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Université de Maroua The University of Maroua

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Ecole Normale Higher Teachers’ Training
Supérieure College
********* *********
Département des Langues Department of foreign
Etrangères Languages
********* *********

PARCOURS: ALLEMAND

ZUM STELLENWERT DES VATERS IN DER ERZIEHUNG


DES KINDES: UNTERSUCHUNG ZU KLAUS KORDONS
DIE EINBAHNSTRASSE UND HERMANN HESSES
KINDERSEELE

MEMOIRARBEIT ZUR ERLANGUNG DES DI.P.E.S. II (Diplôme de


Professeur de l’Enseignement Secondaire 2ème Grade)

Vorgelegt von:
FROUMSIA NESTOR (Licencié ès Lettres germaniques)
Und
HADIDJATOU OUBO HAMIDOU (Licenciée ès Lettres germaniques)

Unter der Betreuung von:

Dr Paul MEKONTSO
Chargé de Cours

Juin, 2018
1
2
WIDMUNG

Den Familien
HAMIDOU NDJIDDA
und
WELBA JACQUES
widmen wir diese Arbeit.

i
VORWORT

Das Studium war für uns eine Zeit voller neuer Erfahrungen, interessanter
Bekanntschaften und spannender Diskussionen. Die vorliegende Arbeit bezeichnet für
uns den Abschluss eines besonderen Lebensabschnitts und ist das Ergebnis einer
Mitwirkung unterschiedlicher Herkunft.

Bei ihrer Anfertigung und Durchführung waren wir auf zahlreiche Schwierigkeiten
gestoßen. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei all denjenigen bedanken, die
uns bei der Durchführung unserer Arbeit in fachlicher oder persönlicher Hinsicht
Unterstützung geleistet haben.

Wir danken zuerst unserem Betreuer Dr Paul MEKONTSO für seine dauernde
Betreuung, seine ermutigenden Anregungen und seine triftigen Bemerkungen.

Zuzüglich danken wir all unseren Dozenten und Lehrern, die uns als engagierte
Diskussionspartner zur Seite standen. Es geht nämlich um Dr Ali, Dr Boutché, Dr
Nkouda und Herrn Deva. Obendrein noch statten wir auch unseren herzlichen Dank
Herrn Alim, Herrn Awallou, Herrn Djibrilla, Herrn Taponno, Frau Sara und Frau
Wabolga, für die triftigen Ratschläge ab und vorwiegend für die Tatsache, dass sie auch
unsere Arbeit gern gelesen haben. In privatem Bereich gebühren wir unseren herzlichen
Dank all unseren Kommilitonen und Kommilitoninnen, die uns im Rahmen der
Durchführung unserer Arbeit geholfen haben.

Last but not least möchten wir besondere Danksagungen an alle Personen richten, die
uns auf die eine oder andere Weise geholfen haben und deren Namen hier nicht erwähnt
worden sind.

Nun geben wir zu, dass unsre Arbeit keinen Anspruch auf Vollkommenheit und
Vollständigkeit erhebt. Demzufolge nehmen wir alle kritischen Bemerkungen und
Fragen zu ihrer Ergänzung sowie ihrer Verbesserung mit Dank an.

Maroua, den 15. April 2018

FROUMSIA Nestor HADIDJATOU OUBO Hamidou

ii
RÉSUMÉ
Le présent travail s’intitule « De l’importance du père dans l’éducation de l’enfant dans
Die Einbahnstraße de Klaus Kordon et Kinderseele de Hermann Hesse ». Dans ce travail
nous nous attardons surtout sur l’importance du père dans l’éducation de l’enfant. Ainsi, nous
partons du constat selon lequel l’éducation des enfants prête à critique dans ces deux œuvres
du 20ème siècle. En fait, le roman Die Einbahnstraße de Klaus Kordon parle des jeunes qui sont
entrés en contact avec les drogues et ne peuvent plus s’en passer car, selon l’auteur, la
consommation des drogues est un chemin à sens unique dont le retour est impossible. L’œuvre
autobiographique Kinderseele de Hesse quant à elle, parle d’un jeune qui a reçu une éducation
autoritaire. Auteur et même narrateur de son œuvre, Hesse s’est révolté contre son père qui était
très sévère envers lui. Eu égard à ces deux histoires, nous avons jugé nécessaire d’analyser
essentiellement le rôle du père en tenant compte du fait que l’éducation de l’enfant commence
dès le bas âge et que c’est la maman qui doit s’en charger de prime abord. En outre, nous nous
inscrivons en faux contre la rigueur extrême dans l’éducation de l’enfant car dit-on souvent,
éduquer un enfant dans la peur et la frustration c’est lui apprendre à mentir et développer la
haine en lui. Notons que l’éducation est la seule chose qui fait de l’homme un individu sociable.
Mots clés: Famille, éducation, enfant, père, société.
ABSTRACT
This thesis is entitled "The Importance of the Father in the Education of the Child: A Case
Study from Klaus Kordon's Die Einbahnstraße and Herman Hesse's Kinderseele ". It aims at
analyzing how parents educate their children. Making use of two 20th_C literacy works, we
have realized that the education of the child raises nowadays a serious issue. In fact, Kordon's
Die Einbahnstraße dives into the lives of youths whom after coming into contact with drugs
have been unable to get rid of them. According to the author, drug consumption is a one-way
path with the possibility of non-return. Kinderseele, Hesse's autobiographical work narrates the
story of a lad who receives a strict education. As the author and narrator of his own work, he
finds himself straightened against his father who was very harsh with him. In this vein, we
found it relevant to analyze the father's role, not discarding of course the fact that the child's
education starts at a tender age, and that the mother is primarily responsible for it. More so, we
stand against rigor in child education because it is' believed that educating a child in fear is
teaching him hatred and lies telling. We recall that Education is the only thing that makes man
a sociable person.

Key words: Family, Education, Child, Father, Society.

iii
INHALTSVERZEICHNIS

WIDMUNG ..................................................................................................................... i

VORWORT .................................................................................................................... ii

RESUME UND ABSTRACT ........................................................................................ iii

INHALTSVERZEICHNIS…………………………………………………………….iv

TABELLENVERZEICHNIS…………………………………………………………..x

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS .................................................................................. xi

KAPITEL 0: EINFÜHRUNG ......................................................................................... 1

01. MOTIVATION ..................................................................................................... 2

02. PROBLEMSTELLUNG ....................................................................................... 2

02.1. Interesse der Arbeit ........................................................................................... 3

02.2. Begründung und Ziel der Arbeit ....................................................................... 4

03. METHODISCHE ÜBERLEGUNGEN ................................................................ 4

04. HYPOTHESEN DER ARBEIT .......................................................................... 6

05. FORSCHUNGSSTAND....................................................................................... 6

06. AUFBAU DER ARBEIT ..................................................................................... 8

KAPITEL 1: ANNÄHERUNG ZUM BEGRIFF ERZIEHUNG


....................................................................................................................................... 10

1.1. BESTIMMUNG DES BEGRIFFS „ERZIEHUNG“ ............................................ 11

1.1.1. Etymologie...................................................................................................... 11

1.1.2. Der Mensch als Produkt der Erziehung ........................................................... 12

1.2. ÜBERBLICK ÜBER DEN GESCHICHTLICHEN ERZIEHUNGSPROZESS . 13

1.2.1. Die Erziehung in der Antike ........................................................................... 13

1.2.2. Die Erziehung während des Mittelalters ........................................................ 14

1.2.3. Die Erziehung während der Renaissance ........................................................ 15

iv
1.2.4. Die Erziehung während der Aufklärungszeit .................................................. 16

1.2.5. Die Erziehung vom 19. bis zum 21. Jahrhundert ........................................... 19

1.3. DIE ERZIEHUNGSFORMEN .............................................................................. 20

1.3.1. Die formelle Erziehung .................................................................................. 20

1.3.2. Die nicht formelle Erziehung .......................................................................... 20

1.3.3. Die marginale Erziehung ................................................................................. 21

1.4. DIE ERZIEHUNGSSTILE .................................................................................... 21

1.4.1. Der autoritäre Erziehungsstil ........................................................................... 22

1.4.2. Der autoritative Erziehungsstil ........................................................................ 22

1.4.3. Der permissive Erziehungsstil ......................................................................... 22

1.4.4. Der ablehnend-vernachlässigende Erziehungsstil ........................................... 23

Fazit ............................................................................................................................... 24

KAPITEL 2: ZUR DARSTELLUNG DER WERKE UND ZU DEN


BIOGRAPHISCHEN SKIZZEN BEIDER AUTOREN .............................................. 25

2.1. ZU DEN TITELINTERPRETATIONEN UND ZUSAMMENFASSUNGEN


BEIDER WERKE ......................................................................................................... 26

2.1.1. Zu den Titelinterpretationen ............................................................................ 26

2.1.1.1. Zur Titelinterpretation des Romans Die Einbahnstraße ........................... 26

2.1.1.2. Zur Titelinterpretation der Novelle Kinderseele ...................................... 27

2.1.2. Zu den Zusammenfassungen .......................................................................... 27

2.1.2.1. Zur Zusammenfassung des Romans Die Einbahnstraße ............................. 27

2.1.2.2. Zur Zusammenfassung der Novelle Kinderseele ........................................ 28

2.2. ZU DEN MERKMALEN BEHANDELTER WERKE...................................... 29

2.2.1. Merkmale eines Romans ................................................................................ 29

2.2.2. Merkmale einer Novelle .................................................................................. 31

2.3. ZU DEN BIOGRAPHISCHEN ANGABEN DER AUTOREN ........................ 33

v
2.3.1. Klaus Kordon .................................................................................................. 34

2.3.1.1. Sein Leben ................................................................................................ 34

2.3.1.2. Zu seinen schriftlichen Aktivitäten .......................................................... 34

2.3.2. Hermann Hesse................................................................................................ 38

2.3.2.1. Sein Leben ................................................................................................ 38

2.3.2.2. Zu den schriftlichen Aktivitäten Hermann Hesses ................................... 40

2.4. ZU DEN GESCHICHTLICHEN HINTERGRÜNDEN DER WERKE ............ 42

2.4.1. Die Einbahnstraße ........................................................................................... 42

2.4.2. Kinderseele ...................................................................................................... 43

2.5. DIE FIGURENKONSTELLATION .................................................................. 45

2.5.1. Die Figuren in „Die Einbahnstraße“ ............................................................. 45

2.5.1.1. Die Hauptfiguren in Klaus Kordons Die Einbahnstraße ............................ 45

2.5.1.2. Die Nebenfiguren in Klaus Kordons Die Einbahnstraße ............................ 51

2.5.2. Die Figuren in „Kinderseele“ ......................................................................... 56

2.5.2.1. Die Hauptfiguren in Kinderseele ................................................................. 56

2.5.2.2. Die Nebenfiguren in „Kinderseele“ ............................................................ 59

2.6. DIE ERZÄHLTHEORIE .................................................................................... 61

2.6.1. Die Erzählsituationen ...................................................................................... 62

2.6.1.1. Die Erzählsituation in Die Einbahnstraße ................................................ 63

2.6.1.2. Die Erzählsituation in Kinderseele ........................................................... 63

2.6.2. Die Erzählperspektiven ................................................................................... 64

2.6.2.1. Die Erzählperspektive in Die Einbahnstraße ........................................... 66

2.6.2.2. Die Erzählperspektive in Kinderseele ...................................................... 67

2.6.3. Die Zeitgestaltung ........................................................................................... 67

2.6.3.1. Die Zeitgestaltung in Die Einbahnstraße ................................................. 68

vi
2.6.3.2. Die Zeitgestaltung in Kinderseele ............................................................ 69

2.6.4. Form und Struktur der ausgewählten Primärliteraturen .................................. 69

2.6.4.1. Form und Struktur des Romans Die Einbahnstraße ................................ 69

2.6.4.2. Form und Struktur der Novelle Kinderseele ............................................ 69

Fazit ............................................................................................................................... 72

KAPITEL 3: DIE EINBAHNSTRASSE UND KINDERSEELE ALS AKTUELLE


LITERARISCHE WERKE ........................................................................................... 73

3.1. ZUM ÜBERBLICK ÜBER DIE BEIDEN WERKE ........................................... 74

3.1.1. Überblick über Die Einbahnstraße ................................................................. 74

3.1.2. Kinderseele ..................................................................................................... 76

3.2. ZUR AKTUALISIERUNG BEIDER LITERARISCHEN PRODUKTIONEN .. 78

3.2.1. Der (übermäßige) Drogenkonsum als alltägliches Problem bei den


Jugendlichen .............................................................................................................. 79

3.2.2. Kinder als Gegner der Eltern ......................................................................... 80

Fazit ............................................................................................................................... 82

KAPITEL 4: DIE ELTERNROLLE IN DER ERZIEHUNG DES KINDES


....................................................................................................................................... 83

4.1. DAS KONZEPT DER ELTERNSCHAFT ........................................................ 84

4.1.1. Die Vaterschaft ................................................................................................ 85

4.1.1.1. Die Vaterschaft in Die Einbahnstraße ..................................................... 89

4.1.1.2. Die Vaterschaft in Kinderseele ................................................................. 90

4.1.2. Die Mutterschaft .............................................................................................. 91

4.1.2.1. Die Mutterschaft in Die Einbahnstraße ................................................... 92

4.1.2.2. Die Mutterschaft in Kinderseele .............................................................. 93

4.2. DIE ELTERNTYPEN IN DER FAMILIE ......................................................... 94

4.2.1. Autoritative Eltern……………………………………………………………...94

vii
4.2.2. Autoritäre Eltern………………………………………………………………..95

4.2.3. Permissive Eltern………………………………………………………………96

4.2.4. Ablehnend-vernachlässigende Eltern………………………………..…………96

4.3. DIE KINDERTYPEN NACH ZENTER ............................................................ 97

4.3.1. Impulsiv-unbeherrschte Kinder………………………………………………...97

4.3.2. Gehemmt-überkontrollierte Kinder…………………………………………….97

4.3.3. Ich-starke Kinder……………………………………………………………….97

Fazit ............................................................................................................................... 99

KAPITEL 5: DIE EINBAHNSTRASSE UND KINDERSEELE ALS GEEIGNETE


PRODUKTIONEN FÜR KINDER- UND JUGENDLITERATUR .......................... 100

5.1. ÜBERBLICK ÜBER DIE KINDER- UND JUGENDLITERATUR .............. 101

5.1.1. Begriffsbestimmung ...................................................................................... 101

5.1.2. Geschichte der KJL ....................................................................................... 102

5.1.3. Merkmale der Kinder- und Jugendliteratur ................................................... 103

5.2. GATTUNGEN DER KINDER- UND JUGENDLITERATUR .................... 104

5.2.1. Phantastische Kinder-und Jugendliteratur ..................................................... 104

5.2.2. Kinderlyrik .................................................................................................... 105

5.2.3. Das Bilderbuch .............................................................................................. 106

5.2.4. Mädchenliteratur ........................................................................................... 106

5.2.5. Die Abenteuer-Literatur ................................................................................ 107

5.2.6. Krimis für Kinder-und Jugendliche............................................................... 107

5.2.7. Science-Fiction für Kinder- und Jugendlichen.............................................. 108

5.2.8. Erstleserliteratur ............................................................................................ 108

5.2.9. Autobiographien ............................................................................................ 109

viii
5.3. BEZUG DER BEIDEN WERKE ZUR KINDER- UND
JUGENDLITERATUR……. ...................................................................................... 109

5.4. VORSCHLÄGE FÜR EINE ANGENEHME ERZIEHUNG ...................... 110

5.4.1. Respekt und Ehrlichkeit ................................................................................ 110

5.4.2. Festlegung von Hausaufgaben ...................................................................... 111

5.4.3. Förderung der Kreativität bei dem Kind ....................................................... 112

5.4.4. Die Spiele ...................................................................................................... 113

5.5. DIE PÄDAGOGISCHEN ASPEKTE DER KINDER- UND


JUGENDLITERATUR ............................................................................................... 113

Fazit ............................................................................................................................. 115

SCHLUSS UND AUSBLICKE .................................................................................. 116

QUELLENVERZEICHNIS ........................................................................................ 121

1. PRIMÄRLITERATUR ........................................................................................ 122

2. SEKUNDÄRLITERATUR .................................................................................. 122

2.1. Bücher ............................................................................................................... 122

2.2. Memoir-, Magisterarbeiten und Dissertationen ................................................ 126

2.3. Artikel ............................................................................................................... 127

2.4. Quellen für methodologische Dokumente ........................................................ 127

2.5. Internetquellen .................................................................................................. 128

2.6. Wörterbücher .................................................................................................... 129

ANHANG ................................................................................................................... 131

ix
TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Der Zusammenhang zwischen der erzählten Zeit und der Erzählzeit. ....... 68
Tabelle 2: Die Elterntypen nach Scheithauer. .............................................................. 94
Tabelle 3: Die Kindertypen nach Zentner. .................................................................... 97

x
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

✓ D.A.J.= Deutsche Akademie für Jugendliteratur


✓ DDR= Demokratische Republik Deutschland
✓ Erzz. = Erzählzeit
✓ Erz. Z. = Erzählte Zeit
✓ ggf.= gegebenenfalls
✓ Hrsg. / Hg. = Herausgeber/ Herausgeberin
✓ ibid.=ibidem, (vgl. ebd.)
✓ Jh.= Jahrhundert
✓ KJL= Kinder- und Jugendliteratur
✓ K.H.K.= Klaus Hebert Kordon
✓ LSD= Lysergsäurediäthylamid
✓ n. Chr.= Nach Christus
✓ o.D.= ohne Datum; o.O.= ohne Ort / ohne Ortsangabe
✓ u.a. = und andere / und anderes / unter anderem
✓ unveränd. Aufl.= unveränderte Auflage
✓ zit. n.= zitiert nach
✓ ZDF.= Zweites Deutsches Fernsehen

xi
KAPITEL 0

EINFÜHRUNG

1
01. MOTIVATION
Das Thema der vorliegenden Abschlussarbeit lautet: „Zum Stellenwert des Vaters in
der Erziehung des Kindes: Untersuchung zu Klaus Kordons Die Einbahnstraße
und Hermann Hesses Kinderseele.“ Die Entscheidung für dieses Thema ist nicht dem
Zufall zugeschrieben. Wir sind darauf aus mehreren Gründen eingegangen.

Erstens kommt unsre Anregung aus der Teilnahme im zweiten Jahrgang an der
Lehrveranstaltung « Lecture et analyse des textes d’auteurs allemands » von Doktor
Paul MEKONTSO, bei der wir den prominenten Auszug der Novelle „Kinderseele“ von
Hermann Hesse interpretiert haben.

Zweitens angesichts der Tatsache, dass eine Lehrperson auch ein Erzieher bzw. eine
Erzieherin ist, haben wir es nötig gefunden, dieses Thema zu behandeln.

Drittens kommt unsre Entscheidung für das Thema aus unseren alltäglichen
Erfahrungen. Wir wissen Bescheid, dass die Erziehung heutzutage immer zur Debatte
steht, vor allem in den Medien. In der Tat sind wir zur Erkenntnis gelangt, dass sie ein
polemisches Thema in der Gesellschaft ist, deshalb haben wir nötig gefunden, darauf
einzugehen.

Indem wir den Roman Die Einbahnstraße von Klaus Kordon für unsere persönlichen
Interessen lasen, sind wir zur Feststellung gekommen, dass er ein aktuelles Thema
angreift. Er filtert anschaulich die Schattenseiten der Erziehung eines jungen Kindes
heraus, dessen Vater auf seine Erziehung nicht angenehm gewirkt hat. Diese Gründe
haben uns denn dazu gebracht, uns mit diesem Roman auseinanderzusetzen.

02. PROBLEMSTELLUNG

Klaus Kordons Roman Die Einbahnstraße und Hermann Hesses Novelle


„Kinderseele“ sind zwei Werke des 20. Jahrhunderts. In diesen beiden Werken gibt die
Erziehung Stoff zur Kritik. Im Roman „Die Einbahnstraße“ von Klaus Kordon wird

2
von einem Jungen1 gesprochen, dessen Vater keine Gelegenheit ergriffen hat, um an
seiner Erziehung teilzunehmen. Also war seine Mutter die einzige Person, die sich mit
der Erziehung des Kindes beschäftigt hat. Trotzdem hat das Kind total verweigert, einen
Beruf zu erlernen. Er hat sich für das Dealen entschieden, anstatt einen Beruf zu
erlernen. Er hat sogar seinen Vater prügeln wollen, denn dieser hatte vor, ihn gut zu
erziehen. Im Werk „Kinderseele“ geht es um ein elfjähriges Kind, dessen Vater eine
autoritäre Attitüde bei seiner Erziehung hat.

Wie wir gerade obenerwähnt haben, gibt es in den beiden literarischen Produktionen
Erziehungsproblem. Die Problematik, die sich daraus ergibt, ist die folgende: Welche
Rolle spielt der Vater in der Erziehung des Kindes? Also, um den Stellenwert des Vaters
in der Erziehung des Kindes in den beiden Werken herausfiltern zu können, gehen die
folgenden Nebenfragen aus der obigen Hauptfrage hervor:

➢ Inwiefern können die beiden Primärliteraturen als geeignete Werke für die
Kinder und Jugendlichen betrachtet werden?
➢ Welche Rolle übernehmen die Eltern in der Erziehung des Kindes?
➢ Welches sind die Perspektiven, die die Erziehung in den beiden Werken
klar bestimmen?
➢ Welche Strategien kann man unternehmen, um eine qualifizierte
Erziehung zu erreichen?

02.1. Interesse der Arbeit

Diese Arbeit kann der Gesellschaft nützlich sein, insofern als sie als
Sensibilisierungsfaktor gelten kann. So gesagt können die Leser, vor allem die
Erziehungsberechtigten (die Eltern, die Lehrer) Profit daraus ziehen, denn diese
Produktion kann ihnen behilflich sein, indem sie ihnen mögliche Richtungen bzw.
Perspektiven der Erziehungsweise vorschlägt.

1
Der Junge ist unter dem Namen Alfred Schmidt oder Ali gekannt.

3
Nach unseren Erfahrungen sind wir zur Erkenntnis gelangt, dass die Zukunft und der
Erfolg des Menschen absolut von seiner Kindheit und der von ihm im Basisalter
gekriegten Erziehung abhängen. Heutzutage gilt es als bewiesen, dass die Erziehung ein
immer diskutiertes, bedeutungsvolles und umstrittenes Thema in der Gesellschaft
geworden ist, denn man ist davon überzeugt, dass ohne Überlegung darüber anzustellen
und ohne Diskussion dazu zu führen kann man überhaupt keine gute Gesellschaft
errichten.

02.2. Begründung und Ziel der Arbeit

In der heutigen Gesellschaft ist die Erziehung ein polemisches Thema, deswegen
messen die Menschen diesem Konzept einen hohen Stellenwert bei. In unserer Arbeit
wollen wir uns Gewissheit über die Wichtigkeit des Vaters in der Kindererziehung
schaffen. In Anbetracht der Tatsache, dass die heutigen Frauen emanzipiert und
moderne sind, versuchen sie manchmal die Vatersrolle in der Familie zu nehmen. So
gesagt wollen wir auch in unserer Arbeit zeigen, wer zwischen den beiden Eltern das
Kind besser erziehen kann. Auf diese Begründungen stützend, ergreifen wir hiermit die
Gelegenheit, um das Bild des Vaters in der Familie zu zeigen und noch Bescheid zu
wissen, ob die Erziehung des Kindes nur die Mutter betrifft oder die beiden Eltern sollen
dem Kind beistehen.

03. METHODISCHE ÜBERLEGUNGEN

Im ersten Wahlgang sind die Methoden sehr relevant in einer wissenschaftlichen Arbeit.
Sie sind also die Wege, die zum Ziel führen. Bei der Analyse von literarischen Werken
liegen vielfältige Methoden vor, die je nach dem zu erreichenden Ziel zu gebrauchen
sind. Eines der Grundmerkmale oder einer der Hauptbedingungen des Erfolgs einer
wissenschaftlichen Arbeit ist in der Regel der Zusammenhang zwischen den
Zielsetzungen und den methodischen Vorgehensweisen. Die literaturwissenschaftlichen
Verfahren erleichtern nicht nur den Umgang mit Texten, sondern auch das Verständnis
von Texten und Phänomenen. In der Tat entstehen die theoretischen Tatsachen in der
Gesellschaft, um entweder bestimmte Probleme lösen zu können oder bestimmten

4
Problemen aus dem Weg zu gehen oder auch einer bestimmten Sache vorzugreifen.
Infolgedessen werden die Methoden von den Theorien abgeleitet. So gesagt verfolgt
unsere Arbeit also zwei Methoden. Zudem schreiben uns auch die ausgewählten
Primärliteraturen ihre eigenen Vorgehensweisen vor.

Tatsächlich, um das Ziel unserer Arbeit erreichen zu können, bedienen wir uns folgender
bestimmter Methoden:

Zunächst möchten wir die Methode der Sozialgeschichte bzw. den sozialgeschichtlichen
Ansatz verwenden. Diese Methode wurde von Georg Lucàcs2, Theodor Adorno3 und
Walter Benjamin4 im Jahre 1950 ins Leben gerufen. Mit Hilfe dieser Methode
untersuchen wir die historischen Hintergründe, die die Entstehung beider Werke bedingt
haben. Hier geht es darum zu zeigen, inwiefern dieser Kontext einen Einfluss auf die
Produktion der beiden Werke ausgeübt hat. In Anbetracht der Tatsache, dass der
literarische Text ein Sozialprodukt ist, möchten wir ihn als eine Widerspiegelung
gesellschaftlicher Realitäten betrachten.

Daneben möchten wir auf den Positivismus zurückgreifen. Diese Methode wurde im
neunzehnten Jahrhundert auf die Beine gestellt. Sie entstand anlässlich des
Aufkommens der Naturwissenschaften5. Ihre Theoretiker sind Karl Lachmann6 und
Wilhelm Scherer7. Dank dieser methodischen Überlegung finden wir den
Zusammenhang zwischen dem Leben der beiden Autoren und ihren Produktionen

2
Geboren am 13. April 1885 in Österreich-Ungarn und gestorben am 4. Juni 1971 (ebd.) ist er ein
Literaturwissenschaftler und –kritiker. Er gilt als ein bedeutender Erneuerer einer marxistischen Philosophie und
Theorie in der ersten Hälfte des 20. Jh.
3
Er war ein deutscher Musiktheoretiker, Philosoph und Soziologe und kam am 11. September 1903 in Frankfurt
am Main zur Welt, ging jedoch am 6. August 1969 in die ewigen Jagdgründe.
4
Geboren am 15. Juli 1892 in Charlottenburg und gestorben am 26. September 1940 in Portbou war Walter
Bendix Schoenflies Benjamin ein deutscher Philosoph, Kulturkritiker und Übersetzer der Werke von Charles
Baudelaire, Honoré de Balzac und Marcel Proust. Er war ein Freund von Theodor Adorno.
5
Weist auf die Wissenschaft hin, die sich mit den Erscheinungen und Vorgängen in der Natur beschäftigt. Hier
machen die Wissenschaftler empirische Arbeiten.
6
Geboren am 4. März 1793 in Braunschweig und gestorben am 13. März 1851 in Berlin war Karl Konrad
Friedrich Wilhelm Lachmann deutscher Altphilologe und dozierte an der Berliner Universität. Seine Methode
wurde zum Vorbild für die moderne Textkritik.
7
Geboren am 26. April 1841 in Niederösterreich besonders in Schönborn und gestorben am 6. August 1886 in
Berlin war Wilhelm Scherer ein österreichischer Germanist, der in allen Bereichen der Philologie veröffentlichte.

5
heraus. Dementsprechend wollen wir objektiv verfahren, indem wir den Bezug
zwischen der Wirklichkeit und den zu untersuchenden literarischen Texten
herausfiltern.

04. HYPOTHESEN DER ARBEIT

Damit diese Arbeit zustande kommt und Verständnis findet, haben wir folgende
Hypothesen formuliert:

• Die Beziehungen Vater-Kind und Mutter-Kind sind nicht dieselben.


• Bei der Erziehung des Kindes ist die Rolle des Vaters von Bedeutung.
• Die Erziehung des Kindes kommt zum Scheitern, wenn der Vater keine
Gelegenheit ergreift, um daran teilzunehmen.
• Wenn die Frau die Oberhand hat, verändert sich die Familienatmosphäre und
folglich herrscht es überhaupt keine Harmonie in der Familie.

05. FORSCHUNGSSTAND

Unsre Arbeit befasst sich mit der Problematik der Kindererziehung. In den beiden
Werken, wie wir es schon obenerwähnt haben, gibt die Erziehungsweise des Kindes
Stoff zur scharfen Kritik. Im Roman Die Einbahnstraße von Klaus Hebert Kordon ist
das Bild des Vaters vernachlässigt, denn er hat nicht zur Erziehung „seines Kindes“ Ali
beigetragen. Die Anwesenheit oder sogar die Abwesenheit des Vaters hat keinen wahren
Einfluss auf die Freiheit des Kindes, denn es macht was es will und kriegt keine
Vorwürfe. Die Rolle des Vaters in Kinderseele ist aber bedeutungsvoll. Die beiden
Eltern haben an der Erziehung ihres Kindes teilgenommen, aber der von dem Vater
verwendeten Erziehungsstil gefällt gar nicht dem Kind.

Wir sind nicht die ersten Personen, die die Überlegung über die ausgewählten Werke
angestellt haben. Vor uns haben sich etliche Forscher mit diesen Werken
auseinandergesetzt, aber nicht mit dem Stellenwert des Vaters in der Erziehung des
Kindes. Es geht beispielsweise um die folgenden wissenschaftlichen Arbeiten:

6
➢ Im Jahre 2011 hat Ikbal Taha Yasin Al-Mahdi eine Dissertation, deren Thema
„Hermann Hesses Erzähltechnik zur Darstellung innerer Konflikte in
ausgewählten Werken der Zwischenkriegszeit“ ist, geschrieben. In dieser
wissenschaftlichen Arbeit hat sie sich grundsätzlich mit der Erzähltechnik in
Kinderseele, Klein und Wagner und Der Steppenwolf auseinandergesetzt. Sie ist
zur Erkenntnis gelangt, dass die Selbstdarstellung und Selbstanalyse die
Hauptthemen, die sich in Hesses Werke der Zwischenkriegszeit befinden, sind.
Übrigens hat sie festgestellt, dass Hermann Karl Hesse in seinen Werken meist
die erlebten Geschichten verarbeitet.

➢ Im Jahre 2017 hat Marie Wolf das Werk Kinderseele mit Bildern illustriert. In
dieser Illustration erzählt sie eine Geschichte von Schuld- und
Minderwertigkeitsgefühlen, von kindlicher Angst; eine Geschichte über die
Beziehung zu einem übermächtig scheinenden Vater, über die schwäbisch-
pietistische Erziehung im ausgehenden 19. Jahrhundert. Es besteht Grund zu
erwähnen, dass die Protagonisten in dem illustrierten bzw. in dem bebilderten
Buch Marie Wolfs menschliche Körper und Tierköpfe haben.

➢ Eleonora, Lucrezia, Illaria u.a. haben acht schriftliche Berichte über den Roman
Die Einbahnstraße zur Durchführung gebracht, deren Titel „Berichte über Klaus
Kordons Die Einbahnstraße“ ist. In ihren Berichten haben sie das Werk in
vierzehn Kapitel gegliedert und haben bzw. die Hauptidee jedes Kapitels
herausgefunden, indem sie ihre Einwilligungen zu jedem Kapitel am Ende
gegeben haben.

➢ Im Jahre 2015 hat Chrissiam ein Taschenbuch über den Roman Die
Einbahnstraße produziert. In diesem Taschenbuch erzählt er ausführlich über
Charly, Andy, Herbert und Inga. Des Weiteren beschreibt er tiefgreifend die
Situation, in der diese Protagonisten sich befinden.

7
➢ Im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit im Jahre 1999 hat sich Viola Strunk
grundsätzlich mit dem Generationskonflikt in Hermann Hesses novellistischem
autobiographischem Werk Kinderseele auseinandergesetzt. Das Thema dieser
Arbeit lautet „Die Problematik des Generationskonflikts anhand von
Kinderseele (Hermann Hesse) und Nachgetragene Liebe (Peter Härtling)“. Am
Ende dieser Arbeit hat sie festgestellt, dass Hesse in seiner Novelle einen Vater-
Kind-Konflikt darstellt.

An dieser Stelle käme es zum Vorschein, dass sich niemand unter diesen obenerwähnten
Personen mit der Rolle bzw. dem Stellenwert der Eltern im Allgemeinen und besonders
dem Stellenwert des Vaters in der Erziehung des Kindes beschäftigt hat. Wir sind denn
davon überzeugt, dass diese Studie einen wesentlichen fachlichen Diskussionsbeitrag
leisten kann, um dieses gesellschaftsrelevante Thema weiter voranzubringen.

06. AUFBAU DER ARBEIT

Um unseres Thema anzugreifen und damit es Verständnis findet, haben wir uns
entschieden, die Arbeit in fünf Kapitel zu gliedern.

Im ersten Kapitel ist es die Rede von einer Annäherung zum Begriff „Erziehung“. In
diesem Teil möchten wir zuerst auf die Etymologie des Begriffs Erziehung eingehen.
Danach wollen wir die Erziehung etlichen Erziehungstheoretikern zufolge kurz und
bündig bestimmen, indem wir ebenfalls den geschichtlichen Prozess der Erziehung
herausfinden. Schließlich möchten wir uns mit den Erziehungsformen
auseinandersetzen.

Im zweiten Kapitel sprechen wir bestimmt über die beiden Primärliteraturen. Hier
präsentieren wir zuerst die biographischen Skizzen oder Angaben der beiden Autoren
und stellen die historischen Hintergründe dar, unter denen die beiden Werke entstanden
sind. Dann gehen wir auf die Figuren und ihre Eigenschaften ein. Zuletzt möchten wir
eine Darstellung einiger literarischen Werke von den beiden Autoren machen, denn es

8
ist auch wichtig, etliche Kenntnisse über die schriftlichen Aktivitäten der Autoren zu
haben.

In drittem Kapitel wollen wir „Die Einbahnstraße“ und „Kinderseele“ als zeitlose
oder zeitlich unbegrenzte literarische Werke, die die gesellschaftlichen Realitäten bei
den Kindern und Jugendlichen wiederspiegeln, präsentieren.

In viertem Kapitel untersuchen wir die Elternrolle in der Erziehung des Kindes. Da
wollen wir auf das Konzept der Elternschaft eingehen, indem wir vorwiegend den
Akzent auf den Stellenwert des Vaters in der Kindererziehung legen.

Im letzten Kapitel möchten wir die beiden Werke als geeignete Produktionen für
Kinder- und Jugendliteratur darstellen. Dabei zeigen wir den Zusammenhang zwischen
den in den Werken behandelten Themen und den von den Kindern bzw. den
Jugendlichen im alltäglichen Leben erlebten Situationen. Zuzüglich möchten wir einige
Vorschläge machen, die einen besonderen Beitrag zur Kindererziehung leisten könnten.

9
KAPITEL 1

ANNÄHERUNG ZUM BEGRIFF ERZIEHUNG

10
In unserer heutigen Gesellschaft betrifft die Erziehung alle Menschen. Ihre
Verbesserung kommt vor allem auf die gute Beherrschung ihrer Normen durch die
Erziehungsberechtigten an. Aber wenn man heutzutage nach der Erziehung und ihrem
Stellenwert in der Gesellschaft gefragt wird, kriegt man häufig als Antwort, dass einst
ganz anders erzogen wurde. Früher gehörten vielleicht Schläge und Züchtigung zu einer
üblichen Erziehungsmethode. (https://de.m.wikipedia.org>wiki>Erziehung). Jedoch ist
die Erziehung heutzutage sehr polemisch. In diesem Kapitel gehen wir tiefgreifend auf
den Terminus „Erziehung“ ein, indem wir zunächst etymologischerweise diesen
gesellschaftsrelevanten Begriff erläutern. Erst danach setzen wir uns mit dem
geschichtlichen Prozess der Erziehung auseinander, indem wir diesmal diesen Begriff
je nach einigen Autoren knapp und bündig bestimmen. Last but not least nennen wir
einige relevante Erziehungsformen.

1.1. BESTIMMUNG DES BEGRIFFS „ERZIEHUNG“

1.1.1. Etymologie

Die wissenschaftliche Disziplin, die sich im ersten Wahlgang und schwerpunktmäßig


mit der Theorie und Praxis der Erziehung beschäftigt, ist die Pädagogik bzw. die
Erziehungswissenschaft. Die Erziehungssoziologie befasst sich mit den
gesellschaftlichen Strukturen der Erziehung. Etymologisch gesehen leitet der Begriff
„Erziehung“ von dem Verb „erziehen“ ab. (ebd.). Dieses Wort geht auf den
althochdeutschen Begriff „irziohan“8 zurück und nimmt unter dem Vorbild des Wortes
„educare“9 bald die Lehnbedeutung jemandes Geist und Charakter bilden und seine
Entwicklung fördern an. (ibid.). Es ist jedoch schwierig eine Standardbestimmung zum
Wort „Erziehung“ zu finden, denn sie ist ein breites und mehrdeutiges Wort.10 (Mialaret,
1885). Das Wort „Erziehung“ kann also als ein Ensemble von Methoden bestimmt
werden, durch welche man die Wissen, die Kenntnisse, die Werte und auch die Sitten

8
Herausziehen

9
Lateinisch für großziehen, ernähren, erziehen

10
Laut Mialaret G. hat die Erziehung zu viele Bestimmungen

11
vermitteln kann. Dies im Rahmen des Familienkreises, etlicher Institutionen wie die
Kirche, die Schule usw. Sie besteht darin, das Kind unabhängig, selbstständig und
selbstvertraut zu machen. Die Erziehung unterscheidet tatsächlich die Menschen von
den Tieren. (Rousseau, 1983).

Der deutsch-österreichische Erziehungsberechtigter11 Wolfgang Brezinka, der auch


bedeutende Beiträge zur allgemeinen Pädagogik geleistet hat, definiert die Erziehung
wie folgt:

Handlungen […], durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen
Dispositionen anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder
als wertvoll beurteilen Bestandteile zu erhalten oder die Entstehung von Dispositionen,
die als schlecht bewertet werden, zu verhüten. (Grundbegriffe der
Erziehungswissenschaft, 1990).

Unter dieser Bestimmung Wolfgang Brezinkas verstehen wir, dass die Erziehung zur
Formung von mentalen und moralischen Fähigkeiten der Menschheit beiträgt und sie
bringt auch die Menschheit dazu, von ihren üblen Gewohnheiten loszukommen.

1.1.2. Der Mensch als Produkt der Erziehung

In der Gesellschaft kann die Erziehung auf ein Ergebnis bzw. ein Produkt hinweisen. So
gesagt können die Erziehungsberechtigten das Individuum, das laut einer bestimmten
Erziehungsnorm großgezogen worden ist, als Produkt guter oder schlechter Erziehung
betrachten. Darunter verstehen wir nur einfach, dass der Mensch das Produkt oder das
Ergebnis der Erziehung ist. Es ist aus diesem Grunde, dass sich Mialaret Gaston
folgendermaßen äußert:

Le langage courant utilise le mot éducation dans un autre sens: celui du résultat d’une
action. On a reçu une bonne ou mauvaise éducation; on est le produit d’une éducation
classique par opposition à celui qui a reçu une éducation technique. En fait on se place
ici sur la perspective de l’individu qui est le «produit» de telle ou de telle partie du
système éducatif. (Vgl. Mialaret, 1885, S. 9).

11
Das Wort Erziehungsberechtigte(r) weist auf alle Personen hin, die sich mit der Kindererziehung beschäftigen
nämlich die Eltern, die Lehrer…

12
Dadurch verstehen wir anschaulich, dass die Erziehung als eine gesellschaftliche
Institution, ein Lehrprogramm und auch ein Produkt bestimmt werden kann. Die
Erziehung kann ebenfalls als eine Handlung betrachtet werden, insofern als sie nicht nur
den Akzent auf die Vermittlung sozialer Werte und Kultur legt, sondern auch auf die
Entwicklung aller Talente.12

1.2. ÜBERBLICK ÜBER DEN GESCHICHTLICHEN ERZIEHUNGSPROZESS

Im ersten Wahlgang erwähnen wir, dass der umstrittene Begriff „Erziehung“ nicht im
einundzwanzigsten Jahrhundert erfunden worden ist. Er geht weit auf die Antike zurück.
(Gal, R. 1948, S. 10).

1.2.1. Die Erziehung in der Antike

Während der Antike erzog man das Kind gemäß den Sitten und der Tradition seiner
gesellschaftlichen Zugehörigkeit. Die Erziehung sollte mit den bestehenden Prinzipien
und Gesetzen der Sozialgruppe übereinstimmen. Laut Roger Gal erfolgte die Erziehung
durch die ständige Teilnahme an dem Gemeinschaftsleben, an den kollektiven
Meinungen und an allen alltäglichen Lebensumständen. (a.a.O.). Man weihte das Kind
in die Geheimnisse der Sitten, des Volksglaubens, des Respekts gemäß seinen Rechten
und Pflichten ein.

Überdies war die aktive Teilnahme an den traditionellen Zeremonien und an den
kulturellen Aktivitäten nicht beiseite gelassen. (ibid.). Weiterhin präzisiert Roger Gal,
dass die Jungen und die Mädchen nicht dieselbe Erziehung kriegten: Sie waren
unterschiedlich erzogen. Diese Meinung Roger Gals bringt uns dazu zu reagieren, dass
diese Erziehung keine Harmonie zwischen den Jungen und den Mädchen förderte, denn
sie trennte die beiden Geschlechter voneinander. Die Sondererziehung soll kein

12
Diese Talente sind unter anderen Schicklichkeit, Tüchtigkeit und Können etc.

13
Trennungsmittel sein, sondern sie soll allen zu erziehenden Individuen erlauben,
dieselbe Chance zu haben.

Was alles Übrige anbelangt, ist es wichtig an dieser Stelle auch den Arbeiten von Karl
dem Großen einen hohen Stellenwert beizumessen. Er hat im Jahre 800 n. Chr. Schulen
an den Bischofskirchen gegründet, deren Anliegen es ist, das Bibelverständnis durch die
Lehre lateinischer Sprache erleichtern zu können. Im 12. Jh. kommt es zur Entstehung
der ersten Universitäten13. (http://de.wikipedia.org/Geschichte_der_Paedagogik). Es ist
aber wichtig zu erwähnen, dass alleine die Eliten Zugang zur erzieherischen Bildung
hatten.

1.2.2. Die Erziehung während des Mittelalters

Während dieses Zeitalters basierte die Erziehung auf den Glaubensüberzeugungen, denn
die Erziehungsberechtigten stellten die Religion im Mittelpunkt menschlichen Denkens.
Die christlichen Bildungsaktivitäten verstärken sich in der Kirche durch die Arbeiten
von Philosophen und Theologen wie St. Thomas Aquin14 und St. Augustin15. Laut St.
Augustin bestand also das Ziel der Erziehung darin, die Kinder zu überzeugen, damit
sie das vollste Vertrauen zu dem allmächtigen und barmherzigen Gott haben. An dieser
Stelle behauptet er folgendermaßen:

Le but de l’éducation est de diriger le regard de l‘enfant vers l’amour issu d’un cœur
pur, d’une bonne conscience et d’une foi sans hypocrisie, car il n’y a pas d’autre fin que
de préparer au Christ avant sa venue, une réception en d’amitié et d’annoncer dès
maintenant l’Église future. (Zit. n. J. Leif und Rustin, Philosophie de l’éducation, 1977,
S. 45).

13
Die ersten Universitäten entstanden in Paris, Bologna, Oxford. Alle Personen hatten aber nicht Zugang dazu.

14
St. Thomas Aquin, auch Thomas von Aquino genannt ist ein dominikanischer und einflussreicher Philosoph
und Theologe der Geschichte, er kam zur Welt im Jahre 1225 in Italien und ging in die ewigen Jagdgründe im
Jahre 1274 in Fossanova ein. Er gehört zu den bedeutendsten Kirchenlehrern der römisch-katholischen Kirche
und ist auch unter dem Namen Doctor Angelicus gekannt. Er ist auch eines der Hauptvertreter der
mittelalterlichen Scholastik. (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Thomas_von_Aquin≠Leben, abgerufen am 27. Mai
2018 um 19 Uhr 35 Minuten).
15
St. Augustin ist ein Heiliger, Kirchenlehrer, ein Philosoph und christlicher Theologe. Er kam zum Leben am
13. Nov. 354 in Thagaste, dem aktuellen Souk Ahras und starb am 28. August 430 in Algerien.
(https://www.google.com/search?client=ms-opera-mini-
android&q=saint+augustin+biographie&sa=X&ved=2ahUKEwiqqN_wInbAhXjPZoKHUh-
AXAQ1QloAnoECAAQAw, abgerufen am 27. Mai 2018 um 19 Uhr 36 Minuten).

14
Darunter verstehen wir, dass vor allem die Förderung göttlicher Worte in dieser Ära zu
viel Platz in der Gesellschaft einnahm. In derselben Perspektive kann folgerichtig gesagt
werden, dass die mittelalterliche Erziehung den Vorrang vor der antiken Erziehung hat,
insofern als sie (die mittelalterliche Erziehung) nicht die Geschlechter voneinander
trennte. Nichtsdestoweniger, und doch ist es wahr, dass je mehr das zu erziehende Kind
wahrlich an Gott glaubt, desto besser könnte es gesellschaftsfreundlich sein, denn es
verschafft sich schnellstmöglich Respekt bei allen.

Alles in allem sind wir zur Feststellung gekommen, dass die pädagogischen
Grundannahmen im Mittelalter vom Glauben geprägt wurden und die Erziehung
orientierte sich an biblischen Mustern, denn das Kind galt in diesem Zeitalter als Gottes
Geschenk. Die Eltern sollten sich nur die Verantwortung für ihr Kind unterstützen und
beschützen.
(http://www.gibd.info/pentapolis/gruppe1/KINDER/KINDERALLTAG/FALILIE.HT
ML. Die Erziehung fand vor allem in dem Familienkreis statt.

1.2.3. Die Erziehung während der Renaissance

In der Renaissancezeit legten die Erziehungsberechtigten ebenfalls wie im Mittelalter


den Akzent auf die religiöse Erziehung. Es ist aber wichtig zu wissen, dass das
katholische Bildungswesen in den 1520er Jahren wegen der geistigen Bewegung Martin
Luthers niedergegangen ist. (http://de.wikipedia.org/Geschichte_der_Paedagogik).
Martin Luther mit seiner geistlichen Bewegung plädiert für eine Erziehung, deren
Zweck es ist, die Kinder dazu zu bringen, die religiösen Befehle zu beachten. Er meint
nämlich:

Il n‘ y a pas de plus grands dommages pour les chrétiens que de négliger les enfants.
…. C’est pourquoi il est de la plus haute nécessité pour un homme marié que de
s’occuper de l’âme de son enfant. Bien plus profondément et avec plus d’application
que sa chair et de considérer cet enfant comme un précieux trésor éternel pour qu’il le
protège et pour que ni le diable, …, ni la chair ne le dérobe, le fasse mourir. (Zit. n. J.
Leif und Rustin, Philosophie de l’éducation, 1977, S. 89).

Also nach Luther ist das sehr wahrlich so schade, wenn man die Kindererziehung nicht
in Acht nimmt. Wenn dem so ist, soll der Erziehungsberechtigte dem zu erziehenden
15
Kind den Weg weisen; dies um den irdischen Dingen aus dem Weg zu gehen. Es besteht
Grund zu sagen, dass Luther hier mehr Wert auf die Menschen legt, die an Gott glauben
und in die Kirche gehen. Das gilt aber für alle Menschen dieser Epoche, obwohl dieser
Akzent auf die Christen gelegt wird.

1.2.4. Die Erziehung während der Aufklärungszeit

Während der aufklärerischen Ära haben sich ebenfalls etliche Erziehungstheoretiker


und Erziehungswissenschaftler versucht, sich mit diesem mehrdeutigen und
polemischen Terminus auseinanderzusetzen.

• Die Erziehung nach Jean Jacques ROUSSEAU

Jean Jacques ROUSSEAU hat auch ein wichtiges Erziehungskonzept formuliert. Er


stellt den Erzieher nicht nur als einen erfahrenen Menschen, sondern auch als Arrangeur,
der die Aufgaben des zu erziehenden Kindes leichter macht. Ihm zufolge vollzieht sich
die Erziehung nicht durch unmittelbares Einwirken des Erziehers, sondern durch
natürliche Erfahrungen des Zöglings. In diesem Sinne behauptet er: „Haltet euren
Zögling keinen weisen Reden, er muss durch Erfahrungen klug werden.“ (Rousseau,
1983, S. 210). Seiner Meinung nach hat die Natur auch die Fähigkeit, das Kind zu
erziehen. Die Erziehungsberechtigten sollen in diesem Falle die Hindernisse, die die
totale Entfaltung des Kindes bremsen, entfernen. In der weiteren Folge sollen die
Erzieher beste Möglichkeiten ins Leben rufen, die dem Kind erlauben könnten, seine
Mentalität zu entwickeln. Rousseau wird damit quasi zum Begründer einer
professionellen Erziehung (vgl. Giesecke 1997, S. 30), die keinesfalls „… seelenruhig
einem Söldner … “ (Rousseau, 1983, S. 132), sondern nur der „erhabenen Seele“
(ebd.) eines Erziehers anvertraut werden darf. In verschiedenen Passagen des Emile
zeigen sich Rousseaus hohe Erwartungen an die Qualitäten des Erziehers: Ein guter
Erzieher“ … müsste eigens für seinen Schüler erzogen worden sein“ (ebd.). Die
individuellen Voraussetzungen muss der Erzieher durch Beobachtung ermitteln.
Rousseau (a.a.O., S. 215) vergleicht dies mit dem Vorgehen eines Mediziners: „Ein
kluger Arzt verschreibt seine Medizin nicht gedankenlos auf den ersten Blick, sondern

16
studiert zuerst die Konstitution des Kranken.“ (1983). Zusätzlich sollen die
Erziehungsberechtigten mentale Fähigkeiten und Instinkte des Kindes in
Übereinstimmung mit seiner eigenen Natur sich entwickeln lassen. Darüber hinaus
vertritt er die Idee, die Erziehung sei nur eine Sache von Menschen. Er meint also, dass
die Erziehung den Menschen von den Pflanzen unterscheidet. Aus diesem Grunde
erklärt er noch deutlich:
Man gestaltet die Pflanzen durch den Anbau und die Menschen durch die Erziehung.
[…]. Alles, was wir nicht bei der Geburt haben und was wir in hohen Massen brauchen,
ist uns durch die Erziehung gegeben. Diese Erziehung stammt aus der Natur, den
Menschen und den Dingen […]. Die Erziehung ist sicherlich erst eine Gewohnheit.
(Rousseau, Emile I).

Davon ausgehend gelangen wir also zu der Erkenntnis, dass die Erziehung nur eine
Sache der Menschen ist. Dazu noch gibt es drei Erziehungsmittel ihm zufolge nämlich
die Natur, die Menschen und die Dinge. Desgleichen sichert zuerst die Natur
unwillkürlich die Entwicklung des Kindes. Andernfalls fördert der Mensch ganz ehrlich
seine Entwicklung durch gute relevante gesellschaftliche Normen, Sitten, Werte. Durch
die Nachahmung kann das Kind ebenfalls gute Weisen in der Gesellschaft erwerben. An
anderer Stelle empfiehlt er den Erziehungsberechtigten:
… Seid einfach, bedachtsam und zurückhaltend, greift nur dann rasch ein, wenn
es darum geht, andere davon abzuhalten. Ich wiederhole es immer wieder: schiebt,
wenn möglich, eine gute Belehrung hinaus, ehe ihr eine schlechte erteilt. Hütet
euch, auf dieser Erde, aus der die Natur das erste Paradies des Menschen gemacht
hätte, das Amt des Verführers zu übernehmen …“ (a.a.O., S. 218).

Genau genommen können auch Dinge positive Einflüsse auf das Benehmen des Kindes
üben. Zum Beispiel das Kind, das heute seine Finger ins Feuer legt, ist gerade dessen
bewusst worden. Da wird es morgen ja eine Abweichung davon nehmen, denn ein
gewarnter Mensch verhält sich klüger.

Obendrein noch stellt Rousseau die Erziehungsberechtigten als stellvertretende


Vernunft dar. Der Erzieher hier in diesem Fall, angesichts seiner größeren Erfahrungen
und mannigfaltigen Kenntnisse, sichert die Entwicklung des Burschen. Dazu noch
beschreibt er das Verhalten des Erziehungsberechtigten dem Zögling gegenüber
folgendermaßen:
17
Befehlt ihm nie etwas, was immer es auch sein mag – absolut nichts. Suggeriert ihm
nicht einmal die Vorstellung, dass ihr die geringste Autorität über ihn haben könntet. Er
soll nur wissen, dass ihr stark seid und er schwach ist und dass er euch durch diese
Tatsache notwendigerweise ausgeliefert ist. Er soll es wissen, erfahren und spüren,
rechtzeitig spüren, das harte Joch auf seinem stolzen Haupt, das die Natur dem
Menschen auferlegt, das schwere Joch der Notwendigkeit, unter das sich jedes endliche
Wesen beugen muss. Er soll diese Notwendigkeit in den Dingen sehen, niemals in der
Laune der Menschen. (Rousseau, Emile, 1983, S. 213).

Darunter verstehen wir, dass der negative Einfluss des Erziehers das Kind zur
Verderbnis führt. Das Kind soll sich keinesfalls verachtet bzw. unterdrückt fühlen. Der
Erzieher soll vor allem die Arroganz und die Hochmütigkeit beseitigen.

• Die Erziehung bei Immanuel KANT

Die Erziehungstheorie bei dem deutschen Philosophen Immanuel KANT ist sehr
relevant. Er hat probiert, ein festes Fundament zur Erziehung zu legen. Er stellt die
zentrale Frage, was die Menschen von Tieren unterscheidet. Ausgehend von dieser
Tatsache behauptet er wie folgt:

Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss. Unter der Erziehung
nämlich verstehen wir die Wartung (Verpflegung, Unterhaltung), Disziplin (Zucht) und
Unterweisung nebst der Bildung. Dem zufolge ist der Mensch Säugling, Zögling und
Lehrling. (Kant, 1983, S. 697).

Überdies schreibt er noch:

Disziplin oder Zucht ändert die Tierheit in die Menschheit um. Ein Tier ist schon alles
durch seinen Instinkt; eine fremde Vernunft hat bereits alles für dasselbe besorgt. Der
Mensch braucht aber eigene Vernunft. Er hat keinen Instinkt, und muss sich selbst den
Plan seines Verhaltens machen. Weil er aber nicht sogleich im Stande ist, dieses zu tun,
sondern roh auf die Welt kommt: so müssen es andere für ihn tun […] Der Mensch kann
nur Mensch werden durch die Erziehung[sic.]. Er ist nichts, als was die Erziehung aus
ihm macht. Es ist zu bemerken, dass der Mensch nur durch Menschen erzogen wird,
durch Menschen, die ebenfalls erzogen sind. Daher macht auch Mangel an Disziplin
und Unterweisung bei einigen Menschen sie wieder zu schlechteren Erziehern ihrer
Zöglinge.“ (a.a.O.).

So gesagt versteht man, dass die Erziehung folgt einer logischen Reihenfolge bei den
Menschen. In diesem Sinne können wir uns ausdrücklich äußern, dass wer nicht gut

18
erzogen wurde, wird ja auch seinen Nachkommen eine schlechte Erziehung geben.
Darüber hinaus verstehen wir auch, dass die Erziehung das größte Problem präsentiert,
auf das ein Mensch gestoßen werden kann. Endlich lässt sich daraus folgern, die
Erziehung könne sich nur schrittweise von Generation zu Generation verändern. (Vgl.
Kant 1983, S. 702).

1.2.5. Die Erziehung vom 19. bis zum 21. Jahrhundert

• Die Erziehung bei Emile Dürkheim

Als Vertreter der Sozialwissenschaft hat sich Emile Dürkheim (L’éducation morale,
1923) mit einer theoretischen Erklärung der Erziehung beschäftigt. In seiner
pädagogischen Hauptschrift L’éducation morale versucht er die Erziehung als eine
methodische Sozialisation zu definieren16. Die Erziehung sei diejenige Teilmenge der
Sozialisationsvorgänge, die das Kompetenzgefälle zwischen dem Erwachsenen und der
jüngeren Generation aufheben soll. Die Erziehung macht den Menschen zu einem
gesellschaftlichen Geschöpf oder zu einem umgänglichen Menschen und dient der
Bestandssicherung sozialen Systems, in dem sie stattfindet.

Nicolas Luhmann stimmt dabei mit Dürkheims Ansichten überein. Er begreift auch die
Erziehung als: „Eine intentionale Tätigkeit, die sich darum bemüht, die Fähigkeiten von
Menschen zu entwickeln und in ihren sozialen Anschlussfähigkeiten zu fördern.“ Ihm
zufolge hat die Erziehung mit dem Vorhaben des Menschen zu tun. Nebenher trägt sie
zur Entwicklung gesellschaftlicher Fähigkeiten des Menschen bei. Ja noch mehr kann
die Erziehung noch folgendermaßen definiert werden: Die Erziehung ist der Erwerb und
die Entwicklung von physischen, intellektuellen und moralischen Fähigkeiten; diese
Entwicklung zieht auch die Beherrschung und die Praxis der zu anwendenden Regeln,
die Tüchtigkeit, die Schicklichkeit, die Höflichkeit, das Vermögen und das Können in
Betracht[sic.]. (Maurice u.a., 1972, S. 418). Des Weiteren verstehen wir, dass die
Erziehung zahlreiche andere Bereiche beinhaltet. Sie erscheint hier als ein Mittel, das
den Menschen erlaubt, sich in eine bestimmte Gesellschaft einzubeziehen.

16
Education morale: Dieses Buch wurde nach dem Tod des Autors herausgegeben

19
Die Erziehung im 19. bis zum 20. Jahrhundert zielte darauf ab, die zukünftige
Generation zu formen. In dieser Herleitung behauptet Georges S. Papadapoulas
folgendermaßen:
Education is seen as the gateway to future economic prosperity, the closer instrument
for combating unemployment, the driving force behind scientific and technological
advance, the essential prerequisite for the cultural vitality … or the passport to
individual success. Education … binds together the past and the future of our societies
what we do about it today fundamentally for the kind of society that we wish to see
develop, it values and the material and cultural well being of its citizens. Learning for
the twenty first century must carry a vision of what that society will be and of the
qualities that men and women should have to help to shape it. (Papadapoulas, 1998, S.
24).

So gesagt, besteht es Grund zu erwähnen, dass sich die Erziehungsberechtigten um die


Gesellschaft bemühen, damit sie sich frei entwickelt. Also ist die Erziehung als einen
Reisepass betrachtet, der den Zugang zu einer guten Zukunft erlaubt.

1.3. DIE ERZIEHUNGSFORMEN

In der Praxis zieht Victorien Tchoudja (Analyse de la situation de l’éducation des


enfants de 06 à 15 ans: Cas de la commune de San Pedro, 2007) einen scharfen
Unterschied zwischen drei Erziehungsformen: Die formelle Erziehung, die nicht
formelle Erziehung und die marginale Erziehung.

1.3.1. Die formelle Erziehung

Sie bezieht sich auf das Ensemble von Termini, die sich in klassischen Institutionen
abspielen lassen. Diese Institutionen sind vorwiegend die Schulen, die Kirchen... (ibid.).

1.3.2. Die nicht formelle Erziehung

Sie ist das Gegenteil der formellen Erziehung. Sie weist auf alle außer dem formellen
Erziehungssystem organisierten Ausbildungstätigkeiten hin. Diese Erziehungsform
befähigt die Mehrheit der Kinder, (und sowie die Mehrheit der Erwachsenen), die in den
nicht entwickelten Ländern sind (vgl. Tchoudja, 2007), Zugang zum Lernen zu haben.
Die nicht formelle Erziehung zielt darauf ab, den Kindern alternative Ausbildungen mit

20
anschaulichen, plausiblen, klaren Zielen zu geben. (ebd.).

1.3.3. Die marginale Erziehung

Diese Form ist heutzutage in den Hintergrund gestellt. Sie lässt sich als den Erwerb von
Kenntnissen außer allen institutionellen Rahmen oder außer allen organisierten
Programen definieren. Im allgemeinen Sinne kann sie im Familienkreis, im Arbeitsplatz
und in den gesellschaftlichen Allgemeinheiten erworben werden (ebd.).

Jedoch setzen sich noch manche Erziehungsberechtigten bzw. Psychologen wie


Reinhard Tausch, Klaus Schneewind, Helmut Lukesch u.a. mit dem Konzept des
Erziehungsstils auseinander. Ihnen zufolge können die christliche Erziehung, die
marxistische Erziehung oder die antiautoritäre Erziehung den Erziehungskonzepten
zugeschrieben werden.
(http://erziehungskonzept,unter:http://www.unileipzig.de/erzwies/filia1258dminverans
taltung%207%20%20erziehungskonzept). Als Beispiele für Stile der Erziehung nennt
man unter anderen der autoritäre Erziehungsstil, der autoritative Erziehungsstil, der
permissive und der ablehnend-vernachlässigende Erziehungsstil.
(http://de.m.wikipedia.org/wiki/Erziehungsstil).

1.4. DIE ERZIEHUNGSSTILE

In der Gesellschaft gibt es auch Stile für die Erziehung. Horst Schraub und Karl G.
Zenke definieren also den Erziehungsstil als ein relativ ausgeprägtes Verhaltensmodell
eines Erziehungsberechtigten, der sich durch geeignete Erziehungspraktiken
charakterisieren lässt. (Schraub & Zenke, 1995, p. 130). Der Stil hier weist auf eine
Verhaltensweise hin, die dem Erziehungsberechtigten geeignet ist und im Laufe des
Erziehungsprozesses stattfindet.

In der Tat sind folgende Erziehungsstile im Erziehungsprozess je nach Baumrind (1973,


1991) zu berücksichtigen17: Der autoritäre Erziehungsstil, der autoritative

17
Baumrind, 1973, 1991; erweitert von Maccoby & Martin, 1983, zit. nach Scheithauer, H. (2014). Elterliche
Erziehungsstile und Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen von Kindern. Vortrag auf dem

21
Erziehungsstil, der permissive Erziehungsstil und endlich der ablehnend‐
vernachlässigende Erziehungsstil.

1.4.1. Der autoritäre Erziehungsstil

Bezüglich dieses Erziehungsstils unterzieht der Erziehungsberechtigte dem zu


erziehenden Individuum einen strengen Erziehungsprozess. (vgl. Scheithauer, 2014, S.
12) In dieser Hinsicht sind die bestehenden Regeln nur dem Kind diktiert. Die Erziehung
basiert in diesem Fall auf den scharfen Prinzipien des Erziehers. Hiermit erwähnen wir
auch, dass die Bestrafungen die bevorzugten Erziehungsmittel sind. Es gibt fast keinen
Dialog zwischen dem Erzieher und dem zu erziehenden Kind. An dieser Stelle können
wir an diesem Stil scharf kritisieren, dass er schlecht ist, denn er den gegenseitigen
Austausch bzw. Diskussion zwischen dem Erzieher und dem Kind total vernachlässigt
zugunsten der Bestrafungen.

1.4.2. Der autoritative Erziehungsstil

Hier im Gegensatz zum autoritären Stil kann der eigene Willen des Kindes geschätzt
werden. Der Erziehungsberechtigte stellt anschauliche Regeln dar, die von den zu
erziehenden Menschen beachtet werden sollen. (ebd. S. 12). Er überzeugt das Kind
durch geeignete Argumente und bedient sich auch ein bisschen der Macht. Obwohl er
auch die Macht in Anspruch nimmt, bleibt er aber offen und ist vor allen tolerant und
diskussionsfreundlich. Da kann ja gesagt werden, dieser Erziehungsstil wahrscheinlich
akzeptabel sei, denn er trägt zu einer geringeren Emanzipation des Kindes bei.

1.4.3. Der permissive Erziehungsstil

Was diesen Stil anbelangt legt der Erziehungsberechtigte mehr Akzent auf das Fach und
ein bisschen auf das zu erziehende Kind. Das Kind steht nicht unter tiefer und scharfer

Fachsymposium „Jeder Tag ist Elternabend! Eltern gewinnen, Partnerschaften stärken, Kinder fördern“,
November 2014, Augsburg.

22
Kontrolle und wird nicht wegen übler Verhaltensweise bestraft. (ebd.). Die Autonomie
des Kindes in diesem Falle ist nicht durch die Erzieher vernachlässigt. Das Kind wird
viel geliebt. Zu diesem Erziehungsstil kann geäußert werden, dass das Kind (in der
Zukunft) viel gehätschelt sein wird, wogegen der Zweck der Erziehung gar nicht darin
besteht, das zu erziehende Individuum zu hätscheln, sondern es zu einem guten
gesellschaftlichen Geschöpf zu machen. Wie die Bibel es vorschreibt, soll der Erzieher
den Zögling gemäß dem Weg für ihn erziehen, denn, auch wenn er volljährig wird, wird
er gar nicht davon abweichen. (Bibelsprüche 22: 6). Eine früh einsetzende Erziehung
gilt also als notwendig.

1.4.4. Der ablehnend-vernachlässigende Erziehungsstil

Dieser Stil charakterisiert sich durch einen Mangel an der Sensibilität seitens des Vaters.
Er ist uninteressiert und hat denn kein Engagement für das Kind. Keine bestimmten und
anschaulichen Anforderungen werden durch die Eltern ins Leben gerufen. Des Weiteren
stehen die Kinder nicht unter Kontrolle. (vgl. Scheithauer, 2014, S. 19). Darüber hinaus
werden sie nicht unterstützt, ggf. emotional zurückgewiesen. Es herrscht doch eine
unsichere bzw. desorganisierte Eltern-Kind-Beziehung. Später würden solche
gesellschaftswidrige Kinder Probleme mit gleichaltrigen Kindern haben, denn sie
werden in der Zukunft nicht nur antisoziales Verhalten haben, sondern auch in den
Strudel der Delinquenz geraten. (ebd.).

Das ist doch ohne jeden Zweifel der Fall von Inga Hoff in Klaus Herbert Kordons
Roman Die Einbahnstraße, die ihr Leben dem Drogenkonsum gewidmet hat. In der Tat
ist ihre Erziehung wegen des ablehnend-vernachlässigenden Charakters ihrer Eltern
zum Scheitern verurteilt worden. Ihr wahnsinniges Attachement zum Rauschgift hat ihr
den Weg in die Verdammnis geradeaus ausgebaut.

23
Fazit

Alles in allem bestand der Zweck unserer Arbeit darin, auf den Begriff Erziehung
einzugehen. Dabei haben wir versucht, die Erziehung etymologisch und nach einigen
Erziehungstheoretikern zu bestimmen und zu erläutern. Hiermit sind wir zu der
Erkenntnis gelangt, dass die Erziehung ein mehrdeutiges Wort ist, das tausende
Definitionen haben kann. (vgl. Mialaret, 1885). Der Zugang zur Erziehung ist ein
wesentlicher, lebensnotwendiger und bedeutungsvoller Einsatz für die Emanzipation
der Kinder wie Olivier Maulini und Cléopâtre Montandon es in ihrem Buch erwähnt
haben18. Die Erziehung sozialisiert den Menschen und trägt enorm zur Entwicklung
seiner physischen und mentalen Fähigkeiten bei. Darüber hinaus soll die Erziehung des
Kindes im Basisalter anfangen.

18
Ihr Buch heißt Les formes de l’éducation: Quelles inflexions? (o.O. und o.D.)

24
KAPITEL 2

ZUR DARSTELLUNG DER WERKE UND ZU DEN


BIOGRAPHISCHEN SKIZZEN BEIDER AUTOREN

25
Um die Untersuchung einer literarischen Produktion zu unternehmen, ist es immer
bedeutungsvoll wesentliche Grundkenntnisse über den Autor und sogar seine
schriftlichen Aktivitäten zu sammeln. Diese Untersuchung kann sich nur verwirklichen,
wenn man die geschichtlichen Fundamente des Werkes zur Kenntnis genommen hat.
Deswegen wollen wir uns in diesem Teil mit den historischen Hintergründen
auseinandersetzen, die zur Entstehung beider zu anschauenden bzw. zu untersuchenden
Werke beigetragen haben. Angesichts der Tatsache, dass die beiden ausgewählten
Werke die Anspielung auf präzise Figuren machen, möchten wir einen Akzent auf diese
Figuren legen, indem wir auch ihre Eigenschaften herausfinden.

2.1. ZUR TITELINTERPRETATION UND ZUSAMMENFASSUNG BEIDER


WERKE

2.1.1. Zur Titelinterpretation

Die Titelinterpretation eines Werkes oder sogar eines Textes spielt eine bedeutungsvolle
Rolle für das Verstehen. So gesagt erweist sie sich als die Eingangstür zum Verständnis
des zu interpretierten Werkes oder des zu behandelten Textes. In derselben Herleitung
geben Pierre Tamou und Dieudonné Miaffo zu, dass der Titel eines Werkes bzw. eines
Textes dazu dient, den Leser zum Inhalt des Werkes bzw. des Textes zu orientieren. Es
ist doch aus diesem Grunde, dass sie behaupten: «Comme partie de l’œuvre, le titre
anticipe et exhibe en quelque sorte le contenu qu’on va lire, ou à tout le moins, aide le
lecteur à formuler les premières hypothèses sur le contenu.» (Zit. n. Kafka, Der Prozess,
S. 16).

2.1.1.1. Zur Titelinterpretation des Romans Die Einbahnstraße

Der Autor hat den Roman Die Einbahnstraße nicht zufällig getitelt. Hier weist die
Einbahnstraße nicht auf eine Straße hin, die nur in einer einzigen Richtung befahren
werden darf. Die folgende Passage erläutert uns den Titel klar und deutlich:

Mit dem Fixen hört man nicht auf, Fixen ist eine Einbahnstraße, umdrehen, zurückgehen
– von einem bestimmten Punkt an geht das nicht mehr. Dann geht es nur noch geradeaus,
immer schneller, immer wahnsinniger. (Die Einbahnstraße, S. 94).

26
Diese Passage ist nach unserer Meinung die bedeutendste dieses Werkes, da sie die
einzige Aussage des Ich-Erzählers ist, in der der Autor den Titel „Die Einbahnstraße“
beschreibt. Er beschreibt genau das, was passiert, wenn man beginnt Drogen zu
konsumieren. Anfangs geht man nur ein Stück und denkt, dass das Loswerden möglich
ist. Aber mit der Zeit will man immer mehr. Man kann nicht mehr zurückkehren und
mit seinem normalen Leben fortsetzen, sondern geht es nur noch geradeaus und immer
tiefer in die Drogenabhängigkeit hinein. Unsres Erachtens ist diese Passage sehr
lehrreich und der Autor will damit auch allen Jugendlichen zeigen, wie gefährlich die
Drogen eigentlich sind, da sie auch heute noch zu sehr verharmlost werden. Viele Leute
sagen, sie nehmen Drogen nur manchmal und können jederzeit damit aufhören; leider
ist es nicht möglich für sie davon loszuwerden. Deswegen zeigt der Autor, dass diese
Menschen alle in eine Einbahnstraße geraten.

2.1.1.2. Zur Titelinterpretation der Novelle Kinderseele

Die Wahl des Titels Kinderseele wird nicht dem Zufall zugeschrieben. Der
Titelbeschreibt hier vorwiegend die Art und Weise, wie sich der minderjährige Knabe
seinen persönlichen Meinungen und Gefühlen überlassen und die Flucht aus elterlichem
Familienkreis ergriffen hat. Er weist auch auf die Tatsache, dass der elfjährige Bursche
zurzeit Dinge tat, als ob er nicht recht bei Verstand sei, da nun einmal er aufschreckend
auf die Worte seiner Eltern reagierte. Kinderseele ist also als der Zustand einer Person,
deren Seele noch nicht entwickelt ist. Sie kann auch als eine schwierige Lage im Leben
des Kindes verstanden werden.

2.1.2. Zu den Zusammenfassungen

2.1.2.1. Zur Zusammenfassung des Romans Die Einbahnstraße

Der Roman „Die Einbahnstraße“ schildert das Leben von Jugendlichen, die in Kontakt
mit Drogen getreten sind. Charly, Andy und Herbert haben sich befreundet. Sie kennen
sich schon seit Ewigkeiten und gehen in dieselbe Klasse. Die drei Freunde treffen sich
oft zum Lernen auf dem Dach des Hauses von Charly. Eines Tages beobachten sie den
Einzug eines ungefähr gleichaltrigen Mädchens. Sie heißt Inga und ist von der Großstadt
27
in die Leipzigerstraße umgezogen, um von der Drogenszene loszukommen. Allerdings
findet sie auch hier einen Dealer Namens Ali. Andy verliebt sich schnellstmöglich in
Inga und weicht ihr nicht mehr von der Seite trotz ihrer Drogensucht. Er kommt nie
mehr zum Lernen aufs Dach, obwohl er es dringend nötig hätte. Er redet kaum noch mit
seinen beiden Freuden. Für Inga und Andy gibt es eine Menge Schwierigkeiten und die
beiden tauchen in einer Fixer-Wohngemeinschaft in Bremen unter. Andy gerät auch
immer mehr in den Strudel der Drogensucht. Charly will ihn aber nicht aufgeben und
versucht ihn wieder zurückzuholen, dies gelingt ihm auch endlich. Das Mädchen
namens Inga ist aber letztendlich durch den übermäßigen Drogenkonsum zu Fall
gekommen.

2.1.2.2. Zur Zusammenfassung der Novelle Kinderseele

Die Novelle Kinderseele handelt von der Kindheit Hermann Hesses. Es zeigt uns, wie
sich der kleine Hesse verhält; er stellt etwas an, was er eigentlich nicht will, trotzdem
kann er sich nicht wehren. Diese novellistische Erzählung ist wahrscheinlich auch aus
der psychologischen Sicht interessant, da es den Beginn der Loslösung von dem Vater
präsentiert. Calw ist der Schauplatz dieser Handlung. Hermann Hesse lebt in der
elterlichen Familie mit seinen Geschwistern und wird also streng religiös erzogen, da
sein Vater Priester und seine Mutter eine Missionarstochter ist. Mit großem Interesse
haben wir ja das novellistische Buch Emil Sinclairs gelesen, da es den Gefühlszustand
des Buben anschaulich spiegelt. Der innere Drang ist so groß, dass der Bursche eine Tat
begeht, die er eigentlich gerade vor der Ausführung bereut. Danach kriegt er sofort ein
schlechtes Gewissen dem Vater gegenüber, und macht die ganze Welt für seine
Handlung schuldig. Die Handlung des novellistischen Buches scheint eigentlich nicht
besonders komplex zu sein, aber da der Autor in dieser Ära erst ein wirklich spannendes
Leben führte. Wenn man dieses novellistische Buch in die Hand nimmt, und zu lesen
beginnt, kann man es nicht mehr weglegen.

28
2.2. ZU DEN MERKMALEN BEHANDELTER WERKE

Da unsere Untersuchung sich auf zwei literarische Werke verschiedener Formen stützt,
wollen wir zuerst einen Überblick über die Merkmale beider literarischen Formen
machen. Der Roman und die Novelle sind in einer selben Gattung zuzuordnen, beide
gehören zur Epik. Aber Aufgrund besonderer Kennzeichnungen kann eine Parallele zu
den beiden epischen Formen gezogen werden.

2.2.1. Merkmale eines Romans

Der Begriff Roman leitet vom altfranzösischen Wort „romanz“ ab. Ursprünglich lässt
sich ein Roman als ein volksprachlicher Text in Vers oder Prosa verstehen, der nicht in
Latein verfasst ist. Er kann einen erzählenden umfangreichen Prosatext bezeichnen, der
das Schicksal eines Protagonisten oder mehrerer Protagonisten in der
Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt schildert.

Das Wörterbuch Wahrig definiert den Begriff Roman als eine Großform der
Erzählkunst, die meist in Prosa erzählt wird. Er beinhaltet am meisten fiktionale Texte19,
die sich durch einen größeren Umfang und die Mehrschichtigkeit von Form und Inhalt
von kürzeren literarischen Formen (wie die Form und Inhalt der Novelle oder der
Erzählung) unterscheidet. Dieser Begriff wurde im 17. Jh. von dem französischen Wort
Roman20 entlehnt, das auch auf die lateinische Sprache Rōmᾱnicus21 zurückgeht. Als
Charakteristika dieser epischen Großform, die unter den verbreitetsten literarischen
Gattungen zuzuordnen ist, haben wir nämlich einen umfassenden Inhalt, die
Anwesenheit von einem Erzähler. Dieser Erzähler kann entweder personal, neutral,
auktorial oder ein Ich-Erzähler sein, wobei Mischformen durchaus möglich sind. Der
Roman lässt sich auch durch eine geringe Formstrenge auszeichnen. Aber klar gesagt
sind die Merkmale dieser Gattung nicht eindeutig zu benennen, denn es gibt

19
Diese fiktionalen Texte können auch richtige Ereignisse haben.

20
Die englische und spanische Übersetzung von Roman kann uns in Verlegenheit bringen: Englisch: novel;
Spanisch: novela, während Novelle ins Deutsche verweist auf nouvelle ins Französische

21
Rōmᾱnicus: bedeutet in etwa römisch

29
verschiedene Ausprägungen und der Begriff Roman unterliegt außerdem einem sehr
starken Wandel, dessen Entwicklung bis dato unabgeschlossen ist. Dennoch können
einige Merkmale auf den Roman zurückgeführt werden, die aber auch mit anderen
Werken übereinstimmen könnten. Wie obig beschrieben ist der Roman in der Regel
sehr umfangreich. Er unterscheidet sich denn von den anderen epischen Formen wie die
Erzählung, die Kurzgeschichte, die Anekdote, die Novelle durch seine Länge.
(http://wortwuchs.net/roman/). Deshalb ist der Roman in der Regel in mehreren Etappen
bewältigt und ist zumeist in Sinnabschnitte oder in mehrere Teile oder Kapitel
gegliedert. In einem Roman ist die erzählte Zeit zumeist länger als die Erzählzeit. Auf
diese Weise stützend gab der englische Erzähler Edward Morgan Forster in seinem
Werk Aspects of the novel (1927), dass ein Roman zumindest 50.000 Wörter beinhalten
sollte22. Darüber hinaus zeichnet sich noch der Roman durch eine hohe Verständlichkeit
aus und ist im Gegensatz zu lyrischen Texten durch eine ungebundene Rede23
gekennzeichnet. Das Werk zeigt auch eine eigene fiktive Welt, die sog. Erzählte Welt.
(http://wortwuchs.net/roman/).

Früher gab es auch Epen, die in Versform verfasst wurden, als Romane bezeichnen, wie
etwa Texte des Artusromans24. In einem Roman sind die Werte in jedem Fall fiktional.
Der Autor erdacht also Geschehnisse, auch wenn diese auf realen Begebenheiten
beruhen.

Des Weiteren charakterisiert sich der Roman noch durch eine relativ komplexe,
ausgesponnene Handlung und ein überschaubares und auch breit angelegtes
Figurenensemble. Der Erzähler (auktorial, personal, neutral, Ich-Erzähler) erzählt dem
Rezipienten (der Leser, der Hörer) die Geschichte. (vgl. Erzählperspektiven). Es gibt
aber zahlreiche Formen von Romanen u.a. Erziehungsromane, Entwicklungsromane,
Gesellschaftsromane, autobiographische Romane, Abenteuerromane, Reiseromane,

22
Diese Angabe ist aber allerdings subjektiv eingeschätzt, da sie zeigt, dass der Umfang wahrscheinlich ein
wesentliches Merkmal ist.

23
D.h. er ist nicht durch rhythmische bzw. metrische Regeln festgelegt. In einem Roman findet man auch kein
Reimschema und die Zeilen sind auch nicht in Verse gebracht.

24
Eine literarische Gattung, die verschiedene Werke der Autoren Chretien de Troyes, Hartmann von Aue und
Ulrich von Zatzikhoven umfasst.

30
Gegenwartsromane, psychologische Romane, Liebesromane, Künstlerromane,
Kriegsromane, Jugendromane, Schlüsselromane, Science-Fiktion-Romane
Horrorromane, historische Romane, utopische Romane, Heimatromane, Dorfromane,
Briefromane, Bildungsromane, Fotoroman, Schauerromane, Tatsachenromane,
Zeitromane, Zukunftsromane, Ritterromane, Arztromane...

Grob gesagt meinte der Begriff Roman bis ins 13. Jh. eine Erzählung in Vers oder in
Prosa, wobei später ausschließlich Texte in Prosa mit dem Terminus bezeichnet wurden.
Einen umfassenden Inhalt zeigt der Roman, aber er unterscheidet sich von den anderen
epischen Kleinformen wie Novelle, Kurgeschichte usw. usf. Der Roman erzählt am
meisten von dem Schicksal eines einzelnen Protagonisten oder einer Gruppe von
Figuren. Die hohe Verständlichkeit, die übersichtliche Figurenkonstellation, die
ungebundene Rede in Prosa, die schriftliche Fixierung, die komplexe Handlung, das
Vorhandensein eines Erzählers sowie die fiktive Geschichte sind in gewissem Maße die
wesentlichen Merkmale eines Romans. Aber innerhalb dieser Gattung gibt es auch
zahlreiche Sonderformen und Spielarten, weshalb bis dato eine anschaulich detaillierte
Auflistung der einzelnen Merkmale kaum möglich erscheint. Dies vorwiegend, weil
diese Gattung auch noch einen markanten Wandel erlebt und wird stets variiert.
(http://wortwuch.net/roman/).

2.2.2. Merkmale einer Novelle

Die Novelle ist in der Regel zu den epischen Kleinformen zuzuordnen. Aber jedoch
aufgrund besonderer Kennzeichnungen lässt sie sich von den anderen Formen
abgrenzen.

Der Begriff Novelle leitet von dem lateinischen Wort „Novus25“ oder auch dem
italienischen Begriff „Novella“26 ab. Das Wort weist also aus sich selbst auf eine
Neuheit hin. Die Novelle ist also eine kurze Erzählung aus dem Bereich der Epik. In der
Tat ist die Novelle eine Prosa-Erzählung, die ein vorstellbares Ereignis zum Inhalt hat.

25
Novus bedeutet neu
26
Novella bedeutet Neuigkeit

31
Sie hat in der Regel einen mittleren Umfang, denn sie ist kürzer als ein Roman, aber ist
in der Regel deutlich länger als eine Kurzgeschichte.

Dieses Ereignis ist dabei zwar denkbar, wirkt aber auf Leser dennoch unerhört und
gewissermaßen skandalös27. Ihr Gegenstand ist laut der Definition von Johan Wolfgang
von Goethe „eine sich ereignete, unerhörte Begebenheit“.

Die Handlung ist sehr straff und es gibt wenig Spielraum für Rückblenden und verweist
auf zukünftige Ereignisse. Dabei betont der Text, ähnlich wie das Drama, das Geschehen
und nicht den Zustand, das heißt, sich stationäre Beschreibung oder langsam
entwickelnde Situationen nahezu ausschließen.

Sie berichtet über einen zentralen Konflikt, der mit Blick auf das Wichtigste ohne
Nebenhandlungen oder Abweichungen erzählt wird.

Dabei läuft die Handlung auf einen unmittelbaren Wendepunkt hinaus, der als
Schicksalsschlag wahrgenommen wird. Dieser ist für den Leser zwar in der Regel
überraschend, doch gibt es in der Novelle zahlreiche Vorausdeutungen (Antizipation),
die das Geschehen einleiten. Dennoch kommt dieser Wendepunkt schlagartig, was
durch eine zügige Erzählweise (Straffung) ermöglicht wird. Um diese Straffung zu
ermöglichen, reduziert die Novelle das Erzählte auf das Notwendigste, aber eben auch
das Bedeutsamste. Alltägliche und nebensächliche Beschreibungen wird man in dieser
Textform nicht oder nur sehr selten finden.

Ähnlich wie die Fabel und Parabel, verweist die Novelle auf eine Wirklichkeit außerhalb
der Geschichte. Sie kann folglich als moralisierend empfunden werden und birgt eine
Wahrheit, die außerhalb der Erzählung gültig wäre.

Daneben ragt die Novelle gewissermaßen über die Fiktion hinaus. In andren epischen
Formen wie der Roman, die Kurzgeschichte, ist das Wahrheitszentrum immanent, d.h.
sie liegt in der Geschichte selbst.

27
Skandalös: Etwas, das einen Skandal verursachen kann oder ein großes Ärgemis erregen kann

32
Obendrein noch hat sie einen klaren und geradlinigen Aufbau, das bedeutet sie ist also
in der Regel sehr deutlich strukturiert und verfügt über eine strenge, geschlossene Form.
Darüber hinaus gibt es wenige Hintergrundinformationen zu den einzelnen
Begebenheiten, Charakteren und Schauplätzen. Daneben hat sie einen eindeutigen
Schluss, der alle wichtigen Fragen klärt.

Zuzüglich endet sie meist mit einem Ereignis oder auch Ergebnis. Dieses muss keine
Moral beinhalten, doch wird dadurch der gesamten Erzählung rückwirkend eine
Bedeutung zugeschrieben.

Daneben gibt es in einer Novelle eine sehr beschränkte Anzahl der Figuren. In vielen
Novellen gibt es lediglich eine Handvoll Protagonisten, die unmittelbar in die Handlung
involviert sind. Die vorgestellten Protagonisten ändern sich nicht wesentlich im Laufe
der Handlung. Also sind die Eigenschaften weitgehend eindimensional.

Dazu noch ist die Handlung der Novelle immer glaubhaft. Es geht nicht um mystische
Ereignissen, sondern nachvollziehbare und natürliche Abläufe prägen das Bild. Die
Novelle ist also glaubhaft in der wirklichen Welt, auch wenn die Begebenheiten unerhört
erscheinen.

Es geht immer um eine konkrete Lage oder eine Verflechtung bestimmter


Begebenheiten. Dadurch werden die vorgestellten Figuren genau durchleuchtet. Es gibt
also die tiefsten Probleme eines Menschenlebens dargestellt.

2.3. ZU DEN BIOGRAPHISCHEN ANGABEN DER AUTOREN

Eine kurze biographische Skizze kann immer nur einen groben Rahmen vermitteln,
durch den das Lesen vereinfacht werden könnte28. Es scheint uns bei Klaus Herbert
Kordon und Hermann Karl Hesse relevant zu sein, genauer auf ihr Leben einzugehen
und somit ihre Werke sozialgeschichtlich zu betrachten.

28
Die biographischen Angaben eines Autors helfen immer dem Leser, einige Informationen über den Autor zu
haben.

33
2.3.1. Klaus Kordon

2.3.1.1. Sein Leben

Geboren am 21. September 1943 in Berlin- Pankow, ist Klaus Kordon in Ost- Berliner
Stadtbezirk Prenzlauer Berg aufgewachsen, wurde er alleine von seiner Mutter erzogen,
denn er war eine vaterlose Halbwaise. Sein Vater war in die ewigen Jagdgründe während
des Zweiten Weltkrieges dreißig Kilometer nordwestlich der russischen Stadt Newel
eingegangen. Seine Mutter, die als eine Heldin jener Zeit für ihn betrachtet war, gab
auch den Löffel im Jahre 1956 ab, als er noch dreizehn war. Trotzdem lebte er in
verschiedenen Heimen und hat er in zahlreichen Bereichen studiert.

Er bestand schließlich eine Reifeprüfung an der Abendschule. Klaus Kordon absolvierte


eine Ausbildung als Fernsehmechaniker in der DDR, war tätig in verschiedenen Berufen
u.a. als Transport- und Lagerarbeiter und Politiker. Er hatte vor, sich von der Politik
abzusondern. Nach einem Fluchtversuch im Jahre 1972 über Bulgarien in den Westen
wurde er leider inhaftiert und ins zentrale Untersuchungsgefängnis des Ministeriums der
Staatssicherheit im geheimen Sperrgebiet von Berlin- Hohenschönhausen in Freiheit
gesetzt. Danach siedelte er 1973 nach Westland über. Nachdem er die Volkswirtschaft
studiert hat, unternahm er als Exportkaufmann berufliche Reisen nach Indien,
Indonesien, Nordafrika, Australien und Südamerika. Während dieser Zeit sammelte er
viele Eindrücke und Beobachtungen. Da begann er mit dem Schreiben. Klaus Kordon
lebt heute wieder in Berlin. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
(https://fr.wikipedia.org/w/index.php?title=Klaus_Kordon&oldid=1379706000)

2.3.1.2. Zu seinen schriftlichen Aktivitäten

Dem Schreiben hat Klaus Kordon sein Leben gewidmet, denn er hat etwa hundert Werke
geschrieben.
(https://de.m.wikipedia.org/wiki/Klaus_Kordon≠Auszeichnungen_und_Ehrungen). Er
schreibt Romane, Erzählungen, Märchen, Gedichte. In seinen verschiedenen Werken

34
verarbeitet er geschichtliche Stoffe29. Es besteht aber Grund zu sagen, dass sein erster
Roman 1977 erschien und wurde unter dem Titel „Tadaki“ gekannt. In seinen
verschiedenen Veröffentlichungen verarbeitet er geschichtliche Stoffe und seine
Hauptfiguren sind meist marginalisierte Gruppen in der Gesellschaft oder Arbeiter.
Hiermit beruhen wir auf einigen seiner Produktionen.
(http://www.lovelybooks.de/autor/Klaus-Kordon/).

• Die roten Matrosen oder ein vergessener Winter

Die roten Matrosen oder ein vergessener Winter ist eines seiner Werke, das im Jahre
1984 herausgegeben wurde. Es ist der erste Teil einer Roman-Trilogie30 von Klaus
Kordon In diesem Werk handelt es sich um ein dreizehnjähriges Kind, dessen Name
Helmut Gebhardt ist. (Die weiteren beiden Bücher aus der Trilogie der Wendepunkte
sind „Mit dem Rücken zur Wand“, 1990 und „Der erste Frühling“, 1993). Im
November 1918 verweigerten die Matrosen der kaiserlichen Marine den Befehl zum
Auslaufen und ziehen nach Berlin. Die aufstehenden Soldaten in der Stadt bilden die
Grundlage für die Revolution. Helmut, genannt Helle und Fritz knüpfen einen Kontakt
mit den meuternden Matrosen der Hochseeflotte und erleben die Revolution hautnah.
Die Geschichte wird aus der Sicht des Schülers Helle erzählt. Der Anfang des Buches
handelt von der Rückkehr seines Vaters Rudi aus dem ersten Weltkrieg, der bis dahin
an der Front kämpfte und einen Arm durch eine französische Granate verlor. Später
wurde dieser erste Teil der Trilogie hoch im Preis gestanden: Zürcher Kinderbuchpreis
“La vache qui lit31“, Roter Elefant des Arbeiterkreises32, und Preis der Leseratten.

29
Er verarbeitet immer Dinge, die einen kleinen Bezug zur Geschichte haben. Deshalb hat sagte er, dass er ein
Geschichtserzähler ist. Er hat sogar eines seiner Werke folgendermaßen betitelt: Ich bin ein
Geschichtserzähler.
30
Ein Werk aus drei selbständigen, gleichartigen stofflich zusammengehörigen Teilen. z.B.: Romanen, Dramen
Filmen.

31
«La vache qui lit» bezeichnet ein Kinder- und Jugendbuchpreis, der unter diesem Namen von 1976 bis 2001
von dem Kinderbuchladen Zürich verliehen wurde. Die deutsche Übersetzung ist „die Kuh, die liest.“ Es wird
seit 2017 unter dem Namen „Zürcher Kinderbuchpreis“ erneut vergeben. (aus
https://de.m.wikipedia.org/wiki/La_vache_qui_lit, abgerufen am 19. 4. 2018 um 17 Uhr 51 Minuten)
32
„Der Rote Elefant“ wird seit 1993 von den Mitgliedern und Freunden des „Gemeinschaft zur Förderung von
Kinder- und Jugendliteratur e.V. herausgegeben“. (aus http://www.lesart.org/publikationen/roter-elefant/,
abgerufen am 19. 4. 2018 um 17 Uhr 53 Minuten)

35
• Monsum oder der weise Tiger

Sein Werk „Monsum oder der weiße Tiger“ wurde im Jahre 1990 veröffentlicht. Das
Buch beginnt wie eine Geschichte aus Tausendundeine Nacht. Es berichtet über Gopu,
ein dreizehnjähriges Kind, das als Straßenverkäufer arbeitet und in Bombay lebt. Dieses
Kind arbeitet den ganzen Tag wie seine Geschwister, um seiner Familie Unterstützung
zu leisten. Sein Vater ist akut von der Arbeitslosigkeit bedroht. Er arbeitete zuerst in
einem Hotel, da das Hotel geschlossen werden soll. Er sucht ständig einen Arbeitsplatz,
doch findet keinen. Die Familie muss jedoch um ihre Existenz bangen. Eines Tages wird
Gopu nach Madras genommen, um dem gleichaltrigen Jungen, unter dem Namen Bapti
zu dienen. Da beginnt Gopu plötzlich zu leiden. Sie wurden später in einem Unfall
verwickelt: Gopu muss eine Nacht im Gefängnis verbringen. Er hat wenig Geld dabei
und ergreift die Flucht nach einem anderen Ort. Sobald die Regenzeit ankam, kehrte er
in seine Familie zurück. Für dieses Buch hat K. H. K. 1982 den Friedrich Gerstäcker-
Preis verdient.

• Mit dem Rücken zur Wand

Mit dem Rücken zur Wand ist ein anderes Werk Klaus Kordons, das im Jahre 1990
veröffentlicht wurde. Es ist der zweite Band der Trilogie der Wendepunkte. Es erzählt
die Erlebnisse eines Jungen in einer kommunistisch geprägten Arbeiterfamilie aus
Berlin in den Jahren 1932 und 1933. Das Leben der Familie ist dort geprägt durch die
Weltwirtschaftskrise mit ihren jeweiligen Konsequenzen wie die Arbeitslosigkeit, die
Armut, die Hungersnot... In dieser Zeit begann der elfjährige Hans Gebhardt, (der gerade
die Schule verlassen und keinen Arbeitsplatz gefunden hat) eine Arbeit im Lager des
AEG-Werkes im Wedding. Seine Arbeit gefällt ihm nicht und er beginnt Widerstand zu
leisten. Der Autor Klaus Kordon hat viele Preise dafür verdient: den Zürcher
Kinderbuchpreis “La vache qui lit“ im Jahre 1991, den Preis der Leseratten und den
holländischen Jugendbuchpreis „Der silberne Griffel“33.

33
Der silberne Griffel ist ein Jugendbuchpreis, der seit 1871 alljährlich von der Stichting Collectieve Propaganda
van Het Nederlandse Boek für Kinderbücher verleihen. (aus
http://www.enzyklo.de/Begriff/Silberner%20Griffell , abgerufen am 19. 4. 2018 um 7 Uhr 41 Minuten)

36
• Der erste Frühling

Im Jahre 1993 wurde das betitelte Werk „Der erste Frühling“ von Klaus Herbert
Kordon geschrieben. In diesem Buch schildert Klaus Kordon das Leben der Berliner
Arbeiterfamilie Gebhardt aus der Ackerstraße von der hoffnungsvollen Zeit nach dem
ersten Weltkrieg. Er legt dabei den Akzent auf das Leben eines zwölfjährigen
Mädchens, das bei ihren Großeltern lebt. Nachdem es den gewaltsamen Tod des Vaters
und der Mutter erfährt, steht es schließlich dem fremden Vater gegenüber. Kurz danach
hat Klaus Kordon 1998 den evangelischen Buchpreis gekriegt. Im Jahre 1999 bekam
der berühmte Schriftsteller den großen Preis der D.A.J. (Deutsche Akademie für
Jugendliteratur).

• Die Zeit ist kaputt

In seinem im Jahre 1994 herausgegebenen autobiographischen Werk, dessen Titel Die


Zeit ist kaputt ist, hat er über Erich Kästner geschrieben. Für dieses Buch wurde er 1995
mit dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

• Die Stadt der Diebe

Im Jahre 2001 hat Klaus Kordon Die Stadt der Diebe geschrieben. Das Buch umfasst
76 Seiten und erzählt die Geschichte von Muheddin34, der eines Nachts in einer großen
Stadt von seiner Familie verlassen wird und so vom Bettler zum Dieb geworden ist. Im
Dezember 2001 erhielt der Autor das Prädikat Buch des Monats der deutschen
Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.

• Krokodil im Nacken

In seinem autobiographischen Werk „Krokodil im Nacken“, das im Jahre 2002


veröffentlicht wurde, verarbeitet er die Hafterfahrungen. Dafür hat er den deutschen
Jugendliteraturpreis 2003 verdient. Im Jahre 2009 wurde dieses Werk neu verarbeitet
und besaß einen neuen Titel: Auf der Sonnenseite.

34
Muheddin: Die Hauptfigur des Buches

37
• Maria im Baum

Das allerneueste Werk Klaus Kordons, dessen Titel Maria im Baum ist, wurde 2014
herausgegeben. Es ist ein spannendes Buch von Klaus Kordon, das von einem
zwölfjährigen Sohn, dessen Name Luka ist, spricht. Jedes Jahr verbringt das Kind einige
Tage zusammen mit seiner Schwester Ditte und seinem kleinen Bruder Mi in einem
alten Holzhäuschen am Paulshegener See, während der Vater tagsüber arbeitet. Bereits
am zweiten Ferientag geschieht jedoch etwas Ungewöhnliches: Die Kinder entdecken
hoch oben in einem benachbarten Baum ein fremdes Mädchen, das sie neugierig
beobachtet, aber mit ihnen nicht sprechen mag. Das Mädchen sitzt im Baum Stunde um
Stunde und rüberschaut. Die Kinder tüfteln endlich einen Plan aus, um einen Kontakt
mit dem Mädchen aufzunehmen und seinen Namen zu erfahren. Und damit nimmt die
Geschichte ihren Lauf: Es stellt sich heraus, dass Maria mit ihrer Familie aus
Russlandhergezogen ist. Die Kinder freunden sich an, kriegen Einblicke in die jeweils
fremde Kultur und müssen am Ende fest zusammenhalten, um zu beweisen, dass Marias
Papotschka35 zu Unrecht des Diebstahls beschuldigt wird. Dieses Buch entlarvt
geschickt die Wahrheiten, dass die Vorurteile nur allzu blind machen und wie aufregend
und schön die Offenheit für bisher fremde Elemente im Leben sein kann und dass
manchmal die Kinder mit gutem Beispiel den Erwachsenen vorangehen müssen.

2.3.2. Hermann Hesse

2.3.2.1. Sein Leben

Hermann Hesse, auch unter dem Pseudonym von Emil Sinclair gekannt, wurde am 2.
Juni 1877 in einem württembergischen Königreich, dessen Name Calw ist, geboren.
Sein Vater (1847-1916), der ein deutsch-baltischer Missionar war, hieß Johannes Hesse.
Seine Mutter Marie Gundert (1842-1902) war ebenfalls Missionarin. Hermann Hesse
war ein fantasievolles Kind, das ein ausdrucksstarkes Temperament hat. Sein Talent
machte sich schon früh beobachtbar. Er hatte immer erst mit 10 Jahren Gedichtsideen

35
Papotschka: Begriff, der den Opa in seinem Werk Maria im Baum (2014) bezeichnet, Gegenwort von
Babotschka: Oma

38
und zeichnete wunderschöne Bilder. Deswegen schrieb seine Mutter am 2. August 1881
in einem Brief an seinem Vater:

[…] der Bursche hat ein Leben, eine Riesenstärke, einen mächtigen Willen und wirklich
auch eine Art ganz erstaunlichen Verstand für seine vier Jahre […].Gott muss diesen
stolzen Sinn, in Betracht ziehen [Anmerkung des Verfassers] dann wird etwas Edles
und Prächtiges draus, aber ich schaudere bei dem Gedanken, was bei falscher oder
schwacher Erziehung aus diesem jungen passionierten Menschen werden
könnte.(https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hermann-Hesse).

Darunter verstehen wir, dass Hermann Hesse ein begabtes, fleißiges, arbeitsames,
kluges, intelligentes, mächtiges, bereitwilliges, fähiges, herrschsüchtiges, berühmtes
und sympathievolles Kind war. Hermann Hesses Kindheit und Jugend wurden durch
den Pietismus36 sowie das Baltentum seines Vaters stark geprägt, was ihn als „eine
wichtige und wirksame Tatsache“ bezeichnete. Irgendwo wirkte sein Vater immer wie
ein sehr höfflicher, sehr fremder, einsamer und wenig verstandener Gast.

Aus einem streng religiösen Elternhaus stammend, hatte er sich schon als kleines Kind
tief gegen die rigide und frömmelnde Erziehung empört. Daneben als er 15 war, hatte
er den Weg des Theologen, der von den Eltern vorbestimmt ist, durch seine Flucht aus
dem evangelischen Seminar im Kloster Maulbronn abrupt beendet. (vgl. Limberg, 2005,
S. 7).

Ab 1885 war er in der Internatsschule. 1886 trat er in die zweite Klasse der Calwer
Lateinschule ein. Nachdem er 1891 sein Landexamen in Stuttgart bestanden hat,
besuchte er bestimmt das evangelisch-theologische Seminar im Kloster Maulbronn (In
Baden-Württemberg), wo er einen empörenden Charakter zeigte. Er wurde erst einen
Tag später auf freiem Feld aufgegriffen, weil er entweder ein Dichter oder nichts werden
wollte. Im Alter von 14 Jahren befand er sich in einer depressiven Phase seines Lebens,
denn er fühlte sich von Gott, seinen Eltern und der Welt verlassen. Nun entstand jäh
eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und seinen Eltern; der Jugendliche fing

36
Religiöse Bewegung zur Erneuerung des geistl. Lebens und der Kirche, seit dem 17.Jh. Ihre Anhänger
wurden urspr. spöttisch Pietisten (»Frömmler«) genannt. Eigentl. Schöpfer des P. war P. J. Spener, u.a. durch
private religiöse Versammlungen (»Konventikel«). Zentren des älteren P. waren Halle (A. H. Francke),
Württemberg und die niederrheinischen Gebiete.

39
mit den Schreiben an, in denen man die aggressiv-ironisierenden und sarkastischen
Formulierungen findet. Er bestand das einjährige Examen am Gymnasium Cannstatt im
Jahre 1893 und brach mit der Schule ab.

2.3.2.2. Zu den schriftlichen Aktivitäten Hermann Hesses

Während seines Lebens hat Hermann Hesse zahlreiche literarische Werke produziert.
Er hat Romane, Gedichte, Novelle usw. geschrieben. Es besteht Grund zu sagen, dass
er sich nur schwer oder gar nicht in eine literarische Epoche einordnen lässt. Er ist ein
Schriftsteller außerhalb der Strömungen. Während seiner Jugend strebte er nach
Idealismus und Vollkommenheit. Aber später mit 21 Jahren ist der deutsche
Schriftsteller besonders durch die Welt der Romantiker fasziniert worden. Da vertieft er
sich in die romantischen Dichtungen und befasst sich vorwiegend mit den Romantikern
wie Novalis, Eichendorff, Brentano, Hölderlein, Schleiermacher sowie Schlegel.

Zuzüglich gilt er nicht nur als einer der wichtigsten deutschsprachigen Epiker seiner
Zeit. Er gehört auch zu den meist gelesenen europäischen Autoren in den Vereinigten
Staaten und in Japan. Nahezu werden seine Werke fast überall auf der Welt gelesen. In
etlichen seiner Werke konstituiert er erneut seine Kindheit, die mit der Identitätsfrage,
der Individualität und der Sehnsucht zu tun hatte. Obendrein noch lässt sich seine
schlagartige Berühmtheit und Beliebtheit durch seinen Einsatz gegen die
Drogenabhängigkeit. Dadurch tragen seine Romane zur Bewusstseinserweiterung der
Menschen bei. Nun wollen wir etliche seiner Werke herausfinden.

• Unterm Rad

Der von Hermann Hesse geschriebene Roman Unterm Rad ist im Jahre 1906
veröffentlicht worden. In diesem Roman ist es die Rede von einer autoritären Erziehung.
Die Hauptfigur im Roman ist unter dem Namen Hans Giebenrath gekannt und ist ein
vierzehnjähriges begabtes Kind. Er wird so als einziger Schüler der Stadt zum
Landesexamen geschickt. Nachdem er das Landesexamen als Stipendiat bestanden hat,
hat er in einem theologischen Seminar in Tübingen teilgenommen. Während des
mehrtätigen Landesexamens in Stuttgart, steht Hans Giebenrath unter enormen äußeren

40
und inneren Druck. In der Tat ist er einem Nervenzusammenbruch nahe und kann nicht
mehr richtig einschätzen. Von dem Gefühl versagt zu haben und von der Vorstellung
einer gewöhnlichen Lehre als Alternative zum Stipendium gequält, flüchtet er sich für
eine kurze Zeit in die Natur seiner Kindheit. Am Ende hat er keine Kraft, sich
durchzusetzen. Er wollte nicht kapitulieren und sich auch anpassen, deswegen ist der
Selbstmord sein einziger Ausweg, der Kampf des einzelnen für die Entfaltung seiner
Individualität. Daneben ist Unterm Rad ein autobiographisches Werk, denn es berichtet
über den Autor selbst.

• Demian

Das Werk wurde im Oktober 1917 veröffentlicht. In diesem Roman geht es um die
Geschichte Emil Sinclairs Jugend, der selbst die Hauptfigur des Romans ist. Er macht
in seiner Kindheit erstmals Bekanntschaft mit der bösen, dunklen Welt der Triebe und
des schlechten Gewissens. Das Thema des Werkes ist die Selbstverwirklichung, und
zwar die Suche nach dem Selbst auf dem Weg nach innen. Emil Sinclair geht den Weg
des Individualisationsprozesses nach dem Jungchen Konzept. (Singh, Hermann Hesse,
2006, S. 120). Durch die Lebensbiographie des Protagonisten Emil Sinclairs, stellt der
Autor die inneren Konflikte dar, d.h. die Auseinandersetzungen des bewussten Ichs mit
seinem Unbewussten während seines Individuallisationsprozesses bis zur
Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung als eine aktive Persönlichkeit in der
Gesellschaft dar.

Daneben spiegelt das Werk die Verfassung seiner Generation, die wegen des Krieges
das Glauben und die Sicherheit verloren hat. Er spricht die Generation der
Kriegsheimkehrenden an.

• Siddhartha

Die Wahl des Titels von dem Autor ist nicht dem Zufall zugeschrieben, denn er hat eine
Bedeutung. In der Sprache des Sanskrits bezeichnet „Siddhartha“ den Namen für
jemanden, der sein Ziel erreicht hat. Auch unter dem Namen „Indische Dichtung“
gekannt, ist dieses Buch eine von Hermann Karl Hesse in Montagnola in zwei Anläufen

41
geschriebene Erzählung. Diese wurde 1922 in Montagnola veröffentlicht. Es besteht
Grund zu erwähnen, dass Hesses „Siddhartha“ die Harmonie der Welt wiedergefunden
hat. In diesem Werk ist es die Rede von der Zuneigung des Autors zur Religion, zu den
österreichischen Philosophien, mit denen er sich seit seiner Kindheit Vertraut gemacht
hat. Es geht auch um die verschiedenen Reisen des Autors.

• Die Nürnberger Reise

„Die Nürnberger Reise“ erschien gleichzeitig mit „Der Steppenwolf“ zum Geburtstag
Hesses im Jahre 1927. In diesem Werk handelt es sich um die Erlebnisse und Eindrücke
des Autors während einer Rundreise zu Dichterlesungen in Süddeutschland.

• Steppenwolf

Der Roman „Steppenwolf“ ist im Jahre 1927 herausgegeben. Das Werk berichtet über
Hesses Lebenskrise und protestiert scharf gegen den Krieg und die kollektive
gleichmachende Masse. Es ist eine Kritik der Gesellschaft und eine persönliche Analyse
gleichermaßen. Das Buch hat einen wesentlichen Anteil am Welterfolg des Autors,
insofern als er dank diesem Buch eine Gelegenheit ergriffen hat, um den Nobelpreis der
Literatur zu kriegen. Es ist auch nötig zu erwähnen, dass, es zu den berühmtesten
Werken des Autors gehört.

• Narziss und Goldmund

Diese Erzählung Narziss und Goldmund berichtet über ein Ereignis, das im Mittelalter
stattgefunden hat. Sie wird zum ersten Mal im Jahre 1930 in der Neuen Rundschau
erschienen. Zum zweiten wird das Werk im Fischer-Verlag innerhalb Hermann Hesses
gesammelte Werke veröffentlicht. In diesem Werk ist es die Rede von der
abenteuerlichen, analytischen Gestaltung des Lebens Goldmunds. Sie gestaltet also die
Polarität zwischen Geist und Eros den mütterlichen und väterlichen Gegensätzen.

42
2.4. ZU DEN GESCHICHTLICHEN HINTERGRÜNDEN DER WERKE

2.4.1. Die Einbahnstraße

Klaus Kordon nimmt hauptsächlich in seinen verschiedenen Romanen die


Hauptprobleme in Angriff wie die sog. Dritte-Welt-Problematik; das Leben und
Überleben von Menschen und Armutsbedingungen, die deutsche Geschichte. Was der
Roman Die Einbahnstraße anbelangt hat er meist zu tun mit dem Leben und Überleben
der Menschen und den Armutsbedingungen, insofern als die in diesem Roman
dargestellten Protagonisten auch oft bedauerliche Situationen erleben. Es sind also die
gesellschaftlichen Tatsachen wie die Jugendkriminalität, der Diebstahl sowie der
Schwindel, die den Autor Klaus Kordon dazu gebracht haben, den Roman Die
Einbahnstraße auf die Beine zu stellen.

2.4.2. Kinderseele

Hermann Hesses Komplexität gegenüber seinem Vater sowie die Jahre seiner
Jugendkrise werden ihm direkt nach dem Tod seines Vaters (8. März 1916) bewusst, als
er vor seinem Sarg zum Abschied gestanden ist. Nun kommt er zur Feststellung, dass
sein Vater nicht weniger wichtig für seine emotionale und geistige Entwicklung
gewesen ist, als seine Mutter. In den letzten Jahren vor dem Vaterstod sind Vater und
Sohn einander nähergekommen. (Walter. K. Hermann Hesse. 2002. S. 69). Trotzdem
macht er sich selbst Vorwürfe, dass er sich wegen seiner dummen Pflichten so wenig
für den Vater gesorgt hat, der am Ende fast erblindert ist. Zwei Monate später erleidet
Hesse einen schweren Nervenzusammenbruch. Deswegen muss er im Mai 1916 von Dr
Lang psychotherapeutisch gepflegt werden.

Es ist nötig zu erwähnen, dass die Novelle zum ersten Mal in der „Neuen Rundschau“
im November 1919 veröffentlicht wird und der Name des Autors war Emil Sinclair.
(Limberg, Hermann Hesse, 2005 S. 99). Zum zweiten Male wurde sie zusammen mit
Klein und Wagner und Klingsors letzter Sommer im Fischer Verlag 1920
herausgegeben; diesmal ist der Name des Autors Hermann Hesse. (ibid.).

43
Dazu noch konzentriert sich Kinderseele auf die psychologischen Vorgänge, die sich in
vielfältigen Reflexionen äußern. Obendrein noch widerspiegelt die Novelle die
Abrechnung mit dem väterlichen Pietismus, wie der Autor in einem Brief im August
1918 an Ludwig Finckh schreibt:

Jetzt tust du, was ich vor zwei Jahren tat, begräbst Deinen Vater und gibst ihm in
Schmerzen noch einmal alle Liebe. Bei mir kam es nachher so, dass ich bald darauf
beginnen musste, mit dem väterlichen abzurechnen und es für vieles anzuklagen. Ich
bin damit noch nicht fertig [er meinte mit „Kinderseele“], es ist bitter und langweilig.
[…] (Michel. Materialien zu H. Hesses „Demian“ 1993. S. 51-52).

Hermann Hesse verarbeitet also eine traumatische Episode aus seiner Kindheit, die in
Wirklichkeit im November 1889 stattfindet und ihn in einer Konfliktsituation bringt.
(Prinz und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. 200. S. 50) .

Hermann Hesse hat aus persönlichem Interesse und Leidzustand nach seinem Vaterstod
dieses Thema behandelt, um die noch immer innerlich existierende, problematische
Beziehung zum Vater abzubauen und dieser schlechten Beziehung aus dem Weg zu
gehen. Auf diese Weise stützend behauptet der Psychologe Freud, dass ein stark
aktuelles Erlebnis in Hermann Hesse die Erinnerung an ein früheres, meist der Kindheit
angehöriges Erlebnis aufweckt, von dem nun der Wunsch ausgeht, der sich in der
Dichtung seine Erfüllung schafft. Die Dichtung lässt sich also sowohl Elemente des
frischen Anlasses als auch Erinnerung am kleinen Alter erkennen. (Freud, Der Dichter
und das Phantasieren in: Ges. Werke. Bd. 7. S. 220f). Es fällt dabei auf, dass die
Aufmerksamkeit sich im Wesentlichen auf die Vater-Sohn-Beziehung richtet. Freud
meint, dieses Verhalten ist mit dem Ödipuskomplex37 zu vergleichen. (ibid., S. 18). Dies
lässt sich durch die Tatsache erklären, dass zwischen Mutter und Kind ein Verhältnis
besteht, das von Natur eng ist. Ist der Dialog zwischen dem Sohn und dem Vater gestört
oder kaum vorhanden, kommt es unweigerlich zu inneren Konflikten bei dem Kind.
Dabei spielen auch äußere, zeitgeschichtliche Umstände eine wichtige Rolle, insofern
als sie auf das beiderseitige Verhalten Einfluss ausüben. Als der Autor diese Novelle

37
Ödipuskomplex oder Mutterkomplex: (In der Psychologie) weist auf eine verstärkte emotionale Bindung des
Sohnes an seine Mutter.

44
schrieb, war er 41 (Hermann Kinderseele. In: Ges. Werke. Bd. 5. S. 172). Am Ende der
Novelle beschreibt er dieses Manko an Austausch durch folgende Aussage:

Vielleicht zum ersten Mal in meinem kindlichen Leben empfand ich fast bis zur
Schwelle der Einsicht und des Bewusstwerdens, wie namenslos zwei Verwandte,
gegeneinander wohlgesinnte Menschen sich missverstehen und quälen und martern
können, und wie dann alles Reden, alles Klugheit, alle Vernunft bloß noch Gift hinzu
gießt, bloß neue Qualen, neue Stiche, neue Irrtümer schafft. (Ebd. S. 203).

Zum hunderten Geburtstag Hermann Hesses im Jahre 1977 ist „Kinderseele“ als
deutscher Fernsehfilm für den bayrischen Rundfunk von Schmelzer-Stapenhorst
produziert. Es wird auch unter der Regie Guy Kublis 1981 für das Fernsehen verfilmt;
wobei dieser auf übliche Dramatisierung und einige Dialoge hervorgerufen hat.
(Limberg, Hermann Hesse. 2005. S. 99-100).

2.5. DIE FIGURENKONSTELLATION

Die Figurenkonstellation weist auf das psychische, soziale und mentale


Beziehungsgeflecht hin, in dem die Protagonisten eines Werkes zueinanderstehen. Man
spricht auch von der Konfiguration. (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Epik-
Figurenkonstellationn). Dazu noch erwähnen wir auch, dass es einen Zusammenhang
zwischen den Figuren gibt; dieser lässt sich auch klar in der Figurenkonstellation
beobachten.

2.5.1. Die Figuren in „Die Einbahnstraße“

2.5.1.1. Die Hauptfiguren in Kordons Die Einbahnstraße

In dem Roman Die Einbahnstraße Klaus Kordons gibt es drei Hauptfiguren: Inga Hoff,
Wolfgang Carl und Andy. Die anderen sind Nebenfiguren.

• Inga Hoff

Je nach Klaus Kordons Die Einbahnstraße ist Inga ein bleiches, blondes, immer müdes
und nicht besonders hübsches Mädchen. Sie ist auch zu sensibel wie Andy und träumt
viel. Sie ist ein drogensüchtiges Mädchen und hatte zuerst vor, den Charly zu verführen.
45
Aber sobald ihr Blick Andy entdeckt hat, ist sie prompt von seinem Gesicht
geschmeichelt worden, denn sie lächelt nur gerne. Folgende Passage unterstützt diese
Begründung: „Erst als sie Andy sah, flog ein flüchtiges Lächeln über ihr Gesicht“. (Die
Einbahnstraße S. 10).

Sie ist in Andy verliebt und sie sind immer wieder zusammen. Sie verbringt mehr Zeit
mit Andy am Schwimmbad und am Strande. Bei ihr sind die Müdigkeit, die Faulheit,
die Demütigung die Folgen des Drogenkonsums. Ihre Eltern sind umgezogen und
meinten, sie werde vielleicht von den Drogen loskommen, aber leider nein! Da
behauptet frei der Ich-Erzähler: „Inga war drogenabhängig, sie war es schon sehr lange.
Deshalb waren ihre Eltern aus der gewohnten Umgebung weg.“ (S. 33).

Als Inga noch klein war, war sie intelligent, deswegen war sie aus der ersten Klasse
herausgenommen und in die zweite gesteckt. Sie war ein Wunderkind. Mit 12 hat sie
eine echt unsympathische und widerwärtige Attitüde adoptiert. Es ist doch aus diesem
Grunde, dass sich der Ich-Erzähler wie folgt darüber ausdrücklich äußert:

In der Schule war Inga vom ersten Tag an die Beste. Die Lehrer nahmen sie aus der
ersten Klasse heraus und steckten sie in die zweite. […] Mit zwölf Jahren genügte es
Inga nicht mehr […], sie wollte Freunde haben, suchte Freundin und fand keine. (S. 89).

Genau genommen fängt sie doch an, die Konsequenzen des Drogenkonsums zu erleben.
Infolgedessen führen sie die Drogen ins Krankenhaus. Bescheid und sicher wusste sie
aber, dass der Drogenkonsum eine Einbahnstraße ist. Es ist überhaupt nicht möglich
davon loswerden zu können. Infolgedessen behauptet der Ich-Erzähler:

Und was das Aufhören betrifft, […]. Mit dem Fixen hört man nicht auf, fixen ist eine
Einbahnstraße, umdrehen, zurückgehen – von einem bestimmten Punkt an geht das nicht
mehr. Dann geht es nur geradeaus, immer schneller, immer wahnsinniger. (S. 94).

Angesichts der Tatsache, dass sie davon süchtig ist, kann sie kaum erdulden, wenn sie
die Spritze dringend braucht, deswegen wird sie plötzlich bizarr. Ihr Haut und ihr
Gesicht verändern sich jäh ungewollt; sie wird instantan zornig und ärgerlich und da
kann jählings stürzen. In folgender Passage ist dieses Verhalten beobachtbar:

46
Ihre Pupillen waren schwarze Spiegel, ihre Wangen rot. […] In dem Haus, in dem Ali
wohnte, stürzte Inga. Sie lag auf der Treppe, lallte […] und hastete weiter vorwärts.
Dann fiel sie erneut und schlug mit dem Kopf gegen die metallbeschlagene Kante einer
Stufe. Sie blutete nun auch an der Stirn. Andy und ich rissen sie hoch und schleppten
sie weiter. […] weinte sie. (S. 97).

Dadurch behaupten wir auch Bescheid, dass die Drogen das Reaktionsvermögen des
Menschen schlecht beeinträchtigen. Sie weint kläglich und leidet bitterlich durch das
Manko an dem Druck. Schließlich hat sie die Gänseblümchen von unten wachsen
gesehen, weil sie sich eine Überdosis gespritzt hat. Man findet diese Erklärung in
folgendem Zitat:

Eine Frankfurter Zeitung schreibt über drei Rauschgiftopfer, zwei Jungen und ein
Mädchen. Das Mädchen hieß Inga H. […] und hatte sich absichtlich eine Überdosis
gespritzt. Man hatte zwei Briefe bei ihr gefunden.“ (S. 115-116).

Sie hat Andy einen Brief an der Polizeistation gelassen; durch diesen Brief kann man
absichtlich verstehen, dass sie mit Andy lieblich verbunden war, trotz ihrer
Geistaufgabe. In diesem Brief präzisiert sie, dass das Leben sinnlos für sie ist. Sie
bevorzugt den Tod anstatt des Lebens.

Nun wissen wir Bescheid, dass Inga drogensüchtig ist. Obwohl ihre Eltern ihr zur Hilfe
kommen wollten, hatte sie keine Lust zu heilen. Sie war schon mal ausgerissen und
gefährlich für Andy. Wir finden ebenfalls die Meinung von den Polizisten sehr
interessant, weil der alte zu streng ist. Er findet, die Eltern haben nicht ihre Kinder unter
Kontrolle.

• Andy

Auch unter den Namen Andreas Wilke gekannt, ist er ein Freund von Charly und
Herbert. Er ist schwarzhaarig, braungebrannt und hat dunkle Augen. Er ist ebenfalls sehr
sensibel und träumt viel. Andy kann auch für einen Schürzenjäger gehalten werden, weil
er immer gut bei Mädchen ankommt und folglich wirft er stets dem drogensüchtigen
Mädchen einen anerkennenden Blick zu. Andy und Inga sind wie Kastor und Pollux38.

38
Sie sind wie Kastor und Pollux: Sie sind eng verbunden, sie lieben sich sehr.

47
Er stammt aus einer reichen Familie. Die von ihm gekriegte Erziehung wäre nicht
qualifiziert. Seine Eltern verziehen ihn, denn sie gewähren ihm eine totale Freiheit. Er
könnte tun, was er will und bekam keine Vorwürfe. Die Eltern sagen Inga folgendes:
„Wir essen um acht, wenn du später kommst, sag vorher“. Wenn Herbert ihm die
Lektionen erklärt, macht er, als ob er dabei ihm zuzuhören ist, während beobachtet er
bloß in Wirklichkeit die Art und Weise, wie das immer müde Mädchen geht. Dies lässt
sich in folgender Passage bemerken: „Herbert ließ sich über ein Matheproblem aus.
Andy tat, als hörte er zu, in Wirklichkeit aber sah er nur Inga, die allein und in Gedanken
versunken über den Schulhof wanderte.“ (S. 10).

Nachdem er Inga kennengelernt hat, hat er sich direkt von der Gruppe abgesondert. Sein
Verhalten gegenüber seinen Freunden gibt Anlass zur Kritik. Folgende Passage beweist
das: „An diesem Tag kam Andy nicht aufs Dach. Er hatte Herbert angerufen und gesagt,
er hätte keine Zeit.“ (S. 11). Er hat eine bestimmte Zeit für das Mädchen, aber keine fürs
Erlernen. Sogar in der Schule waren die Lehrer davon überzeugt, dass er ein schwer zu
erreichender Schüler ist. Ihre Eltern verhätscheln ihn. Da könnte er alles tun, was er will.
Darüber hinaus berichtet der Ich-Erzähler wie folgt: „[...]; die Lehrer sagten, er wäre
schlecht zu erreichen. [...] Als er endlich da war, war die Freude groß: Andy hier, Andy
da, Andy überall! Es gab nichts, was Andy nicht durfte, [...]" (S. 12).

Da gelangt man zu der Erkenntnis, dass Andy verhätschelt war. Er hat ein großes
Portmonee und ein Mofa, infolgedessen kann er doch irgendwo prahlen. Er wollte nicht
seinem Freund Herbert Hilfe leisten, obgleich er ihm auch oftmals alles erklärt. Er
genießt das vollste Vertrauen seiner Eltern. Nichtsdestotrotz ist Vertrauen gut, aber
Kontrolle wäre besser.

• Wolfgang Carl

Er ist noch unter dem Pseudonym Charly oder auch Wolfie gekannt. Im Roman ist er
der Ich-Erzähler. Er ist Andys und Herberts Freund. In der Schule ist er dickköpfig und
nicht klug, da er sollte stehenbleiben. (S. 7).

48
Noch dazu ist er zigarettensüchtig. Die Rekurrenz des Wortes Zigarette im Text
bezeichnet, dass er Interesse daran findet. Man kann den Eindruck haben, dass er keine
Vorhabe zum Lernen hat. Er wäre nur auf das Dach gekommen, um die Schönheit der
Natur und der Mädchen zu beobachten. Da schaut er sich nur an das, was auf der Straße
geschieht, während die anderen büffeln. In dieser Hinsicht verstehen wir, er interessiere
sich sehr für die Mädchen. Das wird durch seine Zuneigung zu dem blonden, blassen,
fast bleichen und nicht besonders hübschen Mädchen namens Inga Hoff begründet.
Deswegen erklärt der Ich-Erzähler folgendes: „Ich behielt das Mädchen im Auge, bis es
im Haus verschwand.“ (S. 9). Es kommt aus diesem Zitat, Charly lenke dem Mädchen
eine große Aufmerksamkeit, seine Gedanken waren immer nach ihm hergerichtet.

Die Tatsache, dass er eine große Zuneigung zu diesem Mädchen hat, übt einen Einfluss
auf ihn. Wegen ihr vernachlässigt er das Lernen, insofern als er sich nicht mehr
konzentriert. In diesem Sinne erklärt er folgendes: „Herbert versuchte mir Englisch
beizubringen. Doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Ab und zu stand ich auf und
sah zu dem bewussten Balkon hinüber.“ (S. 11). Wenn wir diese Wörter tief analysieren,
verstehen wir, dass wegen dieses Mädchens hat Charly kein Interesse mehr an der
Schule. Inga ist der einzige Wunsch für ihn. Dazu noch wird sein Interesse für das
Mädchen auch durch seine positive Beschreibung illustriert „sie sah gut aus [...]“ (S.
11).

Als Charly ein großes Interesse an Inga hatte hoffte er eine gute Reaktion, aber es war
ihm nicht gelungen. Deshalb behauptet er „Ich grinste und erwartete ein Lächeln.“ (S.
9). Das Lächeln hier ist eine Metapher und bezeichnet eine von ihm erwartete Antwort
oder Reaktion der bewunderten Person. Aber überraschend hatte er keine Aussicht auf
Erfolg, denn diese Erwartung kommt zum Scheitern. Wegen dieses Scheiterns ist er
neidisch geworden. Deshalb interpretiert und beschreibt er die Beziehung zwischen
seinem Freund Andy und Inga. „Das Mädchen sah von mir weg und Andy an. Andy
lächelte, das Mädchen lächelte zurück. Erst als sie Andy sah, flog ein flüchtiges Lächeln
über ihr Gesicht.“ (S. 10). Es geht aus diesem Zitat, dass die Zuneigung Ingas zu Andy
einen Anstoß bei Charly erregt.

49
Überdies verstehen wir, dass das Mädchen Andy bevorzugt; zwischen den beiden
herrscht es eine Harmonie. In Anbetracht der Tatsache, dass die beiden Geliebten die
Straße entlang schlendern, gerät Charly in Wut, bis dass er nicht mehr Lust zu pauken
hat. Deswegen behauptet er „Rien ne va plus. Nichts geht mehr“. Ich warf meinen Kram
in die Decke, machte ein Bündel daraus und ging in unsere Wohnung hinunter. […] Ich
nahm Andy übel, dass er Herbert und mich kaltgestellt hatte.“ (S. 12).

Nach der Absonderung Andys setzen sich Herbert und Charly mit der Paukerei fort.
Charly beginnt auch sich als eine Person, die einen Vogel hat, zu benehmen. Er ärgert
sich und verhält sich so, vielleicht weil er Angst vor dem Sitzenbleiben hat. In diesem
Augenblick ist er in Kontakt mit Drogen geraten und ist ebenfalls wie Andy in die
Mädchenwelt getreten. In dieser Herleitung behauptet er folgendes:

Ich hatte mal eine Freundin gehabt: Krille aus unserer Klasse. Ich hatte sie geküsst und
an die Brust gefasst. […] Ich fragte mich weiter, setzte mich aufs Fensterbrett, hielt den
Kopf in die Sonne und rauchte.“ (S. 19-22).

Nach einer Versöhnung befinden sich noch die Freunde zusammen, hinzu ist auch Inga,
das rauschgiftsüchtige Mädchen.

Charly versteckt nicht auch seine Gefühle für seine Freunde: er ist direkt, offenherzig
und aufrichtig. In derselben Perspektive behauptet er: „Ich hatte ein ungutes Gefühl.“
(S. 30). Der Charly hat eine große Sorge für seine Freunde, die drogenabhängig sind. Er
hat vor, diese zum Verständnis zu bringen, aber sie waren nicht davon überzeugt. In
diesem Zusammenhang berichtet er folgendermaßen: „Ihr redet ständig davon, wie
schlimm es ist, aber aufhören wollt ihr nicht.“ (S. 94).

Nachdem er von Ali kidnappt wurde, hat er sich fest gezeigt, indem er den übermäßigen
Drogenkonsum total verweigert hat. Trotz seines Zusammenlebens mit
drogenabhängigen Jugendlichen, ist es ihm gelungen eine Distanz von den Drogen zu
nehmen. Schließlich zeigt sich Charly sehr großzügig und nett. Er nimmt seine Freunde
an und versteht sie gut.

50
2.5.1.2. Die Nebenfiguren in Kordons Die Einbahnstraße

Hier als Nebenfiguren haben wir Alfred Schmid, Herbert, Herberts Mutter, Herr und
Frau Hoff und Charlys Eltern.

• Alfred Schmid

Er ist ein zwanzigjähriger großer ehrwürdiger Dealer und heißt noch ALi. Er hat
schwarze Haare, buschige Augenbrauen und ein kräftiges Kinn. Er sieht die andren
Jugendlichen als seine Bodys39 an. In der Schule war er dumm und faul. In der Tat leistet
er seiner Mutter keinen Gehorsam. Diese letztere hat ihn einen Beruf erlernen wollen
lassen, er hat aber bevorzugt, zu dealen, anstatt sich für die Malerei einzusetzen.

Man hat den Eindruck, dass er ein Bastard wäre, insofern als man keine klare Gewissheit
über seinen Vater hat, aber der Lehmann sollte sein Vater sein. Dies lässt sich durch
folgende Passage erklären:

Alis Mutter arbeitet bei Feinkost-Lehmann, Alis Vater soll Feinkost-Lehmann selber
sein. Ob das stimmt, weiß niemand. Die Gerüche waren aufgetaucht, als der Lehmann
versucht hatte, der Sohn seiner Verkäuferin zu erziehen.“ (S. 22).

Lehmann hat vor Alis Zukunft vorzubereiten; dennoch war Ali nicht dafür, deswegen
hat er Widerstand geleistet. Deshalb behauptet er: „Ich lasse mir doch nicht auf der Nase
herumtanzen.“ (S. 22).

Dazu noch hat er Verbrechergefühle, weil er die kleine Kasse der Schule geknackt hat.
Daneben hat er Wolfgang Carl nach Bremen hin entführt. Des Weiteren hat er immer
Geld, aber da niemand weiß Bescheid, wo er dieses findet. Diese letztere Passage zeigt
uns bestimmt und klar, dass er eine Art Dieb oder ein Verbrecher wäre.

Zuzüglich ist er nicht klug in der Schule, denn er ist zweimal sitzengeblieben. Schnell
hat Alfred Schmidt Kontakt mit den Jungen knüpfen können. Er bringt die anderen in

39
Seine Bodys sind seine Genossen.

51
die Drogenwelt. Diese wissen ja auch, dass das Umdrehen oder Zurückgehen fast
unmöglich ist. Dann geht es nur wahnsinniger. Doch hat der Dealer die jungen Schüler
erobern können, wegen des Mankos an Harmonie zwischen den Lehrenden und den
Lernenden. Die folgende Passage stellt diese Begründung hervor: „Die Schulleitung
bekam nichts mit von Alis Aktivitäten. Zwischen Schülern und Lehrern war ein Grab.“
Diese Jugendlichen freuen sich deshalb über die Tatsache, dass sie in Kontakt mit Ali
gekommen sind. Nur Herbert hält Ali für einen Gangster an. Da behauptet der Ich-
Erzähler folgendermaßen: „Für Herbert war Ali als eine Art Al Capone.40“

Die andren Mitschüler treiben Drogen unter falschen Vorwänden, nur um ihr dringendes
Geschäft zu verrichten bzw. zu erledigen. Sie singen ein Loblied auf den
Drogenkonsum, indem sie folgendermaßen behaupten: „Man müsse die Welt nehmen,
wie sie ist, und Rauschgift gehöre nun mal dazu.“ (S. 24). Alles in allem verstehen wir
mal, Ali sei ein Bandit. Er hat Andy, Charly und Inga hin in Bremen gebracht und hat
sogar vor, den Charly im Herzen des Waldes zu verlassen. Da behaupten wir
hundertprozentig, dass Ali ein schlechtgesinnter Mensch ist.

• Herbert

Er ist Charlys und Andys Freund. Er ist ein schmales, weißes, kurzlockiges und blondes
Kind. In dieser Gruppe ist er der allerintelligenteste Schüler, denn er hat beste Noten, er
hat 1,7 als Note und sein Fleiß ist anerkennenswert. Obendrein noch ist er sehr
freundlich und umgänglich. Deswegen sorgt er sich um den Erfolg, die Güte, die
Zukunft seiner Freunde. Er war auf sie nicht neidisch, weil er ihnen zur Hilfe kommt.
Die beiden waren nicht in der Lage, einige Fächer zu „kapitalisieren“. In diesem Sinne
erzählt Charly folgendes:“ Er versuchte uns mit durchzuziehen. Er lernte mit uns jeden
Tag.“ (S. 7)

Daneben war er eine Ausnahme in dieser Gruppe. Seine Mutter hat seine Erziehung in
der ersten Stellte gestellt. Deswegen hätte er eine qualifizierte Erziehung gekriegt,
insofern als seine Kindheit nicht von der Jugendkriminalität geprägt ist. Aber

40
„Al Capone“: Populärer Gangster der Vereinigten Staaten. (Aus Die Einbahnstraße, S. 24-25).

52
nichtsdestoweniger waren sie alle ein bisschen unordentlich; dies wegen des
Rauschgifts.

Angesichts der Tatsache, dass er aus einer armen Familie stammt, ist er auch also
finanziell arm, trotz seiner Klugheit. Sein Vater ist jung über den Jordan gegangen und
nur seine Mutter ist die einzige Person, die sich um ihn gekümmert hatte. Diese Aussage
lässt sich durch die folgende Meinung des Ich-Erzählers illustrieren:

Sein Vater starb jung, war ein kränklicher Mensch. Herberts Mutter heiratete nicht
wieder, sie geht arbeiten, hält die Wohnung in Ordnung, ist still, freundlich,
zurückhaltend; sie sorgt dafür, dass Herbert genug Zeit zum Lernen hat.“ (S. 12).

Herbert hat ein Mitgefühl für all seine Freunde, vielleicht, weil er entweder der Eine und
Einzige seiner Eltern ist oder wegen seiner Armut. Er könnte den Mund nicht halten; er
fragt sich stets, warum Andy nicht mehr auf das Dach mitkommt. Er ist echt überrascht,
wenn er das Päarchen am Strande nackt und nass schlendern sieht. Aber nach einer
Weile lernen sie nicht mehr auf dem Dach, sie gucken nur den Eingang von Ingas Hause,
die Art und Weise, wie sie wandert. Der Lernort hat sich doch zu einem
Beobachtungsposten umgewandelt.

Dazu noch ist Herbert ein engagierter und fleißiger Lernende. Die Tatsache, dass man
sitzenbleibt ist für ihn das allerschlimmste Ding im Leben eines Schülers. Die folgende
Textstelle beweist das: „Für Herbert war Sitzenbleiben das Schlimmste, was einem
widerfahren konnte.“ (S. 34). Mit dem Ehrgefühl Herberts hat er einen Plan während
der Sommerferien zum Lernen auf die Beine tüfteln können. In dieser Herleitung erklärt
der Ich-Erzähler folgendermaßen: „Herbert hatte in den Ferien einen Plan ausgearbeitet,
wie wir Andy durch die Nachprüfungen lotsen könnten. Andy bestand die Prüfungen.
Wir waren froh, dass wir zusammenbleiben konnten.“ (S. 116).

• Herberts Mutter

Sie ist eine sehr engagierte Frau. Als sein Mann die Augen für immer schloss, war ihr
Sohn Herbert noch minderjährig. Zu diesem Zeitpunkt war sie jung, aber sie hat sich
nicht wieder geheiratet. Das war ein unpassender Augenblick für sie und ihren Sohn,

53
denn sie waren auf die Armut gestoßen. Aber diese Frau hat die Zukunft ihres Kindes
in Hand genommen. Sie arbeitete und sorgte sich für die Zukunft, die Güte seines
Kindes. Sie stellt die Erziehung dieses letzten in die erste Stelle. „sie sorgt dafür, dass
Herbert genug Zeit zum Lernen hat.“ (S. 12). Durch diese Aussage des Ich-Erzählers
bemerken wir, dass Herberts Mutter eine engagierte Erziehungsberechtigte wäre. Trotz
des Todes ihres Mannes ist es ihr gelungen das Kind großzuziehen. Sie hat versucht
diese schlechte Lage zu bewältigen. Daneben ist diese Frau freundlich und nett. In
diesem Sinne erklärt noch der Ich-Erzähler folgendermaßen: „Sie geht arbeiten, hält die
Wohnung in Ordnung, ist freundlich, zurückhaltend“. (S. 12).

• Ingas Eltern

Herr und Frau Hoff sind Ingas Eltern. Ihr Vater, Herr Hoff, ist ein großer und kräftiger
Mann. Er ist sicherlich bewusst, dass seine Tochter seit langem drogensüchtig ist. Nach
dem Verschwinden Ingas waren die Eltern in Verwirrung geraten, deswegen lallt ihre
Mutter bitterlich und der Vater läuft hin und her. Folgende Aussage des Ich-Erzählers
stützt darauf: „Herr Hoff lief erregt im Zimmer auf und ab. […]. Was soll ich denn tun?
“. (S. 41).

Herr und Frau Hoff machen sich Vorwürfe, dass sie die Erziehung ihrer Tochter nicht
an der ersten Stelle gestellt haben; sie haben ihrer Tochter totale Freiheit gewährt und
da ist sie gerade volljährig und es besteht keine Möglichkeit mehr, um ihr die
Erziehungssitten und -normen zu vermitteln. Das gute Erziehungsalter ist schon vorbei.
Herr du Frau Hoff bedauern bitterlich behauptend:

Wir haben versucht Inga zu helfen. Wir haben mit ihr geredet, an ihre Vernunft
appelliert – immer wieder. Sie hat gar nicht zugehöhrt. Manchmal hatte ich den
Eindruck, ihr wurde schlecht von all dem Gerede. Wir haben uns Vorwürfe gemacht,
haben uns gefragt, was wir falsch gemacht haben… (S. 42).

Nun befinden sich Herr und Frau Hoff in einem Wirrwarr, denn sie wissen nicht
Bescheid, welches Mittel benutzen, um ihre Tochter wieder zu finden: Sie wissen nicht
ein noch aus. Übrigens ist das Werden ihrer Tochter zum Scheitern verurteilt. Sie fühlen
sich durch Ingas Verschwinden verdammt. Diese Passage lässt sich durch folgende

54
Aussage klären: „Herr Hoff zog den Arm weg […]. Es ist meine Schuld, wenn meine
Tochter kein Vertrauen zu mir hat – ich habe sie unterdrückt, hätte mehr Zeit für sie
haben müssen. Ich bin nicht nur Vater, auch Mensch“. (S. 42).

Erst nach Ingas Wiederfindung waren ihre Eltern selber gezwungen, zu beschwören,
dass Inga gar nicht in Berührung mit Drogen kommen sollte.

• Charlys Eltern

Im Text sind die Namen von Charlys Eltern nicht erwähnt worden. Sie sind durch
Pronomen repräsentiert worden. Charlys Eltern stellen ihm nicht alles zur Verfügung.
Sie meinen, einem Kind alles zur Verfügung stellen, führt es in Versuchung. In dieser
Herleitung erklärt das Kind: „meine Eltern sind anders. Geld wird immer ordentlich
weggeschlossen, sagt mein Vater.“ (S. 14). Seine Mutter verwendet eine gute
Erziehungsstrategie, die darin besteht die Rankünen zu vergessen bzw. zu entschlüpfen.
Wenn die Kinder (Carola und Charly) sich balgen, schickt sie sie ins Kino. Dies lässt
sich durch folgende Passage zeigen: „Wir zankten und stritten uns, bis Mutter die
Geduld verlor. Sie gab uns Geld und schickte uns ins Kino; sie wollte endlich einmal
einen ruhigen Nachmittag verleben.“ (S. 55).

Die Eltern beraten ihn immer sagend, der Dialog sei das beste Mittel, um den Problemen
aus dem Weg zu gehen. Hinzu fügt die Mutter:

Wenn du jemals Probleme haben solltest, von denen du denkst, dass du sie nicht allein
bewältigen kannst, komm zu uns. […] Wir sind auch nur Menschen, wir haben Fehler,
aber reden kann man mit uns. (S. 55).

In der Tat verstehen wir dadurch, dass der Ich-Erzähler musterhafte Eltern hat. Sein
Vater nervt sich öfter, wenn er bemerkt, dass Charly etwas Übles getan hat. Er bringt
ihn in Vernunft, indem er ihn schlägt.

55
2.5.2. Die Figuren in Kinderseele

2.5.2.1. Die Hauptfiguren in Hermann Hesses Kinderseele

Die Hauptprotagonisten hier sind der Ich-Erzähler und sein Vater.

• Der Ich-Erzähler

Der Ich-Erzähler ist ein elfjähriges Kind. Es berichtet über sich selbst; über seine
Kindheit, die ihn geprägt hat. Dieser Junge ist ängstlich. Er fürchtet sich vor seinem
Vater, dass er ihn nicht ansprechen kann. In diesem Sinne erklärt der Ich-Erzähler
folgendes: „Wenn ich auch Furcht vor ihm hatte […].“ (S. 17). Demzufolge hat er Angst,
das Vaterszimmer zu betreten: es ist schwierig für ihn, hineinzutreten. In dieser
Herleitung betrachtet er das Vaterszimmer als ein Gefängnis. Wenn er an diesem
Zimmer denkt, meint er an Bestrafungen, Schläge, schlechte Gewissen usw. usf. Er hat
ein schlechtes Bild des Vaterszimmers und sogar des Vaters. Deshalb sucht er nach dem
raschen Austritt, wenn er darin eintritt. In dieser Perspektive behauptet er
folgendermaßen: „Etwas von Strafe und schlechtem Gewissen […]. Manchmal aber trat
man hinein und war sogleich erdrückt und zerkleinert, hatte Angst und suchte rasch die
befreiende Treppe“. Außerdem hat er nicht nur Angst vor seinem Vater, sondern auch
vor der Umwelt, der Natur und dem Umfeld. Deswegen beschreibt er sie als seine
Gegner, die Widerstände gegen ihn leisten. An dieser Stelle erklärt er: „Wir […] sehen
die Welt schlecht eingerichtet und stoßen überall auf Widerstände.“ (S. 20). Er fühlt
sich klein und hilflos, wird bei dem großen Gedanken an die väterliche Autorität
erdrückt und zerkleinert. Das wird durch den Eindruck des hohen, unfreundlichen
Raumes zusätzlich verstärkt. Außerdem fühlt er sich zum Guten und Edlen berufen, stoß
jedoch unter Selbstzweifeln und Mutlosigkeit. In der Tat erfährt er wieder an sich selber
ein Scheitern und Versagen, ständig unter der Angst, den Ansprüchen der Erwachsenen.
In dieser Herleitung behauptet er folgendermaßen:

Wenn ich alle die Gefühle und ihren qualvollen widerstreit auf ein Grundgefühl
zurückführen und mit einem einzigen Namen bezeichnen sollte, so wusste ich kein
anderes Wort als: Angst. Angst war es, Angst und Unsicherheit, was ich in all jenen
Stunden des gestörten Kinderglücks empfand: Angst vor der Strafe, Angst vor dem

56
eigenen Gewissen, Angst vor den Regungen meiner Seele, die ich als verboten und
verbrecherisch empfand. (S. 23).

Daneben ist der Ich-Erzähler umgänglich, denn es erinnert sich an Personen, die ihm
freundlich und sympathievoll waren. Er bewundert Weber dank seiner Zuneigung und
Erinnerung an einer Frau, die ihm positiv geprägt hat.

Außerdem ist er ein aktiver, kluger und engagierter Junge. Er sorgt sich für seine
Zukunft. In der Tat träumt er stets zu viel, deswegen fragt er sich, welche Maßnahmen
soll er treffen, um eine beste Zukunft zu erreichen. In dieser Herleitung erklärt er wie
folgt: „[…] Ich würde neben draußen stehen, allein und unsicher, voll von Ahnungen,
aber ohne Gewissheit.“ Zudem wäre er ein Verbrecher. Diese Kriminalität übt einen
negativen Einfluss auf ihn, insofern als sie ihn zum Elend, zum Leiden, zum Alleinsein
führt. Im Haus fühlt er sich allein, denn es herrscht keinen Einklang zwischen ihm und
seinem Vater. Sein Benehmen erregt Anstoß bei dem Vater. Dieser letzte hat Sehnsucht
nach dem Verbrechen seines Sohnes. Die folgenden Worte des Ich-Erzählers bestätigen
diese Aussage „[…]. Auf mich erwartete Schuld und Gericht.“ (S. 36). Diese
Kriminalität gilt als Weg zum Diebstahl. Er wäre ein Dieb, er stiehlt Feigen im
Vaterszimmer. Die Rekurrenz des Wortes Feigendiebstahl im Text bezeichnet, dass der
Sohn ein großes Interesse am Verbrechen findet. In derselben Perspektive erklärt er
folgendermaßen:

Ich war Dieb, ich war Verbrecher […]. Ich hatte gestohlen, und jeden Augenblick
konnte das Verbrechen entdeckt werden. […] Er wusste natürlich, dass ich der Dieb
war. […]. Und nun stand ich da und hatte gestohlen, schlimmer als je. Auch die
Stahlfedern hatte ich noch in der Tasche. (S. 24,28, 29).

Als er noch minderjährig war, hatte er eine Kinderseele, denn er betrachtete das
Verbrechen als eine Rache gegen seinen Vater. Er betrachtet die Kriminalität als eine
Art und Weise, sich an seinem Vater zu rächen. Deswegen behauptet er: „Zu anderen
Zeiten war das Verbrechen meiner Träume eine Rache an meinem Vater.“ (S. 25). Aus
diesen Worten des Ich-Erzählers gelangen wir zur Erkenntnis, dass er die Kriminalität
als etwas Positives betrachtet. Seiner Meinung nach ist der Vater sein Gegner. Er ist

57
gewaltig. Am Anfang leistete der Sohn seinem Vater Gehorsam, aber manchmal
versucht er zu rebellieren, insofern als er nach der Rache sucht. Er ist gewalttätig, er ist
in Kampf gegen ihn, deswegen erklärt er folgendermaßen:

Ich wollte mich nicht entschuldigen, mich nicht demütigen, ihn nicht um Verzeihung
bitten, nichts bereuen! […] Jawohl habe ich es getan, und noch mehr, und es war recht,
dass ich es getan habe, und wenn ich kann, werde ich es wieder und wieder tun. Ich habe
totgeschlagen, ich habe Häuser angezündet, weil es mir Spaß machte, und weil ich dich
verhöhnen und ärgern wollte. Ja denn ich hasse dich, ich spucke dir vor die Füße, Gott.
Du hast mich Gesetze gegeben, die niemand halten kann, […]. (S. 26).

Am Ende befindet er sich in einer bedauerlichen Lage. Er hat Sehnsucht nach seinem
Verbrechen. Er ist zur Feststellung gekommen, dass die Kriminalität zum Leiden, Elend
und Alleinsein bzw. zur Einsamkeit führt, deswegen fragt er sich, ob man der Polizei
mitteilen wird. (S. 38). Die Polizei weist hier auf eine Metapher hin. Hiermit kann sie
auf das Gefängnis hinweisen, das die individuelle Freiheit in Zaum halten kann. Das
Kind ist jetzt bewusst, dass es ein schlechtes Leben verbracht hat. Das, was es früher
lebte, hat Anstoß bei ihm erregt, deshalb wachsen ihm die Dinge über den Kopf. Aus
diesem Grunde benutzt der Ich-Erzähler die folgende Aussage:

Oder war es am Ende möglich, dass mein Diebstahl gar nicht bemerkt wurde? Dass
alles blieb, wie es war? Dass mir alle diese Angst und Pein vergebens gemacht hatte? –
Oh, wenn das geschehen sollte, wenn dies Unausdenkliche, Wundervolle möglich war,
dann wollte ich Gott danken und mich dadurch würdig zeigen, dass ich Stunde für
Stunde ganz rein und fleckenlos lebte. (S. 39).

Die ambivalenten Gefühle zum Vater bleiben aber im Schwanken zwischen Verehrung
und Liebe einerseits und unbändigem Hass anderseits.

• Der Vater des Ich-Erzählers

In der Novelle Hermann Hesses ist der Name des Vaters nicht erwähnt worden. Er ist
der Vater des Ich-Erzählers und wird durch Personalpronomen präsentiert. Hier ist er
als eine zu strenge Person dargestellt, die den Jungen bestraft, aber verzeiht ihm auch
sooft. Eigentlich ist er der „Major“, der Leiter seiner Familie. Daraufhin hat er doch die
58
Oberhand in der Familie. Die Lage seines Zimmers bestimmt das. Da liegt sein Zimmer
oben, d.h. er ist der allererste Chef und der Pfeiler der Familie. In dieser Herleitung ist
er streng. Diese ernste Seriosität und diese Härte bezeichnen seine Übermacht, seine
Überlegenheit, deswegen hat sein Sohn stets Angst vor ihm.

Jedoch wäre er ein guter Erziehungsberechtigter, denn er schenkt seinem Sohn


Aufmerksamkeit und ist vorsichtig. Er bestimmt die Normen und Regeln, die von dem
Kind geehrt werden sollen. So gesagt kontrolliert er fast alle Aktivitäten seines Kindes.
Alles kommt auf ihn an. Er ist imstande, die Reaktion und die Aussicht seines Sohnes
zu interpretieren. Wenn das Kind etwas Schlechtes tut, kann der Vater das durch seinen
Gesichtsausdruck feststellen. Dadurch hat der Sohn Angst von den Bestrafungen und ist
gezwungen, die Wahrheit vor seinem Vater geheim zu halten oder zu verbergen. Eines
Tages hat sein Kind die Feigen im Hause mitgebracht. Der Vater fragt ihm danach, um
sich davon überzeugt zu sein. Die Vorsichtigkeit des Vaters hat das Kind dazu geführt,
an seiner Antwort tief zu zweifeln. Deshalb hat sich der Vater Mühe gegeben, um die
Wahrheit zu entdecken. Dadurch hat er entdeckt, dass sein Sohn die Feigen in seinem
Zimmer gestohlen hat. An dieser Stelle behauptet das Kind: „Meines Vaters Gesicht
hatte am Morgen einen leidenden und vorwurfsvollen Ausdruck gehabt.“ Durch diese
Aussage des Ich-Erzählers verstehen wir, dass als der Vater vorsichtig und streng ist,
wird er nervös, wenn sein Sohn ihm keinen Gehorsam leistet. Deswegen bevorzugt der
Sohn manchmal den Tod zugunsten des Lebens.

Außerdem ist er eine religiöse Person. Das Wort Geist im Text bezeichnet eigentlich
eine religiöse Attitüde. Wenn der Geist sich im Vaterszimmer befindet, heißt es, dass er
ein großes Interesse an der Religion findet. Er steht als Mittelinstanz für Gottes
Ordnungsprinzip und Gerechtigkeit und sieht sich als Geistlicher „autorisiert“. Er wird
von dem Kind zugleich bewundert. Sein Zimmer ist ein Symbol der Moral und des
Gottesgesetzes. Nun, welches sind die Eigenschaften der Nebenfiguren in der Novelle
Kinderseele?

2.5.2.2. Die Nebenfiguren in Hermann Hesses Kinderseele

Die Nebenfiguren hier sind Oscar Weber und die Mutter des Ich-Erzählers.

59
• Oscar Weber

Er ist der Freund des Ich-Erzählers. Sein Vater ist Lokomotivführer und er wächst in
einer Arbeiterschicht auf. Gerade das imponiert den Jungen Hesse und macht Oskar für
ihn als Freund interessant, da er ganz anders wie er ist. Er ist sehr arrogant und knüpft
immer Kontakt mit volljährigen und reichen Personen an. Daneben beängstigen ihn
nicht die schulischen Schläge. Dazu noch kann er als einen abenteuerlichen Schüler
bezeichnet werden. Um dieses Argument zu verteidigen, stützen wir auf den folgenden
Textsauszug:

In die Welt, wie sie mir in Dämmerschein und Abenteuerschein vorschwebte, schienen
mir solche Knaben wie Weber ganz ohne Schwierigkeiten eingehen zu können, während
mir die Welt so sehr verschlossen war und jedes ihrer Tore durch unendliches
Älterwerden, Schulesitzen, durch Prüfungen und Erzogen werden mühsam erobert
werden musste. (S. 12).

In der Schule sorgt er sich überhaupt nicht für den Erfolg. Deswegen betrachtet er die
Schule als einen Zeitverlust, denn er verplaudert die Zeit immer nur dorthin.

• Die Mutter des Ich-Erzählers

Wie der Vater ist auch der Name der Mutter nicht erwähnt. Sie ist die Mutter des Ich-
Erzählers und wird durch Personalpronomen dargestellt. Sie ist sehr nett und ist dem
Sohn näher als der Vater. Der Sohn kann bei ihr Schutz und Trost finden. Trotzdem
denkt der Bursche im Zeitpunkt nach der Tat nicht an sie, er fühlt sich nur verantwortlich
gegenüber seinem Vater.

Wenn ihr Sohn auf ein Problem gestoßen ist, kann er schnell und leicht Trotz und
Lösungsmöglichkeiten bei ihr finden. Sie sorgt sich viel für ihn und ist gestört, wenn er
spät nach Hause zurückkehrt. In dieser Herleitung erklärt der Ich-Erzähler folgendes:
„Gott sei Dank, da bist du! Rief meine Mutter lebhaft. […] Sie war in Sorge um mich.
Sie lief auf mich.“ (S. 37).

Sie ist sehr verständlich und vernachlässigt aber all die schlechten Aktionen, die von
dem Kind gemacht werden. Sie verhätschelt ihren Sohn, denn sie betrachtet alles, was

60
er sagt als Wahrheit. Sie schenkt ihm Vertrauen und kontrolliert kaum seine Aktivitäten.
Sie versucht stets ihm Trost zu spenden. Seine Zuneigung zu ihm ist zur Bedeutung,
aber sie wäre nicht vorsichtig, denn sie lässt den Sohn auf freiem Fuß.

2.6. DIE ERZÄHLTHEORIE

Die Untersuchung oder die Beurteilung einer erzählerischen und kompositorischen


Leistung eines literarischen Textes erfordert oft etliche Kenntnisse im Bereich der
Erzähltheorie. Die Erzähltheorie verweist auf eine interdisziplinäre Herangehensweise
der Geisteswissenschaften, Kulturwissenschaften und Sozialwissenschaften. In dieser
Hinsicht strebt sie nach der systematischen Beschreibung der Darstellungsform eines
Erzähltextes. Sie entstand in der 2. Hälfte des 20. Jh. aus der klassischen Erzähltheorie.
Die Art und Weise, wie den Text erzählt wird, konstituiert den Gegenstand der
Erzähltheorie. Ihr Ziel ist es die Untersuchung der Beziehungen zwischen dem Text, der
Erzählweise und den einzelnen Erzählkomponenten. Ihre bedeutendsten Theoretiker
sind Gérard Genette, Claude Lévi-Strauß, Roland Barthes, Roman Jakobson usw. usf.
(http://de.m.wikipedia.org/wiki/Erzähltheorien). Man spricht davon vor allem im
Bereich der Epik. Hauptsächlich fragt die Narratologie nach den verallgemeinerbaren
Aspekten fiktiven und nicht-fiktiven Erzählens wie z.B. Erzählperspektiven, Erzählzeit,
erzählte Zeit, Erzählsituation usw. usf. (http://www.buecher-
wiki.de/index.php/BuecherWiki/Narratologie).

Die Geschichte in den beiden Werken ist anschaulich präsentiert. In Klaus Kordons
Roman Die Einbahnstraße beschreibt der Ich-Erzähler zuerst den Ort, wo er sich
befindet. Allerdings stellt er den Lesern seine Freunde dar, indem er die Gründe nennt,
aus welchen er die Geschichte erzählt. Später schildert der Erzähler alle Geschehnisse.

Überdies macht er das physische Porträt seiner Freunde und beschreibt danach seine
Umgebung. Die vielfältigen Elemente, die den Verlauf der Geschichte bedingen, sind
doch relevant für die Erzähltheorie. Hiermit beruhen wir zuerst auf den
Erzählsituationen, danach auf den Erzählperspektiven und endlich möchten wir
Bescheid wissen, wie die Zeit in den beiden Primärliteraturen gestaltet ist.

61
2.6.1. Die Erzählsituationen

Frank Karl Stanzel zufolge dienen die Erzählsituationen zur Analyse von Prosatexten.
Nach ihm können die Erzählsituationen in drei Kategorien klassifiziert werden. Wir
haben nämlich die auktoriale Erzählsituation, die personale Erzählsituation und die Ich-
Erzählsituation. Sie ist die von einem Schriftsteller bei der Anfertigung oder
Durchführung seines Werkes gebrauchte Präsentationsweise.

Bezüglich der auktorialen Erzählsituation gehört der Erzähler nicht zur erzählten
Geschichte. Er vermittelt dem Publikum sowie den Lesern nur die Geschichte und ist
total außer der dargestellten Welt. Das Wichtigste, das wir erkennen sollen, ist sein
allwissender Charakter. Er weiß mehr als die Figuren, kennt deren Gedanken und sieht
die Situation aus einer andren Perspektive.

Die personale Erzählsituation lässt sich durch die Anwesenheit eines Erzählers
charakterisieren, der dem Leser nicht bewusst wird. Dabei wird die dritte Person
Singular mehr benutzt. Übrigens übernimmt der Leser partout41 die Position des
Erzählers, er erzählt dann aus einer bestimmten Perspektive der Figur, der sog.
Reflektorfigur42.

Was nun die Ich-Erzählsituation anbelangt, ist der Erzähler am meisten mit einer Figur
identisch. In Anbetracht der Tatsache, dass der Ich-Erzähler eine von dem Autor bzw.
der Autorin geschaffene Instanz ist, macht er seinen Eintritt in die präsentierte Handlung
und spricht darüber hinaus auch aus der Ich-Perspektive. Diese Situation erscheint vor
allem, wenn eine Figur erzählt, was ihr passiert ist.

41
Partout: Synonym von unbedingt
42
Eine Reflektorfigur oder ganz einfach ein Reflektor in der Literaturwissenschaft weist auf einen
literaturtheoretischen Terminus hin, der zur Analyse des Erzählverhaltens in epischen oder narrativen Texten wie
Romanen, Erzählungen oder auch Kurzgeschichten verwendet wird. Dieser Begriff wurde vom österreichischen
Erzähltheoretiker Franz Karl Stanzel eingeführt, um die Erzählperspektiven und –situationen genauer zu
charakterisieren zu können. (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Reflektor_(Literatur), abgerufen am 19. 4. 2018 um
18 Uhr)

62
2.6.1.1. Die Erzählsituation in Die Einbahnstraße

Der Erzähler im Roman Die Einbahnstraße erzählt die Geschichte in einer Ich-
Erzählsituation. Er ist also von dem Autor geschaffen und vermittelt zusätzlich dem
Publikum die Geschehnisse aus seiner eigenen Sicht. Wir stützen übrigens auf den
stetigen Gebrauch von „Ich“ in dem Werk. Wir erwähnen hiermit beispielsweise die
folgenden textuellen Passagen: „Ich bin Charly“ (S. 7), „Ich wollte Andy und Herbert
auf die Szene aufmerksam machen“ (S. 9), „Ich kam ungelegen“ (S. 13), Ich hatte mit
Herbert und Andy darüber gesprochen“ (S. 25), „Ich senke den Kopf“ (S. 39), „Ich war
frei […]“ (S. 59), „Ich fing das Briefchen nicht […]“ (S. 100), „Ich hakte nach.“ (S.
108), „Ich sah auf den Zeitungsartikel und sagte mir, dass das zu erwarten gewesen wäre
– ich könnte es trotzdem nicht fassen.“ (S. 116). Diese kontinuierliche Anwendung von
„Ich“ lässt uns Bescheid wissen, dass die Geschehnisse in einer Ich-Erzählsituation
erzählt sind.

2.6.1.2. Die Erzählsituation in Kinderseele

In Hermann Hesses autobiographisches novellistisches Werk vermittelt der Erzähler


dem Publikum bzw. den Lesern das Geschehen ebenfalls in einer Ich-Erzählsituation.
Indem der Ich-Erzähler seinen Bewusstseinsvorgang sowie die Vorahnung seiner bösen
Triebe zum Diebstahl beschreibt, lassen sich doch die Charakteristika der Ich-
Erzählsituation erscheinen. Diese Beschreibung befindet sich in der folgenden Passage:

Jetzt war das Unglück da, jetzt passierte etwas, jetzt tat ich Verbotenes und Böses. Kein
Gedanke an Flucht! Vielmehr, ich dachte wohl daran, dachte sehnlich und inbrünstig
daran, davonzulaufen, die Treppe hinab und in mein Stübchen oder in den Garten – aber
ich wusste, ich werde das doch nicht tun, nicht tun können. Innig wünschte ich, mein
Vater möchte sich im Nebenzimmer rühren und hereintreten und den ganzen
grauenvollen Bann durchbrechen, der mich dämonisch zog und fesselte. O käme er
doch! Käme er nur, eh es zu spät ist!

Der Ich-Erzähler stellt hier seine üblen Gedanken während seiner Kindheit durch den
stetigen Gebrauch der ersten Person Singular dar. Durch das Zeitadverb „jetzt“ sowie
den Gebrauch des Verbes „denken“ werden die reduzierte Distanz zum erzählten
Geschehen sowie zu den Gefühlen des erlebenden Ichs angespornt.

63
Ja noch mehr lassen sich andere Eigenschaften des Ich-Erzählsituation beobachten: „Als
ich elf Jahre alt war, kam ich eines Tages von der Schule her nach Hause, […]“ (S. 10),
„Und so stieg ich in die kleine Treppe hinauf, […]“ (S. 17), „Es war mir nicht möglich,
länger liegenzubleiben. Das Schicksal vergaß mich nicht, so es war hinter mir“. (S. 32).
Diese kleinen Auszüge beinhalten ebenfalls sicherlich die Kennzeichnungen der Ich-
Erzählsituation, da hat der Erzähler das Geschehen erlebt und erzählt doch von dem,
was ihm passiert ist.

2.6.2. Die Erzählperspektiven

Die Erzählperspektive kann auch mit Erzählweise deckungsgleich sein. Unter


Erzählweise versteht man die Art und Weise wie eine Erzählung organisiert wird. Die
Erzählperspektive bezeichnet die von einem Erzähler eingenommenen verschiedenen
Positionen bei der Geschichtserzählung. Anders ausgedrückt weist die
Erzählperspektive auf die Sicht hin, aus der eine literarische Produktion erzählt wird.
Somit unterscheiden wir vier verschiedene Erzählperspektiven: auktoriale, personale,
neutrale sowie die Ich-Erzählung, die speziell ist.
(http://wortwuchs.net/erzaehlperspektive/). Um die Erzählperspektive in einem
epischen Text erkennen zu können, kann man folgende Fragen stellen: „Wer erzählt die
Geschichte?“ und „Was kann der Erzähler eigentlich wissen?“ Die Beantwortung dieser
Fragen erleichtert uns doch ganz einfach das Verstehen der Erzähltechnik. (ibid.).

Hans Albrecht Koch zufolge ist die Erzählweise sehr relevant für eine
Interpretationsarbeit. Er unterscheidet da zwischen subjektiver Erzählweise, linearer
Erzählweise und vorausdeutender Erzählweise.

Die subjektive Erzählweise verweist auf den einseitigen Standpunkt eines Erzählers, der
seine persönlichen Meinungen und seine Gefühle äußert.

Bezüglich der linearen Erzählweise kommt man zur Feststellung, dass die
chronologische Präsentation von den Fakten vom Beginn bis zum Ende zur
Durchführung gebracht wird.

64
Die Erzählweise ist vorausdeutend, wenn der Erzähler die Geschichte unterbricht, um
eine andere Geschichte vorwegzunehmen. Anders gesagt wird es davon gesprochen,
wenn man bemerkt, dass der Erzähler eine Geschichte, die normalerweise ohne
Unterbrechung erzählt sein sollte, im Voraus erzählt.

• Die auktoriale Erzählperspektive

Diese Erzählperspektive weist auf die Anwesenheit eines Erzählers hin, der nahezu
göttlich und folglich allwissend ist. Somit weiß er Bescheid alles über die handelnden
Protagonisten. Infolgedessen kann er klar über den Gedanken und die Gefühle der
Figuren berichten. Er macht Kommentare über das, was erzählt wird. Im ersten
Wahlgang ist es jedoch schwierig; ihn mit dem Autor zu unterscheiden, denn der Autor
wird hier in seiner Gestalt verfremdet. Übrigens kann er eine Retrospektion43 machen
oder die Geschehnisse in Rückblende44 erklären. In der Tat steigt sein Überblick über
die Ereignisse, die Figuren, die Schauplätze und die Zeit. Er kann das Geschehen
sachlich referieren.

• Die personale Erzählsituation

Hier ist auch der Erzähler auf dem Schauplatz des Geschehens anwesend. Aber er weiß
nicht alles über die Figur und macht keine Kommentare. Diese Situation kennzeichnet
sich durch das Zurückgreifen auf die Personalpronomen „Er“ oder „Sie“. Die Ich-Form
ist jedoch weggekreuzt. Demzufolge kann er keine Retrospektion oder Rückblende
machen. Er schaut die präsentierte Erzählung mit den Augen eines Protagonisten, der
aber nichts erzählt. Dadurch wird beim Leser der Eindruck der Unmittelbarkeit erweckt.
Hiermit hat der Leser eine Innenperspektive, insofern als er die Geschehnisse aus der
Sicht einer oder sogar mehrerer Protagonisten wahrnehmen kann.

43
Retrospektion: Eine Vorwegnahme auf zukünftige Geschehen machen.
44
Rückblende: Die Geschehnisse mit einer vergangenen Sicht erklären.

65
• Neutrale Erzählperspektive

Der neutrale Erzähler beschreibt nur das, was äußerlich wahrnehmbar ist. Die
Geschichte wird nicht aus der Sicht eines Charakters erzählt. Hier wird vielmehr
beschrieben, wie die Protagonisten handeln.

• Die Ich-Erzählperspektive

Hier in diesem Falle ist der Ich-Erzähler ganz anders. Das Geschehen wird in der Ich-
Form berichtet und zuzüglich kann der Ich-Erzähler aber durchaus die Charakteristika
anderer Erzähler aufweisen. Obendrein noch wird die erste Person Singular meist
benutzt. Interessant ist dabei, dass der Leser die erzählte Welt aus der Perspektive des
Ich-Erzählers natürlich sieht.

2.6.2.1. Die Erzählperspektive in Die Einbahnstraße

In dem Roman Die Einbahnstraße ist die Geschichte aus der Sicht eines Ich-Erzählers
erzählt, der ein Junge namens Charly ist. Er ist ein personaler Ich-Erzähler, denn er hat
die Geschichte erlebt, miterlebt und beobachtet. Er steht innerhalb der erzählten Welt.
Das personale Ich in diesem Roman erlebt die Geschichte im Moment und erinnert sich
ebenfalls an vorbeigeschehene Geschehen, die ihm schlechte Momente seines Lebens
hervorrufen. Die folgende Aussage des Ich-Erzählers ist beispielsweise zu erwähnen:

Ich warf meinen Kram in die Decke, machte ein Bündel daraus und ging in unsere Wohnung
hinunter. Im Wohnzimmer legte ich mich auf die Couch, stellte das Radio an und war sauer.
Ich nahm Andy übel, dass er Herbert und mich kaltgestellt hatte. Andy war nie ein Ausbund
an Offenheit gewesen; die Lehrer sagten, er wäre schlecht zu erreichen. […] Er ist halt so!
(S. 11-12).

Klaus Kordons Roman Die Einbahnstraße führt uns anschaulich vor Augen, dass man
in diesem Werk mit der vorausdeutenden Erzählweise zu tun hat, denn die Handlung
wird immer mit Unterbrechungen mittels unwichtiger Erläuterungen begleitet. Die
Anwesenheit solcher Erläuterungen stört genau die Stetigkeit bzw. die Kontinuität der
Handlung.

66
2.6.2.2. Die Erzählperspektive in Kinderseele

Hermann Hesses Werk stellt einen Ich-Erzähler dar, der die Geschichte in einer Ich-
Form anschaulich erzählt. Die Novelle ist also in der Ich-Form aus der Sicht des
elfjährigen Burschen erzählt. Er ist ein erlebendes Ich; das erinnernde Ich ist schon 41.
Der Junge hat die Geschichte erlebt, miterlebt und beobachtet. In der Tat hat er an der
erzählten Geschichte teilgehabt und hat sie (die Geschichte) nach einer langen Zeit
schon verarbeitet. Er vermittelt dadurch den Lesern und Leserinnen die Geschichte. Er
ist also eine Instanz, die von dem Autor geschaffen wird. Er ist eine Vermittlungsinstanz
zwischen der erzählten Geschichte und den Lesern und Leserinnen. Kinderseele wird
von der Erzählinstanz aus der inneren Perspektive des erlebenden Ichs beschrieben und
in der direkten Rede gehalten, d.h. die zitierte Rede ist mit Inquit-Formel45 und
Anführungszeichen in erster Person gehalten. Die Unmittelbarkeit des dramatischen
Erzählens in der direkten Redeform neutralisiert die Distanz zum Erlebenden.

Darüber hinaus scheint das erzählende Ich vollkommen ausgeschaltet zu sein. In dieser
Novelle ist er mit dem Autor selbst identisch. Er erzählt im Präteritum, der Leser wird
aber trotzdem in das Geschehen eingegliedert.

2.6.3. Die Zeitgestaltung

Bezüglich der Zeitgestaltung ist es uns ein Anliegen, den Wert auf die Erzählzeit und
die erzählte Zeit und deren drei Elemente zu legen.

• Erzählzeit

Dieser aus der Narratologie stammende Begriff weist auf den Zeitraum hin, der
tatsächlich für das Lesen oder Erzählen benötigt wird. Sie bezeichnet die von dem

45
Die Inquit-Formel verweist auf eine formelhafte Redeeinleitung. Sie besteht im Allgemeinen aus einem
Nomen oder Pronomen und einem Verb des Sagens. (aus https://de.m.wikipedia.org/wiki/Inquit-Formel ,
abgerufen am 19. 4. 2018 um 18 Uhr 03 Minuten). Wenn der Ich-Erzähler die Rede von Figuren berichtet,
markiert er diese in vielen Fällen mit einer Inquit-Formel. Die Verben können auch variieren: „er sagte“, „er gab
zurück“ oder formelhaft wiederholt werden.

67
Erzähler gebrauchte Zeitspanne, um die Geschichte zu präsentieren oder die von dem
Leser benötigte Zeitspanne, um die Geschichte zu konsumieren. (Günther Müller,
1947).

• Erzählte Zeit

Sie weist auf die erforderliche Zeitspanne46 hin, um ein Werk aus der Kategorie der
Epik zu lesen oder zu erzählen. Demnach ist sie die fiktive Dauer oder Zeitspanne des
erzählten Geschehens eines Erzähltextes. Dazu noch ist die erzählte Zeit die Zeitspanne,
die ein episches Werk beinhaltet.

Die Erzählte Zeit kann länger als die Erzählzeit sein. Hier spricht man von der
Zeitraffung. Jedoch kann auch die Erzählzeit länger als die erzählte Zeit sein, das ist die
Zeitdehnung. Beide Zeiten können identisch sein, das verweist auf die Zeitdeckung. Die
Zeiteinteilung ist in der folgenden Tabelle sichtbar:

Tabelle 1: Der Zusammenhang zwischen der erzählten Zeit und der Erzählzeit.

Zeitraffung Erzz. < Erz. Z.

Zeitdeckung Erzz. = Erz. Z.

Zeitdehnung Erzz. > Erz. Z.

(ebd.).

2.6.3.1. Die Zeitgestaltung in Die Einbahnstraße

Da der Roman Die Einbahnstraße ein bisschen lang ist und etliche unbekannte Wörter
enthält, wird viel Zeit bei der Interpretation beansprucht. Deswegen kann zweifellos
gesagt werden, dass die erzählte Zeit kürzer als die Erzählzeit ist.

46
Eine genau bestimmte, abgeschossene, abgegrenzte Zeit; abgeleitet von den Wörtern Zeit und Spanne

68
2.6.3.2. Die Zeitgestaltung in Kinderseele

Die Zeitspanne des erzählten Geschehens in Kinderseele ist sehr kurz. Der Ich-Erzähler
hat etwa zwei Tage gebraucht, um dem Publikum die Geschichte vermitteln zu können.

Aber bei der immanenten Interpretation der Novelle haben wir zu viel Zeit in Anspruch
genommen. In der Tat war die Erzählzeit für uns länger als die erzählte Zeit.
Infolgedessen können wir zweifelsohne von Zeitdehnung sprechen.

2.6.4. Form und Struktur der ausgewählten Primärliteraturen

2.6.4.1. Form und Struktur des Romans Die Einbahnstraße

Der Roman Die Einbahnstraße hat eine gut organisierte Struktur. Zuerst sieht man auf
dem Titelbild einen Jungen, der wahrscheinlich einen traurigen Gesichtsausdruck hat.
Aber warum dieser Junge rot ist könnte man noch nicht am Anfang Bescheid wissen.
Im Vordergrund sieht man die Droge und eine Spritze. Da können wir uns schon sagen,
dass die in diesem Roman handelnden Figuren rauschgiftsüchtige Personen oder Fixer
wären. Ja noch mehr findet man ein Paar Illustrationen, die die jeweiligen Seiten bildlich
wiederspiegelt: Man sieht z.B. die Spritzen auf den Seiten 6, 23, 25, 62, 80 sowie die
Rauschgifte wie LSD, Haschisch, Heroin… auf den Seiten 5, 23 und 86. Darüber hinaus
sieht man den Kopf eines verstorbenen Menschen auf der Seite 40 und obendrein noch
lassen sich auch deutlich ein Paar Dollarnoten auf den Seiten 98 und 99 illustrieren. Eine
weitere Besonderheit ist, dass am Ende des Romans findet man eine gute Leseprobe.

2.6.4.2. Form und Struktur der Novelle Kinderseele

Aristoteles zufolge hat ein novellistisches Werk immer eine klassische Struktur: Es hat
einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Die Novelle hat eine präzise und systematisch
abgeschlossene Form. In der Novelle Kinderseele befinden sich auch diese
Besonderheiten. Die Novelle Kinderseele ist in der Ich-Form aus der Sicht eines
elfjährigen Burschen geschrieben. Der Erzähler erzählt im Präteritum, der Leser wird

69
aber trotzdem in das Geschehen mit eingegliedert. Die Geschichte ist meist in der ersten
Person Singular erzählt. Da gibt der Erzähler seiner Reflexion, die aus seinen
Erfahrungen stammen einen allgemeingültigen Wahrheitsgehalt.

Dann wird die erzählte Welt beschrieben, die real und natürlich ist. Zur Orientierung
wird zuerst detailliert die innere, helle Welt, räumlich betrachtet die streng fromme Welt
des Vatershauses, dann die andere äußere, dunkle Welt, räumlich gesehen die böse und
doch faszinierende Welt der Straße beschrieben, die von Oscar Weber vertreten wird.
Diese Beschreibung hat die Funktion einer aufbauenden Analepse, 47 um die
Hintergründe des erzählten Vorfalls zu erfassen.

Das Werk berichtet über die Kindheit des kleinen Jungen und man kann sich leicht in
den Burschen hineinleben, man fühlt sich regelrecht mit. Kinderseele ist nicht sehr
kompliziert zu lesen. Die Sätze sind kurz, die anderen lang, es gibt keine Standardform.
Ästhetisch betrachtet ist die Novelle nicht sehr reich, aber das hat uns die Lektüre
erleichtert, insofern als wir keine Tropen und Stilfiguren interpretieren sollten, um die
Aussagen des Autors verstehen zu können. Wenn wir die Lektüre der Novelle anfangen,
können wir sie nicht weglassen, weil wir fast alles, was wir lesen verstehen. Die Novelle
ist nicht wie andere literarische Texte, die wir manchmal lesen, ohne die Meinungen des
Autors zu verstehen. Die grammatischen Strukturen sind nicht sehr kompliziert, aber
der Wortschatz ist nicht sehr einfach.

Wir haben die Novelle mit großem Interesse gelesen, da spiegelt es sehr gut den
Gefühlsstand des Burschen. Der innere Drang ist so groß, dass der Bursche eine Tat
begeht, die er eigentlich schon vor der Ausführung bereits kennt. Danach bekommt er
sofort ein schlechtes Gewissen dem Vater gegenüber. Die Handlung der Novelle ist
eigentlich nicht besonders leserfeindlich, aber da Hermann Hesse die Gefühle des
Jungen genau beschreibt, ist das Lesen erst wirklich spannend. Wenn man die Novelle
in die Hand nimmt, und zu lesen beginnt, könnte man sie nicht weglegen. Wir sind davon
überzeugt, dass dieses Erlebnis dem elfjährigen Sohn besonders wichtig war; die

47
Eine Rückblende in die Vergangenheit; ein Flashback oder eine Retrospektion, ein Zeitsprung in die
Vergangenheit.

70
Umsetzung der Handlung in dieser Erzählung ist ihm brillant gelungen.

Da die novellistische Erzählung nicht lang und nicht zu kompliziert, sind die Sätze gut
gegliedert. Die 50 knappen Seiten und die relativ große Schrift schaffen kein Problem
des Verständnisses. Wie wir es gerade in den obigen Zeilen erwähnt haben, ist die
Novelle Kinderseele in der Ich-Form aus der Sicht eines elfjährigen Burschen
geschrieben. Hermann Hesse erzählt im Präteritum, da wird der Leser aber trotzdem in
das Geschehen eingegliedert.

71
Fazit

Letzten Endes handelte es sich in diesem Kapitel um die Darstellung beider Werke. Im
ersten Wahlgang haben wir einen Überblick über die biographischen Angaben der
Autoren gemacht. In zweiter Linie haben wir die Gunst der Stunde genutzt, um uns mit
den historischen Hintergründen auseinandersetzen, die zur Durchführung beider zu
untersuchenden Werke gebracht haben. Dazu noch haben wir uns mit der
Figurenkonstellation befasst. Ja noch mehr ist ein Akzent auf die Protagonisten gelegt
worden, da haben wir ihre Eigenschaften und die unter ihnen existierenden Beziehungen
herausgefunden. Übrigens haben wir die Merkmale literarischer Formen dargestellt, zu
denen die gewählten Bücher gehören. Darüber hinaus ist es uns zur Kenntnis gelangt,
dass ein literarisches Werk eine bestimmte Beziehung mit dem Leben des Autors haben
kann.

72
KAPITEL 3

DIE EINBAHNSTRASSE UND KINDERSEELE ALS


AKTUELLE LITERARISCHE WERKE

73
Der Begriff Literatur kommt aus dem lateinischen Wort „Literatura“ und kann auch
Buchstabenschrift oder Sprachkunst bezeichnen. Das Brockhaus Wahrig Deutsches
Wörterbuch definiert den Begriff Literatur als das Ensemble von den schriftlichen
Äußerungen eines Volkes od. einer Epoche. Überdies kann die Literatur als
künstlerisches Schrifttum definiert werden. In diesem Rahmen spricht man von
Belletristik48 (https://de.m.wikipedia.org/Belletristik ). Die Literatur kann denn als eine
sprachkünstlerische Gattung verstanden werden. An Hand der obenerwähnten
Erörterungen des Begriffs Literatur gelangen wir zur Erkenntnis, dass die Literatur auf
Kunst bzw. Kultur hinweist und ist mit anderen Bereichen verbunden. Des Weiteren
lässt sich die Literatur als eine Reaktion gegen die gesellschaftlichen Probleme
verstehen. Die literarischen Produktionen behandeln Themen, Probleme, auf die wir
stets gestoßen sind. In Anbetracht der Tatsache, dass Die Einbahnstraße und
Kinderseele zur Literatur gehören, wollen wir hier bestimmt zeigen, inwiefern sie
aktualitätsnah sind.

3.1. ZUM ÜBERBLICK ÜBER DIE BEIDEN WERKE

3.1.1. Überblick über Die Einbahnstraße

Der Roman Die Einbahnstraße behandelt das Thema der Drogen. Die Handlung findet
in eine norddeutsche Kleinstadt statt. In der Tat geht es um jungen Menschen, die in
Kontakt mit Drogen getreten und in den Strudel der Abhängigkeit geraten sind. Sie
wollen einerseits von dem Drogenkonsum loswerden, andererseits wissen sie keinen
Ausweg und finden immer einen Grund, wieder Drogen zu nehmen. Ihres Erachtens,
wären die Rauschgifte, die unsers Erachtens der Gesundheit schaden, bedeutungsvoll
für ihr Wohlsein, deswegen werden diese stets eingeschätzt und bewertet. Tatsächlich
stellt der Autor die Schattenseiten der Drogen durch den Erzähler dar und sensibilisiert
dadurch die Jugendlichen über die Schattenseiten von Suchtmitteln. Inga Hoff ist ein
drogensüchtiges Mädchen; am Anfang war sie eine seriöse und kluge Schülerin, ihre

48
Dieses Wort wurde im 17. Jh. von dem französischen Begriff „Belles Lettres“ (schöne Literatur: die Musik,
die Malerei) entlehnt. Belletristik bezeichnet fiktionale und geistige Literatur. Also wurde sie benutzt, um
schöngeistige und unterhaltsame Literatur von der Sachliteratur zu unterscheiden.

74
Lehrer liebten sie gerne. Deswegen war sie aus der ersten Klasse herausgenommen und
in die zweite gesteckt. Aber wenn sie in Kontakt mit Drogen getreten ist, ist sie davon
abhängig geworden, denn es besteht mehr keine Möglichkeit für sie, um davon
loszuwerden.

Angesichts der Tatsache, dass die Rauschgifte einen großen Einfluss auf sie üben, hat
sie plötzlich ihr Benehmen unbewusst verändert. Sie kann kaum erdulden, wenn sie die
Spritze dringend braucht. Sie hat eine enge Beziehung zu den drogensüchtigen Jungen.
Sie hat ihr Herz an einen Jungen namens Andy verloren und verbringt mehr Zeit mit
ihm am Schwimmbad und am Strande. Deshalb ist die Schule für sie scheißegal
geworden. Diese Beziehung hat auch einen Einfluss auf Andy geübt, denn er konnte nie
mehr auf das Dach kommen, um zu erlernen, obwohl er noch Kenntnisse braucht. Die
Folgen des Drogenkonsums bei diesem Mädchen sind die Müdigkeit, die Faulheit, die
Demütigung und schließlich die Geistaufgabe. Daneben verändern sich ihr Haut und ihr
Gesicht plötzlich ungewollt; sie wird instantan zornig und ärgerlich und da kann jählings
stürzen. Die folgende Passage unterstützt diese Argumente:

Ihre Pupillen waren schwarze Spiegel, ihre Wangen rot. […] In dem Haus, in dem Ali
wohnte, stürzte Inga. Sie lag auf der Treppe, lallte […] und hastete weiter vorwärts.
Dann fiel sie erneut und schlug mit dem Kopf gegen die metallbeschlagene Kante einer
Stufe. Sie blutete nun auch an der Stirn. Andy und ich rissen sie hoch und schleppten
sie weiter. […] weinte sie. (S. 97).

Wegen des Fixens hat Inga Hoff den Verstand verloren. Sie leistet ihren Eltern keinen
Gehorsam. Schließlich hat der Drogenkonsum das Mädchen in die ewigen Jagdgründe49
geführt, weil sie sich eine Überdosis gespritzt hat. Die folgende Aussage des Ich-
Erzählers verteidigt diese Idee: „Eine Frankfurter Zeitung schreibt über drei
Rauschgiftopfer, zwei Jungen und ein Mädchen. Das Mädchen hieß Inga H. […] und
hatte sich absichtlich eine Überdosis gespritzt“. Sie ist der Meinung, dass das Leben
sinnlos für sie ist. Sie bevorzugt, ein Zimmer in dem Würmerhotel zu mieten 50, anstatt

49
Hier weist dieser Ausdruck auf den Tod hin. (e-Handwörterbuch Deutsch-Französisch 4.0). Der Schriftsteller
James Fenimore Cooper erfand das Eingehen des Verstorbenen Indianers Uncas in die happy hunting grounds
Roman Der letzte Mohikaner.
50
Vgl. „in die Jagdgründe eingehen“

75
ihr Leben zu genießen. Obendrein noch gibt es auch andere drogenabhängige Personen
wie Kutte, Moni, Buffi.

Daneben gibt es auch ein anderer Junge namens Alfred Schmidt, der rechtwinkelich
verweigert hat, sich eine angenehme Erziehung zunutze zu machen. Er war ein
damaliger dummer dickköpfiger Schüler und hat die Schule verlassen, zugunsten des
Dealens und Fixens. Ja noch mehr ist er auf das Erziehungsproblem gestoßen. Da leistet
er seinen Eltern keinen Gehorsam. Eines Tages hat er versucht den Vater zu schlagen.
Seine Mutter wollte ihn dazu bringen, einen Beruf zu erlernen, aber er hat total
verweigert und hat das Verbrechen, das Fixen und Dealen bevorzugt. Das ist auch der
Fall von Inga Hoff, die keinen geringen Respekt vor ihren Eltern hat.

Der Roman kann als ein Sensibilisierungsmittel dienen. In dieser Perspektive behauptet
der Ich-Erzähler wie folgt: „Mit dem Fixen hört man nicht auf, Fixen ist eine
Einbahnstraße; umdrehen, zurückgehen - von einem bestimmten Punkt an geht das nicht
mehr. Dann geht es nur geradeaus, immer schneller; immer wahnsinniger“. Unsres
Erachtens ist diese Aussage des Ich-Erzählers sehr lehrhaft und von Bedeutung, insofern
als sie die Erläuterung des Titels des Romans klar darstellt. Vom Anfang an nimmt man
nur ein Stück und denkt, dass Umdrehen möglich ist; es wird allmählich komplizierter,
denn man wird immer Lust dazu haben, Rauschgifte zu konsumieren. Da kann man nicht
mehr zurückkehren und mit seinem normalen Leben fortsetzen: es geht immer schneller
und wahnsinniger. Angesichts des lehrreichen Charakters dieser Passage hat der Autor
hier vor, herauszufiltern, wie gefährlich die Rauschgifte eigentlich sind, da sie auch
heute noch zu sehr verharmlos werden. Viele sagen, sie nehmen Drogen nur manchmal
und können jederzeit davon loskommen. Diese Menschen befahren eine Einbahnstraße.

3.1.2. Kinderseele

In die Novelle Kinderseele berichtet Hermann Hesse über seine Kindheit. Hier ist es die
Rede von den konfliktuellen Situationen zwischen den Generationen; der Ausbruch des
Kindes aus der Welt der Eltern und der Versuch, sich zu rächen. Emil Sinclairs Kindheit
und Jugend sind ein ständiges Hin und Her zwischen Spannung unter den elterlichen
Normen und Geboten sowie Ablehnung gegen sie, ein ständiges Werden auch für

76
Anerkennung und Liebe. Die zentralen Themen dieser Novelle sind die
Gewissenskonflikte des minderjährigen Ich-Erzählers zwischen der guten sowie der
christlichen Welt, in der er aufwusch. Wegen der Kinderseele hat der Hauptprotagonist
Verbrechergefühle. Deshalb fühlte er sich zerrissen und nicht im Stande, einen
komfortablen Platz in der Welt zu finden. Es gab Normen und Regeln, die er beachten
sollte. In diesem Sinne stehen fast all seine Aktivitäten unter Kontrolle des Vaters. Auf
Anhieb leistete er seinem Vater Gehorsam, er hatte stets Angst vor ihm. Aber als er klein
war, hatte er den Eindruck, dass sein Vater ihn misshandelt. Deswegen versucht er
manchmal zu rebellieren, indem er seinem Vater widersteht, denn er hasst ihn und
betrachtet ihn als Gegner.

In der Tat hat der Vater die Erziehung seines Sohnes in Hand genommen, denn er hat
sie in der ersten Stelle gestellt. Der Sohn sollte ein paar Normen und Regeln
respektieren. Als das Kind klein war, hatte er den Eindruck, dass sein Vater ihn hasst.
Deshalb versucht er manchmal sich zu rächen. In dieser Herleitung behauptet der Ich-
Erzähler heftig und furchtlos folgendermaßen:

Ich wollte mich nicht entschuldigen, mich nicht demütigen, ihn nicht um Verzeihung
bitten, nichts bereuen! Wenn er mich fragte: „Hast du das und das getan?“, so würde ich
rufen: Jawohl habe ich‘s getan, und noch mehr, und es war recht, dass ich’s getan habe,
und wenn ich kann, werde ich es wieder und wieder tun. Ich habe totgeschlagen, ich
habe Häuser angezündet, weil es mir Spaß mache, und ich dich verhöhnen und ärgern
wollte. Ja, denn ich hasse dich, ich spucke dir vor die Füße, Gott. Du hast mich gequält
und geschunden, du hast Gesetze gegeben, die niemand halten kann, du hast die
Erwachsene angestiftet, uns Jungen das Leben zu versauen.

Durch diese Aussage des Ich-Erzählers gelangen wir zur Feststellung, dass der Vater
jetzt als Gegner seines Sohnes betrachtet ist. Seines Erachtens will er sich rächen, er will
sich durch das sog. Baltentum und den Pietismus befreien. Diese heftigen Wörter
konstituieren einen Widerstand gegen den Vater. Der Autor will uns dadurch die
Schattenseiten der Kinderseele zeigen. Die Natur hat das Kind mit aufgeschlossenem
Geist versehen. Es (das Kind) ist nicht in der Lage die Bedeutung des Vaters in seiner
Erziehung zu verstehen.

Trotz alledem ist die Zukunft des Kindes für den Vater eine Hauptbesorgnis. Hiermit
will uns der Autor die Tatsache vor Augen führen, dass die Eltern die Erziehung ihrer

77
Sprösslinge51 in Acht nehmen sollen.

Am Ende der Handlung hat sich der Sohn in einer bedauerlichen Lage befindet. Nun
erkennt er, dass die Rolle des Vaters in seinem Leben relevant war. Dadurch zeigt uns
das novellistische Werk Kinderseele, dass der Vater eine bedeutungsvolle Rolle in der
Kindererziehung spielt, trotzdem er öfter zu streng ist.

Ferner ist der Stellenwert der Religion im Leben des Menschen auch thematisiert. Die
Tatsache, dass das Leben der Eltern und Großeltern von Emil Sinclair mit
Glaubensüberzeugungen geprägt ist, hat einen Einfluss auf die Erziehung seines Sohnes
geübt. Dieser wird religiöserweise erzogen, insofern als er religiöse Normen und Regeln
respektieren sollte. In Aufzählungen unterstreicht der Autor die Rolle des Vaters in der
Erziehung des Kindes.

3.2. ZUR AKTUALISIERUNG BEIDER LITERARISCHEN PRODUKTIONEN

Es gibt einen Zusammenhang zwischen den oben dargestellten Werken und den im
Alltag erlebten Problemen. Beide Werke behandeln Themen, die unseren alltäglichen
Realitäten entsprechen. So können sie als aktuelle bzw. zeitlose Werke betrachtet
werden.

Angesichts der Tatsache, dass die literarischen Werke Früchte menschlicher Kreativität
sind, können sie als Medien gesehen werden, die nicht nur die Geschichte, sondern auch
das Gefühl, die Werte sowie die kulturellen Unterschiede thematisieren. Die
literarischen Werke tragen ja zur Erweiterung des Erkenntnis- und
Wahrnehmungshorizonts bei wie Ahouli Akila (2010) es in einer seiner Arbeit
thematisiert hat. Übrigens kann dadurch die Interkulturalität gefördert werden und auch
den eigenen Blickpunkt relativiert werden. In dieser Perspektive gelten die literarischen
Texte als Fakten, die die gesellschaftlichen Geschehnisse und Probleme herausfinden.
Der Einfluss der Autoren durch die sozialen Wirklichkeiten bringen sie dazu, die

51
Der Sprössling hier ist in übertragenem Sinne gebraucht und ist Synonym von „Kind“. In der Pflanzenkunde
bezeichnet dieses Wort ein junges Gewächs, einen Keim oder einen Zweig, besonders einen jungen Zweig oder
Spross von Bäumen.

78
Ergebnisse von den von ihnen erlebten sowie ererbten Realitäten dem Publikum frei zu
vermitteln. Aus diesem Grunde gelingt es Ndachi Tagne (1986) zu behaupten:

La littérature étant fille de son temps, progressivement, les hommes de lettre s’éveillent
et recherchent la manière de leur création soit dans leur propre expérience, soit dans le
paysage social qui se déploie autour d’eux. (Tagne, N. 1986).

Diese Aussage Tagnes lässt uns verstehen, dass die Vorkommnisse, die Erfahrungen
sowie die gesellschaftlichen Ereignisse einen grundlegenden Einfluss auf die Autoren
üben. Wenn wir genauer das, was oben gesagt wird hinblicken, kommt es zum
Vorschein, dass Die Einbahnstraße und Kinderseele die gesellschaftlichen Realitäten
wiederspiegeln.
Was Klaus Kordons Die Einbahnstraße anbelangt ist es ein Werk, das ein bestimmtes
gesellschaftswidriges Thema in Frage stellt. Die Rauschgiftsucht schadet unserer
Gesellschaft, vor allem dem Wohlsein der Jugendlichen, die die Basis der ganzen Welt
konstituieren.
Darüber hinaus gibt es wirkliche Räume bzw. Orte in Klaus Kordons Roman: Bremen
ist klar beschrieben sowie die Leipziger Straße. Dazu ist auch die von den drei Freunden
besuchte Schule beschrieben. Die Berliner Stadt, die Hauptstadt Deutschlands ist
ebenfalls auf der Seite 69 beschrieben. Ja noch mehr sind die Wohnungen auch auf der
siebten Seite des Romans beschrieben: Wolfie, seine Schwester Carola und seine Eltern
Herr und Frau Hoff wohnen in der Wohnung Nr. 56; Die Wohnung Nr. 58 gehört
Herbert und seiner Mutter und diese Nr. 61 ist Andys Wohnung.
Hermann Hesses autobiographisches novellistisches Werk Kinderseele für seinen Teil
ist also auch der Realität nah, insofern als es ein Medium konstituiert, das zur
Bewusstwerdung bringt. Es reflektiert die alltäglichen Realitäten, die die Kinder mit
ihren Eltern im Familienkreis erleben.

3.2.1. Der (übermäßige) Drogenkonsum als alltägliches Problem bei den


Jugendlichen

Das Thema des Drogenkonsums ist und bleibt demgemäß ein immer polemisches aber
vor allem jugendorientiertes Problem in der Gesellschaft. Durch die Medien als das

79
Fernsehen, der Rundfunkt, die Zeitung werden die Konsequenzen dieses Problems den
Zuhörern bzw. den Lesern vermittelt. Bei den Versammlungen, in den Familienkreisen
usw. usf. steht dieses Thema zur Debatte. Hierfür besteht es Grund, die Sendung
„Maroua TV“ zu erwähnen. Die Rundfunksendung betitelt „Die heutigen
Jugendlichen“, die samstags gegen 16 Uhr geschieht, findet die Ursachen und Folgen
des Drogenkonsums heraus. Am Ende machen die Teilnehmer etliche Vorschläge:
Beispielsweise hatte Hadja Kingui während einer Debatte vorgeschlagen, dass die
Verwaltung Maßnahmen treffen sollte, die die Jugendlichen dazu bringen könnten, den
Rauschgiften aus dem Weg zu gehen. An dieser Stelle kann wahrhaftig gesagt werden,
dass diese Frage weltweit erlebt ist. Der Drogenmissbrauch und die damit verbundenen
Verbrechergefühle rufen schlechten Mut bei den Jugendlichen hervor. Heutzutage übt
der (übermäßige) Drogenkonsum einen heftigen Einfluss auf die gesellschaftliche Lage.
Dennoch können wir behaupten, dass die Drogen ein echtes Risiko für den vollsten
Fortschritt der Gesellschaft konstituieren, insofern als eine große Anzahl abhängiger
junger Menschen dadurch den Verstand unbewusst verlieren. Infolgedessen lassen diese
letzteren ihre Familien unter beliebigen Vorwänden im Stich. Zuzüglich werden die
einen Verbrecher, Diebe, Straßenräuber oder Wegelagerer sowie Mörder usw. und die
anderen treten in Klüngel52 und bringen ihre Eltern und Geschwister um, in der Absicht
das Geld verdienen zu können. Solche Personen überschreiten dadurch die religiösen
Normen. Das Blutbad oder das Massaker ist total verboten (laut den heiligen Schriften),
aber sie betrachten das als ein gutes, einfaches und sicheres Mittel, um sich zu rächen
oder zu bereichern. In Klaus Kordons Die Einbahnstraße hat sich die drogensüchtige
Inga Hoff eine Überdosis gespritzt und das hat sie infolgedessen ins Grab geführt. Dieser
Tod ist ein trauriger Moment für die Eltern.

3.2.2. Kinder als Gegner der Eltern

Die beiden Werke behandeln das Erziehungsproblem, das ein immer aktuelles und
umstrittenes Thema ist. Heutzutage sind die Eltern auf Schwierigkeiten gestoßen, weil

52
Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig fördern, die sich übrigens aber unterdrücken,
ahd. Klungilin „kleines Knäuel“ (Aus Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch).

80
ihre Kinder ihnen manchmal keinen Gehorsam leisten. Die erfolglose Erziehung führt
tatsächlich zur Debatte. Viele Eltern beklagen sich darüber, dass es keinen Einklang
zwischen ihnen und ihren Kindern herrscht. Sozusagen betrachten die Kinder ihre Eltern
als Gegner. In dieser Herleitung erstatten viele Kinder Anzeige gegen ihre Eltern. Diese
Anzeige konstituiert für viele ein Mittel, das die Eltern ins Gefängnis bringen kann.
Hiermit erwähnen wir beispielsweise der Fall von Feinkost Lehmann und seinem sog.
Sohn Alfred Schmidt im Roman Die Einbahnstraße. In den Medien, im Familienkreis
sowie in den Versammlungen steht das Thema der Erziehung zur Debatte wie wir das
schon obenerwähnt haben. Der Wandel der Zeit beseitigt doch gar nicht die damaligen
Probleme. Wir persönlich messen der Novelle Kinderseele eine große Bedeutung bei.
Es kann eine gute Grundlage für wichtige Eltern-Kind-Gespräche sein.

Es ergibt sich bestimmt aus dem Gesagten, dass die beiden Werke die gesellschaftlichen
Realitäten bei den Jugendlichen verfilmen. Die von den Figuren in den beiden Werken
erlebte Situation korrespondiert mit der heutigen Gesellschaft. In der Tat leisten sie der
gesellschaftlichen Entwicklung einen Beitrag, denn sie können als
Sensibilisierungsfaktoren sowohl für die Kinder als auch für die Eltern gelten.

Darüber hinaus können wir behaupten, dass sie als klassische literarische Produktionen
betrachtet werden können. Sie sind zeitlich unbegrenzt, insofern als sie in allen Epochen
gelten können. Wir gelangen nun zur Erkenntnis, dass die Handlung und der Aufbau
beider Werke praktisch dazu zwingen, sie weiterzulesen. Unserer Meinung nach können
wir uns dadurch identifizieren, denn sie machen einen Überblick über unsere Realitäten.
Sie stellen die Frage nicht nur an die drogensüchtigen Personen, sondern auch absolut
an die Erziehungsberechtigten sowie die ganze Gesellschaft.

81
Fazit

Alles in allem bestand der Zweck dieses Kapitel darin, die beiden Werke als zeitlich
unbegrenzte literarische Schöpfungen auszulegen. Angesichts ihrer Inhalte haben wir
versucht, die beiden literarischen Produktionen in Übereinstimmung mit den
alltäglichen Realitäten zu bringen. Ja noch mehr sind wir zur Erkenntnis gelangt, dass
die in den beiden Werken in Angriff genommenen Probleme nicht realitätsfremd sind.
Sie widerspiegeln also die Realitäten unserer Gesellschaft. Dazu noch können sie als
Sensibilisierungsfaktoren für die Gesellschaft und für die Erziehungsberechtigten im
Allgemeinen gelten, aber besonders partout für die Jugendlichen. Unsres Erachtens
können die beiden literarischen Texte als einen Spiegel für die Menschen, vor allem für
die Jugendlichen gelten.

82
KAPITEL 4

DIE ELTERNROLLE IN DER ERZIEHUNG DES KINDES

83
Die Gesellschaft ist von Menschen unterschiedlicher Herkünfte, Stämme, und Ethnien
konstituiert. Jeder Mensch gehört wahrlich zu einer geeigneten und bestimmten Kultur.
Sozusagen kann die Familie in dieser Denkweise zweifelsohne auf eine Gesellschaft in
verkleinertem Maßstab hinweisen. In dieser Herleitung kann es vorkommen, dass die
Eltern entweder zu derselben Kultur gehören können oder sie können aus
unterschiedlichen Herkünften stammen. Jedoch soll die Erziehung des Kindes in der
Familie gesichert werden, in Anbetracht der Tatsache, dass die Familie den allerersten
Erziehungsort konstituiert. Nichtsdestotrotz, wer von den beiden Eltern spielt denn eine
bedeutungsvolle Rolle in der Kindererziehung mehr als der andere? Die Mutter oder der
Vater? Oder die beiden? Die Beantwortung dieser Fragen konstituiert ganz bestimmt
und offensichtlich das Hauptanliegen dieses Kapitels.

4.1. DAS KONZEPT DER ELTERNSCHAFT

Das Konzept der Elternschaft53 umfasst die Vaterschaft und die Mutterschaft. Die
Elternschaft verweist also bestimmt auf die Rolle eines Vaters bzw. einer Mutter für ihr
Kind oder auch auf die soziale Ordnung in Bezug auf die Elternposition sowie die damit
verbundenen Zuordnungen wie die Rechte, die Pflichte und die Aktivitäten. So gesagt
besteht sie aus drei bestimmten Bereichen, nämlich dem biologischen Bereich, dem
rechtlichen Bereich und dem gesellschaftlichen Bereich.
(http://www.zeit.de/kultur/2018-01/elternschaft-mutter-vater-geschlechtersexismus-
10nach8 ). Der biologische Bereich zieht die Blutsverwandtschaft in Betracht; der
rechtliche Bereich beschäftigt sich mit den Rechten und Pflichten der Eltern gegenüber
dem Kind, während die soziale Elternschaft wie ihr Name es schon hinweist, weist auf
die Verantwortung und auch die Zuwendung fürs Kind hin. (ibid.).

So an dieser Stelle wollen wir die folgende Frage beantworten: Welche Funktionen
erfüllen denn die Eltern in der Familie? Zudem wollen wir noch mal die Gunst der
Stunde nutzen, um den Wert auf die Rolle des Vaters und dieser der Mutter in den beiden
ausgewählten Werken zu legen.

53
Die Elternschaft ist eine Entlehnung aus der althd. Sprache und besteht aus zwei Wörtern: „eltiron“ und
„scaft“: Ordnung, Beschaffenheit, Status.

84
4.1.1. Die Vaterschaft

Bis dato wäre das Konzept der Vaterschaft noch wenig erforscht.
(http://de.m.wikipedia.org/wiki/Elternschaft ). Scheithauer zufolge korrespondiert das
Vaterschaftskonzept mit der Geschlechtsrolleneinstellung. (Scheithauer, 2014, S. 200).
Die Geschlechtsrolleneinstellung der Männer beeinflusst auch ihre
Erziehungseinstellung. In einer Familie sowie in der Gesellschaft umfasst das
Vaterschaftskonzept vier Bereiche nämlich die Brotverdienerfunktion, die soziale
Funktion, die instrumentelle Funktion und der Karriereverzicht. (a.a.O.). Die soziale
Funktion ist von großer Bedeutung54. Auf Anhieb wird von einem Vater erwartet, dass
er eine angenehme Beziehung mit seinem Kind anknüpft, dass er den Problemen des
Kindes großes Gewicht beimisst. In diesem Sinne soll er seinem Kind näher sein. Je
nach Scheithauer, H. (2014) spielt der Vater eine größere Funktion in der Familie als
die Mutter. Das ist aber nicht sozusagen, dass die Frauen keinen geringen Beitrag zur
Kindererziehung leisten. Sie legen selber besonderen Wert auf die Funktion des Vaters
und bewerten seine Betreuungs- und Erziehungsleistungen in der Familie.

Ja noch mehr hat der Vater eine hohe Bedeutung für das Kind, denn er übernimmt
Betreuungsaufgaben und fördert den Kontakt des Kindes zu den Großeltern und zu
anderen Verwandten. Weiterhin fügt Scheithauer hinzu: „Die instrumentellen
Leistungen eines Vaters werden ebenfalls als wichtige Dimension im
Vaterschaftskonzept bewertet.“ (a.a.O.). Daraus ergibt sich, dass der Vater derjenige ist,
der die Werthaltungen des Kindes entwickeln lässt, damit das Kind eine angemessene
Ausbildung kriegt.

Unabhängig von diesen Erwartungen an die Vaterrolle stellen Fthenakis, Kalicki und
Peitz (1998) in ihrer aktuellen Längsschnittuntersuchung zum Übergang in die
Elternschaft fest, dass die Sicherung des Familienlebensunterhalts nach wie vor
tatsächlich zu den Aufgaben von Vätern gehört. LaRossa (1988) spricht auch von der
Vaterschaft. Nach ihm beschränkt sich die Rolle des Vaters vorwiegend auf die

54
Scheithauer, H. (2014). Elterliche Erziehungsstile und Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen von
Kindern. Vortrag auf dem Fachsymposium „Jeder Tag ist Elternabend! Eltern gewinnen, Partnerschaften stärken,
Kinder fördern“, November 2014, Augsburg.

85
Ernährungsfunktion. Da wird das erweiterte Vaterschaftskonzept in die Diskussion
geführt. Blankenhorn (1995) spricht in diesem Sinne von einem „New Fathers
Paradigm“. Im Allgemeinen lässt sich innerhalb des Vaterschaftskonzepts eine kritische
Auseinandersetzung mit der klassischen Vaterdefinition feststellen55. Christiansen und
Palkovitz (1997) zufolge kann die Ernährungsfunktion des Vaters als Teil eines großen
Konzepts des väterlichen Engagements in der Familie gesehen werden. An dieser Stelle
bemerken wir ja, dass dieses Konzept anders bewertet wurde.

Daneben spielt auch der Vater in der Familie expressive und affektive Rolle. Das ist
der Fall in Hermann Hesses Novelle Kinderseele, insofern als es einen Briefaustausch
zwischen dem Ich-Erzähler (dem Sohn) und dem Vater gab. Wenn die Rolle des Vaters
in der Familie nicht berücksichtigt wird, werden auch die Erziehungsbereiche des
Kindes geschmälert. Wie Hawkins und Palkovitz zutreffend sehen, sind Zeit und
Direktheit in der Interaktion zum Kind nicht die einzig wichtigen Dimensionen
väterlichen Engagements. (Scheithauer, H. 2014). Seit der Mitte der 90er Jahre haben
deshalb etliche Arbeiten versucht, den Begriff der Vaterschaft in einer unterschiedlichen
und umfassenderen Weise als bisher zu definieren.56 Von diesen Autoren wird die
Vaterschaft breit als bisher konzeptualisiert; sie setzen sich nicht nur mit kurzfristigen
und direkten Folgen väterlichen Beitrag auseinander, sondern auch mit indirekten
Effekten.

Des Weiteren legen sie den Akzent auf den ethischen und psychologischen Stellenwert
des Vaters. In diesem Zusammenhang erscheint die Vaterschaft, je nach Scheithauer
(2014), als einen komplexen, langandauernden und entwicklungsbezogenen Prozess,
welcher intergenerationale Aspekte der Entwicklung von Männern sowie der kindlichen
Entwicklung und dessen Wohlergehen integriert. Deshalb behauptet er: „Väterliche
Fürsorge stellt in ihren vielfältigen Erscheinungsformen eine zentrale Komponente
väterlichen Verhaltens dar, die sich entwickelt, wenn sich Väter im Leben ihrer Kinder

55
Cohen, 1993; Cohen, Dolgin & Gaze, 1997; Christiansen & Palkovitz, 1997; Palkovitz, Christiansen & Dunn,
im Druck.

56
Amato & Booth, 1997; Bruce & Fox, 1997; Daly & Dienhart, 1997; Doherty, Kouneski & Erikson, 2000;
Dollahite, 1997; Dollahite, Hawkins & Brotherson, 1997; Hawkins & Palkovitz, 1997; LaRossa, 1997;
Palkovitz, 1996a, 1996b; 1997; Snarey, 1993.

86
engagieren.“ Es ergibt sich doch aus diesem Zitat, dass je engagiert der Vater ist, desto
besser wird die Entwicklung seines Kindes bedeutungsvoll. Auf diese Weise stützend
können folgende Funktionen dem Vater zugeschrieben werden:

- Er hat die Funktion, ethische Arbeit zu machen. Diese Funktion betrifft alles, was
er macht, um die Gesundheit und Wohlergehen zu sichern.
- Er hat die Funktion, die Verwalterarbeit zu machen. Diese Funktion weist auf die
Verwaltung von Ressourcen in der Familie hin.
- Er hat die Funktion, entwicklungsorientierte Arbeit zu machen. Diese Funktion
impliziert zuerst, dass der Vater die allgemeingültigen Regeln zur Förderung von
einer positiven Veränderung lernt; dann soll er an der positiven Entwicklung des
Kindes teilnehmen und schließlich impliziert diese Funktion, dass der Vater die
Kompetenz und Kreativität in sich entwickeln soll.
- Er hat die Funktion, die Beziehungsarbeit zu machen. Mit diesen Beziehungen
wird damit gemeint, dass der Vater elterliche, eheliche, Geschwister- und
intergenerationale Beziehungen aufrechterhält und dann fördert er die Beziehung
von Kindern zu diesen Personen.
- Er hat die Funktion, die spirituelle Arbeit zu machen. In diesem Falle ist er als
Berater des Kindes betrachtet.

Aufbauend auf diesen väterlichen Funktionen veranschaulichen Kounseki und Erikson


(1996) gern die ethische Funktion des Vaters und etliche grundlegenden Möglichkeiten,
wie ein Vater sich bei seinem Kind engagiert.

Zuzüglich setzen sich noch Hawkins & Palkovitz (1997) mit einem Einwand
auseinander; ihnen zufolge impliziert das väterliche Engagement im bisherigen
wissenschaftlichen Verständnis direkte, zeitliche und beobachtbare Interaktion
zwischen dem Vater und dem Kind. Damit diese Meinung Verständnis findet, bringen
sie folgende Argumente vor: Das väterliche Engagement sollte mit den Dingen
korrespondieren, die ein Vater für sein Kind direkt oder indirekt tut. Diese Dinge sind
unter anderen die Ethik, die Zuneigung, usw.

87
Obendrein noch haben Herlth, Böcker und Ossyssek (1995) in Übereinstimmung mit
anderen Arbeiten gern vor Augen geführt, die Qualität der Ehe sei bedeutungsvoller für
die Vater-Kind-Beziehung als für die Mutter-Kind-Beziehung (vgl. auch Brody,
Pillegrini & Sigel, 1986; Goldberg & Easterbrooks, 1984; Belsky, Rovine & Fish, 1989).
Im deutschsprachigen Raum ist es zweifelsohne das Verdienst von Herlth (1997), auf
die Zusammenhänge zwischen der Qualität von Vater-Kind-Beziehung und der
Ehequalität hingewiesen zu haben. Um die Qualität der Beziehung Vater-Kind
erläuternd zu erwähnen, betrachtet Herlth das Vatersunterstützungsverhalten als
Indikator. Herlths Resultate stützen weiterhin auf die Annahme, wonach die
Beziehungsqualität Vater-Kind mit der Qualität der Ehepartnerbeziehung
zusammenhängt. Ein Vater, der von seinem Kind als besonders unterstützend, d.h.
akzeptierend, anerkennend und liebevoll, gesehen wird, würde sogar von der Mutter mit
großer Wahrscheinlichkeit gesehen.

Überdies hat die Erziehung durch den Papa vor allem auch die Funktion, eine zu enge
Bindung zwischen Mama und Kind zu unterbrechen. Der Vater ist der Unterstützer des
Kindes in notwendiger Ablösung von der Mutter. Deswegen sind Psychoanalytiker der
Meinung, dass der Vater entstehende Trennungsängste durch seine reine Anwesenheit
mindern kann. (http://www.real.de/meine-familie/die-erziehung-des -vaters-
komplettiert-das-kind/ ). In einem weiteren Schritt repräsentiert derjenige, der den
Eintritt des Kindes in die Gesellschaft vorbereitet und es an die Außenwelt heranführt.
Der Vater ist noch der, der die gesellschaftsspezifische Erziehung des Kindes
gewährleistet. Während der Pubertätszeit hilft speziell der Vater dem Sohn, um das
männliche Ich zu entwickeln.

An dieser Stelle geben wir zu, dass der Vater eine große Rolle in der Kinderentwicklung
spielt, obwohl er die Person ist, die durch Heirat als solche erwiesen sein soll57, während
die Mutter immer sicher ist je nach einem lateinischen Rechtssprichwort 58. Aber wir
wissen auch Bescheid, dass das Kind ein Produkt von zwei Geschlechtern (männl. u.

57
Ein altes lateinisches Rechtssprichwort: „Pater est, quem nuptiae demonstrant“: Der Vater soll durch Heirat
erwiesen sein.
58
„Mater semper certa est“: Die Mutter ist immer sicher.

88
weibl.) ist. Jedoch ist es nicht sozusagen, dass die Mutter keine Beiträge zur
Kindererziehung leistet.

4.1.1.1. Die Vaterschaft in Die Einbahnstraße

In Klaus Kordons Die Einbahnstraße beruhen wir bestimmt auf der Erziehung Alis,
Ingas und Andys. Bezüglich Alfred Schmidts Erziehung scheint die Vaterschaft ein
bisschen komplex zu sein. Alis Vater hätte keine Gelegenheit ergriffen, um ihn erziehen
zu können. Er wäre ein ablehnend-vernachlässigender Vater. Darüber kann nicht vieles
gesagt werden. Das Kind hat sogar, wie wir gerade in zweitem Kapitel erwähnt haben,
versucht seinen sogenannten Vater, der der Feindkost Lehmann wäre, zu prügeln.
Freiheraus gesagt hat der Vater keine bemerkenswerte Rolle in der Kindererziehung
gespielt.

Ingas Erziehung ist ohne den geringen Zweifel zum Scheitern gekommen. Während
ihres Basisalters war sie ein bisschen gut erzogen, aber der Vater hat sich wenig um ihre
Erziehung im Jungalter gekümmert, als es nötig wäre. Das bedeutet konkret, dass er die
Erziehung des kleinen Kindes nicht ernst genommen hat. Infolgedessen gilt das Kind
mit zwölf Jahren als ein verwöhntes - und Schoßkind wegen des ablehnend-
vernachlässigenden Verhaltens seitens des Vaters. Deswegen behauptet ihr Vater
deutlich folgendermaßen:

Wir haben versucht Inga zu helfen. Wir haben mit ihr geredet, an ihre Vernunft appelliert –
immer wieder. Sie hat gar nicht zugehöhrt. Manchmal hatte ich den Eindruck, ihr wurde
schlecht von all dem Gerede. Wir haben uns Vorwürfe gemacht, haben uns gefragt, was wir
falsch gemacht haben… (S. 42).

An dieser Stelle kann Ingas Erziehung zum Scheitern verurteilt werden. Da werfen wir
ja den Eltern und vor allem dem Vater vor, denn er hat nicht mit seinen Rollen als
Erzieher fortgesetzt.

Andys Erziehung ist schließlich dank der vielseitigen Hilfen seiner Freunde Wolfie und
Herbert zum Ziel gelangt. Im Basisalter gab es kein markantes Unbehagen betreffs
seiner Erziehung. Kurz danach hat sein Vater eine permissive Attitüde eingenommen.

89
Sein Vater erlaubt ihm, alles zu tun und er ist kaum kontrolliert. Folglich ist der Andy
denn in Berührung mit der Drogenwelt gekommen. Er wurde aber glücklicherweise
wieder abgeholt. Deshalb ist es in dem Roman Die Einbahnstraße deutlich gesagt, dass
der Vater sein Kind nicht unter Kontrolle hat und hat sogar keine Ahnung über die von
dem Kind umgegangenen Orte.

4.1.1.2. Die Vaterschaft in Kinderseele

Hier in diesem novellistischen Werk möchten wir einen Akzent vorwiegend auf den
Beitrag des Vaters zur Erziehung des Ich-Erzählers legen. In der Tat lässt sich die
Vaterschaft anschaulich durch strenge Charakteristika bemerken. Der Ich-Erzähler
befindet sich unter dem Einfluss einer zu strengen Erziehung gestanden. Bei der
Erziehung des Kindes hat der Vater nicht nur autoritative Attitüden adoptiert, sondern
auch hat er volle Macht über seinen Sohn gehabt. Infolgedessen leben der Vater und der
Sohn in einem schlechten Einvernehmen, denn es gibt zwischen ihnen keine
Verständigungsgrundlage wegen der Strenge des Vaters. Der folgende Textauszug zeigt
uns klar die Strenge des Vaters:

Wenn ich alle die Gefühle und ihren qualvollen Widerstreit auf ein Grundgefühl
zurückführen und mit einem einzigen Namen bezeichnen sollte, so wüsste ich kein anderes
Wort als: Angst. Angst vor der Strafe, Angst vor dem eigenen Gewissen, Angst vor
Regungen meiner Seele, die ich als verboten und verbrecherisch empfand. […] Zugleich
damit empfand ich in diesen Momenten stets, und so auch jetzt, eine peinliche Geniertheit,
ein Mißtrauen gegen jeden Beobachter, einen Drang zu Alleinsein und Sich-verstecken. (S.
16).

Dadurch verstehen wir, dass die von dem Vater ins Leben gerufene Erziehungsweise
nicht total zur Entwicklung des Sohnes beigetragen hat. Bei der Erziehung sollte der
Vater der übertriebenen Strafe und Strenge aus dem Weg lassen. Unsres Erachtens
tragen der Vorsicht und der Dialog zu einer akzeptablen Erziehung. So könnten der
Vater und sein Kind in einer friedlichen Atmosphäre leben. Es ist also wahr, dass die
Strafe auch oftmals dem Kind den richtigen Weg zeigt, aber es wird auch sooft gesagt:
« Éduquer un enfant dans la peur et la crainte c’est lui apprendre à mentir et à haïr.»

90
4.1.2. Die Mutterschaft

Beim ersten Versuch spielt die Frau auch immer wichtige und unleugbare Rolle in der
Kindererziehung. Sie übernimmt nicht nur in den meisten Fällen den Großteil der
Haushaltarbeiten, sondern auch leistet sie ebenfalls einen bemerkenswerten und
fürsorglichen Beitrag zur Kindererziehung. Bescheid ist es gewusst, dass ein frisch
geborenes Kind als eine Seele zu betrachten ist. Mit Präzision gehandelt hat die
mütterliche Form der Erziehung ihre Stärken. In einem bestimmten Lebensalter ist die
Kindererziehung vorwiegend eine Sache der Mutter. Angesichts der Tatsache, dass die
Mutter diejenige ist, die das Kind zur Welt bringt, ist sie die Haupt-Ansprechperson in
den ersten Monaten und in den ersten Lebensjahren des Kindes. So gesagt ernährt sie
ihr Kind und sorgt sich auch viel für es. Die Mutter erzieht das Kind, damit es die Welt
wahrnimmt; dies insofern als im allerersten Stadium ist das Kind total aus der Lage, sich
selbst ins Verhältnis zu der Welt zu setzen, es ist also auf Schutz angewiesen; in diesem
Stadium ist die Mutter zweifelsohne die beste geeignete Person, die ihm besser erziehen
kann, indem sie ihm perfekten Schutz und gute Wärme gibt. An dieser Stelle wird noch
gesagt, kein Mann könne diese aufopfernde Form von Geben, sich in wahrster
Bedeutung des Wortes aussaugen lassen, und ständiger liebevoller und auch
fürsorglicher Zuwendung aufbringen, wie die Mutter das kann.
(http://www.spirituelleszentrum.com/single-post/2017/04/26/Teil-2-_-Erziehung-und-
die-Rolle-der-Mutter ). Obendrein noch ist die Mutter die beste Erziehungsberechtigte
des Kindes in dieser früheren Phase, denn sie vermittelt dem Kind die grundlegenden
Werte, ob es ein gutes gesellschaftliches Geschöpf oder ein schlechtes wird. Dazu noch
kann die Mutter dem Kind das richtige Verhalten beibringen wie Respekt dem Mann
gegenüber, die Verehrung Gottes, die Hingabe zur Pflicht und die selbstlosen
Handlungsweisen. Wenn die Mutter aber das Kind an dieser Stelle alles durchgehen
lässt, wird es dann zu einem schlecht erzogenen Kind, das sich selbst als Weltzentrum
betrachtet und da besteht es mehr keine Möglichkeit, dieses schlechte Verhalten zu
korrigieren; egal wie kein Vater und kein Lehrer kann ein in diesen grünen Jahren
missratenes Kind später zu einem guten Menschen erziehen. (ebd.).

91
Weiterhin besteht es dann Grund zu erwähnen, dass diese Form mütterlicher Erziehung
auf der körperlichen Dominanz und Vorgabe basiert. Das passt genau zur früheren
kindlichen Entwicklungsphase, da es noch nicht in der Lage ist, sich selbst reflektieren
zu können und gut zu denken ist. Eine Mutter ist in ihrer Rolle als Erzieherin für ihre
Hilfe und Fürsorge bekannt. Sie steht immer wieder auch in Beziehungsfragen dem Kind
zur Verfügung. Aber in der Praxis hat es sich auch allerdings erwiesen, dass der Vater
ebenfalls in den seltensten Fällen mütterliche Aufgaben übernehmen kann, falls die
Mutter verstorben ist; hier wird der Vater gezwungen, zum Kinde eine ebenso intensive
Beziehung aufzubauen, wie es bei der Mutter üblich ist. Aber demnach kann er
keinesfalls als Ersatz für eine Mutter wirklich gelten.

4.1.2.1. Die Mutterschaft in Die Einbahnstraße

In dem Roman Die Einbahnstraße ist die Mutterschaft auch nicht vernachlässigt.
Hierdurch stützen wir aber bloß auf zwei Mütter nämlich Wolfgang Carls und Herberts
Mütter.

Die Rolle der Mutter in Wolfies Erziehung ist sicherlich bemerkenswert. Die von ihr
applizierte Erziehungsstrategie ist zweifelsohne angenehm. Wie es in dem zweiten
Kapitel erwähnt ist, trägt diese technische Erziehung bestimmt zu dem sofortigen
Vergessen von Groll zwischen den Kindern bei. Laut Wolfies Mutter ist der Dialog das
beste Mittel, um die Probleme lösen zu können. Es ist doch in dieser Hinsicht, dass sie
seinem Sohn Bescheid sagt:

Wenn du jemals Probleme haben solltest, von denen du denkst, dass du sie nicht allein
bewältigen kannst, komm zu uns. Hörst du! Auch wenn wir manchmal ungerecht sind.
Wir sind auch nur Menschen, wir haben Fehler, aber reden kann man mit uns. (S. 55).

In dieser Herleitung kann gesagt werden, die Mutter sei eine leicht zu behandelnde
Person, insofern als sie einen verträglichen Charakter hat.

Herberts Mutter hat ebenfalls eine markante Rolle in seiner Erziehung gespielt. Beim
Tod ihres Ehemannes hat sie sich entschieden, allein mit ihrem lieben Kind das Leben
zu führen. Trotz der Armut, auf die die Mutter gestoßen ist, hat sie seinem Sohn eine

92
würdige und wertvolle Erziehung vermittelt. Sie hat all ihr Möglichstes getan, um ihn
perfekt zu erziehen, indem sie der Erziehung ihres Sohnes so bald als möglich den
Vorrang gegeben hat.

4.1.2.2. Die Mutterschaft in Kinderseele

Was die Mutter in dem novellistischen autobiographischen Werk Kinderseele


anbelangt, scheint sie wirklich sehr sympathisch mit dem Kind zu sein. Beim Basisalter
hätte das Kind eine akzeptable Erziehung seitens der Mutter gekriegt, deshalb gilt es
viel bei seiner Mutter. Die höchste Strenge des Vaters hätte das Kind in eine ganz eigene
und vollwertige Welt geschleudert. Die mütterliche Attitüde gegenüber dem Sohn ist
ganz anders als diese des Vaters. Sie führt auch das Kind öfter irre; dies wegen der
Tatsache, dass sie es nie in manchen Situationen bestraft. Die Bestrafung gilt nicht
immer als eine Äußerung von reiner bzw. purer Bosheit, sie gilt eher für einen
Erziehungsakt, der dem zu erziehenden Kind den richtigen Weg zeigt. Eine Strafe über
jmdn. verhängen bedeutet nicht stets, dass derjenige, über den diese Strafe geübt ist,
glühend gehasst wird.

Mit knappen Worten kann gesagt werden, dass die Kindererziehung zu dem
Verantwortungsbereich beider Eltern gehört. In Anlehnung an Snareys (1993)
Auffassung, ist die Beziehung Eltern-Kind wahrscheinlich eine moralorientierte
Herausforderung und in Parallele zur Unterscheidung LaRossas (1988) zwischen Kultur
und Verhalten kann gesagt werden, dass die generative Vaterschaft als Fürsorge für die
kommende Generation betrachtet wird. Von einem andren Standpunkt aus hat Amato
(1996) auf die Notwendigkeit einer neuen Konzeptualisierung von Vaterschaft
hingewiesen. Er hat ein ressourcentheoretisches Konzept von Vaterschaft präsentiert,
Das Pentagramm der Elternschaft, indem er hauptsächlich zwischen drei Domänen von
elterlichen Ressourcen unterscheidet, nämlich als Human-, Finanz- und Sozialkapital
für ihre Kinder bestimmt. Er versteht unter Humankapital die Beiträge und die
Ausbildung der Eltern zur Stimulation und Förderung des Kindes. Der zweite Bereich,
wie ihr Name es schon hinweist, lässt sich insbesondere auf die finanziellen Ressourcen
hinweisen, die die Eltern fürs Kind direkt aufwenden und betreffs des Sozialkapitals
wird den Wert vorwiegend auf die Qualität der Partner- und der Eltern-Kind-Beziehung

93
gelegt. Hierüber ist dieses dreifache Modell bemerkenswert, insofern als es die kindliche
Entwicklung in Zusammenhang mit der Qualität verfügbaren elterlichen Human-,
Finanz- und Sozialkapitals stellt.

4.2. DIE ELTERNTYPEN IN DER FAMILIE

In der Familie haben alle Erziehungsberechtigten nicht dieselben Charakteristika.


(Scheithauer, H., 2014, S. 15-18). Die Typen von Eltern kommen auf die im ersten
Kapitel erwähnten Erziehungsstile an. Diese Stile sind unter anderen der autoritative,
autoritäre, permissive und ablehnend-vernachlässigende Erziehungsstil. Aber bevor wir
auf den Elterntypen landen, möchten wir gerne erwähnen, dass die Eltern‐Kind‐
Beziehung von dem Temperament, den elterlichen Persönlichkeitsmerkmalen, den
Beziehungserfahrungen aus Herkunftsfamilie, der ökonomische Lage und den
Erfahrungen am Arbeitsplatz abhängen.

Unter diesem Gesichtspunkt gibt es ebenfalls autoritative, autoritäre, permissive und


ablehnend-vernachlässigende Eltern. Die folgende tabellarische Darstellung
veranschaulicht uns also die Elterntypen.

Tabelle 2: Die Elterntypen nach Scheithauer.

ELTERNTYPEN EIGENSCHAFTEN

• Hohes Anspruchsniveau, Klare


Standards und Regeln, Achten auf
Einhaltung;

• Wärme und Sensibilität, offen‐


kommunikativ;

4.2.1. Autoritative Eltern • Förderung kindlicher Autonomie,


Konsequenzen des Verhaltens verstehen;

94
• Eingehen auf die Bedürfnisse des
Kindes;

• Disziplinieren maßvoll und konsistent;

Die Kinder von autoritativen Eltern sind


(tendenziell, sozial) kompetent,
selbstsicher, beliebt, mit geringem
antisozialem Verhalten, wenig
Drogenkonsum im Jugendalter usw.

• Sind kalt und nicht sensibel für die


Bedürfnisse des Kindes;

• Hohe Kontrolle, hohe Anforderungen;

• Machtorientiert, keine Erklärungen und


Begründungen („…weil ich das sage!“);

• Elterliche Autorität darf nicht in Frage


4.2.2. Autoritäre Eltern gestellt werden;

• Ggfs. strafende Maßnahmen;

Die Kinder autoritärer Eltern haben ein


eher niedriges akademisches und soziales
Kompetenzniveau, sind unfreundlich,
leicht reizbar, und haben niedriges
Selbstvertrauen.

• Sind sensibel für die Bedürfnisse der


Kinder;

• Sind extrem nachgiebig;

• Fordern wenig Selbstkontrolle und


Verhaltensstandards, wenig Lenkung und

95
4.2.3. Permissive Eltern Reglementierung… Die Kinder
permissiver Eltern sind impulsiv,
unkontrolliert, bei niedrigem schulischem
Leistungsniveau; Risiko für
Drogenkonsum und abweichendes
Verhalten im Jugendalter.

• Nicht involviert, unsensibel,


uninteressiert, kein Engagement;

• Ohne klare Anforderungen und


Grenzen, keine Kontrolle über die
Kinder;

• Kinder werden nicht unterstützt, ggf.


emotional zurückgewiesen;
4.2.4. Ablehnend‐vernachlässigende
Eltern Unsichere bzw. desorganisierte Eltern‐
Kind Bindung, später Probleme mit
Gleichaltrigen, antisoziales Verhalten,
Depression, sozialer Rückzug,
Delinquenz, niedriges Kompetenzniveau
im Jugendalter/ Die Eltern lieben ihre
Kinder und meinen es gut mit ihnen. Aber
sie haben vielleicht unterschiedliche
Vorstellungen.

(ibid.).

Durch diese tabellarische Darstellung kommt es sicherlich zum Vorschein, dass die
Eltern klare bestimmte Eigenschaften haben.

96
4.3. DIE KINDERTYPEN NACH ZENTNER

Laut Zentner (2000), (zit. n. Scheithauer, 2014, S. 33-36) existiert es drei Typen von
Kindern. Jedes Kind in einer Familie kann seine besonderen Eigenschaften haben. In
der Tat unterscheidet er doch zwischen impulsiv‐unbeherrschten Kindern, gehemmt‐
überkontrollierten Kindern und endlich ich‐starken Kindern. In dieser Perspektive
skizzieren wir die Kindertypen in der folgenden Tabelle:

Tabelle 3: Die Kindertypen nach Zentner.

KINDERTYPEN CHARAKTERISTIKA

(hochaktiv, impulsiv, geringe


Frustrationstoleranz)
4.3.1. Impulsiv‐unbeherrschte Kinder

4.3.2. Gehemmt‐überkontrollierte (soziale Gehemmtheit, Ängstlichkeit)


Kinder

4.3.3. Ich‐starke Kinder (Extraversion, Verträglichkeit,


Belastbarkeit)

(ibid.).

Diese Tabelle zeigt uns, dass die impulsiv-unbeherrschten Kinder nicht nur aktiv sind,
sondern auch sie sind tolerant und haben ein geringes Frustrationsgrad. Die gehemmt-

97
überkontrollierten und ich-starken Kinder sind bzw. ängstlich und etwas
aufgeschlossenes und auch kontaktfreundliches.

98
Fazit

Zum Schluss war es in diesem Kapitel die Rede von der Elternrolle im Familienkreis.
Im Laufe dieses Kapitels, in dem wir klar auf die Elternschaft im Allgemeinen und
besonders in Die Einbahnstraße und Kinderseele eingegangen sind, sind wir dann zur
Feststellung gekommen, dass die Erziehung ein bidirektionaler Sozialisationsprozess
ist. Es hat sich auch aus dem Gesagten ergeben, dass die Elternschaft zwei
Schlüsselkonzepte umfasst, nämlich die Vaterschaft und Mutterschaft. Wahrlich lässt
sich denn die Erziehung auf eine wechselseitige Einflussnahme von dem Kind und den
Eltern hinweisen. Zuzüglich fordert sie partout manche bestimmten Verhaltensweisen
seitens der Erziehungsberechtigten und des zu erziehenden Kindes. Zudem kann das
elterliche Engagement in großer Nähe oder aus einer Entfernung stattfinden, direkt oder
indirekt sein. In dieser Herleitung kann gesagt werden, dass die Untersuchung von
Vaterschaft und Mutterschaft so viel wissenschaftliches Interesse gefunden hat. Beide
Eltern sind dienlich. Aber traditionell wird die konsequente Erziehung der Mutter und
dem Vater zwangsweise zugeschrieben.

99
KAPITEL 5

DIE EINBAHNSTRASSE UND KINDERSEELE ALS


GEEIGNETE PRODUKTIONEN FÜR KINDER- UND
JUGENDLITERATUR

100
In diesem Kapitel wollen wir unsere Meinungen über zwei Hauptfragen äußern:
Inwiefern lassen sich die beiden Werke auf die Kinder- und Jungendliteratur beziehen?
Was kann unternommen werden, um eine angenehme Erziehung zu kriegen? In erster
Linie wollen wir die Kinder und Jugendliteratur erläutern. In zweiter Linie machen wir
einen Überblick über ihre Geschichte. In der weiteren Folge stellen wir etliche ihrer
Merkmale und Gattungen dar. Dazu noch zeigen wir den Zusammenhang zwischen den
zu untersuchenden Werken und der Kinder- und Jugendliteratur. Letzten Endes, bevor
wir zu den Vorschlägen für eine angenehme Erziehung gelangen, wollen wir die
Merkmale der Kinder-und Jugendliteratur in den zu interpretierten Texten herausfinden.

5.1. ÜBERBLICK ÜBER DIE KINDER- UND JUGENDLITERATUR

5.1.1. Begriffsbestimmung

Abgekürzt KJL bezeichnet die Kinder- und Jugendliteratur ein bibliografisches


Subsystem von Literatur. Daneben ist mit KJL gemeint, die von den Kindern und
Jugendlichen produzierte und gelesene Literatur. Sie lässt sich noch als ein Ensemble
von Büchern definieren, die für die jungen Menschen und von den jungen Menschen
verfasst oder rezipiert sind, deren Alter zwischen etwa 12 und 18 Jahren beschränkt ist.
(vgl. Sachwörterbuch zur deutschen Literatur Volker Meid, 1999). Erwähnenswert ist,
dass Heimeto Didero einer der ersten Personen war, die auf die Bezeichnung der KJL
eingegangen sind. Seiner Meinung nach ist die Kinder- und Jugendliteratur die
Bezeichnung für alle ausdrücklichen Texte, die für Kinder und Jugendlichen produziert
sind. In dieser Herleitung kann von spezifischer Kinder und Jungendliteratur gesprochen
werden.
Des Weiteren vertritt er die Meinung, dass die Kinder- und Jungendliteratur auf alle
Schriften hinweist, die rezipiert werden, ohne für sie speziell produziert zu sein. KJL
wird in Büchern, anderen Heften und anderen Druckerzeugnissen, im weiteren Sinne
auch in den Massenmedien wie Film, Schallplatte verbreitet. (Doderer, 1984). Seines
Erachtens sind die Kinder- und Jugendbücher, Kinder- und Jugendlektüren diesem
Bereich zuzuordnen.

101
Als Rolle unterstützt die KJL die Entwicklung des Heranwachsenden. Für jede
Altersstufe gibt es entsprechend didaktisch bzw. pädagogisch aufbereitete Literatur, die
dem jungen Leser helfen soll, sich und seine Umwelt besser verstehen zu können.
(Microsoft Incarta, 1999 Encyclopädia). Nun haben wir eine Idee über die Bedeutung
des Begriffs Kinder-und Jugendliteratur. In den folgenden Zeilen wollen wir der
Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur auf den Grund nachgehen.

5.1.2. Geschichte der KJL

Bis in die Neuzeit wie Reimer Wild (2008) es in seinem Buch Geschichte der deutschen
Kinder- und Jugendliteratur gründlich erwähnt hat, war die Mehrzahl der Menschen auf
das Problem des Analphabetentums gestoßen. Es wird noch nicht daran gedacht, eine
Lektüre ins Leben zu rufen, die spezifisch den Kindern und Jugendlichen gewidmet
wird. In diesem Sinne dienten die ersten verfassten Literaturen, mit denen Kinder in der
Regel nur an Klosterschulen59 in Kontakt treten konnten vor allem der religiösen
Unterweisung. Die Kinder und Jugendlichen sollten zu christlichen tugendhaften
Menschen erzogen werden. Zum Ziel standen ihnen Bearbeitungen von Literatur von
Erwachsenen wie Äsops Fabeln60, Heldensagen61, Nacherzählungen62 usw. usf. So
gesagt sollten die Kinder und Jugendlichen dieselben Texte wie die Erwachsenen lesen.

In der weiteren Folge schlägt die deutsche KJL im Mittelalter Wurzeln. Durch die
Erfindung des Buchdrucks Mitte des 15. Jahrhunderts, besonders im Jahre 1450 ist die
Literatur für die Kinder und Jugendlichen zugänglich geworden, aber nur in begrenztem
Maße. (Reiner Wild, 2008). Die KJL beschränkte sich am meisten auf die Lernhilfe, die

59
Schule in einem Kloster ursprünglich ausschließlich für die Erziehung die künftigen Mönche und Nonnen und
später auch für Laien. (Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch, 1968).
60
Lehrhafte, oft witzige Erzählungen und, in denen die Tiere als menschliche Eigenschaften haben und in denen
eine gekannte Wahrheit oder Moral zum Ausdruck gebracht wird.
61
Mit diesem Wort werden Erzählstoffe des historischen Zeitalters bezeichnet.
62
Erzählung einer gehörten oder gelesenen Geschichte mit eigenen Worten.

102
speziell für Kinder geschrieben sind. Wichtigste Bücher wie die Gesangbücher 63 und
die Bibel und der Katechismus64 blieben besonders in kirchlichem Bereich.

An dieser Stelle wollen wir die Merkmale von Texten unter die Lupe nehmen, die zur
Kinder- und Jugendliteratur gehören.

5.1.3. Merkmale der Kinder- und Jugendliteratur

Die meist in Form von Romanen oder Kurzgeschichten erscheinende Kinder- und
Jugendliteratur besitzt spezifische Charakteristika. Diese Charakteristika unterscheiden
die Kinder und Jugendlichen von den Erwachsenen. Deshalb sind immer die
Jugendlichen die Hauptfiguren von den Werken, die dazu gehören. Das ist also der Fall
von den Figuren in Klaus Herbert Kordons Die Einbahnstraße und in Hermann Karl
Hesses Kinderseele. In Die Einbahnstraße sind die meisten Protagonisten noch
minderjährig. In derselben Hinsicht ist die Hauptfigur in Kinderseele ein elfjähriger
Sohn.

Ja noch mehr sind diejenigen, die die Geschichte dem Publikum bzw. den Lesern
vermitteln die Kinder oder Jugendlichen. Sozusagen stimmen wir mit Hans Heino
(2003) zu, dass die Kinder- und Jugendliteratur Texte sein sollten, die einfache
Strukturen haben sollten. Ausgehend von der Tatsache, dass minderjährige Personen
noch keine genügenden Lesererfahrungen haben und müssen das Lesen und Verstehen
von Texte noch üben, sollte die Kinder- und Jungendliteratur kein Problem des
Verstehens hervorrufen oder verursachen.

Daneben entsprechen die Handlung und die Thematik dem Alter und der Erfahrungswelt
der Hauptfiguren wie es der Fall in den ausgewählten Primärliteraturen ist. Über das
zuvor Gesagte hinaus behandeln diese Texte anschauliche Themen, die kinder- und
jugendbezogen sind. Davon ausgehend sind die Texte für Kinder und Jugendlichen
durch textbegleitende Illustrationen geprägt. (Vgl. Reimer, 2008). Das ist ebenfalls der

63
Die Sammlungen geistlicher Lieder.
64
Ein kurzes Lehrbuch, das besonders für den Regionsunterricht geeignet ist.

103
Fall in den beiden Primärliteraturen, die durch ein paar Bilder illustriert sind wie wir es
obenerwähnt haben. Weiterhin können die Handlungsrahmen dieser Literatur so
vielfältig ausfallen wie die Fantasie und Begabung der Autoren es erlaubt. In diesem
Sinne wird sie pauschal als „Problemliteratur“ oder auch Coming of Age
(Heranwachsenden) Literatur bezeichnet.
(http://.rossipotti.de/inhalt/literaturlexikon/sachbegriffe/kinder_und_jungendliteratur.ht
ml ). Die Bücher für Kinder von acht bis elf Jahren umfassen meist bis zu 180 Seiten;
in jüngerer Zeit erscheinen für dieselbe Zielgruppe vereinzelt noch umfangreiche
Bücher. Auch Kinderbücher sind ab und zu illustriert. (Reiner, 2000). Die Illustration
tritt neben dem Text jedoch weit in den Hintergrund.

Übrigens sind Jugendromane oft kurz, sie umfassen manchmal nur 16.000 Wörter.
Außer dieser Eigenschaften der Kinder- und Jugendliteratur, besitzt sie jedoch dieselben
grundlegenden Elemente wie jede Literatur: die Handlung, die Figuren, die
Handlungsrahmen, das Thema und den Stil. (ebd.). Nun wollen wir einige Gattungen
der Kinder- und Jugendliteratur nennen.

5.2. GATTUNGEN DER KINDER- UND JUGENDLITERATUR

Das Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur unterteilt die Kinder- und
Jugendliteratur wie folgt: realistische Kinder- und Jugendliteratur, phantastische
Kinder- und Jugendliteratur, Kinderlyrik, das Bilderbuch, der psychologische
Kinderroman, Mädchenliteratur, der Adoleszenzroman, religiöse Kinder- und
Jugendliteratur, Abenteuerliteratur, geschichtliche Kinder- und Jugendliteratur, Comics
für Kinder und Jugendlichen, Krimis für Kinder und Jugendlichen, Sciencefiction für
Kinder und Jugendlichen. (Lange, 2000, Bd. 1. S. 7).

5.2.1. Phantastische Kinder- und Jugendliteratur

Doderer (1984) zufolge „enthält die phantastische KJL neben realistischen auch
phantastischen Elementen in Form phantastischer Welten, Begebenheiten, Figuren und

104
Requisiten65“. Von diesem Zitat ausgehend verstehen wir, dass die phantastische KJL
sich als ein Aufeinandertreffen der realen, gewöhnlichen und einer magischen,
irrationalen Welt verstehen lässt. In der Fortschreibung von Sagen66, Mythen67 und
Märchen68 und existiert auch die Phantastische Kinder- und Jugendliteratur.

5.2.2. Kinderlyrik

Mit diesem Begriff werden alle lyrischen Texte wie Kinderreim, -gedicht und -lied
erwähnt, die für Kinder und von Kindern selber verfasst sind. In frühen Zeiten gab es
gerade lyrische Texte für Kinder. Ihre Aufzeichnungen und Belege sind doch vor dem
19. Jh. selten und sporadisch69. Zu Beginn des 19. Jh. veröffentlichten Achim von
Arnim und Clemens Brentano eine Sammlung betitelt Des Knaben Wunderhorn. Ihr
dritter Band, der im Jahre 1808 herausgegeben wurde, enthält als Anhang Kinderlieder
und –verse. Mit seiner Sammlung „Deutsches Kinderbuch“, die im Jahre 1848
veröffentlicht wurde, kam K. Simrock zu dem ersten bedeutungsvollen Erfolg in diesem
Bereich. Hier wollen wir erwähnen, dass es Kinderreimanthologien gab, die sich auf
bestimmte Regionen oder Dialekte bezogen. „Kinder- und Ammen-Reime in
Plattdeutscher Mundart“, die von Heinrich Smidt gesammelt und in Bremen
herausgegeben wurde, gilt als ein Beispiel dafür.

65
Rüstzeug, Zubehör Theater; Film bei einer Theateraufführung od. Filmaufnahme benötigter Gegenstand.
(aus Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch)

66
Die Sagen sind mündlich überlieferte Erzählungen, die über außergewöhnliche, wunderbare Geschehnisse
berichtet werden. Sie sind den Märchen ähnlich, denn sie enthalten ebenfalls übernatürliche Elemente. (aus
https://www.studienkreis.de/deutsch/sage-merkmale-besonderheiten/ , abgerufen am 20. 4. 2018 um 15 Uhr 33
Minuten). Sie knüpfen aber an reale Gegebenheiten an, die schließlich fantasievoll ausgestaltet wurden.
67
Sage von Göttern, Helden, Dämonen. (aus https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mythos , abgerufen am 16. 04.
2018 um 15 Uhr). Das Ensemble von allen Mythen einer Kultur, eines Volkes oder einer Religion ist die
Mythologie.
68
Fantasievolle Erzählung ohne räumliche zeitliche Bindung, in der die Naturgesetze aufgehoben sind und das
Wunder vorherrscht. (aus https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mârchen , abgerufen am 16. 04. 2018 um 15 Uhr 03
Minuten). Sie ist besonders verständlich für Sprösslinge und drückt oft eine bestimmte Moral.
69
Sporadisch: Nur gelegentlich oder vorkommend

105
5.2.3. Das Bilderbuch

Die Bilderbücher sind literarische Werke, die für Kinder von etwa 2 bis 8 Jahren
produziert sind. Anders gesagt sind sie bestimmte Bücher, die reine Bildgeschichten
(ohne Text) oder Illustrationen zu meist kurzen Texten enthalten. Sie wenden sich am
meisten an Kindern im Vorschulalter, die noch nicht lesen können. Sie haben erst einen
geringeren Umfang. Der Ursprung solcher Bücher liegt im Altertum (die Antike). Es
besteht Grund zu erwähnen, dass das Bilderbuch in der Aufklärung jedoch als wichtiges
Instrument der Erziehung galt, insofern als es zahlreiche Bilderbücher gab, die
ausdrücklich für Kinder im Schulalter bestimmt wurden. Als Beispiele dafür nennen wir
„Bilder-Academie für die Jugend“ (1780-1784) von Johann Sigmund, „Moralische
Kinder Klapper“ (1787) von Johann Karl August Musäus. Diese Bilderbücher
vermitteln den Kindern einen vernünftigen Bezug zur Welt. Von der Tatsache
ausgehend, dass das Schreiben und Illustrieren von Bilderbüchern an die Gestalter sehr
verschiedene Aufforderungen verfolgt, arbeiten Bilderbuchautoren und Illustratoren im
Team, aber beherrschen andere Buchautoren das Schreiben und das Illustrieren
gleichermaßen.

5.2.4. Mädchenliteratur

Innerhalb der Kinder- und Jugendliteratur gibt es verschiedene Bücher, die


mädchenbezogen sind. So wenden sie sich ganz speziell an Mädchen. Pferdebücher etwa
sind sehr beliebt bei Mädchen im frühen Teenager-Alter70. In diesen Büchern ist es
hauptsächlich die Rede von Mädchenfreundschaften. Im Allgemeinen lässt sich die
Mädchenliteratur als die Literatur, die speziell für Mädchen geschrieben wird,
bestimmen. Sie bezeichnet auch alle Schriftstücke, deren Adressaten oder Rezipienten
die Mädchen sind. Sie umfasst also ein weites Feld von Büchern (fiktive Zeitschriften,
Sachbücher71, serielle Literatur, Comics), Zeitschriften und anderen Medien wie

70
Der Begriff Teenager stammt aus dem Englischen und bezeichnet einen Menschen, der mindestens 13 und
höchstens 19 ist. Teenager-Alter leitet von diesem Begriff ab und hat dieselbe Bedeutung.
71
Ein Sachbuch ist ein Buch, das ein bestimmtes Sachgebiet behandelt. (Eicke, Dagmar, Renate: „Teenager zu
Kaisers Zeiten. Die höhere Tochter in Gesellschaft, Anstands-und Mädchenbüchern zwischen 1860 und 1900. S.
185).

106
Computer und Internet, die auf der Schriftsprache beruhen. Im anderen Sinne ist mit der
Mädchenliteratur moralisch- belehrende, nicht-fiktionale Literatur gemeint, die die
Aufmerksamkeit bürgerlichen und auch adligen Mädchens auf seinen zukünftigen
Status als Ehefrau und die Pflichten und Tugenden lenkt. In dieser Herleitung behaupten
Eicke, Dagmar und Renate folgendermaßen: „Schon das junge Mädchen sollte […]
seine zukünftige Rolle als Hausfrau, Gattin und Mutter möglichst vollkommen zu
erlernen“. (Eicke & Dagmar & Renate: Teenager zu Kaisers Zeiten. Die höhere Tochter
in Gesellschaft, Anstands- und Mädchenbüchern zwischen 1860 und 1900. S. 185). Die
Mädchenliteratur ist mit dem Begriff Mädchenbuch fast deckungleich. Mädchenlektüre
bezeichnet jedoch die Gesamtheit der von den Mädchen rezipierten Literaturen. Die
Mädchenliteratur entstand am Ende des 18. Jh. Erwähnenswert ist, dass sie eine
intentionale Literatur enthält, die nicht auf ein bestimmtes Mädchenbild, eine Textsorte
oder eine bestimmte Erzählstruktur festgelegt ist. Sie ist nicht nur zielgruppenorientiert,
sondern auch altersspezifisch untergliedert.

5.2.5. Die Abenteuer-Literatur

Diese Gattung ist neben den Sagen, Märchen, Mythen sehr weit verbreitet. Sein
Grundmerkmal ist die gesteigerte Dynamik des Handlungsablaufes. Sie besitzt eine
Vielfalt von spezifischen Merkmalen. Nach Maier (1993, S. 160) kennzeichnet sich
das Abenteuerbuch durch die folgenden diametral bzw. parallel getrennten Elemente:
„Held und Gegenspieler, Freund und Feind, Aufgabe und Hindernis, Chance und
Gefahr“. Die Abenteuerliteratur hat ebenfalls Besonderheiten: Die Ereignisse folgen
sich aufeinander, es gibt immer Gegenpole wie Held und Feind, Möglichkeit und
Hindernis. Daneben hat die Handlung den Charakter einer erregenden Bewegtheit.
(ibid.).

5.2.6. Krimis für Kinder- und Jugendliche

Der Begriff Krimi ist die Kurzform von Kriminalgeschichte, er ist mit dem Wort
Kriminalroman identisch. Die Krimis können als Geschichten betrachtet werden, die
über ein Verbrechen und seine Auflösung berichtet sind. Ein Kriminalroman ist ein

107
Oberbegriff für die literarische Gattung, in der es spannenderweise von Verbrechen und
deren Aufklärung die Rede ist. Hinsichtlich der Kriminaltypen gibt es Unterschiede, die
Richard Alewyn72 nicht im Gegenstand analysiert, sondern in der Form der Erzählung.
Daher nimmt er eine Aufleitung in Verbrechensgeschichte vor. In diesem Sinne
behauptet er folgendermaßen: „Der Kriminalroman erzählt die Geschichte eines
Verbrechens, der Delektivroman die Geschichte der Aufklärung eines Verbrechens.“
(Alewyn, Anatomie des Delektivromans. Zit. n. Volgt, 1998, S. 55-72). Dadurch
verstehen wir, dass die Krimisromane immer mit den Delektivromanen zu tun haben.
Die Besonderheiten des Krimis sind die folgenden: Der Krimi hat ein begrenztes
Personalarsenal, eine spezifische Erzählstruktur, seine Erzählhaltung und seine
Leseintention. (Lang, Krimis für Kinder und Jugendliche in: Taschenbuch der Kijulit,
2000, S. 526). Krimis für Kinder und Jugendlichen sind also Kriminalromane, die die
Besonderheiten der Kinder- und Jugendliteratur enthalten.

5.2.7. Science-Fiction für Kinder- und Jugendlichen

Das Wort Science-Fiction kommt aus dem Englischen. Der technische Fortschritt der
Menschheit, die neuen Erfindungen und Begegnungen mit außerirdischem Wesen
spielen oft eine entscheidende Rolle in der Science-Fiction. Ähnlich wie bei der Lektüre
der „Fantasy“ befindet sich der Leser in einer Welt, die ganz anders als die gewöhnliche
ist. Außer diesen oben genannten Gattungen der Kinder- und Jugendliteratur gibt es auch
andere.

5.2.8. Erstleseliteratur

Erstlesebücher für Kinder von sechs bis neun sind ebenfalls illustriert. Sie enthalten
jedoch mehrere Texte als Bilderbücher und umfassen im deutschsprachigen Raum 64
bis 96 Seiten. (https://amazon.de/Erstleser-Literatur-Fiktion-

72
Er war ein deutscher Germanist, Literaturkritiker und emeritierter Hochschullehrer für deutsche Literatur. Er
erfolgte seine Promotiµon 1925 bei Max von Waldberg mit der Studie „Vorbarrocker Klassizismus und
griechische Tragödie“. Er kam zur Welt am 24. Februar 1902 in Frankfurt am Main und sah die Gänseblümchen
von unten wachsen am Dienstag, den 14. August 1979 In Prien am Chiemsee.
(https://de.m.wikipedia.org/wiki/Richard_Alewyn≠Leben , abgerufen am 20. 4. 2018 um 19 Uhr 58 Minuten).

108
Bücher/s?ie=UTF8&page=1&rh=n%3A117%2Ck%3AErstleser). In den
englischsprachigen Ländern existiert für dieselbe Zielgruppe eine sehr umfangreiche,
nach Schwierigkeitsgraden gestaffelte Literatur aus broschierten Bändchen, deren
Umfang nur jeweils 24 bis 48 Seiten beträgt. (ibid.). In allen Fällen sind die Geschichten
sehr knapp gehalten und werden in kurzen Sätzen erzählt, um das Lesen zu erleichtern.

5.2.9. Autobiographien

Viele Autoren, die zur Kinder- und Jugendliteratur gehören, schreiben


autobiographische Werke. In ihren Werken verarbeiten sie ihre eigene Kindheit und
Jugend. Emil Sinclair (Kinderseele), Erich Kästner (Als ich ein kleiner Junge war), Uri
Orlev (Die Bleisoldaten), Renate Welsh (Dieda oder Das fremde Kind), Roald Dahl
(Boy. Schönes und Schreckliches aus meiner Kinderzeit) gehören dazu.

An dieser Stelle stellen wir uns folgende Frage: Inwiefern können „Kinderseele“ und
„Die Einbahnstraße“ als geeignete Texte der Kinder- und Jugendliteratur betrachtet
werden?

5.3. BEZUG DER BEIDEN WERKE ZUR KINDER- UND


JUGENDLITERATUR

Die beiden zu interpretierten Werke können als geeignete Produktionen für die Kinder-
und Jugendliteratur betrachtet werden, insofern als sie die Besonderheiten der Kinder–
und Jugendliteratur enthalten.

Im ersten Wahlgang behandeln sie Themen, die kinder- und jugendbezogen sind. durch
diese Texte wenden sich die Autoren direkt an die Kinder und die Jugendlichen. Der
Drogenkonsum und die damit verbundenen Schattenseiten, die Jugendkriminalität, das
Manko an Gehorsam gegenüber den Eltern sind und bleiben stetig vorspringende,
vortretende, hervorstehende oder auch auskragende Probleme, auf die die Kinder- und
Jugendlichen gestoßen sind. Im Roman Die Einbahnstraße sensibilisiert der Autor die
Jugendlichen über die Konsequenzen des Drogenkonsums. Die Schattenseiten der
Drogensüchtigkeit sind durch die Jugendlichen selber herausgefunden. Inga, die wegen

109
der Drogensüchtigkeit die Gänseblümchen von unten wachsen gesehen hat, gilt als ein
anschauliches Beispiel dafür.
Zuzüglich stellt Klaus Kordon die Folgen des Ungehorsams gegenüber den Eltern. Das
ist durch den Protagonisten Ali dargestellt, der seinem Vater keinen Gehorsam geleistet
hat und dessen Erziehung zum Scheitern verurteilt sein kann. In „Kinderseele“ lobt Emil
Sinclair den Gehorsam gegenüber den Eltern. Ja noch mehr sind fast alle Figuren in den
beiden Werken die Kinder und Jugendlichen: Andy, Herbert, Moni, Carola, Inga, Max
Weber, u.a. gehören dazu. Daneben ist der Ich-Erzähler in Kinderseele ein elfjähriges
Kind, in Die Einbahnstraße ist Wolfie der Ich-Erzähler, der ein junger Schüler ist.
Darüber hinaus ist Kinderseele nicht sehr lang, denn sie enthält 50 Seite. Obendrein
noch scheinen die beiden Werke nicht sehr kompliziert zu lesen.

5.4. VORSCHLÄGE FÜR EINE ANGENEHME ERZIEHUNG

Die Erziehung ist nicht in der Zeit begrenzt. Die Erziehungsberechtigten sollen genau
wissen, dass die Kinder in der Familie oder mit den Freunden zu verhalten haben. Die
von den Kindern gekriegten Regeln werden früher oder später äußerlich gezeigt werden.
Aber diese Regeln sollen überschaubar und klar sein, denn je jünger das Kind ist, desto
wenige Regeln kann es durchhalten.

Die Erzieher sollen all ihr Möglichste tun, damit sich die Kinder an die Grenzen und die
bestehenden Regeln halten. Sie sollen ihre mütterlichen und väterlichen Rollen ernst
nehmen, dazu sollen die Anforderungen auch konsequent gesetzt. In der Zukunft wird
das Kind ja doch daraus Profit ziehen.

5.4.1. Respekt und Ehrlichkeit

Die Eltern sollen eine respektvolle Atmosphäre sowie den Geist der Ehrlichkeit
voreinander entwickeln, indem sie die Familie nur einmal am Tag zusammenbringen.
Dies um dem Kind ein gutes Beispiel zu zeigen, denn das Kind soll auch an Weisheit
zunehmen wie Paul Lontsi-Keune (2008) es in seinem Erziehungsbuch (La mission des

110
parents d’élèves entre hier et demain) tiefgreifend erwähnt hat. Laut ihm sind die Eltern
die ersten Personen, die die Erziehung des Kindes sichern oder garantieren. Die Eltern
sind das wichtigste Vorbild im Umgang mit anderen Menschen. Übrigens vertritt er
also die folgende Meinung:

L’enfant doit être élevé, éduqué dans sa famille, et les parents demeurant ses premiers
et principaux éducateurs, rôle qui, en cas de défaillance de leur part, peut difficilement
être suppléé. Ceci est exigé par l’atmosphère d’affection et de sécurité morale et
matérielle que requiert la psychologie de l’enfant; il faut ajouter que la procréation fonde
ce droit naturel, qui est aussi une grave obligation. (ibid. Papst Johannes II, zit. n.
Lontsie-Keune, S. 13)73.

Ferner können auch alle Familienmitglieder jeden Tag Zeit füreinander nehmen, etwa
beim gemeinsamen Essen. Wenn es sonst nichts ist, wird es keine gute Kommunikation
in der Familie herrschen und da die Entfremdung und die Missverständnisse finden
plötzlich statt. Diese Aussagen betreffen vor allem die Familien, in denen die Eltern
berufstätig sind.

Obendrein noch können die Eltern zusammen mit den Kindern Treffen mit Freunden
oder sogar Besuch eines Sportsvereins planen. (http://www.lernen-und-
foerdern.com/Magazin/Erziehung/10_Regeln_fuer_die_Erziehung_Ihres_Kindes.html
Diese lehrreiche Freizeit kann dabei helfen, die Beziehungen zwischen allen Mitgliedern
zu bekräftigen.

5.4.2. Festlegung von Hausaufgaben

Um den zermürbenden Diskussionen aus dem Weg zu gehen können die Eltern geregelte
Hausaufgabenzeiten ab dem ersten Schultag einführen, damit sich das Kind daran
gewöhnt. Je selbstverständlicher die Hausaufgabenzeiten geplant sind, desto eher lässt
sich das Kind daraus ein. Nach Paul Lontsie-Keune sind die Familienbeziehungen von
Bedeutung. An dieser Stelle behauptet er ja noch mehr:

73
Die Worte von Papsts II, er richtete das Wort an europäische Journalisten am 13. Januar 1979. Paul Lontsie-
Keune hat das in seinem Buch angegeben.

111
Et même l’existence des liens familiaux plus larges, avec les frères et sœurs, avec les
grands-parents, d’autres proches parents, est un élément important, qu’on a tendance
aujourd’hui à négliger, pour l’équilibre harmonieux de l’enfant. (Lontsie-Keune, S. 14).

Dadurch verstehen wir, dass das harmonische Leben in der Familie einen
bedeutungsvollen Beitrag zur Entwicklung des Kindes leistet. Dieses soll in Betracht
gezogen werden, denn das Kind bleibt immer das Produkt der von ihm gekriegten
Erziehung.

Die Eltern können dennoch dem Kind manchmal Freiraum lassen, um ihm zu erlauben
eigenständig, eigeninitiativ und auch kreativ zu agieren. Die Selbstkreativität kann auch
positive Werte bei den Kindern entwickeln. Sozusagen sollen die Werte wie
Eigenverantwortung, Selbstverwirklichung, Kritikfähigkeit betont werden. Genau
genommen tragen sicherlich all diese Werte zur Formung der Mentalität des Kindes
bei. Die Eltern sollen auch sympathievoll sein, indem sie dem Kind keinen Stuben- oder
Hausarrest geben. So und nichts anders kann das Kind frei über viele
Entwicklungschancen verfügen, wenn es ihm gewisse Freiheiten gewährt wird. Da
messen wir dem demokratischen Erziehungsstil zu viel Gewicht bei. Dazu noch legen
wir Gewicht auf diesen Erziehungsstil, denn er ermöglicht dem Kinde, sich
selbstbewussten, eigenständigen und leistungsbereiten Persönlichkeiten zu entwickeln.
(http://www.kindererziehung.com/Paedagogik/Erziehungsstile/Richtige-
Kindererziehung.php).

5.4.3. Förderung der Kreativität bei dem Kind

Bei der Erziehung des Kindes können die Eltern seinen Kreativitätsgrad fördern, indem
sie ihn ermutigen. Dies in Anbetracht der Tatsache, dass das Kind in der Zukunft an
seiner eigenen Entwicklung teilnehmen soll. In schulischem Bereich können die
Lehrenden auch es dazu bringen, die Fragen selbst zu beantworten, bevor sie ihm zur
Hilfe kommen. (http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/ERZIEHUNG/). Die selbst
gefundenen Lösungen des Kindes sollen sie in Betracht ziehen. Darüber hinaus soll man

112
auch Bescheid wissen, dass die Kinder eine gewisse Normalität brauchen und dass eine
gute Erziehung Gold wert ist.

5.4.4. Die Spiele

Die Spiele lenken viel die Aufmerksamkeit der Kinder. Wer erzieht hat auch mit dem
Spiel zu tun. Sie stimulieren auch ihre Kreativität. Durch die Spiele wird das Kind lange
beschäftigt und freut sich über sein Meisterwerk. Prof. Dr Dieter Spanhel zufolge ist das
Spiel für die Kinder von Bedeutung. Es ist lebensnotwendig und fördert die
Entwicklung des Kindes, wenngleich zu viele Eltern die Spiele negativ bewerten, indem
sie sie in einer andren Sicht als Mittel betrachten, das darauf abzielt die Zeit zu
verplempern.

5.5. DIE PÄDAGOGISCHEN ASPEKTE DER KINDER- UND

JUGENDLITERATUR

Kurt Franz und Bernhard Meier (1978) zufolge kann die KJL auch pädagogikbezogen
sein. Wir wissen Bescheid, dass der Unterricht die Lernenden auf die Lebenssituationen
vorbereiten, muss er realitätsbezogen sein. In diesem Sinne bildet die KJL einen
literarischen Kanon für die Kinder und Jugendlichen. Insofern können die Kinder- und
Jugendbücher sowie die Kinderfernsehen im Unterricht einbezogen werden. Die
bildlichen Illustrationen in den Kinder- und Jugendbüchern sind von großer Bedeutung,
denn sie erleichtern das Unterrichtsverstehen.

Des Weiteren stimmen die beiden Autoren zu, dass die KJL ein relevantes
Erziehungsmittel für die Kinder konstituiert. Die Kinder und Jugendlichen verstehen
den Unterricht, wenn es kinder- oder jugendorientiert ist oder auch wenn es ihre eigenen
alltäglichen Probleme behandeln.

Der Lehrplan für die Grundschule in der bayerischen Stadt beinhaltet


verständlicherweise fast nur alteradequate Kinderliteratur wie Lesestoffe aus
bebilderten Büchern, Kinder- und Jugendbüchern, etc. (Vgl. Franz Kurz und Bernhard
Meier, 1978). Dazu noch spielt die KJL eine ganz relevante Rolle in der

113
Lehrerausbildung, denn der Lehrer oder die Lehrerin soll ein Grundwissen über KJL
besitzen; er oder sie soll die Fähigkeit haben, um das erworbene Fachwissen
pädagogisch auszuwerten. (ibid.).

Franz Kurt und Bernhard Meier (1978) fügen noch hinzu, dass die Erreichung der
Lernziele im Umgang mit Kinder- und Jugendbüchern im Unterricht sein sollte,
deswegen behaupten sie:

Der Schüler soll für den Umgang mit Jugendbüchern motiviert werden […] Der Schüler
soll Jugendbücher interpretieren können und das dazu nötige literarische Wissen
besitzen […] Der Schüler soll durch Jugendbücher sein Weltbild und sein
Weltverständnis erweitern und differenzieren können […] Der Schüler soll mit Hilfe
von Jugendbüchern seinen Sprachgebrauch erweitern und differenzieren. (ebd.).

Darunter versteht man, dass die KJL zur Erweiterung von Kenntnissen bei den Kindern
und Jugendlichen beiträgt. Sie erlaubt noch den Kindern und Jugendlichen ihre eigene
Wahrnehmung der Welt zu haben oder auch zu erweitern.

114
Fazit

Ziel dieses Kapitels war es, die beiden Primärliteraturen als geeignete Werke für Kinder
und Jugendlichen zu bewerten und den Weg für eine qualifizierte Erziehung zu schaffen.
Im ersten Wahlgang ist das Kompositum Kinder- und Jugendliteratur erläutert worden.
In zweiter Linie haben wir uns tiefgreifend mit der Geschichte der Kinder- und
Jugendliteratur auseinandergesetzt. Zuzüglich sind einige Gattungen der Kinder- und
Jugendliteratur genannt worden. Dazu noch haben wir versucht die Merkmale der
Kinder- und Jugendliteratur in diese Werke herausfinden zu können. Hiermit sind wir
zur Erkenntnis gelangt, dass die beiden Werke unter Berücksichtigung ihrer
Charakteristika in Übereinstimmung mit der Kinder- und Jugendliteratur stehen. Im
Endeffekt haben wir Vorschläge für eine angenehme Erziehung gemacht. Damit es nicht
zu viele Unsicherheiten gibt, sollten Mama und Papa grundsätzlich darüber einig sein,
dass die Kindererziehung eine gemeinsame Aufgabe ist: Die Erziehung ist eine
Elternsache. Das ist nicht zwar sozusagen, dass alles partout, zusammen gleich zu lösen
ist, aber dennoch sollte das Grundziel dasselbe sein. Eltern sollen denn Bescheid wissen,
dass Vater und Mutter unterschiedlich erziehen; jeder erzieht auf seine Art und Weise.
Ja noch mehr sollen die Eltern wissen, dass Eine gute Erziehung Gold wert ist. Man soll
an dieser Stelle beibehalten, dass Mama-Sein kein Nebenjob ist.

115
SCHLUSS UND AUSBLICKE

116
Letzten Endes beruht unsre Arbeit auf dem Thema „Zum Stellenwert des Vaters in der
Erziehung des Kindes. Untersuchung zu Klaus Kordons Die Einbahnstraße und
Hermann Hesses Kinderseele.“ In der Tat verhelfen uns der Roman Die Einbahnstraße
von Klaus Kordon und die Novelle Kinderseele von Hermann Hesse dazu, die
Techniken zur Förderung einer guten Erziehung in der Gesellschaft hervorzuheben. Die
Hauptfrage unserer Arbeit, wie es obenerwähnt ist, beruht auf der Vaterrolle in der
Erziehung des Kindes innerhalb der Familie. Auf diese Hauptfrage stützend haben wir
uns gerne entschieden, unsere Arbeit in fünf Kapitel zu gliedern. Die Beantwortung der
Hauptfrage und Nebenfragen hat uns tatsächlich dazu geführt, eine Annäherung im
ersten Wahlgang an den gesellschaftsrelevanten Begriff „Erziehung“ zu machen. Da
haben wir versucht, die Erziehung etymologisch und etlichen Erziehungstheoretikern
zufolge zu erläutern. Unter diesen Theoretikern zählt man Gaston Mialaret, Wolfgang
Brezinka, Jean Jacques Rousseau, Immanuel Kant und Emile Dürkheim. Ja noch mehr
haben wir einen Überblick über den geschichtlichen Erziehungsprozess gemacht, indem
wir die Erziehungsformen und –stile herausgefunden haben. Dabei haben wir an Hand
von Olivier Maulinis und Cléopâtre Montandons Gedanken bemerkt, dass der Zugang
zur Erziehung ein wesentlicher, lebensnotwendiger und bedeutungsvoller Einsatz ist,
der dem Kind erlaubt, zur Entfaltung zu gelangen.
Zuzüglich sind wir auf die ausgewählten Primärliteraturen eingegangen, indem wir eine
biographische Skizze jedes Autors dargestellt haben. Übrigens haben wir uns mit den in
den beiden Werken handelnden Protagonisten auseinandergesetzt. In der Tat sind wir
zur Erkenntnis gelangt, dass es eine anschauliche Beziehung zwischen all den Figuren
in jedem Werk gibt. Die Arbeit an den Werken hat uns dann den Weg geöffnet, um die
historischen Hintergründe, unter denen die beiden Werke entstanden sind, zu nennen.
Tatsächlich haben wir noch gezeigt, dass die Herstellung eines Werkes nicht dem Zufall
zuzuschreiben ist, denn es gibt immer Gründe, die die Autoren dazu bringen, Werke zu
verfassen. Des Weiteren ist die Erzähltheorie mit ihren jeweiligen Elementen
herausgefiltert worden. Die Figuren, die den Lesern bzw. dem Publikum die Geschichte
vermitteln sind noch nicht erwachsen.
Dazu noch sind die beiden Primärliteraturen als Werke betrachtet, die die
gesellschaftlichen Realitäten bei den minderjährigen und Jugendlichen wiederspiegeln,

117
dies insofern als die in diesen beiden Werken von den Autoren in Angriff genommenen
Probleme in Übereinstimmung mit gesellschaftlichen Realitäten bei diesen letzteren
stehen. Hiermit erwähnen wir noch dazu die realen Orte wie Bremen, Berlin, die
Leipziger Straße, usw. usf.
Obendrein noch sind wir doch auf die Elternrolle in der Kindererziehung eingegangen,
indem wir etliche Vorschläge für eine gute Erziehung gemacht haben. Da haben wir
noch die Gelegenheit ergriffen, um die Konzepte Vaterschaft und Mutterschaft in
Angriff zu nehmen. Nachdem diese Konzepte in Angriff genommen worden sind, hat
uns dann die Untersuchung dazu geführt, die Eltern- und Kindertypen innerhalb eines
Familienkreises herausfiltern zu können.
Zu guter Letzt hat unsre Beschäftigung auf der Interpretation beider Texte als geeignete
Werke für die Kinder- und Jugendliteratur gefußt. Auf diese Weise stützend haben wir
die Gunst der Stunde genutzt, um die Begriffe „Kinder- und Jugendliteratur“
anzugreifen. In der weiteren Folge haben wir uns mit der Geschichte der Kinder- und
Jugendliteratur auseinandergesetzt. Nebenher sind etliche Gattungen der Kinder- und
Jugendliteratur herausgefunden worden und zusätzlich einige Besonderheiten der
Kinder- und Jugendliteratur erwähnt worden. Bevor die Vorschläge für eine
angenehme Erziehung gemacht worden sind, sind wir im Laufe dieser Arbeit nebenbei
zur Erkenntnis gelangt, dass die beiden Werke Charakteristika der Kinder- und
Jugendliteratur beinhalten, deswegen kann befürwortet werden, dass sie den Kindern
und Jugendlichen geeignet sind.

Weiterführend ergibt es sich aus all diesen Kapiteln, dass der mehrdeutige Begriff
„Erziehung“ einen wirklichen Stoff zum Nachdenken gibt; sie trägt zur Formung der
menschlichen Mentalität und macht den Menschen zum gesellschaftlichen Geschöpf
wie Emile Dürkheim und Wolfgang Brezinka es bzw. erwähnt haben. Unsres
Erachtens können die beiden ausgewählten Primärliteraturen als
Sensibilisierungsfaktoren für die Gesellschaft im Allgemeinen gelten und insbesondre
für die Kinder und Jugendlichen.

118
Nichtsdestoweniger besteht es aber auch Grund zu erwähnen, diese Arbeit hilft uns
noch Bescheid zu wissen, dass die Kindererziehung wahrlich im Basisalter anfängt und
da beschäftigt sich meist die Mutter damit.

Am Ende unserer Reflexion über dieses Thema gelangen wir nun zur Überprüfung
unsrer verschiedenen Hypothesen. Was die Beziehung Vater-Kind und diese Mutter-
Kind anbelangt, sind wir mithilfe der Untersuchung zur Feststellung gekommen, dass
das elfjährige Kind in Kinderseele und Wolfie in Die Einbahnstraße eine beste
Beziehung mit ihren Müttern haben.
Weiterführend kann auch die zweite Hypothese hundertprozentisch bewiesen werden.
Der Vater des elfjährigen Kindes in Kinderseele war sehr vorsichtig bei der Erziehung
seines Sohnes, trotz der Tatsache, dass der Sohn immer Furcht vor ihm hat. Der Vater
bestimmt die Regeln und Normen, die der Sohn ehren soll. Sogar bei der Abwesenheit
des Vaters soll das Kind immer diese Erziehungsnormen in Acht nehmen. In dem
Roman Die Einbahnstraße ist das Bild des Vaters vernachlässigt. Hätte der Vater die
Gelegenheit ergriffen, um die Erziehung Alfred Schmidts in Acht zu nehmen, wäre er
(Alfred Schmidt) nicht Dealer und Fixer geworden.
Im Weiteren lässt sich noch die dritte Hypothese verifizieren. Im Laufe der Arbeit sind
wir zur Erkenntnis gelangt, dass die beiden Eltern in der Erziehung des Kindes
normalerweise teilnehmen sollen. Deswegen könnten wir behaupten, dass die Erziehung
ein bidirektionaler Sozialisationsprozess ist. Aber wenn es nicht der Fall ist, könnte das
Kind fast keine angenehme Erziehung kriegen. Hier erwähnen wir den Fall von Ali, der
von seiner Mutter alleine erzogen worden ist, trotzdem sein Vater lebendig war. Er
leistete seinem Vater keinen Gehorsam. Aber das betrifft nur die zusammenlebenden
Eltern.

Ferner kann die letzte Hypothese ebenfalls befürwortet werden, denn die Ursache des
Missverständnisses zwischen Alfred Schmidt und seinem Vater kommt aus der
Tatsache, dass der Vater in der Familie vernachlässigt ist. In Anbetracht der Tatsache,
dass der Sohn der Mutter näher als dem Vater ist, vernachlässigt er dann die Ratschläge
seines Vaters. Deswegen hat er eines Tages seinen Vater prügeln wollen. In derselben
Herleitung war das elfjährige Kind in Kinderseele seiner Mutter näher als seinem Vater.

119
Es herrscht Missverständnis zwischen dem Sohn und seinem Vater, deshalb hat er
Furcht vor seinem Vater und bevorzugt, seine eigene Welt zu schaffen, in der er sich
besser fühlen könnte. Das gilt nur vor allem für den Fall, dass die beiden Eltern im Leben
sind, andernfalls wird es auch ganz anders sein.
Also kann nun Bescheid gesagt werden, dass die Erziehung eines Kindes nicht nur eine
Vatersache oder eine Muttersache ist, sondern sie betrifft die beiden Eltern: sie ist doch
eine Elternsache. Man soll davon überzeugt sein, dass das Mama-Sein keineswegs als
Nebenjob verstanden werden sollte.
Weiterführend können noch weitere Aspekte aus der behandelten Hauptfrage bearbeitet
werden. Jedoch, wenn die Erziehung eines Kindes zum Scheitern verurteilt ist, wem soll
demnach vorgeworfen werden? Den Erziehungsberechtigten oder dem Kind selbst? Auf
diese obigerwähnten Fragen stützend könnte noch eine Arbeit über das Verhalten des
Kindes gegenüber den Erziehungsberechtigten in den beiden Werken unternommen
werden.

120
QUELLENVERZEICHNIS

121
1. PRIMÄRLITERATUR

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Abschlussarbeiten, Informationspräsentation für
Abschlussarbeiten. Ruhr‐Universität Bochum.
Umberto, E. (2010). Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt:

127
Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und
Sozialwissenschaften. 13. unveränd. Aufl., der deutschen Ausgabe,
Universitätsverlag Wien ISBN.

2.5. Internetquellen

- http://www.unesco.org/education/efa/fr/ed-for-all/index.shlml, abgerufen am
29.12.2017 um 23 Uhr 14 Minuten
- https://www.duden.de/rechtschreibung/erziehung , abgerufen am 03.01.2018 um
22 Uhr
- https://www.ihvo.de./5120/was_ist_erziehung_und_wann_beginnt_sie,
abgerufen am 03.01.2018 um 22 Uhr 03 Minuten
- https://de.m.wikipedia/org/wiki/Klaus-Kordon≠Auszeichnungen-und-Leben
- https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hermann-Hesse , abgerufen am 07.01.2018 um
22 Uhr 09 Minuten
- http://de.m.wikipedia.org/wiki/Amerikan_Psychological_Association,
Abgerufen am 11. 07. 2017 um 22 Uhr 01 Minute
- https://de.m.wikipedia.org/Belletristik, abgerufen am 15. 04. 2018 um 22 Uhr
- http://www.elitovar.net/teaching/methodologie-du-memoire/ Abgerufen am 02.
08. 2017 um 06 Uhr 19 Minuten
- http://www.baby‐und‐familie.de/Erziehung/Wie‐finden‐wir‐den‐richtigen‐
Erziehungsstil‐177453.html [27.11.2014 13:11:26]
- [PDF] Erzählpositionen, Erzählformen; Erzählperspektiven
www.muenchenhagen.de/pdf/...
- Kennzeichnen der Novelle am Beispiel Heinrich von Kleist Das…
https://m.grin.com/document/9673, (11-03- 2018 16: 54)
- [PDF] 14 Erzählsituation etc. – Digitale Schule Bayern www.digitale-Schule-
Bayern.de/.../536.pd, (11-03-2018 17:33)
- https://www.grundschulstunden.de/schule/didaktik/didaktik-
deutsch/ç&abenteurliteratur.html, abgerufen am 15.04.2018 um 16 Uhr 09
Minuten

128
- Kinder- und Jugendliteratur/Rossipotti Literaturlexikon in
https://www.rossipotti.de/inhalt/literaturlexikon/sachbegriffe/kinder_und_junge
ndliteratur.html, abgerufen am 12.04.2018 um 13 Uhr 39 Minuten
- Kinder- und Jugendliteratur phantastische Kinder und Jugendliteratur, Doc
https://nechodimnaprednasky.sk>stiahnut, abgerufen am 17.04.2018 um 11 Uhr
27 Minuten
- https://de.m.wikipedia.org/wiki/kinder_und_jungendliteratur, abgerufen am
12.04.2018 um 13 Uhr 41 Minuten
- https://www.google.com/search?q=www.de+geschichte+der+kinder+und+Jung
endliteratur&client=ms-opera-mini-android&chanel=new, abgerufen am
12.04.2018 um 13 Uhr 43 Minuten
- Strukturen narrativer Texte https://amor.cm5.huberlin.de/.../Vl- Text... 17:40)
- Erzählzeit-Wikipedia https://de.m.wikipedia.org/wiki/ Erzählzeit (11-03-2018
17:50)
- http://www.lernen_und_foerdern.com/Magazin/Erziehung/10_Regeln_fuer_die
_Erziehung_Ihres_Kindes.html, abgerufen am 10. 04. 2018 um 17 Uhr 17
Minuten.)
- https://www.m.wikipedia.org/wiki/phantastische_Kinder-und-Jungendliteratur,
abgerufen am 16. 04. 2018 um 17 Uhr 19 Minuten.)
- (http://www.kindererziehung.com/Paedagogik/Erziehungsstile/Richtige-
Kindererziehung.php, abgerufen am 10. 04. 2018 um 17 Uhr 19 Minuten).

2.6. Wörterbücher

- Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch, (1968).


- Duden Deutsches Universal Wörterbuch (1996).
- Maurice, (1972). Dictionnaire du Français vivant. S. 418.
- Dictionnaire anglais, HARRAP’S schorter, Anglais-Français, Français-Anglais,
(2009).Neuvième édition, Chambers Harrap Publishers Ltd, Grande-Bretagne.
- e-Handwörterbuch Deutsch-Französisch 4.0.
- Eurobooks, Dictionnaire Allemand / Wörterbuch Französisch.
- Handlexikon Sportwissenschaft (1972).
129
- Langenscheidt, Sachs Villatte, Großwörterbuch, Deutsch-Französisch.
- Langenscheidt, Sachs Villatte, Großwörterbuch, Französisch-Deutsch.
- Le Petit Robert, 1992.

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ANHANG

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 Ingas Abschiedsbrief an Andy:

Lieber Andy,
Ich habe einen Entschluss gefasst. Ich werde mich umbringen, da das Leben so keinen
Sinn mehr macht.
Du weißt, dass ich keinen weiteren Entzug mehr aushalten könnte. Und mit den Drogen
weiterleben kann ich auch nicht.
Die Zeitabstände, bis ich den nächsten Druck brauche, verringern sich immer mehr. Ich
halte diese Schmerzen nicht mehr aus.
Gerade jetzt könnte ich schon wieder einen Schuss gebrauchen, aber ich benötige noch
etwas Geld um die richtige Menge Heroin zu beschaffen. […]. Ich weiß, genau das
wolltest du nicht, aber mit Klauen komme ich nicht weiter. Die Sachen bringen einfach
zu wenig Geld ein.
Morgen Abend werde ich mir mit ein paar anderen Leuten, die ich hier kennen gelernt
habe 12 Gramm Heroin kaufen. Danach teilen wir es uns und setzten uns den „Goldenen
Schuss“.
Es muss grausam für dich sein das alles zu hören, aber ich bin gerade „drauf“ und kann
nicht anders schreiben. Ich gebe dir meine Gefühle Preis und du musst wissen, dass du
der erste Mensch bist, dem ich so vertraue. Du bist die einzige Person, die je zu mir
gestanden hat und die sich rührend um mich gekümmert hat. Das werde ich dir nie
vergessen. Es tut mir leid, dass ich dich in die ganze Sache mit hineingezogen habe.
Pass auf dich auf, Inga!

 Hesses Briefe an seine Eltern und umgekehrt

Calw, 8. März 1892

Lieber Hermann!

Wir wissen nicht was mit Dir ist. Wir grüßen Dich aber im Namen Gottes unseres
Heilandes und tragen Dich auf Händen der Fürbitte. Hast Du was begangen und musst
nun die Folgen davon tragen, so sei demütig und tue alles, was man Dir sagt. Bist Du

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krank, so beuge Dich unter die gewaltige Hand Gottes. Die kann schlagen aber
auch heilen. In jedem Fall sei versichert unserer innigsten Liebe und Teilnahme.

Dein Vater Hesse.

Calw, 9. März 1892

Lieber Sohn!

[...] Wir danken Gott und freuen uns und möchten Dich mit innigster Liebe in
die Arme schließen. Aber gerade, weil wir Dich so lieb haben, sind unsere Herzen immer
noch voller Furcht und Sorge. [...]Und das ist’s nun, um was wir Dich bitten möchten.
Unterwirf Dich allem, was jetzt von Untersuchung, Strafe und Zurechtweisung über
Dich ergehen wird nicht nur äußerlich ohne Widerspruch, sondern so, dass Du
auch innerlich nicht dagegen aufbegehrst, sondern Dir sagst: hab ich’s nicht wegen
dieser Sache verdient, so doch wegen allerlei anderer Verirrungen und Versäumnisse.
[...]O wie froh wäre ich, wenn ich noch einmal von vorn anfangen und Versäumt
es nachholen könnte. Du stehst jetzt in dem schönen Alter, das der Saatzeit gleicht. So
säe denn aus – guten Samen; säe – auf den Geist. So wirst Du von Geist das ewige
Leben, die Fülle alles Guten, Frieden und Seligkeit ernten – schon hier auf Erden. Ich
sage Dir: Beim Heiland hat man‘s gut. Probier es mit Ihm.

Dein Vater Hesse.

Calw, 10. März 1892

Lieber Sohn!

Heute Morgen kam Dein Brieflein. Du bittest, wir möchten Dich lieben nach wie vor.
Ich kann Dich versichern, dass unsere Liebe nur wächst in dem Maaße als wir in Sorge
um Dich sind. Liebe ist Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Übereinstimmung.
[...]Unser höchster Lebenszweck ist, Gott zu gefallen und Ihm in Seinem Reich zu

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dienen. Wenn das auch Dein Lebenszweck geworden ist, dann haben wir
Gemeinschaft untereinander, dann ist alles Licht, Liebe und Freiheit. [...]

Also bitte, schicke Dich in Dein Schicksal, lerne Geduld. Gehe in die Stille. Wolle jetzt
nichts als ein fleißiger treuer Schüler und ein gehorsamer Sohn sein. Wer im Kleinen
treu ist, den wird Gott über viel setzen. [...]In alter und immer neuer Liebe Dein Vater
H.

Stetten 30. August 1892

Verehrte Eltern!

Obschon ich im Sinn hatte, nicht zu schreiben, muss ich doch um einiges bitten. [...]Im
alten Stehpult (im Studierzimmer) liegt eine kleine schwarze Mappe in Heftform,
ebenso ein kleines blaues Heftchen. Darum bitte ich, denn es ist durchaus selbst
erworbener Besitz und mir als Erinnerung an bessere Zeiten lieb. Diese
Gedichtchen mir zu nehmen, würde ich als Diebstahl und mein Unrecht als
ausgeglichen ansehen. Dann würde ich frei und würde in Stetten bald nimmer zu sehn
sein. [...]. Es wird wohl wenig Aussicht für mich sein, anders wohin zu kommen. Nun,
jedenfalls seid Ihr mich los, das genügt ja.

Achtungsvoll H. Hesse Nihilist (haha!)

N.B.: Es ist mir im großen Ganzen furchtbar lächerlich zu Mut. Wenn ich die
letzte Vergangenheit betrachte, muss ich oft herzlich lachen, über Alles, auch über
mich, besonders wenn ich bedenke, was an Allem Schuld ist.

Wenn Ihr mir schreibt, ich sei wahnsinnig oder schwachsinnig, so will ich’s Euch
zulieb glauben und – doppelt lachen. [...]

Stetten, 11. September 1892

Liebe Eltern!

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[...] Und jetzt frage ich, nur als Mensch, (denn ich erlaube mir, gegen Euren Willen und
meine 15 Jahre, eine Ansicht zu haben): Ist es recht, einen jungen Menschen, der außer
einer kleinen Schwäche der Nerven so ziemlich ganz gesund ist, in eine »Heilanstalt für
Schwachsinnige und Epileptische« zu bringen, ihm gewaltsam den Glauben an
Liebe und Gerechtigkeit und damit an einen Gott zu rauben? Wisst Ihr, dass ich,
als ich das erste Mal von Stetten kam, wieder leben und ringen wollte und dass ich
jetzt, so ziemlich geheilt, innerlich kränker bin als je? Wäre es nicht besser, ein solcher
würde mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer versenkt, da es am tiefsten ist? [...].
Ihr sagt als »Fromme«: »Die Sache ist ganz einfach. Wir sind Eltern, du bist
Kind, damit basta. Was wir gut heißen, ist gut, mag’s sein, was es will.« Ich aber sage
von meinem Standpunkt aus: »Ich bin Mensch, »Person«, wie Schiller sagt, meine
Erzeugerin ist allein die Natur, und sie hat mich nie, nie schlecht behandelt. [...]. Doch
auf Ansichten von Nichterwachsenen und auf deren Rechte als Menschen gebt Ihr
nichts, das weiß ich, und lasse Euch Eure Ansicht aus sehr einfachem Grund. [...]. Ihr
sagt, ich habe noch ein ganzes Leben vor mir. Allerdings, aber die Jugend ist das
Fundament, da ist das Herz noch empfänglich für Gutes und Böses. Aber ach, ich
vergesse, dass Ihr andere Menschen seid, ohne Makel und Fehl, wie die Statue,
aber ebenso tot. Ja, Ihr seid echte, wahre Pietisten [...]. Ihr habt andre Wünsche,
Anschauungen, Hoffnungen, andre Ideale, findet in Andrem Eure Befriedigung, macht
andre Ansprüche an dieses und jenes Leben; Ihr seid Christen, und ich – nur ein
Mensch. Ich bin eine unglückliche Geburt von Natur, der Keim zum Unglück liegt in
mir selber; aber doch glaubte ich erst vor Monaten, im Schoß der Familie glücklich sein
zu können. [...]. Ich bin ein Mensch, so gut wie Jesus, sehe den Unterschied zwischen
Ideal und Leben so gut wie er, aber ich bin nicht so zäh wie der Jude, ich! Lebt wohl!
Ich bitte also nochmals, bestimmt zu antworten, ohne Phrasen, ohne Schonung, aber
nicht im Zorn über meinen Brief.

Im Übrigen verbleibe ich usw.

Als Antwort auf den Brief Hesses schreibt der Vater am 13. September:

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[...] Du hast es ja in Maulbronn nicht ausgehalten, Du hast zuhause gegen jede
Dir unangenehme Zumutung Dich aufgelehnt, Du schimpfst jetzt über alles in Stetten.
Wir machen Dir darüber keine schrecklichen Vorwürfe. Aber wir halten das für einen
ganz krankhaften Zustand, von dem Du geheilt werden kannst, wenn Du wie während
Deines ersten Aufenthalts in Stetten so auch jetzt wieder gutwillig und mit Hoffnung
Dich in alles schickst. Wir schneiden Dir die Hoffnung gewiss nicht ab. Ich bitte Dich
wieder und wieder um Geduld. Hat Dein Gemüt sich beruhigt und hast Du Dich
einige Monate in Selbstbeherrschung und Gehorsam bewährt, dann und nur dann wird
die Erfüllung Deines Wunsches Dir selbst heilsam sein. An mir soll es dann wahrlich
nichtfehlen. Ich zürne Dir nicht. Zürne auch mir nicht. Wir sind Menschen und
nicht Götter.

Dein Vater H.

Die innerliche Zerrissenheit und der Kampf um die Liebe der Eltern tritt deutlich
in dem folgenden Brief Hesses vom 22. September 1892 hervor:

Liebe Eltern

Verzeiht den letzten Brief, bitte! Ihr wollt mir wohl nimmer schreiben. Ich kann nicht
fliehen, wohin sollte ich? Ich kann niemand mehr klagen und bitten, ich bin allein. Ich
könnte mir’s leicht machen, indem ich um Verzeihung bäte, aber ich tu es nicht, ich
habe hier in Stetten abgebüßt. Aber niemand macht mir Hoffnung. [...]. Jetzt erst, da
ich Eure Liebe [...] , fühle ich, dass ich Euch doch sehr liebe, aber ich möchte
nimmer heim, ich kann es nicht. Schreibt nicht wieder von Eurer wohlmeinenden
Liebe, sie besteht in Worten, vielleicht sogar in guten »Wünschen« und Gebeten, doch
das ist Wahn, wertlos, wesenlos. [...]. Wenn ihr wüsstet, wie ich Stunde um Stunde mich
auf Rettung, Besserung meiner Lage besinne, und am Abend keinen Trost habe,
als dass wieder ein langer, langer Tag für ewig vorbei, unbenützt, aber doch vorbei!
[...].

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