Vous êtes sur la page 1sur 5

Cours Mastère

1ère année ISLAM


Enseignant : Kais Ben Slama

Kultur und Kunst in den Zwanzigern

Die Zwanzigerjahre wurden wegen der blühenden und schillernden Kunst- und Kulturszene
auch die „Goldenen Zwanziger“ genannt. „Golden“ waren diese Jahre jedoch nur für einen
relativ kleinen Personenkreis und nur in der Mitte der Zwanzigerjahre der Weimarer Republik.
In Malerei, Literatur, Architektur, Theater, Kino, Sport und Musik tat sich ein Spannungsfeld
auf, das von der Sozialkritik bis zur puren Lust am Vergnügen reichte. Besonders prägend
waren die avantgardistischen Kunstrichtungen des Expressionismus, Dadaismus und
Surrealismus. In den letzten Jahren der Republik wurden Kunst und Kultur zunehmend
politisch, denn der Kampf zwischen den beiden politischen Lagern wurde auch auf diesem
Gebiet ausgetragen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete die kulturelle
Vielfalt, der Kulturbetrieb wurde gleichgeschaltet.

Die „Goldenen Zwanziger“ – Kunst und Kultur

So bedrückend und grau die politische Kultur der Zwanzigerjahre auch war, Kunst und Kultur
dieser Epoche präsentierten sich glanzvoll und experimentierfreudig. Nicht umsonst sind diese
Jahre als die „Goldenen Zwanziger“ in der Erinnerung lebendig geblieben. Dabei waren diese
Jahre nur für einen kleinen, relativ wohlhabenden Personenkreis wirklich „golden“. Große Teile
der Bevölkerung lebten in ärmlichen Verhältnissen und mussten sich um ein ausreichendes
Auskommen sorgen. Mit der 1929 eintretenden Weltwirtschaftskrise endete die Partystimmung
sehr plötzlich, und die Themen in Kunst und Kultur wurden zunehmend politisch und
beschrieben die Not und das soziale Elend der Bevölkerung.

Kunst

Prägend für die Kunst der Nachkriegszeit waren die avantgardistischen Stilrichtungen, z. B.
Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus. Ihre Vertreter, etwa MAX ERNST oder PAUL
KLEE, fanden beim Publikum großen Anklang, weil sie als Protest einer jungen Generation
gegen Selbstentfremdung und den Verlust der Humanität verstanden wurden. Andere Maler
wie OTTO DIX, MAX BECKMANN oder GEORG GROSZ schufen – beeinflusst von der
Massenkultur und den neuen technischen Medien Film und Hörfunk – Gemälde, die ein

1
nüchternes Bild von der Bewältigung des Alltags malten. Sie prägten mit ihrer „neuen
Sachlichkeit“ besonders die zweite Hälfte der Zwanzigerjahre. In der Bildhauerei waren die
expressionistischen Plastiken von ERNST BARLACH und KÄTHE KOLLWITZ prägend.

Architektur und Design

Auch in Architektur und Design fand die „neue Sachlichkeit“ Eingang und drückte sich durch
einfache gerade Formen aus, die Schönheit und Funktionalität miteinander verbanden.
Stilprägend wurde hier die von WALTER GROPIUS 1919 in Weimar gegründete Hochschule
für Gestaltung, das sogenannte „Bauhaus“, in dem Maler und Designer wie WASSILY
KANDINSKY, PAUL KLEE, MARCEL BREUER, MARIANNE BRANDT und später
LUDWIG MIES VAN DER ROHE lehrten und arbeiteten. Auch der Komponist PAUL
HINDEMITH hielt hier Gastvorlesungen. Im Bauhaus sollten Architektur, Malerei, Design und
handwerkliche Kunst zusammengeführt werden. 1925 musste das Bauhaus nach Dessau, der
Hauptstadt des Landes Anhalt, umziehen, weil die bürgerliche Regierung in Thüringen dem
Projekt die staatliche Unterstützung entzogen hatte.

Theater

Mit der Errichtung der demokratischen Weimarer Republik fanden auch die Zensur und das
Kunstdiktat des Kaiserreichs ein Ende. Viele Theaterintendanten, -regisseure und Dramaturgen
stellten ihr Schaffen in den Dienst einer politischen Idee, so begeisterten sich etwa ERNST
TOLLER, ERWIN PISCATOR und BERTOLT BRECHT für sozialistische Ideale und
verpackten diese in gesellschaftskritische Theaterstücke – besonders BRECHTS (Text) und
KURT WEILLS (Musik) „Dreigroschenoper“ wurde in der ganzen Republik gefeiert. Prägend
für die vielfältige und lebendige Theaterszene der Republik waren vor allem die Berliner
Bühnen und Regisseure wie MAX REINHARDT und LEOPOLD JESSNER, die
sehr experimentell arbeiteten und auch expressionistische Elemente in die Aufführungen
einbrachten. Ab Mitte der Zwanzigerjahre hielt der neusachliche Stil auch im Theater Einzug,
z. B. mit der antimilitaristischen Tragikomödie „Der Hauptmann von Köpenick“ von CARL
ZUCKMAYER.

Kino

Die neuen künstlerischen Ausdrucksformen fanden auch Eingang in den


zeitgenössischen Kinofilm. Richtungsweisend wurden die Stummfilme von WILHELM
MURNAU (Nosferatu – Symphonie des Grauens, 1922) und FRITZ LANG (Dr. Mabuse, 1922,
Metropolis, 1926). Sie schufen neue Bilderwelten im Film, indem sie die Formensprache
des Expressionismus übernahmen. Kulissen wurden zum Beispiel perspektivisch verzerrt
gebaut, um beim Publikum eine unwirkliche und bedrückende Atmosphäre zu erzeugen.
Die Kostüm-, Revue- und Lustspielfilme der Zeit erreichten ein Massenpublikum, denn 1930

2
existierten in Deutschland rund 5 000 Kinos und bereits 1925 wurden täglich fast 2 Millionen
Kinokarten verkauft. Nach den Studios in Hollywood wurde die Universum Film AG (Ufa) die
zweitgrößte Filmproduktionsgesellschaft der Welt. Der erste große deutsche Tonfilm „Der
blaue Engel“ verhalf MARLENE DIETRICH zu Weltruhm. Alle Gattungen des Kinofilms, die
auch heute noch gebräuchlich sind, also z. B. Horror-, Abenteuer-, Science-Fiction- oder
Spionagefilme, entstanden in den Zwanzigerjahren.

Literatur und Journalismus

Auch die deutsche Literatur der Zwanzigerjahre erreichte Weltniveau. THOMAS MANN
machte 1924 mit dem „Zauberberg“ Furore und erhielt 1929 den Nobelpreis für Literatur. Auch
der „Steppenwolf“ von HERMANN HESSE und ERICH MARIA REMARQUES „Im Westen
nichts Neues“ wurden weltweit gelesen. Die Liste der bedeutenden Autoren dieser Epoche ist
lang, FRANZ KAFKA, ARNOLD ZWEIG, ANNA SEGHERS, JOSEPH ROTH und ERICH
KÄSTNER gehören ebenso dazu wie HANS FALLADA, ÖDÖN VON HORVÁTH, LION
FEUCHTWANGER, ALFRED DÖBLIN sowie HEINRICH und KLAUS MANN. ERNST
JÜNGER („In Stahlgewittern“) und OSWALD SPENGLER („Der Untergang des
Abendlandes“) verfassten ebenfalls in dieser Zeit ihre kulturpessimistischen
und antidemokratischen Schriften, die bei den Nationalsozialisten starke Beachtung fanden.
Die Journalisten EGON ERWIN KISCH („Der rasende Reporter“), KURT TUCHOLSKY
(Zeitung „Die Weltbühne“) und CARL VON OSSIETZKY („Die Weltbühne“) schrieben
packende und anspruchsvolle Reportagen zu sozialen und politischen Themen. Die Presse
nahm eine Spitzenposition unter den Medien ein. 1928 erschienen über 3 350
verschiedene Tageszeitungen, heutzutage gibt es in Deutschland „nur“ etwa 360
Tageszeitungen.

Sport

Auch in sportlicher Hinsicht tat sich in der Weimarer Republik so einiges. Autorennen zählten
zu den populärsten Sportveranstaltungen, die Rennen auf der 1921 bei Berlin fertiggestellten
Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße (Avus) zogen Massen von Besuchern an. 1926 wurde
dort der erste Große Preis von Deutschland ausgetragen. Die Fahrer stellten mit den bis zu 240
Stundenkilometern schnellen Rennwagen der Firmen Mercedes-Benz, Bugatti, Alfa Romeo
Geschwindigkeitsrekorde auf und wurden umjubelte Stars. Fußballspiele verloren allmählich
ihren Ruch als Volksbelustigung der Arbeiterklasse und lockten an den Wochenenden
Hunderttausende in die Stadien. Radrennen und Boxkämpfe zogen ebenfalls die Zuschauer in
Scharen an – die Boxkämpfe MAX SCHMELINGS konnten Millionen von Zuschauern im
Radio verfolgen.

3
Rundfunk

Das Radio begann sich seit Mitte der Zwanzigerjahre als Massenmedium durchzusetzen. Am
29. Oktober 1923 wurde um 20 Uhr die erste öffentliche Rundfunksendung in Deutschland aus
dem Berliner Vox-Haus ausgestrahlt. Schon 1924 gab es dann
zahlreiche Rundfunkanstalten, die 1925 in einer Dachorganisation, der Reichs-Rundfunk-
Gesellschaft, zusammengefasst wurden. Die Zahl der Rundfunkempfänger erhöhte sich von
1924 bis 1932 rasant, von etwa 10000 auf rund 4 Millionen Geräte. Im Radio war vor
allem Unterhaltungsmusik zu hören, wie beispielsweise die Schlager der Comedian
Harmonists oder die Chansons der Schauspielerin und Sängerin CLAIRE WALDOFF. Ein
Drittel der Sendezeit entfiel jedoch auf Wortbeiträge, also Nachrichtensendungen, Reportagen,
Vorträge, Hörspiele und Dichterlesungen.

Musik und Tanz

Neben dem Radio waren auch Tanzveranstaltungen äußerst beliebt. Getanzt wurden in den
zahlreichen Tanzlokalen vor allem die amerikanischen Modetänze „Shimmy“ und
„Charleston“ zu den Jazzklängen von DUKE ELLINGTONS „Chocolate Kiddies“
oder JOSEPHINE BAKERS „Charleston Bigband“ und zahlreicher anderer Bands. Zum
Charleston trugen die Herren Anzüge und die Damen Kleider, die bis zum Knie
herunterreichten und die mit glitzernden Pailletten und bunten Glasperlen verziert waren. Die
französische Tänzerin und Sängerin JOSEPHINE BAKER gastierte 1927 in Berlin und rief mit
ihren „wilden“ Tänzen und ihrer „leichten“ Bekleidung – sie trug einen Rock aus Bananen –
große Aufregung hervor.
Auch in der ernsten Musik wurden neue Wege beschritten. Die Komponisten PAUL
HINDEMITH und ARNOLD SCHÖNBERG experimentierten mit neuen Tonsprachen. Bei
HINDEMITH hielt die antiromantische und nüchterne „neue Sachlichkeit“ Einzug,
SCHÖNBERG entwickelte darüber hinaus die sogenannte Zwölftontechnik, welche die
Grenzen der Tonalität sprengt und daher für Laien schwierig zu hören ist. Die Musik von
RICHARD STRAUSS bewegte sich dagegen noch in der klassisch-romantischen Tradition und
brachte sie zu einem Abschluss.

Schattenseiten

Während man sich während des Kaiserreichs noch sehr zugeknöpft gegeben hatte, gab man sich
jetzt in den Großstädten frivolen Vergnügungen hin. In kleinen Zirkeln, Cabarets und
großen Revuen wurden Nacktvorstellungen gegeben, und die Prostitution blühte, verursacht
freilich durch die große Armut vieler Menschen. Auch der Konsum von Drogen wie Kokain,
Opium und Haschisch war in Szenekreisen weitverbreitet, da Drogen nicht gesetzlich verboten
waren und die verheerenden Auswirkungen des Drogenkonsums nicht zur Kenntnis genommen
wurden.

4
Emanzipation der Frau

Die Emanzipation der Frau machte in den Zwanzigerjahren ebenfalls Fortschritte. Mit der
Weimarer Republik war das Wahlrecht auch für Frauen eingeführt worden, und die Anonymität
der Großstädte erlaubte es den Frauen, neue Lebensmodelle auszuprobieren. Die sich
etablierende sexuelle Freizügigkeit ermöglichte den Frauen, öffentlich über ihre Bedürfnisse
und Wünsche zu diskutieren und zu schreiben. Die Schriftstellerin VICKI BAUM („Menschen
im Hotel“) beschrieb die „neue Frau“ als selbstbewusst und den Männern privat wie beruflich
ebenbürtig.

Arbeiterkultur

In den Zwanzigerjahren war auch die traditionelle Arbeiterkultur noch lebendig, aber der
klassische Lebensweg eines sozialistischen Arbeiters, der von der Sozialdemokratie von der
Wiege bis zur Bahre versorgt und betreut wurde, war nicht mehr die Regel. Arbeiterlieder,
Arbeitertheater, Arbeiterliteratur und -zeitungen dienten jetzt nicht mehr nur zu Bildungs- und
Propagandazwecken, sondern wurden vor allem in der Endphase der Weimarer Republik
zu Kampfmitteln gegen das rechtsnationalistische Lager eingesetzt, das mit den gleichen
Mitteln agierte.

Gleichschaltung unter dem Nationalsozialismus

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 endete auch die kulturelle und
künstlerische Vielfalt der Weimarer Republik. Viele Künstler wurden verfolgt und ihre Werke
verbrannt oder verboten, wenn sie von den Nationalsozialisten für „entartet“ gehalten wurden.
Wie alle anderen Bereiche des gesellschaftlichen und politischen Lebens wurde auch
der Kunstbetrieb in der NS-Zeit gleichgeschaltet.

Vous aimerez peut-être aussi