaugliches Schlagwort
für ihren Glauben
durchs Feuer der Die Antworten muss und Viel von dem, was heute
Ächtung zu gehen. mangels besserer Be-
kann jeder Suchende zeichnung gemein-
für sich selber finden hin unter Eso-
terik segelt,
Die Wahrheit, grossgeschrieben hat mit der
klassi-
Ein wichtiges Kriterium bei der Beurteilung esote- schen «Lehre vom inneren Wissen» eigentlich
rischer Wege scheint mir die auch in der Politik re- wenig zu tun. Zahlreiche neue Therapieformen,
levante Frage zu sein, ob eine Lehre dazu dient, die Verfahren, die Körper, Seele und Geist in gleicher
Welt und das Phänomen «Leben» in seiner ganzen Weise ansprechen, werden unter Esoterik subsu-
Schönheit und Vielfalt zu erschliessen, und ob sie miert, ganz einfach, weil deren Wirkungsweise
sozusagen fortwährend darauf neugierig macht oder noch zuwenig verstanden wird. Genauso fallen uns
ob sie den Interessierten mit vorfabrizierten Er- unvertraute, fremde religiöse Traditionen heute
klärungsmodellen zunehmend gefangennimmt und unter diesen Oberbegriff. Ein Schamane oder ein is-
in ein geschlossenes Weltbild einschliesst. Nicht lamischer Mystiker sind aber nicht Esoteriker, bloss
von vornherein ist auszumachen, welcher Weg weil wir sie sonst in keiner Kategorie unterbringen.
wohin führt. So geht es nicht an, diesen ganzen bunten, unruhi-
So stellte sich mir kürzlich im Urlaub ein junger gen, sich nach vielen Richtungen ausdehnenden Be-
Mann vor, der angab, sich seit mehr als einem Jahr- reich pauschal mit einigen wenigen Schlagworten
zehnt mit Delphinen beschäftigt zu haben. Nun sei wie «neue Heiden» «Irrationalismus» oder eben
er dabei, ein Buchmanuskript zu vollenden über die «Esoterik» abzutun. Und schon gar nicht trifft zu,
bisher nicht entschlüsselte Botschaft dieser Tiere an dass sich diese Bewegung in ihrem Kern auf die
uns Menschen. Ein Gefühl habe ihn, den Franzosen, Theosophie und damit auf die bekannten rassisti-
ebenfalls im Urlaub auf einer kanarischen Insel, ge- schen Aussagen der Helena P. Blavatsky zurück-
heissen, sich mir vorzustellen. Ach, wie faszinie- führen liesse. Wesentlich wichtiger scheinen mir
rend, mit Delphinen beschäftige ich mich auch. neuere Impulse zu sein, etwa Fritjof Capras Wende-
Im Gespräch stellt sich heraus, dass das zu erwar- zeit und Marylin Fergusons Sanfte Verschwörung, bei-
tende Buch noch einer deutschen Übersetzung be- des Werke, die keine bestimmte Philosophie predi-
darf, und für eine Weile sieht es ganz danach aus, als gen, sondern eher Dokumente eines Umbruchs sind,
ob wir vor lauter gegenseitiger Sympathie und – einer Veränderung, die jeder einigermassen wache
wer weiss – höherer Fügung handelseinig würden. Mensch in unserer Zeit unschwer selber feststellt.
Die Bemerkung meines Gegenübers, ihm sei es
wichtig, dass eine Zeitschrift wie die meine eine
spirituell korrekte Linie vertrete, lässt mich stutzen Hitler ein Esoteriker?
und nachfragen. Nun, es gehe darum, dass den gros-
sen klassischen Fragen der Esoterik nicht ausgewi- Tiefer in der Geschichte als die meisten anderen mir
chen werde: Woher kommt der Mensch? Wozu ist bekannten Autoren forschte Harald Strohm nach den
er da, und wohin geht er? Zusammenhängen zwischen randständiger Religion
Literatur
Capra, Fritjof 1992
Wendezeit, Bausteine für ein neues Weltbild. München: dtv.
Ferguson, Marylin 1985
Die sanfte Verschwörung. Basel: Sphinx Verlag. (vergriffen)
Strohm, Harald 1997
Die Gnosis und der Nationalsozialismus. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
In den letzten Jahren ist eine Diskussion über die Frage ent- Bantu-Neger»: «Am Rande des Regenwaldes leben
brannt, wie diskriminierende Äusserungen von Rudolf Steiner zu die Neger, wenn ein Forscher dort hingeht und
werten sind und inwiefern diese die anthroposophische Lehre be- einem Neger zum Beispiel eine Stereoanlage
dingen. Publikationen und Filme warfen Steiner pauschal Rassis- schenkt, kann er in 3 Minuten alle Knöpfe und
mus vor. Der seriöse Bericht einer in den Niederlanden eingesetzten Schalter gut bedienen.» (Vgl. auch Grandt 1997,
Kommission (die aber ausschliesslich aus Anthroposophen bestand) S. 209) Am 13. November 1996 sendete der ORF
kam zu einem sehr viel differenzierteren Schluss. die Fernsehdokumentation Erlöser, die sich mit den
Zur Darlegung der Debatte haben wir einen vehementen Vertreter okkulten Wurzeln des Rassismus beschäftigt und
der Anklage gebeten, seine Anschuldigungen zusammenzufassen, auch erwähnt, dass Rudolf Steiner als langjähriger
und anschliessend einem Anthroposophen die Gelegenheit geboten, Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft
auf diese zu reagieren. die «Wurzelrassenlehre» der Helena Blavatsky in
Sind die Angriffe von van der Let massiv, so bleibt die Gegendar- die Anthroposophie übernommen hat. Der Histori-
stellung doch oft zu diffus. Ein abschliessendes Urteil bedürfte ker Eduard Gugenberger sagt in diesem Film über
einer eingehenderen Auseinandersetzung.Man kann man der An- die Wurzelrassentheorie:
throposophischen Gesellschaft sicher nicht vorwerfen, sich
«Die Wurzelrassenlehre der Theosophie ist ein rassistisches
nicht mit den Anschuldigungen auseinanderzusetzen, doch zieht
Denkgebäude, das der Menschheit aufzeigt, wie sie sich in
sie auch die nötigen Konsequenzen?
Rassen, von niederen zu immer höheren Stadien entwickelt
hat, mit der arischen Rasse als höchster Entwicklungsstufe,
wobei die niederen Rassen dazu verdammt sind, nach und
nach abzusterben, zum Wohle eben der höheren Rasse. Dieses
Bedenkliche Ansichten Rudolf Steiners Ideengebäude wurde später von der Ariosophie, von Lanz Lie-
benfels und Guido von List, aufgegriffen und sehr stark auf
über Rassen das Germanentum, auf die Ariergläubigkeit der Zeit um-
PETRUS VAN DER LET
gemünzt.»
«Seit 1983 haben Zitate Rudolf Steiners in den 1997 – im Europaratsjahr gegen den Rassismus –
Medien zu heftigen Debatten hinsichtlich der Frage werden die Beschwerden der Anthroposophischen
geführt: War Steiner Rassist? 1996 sollte diese Gesellschaft gegen den Film Erlöser von der öster-
Diskussion dann zu einer dramatischen Situation reichischen Rundfunkkommission abgewiesen, das
führen, als ein Vorstandsmitglied der Anthropo- Schwarzbuch wird aber in der Folge vom Markt ge-
sophischen Gesellschaft der Niederlande in einer klagt.
Radiosendung versuchte, einige der beanstandeten Colin Goldner, der Leiter des Forums Kritische Psy-
Zitate Rudolf Steiners nachvollziehbar zu machen. chologie, einer Informations- und Beratungsstelle für
Ausser der Tatsache, dass dies zum Rücktritt dieses Therapiegeschädigte, meint diesbezüglich: «Die
Vorstandsmitgliedes führte, war es auch Anlass zu Reaktion der Anthroposophen auf vorgetragene
heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der an- Kritik entspricht vielfach der, die man von sektoi-
throposophischen Bewegung», berichtet der An- den Organisationen wie Scientology gewohnt ist:
throposoph Jelle van der Meulen. Protestbriefaktionen, einstweilige Verfügungen,
Am 2. April 1996 war in der Frankfurter Rund- Klagen wegen Beleidigung, Verleumdung, Ge-
schau zu lesen: «Die ‹geistigen Europäer› seien schäftsschädigung; darüber hinaus persönliche Be-
‹die Rasse der Zukunft›. Schwarze Afrikaner stün- schimpfung und Diffamierung der jeweiligen Kriti-
den ‹auf der Entwicklungsstufe eines siebenjährigen ker.»
Kindes›. Diese und andere Äusserungen Rudolf Anders verhielt sich die holländische Anthroposo-
Steiners hatten in der Anthroposophischen Vereini- phische Gesellschaft. Noch 1996 gab sie eine Un-
gung der Niederlande zu heftigen Auseinanderset- tersuchung zu Steiners Vorstellungen über Rassen
zungen geführt.» Im Juni desselben Jahres wurden in Auftrag. Die Wissenschafter waren selbst An-
bei einer Tagung der IzAK (Initiative zur Anthroposo- throposophen und kamen 1998 zu dem Fazit, dass
phie-Kritik) in Paderborn Hefte von Waldorf- 62 Textstellen aus heutiger Sicht diskriminierend –
schülern vorgelegt. Darunter ein Aufsatz über «Die ja sogar strafbar sind. Das noch vereinzelt an hollän-
dischen Waldorfschulen bestehende Fach «Rassen- haarigen und die Schwarzhaarigen und die Schwarz-
kunde» wurde abgeschafft, und die Lehrmittel äugigen, die treiben das, was die Blonden ins Ge-
wurden auf betreffende Aussagen hin überprüft. In hirn treiben, in die Augen und Haare hinein.› Diese
Österreich und Deutschland sah man dagegen kei- auf den ersten Blick nur absurden Sätze von Rudolf
nen Handlungsbedarf. Steiner gewinnen eine erschreckende Dimension,
In einer Zeit, in der die Wissenschaft den Begriff wenn man weiss, dass zur selben Zeit ein gewisser
«Rasse» beim Menschen für unhaltbar erklärt, Lanz von Liebenfels, ein geistiger Wegbereiter Hit-
haben offenbar viele Anthroposophen noch grosse lers, ganze Bücher mit seinen Fantasien von der
Schwierigkeiten, sich von «Ariern, Lemuren und Herrschaft der Blondhaarigen und Blauäugigen
Wurzelrassen» endgültig zu distanzieren. Das kriti- füllte. Fantasien, die wenige Jahre später durch den
sieren auch Anthroposophen wie Jelle van der Meu- braunhaarigen Mann aus dem Innviertel grausame
len (1997, S.228f.). So versucht Pietro Archiati in Wirklichkeit werden sollten.» (Wiener Zeitung,
seinem 1997 erschienenen Text Die Überwindung des 7. März 1997)
Rassismus durch die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners «Blavatskys Rassismen sind milder und weniger
das Schwarzbuch Anthroposophie der Brüder Grandt hetzerisch im Ton als die ihrer wirkmächtigen
zu widerlegen. Dabei versinkt er allerdings nur Nachfolger. Von ‹heruntergekommenen Nach-
um so tiefer im alten System der hierarchi- fahren› (Steiner) oder gar von ‹Sodoms-
schen, rassistischen Argumentation und schratten› (Lanz) ist bei ihr m.W. nir-
verteidigt ein Steinerzitat, das die nie- gends die Rede», meint Harald
derländische Anthroposophische Ge- Strohm und findet auch bei Rudolf
sellschaft ein Jahr später sogar für
aus heutiger Sicht strafbar er- «Soll Steiner in der Akasha-Chronik die
Niederwesen in Tierform:
klären sollte: «Soll der voll- «Was aber in die Tierheit
kommene Geist ebensol-
che Voraussetzungen Goethe die hinabgestossen worden
ist, das ist entweder
haben wie der un- ausgestorben, oder
vollkommene?
Soll Goethe gleichen Bedingungen es lebt in den
verschiede-
die gleichen Be- nen höheren
dingungen ha-
ben wie ein belie- haben wie ein belie- Tieren fort ...
Was aber im Ge-
biger Hottentotte? So- biet des Menschli-
wenig wie ein Fisch die
gleichen Voraussetzungen biger Hotten- chen geblieben ist, hat
einen ähnlichen Prozess,
hat wie ein Affe, sowenig hat nur innerhalb des Menschli-
der Goethesche Geist dieselben
geistigen Vorbedingungen wie der totte?» chen, durchgemacht. Auch in
mancher wilden Völkerschaft
des Wilden. Der Geist in Goethe hat haben wir die heruntergekommenen
mehr Vorfahren als der in dem Wilden.» Nachfahren einstmals höher stehender
(S. 55f.) Menschenformen zu sehen. Sie sanken nicht
Was hier deutlich wird, ist eine falsch verstan- bis zur Stufe der Tierheit, sondern nur bis zur
dene Evolutionstheorie, die seit dem vorigen Jahr- Wildheit ...» (Strohm 1977, S. 82) Man beachte,
hundert durch die Anthropologie geistert, von der dass auch hier nicht mehr nur von den Zeiten ‹Le-
Wissenschaft aber schon lange abgelehnt wird: das muriens und Atlantis’› die Rede ist, sondern von
Bild einer Entwicklungs-Pyramide, wo die Hotten- heute: Der zweite Satz steht im Präsens!
totten auf der untersten Stufe auf die Affen folgen Lanz von Liebenfels schrieb in seiner Theozoologie,
und an deren Spitze der weisse Europäer als Krö- dass die Frau durch den Geschlechtsverkehr mit
nung der menschlichen Entwicklung steht. Schau- dem Mann «imprägniert» werde, dass sie beim Ver-
tafeln dieser Art hat man schon längst aus den Mu- kehr mit «Tschandalen» (für Lanz minderwertige
seen entfernt. Tiermenschen) die arische Rasse ins Tierische her-
René Freund (1997) verweist in seiner Besprechung unterzüchte. Ganz ähnlich die Vorstellungen der
des Schwarzbuchs Anthroposophie auf den rassistischen Nazis, so etwa in der populärmedizinischen Zeit-
Zusammenhang zwischen den völkischen Denkern schrift Deutsche Volksgesundheit zum Thema
Lanz und Steiner: «Als nicht weniger kurios erweist Rassenschande:
sich auch Steiners frühzeitiger Blondinenwitz: ‹Die
blonden Haare geben eigentlich Gescheitheit. Gera- «Für den Wissenden steht ewig fest: ‹Artfremdes Eiweiss› ist
deso wie sie wenig in das Auge hineinschicken, so der Same eines Mannes von anderer Rasse. Der männliche
bleiben sie im Gehirn mit ihren Nahrungssäften, Same wird bei der Begattung ganz oder teilweise von dem
geben ihrem Gehirn die Gescheitheit. Die Braun- weiblichen Mutterboden aufgesaugt und geht so in das Blut
über. Ein einziger Beischlaf bei einer arischen Frau genügt, nativen Nobelpreises und «spiritueller Berater» von
um deren Blut für immer zu vergiften. Sie kann nie mehr, Prinz Charles, über die Beseitigung alter Menschen
auch wenn sie einen arischen Mann heiratet, rein arische Kin- schwadronieren, die Platz schaffe für die neue, aus-
der bekommen, sondern nur Bastarde.» (Ley 1997, S.82) erwählte Lichtrasse.
Es geht hier weniger darum nachzuweisen, dass Ru-
Bei Rudolf Steiner findet sich ganz Ähnliches, nur
dolf Steiner in seiner Zeit verhaftet war und trotz
auf einer «geistigen» Ebene:
später Einsichten, in denen er sich, sich aufs Indivi-
«Neulich bin ich in Basel in eine Buchhandlung gekommen, duum Mensch konzentrierend, rassistischen Pau-
da fand ich das neueste Programm dessen, was gedruckt wird: schalisierungen widersetzte, zeitlebens einem evolu-
ein Negerroman, wie überhaupt jetzt die Neger allmählich in tionistischen und immanent rassistischen Bild der
die Zivilisation von Europa hereinkommen! Es werden überall Menschheit verhaftet blieb. Es geht darum zu fra-
Negertänze aufgeführt, Negertänze gehüpft. Aber wir haben gen, welche Lehren heutige Anthroposophen aus
ja sogar schon diesen Negerroman. Er ist urlangweilig, greu- diesen Einsichten ziehen. Und dabei reicht es nicht,
lich langweilig, aber die Leute verschlingen ihn. Aber ich bin ein paar bedenkliche Stellen aus den Texten Steiners
meinerseits davon überzeugt, wenn wir noch eine Anzahl Ne- zu isolieren. Im selben Masse, in dem man von
gerromane kriegen und wir geben diese Negerromane den christlichen Gläubigen erwartet, dass sie immer
schwangeren Frauen zu lesen, in der ersten Zeit der Schwan- wieder neu die Botschaft Christi in die aktuelle Zeit
gerschaft namentlich, wo sie heute ja gerade solche Gelüste umzusetzen haben, muss man von Anthroposophen
manchmal entwickeln können – wir geben diese Negerromane fordern können, Inhalte und implizite Wertungen
den schwangeren Frauen zu lesen, da braucht gar nicht dafür aller Bereiche der Steinerschen Lehre immer wieder
gesorgt werden, dass Neger nach Europa kommen, damit neu zu reflektieren. Von einer Vereinigung, die
Mulatten entstehen; da entsteht durch rein geistiges Lesen von Schulen betreibt und einen grossen Einfluss auf
Negerromanen eine ganze Anzahl von Kindern in Europa, die Teile der Jugend ausübt, muss mehr Diskussions-
ganz grau sind, Mulattenhaare haben, die mulattenähnlich und Aufklärungsbereitschaft erwartet werden kön-
aussehen werden.» (R. Steiner, GA 348, Dornach 1983, nen, als dies im deutschen Sprachraum m.W.
S.188–189) bisher der Fall war. Die Niederländer haben
ein gutes Beispiel gegeben. Vielleicht be-
1997 versucht Stefan Leber dieses
Steinerzitat als «derben Witz vor Ar- Welche wirken die neuen Bücher der Brüder
Grandt, für die die Aktion Kinder des
beitern» darzustellen. (S. 250) In Holocaust eine Unterstützungser-
Wirklichkeit beruhen die Be-
hauptungen von Lanz, Stei-
Lehren ziehen klärung abgegeben hat – Erlö-
ser und Waldorf Connection –,
ner und später der Nazis
auf derselben medizi- heutige Anthroposophen die längst fällige Dis-
kussion.
nischen Unkenntnis
über den weibli-
chen Körper.
aus diesen Einsichten?
Erst in den
späten
20er Jahren veröffentlichten der österreichische Petrus van der Let, 1949 in Wien geboren, Studium der
Gynäkologe Hermann Knaus und der Japaner Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Uni
Ogino Kynsaku ihre Erkenntnisse über den Zyklus Wien, seit über 25 Jahren als freier Regisseur und Dreh-
der Frau und leiteten daraus die natürliche Methode buchautor tätig.
der Empfängnisverhütung «Knaus-Ogino» ab. Ru- In bisher fünf Dokumentarfilmen hat er Wurzeln des Ras-
dolf Steiner, der bereits 1925 starb, folgte also den sismus und Nationalsozialismus dargestellt: Wurzeln in
Theorien seiner Zeit zur Empfängnis der Frau, der Religion (Adolf Lanz: Mein Krampf/1994, Herrn Hitlers
Theorien, die bis heute in so manchem Hunde- Religion/1995), Wurzeln in der Kunst (Wagnerdämme-
zuchtverein kursieren, wenn behauptet wird, eine rung/1996), Wurzeln im Okkultismus (Erlöser/1996) und
Rassehündin, die Kontakt mit einem Nicht-Rasse- Wurzeln in der Wissenschaft (Rasse Mensch/1998). Alle
Rüden hatte, sei für die Rein-Rassen-Aufzucht ‹ver- Filme sind europäische Koproduktionen, wurden in über
dorben›. 20 Ländern ausgestrahlt, erhielten Preise und wurden von
Auch die Reinkarnationsvorstellungen der Theoso- der Europaratskampagne gegen Rassismus unterstützt. Sie
phie und Anthroposophie treiben im heutigen sind als Kassetten bei Komplett-Video, München, und
Boom des Irrationalismus seltsame Blüten. Wenn beim Alibri-Verlag, Aschaffenburg, erhältlich.
etwa New-Age-Führer wie David Spangler, in den
frühen 60er Jahren Mitbegründer der schottischen
Esoterik-Kommune Findhorn (und dort als reinkar-
nierter Christus verehrt), oder der Theosoph und
Findhornianer George Trevelyan, Träger des Alter-
brüderlich zusammenwirken, welche als Grundlage eines lie- In der Folge teilt van der Let seine Ansicht zu einem
bevollen Zusammenwirkens ein gemeinsames Geistiges in allen Buch von Pietro Archiati mit. Archiati ist eine
Menschenseelen betrachten, wie auch diese verschieden sein Firma für sich: Dieser ehemalige katholische Prie-
mögen in Bezug auf Glauben, Nation, Stand usw.» (Die ster und Mönch ist kein Mitglied der Anthroposophi-
Anthroposophie und ihre Zweckverbände, Bericht des schen Gesellschaft und in keiner Weise repräsentativ
Reichssicherheitshauptamtes, Berlin 1941, in: Werner 1999) für das, was heute in dieser verhandelt wird.
Danach kommt eine zentrale Partie der Behauptun-
Es darf und muss hier angemerkt werden, dass gen van der Lets. Steiner (oder den Anthroposo-
wegen dieser von den Nazis inkriminierten Über- phen?) wird vorgeworfen, dass er die Evolutionstheo-
zeugung insgesamt über 100 Anthroposophen, Leh- rie falsch verstanden habe. «Die Wissenschaft» lehne
rer, Bauern, Pfarrer in Gefängnisse oder ins KZ das Bild einer Entwicklungspyramide schon lange
wanderten. Als die Anthroposophen in Deutschland ab. Diese Behauptung über die Ansicht «der Wis-
nach 1945 ihre Arbeit wieder begannen, hatten sie senschaft» ist angesichts der Forschungen und De-
keinen Grund, sich innerhalb ihrer Kreise mit batten, die heute in der Evolutionsbiologie und
einem Rassismus zu befassen, der bei ihnen keine Paläontologie laufen, wohl kaum zu halten. Die Evo-
Rolle spielte. Die Stei- lutionsbiologie kennt
nerschen Äusserungen durchaus niedere und
zu diesem Thema, die höhere Entwicklungs-
anthroposophischen
schlicht ignoriert. Als einer Pyramide vorge-
aber in den achtziger stellt, auch Steiner ver-
Jahren von einigen Sei- wendet dieses Bild
Gedankengängen und
ten, die der Anthropo- nicht.
sophie und den Wal- Nun geht van der Let so
dorfschulen am Zeuge vor, dass er unter Beru-
germanisch-völkischer
flicken wollten, die fung auf einen René
Äusserungen Steiners Freund einen Zusam-
ausgegraben und als Ar- menhang zwischen Lanz
Weltanschauung ist
gumente verwendet von Liebenfels und Stei-
wurden, wurde die An- ner behauptet. Der sich
gelegenheit in der An- «Jörg Lanz von Lieben-
unmöglich
throposophischen Gesell- fels» nennende Johann
schaft in Deutschland, Lanz (1874–1954) ist
längst bevor die Debatte nach der bekannten
in den Niederlanden in These von Wilfried
Gang kam, diskutiert Daim der Mann, «der
und im Sommer 1995 zu einem vorläufigen Ab- Hitler die Ideen gab». Die Frage, ob Hitler seine
schluss gebracht. (Vgl. Mitteilungen der An- Weltanschauung, wie behauptet wird, aus den
throposophischen Gesellschaft 1995) Ostara-Heften von Lanz bezogen hat, wird von der
In seinen Ausführungen referiert van der Let zwi- heutigen Hitler-Forschung allerdings weitgehend
schendrin noch die Beschwerde von Colin Goldner, verneint. Die Schriften von Lanz aber sind ein
dass sich Anthroposophen in Protestbriefaktionen vorzügliches Reservoir für Zitate, durch die man die
und sogar durch gerichtliche Klagen in «sektoider» widerwärtige, rassistische Evolutionslehre, die sich
Art gegen manche Darstellungen wehren. Offen- Lanz ausgedacht hatte, illustrieren kann.
sichtlich sollen die Anthroposophen den Mund hal- Das Infame der Darstellung van der Lets ist nun,
ten, wenn man sie verleumdet. Dass aber diese Ab- dass er «einen rassistischen Zusammenhang zwi-
wehr nicht unberechtigt ist, zeigt sich in der Tat schen den völkischen Denkern Lanz und Steiner»
sache, dass Verleumdungsklagen vor Gericht Erfolg behauptet. Das ist eine aus der Luft gegriffene Be-
haben: Es muss etwas vorliegen, wenn ein Gericht hauptung, für die es keinen Beleg gibt. Dass
so urteilt, dass, wie van der Let schreibt, das tatsächlich kein Zusammenhang besteht, könnte an
Schwarzbuch Anthroposophie der Brüder Grandt «vom Hand der Entstehung der Steinerschen Entwick-
Markt» geklagt werden kann. Oder erinnert sich lungslehre dargestellt werden. Steiner als völkischen
Goldner an die Tatsache, dass ein von ihm vor eini- Denker zu bezeichnen ist blanker Unsinn: Die Theo-
gen Jahren in Psychologie heute veröffentlich- sophische Gesellschaft, der Steiner von 1902 bis 1912
ter, mehr als fragwürdiger Aufsatz die Redaktion angehörte, und die Anthroposophische Gesellschaft, die
der Zeitschrift veranlasste, immerhin zwei ganze er gründete, waren beide dezidiert nicht-völkische,
Seiten widersprechender Leserbriefe zu publizieren? internationale Vereinigungen. – Im weiteren be-
zeichnet dann van der Let (völlig unzutreffend) Lanz Lanz mixt, um so bestimmte Wirkungen zu errei-
und Steiner in einem Atemzug als «wirkmächtige chen, und erspare mir, auf die Auslassungen van der
Nachfolger» von Blavatsky. Damit spielt er auf die Lets über David Spangler und George Trevelyan
These an, dass Lanz der Mann sei, der Hitler die einzugehen, und komme zum Schluss.
Ideen gab, und schwuppdiwupp steht Steiner neben Die Ausführungen van der Lets gipfeln gegen Ende
ihm auf dem Plateau, der, man kann’s ja nicht wis- seines Aufsatzes in der Behauptung, dass Steiner
sen, vielleicht auch zu den Inspiratoren Hitlers «zeitlebens einem immanent rassistischen Weltbild
gehörte. Das Wort «wirkmächtig» soll das jeden- verhaftet blieb». Dieser Satz zeigt, dass van der Let
falls suggerieren. sich nie in irgendeiner hinrei-
Festzuhalten ist, dass aber auch diese sogenannten chenden Weise mit Steiner be-
Okkultisten keinerlei nennenswerten Einfluss hat- schäftigt hat. Er braut ein Ragout
ten. In dem einzigen Buch, in dem diese Problema- aus Zitaten, die er sich aus Zei-
tik genau untersucht wird, The occult roots of nazism, tungen und Zeitschriften zusam-
schreibt Nicolas Goodrick-Clarke, dass diese Leute menklaubt. Seine Quellengrund-
zwar zur mystischen Stimmung der Nazizeit beige- lage ist die allereinseitigste. In
tragen hätten, aber «man kann jedoch nicht be- seinem Hauptwerk, Die Philoso-
haupten, dass sie die Handlungen von Men-
schen, die politisch an der Macht oder ver- Der phie der Freiheit (1894), schreibt
Steiner, sich zum Individualismus
antwortlich waren, direkt beeinflusst hät- bekennend: «Das menschliche In-
ten» (S.177, Übersetzung C. L). Will dividuum ist Quell aller Sittlich-
man wirklich den religiösen Ein-
fluss auf die antisemitische Be-
Antisemi- keit und Mittelpunkt des Erden-
lebens. Der Staat, die Gesellschaft
wegung verfolgen, so wäre in sind nur da, weil sie sich als not-
erster Linie der niedere
Klerus Wiens zu nen-
tismus ist nicht wendige Folge des Individual-
lebens ergeben.» (S. 161) Im vor-
nen, der mit Unter- letzten Kapitel dieses Werkes
stützung des Vati-
kans den Wie-
allein für die Juden wirft Steiner die Frage auf, ob ein
freies und selbständiges Indivi-
ner Antisemi- duum mit den sich aus der Leib-
tismus von Georg
von Schoenerer und eine Gefahr, er ist lichkeit ergebenden Bedingungen
existieren könne. Er behauptet,
Carl Lueger wirkungs- dass das Individuum sich von den
voll unterstützte. In zwei-
ter Linie die Christlich-So- es auch für Einschränkungen der Gattung be-
freien könne und in der Lage sei,
ziale Partei des Hofpredigers ganz aus dem Eigenen heraus zu
Wilhelms II., Adolf Stoecker, die
in den 30er Jahren vier evangelische die Nicht- handeln: «Das Gattungsmässige
dient ihm dabei nur als Mittel,
antisemitische Pfarrer in den Reichstag um seine besondere Wesenheit in
entsandte. Auch sonst lässt sich bekannt- ihm auszudrücken. Er gebraucht
lich das religiöse Element im Zusammenhang
mit der Entstehung des Rassismus und Antise-
juden die ihm von der Natur mitge-
gebenen Eigentümlichkeiten und
mitismus leicht verfolgen, so bei Edouard Dru- gibt ihm die einem Wesen
mont, dem Verfasser von La France juive (1886), gemässe Form. Wir suchen verge-
oder bei dem Pfarrersohn Cecil Rhodes in der bens den Grund für eine Äusse-
berühmten Confession of Faith von 1877. Gegenüber rung dieses Wesens in den Geset-
all diesen Einflüssen ist aber festzuhalten, dass der zen der Gattung.» (S. 255) Steiner
moderne Rassismus, so wie er zum Genozid führte, geht es also, kurz gesagt, um die
ein Kind der Naturwissenschaft, hier des Biologis- Befreiung des menschlichen Indi-
mus und des auf das soziale Leben übertragenen viduums aus den äusseren Bedingtheiten, die für das
Darwinismus, ist. Dieser Sozialdarwinismus deutet Individuum jedoch zum Mittel werden, sich auszu-
den Kampf der Rassen oder Völker als natürliche drücken und darzulegen.
Auslese. Gobineau, H.St.Chamberlain und andere Den Tendenzen, die im Kulturleben dem Individu-
reformulierten die Prinzipien der natürlichen Aus- alismus entgegenstanden, sagt Steiner in der Folge
lese und des Kampfes um das Dasein dergestalt, den Kampf an. Er kritisiert den Versuch, die Ge-
dass die Geschichte als überdimensionaler Rassen- setze Darwins auf das soziale Leben zu übertragen
krieg gedeutet wurde. Dieses Bild war es, das Hitler (Steiner 1966, S. 247 ff.). Gegen die herrschende
inspirierte. Meinung tritt er für den Hauptmann Dreyfus ein
Ich gehe nicht weiter darauf ein zu zeigen, wie ef- (Steiner 1966, S. 211 ff.). Im Jahr 1901 wird Steiner
fektiv van der Let Äusserungen von Steiner und für kürzere Zeit Mitarbeiter der Mitteilungen
Die sogenannten «Weltverschwörungstheorien» erleben zur Zeit Der rassistische Antisemitismus wandelte sich zum
eine Renaissance. In ihnen mischen sich esoterische und politische politischen Antizionismus, der sich heute auch in
Ideen, die der Feindbestimmung dienen. Sie transportieren oft ras- vielen europäischen und amerikanischen «Ver-
sistische, antisemitische und negationistische Inhalte und erinnern schwörungstheorien» wiederfindet – von esoteri-
stark an (vor)nationalsozialistische und totalitäre Ideologien. schen Okkultautoren bis hin zu gewaltbereiten
Ohne Aufklärung über die Hintergründe, Wirkungsweisen und Milizionären in den USA.
möglichen Folgen dieser wahnhaften Geschichtsbilder setzen sich
solche Mythen leicht in den Köpfen der Menschen fest.
Enttäuschte Esoteriker suchen Sündenböcke
Weltverschwörungstheorien sind meist von einer
stark irrationalen und mythischen Denkweise ge- Besonders seit dem Fall des Eisernen Vorhangs
prägt. Politische Verhältnisse und deren Regelung haben «Verschwörungstheorien» in Europa und in
werden nicht aus sozioökonomischen Fakten abge- den USA heute wieder Hochkonjunktur und bilden
leitet, sondern aus mythischen, angeblich göttlichen einen eigenen Bereich der Esoterik. Als sich das
oder biologistisch-rassistischen Lebenszusammen- Feindbild des Kommunismus auflöste, tauchten alte
hängen, die als überzeitliche Sündenböcke wieder
Prinzipien für den Lauf der aus der Mottenkiste der
Welt bestimmend seien. Geschichte auf.
Grundbausteine dieses Den-
kens sind völkisch-nationa-
Verschwörungstheoretiker Während Neuheiden-
tum, neogermanischer
le, pseudoreligiöse und ras- Runenkult, Okkultis-
sistisch-chauvinistische Ka- können mit einem Koch mus und magische
tegorien. Ein stereotypes Praktiken auf kleinere
Freund-Feind-Denken liegt Kreise beschränkt blei-
dieser esoterischen Ge- verglichen werden, der ben, ist der sogenannte
schichtsinterpretation kate- «Konspirationismus»,
gorisch zugrunde. Man
könnte hier von einer «poli- Kraut und Rüben ver- der Glaube an eine
überzeitliche Macht,
tischen Esoterik» sprechen, die die Geschicke der
die, wenn deren Vertreter an
die Macht kommen, zur eso- mischt, um daraus ein Welt lenkt, von grosser
politischer Relevanz,
terischen Politik mutiert. weil nicht zu hinterfra-
Von der Französischen Re-
volution bis zur russischen
Käsefondue zu machen gende Behauptungen
mit politischen Forde-
Oktoberrevolution 1917 wa- rungen verknüpft wer-
ren es vor allem klerikale, den. In der Schweiz, in
monarchietreue, rechtskonservative und völkische Österreich und in Deutschland haben esoterische
Gruppen, die behaupteten, dass Juden, Freimaurer Buchhandlungen längst eigene Abteilungen für An-
und Bolschewiken an einem geheimen Plan zur hänger von Verschwörungstheorien eingerichtet.
Übernahme der Weltherrschaft arbeiten würden. Auf Esoterik-Messen findet man die einschlägigen
Deren «Bibel», die Protokolle der Weisen von Zion, Bücher oft gleich neben neuheidnischer Runenma-
gelten bis heute als das meistgelesene Buch nach der gie und okkulten Werken. In den jüngsten «Ver-
Bibel. Sowohl für die stalinistische Terrorherrschaft schwörungstheorien» kommt manchmal die Ent-
in der Sowjetunion als auch für die deutschen Na- täuschung zum Ausdruck, dass das versprochene
tionalsozialisten war der Verschwörungsmythos es- «Goldene Zeitalter», das «New Age», nicht einge-
sentiell zur Erringung und Erhaltung der Macht. treten ist. Daran muss doch jemand schuld sein!
Nach 1945 tauchten die Protokolle vor allem in ara- Während manche Verschwörungsautoren in Juden,
bischen Staaten auf und avancierten zur ideologi- Freimaurern und anderen mehr oder weniger gehei-
schen Kampfschrift gegen den neuen Staat Israel. men Gesellschaften die Sündenböcke sehen, orten
sie andere in okkulten Mächten oder ausserirdischen etwa auf dem Dollarschein, in den Logos internatio-
Wesen. Kritik an der Machtkonzentration multina- naler Organisationen und durch subliminale Blitz-
tionaler Konzerne wird mit religiöser Science-fic- befehle in Werbespots enthalten sind. UFO-Ent-
tion, altbekannten Rassentheorien und ewiggestri- führte und Weltraum-Fans gründen Alien-Sekten,
gen Geschichtsklitterungen verknüpft. Besonderen denen Tausende Anhänger folgen – in der Hoff-
Auftrieb bekommt dieses Denken durch die Welt- nung, eines Tages im Raumschiff oder per Ener-
untergangsprophezeiungen zur Jahrtausendwende. gieübertragung in eine bessere Welt gebeamt zu
Endzeitsekten propagieren die Ankunft des An- werden. Massenselbstmorde wie bei den Sonnen-
tichristen samt seinen Verbündeten und rufen zum templern sind die Folge. Während die guten, weis-
kollektiven Selbstmord auf. sen Aliens der Menschheit Glück und Liebe bringen
und uns vor der Naturzerstörung und der atomaren
Gefahr warnen wollen, arbeiten angeblich die klei-
Alte und neue Sündenböcke: nen grauen Männchen – die «Greys» – mit den
Juden, Freimaurer und Ausserirdische mächtigen Verschwörern zusammen.
und Gesellschaft, mit deren Hilfe Veränderungen rer überzeugt. Immer wieder beschwören die mo-
herbeigeführt oder Machtverhältnisse verschoben dernen Paranoiker die Demokratie, die sie aber
wurden. Das Verschwörungsdenken ist absolut und gleichzeitig als Produkt der Verschwörung verdam-
lässt keine Kritik zu, denn jeder Widerspruch zu men. Sie beanspruchen Werte und Ziele der Freiheit
den Behauptungen wird systemimmanent als Teil und der Demokratie und wollen deren Gegenteil.
der Verschwörung interpretiert. Man muss zwi- Politik vermischt sich hier mit Religion zu einem
schen denen unterscheiden, die Weltverschwö- sinnstiftenden Amalgam der Welterklärung.
rungstheorien aus politischem Kalkül (Sündenbock- Verschwörungstheoretiker können mit einem Koch
strategie) in die Welt setzen, und jenen, die deren verglichen werden, der Kraut und Rüben vermischt,
Schriften Glauben schenken. Es sind keineswegs nur um daraus ein Käsefondue zu machen. Manche ar-
pathologische Spinner oder fanatische Paranoiker, beiten dabei mit Tricks, andere überzeugen durch
die an diese Wahnideen glauben. Oft findet man ihre wissenschaftliche Form. Doch allen ist eines ge-
unter den Anhängern von solchen «Theorien» be- meinsam – die Unlogik ihrer Argumente. Feindbil-
sonders kritische Menschen, die sich Gedanken über der, die gar keine sind oder die sich sogar gegensei-
Geschichte und politische Zusammenhänge ma- tig widersprechen, werden als einheitlicher Block
chen. Verschwörungstheoretiker schreiben gerne dargestellt. Historische Fakten werden verschwie-
voneinander ab und benutzen Quellen, die auch 200 gen oder umgedreht. Einerseits wird eine perfekte
Jahre alt sind. Wer einige dieser Bücher liest, kann Verschwörung behauptet, andererseits sei sie angeb-
tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass eine Welt- lich mit simplen Mitteln von den vorgeblichen
verschwörung existiert, weil so viele Autoren immer «Aufklärern» zu durchschauen. Magische Kräfte
wieder die – im entsprechenen historischem Kon- und ausserirdische Wesen müssen herhalten, wenn
text und Zeitgeist gekleidete – gleiche Behauptun- Unvereinbares vereint werden soll. Millionen Ver-
gen aufstellten. «Verschwörungstheorien» sind so schwörer – so wird unterstellt – ziehen an einem ge-
wandelbar, dass sie auf die behaupteten jüdischen meinsamen Strang. Doch jeder weiss, wie schwer es
Zusammenhänge hinter der Französische Revolu- ist, selbst in einer Familie zu einer gemeinsamen
tion genauso passen wie auf angebliche ausserirdi- Meinung zu kommen.
sche Ursachen des Golfkriegs 1991.
Wirkungen und Funktionen des Konspirationismus Der Einfluss vor allem rechtsextremer Ver-
schwörungstheorien auf die esoterisch-okkultistisch
Weltverschwörungsmythen sind komplexe psycho- interessierte Leserschaft wird immer grösser und
logisch-politisch-soziale Denkstrukturen, die auf dringt in viele Bereiche des ehemaligen New Age
dem Freund-Feind-Schema basieren, sie dienen als ein. So wird die Esoterik zum bedeutendsten Ein-
politisch-ideologisches Instrument für gesellschaft- fallstor für rechtsextreme Ideologien für weite
liche Gruppierungen, die die Macht behalten oder Kreise der Bevölkerung. Verschwörungsmythen
erringen wollen. Anfangs wird eine Weltver- werden weithin bekannt, was weder Skinheads,
schwörung behauptet, die von bestimmten Feinden Neonazis, Negationisten noch neuheidnische
organisiert wird. Diese höchst unterschiedlichen Runenkundler mit ihren Anschauungen erreichen.
Feinde werden mit Hilfe der «Verschwörungstheo- Heute ist der Mythos von der «jüdischen Weltver-
rie» zu einer einheitlichen Feindgruppe vereint, schwörung» im deutschen Sprachraum seit dem
gegen die dann mit einer Gegenverschwörung vor- Ende des kalten Krieges so präsent wie noch nie seit
gegangen werden soll. Das Ziel ist die absolute 1945. Manche Parallelen zu den Entwicklungen der
Macht der Gegenverschwörer und die Vernichtung Zwischenkriegszeit, als eine alte Ordnung zusam-
der Verschwörung und ihrer Träger. Der deutsche menbrach und eine neue sich noch nicht etabliert
Politologe Armin Pfahl-Traughber (1993) hat An- hatte, sind deutlich. Der Pluralismus unserer heuti-
sätze zu einer Theorie über die Wirkung der Welt- gen gesellschaftlichen Realität und die politischen
verschwörungsmythen entwickelt. Er zeigt auf, dass Entscheidungsprozesse sind unüberschaubar gewor-
diese Mythen meist in Krisen- oder Umbruchs- den – für die meisten Bürger nicht mehr einsehbar.
zeiten entstehen; wenn alte Konfliktlinien sich auf- Viele fühlen sich verloren in einer Welt, die sie
lösen, entwickeln sich neue. Verschwörungstheo- nicht mehr verstehen können, ja die die meisten
retiker denken in einer Welt aus schwarzweissen nicht einmal mehr ansatzweise durchschauen.
Feindbildern, Freunde und Feinde sollen klar unter- Herablassende Belehrungen gegenüber den
scheidbar sein. Die Weltgeschichte wird zum ma- «dümmlichen Irrationalisten», wie sie gelegentlich
nichäischen Kampf zwischen Gutem und Bösem. von verstaubten Lehrstühlen herab oder von dogma-
Durch gezielte Desinformation werden die Men- tischen Intellektuellen geübt werden, sind wir-
schen manipuliert und für die Notwendigkeit einer kungslos, ja kontraproduktiv. Die Verführungskraft
starken Hand gegen die übermächtigen Verschwö- der Weltverschwörungsmythen muss verstanden, ja
auch gefühlsmässig erfasst werden. Erst dann kann ökologischen Katastrophen, sozialen Missständen
eine Aufklärungsarbeit beginnen, die die Menschen und anderen Übeln dieser Welt. Sie sind desorien-
anspricht und sie die Abstrusität, aber auch die po- tiert, verunsichert und auf der Suche nach Sinn und
litischen Absichten dahinter erkennen lässt. Identität. Ihnen muss mit Verständnis und Auf-
klärung begegnet werden.
Schule und (politische) Bildung fühlt sich weniger von anonymen Kräften bedroht
oder bedrängt. Wo Wohlbefinden und Zufrieden-
Ein weiteres Mittel der frühzeitigen bzw. prophy-
heit zumindest ansatzweise möglich sind, verrin-
laktischen Aufklärung besteht in der Bildung, so-
gert sich die ideologische Notwendigkeit, aus
wohl in Schulen und Universitäten als auch in der
Angst und Unzufriedenheit entstandene Weltver-
Erwachsenenbildung. Lehrpersonen werden immer
schwörungsmythen nachzubeten.
mehr gezwungen sein, sich mit der neuen Multire-
ligiosität auseinanderzusetzen. Nicht nur, weil die
Schüler von ihren Eltern schon früh einschlägig be-
einflusst werden, sondern auch, weil sich immer Das «innere Umfeld»
mehr junge Leute aus eigenem Antrieb für Esoterik
Zum Wohlbefinden zählt für viele Menschen auch
interessieren und fasziniert sind von der abenteuer-
spirituelle Geborgenheit. Doch ist es oft überfor-
lichen Welt der bunten Sinnsuche. Daher kommt
dernd, auf der Suche nach neuen Antworten den
der Bildungsarbeit besonders in den staatlichen und
Überblick zu wahren und das Angebot beurteilen
privaten Schulen grosse Bedeutung zu. Statt das
zu können. Die Kriterien, die Erich Fromm zu au-
Bildungssystem auszuhöhlen, braucht es eine neue
toritärer bzw. humanitärer Religiosität entworfen
Bildungsoffensive, die vor allem den so unbeliebten
hat, können auch in diesem Zusammenhang als
Bereich der politischen Bildung neu aufarbeitet. In
Orientierungshilfe dienen: Kennzeichen der auto-
den vergangenen Jahren wurde das Gewicht zu sehr
ritären Religion ist, dass sich der Mensch dem gött-
auf gute Infrastrukturen und Lerntechniken, zu
lichen Willen unterwirft, den ein Führer, Guru
wenig auf menschliche Werte gelegt. Wir brauchen
oder esoterischer Lehrer vermittelt. Der zunehmend
wieder vermehrt Raum für sinngebenden Unter-
kritiklose Gehorsam macht für Manipulationen
richt, in dem (wie der Bericht der UNESCO zur Bil-
aller Art anfällig. Ein wesentliches Merkmal ist
dung für das 21. Jahrhundert fordert) gelernt wird
dabei auch die Betonung der Hierarchie, die sich
zusammenzuleben, Verständnis füreinander zu ent-
gesellschaftspolitisch im Prinzip niederer und höhe-
wickeln und die gegenseitige globale Abhängigkeit
rer «Rassen» oder spiritueller Entwicklungsstufen
zu erfassen, und der grundlegende Werte wie Plu-
auswirkt.
ralismus, Respekt vor der Menschenwürde sowie
Im Gegensatz dazu wäre eine humanitäre Religion
Friedensbereischaft vermittelt.
dadurch gekennzeichnet, dass der Mensch selbstän-
dig an seiner spirituellen Entfaltung arbeitet und
dabei auch sein kritisches Denken integriert, wo-
durch seine eigenständige Urteilskraft gefestigt und
Nachhaltige Wirtschafts- und Sozialpolitik
kultiviert wird. Diese Einstellung fördert ein so-
Eine weitere Gegenstrategie ist die Bekämpfung lidarisches, egalitäres, mitweltbewusstes Handeln.
der Arbeitslosigkeit und die Verminderung der Innerhalb und ausserhalb der etablierten, staatlich
Kluft zwischen Armen und Reichen, die gerade anerkannten Religionsgemeinschaften ist die Pflege
drastisch nicht nur innerhalb der europäischen und einer solchen Religiosität dringend notwendig.
nordamerikanischen Industrienationen, sondern
auch zwischen diesen und der sogenannten Dritten
und Vierten Welt wächst. Eine sinnvolle Wirt-
schafts- und Sozialpolitik ist die unerlässliche Vor-
Franko Petri arbeitet an der Universität Innsbruck für
aussetzung für jede demokratische Gesellschaft, die
den interdisziplinären Senatsarbeitskreis Wissenschaft und
nicht durch krasse Verteilungsunterschiede inner-
Verantwortlichkeit. Er studierte Rechtswissenschaft, Poli-
lich gespalten sein darf. Wenn es wieder Parteien,
tikwissenschaft und Medienkunde in Österreich und Neu-
Bewegungen oder gesellschaftliche Instanzen gibt,
seeland. Als freier Autor und Journalist widmete er sich in
die glaubwürdig für die Rechte der ärmeren und
zahlreichen Publikationen dem Thema «Esoterik und
teilweise ausgebeuteten gesellschaftlichen Schichten
Rechtsextremismus».
eintreten, werden sich die Hoffnungen dieser Men-
schen nicht an esoterischen Ideen festmachen, die Dieser Beitrag beruht auf dem kürzlich publizierten Werk
als politischer Bumerang unsere Demokratie zu zer- Weltverschwörungstheorien. Die neue Gefahr von Rechts von
stören suchen. Eduard Gugenberger, Franko Petri und Roman Schweid-
Die moderne «Heimatlosigkeit» erstreckt sich lenka, erschienen 1998 im Deuticke-Verlag Wien. Das
nicht nur auf Religion und Sinnsuche, sie ist oft Buch untersucht die historischen Wurzeln der Weltver-
auch ganz konkret auf die erzwungene Mobilität schwörungstheorien und analysiert deren neueste Erschei-
bezogen, mit der viele Menschen nicht zurecht- nungsformen, wie sie vor allem im deutschen Sprachraum
kommen. Eine nachhaltige regionale Entwicklung verbreitet sind, geht aber auch auf die ehemalige Sowjet-
kann den Menschen wieder Hoffnung auf Zukunft union, die USA und Verschwörungstheorien im Internet
und Lebensqualität vermitteln. Wer eine Chance ein. Das letzte Kapitel widmet sich ausführlich den Stra-
hat, in seiner Gemeinde sinnvoll mitzugestalten, tegien gegen den Weltverschwörungsglauben.
La Cumissiun federala cunter il rassissem profitescha da l’onn da che las famiglias van en gir. Per eventuals custs d’instruc-
giubileum per render attent als dischavantatgs che la minoritad ziun supplementars duain ins sviluppar ina clav da repar-
senza domicil stabel ha gì dad acceptar ils davos 150 onns. Ella tiziun adattada.
intimescha la maioritad cun domicil stabel da s’engaschar per eli-
Il scumond general da lavur da giuvenils è d’ap-
minar quests dischavantatgs. Ed ella pretenda cunzunt da la con-
plitgar uschia ch’ils uffants pon accumpagnar lur
federaziun che festivescha quest onn ses giubileum da 150 onns da
geniturs senza domicil fix durant la lavur.
s’engaschar per in’ulteriura meglieraziun da las cundiziuns da
Quest scumond che vul proteger ils giuvenils cunter l’explo-
viver da la minoritad senza domicil stabel en noss pajais.
taziun na duai betg simplamain vegnir annullà. El na
duess dentant betg impedir ils uffants dad accumpagnar
Tschienttschuncanta onns suenter la fundaziun dal
lur geniturs a la lavur e da s’acquistar las enconuschien-
stadi federal svizzer sa regorda la Cumissiun federala
tschas necessarias per numerusas lavurs tipicas. Ina solu-
cunter il rassissem (CFR) dal fatg che quest stadi ha
ziun pussaivla fiss la renconuschientscha da questa pratica
gidà la maioritad cun domicil stabel ad ina mobili-
sco furmaziun professiunala.
tad naziunala cun dismetter ils cunfins tranter ils
chantuns, ma ch’el ha uschia restrenschì per gronda Il reglament chantunal dals mastergns indus-
part la mobilitad da la minoritad senza domicil sta- trials e commerzials, cunzunt las prescripziuns da-
bel (ils zagrenders). vart la concessiun da patenta èn da transfurmar
Adina dapli reglamentaziuns per la vita da mintgadi uschia ch’ellas na restrenschan betg la mobilitad
ed in’utilisaziun intensiva dal spazi da viver han re- professiunala dals zagrenders.
strenschì pli e pli fitg la moda da viver tradiziunala L’obligaziun da stuair prender (e natiralmain er pajar)
dals zagrenders. patentas separadas per mintga singul pitschen intschess
Entant che tschertas reglamentaziuns da pli baud nun è giustifitgada ed engrevgescha inutilmain la lavur
vulevan impedir u schizunt eliminar la moda da pratitgada da la populaziun ambulanta. Ins pudess pre-
viver dals zagrenders, na sa drizzan las restricziuns tender dals chantuns ch’els renconuschan vicendaivlamain
dad oz sapientivamain cunter els. Ma cunquai ch’il las concessiuns.
dretg vertent è vegnì stgaffì sulettamain or da la
perspectiva da la populaziun cun domicil stabel, im- La Cumissiun federala cunter il rassissem apprezie-
pedeschan questas restricziuns tuttina la vita dals scha las stentas da singuls chantuns e singulas
abitants senza domicil stabel en noss pajais. vischnancas per meglierar ils basegns elementars
dals zagrenders.
Per eliminar quests dischavantatgs ston ins realisar Nus na pudain laschar sulets ils burgais e las burgai-
surtut las suandantas quatter pretensiuns: sas che s’engaschan en questa dumonda e pretendain
da la confederaziun che festivescha quest onn ses
Il dretg da construcziun e da planisaziun na duai
giubileum da 150 onns da s’engaschar per in’ulte-
betg cuntegnair elements ch’impedeschan d’eleger
riura meglieraziun da las cundiziuns da vita da la
plazs stabels e plazs da transit.
minoritad senza domicil stabel en noss pajais.
Il dretg da construcziun e da planisaziun vul resguardar
Ils zagrenders meritan sco mintga autra minoritad
tut las utilisaziuns relevantas per il territori – ma precis
culturala nossa renconuschientscha e nossa protec-
ils basegns dal pievel ambulant n’èn betg cumpigliads. Igl
ziun.
è l’incumbensa da las autoritads politicas dad eliminar
OCTOBER 1998
questa ingiustia. Ils pregiudizis che existan visavi la po-
pulaziun ambulanta na dastgan betg esser in motiv per de-
sister d’adattaziuns necessarias en la planisaziun.
L’obligaziun d’ir a scola duai lubir in’absenza dals
uffants durant il temp da stad e tuttina pussibilitar
ina scolaziun optimala (cun meds d’instrucziun spe-
zials).
Igl è da sustegnair scolasts ch’èn pronts da s’engaschar per
ina instrucziun sin via da correspundenza durant ils mais
La Commission fédérale contre le racisme saisit l’occasion qu’offre des moyens didactiques spéciaux) d’une formation
le cent cinquantième anniversaire de l’Etat fédéral pour attirer optimale.
l’attention sur les discriminations subies par les minorités itiné- Il faut soutenir dans leurs efforts les enseignants qui sont
rantes au cours de cette période. Elle encourage la majorité séden- disposés à dispenser un enseignement par correspondance
taire à s’engager pour que ces discriminations soient supprimées. pendant les mois où les familles se déplacent. Il faudrait
Elle demande en particulier à la Confédération de s’employer à trouver une clé de répartition équitable pour les éventuels
améliorer encore les conditions de vie de la minorité itinérante dans coûts supplémentaires dus à cet enseignement.
notre pays.
Il faut que l’interdiction générale du travail des
enfants mineurs n’empêche pas les enfants d’ac-
150 ans après la fondation de l’Etat fédéral helvé-
compagner leurs parents à leur travail itinérant.
tique, la Commission fédérale contre le racisme
Il ne s’agit pas ici de lever cette interdiction, qui est motivée
(CFR) rappelle que la suppression des frontières in-
par le souci de protéger la jeunesse de l’exploitation. Mais
tercantonales a profité à la majorité traditionnelle-
l’application actuelle ne permet pas aux enfants d’accom-
ment sédentaire en lui donnant une meilleure mobi-
pagner leurs parents au travail et d’acquérir les connais-
lité à l’intérieur du pays, mais qu’elle a largement
sances nécessaires à l’exercice de la plupart de leurs activités
pénalisé la mobilité de la minorité traditionnelle-
typiques. Une solution serait de reconnaître cette pratique
ment itinérante (les Tsiganes).
comme formation professionnelle.
Le mode de vie traditionnel des Tsiganes a été de
plus en plus limité; c’est là le fait d’une réglementa- Il faut adapter les réglementations cantonales en
tion toujours plus dense du quotidien et d’une utili- matière d’activité professionnelle, et en particu-
sation toujours plus intensive de l’espace vital. lier les prescriptions sur l’octroi de patentes, pour
Alors qu’autrefois certaines réglementations cher- qu’elles ne limitent pas la mobilité professionnelle
chaient à empêcher directement le mode de vie des des Tsiganes.
Tsiganes, voire à le supprimer, aujourd’hui ces limi- L’obligation d’obtenir (et bien entendu de payer) des pa-
tations ne sont généralement plus dirigées con- tentes différentes dans chaque région administrative même
sciemment contre eux. Mais parce que le droit en vi- la plus petite est un obstacle pour le travail itinérant, et ce
gueur a uniquement été créé dans l’optique et en de façon inutile et inadéquate. On doit pouvoir attendre
fonction des intérêts de la population sédentaire, il a des cantons qu’ils reconnaissent l’autorisation délivrée par
des conséquences limitatives pour la population no- d’autres cantons.
made du pays.
La CFR reconnaît que certains cantons et certaines
Pour remédier à ces discriminations, il faut faire communes font de grands efforts pour aller au de-
passer dans les faits les quatre exigences suivantes: vant des besoins vitaux des Tsiganes.
Nous devons soutenir les citoyennes et les citoyens
Il faut concevoir le droit de l’urbanisme et de
qui s’engagent dans ce domaine. Nous demandons
l’aménagement du territoire de manière à ce qu’il
en particulier à la Confédération de s’employer à
ne constitue pas un obstacle supplémentaire à la
améliorer encore les conditions de vie de la minorité
création de places de stationnement et de passage.
itinérante dans notre pays.
Le droit des constructions et de l’aménagement du territoire
Les Tsiganes sont une minorité culturelle qui mérite
part du principe que toutes les utilisations pertinentes de
comme tout autre d’être reconnue et protégée.
l’espace ont été prises en compte, mais tel n’est pas le cas: on
ne prend pas en considération les besoins des gens du
OCTOBRE 1998
voyage. C’est le devoir des autorités politiques que de remé-
dier à cet état de fait. Les préjugés que l’on nourrit, comme
chacun le sait, à l’encontre de la population itinérante ne
doivent en aucun cas être une raison pour ne pas entre-
prendre l’adaptation nécessaire des instruments de l’amé-
nagement du territoire.
La scolarité obligatoire doit être appliquée souple-
ment pour permettre l’absence des enfants pendant
la période estivale tout en donnant la possibilité (par
Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus nutzt das Ju- Lehrkräfte, die bereit sind, sich für eine Fernbetreuung in
biläumsjahr, um auf die Benachteiligung aufmerksam zu machen, den Monaten, in denen die Familien fahrend sind, einzu-
welche die nichtsesshafte Minderheit durch die Entwicklung der setzen, müssen in ihren Bemühungen unterstützt werden.
letzten 150 Jahre erfahren hat. Sie ermuntert die sesshafte Mehr- Für allenfalls anfallende zusätzliche Unterrichtskosten
heit, sich für die Behebung dieser Benachteiligung einzusetzen, sollte ein gerechter Verteilerschlüssel entwickelt werden.
und fordert insbesondere den Bund, dessen 150jähriges Bestehen
Das generelle Jugendarbeitsverbot ist so anzuwen-
wir in diesem Jahr feiern, auf, sich für eine weitere Verbesserung
den, dass Kinder ihre nichtsesshaften Eltern auf
der Lebensbedingungen der nichtsesshaften Minderheit in unserem
ihren Arbeitsgängen begleiten können.
Land einzusetzen.
Dieses Verbot, das den Schutz von Jugendlichen gegen Aus-
beutung bezweckt, soll nicht einfach aufgehoben werden.
Hundertfünfzig Jahre nach der Gründung des schwei-
Die gegenwärtige Umsetzung verbaut aber den Kindern
zerischen Bundesstaates erinnert die Eidgenössische
die Möglichkeit, ihre Eltern bei der Arbeit zu begleiten
Kommission gegen Rassismus (EKR) daran, dass
und sich diejenigen Kenntnisse anzueignen, die für die
dieser Staat der traditionell sesshaften Mehrheit mit
Ausübung vieler typischerweise ausgeübten Tätigkeiten
der Aufhebung der kantonalen Binnengrenzen zu
notwendig sind. Eine mögliche Lösung wäre die Anerken-
gesamtschweizerischer Mobilität verhalf, die tradi-
nung dieser Praxis als Berufsausbildung.
tionell nichtsesshafte Minderheit (die Zigeuner) je-
doch in ihrer Mobilität weitgehend einschränkte. Die kantonalen Gewerbeordnungen, insbesondere
Die traditionelle Lebensweise der Zigeuner wurde die Vorschriften über die Patenterteilung, sind so
durch eine stets dichter werdende Reglementierung auszugestalten, dass sie die berufliche Mobilität der
des Alltags und eine zunehmend intensivere Nut- Zigeuner nicht einschränken.
zung des Lebensraums immer mehr beschränkt. Der Zwang, für Klein- und Kleinsträume je separate Ge-
Während in früheren Zeiten gewisse Regelungen werbepatente zu lösen (und selbstverständlich auch zu be-
die Lebensweise der Zigeuner direkt zu behindern zahlen), ist eine unnötige und unangemessene Erschwerung
oder gar zu eliminieren suchten, sind heute die Ein- der nomadisierend ausgeübten Arbeit. Es ist den Kantonen
schränkungen meist nicht bewusst gegen sie gerich- zumutbar, die Bewilligungen gegenseitig anzuerkennen.
tet. Weil aber das geltende Recht einzig aus der
Perspektive und Interessenlage der sesshaften Bevöl- Die EKR anerkennt, dass einzelne Kantone und Ge-
kerung geschaffen worden ist, wirkt es sich dennoch meinden erhebliche Anstrengungen unternehmen,
behindernd auf die nichtsesshaften Bewohner des um den Lebensbedürfnissen der Zigeuner entgegen-
Landes aus. zukommen.
Wir dürfen die Bürgerinnen und Bürger, die sich in
Um dieser Benachteiligung entgegenzutreten, müs- dieser Frage engagieren, nicht alleine lassen und
sen vordringlich die folgenden vier Forderungen wollen vor allem den Bund, dessen 150jähriges Be-
umgesetzt werden: stehen wir in diesem Jahr feiern, auffordern, sich für
eine weitere Verbesserung der Lebensbedingungen
Das Bau- und Planungsrecht ist so zu gestalten,
der nichtsesshaften Minderheit in unserem Land
dass es bei der Schaffung von Stand- und Durch-
einzusetzen.
gangsplätzen kein zusätzliches Hindernis bildet.
Die Zigeuner verdienen wie jede andere kulturel-
Das Bau- und Planungsrecht geht davon aus, dass sämt-
le Minderheit unsere Anerkennung und unseren
liche raumrelevanten Nutzungen berücksichtigt seien – die
Schutz.
Bedürfnisse der Fahrenden werden aber gerade nicht er-
OKTOBER 1998
fasst. Es ist Aufgabe der politischen Behörden, diese Miss-
stände zu beheben. Die bekanntlich gegenüber der fahren-
den Bevölkerung bestehenden Vorurteile dürfen kein
Grund sein, die notwendigen Anpassungen der Planungs-
instrumente nicht vorzunehmen.
Die Schulpflicht ist so zu handhaben, dass sie eine
Abwesenheit der Kinder in der Sommerzeit zulässt
und (mit speziellen Lehrmitteln) dennoch eine opti-
male Ausbildung ermöglicht.
La Commissione federale contro il razzismo coglie l’occasione del gliore formazione possibile (con strumenti didattici
giubileo per attirare l’attenzione sulle discriminazioni cui è con- adeguati).
frontata la minoranza nomade a causa degli sviluppi degli ultimi Gli insegnanti disposti a offrire assistenza a distanza nei
150 anni e incoraggia la maggioranza sedentaria ad impegnarsi mesi in cui le famiglie sono in viaggio devono essere asse-
affinché queste discriminazioni siano abolite. In particolare fa ap- condati nel loro impegno. È necessario elaborare una giusta
pello alla Confederazione, che festeggia quest’anno la sua esistenza ridistribuzione degli eventuali, ulteriori costi per l’inse-
centocinquantenaria, perché appoggi l’introduzione di ulteriori gnamento.
miglioramenti nelle condizioni di vita della minoranza itinerante
Il divieto generale del lavoro minorile deve essere
nel nostro Paese.
applicato in modo da permettere ai bambini di fa-
miglie nomadi di accompagnare i propri genitori
A centocinquant’anni dalla fondazione dello Stato
durante il lavoro.
federale svizzero, la Commissione federale contro il
Non si tratta di abolire questo divieto istituito al fine di
razzismo (CFR) richiama alla memoria che se questo
proteggere i minori dallo sfruttamento. Tuttavia, la sua
Stato, grazie all’abolizione delle frontiere tra Can-
applicazione odierna impedisce ai giovani di seguire i pro-
toni, aiutò la maggioranza tradizionalmente seden-
pri genitori durante l’espletazione dei loro compiti preclu-
taria ad usufruire di una mobilità accresciuta all’in-
dendo loro la possibilità di apprendere le nozioni necessarie
terno della Svizzera, al contempo ha però limitato in
all’esercizio dei mestieri tipici di questo popolo. Una solu-
modo non indifferente la possibilità di spostarsi da
zione potrebbe essere riconoscere questa usanza quale forma-
un luogo all’altro della minoranza tradizionalmente
zione professionale.
itinerante (gli zingari).
La crescente regolamentazione del quotidiano e Il regolamento cantonale in materia di profes-
l’utilizzazione sempre più intensiva dello spazio vi- sioni e mestieri, in particolare le norme sull’asse-
tale hanno posto confini sempre più stretti al modo gnazione di brevetti devono permettere la mobilità
di vivere tradizionale degli zingari. professionale degli zingari.
Mentre alcuni decenni fa certe normative cercavano L’obbligo di accumulare (naturalmente pagandoli) brevetti
di svantaggiare o addirittura eliminare direttamente diversi per ogni zona, per quanto minuscola, rappresenta
il modo di vivere degli zingari, oggi le barriere sono un aggravio tanto inutile quanto inadeguato del lavoro
erette perlopiù inconsapevolmente. Poiché però le espletato dai membri della popolazione nomade. I Cantoni
norme vigenti sono elaborate solo da un punto di sono senz’altro in grado di riconoscere mutualmente le
vista e tenendo conto delle necessità della popola- autorizzazioni.
zione stabile, queste si rivolgono contro quella no-
made, svantaggiandola. La CFR riconosce il notevole impegno di singoli
Cantoni e Comuni per venire incontro alle esigenze
Per porre un freno a tali discriminazioni, è neces- degli zingari.
sario realizzare d’urgenza le quattro proposte se- Non abbiamo il diritto di lasciare soli i concittadini
guenti: che intervengono attivamente in questo ambito e
desideriamo in particolar modo invitare la Confede-
La legislazione urbanistica ed il diritto della co-
razione, di cui festeggiamo quest’anno la presenza
struzione devono essere pianificati in modo tale da
centocinquantenaria nella Storia, di adoperarsi al
non costituire un ulteriore ostacolo nella creazione
fine di migliorare, nel nostro Paese, le condizioni di
di aree di sosta e di passaggio.
vita della minoranza itinerante.
Il diritto della costruzione e la legislazione urbanistica
Come ogni altra minoranza culturale, gli zingari
considerano di aver tenuto conto di tutte le utilizzazioni
hanno il diritto di essere rispettati e protetti da
rilevanti dello spazio, ma le esigenze dei nomadi non vi
parte nostra.
sono contemplate. Rientra nel compito delle autorità politi-
OTTOBRE 1998
che eliminare questa lacuna. I ben conosciuti pregiudizi
contro la popolazione itinerante non sono una ragione per
non adeguare gli strumenti della pianificazione del territo-
rio come necessario.
L’obbligo scolare deve contemplare una possibile
assenza dei bambini in estate pur assicurando la mi-
Meurtre de St-Gall
Mordfall von St.Gallen
COMMUNIQUÉ DE PRESSE/PRESSEMITTEILUNG
Le présidium de la Commission fédérale contre le ra- Das Präsidium der Eidgenössischen Kommission
cisme est profondément affecté par le meurtre dont a gegen Rassismus ist über den Mord am St.Galler
été victime l’enseignant de St-Gall, Paul Spirig. Il Lehrer Paul Spirig zutiefst bestürzt. Es spricht ihm
tient à exprimer le respect qu’il porte à tous les en- und allen in gleicher Weise engagierten Lehrkräften
seignants suisses qui, comme Paul Spirig, se mobili- der Schweiz seine Hochachtung für die oft ohne die
sent pour effectuer un travail d’intégration, souvent nötige Anerkennung geleistete Integrationsarbeit
sans que celui-ci soit reconnu comme il se doit. aus. Der tragische Fall weist auf die hohe Bedeu-
Cette tragédie montre bien la haute importance que tung, die den Schulen aller Stufen in der wichtigen
revêt l’école, à tous les niveaux, pour la compréhen- Verständigung zwischen Menschen unterschiedli-
sion entre les personnes appartenant à des cultures et cher Kulturkreise und Wertsysteme zukommt.
ayant des systèmes de valeurs différentes. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus
Vu les lettres qui lui sont parvenues, la Commission musste aufgrund eingegangener Zuschriften fest-
fédérale a dû constater une fois de plus que des inci- stellen, dass nun einmal mehr im Namen des
tations à la haine visant à gâter le climat ambiant «Schweizervolkes» Hassparolen gestreut werden,
sont propagées au nom du «peuple suisse». Elle est die das Klima vergiften sollen. Sie ist überzeugt,
convaincue qu’une exploitation de ce drame à des dass eine rassistische Ausbeutung dieses Vorkomm-
fins racistes ne correspondrait pas aux idées de la nisses nicht im Sinne des Opfers ist, und wehrt sich
victime et se refuse énergiquement à voir ce malheur ganz entschieden dagegen, dass dieses Unglück zur
exploité pour confirmer les préjugés racistes et les Bestätigung rassistischer Vorurteile und Pauschal-
diffamations en tous genres. diffamierungen missbraucht wird.
13 JANVIER 1999 13. JANUAR 1999
ser à 1999 la procédure de consultation auprès des rant la Deuxième Guerre mondiale. Cela dit, la
fédérations de journalistes ainsi que l’adaptation du commission constate aussi – et c’est une première –
texte, afin de ne pas retarder la publication du rap- la naissance dans notre pays d’un important mouve-
port sur l’antisémitisme. ment public de résistance à l’antisémitisme. Il n’en
reste pas moins que l’antisémitisme latent persiste.
La Commission s’attachera durant les prochaines an-
4.4 Monde du travail
nées à la mise en application des mesures préven-
En 1998, la CFR a poursuivi sa campagne contre la tives contre l’antisémitisme proposées dans le rap-
marginalisation et la xénophobie dans le monde du port.
travail en élaborant une version bilingue (français Les médias ont réservé un accueil favorable au rap-
et italien) de la revue SPOCK. Elaborée en collabo- port en Suisse alémanique en particulier; ils ont ce-
ration avec des partenaires sociaux, cette édition pendant été plus critiques en Suisse romande, où ils
met en évidence et invite à suivre des exemples po- ont opposé le racisme fondé sur la couleur de la
sitifs tirés de la Suisse romande et de la Suisse ita- peau aux actes de diffamation et de discrimination
lienne. En plus de la contribution de la CFR, le fi- antisémites. Quant aux médias étrangers, ils se sont
nancement est assuré grâce aux contributions ver- contentés de commenter le rapport dans le contexte
sées tant par des employeurs que par des employés, du débat sur les avoirs des victimes de l’holocauste
et notamment par les recettes de la «course contre et de louer la capacité de la Suisse à l’autocritique.
le racisme» (USS, 1997). La revue SPOCK est lan- Les innombrables commandes provenant de Suisse
cée simultanément en Suisse romande et au Tessin et de l’étranger attestent l’intérêt d’un très large
en janvier 1999 avec le soutien du Canton de Ge- public.
nève. Dans le courant du printemps 1999, on pro-
cédera à une évaluation de cette action qui permet-
4.7 Gens du voyage
tra de décider si et sous quelle forme elle sera pour-
suivie. En présentant le manifeste de la CFR à l’occasion du
150ème anniversaire de l’Etat fédéral lors de l’inaugu-
ration de la nouvelle place de stationnement ber-
4.5 Discrimination
noise à Buech (25 octobre 1998), le président de la
L’étude sur la discrimination dans le droit des étran- commission a déclaré que le mode de vie tradition-
gers a été élaborée sur mandat du Forum pour nel des Tsiganes se trouvait de plus en plus limité
l’étude des migrations par le Prof. Walter Kälin et par la densité croissante des réglementations tou-
Dr Martina Caroni (Institut de droit public, Univer- chant à la vie quotidienne, ainsi que par une utilisa-
sité de Berne). Elle a paru en décembre 1998 dans la tion toujours plus intensive de l’espace de vie. Si
nouvelle série de publications de la CFR sous le titre dans le passé, certaines réglementations s’en pre-
Diskriminierungsverbot und Familiennachzug (interdic- naient directement au mode de vie des Tsiganes, vi-
tion de discriminer et regroupement familial). Les sant à lui faire obstacle ou à l’éliminer, de nos jours,
auteurs analysent la notion de discrimination dans la les limitations ne visent le plus souvent même pas
pratique du regroupement familial des étrangers. Le sciemment les gens du voyage. Cela étant, la législa-
14 janvier 1999, la CFR et l’Institut de droit public tion en vigueur à été établie uniquement dans la
organiseront une conférence sur la discrimination perspective et les intérêts de la population résidante,
pour des motifs ethniques et culturels. ce qui représente toujours dans notre pays un écueil
pour les groupes de population itinérants. Il faut en
particulier promouvoir l’aménagement de places de
4.6 Antisémitisme
stationnement et de transit, abolir l’obstacle du bre-
Le rapport intitulé L’Antisémitisme en Suisse. Rapport vetage, faciliter la fréquentation de l’école par les
sur les manifestations historiques et actuelles avec recom- enfants du voyage ainsi que la formation dans les
mandations d’action est la tâche principale à laquelle métiers traditionnels.
la CFR s’est consacrée durant l’année sous revue. Pu- Durant l’année sous revue, la CFR a intensifié ses
blié simultanément en quatre langues, ce document contacts avec la Fondation «Assurer l’avenir des
comprend une déclaration d’intention, des défini- gens du voyage suisses». Le 4 décembre, des
tions, une partie historique ainsi que les observa- membres de la CFR et du secrétariat ont participé à
tions faites durant les deux dernières années sur les un séminaire de l’Office fédéral de la culture sur les
manifestations actuelles de l’antisémitisme. Il est as- études historiques consacrées à l’œuvre d’entraide
sorti de recommandations d’actions préventives va- «Pour les enfants de la grand-route».
lables dans différents domaines de la politique et de La CFR a plaidé auprès de l’Office fédéral des réfu-
la société. giés et de la Direction de la coopération et de l’aide
La CFR constate que les déclarations et les manifes- au développement pour une prise en compte de la si-
tations à caractère antisémite ont connu une recru- tuation spécifique des Roma renvoyés dans les pays
descence durant le débat sur le rôle de la Suisse du- d’ex-Yougoslavie.
4.8 Musulmanes et musulmans en Suisse Avec le rapport L’Antisémitisme en Suisse et l’étude In-
terdiction de discriminer et regroupement familial, la CFR
En 1998, la CFR a institué un groupe de travail in-
a inauguré sa nouvelle série de publications qui pré-
terne sur le thème des musulmans en Suisse. La pre-
sentera à intervalles irréguliers des rapports et des
mière étape du travail a consisté à établir les objets
études spécialisées.
d’éventuelles discriminations: exercice du culte et
La brochure éditée à l’occasion du premier rapport
reconnaissance publique, cimetières, école et avenir
de la Suisse devant le Comité de l’ONU pour l’éli-
professionnel, naturalisation.
mination de la discrimination raciale a paru en no-
vembre en trois langues. Publiée conjointement par
le DFAE et la CFR, elle contient le premier rapport
de la Suisse, les remarques finales du comité de
5. Publication/recherche l’ONU, le discours du chef de la délégation suisse,
une bibliographie ainsi que la Convention interna-
Le secrétariat est représenté dans le groupe d’accom- tionale de 1965 sur l’élimination de toutes les
pagnement du projet «Racism, Xenophobia and the formes de discrimination raciale.
Stranger» qui fait partie du programme prioritaire
«Demain la Suisse». Du 5 au 7 mars, le groupe de
recherche a organisé à Oxford une réunion de travail
avec des experts de Grande-Bretagne sur le thème 6. Procédures de consultation/Avis
«Racism, Xenophobia, and Right-Wing Extre-
mism». Le secrétariat participe aussi à un groupe de Au cours de l’exercice, la CFR a rédigé un avis sur la
recherche informel qui se réunit régulièrement pour Fondation Suisse Solidaire. Elle salue la création de
coordonner les recherches et échanger des informa- cette institution, mais souhaiterait que son engage-
tions sur les gens du voyage et les Yéniches en ment soit plus axé sur les mesures préventives et
Suisse. l’éducation au respect des droits de l’homme, ainsi
Il n’existe en Suisse encore aucune initiative coor- que sur la recherche active de solutions aux conflits.
donnée en vue de rassembler des données sur la dis-
crimination, le racisme et la xénophobie. La récolte
de telles données, forcément qualitatives et sélec-
tionnées de façon subjective, et leur normalisation 7. Contacts/Relations publiques
nécessaire à des fins de comparaison internationale a
posé de grands problèmes méthodologiques. La pre-
7.1 Collaboration interdépartementale/Contacts avec les autres
mière édition 1998 du bulletin de la CFR – TAN-
commissions
GRAM n° 4 – fait, sous différentes angles, le point
de la situation en matière de recherche. Elle réunit Le secrétariat de la CFR a intensifié ses contacts avec
un échantillon représentatif de contributions de plusieurs unités administratives. De nombreux ser-
chercheurs qui ont traité ce sujet et a été accueillie vices engagés dans des domaines apparentés deman-
très favorablement par les milieux scientifiques. dent et respectent désormais l’avis de la CFR.
L’observation du racisme a également été un des ob- La CFR a également renforcé ses échanges avec la
jets traités en atelier lors de la conférence internatio- Commission fédérale des étrangers et la Commission
nale qui s’est tenue à Lausanne («National Speciali- fédérale des réfugiés. En juin 1998, les trois com-
zed Bodies Against Racism», 22–24 octobre 1998). missions ont publié pour la première fois un com-
La question de l’influence des livres sur la représen- muniqué de presse commun dans lequel elles sa-
tation des personnes et des mondes étrangers que se luaient les résultats de l’expertise Hug sur la poli-
font les enfants et les jeunes a suscité durant les tique migratoire et exigeaient une politique renfor-
vingt dernières années un débat animé, qui s’est tra- cée en matière d’intégration.
duit par une multitude d’initiatives concrètes. La Trois fois par année ont lieu des séances de coordina-
cinquième édition du bulletin TANGRAM reprend tion avec le groupe de travail interdépartemental du
ce thème en abordant les questions suivantes: com- service de l’Europe (DFAE) sur les questions de lutte
ment reconnaître le racisme dans les livres pour la contre le racisme, séances auxquelles est associé le
jeunesse? Que faire aujourd’hui de ces livres qui ont secrétariat de la CFR.
enchanté notre enfance et nous sont devenus fami-
liers, mais véhiculent le racisme, l’ethnocentrisme et
7.2 Contacts avec les ONG
le colonialisme? Comment amener les enfants et les
jeunes à se familiariser avec l’étranger au travers des La collaboration s’approfondit aussi continuellement
livres? Comment les enfants perçoivent-ils ces avec les organisations non gouvernementales enga-
livres? Ce bulletin est également l’occasion de pré- gées sur le terrain de l’antiracisme et de l’antisémi-
senter 32 organisations et initiatives traitant au sens tisme. L’élaboration du rapport sur l’antisémitisme
large de la littérature pour les enfants et les jeunes. en Suisse et la présentation du premier rapport de la
Suisse devant le comité de l’ONU ont notamment professeur Georg Kreis. Les tables rondes et les ate-
donné lieu à des échanges soutenus d’informations. liers ont réuni environ 75 représentants de 29 pays
La CFR travaille en coopération avec les ONG dans du Conseil de l’Europe. Les débats ont porté sur la
d’autres domaines également, comme la promotion structure et les tâches des institutions œuvrant à
et la mise en œuvre des droits de l’homme en Suisse, l’échelon nationale contre le racisme ainsi que sur la
l’échange d’informations sur les agressions racistes, recommandation no 2 de l’ECRI (création de telles
la discrimination des réfugiés et plus spécialement institutions). La conférence a fourni une vue d’en-
des Roma, par exemple. semble des organismes existants et permis à la CFR
Il est prévu, en collaboration avec la Fondation d’évaluer ses propres forces et faiblesses. Les pays
contre le racisme et l’antisémitisme, de publier au membres du Conseil de l’Europe ne disposant pas
début de l’année prochaine un livre recensant les ju- encore d’institution nationale antiraciste ont été in-
gements prononcés dans le cadre de la norme pénale vités à en créer une.
antiracisme (article 261bis CPS). En compagnie du délégué de l’ECRI, le professeur
Pour finir, la CFR a entretenu une collaboration Joseph Voyame, la responsable du secrétariat a par-
plus intensive avec les organisations qui proposent ticipé en tant que déléguée remplaçante à deux
un numéro de téléphone d’assistance aux victimes séances de cette organisation et travaille régulière-
potentielles du racisme. Il s’agit de structurer et ment dans le groupe chargé des institutions antira-
d’élargir encore cette offre. La CFR collabore en cistes nationales. Pour préparer la conférence de
outre avec d’autres ONG pour traiter les cas de Lausanne, elle s’est rendue en mai 1998 à Varsovie à
conflits qui nécessitent une médiation. la conférence des médiateurs étatiques en matière de
droits de l’homme, organisée par l’ODHIR, l’ONU
et le Conseil de l’Europe. Elle a en outre participé à
7.3 Contacts avec les cantons
un séminaire de l’Université Humboldt à Berlin et
La demi-journée de conférence avec les représentants présenté la campagne de la CFR, «Der schöne
des cantons a eu lieu le 2 décembre. Elle a servi à Schein», au Comité Directeur des Migrations
faire le bilan de la pratique juridique relative à l’ar- (Conseil de l’Europe).
ticle 261bis CPS et à discuter les possibilités de trai- Boël Sambuc, vice-présidente de la CFR, a présenté
ter les cas de discrimination potentielle dans les en août le travail de la commission dans le cadre
cantons. Les délégués cantonaux ont souhaité un d’une manifestation internationale de l’ONG
échange régulier d’information assorti de brefs rap- IMADR (International Movement against all Forms
ports annuels. La CFR a été priée de soumettre aux of Discrimination and Racism) et entretenu des
cantons des initiatives et des propositions concer- contacts intensifs avec des représentants de plusieurs
nant la manière dont les services cantonaux pour- organisations appartenant à l’ONU à Genève.
raient traiter les problèmes du racisme (et éventuel- En septembre, Muriel Beck, membre de la CFR,
lement ceux des droits de l’homme). a représenté la Commission à la conférence de
Plusieurs cantons ont vu la création de commissions l’Union européenne intitulée «Combating Racial
qui s’occupent de près ou de loin du racisme. Une Discrimination: ‹Affirmative Action› as a Model
extension de ce mouvement aux autres cantons est for Europe?» qui s’est tenue à Innsbruck.
souhaitable et faciliterait le travail de prévention à Le responsable suppléant du secrétariat s’est rendu en
l’échelon cantonal. novembre à une conférence du Conseil de l’Europe
sur la position des minorités religieuses émigrées.
7.4 Contacts internationaux
Du 22 au 24 octobre 1998 a eu lieu à Lausanne une 8. Activités de médiation
conférence internationale intitulée «The Place and
Role of National Specialised Bodies in Combatting Une rétrospective des cas traités par la CFR montre
Racism» qui était organisée conjointement par la que 250 à 300 personnes ont fait appel à la commis-
CFR, le secrétariat de l’ECRI (European Commis- sion. Dans la moitié des cas ou presque, un bref ren-
sion Against Racism and Intolerance) du Conseil de seignement a suffi pour satisfaire les plaignants. Les
l’Europe et l’Institut suisse de droit comparé qui a affaires plus complexes occasionnent rapidement un
accueilli cette manifestation. Le Service de l’Europe surcroît de travail et demandent un certain temps
du Département fédéral des affaires étrangères s’y pour être réglées. De nombreuses requêtes soumises
est également associé. à la CFR relèvent moins du racisme que des droits
La conférence a été inaugurée par la cheffe du DFI, de l’homme au sens large du terme et ne peuvent
la Conseillère fédérale Ruth Dreifuss, la directrice donc pas être traitées par la commission. La mise sur
par intérim du département droits de l’homme du pied d’un service de consultation est urgente dans ce
Conseil de l’Europe, Jane Dinsdale, le directeur de domaine.
l’Institut suisse de droit comparé, le professeur Dans le cadre de ses fonctions de médiation, la CFR
Pierre Widmer, et par le président de la CFR, le peut, d’une part, se faire l’avocat du client et com-
Tätigkeitsbericht 1998
der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus
ersten Schritt ihrer Arbeit die Schwerpunkte mögli- Im November erschien die Broschüre über die Prä-
cher Benachteiligung festhielt: Kultusausübung sentation des ersten Berichts der Schweiz vor dem
und öffentliche Anerkennung; Begräbnisstätten; UNO-Ausschuss zur Beseitigung der Rassendiskri-
Schule und Berufschancen; Einbürgerung. minierung in drei Landessprachen. Sie wurde ge-
meinsam vom EDA und von der EKR herausgege-
ben und beinhaltet den ersten Bericht der Schweiz,
die Schlussbemerkungen des UNO-Ausschusses, die
5. Publikationen/Forschung Einführungsrede des Chefs der Schweizer Delega-
tion, Hinweise auf zusätzliche Dokumente und das
Das Sekretariat ist in der Begleitgruppe des Projekts Internationale Übereinkommen von 1965 zur Besei-
«Racism, Xenophobia and the Stranger», das Teil tigung jeder Form von Rassendiskriminierung.
des SPP «Zukunft Schweiz» ist, vertreten. Vom
5.–7. März veranstaltete die Forschungsgruppe in
Oxford eine Arbeitstagung mit Experten aus Gross-
6. Vernehmlassungen/Stellungnahmen
britannien zum Thema «Racism, Xenophobia, and
Right-Wing Extremism». Das Sekretariat ist auch
Die EKR verfasste eine Stellungnahme zur Stiftung
in einer informellen Forschungsgruppe vertreten,
Solidarische Schweiz. Sie begrüsst deren Gründung,
die regelmässig zur Koordination und gegenseitigen
möchte jedoch den Akzent ausschliesslicher auf
Information zu Forschungen über Fahrende und Je-
präventive Massnahmen und Erziehung zur Wah-
nische in der Schweiz zusammentrifft.
rung der Menschenrechte sowie auf die aktive Suche
In der Schweiz gibt es noch keine koordinierten
nach Konfliktlösungen legen.
Versuche, Daten über Diskriminierung, Rassismus
und Xenophobie zu sammeln. Die Erhebung derar-
tiger, notwendigerweise stark qualitativ und sub-
jektiv geprägter Daten und deren Standardisierung 7. Kontakte/Öffentlichkeitsarbeit
zur internationalen Vergleichbarkeit stellen grosse
methodische Probleme. Die Frühjahrsausgabe des
7.1 Interdepartementale Zusammenarbeit/Kontakte zu ande-
Bulletins der EKR, TANGRAM Nr. 4, gibt einen
ren Kommissionen
Überblick über die Forschungssituation aus ver-
schiedenen Perspektiven. Sie versammelt einen re- Die Kontakte des Sekretariats der EKR zu verschie-
präsentativen Querschnitt von Beiträgen von For- denen Verwaltungseinheiten haben sich weiter in-
scherinnen und Forschern, die sich mit dem Thema tensiviert. Die Meinung der EKR wird heute von
beschäftigt haben, und wurde in Kreisen der Wis- vielen Stellen, welche in angrenzenden Bereichen
senschaft sehr positiv aufgenommen. Das Thema tätig sind, gesucht und respektiert.
«Monitoring von Rassismus» bildete auch den Die Kontakte unter den drei Kommissionen Eidg.
Schwerpunkt eines Ateliers an der Internationalen Ausländerkommission (EKA), Eidg. Kommission
Tagung über «National Specialized Bodies Against für Flüchtlingsfragen (EKF) und der EKR wurden
Racism» in Lausanne, 22.–24. Oktober. verstärkt. Im Juni 1998 veröffentlichten die drei
In den letzten 20 Jahren wurde engagiert über die Kommissionen erstmals gemeinsam eine Pressemit-
Frage diskutiert, wie Bücher die Bilder fremder Wel- teilung, in welcher sie die Ergebnisse des Experten-
ten und Menschen von Kindern und Jugendlichen berichts Hug zur Migrationspolitik begrüssten und
prägen. Dies hat zu einer Vielzahl von konkreten In- eine verstärkte Integrationspolitik forderten.
itiativen geführt. In TANGRAM Nr. 5 zu Kinder- Dreimal jährlich finden Koordinationssitzungen der
und Jugendbüchern werden folgende Fragen ange- Interdepartementalen Arbeitsgruppe des Europa-
gangen: Wie erkennt man Rassismus in Kinder- und ratsdienstes des EDA zu Fragen der Rassismus-
Jugendbüchern? Wie sollen wir mit Rassismus, bekämpfung statt, an welchen das Sekretariat der
Ethnozentrismus und Kolonialismus in Büchern, die EKR teilnimmt.
uns in der Kindheit begleitet haben und uns lieb-
geworden sind, umgehen? Wie kann Fremdes den
7.2 Kontakte mit den NGOs
Kindern und Jugendlichen über das Medium Buch
nähergebracht werden? Wie rezipieren Kinder Bü- Auch mit den NGOs, die im Bereich «Antirassis-
cher? Daneben stellen sich 32 Organisationen und mus und Antisemitismus» aktiv sind, vertieft sich
Initiativen, die sich im weitesten Sinne mit Kinder- die Zusammenarbeit kontinuierlich. Besonders die
und Jugendliteratur befassen, vor. Arbeit am Bericht zum Antisemitismus in der
Mit dem Bericht Antisemitismus in der Schweiz und Schweiz und an der Präsentation des ersten Berichts
der Studie Diskriminierungsverbot und Familiennach- der Schweiz vor dem CERD gaben Anlass zu regem
zug eröffnete die EKR ihre neue Publikationsreihe, Informationsaustausch.
in der sie in loser Folge Berichte und Studien her- Die EKR arbeitet auch auf anderen Gebieten eng
ausgeben wird. mit NGOs zusammen: bei der Förderung und Um-
setzung der Menschenrechte im Inland; beim Infor- sprächen und Ateliers Struktur und Aufgaben natio-
mationsaustausch zu rassistischen Vorfällen; bei der naler Körperschaften gegen Rassismus sowie die
Diskriminierung von Flüchtlingen und speziell von Empfehlung Nr. 2 der ECRI zur Schaffung solcher
Roma. Institutionen. Die Tagung bot eine Übersicht über
In Zusammenarbeit mit der Stiftung gegen Rassis- bereits bestehende nationale Körperschaften gegen
mus und Antisemitismus ist auf Beginn des näch- Rassismus und ermöglichte der EKR, ihre eigenen
sten Jahres die Herausgabe eines Buches zu den bis- Stärken und Schwächen auszuloten. Die Tagung
herigen Urteilen im Zusammenhang mit der Anti- diente denjenigen Mitgliederländern des Europa-
rassismus-Strafnorm (Art. 261bis StGB) geplant. rats, die noch über keine nationale Körperschaft
Schliesslich entwickelte sich eine intensivere Zu- gegen Rassismus verfügen, als Anregung, eine sol-
sammenarbeit mit denjenigen Organisationen, die che zu gründen.
eine Nottelefonnummer für potentielle Rassismus- Die Leiterin des Sekretariats nahm als stv. Dele-
Opfer anbieten. Diese Zusammenarbeit soll struk- gierte der Schweiz zusammen mit dem Delegierten,
turiert und ausgebaut werden. Mit weiteren Nicht- Prof. Joseph Voyame, an zwei Sitzungen der ECRI
regierungsorganisationen arbeitet die EKR zur Be- teil und arbeitet dort ständig in der Arbeitsgruppe
arbeitung von Konfliktfällen, die eine Mediation er- zu den nationalen Körperschaften mit. Zur Vorbe-
fordern, zusammen. reitung der Tagung in Lausanne besuchte sie im
Mai 1998 in Warschau die Konferenz zur Arbeit
staatlicher Ombudsstellen für Menschenrechtsfra-
7.3 Kontakte mit den Kantonen
gen, organisiert von ODHIR, UNO und Europarat.
Am 2. Dezember fand die halbtägige Konferenz mit Sie wirkte ausserdem an einem Seminar an der
den Kontaktpersonen der EKR aus den Kantonen Humboldt-Universität in Berlin mit und stellte die
statt. An der Tagung wurde über den Stand der Öffentlichkeitskampagne der EKR «Der schöne
richterlichen Praxis zu Art. 261bis StGB berichtet Schein» dem Comité Directeur des Migrations des
und über Möglichkeiten der Bearbeitung von Fällen Europarats vor.
potentieller Diskriminierung in den Kantonen dis- Boël Sambuc, Vizepräsidentin der EKR, stellte im
kutiert. Von seiten der Kantonsdelegierten wurde August die Tätigkeiten der EKR im Rahmen einer
ein regelmässigerer Informationsaustausch mit kur- Veranstaltung der internationalen NGO IMADR
zen Jahresberichten angeregt. Die EKR wurde ge- (International Movement Against all Forms of Dis-
beten, mit Anregungen und Vorschlägen an die crimination and Racism) vor und pflegte intensive
Kantone zu gelangen, auf welche Weise kantonale Kontakte mit Vertretern/-innen verschiedener
Stellen Rassismus-(und evt. Menschenrechts-)Fragen UNO-Organisationen in Genf.
behandeln können. Muriel Beck, Mitglied der EKR, vertrat die EKR
In verschiedenen Kantonen sind Kommissionen im September an der EU-Konferenz «Combating
entstanden, die sich im engeren oder weiteren Sinn Racial Discrimination: ‹Affirmative Action› as a
mit Rassismus befassen. Eine Nachahmung in den Model for Europe?» in Innsbruck.
übrigen Kantonen wäre begrüssenswert und würde Der stv. Leiter des Sekretariats besuchte im Novem-
die Präventionsarbeit auf Kantonsebene erleichtern. ber eine vom Europarat organisierte Tagung zur
Stellung zugewanderter religiöser Minderheiten.
7.4 Internationale Kontakte
Eine internationale Tagung fand unter dem Titel 8. Ombudstätigkeit
«The Place and Role of National Specialized Bodies
in Combatting Racism» vom 22.–24. Oktober 1998 Ein Rückblick auf die bisherige Fallbearbeitung
in Lausanne statt. Sie wurde von der EKR in Zu- durch die EKR ergab, dass in zweieinhalb Jahren
sammenarbeit mit dem Sekretariat der ECRI (Euro- rund 250–300 Personen mit einer Beanstandung an
pean Commission Against Racism and Intolerance) die EKR gelangten. Nahezu der Hälfte der Anfra-
des Europarats und mit dem Institut suisse de droit gen konnte mit einer kurzen Auskunft Genüge
comparé – welches als Gastgeber auftrat – vorberei- getan werden. Komplexere Fälle werden jedoch
tet und vom Europaratsdienst des Eidg. Departe- schnell arbeitsintensiv und ziehen sich über einen
ments für auswärtige Angelegenheiten mitgetragen. längeren Zeitraum hin. Viele Anfragen, die an die
Die Tagung wurde durch die Vorsteherin des EDI, EKR gelangen, haben weniger spezifisch mit Ras-
Frau Bundesrätin Ruth Dreifuss, die stellvertre- sismus als im weiteren Sinne mit Menschenrechts-
tende Direktorin der Abteilung Menschenrechte des fragen zu tun und können daher nicht behandelt
Europarats, Jane Dinsdale, den Direktor des Schwei- werden. Dies belegt die dringende Notwendigkeit
zer Instituts für Vergleichendes Recht, Prof. Pierre einer entsprechenden Anlaufstelle.
Widmer, und den Präsidenten der EKR, Prof. Georg Im Rahmen ihrer Ombudsfunktion kann die EKR
Kreis, eröffnet. Rund 75 Teilnehmer/innen aus 29 einerseits anwaltschaftlich für den Klienten/die Kli-
Ländern des Europarats diskutierten in Podiumsge- entin auftreten und seine/ihre Beanstandung der In-
stitution oder Verwaltungsstelle überhaupt bekannt- Für 1999 sind folgende Schwerpunkte gesetzt:
machen, andererseits kann sie sich aber auch als
Vermittlerin anbieten und das direkte Gespräch su- Umsetzung präventiver Massnahmen gegen Antise-
chen. Manche Konfliktfälle – insbesondere solche mitismus in verschiedenen Bereichen von Gesell-
unter Privaten – eignen sich, über Mediation ange- schaft und Politik.
gangen zu werden. Hier ist die EKR eine Partner- Weiterführung der Kampagne «Der schöne
schaft mit Nichtregierungsorganisationen einge- Schein».
gangen, die ausgebildete Mediatoren/-innen anbie- Weiterführung der Kampagne SPOCK auf Franzö-
ten können. Die Leiterin des Sekretariats besuchte sisch und Italienisch.
1998 ihrerseits einen intensiven Ausbildungskurs in Vernehmlassung und Publikation der Broschüre zu
Konfliktbearbeitung, der 1999 fortgesetzt wird. Sprache und Rassismus für Journalisten/-innen.
Präsentation der Pilotstudie zu Diskriminierung im
Ausländerrecht und Folgearbeiten.
Stellungnahme zur drohenden «Segregation in der
9. Ausblick Schule».
Studie zu Fragen von Diskriminierungen und
1999 sollen die begonnenen Arbeiten und die dar- Einbürgerung.
aus resultierenden Folgearbeiten fortgesetzt werden. TANGRAM Nr. 6 zu Esoterik und Rassismus;
Die EKR möchte sich 1999 auch der Strukturie- TANGRAM Nr. 7 zu Muslimen in der Schweiz.
rung ihrer Verwaltungsabläufe widmen und – um Erarbeitung eines Informationsprospekts über die
sich gegen aussen in all ihren Aktivitäten vorzustel- EKR.
len – einen Informationsprospekt entwickeln. BERN, 3. FEBRUAR 1999
zione è stata spostata al 1999 per consentire l’ulti- Nei prossimi anni la CFR si dedicherà alla messa in
mazione del rapporto sull’antisemitismo in Svizzera. opera di misure preventive contro l’antisemitismo,
come preconizzato nel rapporto.
Il rapporto ha raccolto riscontri positivi special-
4.4 Mondo del lavoro
mente nella Svizzera tedesca, più critici invece nella
Nel 1998 la campagna contro l’emarginazione e la Svizzera romanda, dove ci si è interrogati sull’oppor-
xenofobia nel mondo del lavoro è proseguita con l’e- tunità di trattare la diffamazione e la discrimina-
laborazione di un’edizione bilingue (in italiano e zione antisemita anziché il razzismo in base al colore
francese) del giornale SPOCK. In collaborazione con della pelle. I media stranieri hanno inquadrato il
le parti sociali, questa edizione ha presentato esempi rapporto quasi esclusivamente come parte del dibat-
positivi, e da imitare, di area svizzero-italiana e sviz- tito sui fondi in giacenza delle vittime dell’Olocau-
zero-romanda. Oltre al contributo stanziato dalla sto, felicitandosi della capacità di autocritica della
CFR, il finanziamento è assicurato dai contributi dei Svizzera. Anche il grande pubblico ha dimostrato un
datori di lavoro e dei dipendenti – in particolare notevole interesse, come del resto attestano le nume-
anche dalla «Corsa contro il razzismo» organizzata rosissime ordinazioni in Svizzera e all’estero.
dall’USS nel 1997. Il lancio in contemporanea del
giornale nella Svizzera italiana e romanda avverrà
4.7 Nomadi
nel gennaio 1999 con l’appoggio del Cantone di Gi-
nevra. Sull’esito dell’azione si tornerà nei primi mesi Il 25 ottobre, in occasione dell’inaugurazione del
del 1999, dopodiché verranno decise le modalità di campo nomadi permanente di Buech (BE), il Presi-
un’eventuale continuazione. dente della CFR, nel manifesto da lui presentato per
il 150° anniversario dello Stato federale, ha ricordato
che la regolamentazione sempre più forte della vita
4.5 Discriminazione
quotidiana e uno sfruttamento sempre più intensivo
Lo studio sulla discriminazione nel diritto degli dello spazio vitale stanno ostacolando via via usi e co-
stranieri, a firma del prof. Walter Kälin e della stumi tradizionali degli zingari. Diversamente dai
dott.ssa Martina Caroni (Istituto di diritto pubblico tempi in cui si cercava apposta di intralciare il modo
dell’Università di Berna) su richiesta del Forum Mi- di vita degli zingari, o di eliminarlo e basta, oggi
gration, è stato pubblicato in dicembre con il titolo nella maggior parte dei casi quegli impedimenti non
Diskriminierungsverbot und Familiennachzug, nella sono direttamente rivolti contro di loro. Ma proprio
nuova collana della CFR. Lo studio esplora la no- perché il diritto vigente è nato unicamente dalle pro-
zione di discriminazione in base alle autorizzazioni spettive e dagli interessi della popolazione sedenta-
di ricongiungimento familiare concesse agli stra- ria, esso si rivela un ostacolo per la popolazione non
nieri. Per il 14 gennaio 1999 la CFR organizza in- sedentaria del paese. In particolare, occorre facilitare
sieme con l’Istituto di diritto pubblico un convegno l’allestimento di campi e aree di sosta, abolire gli im-
ispirato allo studio, intitolato La discriminazione in pedimenti legati alle licenze commerciali, agevolare
base all’appartenenza etnica e culturale e rivolto a un la frequenza scolastica dei bambini e permettere la
pubblico di specialisti. formazione nei mestieri tradizionali.
Nell’anno in esame sono stati intensificati i contatti
con la Fondazione «Un futuro per i nomadi sviz-
4.6 Antisemitismo
zeri». Il 4 dicembre i membri della CFR e del Segre-
Il rapporto L’antisemitismo in Svizzera. Un rapporto tariato hanno partecipato al convegno organizzato
sugli aspetti storici e sulle manifestazioni odierne con rac- dall’Ufficio federale della cultura incentrato sullo
comandazioni per contromisure costituisce il maggior studio storico dell’Opera d’assistenza per i «Bam-
lavoro svolto dalla CFR nell’anno in esame. Pubbli- bini della strada».
cato contemporaneamente in quattro lingue, il rap- La CFR si è impegnata presso l’Ufficio federale dei
porto comprende una dichiarazione d’intenti, una rifugiati e la Direzione dello sviluppo e della coope-
sessione definitoria e una storica, seguite dalle osser- razione (DCS) affinché si tenga conto della situa-
vazioni effettuate negli ultimi due anni sugli attuali zione particolare dei Rom per il loro rimpatrio nel-
fenomeni di antisemitismo. Chiudono il rapporto le l’ex Iugoslavia.
raccomandazioni sulla prevenzione in svariati settori
della politica e della società.
4.8 I musulmani in Svizzera
La CFR constata che nel corso del dibattito sul ruolo
della Svizzera durante la Seconda guerra mondiale, Nel 1998 la CFR ha istituito un gruppo di lavoro
si sono manifestate a più riprese moti e dichiarazioni sul tema dei musulmani in Svizzera, che come
di stampo antisemita. Esso rivela però anche che, per primo passo ha tracciato i punti sostanziali di un’e-
la prima volta, si è costituito un compatto fronte ventuale discriminazione: pratica religiosa e ricono-
pubblico contro l’antisemitismo nel nostro paese. scimento pubblico, cimiteri; scuole e opportunità
Un antisemitismo latente continua però ad esistere. professionali; integrazione.
Il Segretariato è rappresentato nel gruppo d’accom- La CFR ha stilato una presa di posizione sulla «Fon-
pagnamento del progetto «Racism, Xenophobia and dazione Svizzera solidale». Pur felicitandosi della
the Stranger», parte del programma prioritario sviz- sua creazione, la CFR desidera porre l’accento molto
zero (PPS) «Domani la Svizzera». Dal 5 al 7 marzo, più esclusivamente sulle misure preventive, sull’e-
il gruppo di ricercatori ha organizzato a Oxford un ducazione per tutelare i diritti umani e sulla ricerca
convegno con esperti del Regno Unito sul tema attiva di soluzioni ai conflitti.
«Racism, Xenophobia, and Right-Wing Extre-
mism». Il Segretariato è rappresentato anche in un
gruppo di ricerca informale che si riunisce regolar-
mente per coordinare e informarsi reciprocamente 7. Contatti/relazioni pubbliche
sulle ricerche relative a nomadi e Jenisch in Svizzera.
In Svizzera non esistono tuttora esperimenti coordi-
7.1 Collaborazione interdipartimentale/contatti con altre com-
nati per raccogliere dati sulla discriminazione, il raz-
missioni
zismo e la xenofobia. Il rilevamento di questo genere
di informazioni, inevitabilmente molto qualitative e Si sono intensificati i contatti del Segretariato della
soggettive, e la loro normazione per compararle a li- CFR con svariate unità dell’amministrazione. Oggi
vello internazionale, pongono non pochi problemi di numerosi uffici operanti in settori connessi chiedono
metodologia. Il n. 4 di TANGRAM, uscito agli inizi e rispettano l’opinione della CFR.
dell’anno, offre una panoramica sulla situazione della I contatti tra la Commissione federale degli stranieri
ricerca, da vari punti di vista. Il bollettino della CFR (CFS), la Commissione federale per i rifugiati e la
mostra uno spaccato rappresentativo dei contributi CFR sono stati rafforzati. In giugno, per la prima
dei ricercatori che si sono occupati dell’argomento ed volta, le tre commissioni hanno pubblicato un co-
è stato ben accolto dagli ambiti scientifici. L’osserva- municato stampa congiunto per salutare l’esito del
zione scientifica del razzismo era anche al centro di rapporto peritale Hug sulla politica della migra-
un workshop del Convegno internazionale «National zione e chiedere un rafforzamento della politica d’in-
Specialised Bodies Against Racism» tenutosi a Lo- tegrazione.
sanna dal 22 al 24 ottobre. Il Segretariato della CFR partecipa alla seduta di
Negli ultimi 20 anni si è discusso alacremente sul coordinamento, organizzata tre volte all’anno, del
come i libri riescono a segnare l’immagine che bam- gruppo di lavoro interdipartimentale del servizio del
bini e ragazzi si fanno di mondi e popoli diversi. Consiglio d’Europa del DFAE per discutere proble-
Tutto ciò si è tradotto in numerose iniziative con- matiche della lotta al razzismo.
crete. Nel n. 5 di TANGRAM, dedicato ai libri per
bambini e ragazzi, si affrontano domande del tipo:
7.2 Contatti con le ONG
come riconoscere il razzismo nella letteratura per ra-
gazzi? In che modo trattare argomenti come il razzi- La collaborazione si è costantemente intensificata
smo, l’etnocentrismo e il colonialismo in libri che ci anche con le ONG attive sul fronte dell’antirazzi-
hanno accompagnati nella nostra infanzia e che ci smo e dell’antisemitismo. In particolare, la stesura
sono cari? Come far capire la diversità a bambini e del rapporto sull’antisemitismo in Svizzera e la pre-
ragazzi tramite un mezzo di comunicazione come il sentazione del primo rapporto della Svizzera davanti
libro? Come percepisce un libro un bambino? Segue al CERD hanno dato adito a un fitto scambio
infine una presentazione di 32 organizzazioni e ini- d’informazioni.
ziative a vario titolo per questo tipo di letteratura. La CFR lavora fianco a fianco con le ONG anche in
Con il rapporto L’antisemitismo in Svizzera e lo studio altri campi: difesa ed esercizio dei diritti umani in
Diskriminierungsverbot und Familiennachzug, la CFR Svizzera; scambio d’informazioni su casi di razzi-
ha inaugurato la sua nuova collana editoriale, che smo; discriminazione dei rifugiati e specialmente
pubblicherà occasionalmente rapporti e studi. dei Rom.
In novembre è uscito l’opuscolo sulla presentazione In collaborazione con la Fondazione contro il razzi-
del primo rapporto della Svizzera davanti al Comi- smo e l’antisemitismo è previsto di pubblicare agli
tato ONU per l’eliminazione della discriminazione inizi del 1999 un volume sulle sentenze pronunciate
razziale, nelle tre lingue nazionali. Edito congiunta- in virtù della norma penale antirazzismo (art. 261bis
mente dal DFAE e dalla CFR, il documento com- CP).
prende il primo rapporto della Svizzera, le conside- Infine la collaborazione si è rinsaldata con quelle or-
razioni finali del Comitato ONU, l’allocuzione in- ganizzazioni che offrono un telefono verde alle vit-
troduttiva del capo della delegazione svizzera, ri- time potenziali del razzismo. Questa collaborazione
mandi a documentazione supplementare, nonché la verrà strutturata e potenziata. La CFR lavora con
Convenzione internazionale del 1965 sull’elimina- altre organizzazioni non governative per fungere da
zione di ogni forma di discriminazione razziale. mediatore in casi di conflitto.
Principali obiettivi nel 1999: Presentazione dello studio pilota sulla discrimina-
zione nel diritto per gli stranieri; lavori risultanti.
Attuazione di misure preventive contro l’antisemiti- Presa di posizione sulla temuta «segregazione nelle
smo in svariati settori della società e del mondo po- scuole».
litico. Studio su questioni di discriminazione e naturalizza-
Continuazione della campagna «La bella appa- zione.
renza». TANGRAM n.6 sull’esoterismo e il razzismo;
Continuazione della campagna SPOCK in italiano e TANGRAM n. 7 sui musulmani in Svizzera.
francese. Elaborazione di un prospetto informativo sulla CFR.
Procedura di consultazione e pubblicazione dell’opu-
scolo su lingua e razzismo, destinato ai giornalisti. BERNA, 3 FEBBRAIO 1999
produits médicaux, mais aussi des Berne (Bund, 23.9./27./30.10./ rants d’asile pourrait entraîner une
couvertures, des vêtements, des 3. /7.11./5. /11. /12.12.98). A Zu- opposition massive de la popula-
chaussures – au Kosovo», non des rich, la demande de suspension des tion» (SGT, 29.9.98). Les Wiler
armes. attributions qu’avait faite le PRD Nachrichten titrent le 1.10.98
Le 17.11.98, la NLZ annonce la li- échoue de peu devant le conseil «Des requérants d’asile plutôt que
bération de l’homme concerné en municipal (TA, 2.9.98). Egg accep- des recrues», le SGT le 5.10.98
raison du fait que «les soupçons te d’accueillir un centre de transit «Ont-ils bien réfléchi?» Les deux
sont largement infondés». Le cas est du canton de Zurich sous certaines semaines suivantes, l’attention de la
discuté dans le détail dans la WoZ conditions (TA, 5.9.98). Kappelen- presse sur le «cas Bronschhofen» ne
du 26.11.98: «Isufi attend tou- Lyss/BE impose également ses cesse d’augmenter en raison du
jours, en vain, que le Blick fasse sa- conditions (Bund, 25.9.98), tout manque de places permettant d’ac-
voir qu’il a été libéré. Il veut, le cas comme Zuchwil/SO (NMZ, 15.10. cueillir les nouveaux requérants
échéant, obtenir la parution de 98) et Schlieren ZH (NZZ, 8.10. d’asile (NZZ, 1.10.98; Blick,
cette information par décision de 98; TA, 12.10.98), où séjournent 2.10.98; presse quotidienne du
justice.» au bout d’un mois de fonctionne- 10.10.98). Le Matin annonce le
ment 127 requérants d’asile au lieu 12.10.98 que les projets de
des 60 à 80 prévus, rendant la situa- construction portant sur des ter-
Réfugiés et asile tion électrique (NZZ, 11.11.98). rains proches des logements prévus
Les habitants des quartiers de Mu- ont été suspendus.
Le 7 septembre, un étudiant accom- ri/BE (Bund, 10./19.9.98), de Bol- «Certains passent à l’acte!» titre le
pagne un ami requérant d’asile au ligen/BE (Bund, 25.9.98), d’Aar- TA, «Arrêtez les incendiaires!»
centre d’enregistrement de Bâle. burg/BE (AZ, 14.11.98) et d’Ei- commente le SGT, «Un village sur
Dans une lettre adressée à l’ODR le genthal/LU (NLZ, 5./6./20.11./ le pied de guerre» Le Matin
14.9.98, il se plaint du comporte- 2.12.98) font état de leurs peurs. La (13.10.98). L’acte de «lâcheté»:
ment d’un agent Securitas qui lui NLZ titre le 6.11.98: «Qui nous l’attaque à l’explosif lancée contre le
aurait donné des coups de pied pen- protège de la criminalité?» et abor- centre d’hébergement en urgence,
sant qu’il était un requérant d’asile. de les inquiétudes sur lesquelles encore inhabité, est commentée,
L’ODR ouvre une enquête interne l’assemblée communale d’Eigen- analysée et condamnée en première
(CdG, 30.9.98). thal s’est penchée. Quelques com- de la presse quotidienne du
Au mois de septembre déjà, un munes comme Röthenbach près de 15.10.98. Bronschhofen reste au
agent Securitas avait lancé un chien Herzogenbuchsee essaient discrè- cœur de l’actualité jusqu’à la
sur des personnes en train d’atten- tement de pousser des requérants fin du mois (Le temps/Le Matin,
dre, rapportent des témoins ocu- d’asile vers d’autres communes en 16.10.98; Bund/AZ/NZZ/P.S.,
laires, parce qu’elles ne se tenaient les décourageant (Bund, 31.10. 17.10.98; WW/WoZ, 22.10.98;
pas assez tranquilles à son gré. En 98). La responsable de l’assistance sda, 26.10.98). Malgré d’autres
janvier, un requérant d’asile togo- des requérants d’asile dans le canton menaces anonymes, qui ne sont
lais avait été attaqué par un chien de Zurich menace trois communes heureusement pas suivies des faits,
alors qu’il refusait d’accorder à un d’amendes, parce qu’elles se refu- les 50 premiers réfugiés emména-
agent Securitas qu’il était arrivé en sent à assumer leurs obligations gent le 28.10.98 (presse quotidien-
Suisse en transitant par la France (TA, 17.11.98). «Une bouffonnerie ne, 29.10.98; TdG, 30.10.98).
(TdG, 13.10.98). provinciale autour de 35 requérants
En raison des tensions qui règnent d’asile», commente l’AZ (19.11.
au Kosovo et de l’afflux de réfugiés 98). Etrangers
qu’elles entraînent, les centres d’en- La situation est grave à Bronsch-
registrement de la Confédération hofen/TG: fin septembre, la com- Le modèle des trois cercles, critiqué
ainsi que de nombreux cantons et mune apprend par les médias que par la CFR, a fait son temps avec
communes connaissent des l’ODR projette d’installer sur son l’adoption de la nouvelle ordonnan-
problèmes d’hébergement (SoZ, territoire des logements d’urgence ce limitant le nombre des étrangers
20.9.98). Bien des communes font destinés à accueillir 150 requérants en Suisse (réglementation sur les
donc de la «résistance civile». A d’asile (presse quotidienne, 25.9. étrangers) (presse quotidienne,
Reiden/LU, le conseil municipal 98; SGT, 28.9.98). Lors d’une séan- 22.10.98). Tandis que l’hôtellerie,
collecte lui-même 1878 signatures ce extraordinaire, le conseil munici- la restauration et le tourisme de-
contre un centre que le canton a pal rédige une lettre lançant un mandent à conserver ce modèle, le
l’intention d’ouvrir (NLZ, 10.7./ appel au Conseil fédéral et l’invi- PS et l’USS ainsi que les organisa-
27.8./4.9.98). A Ittigen/BE, ce tant à assister à une conférence de tions travaillant dans le domaine de
sont les jeunes UDC, à Köniz/BE et presse. Une édition spéciale de la l’asile lui reprochent d’avoir seule-
en ville de Berne les Démocrates feuille d’avis de la commune circu- ment été remplacé par un modèle à
suisses qui collectent des signatures le, rapportant les propos du conseil: deux cercles qui ne s’ouvre qu’à la
contre des projets du canton de «Augmenter le nombre des requé- forteresse qu’est l’Europe, laissant
les migrants à l’arrière-plan (BaZ, Kindergarten, 98/109; TA, Une pétition signée par 360 per-
27.7.98; presse quotidienne, 3.8. 28.10.98). sonnes et adressée au gouvernement
98; CdG, 12.8.98; Le Temps, Sous le titre «Ausländer raus? – grison exige que la police «veille à
27./29.10.98; Carrefour 12). Rassen- statt Klassenkameraden» ce que les gens du voyage restent
Le 24 novembre 1998, l’Office fé- (Dehors les étrangers? Camarades éloignés de la commune » (NLZ,
déral de la statistique publie les de race plutôt que camarades de 26.9.98). «Aucun terrain ne peut
premiers chiffres concernant les mi- classe), l’hebdomadaire Facts pour le moment être mis à la dispo-
grations et la population étrangère consacre le dossier de son édition du sition des gens du voyage à Bioggio,
en Suisse: un tiers de tous les 5.11.98 à ce sujet. Contrairement à à Bedano ou à Rivera» (TZ,
«étrangers» de Suisse n’a jamais ce que sa mise en page racoleuse et 1.10.98).
vécu ailleurs qu’en Suisse; plus d’un ses titres raccourcis auraient pu lais- Cazis/GR, visité le 25.8.98 par
demi million d’entre eux pour- ser penser, le dossier se révèle équi- Schweiz aktuell, s’est en re-
raient être suisses; si on fait abs- libré et bien documenté, fournis- vanche prononcé en faveur d’une
traction des personnes au bénéfice sant principalement des informa- aire de stationnement pour les gens
d’un permis d’établissement, la tions sur la région SO/AG. La Lim- du voyage. Peu avant, la proche
proportion des étrangers tombe de mattaler Tagblatt titre le commune de Trimmis/GR en avait
20,6% à 6,6%; le solde migratoire 21.11.98: «Etwas für unsere eige- fait de même, tout en refusant l’ad-
des pays de l’UE est négatif, mais nen Kinder tun» (Faire quelque mission des enfants yenish à l’école
57% des étrangers proviennent en- chose pour nos enfants), mais se fait du village. Une photo illustre le
core des pays membres de l’UE ou uniquement l’écho des auteurs quotidien scolaire d’un enfant ye-
de l’AELE. L’Office fédéral de la UDC du postulat. Le Magazin für nish à Cazis (Die Südostschweiz,
statistique prévoit de publier Schule und Kindergarten livre 26.8.98).
chaque année une pareille étude un dossier Ecole multilingue et pose la Le 26.8.98, l’émission est diffusée
(presse quotidienne, 25.11.98). question «Apartheid in der Schwei- de Winterthour, où, début octobre,
En ce qui concerne la naturalisation zer Schule?» (L’apartheid au sein de «le conseil municipal avait édicté
facilitée, introduite en 1992 pour l’école suisse?) sur sa page de garde. une réglementation interne sur
les étrangers mariés à des Suisses, Le journal du SIB, Le nouveau l’occupation de la ‹Heiget-Platz›
l’Office fédéral de la police accuse syndicat, répond par l’affirmative par les gens du voyage» (Landbo-
un retard d’environ 8000 demandes le 20.12.98: «Apartheid in der te, 6.10.98).
(SB, 29.11.98). Schule» (L’apartheid à l’école). Le 28.8.98, l’équipe rend visite à la
Le conseiller municipal DS Riesen nouvelle aire de stationnement de
(Berne) défend les classes séparées Buech à Berne. Après 20 années de
Ecole comme mesure de lutte contre «provisoire» entre la blanchisserie
«l’invasion catastrophique des centrale, l’autoroute et les citernes
L’école St-Karli introduit cette étrangers» (Bund, 23.11.98). de pétrole, dans le bruit, le manque
année une nouvelle subdivision des de place et l’air pollué, le couple
classes: elle crée une 1ère classe Minster déménage sur le dixième
comptant 100% d’enfants de Tsiganes/Gens du voyage des 36 terrains que compte l’aire,
langue étrangère, deux autres en d’une surface de 15 000 mètres car-
comprenant respectivement 32% «Indésirables. La police chasse les rés (Bund, 25.8/26.10.98; TdG,
et 37% (NLZ, 3.7.98). Le PS et les gens du voyage du relais routier de 26.10.98). Scharotl, le journal
Verts déposent une interpellation Würenlos». La police bernoise des Yenish, consacre son édition de
au conseil municipal de Lucerne ayant «informé ses collègues argo- décembre à ce nouvel emplace-
contre cette décision: «Pour que viens de la possible invasion des ment.
l’intégration soit possible, il faut gens du voyage», ces derniers fer- «La Commission fédérale contre le
qu’il y ait contact avec les enfants de ment le relais routier par mesure racisme saisit l’occasion qu’offre le
langue allemande» (NLZ, 2.11. de précaution (AZ, 13.8.98). A 150e anniversaire de l’Etat fédéral
98). Baden/AG, le conseil municipal ré- (...) et demande en particulier à la
«Le soir précédant la Journée des pond au postulat: «Pas de place Confédération de (...) s’employer à
droits de l’enfant, le 19.11.98, le adéquate pour les gens du voyage » améliorer encore les conditions de
parlement de la ville de Dietikon, (AZ, 5.9.98). A Wettingen/AG, un vie de la minorité itinérante dans
dans la vallée zurichoise de la Lim- riverain s’oppose à l’aire de transit notre pays». Le 25.10.98, la SDA
mat (...), a adopté un postulat UDC (AZ, 20./22.10.98). diffuse ce message. Bund, NZZ,
à une majorité écrasante de 22 voix Semaine yenish dans Schweiz ak- BaZ, TA et Le Temps dressent la
à 10 (...)», demandant «que la ques- tuell (Télévision DRS, 24.– liste des modifications et adapta-
tion de l’introduction de classes 28.8.98). Lundi, la télévision fait le tions que la Commission propose
destinées uniquement à des enfants portrait de San Vittore/GR, où un pour améliorer la situation sur les
de langue allemande soit exami- comité s’est constitué contre les aires de stationnement et de transit,
née» (Magazin für Schule und gens du voyage (CdT, 28.8.98). à l’école et au travail ainsi que les
prescriptions sur l’octroi de magne, du Liechtenstein et d’Au- sous les yeux de nombreux policiers.
patentes. TdG et Bund profitent triche discutent des stratégies per- Par la suite, la presse traite abon-
de l’occasion de la journée portes mettant de prévenir et de contrer damment de la question de savoir
ouvertes de la nouvelle aire de sta- les actes criminels commis par les pourquoi le conseil municipal n’a
tionnement de Buech pour faire un skinheads (SGT, 23.10.98). pas interdit la manifestation d’em-
compte rendu détaillé de la situa- Dans la nuit du 8 au 9.8.98, environ blée, disposant de tous les éléments
tion. 30 skins nazis attaquent pour la nécessaires pour apprécier la situa-
Bâle, 7.11.98: le conseil municipal cinquième fois consécutive une fa- tion depuis le 7.9.98 au moins
de Therwil s’oppose à un terrain de brique de bonneterie occupée de- (24h, 25.9.98; Megafon 10,
transit pour les gens du voyage. Les puis quatre ans à Zollikofen/BE. Ils Karnikl Herbst, SoZ, 23.8.98;
projets du canton suscitent éga- sont accueillis à coups de balles en Le Temps 24.8.98; Vorwärts,
lement l’opposition d’autres com- caoutchouc. Des tirs étant échangés 25./28.8.98).
munes (BaZ, cité dans le n° 4 de par la suite, deux personnes sont La Antifaschistische Liga Freiamt
Scharotl). blessées. La police n’arrête que deux (A.L.F.) (ligue antifasciste du
occupants du terrain. L’Antifa de Freiamt) publie début octobre une
Berne suppute que les agresseurs chronologie des 18 «agressions à ca-
sont des hooligans bernois faisant ractère fasciste commises dans le
Extrémisme de droite partie de la mouvance de la Na- Freiamt (Argovie) entre 1996 et
tionale Offensive Ittigen, ancienne Or- 1998» (Karnikl 4).
La Liberté consacre le 29.7.98 une ganisation Bern, ancienne Neo- Libération de deux skinheads par le
pleine page au groupe Avalon, une faschistische Front Bern (Bund, tribunal d’échevins du Liechten-
société secrète d’extrême droite, eu- 11./12./14.8.98; Vorwärts, 28.8. stein. Ils avaient distribués dans des
rocentriste et nationaliste, qui re- 98; Noir&Rot, 9.10.98). boîtes aux lettres des tracts appe-
groupe aussi bien des négation- Le n° 17 de Romp-Heft accorde lant à boycotter le congrès sioniste
nistes que des Hammerskins. une grande place à «un article très de Bâle au mois d’août 1997, lors
Fondé en 1989 par le chef de la Jeu- documenté sur la scène fasciste le d’une action de la Nationale
nesse Viking Roger Wüthrich et long de la Kleine Emme, entre Lit- Initiative Schweiz «parfaitement or-
son ami Gossweiler, ce groupe qui tau et Wolhusen» (NLZ, 9.9.98). ganisée» (WoZ, 8.10.98).
compte aujourd’hui quelque 150 Lors d’une manifestation organisée Le nouvel ouvrage de fond de Jürg
membres édite une circulaire inter- par la commission scolaire de Littau Frischknecht et Peter Niggli (Rech-
ne intitulée Avalon-Brief (La lettre sur le thème des skins nazis, le rec- te Seilschaften – Wie die unheimlichen
d’Avalon) et fête la Nuit de cristal, teur Rolf von Rohr confirme Patrioten den Zusammenbruch des
la chute du Mur et le putsch d’Hit- l’existence d’une scène d’extrême Kommunismus meisterten. Zurich: Rot-
ler à Munich dans des huttes fores- droite à l’organisation plutôt punkt-Verlag) est accueilli avec
tières, des châteaux ou des maisons souple qui, au printemps 1998, a grand intérêt par les médias (TA,
tranquilles de la région bernoise. attaqué l’ancien restaurant Ham- 6.10.98; SoZ, 11.10.98; WW,
Lors de la fête des Albanais, au mois mer (occupé brièvement, mais loué 15.10.98; SGT, 22.10.98; AZ,
de juin 1998, une vingtaine de légalement depuis plus de deux ans) 16.11.98; NZZ, 17.11.98;
skins nazis agressent des jeunes et et provoqué des dégâts considé- Vorwärts, 20.11.98; Friedens-
un fonctionnaire à la gare (NZZ, rables (Die Region, 8.10.98). zeitung 5).
29.6.98). Un groupe de skins nazis sillonnent Le 10.10.98, une quinzaine
Le 23 mai 1998, environ 150 skins la vieille ville de Schaffhouse dans la d’hommes issus de la scène d’extrê-
nazis se réunissent dans la forêt près nuit du samedi au dimanche et me droite de Winterthour atta-
de Langrickenbach/TG. Les per- agressent plusieurs personnes. quent le bistrot gauchiste Widder,
sonnes et les véhicules suspects sont Deux d’entre elles doivent être em- qui «[serait] redevenu en 1998 la
contrôlés, mais aucun matériel in- menées à l’hôpital (Schaffhauser plaque tournante des attaques lan-
terdit de propagande raciste n’est Nachrichten, 18.9.98). cées contre la droite: (...) des té-
trouvé. La journée de commémoration moins oculaires disent qu’il s’agit
La police estime que les effectifs des dédiée à Ian Stuart, prévue pour le toujours des mêmes personnes»
skinheads augmentent légèrement 24.9.98 sur les hauts de Lausanne, (TA, 12.10.98).
dans le canton de Thurgovie. Dans est interdite à court terme par le Dans la nuit du 12 au 13.12.98, des
les écoles dotées d’une connexion gouvernement vaudois (presse quo- skins blessent deux adolescents et
à Internet, les possibilités et in- tidienne, 16./17./19.9.98). Près de un policier municipal avec des
formations auxquelles les élèves 40 Hammerskins se rencontrent barres de fer à Dietlikon/ZH. «Six
font appel sont soumises à un pourtant sur le relais autoroutier Suisses âgés de 16 à 21 ans, résidant
contrôle. (SGT/Thurgauer Zei- d’Yvorne et menacent un caméra- tous à Winterthour ou dans ses en-
tung, 17.8.98). Lors d’une réunion man de la TSR jusqu’à ce qu’il leur virons, (...) doivent répondre
internationale, des commandants donne ses enregistrements. Les d’actes de violence et de menace
de police issus de Suisse, d’Alle- skins nazis détruisent la bande contre des fonctionnaires et de
dommages matériels» (SoZ, 13.12. Berne reçoivent des prospectus du nales et du mouvement Nationale
98; ap/TA, 14.12.98). PSL, qui entraînent deux instruc- Basis Schweiz, qui imprimait sans
La police lausannoise interdit le tions indépendantes l’une de l’autre gêne aucune «des textes de Hitler
concert du groupe dark-wave an- pour discrimination raciale. Une dans son bimensuel Visier».
glais Death in June (WoZ, 5.11.98; «caricature» montre une personne Le président de la Lega, Giuliano
sda, 16./17.11.98; Le Temps, de toute évidence étrangère dont la Bignasca, publie dans sa feuille gra-
14.11.98). Dans un encadré, Le veste porte gribouillée l’inscription tuite Il Mattino della Domeni-
Temps fait savoir qu’Olivier Kunz, «Moi asile. Moi bien aller. Cuir vé- ca, le 5.7.98, les noms de 60 per-
organisateur du concert skin nazi ritable» (Bund, 3.7.98). La prési- sonnes sous le titre Les Juifs qui do-
du 7.3.98, dans le canton de Neu- dente de parti Ruth Spycher refuse minent la cour de Clinton. La Migros,
châtel, et deux autres skins, tous d’accepter le jugement rendu en la Coop et le Crédit Suisse suspen-
défendus par l’avocat genevois première instance, une amende de dent immédiatement leurs an-
Junod, ont été libérés faute de 500 francs. Le Bund du 18.11.98 nonces dans cette feuille. Le SB
preuves, «car le rapport de police reproduit le communiqué et la cari- communique le 12.7.98 que la liste
serait ‹plutôt léger›» (WoZ, cature en question. émane des organes du parti des
19.11.98). «Une autre procédure Dans un communiqué, les Démo- nazis américains (TA/sda, 13.7.98;
pénale est encore en suspens» con- crates suisses en appellent le 3.7.98 NZZ, 15.7.98).
tre Kunz: «Les autorités douanières à un «boycott de tous les produits, A la suite de la procédure pénale in-
ont mis la main sur un paquet de restaurants et forfaits de vacances troduite pour atteinte à la disposi-
cassettes racistes que Kunz voulait américains et juifs» (Bund, tion pénale antiracisme, Vogt
importer en Suisse.» 4.7.98). Le jour d’après, une plainte Schild résilie son mandat d’impres-
Près de 150 skins nazis prévoyaient pénale est déposée à Zurich contre sion à Soleure (ap, 29.7.98). Après
de se réunir le 28.11.98 à Sala- Rudolf Keller, conseiller national que Gasser Print AG, à Choire,
vaux/VD. Après que le gouverne- des DS à Bâle-Campagne (SoZ, choisit de ne pas imprimer le jour-
ment vaudois a interdit la rencontre 5.7.98). Une procédure est intro- nal, Il Mattino ne paraît pas un
sur son territoire, le conseil munici- duite au mois de juillet en vue d’ob- jour (BaZ, 10.8.98). Le dimanche
pal fribourgeois en fait de même. Le tenir la suspension de l’immunité suivant, Vogt Schild décide de ré-
samedi soir, quelque 70 skins nazis parlementaire de Keller (ap, imprimer temporairement Il Mat-
se retrouvent tout de même à Mo- 17.7.98). Lors de l’assemblée des tino au vu des demandes de dom-
rat (24h, 28./29./30.11.98; sda, délégués de son parti, le 30.10.98, mages-intérêts considérables qui
29.11.98). Keller fait savoir qu’il compte lan- lui sont adressées (presse quotidien-
Un étudiant en droit âgé aujourd’ cer une initiative visant à invalider ne, 14.8.98; Bund, 30.8.98).
hui de 24 ans est condamné le la disposition pénale antiracisme si Au mois d’octobre, Rodolfo Panta-
12.11.98 à une peine d’emprison- son immunité est suspendue. Le ni, conseiller municipal de Chiasso,
nement de trois ans. Il avait allumé 9.11.98, la Commission des affaires est condamné à une amende de 600
trois incendies dans des centres juridiques du Conseil national dis- francs en raison de l’article qu’il a
d’hébergement de requérants d’asi- cute de l’affaire (sda, 1.11.98; TA, écrit sur les Albanais en Suisse dans
le en 1995 et en 1997, à Brugg/AG 9.11.98) et requiert la suspension Il Mattino (TZ, 24.10.98). Au
et Nussbaumen bei Baden/AG (presse quotidienne, 10.11.98; mois de décembre, Bignasca est
(presse quotidienne, 13.11.98; WoZ, 12.11.98). Le 17.12.98, le condamné pour sa part à une amen-
WoZ 12.11.98; AZ, 1.12.98). Conseil national décide par 94 voix de de 7000 francs pour les décla-
«Le jugement des skinheads a force à 45 de suspendre l’immunité rations antisémites qu’il a faites en
de chose jugée» (NLZ, 26.11.98): parlementaire de Keller (TA, 1998 (voir TANGRAM 98/5, S.
«Deux extrémistes de droite qui 18.12.98). 80).
avaient participé au mois de no- «Achetez chez les Juifs!» titre le JR «La marche des révisionnistes»: le
vembre 1995 à une agression lors le 9.7.98 en première page, en ré- titre de la NZZ rend bien l’atmo-
du festival de Hochdorf sont défini- ponse à Keller, «Glissement verbal sphère régnant dans la salle lorsque
tivement condamnés à 12 mois de impardonnable», est-il écrit en le négationniste bâlois Jürgen Graf
prison» (sda, 26.11.98). La peine haut de la page Suisse, «Stopper et son éditeur Gerhard Förster pa-
conditionnelle qui leur avait été in- l’escalade» dans l’éditorial. L’article raissent le 16.7.98 devant le tribu-
fligée a été transformée en une du IW, le 10.7.98, est moins émo- nal de district de Baden (presse
peine de prison ferme le 26.7.98 tionnel: «Que fait le Conseil fédé- quotidienne, 17.7.98; SoZ, 5.7.98;
(sda, 26.7.98). ral?» demande le journal en don- AZ/Bund/NZZ, 14.7.98). Graf
nant la parole aux responsables de fait l’objet de six procédures, Förs-
parti, politiques et lecteurs: «C’est ter de deux. La Weltwoche four-
Disposition pénale antiracisme abject». Un article bien documenté nit des informations détaillées sur
sur le «passé brun» de Keller rap- ces procédures et sur leur significa-
Lors des élections cantonales du pelle sa jeunesse, comme président tion (9.7.98); le 23.7.98, le même
mois d’avril, 675000 électeurs de notamment des jeunesses natio- journal se moque pourtant du pro-
cès en parlant d’«histoire extrême- tribué des tracts contenant des dé- quotidienne, 24.6.98; Le Cour-
ment amusante». Le 21.7.98, le tri- clarations racistes à Châtel-St- rier, 4./5.7.98).
bunal condamne Graf à 15 mois Denis (Le Temps/sda, 10.9.98). Le 24.12.98, la presse consacre des
d’emprisonnement, Förster à 12 Max Wahl, l’ancien éditeur de Eid- articles à la réponse de la Confédéra-
mois (presse quotidienne, 22.7.98). genoss, est condamné à Winter- tion (Le Temps/TA, 24.12.98). La
C’est là la plus forte peine jamais in- thour à 45 jours de prison ferme WoZ publie des détails: «Elle réca-
fligée pour atteinte à la disposition bien qu’il ait arrêté son sermonnai- pitule tout ce que le Conseil fédéral
pénale antiracisme. re immédiatement avant l’entrée en a restitué au cours des cinq der-
Graf perd son job dans une école de vigueur de la disposition pénale an- nières années, à titre de repentir
langue bâloise le 1.8.98, après in- tiracisme, mais il avait continué pour la politique suivie par la Suis-
tervention de la Direction de l’ins- d’adresser ses «notices» «au noyau se envers les réfugiés pendant
truction publique (SoZ, 9.8.98; dur»(TA, 22.9.98; WoZ, 24.9.98). l’époque nazie.» Le Département
sda, 6./10.8.98). Le 22.12.98, le tribunal de district fédéral des finances exclurait «que
Quatre semaines après le jugement, de Zurich libère un journaliste de la le plaignant ait passé la nuit dans
le ministère public argovien veut NZZ de la plainte qui avait été dé- une auberge de jeunesse à La Curie
déjà dénoncer Förster parce qu’il a posée contre lui pour atteinte à pour la bonne raison qu’il n’en exis-
depuis fait l’article de livres néga- l’honneur parce qu’il avait qualifié tait pas à cet endroit». Deux photos
tionnistes auprès de plusieurs li- l’ancien éditeur d’acteur de la scène de l’auberge de jeunesse, datant
brairies via son Programme d’édition nazie en Suisse (sda, 22.12.98). l’une de novembre 1998, l’autre de
de 1998 (sda, 17.8.98). Förster Selon une expertise réalisée par le novembre 1943, contredisent cette
meurt un mois après (BaZ, 25.9. professeur de droit pénal zurichois affirmation (WoZ, 98/15).
98). Marcel Niggli, les affiches de Une étude publiée par les universi-
Walter Fischbacher est condamné l’UDC contre le réseau de contacts tés de Constance, Berne et Zurich
en deuxième instance à deux mois des Albanais du Kosovo à Zurich (dans le cadre du PNR 39 sur les
de prison avec sursis par le tribunal portent atteinte à l’interdiction de migrations) traite des rapports exis-
cantonal de St-Gall. Il avait compa- discrimination raciale (TA, 6.10. tant entre chômage, marché de
ré les sionistes mondiaux (Weltzio- 98). La section genevoise de l’UDC l’emploi et politique d’asile au
nisten, «Wezis») aux nationaux-so- est menacée de poursuites pour pro- niveau cantonal. Elle souligne la
cialistes (Nazis) dans une lettre cir- pagande raciste faite dans une vitri- marge d’interprétation considé-
culaire datant de juillet 1995, qu’il ne (Le Temps, 8.10.98). rable dont disposent les cantons en
avait adressée à 30 ménages voisins L’auteur et éditeur suisse Marcel matière d’octroi de permis de tra-
à St-Gall ainsi qu’à 70 autres per- Huber, de Lantsch bei Lenzerheide, vail aux requérants d’asile et consta-
sonnes (presse quotidienne, doit répondre devant la justice des te, sur la base des résultats canto-
18./19.8.98). injures antisémites que contient le naux obtenus par la votation sur
La police saisit lors d’une perqui- livre qu’il a publié au printemps l’initiative de l’UDC concernant le
sition de la firme informatique 1997 intitulé Uns trifft keine Schuld droit d’asile, en décembre 1996,
d’Ernst Indlekofer (voir TAN- (Nous n’avons commis aucune que «le caractère restrictif de l’oc-
GRAM 98/5, p.76) plusieurs cais- faute) (sda, 15.10.98). troi de permis de travail est dû à des
ses de matériel d’extrême droite, courants xénophobes latents au sein
dont la nouvelle édition du sermon- de la population». «Tandis que les
naire Recht+Freiheit (droit réglementations administratives
+liberté) contenant entre autres un Autorités, administration et police adoptées dans l’application de la lé-
article de Jürgen Graf, fraîchement gislation suisse sur l’asile sont mar-
condamné (SB/sda, 23.8.98). Joseph Spring porte plainte contre quées par la position adoptée à
Après l’intervention de la police, la la Confédération suisse et exige un l’égard des réfugiés, la pratique ad-
page d’accueil est prise en charge dédommagement (symbolique) de ministrative s’oriente en fonction
par une RuF-Site-Team et Graf en 100 000 francs, parce qu’il a été de la situation sur le marché de
appelle au travail clandestin après livré à la fin de 1943 par des gardes- l’emploi» (WW, 2.7.98). Cette
l’interpellation d’Indlekofer. La frontière suisses et dénoncé en tant réalité est dangereuse dans la mesu-
page d’accueil sur Internet de l’As- que Juif. La WoZ publie le mémoi- re où «l’attribution arbitraire à un
sociation contre les fabriques d’ani- re de 40 pages sur sa page d’accueil canton restrictif influe grandement
maux (VgT) d’Erwin Kessler diffu- (www.woz.ch; WoZ, 16.7.98) ac- sur leurs chances de rester en Suisse
se elle aussi la déclaration de Graf compagné d’autres documents et de ou non». Une évaluation de la sta-
(WoZ, 3.9.98). l’arrêté du Conseil fédéral du tistique de l’ODR examine les taux
Un Fribourgeois de 48 ans qui s’est 22.6.98. Le Conseil fédéral a certes d’octroi des cantons entre 1988 et
porté candidat au poste de préfet au fait part de son «profond sentiment 1996: «Les chiffres des taux de
début de l’année est condamné à de compassion et de regret», mais reconnaissance effectifs des requé-
quatre mois de prison pour avoir rejeté tout droit à satisfaction en in- rants d’asile qui relèvent de la com-
collé des affiches antisémites et dis- voquant la «prescription» (presse pétence des cantons de Nidwald ou
d’Appenzell Rhodes-Intérieures Une enquête interne a été introdui- pour discuter des mesures à prendre
sont plus que deux fois plus élevés te. Le 27.10.98, le TA mentionne contre l’augmentation de la propa-
que ceux des cantons du Valais et deux sous-officiers qui auraient in- gande antisémite et raciste sur In-
du Tessin» (NZZ, 6.7.98). jurié deux immigrants illégaux à la ternet (AZ, 1.12.98).
L’Organisation suisse d’aide aux ré- frontière pendant leurs heures d’in- L’organisation qui s’occupe de l’asi-
fugiés (OSAR) consacre un article tervention. le dans le canton de Zurich publie le
très complet à cette étude dans sa Le commandant du groupe d’ar- CD Friends – United Refugees: de-
revue trimestrielle sur le droit d’asi- tillerie de forteresse 16 se fait appe- puis 1997, les Friends tournent en
le et sa pratique ASILE 98/3, ler Milosevic sur la radio. Les sol- Suisse, ils ont déjà édité deux
l’ODR réagit par un avis dans l’édi- dats miment des terroristes du Ko- singles et semblent avoir du succès
tion suivante (Asile, 98/4). sovo, et les officiers chantent des aux dires du TA: «La proportion
Un fonctionnaire de sécurité de la chansons racistes. La justice mili- des critiques émises à l’encontre du
prison installée provisoirement sur taire enquête (presse quotidienne, droit d’asile a reculé» pendant cette
l’aire de la caserne de Zurich est li- 5.12.98; SoB, 6.12.98; TA, 23.12. période «de 29 à 17%, le nombre
cencié sans préavis pour avoir utili- 98). des Hardliner (...) (six pour cent) a
sé sans motif un spray au poivre Jürg van Wijnkoop, ex-auditeur en presque diminué de moitié» (TA,
contre un détenu (TA, 16.7.98). Un chef de l’armée suisse, note dans la 24.11.98).
autre fonctionnaire de la même pri- préface d’un livre qu’un extrémiste
son qui avait aspergé un détenu de droite et sympathisant nazi bien
algérien d’eau froide pendant l’été connu a écrit sur les Waffen-SS que Compilé par Salvatore Pittà, Coordi-
1997 est libéré de la plainte pour ces derniers «n’ont certes pas été nation Asile Suisse, Archives & docu-
abus de fonction par le tribunal condamnés sans raisons par le tribu- mentation.
cantonal de Zurich, en deuxième nal de Nuremberg, mais qu’il ne (Il est possible de commander une
instance (NZZ, 13.11.98). Le faudrait pas traiter chacun de leurs revue de presse plus complète auprès
10.12.98, Facts adresse des re- membres de manière identique» de: Coordination Asile Suisse,
proches sévères au commandant de (Bund, 18./30.11./3.12.98; WoZ, case postale 5215, 3001 Berne;
la police cantonale de Zurich, Peter 3.12.98). fax 031-312 40 45;
Grütter: des erreurs de conduite asylschweiz@access.ch;
graves auraient été commises, prin- http://www.raben-net.ch/)
cipalement par les chefs de secteur Mesures de lutte contre le racisme
de la prison, que le commandant et l’antisémitisme
chercherait à couvrir.
L’enquête exécutée dans le cas du Après que la police fédérale a mena-
touriste de Côte d’Ivoire déclarant cé de dénoncer des fournisseurs
avoir été bousculé, roué de coups de d’accès pour diffusion de matériel
pied, battu et injurié de termes ra- raciste et pornographique, les deux
cistes par deux fonctionnaires à la parties se rencontrent début août
fin du mois de décembre 1997, à 1998 (presse quotidienne, 19.6.98;
Berne, est suspendue faute de SB, 28.6.98; TdG, 27.7.98; Bund,
preuves et de témoignages (Bund, 5.8.98; CdG, 6./8.8.98; sda, 7.8.
14./17.10.98; voir également 98; BT, 13.8.98). Fin octobre, ils
TANGRAM 98/5, p. 80). Un Al- annoncent la parution d’un rapport,
banais du Kosovo qui avait rendu au début de 1999, qui devrait mon-
visite à la même banque deux fois trer comment procéder pour lutter
dans la même heure et avait en contre les pages d’accueil à contenu
conséquence été interdit de séjour raciste, pornographique ou, de
dans la ville de Berne, soupçonné manière générale, illégal (presse
d’être un trafiquant de drogue, ré- quotidienne, 30.10.98). Un article
cupère l’argent confisqué et est de du magazine de l’ARD Report
nouveau autorisé à se rendre à Berne Mainz rapporte que la protection
(Bund, 17.7.98). constitutionnelle de Basse-Saxe a
Au mois de décembre, augenauf pu ouvrir 156 pages d’accueil na-
(n° 23) fait savoir qu’un Tunisien a zies. «En 1996, le chiffre n’était que
été emmené menottes au poignet à de 32» (AZ, 3.11.98).
la douane bâloise dans la nuit du 4 Le chef de la Task Force, Thomas
au 5 septembre, que lui et sa femme Borer, propose lors de la conférence
ont été retenus des heures durant sur l’holocauste de Washington
sous surveillance policière, qui se (30.11–3.12.98), qu’une conféren-
sont moqués d’eux et les ont battus. ce internationale soit organisée
wartet Isufi indes bis heute ver- Zuchwil/SO (NMZ, 15.10.98) und anstanden, deswegen zurückge-
geblich. Er will diese deshalb not- Schlieren ZH (NZZ, 8.10.98, TA stellt worden seien.
falls per Gerichtsentscheid erzwin- 12.10.98), wo sich nach einem «Nun ist einer zur Tat geschrit-
gen.» Monat Betrieb 127 statt 60–80 ten!» titelt der TA, «Stoppt die
Asylsuchende aufhalten, was zu Brandstifter!» kommentiert das
einer emotionsgeladenen Stim- SGT, «Un village sur pied de guer-
Flüchtlinge und Asyl mung führt (NZZ, 11.11.98). re» Le Matin (13.10.98), die
Ängste der Quartierbewohner/in- «feige Tat»: Der Sprengstoffan-
Am 7. September begleitet ein Stu- nen melden Muri/BE (Bund, schlag auf die noch unbewohnte
dent einen asylsuchenden Freund 10./19.9.98), Bolligen/BE (Bund, Notunterkunft wird auf der ersten
zur Bundesempfangsstelle in Basel. 25.9.98), Aarburg/BE (AZ, 14.11. Seite der Tagespresse vom
In einem Brief an das BFF be- 98) und Eigenthal/LU (NLZ, 15.10.98 kommentiert, analysiert
schwert er sich am 14.9.98 über 5./6./20.11./2.12.98). Die NLZ ti- und verurteilt. Bronschhofen
das Verhalten eines Securitas- telt am 6.11.98: «Wer schützt uns bleibt bis Ende Monat regelmässi-
Wächters, der ihn mit Fusstritten vor Kriminalität?», als sie diese ges Thema der Berichterstattung
traktiert habe in der Meinung, er Ängste anlässlich einer Gemeinde- (Le temps/Le Matin, 16.10.98;
sei ein Asylsuchender. Das BFF versammlung in Eigenthal thema- Bund/AZ/NZZ/P.S., 17.10.98;
eröffnet eine interne Untersuchung tisiert. Einzelne Gemeinden wie WW/WoZ, 22.10.98; sda, 26.10.
(CdG, 30.9.98). Röthenbach bei Herzogenbuchsee 98). Trotz weiterer anonymer Dro-
Bereits im September hatte Augen- versuchen heimlich, einzelne Asyl- hungen, denen glücklicherweise
zeugenberichten zufolge in Basel suchende anderen Gemeinden un- keine Taten folgen, ziehen am
ein Securitas-Mann einen Hund auf terzujubeln (Bund, 31.10.98). Die 28.10.98 die ersten 50 Flüchtlinge
die Wartenden losgelassen, weil sie Chefin der Asylfürsorge des Kan- ein (Tagespresse, 29.10.98; TdG,
nicht ruhig standen. Schon im Ja- tons Zürich droht drei Gemeinden 30.10.98).
nuar sei ein togolesischer Asylsu- mit Bussen, weil sich diese strikt
chender von einem Hund angefal- weigerten, ihr Soll zu erfüllen (TA,
len worden, als er sich gegenüber 17.11.98). «Eine Provinzposse um Ausländerinnen und Ausländer
einem Securitas-Wächter weigerte 35 Asylanten», kommentiert die
zuzugeben, dass er durch Frank- AZ das Ereignis (19.11.98). Mit der neuen Verordnung zur Be-
reich in die Schweiz gelangt sei Bitterer Ernst in Bronschhofen/ grenzung der Ausländer in der
(TdG, 13.10.98). TG: Ende September erfuhr die Schweiz (Ausländerregelung) hat
Aufgrund der angespannten Lage Gemeinde aus den Medien vom das von der EKR kritisierte Drei-
im Kosovo geraten die Empfangs- Vorhaben des BFF, dort eine Not- Kreise-Modell ausgedient (Tages-
stellen des Bundes sowie etliche unterkunft für vorerst 150 Asylsu- presse, 22.10.98). Während Ge-
Kantone und Gemeinden in chende einzurichten (Tagespresse, werbe und Tourismus am Modell
Schwierigkeiten bei der Unterbrin- 25.9.98, SGT, 28.9.98). An einer noch festhalten wollen, beanstan-
gung von neu angekommenen Sondersitzung redigiert der Ge- den SP und SGB sowie Asylorgani-
Flüchtlingen (SoZ, 20.9.98). Viele meinderat einen Appell an den sationen, dass es lediglich von
Gemeinden üben sich daraufhin in Bundesrat und lädt zu einer Presse- einem Zwei-Kreise-Modell ab-
«zivilem Widerstand». In Reiden/ konferenz ein. Eine Sonderausgabe gelöst worden sei, das sich nur zur
LU sammelt der Gemeinderat sel- des Gemeindeblattes kursiert. Festung Europa hin öffnet, Migran-
ber 1878 Unterschriften gegen ein Darin schreibt der Rat: «Gegen ten dagegen in den Untergrund
vom Kanton geplantes Zentrum weitere Ausländer käme es in der treibt (BaZ, 27.7.98; Tagespresse,
(NLZ, 10.7./27.8./4.9.98). In Itti- Bevölkerung wohl zu massivem 3.8.98; CdG, 12.8.98; Le Temps,
gen/BE ist es die JSVP, in Widerstand» (SGT, 29.9.98). Die 27./29.10.98; Carrefour 12).
Köniz/BE und in der Stadt Bern Wiler Nachrichten titeln am Am 24. November 1998 publiziert
sind es die Schweizer Demokraten, 1.10.98 «Asylanten statt Rekru- das Bundesamt für Statistik erste
die gegen entsprechende Vorhaben ten», das SGT am 5.10.98 «Haben Zahlen zu Migration und ausländi-
des Kantons Bern Unterschriften sich die denn nichts überlegt?» In scher Bevölkerung in der Schweiz: Ein
sammeln (Bund, 23.9. /27./30.10. den folgenden zwei Wochen stei- Drittel aller «Ausländer» hat nie
/3./7.11./5./11./12.12.98). In Zü- gert sich die Pressebeachtung für woanders gelebt als in der Schweiz;
rich scheitert ein Antrag auf den «Fall Bronschhofen» aufgrund mehr als eine halbe Million könn-
Zuweisungsstopp der FDP im Ge- des allgemeinen Mangels an Plät- ten Schweizer sein; ohne Niederge-
meinderat knapp (TA, 2.9.98). Egg zen für neu angekommene Asyl- lassene sinkt der Ausländeranteil
akzeptiert ein Durchgangszentrum suchende zusehends (NZZ, 1.10. von 20,6% auf 6,6%; der Wande-
des Kantons Zürich nur mit ein- 98, Blick, 2.10.98, Tagespresse, rungssaldo aus EU-Staaten ist ne-
schränkenden Auflagen (TA, 5.9. 10.10.98). Le Matin meldet am gativ, trotzdem stammen 57% der
98). Auflagen fordern auch Kap- 12.10.98, dass Bauprojekte, die in Ausländer immer noch aus dem
pelen-Lyss/BE (Bund, 25.9.98), der Nähe des geplanten Zentrums EU- und EFTA-Raum. Das Bun-
desamt für Statistik stellt eine ent- am 20.12.98 bejaht: «Apartheid in Nach 20 Jahren «Providurium»
sprechende Studie jährlich in Aus- der Schule.» zwischen Zentralwäscherei, Auto-
sicht (Tagespresse 25.11.98). SD-Stadtrat Riesen (Bern) postu- bahn und Öltanks, bei Lärm, Platz-
Bei der 1992 neu eingeführten liert getrennte Klassen als Mass- mangel und schlechter Luft, zieht
erleichterten Einbürgerung für nahme gegen die «katastrophale das Ehepaar Minster aufs zehnte
mit Schweizern/-innen verheiratete Überfremdung» (Bund, 23.11.98). der insgesamt 36 Grundstücke des
Ausländer/innen ist das Bundes- 15000 Quadratmeter umfassenden
amt für Polizeiwesen mit rund Standplatzes (Bund, 25.8./26.10.
8000 Gesuchen im Rückstand (SB, Zigeuner/Fahrende 98; TdG, 26.10.98). Scharotl,
29.11.98). die Zeitung des jenischen Volkes,
«Unerwünscht. Polizei wies Fah- widmet dem neuen Standplatz
rende vom Rastplatz Würenlos seine Dezember-Ausgabe.
Schule weg.» Die Berner Polizei hatte «Die eidg. Kommission gegen
«ihre Aargauer Kollegen von der Rassismus nutzt das Jubiläumsjahr
Das St.Karli-Schulhaus führt im möglichen Invasion Fahrender in- (...) und fordert insbesondere den
neuen Schuljahr eine neue Klas- formiert», letztere haben den Rast- Bund (...) auf, sich für eine weitere
seneinteilung ein: Eine 1.Klasse platz vorsorglich abgeriegelt (AZ, Verbesserung der Lebensbedin-
wird zu 100%, zwei weitere mit 13.8.98). In Baden/AG antwortet gungen der nichtsesshaften Min-
32% bzw. 37% fremdsprachigen der Stadtrat auf ein Postulat: derheit in unserem Land einzuset-
Kindern geführt (NLZ, 3.7.98). SP «Keine geeigneten Plätze für Fah- zen.» Am 25.10.98 streut die sda
und Grüne reichen dagegen eine rende» (AZ, 5.9.98). In Wettin- diese Meldung. Bund, NZZ, BaZ,
Interpellation im Stadtrat Luzern gen/AG opponiert ein Anwohner TA und Le Temps listen die Ände-
ein: «Damit Integration möglich gegen den Durchgangsplatz (AZ, rungen und Anpassungen auf, die
ist, braucht es den Kontakt zu 20./22.10.98). die Kommission vorschlägt zur
deutschsprachigen Kindern» (NLZ, Jenische Woche in Schweiz aktuell Verbesserung der Lage bei den
2.11.98). (Fernsehen DRS, 24.–28.8.98). Stand- und Durchgangsplätzen,
«Am Vorabend des Tages der Am Montag wird San Vittore/GR dem Schulbesuch und der Arbeits-
Rechte der Kinder, am 19.11.98, portraitiert, wo sich ein Komitee möglichkeit von Kindern und den
hat das Stadtparlament von Dieti- gegen die Fahrenden konstituiert Patenten fürs Hausieren. TdG und
kon im Zürcher Limmattal (...) mit hat (CdT, 28.8.98). Eine von 360 Bund nehmen den gleichzeitig
der krassen Mehrheit von 22 gegen Personen unterzeichnete Petition stattfindenden Tag der offenen
10 Stimmen (...) ein SVP-Postu- an die Bündner Regierung fordert, Türen im neu erstellten Standplatz
lat» überwiesen, «gemäss dem die die Polizei habe «dafür zu sorgen, Buech zum Anlass für ausführliche
Einführung von Klassen nur für dass die Fahrenden der Gemeinde Berichte.
deutschsprachige Kinder geprüft fernbleiben»(NLZ,26.9.98). «We- Basel, 7.11.98: Der Therwiler Ge-
werden soll» (Magazin für Schu- der in Bioggio noch in Bedano und meinderat wehrt sich gegen einen
le und Kindergarten, 98/109, Rivera können vorläufig Standplät- Durchgangsplatz für Fahrende.
TA 28.10.98). ze für Fahrende zur Verfügung ge- Auch bei anderen Gemeinden sind
Unter dem Titel «Ausländer raus? stellt werden» (TZ, 1.10.98). die Pläne des Kantons auf Wider-
– Rassen- statt Klassenkameraden» Cazis/GR, am 25.8.98 von Schweiz stand gestossen (BaZ, zitiert in
– widmet Facts am 5.11.98 seine aktuell besucht, hat hingegen einen Scharotl 4).
Titelgeschichte dieser Thematik. Standplatz befürwortet. Kurz zu-
Entgegen reisserischem Layout vor hatte die nahe Gemeinde Trim-
und verkürzter Titelgebung er- mis/GR zwar einen solchen eben- Rechtsextremismus
weist sich das Dossier als ausgewo- falls befürwortet, jedoch die Auf-
gen und gut recherchiert und gibt nahme jenischer Kinder in die La Liberté widmet am 29.7.98
vor allem über den Raum SO/AG Dorfschule verweigert. Der Schul- eine ganze Seite dem Avalon-Kreis,
Auskunft. Das Limmattaler Tag- alltag eines jenischen Schülers in einer völkischen, eurozentristi-
blatt titelt am 21.11.98: «Etwas Cazis wird im Bild festgehalten schen Geheimgesellschaft Rechts-
für unsere eigenen Kinder tun» (Die Südostschweiz, 26.8.98). extremer, der Negationisten wie
und porträtiert dabei ausschliess- Am 26.8.98 wird die Sendung aus auch Hammerskins angehören.
lich die Ansicht des SVP-Postulan- Winterthur ausgestrahlt, wo An- 1989 vom Viking-Jugend-Chef
ten. Das Magazin für Schule fang Oktober «der Gemeinderat Roger Wüthrich und seinem
und Kindergarten liefert ein eine interne Regelung für die Bele- Freund Gossweiler gegründet, gibt
Dossier zur mehrsprachigen Schule gung des ‹Heiget-Platzes› durch die ca. 150 Mitglieder zählende
und fragt auf der Titelseite: Fahrende» erstellt hat (Landbote, Gruppe ein internes Schreiben na-
«Apartheid in der Schweizer Schu- 6.10.98). mens Avalon-Brief heraus und feiert
le?» Die Frage wird in der GBI- Am 28.8.98 besucht das Team in Waldhütten, Burgen oder ruhi-
Zeitung Neue Gewerkschaft Berns neuen Standplatz in Buech. gen Häusern im Bernbiet Kristall-
nacht, den Fall der Mauer und den tet) angegriffen und dort massiven Am 10.10.98 überfallen etwa fünf-
Putsch Hitlers in München. Schaden angerichtet hatte (Die zehn Männer aus der Winterthurer
Am Albanifest im Juni 1998 grei- Region, 8.10.98). rechtsextremen Szene die linke
fen etwa 20 Naziskins am Bahnhof Eine Gruppe Naziskins zieht in der Beiz Widder, die 1998 «wieder-
Jugendliche und einen Beamten Nacht auf Sonntag durch die holt zur Zielscheibe rechtsgerich-
tätlich an (NZZ, 29.6.98). Schaffhauser Altstadt und greift teter Angriffe geworden [sei]: (...)
Am 23. Mai 1998 treffen sich ca. mehrere Personen tätlich an. Zwei Augenzeugen sagen aus, es handle
150 Naziskins im Wald bei Lang- Personen müssen sich in Spital- sich um immer dieselben Perso-
rickenbach/TG. Verdächtige Per- pflege begeben (Schaffhauser nen» (TA, 12.10.98).
sonen und Fahrzeuge werden über- Nachrichten, 18.9.98). In der Nacht vom 12. auf den
prüft, ohne allerdings auf verbote- Das oberhalb Lausanne geplante Ian 13.12.98 verletzen Skins zwei Ju-
nes rassistisches Propagandamate- Stuart Memorial vom 24.9.98 wird gendliche und einen Gemeinde-
rial zu stossen. von der Waadtländer Regierung polizisten mit Eisenstangen in
Die Polizei schätzt, dass der Be- kurzfristig verboten (Tagespress,e Dietlikon/ZH. «Sechs Schweizer
stand der Skinheads im Kanton 16./17./19.9.98). An die 40 Ham- im Alter zwischen 16 und 21 Jah-
Thurgau leicht zunimmt. An merskins treffen sich dennoch auf ren, die alle in Winterthur und
Schulen mit Internet-Anschlüssen der Autobahnraststätte Yvorne und Umgebung wohnen, (...) müssen
wird kontrolliert, auf welche bedrängen einen Kameramann des sich wegen Raufhandels, Gewalt
Angebote und Informationen die TSR so lange, bis er ihnen seine Auf- und Drohung gegen Beamte sowie
Schüler zurückgreifen (SGT/ nahmen übergibt. Die Naziskins Sachbeschädigung verantworten»
Thurgauer Zeitung, 17.8.98). zerstören das Band vor den Augen (SoZ, 13.12.98; ap/TA, 14.12.98).
An einem Treffen besprechen der zahlreich anwesenden Polizei. Die Lausanner Polizei verbietet das
Polizeikommandanten aus der Im Nachtrag beschäftigt sich die Konzert der englischen Dark-
Schweiz, Deutschland, Liechten- Presse mit der Frage, warum der Wave-Gruppe Death in June (WoZ,
stein und Österreich Strategien zur Staatsrat das Treffen nicht sofort 5.11.98; sda, 16./17.11.98; Le
Eindämmung von Straftaten durch verboten habe, da er mindestens Temps, 14.11.98). In einem Kasten
Skinheads (SGT, 23.10.98). seit dem 7.9.98 alle Elemente für gibt Le Temps bekannt, dass Oliver
Ca. 30 Naziskins greifen in der die Beurteilung der Lage besass Kunz, Organisator des Naziskin-
Nacht vom 8. auf den 9.8.98 zum (24h, 25.9.98; Megafon 10; Konzertes vom 7.3.98 im Kanton
fünften Mal eine seit vier Jahren Karnikl Herbst; SoZ, 23.8.98; Neuenburg, und zwei weitere
besetzte Strickwarenfabrik in Zol- Le Temps, 24.8.98; Vorwärts, Skins, alle verteidigt vom Genfer
likofen/BE an. Sie werden mit 25./28.8.98). Anwalt Junod, mangels Beweisen
Gummischrot abgewehrt. Als dar- Die Antifaschistische Liga Freiamt freigesprochen wurden, «da der Po-
aufhin scharf geschossen wird, wer- (A.L.F.) veröffentlicht Anfang Ok- lizeirapport ‹ziemlich hohl› gewe-
den zwei Personen verletzt. Die Po- tober eine Chronologie über 18 sen sei» (WoZ, 19.11.98). Gegen
lizei nimmt lediglich zwei Bewoh- «faschistisch motivierte Übergriffe Kunz ist noch «ein weiteres ein-
ner/innen des Areals fest. Die Anti- im Freiamt (Aargau) von 1996 bis schlägiges Strafverfahren» hängig:
fa Bern vermutet, dass es sich bei 1998» (Karnikl 4). «Die Zollbehörden beschlagnahm-
den Angreifern um Berner Hooli- Freispruch für zwei Skinheads im ten eine Sendung von rassistischen
gans aus dem Umfeld der Natio- Liechtensteiner Schöffengericht. Tonträgern, die Kunz in die
nalen Offensive Ittigen, ehemals Or- Sie hatten im August 1997 anläss- Schweiz einführen wollte.»
ganisation Bern, früher Neofaschisti- lich einer «perfekt organisierten» An die 150 Naziskins planten,
sche Front Bern, handelt (Bund, Aktion der Nationalen Initiative sich am 28.11.98 in Salavaux/VD
11./12./14.8.98; Vorwärts, 28.8. Schweiz Flugblätter zum Boykott zu treffen. Nachdem die Waadt-
98; Noir&Rot, 9./10.98). des Basler Zionistenkongresses in länder Regierung am Wochenende
Im Romp-Heft Nr. 17 «nimmt ein Briefkästen verteilt (WoZ, 8.10. das Treffen auf ihrem Territorium
aufwendig recherchierter Bericht 98). verboten hatte, handelte der Frei-
über eine faschistische Szene ent- Das neue Grundlagenwerk von burger Staatsrat ebenso. Am Sams-
lang der Kleinen Emme, zwischen Jürg Frischknecht und Peter Nigg- tagabend versammeln sich trotz-
Littau und Wolhusen» viel Platz li (Rechte Seilschaften – Wie die un- dem etwa 70 Naziskins in Murten
ein (NLZ, 9.9.98). An einer Veran- heimlichen Patrioten den Zusammen- (24h, 28./29./30.11.98; sda, 29.
staltung der Schulpflege Littau bruch des Kommunismus meisterten. 11.98).
zum Thema Naziskins bestätigt Zürich: Rotpunkt-Verlag) wird von Ein mittlerweile 24jähriger Stu-
Rektor Rolf von Rohr die Existenz den Medien mit grossem Interesse dent der Rechtswissenschaften
einer lose organisierten rechtsex- aufgenommen (TA, 6.10.98; SoZ, wird am 12.11.98 zu drei Jahren
tremen Szene, die im Frühling 11.10.98; WW, 15.10.98; SGT, Haft verurteilt. Er hatte 1995 und
1998 das ehemalige Restaurant 22.10.98; AZ, 16.11.98; NZZ, 1997 in Brugg/AG und Nussbau-
Hammer (kurze Zeit besetzt und 17.11.98; Vorwärts, 20.11.98; men bei Baden/AG drei Brandan-
seit über zwei Jahren legal gemie- Friedenszeitung 5). schläge auf Asylunterkünfte verübt
(Tagespresse, 13.11.98; WoZ, 12. Stimmen die Aufhebung von Kel- zu einer Busse von 7000 Franken
11.98; AZ, 1.12.98). lers parlamentarischer Immunität verurteilt.
«Das Skinheads-Urteil ist rechts- (TA, 18.12.98). «Aufmarsch der Revisionisten»:
kräftig» (NLZ, 26.11.98): «Zwei «Kauft bei Juden!» titelt die JR Mit diesem Titel trifft die NZZ
Rechtsextreme, die im November am 9.7.98 ihre Antwort an Keller wohl die Stimmung im Saal am be-
1995 an einem Überfall auf ein auf ihrer ersten Seite, «Unent- sten, als der bekennende Basler Ne-
Festival in Hochdorf beteiligt schuldbare verbale Entgleisung» gationist Jürgen Graf und sein Ver-
waren, müssen definitiv für 12 Mo- heisst es im Titel der Seite Schweiz, leger Gerhard Förster am 16.7.98
nate ins Gefängnis» (sda, 26.11. «Eskalation stoppen» im Editorial. vor dem Badener Bezirksgericht er-
98). Die bedingte Strafe wurde am Weniger emotional die Berichter- scheinen (Tagespresse, 17.7.98;
26.7.98 in eine unbedingte umge- stattung des IW am 10.7.98: SoZ, 5.7.98; AZ/Bund/NZZ, 14.
wandelt (sda, 26.7.98). «Wann kommt der Bundesrat?» 7.98). Graf muss sich in sechs, För-
fragt die Zeitschrift und lässt Par- ster in zwei Verfahren verantwor-
teiverantwortliche, Politiker und ten. Die Weltwoche gibt über
Antirassismus-Strafnorm Leser für sich sprechen: «Das ist die Verfahren und ihre Bedeutung
eine Schweinerei.» Ein fundierter detailliert Auskunft (9.7.98), am
Anlässlich der Kantonalwahlen im Artikel über Kellers «braune Ver- 23.7.98 mokiert sich allerdings
April werden in Bern an 675000 gangenheit» ruft seine Jugend in dieselbe Zeitung über den Prozess
Stimmberechtigte Wahlprospekte Erinnerung, z.B. als Präsident der als eine «eigenartig spassige Ge-
der FPS versandt, die zu zwei unab- Jungnationalen und der Bewegung schichte». Das Gericht verurteilt
hängig voneinander eingeleiteten Nationale Basis Schweiz, die «in am 21.7.98 Graf zu 15 und Förster
Ermittlungen wegen Rassendiskri- ihrem Zweimonatsheft Visier (...) zu 12 Monaten Gefängnis unbe-
minierung führen. Eine «Karika- ungeniert Texte von Hitler» ab- dingt (Tagespresse, 22.7.98). Das
tur» zeigt eine offenkundig auslän- druckte. ist die bisher höchste erteilte Strafe
dische Person, auf deren Jacke die Lega-Präsident Giuliano Bignasca wegen Verstosses gegen die Anti-
Worte «Ich Asyl. Mir gut geht. veröffentlicht in seinem Gratis- rassismus-Strafnorm.
Echt Leder» gekritzelt sind (Bund, blatt Il Mattino della Domeni- Graf verliert am 1.8.98 nach Inter-
3.7.98). Die Parteipräsidentin ca am 5.7.98 die Namen von 60 vention der Erziehungsdirektion
Ruth Spycher will das erstinstanz- Personen unter dem Titel Die seinen Job an einer Basler Sprach-
liche Urteil – eine Busse von 500 Juden, die Clintons Hof beherrschen. schule (SoZ, 9.8.98; sda, 6./10.8.
Franken – nicht akzeptieren. Der Migros, Coop und Credit Suisse 98).
Bund vom 18.11.98 druckt neben stoppen daraufhin ihre Inserate. Vier Wochen nach dem Urteils-
der Meldung die umstrittene Kari- Der SB berichtet am 12.7.98, dass spruch will die Aargauer Staatsan-
katur ab. die Liste aus dem Parteiorgan der waltschaft bereits wieder Strafan-
In einem Communiqué rufen die amerikanischen Nazis stammt zeige gegen Förster erstatten, weil
Schweizer Demokraten am 3.7.98 (TA/sda, 13.7.98; NZZ, 15.7.98). er inzwischen verschiedenen Buch-
dazu auf, «sämtliche amerikani- Infolge des eingeleiteten Strafver- handlungen per Verlagsprogramm
schen und jüdischen Waren, Re- fahrens wegen Verletzung der An- 1998 negationistische Bücher an-
staurants und Ferienangebote zu tirassismus-Strafnorm kündigt die gepriesen hat (sda, 17.8.98). Einen
boykottieren»(Bund, 4.7.98). Tags Vogt Schild in Solothurn den Monat später stirbt Förster (BaZ,
darauf wird gegen Rudolf Keller, Druckauftrag (ap, 29.7.98). Nach- 25.9.98).
Baselbieter Nationalrat der SD, in dem auch die Churer Gasser Print Walter Fischbacher wird in zweiter
Zürich Strafanzeige erstattet (SoZ, AG es vorzieht, die Zeitung nicht Instanz vom St. Galler Kantonsge-
5.7.98). Ein Verfahren zur Aufhe- zu drucken, erscheint Il Mattino richt zu zwei Monaten Gefängnis
bung von Kellers Immunität wird einmal nicht (BaZ, 10.8.98). Am bedingt verurteilt. Er verglich in
im Juli eingeleitet (ap, 17.7.98). darauffolgenden Sonntag druckt einem Rundschreiben vom Juli
An der Delegiertenversammlung die Vogt Schild Il Mattino ange- 1995, das er an 30 benachbarte
seiner Partei vom 30.10.98 gibt sichts der massiven Schadenersatz- Haushalte in St. Gallen und an 70
Keller bekannt, eine Initiative zur forderungen vorläufig wieder (Ta- weitere Personen verteilte, die
teilweisen Ausserkraftsetzung der gespresse, 14.8.98; Bund, 30.8.98). Weltzionisten (Wezis) mit den Na-
Antirassismus-Strafnorm zu star- Im Oktober wird Rodolfo Pantani, tionalsozialisten (Nazis) (Tages-
ten, falls seine Immunität aufgeho- Gemeinderat von Chiasso, wegen presse, 18./19.8.98).
ben werde. Am 9.11.98 berät die eines Artikels über Albaner in der Die Polizei beschlagnahmt bei den
Rechtskommission des Nationalra- Schweiz in Il Mattino zu einer Hausdurchsuchungen der Informa-
tes über das Geschäft (sda, 1.11.98; Busse von 600 Franken (TZ, tikfirma von Ernst Indlekofer (vgl.
TA, 9.11.98) und beantragt die 24.10.98), im Dezember wird Bi- TANGRAM 98/5, S.70) kisten-
Aufhebung (Tagespresse, 10.11.98; gnasca wegen im Juni 1998 ge- weise rechtsextremes Material, dar-
WoZ, 12.11.98). Am 17.12.98 be- machter antisemitischer Äusserun- unter die Neuausgabe der Postille
schliesst der Rat mit 94 gegen 45 gen (vgl. TANGRAM 98/5, S.74) Recht+Freiheit, die unter ande-
rem einen Artikel des frisch verur- verlangt eine (symbolische) Ent- der Einstellung gegenüber Flücht-
teilten Jürgen Graf enthält (SB/sda, schädigung von 100 000 Franken, lingen geprägt sind, orientiert sich
23.8.98). Nach dem Durchgreifen weil er Ende 1943 von Schweizer die administrative Praxis mehr an
der Polizei wird die Homepage von Grenzwächtern ausgeliefert und als der Arbeitsmarktlage» (WW, 2.7.
einem RuF-Site-Team weiterbe- Jude denunziert worden war. Die 98). Dies sei insofern gefährlich, als
treut, und Graf ruft nach der Ver- WoZ publiziert die 40seitige Kla- «dass die willkürliche Zuteilung
haftung von Indlekofer zur Arbeit geschrift auf ihrer Homepage auf einen restriktiven Kanton ihre
im Untergrund auf. Auch die VgT- (www.woz.ch; WoZ, 16.7.98) zu- Chancen stark beeinflusst, ob sie in
Internet-Seite von Erwin Kessler sammen mit weiteren Dokumen- der Schweiz bleiben können oder
verbreitet die Grafsche Erklärung ten und dem Bundesratsentscheid nicht». In einer Evaluation der
(WoZ, 3.9.98). vom 22.6.98. Der Bundesrat hat BFF-Geschäftsstatistik werden die
Ein 48jähriger Freiburger, der im Spring zwar sein «tief empfunde- Anerkennungsquoten der Kantone
Frühjahr für das Amt des Präfekten nes Mitgefühl und Bedauern» aus- zwischen 1988 und 1996 unter-
kandidiert hatte, wird zu vier Mo- gesprochen, dennoch jeglichen An- sucht: «Die Zahlen der effektiven
naten Gefängnis bedingt verur- spruch auf Genugtuung «als Anerkennungsquoten für Asylsu-
teilt, weil er in Châtel-St-Denis an- ‹durch Zeitablauf› verwirkt» ab- chende, die in die Zuständigkeit
tisemitische Plakate aufhängte und getan (Tagespresse, 24.6.98; Le der Kantone Nidwalden oder Ap-
Flugblätter mit rassistischen Äus- Courrier, 4./5.7.98). penzell Innerrhoden fallen, sind
serungen verteilte (Le Temps/sda, Am 24.12.98 berichtet die Presse mehr als doppelt so hoch wie dieje-
10.9.98). über die Replik der Schweiz. Eid- nigen für die Kantone Wallis und
Der ehemalige Eidgenoss-Her- genossenschaft (Le Temps/TA, Tessin» (NZZ, 6.7.98).
ausgeber Max Wahl wird in Win- 24.12.98). Die WoZ gibt Details Die Schweizerische Flüchtlingshilfe
terthur zu 45 Tagen Gefängnis un- bekannt: «Sie geht hinter alles (SFH) widmet der Studie einen aus-
bedingt verurteilt, obwohl er un- zurück, was der Bundesrat in den führlichen Bericht in ihrer Quar-
mittelbar vor Inkrafttreten der letzten fünf Jahren zur schweizeri- tals-Zeitschrift für Asylrecht und
Antirassismus-Strafnorm zwar die schen Flüchtlingspolitik während -praxis Asyl 98/3, das BFF reagiert
Postille eingestellt hatte, «dem der Nazizeit reumütig von sich mit einer Stellungnahme in der fol-
harten Kern» jedoch weiterhin gab.» Dem Eidg. Finanzdeparte- genden Ausgabe (Asyl 98/4).
seine «Notizen» zustellte (TA, ment (EFD) «scheint es ausge- Ein Sicherheitsbeamter des provi-
22.9.98; WoZ, 24.9.98). Am schlossen, dass der Kläger in einer sorischen Polizeigefängnisses auf
22.12.98 spricht das Bezirksge- Jugendherberge in La Curie über- der Kasernenwiese in Zürich wird
richt Zürich einen NZZ-Journa- nachtet hat, da eine solche dort nie fristlos entlassen, weil er unmoti-
listen vom Vorwurf der Ehrverlet- existiert» habe. Zwei Bilder der Ju- viert Pfefferspray gegen einen
zung frei, er hatte den alten Her- gendherberge, eines vom Novem- Häftling eingesetzt hat (TA,
ausgeber als Teil der Schweizer Na- ber 1998 und eines vom November 16.7.98). Ein weiterer Beamter aus
ziszene bezeichnet (sda, 22.12.98). 1943, widerlegen diese Behaup- demselben Gefängnis, der im Som-
Laut einem Gutachten des Zürcher tung (WoZ, 98/15). mer 1997 einen algerischen Häft-
Strafrechtsprofessors Marcel Nigg- Eine Studie der Universitäten Kon- ling kalt abgespritzt hatte, wird
li verletzen die SVP-Plakate gegen stanz, Bern und Zürich (im Rah- vom Zürcher Obergericht in zwei-
das Kontaktnetz für Kosovo-Alba- men des NFP 39 Migration) befasst ter Instanz vom Vorwurf des Amts-
ner in Zürich das Rassendiskrimi- sich mit dem Zusammenhang zwi- missbrauchs freigesprochen (NZZ,
nierungsverbot (TA, 6.10.98). Der schen Arbeitslosigkeit, einge- 13.11.98). Am 10.12.98 erhebt
Genfer Sektion der SVP droht schränktem Arbeitsmarkt und Facts schwere Vorwürfe gegen
wegen rassistischer Propaganda in Asylpolitik auf kantonaler Ebene. den Kommandanten der Kantons-
einem Schaufenster ein Gerichts- Die Studie weist auf den beträcht- polizei Zürich, Peter Grütter: Es
verfahren (Le Temps, 8.10.98). lichen Interpretationsspielraum gebe vor allem bei den Sektorlei-
Der Schweizer Autor und Verleger der Kantone hinsichtlich Arbeits- tern des Gefängnisdienstes gravie-
Marcel Huber aus Lantsch bei Len- bewilligungen für Asylsuchende rende Führungsmängel, die der
zerheide muss sich vor Gericht ver- hin und stellt aufgrund der kanto- Kommandant unter Verschluss zu
antworten, weil er in seinem im nalen Abstimmungsresultate der halten versuche.
Frühjahr 1997 erschienenen Buch SVP-Asylinitiative vom Dezember Die Untersuchung im Fall des
Uns trifft keine Schuld die Juden ver- 1996 fest, dass «sich die Restrikti- Touristen aus der Elfenbeinküste,
unglimpft hat (sda, 15.10.98). vität bei der Erteilung von Arbeits- der laut eigenen Aussagen Ende
bewilligungen auf latente frem- Dezember 1997 in Bern von zwei
denfeindliche Strömungen in der Beamten gestossen, getreten, ge-
Behörden, Verwaltung und Polizei Bevölkerung zurückführen» lasse. schlagen sowie rassistisch tituliert
«Während die administrativen Re- worden war, wird mangels Bewei-
Joseph Spring klagt gegen die gelungen im Vollzug der schweize- sen und Zeugenaussagen einge-
Schweiz. Eidgenossenschaft und rischen Asylbestimmungen von stellt (Bund, 14./17.10.98, vgl.
auch TANGRAM 98/5, S.74). Ein werden darf» (Bund, 18./30.11./ touren Friends durch die Schweiz,
Kosovo-Albaner, der innerhalb 3.12.98; WoZ, 3.12.98). haben bereits zwei Singles veröf-
einer Stunde zweimal die gleiche fentlicht und scheinen laut TA Er-
Bank aufgesucht hatte und deshalb folg zu haben: «Der Anteil der
als Drogendealer aus der Stadt Bern Massnahmen gegen Rassismus Asylkritiker sank» in dieser Zeit
ausgegrenzt worden war, erhält das und Antisemitismus «von 29 auf 17%, die Zahl der
beschlagnahmte Geld zurück und Hardliner (...) (sechs Prozent), hat
darf Bern wieder betreten (Bund, Nachdem die Bundespolizei Onli- sich fast halbiert» (TA, 24.11.98).
17.7.98). ne-Anbietern mit Anzeigen wegen
In der Nacht vom 4. auf den 5. Sep- Verbreitung von rassistischem und
tember wurden ein Tunesier und pornographischem Material ge- Zusammengestellt von Salvatore Pit-
seine Frau am Basler Zoll in Hand- droht hat, treffen sich die beiden tà, Asylkoordination Schweiz, Archiv
schellen abgeführt, stundenlang in Parteien Anfang August 1998 (Ta- & Dokumentation (eine ausführlichere
Polizeigewahrsam gehalten, ausge- gespresse, 19.6.98; SB, 28.6.98; Presseschau kann bestellt werden bei:
lacht und geschlagen. Eine interne TdG, 27.7.98; Bund, 5.8.98; Asylkoordination Schweiz,
Untersuchung ist eingeleitet wor- CdG, 6./8.8.98; sda, 7.8.98; BT, Postfach 5215, 3001 Bern;
den (TA, 21.9.98; augenauf Nr. 13.8.98). Ende Oktober stellen sie Fax 031-312 40 45;
23). Am 27.10.98 berichtet der TA einen Bericht auf Anfang 1999 in asylschweiz@access.ch;
über zwei Unteroffiziere, die bei Aussicht, der Wege aufzeigen soll, http://www.raben-net.ch/)
ihrem Einsatz an der Grenze illega- gegen rassistische, pornographi-
le Einwanderer beschimpft hatten. sche und allgemein illegale Inhalte
Der Kadi der Festungsartillerie- auf Homepages vorzugehen (Ta- Abkürzungen/Abréviations
Abteilung 16 lässt sich mit dem gespresse, 30.10.98). Laut einem
ap: Associated Press
Funknamen Milosevic ansprechen. Bericht des ARD-Magazins Report AZ: Aargauer Zeitung
Soldaten mimen Terroristen aus Mainz hat der niedersächsische BaZ: Basler Zeitung
Kosovo, und Offiziere singen rassi- Verfassungsschutz 156 Nazi-Home- BZ: Berner Zeitung
BT: Bieler Tagblatt
stische Lieder. Die Militärjustiz er- pages abrufen können. «1996 war- CdG: Courrier de Genève
mittelt (Tagespresse, 5.12.98; en es noch 32» (AZ, 3.11.98). CdT: Corriere del Ticino
SoB, 6.12.98; TA, 23.12.98). Task-Force-Chef Thomas Borer IW: Israelitisches Wochenblatt
JdG: Journal de Genève
Jürg van Wijnkoop, Oberauditor schlägt am Rande der Holocaust- JR: Jüdische Rundschau
der Schweizer Armee, schreibt im Konferenz in Washington (30.11– NLZ: Neue Luzerner Zeitung
Vorwort eines Buches, das ein ein- 3.12.98) eine internationale Kon- NQ: Le Nouveau Quotidien
NZZ: Neue Zürcher Zeitung
schlägig bekannter Rechtsextre- ferenz vor, an der Massnahmen sda: Schweizerische Depeschen-Agentur
mer und Nazisympathisant über gegen die zunehmende antisemiti- SB: SonntagsBlick
die Waffen-SS geschrieben hat, sche und rassistische Propaganda SGT: St.Galler Tagblatt
SoZ: SonntagsZeitung
dass diese «zwar nicht zu Unrecht im Internet besprochen werden sol- TA: TagesAnzeiger
in Nürnberg verurteilt wurde, aber len (AZ, 1.12.98). TdG: Tribune de Genève
doch nicht hinsichtlich der Ge- Die Asylorganisation des Kantons WW: Weltwoche
TZ: Tessiner Zeitung
samtheit ihrer Angehörigen über Zürich veröffentlicht die CD WoZ: WochenZeitung
den gleichen Leisten geschlagen Friends – United Refugees: Seit 1997 24h: 24 heures
ben. Die Beweise müssen stets la démarche n’est pas nouvelle, Première constatation de Perri-
überall sein und sich ununterbro- mais le contenu l’est: avec sa «ra- neau, le Front National n’a cessé
chen vervielfältigen. Eingeweihte diographie des électeurs», Pascal de s’implanter depuis sa «première
wissen das nur zu gut. «Das fol- Perrineau offre aux lecteurs la pre- victoire électorale» lors d’une
gende auf Mai 1979 datierte Do- mière synthèse des recherches sur «municipale partielle» en 1983 à
kument», verkündet das Pamphlet un électorat que certains auraient Dreux. Chef-lieu d’arrondissement
einer selbsternannten Bürgerwehr bien tort de qualifier un peu trop d’Eure-et-Loir, Dreux sera long-
in Arizona (es enthält nichts weni- rapidement de «protestataire». temps la figure emblématique du
ger als die offizielle Kriegser- Une fois n’est pas coutume, c’est parti de Jean-Marie Le Pen et
klärung der Illuminaten an die avec la conclusion que débute la reste quelque part gravée dans
Regierung der Vereinigten Staaten critique de l’ouvrage. Elle ne fait l’histoire du FN comme «la ville
von Amerika), «wurde am 7. Juli preuve de guère d’originalité, du mouvement». Car c’est bien de
1986 in einem gebrauchten IBM- s’inspire pour beaucoup des tra- ville qu’il faut parler lorsque le
Kopiergerät gefunden.» Proof at vaux entrepris dans les années 80 «symptôme Le Pen» est pris sous
last. par nombre d’universitaires (Offe, la loupe. Contrairement à la tradi-
VALENTIN GROEBNER Rucht par exemple) sur les «nou- tion rurale et catholique d’une
veaux mouvements sociaux», et in- grande partie de la droite fran-
siste sur «l’extrême droite comme çaise, le Front National n’a jamais
une réponse autoritaire et matéria- réussi à s’implanter dans les terres
liste à la révolution postmatéria- du conservatisme français. En cela,
PASCAL PERRINEAU liste » (p. 245) qui «d’une certaine il prend même, volontairement ou
Le symptôme Le Pen. Radiographie manière […] [prouverait] qu’ […] non, ses distances de sa filiation
des électeurs du Front National à la nouvelle gauche et aux nou- boulangiste et a fortiori poujadiste
Paris: Fayard, 1997 veaux mouvements sociaux des an- dont est pourtant issu un certain
257 p. nées 70 ont succédé la nouvelle nombre de ses dirigeants dont
droite et les mouvements identi- Jean-Marie Le Pen en personne.
La démarche n’est pas nouvelle. taires des années 80 et 90» Ainsi, dès ses premiers succès na-
Les études effectuées sur l’électorat (p. 247). Le Front National n’est tionaux lors des élections euro-
des partis d‘extrême droite en Eu- alors que l’incarnation d’une «so- péennes en 1984, le FN n’a réalisé
rope ont déjà fait, au gré de l’ac- ciété fermée» face à une «société que des «scores médiocres dans la
tualité, l’objet de nombreuses pu- ouverte» (p. 249) ou, si l’on se ré- plupart des bastions du pouja-
blications réalisées tour à tour par fère aux travaux de Samuel Hun- disme» que furent par exemple à
des politologues (Falter, Duhamel) tington, «la face sombre des so- l’ouest la Charente-Maritime ou le
ou par des instituts de sondage du ciétés postindustrielles» (p.247). Maine-et-Loire au centre (p. 35).
type SOFRES. Mais contrairement L’analyse n’est pas fausse, loin s’en Le Front National est d’abord un
aux analyses circonstancielles, Pas- faut, mais n’apporte que peu d’élé- phénomène urbain. C’est là la se-
cal Perrineau joue la carte de la ments nouveaux dans le débat sur conde leçon que nous livre Perri-
durée. Directeur du CEVIPOF l’émergence des mouvements d’ex- neau à l’aide d’un repère géogra-
(Centre d’Etude de la Vie poli- trême droite sur l’échiquier poli- phique qui n’a cessé de se vérifier
tique française) à Science Po. Paris, tique européen. au cours de ses quinze dernières
l’auteur s’appuie sur l’exemple de En revanche, la richesse du livre se années. Implantée au Sud, à l’Est,
son propre pays qui depuis quinze trouve ailleurs: limpide au niveau en partie dans le Nord et en région
ans détient le triste privilège d’être de la démonstration, il est plein parisienne, à l’exception de Paris
confronté à la montée de l’extrême d’enseignements sur le plan des intra muros, «l’influence frontiste
droite. L’histoire du Front Natio- faits. Détaillé sans superflu, illustré s’étend à l’est de la ligne Le Havre–
nal (FN) est replacée dans celle de avec de nombreux graphiques, pré- Perpignan» (p. 130). Donc au sein
la France des ces deux dernières cis dans le temps et dans l’espace de cette France orientale, plus
décennies; l’histoire de son électo- historique et géographique, il sort riche, mais plus inégalitaire qu’à
rat dans celui d’une évolution qui des sentiers battus. A la fois, il con- l’ouest, de cette France qui dès le
des élections législatives de 1981 – firme certaines données et en infir- début des années 60 allait ac-
celles qui ont suivi l’élection de me d’autres. A la fois, il conforte et cueillir les paysans victimes de
François Mitterrand à la prési- surprend, sans pour autant tomber l’exode rural, les pieds-noirs venus
dence de la République – aux lé- dans une critique certes nécessaire, d’Afrique du nord et les premiers
gislatives de 1997 (le livre est paru mais souvent trop systématique et immigrés de la Méditerranée. En
avant les «régionales» de 1998 où superficielle. L’objet de l’ouvrage d’autres termes, la France frontiste
le FN a obtenu 15,4% des voix) est simple, sa réponse l’est presque est celle de l’industrialisation, celle
ont porté les scores du parti de tout autant. Qui sont les électeurs d’une croissance exponentielle,
Jean-Marie Le Pen de 0,3% à 15% du Front National et quelles sont souvent mal maîtrisée, celle de ces
des suffrages exprimés. Nul doute, leurs idées? banlieues construites à la va-vite,
n’importe comment, celle qui dès comme suit: il s’agit d’un homme sitaire est élevé, plus grandes sont
le début des années 80 conjugua jeune, de sexe masculin, issu d’au- vos chances de voter pour le FN.
désillusion et chômage, celle qui a cune classe spécifique, donc «in- Seuls 10% de celles et ceux qui
perdu ses repères sociaux et poli- terclassiste», et plus surprenant, ont suivi des études supérieures
tiques, sans pour autant jamais au niveau religieux, il est «en voie donnent leur voix au parti de Jean-
prétendre en avoir eu beaucoup. de déchristianisation». Donc, rien Marie Le Pen, alors qu’ils sont
Présent dans une France vidée sur à voir avec un vieux nostalgique de 17% à le faire si leur cursus sco-
sa gauche de la substance idéolo- «l’Algérie française» ou de surcroît laire s’est arrêté quelque part entre
gique incarnée depuis la Seconde du régime de Vichy, voire d’un le primaire et le secondaire. Pour-
Guerre mondiale par le Parti com- militant intégriste catholique. tant, une exception vient contre-
muniste et sur sa droite par une Ainsi, sur un électoral qui re- dire cette règle. C’est chez les
forte croyance dans le catholi- cueille globalement 15% des suf- «techniciens» et chez les «com-
cisme, le Front National profite frages exprimés, 18% d’hommes merçants diplômés» que le FN
plus que nul autre de la soi-disant contre 12% de femmes, 19% des réalise ses meilleurs résultats avec
«fin des idéologies» pour occuper 25–34 ans et 18% des catholiques 19% des suffrages exprimés, c’est-
désormais «un espace politico-cul- non pratiquants ont donné leur à-dire auprès de personnes qui ont
turel» (p.46) qu’aucune autre or- voix à un candidat du FN lors des obtenu un diplôme au contenu
ganisation politique n’a réussi jus- dernières législatives de 1997. En- plus pratique que théorique. C’est
qu’à ce jour à (re)conquérir. core plus instructifs sont les ici que Pascal Perrineau nous livre
Le lecteur s’étonnera alors quelque chiffres qui font part de leur ap- l’une de ses principales conclusions
peu que Pascal Perrineau veuille partenance sociale. Le Front Natio- qui, à défaut d’être très originale,
«abandonner la logique des filia- nal puise ses sources électorales n’en est pas moins essentielle:
tions politiques (pour) se pencher (toujours sur la même base de
«Le capital culturel, lorsqu’il est faible,
sur les logiques sociales qui struc- 15%) auprès des petits commer-
donne peu d’outils pour comprendre et ac-
turent l’implantation territoriale» çants, artisans et petits industriels
compagner les changements économiques, so-
(p.129) du FN. En effet, quoique (26%), des ouvriers (24%) et des
ciaux et culturels qui affectent des sociétés
non territoriale, l’explication poli- chômeurs (15%) (p.102), c’est-à-
ouest-européennes de plus en plus mobiles.
tique reste de mise pour com- dire auprès de cette «France socia-
Faute de ces outils, une partie de la popu-
prendre les succès de ce parti. lement malade», de plus en plus
lation culturellement démunie se retrouve
D’abord, parce que «politique- démunie, délaissée et exclue du
dans le discours apocalyptique de l’extrême
ment et idéologiquement les élec- processus de partage des profits
droite et dans les logiques de ‹bouc émis-
teurs du FN se situent davantage économiques et financiers.
saire› et de xénophobie qu’elle développe.
entre la droite et la gauche qu’à D’ailleurs, c’est chez les ouvriers
Toutes les études sur le racisme et la xéno-
l’extrême droite» (p.113), puis que les progrès sont les plus spec-
phobie montrent, depuis des décennies, que
parce que «de tous les électorats, taculaires. Sur un espace temps de
ceux-ci sont étroitement corrélés au niveau
c’est celui qui déclare le moins treize ans (1984–1997), le FN
d’éducation des individus.» (p.111)
s’intéresser à la politique» (p.114) progresse de 16 points, de 8% à
et enfin parce que «un des élé- 24%, preuve irréfutable du déclin Personne ne s’étonnera alors que
ments de la réussite du FN a été de du parti Communiste français au dans les quatre mairies détenues
politiser un mouvement de rejet profit d’un autre extrême, celui du par le Front National (Marignane,
de la politique» (p.115). On re- Front National. Un phénomène Orange, Toulon et Vitrolles), les
trouve là l’une des vieilles tradi- qui ne devrait pas seulement élus s’en prennent en priorité à la
tions de l’extrême droite de l’en- concerner la France, mais aussi culture et à l’éducation. Mais au-
tre-deux-guerres où le «tous pour- d’autres Etats, à l’instar de ce qui delà des décisions purement événe-
ris» et le langage contre les «poli- vient de se passer le 26 avril der- mentielles, le lien étroit qui unit
ticards» faisaient les beaux jours nier en Saxen-Anhalt et qui pour- racisme et manque d’instruction
des ligues fascistes. Même si l’on rait bien se reproduire dans les se manifeste au grand jour. L’élec-
ne peut pas évoquer de filiations cinq «Länder» de l’Allemagne de torat du FN est de loin le plus ra-
(territoriales) directes entre ces l’est. ciste qui soit. 86% des électeurs
«ligues» et le mouvement de Jean- D’autres données statistiques enri- frontistes ne se sentent plus chez
Marie Le Pen, il n’en demeure pas chissent encore cette «radiogra- eux en France, contre 34% des
moins que les slogans des uns res- phie». Confirmation qui prévaut électeurs socialistes (p. 157), 85%
semblent à maints égards à ceux également pour l’Allemagne, la éprouvent de l’antipathie contre
des autres. Belgique, l’Autriche ou encore le les Maghrébins, 78% contre les
Mais, il est vrai que l’image de Danemark, l’extrême droite atteint jeunes de la «seconde génération»,
l’électeur du Front national ne ré- des scores élevés auprès «des mi- appelés aussi «beurs» et 28%
pond plus forcément aux clichés en lieux à faibles niveaux d’éduca- contre les juifs, contre à peine
vigueur il y a encore quelques an- tion» (p.110–111). Moins votre 10% de l’électorat Jospin en 1995.
nées. Son portrait-robot s’établit niveau scolaire et a fortiori univer- Ce racisme est général auprès de
l’ensemble des gens qui votent Le compassion s’est manifesté à leur THOMAS DOMINIK MEIER,
Pen et constitue son «fond de égard. Le lecteur regrettera que ROLF WOLFENSBERGER
commerce» le plus sûr. Paradoxe Pascal Perrineau n’ait pas assez in- «Eine Heimat und doch keine.» Heimat-
vérifié à maintes reprises, la tra- sisté sur cette dangereuse fidélisa- lose und Nicht-Sesshafte in der Schweiz
duction électorale du racisme ne tion, n’en ait pas tiré les conclu- (16.–19. Jahrhundert)
s’opère pas «dans les communes ou sions qu’il conviendrait ici de faire Zürich: Chronos Verlag, 1998
les quartiers à forte concentration ressortir. Peut-être ne le voulait-il ISBN 3-905312-53-0
d’étrangers» (p.146), mais «at- pas, considérant non sans raisons, 636 S., Fr. 78.–
teint souvent son point d’orgue à qu’il s’agit là du travail de la classe
la périphérie des territoires politique. Celle-là même qui en Aus einer Berner Doppeldisserta-
concentrant la population étran- France, mais aussi dans les autres tion ist ein Standardwerk über die
gère» (p.148). Ainsi, s’expliquent démocraties européennes, de- Geschichte der Fahrenden in der
certaines «anomalies» sorties des vraient enfin comprendre que les Schweiz entstanden. Die Studie
urnes, où dans des municipalités électeurs des partis fascistes por- zeigt, dass eine wichtige Ursache
peu touchées par l’immigration tent aussi (et surtout) une grande der Heimatlosigkeit (als Rechtszu-
des candidats du FN réalisent, responsabilité dans la montée des stand) und der Nichtsesshaftigkeit
comme en Alsace ou en Haute-Sa- idées d’intolérance et de refus de (als Lebens- und Wirtschaftsweise)
voie, des percées à première vue l’autre. Mais, à l’exemple des élec- im Übergang von der freiwilligen,
illogiques et surprenantes. Ra- tions au Landtag de Saxe-Anhalt karitativen Armenhilfe der Kirche
cisme, préférence nationale ou déjà mentionnées, il ne s’agirait là zur obligatorischen, administrati-
«nationalisme du refus», inspiré que d’un vœu pieux à l’image des ven Fürsorge durch die Gemein-
directement de Maurice Barrès, déclarations des hommes poli- den sowie in den sich darum ver-
auxquels s’ajoutent une vive hosti- tiques de Bonn et Magdebourg qui stärkenden Abschottungen der
lité à l’Europe et notamment à ne trouvaient rien de mieux qu’à Gemeinden zu sehen ist. Die flot-
«l’Europe de Maastricht», la pano- excuser les électeurs de la DVU tierende Bevölkerung, die aus der
plie idéologique du FN s’étend in- avec des paroles aussi hypocrites, Gesellschaft von sich verschlies-
lassablement et fait craindre à une selon lesquelles «il ne faudrait pas senden und sich (bis zu einem ge-
«lepénisation des esprits», comme les gronder» («Man muss sie nicht wissen Grad) homogenisierenden
aime à le dire Robert Badinter, beschimpfen»), alors que ce parti Kleinstterritorien herausgefallen
l’ancien Ministre de la Justice de fasciste n’avait pas lésiné sur les war, wurde 1850 vom jungen
François Mitterrand. moyens pour faire accepter ses slo- Bundesstaat über die gutgemeinte
«Le symptôme Le Pen» a durant gans les plus discriminatoires, les Zwangseinbürgerung rechtlich in-
plus de quinze ans tissé sa toile sur plus intransigeants, les plus anti- tegriert – die formalrechtliche
le paysage politique français. Pis démocratiques et les plus antisé- Gleichstellung bildete aber auch
encore, il a réussi à fidéliser un mites qui soient. den Ausgangspunkt für eine Assi-
électorat. Certes, 15% des Français Alors pourquoi avoir présenté le milationspolitik, die auf Eliminie-
ne sont pas des fascistes, mais «sur livre de Pascal Perrineau dans rung von kultureller Differenz ab-
100 électeurs qui avaient choisi la TANGRAM ? Pourquoi avoir pré- zielte. Zwangsadoptionen im Stile
liste Le Pen aux européennes de senté un livre si français dans le der Aktion «Kinder der Land-
1984, 66 restaient fidèles au FN «Bulletin de la Commission fédé- strasse» (deren Verurteilung 1972/
en 1986, … alors qu’en 1997 sur rale (suisse) contre le racisme»? 1973 sozusagen der geistige Aus-
100 électeurs qui avaient choisi Tout simplement, parce que c’est gangspunkt dieser Arbeit ist) kön-
Jean-Marie Le Pen en 1995, 84 un très bon livre, un très bon livre nen bereits für die Zeit der ersten
choisissaient à nouveau un candi- utile contre le racisme, un instru- Hälfte des 19. Jahrhunderts fest-
dat du FN» (p.208/209); et ceci ment indispensable pour tout dé- gestellt werden. Diese Praxis hatte
dans une phase ascendante pour le mocrate qui non seulement veut das Ziel, das soziale Netz der fah-
parti! On ne peut plus alors parler analyser la percée de l’extrême renden Kultur nachhaltig zu zer-
d’un simple «vote protestataire», et droite en Europe, mais aussi la stören. Die Nichtsesshaften sollten
les hommes politiques, même au combattre. Comme tout bon mé- gerade in einem Moment in ihrer
prix de quelques voix, et ce n’est decin qui opère une «radiogra- Niederlassungs- und Gewerbefrei-
pas encore si sûr, feraient bien de phie» avant de soigner, le poli- heit eingeschränkt werden, da
s’attaquer plus ouvertement à un tique aura ici plus que jamais be- man für die Sesshaften diese glei-
électorat qui ouvertement défend soin du politologue pour agir. chen Freiheiten ausbaute. Parado-
des thèses nationalistes, anti-euro- xerweise haben aber erst diese Ver-
péennes, racistes, xénophobes et GILBERT CASASUS suche der Zwangsassimilierung zu
antisémites. A force de traiter les einer gewissen Homogenisierung
électeurs du FN comme de und stärkeren Ethnisierung der
«pauvres victimes», comme des Fahrenden geführt. Die Verfasser
«chiens abattus», un sentiment de machen darauf aufmerksam, dass
wir es mit einem parallelen, auf- Einwanderer spielt sich seine Ju- bens eines «Pied-noirs» in Frank-
einander bezogenen Vergesell- gendzeit zwischen zwei Welten reich kennen.
schaftungsprozess zu tun haben: ab. Einerseits im Barackenviertel, Allmählich ziehen die einzelnen
Die Disziplinierungsstrategie ver- wo er mit seinen arabischen Freun- Familien aus dem Chaâba, den
mittelte sowohl den Nichtsesshaf- den einen aufregenden, abwechs- viele mit gemischten Gefühlen
ten als auch den Sesshaften Identi- lungsreichen Alltag erlebt, der verlassen, aus in kleine Wohnun-
fikationsvorstellungen und för- keineswegs trostlos und traurig gen, und das Leben wird anders,
derte entsprechende Stereotypisie- ist, und andererseits in der Schule, mit Fernseher, elektrischem Bü-
rungen. Das an der abweichenden wo er sich bemüht, besonders gut geleisen, Badezimmer und mit
Gruppe entwickelte und erprobte zu sein. Er will es den Franzosen einem Vermieter im Nacken, der
Kontroll- und Normierungsbe- nämlich zeigen: Immer wieder auch bei den Begags eines Tages
dürfnis des modernen Staates be- sagt ihm sein Vater, zeig ihnen, verkündet, dass er die Wohnung
schränkte sich allerdings nicht dass auch ein Araber es zu etwas verkaufen will und dass sie sich
lange auf diese Kleingruppe, son- bringen kann. Er selber hat nie nach einem neuen Zuhause umse-
dern umfasste schon bald die ge- lesen und schreiben gelernt und hen sollen.
samte Gesellschaft. leidet darunter, fühlt sich dauernd Azouz Begag schreibt mit diesem
GEORG KREIS minderwertig. Roman die Geschichte seiner
Azouz gelingt sein Vorhaben. Mit Kindheit in einem Elendsviertel
Hilfe der älteren Schwester lernt er algerischer Immigranten im
fleissig und ist bald in der vorder- Frankreich der sechziger Jahre.
AZOUZ BEGAG sten Reihe auf Platz zwei. Nun be- Trotz der eher einfachen Verhält-
Azouz, der Junge vom Stadtrand. ginnt sein Banknachbar, ein Fran- nisse im Chaâba wird nie an das
Eine algerische Kindheit in Lyon. zose aus gutbürgerlichem Milieu, Mitleid der Leserinnen und Leser
Zürich: Nagel & Kimche sich für Azouz zu interessieren. Im appelliert. Mit sehr viel Witz und
(Reihe BAOBAB), 1998 gleichen Mass aber kriegt Azouz Humor und einer umwerfend ein-
ISBN 3-312-00513-2 Schwierigkeiten mit seinen Lands- fachen, lakonischen Sprache gibt
212 S., Fr. 25.80 leuten. Die arabischen Schulkolle- Begag die Atmosphäre des Bidon-
gen, seine Freunde vom Bidon- villes wieder, dessen Einwohner
1998 kam dieses Buch, Azouz Be- ville, halten ihm vor, kein richti- alle aus dem gleichen algerischen
gags erster Roman, zu dreifachen ger Araber, sondern ein Verräter Dorf stammen.
Ehren: durch seine Übersetzung zu sein. Das verunsichert Azouz. Als in Frankreich geborener Alge-
ins Deutsche in der Reihe BAO- Er kein Araber? Wurde er nicht rier wirkt sich seine doppelte Kul-
BAB bei Nagel & Kimche, durch wie alle anderen Jungen in seinem turzugehörigkeit positiv auf sein
die Verleihung des Preises der Alter beschnitten? Daran erinnert literarisches Schaffen aus. Er kann
Aktion «Guck mal übern Teller- er sich nur zu gut, denn es war sich ebenso in die Gefühle des An-
rand», die besonders herausragen- sehr schmerzhaft. dersseins auf fremdem Boden hin-
de Bücher von aussereuropäischen Soll Azouz nun, bloss weil er Ara- einversetzen, wie er die Arroganz
Autoren und Autorinnen auszeich- ber ist, aus Solidarität Klassenletz- des französischen Bildungsbürger-
net, und die Verfilmung durch ter sein wie seine arabischen Kol- tums charmant, aber schonungslos
Christophe Ruggia, die an den legen? Soll er Nasser erlauben, bei entlarvt. (Lesealter: ab 13 Jahren)
letztjährigen Filmfestspielen in ihm abzuschreiben, worum dessen
Berlin zu sehen war. Mutter ihn bittet? Nein, findet HELENE SCHÄR
Erstaunlich eigentlich, dass es so Azouz, das geht zu weit. Arbeitet
lange gedauert hat, bis dieses er nicht hart für seine guten Noten
wunderbare Buch bei uns endlich im Gegensatz zu Nasser, der sich
bekannt wurde, erschien der nach der Schule keinen Pfifferling CHRIS RASCHKA
Roman doch in Frankreich bereits um die Hausaufgaben kümmert? Hey! Ja?
1986. Vielleicht sind wir heute Und trotzdem bleibt eine Verunsi- (Aus dem Amerikanischen übersetzt von
den Problemen der Emigrantinnen cherung. Ist er nicht verpflichtet, Uwe-Michael Gutzschhahn)
und Emigranten gegenüber etwas seinen Landsleuten zu helfen? München: C. Hanser Verlag, 1997
sensibilisierter, vielleicht stösst ein Sollte er Nasser nicht wenigstens ISBN 3-446-18897-5
schreibender Algerier heute auf of- anbieten, mit ihm zu arbeiten? 32 S., Bilderbuch, Fr. 32.80
fenere Ohren. Die Kindheit Azouz Auf dieser steten Gratwanderung
Begags liegt viele Jahre zurück, schafft es Azouz ins Gymnasium Zwei Jungen begegnen sich. Der
aber die Geschichte, die er uns und verblüfft seine Lehrer immer eine steckt in Baseballschuhen, der
hier vorlegt, ist in vielen Berei- wieder, vor allem bei seinen Auf- andere nicht, der eine ist dunkel-
chen aktueller denn je. sätzen. Als Araber erfährt er aber häutig, der andere hell. Der eine
Azouz wächst in einem Lyoner Bi- auch Diskriminierung und lernt ruft: «Hey!», der andere antwortet
donville auf. Als Sohn algerischer die verschiedenen Facetten des Le- unsicher «Ja?», und so, Schritt für
Schritt abwägend, gehen sie auf- trachter, jeder Betrachterin unend- Kindern und Jugendlichen The-
einander zu ... lich viele Möglichkeiten der In- men wie Annäherung, Freund-
Eine Freundschaftsgeschichte, oder terpretation zulässt. Die beiden schaft, Anderssein, Gefühle beim
besser, die Geschichte einer An- Protagonisten brauchen keine Ku- Kontakt mit einer fremden Per-
näherung, die bestens auch ohne lisse, keine zusätzlichen Requisi- son, das Überwinden von Hem-
Worte auskäme. Auf jeder Dop- ten, oder doch? Vom feinen Hell- mungen zu behandeln. Gerade
pelseite werden sie uns vorgestellt, blau wechselt der sie umgebende weil kein Text in irgendeiner
der farbige und der weisse Junge, Hintergrund ins Rosarote und Weise moralisierend hemmt oder
der sportliche Forsche und der schliesslich ins helle Gelb. Dort kanalisiert und die Spontaneität
eher zurückhaltende Scheue. In wo sie sich langsam annähern, der einzelnen Bilder unprätentiös
lebendigen, ausdrucksstarken Far- geht die Sonne auf, die am Ende die Möglichkeit einer Begegnung
ben gemalt, mit nur wenig Stri- hell scheint, im Augenblick, als darstellt, lässt das Buch auch viel
chen und Farbflecken angedeutet, die Freundschaft besiegelt ist. Spielraum für die Phantasie zu.
wird uns Seite für Seite in ein- Das einfache, aber tiefgründige (Für Kinder ab 4 Jahren und Ju-
facher Dramaturgie ein Zwie- Bilderbuch, so scheint mir, eignet gendliche)
HELENE SCHÄR
gespräch erzählt, das jedem Be- sich ausserordentlich gut, um mit
INFOREL –
infoSekta Information Religion
infoSekta ist ein privater, partei- Sachliche und unabhängige Infor- sind besucht worden oder werden
politisch und konfessionell unab- mation über Religionen, religiöse besucht werden. Mitglieder liefern
hängiger Verein, der in Zürich eine und weltanschauliche Bewegun- die Angaben in einem oder mehre-
Informations- und Beratungsstelle gen. ren Interviews, Dritthandinforma-
zu Sekten- und Kultfragen unter- Die religiöse Situation in der tionen dienen zur Abrundung. Die
hält, Beratungsgespräche und Vor- Schweiz wird immer unüberschau- Berichte mit den persönlichen Ein-
träge zum Thema Sekten anbietet barer. Allein in Basel gibt es zur drücken und kritischen Anmer-
sowie schriftliche Anfragen beant- Zeit um die 170 Religionsgemein- kungen werden den Betroffenen
wortet. schaften. Ob fremde Religion oder zur Stellungnahme vorgelegt.
«Sekte»: beidem wird mit Vorur- Die Gruppierungen werden so
Adresse teilen und Ablehnung begegnet. sachlich wie irgend möglich be-
Verein infoSekta, Inforel sammelt Material von und schrieben. Nicht die Frage, wie
Postfach, 8055 Zürich; über Religionen, recherchiert, weit sie mit den Landeskirchen
Fax: 01-454 80 82 führt Gespräche mit den Betroffe- übereinstimmen, ist massgebend,
(Telefondienst: nen und fördert den nötigen Dia- kritisiert wird einzig, wo Probleme
Donnerstag von 9–11 Uhr: log über Religion und Religiosität. im Zusammenleben befürchtet
01-454 80 80) Inforel versteht sich als Anlaufstelle werden.
für Fachleute und Laien, die sich
sachlich mit der Thematik «Reli-
Information und Beratung
gion» beschäftigen wollen.
Erfasst werden alle Religionen, Wer sich über eine Religion, Kir-
Kirchen, Freikirchen, alle religiö- che, religiöse oder weltanschauli-
sen und viele weltanschauliche che Gruppierung oder «Sekte» in-
Gruppierungen in den Kantonen formieren möchte, kann sich tele-
Basel-Stadt und Basel-Land. Al- fonisch an Inforel wenden. Nach
le beschriebenen Gemeinschaften Absprache ist auch eine persönliche
La médiation communautaire
Sous cette appellation, on regroupe
Le glaive, le miroir et l’Autre. les pratiques de médiation qu’une
communauté donnée utilise pour
Expériences de médiation transculturelle résoudre sans recours à l’appareil
en Suisse romande judiciaire les conflits du quotidien
qui se présentent à ses membres ou
ANNE-CATHERINE SALBERG, JULIEN KNOEPFLER
ses habitants.
Dans la mesure où elle a générale-
Tout à la fois chercheurs et co-pré- La médiation: ment pour cadre des relations de
sidents du Groupement Pro Médiation définition et déontologie commune voisinage, la médiation commu-
(faîtière des Maisons de la Médiation nautaire apparaît évidemment
de Suisse romande), les auteurs pré- Selon J.-P. Bonafe-Schmitt (1992, comme l’occasion de traiter de
sentent ici la version résumée d’une La médiation: une justice douce. Paris: conflits impliquant des migrants et
contribution consacrée au traite- Syros Alternatives), «la médiation des autochtones, ou des migrants
ment des litiges de la vie quoti- peut être définie comme un proces- entre eux.
dienne qui possèdent une dimen- sus le plus souvent formel par le-
sion transculturelle. S’attachant quel un tiers neutre tente à travers
La médiation pénale
particulièrement aux conflits ra- la conduite d’une réunion de per-
ciaux tels qu’ils sont appréhendés mettre aux parties de confronter Dans une Note d’orientation publiée
par le nouvel art. 261bis du Code leurs points de vue et de rechercher en 1990, le Ministère français de la
pénal (CP), ils démontrent que la avec son aide une solution au litige Justice définit la médiation pénale
médiation constitue un moyen de qui les oppose. [...] Le médiateur comme un processus visant à «re-
faire de cette norme un instrument assiste simplement les parties dans chercher, grâce à l’intervention
véritablement efficace de protec- la recherche d’une solution qui sa- d’un tiers, une solution librement
tion des victimes d’actes racistes tisfera leurs intérêts respectifs; il ne négociée entre les parties à un
dans un cas concret. dispose d’aucun pouvoir pour tran- conflit né d’une infraction (péna-
cher le différend ou imposer la dé- le)».
cision aux parties en cause.» La médiation pénale ne se dis-
Parce qu’elle offre aux individus de tingue en définitive de la média-
tion communautaire que sur un pas un bon moyen pour engager la blement choqué et humilié par une
point, à la fois purement formel et lutte contre les préjugés qui ali- attitude aussi haineuse, celui-ci
d’une importance considérable mentent la plupart des conflits ra- reste calme.
quant au traitement qui sera ulté- cistes; la priorité à accorder au M. M. consulte l’ACOR. Il veut dé-
rieurement réservé au cas: le fait changement des mentalités et à la poser plainte pénale pour discrimi-
que le conflit ait été soumis à la jus- politique d’intégration est ainsi nation raciale, obtenir des excuses
tice pénale. ignorée. Enfin, il demeure vrai et une reconnaissance des faits. Le
Totalement inconnue en Suisse il y que, même en cas de régisseur dépose toutefois une
a peu de temps encore, la médiation condam- nation de contre-plainte pour diffamation.
pénale y rencontre enfin un intérêt l’au- teur, la L’affaire est finalement jugée une
accru, sous l’effet d’un travail de année plus tard. Après un intense
persuasion mené par un réseau asso- travail de préparation avec l’avocat
ciatif romand, le Groupement Pro de M. M., l’ACOR prend publi-
Médiation. Des projets de loi – qui quement position pour l’introduc-
prônent la médiation pénale «dé-
léguée» – ont été déposés dans
les cantons de Genève et de
Il existe tion de la médiation pénale. Amené
pour la première fois à trancher
sur un délit de discrimination
Vaud. Tandis que le pre- raciale, le Tribunal bute
mier canton envisage
de permettre au d’autres moyens rapidement sur l’im-
possibilité d’établir
Ministère public avec certitude les
Le glaive, le miroir et l’autre pression la plus achevée, connaît un rel soit celui d’un glaive qui s’abat
lent mais sûr développement. ou celui d’un miroir qu’on leur tend
Le juge de l’affaire M. a su intégrer A l’occasion de cet exposé, c’est n’est en effet de loin pas indiffé-
un élément de dialogue dans un l’appellation de «justice-miroir» rent: tandis que le premier est
conflit qu’il avait à traiter, en solli- qui a été réservée à cette seconde aveuglant et ramène à percevoir
citant au maximum l’institution de forme de justice, évoquant ainsi la l’Autre sous forme d’une silhouette
la conciliation obligatoire qu’impo- double obligation qu’elle fait aux confuse, le second est source d’en-
sent bon nombre de procédures pé- parties non seulement de se sonder seignements, d’introspection et de
nales (à vrai dire davantage dans le elles-mêmes, mais aussi, de porter sagesse.
but de permettre un traitement ac- un regard critique sur le conflit (Le glaive, le miroir et l’Autre, actes
céléré des affaires que dans l’idée de auquel elles sont mêlées. Cette se- du 4ème colloque CLUSE «Les défis
proposer un véritable instrument conde méthode ne pourra que migratoires à l’aube du troisième millé-
de rapprochement aux parties). mieux convenir à l’étranger aux naire», Neuchâtel, 10 et 11 sep-
Même si ces heureuses exceptions prises avec un conflit transculturel. tembre 1998, à paraître)
existent bel et bien, notre justice, Les médiateurs lui offriront en
dominée par le mythe du roi Salo- effet un cadre neutre et conciliant,
mon, demeure, qu’on le veuille ou dans lequel il pourra exprimer ses A.-C. Salberg-Mendoza est juriste et
non, une justice qui tranche, une sentiments, ses besoins et ses de- médiatrice à l’ACOR, elle est co-prési-
justice armée d’un glaive prêt à mandes. Telle différence de cul- dente du Groupement Pro Médiation et
s’abattre sur ceux qui ont menacé la ture qui aurait été stigmatisée en participe à une recherche financée par
Cité. procédure pourra être ici expli- le FNRS (PNR 40) sur la violence ra-
Face aux limites de cette justice im- quée, comprise et finalement inté- ciste en Suisse romande et les réponses
posée, de moins en moins adaptée en grée par l’autre partie. novatrices susceptibles d’y être appor-
regard de la multiplication des af- Par cette recherche, ses auteurs es- tées.
faires vénielles en elles-mêmes, pèrent avoir fait sentir à quel point J. Knoepfler est avocat et chercheur à
mais chargées psychologiquement un recours au dialogue peut être l’Université de Neuchâtel, président
(injures, voies de fait, dommages à profitable dans le cadre d’une poli- de l’Association Média/NE (Projet de
la propriété résultant de ven- tique d’intégration des étrangers. Maison neuchâteloise de la Médiation) et
geances entre voisins), la justice Que le reflet que renvoie la justice co-président du Groupement Pro Média-
négociée, dont la médiation est l’ex- aux parties à un conflit transcultu- tion.
GERHARD GLÜCK
Erschienen in NZZ-Folio, Juni 1997; mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Glück.
13–20. 3. 1999 Migration und Integration in Europa Youth for Exchange and Understanding,
(Internationales Seminar) Kirchfeldstrasse 85, D-40215 Düsseldorf;
Düsseldorf/D Tel. +49-211-33 39 46; Fax +49-211-33 39 46
13. 3. 1999 Eugenics Then and Now Searchlight, 37 B New Cavendish Street, GB- London W1M8JR;
(International Panel of Eminent Speakers) Tel. +44-171-284 40 40; fax +44-171-284 44 10;
E-Mail: sis@s-light.demon.co.uk,
London/GB http://www.s-light.demon.co.uk
21. 3. 1999 Journée mondiale contre le racisme – UNITED, Postbus 413, NL-1000 AK Amsterdam;
Internationaler Tag gegen Rassismus Tel. +31-20-683 47 78; Fax 683 45 82;
E-Mail: united@antenna.nl; http://www.xs4all.nl/~united.
In der Woche um den «Internationalen Tag gegen Rassismus» (14. 3.–22. 3. 1999) finden europaweit Aktionen statt.
22.–23. 3. 1999 Communication and International Soli- Fondazione Cariplo p. Iniziative e lo Studio sulla Multietnicità,
darity – Images of a Changing World ISMU, Via Foro Buonaparte 22, I-20121 Milano;
Milano/I Tel. +39-02-720 233 75; Fax +39-02-876 042
6th International Workshop during the 9th Festival of African Cinema
26.–27. 3. 1999 Security of Residence and Expulsion Centre for Migration Law / University of Nijmegen,
of Foreigners in Europe P. Minderhout, Postbus 9049, NL-6500 KK Nijmegen;
(International Conference) E-Mail: p.minderhoud@jur.kun.nl
Nijmegen/NL
Themes: integration of foreigners, examine the different approaches building on recent research carried out for the Council of Europe in 18 European states.
18. 5. 1999 Prix Iris 1999 – Prix Iris European Office, PO Box 596, Nl-3500 AN Utrecht;
Media Award for Equality and Tolerance Tel. +31-30-236 96 36; Fax 31-30-234 0 231,
(International Federation of Journalists) E-Mail: ado@euronet.nl
Amsterdam/NL
3th Presentation of the Prix Iris Media Award in Award to promote media (written press, radio, tv) awareness to a better mutual understanding between
ethnic and cultural groups
20.–23. 5. 1999 Diaspora und ethnische Migranten Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl für Bevölkerungs-
im Europa des 20. Jahrhunderts wissenschaft, Unter den Linden 6, D-10099 Berlin;
Tel. +49-030-2093-1937; Fax +41-030-2093-1432;
E-Mail: ethnic@sowi.hu-berlin.de;
Berlin/D http://www.demographie.de/ethnic
3.–6. 6. 1999 Der Fremde im Mittelalter Max-Planck-Institut für Geschichte, Dr. Pierre Monnet,
Postfach 2833, D-37018 Göttingen;
Tel. +49-551-55213; Fax +49-551-46455;
Göttingen/D E-Mail: Monnet@mhfa.mpg.de
17.–24. 6. 1999 4th International Anti-Racist Meeting ARCI Toscane, Via Niccolini 3/E, I-50121 Firenze;
Tel. +39-55-24 53 44; Fax +39-55-24 01 95;
Cecina Mare/I E-Mail: immig.arci@flashnet.it, http://www.arcitoscana.org
Conferenza internazionale organizzata da ARCI – Nero e non solo e molti altri
7.–10. 8. 1999 Race in 21st Century America: Michigan State University, Kellog Center;
A National Conference E-Mail: raceconf@jsri.msu.edu;
Kellog Center, Michigan State University/USA http://www.jsri.msu.edu/raceconf
29.–2. 10. 1999 Erziehung und Bildung für das XXI. Jahrhundert
Education et formation pour le XXIe siècle
Educazione e formazione per il XXI secolo
Neuchâtel (Université)
September 1999 Interkulturalität in der deutschsprachigen Prof. Ulrich Nassen, Dr. Gina Weinkauff, Inst. für Germanistik,
Kinder- und Jugendliteratur Augustusplatz 9, D-04190 Leipzig; Tel. +49-341-9737 350;
Leipzig/D Fax +49-341-9737 398; E-Mail: intkult@uni-leipzig.de
12.–15. 4. 2000 Third European Social Science History Con- Call for Papers: International Institute of Social History,
ference – Ethnicity and Migration Network Cruquiusweg 31, NL-1019 AT Amsterdam;
Tel. +31-20-668 58 66; Fax +31-20-665 41 81;
Amsterdam/NL E-Mail: esshc@iisg.nl
11.–14. 5. 2000 Metropoles and Cultures, Quarters and European Migration Centre,
Environments: The Post Industrial City Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung BIVS/EMS,
as Laboratory for Multiculturalism Schliemannstrasse 23, D-10437 Berlin;
and Globalisation Tel. +49-30-446 510 65; Fax +49-30-444 1085;
(International Conference) E-Mail: emz@compuserve.com;
Berlin/D http://userpage.fu-berlin.de/~migration
2001 Conférence mondiale contre le racisme, Palais des Nations, 1211 Genève 10;
la discrimination raciale, la xénophobie et Tel. 022-917 39 55; fax 022-917 00 99;
l’intolérance qui y est associée http://www.hchr.ch.
L’Assemblée générale a décidé de convoquer une conférence mondiale contre le racisme, la discrimination raciale, la xénophobie et l’intolérance qui y est associée,
qui se tiendra au plus tard en 2001, et que l’impératif d’économie en déterminerait l’importance, la durée et les autres facteurs influant sur le coût. Les objec-
tifs de la conférence seront les suivants: examiner les progrès de la lutte contre le racisme, la discrimination raciale, la xénophobie et l’intolérance qui y est as-
sociée, et réévaluer les obstacles qui s’opposent à de nouveaux progrès; étudier les moyens de mieux garantir le respect des normes en vigueur et des instruments
mis en place pour combattre le racisme, la discrimination raciale, la xénophobie et l’intolérance qui y est associée; sensibiliser l’opinion publique; et formuler des
recommandations pour l’adoption de mesures visant à combattre toutes les formes de racisme, de discrimination raciale, de xénophobie et d’intolérance (résolu-
tion 52/111). L’Assemblée a également décidé que la Commission des droits de l’homme ferait fonction de comité préparatoire de la conférence, et a prié les
gouvernements, les organisations internationales et régionales, les organisations non gouvernementales et les autres entités actives dans le domaine des droits de
l’homme d’aider le Comité préparatoire et de participer activement à la conférence.
European Preparatory Meeting of the European Commission against Racism and Intolerance – ECRI,
«UN-World Conference on Racism» Isabelle Jaques, c/o Conseil de l’Europe, F-67075 Strasbourg Cedex;
Tel. +33-388 412 348; Fax +33-388 413 987;
E-Mail: webmaster@www.ecri.coe.fr, http://www.ecri.coe.fr
United Nations Centre for Human Rights, Palais des Nations,
CH-1211 Genève 10; Tel. +41-22-917 39 55;
Fax +41-22-91 700 99; http://www.hchr.ch
1993-2003 Troisième Décennie de la lutte contre United Nations Centre for Human Rights, Helga Klein,
le racisme et la discrimination raciale Palais des Nations, 1211 Genève 10;
Tel. 022-917 39 55; Fax 022-917 00 99; http://www.hchr.ch
Le 20 décembre 1993, l’Assemblée générale a proclamé la période de 10 ans commençant en 1993 troisième Décennie de la lutte contre le racisme et la discri-
mination raciale et adopté un programme d’action proposé pour cette période (résolution 48/91). L’Assemblée a exhorté les gouvernements à prendre des mesures
pour lutter contre les nouvelles formes de racisme – la xénophobie et l’intolérance qui lui est associée; les pratiques de discrimination fondées sur la culture, la
nationalité, la religion ou la langue; et les formes de racisme découlant de doctrines officielles de supériorité ou d’exclusivité raciale telles que le «nettoyage
ethnique».
Wir publizieren gerne alle Veranstaltungen, die mit den Themen Rassismus, Antisemitismus und
Fremdenfeindlichkeit zu tun haben. Bitte melden Sie uns Datum, Ort, Titel und Veranstalter und eine
Kontaktadresse jeweils bis Ende Februar bzw. bis Ende Juli.
Nous annonçons volontiers toutes les manifestations ayant pour sujet le racisme, l’antisémitisme ou la
xénophobie. Nous vous prions de nous communiquer date, lieu, titre et organisateur de la manifestation,
ainsi qu’une adresse de contact avant fin février ou fin juillet.
TANGRAM erscheint zweimal TANGRAM paraît deux fois TANGRAM appare semestral-
im Jahr, jeweils im März und par an, en mars et en septem- mente, a marzo e a settembre.
im September. bre.
Für die nächsten TANGRAM- Voici quelques thèmes prévus Per i prossimi numeri di TAN-
Nummern haben wir folgende pour les prochains TAN- GRAM sono previsti i seguenti
Themen vorgesehen: GRAM: temi:
Muslime in der Schweiz Musulmans en Suisse Musulmani in Svizzera
Farbige Schweiz La Suisse de couleur Gente di colore in Svizzera
Vorschläge für weitere Themen Toute proposition d’autre sujet Suggerimenti per ulteriori
sind willkommen. sera la bienvenue. temi sono benvenuti.
Impressum
TANGRAM – Bulletin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus
TANGRAM – Bulletin de la Commission fédérale contre le racisme
TANGRAM – Bollettino della Commissione federale contro il razzismo
TANGRAM – Bulletin da la Cumissiun federala cunter il razzissem
Die Meinung, die in den Beiträgen vertreten wird, muss nicht jener der Kommission entsprechen
L’opinion émise dans les textes ne reflète pas forcément celle de la CFR
L’opinione espressa negli articoli non riflette necessariamente quella della CFR
PHILIPP FLAMMER
Esoterik:
Die gesellschaftlichen Risiken der neuen Irrationalismen
JEAN-FRANÇOIS MAYER
Doctrines de la race et théories du complot
dans les courants ésotériques
MARCEL ALEXANDER NIGGLI
Esoterik und Rassendiskriminierung
JÓZEF NIEWIADOMSKI
Die neuen Heiden
HANS STUTZ
Mäandern im esoterischen Sumpf
BRIGITTE SION
Quand ésotérisme rime avec antisémitisme
TANJA DUNCKER
Evangelikale Christen und das Feindbild Islam
CHANTAL MAGNIN, MARIANNE RYCHNER
Strukturelle Gemeinsamkeiten zweier Weltdeutungen.
Esoterik und antisemitische Verschwörungstheorie
MARTIN FRISCHKNECHT
Wenn es eng wird: Braune Spuren in der Esoterik?
PETRUS VAN DER LET, CHRISTOPH LINDENBERG
Diskriminierende Äusserungen von Rudolf Steiner
und ihr Einfluss auf die Anthroposophie
FRANKO PETRI
Strategien gegen den Weltverschwörungswahn