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d’après la nouvelle

de

Kressmann Taylor

en alsacien par Raymond Weissenburger


Correspondance fictive entre deux amis

du 12 novembre 1932 au 3 mars 1934

Martin Schulse, Allemand

Max Eisenstein, Juif Américain

Scène divisée en deux parties : à gauche, Schloβ Rantzenburg


à droite, la Galerie Schulse-Eisenstein

Pièce en partie nue.

A gauche, un fauteuil Voltaire, un peu en retrait, ce qui permettra à Martin Schulse de s’asseoir et de
venir vers le devant de la scène lorsque les nouvelles seront plus intenses ou inquiétantes, et de revenir
en arrière lorsqu’il sera à nouveau lui-même, c'est-à-dire, l’allemand sûr de lui, l’allemand supérieur
(au moins jusqu’en Juillet 1933)

A droite, un grand bureau avec un fauteuil.


Une grande fenêtre sur le côté. Cette fenêtre donne sur la ville, on y voit de grands immeubles.
Max Eisenstein, le galériste, pourra s’asseoir sur le bureau, ou alors sur le fauteuil, les jambes sur
le bureau, à l’américaine. Il porte la kippa.

Sur le fond gauche de la scène, en hauteur, projection de l’adresse : Schloβ Rantzenburg, Munich –
Germany.
Sur le fond droit de la scène : Galerie Schulse-Eisenstein, San Francisco, Kalifornien, U.S.A

Le restant de la scène est nue. Cela facilitera la projection de diapos le moment venu, si besoin en
était.
Le rideau se lève

La partie droite de la scène est éclairée, la partie gauche


dans la pénombre.

Galerie Schulse-Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

Sous l’adresse, projection de la date :

12 November 1932

La première lecture se fera à San Francisco ; lecteur Max.


Il lit la lettre qu’il vient d’écrire à son ami Martin Schulse.

Venant de dehors, le bruit d’une ville américaine. Voix off.


Klaxons de voitures.

Max : (Max termine l’écriture de la lettre. Il est assis à son


bureau, trempe sa plume dans l’encrier, écrit la
formule de politesse, passe un buvard sur la lettre.
Un temps. Puis il commence la lecture en restant
assis sur son fauteuil. Sourire sur ses lèvres. Satisfait
de ce qu’il vient d’écrire)

Min liewer Màrtin,

Jetzt bisch dü àlso widder in Ditschlànd.


Waisch, dàss ich àn dinnem Plàtz mecht sin !
Obwohl ich des Lànd sitter minre Stüdiezitt nimmi
g’sähn hàb, duet de Zauber vùn „Unter den
Linden“ noch immer ùf mich wirke – die geischtig
Freiheit, die Dischküssione, d’Müsik ùn au die
frindschàflich Wärme. Inzwische isch jetzt a Schluss
mit denne kleine Làndàdlige, mit däre preuβische
Arrogànz ùn mitem Militarismus. Es isch e
demokràtisches Ditschlànd des dü vorfinde duesch,
e Lànd mitere tief verwùrzelte Kültür, in dem de
Geischt vùnere wùnderbàre politische Freiheit
widder ùfbliehje duet. Wie güet mues es sin dert ze
lëwe.

Dinni néij Adress het mich mächtig beindrùckt,


ùn ich hoff, dàss die Iwerfàhrt fer d’Elsa ùn fer
d’Kinder, ààngenähm ùn ùnbeschwerlich verloffe
isch.

Wàs mich beträffe duet, ich bin im Aujeblick


nit so glicklich. Zitter, dàss ihr àbgereist sin fiehl
ich mich einsàm, b’sùnders àn de Sùnndaijmorje –
e àrmer Jùngsell ohne Ziel.
Miner àmerikànischer Sùnndàà, duet sich ùf de
ànder Sit vùm groβe Teich àbspiele, àwer in minne
Gedànke due ich des Hinderniss iwerspringe. Des
groβe àlte Hüss àm Berj, diner wàrmherzig
Willkùmmegrüβ – e Dàà denne mir nit gemeinsàm
verbringe, isch ken vollendeter Dàà, hesch dü mir
emol versichert.

Un ùnseri Lieb Elsa, die mir stràhlend entgaije


kùmmt ùn rueft : „Max, Max!“, die mich àn de
Hànd nämmt, mich ins Hüss ziehjt ùn die Flàsch
mit minnem Lieblingsschnàps ùfmàcht. Un eiri
wùnderbàre Kinder – vor àllem dinner Heinrich, e
so e scheenes Kind; ich glaub, dàss wenn ich ne emol
widdersähne due, dàss es dànn schùn e Mànn wùrd
sin.
Un die Ooweesse – därf ich hoffe, noch emol so
guet ze esse wie bi eich ?

(Max arrête sa lecture, lève la tête, ferme les yeux.


Puis il se lève, s’assied sur le rebord de son bureau,
reprend la lecture)

Jetzt geh ich ins Restaurant ùn vor minnem


Roastbeef hàw ich Visione vùm e gebàckene Schinke
inere köschtlich dùftende Burgùndersauce – ùn
Spätzle... ùn Spàrgle ! Naan, mit minnem
àmerikànische Esse due ich mich nie àbfinde. Un der
Winn, der so vorsichtig vùn de ditsche Schiffer
entlàde worre isch. Un ùnseri Trinksprich, wenn
d’Gläser zuem vierte, finfte, sechste Mol bis àn de
Rànd g’fillt worre sin.

Nàdierli hesch dü recht g’hett widder noch


Ditschlànd zerùckzegehn. Trotz dinnem Erfolg bie
ùns, bisch dü nie richtig e àmerikàner worre, ùn
jetzt, wo ùnseri Galerie so guet laaft, isch es nùmme
recht, dàss dü dinni kräftige Kinder in ihre Heimet
in d’Schuel schicksch. Un d’Elsa het doch a in denne
gànze Johre ihri Fàmile vermisst ùn ihri Verwàndte
sin doch bestimmt a glicklich, dich widderzesähn.
De àrm Kinschtler isch jetzt de Wohltäter vùn de
Fàmilie worre, des isch sicher fer dich e stiller ùn e
klaaner Triùmph.

(se lève, fait quelques pas, se penche pour regarder


dehors, en bas, dans la rue, puis reprend sa lecture)

S’G’schäft laaft immer noch üssgezeichnet guet.


Mrs Levine het denne klaane Picasso zü ùnserem
Priss gekaaft, do dezue due ich mir selwer
gràtüliere, ùn die àlt Mrs Fleshman hàw ich
inzwische so witt, dàss sie immerhin mit dem
Gedànke spielt die àbscheilich Madonna ze kaufe.
Niemes kùmmt ùf die Idee ihre ze saawe, dàss e
Stick üss ihre Sàmmlùng hässlich isch, üss dem
einfàche Grùnd weil àlli so hässlich sin. Awer mir
fàllt de Umgàng mit denne àlte jiddische Wiiwer
schwer. Ich kànn se zwàr vùnere guete Investition
iwerzeije, àwer nùmme dü hesch des fiene G’fiehl
züem Kùnschtwerik g’hett wie se willelos g’màcht
het. Üsserdem, troeje se wohrschins niemols im e
àndere Jùdd.

Ich hàb geschter e wùnderbàre Brief vùn


Griselle bekùmme. Sie schriebt, ich kànn bàld àrig
stolz ùf minni klaan Schweschter sin. Sie het
d’Hauptroll im e néie Theàterstick wie in Wien
ùfg’fiehrt wùrd ùn d’Kritik isch hervorràgend – die
hoffnùngslose Johre wie se im e klaane Ensemble
verbroocht het, traawe jetzt ihre Frichte. Arms
Kind, es isch nit immer licht fer se g’wänn, àwer
beklaujt het se sich nie. Sie b’sitzt Küràsch, züdem
Scheenheit ùn, wie ich hoff, Tàlent. Sie froejt nooch
dir, Martin, ùf e gànz friendschàftlichi Art. Es isch
ken Bitterkeit zerùckgebliwe. Des G’fiehl verblàsst
schnell in ihrem Alter. Nooch e pààr Johr bliebt
nùmme noch d’Erinnerùng àn de Schmerz. Un
nàdierli het keiner vùn eich d’Schùld. Es sin Sàche
die ereigne sich wie e plötzlicher Stùrm, e Aujesblick
làng isch m’r pùddelnàβ ùn dùrichg’schittelt, m’r
fiehlt sich vollkomme hilflos gaije die Kràft. Doch
dànn schient widder d’Sùnne, ùn obwohl m’r des
Erläbnis nie gànz vergässe duet, hinterlossts
nùmme e Mildes G’fiehl, ken Kùmmer. Dir wär’s,
genau so wie mir, ùnter àndere Umstände gàr nit
pàssiert.

Ich hàb de Griselle nit g’schriwwe, dàss dü in


Europa bisch, àwer viellicht sott ich’s doch màche,
wenn dü des fer ààngemässe hàlte duesch. Griselle
duet nit schnell Frindschàft schlieβe, ùn ich weiβ,
dàss se froh wärd, wenn se wisse dät, dàss nit witt
vùn ihre e Frind isch.
Vierzehn Johr schùn zitterem End vùm Kriej !
Hesch dü des Dàtùm mit rotem Fàrbstift in dinnem
Kàlender màrkiert ? Wàs fer e witter Waij mir
gànge sin – mir àls Völker – zitter däre bittere
Erfàhrùng !

Min liewer Màrtin, sei in Gedànke noch emol


ùmàrmt, ùn due ùfs Herzlichste dinni Elsa ùn à
d’Kinder grieβe.

Din immer tréier Frind

Max

Cette partie de la pièce retombe dans la pénombre


au moment ou Max arrête la lecture et met la lettre
dans une enveloppe.
La lumière se fera lentement dans la partie opposée..

L’action se situe maintenant à Munich ; Schloβ Rantzenburg

Schloss Rantzenburg
München – Deutschland

Projection de la date sous l’adresse

10 Dezember 1932

Musique d’époque, toute douce, à peine perceptible.


Martin: (Martin entre sur scène lorsque le rideau se lève.
Grand cigare dans sa main, signe extérieur de
richesse, mais aussi de « l’importance » de
l’homme. Dans son autre main, une lettre et une
enveloppe. Il fait quelques pas vers le devant de la
scène, commence la lecture)

Alli Abrechnùnge ùn Kontoüszig sin bi mir


ingetroffe, vielmols merci. Awer fiehl dich joh nit
verpflicht, iwer àlli ùnseri G’fäftle mir in àlle
Einzelheite ze berichte. Dü waisch, dàss ich mit
àllem inverstànde bin wàs dü màchsch. Un ich bin
do in München mit minne néie Aàngelejehaite meh
àls üsgelàscht. Mir sin jetzt ingericht, àwer wàs fer
e Ufstànd des g’wän isch ! Wie dü waisch, hàw ich
des Hüs schùn làng im Au g’hett. Un ich hàb’s zü
me üsg’sproche günstige Priss kauft.

Drissig Zimmer ùn e vierehàlb Hektàr groβes


Pàrkgelände, dü dätsch dinne Auje nit troeje.
Andersit’s, dätsch dü die Armuet miβbillige, die in
ùnserem truerige Lànd, minnem Vàderlànd,
herrsche duet. D’Wohnùnge vùn de Aàng’stellte,
d’Ställ ùn àlli Näwegebeijer, strecke sich in àlli
Himmelsrichtùnge, ùn dü wùrrsch’s nit glaawe,
àwer mir duen jetzt zehn Aàng’stellte b’schäftige
fer de sälwe Zàhldàà wie mir fer ùnseri zwei Litt
in San Francisco bezàhlt hàn.

D’Wàndteppich ùn die Kùnschtwerike die mir


üss Amerikà mitgebrocht hàn, màche sich gànz
guet. Do dezue sin noch e pààr üssg’suechte
Mewelsticker kùmme, die ich gekaaft hàb. Ich denk
mir wäre fer des Hüss àrig bewùndert, ùm nit vùn
Miβgùnscht ze redde.

(s’assied sur le bord du fauteuil, continue la lecture)

Ich hàb vier vollständige Service üss fììnschtem


Porzelàn gekaaft, e pààr Sàche üss Krischtàll ùn
dodezue noch e komplettes Silverservice, fer des
sich d’Elsa àrig begeischtert het.

Ah, d’Elsa – sie isch mànchmol so herrlich ! Ich


weiβ, dü wùrrsch mit mir do driwwer làche kenne.
Ich hàb fer sie e riesiges Bett gekaaft. E Bett,
doppelt so breit wie e g’wehnliches Doppelbett, mit
hohe, g’schnizte Holzkolonne.
D’Lìndiecher hàw ich extra àànfertige muen lon,
weil es ken pàssende in der Gröβe ze kaufe gän het.
Sie sin üs Liene (lin), üss àllerfinschtem Liene. Un
d’Elsa làcht nùmme, sie làcht ùn làcht, ùn ihri àlt
Groβmüeder steht kopfschittelnd denäwe ùn
brùmmt : „Naan, naan, Martin, wàs hesch dü bloβ
g’màcht ? Jetzt muesch àcht gän, sùnscht will se
extrà so dick waere, dàss sie ins Bett pàsse duet.“

„Ja“, het d’Elsa g’sààt, “noch fünf Kinder meh,


dànn pàss ich genau nìn, ùn es wùrd richtig
gemietlich drinne.“ Un genau e so wùrd’s a kùmme,
Max.

Fer d’Kinder hàn m’r drei Ponys gekaaft (die


klaane, de Karl ùn de Wolfgàng, sin noch nit groβ
genue zuem Ritte) ùn e Privàtlehrer hàn mir a. Ihr
Ditsch isch àrig schlecht, noch zeviel mit Englisch
vermischt.

Fer d’Fàmilie vùn de Elsa isch die Situation nit


licht. Ihri Brieder sin inzwische àlli berùfstätig ùn
obwohl sie fer ihri Arweit àrig g’schätz waere, sin
se finànziell gezwùnge, àlli in einem Hüss ze lëwe.
In de Auje vùn de Fàmilie sin mir àmerikànische
Millionäre. Awer do devùn kànn gàr nit d’Redd sin,
doch mit ùnserem àmerikànischem Iìnkùmme zähle
mir zü de Riche. Fììne Lëwesmittel sin àrig dìer, ùn
es gibt politische Spànnùnge, sälbscht hit noch,
ùnter de Präsidentschàft vùm Hindeburg, e
fìnfiehliger Liberàler, wie ich àrig bewùndere due.

Alti Bekànnte duen schùn àànhàlte, ich soll


mich fer e Amt in de Stàdtverwàltùng ze
Verfiehjùng stelle. Ich wùrr es mir iwerlaije, denn
es kennt ùns vùn Nùtze sin, wenn ich mich in
öffentliche Aàngelaijeheite engagiere due.

(se lève, fait quelques pas vers le devant de la scène)

Wàs dich beträffe duet, liewer Max, mir hàn


dich ellaan g’lon, àwer dü därfsch ken Misànthrop
waere deswaije. Luej, dàss dü schnell e netti, dicki,
klaani Frau finde duesch, die sich ùm dich kümmert
ùn dir guet koche duet, bis dàss widder guet g’luent
bisch. Des isch e Rotschlàà, ùn es isch e gueter
Rootschlàà, obwohl ich làche mues, im Moment wie
ich dir des schriiwe due.
Dü schriebsch vùn Griselle. Sie het de Erfolg
verdient, die Lièb Griselle. Ich due mich mit dir
fraije, wenn ich mich a e bissel ärjere due, dàss e
ellaanstehendes Maidel ihre Waij erkämpfe mues.
Jeder Mànn erkennt ùf de erscht Aujeblick, dàss sie
e G’schöpf isch wie fer de Luxus erschàffe worre
n’isch, fer Hingàb, fer e ààngenähmes ùn e scheenes
Lëwe in dem sie sich frei enfàlte kànn. In ihre
dùnkle Auje spiejelt sich e weichi, tàpferi Seel, àwer
es gibt a ebbs Strenges ùn ebbs Stàrickes in ihre. Es
isch e Frau, wie nix Lichtfertiges màcht oder gäwe
duet.
Ah, Max, wie immer due ich mich sälwer
veroote. Obwohl dü während ùnsere stürmische
Affär nix g’sààt hesch, waisch dü, dàss mir die
Entscheidùng nit licht g’fàlle n’isch.
Dü hesch mir, dinnem Frìnd, nie e Vorwùrf g’màcht,
in däre Zit wo dinni klaan Schweschter so gelitte
het. Un ich hàb immer des G’fiehl g’hett, dàss dü
gewisst hesch wie ich a gelitte hàb, gànz fùrchtbàr
sogàr.

Awer wàs hätt ich denn màche solle ? Do sin


doch die Kinder g’wän ùn d’Elsa. Es het ken ànderi
Meijlichkeit gän. Trotzdem due ich noch
Zärtlichkeit fer d’Griselle empfinde, e Zärtlichkeit
die a noch so làng duere wùrd, wenn se schùn
längscht e viel jüngere Mànn g’fùnde het ùn a
hierote wùrd. Die àlt Wùnd isch verheilt, àwer die
Nàrb jùckt immer noch, min Frìnd.

Ich wärd dir dànkbàr wenn dü ihre ùnseri


Adress gän kennscht. Mir sin doch so nohd àn Wien,
dàss sie des G’fiehl hàn kànn, nit witt vùn ihre isch
e Stick Heimet fer sie. Elsa weiβ nix vùn däre àlte
Liedeschàft zwische ùns, ùn dü kànnsch dir vorstelle
mit wàs fer e Wärme sie dinni Schweschter bi ùns
empfànge wùrd- so wie se dich empfànge dät.

Ja, dü muesch ihre saawe, dàss mir do wohne,


ùn due se doch bitte mit ùns Kontàkt ùfzenäme.
Due ihre au recht herzlich gràtüliere zü ihrem
scheene Erfolg.

Elsa duet mich bitte, dir ihri beschte Grieβ


üszerichte, ùn de Heinrich isch gànz ùngedùldi,
sinnem Unkel Max „Hello“ saawe ze kenne. Mir
vergässe dich nit, Maxel.

Vùn gànzem
Herze, dinner

Martin

Martin glisse la lettre dans l’enveloppe, pendant que la


lumière s’estompe et qu’elle revient sur l’autre partie
Galerie Schulse-Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

21 Januar 1933

Max : Min liewer Martin,

Ich bin froh, dàss ich Griselle dinni Adress gän


hàb kenne. Sie wùrd se in de nägschte Daij
bekùmme - wenn sie se nit schùn in ihre Händ hàlte
duet. Des wùrd e Fescht, wenn se eich àlli widder
sieht ! Ich wùrr eich in Gedànke begleite, mit
minnem gànze Herz, so, wie wenn ich wirklich bi
eich wärd.

Dü verzählsch vùn de Armüet, wie ùm eich


erùm herrsche duet. Die Bedingùnge sin a bi ùns in
dem Winter nit guet, àwer des isch nàdierli nix, im
Verglich mit de Not in Ditschlànd.
Du ùn ich, mir hàn Glick, dàss d’Galerie so guet
laaft. Sicher, d’Kùnde gän im Aujeblick wenijer Geld
üss fer Kùnscht, àwer sälbscht wenn mir nùmme
hàlwer so viel verkaafe wie friehjer, kenne mir
immer noch àrig guet devùn lëwe – nit gràd
verschwenderisch, àwer àrig konfortàwel. Die
Ölg’mälde, die dü mir g’schickt hesch, sind vùn
üssgezeichneter Quàlität ùn d’Prisse
üssergewehnlich. Ich denk, ich wùrr sie nägschtens
mitteme groβe Profit àn d’Kùnde bringe kenne. Die
gräβlich Madonna isch verkaaft ! Ja, àn die àlt Mrs
Fleshmann. Mir isch s’Herz stehn gebliwe, wie sie
mit ihrem kùnschtverständige Schàrfblick de Wert
vùm Bild erkennt het. Wie isch mirs schwerg’fàlle,
e Priss ze nenne ! Sie het mich im Verdàcht g’hett,
noch e àndere Kùnde in de Hinterhànd ze hàn, àlso
hàw ich e ùnverschämti Sùmm g’nennt. Sie het sich
drùfg’stirzt ùn het gegrinst wie se mir de Scheck
üsg’fillt het. Kànnsch dir vorstelle, wàs fer e Fraid
ich g’hett hàb, wie se des àbscheiliche Stick
nüssgetraawe het.

Oh, Martin, mànchmol due ich mich schäme


fer d’Fraid wie ich empfinde due, wenn ich so e
beditùngsloser, klaaner Erfolg erlëwe due. Dü in
Ditschlànd, mit dinnem Làndsitz ùn dinnem
Wohlstànd, wie dü de Elsa ihre Verwàndte
vorfiehere duesch, ùn ich in Amerikà, iwerglicklich,
weil ich e lichtglauwige àlte Dàm züm Kaaf vùnere
àbscheiliche Madonna iweredde hàb kenne. Wàs fer
scheene Höhepùnkte sin des fer zwei vierzigjährige
Männer ! Isch des de Zweck vùn ùnserem Lëwe –
Geld ze verdiene ùn mitem G’winn öffentlich ze
pràhle ? Ich màch mir ständig Vorwirf, màch àwer
trotzdem widdersch. Nà ja, mir sitze àlli in de sälb
Zwickmiehl. Mir sin gewinnsüchtig ùn ùnehrlich,
weil es notwendig isch, iwer ànderi gewinnsüchtige
ùn ùnehrliche Mensche ze triùmphiere.
Wenn ich de Mrs Fleshmann denne àlte Schinke
nit verkaaft het, dànn wärd e àndere kùmme wie
ihre noch ebbs Abscheilicheres ààngedraihjt het. Mir
muen denne Züstànd akzeptiere.

Awer es gibt a e àndere Bereich, in dem mir


ebbs Wàhres finde kenne, die wàrm Atmosphär im
Hüss vùm e Frind, wo mir ùnseri klaane
Iwerheblichkeite àblaije kenne ùn Wàrmherzigkeit
ùn Verständnis finde, wo billiger Egoismus ken
Plàtz het ùn Biecher, Winn ùn Konversàtion im
Lëwe e ànderi Beditùng gän. Dert isch ùns ebbs
gelùnge, wie jedi Fàlschheit üsschlieβe duet.

(un temps)

Wer isch denn der Adolf Hitler, wie in


Ditschlànd im Aujeblick nooch de Màcht strebt ?
Wàs ich iwwer ihne läse due, g’fàllt mir gàr nit.

Due dinni klaane Strolch ùmàrme ùn a ùnseri


wùnderbàr Elsa.

Wie immer, ùfs


herzlichschte, dinner

Max
Lumière qui s’estompe.
Projection d’une photo de Hitler, projection
brève, un centième de seconde, laissant le soin
à l’œil du spectateur de ne l’apercevoir qu’un
tout petit instant. La photo peut être
supperposée sur une autre diapo de l’époque.
Schloss Rantzenburg
München – Deutschland

Hitler est chancelier depuis le 30 janvier 1933.

Venant de dehors, à peine perceptible, la voix de Adolf Hitler


lors d’une de ses réunions à Munich. Applaudissements.
Martin est debout, sur le devant de la scène. Il semble
écouter cette voix qui le fait sourire un peu. Puis il se
retourne et, d’un pas décidé va vers le fauteuil sur lequel il
prend la lettre. Il revient sur le devant de la scène.
Commence la lecture. Les voix off se taisent. Silence.

25. März 1933

Martin: Lièwer àlter Max,

Dü hesch b’stimmt vùn de néie


Ereignisse in Ditschlànd g’heert ùn wùrrsch wisse
welle, wie mir des vùn ùnserem G’sichtspùnkt üss
betràchte. Um d’Wohret ze saawe, Max, ich glaab,
dàss de Hitler, wàs Einiges àànbelàngt, guet fer
Ditschlànd isch, àwer sicher bin ich mir nit. Er isch
jetzt Kànzler, ùn ich denk, dàss sälbscht de
Hindenburg ihne jetzt nimmi stirze kànn, weil er
joh gewissermàβe gezwùnge worre n’isch, ihne àn
d’Màcht ze bringe. Der Mànn isch wie e elektrischer
Schock, so stàrik, wie nùmme e üssergewehnlicher
Redner oder Fànàtiker es sin kànn. Awer ich froej
mich ob er richtig im Kopf isch. Sinni Brüene
(Braunhemden) sin nix wie Lùmpeproletariàt
(Pöbel) Sie duen plündere ùn hàn mit beeser
antijiddischer Hetzerei ààng’fànge.

(Martin arrête la lecture. Un temps. Puis il


reprend).

Awer viellicht sin des nùmme


Näwesàchlichkeite, de licht Schüem wie àn de
Owerfläch ensteht wenn e groβi Bewejùng àànfàngt
ze koche. Denn ich sàà dir, liewer Frind, do isch e
Well – e g’wàltigi Well. Iweràll hàn d’Mensche so e
Art Steigerùng erlëbt. M’r spiert’s ùf de Stroβe ùn
in de G’schäfter. Wie e verrisener Màntel hàn se die
àlt Verzwieflùng àbg’streift. D’Mensche duen sich
nimmi länger in ihrem Schààm begrààwe lon ; sie
hàn widder Hoffnùng. Viellicht wird jetzt d’Armuet
e End hàn.
Irgend ebbs – ich weiss nit wàs -
wùrd g’schähn. E Führer isch gebore ! Troz àllem,
stell ich mir die Froej: e Führer fer wàs ?
Verzwieflùng triebt d’Mensche oft in àbsurde
Richtùnge.

(sur le devant de la scène)

Vor àndere Litt, due ich


selbschverständlich iwwer minni Zwiefel nit redde.
Ich bin jetzt im öffentliche Dienscht ùn hàb e Stell
in de Regierùng. Also due ich mich gànz lüt driwwer
fraihje. Vùn de Beàmte, die joh àlli ihri heil Hüt ze
schätze wisse, duen àlli gànz schnell, zü de
Nàtionàlsoziàlischte, in d’NSDAP ììnträtte. Des isch
de Nàme vùn de Pàrtei vùm Herr Hitler. Awer des
pàssiert nit nùmme üss Berechnùng, do isch meh, e
G’fiehl, dàss mir Ditsche ùnseri B’stimmùng g’fùnde
hàn ùn dàss d’Zükùnft inere gewàltige Well ùf ùns
zürollt. Mir muen ùns beweje. Mir muen mit ihre
geh’n. A jetzt duet noch Unrecht g’schähn. Die SA-
Trùppe duen im Aujeblick ihre Erfolg fiere; blütige
G’sichter ùn gebrochene Mensche duen do devùn e
trueriges Zeignis àblaije. Awer so Sàche geh’n vorbei.
Wenn àm End s’Ziel richtig isch, verschwinde se ùn
sin vergesse. D’G’schicht wùrd ùf e neijes, wisses
Blàtt g’schriwwe.

D’Einzigscht Froej die ich mir stelle


due – ùn nùmme dir mitteile due, niemes ànderem
kànn ich des do àànvertroeje – isch : Isch des Ziel
richtig ? Isch die Grùndidee, däre mir noochgeh’n,
besser wie e ànderi? Max, dü waisch, dàss ich die
Mensche vùn minnere Ràss guet beobàcht hàb,
zitter dàss ich widder in dem Lànd bin, ùn dàss mir
klor worre n’isch wàs fer Quàle sie gelitte hàn, in
denne Johre, in denne s’Brot immer knàpper worre
n’isch ùn ihri Körwer àbg’maajert sin bis se
schlieβlich àlli Hoffnùng begrààwe hàn. Bis zuem
Hàls sin se im Triebsànd vùn de Verzwieflùng
g’steckt. Sie sin àm End g’wänn, àm Sterwe, dànn
isch e Mànn kùmme wie ne sinni Hànd üssg’treckt
het ùn se rüssgezoeje het. Alles wàs se jetzt wisse,
isch, sie wäere nit sterwe. Sie befinde sich jetzt
inere hysterische Befreijùngseuphorie, sie duen ihne
fàscht àànbädde, denne Mànn. Un sie hätte sich
jedem àndere Retter gejeniwwer, genauso verhàlte.
Dem Herr sei gedànkt, dàss es e richtiger Führer
isch ùn ken Todesengel, dem sie so fraidig folje duen.
Max, nùmme dir ellaan kànn ich àànvertroeje, dàss
ich zwiefle due. Ich due zwiefle àwer ich due a hoffe.

Awer genue mit de Politik. Mir duen


ùns iwwer ùnser Hüss àrig fraije ùn hàn a schùn e
pààr Feschtle gän. Hit wùrd de Bürjermeischter
ùnsere Gàscht sin, e Ooweesse fer àchtùnzwànzig
Persone. Mir duen wohrschins e bissel ààngän,
viellicht, àwer des duet m’r ùns verzeihje. Elsa het
e neijes Oowekleid üss bloejer Sàmt ùn verzwiefelt
fàscht, weil sie Angscht het, dàss es ze eng kennt
sin. Sie isch schùn widder schwànger. Des isch de
beschte Waij ùm e Frau rühig ze hàlte. Due se mit
Kinder beschäftige, dànn het se a ken Zit ze
kritisiere.

Unser Heinrich het e g’sellschàftlichi


Erowerùng g’màcht. Er duet mit sinnem Poney
üssritte ùn losst sich vùn dem àbwerfe. Un wer geht
ànne, ùm de Jùng ùfzehewe ? De Baron von
Freische. Die zwei duen sich làng iwwer Amerikà
ùnterhàlte, e pààr Dàà spaeter rueft de Baron ààn,
ùn mir duen ùns im Kàffee treffe. D’nägscht Wùch
isch ùnser Heinrich bi de von Freisches zuem
Middààesse ingelààde. Wàs fer e Kerl ! Es isch zü
schààd, dàss sin Ditsch nit besser isch, àwer er isch
fer e jedes e richtigi Fraid.

So geht ùnser Lëwe widdersch, min


liewer Frind. Viellicht duen mir àn groβe Ereignisse
teilnämme, viellicht blìèwe mir àwer a innerhàlb
vùn ùnserem Fàmiliekreis. Wàs mir àwer niemols
ùfgän waere, des isch d’Wohrhàftigkeit vùn ùnsere
Frindschàft, vùn däere dü so herzlich redde duesch.
Unseri Herze reise iwwer de Ozeàn zü dir ùn wenn
d’Gläser g’fillt sin, stoβe mir ààn : „ Uf de Unkel
Max.“

Mit herzliche Grieβ

Dinner Martin
10 mai 1933. On brule les livres des auteurs libéraux et
surtout juifs.

Diapo ? Feu ? Voix ?


Lumière sur l’adresse.

Galerie Schulse-Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

18 Mai 1933

Max: Liewer Martin,

Ich màch mir Sorje iwwer des wàs d’


Zittùnge iwwer din Vàterlànd schrìwe. Mir heere
fàscht nùmme ùnterschiedliche G’schichte, deshàlb
due ich mich nàdierli àn dich wende mit dem
Wùnsch nooch Ufklärùng. Ich bin mir sicher, dàss
des àlles nit so schlimm isch, wie’s dàrg’stellt wùrd.
E schreckliches Pogrom, des isch
d’iwereinstimmend Meinùng vùn de amerikànische
Zitùnge.
Ich weiβ, dàss din liberàler Geischt ùn
din mitfiehlendes Herz so Beesàrtigkeite nit
toleriere däte ùn dàss ich vùn dir d’Wohret erfàhre
wùrr. De Sùhn vùm Aaron Silbermann isch gràd
vùn Berlin zerùckkùmme, ùn wie ich g’heert hàb,
isch er mit knàpper Not devùnkùmme. Die
G’schichte wie er verzähle duet, klinge gànz
àndersch àls scheen. Er het Miβhàndlùnge mit
ààng’sähn ; sie hàn jemànd fàscht e Liter Rizinüsöl
durch d’zàmmegepresste Zähn ììngeträchtert, ùn
die Person isch dànn in de foljende Stùnde ùnter
de Quàle vùn verrissene Gedärm, e firchterlicher
Tod g’storwe.

(Max arrête la lecture, pensif, regrad sur


la ville, puis il reprend la lecture)

Viellicht hàn sich die Ereignisse


wirklich so zügetraawe ùn sin, wie dü g’sààt hesch,
nùmme e pààr Dorne inre hümàne Revolütion, doch
fer ùns Jùdde g’heere se zü ere vertroejte, truerige
G’schicht, wie sich zitter Johrhùnderte immer
wiederholt, ùn es isch kuem ze glauwe, dàss des àlte
Màrtyriùm hitzedààs im e ziwilisierte Lànd gedùlt
waere mues. Schrìeb mir, min Frind, wenns beliebt,
ùn gib mir minner Seelefridde zerùck.

Des Stick in dem Griselle so e groβer


Erfolgt g’fiert het wùrd wohrschins Ende Juni vùm
Spielplàn àbg’setzt. Sie schrìebt, sie hàn ihre in Wien
e ànderi Roll ààngebote ùn a noch eini in Berlin, e
àrig reizvolli. Sie redd hauptsächlich vùn dem
zweite Aàngebot, àwer ich hàb ihre g’schriwwe, sie
soll doch wàrte bis die àntisemitisch Well sich
berühigt het.

Nàdierli duet sie e àndere


Künschtlernàme benùtze wie ihre jiddischer Nàme
(Eisenstein wär sowieso fer e Theàterbühn e
ùnmejlicher Nàme), àwer es isch nit nùmme ihre
Nàme wie ihri Herkùnft veroote duet. A ihre
G’sichtzüg, ihri Geste, ihri g’fihlsrichi Stimm, duen
sie àls Jiddene üswiese, glichgiltig wàs fer e Nàme
sie benùtze duet. Un wenn die Bewejùng tàtsächlich
so viel Kràft b’sitzt, dànn wär’s besser fer Griselle,
im Aujeblick nit nooch Ditschlànd ze gehn.

Verzeih, min Frind, denne


ùnkonzentriete ùn kùrze Brief, àwer ich due ken
Fridde finde, bevor dü mich nit berühigt hesch. Ich
weiβ, dü wùrrsch mir in àller Ufrichtigkeit
àntworte. Wenn’s beliebt, schrieb mir so schnell wie
meijli.

Mit de Züsicherùng vùn minnem


Vertoeje in dich sowie vùn minnere Frindschàft zü
dir ùn dinnere Fàmilie

Dinner treij Max


Schloss Rantzenburg
München – Deutschland

9 Juli 1933

Diapo de la main de Martin tenant une enveloppe.


On peut lire l’en-tête de la banque. „Deutsch-
Völkische Bank und Handelsgesellschaft, München“

Martin: Lièwer Max,

Wie dü siehsch, schriew ich ùf em


G’schäftspàpier vùn minnere Bànk. Des isch
notwendi, denn ich hàb e Bitt àn dich ùn will a die
neij Zenzür ignoriere, die àrig streng isch. Mir
muen fer de Moment ùfheere ùns ze schriewe.
Sälbscht wenn ich ken offizielles Amt üssiewe
(ausüben) due, wärs fer mich ùnmeijli miteme Jùdd
ze korrespondiere. Sott àwer e Kontàkt erforderlich
sin, dànn laij de Brief zü de Bànküsszig (extraits) .
Schrieb mir àwer nimmi àn minni Privàtàdress.

Wàs die ernschte Ereignisse beträffe


duen, ùm die dü dir so viel Sorje màchsch : ich hàb
sie àm Aànfàng a nit gern g’hett, doch ihri
schmerzlich Notwendigkeit isch mir inzwische kloor
worre. D’Jiddisch Ràss isch e Schàndflecke fer jedi
Nàtion, die ihre Unterschlùpf bewilligt. Ich hàb
niemols de einzelne Jùdd g’hàsst – ich hàb dich
immer àls Frìnd lìeb g’hett, àwer dü waisch, dass
ich mit àller Ufrichtigkeit redde due, wenn ich sàà,
dàss ich dich nit waije dinnere Zügeheerigkeit zü
däre Ràss g’schätzt hàb, sondern trotz däre
Zügeheerigkeit.

(froideur dans son regard; arrogance)

De Jùdd isch iweràll ùn zü àlle Zitte


de Sündebock. Des isch nit ohne Grùnd so, ùn
dodemit main ich nit de àlt „Chrischtüsmörder“-
Awerglauwe, wie de Miβtroeje gaije de Jùdd nähre
duet-. Iwrigens isch der Ärjer mit de Jùdde
letschtlich nùmme e Näwesàch. Es pàssiert gràd
ebbs viel Gröβeres.

(en étroite union avec ce qu’il affirme dans sa lettre)

Wenn ich se dir nùmme zaije kennt,


wenn ich se dir nùmme vor Auje fiehre kennt – die
Wiedergebùrt vùn dem neije Ditschlànd ùnter
ùnserem herzensguete Führer ! D’Welt kànn nit
ewig e groβes Volk ùnterdrùcke ùn beherrsche.
Vierzehn Johr làng hàn mir ùnsere Kopf ùnter de
Schànd dùcke muen. Mir hàn s’bittere Brot vùn
ùnserem Schàm ùn die dünn Sùpp vùn ùnsere
Armuet g’esse.

Awer jetzt sin m’r freie Mensche. Mit


voller Kràft stehn mir ùff ùn brüche nimmi ùnsere
Blick vor de àndere Nàtione ze senke. Un ùnser
Bluet duen m’r reinige vùn denne minderwertige
Elemente.

(grand sourire, heureux de la supériorité retrouvé


de sa race)
Im Singe wàndere mir dùrich ùnseri
Täler, ùn ùnseri stàricke Mùschkle zittere, wenn es
drààn geht neije Ufgààwe ze bewältige – ùn
d’Stimme vùm Wotan ùn vùm Thor ertöne in de
Beri, ùnseri àlte, stàricke Götter vùn de nordische
Ràss.

Awer naan. Während ich des schrììwe


due ùn spier, wie minner Enthùsiasmùs fer die neije
Visione entflàmme duet, weiβ ich in de gliche Zitt,
dàss dü nit verstehn wùrrsch, wie notwendi des
àlles fer Ditschlànd isch. Dü wùrrsch nix ànderes
sähn, àls din Volk wie in Not isch. Dü wùrrsch nit
ìnsähn, dàss e pààr lìede muen, demit Millione
gerett waere. Dü bisch in erschter Linie e Jùdd ùn
wùrrsch ùm din Volk jàmmere. Des versteh ich au.
Des leijt in de Nàtür vùm semitische Chàràkter. Ihr
duen immer làmentiere, àwer ihr sin niemols tàpfer
genue ùm zerùckzeschlaawe. Deswaije gibt’s a
Pogrome.

(ton plus doux)

Oh jeh, Max, ich weiss es wùrd dir


weh màche, àwer dü muesch de Wohret in d’Auje
lueje. Es gibt Bewejùnge die sin viel gröβer wie
d’Männer wie se ins Lëwe geruefe hàn. Un ich bin e
Teil vùn daere Bewejùng. Unsere Heinrich isch Pimf
im Jungvolik die vùn Baron von Freische ààng’fiehrt
wùrd. Sinner Ràng duet ùnserem Hüss jetzt e Glànz
verlaihje. Er isch öfters Gàscht bì ùns ùn b’suecht
ùnsere Heinrich ùn au d’Elsa, die er àrig bewùndert.
Ich sälwer stäck bis iwer beide Ohre in de Arweit.
D’Elsa duet sich weni ùm Politik kümmere, nùmme
ùnsere Führer duet se tief verehre. Zitterem e
Monet isch se schnell mied. Viellicht sin die Abständ
zwische de Schwàngerschàfte ze kùrz. Es wùrd ihre
sicher besser geh’n, wenn ùnser Kind emol ùf de
Welt isch.

Ich due àrig beduere, dàss ùnser


Briefwechsel ùf die Art ùn Wììs sin End finde duet,
Max. Viellicht duen mir ùns wieder àm e scheene
Dàà ùfem e Terrain treffe, ùf dem mir e besseres
gejesittiges Verständnis entwickle kenne.

wie immer din

Martin Schulse
Galerie Schulse-Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

1. August 1933

Afin de faire comprendre aux spectateurs comment la lettre


arrive à Munich, il faudrait à nouveau projeter une diapo
montrant l’enveloppe sur laquelle est noté ; « Brief an
Herrn Martin Schulse
(durch freundliche Übermittlung von J. Lederer)
SchloβRantzenburg
München, Deutschland
Max: Martin, min àlter Frìnd,

Ich due denne Brief im Jimmy


Lederer ànvertroeje, wie ùf sinnere Europareis
demnägscht in München Stàtion màche wùrd.
Zitterem letschte Brief denne dü mir g’schickt
hesch, due ich ken Ruehj meh finde. Die Wörter hàn
so weni noch dir geklùnge, dàss ich de Inhàlt
nùmme dinnere Angscht vor de Zensurstell
züschrììwe kànn. Der Mànn, denne ich wie e
Brueder gern g’hett hàb, miteme Herz wie immer
vor Sympàthie ùn Frìndschàft iwerg’loffe isch, kànn
sich doch ùnmeijli, ùn sei’s a nùmme àls Aànhänger,
àn de Abschlàchtùng vùm e ùnschùldige Volik
beteilige. Ich due dir vertroeje ùn due bädde, dàss
ich dinni Lauj (Lage) richtig versteh. Ich verlàng ken
üsfierlichi Erklärùng vùn dir, die dich in
Schwierigkeite bringe kennt – nùmme e aanfàches
„Ja“. Un des wùrd mir saawe, dàss dü nùmme e
notwendigi Roll spiele duesch, àwer dàss din Herz
sich nit g’ändert het, dàss ich mich nit in minnem
Glauwe getäuscht hàb, dàs dü immer e Mànn vùn
fìnem liberàlem Geischt g’wän bisch, fer denne
s’Fàlsche fàlsch blìet, egàl in wàs fer em e Nàme es
üsg’iebt wùrd.

D’Zensur, d’Verfoljùng vùn àlle


Mensche mit liberàle Aànsichte,
d’Biecherverbrennùnge ùn d’Korrùptheit àn de
Üniversitäte hätte dinner Widersprùch
hervorg’ruefe, au wenn nit im e einzige Aàngehörige
vùn minnere Ràss nùmme e Hoor gekrümmt worre
wärd. Dü bisch e Liberàler, Martin. Dü hesch immer
im Witblick gedenkt. Ich weiss, dàss dü dich in
dinnere kloore Geischteshàltùng nit vùnere
popùlischtische Strömùng mitrisse losch. Denn die
Volksbewejùng het, so stàrick wie se a isch, ebbs
àbgrùndtiefes Schlechtes àn sich.

Ich versteh guet, worùm dàss die


Ditschte im Hitler züjùble. Sie reàgiere ùf die
Ungerechtigkeite, wie se zitter dem Desàschter vùm
letschte Kriej erlitte hàn. Awer dü, Martin, hesch
doch zitter dem Kriej im Grùnd wie e Amerikàner
g’lëbt.

(un temps. Gros soupir)

Ich weiss, es isch nit minner Frìnd


g’wänn wie mir denne Brief g’schriwwe het. Es
wùrd sich erüsstelle, dàss es nùmme d’Stimm vùn
de Vorsicht ùn vùm Opportünismùs g’wänn isch.

Ungedùldi due ich des eine Wort


erwàrte, wie minnere Seel ihre Fridde zerùckgän
kànn. Schrìeb schnell din „Ja“.

Alles Liewe fer eich,

Max
Schloss Rantzenburg
München – Deutschland

18 August 1933

Brief an Herrn Max Eisenstein


San-Francisco, Kalifornien, U.S.A

(Lettre toujours écrite sur le papier à en-tête de la Banque


Deutsch-Völkische Bank und Handelsgesellschaft, München)
Martin: Lièwer Max,

Ich hàb dinner Brief erhàlte. Die


Antwort heisst „Nein“. Dü bisch e sentimentàler
Mensch. Dü witt nit verstehn, dàss nit àlli Mensche
nooch dinnem Mùschter g’schnitte sin. Dü duesch se
mit nette, klaane Etikette beklëwe, zuem Beispiel
„liberàl“, ùn erwàrtscht dànn, dàss se sich
entsprechend nooch dinne Vorstellùnge verhàlte.
Awer dü duesch dich täusche. So, ich soll àlso e
àmerikànischer Liberàler sin ? Nein ! Ich bin e
ditscher Pàtriot.

E Liberàler isch e Mànn, wie nit àn e


Hàndlùng glaabt. E Bàbbler, wie sin Müll ùfrisst
iwwer d’Menscherechte, àwer nix màcht, üsser
driwwer ze redde. E Liberàler màcht gern viel Wind
ùm d’Meinùngsfreiheit ; àwer wàs isch
d’Meinùngsfreiheit ? Nix ànderes àls d’Meijlichkeit,
bequem ùf sinnem Hinterteil ze sitze ùn ze b’haupte,
àlles, wàs d’àktive Mensche ùnternämme, sei fàlsch.
Gibt es ebbs wirkùngsloseres wie e Liberàler ? Ich
kenn se guet, d’Liberàle, denn ich bin sälwer einer
g’wänn. Sie verùrteile e pàssivi Regierùng, weil se
nix verändere duet. Awer loss e stàricker Mànn àn
d’Màcht kùmme, loss e energischer Mànn mit
Veränderùnge àànfànge, wo isch er dànn, din
Liberàler ? Er isch degaije. Fer e Liberàler isch jedi
Veränderùng ebbs Fàlsches.

Un er sààt zü dem, es sei e


„làngfrischtigi Perspektive“, àwer es isch lediglich
d’Angscht, dàss er sälwer ebbs màche mues. Er het
g’schwolleni Rede gern ùn scheeni Werter, doch fer
d’Männer, wie d’Welt zü dem màche wàs se isch,
duet er sich àls nùtzlos erwiese. D’Màcher, des sin
d’einzigscht wichtige Männer. Un bì ùns in
Ditschlànd isch e Mànn mit Hàndlùng àn d’Màcht
kùmme. E energischer Mànn wie die Sàche
àànpàcke duet. D’G’schicht vùm e gànze Volik het
sich innerhàlb einere Minütt g’ändert weil e
tàtkräftiger Mànn kùmme n’isch.

Un ich schlieβ mich ihm ààn. Ich wär


nit bloβ vùnere Strömùng mitg’risse. Ich due des
bedittùngslose Lëwe àbschittle, wie nùmme üss
Rede b’stànde het ùn ken Vollendùng gekennt het.
Ich due mich ùfrichte ùn stell mich mit minnere
gànze Kràft hinter die groβ, neij Bewejùng. Ich bin
e Mànn, weil ich hàndle due. Devor bin ich nùmme
e Stimm g’wänn. Ich stell de Zweck vùn ùnserem
Hàndle nit in Froej. Des isch nit nötig. Ich weiss, es
isch guet, weil’s e kolossàli Vitàlität freisetze duet.
Mensche wie so viel Fraid ùn Begeischterùng verteile,
wäere nit in schlechti Sàche nìngezoeje.

Dü sààsch, mir verfolje liberàl


denkende Mensche, mir duen Bibliotheke plündere.
Dü sottscht emol üss dinne àbg’stàndene
Sentimentàlitäte erwàche. Duet e Chirùrg de Krebs
verschone, nùmme weil er ne wägschnìde mues fer
ne ze entferne? Mir sin gräusàm. Nàdierli sin mir
gräusàm. So wie e jedi Gebùrt gräusàm isch, so
isch’s a ùnseri Neijgebùrt. Awer mir erlëwe e groβi
Fraid. Ditschlànd geht widder Kopfhoch. Ditschlànd
duet sinnem Führer in de Triùmph folje. Wàs
verstehsch dü schùn devùn, dü, wie nùmme do
sitsch ùn traimsch ? Dü hesch nie e Hitler
kennelehre. Er isch wie e frischg’schliffenes Messer.
Er isch e wisses Licht, àwer so glühend haiss wie
d’Sùnn vùm e neije Dàà.

Ich b’steh drùf, dàss dü mir nimmi


schriwe sollsch. Mir sin ken Frind meh, des muen
mir beidi àànerkenne.

Martin Schulse
À partir de cette scène, le nom de „Schulse“ a été enlevé.
On ne lit plus que
« Galerie Eisenstein »

Galerie Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

5. September 1933

Brief an Herrn Martin Schulse


C / o Deutsch-Völkische Bank
München, Deutschland

Max: Liewer Martin,


Bìeg’laijt zuem Brief duesch dü dinni
Kontoüszig ùn Monetsàbrechnùnge finde. Es isch
notwendi, dàss ich dir e kùrzi Nochricht schicke due.
Griselle isch ùf Berlin gànge. Sie isch einfàch ze
küràschiert. Awer sie het so làng ùf de Erfolg g’wàrt,
dàss se jetzt nit drùf verzichte will, ùn sie làcht
iwwer minni Ängschte. Sie wùrd àm König-Theàter
spiele.

Dü bisch Pàrteimitglied ùn duesch e


öffentliches Amt bekleide. Im Nàme vùn ùnsere àlte
Frindschàft due ich dich bitte, ùf sie ùfzepàsse. Fàhr
ùf Berlin, wenn’s meijli isch, ùn luej doch ob se in
G’fàhr isch.

Ich näm ààn, dàss es dir nit g’fàlle het,


wie ich gezwùnge g’wänn bin dinner Nàme üss de
Galerie ze entferne. Awer dü waisch wer ùnseri
wichtigschte Kùnde sin. Sie däte jetzt niemols ebbs
àànriehre wie üss’re Firma mit ditschem Nàme
kùmmt.
Iwwer dinni neij Iìnstellùng kànn ich
nit dischkütiere. Awer dü muesch mich verstehn.
Ich hàb nit erwàrt, dàss dü fer min Volik zü de
Wàffe griffe sollsch, weil’s min Volik isch, àwer weil
dü e Mànn g’wänn bisch wie d’Gerechtigkeit g’liebt
het.

Ich due dir minni lichtsinnig Griselle


àànvertroeje. Des Kind sieht nit in wàs fer e G’fàhr
es sich begibt. Ich due dir jetzt nimmi schrììwe.

Uf Wiedersähn, min Frind,

Max

Galerie Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A
5. November 1933

Brief an Herrn Martin Schulse


c / o Deutsch-Völkische Bank
und Handelsgeselschaft
München, Deutschland

Max: Martin,

Ich schrieb dir noch emol, weil mir ken


àndere Üsswaij blibt. E dùnkli Voràhnùng het vùn
mir B’sitzt ergriffe. Sobàld ich g’wisst hàb, dàss
d’Griselle in Berlin àànkùmme g’wänn isch, hàw ich
ihre g’schriwwe. Sie het mir nùmme kùrz Antwort
gän, d’Prowe sin hervorràgend g’loffe ùn s’Stick het
bàld Premiere.
Minner zweit Brief isch ùnbekümmerter g’wänn,
ohne die ängschtliche Wàrnùnge, ùn er isch mir
ùng’öffnet, miteme Stempfel „Empfänger
ùnbekànnt“ zerùckg’sendt worre. Wàs fer e
Dùnkelheit die zwei Wörter beinhàlte ! Wie kànn sie
ùnbekànnt sin ? Es duet sich b’stimmt ùm die
Mitteilùng hàndle, dàss ihre ebbs pàssiert isch. Sie
wisse wàs mit ihre g’schähn isch, des saawe die
àbg’stempfelte Brief, nùmme ich soll’s nit erfàhre.
Sie het sich in e Art Leere ùfg’löst, ùn es isch sinnlos
sie ze sueche. Des àlles saawe mir die zwei Wörter
„Empfänger ùnbekànnt“.

Martin, mues ich dich denn


üsdricklich bitte sie ze finde, ihre ze helfe ? Dü hesch
ihri Lieblichkeit gekennt, ihri Scheenheit ùn ihri
Zàrtheit. Sie het dir ihri Lieb g’schenkt, in kennem
àndere Mànn üsser dir. Ich weiβ, ich brüch dich ùm
dinni Hilf nit noch emol ze bitte. Es làngt, dàss ich
dir sàà es isch ebbs Schlimmes pàssiert, dàss sie in
G’fàhr isch.

Ich due se in dinni Händ gän, denn ich


kànn ihre nit bìstehn.

Max
Galerie Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

23. November 1933

Brief an Herrn Martin Schulse


c / o Deutsch-Völkische Bank
und Handelsgeselschaft
München, Deutschland

Max: Martin,
In groβer Verzwieflùng due ich mich
àn dich wende. Ich hàb nit noch e wittere Monet
wàrte welle, àlso due ich dir e pààr Unterlauje
schicke, wie dinni Investitione betreffe. Unter
Umständ kànnsch dü hìe ùn do e pààr Änderùnge
vornämme, ùn ich kànn so minnere Bitt e
Bànkbrief dezü laije.

Es geht ùm Griselle. Sitter zwei Monet


hàw ich ken Nochricht vùn ihre erhàlte, ùn jetzt
duen a noch Gerüchte àn min Ohr dringe. Vùm e
jiddische Müll zuem e jiddische Müll
widderschgetraawe, kùmme àllmählich Berichte üss
Ditschlànd bis zü ùns riwwer, G’schichte so voller
Schrecke, dàss ich minni Ohre zühàlte sott, wenn
ich’s kennt, àwer ich kànn nit. Ich mues wisse wàs
ihre züg’stoβe n’isch. Ich mues mir G’wissheit
verschàffe.
Sie isch e Wùch làng in dem Berliner
Theàterstick ùfgeträtte. Dànn isch se vùm Püblikùm
àls Jiddene üssgepfiffe worre. Sie isch so dickköpfig,
so küràschiert, des wùnderbàre Kind ! Sie het ihne
ihr Pfiffe in ihri Häls zerùckg’schickt. Sie het ihne
stolz g’sààt, ja, sie isch e Jiddene.
E pààr Züschauer sin vùn ihre Sitz
hochg’sprùnge ùn hàn se rùnter hole welle. Sie isch
hinter d’Bühn gerennt. Jemes mues ihre g’holfe hàn,
denn es isch ihre g’lùnge, im gànze Pàck wie àn ihre
Absätz geklebt isch, ze entkomme.. E pààr Dàà isch
se im Keller vùn ere jiddische Fàmile ùntergetaucht.
Dànn het se, sowit es meijli g’wänn isch, ihr Üssähn
verändert ùn isch gaije Süde geloffe. Sie het
wohrschins g’hofft, sich ze Fues, bis nooch Wien
dùrchschlaawe ze kenne, denn sie het sich nit
getroejt d’Isebàhn ze nämme. Sie het zü denne Litt
g’sààt, vùn denne sie sich veràbschiedt het, sie dät
in Sicherheit sin wenn se bì Frind in München wärd.

Des isch minni Hoffnùng, dàss se sich


àn dich g’wändt het, denn in Wien isch se nie
ìngetroffe. Schrieb mir e Wort, Martin, ùn wenn se
nit bì dir àànkùmme n’isch, due dich doch
vorsichtig erkùndige, sofern des in din’re Màcht isch.
Ich find ken Ruehj meh. Ich due mich Dàà ùn Nàcht
quäle, sieh des tàpfere klaane Kind mühsàm die
viele Kilometer dùrch e findliches Lànd wàndere,
ùn bàld isch Winter. Ich due Gott bitte, dàss dü mir
e Wort sende duesch wie mich erlichtere dät.

Max
Schloss Rantzenburg
München – Deutschland
8. Dezember 1933

Martin : Heil Hitler ! (ceci dit avec lenteur, yeux levés


vers le ciel, main droite qui salue ?) Ich beduer àrig,
dir schlechte Nochrichte iwermittle ze muen. Dinni
Schweschter isch tot.

Unglicklicherwììs isch se –wie dü sälwer g’sààt


hesch –wirklich verrùckt g’wänn. Vor ere knàppe
Wùch isch se do àànkùmme, e Hüffe SA-Litt hinter
ihre her. Bì ùns isch’s àrig hektisch zügànge – sitter
de Gebùrt vùm klaane Adolf im letschte Monet
steht’s ùm d’G’sùndheit vùn de Elsa nit so guet. De
Dokter ùn zwei Krànkeschweschtere sin do g’wänn,
àlli Aàng’stellte ùn d’Kinder sin dùrchs Hüss
gerennt.
Wie’s de Züfàll will, bin ich’s wie d’Dier
ùfmàcht. Erscht hàw ich gedenkt es steht e àlti Frau
vor mir, doch dànn luej ich ihre ins G’sicht, ùn dànn
sieh ich a schùn, dàss die SA gràd dùrchs Door vùm
Park gerennt kùmmt. Kànn ich se verstecke ?
D’Chance stehn eins zü toisich. Jede Moment kànn
einer vùn de Aàng’stellte kùmme. Kànn ich’s
veràntworte, dàss s’Hüss dùrchsùcht wùrd,
während d’Elsa krànk im Bett laijt ? Kànn ich’s
wirklich riskiere feschtg’nùmme ze waere weil ich
inere Jiddene Unterschlùpf gewährt hàb ùn àlles ze
verliere wàs ich do ùfgeboeje hàb ? Nàdierli hàw ich
àls Ditscher e ùnmiβverständlichi Pflicht. Sie het ùf
de Bühn ihre jiddische Kerwer in reine, jùnge
ditsche Männer gezaijt. Ich soll se feschthàlte ùn
dem SA-Trùpp iwergän. Awer des bring ich nit
ferti.

„Dü duesch ùns noch àlli ins Verderwe stirze,


Griselle“ sàà ich zü ihre. „Laaf zerùck, tiefer in de
Park!“ Sie luejt mich ààn, lächelt (sie isch noch
immer e tàpferes Maidel g’wänn) ùn trefft ihri
eijeni Entscheidùng.
„Ich will dir ken Schààde àànduen,
Martin,“ sààt se ùn rennt d’Treppe rùnter ùn dànn
ùf d’Baim zü. Awer sie mues mied g’wänn sin. Sie
laaft nit àrig schnell, ùn die SA-Männer hàn se
endeckt. Ich bin hilflos. Ich bin ins Hüss zerùck, ùn
noch e pààr Minüte heert se ùf mit ruefe.
(un temps. Soupir?)

Am àndere Morje hàw ich d’Leich ins Dorf


bringe lon ùm sie ze beerdige. Es isch verrùckt
g’wänn vùn ihre, nooch Ditschlànd ze kùmme. Armi
klaani Griselle. Ich truer mit dir, àwer wie dü g’sähn
hesch, bin ich nit im Stànd g’wänn ihre ze helfe.

Ich mues dich jetzt ernschthàft bitte, kein


Kontàkt meh mit mir ùfzenämme. Jedes Schrììwe,
wie bì ùns ìnträffe duet wùrd vùn de Zensùr
geprüft, ùn ich bin nit in de Lauj, ze saawe, wànn
se àànfànge a die Brief wie àn d’Bànk àdressiert sin,
ùfzemàche. Un mit Jùdde wùrr ich a ken G’schäft
meh màche, mit Üsnàhm vùn de
Geldìngàngsbestätigùnge. Es isch nit guet fer mich,
dàss e Jiddene zü mir g’flicht isch ùm Unterschlùpf
ze finde. Alli wittere Verbindùnge sin inàkzeptàwel.
E neijes Ditschlànd fàngt ààn G’stàlt
àànzenämme. Unter ùnserem gloreiche Führer
waere mir de Welt bàld groβàrtige Dinge zaije.

Martin
Max commence à se venger

Projection de ce télégramme sur le fond droit ? Je


pense qu’il ne peut pas être lu comme les lettres, et
il faudrait aussi que les spectateurs s’aperçoivent
qu’il est destiné à Martin Schulse.

Max est-il présent lors de la projection ? Oui, je


crois qu’il pourrait regarder la projection. A voir.

CABLEGRAM

MUENCHEN,
2. JANUAR
1934

MARTIN SCHULSE
AKZEPTIERE DEINE BEDINGUNGEN BILANZ
VOM ZWOELFTEN NOVEMBER WEIST DREIZEHN
PROZENT STEIGERUNG AUF ZWEITER
FEBRUAR VIERFACH BESTAETIGT
GEMEINSCHAFTSAUSSTELLUNG ERSTER MAI
TREFFE VORBEREITUNGEN ZUR ABREISE NACH
MOSKAU FALLS SICH MARKT UNERWARTET
OEFFNET FINANZIELLE INSTRUKTIONEN AN
NEUER ADRESSE HINTERLEGT

EISENSTEIN
La scène est recouverte d’un léger brouillard

Galerie Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

3. Januar 1934

Brief an Herrn Martin Schulse


Schloβ Rantzenburg
München, Deutschland

Max lit les lettres avec un sourire sarcastique


sur les lèvres

Max: Lìèwer, vùn ùns àlle g’schätzter Martin,


Vergäss, wenns beliebt, nit de Gebùrtsdàà vùn
de Groβmueder. Am 8. wùrd se 64.
Amerikànische Betriewe waere fer dinni
G’sellschàft „Junger Deutscher Maler“ 1000
Pinsel liefere. Mandelberg isch au in de Verein
ìngeträtte. Schick àm 25., àwer nit friehjer,
11 Picasso-Reprodüktione, 20 ùf 90, àn die
Galeriee wie mitmàche duen. Rot ùn Bloej sott
dominiere. Mir kenne dir im Aujeblick fer die
Trànsàktion 8000 Dollar üszàhle. Ich fàng
miteme neije Rechnùngsbuech 2 ààn.

Mir bädde jede Dàà fer


dich, lìèwer Brueder.

Eisenstein
Galerie Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

17. Januar 1934

Brief an Herrn Martin Schulse


Schloβ Rantzenburg
München, Deutschland
Max: Martin, lìèwer Brueder,

Guete Noochrichte ! Vor 5 Dàà het ùnser


Stock 116 erreicht. Die Fleishmann hàn ùns
noch emol 10 000 Dollar vorg’streckt. Des sott
lànge fer de Bedàrf vùn de G’sellschàft „Junger
Deutscher Maler“ fer e Moment ze decke. Awer
loss ùns wisse, wenn’s züsätzliche G’laijehaite
gän sott. Die Schwitzer Miniàtüre sin àrig
g’froejt. Due ùfmerksàm de Màrikt beobàchte
ùn due dinni Reis ùf Zürich nooch’em 1. Mai
vorbereite, wenn sich ùnerwàrtet viel
G’laijehaite ergän sotte. Unkel Salomon wùrd
froh sin dich ze sähn, ùn ich weiss, dàss dü
sinnem Urteil blind vertroeje duesch.

S’Wetter isch vollkomme kloor ùn es gibt


fer die nägschte zwei Monet ken konkrete
G’witterwàrnùnge.
Due fer dinni Stüdente foljende Reprodüktione
vorbereite : van Gogh, 15 ùf 103, rot ; Poussin,
20 ùf 90, bloej ùn gähl ; Vermeer, 11 ùf 33,
rot ùn bloej.

Unseri Hoffnùnge duen dinni neié


Unternämme begleite.

Eisenstein
Galerie Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

29. Januar 1934

Brief an Herrn Martin Schulse


Schloβ Rantzenburg
München, Deutschland

Max: Lìèwer Martin,

Dinner letscht Brief isch versehentlich in


de Geary Steet Nùmmer 457, Raum 4, g’làndt.
D’Tànte Rheba sààt, ich soll dir üssrichte, dàss
dü kirzer ùn kloorer schrìebsch, demit dinni
Frind àlles verstehn wàs dü sààsch. Ich bin
sicher, dàss àlli ùf din Fàmilietreffe àm 15.
vorbereit sin. Dü wùrrsch nooch denne viele
Feschtle mied sin ùn wùrrsch a dinni Fàmilie
ùf dinni Reis ùf Zürich mitnämme welle.

Bevor dü àwer àbreise duesch, b’stell doch


foljende Reprodüktione fer d’Filiàle vùn de
G’sellschàft „Junger Deutscher Maler“, wie sich
schùn ùf d’Üsstellùng im Mai, oder viellicht
sogàr friehjer, fraije duen : Picasso, 17 ùf 81,
rot ; van Gogh, 5 ùf 42, wiss ; Rubens, 15 ùf
204, bloej ùn gähl.

Mir duen dich in ùnser Gebädd ììnschlieβe.

Eisenstein
La lumière revient sur la partie gauche.

Schloss Rantzenburg
München - Deutschland

12. Februar 1934

Brief an Herrn Max Eisenstein


Galerie Eisenstein
San-Francisco, Kalifornien, U.S.A
Complètement abattu, Martin lit la lettre qu’il vient
d’écrire à Max.

Martin: Max, min àlter Frind,

Oh Max, waisch dü iwerhaupt wàs dü


àànrichte duesch? Ich mues versueche denne Brief
mit de Hilf vùm e Amerikàner, wie ich do
kenneglehrt hàb, üsserem Lànd ze schmùggle. Ich
schrieb die Bitt àn dich üssere Verzwieflùng erüss,
die dü dir nit vorstelle kànnsch.

Des verrùckte Telegràmm ! Die Brief,


wie dü mir g’schickt hesch. Waije ihne mues ich
Recheschàft àblaije. Die Brief kùmme nit bì mir ààn,
àwer ich mues ùf’s Amt. Sie zaije mir dinni Brief ùn
fordere, dàss ich ihne de Code gän soll. E Code ?
Wie kànnsch dü, e làngjähriger Frìnd, mir des
àànduen?

Begriffsch dü eijetlich, hesch dü irgend


e Vorstellùng devùn, dàss dü mich zegrùnd richte
duesch ? Schùn jetzt bekùmm ich dùrch dinner
Wàhnsin schreckliche Folje ze spiere. Ich bin brütàl
ùfg’fordert worre vùn minnem Amt zerùckzeträtte.
Heinrich isch nimmi im Jungvolik. Sie hàn ihm
g’sààt es wär fer sinni G’sùndheit nit guet. Gott im
Himmel, Max, waisch dü wàs des beditt ? Un d’Elsa,
daere ich nit e Wort devùn saawe kànn, d’Elsa isch
truerig, weil d’Pàrteimitglieder ihri Inlàdùng
àblehne ùn dàss de Baron von Freische nimmi mit
ihre redde duet, wenn se sich ùf de Stroβ ààntreffe.

Ja, ja, ich waiss worùm dü so hàndle


duesch – àwer verstehsch denn nit, dàss ich nix
màche hàb kenne ? Wàs hätt ich màche sotte ? Ich
hàb nit emol getroejt es nùmme ze versueche. Ich
due dich inständig bitte, nit waije mir, àwer waije
de Elsa ùn de Kinder – denk drààn, wàs es fer die
beditte duet, wenn se mich verhàfte sotte ùn sie im
Ungewisse sin, ob ich lëwe due oder tot bin. Waisch
dü wàs es haisst in e Konzentràtionslaajer gebrocht
ze waere? Witt dü, dàss ich àn d’Wànd g’stellt wùrr
ùn sie ihri Flinte ùf mich richte duen ? Ich due dich
àànflehe, heer ùf mit dem. Màch dem e End, solàng
noch nit àlles kàppütt isch. Ich hàb Angscht ùm min
Lëwe, Max, ùm min Lëwe.
Ton pleureur

Bisch dü des wie des màche duet ? Des


kànnsch dü nit sin. Ich hàb dich wie e Brueder gern
g’hett, min àltes Maxel. Oh Gott, hesch denn dü ken
Mitleid ? Ich bitt dich, Max, heer ùf demit, heer ùf
demit ! Due’s beende solàng fer mich noch Üssicht
ùf e Rettùng b’steht. Ich bitt dich dorùm, vùn
gànzem Herze ùn üss àlter Frindschàft.

Martin
Galerie Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

15. Februar 1934

Brief an Herrn Martin Schulse


Schloβ Rantzenburg
München, Deutschland

Max: Martin, ùnser lìèwer Frind,


150 Millimeter Raihje in 18 Dàà, bi ùns do.
Wàs fer e Johreszitt ! E Schiffslàdùng mit
1 500 Pinsel (Benzel ?) soll die Wùch bi de
Moler vùn de Berliner Ortsgruppe ìntreffe.
Dodùrch duen se e bissel Zitt gewinne ùn kenne
vor de groβe Üsstellùng noch üwe.
Amerikànische Sponsore waere mit dem
Bedàrf fer d’Moler üsshelfe, àwer dü muesch
die letschte Arrangements treffe. Mir sin viel
ze witt wäg ùm de europaïsche Màrik guet ze
kenne, ùn dü wùrrsch viel besser àbschätze
kenne, wàs fer e Üssmàβ àn Unterstizùng so e
Üsstellùng in Ditschlànd beànsprùcht. Due
foljende Exemplàre fer die Üsslieferùng àm 24.
März vorbereite : Rubens, 12 ùf 77, bloej ;
Giotto, 1 ùf 317, grien ùn wiss ; Poussin, 20
ùf 90, rot ùn wiss.

De jùng Blum isch d’letscht Wùch mit de


Picasso-Spezifikàtione àbg’reist. Er wùrd die
Ölfàrwe in Hamburg ùn Leipzig deponiere ùn
dànn zü dinnere Verfüjùng stehn. Viel Erfolg
fer dich !

Eisenstein

Galerie Eisenstein,
San Francisco, Kalifornien, U.S.A

3. März 1934

Brief an Herrn Martin Schulse


Schloβ Rantzenburg
München, Deutschland

Max: Martin, ùnser lìèwer Brueder,

De Cousin Julius het zwei Söhn bekùmme, beidi


wieje nìen Pfùnd. D’Fàmilie isch àrig glicklich.
Mir glauwe àlli gànz fescht àn de Erfolg vùn
dinnere Üsstellùng „junger Künstler“, die bàld
ùffgeht. D’letscht Schiffsendùng mit Lìnwänd
het sich waije Schwierigkeite mitem
internàtionàle Wechselg’schäft e bissel
verschowe, wùrd àwer d’Berliner Gruppe
rechtzittig erreiche. Dü kànnsch die Sàmmlùng
vùn de Reprodüktione jetzt àls komplett
betràchte. D’gröscht Unterstizùng wùrrsch vùn
de Picasso-Enthusiàste erwàrte därfe, àwer
due die àndere Linie nit vernoochlässige.

Die letschtgiltige Plän iwerlon mir dinnere


Erfàhrùng, dringe àwer ùf e friehjer Termin
ùm daere Üsstelùng wirklich de volle Erfolg ze
sichere.

De Gott vùm Moses soll àn dinnere Sitt


stehn

Eisenstein
Diapo avec la reproduction de l’enveloppe
Eisenstein Galeries
San Francisco, California, U.S.A.
MR.

Mr.Martin Schulse
Schloss
Rantzenburg

Muenchen
GERMANY

fin

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